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☾ Mikadzuki-ko

Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki"
von

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Rettungsversuch

„Kôhei! Geh‘ Inu Yasha suchen“

Sesshômarus Stimme klang gewohnt neutral, nicht einmal nach Befehl, aber der Wolfsdämon war sofort auf dem Sprung – wenn, ja, wenn ihn Kagome nicht zurück gehalten hätte.

„Nein“, sagte sie nur fest und trat, die Arme resolut in die Hüften gestemmt, einen Schritt vor. „Wir haben keine Zeit, InuYasha einzusammeln. Wir werden ohne ihn gehen“, bestimmte sie.

Sesshômaru sah sie emotionslos an.
 

Kikyô dagegen pflichtete ihrer Mutter bei: „Okaa-san hat Recht. Wir wissen nichts über die Kleine. Wenn man versucht sie umzubringen und sie durchdreht… im Zweifelsfall ist dann nicht nur Sayuri tot, sondern eventuell auch Kaori und damit die einzige Möglichkeit, mehr über diese Rebellen zu erfahren“
 

„Hört sich einleuchtend an“, stimmte Natsu zu, ohne sich darum zu kümmern, dass Sesshômarus Seitenblick in ihre Richtung eindeutig an Eisigkeit zugenommen hatte.

Aber sie alle wussten, dass es so tatsächlich logisch war.
 

Kaori und ihre Bande waren seit Jahrzehnten ein Ärgernis.

Und das hatte einen schlichten Grund: Den Fürstenrat. Dabei handelte es sich um einen Zusammenschluss der acht großen Fürsten, samt Erbprinz, wenn vorhanden, und je einem Berater, welche eine Art Rat bildeten. Ohne ihn wäre ein Zusammenleben auf so engem Raum annähernd unmöglich und das wusste jeder, der näher damit zu tun hatte.

Der Fürstenrat hatte die letzte Entscheidungsinstanz wenn es um ungelöste Konflikte oder generelle Entscheidungen für das gesamte Bannkreisgebiet ging.

Er war seinerzeit auf Bestreben Fürst Gins hin probeweise gegründet worden und hatte sich bewährt.

Dennoch gab es da Persönlichkeiten wie beispielsweise Kaori, vorzugsweise aus den ungebundenen Yôkaivölkern, die entschieden der Meinung waren, der Fürstenrat sei nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, weil er die Verbrüderung zwischen den Gattungen förderte.

Und deswegen hatten es Kaori und ihre Gruppe auch immer wieder auf den Inuclan abgesehen, weil sich hier bereits eine Menge verschiedener Dämonengattungen in den höheren Adelsetagen vereinten. Hund, Löwe, Wolf… eine bunte Mischung eben. Und das ging Leuten vom Schlage Kaoris eindeutig gegen den Strich.
 

Aber normalerweise waren derlei Überfälle nicht gerade schwer abzuwehren.

Heute aber war alles zusammengekommen.

Und Kaori hatte ihr Ziel erreicht. Zu mindestens vorerst.

An dieser Stelle brauchte es Inu Yashas Kompromisslosigkeit nicht, um eine Entscheidung zu fällen.
 

Prüfend blickte Sesshômaru Kagome an, die nur vielsagend ihren Pfeilköcher zu Recht rückte, den sie bereits aus der Hütte geholt hatte. Innerlich verdrehte der InuYôkai die Augen.

Es gab nur zwei Menschen auf dieser Erde, von denen er sich etwas sagen ließ. Aber diese beiden wussten das leider nur zu gut.

Also nickte er knapp. Einverständnis.
 

Kagome imitierte seine Geste zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
 

„Okaa-san? Kann ich mitkommen? Sayuri kennt mich ebenso gut wie dich, so wird es vielleicht einfacher“, mischte Kikyô sich ein.
 

Kagome verharrte in der Bewegung, überlegte einen Augenblick und machte dann eine bejahende Geste.
 

Gleich darauf stand Kirara an ihrer Seite, ungeachtet der Schulterwunde.

Allen war bewusst, dass die Nekomata sich nicht würde abspeisen lassen. Kirara fühlte sich verantwortlich.
 

Also glitt Kagome wortlos in Kiraras Nacken, Kikyô setzte sich hinter ihre Mutter und die Nekomata hob ab.

Sofort schlossen sich Kôhei und die vier Krieger am Boden an, noch ehe Sesshômaru den Wink dazu geben konnte. Kôhei kannte seinen Fürsten und Schwiegervater inzwischen gut genug.
 

Natsu sah der ‚Rettungstruppe‘ nach. „Wir sollten InuYasha trotzdem verständigen. Sonst sitzt der uns nachher ziemlich im Nacken, wenn er erfährt, dass wir Kagome haben ohne ihn gehen lassen“, bemerkte sie neutral.
 

Sesshômarus emotionsloser Blick zeigte eindeutig, dass er keinen Gedanken an InuYashas wie auch immer geartete Reaktion verschwendete, dennoch blickten die goldenen Augen Natsu von der Seite an. „Geh‘ nur…“, bemerkte er ruhig und Natsu blinzelte ihm kurz zu, ehe sie der Aufforderung nachkam.

Im Hinterkopf allerdings hoffte sie, dass Kagome heil aus der Sache rauskam, denn wenn nicht, dann würde es auch nichts mehr helfen, InuYasha jetzt bereits zu informieren. Dann würde InuYasha eher das Schloss in Schutt und Asche legen, als sich beruhigen zu lassen. Insofern hoffte Natsu nur, dass Kagome wusste, was sie tat.
 

Dessen war Kagome sich selbst nicht so sicher, zu mindestens nicht, wenn sie ehrlich zu sich war, aber sie bemühte sich, jegliche Unsicherheit nicht nach draußen dringen zu lassen. Inzwischen hatten sie die Inu-Insel verlassen, wenn Kagome die Himmelrichtung richtig deutete, waren sie auf der neutralen Insel inmitten des Bannkreises gelandet.

Eng an Kiraras Nacken geduckt, damit die Nekomata möglichst ungestört war und so fliegen konnte, dass sie ihre verwundete Schulter schonte, ließ sie den Blick über die Ebene unter ihnen schweifen.
 

Kôhei hatte auf dem Boden die Führung übernommen, die Krieger hörten auf ihn, auch wenn ihr Geruchssinn sicher nicht schlechter war, als der des Wolfsdämons.

Unwillkürlich fühlte Kagome sich zurückerinnert an früher. An die Zeiten, in denen Zusammenarbeit mit einem Wolfsdämon noch hieß, aufzupassen, dass jener und gewisse andere Gruppenmitglieder sich nicht an die Gurgel gingen, sobald man einen Moment nicht hinschaute. Kôhei mit seinen honigfarbenen Haaren und ebensolcher Wolfstracht sah Kôga zwar alles andere als ähnlich, außerdem war er etwas kleiner und hatte dunklere Augen, aber dennoch konnte Kagome sich der Erinnerung nicht erwehren.

Ein kleines Lächeln zuckte über ihre angespannten Züge.

In den vergangenen Jahrhunderten hatte sie durchaus Kontakt zu Kôga, Ayame und den anderen Wölfen gehalten, allein schon weil Sayoko ihren Bruder Kôhei annähernd so oft besuchen kam, wie er sie, dann meistens auch ihren Verlobten mitbrachte und nicht selten schlossen sich dem weitere Wölfe an.

InuYasha war davon regelmäßig wenig begeistert und was Sesshômaru davon hielt, war nicht nachvollziehbar. Aber beide hatten es mit der Zeit hingenommen.
 

Da blieb Kôhei plötzlich stehen, sein Blick glitt kurz nach oben, ehe er eine Hand ausstreckte.

Kagome folgte seiner Geste mit den Augen, während Kirara eine Schleife flog und dann in der Luft verharrte.

Die Nekomata raunzte zustimmend, der Blick ihrer roten Augen lag ebenso auf der Gruppe Felsen, die Kôhei ins Auge gefasst hatte. Zwischen zwei länglichen Steinblöcken klaffte ein Loch, dass sichtlich in einen Hohlraum, vielleicht eine Höhle führte.

Das Versteck von Kaori? Vermutlich.

Kirara ging in den Sinkflug.
 

~*~
 

Sayuri war nicht vertraut genug mit dem, was dämonische Instinkte sind, um klar zu denken, als sie zu sich kam. Sie kannte nur menschliche Instinkte.

Und die bedeuteten ihr: Angst = Gefahr = weg so schnell als möglich.

Aber das war leichter gesagt als getan, wenn ein Wildfremder einen festhielt. Sayuri wagte nicht, zu schreien. Stattdessen schmerzte ihr Brustkorb, weil sie ein furchtsames Schluchzen nach dem Nächsten unterdrückte.
 

Sie war nie eine Heulsuse gewesen. Wenn andere Kinder in ihrer Nachbarschaft heulten, weil sie sich das Knie aufgeschrammt hatten, blieb Sayuri ruhig. Wenn andere Kinder panisch schrien, weil ein Schatten sie erschreckte, blieb Sayuri ruhig. Warum also sollte sie jetzt weinen? Das hier war doch sicher nichts weiter als ein Schatten, der zufällig recht hart zugreifen konnte – oder? Oder war es ein Albtraum? Auch nicht wild, aus dem erwachte man früher oder später, das wusste Sayuri auch in ihren jungen Jahren bereits.
 

Fieberhaft versuchte sie herauszufinden, was um sie herum genau geschah und unbewusst griff sie dabei auf ihre neuerdings so ausgeprägten Sinne zurück.

Etwas wie ein leichtes Muskelzucken begleitete diese reine Instinkthandlung. Sayuri wusste schließlich nicht, wie es sich anfühlte, die tierischen Ohren auf ihrem Kopf nach einer Geräuschquelle auszurichten. Sie tat es einfach.
 

Und hörte plötzlich, während sie noch immer schlaff im Griff jenes Fremden hing, eine Stimme.

Eine Stimme, die erfreut klang. „Endlich sitzen wir am längeren Hebel. Jetzt, wo wir sie gefunden haben“
 

Gefunden? Wen meinte diese Fremde? Sayuri hörte nur, dass die Stimme weiblich war und eigenartig klang, fast wie ein Gurren. Da berührte sie ein Finger an der Wange, etwas Spitzes bohrte sich leicht in ihre Haut.

Sayuri spürte den leichten Schmerz und zuckte zurück, begann zu zappeln. Erreichen tat sie damit nichts.
 

„Oooch… sind wir etwa empfindlich, Aka-chan?“ Das war wieder die gurrende Stimme.
 

In einem Anflug von Trotz schlug Sayuri die Augen auf. „Ich bin kein Baby mehr…“, schnappte sie und ihre grünen Mandelaugen funkelten wütend.

Gleichzeitig musterte sie die fremde Frau.

Ihr Gegenüber sprach nicht nur seltsam, es sah auch seltsam aus.

Sayuri kannte einige Kuriositäten aus ihrer Nachbarschaft und auch von der Arbeitsstelle ihres Vaters, wenn sie ihn da hatte besuchen dürfen. Sie kannte rosa gesträhnte und neongrüne Haare, sie kannte Haare, die nicht herabhingen, sondern zum Himmel aufstanden.

Aber das hier war seltsam. Diese Haare waren gräulich, obwohl das Gesicht der Frau jung wirkte. Und diese Haare sahen nicht aus wie Haare, sondern wie feine Federn.

Misstrauen erfasste Sayuri und ehe sie es richtig merkte, gab sie sich einem weiteren, ihr neuen Instinkt hin. Sie biss die Zähne aufeinander, zog die Lippen etwas zurück und stieß die Luft aus. Ihre Mundwinkel zitterten etwas. Sie knurrte.

Es klang weniger bedrohlich als bloß drollig, das zeigte das leise Lachen der federhaarigen Frau.

Sayuris Wut wurde noch weiter angestachelt.

Sie hatte inzwischen verstanden.
 

Die beiden freundlichen, schwarzhaarigen Frauen, die sie kennengelernt hatte, als sie endlich aufhörte, sich zu fühlen, als sei sie in einen Backofen geraten, waren weg.

Und die andere Frau da war nicht halb so nett.
 

Als ob sie ihrer Einschätzung Lügen strafen wollte, streckte die Grauhaarige ihr da eine Hand entgegen, während ein Blick dem Fremden, der Sayuri hielt, bedeutete, den einen Arm des Mädchens loszulassen.
 

Sayuri wiederstand dem unwillkürlichen Drang das eingeschlafene Handgelenk irgendwo zu reiben, stattdessen kam ihr plötzlich eine Idee, als sie ihre Hand vors Gesicht hob. Sie hatte gemerkt, dass sie sich im Fieberwahn mehrfach selbst verletzt hatte. Ob sie das auch bei anderen konnte?

Ihre Mutter hatte zwar gesagt, man sollte andere Leute nicht verletzten, aber… der Griff um ihren anderen Arm tat sowieso weh. Und das Kribbeln, mit dem das Blut in ihren nun befreiten Arm zurückfloss, war auch nicht angenehm. Rechtfertigte das nicht einiges?

Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, streckte Sayuri die Hand etwas aus, ganz als wollte sie die Hand der Grauhaarigen ergreifen. Im letzten Moment zog sie den Arm ruckartig zurück, schlug mit den Fingernägeln nach dem Arm, der ihren anderen Oberarm hielt.
 

Sie konnte nicht ahnen, dass menschliche Fingernägel an dieser Stelle tatsächlich nichts ausgerichtet hätten, die Klauen einer Hanyô aber sehr viel.

Sie zuckte zurück, als fremdes Blut über ihre Hand rann – und der Fremde zuckte erschrocken zurück, als er den Schmerz der Verwundung spürte.
 

Aus dem Affekt heraus ließ er Sayuri los, sodass sie unsanft auf den Boden fiel.

Mit einem leisen Stöhnen rieb sie sich den Kopf – und berührte dabei zum ersten Mal eines ihrer tierischen Ohren. Überrascht hielt sie inne, tastete dann nach, nicht wissend, was sie damit anfangen sollte, dass da offenbar etwas auf ihrem Kopf war, dass da vor ein paar Tagen noch nicht gewesen war.

Damit verpasste sie allerdings ihre Chance zur Flucht.
 

Denn während sie noch ihr Ohr befühlte, hatte ihr Häscher sich genügend gefangen, um sie diesmal um die schmale Taille zu packen und kopfüber über seine Schulter zu stülpen.
 

Erschrocken japste Sayuri auf und schlug aus dem Affekt heraus erneut zu.

Für einen kurzen Augenblick schienen ihre Fingernägel härter und weißer zu werden, zog sich etwas wie Fell über ihre Hand, ihren Unterarm, dann war es wieder verschwunden.

Dafür zogen sich fünf blutige Striemen über den Rücken ihres Häschers, das grobe, graue Kimonohemd hing in Fetzen.

Doch diesmal wurde sie nicht losgelassen.
 

„Ganz schön wehrhaft die Kleine…“, bemerkte der Fremde nur.
 

Sayuri erschauerte ob der seltsam grollenden Stimme, die so… unmenschlich klang.
 

Die gurrende Stimme antwortete wieder: „Kein Wunder, bei der Familie…“
 

Familie? Was hat meine Familie damit zu tun? Sind sie etwa auch hier? Aber sie haben mich doch von Otou-san weggebracht. Und dann sind da die beiden, schwarzhaarigen Frauen gewesen…

Sayuri verstand die Welt nicht mehr.

Und sie kam auch nicht mehr dazu, nachzudenken, denn plötzlich geschah alles auf einmal.
 

Ein weiterer Fremder, der offenbar Wache gestanden hatte, taumelte in den Felsenkessel, ein Pfeil steckte in seinem Nacken, der eigenartig glomm.

Da fiel der Fremde um – und der Pfeil war plötzlich weg.
 

Die Grauhaarige riss erschrocken die Augen auf, dann legte sie die Hände um den Mund: „Alarm! Angriff!“
 

Augenblicklich erschienen mehr und mehr Fremde und Sayuri wurde nun doch Angst und Bange.

Inzwischen war ihr klar, dass das hier weder ein Albtraum, noch ein hartnäckiger Schatten war. Und auch wenn sie nicht verstand, was es war… die Panik bemächtigte sich ihrer immer mehr.
 

Ihr Häscher warf sie diesmal absichtlich zu Boden, hatte stattdessen plötzlich etwas in der Hand, dass wie ein armlanges Messer aussah (Sayuri hatte schließlich noch nie ein Schwert gesehen).
 

Instinktiv reglos blieb das Mädchen liegen, beobachtete nur über ihren Arm hinweg blinzelnd, was um sie herum geschah.

Da plötzlich erfassten ihre Augen zwei Gestalten. Die schwarzhaarigen Frauen! Sind sie etwa… gekommen um mich zu retten?
 

So musste es wohl sein, denn die eine zielte nun mit dem Bogen auf Sayuris Häscher, ließ den Pfeil von der Sehne zischen – und fällte den großen Kerl.
 

Im letzten Moment krabbelte Sayuri zur Seite weg, ehe sein langes Messer auf ihr landen konnte. Intuitiv wusste sie, dass das ziemlich hätte wehtun können.

Inzwischen waren noch mehr Leute dazugekommen, Metall blitzte überall auf, Schreie und Japsen waren zu hören, Sayuri nahm auch einen seltsam eisenähnlichen Geruch war. Blutgeruch, wie sie später lernen sollte. Und immer wieder fielen Leute um, reglos alsdann.
 

Die beiden Frauen hatten sich mit fünf anderen zu einer Gruppe formiert, über ihnen schwebte ein riesiges Wesen, das an einen Löwen erinnerte. Offenbar gehörten diese Gestalten zu den beiden Schwarzhaarigen.
 

Sayuri schluckte, als sie merkte, dass sich der Kreis ihrer Häscher mitsamt der Grauhaarigen von allen Seiten um die Schwarzhaarigen und ihre Gruppe zusammenzog. Sie wurden eingekesselt.

Ihr Blick fiel auf ihre Fingernägel, die noch rot waren vom Blut des einen Häschers. Ob sie… Kurzerhand stand sie auf und rannte los.

Sie war noch ein kleines Kind, nicht gerade kräftig, auch wenn das Fieber seit Tagen vergangen war.

Sie wusste nicht, seit wann ihre Sinne so ausgeprägt waren und warum ihre Fingernägel plötzlich solchen Schaden anrichten konnten.

Aber in diesem Moment durchfloss etwas heiß pulsierend ihre Adern, das ihr auf irgendeine Art tröstlich vertraut war. Automatisch hob sie den Arm, dann den anderen, sprang und landete auf dem Rücken der Grauhaarigen, schlug ihre Fingernägel in die Schultern und riss sie mit einer ruckartigen Bewegung nach außen.
 

Blut spritzte ihr entgegen, sie hörte den schrillen Schrei, der mehr gurgelnd als gurrend war, als einer aus der Gruppe der Schwarzhaarigen den Moment der Unaufmerksamkeit nutzte und der Grauhaarigen an die Kehle ging, sie zu Boden warf und festnagelte.

Sayuri war im Knien aufgekommen und hob jetzt wieder den Kopf, linste zwischen den dunklen Ponyfransen hervor.

Das seltsame Gefühl war noch immer in ihrem Körper und ohne dass sie es recht merkte, presste sie wie vorhin schon einmal die Zähne zusammen und knurrte auf.
 

Im selben Moment fiel der Blick der Schwarzhaarigen auf sie und die moorbraunen Augen weiteten sich voller Überraschung.
 

„Okaa-san!“, unterbrach der Ruf der anderen Schwarzhaarigen, die sich inmitten des Chaos auf den Rücken des löwenartigen Tieres gezogen hatte und ihrer Mutter nun die Hand entgegenstreckte.
 

„Nein!“, bestimmte die erste und ihre Stimme klang fest und kühl. „Nehmt Sayuri und bringt sie zurück. Ich kümmere mich um diese Truppe hier!“ „
 

Kagome-san…“, mischte sich einer der Männer ein, der fellartige Kleidung trug.
 

Kagome schüttelte nur den Kopf. Wenn sie noch einen Beweis gebraucht hatte, dass InuYashas Verdacht stimmte, dann hatte sie ihn jetzt bekommen.

Sayuri war eindeutig ein Mitglied der Familie. Und sehr wahrscheinlich war ihre Mutter der dämonische Elternteil gewesen. Aber ihr blieb jetzt keine Zeit mehr für Erklärungen.

Fest krallte sie die Finger um das Griffstück ihres Bogens, welches wirkte wie zwei helle, geschnitzte Hundeköpfe. Diesen Bogen hatte sie einst von Sesshômaru bekommen und seit Jahrhunderten leistete er treue Dienste. Mit einer raschen Bewegung legte sie einen neuen Pfeil auf die Sehne.

„Jetzt geht schon!“, fuhr sie den skeptisch dreinblickenden Mann an, der daraufhin nur die Augen zusammenkniff und sich unter einem feindlichen Angriff duckte, dann nach Sayuri griff.
 

„Komm mit, Kleine. Wir bringen dich in Sicherheit“ Seine Stimme war weich, wenn auch etwas grollend.

Aber dass kam Sayuri eher vertraut als befremdlich vor. Aus welchem Grund auch immer.

In unbestimmtem Vertrauen griff sie nach der dargebotenen Hand, ließ sich mitziehen.

Hinter sich hörte sie ein eigenartiges Sirren. Später sollte sie lernen, dass es so klang, wenn ein Pfeil die Sehne verließ.

Dann fand sie sich plötzlich auf dem Rücken des Löwentiers wieder, die Arme der einen Schwarzhaarigen um sich. Ihrem Beispiel folgend grub sie die Hände in das dichte Fell, ohne darüber nachzudenken, dass dieses Reittier hier die Kuriosität der Situation noch um einiges steigerte.

Sekunden später hatten sich das Kampfgetümmel hinter sich gelassen.
 

Kagome blieb allein zurück.

Ein rascher Blick über die Schulter sagte ihr, dass sie noch etwa ein halbes Dutzend Pfeile hatte. Das musste reichen, um hier aus der Höhle zu verschwinden und den anderen einen gewissen Vorsprung zu geben.

Kagome war krisenerprobt genug um nicht wie früher in Panik zu verfallen. Sayuri war jetzt im Moment wichtiger als alles andere. Und Kaori, die gefesselt und verschnürt ebenfalls mitgenommen worden war, ebenso. Beiden durfte auf die eine oder andere Art nichts passieren. Und sie musste jetzt erst einmal Kaoris Bande davon abhalten, ihr an den Kragen zu gehen. Mit langsamen Rückwärtsschritten näherte sich Kagome dem Eingang, legte gleichzeitig wieder einen Pfeil an.

Hauptsache raus hier.

Auf freiem Feld vermochten ihre Pfeile auch mehr anzurichten, als hier in der engen Höhle.

Endlich erreichte sie den Eingang, zwei Pfeile waren bereits verbraucht und noch immer drangen gut ein Dutzend Yôkai auf sie ein.
 

Kagome wirbelte herum und rannte ein paar Schritte, ehe sie sich zurückdrehte und noch aus der Bewegung einen weiteren Pfeil in die Gruppe jagte. Vier weitere Yôkai gefällt. Aber jetzt wurde es knapp. Flucht nach vorne schön und gut, aber das konnte eng werden. Sie griff nach dem nächsten Pfeilschaft, als sie plötzlich erstarrte.

Yôki in ihrem Rücken.

Wo bitte kamen denn von da hinten Dämonen her?

Kaoris Gruppe drang doch samt und sonders von vorne auf sie ein – oder?

Diese Taubendämonin schien doch schlauer und taktisch begabter zu sein, als gedacht und ihre Untergebenen folgten den Befehlen, auch wenn Kaori längst gefangengenommen war.
 

Noch ehe Kagome nach dem Pfeil greifen konnte, packte eine Hand von hinten den Pfeilköcher, riss ihn mit so einer Macht rückwärts, dass Kagome nicht nur hintenüber stolperte, sondern auch das Band riss, dass den Köcher vor ihrer Brust befestigte.

Rasch rollte sie sich herum, langte nach den herausgefallenen Pfeilen, erreichte sie nicht – und fand sich im nächsten Augenblick vollkommen umringt.

Ruhig bleiben, Kagome..., beschwor sie sich selbst, als sie die Hände anhob, um ihre Verteidigungstaktik abzurufen. Doch schon als sie das eine Handgelenk bewegte, spürte sie, dass sie sich dort etwas getan haben musste. Ein stechender Schmerz sauste durch ihren Unterarm. Kagome zuckte zusammen, zögerte einen Moment – und das war zu viel des Guten.
 

Im nächsten Moment traf sie die Breitseite eines Katana an der Schläfe.

Kagome fiel zur Seite.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel kommen bei so manchem "Erinnerungen" der Vergangenheit wieder auf - und ein alter Bekannter macht eine Stippvisite in der Handlung. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2015-02-14T13:41:39+00:00 14.02.2015 14:41
Na toll
Die Kleine ist in Sicherheit, dafür haben die nun aber Kagome
Irgendwie seh ich schon sowas in der Art, dass die nen Deal wollen. Also Kagome gegen Kaori oder sowas. Aber du bist durchaus auch immer für eine weitere Überraschung gut, daher will ich mich jetzt nicht festlegen...
Inu wird auf alle Fälle begeistert sein. Und Sess erst, nach der Aktion, wird er ja wohl oder übel erfahren, was es mit Kaori auf sich hat
Nur eine Frage: Woher weiß Kagome auf einmal, dass der weibliche Elternteil der dämonische war? Hab ich was verpennt?
Für die Kleine selbst natürlich schock pur... Ich will nicht derjenige sein müssen, der ihr das ganze verklickert^^
Antwort von:  Mimiteh
14.02.2015 15:28
Ich will auch nicht derjenige sein, aber für sowas heikles haben wir ja Rin^^
Woher Kagome ihre neue Erkenntnis hat, hast du nicht verpennt, das wird später erst erklärt - und wie es Kagome jetzt ergeht, natürlich sowieso.


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