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☾ Mikadzuki-ko

Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki"
von

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Beziehungen

„Kikyô? Bist du hier?“

Kagome trat auf den kleinen Platz im Mittelpunkt des winzigen Dorfes und sah sich suchend um.
 

Weit und breit war niemand zu sehen. Und von ihrer Tochter kam auch keine Antwort.
 

Also betrat Kagome die Hütte, fand aber auch diese – samt Sayuris bisherigem Lager – verwaist vor. Sie runzelte die Stirn.

Was ging hier vor sich?
 

„Ach, Kagome, du bist es“, sprach sie da plötzlich jemand an und noch ehe sie sich ganz umgedreht hatte, hatte sie die Stimme erkannt.

Nun, sie kannte auch den Sprecher lange genug, außerdem war seiner Stimme ein leichter Akzent geblieben, auch wenn er schon lange kein chinesisches Wort mehr gesprochen hatte, abgesehen von seinem eigenen Namen.
 

„Grüß‘ dich, Tián. Weißt du, wo die anderen sind?“
 

Der Komori, der bisher halb in der Tür gestanden hatte, betrat die Hütte nun gänzlich, während er nickte.

„Die sind alle mit eurem neuen Schützling im Schloss. Shizuka hat mir noch Bescheid gesagt und ist dann hinterher. Scheint als wolle Fürst Sesshômaru euer Findelkind nicht mehr aus den Augen lassen“, berichtete er gelassen, woraufhin Kagome sich ein Kichern verkneifen musste.
 

Es war immer wieder seltsam, in dieser Art über den stets eiskalt wirkenden InuYôkai zu spekulieren.

Aber es war einiges Wahres dran, wenn man ihn näher kannte.
 

So aber zuckte die Miko leicht mit den Schultern. „Nun gut, dann werde ich auch gehen. Es bringt ja nichts, wenn ich hier alleine sitze“
 

Tián verstand den Wink mit dem Zaunpfahl durchaus und wandte sich wieder zum Gehen, denn Kagome trug noch immer ihre Chihaya und normalerweise vermied sie, mit der im Schloss aufzutauchen.

Sie würde sich umkleiden wollen.

„Es sind aber nicht alle im Schloss“, sagte er nur noch über die Schulter, ehe er die Hütte verließ.
 

Kagome sah ihm nur kurz nach. Sie wusste sich seine Worte zu deuten.

InuYasha war also nicht mit den anderen gegangen, sondern schmollte irgendwo.

Wahrscheinlich hatte er wieder so richtig aufgedreht, als er erfahren hatte, dass sie ohne ihn gegangen waren. Sie war seinen manchmal übersprudelnden Beschützerinstinkt ja gewohnt und sie wusste, wie oft er sie früher wie heute auch aus brenzligen Situationen befreit hatte, aber manchmal übertrieb InuYasha es auch. Und manchmal konnten sie eben keine Rücksicht auf ihn nehmen, besonders dann nicht, wenn schnelles Handeln vonnöten war, so wie vorhin.

Wer wusste schon, was man sonst noch mit der Kleinen angestellt hätte. Nicht nur, dass sie ein Hanyôkind war, nein, sie hatte auch bisher noch keine Ahnung von ihrer dämonischen Bluthälfte und auch wenn Kagome gesehen hatte, welche Durchschlagskraft Sayuris Klauen hatten, so ahnte sie, dass dieser Angriff purer Instinkt gewesen war.

Denn in diesem Moment musste Sayuris dämonische Hälfte aufgelodert sein und es war unter Umständen nur Resten der Bannmagie zu verdanken, dass sie nicht gänzlich durchgedreht war. Das Gleichgewicht ihrer Blutanteile war noch labil, so kurz nach dem Verlust des bannenden Armbandes.
 

Was Kagome aber viel mehr erstaunt hatte, war die Veränderung in Sayuris Aussehen im Moment des Angriffs gewesen. Für einen kleinen Moment waren ihre Augen schmaler geworden, Raubtieraugen wie bei einem vollwertigen Yôkai.

Und auf ihrer Stirn war für den Bruchteil einer Sekunde ein Zeichen zu sehen gewesen, das Kagome nur zu gut kannte: Der Sichelmond. Sesshômarus Zeichen.

Da diese Familienzeichen im Normalfall von der Mutter auf das Kind weitergegeben wurden, schien also tatsächlich Sayuris Mutter der dämonische Teil ihrer Eltern gewesen zu sein – und das Familienmitglied.

Das sollte es rein theoretisch leichter machen, sie aufzuspüren, denn eigentlich musste man nur forschen, welche Yôkai sich im entsprechenden Zeitraum von anderen abgeschottet hatte. Wäre ihre Schwangerschaft öffentlich gewesen, dann wäre auch Sayuris Existenz bekannt und vor allem wäre in den Stammbäumen wenigstens das Kürzel für die Geburt eines Kindes angegeben gewesen, selbst wenn Sayuri nicht in die Familie aufgenommen worden war.

Das war aber bei keiner der in Frage kommenden Yôkai der Fall gewesen.
 

Aber Kagome war lebenserfahren genug um sich nicht zu früh zu freuen. Vermutlich würde die Suche dennoch anstrengend und nervenaufreibend werden.

Und davon mal ganz abgesehen hieß es jetzt erst einmal, die Sache mit Sesshômaru zu klären.

Kagome zog das Kimonohemd und die Hakama aus und griff nach einem schlichten, himmelblauen Kimono. Der musste reichen, immerhin ging es nur um den Familienrat. Sie hatte jetzt keine Lust, sich mit dem wertvolleren Hofkimono abzumühen.

Dann löste sie ihren Zopf und flocht ihn rasch neu, denn nach dem Kampf hatte die Frisur leicht zerrupft ausgesehen.

Die Bandage am Handgelenk ließ sie vorerst an ihrem Platz. Auch wenn das sicher eine Diskussion mit InuYasha herausforderte, wenn er sah, dass sie verletzt war, hauptsache es heilte schnell wieder. Wer wusste, was noch auf sie zukam. Und der Bogen war nun einmal eine Waffe, für den sie beide Hände brauchte.

Zuletzt zog sie die feine Silberkette mit der Sekai no Tía aus dem Ausschnitt und ließ sie offen über der Brust hängen, damit auch noch die minderbemitteltste Wache sie erkennen und durchlassen würde. So mancher tat sonst gerne auch noch nach fünfhundert Jahren so, als habe er sie noch nie gesehen und müsse sie abweisen, weil sie ein Mensch war.
 

Aber noch konnte sie sowieso nicht zum Schloss. Vorher sollte sie InuYasha suchen gehen und mit ihm reden.

Und sie ahnte auch schon sehr genau, wo sie ihn finden würde.
 

~*~
 

Im Schloss war derweil der anwesende Teil der Fürstenfamilie bereits in dem kleinen Saal zusammengekommen, der als eine Art Familienwohnzimmer galt.

Sesshômaru vor Kopf, rechts neben ihm Kin, links neben ihm Natsu.

Zankò neben seinem älteren Bruder, dann Kôhei und Rin.

Saika und Teshi waren noch im Unterricht.

Neben Natsu hatte eigentlich InuYasha seinen Platz, dann Kagome und deren Kinder, von denen momentan nur Kikyô zugegen war.

Kirara lag direkt neben ihr.
 

Shizuka war samt Kazuya bei Sayuri geblieben, die man in ein freies Zimmer des Familientraktes gebracht hatte und vorerst schlafen ließ.
 

Aber das Gespräch hatte bisher wenig ergeben.

Mehr als das, was Natsu jetzt noch nachgeschoben hatte, wusste Kikyô auch nicht zu berichten und so wussten jetzt zwar alle über die momentane Lage Bescheid, aber weiter wusste dennoch keiner.

Schließlich war es Kin, der einwarf: „Du sagst also, Kagome hat sich eine Liste gemacht, welche Yôkai in Frage kommen“
 

Das war nicht wirklich eine Frage und deswegen reagierte Natsu, der der Blick des Erbprinzen gegolten hatte, auch nicht weiter, sondern nickte nur knapp.
 

„Ich bin sicher, Okaa-san wird die Papiere mitbringen, sobald sie nachkommt. Nur kann sie vermutlich nicht sofort kommen“, warf Kikyô ein und ein jeder der Familie wusste, was damit gemeint war. Sie alle kannten InuYasha.
 

„Gut. Ihr könnt gehen. Wir sehen uns zur Mahlzeit wieder“, sagte Sesshômaru bloß knapp und erhob sich bereits.

Alle wussten, dass ‚Mahlzeit‘ in diesem Falle eine Art Codewort war. Sesshômaru aß eigentlich nie etwas, Kin und Natsu hielten es ähnlich, ebenso Zankò, seit er es nicht mehr nötig hatte. Dennoch leistete meistens mindestens einer von ihnen Rin und den Kindern Gesellschaft, wenn das Abendessen aufgetragen wurde. Wenn Sesshômaru aber alle zum Abendessen bestellt, sprach das nicht für ein gemütliches Beisammensein, sondern eher für eine Krisensitzung.

Und dementsprechend waren seine Worte auch keine Einladung sondern ein Befehl gewesen.

Aber jetzt zerstreute sich die Familie erst einmal.
 

~*~
 

Ein gutes Stück weiter südlich, auf der Insel der Néko, am Schloss derselben, saß derweil eine Gestalt auf dem breiten, steinernen Sims ihres Fensters und sah richtung Küste.

Jetzt, wo sie ausgewachsen war, sah man Amaya an, wie sehr sie ihrer Schwester ähnelte. Zwar trug sie ihre Haare nach Schamanenart nur knapp schulterlang und die Schmucksträhne war bei ihr nicht meeresgrün sondern eher dunkelblond, aber sonst war die Ähnlichkeit nicht zu verleugnen.
 

Amaya lächelte ein wenig, als sie an ihre Schwester dachte.

Natsu hatte so ein Glück gehabt damals. Und das eigentlich nur, weil sie einst die persönliche Dienerin der Urkönigin gewesen war. Aus der niederen Hime, die sicher niemand längerfristig in Erinnerung behalten hätte, war eine Fürstin der InuYôkai geworden, die, obwohl der Gattung der Raion und damit den Néko zugehörig, in die Geschichte eingehen würde. Oder vermutlich gerade deshalb.

Es war schon eigenartig.

Anscheinend waren sie beide dazu bestimmt, wichtig zu werden. Amayas Hand legte sich auf das schwere Schamanenamulett vor ihrer Brust, das, im Gegensatz zu denen der anderen Schamanen, aus massivem Gold bestand. Sie war nicht irgendeine Schamanin. Sie war die Oberste. Die Anführerin.
 

Inzwischen schreckte Amaya dieser Gedanke nicht mehr. Sie war in ihre Aufgabe hineingewachsen, hatte das Wissen, dass ihr bei ihrer Vereidigung noch gefehlt hatte, nachgeholt und in Nori und Tadako unverzichtbare Hilfen gewonnen. Ohne die beiden wäre sie am Anfang sicher verzweifelt.
 

Das leichte Kratzen von Krallen an der Tür ließ sie auffahren. Ihre Dienerin.

Amaya rief sie hinein und trug ihr auf, ein Bad vorzubereiten.

Ohne ein Wort kam die Dienerin dem nach. Sie war schon alt gewesen, als sie in Amayas Dienste getreten war und bis heute war es Amaya nicht gelungen, das Verhältnis zu lockern. Aber was sollte es.

Sie sollte sich besser auf die kommende Nacht konzentrieren.
 

Die Nacht nach Neumond war für die Schamanen immer etwas Besonderes. In diesen Nächten legten Schamanen ihren Eid ab, in diesen Nächten wurden aber auch neue Adepten, Schüler aufgenommen. So wie morgen Nacht.

Und natürlich würde Amaya als oberste Schamanin die Zeremonie leiten, so wie sie jede Zeremonie leitete.

Die Neumondnächte selbst, verbrachten sie dahingegen oft in tiefer Meditation. Und das hatte auch Amaya vor.
 

Da meldete ihre Dienerin, dass das Bad fertig sei.

Amaya lächelte sie freundlich an, als sie dankte, wohlwissend, dass das sowieso nichts bringen würde, und ließ sich vom Fensterbrett gleiten um ins Bad zu gehen.
 

~*~
 

Kagome lenkte ihre Schritte derweil hinunter zum Bach, der jenseits der Hügel floss.

An einer kleinen Kehre stand eine Gruppe uralter Bäume, die wohl zu den wenigen gehörten, die schon vor dem Ziehen des Bannkreises hier gewachsen waren. Ihre Äste waren dicht belaubt und spendeten selbst in der größten Mittagshitze noch Schatten.
 

Hierhin zog InuYasha sich gerne zurück, wenn er seine Ruhe haben wollte, was vorzugsweise nach einer Situation wie der heutigen der Fall war.

Oder manchmal auch, wenn ihn seine alte Zurückgezogenheit wegen der Neumondnacht wieder einmal packte.

Heute fiel beides zusammen.
 

Und tatsächlich sah sie das Rot seines Suikans bereits zwischen den Blättern blitzen, als sie unter die Baumkronen trat.

Er saß auf einem dicken Ast, den Rücken an den Baumstamm gelehnt und starrte durch ein Loch im Blattwerk den Himmel an.

Obwohl sie wusste, dass er sie längst bemerkt hatte, rief sie zu ihm hinauf: „InuYasha! Ich bin wieder da!“
 

Keine Reaktion.
 

Kagome stemmte die Hände in die Hüften. „InuYasha!“
 

Er ignorierte sie weiterhin.
 

Kagome verzog das Gesicht, versuchte es aber ein drittes Mal: „InuYasha! Willst du mich wirklich hier unten versauern lassen? – Gut, dann gehe ich jetzt eben zu den anderen ins Schloss. Die werden sich sicherlich mehr für mich inte-…“, sie brach ab und unterdrückte ein Schmunzeln, als sie InuYashas leises, missmutiges Knurren hörte. Geht doch…

Sie brauchte ihn gar nicht vom Baum holen, wie sie das früher mit einem gefürchteten Wort gekonnt hätte, er würde schon von selbst kommen. Früher oder später.

Sie atmete tief durch. „Mal im Ernst, InuYasha. Es tut mir Leid, dass wir nicht auf dich warten konnten, aber wer weiß, was sie Sayuri angetan hätten, wenn-“, diesmal wurde sie harscher unterbrochen: „Wer weiß, was man dir hätte antun können, wenn du plötzlich keine Pfeile mehr gehabt hättest!“

InuYasha hatte den Blick gesenkt und seine goldenen Augen blitzten sie in einer Mischung aus Sorge und Wut von seinem hohen Sitz aus an.
 

Kagome erwähnte wohlweislich nicht, dass sie aus eigener Kraft nicht davongekommen wäre, sondern ließ etwas die Schultern fallen. „Ich weiß, InuYasha. Aber was hätte ich denn tun sollen?“
 

„Schlimm genug, dass ihr ohne mich gegangen seid. Aber musstest du unbedingt alleine zurückbleiben?“, konterte InuYasha bloß und in seiner Stimme lag noch immer ein Knurren.
 

„Sayuri gehört zur Familie. Sesshômaru hätte mich gemeuchelt, wenn ihr auf dem Rückweg noch etwas zugestoßen wäre. Also musste ich die Krieger mitschicken. Kikyô konnte ich auch nicht bei mir behalten, denn Kikyô war die einzige, die Sayuri kennt, bei der sie sich vielleicht sicher fühlt. Es blieb also keiner übrig!“
 

InuYasha richtete sich auf seinem Ast ruckartig auf. „Du gehörst auch zur Familie, Kagome. Zu meiner Familie!“, erwiderte er und mit einem Satz landete er neben ihr auf dem Boden.

„Verdammt, ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas zustößt!“, fügte er leiser hinzu.
 

Kagome lächelte sanft. „Das weiß ich doch, InuYasha. Aber…“
 

„Nichts aber. Mach‘ so etwas nie wieder, klar?“
 

„Also gut. Ich bleibe nie wieder allein zurück, wenn die Gefahr besteht, dass ich mit einem Gegner nicht fertig werden könnte. Einverstanden?“, wollte sie wissen.
 

InuYashas erneutes Knurren zeigte, dass er damit überhaupt nicht einverstanden war und er eigentlich ein generelleres Versprechen erwartet hatte, aber er gab sich geschlagen.

Ohne ein weiteres Wort zog er sie in seine Arme. „Ich habe mir Sorgen gemacht…“, flüsterte er nah an ihm Ohr.
 

Kagome kuschelte sich an ihn und sagte nichts mehr.
 

~*~
 

Amaya hatte ihr Bad derweil beendet und ließ sich von der mürrischen Dienerin beim Ankleiden helfen.

Das Zeremoniengewand, das einem Kimono gar nicht einmal so unähnlich war, wenn auch nach unten hin weiter ausfiel, sodass sich eine Art Schleppe ergab, war sie inzwischen gewohnt.

Als sie es zum ersten Mal getragen hatte, damals, bei ihrer Vereidigung, war sie sich viel zu klein und unbedeutend für dieses Kleidungsstück vorgekommen. Inzwischen war ihr klar geworden, dass es genau genommen auch nur ein Stück Stoff war, wenn auch mit einer Menge Perlen bestickt und einer weitreichenden Geschichte gesegnet.

Außerdem fühlte sie sich in diesem Gewand ihrer ehemaligen Mentorin Tamoko, ihrer Vorgängerin, näher. Und das hatte sie schon oft getröstet. Tamoko war bei einem Angriff von Oni gestorben und das weit vor der Zeit. Amayas Ausbildung war eigentlich noch gar nicht abgeschlossen gewesen.

Amaya war sich durchaus bewusst, dass die anderen Schamanen in den ersten Jahrzehnten mehr auf Nori und Tadako gehört hatten, als auf sie, aber inzwischen hatte man Vertrauen in sie gefasst. Sie hatte sich ihren Platz erkämpft.
 

Und als sie nach dem dünnen, regenbogenfarbig schimmernden Tuch griff, das bisher auf ihrer Kleidertruhe gelegen hatte, und es sich um die Schultern legte, legte sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Das Niji Nuno, eines der magischen Artefakte, ein gutartiges zum Glück und mit Sicherheit das Unscheinbarste.

Dann folgte das Amulett und schließlich steckte Amaya sich die Rhododendronblüte ins Haar, die vor so vielen Jahren mit ihrem eigenen Blut getränkt worden war.
 

Da hörte sie Schritte auf dem Gang. Nori und Tadako, mit Sicherheit.

Wie immer würden die beiden sie abholen kommen.
 

Amaya strich sich noch einmal das Gewand glatt und steckte dann den kleinen, reingoldenen Zeremoniendolch in die versteckte Scheide, die in eine Falte des Gewandes eingearbeitet war. Sie war fertig.
 

Als ihre beiden Beraterinnen die Tür aufschoben und ins Zimmer traten, warf Amaya noch einmal einen Blick aus dem Fenster.

Die schweren Vorhänge bauschten sich ein wenig, als eine heftige Windböe ins Zimmer fuhr, und kurz erhaschte Amaya einen Blick auf die Schlossmauer und auf zwei der Fürstinnen, die auf eines der Seitentore zuhielten. Sicher wollten sie außerhalb der Mauern trainieren, obwohl oder gerade weil es bereits Abend war.

Dann aber erkannte sie auch die Gestalt, die gerade auf dem umgekehrten Wege das Tor durchquerte, sah deren Erstarren und wie sie rasch auf ein Knie niederging, den Blick senkte und sie unterdrückte ein Schmunzeln.

Brauchte ja keiner zu wissen, welche Geheimnisse der Schlossbewohner sie alles kannte.

Rasch folgte sie Nori und Tadako aus dem Raum.

Sie sollte als Erste im Zeremoniensaal sein.
 

*
 

„Du bist so unlustig geworden, Karan. Früher wärst du Feuer und Flamme gewesen, wenn ich dich gebeten hätte, mit mir zu trainieren. Im wahrsten Sinne des Wortes…“ Shunran klang ein wenig beleidigt, während sie den Schaft ihres Yari mit einem Tuch abrieb, ohne ihren Schritt zu unterbrechen.
 

„Was? Oh, Gomen, Shunran“ Karan beeilte sich, aufzuschließen.

Doch ihr Blick verharrte auf dem Tor, das zu durchqueren, sie im Begriff waren. Dort kniete jemand, der ihnen entgegengekommen war. Jemand, den sie gut kannte.

Leicht kniff sie die Augen zusammen, als der Kniende seitlich zu ihr hochschielte. Eisblaue Iriden trafen ihre roten und fesselten sie für einen Augenblick.

Ein leichtes Lächeln huschte um die Züge ihres Gegenübers, ehe er den Blick wieder gänzlich senkte. »Verrate dich nicht, Koneko…«, sagte sein Blick und es zog Karan das Herz zusammen, nicht reagieren, nicht einmal nicken zu dürfen.

Dabei wusste sie, dass dieser Pantherdämon zu ihren Füßen, sie seit ihrer Kindheit wortlos verstand.

Stattdessen trat sie nur an ihm vorbei und hörte, dass er sich hinter ihr aufrichtete. Ich denke dran, mein Lieber. Ich nehme mich zusammen…, antwortete sie stumm, ehe sie die Schultern straffte und sich zwang, ihre Konzentration einzig auf ihre Schwester zu richten.
 

Shunran war unter den Néko eine Meisterin der Illusion und von Zeit zu Zeit übte sie sich darin, die Kräfte ihrer Geschwister zu imitieren.

Ihr Feuer war nicht heiß, ihr Eis nicht kalt und ihre Blitze konnten niemanden erschlagen, aber es wirkte echt und konnte den Anschein eines großflächigeren Effektes erzielen, wenn sie gemeinsam kämpften.

Und für die nächste Stunde gelang es ihr tatsächlich, ihr Denken allein auf das Training zu zentrieren.

Aber als Shunran den Trainingskampf beendete und sich – erfreut über einige gute Abläufe – auf den Weg zurück ins Schloss machte, blieb Karan vor den Mauern und strolchte ein wenig durch die Gegend.

Und sie verschloss sich den Erinnerungen nicht mehr, den Gedanken, die zurückspazierten, zu jenem Abend, an dem alles begonnen hatte.
 

Nur zufällig waren sie sich begegnet. Er kehrte von einem Auftrag zurück, sie suchte ein wenig Ruhe vor ihrer Schwester, die in den Jahrzehnten seit dem Umzug reichlich unleidlich geworden war. Beide waren sie nicht wirklich aufmerksam gewesen. Und plötzlich hatten sie voreinander gestanden.
 

~Rückblick~
 

„Karan-donno…“, der Schwarzhaarige verneigte sich höflich, ehe er an ihr vorbei gehen wollte.
 

„Du bist verletzt“, hielt sie ihn zurück, als ihr der Blutgeruch in die Nase stieg, der in seiner Kleidung hing. Tatsächlich zogen sich über seinen linken Arm einige tiefe Scharten, die aber bereits heilten.
 

„Ein Zusammenstoß mit einem Oni, der den Taijiya offenbar entwischt ist. Leider hat er mich erwischt, ehe ich ihn erledigen konnte, Karan-donno“
 

„Dann muss er schnell gewesen sein“
 

Ihr Gegenüber verharrte in der Bewegung und wagte, sie anzusehen, diesmal ohne den Blick zu senken. „Wie meint Ihr das, Karan-donno?“
 

Karan lächelte etwas. „Der Oni muss schnell gewesen sein, wenn er dich erwischen konnte. Ich weiß noch genau, wie flink du bist“
 

Da ließ er die Schultern sinken, die er bisher wachsam angespannt hatte. „An so etwas erinnerst du dich?“, wollte er überrascht wissen.
 

„Klar erinnere ich mich, dass du so unhöflich warst, die Tochter deiner Fürstin nicht ein einziges Mal beim Fangenspiel gewinnen zu lassen“, konterte die Rothaarige verschmitzt und in ihren Augen blitzte der Schalk, für den sie so bekannt war.
 

„Das war nur die Retourkutsche dafür, dass du mir oft genug den Pelz angefackelt hast, wenn wir gebalgt haben“, gab er gelassen zurück und keiner von beiden merkte so recht, dass er sie plötzlich ebenso duzte, wie andersherum.

Doch plötzlich sah er ernster drein. „Es ist Jahre her, das wir das letzte Mal so ungezwungen miteinander geredet haben“ Dabei blickte er demonstrativ an ihr vorbei.
 

„Wir sind keine Kinder mehr, Nikko“
 

„Seit wann gibst du etwas darauf? Du scherst dich doch sonst nicht darum, ob du sauer aufstößt“
 

„Das ist etwas anderes. Ich bin immer vorlaut und frech gewesen und daran hat sich nie etwas geändert. Soll es auch gar nicht. Aber ich bin auch Fürstin und rein theoretisch die Erbin, sollte Tôran einmal nicht mehr sein und keine Kinder hinterlassen. Ich habe eine gewisse Verantwortung“
 

„Doch, es hat sich sehr wohl etwas geändert, Karan. Früher hättest du über solche Unterschiede nie nachgedacht“
 

„Das mag sein. Aber deswegen sehne ich mich oft genug zurück nach der Freiheit der Kinderzeit. Als man uns mit den Bediensteten verkehren ließ, wie wir wollten. Als ich von den Dienerkindern gelernt habe, wie viel Spaß es macht, zu wiedersprechen. Es war eine schöne Zeit. – Und wir durften damals Freunde sein, Nikko…“ Noch immer sprach Karan so viel gewählter, als man das normalerweise von der Rothaarigen gewohnt war.
 

Plötzlich stieß eine Hand sie in die Seite. „Wir sind allein. Was hindert uns?“
 

Karan fuhr auf, ließ sich dann aber zu einem Grinsen hinreißen. „Wenn deine Wunde es verkraften kann…“
 

„Pff. Warum sollte ich mir darum Gedanken machen? Du kriegst mich doch eh‘ nicht!“
 

„Na warte!“

Wie ein kleines Dämonenkind hechtete sie dem davonstürmenden Pantherdämon nach und versuchte ihn zu erhaschen. Sie war schneller geworden – aber er war noch immer so flink wie früher. Mit einem triumphierenden Grinsen wich er ihr abermals aus und blieb provozierend stehen, um auf sie zu warten.

Karan knurrte spielerisch. „Oh, ich warne dich, Nikko. Mach‘ dich ja nicht über deine Fürstin lustig“
 

Seine eisblauen Augen funkelten in der Dunkelheit. „Im Moment bist du nicht meine Fürstin, Karan. Im Moment bist du meine Freundin und Kameradin. So wie früher“, stellte er klar, was ihn aber nicht davon abhielt, sofort wieder einen Haken zu schlagen, als sie ihm zu nahe kam.

Für einen Moment hielt die Rothaarige inne. Deine… Kameradin, Nikko? Es ist schön, solche Worte wieder einmal zu hören…
 

Als er wieder auswich, um sie herum witschte und ein paar Meter hinter ihr wieder abwartend stehen blieb, drehte sie sich im Zeitlupentempo um.

„Was ist? Schon müde?“
 

„Im Gegenteil. Ich fa-… hey, du bist schneller geworden!“

Lachend drehte er sich im letzten Moment zur Seite, als sie urplötzlich vorschoss.
 

„Oh, du glaubst gar nicht, wie schnell ich geworden bin…“, knurrte Karan verspielt, schlug erneut einen Haken – und überlistete ihn diesmal.

Blitzschnell hatte sie ihn am Kragen gepackt und zu Boden gestoßen.
 

Nikko ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit einer raschen Bewegung drehte er den Oberkörper herum und rollte sich ab, kam im Knien auf – da er allerdings im Fallen ihr Handgelenk gepackt hatte, hatte er nun seinerseits Karan zu Boden befördert.

Die murrte empört, rappelte sich aber auf und warf sich mit den Händen voran gegen seine Brust, schubste ihn rücklings um.

Lachend ging Nikko auf die Herausforderung ein – und es gelang ihm binnen weniger Sekunden, die Oberhand zu gewinnen.

Keuchend stützte er die Hände neben Karans Oberkörper auf und schnappte nach Luft. „Das ist noch etwas, woran ich mich erinnere. Im Nahkampf warst du für mich immer leicht zu überwinden“, japste er.
 

Karan blieb still.
 

Etwas überrascht blickte Nikko zu ihr hinab und blickte in ein rotes Augenpaar, welches unverwandt zu ihm aufsah. „Ich erinnere mich auch noch an etwas gänzlich anderes…“, flüsterte sie in einem Tonfall, den er so noch nie von ihr gehört hatte. Frech und spitzfindig kannte er sie… aber keck? Das war neu – und ließ ein wohliges, hoffnungsvolles Kribbeln in seiner Brust erwachen.

Er wusste, dass es eigentlich müßig war, sich Hoffnungen zu machen, aber in diesem Moment kamen sie unwillkürlich wieder auf. Die Spekulationen, was wäre wenn…?

Seine Stimme war rau, als er nachfragte: „Und woran?“
 

Karan schmunzelte in einer koketten Weise, die für Nikko fast beängstigend war. Sie legte es anscheinend darauf an, ihn aus der Fassung zu bringen. Als ob die Nähe zu ihr nicht schon das Ihrige tat.

Aber er hatte nicht anders gekonnt, als diesen Ausflug in vergangene Freiheiten auszukosten.

„Damals, als wir noch Kinder waren, damals hast du mir frecherweise einen… Kuss gestohlen…“
 

Nikko spürte, dass seine Wangen sich erhitzten.

Niemals hätte er sich das damals erlauben dürfen. Aber damals waren sie in einem Alter gewesen, wo man sich keine Gedanken über so etwas machte. Dennoch hatte er es nie vergessen – und auch nie bereut. Seit diesem Tag hatte er träumen können.
 

Doch Karan war noch nicht fertig. „Gerechterweise müsste es mir ja ermöglicht werden, mir meinen Kuss zurückzuholen, um die Geschichte zu beenden…“
 

Unwillkürlich zuckte Nikko ein Stück zurück, drehte den Kopf zur Seite. „Nicht, Karan. Bitte“, nuschelte er leise.
 

Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Aber es steht mir zu…“, beharrte sie in einem Ton, in dem ein beleidigtes Kleinkind sprach und hob etwas den Kopf vom Boden.

Sichtlich hatte sie nicht verstanden, warum er sie abwies.
 

Nikko wagte es, zu ihr hinab zu schielen. Es war… verlockend. Aber auch gefährlich. Was wenn…

Mit einem knappen Knurren schob er die Zweifel beiseite.

„Auf deine Gefahr…“, raunte er nur und senkte den Kopf.
 

Karan stützte sich etwas auf die Unterarme, kam ihm entgegen – und verschloss seine Lippen mit den Ihren.
 

Nikko schloss gepeinigt die Augen, als die Emotionen in ihm hochkochten.

Wärme, Freude – und Begehren.

Er hatte sich kaum noch in der Kontrolle. Sein ganzer Körper begann zu glühen und seine Finger ballten sich zu Fäusten, bis seine Klauen in die Handflächen drangen.

Der Schmerz holte ihn zurück in die Wirklichkeit – und ließ ihn bemerken, dass Karan den Kuss noch immer nicht gelöst hatte.

Und in diesem Moment war es um ihn geschehen.

Hatte er die Berührung ihrer Lippen bisher scheinbar nur über sich ergehen lassen, begann er jetzt den Kuss zu erwidern.

Zuerst zaghaft, dann immer mutiger. Seine Hand wanderte in ihren Nacken, stützte ihren Kopf und zog sie gleichzeitig noch näher an ihn.
 

Im ersten Augenblick riss Karan etwas erschrocken die Augen auf, als ihr bewusst zu werden schien, dass aus der unschuldigen Revanche etwas gänzlich anderes zu werden drohte, dann schien sie Gefallen daran zu finden.

Und als seine Zungenspitze um Einlass bat, gewährte sie ihm diesen sofort.
 

Als sie sich schließlich voneinander lösten, ließ sich Nikko neben ihr ins Gras sinken. „Ich habe dich gewarnt…“, murmelte er schuldbewusst und drehte den Kopf von ihr weg.

Einen Moment kam keine Reaktion, dann spürte er plötzlich ihre Fingerspitzen an seiner Wange.

„Nicht, Karan. Mach‘ es mir nicht noch schwieriger, ich bitte dich…“, flüsterte er verzweifelt und wollte sich aufrichten, weggehen, doch da war ihre Hand bereits auf seiner Schulter und hielt ihn entschieden zurück.

Er hörte, wie Karan sich auf die Seite rollte und ihn von der Seite ansah, konnte ihren Atem im Nacken spüren. „Seit… wann?“, fragte sie schließlich zögernd, tonlos fast.
 

Einen kleinen Moment nur überlegte Nikko, ob er die Wahrheit sagen sollte, entschied sich aber dafür. „Seit damals schon. Seit unserem ersten Kuss…“
 

Wieder herrschte eine Weile Stille, er hörte nur ihren Atem ganz nah neben sich.

Dann plötzlich beugte sie sich gänzlich über ihn. „Ich hatte Unrecht, Nikko. Die Geschichte endet nicht hier. Sie fängt gerade erst an. – Mir geht es nicht anders, als dir, Nikko. Seit damals…“
 

Das ungläubige Glücksgefühl, das in diesem Moment in Nikko explodierte, konnte er nicht mit Worten beschreiben.

Stattdessen drehte er ihr nur den Blick zu und sah sie fest an.

Und wieder einmal verstanden sie sich gänzlich ohne Worte…

~Rückblick Ende~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na wer hätte das gedacht...?

Im nächsten Kapitel tagt dann der "Familienrat"... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2015-02-28T21:07:40+00:00 28.02.2015 22:07
Inu die beleidigte Leberwurst... Futtern Hunde nicht gern Wurst statt sie zu sein?
Und endlich wissen wir, woher Kagome weiß, wer der dämonische Elternteil ist. Das grenzt die Möglichkeiten auch für unsere Meute hier doch deutlich ein
Familienrat also... Oder Krisenzipfel? Der ist jedenfalls bitter nötig...
Ein kleiner Schwenker zu Amaya war auch drin, nett... Bei den Neko hatte ich echt Probleme durchzusteigen, vielleicht einfach, weil ich die Chars nicht mehr alle auf die Reihe krieg. Jedenfalls, auch da sind gewisse Dinge am laufen^^
Antwort von:  Mimiteh
28.02.2015 23:09
Das Inu auch oft genug eben jene ist (mit einem s), wissen wir doch alle, oder?
Ja, jetzt ist Kagomes Erkenntnis klar... aber das war noch nicht alles.
Und was die Neko anbetrifft... die wichtigen Charas stehen in der Liste und alle anderen sind vernachlässigbar oder eh namenlos^^
Was hälst du denn von dem Pair?
Antwort von:  Avialle
01.03.2015 00:16
Jap, das stimmt *gg*
Noch nicht alles? Was denn noch?
Schon klar, aber weißt du, wie blöd es ist, mitten beim Lesen inne halten zu müssen, um nach den Chars zu gucken? Liste hin oder her, ist einfach doof sowas^^
Ehrlich? Könnte noch amüsant werden, aber an sich ist es mir mehr oder weniger egal. Nett wenn da noch wer gekuppelt wird, gehört ja auch dazu, aber so ein Yay-Effekt bleibt aus...
Antwort von:  Mimiteh
01.03.2015 03:54
Klar ist das doof, ich wollte nur klarstellen, dass auf jeden Fall nicht mehr Charas wichtig sind. Und vieles erklärt sich ja auch selbst - ich blicke bei deinen Engeln auch oft nicht komplett durch - was da allerdings hautsächlich an den überhauptnicht komplizierten Namen liegt^^

Dass das Pair jetzt nicht die Jahrhundertsensation ist, war mir klar, ich wollte nur generell wissen, wie dein erster Eindruck war.
Antwort von:  Avialle
01.03.2015 15:07
Da könntest du echt recht haben... Die Namen sind echt schlimm. Wobei ich entschieden hab, mich nicht mehr über Engel zu beschweren, nachdem ich die Namen auf Quechua hatte. DIE sind übel...

Achso. Der ist ganz gut^^
Antwort von:  Mimiteh
01.03.2015 21:12
Kann ich mir denken. Darüber hast du dich ja schon aufgeregt, als die Südamerika-Rollen akut waren.

Freut mich ;)
Antwort von:  Avialle
01.03.2015 22:13
Naja, hab mir die Suppe ja selbst eingebrokt, also was solls... Naja, aber immerhin hält es sich in Grenzen. Wenn ich da an manche andre FFs denke... Nein, ich will da nicht bei dir meckern, was das angeht


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