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Immer der Freiheit entgegen

von

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Besuch

Besuch
 

Mittlerweile waren fast acht Monate vergangen und bald würde man die Umrisse der Red Force am Horizont erkennen. Die Monate vergingen ziemlich ruhig und dennoch schnell, wenn man bedachte, wie viel das kleine Mädchen bisher gelernt hatte. Die Neugierde des heranwachsenden Wesens machte der Mutter einiges zu schaffen. Kaum konnte sie sich mittels Krabbeln fortbewegen, wurde jedes noch so uninteressante Objekt begutachtetet und auf Beständigkeit getestet. Dabei gingen so einige Dinge zu Bruch. Auch die darauffolgenden Schimpftiraden ihrer Mutter quittierte das Mädchen nur mit einem breiten Grinsen, in solchen Momenten ähnelte die Kleine ihrem Vater ungemein.
 

Als sie dann auch noch lernte zu klettern und zu laufen, wurde es zunehmend gefährlicher und ihre Mutter hatte keine freie Minute mehr in der sie sich hätte ausruhen können. Selbst wenn Lio schlief, kam es spontan vor, dass sie der Meinung war, aufwachen zu müssen, um dann aus dem Bett zu fallen. Natürlich folgte daraufhin vermeintlich wütendes Geschnatter der Kleinen gegenüber dem Bett. Dieses hätte ja nicht zulassen dürfen sie fallen zu lassen. Ganz fasziniert war sie von den bunten Klötzchen, die sie frei nach Lust und Laune stapeln konnte. Besonders angetan war sie allerdings von dem großen Teddybären, den sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Wenn dieser irgendwo herumlag, wusste man, dass die Kleine sich in unmittelbarer Nähe befand. Sie nannte diesen „Bibo“, ihr absolut größter Schatz.
 

Auch wenn es von Tag zu Tag eine Belastungsprobe Linas Nerven war, liebte sie ihre Tochter unermesslich. Egal wie viel Lio im Haushalt zerstörte, so war ihr Lächeln das Wertvollste. Zu diesem Zeitpunkt musste sie sich wieder daran erinnern, dass das rothaarige Mädchen ihr Ein und Alles war.
 

Aus dem Wohnzimmer kam ein schepperndes Geräusch, welches erahnen ließ, dass ein metallischer Gegenstand den Boden begrüßt hatte. Seufzend begab sich die übermüdete Mutter ins Wohnzimmer und suchte mit ihren Augen das Zimmer nach der Rothaarigen ab. Linas Vorahnung täuschte sie nicht. Der Obstteller, der tatsächlich aus Metall war, lag auf dem Boden, drumherum die dazugehörigen Früchte. Der Übeltäter saß grinsend daneben, zeigte auf eine Orange, die vor Linas Füßen Halt gemacht hatte, und klatsche daraufhin freudig in die Hände.
 

„Mama!“, trällerte die Kleine und zeigte wieder auf die Orange. Die Angesprochene hob die Frucht zu ihren Füßen hoch und trat zu ihrer Tochter „Möchtest du die Orange essen?“, Lio nickte. Die Mutter ging vor ihrem Kind in die Hocke und sagte mit einem Lächeln: „Aber nur, wenn du mir hilfst alles wieder aufzusammeln, in Ordnung?“ Die Kleine nickte erfreut, stand vorsichtig auf, ging geradewegs auf einen Apfel zu, hob diesen auf und übergab ihn ihrer Mutter. Lina hob den Obstteller auf und nahm ihrer Tochter den Apfel ab „Danke schön Lio.“ Freudig ging das Mädchen zu dem restlichen Obst und übergab dieses ihrer Mutter. Schnell stand der Teller wieder gefüllt auf dem Tisch, die Kleine wartete schon freudig auf ihr Essen.
 

Lina nahm die Hand ihrer Tochter in ihre und wollte mit ihr in die Küche gehen, um ihr ihre Belohnung zu geben, jedoch protestierte die Kleine sofort „Bibo!“, rief sie. Der große Bär wurde von ihr in den Arm genommen und sie hielt ihrer Mutter den anderen freien Arm hin. Lina nahm sie bei der Hand und ging mit ihr, ihrem Bibo und der Orange in die Küche. Dort angekommen wurde Lio, die ihrem Kuscheltier wohl einiges zu erzählen hatte, auf ihren Kinderstuhl gesetzt. Das Gebrabbel von ihr war undeutlich, dennoch konnte man heraushören, dass sie aufgeregt und glücklich war. Vor ihr wurde ein Plastikteller mit kleingeschnittenen Orangenstücken abgestellt und schon hörte sie auf zu plappern und grinste.
 

Lina nahm ihr den Bären ab und setzte diesen neben ihre Tochter, damit dieser nicht wieder gewaschen werden musste. Lio störte sich nicht daran, dass ihre Mutter ihren geliebten Bibo an sich genommen hatte, sie hatte nur noch Augen für die Orange vor ihrer Nase. Sie schnappte sich ein Stück und stopfte dieses in ihren kleinen Mund. Nach einigen Stücken hatte sie genug und suchte nach ihren Bären, der auf ihr Gerede wartete. Lina hatte sich zwischendurch ein paar Stücke stibitzt und aß die übriggebliebenen. Sie wusch ihrer Tochter den Mund, holte sie aus ihrem Stuhl und setzte sie auf den Boden ab.
 

Sie ging erneut in die Hocke, sah ihrer Tochter in die Augen und sagte mahnend „Bitte mach nichts kaputt, hörst du?“ Wie sonst so selten, strahlte die Rothaarige und antwortete: „Ja ja“, unbewusst reizte sie damit ihre Mutter etwas. Die Kleine tapste zurück ins Wohnzimmer, kletterte auf einen der Sessel und sprach mit ihrem besten Freund. Erschöpft trat Lina in das Zimmer und suchte nach ihrer Tochter, die immer noch mit ihrem Bären zu diskutieren schien. Die Brünette schnappte sich ein Bilderbuch und setzte sich mit zur Rothaarigen, die nun auch ihrer Mutter Aufmerksamkeit schenkte.
 

Lina schlug das Buch auf und las vor, ihre Tochter schaute mit großen Augen auf die bunten Bilder im Buch. „'Welch ein schöner Tag!“, sagte die Maus Nagezähnchen.' - na Lio, wo ist die Maus?“, las Lina vor und wartete auf die Reaktion ihres Kindes, welches auf dem Bild die Maus ausmachte und anschließend darauf tippte „Da, Maus“, wiederholte sie das Wort. So verging noch einige Zeit bis das Mädchen sich müde an ihre Mutter kuschelte. Lina schlug das Buch zu und erhob sich sachte mit ihrem Kind in den Armen. Völlig erschöpft legte sie das Mädchen in das große Bett, legte sich daneben und ohne langes herumwälzen schlief die Brünette ein.
 

Am nächsten Morgen wachte Lina völlig planlos auf, sie hatte lange geschlafen. Viel zu lange, wenn man bedachte, dass sie jede Nacht geweckt wurde. Sie blinzelte einige Male bis sie etwas erkennen konnte, in diesem Fall erkannte sie misslicherweise, dass die Stelle neben ihr leer war. Völlig entgeistert sprang sie auf und wäre auf Grund fehlendes Gleichgewichts am Morgen beinahe gegen einen Tisch gerannt.
 

Extrem absurde Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Hatte sich Lio jetzt schon selbstständig gemacht? Lina wollte sich gar nicht ausmachen, was passieren würde, wenn ihre Tochter das Haus allein verlassen würde. Um ein Chaos anzurichten, musste sie nicht mal das Haus verlassen, selbst im Haus war nichts vor ihr sicher. Schnellen Schrittes trat sie in die Küche und blieb völlig perplex stehen. Niemand anderes saß dort als Shanks – ihr Shanks. Dieser versuchte gerade verzweifelt seine Tochter mit etwas zu füttern, was aussah wie die Überreste der Kartoffeln mit Gemüse vom Vortag.
 

Diese ignorierte dabei gekonnt ihren Vater und plapperte mit ihrem Bären. Lina betrachtete die Situation und lächelte. Einerseits war sie froh, dass Shanks endlich wieder nach so langer Zeit da war, andererseits auch froh darüber mal nicht in dieser Lage zu stecken. Als Lio ihm dann auch noch den Löffel aus der Hand schlug ohne es beabsichtigt zu haben und er nur noch aussichtsloser dreinblickte, konnte die Brünette nicht anders und lachte los. Die beiden Rothaarigen blickten auf und sahen die vor sich hin lachende Frau an.
 

Das Mädchen hatte aufgehört zu reden, streckte ihre Arme aus und rief: „Mama!“ Shanks Reaktion war nicht unähnlich. Er schien erleichtert darüber, dass man ihm nun aus der misslichen Lage heraushelfen konnte, aber auch unendlich glücklich darüber seine geliebte Lina wiederzusehen. „Lina“, sagte er leise und lächelte warm. Angesprochene kam zu beiden, holte ihre Tochter aus dem Sitz und spürte sofort zwei starke Armen, die sich um sie gelegt hatten. Sie lösten sich unweigerlich voneinander, da die Kleine zwischen ihnen protestierte. „Mama“, sagte sie vorwurfsvoll und ihre Unterlippe schob sich beleidigt vor. „Tut mir leid meine Kleine, das wollten wir nicht“, besänftigte die Mutter ihr Kind. Shanks sah sie fragend an und Lina erklärte „Wir hätten sie beinahe zerquetscht, wenn man es mal übertrieben formulieren möchte.“
 

Shanks Augen weiteten sich vor Schock, er wollte seiner Tochter niemals wehtun. „Shanks, schon gut“, beruhigte sie diesmal ihn. „Lio?“, Angesprochene schaute zu ihrer Mutter, die weitersprach „Möchtest du zu Papa?“, die Kleine antwortete fragend „Papa?“ Lächelnd zeigte sie auf Shanks „Ja, dein Papa.“ Dieser lächelte zaghafte seine Tochter an, die sein Lächeln nur zu gern erwiderte und dann freudig nickte. Sie streckte ihre kleinen Ärmchen aus und wurde von Shanks in die Arme genommen. Sich dort bequem gemacht, setzten sich beide Eltern nebeneinander. Lina fing an ihre gemeinsame Tochter zu füttern während Shanks sie festhielt.
 

Die Kleine sagte immer wieder zwischen den einzelnen Löffeln „Papa“ und berührte das Gesicht des rothaarigen Mannes mit ihren winzigen Händen. Dieser war sichtlich erleichtert darüber, zu mal er sich Gedanken darüber gemacht hatte, ob seine Tochter ihn überhaupt als Vater ansehen würde. Aber wie es schien, hatte die Kleine sich darüber keine weiteren Gedanken gemacht und ein Bild für ein neues Wort entdeckt.
 

„Seit wann seid ihr hier?“, fragte seine Frau ihn und er antwortete „Sind mitten in der Nacht angekommen, wollte dich nicht wecken, du schienst ziemlich erledigt.“ „Kann man so sagen.“ „Sie war übrigens schon wach als ich ins Haus eintrat, hat ohne Punkt und Komma mit ihrem Bären geredet.“ „Das tut sie ständig, Bibo ist schließlich ihr größter Schatz.“ Die Kleine hörte nur den Namen ihres Bären und plapperte schon pausenlos drauf los. Shanks versuchte aus den vermeintlichen Worten seiner Tochter schlau zu werden – vergeblich.
 

Lina fiel sein verdutzter Blick auf und erklärte ihm „Versuchs gar nicht erst, ich versteh auch kein Wort“, Shanks nickte verstehend, „Scheint so als wäre sie zufrieden.“ stellte er fest. Lio sah immer wieder von ihrer Mama zu ihrem Papa und erklärte ihnen, was Bibo ihr gestern erzählt hatte. Als ein erneut befüllter Löffel vor ihrem Mund inne hielt, sah sie zu ihrer Mutter und schüttelte dann den Kopf. „Bist du satt?“ fragte die Brünette ihre Tochter, die darauf nickend antwortete „Jaaa, bin satt.“ „Gut, möchtest du jetzt mit Papa rausgehen und spielen?“ Bei den Worten „Papa“ und „spielen“ schaute sie zu diesem und nickte begeistert. „Wir gehen später mit ihr zu den anderen auf die Red Force, aber erst mal darfst du jetzt Zeit mit ihr allein verbringen. Ich werde mir jetzt vorerst ein Bad genehmigen.“ lächelte Lina warm und ermutigte Shanks damit nach draußen zu gehen. Dieser stand mit seiner Tochter in den Armen auf, die Kleine machte Anstalten, um selbst zu laufen.
 

Nachdem ihr Vater sie auf den Boden abgesetzt hatte, lief sie ins Wohnzimmer und holte den dort liegengelassenen Bibo. Der Rothaarige nahm seine Tochter an die Hand und verließ das Haus, um in den Garten zu gelangen. Dort eingefunden, suchte er nach möglichen Beschäftigungen und entdeckte einen kleinen bunten Ball. Auch die Rothaarige entdeckte diesen und zeigte mit ausgestrecktem Arm darauf und sagte voller Vorfreude: „Ball!“ Sie entzog sich seiner Hand, ging auf den Ball zu, hob diesen auf und warf ihn über den Boden kullernd zu ihrem Vater. Dieser war sichtlich erstaunt darüber, zu was sein Kind schon in der Lage war. Der Ballwechsel folgte noch einige unzählige Male bis Lio sich von der rollenden Kugel nicht mehr beeindrucken ließ.
 

Sie tapste zu der Bank, welche direkt an der Hauswand stand, Shanks folgte ihr und wartete darauf, dass sie selbst hochkletterte. Endlich geschafft, ließ auch er sich neben sie nieder und begann zu sprechen „Schau mal Lio, dahinten ist ein Vogel, siehst du?“, er zeigte mit seinen Fingern auf besagten Vogel, welcher fröhlich zwitscherte. Angesprochene folgte der angezeigten Richtung und betrachtete den Vogel, man hörte sie lachen und darauf das Wort „Vogel“ sagen. Ein paar Stunden vergingen ähnlich, Shanks zeigte immer wieder auf etwas und erklärte ihr, was es war. So hatte sie ein paar neue Wörter gelernt. Höchstwahrscheinlich hatte sie bis zum Abend mindestens die Hälfte davon wieder vergessen, aber Shanks sah seiner Kleinen gerne dabei zu, wie sie begeistert in die Hände klatschte und das Wort daraufhin noch einige Male wiederholte.
 

„Papa“, Lio sah ihren Vater mit ausgestreckten Armen an, er begriff schnell und hob sie auf seinen Schoß. Den Bären hatte sie natürlich immer noch in ihren Armen, knuddelte sich trotzdem an ihren Vater, der beschützend seine Arme um sie legte. Shanks freute sich innerlich jedes Mal wie ein Kleinkind, wenn seine Tochter zu ihm Papa sagte, er lächelte selig.
 

Lina war schon eine Weile fertig mit Baden und hatte die beiden heimlich beobachtet. Immer wieder kicherte sie, wenn Shanks mehrmals versuchte ihrer gemeinsamen Tochter das Wort beizubringen. Ihre zwei Lieblinge sahen so friedlich aus, wie sie zusammengekuschelt auf der Bank saßen. Sie seufzte, wieso konnte es nicht immer so sein? Mit einem Lächeln trat sie zu den Rothaarigen und setzte sich neben ihren Mann, welcher seiner Tochter gespannt dabei zuhörte, wie diese ihrem Bären erklärte, was sie heute erlebt hatte. Ab und zu zeigte sie sogar auf Gegenstände, die Shanks ihr gezeigt hatte.
 

Als Lina sich zu ihm setzte, fragte er mit einem Lächeln „Genug entspannt?“, „Du hast ja keine Ahnung, wie gut das gerade war..“ antwortete sie ihm wahrheitsgemäß. „Ich werde sie gleich mal umziehen und dann können wir zu den Anderen.“ Shanks nickte und ließ Lio auf den Boden. Er stand ebenfalls auf und bot der Brünetten seine Hand an, sie legte ihre in die seine und stand auf. Mit seiner freien Hand griff er nach Lios, welche ihm gewährte. Zu dritt gingen sie zurück ins Häuschen. Lina schnappte sich ihre Tochter und bereitete diese auf den Abend vor.
 

Sicherheitshalber wurde ihr eine neue Windel angezogen. Ebenfalls war neue Kleidung notwendig, da sich Grasflecken auf Hose und T-Shirt verteilt hatten. Frisch umgezogen, setzte sich die Rothaarige auf einer der Sessel und schnatterte weiter mit ihrem Bären. Lina überprüfte noch einmal die Wickeltasche, ob tatsächlich alles notwendige sich darin befand. Nachdem auch die Tasche abgecheckt wurde, konnten sie sich nun auf den Weg zur Red Force machen. Wie sie das Haus betraten, verließen sie es dieses Mal.
 

Nach einiger Zeit merkte man der Kleinen an, dass der Weg für ein knapp zwölf Monate altes Mädchen doch zu lang war. Shanks nahm sie auf einen Arm und die beiden Eltern liefen weiter zur Red Force. Als das Schiff in Lios Blickfeld landete, rief sie laut und freudig „Boooot!“ Shanks, der nicht sonderlich davon angetan war, dass sein Schiff als „Boot“ bezeichnet wurde, fragte Lina „Hättest du ihr nicht lieber das Wort 'Schiff' beibringen können?“ Diese winkte ab und grinste vorfreudig dem Schiff entgegen.
 

Sie liefen gemeinsam den Steg entlang, manche der Männer winkten ihr bereits über die Reling zu, als sie dann an Deck waren, kamen einige schon auf sie zu und umarmten sie herzlich. Als dann die meisten von ihr abließen und das Mädchen in den Armen des Captains betrachteten, ging die Braunhaarige zum Vizen und umarmte auch diesen. Sie lächelte mahnend und sah ihm dabei zu, wie er die letzten Züge seiner Zigarette zog.
 

Shanks, der immer noch von seinen Nakamas belagert wurde, kam endlich zu Wort „Lio hat in zwei Tagen Geburtstag und das muss gefeiert werden!“ Seine Crew brüllte vor Freude auf die kommende Feier, die wahrhaftig einen Grund hatte, auf. Langsam ließ man von dem Mädchen ab und man ging wieder seiner Tätigkeiten nach. Manche von ihnen schlugen für den Abend vor in die kleine Bar am Hafen zu gehen. Nach einem unausgesprochenen Gespräch zwischen Mutter und Vater wurde der Vorschlag angenommen.
 

Bis zum Abend vergingen noch einige Stunden in denen die Rothaarige das Deck erkundete und gelegentlich mit manchen Crewmitgliedern „sprach“. Yasopp und Lucky Lou waren völlig angetan von der Kleinen und diese genauso von ihnen. Die Beiden versuchten dem Mädchen vor ihnen ständig ihren Namen beizubringen, es endete schließlich mit einem „yaya“ und „lulu“. In den Armen des Blonden spielte die Kleine mit seinen Dreads und sagte immer wieder „yaya.“ Als dann ein paar Musiker der Bande begannen zu singen, trällerte sie immer wieder mit.
 

Langsam machte sich die Aufbruchstimmung breit und manche begaben sich bereits zu der Bar, so auch Lina und Shanks mit ihrer Tochter Lio. Der erste gemeinsame Ausflug beider Eltern mit Kind war also die Bar am Hafen, ungläubig schüttelte die Brünette den Kopf. Soweit war es also schon gekommen mit der eigenen Tochter etwas trinken gehen. Dort angekommen begrüßte der Barbesitzer freudig seine neue Kundschaft. Sofort steuerte Lina die freie Sitzecke an und pflanzte sich auf dieser. Shanks, der ihr hinterher schlenderte, setzte sich mit seinem Gepäck neben sie. Mit Lio auf seinem Schoß bestellte er die erste Runde.
 

Die Kleine schaute sich gespannt um, aber musste leider feststellen, dass es absolut nichts Interessantes in diesem Raum gab. Die Bar war gefüllt mit Tischen und Stühlen, einer Theke an der Barhocker standen und noch weiteren langweiligen Tischen mit dem dazugehörigen Komfortmobiliar. Als dann allerdings die Kellnerin ihren Auftritt hatte, um die bestellten Getränke zu überbringen, zog ein Krug mit weißem Schaum die Rothaarige völlig in seinen Bann. Sie starrte gespannt auf das goldgelbe Gebräu und streckte ihre Arme nach dem Gefäß aus.
 

„Lio, das gehört dir nicht“, sagte ihre Mutter tadelnd und nahm den faszinierenden Krug in die Hand, stattdessen drückte die Brünette ihrer Tochter die Babyflasche in die Hand. In dieser befand sich ebenfalls eine goldgelbe Flüssigkeit in der Hoffnung, dass die Kleine ebenso beeindruckt davon war, wie von dem Bier. Erfreulicherweise war dies sogar der Fall und Lio trank ab und zu etwas von ihrem Apfelsaft. Die am gleichen Tisch sitzenden tranken in Maßen und berichteten Lina von den vergangenen acht Monaten auf hoher See. In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit schnappte sich die Rothaarige den Krug ihrer Mutter, welche sich für einen kurzen Moment aufs stille Örtchen verzogen hatte, und wollte diesen gerade ansetzen als ihr Vater diesen wegnahm. „Lio, das darfst du nicht trinken.“ sagte er und sah, wie sich die Unterlippe seiner Kleinen vorschob. Ihre schwarzen Augen schauten ihn flehentlich an und er konnte sich nur überwinden nochmals nein zu sagen, da die Brünette in sein Blickfeld rückte.
 

Seine Tochter fing an auf seinem Schoß zu zappeln und zu protestieren, Lina konnte die Situation von Weitem schon aus machen und wusste, was nun als Nächstes folgen würde. Was hatte Shanks nur schon wieder angestellt? Als sie an den Tisch trat, konnte sie schon das Gezeter hören. Gleich würden Tränen folgen, alles nur eine kleine Showeinlage, damit sie auch das bekam, was sie sich in ihren kleinen Kopf gesetzt hatte. Kaum saß Lina wieder neben Shanks konnte sie das Weinen ihrer Tochter vernehmen. Shanks, der sichtlich überfordert war, da er sich noch nie in solch einer Lage befand, versuchte seine Tochter zu trösten, wollte ihr immer wieder ihre Flasche geben als Ersatz für den Krug. Doch Lio hatte den Grund ihres Weinens bereits vergessen, ließ den Tränen freien Lauf und jammerte ihren Vater voll.
 

„Lina..“, sagte der Rothaarige zögerlich, die Angesprochene schaute ihn fragend an „Was hast du verbrochen?“, fragte sie neutral. Wahrscheinlich hatte er nichts schlimmes getan, sie wusste doch wie ihre Lio reagierte, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte. Die Brünette sah abwartend ihren Mann an, der versuchte zu erklären „Sie wollte von deinem Bier trinken und ich hab sie davon abgehalten, seitdem meckert und weint sie..“ „Du hast nicht aufgepasst und sie hat sich meinen Krug geschnappt“, stellte Lina nüchtern fest. Shanks schluckte, er musste zugeben, dass er wahrhaftig nicht darauf aufgepasst hatte, was Lio tat.
 

Er nickte zur Antwort, Lina seufzte und sprach ruhig weiter „Schon in Ordnung, kann ja vorkommen. Immerhin ist nichts passiert.“ Lio, der immer noch Tränen übers Gesicht liefen, drehte sich und sah ihrer Mutter mit ausgestreckten Armen entgegen. Mit vorgeschobener Unterlippe und heruntergezogenen Mundwinkeln stammelte die Kleine „Mama“ und wurde von dieser in die Arme geschlossen. Shanks blickte niedergeschlagen zu seiner Tochter, die sich langsam beruhigte. Er wollte sie doch nicht zum Weinen bringen, aber hätte er es zulassen sollen, dass sie von dem Bier trinkt? Natürlich nicht! Lina hätte ihn einen Kopf kürzer gemacht und trotzdem war sein kleiner Engel traurig und das nur wegen ihm.
 

Mittlerweile hielt Lio Bibo in den Händen und knuddelte diesen ganz fest, sie hatte sich beruhigt. Das bekam der Rothaarige nochmals von seiner Frau bestätigt: „Alles wieder in Ordnung. Sie weiß wahrscheinlich nicht mal mehr, weshalb sie geweint hat“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Er nickte nur und schaute seiner Tochter dabei zu, wie diese mit ihrem Bären kuschelte. Der weitere Abend verlief ruhig, der Großteil der Rothaar-Piraten konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und einige von ihnen taumelten langsam zum Schiff zurück. Lio, die den Vorfall mit dem nicht erhaltenen Krug schon längst vergessen hatte, hatte es sich wieder auf dem Schoß ihres Vaters bequem gemacht und döste vor sich hin. Shanks war deutlich erleichtert, als seine Kleine sich an ihn kuschelte. Er hatte damit gerechnet, dass die Rothaarige ihm nachtragend die kalte Schulter zeigen würde, aber Fehlanzeige. Es schien so, als wäre es nie passiert. Lina, der es von Anfang an klar war, schaute Shanks an und musste sich eingestehen, dass er mit einem Kind auf dem Schoß nur noch attraktiver wirkte. Ebenso war es einfach zu süß den beiden Rothaarigen zuzuschauen wie sie um die Wette grinsten.
 

Bald brachen die restlichen Nakamas auf. Lina und Shanks entschieden sich ebenfalls dazu die Heimreise anzutreten. Mit der schlafenden Lio in den Armen ging der Rothaarige neben seiner Frau her, gemeinsam begaben sie sich zum Haus. Dort angekommen, wurde das kleine Mädchen von Shanks samt ihren Bären ins Bett gelegt. Diese kuschelte sich nur noch mehr in das Weich aus Decken und vergrub die Arme in ihr Kuscheltier, währenddessen verschwand Lina im Bad. Als diese bettfertig das Badezimmer verließ, wurde sie von Shanks in die Arme geschlossen.
 

Sie hatten seit seiner Ankunft keine einzige Minute für sich allein und nun nutze der Rothaarige diesen kurzen Moment der Zweisamkeit. Er drückte seine Lippen sanft auf ihre. Im ersten Moment war die Brünette, die nicht auf diese Aktion vorbereitet war, überrumpelt, ließ sich aber kurze Zeit später darauf ein. Der Kuss wurde intensiver, es war als hätten sie die Küsse der letzten Monate nachzuholen. Als der großgewachsene Mann mit seiner Zunge sanft über die Unterlippe seiner Frau strich und um Einlass bat, hörten sie leises Gebrummel, welches vom Bett aus kam. Beide mussten seufzen. „Geh du ruhig ins Bad, ich leg mich schon mal hin“, sagte die Brünette immer noch etwas enttäuscht von der Unterbrechung. Der Angesprochene brummte zur Antwort und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Als Lina sich zu ihrer Tochter in das große Bett legte, stellte sie fest, dass ihr Kind immer noch schlief. Wie erwartet, war sie also nicht aufgewacht und sprach im Schlaf.
 

Als Shanks das Zimmer nur noch in Hose bekleidet betrat, huschte Linas Blick über seinen Körper. Er hatte sich kein Stück geändert, genauso anziehend wie vor Jahren. Er sah ihren starrenden Blick und grinste ihr verschmitzt entgegen. Er legte sich auf die andere Seite des Bettes und drehte sich auf die Seite mit Blick zu Lina. Diese sah ihn wehleidig an, er konnte sich denken, was sie dachte und schüttelte den Kopf, sie würden sicher noch Zeit dafür finden. Über Lio hinweg gaben sie sich noch einen Kuss und sagten sich gegenseitig „Ich liebe dich.“ Kurze Zeit später war es still im Haus und alle sich darin befindenden schliefen.



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