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Immer der Freiheit entgegen

von

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Annäherung

Annäherung
 

Rote Haare umspielten das zarte Gesicht der jungen Frau, ihre schwarzen Augen musterten den Piraten, der unter ihr lag. Ihre Lippen waren ein klein wenig geöffnet und ihre Wangen schimmerten in einem leichten Rot. Er spürte ihre Nähe, spürte ihre Wärme. Es kam ihm sogar schon beinahe so vor, als könne er ihren Herzschlag über sich spüren. Seine Hände legten sich wie von selbst um ihren Körper und er drückte sie eng an seinen. Nur ein kleiner Abstand trennte ihre Münder und Ace war sich sicher, dass wenn er nicht bald ihre weichen Lippen auf seinen spüren würde, es einen für ihn notwendigen Positionswechsel gäbe. Lio beugte sich nur langsam herab, weshalb der Schwarzhaarige kurz davor stand, die Geduld zu verlieren. Keinen Zentimeter trennten ihre Lippen und jeder von ihnen spürte den flachen Atem des jeweils anderen.
 

Ace war sich sicher. Endlich könnte er erfahren, wie ihre Lippen schmeckten und vor allem, ob sie so weich waren, wie sie aussahen. Eindringlich sah er in die schwarzen Iriden der Rothaarigen, als suche er nach einer Bestätigung für das Kommende und kein Widerspruch war zu sehen. Er schloss die Augen, wohlwissend dass er sie endlich küssen könnte, und kam Lio entgegen. Seine Lippen trafen auf ihre und augenblicklich spürte er ein kleines Feuerwerk in sich aufgehen. Eher zaghaft bewegten sich ihre Lippen aufeinander und Ace verspürte das starke Bedürfnis, sie noch näher bei sich zu haben. Sein Griff um sie wurde fester und bestimmter küsste er sie. Ihm war klar, dass es sich gut anfühlen würde, doch war ihm nie in den Sinn gekommen, dass ihn diese einfachen Berührungen dermaßen aus der Bahn werfen konnten.
 

Die Augen des Piraten öffneten sich. Er wollte wissen, ob sie es genauso genoss wie er, doch bekam er kein scharfes Bild zu sehen. Die Nähe und vor allem auch Wärme, die er zuvor gespürt hatte, war auf einen Schlag verschwunden. Die Rothaarige, die vor wenigen Sekunden noch auf ihm saß, war mit dem berauschenden Gefühl des Kusses genauso verschwunden, wie die zuvor gespürte Wärme. Auch nach mehreren Versuchen den Blick mit Blinzeln zu klären, ergab sich dennoch nichts und die Sicht wurde nur ungenauer.
 

Unruhig drehte Ace sich in seinem Bett. Langsam beruhigte er sich und die Bewegungen stellten sich ein. Ein Seufzen verließ seinen Mund und müde rieb er sich die Augen. Er war sich sicher, dass es noch spät in der Nacht war, dafür brauchte er nicht auf die Uhr zu schauen.
 

„Ein Traum“, hauchte er leise in den dunklen Raum. Wie hätte es auch anders sein können! Es hätte ihm von Anfang an bewusst sein müssen, dass es nicht real war. Zu schön wäre die Vorstellung gewesen. Auch wenn er behaupten konnte, dass es sich im Traum selbst wirklich gut angefühlt hatte. ‚Zu gut‘, dachte er sich und sehnte sich nach dem Gefühl, welches er noch vor wenigen Momenten gespürt hatte.
 

Obwohl.. sehnte er sich wirklich danach? Nach der Aktion am Tag wusste er nicht so recht, was er davon halten sollte. Mit Lio hatte er allerdings nicht gesprochen, zu sehr hoffte er, dass sie es gar nicht mitbekommen hatte. Schließlich war er sich doch selbst nicht sicher, was sein Verhalten zu bedeuten hatte. Immerhin hatte sie ihn irgendwie in diese Situation gebracht und ihn doch geradezu provoziert! Begründung war es dennoch nicht. Genauso gut war es möglich, dass es einfach aus dem Affekt heraus passiert war. Doch der Traum zeigte ihm deutlich, was er wollte.. oder?
 

Konnte es denn möglich sein? Klar, er mochte Lio, doch auf diese Art? Bisher war es eher eine Freundschaft, die sie verband. Konnte man das überhaupt nach so kurzem Zeitraum einschätzen? Ace konnte es nicht sagen. Wusste doch gar nicht, wie so etwas ablief, zumindest was nähere Gefühle anging.
 

Nachdem Ace glücklicherweise doch nochmal eingeschlafen war, verging die Nacht doch recht schnell. Müde und noch immer total geplättet, erwachte der Schwarzhaarige und war froh, zumindest diesmal nicht wieder etwas Derartiges geträumt zu haben. So schön der Traum auch war, machte sich nur unnötige Verwirrung in ihm breit. Die Uhr verriet ihm, dass es Zeit für Frühstück war und genau das konnte er jetzt gut gebrauchen. Eine ausgiebige Mahlzeit hatte bisher immer geholfen und vielleicht hatte er mit vollem Magen klarere Gedanken. Motiviert erhob er sich und hüpfte schnell unter die Dusche. Die Aussicht auf ein ausgewogenes Frühstück stimmte ihn glücklicher, als es bei anderen der Fall war.
 

Gut gelaunt marschierte er durch die Gänge und war froh, den Weg zum Essenssaal drauf zu haben. Schließlich war das auch das Wichtigste! Mit einem Grinsen im Gesicht betrat er den Saal und gesellte sich gleich zu einigen Mitgliedern, die er inzwischen als Brüder bezeichnen durfte. Sein Teller war so schnell, wie er befüllt wurde auch wieder geleert. Gleich mehrere Mahlzeiten verschwanden in seinem Magen, der wie ein schwarzes Loch schien, welches sämtliche Materie verschlang.
 

Gerade wollte er sich wieder etwas auftun, als seine Sicht dunkel wurde. Zwei Hände hatten sich über seine Augen gelegt und hinter sich spürte er, wie eine Person sehr nah an ihm stand. Augenblicklich bemerkte er die wohlbekannte Nähe und auch Wärme, die von dieser Person ausgestrahlt wurde. Als er dann auch noch ihre Stimme hörte, war er sich endgültig sicher. „Na, wer bin ich?“, fragte die Rothaarige mit einen Grinsen im Gesicht. Sie hatte gespürt wie der Schwarzhaarige vor Schreck etwas zusammengezuckt war und konnte sich das Grinsen daher nicht verkneifen.
 

„Was eine Frage.. der kleine Giftzwerg natürlich“, kam es ihm amüsiert über die Lippen. Ihre Hände verschwanden umgehend und keine Sekunde später schnipste sie ihm gegen die Stirn. Ein „Au“ war zu hören und Ace rieb sich einige Male über die Stelle. „So klein bin ich nicht, klar?“, stellte die Rothaarige fest und setzte sich neben den Rookie auf die Bank. „Meinetwegen. Aber das Andere hast du ja selbst bestätigt“, meinte er mit einem Grinsen und kassierte diesmal einen freundschaftlichen Schlag gegen die Schulter.
 

Nachdem Lio sich auch etwas zu essen aufgetan hatte, fragte sie ihn: „Gut geschlafen?“ Ace hatte sich bei der Frage beinahe verschluckt, konnte aber gerade so noch die Essensreste runterschlucken. Was sollte er darauf antworten? Geschlafen hatte er ja eigentlich gut.. „Ganz gut und selbst?“, „Ich? Ich schlaf immer gut“, antwortete sie und biss genüsslich in ihr Brot.
 

Das Frühstück verging weiterhin ruhig, so sprachen sie ab und zu über den angefangenen Tag, aber auch über die kommenden Wochen, in denen sie bald eine neue Insel erreichen würden. Dennoch musste Ace manchmal an seinen Traum denken, hatte doch unmittelbar neben ihm das Original sitzen. Sein Blick fiel wenige Male, sodass es nicht auffiel, auf ihre Lippen und immer wieder schoss ihm die Frage, wie sie wohl schmeckten, in den Kopf. Wenn das so weiterging, würde er das sicherlich nicht lange aushalten. Er musste die Sache irgendwie klären..
 

Lio erhob sich von der Bank und ging mit gestapeltem Geschirr in Richtung Kombüse. Im Gehen wandte sie sich nochmals um und rief zu dem Schwarzhaarigen: „Wir sehen uns!“, damit war sie auch schon durch die Tür zur Küche verschwunden.
 

Ace sah ihr noch nach und fragte sich, wie er es am besten ansprechen sollte. Wie ging man so ein Thema überhaupt an und viel wichtiger war die Frage, was wollte er überhaupt sagen? Darüber müsste er sich sicherlich noch den Kopf zerbrechen. Mit einem Seufzen erhob auch er sich von der Bank und machte sich auf den Weg an Deck, um etwas frische Luft zu schnappen, die ihm bei seinen Überlegungen vielleicht unterstützen könnte.
 

„Morgen Lio“, kam es von dem Smutje, der dabei war, das übriggebliebene Frühstück zu verstauen. „Guten Morgen“, antwortete sie ihm und brachte die Teller zur Spüle, an der bereits jemand stand und fleißig spülte. „Hattest du keine Lust auf uns?“, fragte der Brünette und verstaute eine Schale im Schrank. „Huh?“, erwiderte Lio, wusste nämlich gar nicht, was er damit meinte. „Du sitzt doch sonst immer bei uns, heute bei Ace. Ihr versteht euch wirklich gut, oder?“, der Unterton seiner Stimme war deutlich zu hören und die Rothaarige blickte in das grinsende Gesicht des Brünetten. „Ich sitze doch immer bei euch und ja, du doch auch“, gab sie ihm ehrlich als Antwort, auch wenn sie wusste, dass er auf etwas anderes hinaus wollte. „Ich falle aber nicht direkt über ihn her“, meinte Thatch dann ganz direkt und grinste das Mädchen breit an, welches ihn fragend ansah.
 

Seufzend kam sie näher und setzte sich auf einen der Hocker. „Marco ist echt eine Tratschtante, kann es sein?“, „Also hatte er recht? Du bist über die Feuerfaust hergefallen?“, fragte der Kommandant verblüfft. Zwar glaubte er dem ersten Kommandanten, doch bestand natürlich die Möglichkeit, dass der Blonde sich einen Spaß gemacht haben konnte. Aber wie es schien, hatte er wohl die Wahrheit gesagt, als er meinte, dass er die Zwei dabei erwischte hatte, wie sie sich beinahe geküsst hätten. Allerdings hatte Thatch das der Rothaarigen gar nicht zugetraut, daher seine Verwunderung. „Ich bin natürlich nicht über ihn hergefallen!“, rechtfertigte Lio sich und erklärte: „Es war nur eine unglückliche Situation in der Marco uns gesehen hat“, „Ach?“ – Wieder ein Seufzen der Rothaarigen.
 

„Ich erklär’s dir, ok?“, sie wartete gar keine Antwort ab und begann zu erzählen: „Ace hatte mich erschreckt und dann auch noch gekitzelt. Er hat sich darüber lustig gemacht und ich wollte mich rächen“, „Bei uns rächst du dich doch auch nie“, „Das ist auch was völlig anderes..“ – War es denn etwas anderes? Im Eigentlichen nicht. „Jedenfalls hab ich ihn umgerannt und mich auf ihn gesetzt. Da war er erst mal geschockt, hat ja auch gar nicht damit gerechnet“, ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, denn die Erinnerungen an seinen geschockten Gesichtsausdruck war wirklich amüsant. „Ich wollte ihn verwirren, ihn aus dem Konzept bringen und bin ihm halt etwas näher gekommen, mehr ist aber gar nicht passiert, da war Marco auch schon da“, sagte schließlich schlussendlich. „Wie langweilig. Ihr wärt echt niedlich zusammen“, meinte der Brünette halbspaßig und machte mit seiner Arbeit weiter. „Red‘ keinen Unsinn“, sagte die Rothaarige ernst. „Stimmt doch, etwa in einem Alter, ähnliches Verhalten und ihr versteht euch gut“, als wäre es das Offensichtlichste antwortete Thatch ihr, doch konnte Lio es nicht nachvollziehen. Immerhin war sie mit Ace befreundet, hatte sich inzwischen eine ganz gute, aber auch stabile Freundschaft aufgebaut. Wie sollte sie da jetzt auch auf etwas anderes kommen? Unmöglich, dass da mehr dahinter stecken konnte. Oder?



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