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Immer der Freiheit entgegen

von

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Was willst du hier

Was willst du hier?
 

Es waren inzwischen sechs Jahre vergangen und Lio war zehn Jahre alt. Sie hatte ihren Traum, Piratin werden zu wollen nicht aus den Augen verloren und trainierte jeden Tag hart dafür. Das Mädchen hatte damit genügend Beschäftigung. So aber nicht Lina, ihr ging es von Jahr zu Jahr schlechter. Zum einen lag es daran Shanks nicht zu sehen, er gab ihr einen gewissen Halt, den sie nun nicht hatte und Lio ihr nicht geben konnte. Ständig verspürte sie ein Stechen in der Brust, wenn sie das Meer anschaute. Sie fühlte sich so schwach und leer. Was war nur mit ihr los?
 

Die erste Zeit ohne Shanks konnte sie halbwegs verkraften, auch wenn ihre Tochter sie täglich fragte, wann ihr Vater wiederkommen würde. Auf diese Frage antwortete die Brünette meistens „Bald“, doch irgendwann reagierte sie nicht mal mehr auf diese Frage und Lio stellte es mit der Zeit ein. Die Rothaarige hatte sich damit abgefunden und trainierte umso mehr, um ihren Vater zu überraschen, wenn er wieder hier war. Sie wollte ihn beeindrucken, er hatte ihr schließlich gesagt, wie sie zu trainieren hatte und auf was zu achten war. Um die drei Worte zu verinnerlichen, hatte das Mädchen sie ständig aufgesagt bis ihrer Mutter der Kragen platzte, ab da sprach sie sie nicht mehr aus.
 

Zum Trainieren hatte Lio ein echtes Schwert bekommen, kein besonders gutes, aber es war optimal für ihre Größe. Sie liebte und pflegte es, wie ihren größten Schatz. Sie absolvierte ihr Training gut. Für ihre Kondition schwamm sie jeden Morgen bis zu zwei Stunden, für die Konzentration setzte sie sich mehrere Stunden am Tag in den Garten und lauschte ihrer Umgebung. Das Einzige, was ihr zu schaffen machte, war das Krafttraining. Lio ärgerte sich immer darüber, dass sie es nicht schaffen konnte eine schwere Kiste zu heben. Sie fühlte sich schwach und wollte endlich den Vorschlägen ihres Vaters nachgehen. Sie fing klein an, steigerte sich, doch konnte die Kiste immer noch nicht heben. Dabei war es notwendig, Lina war nicht mehr in der Lage den Einkauf allein zum Haus zu tragen und ihre Tochter sollte einen Teil übernehmen. Immer wollte Lio das größte Stück nehmen, schaffte es schlussendlich aber nicht und ihre Mutter übernahm.
 

Momentan befand sich die Rothaarige im Garten und übte einige Figuren, die sie in einem Buch entdeckt hatte, ihre Mutter beobachtete sie von der Küche aus. Sie wollte ihre Tochter aufklären, wie es auf der Grandline aussah, welche Parteien es dort gab und wie sie zueinander standen. Lina verstand, dass ihr Kind Ernst machte, also sollte sie auf alles vorbereitet sein. Sie atmete tief ein und verspürte einen Stich in ihrer Brust, wieder dieser Schmerz, was hatte sie?
 

Sie stand auf und begab sich zur Tür zum Garten „Lio, könntest du bitte reinkommen?“, die Rothaarige hörte in ihren Bewegungen nicht auf und fragte ihre Mutter: „Ist es sehr wichtig?“, „Ja, allerdings“ war schließlich die Antwort. Lio steckte ihr Schwert zurück und betrat mit ihrer Mutter die Küche. Sie sah ihre Mutter abwartend an „Ich wollte dir nur etwas zur Grandline erklären“, begann die Brünette. Die Zehnjährige wurde hellhöriger, sie wartete darauf, dass ihre Mutter weitersprach.
 

„Wie du weißt, gibt es die Piraten, die untereinander auch andere Ziele haben..“ „Ja, die guten und bösen“, „Weißt du Schatz, in den Augen der Weltregierung gibt es nur böse Piraten. Es gibt die drei Mächte, die für das Gleichgewicht in der Welt zuständig sind. Das Marinehauptquartier, die Sieben Samurai und die Vier Kaiser“, bei Letzterem musste sie unweigerlich an den Rothaarigen denken. Was er wohl gerade machte?
 

„Die Marine sorgt für die Sicherheit der Bevölkerung vor Piraten, sie versuchen alle Piraten gefangen zunehmen, damit diese Piratenära aufhört. Die Sieben Samurai sind sieben ausgewählte Piraten, die unter dem Schutz der Marine arbeiten. Sie..“, „WAS?! Sie arbeiten für die Marine? Wieso tun sie das? Dann sind sie doch gar nicht mehr frei!“ „Sie haben ihre Gründe für sie zu arbeiten. Sie müssen dafür ein Teil ihrer Beute teilen und manchen Aufträgen nachgehen“, die Brünette wartete kurz, damit ihre Tochter verstehen konnte, diese sagte leise, aber verständlich „Verräter.“
 

Lina sprach weiter: „Die Vier Kaiser sind in der Neuen Welt, der zweiten Hälfte der Grandline. Sie sorgen dort für Sicherheit und bieten einigen Inseln Schutz auf Gegenleistung.“ Lio nickte „Wieso erzählst du mir das alles?“, „Du sollst nur Bescheid wissen, wie es da draußen aussieht, aber das war noch nicht alles.“ Eine Augenbraue der Rothaarigen hob sich und sie sah fragend ihre Mutter an. „Weißt du Lio, Piraten kämpfen. Manche mit Gewehren, manche mit Schwertern und manche auch nur mit ihrem Körper. Aber es gibt noch eine Möglichkeit zu kämpfen“ sie wartete, ihre Tochter schaute sie ungeduldig an „Nun sag schon Mama“, ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen der Brünetten „Teufelsfrüchte“ sagte sie nur und verursachte damit reinste Verwirrung im Kopf des Mädchens.
 

Dieses versuchte sich darunter irgendetwas vorzustellen und grübelte, doch es entstanden keine sinnvollen Gedanken, schließlich fragte sie: „Was sind Teufelsfrüchte?“, „Sie verleihen dir eine Kraft, entziehen dir dafür aber die Kraft zu schwimmen. Im Wasser würdest du sinken, wie ein Stein.“ Der Gesichtsausdruck von Lio wurde grimmig „Wieso sollte man auf die Fähigkeit zu schwimmen verzichten, wenn man übers Meer fahren will. Das wäre doch total idiotisch“, „Manche Kräfte sind ziemlich beeindruckend, bist du gar nicht interessiert?“, „Doch schon, aber lohnen sich diese Kräfte, wenn man nicht mehr schwimmen kann?“ Lina stand auf „Komm mal mit in den Garten.“
 

Gemeinsam im Garten stellte sich Lina zu einem vertrockneten Baum und legte ihre Hand an den Stamm „Jede Kraft lohnt sich auf eine Art und Weise“, sie schloss die Augen. Die Stelle an der ihre Hand lag, leuchtete pulsierend auf und die vertrockneten gesplitterten Äste fügten sich zusammen, der Baum gewann an Farbe. Die Brünette legte ihre zweite Hand an den Baum, Blätter begannen zu sprießen und auch Blüten waren zu sehen. Lio konnte die Augen gar nicht von ihrer Mutter und dem Baum nehmen, sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Der Baum stand wieder in vollkommener Schönheit vor ihr.
 

Lina hatte ihre Augen geöffnet und sah ihre Tochter mit einem Lächeln an. Diese trat näher an den Baum und berührte ihn, es war echt, wie war das möglich? Sie schaute ihre Mutter fragend an „Wie hast du das gemacht?“, „Ich hab dir doch eben von Teufelsfrüchten erzählt, hast du etwa nicht zugehört?“, „Doch, aber was ist das für eine Kraft, was kannst du damit noch alles machen und warum hast du sie nie benutzt?“, „Dass du immer soviel fragen musst“, lächelte Lina ihre Tochter warm an und tätschelte ihren Kopf, sie nahm Lio bei der Hand und ging wieder ins Haus.
 

In der gewohnten Position saßen sie sich in der Küche am Tisch gegenüber. „Mit dieser Teufelsfrucht kann ich das Leben in sämtlichen Pflanzen beeinflussen, solange noch etwas Leben in ihnen steckt. Ich kann ihren Wachstum beschleunigen oder verlangsamen und die Vermehrung beschleunigen oder einschränken. Ich hab es dir nie gezeigt, weil ich Angst hatte, dass ich dir daraufhin alles erklären müsste und du Piratin werden willst. Aber das hat sich ja inzwischen erledigt.“
 

Sie zwinkerte ihrer Tochter zu, welche immer noch am verarbeiten der Informationen war. „Also kannst du verwelkte Pflanzen wiederbeleben, wie kämpft man damit?“, sie grübelte und versuchte sich vorzustellen, wie man mit so einer Kraft kämpfen konnte. „Ich gehörte nie zu den großen Kämpfern, hauptsächlich habe ich die Pflanzen als Schutzschild verwendet, manche Samen konnte ich in kurzer Zeit wachsen lassen und diese Pflanzen kämpften dann für mich“, „Das ist ja schon ziemlich cool, aber ich finde mit dem Schwert kämpfen immer noch besser. Mit dem Schwert eins werden und den Dingen ihren Lauf lassen und trotzdem immer völlig dabei sein, das ist viel cooler. Aber trotzdem sind deine Kräfte schön, du hast unseren Apfelbaum gerettet“, sagte die Rothaarige mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
 

„Danke, dass du mir das alles erklärt und gezeigt hast. Ich geh wieder raus, sag bitte Bescheid, wenn etwas ist“, sie stand von ihrem Stuhl auf, ging zu ihrer Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange, sagte leise: „Hab dich lieb“ und war schon wieder im Garten. Lina lächelte und blickte verträumt auf die Tischplatte „Ich dich auch, meine Kleine“ sagte sie schließlich noch, obwohl sie schon längst allein war.
 

Im Garten sah Lio den Apfelbaum vor ihr an, er war wieder voll in Blüte und sprühte nur so vor Leben, noch nie hatte sie ihn so in voller Pracht gesehen. Sie legte ihre Hand an den Stamm und murmelte leise: „Teufelsfrüchte..verrückt.“ Sie ließ den Baum in Ruhe und nahm ihr Schwert und begab sich in Position. Sie schloss ihre Augen und atmete tief ein und aus, sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung und nahm jedes Geräusch war. Sie hörte ganz leise das Rauschen vom Meer, den Wind, der durch die Blätter wehte und diese zum Rascheln brachte und den knarrenden Boden in der Küche.
 

Sie atmete ein letztes Mal aus und öffnete ihre Augen, was sie sah, brachte sie völlig aus der Fassung und sie ließ ihr Schwert fallen. Sie hatte mit niemanden gerechnet und vor allem hatte sie niemanden gehört. Wie leise konnte dieser Mann sein? Er trug einen langen dunklen Mantel, dazu einen passenden Hut an dem sich eine grünlich schimmernde Feder befand und auf dem Rücken befand sich etwas, was aussah wie ein Kreuz. Was war das? Lio sah in seine stechenden goldenen Augen und spürte, wie sie nervös wurde. Wer war dieser Mann und was wollte er?
 

Ohne ihn aus dem Blick zu lassen, hob sie ihr Schwert auf und behielt es locker in der Hand, sie packte ihren sämtlichen Mut zusammen und fragte mit halbwegs fester Stimme: „Wer zur Hölle bist du und was willst du hier?“ Natürlich hatte ihre Angst ihre Ausdrucksweise in keinster Weise verändert und sie sah dem großen Mann in seine Augen. „Du bist eindeutig seine Tochter“, sagte er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit. Ihr Blick wechselte von Unsicherheit zu Wut, wer war dieser Mann, dass er ihren Vater kannte und wieso nahm er sich das Recht einfach über ihn zu sprechen? Und vor allem klang diese Vorstellung nicht erfreulich, sondern abwertend.
 

Er sollte es nicht wagen, ihren Vater zu beleidigen. Der Mann kehrte ihr den Rücken zu und ging in Richtung Haus, ohne zurückzuschauen, sagte er: „Es wäre ratsam das Schwert wegzustecken.“ Sie blickte dem Mann hinterher und sah, was sich auf seinem Rücken befand. In Wahrheit war es ein riesiges schwarzes Schwert, es sah unglaublich mächtig und angsteinflößend aus. Sie tat, wie ihr geheißen und steckte ihr Schwert zurück in die Scheide. Wer war dieser Mann, dass er solchen Einfluss auf sie hatte? Nannte man es einfach nur Respekt oder riesengroße Angst?
 

Sie begab sich zum Haus, vor der Tür konnte sie schon die beiden Stimmen vernehmen, sie betrat das Haus. „Was willst du hier?“, fragte ihre Mutter gerade den Neuankömmling. Er hatte sein Schwert an einen Stuhl angelehnt und saß auf einem Anderen, er nahm seinen Hut vom Kopf. Mit gleichgültiger Stimme antwortete er: „Ich wollte nur schauen, ob die Marine euch endlich entdeckt hat. Wie zu erwarten war ein Reinfall.“
 

Lio stand noch immer zwischen Tür und Angel und war sich nicht sicher, ob sie wieder rausgehen sollte oder ob sie dem Gespräch beiwohnen durfte. Der Blick ihrer Mutter machte ihr Angst, warum schaute sie den Mann so wütend an, was hatte er getan? Lina begab sich zu den Schränken und kramte zwei Tassen heraus, ihre Laune ließ sie an der Schranktür aus, welche mit einer unglaublichen Kraft zugeschmissen wurde. Sie drehte sich nicht herum und wartete darauf, dass das Wasser endlich kochte.
 

„Wie du siehst, ist alles bestens.“ Sie brühte den Tee auf und stellte eine Tasse vor dem Mann ab und setzte sich ihm gegenüber. Der Schwarzhaarige musterte die Frau und musste sich eingestehen, dass sie nicht sonderlich gesund aussah. Eher blass und abgemagert. Sie starrten sich gegenseitig an und führten ein Blickduell, niemand sagte etwas. Der Blick der Brünetten war noch immer wütend, seiner dagegen ziemlich neutral.
 

Das Zufallen der Tür ließ beide aufblicken. Die Rothaarige stand verunsichert an der Tür und wartete auf irgendeine Reaktion der Beiden. Der Blick ihrer Mutter wurde weich und sie lächelte ihre Tochter an „Komm ruhig her, du brauchst keine Angst vor diesem Mann haben, er ist völlig harmlos.“ Lios Blick ging von ihrer Mutter zu besagtem Mann, dieser schaute sie grimmig mit heruntergezogenen Mundwinkeln an. Was hatte sie ihm getan, dass er so böse schauen musste? Sie machte sich Sorgen, jedoch zu unrecht. Er war nur wütend auf die Wortwahl der Brünetten „Er ist völlig harmlos.“ Der stärkste Schwertkämpfer der Grandline und sie bezeichnete ihn als 'harmlos', das kratzte ziemlich an seinem Ego und das wusste Lina natürlich.
 

Nachdem diese ihrer Tochter die Hand entgegenstreckte, traute sich die Rothaarige und platzierte sich auf dem Stuhl neben ihrer Mutter. „Übrigens Lio, das ist Onkel Mihawk“, der Mann verschluckte sich beinahe an seinem Tee. Was hatte Lina da gerade gesagt?! Sein Blick war der Brünetten entgegen gerichtet, voll Entsetzen und Wut. Die Rothaarige sah fragend von ihrer Mutter zu ihrem 'Onkel'. „Wenn er wirklich mein Onkel ist, warum guckt er dann so böse?“ „Mach dir darüber keine Sorgen, er guckt immer so“, lächelte Lina ihre Tochter an. Mihawk Falkenauge wurde gerade als Onkel der Zehnjährigen bezeichnet, er rang mit sich, um die Brünette nicht anzuschreien.
 

Er sagte schließlich nichts und so war es auch weitergehend ruhig zwischen den Dreien. Er sah den Blick der Kleinen auf seinem Yoru und konnte ihr förmlich die Fragen vom Gesicht ablesen, doch es blieb weiterhin still. Sie fragte nicht und er sagte nichts. Irgendwann hob sich die Rothaarige vom Stuhl und gab ihrer Mutter einen Gutenachtkuss „Schlaf gut Mama“, sagte sie noch und wollte gerade die Küche verlassen, als ihre Mutter sie aufhielt „Lio.“ Sie schaute ihre Mutter fragend an, welche den Kopf in Richtung Mihawk legte. Ihre Tochter schaute sie grimmig an, sagte aber doch noch: „Gute Nacht.. Onkel Mihawk“ und verließ damit die Küche.
 

Mihawks Blick hatte sich verfinstert und er versuchte sich zu beruhigen „Alles in Ordnung mit dir Mihawk? Du wirkst so angespannt“, er antwortete noch nicht darauf und sammelte sich. Dann sagte er: „Wie kommst du dazu ihr zu sagen, dass ich ihr Onkel bin?“, seine Stimme war fest und angsteinflößend, doch nicht für Lina, sie kannte ihn zu gut, um Angst vor ihm zu haben. „Na indirekt bist du es doch“, er antwortete nicht darauf. Die Brünette und auch der Schwarzhaarige wussten, dass sie recht hatte.
 

Sie erhob sich von ihrem Stuhl und nahm sich die leeren Tassen und spülte sie aus. Er beobachtete sie dabei und merkte, wie langsam und unsicher sie auf den Beinen stand. War sie etwa auch krank? Sie drehte sich zu ihm um „Du kannst ein paar Tage hierbleiben. Ja ja, ich weiß, es ist nicht deine Art, aber ich wollte es dir nur anbieten.“ Er sagte dazu nichts und überlegte. „Ich werde bleiben“, sagte er schließlich und überraschte damit die Brünette. Sie war sichtlich irritiert, erwiderte aber nichts. Er wollte nur bleiben, um herauszufinden, ob Lina ebenfalls krank war. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen „Na das freut mich aber, dann kannst du Lio ja etwas helfen bei ihrem Training“, er antwortete nichts darauf und verschwand im Wohnzimmer. Lina sah ihm mit einem Lächeln hinterher.
 

Machte er sich wirklich Sorgen um sie, wie um Anna? So ein gefühlskalter Klotz, wie alle behaupteten, war er gar nicht. Man musste nur wissen, wie man mit ihm umging. Die Brünette verließ die Küche und sagte im Vorbeigehen am Wohnzimmer leise „Gute Nacht“, wohl wissend, dass er es hörte. Sie betrat das Schlafzimmer und sah das schlafende Mädchen. Sie schlief tief und fest, dabei war die Decke etwas verrutscht. Wie viel Zeit einfach schon vergangen war. Lina konnte sich zu gut daran erinnern, wie ihre Tochter sie ständig in der Nacht weckte und das völlig ohne Grund. Sie streichelte ihrer Lio eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
 

Sie selbst begab sich ins Bad und begutachtete sich im Spiegel. Sie war unglaublich blass und dünn geworden. Wenn Shanks sie so sehen würde, wäre er sicherlich geschockt. Ihre sonst so dicken kräftigen Haare hingen ihr lasch über die Schultern, ihre strahlenden braunen Augen leuchteten nicht mehr, sie zwang sich ein Lächeln auf und sah in ihr eigenes Gesicht. Ein Schreck durchfuhr sie. Anna sah damals genauso aus, immer wieder hatte sie für alle gelächelt, aber alle sahen, dass es nicht echt war, sie wollte alle nur beruhigen. Ihre ältere Schwester war Jahre vor Lios Geburt gestorben, es war für alle ein Schock, besonders für Lina und Mihawk.
 

Sie konnten sich nie sonderlich gut leiden, doch an dem Tag begruben sie ihr Kriegsbeil. Anna war die Einzige, die es schaffte irgendwelche Gefühlsregungen bei dem gefühlsarmen Schwertkämpfer auszulösen. Niemand verstand was Anna an sich hatte, dass Mihawk sie an sein Innersten ranließ, doch es störte niemanden und jeder freute sich für beide. Mit ihrem Tod wurde er wieder zu dem Alten und schloss sich sogar der Marine an. Die Brünette betrachtete sich noch einmal kurz im Spiegel und ließ dann davon ab, sie machte sich bettfertig.
 

Im Bett betrachtete sie durch das vom Mond einfallende Licht ihre Tochter, welche mit ihrem Bären in den Armen schlief. Sie sah so unglaublich süß und unschuldig aus, wenn sie schlief. In diesem Moment war sie Kind, nichts weiter.
 

Lina wachte nach ein paar unruhigen Stunden auf, sie drehte sich und versuchte wieder einzuschlafen, doch ihre Gedanken hielten sie wach. Was wenn sie genauso krank war, wie Anna damals? Die Wahrscheinlichkeit war hoch, die Heilung unmöglich, was würde mit Lio passieren? Sie konnte nicht mehr und stand auf, es war eindeutig zu viel für sie. All die Jahre hatte sie es nicht für ernst genommen, doch es wurde ihre deutlich, da Mihawk blieb und nicht ging, wie er es normalerweise getan hätte. Er hatte Annas Krankheitsverlauf gesehen und er wusste, was passieren würde.
 

Die Brünette stand in der Küche und kochte sich einen Tee, mit diesem in ihren Händen stand sie an der Theke, lehnte sich an diese und dachte weiter nach. Die einzige Frage, die sie nicht beantworten konnte, war was mit Lio passieren würde. Sie war eindeutig zu jung, um alleine zu leben, oder? Sie blickte auf, als der Schwarzhaarige die Küche betrat, er sah sie mit ausdrucksloser Miene an. Er stellte sich zu ihr, sagte jedoch nichts. Sie hatten sich gemeinsam nie viel zu sagen, auch nach dem Tod Linas Schwester sprachen sie nicht viel. Sie gaben sich Halt indem sie sich anschwiegen und einfach füreinander da waren, um nicht allein zu sein, so auch jetzt.
 

Der Schwertkämpfer durchbrach die Stille „Hast du dich untersuchen lassen?“, „Nein, mir ist es bis gestern auch nicht aufgefallen, dass es ihrer so ähnelt“, sie sagte den Namen ihrer Schwester bewusst nicht, wusste doch, dass es sie beide verletzen würde. Mihawk nickte nur und versank in Gedanken. Er dachte an den Roten. Wie würde er reagieren, wenn er erst mal erfuhr, dass seine Lina sterben würde? Wahrscheinlich würde er alles tun, um umgehend herzukommen, doch was würde das noch bringen.
 

Die Stille wurde erneut gebrochen: „Mihawk..“ begann die Brünette ruhig, schaute ihn jedoch nicht an und blickte hinab in ihre Tasse „Ich weiß, wir stehen absolut nicht in der Position zueinander in der ich dich das Folgende bitten dürfte, doch es liegt mir sehr am Herzen.“ Er konnte ihr ansehen, wie schwer ihr diese Frage fiel. Er konnte sich bereits denken, was sie fragen würde und er würde am liebsten direkt ablehnen, doch konnte er nicht. Ihr Blick war noch immer gesenkt und sie sprach leiser weiter: „Ich schätze, dass ich noch ungefähr ein bis zwei Jahre habe, wenn ich Glück habe eventuell sogar drei. Lio wird dann aber immer noch zu jung sein, um völlig allein zu leben“, sie löste den Blick von ihrer Tasse, blickte ihm in seine stechend goldenen Augen und hielt seinem Blick stand. „Sie ist kein ganz so kleines Kind mehr. Ich will nicht, dass du dich um sie kümmerst, aber du sollst ein Auge auf sie haben.“
 

Noch immer hielt sie seinem Blick stand und schließlich stimme er zu: „Ich werde ein- bis zweimal im Jahr vorbeischauen. Aber nur, um zu schauen, ob sie noch lebt, alles andere ist mir egal“, Lina drehte ihren Kopf wieder zur Küche und schloss ihre Augen, ein Lächeln lag auf ihren Lippen und sie sagte leise „Danke.“ Daraufhin war es wieder still in der Küche, durch das Fenster konnte man erkennen, dass die Sonne langsam aufstieg. Das hieß, dass auch die Kleine aufwachen würde, um schwimmen zu gehen.
 

„Du solltest trotzdem nochmal mit einem Arzt sprechen, nur um sicher zu gehen“, „Werde ich machen, du solltest noch etwas schlafen, die Kleine ist genauso anstrengend wie Shanks, wenn nicht sogar etwas mehr.“ Mihawks Gesichtsausdruck war unverbesserlich, sie stellte ihre Tasse ab und begab sich zurück ins Schlafzimmer. Die Kleine schlief noch immer, die Mutter legte sich zu ihr und schloss die Augen. Sie verlor in diesem Moment keinen Gedanken daran, was passieren würde. Lio war mit Mihawks Schutz in Sicherheit, soviel stand fest. Sie schlief mit einem schwachen Lächeln ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LittleMarimo
2016-08-04T03:35:26+00:00 04.08.2016 05:35
Oh nein x.x ich hab sowas kommen sehen...
Ahh! Shanks lass dich gefälligst blicken!! >.<


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