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☾ Mikadzuki-ko

Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki"
von

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Rin wandte den Kopf, als sie sah, dass Kôhei neben ihr aufblickte.

Sie war bei aller Langlebigkeit nur ein Mensch, aber sie hatte gelernt, sich auf die ihr wohlgesonnenen Dämonen und ihr Verhalten zu verlassen.
 

Daher war sie auch wenig überrascht, als Sesshômaru jetzt über die Grasfläche auf sie zu kam.

Seine goldenen Augen blickten emotionslos drein wie immer, aber sie kannte ihn gut genug, um zu ahnen, warum er sie so früh am Morgen im Garten aufsuchte.
 

„Guten Morgen, Sesshômaru-sama!“, grüßte sie aber nur fröhlich. Sie hatte es sich nie wirklich angewöhnt, ihn als ‚Chichi-ue‘ anzusprechen, wenn sie nicht musste.
 

Und er nahm das hin. Kurz richtete sich sein Blick auf sie, dann trat er an ihre Seite und blickte wieder geradeaus.
 

Einen Moment lang war es still, ehe Rin die Initiative übernahm: „Was machen wir jetzt mit Sayuri?“
 

„Abwarten“, konstatierte der InuYôkai bloß.
 

Rin biss sich auf die Unterlippe um das Lachen zu unterdrücken.

Sie wusste, was ihr Ziehvater eigentlich meinte: Wir lassen sie sich eingewöhnen. Wenn sie uns kennengelernt hat, kann sie uns vielleicht auch einige Fragen beantworten. Bis dahin versuchen wir erst einmal vorsichtig bei den in Frage kommenden Yôkai zu forschen. Und Arata hat den Auftrag, Sayuri im Auge zu behalten und herauszufinden, wie es um ihre Stärke bestellt ist. - Das war der Plan, den sie am vergangenen Abend noch aufgestellt hatten.

Und sichtlich hatte Sesshômaru daran nichts geändert.

„Natsu-sama ist also unterwegs?“, wollte sie nur wissen.
 

Ein knappes Nicken seitens Sesshômaru.

Natsu sollte gemeinsam mit InuYasha, Kagome, Tián und Kirara die nähere Familie unter die Lupe nehmen.

Sesshômaru selbst würde nur eingreifen, wenn es Probleme gab. Sprich, wenn ein Familienmitglied die Frage nach einem eventuellen Hanyôkind zum Anlass nehmen würde, den Fragensteller zerfleischen zu wollen. Und solange InuYasha sich in der Gruppe befand war es nicht unwahrscheinlich, dass die Frage derart ungeschickt formuliert werden würde.

Da hob Sesshômaru leicht den Kopf, sein Blick glitt zur Schlossfassade und zu dem Gemach, in dem Sayuri untergebracht war.
 

Rin folgte seinem Blick. „Was ist?“

„Sie ist wach“, gab der Weißhaarige nur von sich und Rin hörte den versteckten Auftrag darin.

Rasch machte sie sich auf den Weg. Arisu, die ein paar Meter entfernt stumm zugehört hatte, beeilte sich, sich ihrer Herrin – und Freundin – anzuschließen.
 

~*~
 

Kirara pflügte derweil mit kraftvollen Sprüngen über den Himmel. Kagome saß auf ihrem Rücken, InuYasha und Natsu liefen zu Fuß, während Tián neben der Nekomata hersegelte. Shizuka, die nicht beinahe allein hatte im Dorf bleiben wollen, saß hinter Kagome.

So landeten sie schließlich vor einem ebenso kleinen wie schmucken Schlösschen, deren Hausherr ein angeheirateter Großcousin Sesshômarus war. Nicht er, aber zwei seiner Töchter kämen laut Kagomes Stammbaumanalyse in Frage.
 

Kagome stützte sich kurz in Kiraras Nacken ab und atmete tief durch. „Also gut. Auf in den Kampf, nicht wahr?“, wollte sie mit einem halbherzigen Lächeln wissen und während Natsu ihr aufmunternd zunickte und InuYasha nur sein üblich unbesorgtes „Keh!“ beisteuerte, machte Tián sich bereits auf den Weg. Ab und an unterstützte er die Boten, die am Inuschloss arbeiteten und daher hatte man ihn hier schon ein, zwei Mal gesehen.

Also glitt Kagome von Kiraras Rücken und gemeinsam folgten sie Tián mit ein wenig Abstand.
 

Als sie ankamen, wurden sie bereits erwartet.

Die Schlossherrin persönlich stand im Eingangsportal, daneben eine Wache und ganz in der Nähe Tián, der zwar den Blick etwas gesenkt hielt, sich aber ansonsten nicht wirklich unterwürfig zeigte. Das hier war niederster Adel, da brauchte auch ein Bote nicht sonderlich ergeben tun.

Als die Schlossherrin jetzt aber Natsu erkannte, versank stattdessen sie in einer deutlichen Verbeugung, ehe sie zu grüßen wagte. Aus ihrem Ton sprach dabei mehr Höflichkeit als Freundlichkeit.

Natsu reagierte ebenso unterkühlt.
 

„Was führt Euch hierher?“, wollte die Schlossherrin schließlich wissen.

Sie hatte die silbrigen Haare, die in Sesshômarus Familie weit verbreitet waren, aber ihre Augen leuchteten in einem eigentümlichen Blaugrün.
 

„Ein paar Fragen nur. Es ist eine kleine Unklarheit aufgetaucht“, erwiderte Natsu nur.
 

„Unklarheit. Und dazu musstet Ihr die alle mitbringen?“, konterte die Schlossherrin.
 

Natsu ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegensatz zu früher, als sie zum ersten Mal mit Sesshômaru auf Reisen gewesen war und sich mit seiner Art und der Art seiner Familie herumschlagen musste, saß sie jetzt am längeren Hebel. Sie hatte den höheren Rang inne. Sie mochte selbst eine Raion sein, sie galt gleichzeitig als die hochrangigste Inu, so unlogisch das anmuten mochte. „Mein Schwager begleitet mich auf Wunsch meines Gefährten“

Gleichzeitig schob Kagome nur einen Finger unter die dünne Kette um ihren Hals. Sie brauchte den Anhänger nicht einmal herauszuziehen, die Geste war vielsagend genug.
 

„Und die da? Was ist sie überhaupt? Sie riecht weder nach Mensch, noch nach Yôkai – und auch nicht wie der da“, muckte die Schlossherrin wieder auf.

‚Der da‘ bezog sich auf InuYasha. Ganz offensichtlich vermochte die Frau vor ihnen das Wort ‚Hanyô‘ nicht einmal in den Mund zu nehmen.
 

„Sie ist meine Tochter, Herrin. So oft es geht begleitet sie mich, um zu lernen, wie sich ein Bote zu verhalten hat“, mischte Tián sich ein, ganz offensichtlich rührte es ihn wenig, dass die Worte der Schlossherrin nahe an einer Schmähung lagen. Aber er war Vorurteile ja in Reinkultur gewohnt.

„Wie sich ein Bote zu verhalten hat? Dann bist du ein schlechtes Vorbild“, konterte die Schlossherrin derweil.

„Ich bin meinem Dienstherrn verpflichtet, nicht Euch, Herrin“, gab Tián bloß zurück und da das stimmte, ließ die Angesprochene ihn sofort wieder links liegen. „Was wollt Ihr nun von uns?“
 

„Wie ich schon sagte, im Zweifelsfall nur eine Antwort. Hat sich eine Eurer beiden jüngsten Töchter vor… fünf bis zehn Jahren auf Reisen befunden?“
 

„Warum?“, fragte die Schlossherrin skeptisch zurück.
 

„Antwortete uns einfach und Ihr seid uns sofort wieder los“, beharrte Natsu nur.
 

Ihr Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Nein, waren sie nicht“, gab sie dann kurz angebunden von sich und drehte sich bereits vielsagend um.
 

Natsu blickte kurz zu Kagome, die zustimmend blinzelte. Sie hatte das Yôki ihrer Gesprächspartnerin im Auge behalten um zu merken, sollte die sich aufregen oder Furcht haben. Aus demselben Grund war es InuYashas Metier gewesen, die Witterung ihres Gegenübers zu prüfen, aber auch er zuckte nur mit den Hundeohren auf seinem Kopf. Nichts Auffälliges.

Also wandte Natsu dich ab und machte sich auf den Rückweg.

Die anderen beeilten sich, zu folgen. Diesmal war es friedlich ausgegangen.

Man würde sehen, wie es bei der nächsten Station wäre. Denn die Nächste war eine direkte Verwandte von Sesshômarus Mutter und ebenso schwierig zu händeln. Außerdem war es ein offenes Geheimnis, dass dieser Familienzweig selbst Natsu nur akzeptierte, weil die von Sesshômarus Mutter legitimiert worden war. Das konnte spaßig werden.
 

~*~
 

„Rin-san?“

Die Frage kam schüchtern und noch verschlafen, als Sayuri sah, wer den Raum betrat.
 

Rin lächelte offen. „Richtig, Sayuri. Sag‘ mal, hast du Hunger?“
 

Sayuri sah die junge Frau im hellen Kimono kurz an, ehe sie nickte. „Großen Hunger!“, erklärte sie und zeigte dabei mit weit ausgestreckten Armen, wie groß ihr Appetit war.
 

„Gut so. – Arisu!“
 

Mit großen Augen beobachtete das Mädchen die zweite junge Frau im Raum, die bisher in der Nähe der Tür gestanden hatte, jetzt aber herankam.

„Hai?“
 

„Versuch‘ für unseren kleinen Gast etwas zu essen aufzutreiben. Und lass’ dich nicht abwimmeln, ich weiß, die Köche haben das außerhalb der Essenszeiten nicht gerne, aber immerhin ist die Kleine ein Gast des Fürsten”, trug Rin ihr auf und zwinkerte ihr dabei verschwörerisch zu.

Arisu unterdrückte sichtlich ein Grinsen, ehe sie davoneilte.
 

„Wen meinst du?“, wollte Sayuri da wissen.
 

Rin sah sie wieder an. „Womit? – Ach, mit Fürst? Weißt du, wir sind hier in einem Schloss. Und dieses Schloss gehört einem Fürsten. Einem ganz wichtigen Mann. Du hast ihn übrigens schon gesehen. Der Mann mit den goldenen Augen, gestern Abend. Erinnerst du dich?“
 

Nach kurzem Zögern nickte Sayuri bestätigend, aber ihre Augen glänzten noch immer vor Neugier, waren groß vom Erstaunen. Sie schien sich aber zurückzuhalten, fragte sich vielleicht, ob es unhöflich war, weiter zu fragen.
 

Rin wusste nicht, wie die Kleine erzogen worden war, aber anscheinend war auf Anstand geachtet worden. Also kam sie sicher nicht aus einem einfachen Dorf, so wie sie seinerzeit.

„Was willst du wissen?“, fragte sie dennoch.
 

Sayuri ließ sich nicht zweimal bitten: „Warum machst du das Essen nicht selbst? Okaa-san hat das Essen immer selbst gemacht“
 

Rin zögerte unmerklich bei Sayuris zweitem Satz.

Aber noch war es unmöglich, der Kleinen zu verraten, dass die Frau, die sie anscheinend als Mama empfand, nach bisheriger Erkenntnis vermutlich nicht ihre ‚Okaa-san‘ war.

Aber sie beeilte sich, zu antworten: „Weißt du, Sayuri, das könnte ich sogar. Aber wenn ich das Essen selber holen gehe, dann fände der Fürst das sicherlich nicht gut. Er ist mein Ziehvater, weißt du? Ich bin also eine Art Hime. Und deswegen muss meine Dienerin das Essen holen und nicht ich“
 

„Hime?“, Sayuri hatte ein wenig den Kopf schief gelegt und Rin kicherte nun doch.

Sie hatte lange genug mit Dämonen zu tun, um zu wissen, dass diese Geste fast allen Yôkai typisch war, besonders aber den Ookami und den Inu.
 

Und immerhin war es wahrscheinlich, dass Sayuri Inu-Blut besaß, weil sich früher kaum eine andere Yôkaiart in die Inufamilie eingeschlichen hatte, schon gar nicht auf Seiten von Sesshômarus Mutter.

Da war die gesamte Familie extrem auf Reinblütigkeit bedacht und daher hatte auch fast niemand von ihnen näheren Kontakt zu ihnen, aber das störte Rin schon lange nicht mehr. Das Leben hatte ihr gezeigt, dass Harmonie schön und gut war, aber man es manchmal auch hinnehmen musste, dass sie nicht hundertprozentig zu erreichen war.
 

„Ja, eine Hime, Sayuri. Kagome übrigens auch. Ihr…“ Wie hatte Kagome noch gesagt, hieß das außerhalb des Bannkreises? Ach ja…, „…ihr Ehemann ist der Bruder des Fürsten“
 

Sayuris Gesichtsausdruck zeigte jetzt reines Staunen.
 

Da kam Arisu zurück, in den Händen ein kleines Tablett, auf dem ein Becher und zwei Reisbällchen waren. Sie stellte das Essen neben Sayuris Lager ab, zog sich einen Schritt zurück und kniete sich schräg neben Rin hin.
 

Heißhungrig machte Sayuri sich über das Essen her.
 

Rin beobachtete das mit einem Schmunzeln.

Sie kannte dieses Verhalten von ihren eigenen beiden Kindern.

Hanyô brauchten eigentlich nicht jeden Tag essen. Ihr Dämonenblut ermöglichte ihnen, ohne großartige Schwierigkeiten an die zwei Wochen ohne Essen auszukommen. Aber irgendwie hatte sich ein gesunder Appetit in ihrem Instinkt festgesetzt, der wohl daraus entsprang, dass die meisten Hanyô früher nie gewusst hatten, wann sie an die nächste Mahlzeit kämen. Die Verachtung, die InuYasha, Jinenji und vor einiger Zeit auch Shiori hatten erleben müssen, war schließlich kein Einzelfall.

„Hast du eigentlich gut geschlafen?“, wollte Rin schließlich wissen.
 

Sayuri überlegte einen Moment, dann wiegte sie den Kopf hin und her. „Erst gar nicht. Ich… ich weiß noch, dass da Donner war und Blitz. Da hab‘ ich eigentlich keine Angst vor. Aber plötzlich war alles kalt, ganz kalt…“
 

Rin runzelte ein wenig die Stirn. Also hatte Sayuri Albträume gehabt, aber nicht wegen des gestrigen Tages? Interessant. Offenbar war sie recht hart im Nehmen.

„Und dann?“
 

„Dann hab‘ ich plötzlich ein Lied gehört. Ich… es war schön. Aber ich kannte es nicht“
 

„Und dann hast du besser geschlafen?“
 

„Jaa! Ganz fest“, bestätigte Sayuri sofort.
 

„Schön. – Weißt du was? Ich glaube, wir gehen ein wenig in den Garten, einverstanden?“
 

Sayuri war sichtlich begeistert.
 

Rin schmunzelte ein wenig.

Sie hatte sich Sayuris Worte zu deuten gewusst. Da hatte also Natsus Instrument wieder eine Rolle gespielt. Nun, Rin erinnerte sich nicht an eine einzige Situation, in der Natsu damit nicht erreicht hätte, was sie wollte. Wie sie das machte, blieb wohl ihr Geheimnis. Magie war da jedenfalls keine im Spiel. Zu mindestens nicht im eigentlichen Sinne.

Jetzt aber hielt sie Sayuri erst einmal die Hand hin und die Kleine griff sofort zu.

Rin lächelte nur, aber ihre Gesichtszüge erstarrten für einen kleinen Moment, als sie darin bestätigt wurde, dass man sich niemals zu früh freuen sollte, denn Sayuri fragte arglos: „Wo ist eigentlich Otou-san?“
 

~*~
 

Schwungvoll flog die Schiebetür auf und die junge Frau mit den rotblonden Haaren schreckte hoch. „Itoko! Erschreck‘ mich doch nicht so!“, schimpfte sie.
 

Besagte jüngere Schwester, die in der Tür stand, grinste bloß von einem Ohr bis zum anderen. „Störe ich etwa?“, wollte sie neckisch wissen.
 

Die Ältere legte den Kopf schief und grinste ebenso süffisant zurück: „Nein, da muss ich dich enttäuschen, Akeno. Shinchiro ist schon unterwegs“
 

„Schaaade…“, konterte die Jüngere und kam unaufgefordert in den Raum, schloss die Tür behutsamer, als sie sie aufgestoßen hatte.
 

„Was ist denn?“, wollte die Ältere schließlich wissen.
 

„Der Brautwerber ist zurück!“, erklärte Akeno eifrig und kniete sich vor ihre Schwester, die auf ihrem Lager saß.
 

Jetzt war auch Benika aufmerksam. „Wirklich?“
 

Akeno nickte heftig. „Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er jemanden für Kanaye gefunden!“
 

„Hast du etwa gelauscht?“, wollte die Ältere mit spielerisch mahnend erhobenem Zeigefinger wissen.
 

Akeno schob etwas die Unterlippe vor: „Ich doch nicht! Ich hab‘ bloß ganz zufällig mitgekriegt, dass Chichi-ue Kanaye rufen ließ!“
 

Benika lachte schallend. „Du hast doch gelauscht“, stellte sie klar und Akeno wandte gespielt beleidigt den Blick ab.

„Naja, vielleicht ein bisschen… oder auch ein bisschen mehr…“, grinste sie aber dann und als Benika sie interessiert anblickte, wusste Akeno, dass sie ihre ältere Schwester am Haken hatte.

Aber sie war viel zu ungeduldig, um diese länger zappeln zu lassen: „Sie heißt Umeko. Und ich glaube… sie soll hier mit ihrer ganzen Familie anreisen!“
 

„Huch, das kann heiter werden“, stieß Benika unwillkürlich aus.

Jetzt lachten beide Schwestern.

Benika beruhigte sich als erste wieder und plötzlich waren ihre Züge ernst geworden. „Hast du es Kyoko schon gesagt?“
 

Akeno zog eine Schnute und schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte sie nicht stören. Sie ist wieder bei Shippô“
 

Benika seufzte.

‚Bei Shippô‘ bedeutete, in dem Zimmer, dass sein Gemach gewesen war, ehe er vor über zweihundert Jahren plötzlich auf und davon gewesen war. Bis heute wusste niemand so genau, warum. Der Brief, den er damals hinterlassen hatte, hatte auch nichts Genaueres enthüllt.

Und Kyoko litt am Meisten darunter. Sie und Shippô waren sich immer sehr nahe gewesen, im Grunde war es Kyokos ‚Schuld‘, dass der Fuchswaise damals adoptiert worden war. Fast dreihundert Jahre war das gut gegangen. Er hatte einfach dazugehört, war ein Teil der Familie gewesen, ohne dass es Probleme gegeben hätte. Und dann war er auf einmal weg gewesen.

Mit einer harschen Handbewegung schob Benika das beiseite. „Wie auch immer, Chichi-ue wird uns sicher noch rufen lassen, um uns offiziell mitzuteilen, was los ist. Und dann wird auch Kyoko kommen“
 

„Sicher“, bestätigte Akeno, aber sie schien nicht mehr so fröhlich wie vorher.
 

~*~
 

Rins Gedanken rasten. Konnte sie Sayuri die Wahrheit sagen? Das konnte gut nach hinten losgehen. Aber lügen? Auch keine bessere Lösung. Nur, wie formulierte sie das am Geschicktesten?
 

Ihr Zögern hatte eine andere Wirkung auf Sayuri, als erwartet.

Die Kleine sah sich nämlich um und schien das Zimmer zum ersten Mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Es war relativ leer, außer dem Lager waren da nur eine schlichte Truhe und eine dünne Tatami-Matte vor der Tür zum Balkon hinaus.

„Ist das hier ein Hotel? Otou-san sagt immer, es gibt Hotels, die machen das, was er auch macht. Sie tun so, als wären sie von ganz, ganz früher“
 

So ganz genau wusste Rin zwar nicht, was ein Hotel war, aber es hörte sich so an, als gäbe ein ‚Ja‘ ihr die Möglichkeit, noch ein paar Minuten über eine sinnvolle Antwort nachzudenken.

Als nickte sie.
 

Sayuri strahlte. „Toll! Also zeigst du mir alles?“
 

Rin lächelte erleichtert. „Natürlich. Und mit dem Garten fangen wir an, komm!“
 

~*~
 

Kagome war derweil aus einem anderen Grund nachdenklich. „Ich weiß nicht, ob das ganze so viel bringt. Jetzt wo wir zum ersten Mal genauer nachbohren mussten, wird sich unser Anliegen schnell herumsprechen, dann gibt es Gerüchte und schon weiß jeder Bescheid. Wir werden auf eine Mauer des Schweigens treffen“, gab sie zu Bedenken, während sie entgegen InuYashas Protest die Wunde an seinem Oberarm verband.

Er hielt ein Verarzten ja mal wieder nicht für notwendig, aber die Schwertklinge der Schlosswache war tief gedrungen.
 

Auf die Frage, ob die in Frage kommende Tochter im verdächtigen Zeitraum für sich allein unterwegs gewesen war, war diesmal nämlich ein Ja gekommen. Auch die Frage, ob es möglich war, dass sie sich außerhalb der Bannkreise herumtrieb, war bejaht worden. Als sie dann vorsichtig gefragt hatten, wie besagte Tochter zu Menschen stände, war der Schlossherr ausgerastet. Da hatte es nicht einmal einen vorlauten Spruch InuYashas gebraucht, dass sie schon die Wachen auf dem Hals gehabt hatten.
 

Natsu, die mit dem Rücken an einem Baumstamm lehnte, stimmte ihr zu. „Das ist wahr. Wir hätten es anders anfangen müssen. Wir hätten Leute schicken sollen, die ohne Verdacht zu erwecken mit den Bediensteten sprechen können. Dann hätten wir den Kreis der Verdächtigen einschränken können. Und dann hätten wir uns aufteilen müssen“

Sie atmete tief durch. „So hat das jedenfalls keinen Sinn“
 

„Ach Quatsch. Wenn wir ein bisschen nachdrücklicher sind, reden die schon, egal was sie von uns denken!“, mischte InuYasha sich ein, ehe er im nächsten Moment zusammenzuckte, weil Kagome den Verband fester angezogen hatte. „Aua! Nicht so fest, Kagome!“, murrte er.
 

Kagome zeigte sich wenig bedauernd: „Jaja, armes Hündchen“ InuYasha zuckte ärgerlich über die Betitelung mit den Hundeohren.
 

„Ob das so viel gebracht hätte, InuYasha…“, sagte Tián derweil.
 

„Genau. Und vergiss nicht, dass das alles Sesshômarus Verwandtschaft ist. Der setzt seine Ehre aufs Spiel, wenn klar wird, dass wir drohen um Antwort auf doch recht intime Fragen zu bekommen. Du hast doch gesehen, dass eine harmlos formulierte Frage sofort durchschaut wird“, pflichtete Natsu dem Komori bei.
 

Kagome war schon einen Schritt weiter. „Nachträglich können wir das nicht mehr schaffen, mit dem Bediensteten befragen und so. Dann kocht die Gerüchteküche nur endgültig über. Also brechen wir es ab und hoffen einfach, das Gras über die Sache wächst“
 

Nach kurzem Überlegen nickte Natsu. „Das wird das Beste sein. Und ich rede noch einmal mit Sesshômaru. Vielleicht…“, sie grinste leicht, „… vielleicht schaffe ich es ja doch, ihn zu überreden, dass er seine Mutter mal auf die Sache anspricht. Sie hat viel mehr Kontakt zu diesem Teil der Familie, als wir. Vielleicht hat sie etwas aufgeschnappt. Zwar gibt sie nicht viel auf Gerüchte, aber dafür hat sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis“
 

Kagome kniff etwas die Augen zusammen. „Na ob das so eine gute Idee ist…“, murmelte sie nur vor sich hin.

Sie wusste, dass Natsu sie gehört hatte, aber sie wunderte sich nicht sonderlich darüber, dass die Löwendämonin nicht reagierte.

Ihnen war allen klar, dass es kaum eine andere Möglichkeit gab. Im Zweifelsfall würde man sich eben mit einer wütenden Chiyo, Hundefürstin a.D., herumschlagen müssen...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn gleich alles geklappt hätte, hm?

Das nächste Kapitel bringt - mehr oder weniger neue - "Erkenntnisse". Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RoseCherie
2015-03-15T10:16:20+00:00 15.03.2015 11:16
Es geht spannend weiter. Das die Inus nicht sonderlich erfreut über die Befragung sind, war ja klar - vor allem wenn Inu Yasha mit seiner ungeduld dazwischen quakt ^^
Das mit Shippo interessiert mich jetzt aber - warum ist er einfach abgehauen?
Freu mich aufs nächste Kapi <3
Antwort von:  Mimiteh
15.03.2015 14:00
Naja, in diesem Falle hat InuYasha ja nichtmal dazwischengequakt,trotzdem war die offene Befragung wohl wirklich nicht die geschickteste Methode^^
Was Shippô betrifft, kriegst du die gleiche Antwort wie Avialle: Abwarten^^ Früher oder später (eher später) wird sich auch dieses Rätsel lösen, versprochen ;)
Antwort von:  RoseCherie
15.03.2015 14:25
Ja stimmt ausnahmsweise konnte er mal still sein :D
Ja darauf warte ich gerne :)
Von:  Avialle
2015-03-15T00:04:50+00:00 15.03.2015 01:04
Also die Sache mit Shippo wird nicht klarer... Mädel, was soll das nur, hm?
Natsu und Co haben derweil eine andere, tolle Aufgabe zu meistern
- Ironie lässt grüßen *gg*
Das der Schuss nur nach hinten gehen konnte, war sowas von klar
Und wann zum Henker schenkt der kleinen mal einer reinen Wein ein? Ewig kann das nicht so weiter gehen
Antwort von:  Mimiteh
15.03.2015 01:16
Das werde ich sicherlich nicht so schnell verraten^^
Wir auf jeden Fall noch eine Weile dauern, bis sich die Geschichte klärt. Eine laaaange Weile [wobei ich darum bitten möchte, die beiden letzten Worte NICHT zusammenzuschreiben ;)]

Ja, dass diese Art der Informationsbeschaffung nicht ganz so perfekt ausgearbeitet war... dafür haben sie ja die Quittung gekriegt.
Und was Sayuri und die Wahrheit angeht... eins verrate ich: Darauf wirst du nicht so lange warten müssen, wie auf eine Klärung im Fall Shippô xD


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