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☾ Mikadzuki-ko

Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki"
von

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Gespräche

„Chikaku… nein, die ist schon vor zwanzig Jahren gestorben… Jirou… nur angeheiratet, der würde keine Witterung der Familie vererben...“

Seufzend blätterte Kagome vorsichtig eine weitere Seite um, während sie die Stammlinien vor sich hin murmelte. Neben ihr stapelten sich bereits einige Wälzer, gebunden in dickes Leder, die allesamt ebenfalls Stammbäume oder Ahnenlisten enthielten.
 

Vor den Fenstern der Schlossbibliothek heulte der Wind.

Das seit Tagen schmerzlich erwartete Gewitter entlud sich mit voller Kraft und das schon seit dem Morgen.
 

Mit einem Kopfschütteln stützte Kagome das Kinn auf eine Hand und schloss kurz die Lider, weil ihr die in sorgfältiger Kalligrafie-Schrift verfassten Namenslisten trotz aller Sorgfalt langsam vor den Augen verschwammen.

Seit drei Tagen verbrachte sie nun mehrere Stunden täglich in der Bibliothek des Inuschlosses, versuchte an irgendeine Information zu kommen und schrieb jeden Namen heraus, der in Frage kam.

Sie konzentrierte sich wieder auf die Liste.
 

„Nobuyuki, nein, auch schon eine Weile tot… Ryouta… mal sehen… ja, der wäre möglich…“

Sie griff den Schreibpinsel, der neben ihr lag und setzte den Namen auf die inzwischen beachtliche Liste. Ihr Blick flog über die restlichen Generationen, eher sie auch dieses Buch zuklappte. Dann legte sie es auf den Stapel der erledigten Bücher und lehnte sich ein wenig zurück.
 

Die Sessel hier in der Bibliothek waren eine seltene Neuerung der letzten Jahrhunderte, ebenso die Verwendung von gebundenen Büchern für die Chroniken der Adeligen. Jedwedes andere Schriftstück wurde noch immer als Schriftrolle aufbewahrt. Yôkai ließen eben nur ungern von Traditionen ab.
 

Etwas erschöpft fuhr sie sich durch die Haare. Es wäre deutlich einfacher gewesen, auf die unbestechliche, lückenlose Form der dämonischen Ahnenforschung zurückzugreifen, aber das dazu nötige Artefakt war nahezu unauffindbar.

Eines der beiden noch existenten, zwiespältigen Artefakte das zwar, in den falschen Händen, ganze Familienzweige auf einmal auslöschen konnte, andererseits aber, in verantwortungsvollen Händen auch jede Art von Verwandtschaft aufzuspüren und nachzuweisen vermochte, das Hôô Hôseki, befand sich außerhalb jeglicher Reichweite.

Die Berge, in denen die drei exzentrischen KajiYôkai, die es bewachten, sich seinerzeit verschanzt hatten, waren zwar längst von den Menschen erschlossen worden, aber Kagome wusste genau, dass die drei nicht nur Meister der Bannkreise waren, sondern sich auch mit Sicherheit ein neues Versteck gesucht hatten.

Würde mich nicht wundern, wenn sie irgendwo im Grand Canyon sitzen und sich über die Menschheit ins Fäustchen lachen…, dachte Kagome zynisch, ehe sie schicksalsergeben nach dem nächsten Buch griff.

Brachte ja nichts, sich zu grämen, das hatte sie in den letzten Jahrhunderten von den Dämonen gelernt.

Inzwischen routiniert flog ihr Finger über die Seiten, während ihre Gedanken nun doch ein wenig abschweiften.
 

Gestern war das kleine Findelkind zum ersten Mal für länger als ein paar Sekunden aufgewacht. Und damit hatte ein turbulenter Tag gerade erst angefangen:
 

Nachdem Kagome die Nächte fast gänzlich am Lager ihrer kleinen Patientin verbrachte, hatte sie geahnt, wem sie es zu verdanken hatte, dass sie gestern Morgen dann doch im Bett gewesen war. Wenn InuYasha wollte, konnte er eben doch sehr zuvorkommend sein.
 

So aber hatte es sie aufgeweckt, dass die Kleine sich regte, Kazuya aufsprang, der seltsamerweise die meiste Zeit an der Seite der neusten Hausbewohnerin verbrachte. Der Nekomata-Kater schien einen Narren an dem Hanyômädchen gefressen zu haben.

Rasch war Kagome am Lager ihrer kleinen Patientin, legte behutsam eine Hand an die Wange der Kleinen, wartete ab, dass sie gänzlich zu sich kam.
 

Zuerst zuckten die Öhrchen, dann bewegte das Kind die Hand, ehe schließlich ihre Augenlider zu flattern begannen.
 

Sacht legte Kagome eine Hand an die Wange des Mädchens.

„Gut geschlafen, Kleine?“, fragte sie sanft.
 

Da schlug die fremde Hanyô die Augen gänzlich auf. Tiefgrüne Iriden blinzelten zu Kagome auf. „Bist… bist du die Schwester vom Onkel Doktor?“, fragte das Mädchen. Ihre Stimme war hell und noch etwas matt.
 

Kagome lächelte sanft. Oh ja, die Kleine kam eindeutig von außerhalb des Bannkreises. „Nein, ich heiße Kagome. Verrätst du mir auch deinen Namen?“
 

Ein Moment lang schien die Kleine zu überlegen, ob sie weitersprechen sollte, dann sagte sie doch: „Sayuri“
 

„Schön, Sayuri. Hast du Durst?“, tastete Kagome sich langsam weiter vorwärts.

Ihre kleine Patientin sollte besser erst richtig wach werden, ehe ihr auffiel, dass ihr Ziehvater nirgends in der Nähe war.
 

Sayuri nickte etwas, wobei sich schon fast wieder einzuschlafen schien. Sie ist noch sehr geschwächt… sicher wird sie die nächsten paar Tage noch viel schlafen. Aber immerhin ist das Fieber weg, sie scheint über den Berg… ein Glück…, dachte Kagome bei sich, ehe sie sich erhob um etwas Tee zuzubereiten.

Derweil konnte sie sich auch gleich etwas Vernünftiges anziehen. So warm es bis zum Mittag sicherlich wieder werden würde, sie musste nicht den ganzen Tag im Unterkimono herumrennen.

Schon gleich zweimal nicht, wo die Wahrscheinlichkeit, dass InuYasha sich während seiner Unterredung mit Sesshômaru verplapperte, doch recht hoch war.

Und dann würde vermutlich gleich die halbe Familie auf der Schwelle stehen. Nein, bis dahin sollte sie ihre Chihaya besser anhaben.
 

~*~
 

Auf dem Schloss war InuYasha derweil tatsächlich längst zu Sesshômaru ins Arbeitszimmer durchgelassen worden. Jetzt saß er gegenüber seinem Halbbruder vor dessen Schreibpult und sah ihn fragend an.
 

Sesshômaru ließ sich davon wenig aus der Ruhe bringen.

Seelenruhig setzte er sein Siegel unter einige weitere Dokumente, ganz als habe er die Anwesenheit seines Halbbruders nicht bemerkt.
 

Dem wurde das schließlich zu langweilig. „Hey, Sesshômaru! Wärst du vielleicht mal so gnädig mir zu verraten, warum du mich hier antanzen lässt?“, fragte er mit bereits erhobener Stimme.
 

Keine Reaktion.
 

„Sesshômaru!“ InuYashas Hundeohren zuckten ärgerlich.
 

Dem Diener, der neben dem Schreibpult darauf wartete, die Dokumente wegräumen zu dürfen, wurde zusehends unbehaglicher zu Mute.
 

InuYasha sprang auf. „SESSHÔMARU!“, knurrte er entnervt.
 

„Setz dich wieder hin, InuYasha“, konterte der nur emotionslos, ohne überhaupt aufzublicken.
 

„Ich denke ja nicht dran!“, schnappte der Halbdämon.
 

Sesshômaru regierte wieder nicht. Dann eben nicht…, schien seine nicht vorhandene Gestik zu sagen.
 

Ein paar Sekunden lang herrschte Stille, dann hob InuYasha demonstrativ eine Klaue. „Lass mich weiter warten und ich verarbeite deine Papiere zu Kleinholz“
 

Jetzt war ein leises, unterschwelliges Knurren seitens des InuYôkai zu vernehmen.

Der Diener zog sich vorsichtshalber zwei Schritte zurück.

Die unausgesprochene Drohung hing mehr als deutlich im Raum: Versuche es und du kannst woanders weiterwarten. Ein paar Etagen weiter unten um es genau zu nehmen.
 

Missmutig die Ohren zur Seite abgeklappt gab InuYasha nach. Er wusste, dass Sesshômaru sich sonst nicht scheuen würde, ihn tatsächlich in die nächstbeste Arrestzelle zu stecken. Und dann würde er noch länger auf irgendeine Erklärung warten dürfen.

Kaum hatte er sich wieder hingesetzt, schob Sesshômaru die Papiere zusammen und reichte sie dem Diener, der mehr als erleichtert war, den Raum verlassen zu können.
 

Dann sah der Hundedämon auf und seine ganze Konzentration galt nun seinem Halbbruder, als habe er nie auch nur Anstalten gemacht, den zu ignorieren. „Kôhei bat mich, mit dir über eine Sache zu reden“, begann er neutral.
 

„Keh! Ich weiß“, murrte InuYasha noch immer etwas beleidigt. Aber er hörte zu.
 

„Die wenigsten Ookami haben einen eigenen Klauenangriff. So auch Kôhei nicht. Dementsprechend haben auch Teshi und Saika nichts dergleichen von ihm erben können. Da sie als Hanyô aber in der Lage sein sollten, sich auch waffenlos zu verteidigen, kam er auf die Idee, du könntest ihnen deine Blutklingen beibringen“
 

Jetzt sah InuYasha auf. „Und warum ich?“, fragte er dennoch nach, auch wenn seine nun wieder steil gespitzten Ohren deutlich zeigten, wie begeistert er von der Idee war.
 

Sesshômaru hatte das durchaus bemerkt, aber er ließ sich ausnahmsweise auf das Spiel ein. „Weil der einzige andere, erlernbare Angriff Natsus Glutwelle ist und die verlangt zu viel Kontrolle über das eigene Yôki, als ein Hanyô wie du oder die beiden aufbringen könnte, verstanden?“
 

InuYasha legte etwas den Kopf schief. „Und die Patrouillen?“
 

„Übernimmt im Gegenzug Kôhei. – Alle drei Tage“ Sesshômaru gab sich nach wie vor reglos. Er hatte von vorneherein gewusst, dass InuYasha so reagieren würde. So oft sie sich in den Haaren hatten, sie kannten sich inzwischen gegenseitig sehr gut. Und diesmal hatte er InuYasha ja auch provoziert.

Nun, manchmal vermochte der Hanyô ja sogar an sich zu halten. Heute eben nicht. Hätte auch nicht zu ihm gepasst, wenn das jetzt zur Gewohnheit geworden wäre.

Beinahe hätte Sesshômaru geschmunzelt. Wie viel hatte sich bloß seit damals verändert. Seit sie beide Frieden geschlossen hatten.
 

~*~
 

Ein Stück entfernt von der Bibliothek, am Rande der Trainingsplätze der Inu-Akademie hatten sich derweil, wie so oft, Arata und Kôhei getroffen.

Der alte Akademieleiter, der einst Kôheis Mentor gewesen war und auch jetzt noch ab und an mit ihm trainierte, hatte Kôhei seinerzeit unter seine Fittiche genommen und es war ein offenes Geheimnis, dass Arata sich eines Tages Kôhei zu seinem Nachfolger wünschte. Aber noch war Arata sehr gut dabei. So schnell würde er den Posten, geschweige denn den Löffel, nicht abgeben.

„Und? Hat InuYasha dem Plan zugestimmt?“
 

Kôhei lachte trocken. „Hast du irgendwelche Zweifel daran gehegt?“, fragte er zurück, anstatt zu antworten.
 

Arata wusste sich das dennoch zu deuten.

Belustigt schüttelte er etwas den Kopf. „Nicht wirklich. Eher erstaunlich, dass der Fürst so schnell auf deinen Vorschlag eingegangen ist. Sonst tut er doch alles, damit sich ja keiner ein Beispiel an InuYashas Kampftechniken nimmt“
 

Kôhei verdrehte ein wenig die Augen. „Naja, das gilt ja eher für InuYashas nicht vorhandene Schwerttechnik. Da ist der Kerl unbelehrbar. Aber was soll‘s, Tessaiga scheint zufrieden mit seinem Herrn, da mögen wir von halten, was wir wollen. Aber was Sesshômaru-sama angeht, nun, ich nehme an, die Tatsachen sprachen für sich. Außer InuYashas Blutklingen gibt es nun mal keinen geeigneten Angriff in Reichweite. Und ich werde einen Teufel tun, Sesshômaru-sama zu erzählen, dass das Ganze Teshis Idee war. Der soll das schön rational erklärt haben“
 

Arata hob gespielt mahnend den Finger an. „Na na, du wirst doch deinen Fürsten nicht anlügen…“
 

Kôhei gab sich ungerührt. „Ich lüge meinen Herrn Schwiegervater nicht an. Ich sage ihm bloß nicht alles“, stellte er klar.
 

Leicht lächelnd wechselte Arata das Thema: „Und Teshi? Was sagt der dazu?“
 

„Der ist begeistert. Am liebsten hätte er noch auf der Stelle mit Üben angefangen. Aber dann hätte meine Schwester ihm vermutlich den Kopf gewaschen. Wir gehen sie schon nur so selten besuchen“
 

„Naja, selten ist etwas anderes. Ihr geht doch einmal im Monat zu den Ookami rüber, oder?“
 

Kôhei nickte. „Wenn nicht gerade etwas dazwischen kommt, ja. Aber trotzdem steht sie mit ihrem Plan im Moment alleine da“
 

„Plan?“, Arata zog eine Augenbraue hoch.
 

Was wie Argwohn aussah, interpretierte Kôhei unschwer als Neugier, weil er seinen ehemaligen Mentor lange genug kannte. „Naja, mein Vater war nun langsam lange genug allein“, deutete er verschmitzt an.
 

„Sie will ihn verkuppeln?“
 

„Das hast du gesagt“, konterte der Wolfsdämon und entlockte dem alten Hundedämon damit nun endgültig ein leises Lachen: „Ein Nein klingt anders, Kôhei“
 

„Ich weiß. Na, da wäre die Ookami, die seinerzeit Sayoko aufgezogen hat, ebenso wie Kai und Shinta. Mizuiroko. Sie hätte mit Sicherheit nichts dagegen, wenn mein Vater sie mal mit etwas anderen Augen, als nur als Amme, betrachten würde. Sie hat ihren eigenen Welpen damals in sehr jungem Alter verloren, danach wie gesagt Sayoko und meine beiden Adoptivbrüder aufgezogen, sie sind wie ihre eigenen Kinder. Und meine Mutter… sie ist nun schon so lange tot. Ich habe mein Glück gefunden, Sayoko wird in nicht allzu langer Zeit auch verheiratet sein, Kai kommt jetzt in das Alter, in der er sich nach einer Gefährtin umsehen wird und Shinta… wir werden sehen. Es wird Zeit, dass Vater wieder über den Tellerrand blickt, da hat Sayoko schon ganz recht“, erklärte der Jüngere und blickte nun doch wieder ernst drein.
 

Arata tat es ihm gleich. „Da magst du Recht haben“, stimmte er nur zu, ehe er sich erhob, sich der Tür zuwandte. „So, dann wollen wir mal sehen, ob da draußen alles im Chaos versinkt, wenn nicht einer von uns am Trainingsplatz steht, oder ob alles seine Bahnen geht“
 

„Och, Chaos kann es auch geben, wenn wir uns beide auf dem Trainingsplatz befinden“, bemerkte Kôhei vieldeutig, schloss sich ihm aber an.
 

Arata schmunzelte etwas. Er war jedes Mal wieder aufs Neue froh, dass Kôhei inzwischen über sein früheres Verhalten witzeln konnte. Denn ohne Zweifel hatte er mit seiner Bemerkung gerade seinen Ausbruch am ersten Trainingstag gemeint, gut fünfhundert Jahre in der Vergangenheit.
 

~*~
 

Derweil hatte Kagomes Liste sich wieder um einige Namen erweitert. Ihr graute jetzt schon davor, was passieren würde, wenn sie alle diese ‚Verdächtigen‘ überprüfen mussten. Das konnte nicht nur langwierig, sondern unter Umständen auch schmerzhaft werden. Auf solcherart Verdächtigungen würden sicher nicht alle gelassen reagieren.

Und – und sie wusste nicht, ob das nicht noch unangenehmer werden konnte – ehe sie auf eine solche Runde gehen konnten, musste Sesshômaru eingeweiht werden.
 

So in Gedanken versunken schreckte Kagome ziemlich zusammen, als sich auf einmal eine klauenbewehrte Hand auf die Buchseite legte und sie am Umblättern hinderte.

Überrascht blickte sie auf und sah genau in die silbriggrün glitzernden Katzenaugen von Natsu.
 

„Was genau wird das? Chika, Jirou… das ist doch der Stammbaum von meiner Frau Schwiegermutter, oder? Seit wann interessiert du dich denn für die?“
 

Kagome ging nicht auf die leicht ironische Betonung in der Betitelung ein, sondern versuchte nur, so rasch wie möglich ihre Gedanken zu ordnen. „Oh, Natsu, hallo. Du, weißt du, ich suche nur etwas…“, antwortete sie schließlich ausweichend, mehr um Zeit zu gewinnen, als dass sie glaubte, Natsu damit loswerden zu können.
 

Die Löwendämonin, die wie üblich ihren dunklen Kimono mit der weißen Raubkatzensilhouette auf der Seite trug, legte auch nur den Kopf etwas auf die Seite. „Muss ja eine weitreichende Recherche sein. Wenn du etwas aus dem Familienstammbaum suchst, wäre es dann nicht einfacher, Sesshômaru um Rat zu fragen? So etwas hier weiß der doch auswendig“
 

Dessen war auch Kagome sich bewusst. Dennoch… „Das… halte ich nicht für die beste Idee…“, versuchte sie auszuweichen.

Damit erreichte sie allerdings das Gegenteil, denn nun schimmerte offene Neugier in Natsus Katzenaugen. „So so, du hast also Geheimnisse vor ihm…“, sagte sie lauernd.
 

„Naja, nicht direkt, ich…äh… ich wollte bloß vorher Erkundigungen einholen, um ihn dann gezielter-“ Kagome kam nicht dazu, sich zu Ende zu verteidigen, da unterbrach Natsu sie schon. „Lass gut sein, Kagome. Wird schon etwas wichtiges sein, was du da machst. Mich interessiert ja nur, warum du hier seit Tagen durch die Bibliothek geisterst. So lange Zeit am Stück bist ja selbst du sonst nicht hier“
 

Kagome war wenig überrascht, dass Natsu nicht nur durch Zufall über sie gestolpert war. Ihr war bewusst, dass sie längst gewittert worden sein musste und auch ihre Mikokraft war für die Dämonen zu fühlen, da mochte diese bei ihr noch so nach innen gekehrt sein.

Insofern konnte sie vermutlich froh sein, dass nicht gleich Sesshômaru sie hier unter aufgesucht hatte – beziehungsweise, sie zu sich hinauf bestellt hatte, denn er würde sich sicher nicht herablassen, ihr hinterherzulaufen. Trotzdem sollte sie sich jetzt wohl besser eine geistreiche Antwort überlegen.

Aber außer der Wahrheit fiel ihr bei allen Göttern keine vernünftige Erklärung ein, warum sie hier in den Stammbäumen von Sesshômarus mütterlicher Familie forschte.

Also atmete sie tief durch. „Es ist so, Natsu. Es ist da jemand von den Grenzgängern aufgesammelt worden. Ein Kind. Ein Hanyô-Kind…“, begann Kagome bemüht neutral zu erzählen.
 

Natsu sog dennoch scharf die Luft ein.
 

Tatsächlich war Natsu mehr als überrascht von dieser Geschichte. Nun, wer rechnete denn auch mit so etwas, wer rechnete damit?

Als Kagome endete, dachte Natsu kurz nach. „Das heißt, du versucht jetzt einzugrenzen, wer in Frage kommt, der dämonische Elternteil dieses Kindes zu sein. Und InuYasha war sich sicher, dass er das Blut seiner Familie gerochen hat?“ Natsu zweifelte sichtlich und Kagome konnte es ihr nicht verdenken.

Ein Donnern unterbrach die entstandene Stille unsanft.

Natsu verzog die Lippen zu einem etwas neckischen Schmunzeln. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass du dich hier quälst, weil du Sesshômaru nicht ohne Grundlage mit einem solchen Verdacht konfrontieren willst?“
 

Mit einem leidvollen Lächeln nickte Kagome. Genau das war schließlich ihr Problem.
 

Natsu strich mit einer automatisch wirkenden Bewegung ihre Haare über die eine Schulter nach hinten. „Also gut. Ich übernehme das. Aber das heißt auch, dass du mir gefälligst berichtest, wann auch immer du etwas herausfindest, klar?“
 

„Das würdest du machen?“, fragte Kagome, ohne auf die neckisch ausgesprochene Drohung einzugehen.
 

Natsu straffte die Schultern und atmete tief durch, als gehe sie gerade ein großes Wagnis ein. „Wenn es denn sein muss, Kagome, dann werde ich dieses Opfer auf mich nehmen. Ich denke mal, mich wird Sesshômaru nicht ganz so schnell in meine Einzelteile zerlegen, nur weil ihm eine Nachricht nicht passt“, sagte sie gespielt aufopferungsvoll und legte den Handrücken in einer dramatischen Geste an die Stirn.
 

Kagome bog sich vor Lachen. „Oh, Natsu, du bist unverbesserlich!“, japste sie, als sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war.
 

„Gern geschehen. – Und nun geh‘ nach Hause, ehe der Schlosshof noch gänzlich unter Wasser steht“, erwiderte die RaionYôkai, während sie vielsagend die aufgeschlagene Chronik zuschlug und ein Stück von Kagome wegschob.
 

Die Miko erhob sich bereitwillig, nachdem sie einen kurzen Blick richtung Fenster riskiert hatte.

Die Regentropfen klatschten in schnellem Rhythmus unaufhaltsam an die Scheibe und nicht selten zuckte das blendende Schwert eines Blitzes durch den violett verfärbten Himmel. „Weltuntergang“, kommentierte Kagome lapidar, ehe sie wieder ernst wurde. „Danke für deine Hilfe, Natsu. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie Sesshômaru reagiert hätte, wenn ich ihm mit einem solchen Verdacht käme“
 

„Ja, bei allem Respekt, den er nun doch für deine Fähigkeiten hegt, in so einem Fall dürfte seine Reaktion allerdings unvorhersehbar sein. Nunja, du musst es ja nicht ausprobieren. – Ich denke, wir sehen uns dann morgen…“, erwiderte Natsu nur und wandte sich bereits ab um ihre Schwägerin zur Tür zu begleiten.
 

Leider bemerkte keiner von beiden die schwache, fremde Präsenz, die zu einer schattenhaften Gestalt außerhalb des Schlossgebäudes gehörte, die nun die Hände von der Außenwand löste und sich die klatschnassen Haare aus den Augen strich. Ein erfreutes Grinsen zierte die Züge der Gestalt.

„Ein bisher unbekanntes Familienmitglied der hochgelobten Inu-Fürstenfamilie also? Ein Kind noch, von unbekannter Stärke? Und nicht im Schloss, sondern im Dorf? Reizende Neuigkeiten…“

Während die Gestalt nun zusah, dass sie unbemerkt vom Schlossgelände kam, wurde aus dem Grinsen eine fast diabolisch zu nennende Miene…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß, Natsu^^

Im nächsten Kapitel machen wir dann erst einmal Bekanntschaft mit der, den Protagonisten hinlänglich bekannten, "Kaori" und bringen ein wenig Bewegung ins Dorf. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2015-01-31T17:46:21+00:00 31.01.2015 18:46
Grüne Augen, noch ein Punkt mehr, den wir wohl auf die Liste setzen können
Natsu ist ja wirklich aufopferungsvoll *gg*
Das sich Inu bei dem Anliegen die beiden zu unterrichten nicht zwei Mal bitten lässt, war ja irgendwie vorherzusehen. Die beiden Brüder sind so oder so ne Nummer für sich...
Und das nächste Drama lässt auch nicht auf sich warten, wenn man sich so den letzten Absatz durchliest. Mädel, was hast du nur vor, hm?
Antwort von:  Mimiteh
31.01.2015 20:23
Hey, ich fange doch gerade erst an^^
Ja, die lieben Hundebrüder bieten immer Stoff für manche Anekdote, da hast du Recht und was Natsus Opferungswillen anbetrifft... die Familie ist halt zusammengewachsen, da kann es auch mal zu solchen Scherzen kommen ;)


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