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Alle Jahre wieder

Jeanmarco Adventskalender ♥
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey, meine Lieben! Ich dachte in letzer Minute noch, da mache ich mit. Eine Christmas OTP Challenge. Die Themen sind vorgegeben von 1-25. Sprich, jetzt wird jeden Tag mal geschrieben. Ich hoffe ich schaffe es und ich brauch' es dringend! Ich muss unbedingt wieder ins schreiben rein kommen, da meine FF Kirschblüte, die ihr hier auch findet, unbedingt weiter geschrieben werden muss! Habe davon sogar schon das Ende geschrieben und.. andere Stellen, aber noch nicht direkt vom letzten Kapitel weiter. Na, aber ich hoffe, dass lenkt euch etwas ab und muntert euch auf! Schönen ersten Dezember! Komplett anzeigen

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1. getting out/putting up decorations

“Last Christmas I gave you my heart, but the very next day you gave it awaaaay~”
 

“Marco, bitte! Hör auf.”, flehte Jean und rieb sich mit seiner freien Hand über das rechte Ohr. “Wenn du so weiter machst, stecke ich mir gleich den falschen Schnee ins Ohr.”, klagte er. Marco plusterte die Wangen auf und stapfte von seinem Tritt hinunter, mit dessen Hilfe er eine kleine Lichterkette im Wohnzimmer über den Fernseher angebracht hatte. “Ich fühle mich jetzt etwas beleidigt.”

Jean seufzte und schüttete den Puderschnee auf die Kommode, die er extra dafür frei geräumt und abgewischt hatte. “Nichts gegen deine Gesangskünste, aber mir reicht es schon, wenn die Anlage viel zu laut ist.”
 

“Ist mir aber neu, dass du laute Musik nicht leiden kannst.”

Jean schnaubte. “Weihnachtsmusik, Marco. Diese ganze Weihnachtsmusik macht mich fertig. Es ist gerade mal der erste Dezember und die Welt spielt verrückt. Schon seit Anfang November. Ich glaube ich habe drei Kilo zugenommen, seit du die Lebkuchen ins Haus gebracht hast. Sünde. Diese ganze Jahreszeit ist eine Sünde.”

“Weihnachten ist keine Jahreszeit.”

“Und ob. Frühling, Ostern, Sommer, Halloween, Weihnachten. Meine Jahreszeiten.”

“Okay, Ebenezer Scrooge, ich bin ja schon ruhig. Aber ich werde die Musik nicht ausmachen. Die gehört dazu, wenn man dekoriert.”

“Du hast auf diesen Tag das ganze Jahr gewartet, oder?”, grummelte Jean und schloss die Tüte mit dem falschen Schnee mit einem Gummiband, bevor er überraschend sorgfältig die Porzellanhäuser in den Schnee drückte und eine kleine Stadt aufbaute, mit Porzellantannenbäumen und sogar einem verdammten Porzellanschlitten mit verdammten Rentieren und einem winzigen, dicken Weihnachtsmann. Was tat man nicht alles.

“Genau genommen warte ich auf diesen Tag, seit wir zusammen gezogen sind.”

“Tz. Ich sagte doch, seit einem Jahr.”

“Na, nicht ganz.”

“Jetzt werd’ mal nicht kleinlich. Ist das gut so?”, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust, als er sein kleines Kunstwerk betrachtete, dass auf der Kommode seinen Platz gefunden hatte. Es war so verdammt kitschig.
 

Marco kam neben ihm zum stehen und entzückt summte er. “Sieht gut aus, Grinch. Jetzt müssen wir nur noch die Vorhänge umtauschen und die Kalender aufhängen.”

“Was macht dich so sicher, dass du einen Kalender von mir bekommst, eh?” Mit hochgezogener Augenbraue wandte er sich an seinen sommersprossigen Freund.

“Liegt vielleicht daran, weil ich immer einen von dir bekommen habe. Seit vier Jahren.”

“Um Himmelswillen. Schreibst du dir das alles auf?”

“Nein, ich erinnere mich einfach nur gut.”, gluckste er und drehte sich herum zu den durchsichtigen roten Vorhängen und tauschte diese etwas aufwendig mit den vorherigen Grünen aus, welche die Fensterfront zum Garten hin bedeckt hatten.
 

“Tausche noch die Glühbirnen mit roten Birnen aus und wir taufen unsere Bude zum Bordell.”

“Ach, du hast doch keine Ahnung.”, zischte Marco, lachte kurz darauf jedoch und klappte den metallischen Tritt zusammen, nachdem er die Häkchen eingefädelt hatte. Jean erkannte sofort ein Gemütswandel in dessen Gesicht und er neigte den Kopf erwartungsvoll zur Seite. Marcos Mund presste sich zu einer schmalen Linie, als wolle er sein aufgeregtes Grinsen verbergen. Jean schnaufte kurz durch die Nase und machte auf dem Absatz kehrt um im Schlafzimmer zu verschwinden. Unter dem Bett fand sich ein Karton, den er hervorzog und öffnete. Heraus holte er eine einfache Kette mit 24 kleinen, stoffigen Weihnachtssöckchen in welchen man etwas verstauen konnte.
 

Jean war nun um die zwei Jahre mit Marco zusammen, seit neun Monaten lebten sie in dem untersten Apartment eines drei Familienhauses und dennoch kam der Brünette nicht drum herum zu erröten wie ein Teenager. Dabei war er doch schon stattliche vierundzwanzig. Fast schon schüchtern schaute Jean zur Seite als er Marco die Adventskalenderkette in die Hand drückte. Was Marco nicht erwartet hätte war, dass sie vollkommen leer waren. Etwas verwirrt schaute er zurück zu Jean, welcher etwas schmunzelte. “Du glaubst doch nicht, dass ich da schon alles drin hätte. Ich kenne dich, Marco Neugierig Bodt.” Marco lachte zuckrig und befestigte die Kette an einer freien Wand, von links nach rechts. “Nun gut.”, gab er von sich und huschte davon um selbst etwas aus einem Versteck zu holen, von dem er wusste, dass Jean dort niemals hingeschaut hätte - dem Putzmittelschrank. Als er wieder kam presste er fest und sicherlich schmerzhaft die Lippen aufeinander und Jean runzelte skeptisch die Stirn. Als er entgegen nahm, was Marco ihm reichte, wäre ihm der rechteckige Kalender beinahe aus der Hand gefallen.
 

“Ernsthaft?!”, japste er und wollte den Kalender kaum ansehen. Auf der Vorderseite befanden sich halbnackte Frauen mit rot-weißen Mützen und freizügigen Kostümen, die auch nur mit viel Fantasie auf Weihnachten deuteten. Es waren 24 Frauen, genau genommen, und bei jeder befand sich direkt auf der Brust ein Türchen. Jeans Handfläche klatschte gegen seine Stirn und Marco platzte beinahe vor Lachen.

“War mir klar, dass du das lustig findest.”, grummelte der Brünette und wackelte mit der Nase.

“Selbst schuld, Jean No-Homo Kirschstein.”, kicherte Marco und wischte sich über das Gesicht, als wolle er sein dreckiges Lachen vom Mund wischen. Nein, korrigierte Jean, es war ein wunderbares Lachen. Aber das legitimierte noch immer nicht... das.

“Du bist unmöglich.”

“Ich hoffe, die Brüste sind aus Schokolade.”, neckte Marco weiter und lehnte sich gegen Jean, um einen Blick auf den Kalender zu erhaschen, bevor das Lachen wieder aus seiner Kehle gurgelte.

“Hmh. Habe ich wohl verdient. Aber glaube nicht, dass ich den hier aufhänge. Du weißt das unsere Eltern in zwei Wochen vorbei kommen.”

Marco gluckste weiter fröhlich vor sich hin. “Und wie wir den hier aufhängen. Wenn es dich beruhigt, können wir ihn dann abhängen, aber der wird so was von wieder angebracht, wenn sie das Haus verlassen haben.” Jean seufzte und schüttelte den Kopf. Schließlich konnte er sich sein eigenes Grinsen nicht verkneifen, weil sein Freund einfach der totale Idiot war. Sein Idiot. Hmh.
 

Jean schob den Kalender auf den runden Esstisch im Wohnzimmer und hielt Marco davon ab zu entschwinden, um wahrscheinlich weiter zu dekorieren. “Du weißt, dass Rache süß ist, oder?”, murmelte er an die Lippen des anderen, als er Marco mit einer ruckartigen Bewegung an sich gezogen hatte. “Nächstes Jahr wirst du dran sein, vergiss das nicht.”, neckte er. Marco glitt mit seinen Händen über die Hüften des anderen und verschränkte seine Hände an dessen Rücken. “Ich vergesse selten etwas, weißt du doch.”

“Gut, mein Kalender wird so peinlich für dich sein, dass du ihn nicht mal anfassen wollen würdest.”

“Ich möchte sehen, wie du so einen, mit einem ernsten Gesicht, an der Kasse bezahlst.”, entgegnete der Schwarzhaarige und neigte den Kopf etwas Seite, streifte mit seiner Nase die von Jean.

Für einen Moment schloss dieser die Augen, ehe er auf japste. “Wo hast du den überhaupt gekauft?”, fragte Jean schließlich mit zusammengezogenen Augenbrauen.

“Reiner hat ihn mir gegeben und ich dachte, perfekter geht es nicht.”

“Warum hat- ich frag besser nicht.”

“Besser nicht.”, schmunzelte Marco und lehnte sich nach vorne um jedes weitere Wort von Jean abzufangen , indem er seinen Freund liebevoll und sanft küsste. Jean erwiderte es in binnen von Millisekunden und strich mit seinen Händen über den Hals des anderen hinauf, griff dessen Gesicht und streichelte sachte mit den Daumen seine Wangen.
 

“Das wird das schönste Weihnachten meines Lebens.”
 

“Hmmh. Meins auch.”

2. making christmas cards

“Mina! Nein! Nimm den Kleber aus deinem Gesicht!”, rief Marco panisch aus und war mit einem Satz am anderen Ende des Tisches. Das junge, schwarzhaarige Mädchen zuckte zusammen und ließ prompt den flüssigen Kleber fallen, mit welchem sie versucht hatte sich Sterne an die Wangen zu kleben.

“Der ist für die Karten, nicht für dein Gesicht. Das ist ungesund.”, erklärte der Sommersprossige und seufzte, als er ungläubig von der Achtjährigen angestarrt wurde. Dennoch wiederholte sie ihre Tat nicht und machte damit weiter, was ihr Bruder ihr aufgetragen hatte. Während Marco fleißig rechteckige Stücke aus bunter Pappe schnitt, beklebte das kleine Mädchen diese mit diversen Accessoires. Wie ausgestanzte Sterne, Glitzerstaub (Marco bereute es zutiefst es gekauft zu haben) und kleinen Schneemännern aus Moosgummi.
 

Jean stapfte ins Zimmer und hätte beinahe seine Einkäufe fallen lassen, als er das Durcheinander erblickte. Auf dem Boden lagen Schnipsel, aus der Anlage plärrte nervtötende Kinderweihnachtsmusik und in Marcos Haar fand er Glitzerfussel. Und trotzdem sah er damit verdammt attraktiv aus. Verdammt seist du, Marco Bodt.
 

“Was ist hier los?”, fragte er perplex und Mina verdrehte den Kopf unmenschlich nach hinten um von ihrer Position aus Jean ausfindig zu machen. Er konnte sich nicht erklären wieso, doch trotz der Tatsache, dass er Kleinkinder nicht gerade als Freunde bezeichnen konnte, mochte das kleine schwarzhaarige Biest ihn ziemlich gerne. Das zeigte sich vor allem, als sie vom Sitz hinunter rutschte und mit Glitzer verklebten Fingern auf Jean zu sprang und ihr Gesicht an seinem Bauch vergrub. “Jeany!”, nuschelte sie in den Stoff und er tätschelte ihr nur sachte den haarigen Kopf. “Guten Tag.”, grüßte er flach und schaute hilfesuchend zu Marco, dieser betrachtete ihn schmunzelnd. “Wir basteln Weihnachtskarten.”, erklärte er schließlich als Antwort auf Jeans vorheriger Frage und winkte mit der Schere.
 

“Karten? An wen?” Jean pellte sich mit einer Hand von dem Mädchen und musste feststellen, dass seine Hose nicht vom Glitzer verschont geblieben war und ein Seufzen huschte über seine Lippen. Mina trippelte zurück zum Stuhl, nahm Platz und drückte eine ordentliche Ladung Klebstoff auf die Pappe, sodass diese sich, durch die Feuchtigkeit, dunkel verfärbte.
 

“Scheint ja richtig gut zu laufen.”, fügte Jean noch hinzu und hob eine Augenbraue. Auch Marco verzog etwas das Gesicht beim Anblick des Unfugs, den das unbekümmerte Kind anstellte. Schließlich zuckte er mit den Schultern. “Naja, Mum hat sie vor einer Stunde bei mir abgeliefert, sie ist… Besorgungen machen.”
 

Natürlich wusste Jean was Marco mit dieser Umschreibung meinte und mit einem Blick zu Minas Hinterkopf wurde ihm bewusst, dass sie anscheinend noch nicht das Gespräch hatte. Dabei war sie schon acht. Der Brünette nickte nur und rieb sich über die Augen. “Gut, gut, aber muss die Musik sein? Da wäre mir sogar Wham lieber.”
 

Daraufhin musste auch Marco glucksen und nickte zustimmend. “Ich werde in einer Woche noch In der Weihnachtsbäckerei im Kopf haben.”
 

Jean schüttelte sich und verschwand zügig in der Küche um die Einkäufe im Kühlschrank verschwinden zu lassen. “Ihr habt mir aber immer noch nicht gesagt, an wen die Karten sind.”, rief er aus dem 15m² großen Raum.
 

“An Mama!”, quietschte Mina und war damit beschäftigt, ihre Finger von dem kinderfreundlichen Kleber zu befreien, den sie sich großzügig auf die Handfläche geschmiert hatte. Dabei sollte man glauben, in ihrem Alter wäre man etwas “sorgfältiger“. Es war wirklich anstrengend für Marco, dabei zuzusehen. Er wollte sie am Liebsten nehmen und in die Wanne setzten. Er hielt wirklich nicht viel von Unordnung und dieses Geschmiere und Gepampe zerrte etwas an seinen Nerven und dann noch diese trällernde Musik.
 

Jean kehrte zurück ins Wohnzimmer und ergriff die Initiative um die Anlage hinunter zu schrauben. Sogar an der Fernbedienung war Glitzer. Das Zeug klebte einfach überall. “Die sind alle für deine Mutter?”

“Na und für Marco! Und dich. Und Papa. Und Oma. Und Opa. Und Opas Hund Franz.”

“Sein Hund heißt Franz?”

Marco schmunzelte. “Eigentlich Francesco.”

Ungläubig blickte Jean seinen Mitbewohner und Freund an. “Kreativ.”, kommentierte er lediglich und schaute über Mina hinweg zum vollgestellten Tisch. “Karten also, huh.” Er öffnete die Bastelkiste und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Marco weiter die Karten aus der Pappe schnitt.

“Willst du jetzt auch welche für deine Eltern machen?”

“Oh Gott, nein. Dies überlasse ich euch. Sehe ich keinen großen Sinn dahinter. Sie werden schon genug davon haben, wenn sie hier sind und unseren Lebkuchen plündern, da brauche ich ihnen nicht noch eine Karte selbst basteln. Außerdem würden sie sich dann vermutlich Sorgen machen.”
 

Er beäugte den Stapel an selbstgebastelten Karten. “Wie lange hat das gedauert?”, fragte er beiläufig.

“Keine Ahnung, vielleicht zwanzig Minuten. Wieso?”

“Ach, nur so. Sind nur schon so viele.”, murmelte er und lächelte zum Schwarzhaarigen hinüber, welcher ihn noch eine Weile skeptisch ansah. “Nun gut. Mina, bist du bereit? Ich habe eine weitere fertig!” Er drückte ihr das rechteckige Stück Pappe in die Hand und freudig schmiss sie sich wieder an das Werk diverse Motive drauf zu malen, zu kleben, oder zu schmieren.
 

Jean musste sich eingestehen, dass es etwas Herzerwärmendes hatte. Er selbst hatte keine Geschwister, doch Mina behandelte ihn oft genug so, als sei auch er ein solcher Part ihres Lebens. Und wenn er ehrlich war, gefiel es ihm. Es gefiel ihm ein Teil der Familie Bodt zu sein. Ein Teil von ihm zu sein.
 

Er hatte keine Ahnung wie er in die Situation geraten war, doch er fand sich am Tisch wieder, mit einem Stift in der Hand und unter dem Kommando von Mini-Bodt. Sie gab strikte Anweisungen was genau er auf die Karten schreiben sollte, die zumindest halbwegs trocken waren und nicht direkt am Untergrund kleben blieben, wenn man sie umdrehte. Marco war in der Zwischenzeit zur Arbeit, in einer Buchhandlung in der Innenstadt, aufgebrochen. Zur Weihnachtszeit liefen die Geschäfte enorm gut. Der Nachteil war nur, dass er in der Zeit ziemlich müde nach Hause kam. Nun hatte jedenfalls Jean das Kommando und musste dafür sorgen, dass Mina bespaßt und hinterher wieder ordnungsgemäß (und in einem Stück) bei Mama Bodt abgegeben wurde, wenn sie aufkreuzte. Das würde er bestimmt schaffen. Auch wenn sie ziemlich herrisch sein konnte. Also, die kleine Bodt. Die große Bodt war eher herzlich, aber das war nun irrelevant.
 

“Du musst aus den I-Punkten kleine Herzchen machen!”, befahl sie und drückte ihren schmalen, kleinen Zeigefinger auf das ‘i’ von Weihnachten.

“So was kann ich doch gar nicht.”, schnaufte Jean. “Ich weiß gar nicht wie ein Herz aussieht.”, scherzte er .

“Wie dein Herz! Das weiß doch jeder.” Jean war wirklich drauf und dran gewesen, ihr zu beweisen, dass ihre Aussage nicht ganz der Wahrheit entsprach, doch ließ er es zum Wohle aller erstmal bleiben.

“Dann habe ich wohl kein Herz.”, seufzte er.

“Das geht doch gar nicht.”

“Doch, es ist einfach weg.”, nickte Jean so ehrlich wie er konnte.

“Gar nicht.”, schnaufte sie stur. “Marco hat das bestimmt. Dann mach Marcos Herz!”

Blinzelnd schaute Jean das Mädchen an. “Huh?”

Mina gab ein Zischen von sich und schüttelte empört den Kopf, als wäre es unmöglich, dass Jean sie nicht verstand. “Mama sagt, wenn man sich liebt, dann schenkt man jemanden sein Herz. Also musst du Marcos Herz haben und Marco deins. Also, ist es nicht weg. Und jetzt mach!” Sie hibbelte nervös auf dem Sitz.
 

Jean war sich nicht bewusst, wie lange er das schwarzhaarige Mädchen beäugte, doch in der Zeit entschied er, dass er ihr definitiv etwas schenken müsste.
 

“Alles klar, das bekomme ich hin.” Glücklich klatschte Mina in die Hände und schob ihm gleich eine neue Karte entgegen. Eigentlich konnte sie selbst schreiben, aber sie behauptete, er könne besser schreiben und bevor sie deswegen wütend auf ihn wäre, gab er lieber nach. Und so fand sich Jean damit ab, aus den I-Punkten Herzchen zu zeichnen.
 

Und bei jedem kleinen Herz-I dachte er an Marco und an Minas Worte. Sie hatte Recht. Marco hatte Jeans Herz, und er kümmerte sich liebevoll darum. Und Jean sorgte sich um jenes von Marco, als wäre es sein eigenes.
 

.....
 

“Jean”, rief Mina von weiter weg und er schaute auf. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, wie sie aufgestanden war.

“Hm? Was ist?”, er versuchte ihrer Stimme zu folgen und sah sie mit Händen in den Hüften, am anderen Ende des Raumes stehen.

“Dieser Kalender ist komisch.”, spottete sie. “Die erfrieren doch sofort, wenn sie mit den Kleidern rausgehen!”
 

Jean verlor die Farbe aus dem Gesicht.
 

“Err…”

3: snuggling in front of the fireplace with hot cocoa/tea

“Guten Morgen, Schneewittchen.”, scherzte Jean und lehnte den Kopf nach hinten, sodass er mit dem Hinterkopf auf der Sofalehne ruhte. Im Fernseher dudelte Werbung, die viel lauter war, als der eigentliche Film und Jean zog die Augen bewundernd schmal, als er seinen Blick an Marco hinab gleiten ließ, dessen Pyjamahose etwas tief hing, während er an ihm vorbei trottete. Er bekam von dem Schwarzhaarigen keine genaue Antwort, außer ein gequältes ‘hmh’. Der gute Mann hatte doch sage und schreibe bis zum Nachmittag geschlafen, wenn man bedachte, dass er sonst gegen zehn Uhr früh auf den Beinen war. Dementsprechend knittrig war Marco auch unterwegs.
 

Jean lauschte amüsiert dem Schlurfen und schwang seine Beine vom Sofa. Als er zum Stehen kam, war ihm etwas schwindelig und schwarz vor Augen, ehe er die Kraft auffand, sich nach vorne zu bewegen. Marco stand in der Küche, am Kaffeeautomaten, und rieb sich müde über die Augen, während das Wasser zu brodeln anfing. Jean nutzte die Gelegenheit und huschte zu seinem Freund rüber, schob die Hände von hinten um ihn. strich über seine vom Shirt bedeckte Brust und legte das Kinn auf seiner Schulter ab, bevor er seinen Hals mit sachten Küssen bedeckte. “Immer noch so müde?”, murmelte er und wurde mit einem wohligen Seufzen des anderen belohnt. “Hmh.”, wiederholte er, als wäre er noch immer nicht in der Lage etwas zu sagen. “Warum hast du mich nicht geweckt?”, murmelte er und schaute zur Seite um einen Blick in die Augen des Jüngeren zu werfen.
 

“Hab ich”, schmunzelte er. “Allerdings haben meine Küsse nichts gebracht, um dich von deinem endlosen Schlaf zu befreien.” Marco lachte leise und legte seine Hände auf die des anderen, verschränkte sie mit seinen und schaute die Maschine eine Weile schweigend an. Jean war es ganz recht. Er hatte die letzten Stunden unglaublich gefroren und Marco diente ihm förmlich als wandelnde Heizung. Wie machte er das bloß? Wahrscheinlich war sein eigener Kreislauf einfach unmenschlich, weswegen er sogar bei 25° fror.
 

“Ich will heut’ absolut gar nichts machen.”, nuschelte der Sommersprossige und hob Jeans Hand in seiner an, um dieser einen Kuss aufzudrücken. Leise summte Jean gegen Marcos Schulter und nickte zustimmend. “Finde ich gut. Bin dafür.”, brummte er. “Musst du heute noch arbeiten?”

“Glücklicherweise nicht. Du?”

“Nope. Ich hatte mir schon am Anfang des Jahres den Urlaub auf diesen Monat gelegt. Keine ätzenden Maschinen für die nächsten 29 Tage.”, kündigte er freudig an. Marco seufzte neidisch, klagte allerdings nicht darüber, dass er kein solches Glück hätte. Dafür tauschte er es mit dem Glück aus, einfach nichts zu tun - und das mit der besten Person, mit welcher sogar Nichts-tun wunderbar sein konnte.
 

Marco war nach drei Stunden, zweimal auf dem Sofa eingeschlafen und Jean hatte noch immer keinen Durchblick, was er denn nun gerade alles in der Flimmerkiste gesehen hatte. War auch nicht wichtig, weil er einfach vor sich hin vegetierte. Er kam sich dabei nicht einmal unheimlich vor, Marco ab und an beim Schlafen zu beobachten. Er sah einfach zu friedlich und zufrieden aus. Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben und sein sonst so geordnetes Haar, stand in alle Richtungen ab und ein paar Strähnen hingen ihm wirr ins Gesicht, welche sonst ordentlich in der Mitte geteilt waren. Das einzige, was Jean an dem Anblick bedauerte war, dass Marcos Sommersprossen etwas blasser geworden waren. Er wusste, dass sie wiederkommen würden sobald die Sonne sich länger und intensiver zeigen würde, und er malte es sich schon aus, wie er jeden einzigen, wunderbaren Fleck küssen würde.
 

Als Jean sich sachte nach vorne lehnte und eine schwarze Strähne aus dem Gesicht des schlafenden Engels zu schieben, kam dieser mit einem lauten Einatmen durch die Nase wieder zu sich. Mit kleinen Augen schaute er zu Jean hinüber und zog die Decke etwas enger an sich, worin er seine Nase vergraben hatte. Er streckte seine Beine und gab einen hohen Ton von sich, als sein Körper sich langsam entfaltete. “Na, wieder wach?”, grüßte Jean ihn erneut und dachte nicht daran, seine Hand von ihm wegzunehmen. Stattdessen glitt er mit den Fingern durch das weiche, schwarze Haar und schmunzelte vor sich hin, als Marco seinen Kopf sachte gegen die Hand schmiegte. “Hmmmh. Ich bin so matschig heute.”, säuselte er und kniff die Augen wieder zu, genoss die leichte Zärtlichkeit des anderen.
 

“Sollen wir den Kamin einweihen? Ich mache uns was Warmes zu trinken und dann möchte ich mit unter die warme Decke. Ich habe jetzt schon genug Stunden gefroren.”, schlug Jean vor und klagte gespielt. Wie von ihm erwartet, ging Marco sofort darauf ein. Seine haselnussbraunen Augen öffnete sich weit und es war, als hätte er zuvor nicht tief und fest geschlafen. “Du frierst? Warum hast du das nicht gleich gesagt.”

“Nur ruhig”, lachte der Brünette. “Mir geht es gut. Also, was ist?”

Marcos Miene entspannte sich wieder und er setzte sich etwas auf. Noch immer in seinem Schlafanzug und langsam aus der Decke gepellt, streckte er sich erneut, bis sein Rücken ein etwas ungesund klingendes Knacken von sich gab, was ihn nicht zu kümmern schien. “Klingt prächtig.”

Prächtig. Jean schnaubte. Wer sagte denn heutzutage noch prächtig? Marco Bodt natürlich. Ohne weitere Fragen hievte sich Jean aus seinem Sitz und besorgte die Holzscheite aus einem Schuppen im Garten. Auch ihm entwich währenddessen hin und wieder ein herzhaftes Gähnen.

Inspizierend hockte er kurz darauf vor dem Kamin. Es handelte sich dabei um ein schlichtes Modell. Mit einer rechteckigen Tür, oben etwas abgerundet und sonst etwa siebzig Zentimeter breit. Doch es würde seinen Dienst erledigen und das Feuer konnte man durch die Scheibe sehen, was wollte man mehr? Hauptsache es wurde warm. Jean legte einen weißen Stein in das Innere und legte adrette ein paar schmale, kleine Holzscheite auf. Er entzündete ein langes Streichholz und hielt es an den weißen Anzünder, welcher sich sofort schwarz verfärbte, als das Feuer es berührte. Es dauerte eine Weile, bis der ‘Stein’ anfing zu brennen und seine Flammen auf das Holz überleitete. Jean verharrte noch eine Weile vor dem kleinen Feuer, ehe er entschied, dass der erste, größere Holzscheit hineingelegt werden könne. Und so tat er es. Das Feuer brannte, die Luke wurde geschlossen und schon konnten sie ihr erstes Kaminfeuer in den eigenen vier Wänden betrachten. Wenn das mal nicht romantisch war.
 

Es folgte das versprochene warme Getränk, in Form von heißer Milch mit Kakaopulver. Jean wusste, dass es kein Fehler gewesen war, ein großes Sofa zu besorgen, denn so hatten sie sogar Platz nebeneinander. Natürlich kamen sie nicht drum herum, sich aneinander zu schmiegen und Marco rutschte an den Rand, aber dennoch hatten sie durchaus nebeneinander Platz. Außerdem war es nun nicht wirklich ein Problem, halbwegs Arm in Arm da zu liegen. Auch wenn Marco immer wieder ein ‘uff’ von sich gab, wenn Jean sich hinüber zum dunklen Couchtisch lehnte um seinen Becher zu greifen, bevor er sich wieder zurück bewegte und seinen Kopf auf Marcos Brust bettete. Die Decke wurde hochgezogen, der Kamin knisterte vor sich hin und im Fernseher lief ein Film, von welchem beide keine Ahnung hatten, worum es ging. Im Grunde war ihnen dies auch vollkommen egal, denn was zählte war ihre Zweisamkeit, und das Jean mit der Zeit wieder seine gesunde Körpertemperatur wiedergefunden hatte. Was würde er nur ohne Marco machen? Außerdem war er auch der jenige, der aufstehen musste, um neues Holz in den Kamin zu werfen, bis sie beide befanden, dass sie sich inzwischen zu einer Sauna geheizt hatten.
 

“Hmsch.”

“Was?”, fragte Marco mit leiser Stimme. Schräg schaute er zu dem jungen Mann in seinen Armen hinab. Dieser nahm die Decke von seinem Mund und blickte hinauf. “Ich sagte, ich liebe dich.”

Um die zwei Jahre und dennoch flatterte es wild in Marcos Magengegend, wenn er die Worte von seinem Partner hörte. Sie waren weiterhin wie Musik in seinen Ohren. Er zog den Arm enger um den schmaleren Körper an seiner Seite und reckte den Hals so gut er konnte, um seine Lippen ans Haar von Jean zu drücken. Dieser sah allerdings nicht ein, dass seine Frisur diese Aufmerksamkeit bekam und rutschte höher um die Lippen mit seinen abzufangen. Ein flüchtiger Kuss, der von beiden mit einem Schmunzeln beendet wurde. “Ich liebe dich auch.”, antwortete Marco murmelnd und Jean legte zufrieden wieder den Kopf ab.
 

Letztendlich dösten sie beide auf dem Sofa ein und träumten von Schnee und Geschenken. Der Tag war ein voller Erfolg des Nichtstuns gewesen.

4. shopping for and/or wrapping gifts

Jean mochte Geschenke.
 

Allerdings nicht welche einkaufen. Er war so unglaublich schlecht darin und dies ließ ihn hinterher frustrieren, weil er nicht wusste, was er denn nun besorgen sollte. Am Schlimmsten war es, dass er nicht wusste, was er Marco schenken sollte. Nun, er hatte schon eines und das würde hoffentlich die erwünschte Reaktion hervorbringen, die sich Jean vorgestellt hatte, aber das konnte nicht das einzige sein. Was schenkte man jemanden, der sich nicht einmal etwas wünschte?
 

In der Werbung wurde man mit diversen Ideen beworfen, die natürlich auch fein säuberlich auf Mann und Frau abgestimmt waren. Schuh- und Klamottenwerbung mit glücklichen Frauen und zumeist elektronisches für Männer. Sonderlich viel hielt Jean nicht davon, auch wenn er es furchtbar fand, dass es oft zustimmte. Er selbst war einfach der perfekte Durchschnitt, wie es sich die Gesellschaft vorstellte. Er hätte absolut nichts dagegen, zum Beispiel einen neuen Rasier zu bekommen - seiner war sowieso inzwischen ziemlich alt. Aber hauptsächlich würde er sich darüber auch freuen, weil es eben von Marco kommen würde. Vermutlich könnte er ihm sogar Socken stricken und es würde ihn trotzdem freuen (was Jean nicht wundern würde, wenn es tatsächlich geschehen sollte). Außerdem ging es ihm dieses Weihnachten sowieso nur um das Glück von Marco - auch wenn er sich mit seinem Geschenk für ihn, sogar selbst eines machen würde.
 

Nein, es bleibt ein Geheimnis. Wo wäre denn die Überraschung?
 

Aber nun stand Jean in der Innenstadt, fror sich die Finger zu Eis und balancierte von einem Fuß auf den anderen, in der Hoffnung, seine Durchblutung anzuregen. Just in diesem Moment wurde er in eine warme Umarmung gerissen, wenn auch nur im Bereich seiner Brust. Seine Nase blieb weiterhin eingefroren.
 

“Schön, dass du auch mal auftauchst, Sash.” Er erwiderte die Umarmung flüchtig und rieb die Hände an ihren Körper, nutzte ihre Wärme aus. Warum waren alle viel wärmer als er selbst?

“Entschuldige, ich musste unbedingt noch Crepés auf dem Weihnachtsmarkt essen.”, erklärte sie und schmunzelte zu ihm hinauf. Jean seufzte. “Und dafür hast du mich erfrieren lassen? Hättest doch was sagen können.”

“Ich glaube, du hast Connie und mich immer noch auf ‘ingo‘.”, gluckste sie und kratzte sich an der rötlichen Wange.

“Oh. Naja, habt ihr verdient, ihr Spamer.”
 

Zügig verschwanden sie im nächsten, beheizten Einkaufscenter.

“Hast du schon etwas für Connie geholt?”, fragte Jean und war nicht ganz davon abgeneigt, dass Sasha sich an seinen Arm gehakt hatte. Sie war wenigstens warm und er konnte aufpassen, dass sie nicht einfach weglief, wie ein Kleinkind. Manchmal war die Brünette anstrengender als Mina.

“Ja, hab ich. Letzten Monat sogar schon!”, rief sie aus und wäre beinahe zu einem Bäcker gesprintet, wenn Jean sie nicht aufgehalten hätte.

“Was denn?”, fragte er neugierig und hoffte auf Inspiration.

“Ich hab ihm ein Gutscheinbuch geschenkt.”

Verwirrt zog Jean die Augenbrauen in die Höhe. “Von McDonalds, oder was?”

“Hey!” Sie boxte ihm sachte gegen den Oberarm. “Nicht so frech, Kernfrucht. Ich habe es selbst gebastelt. Die kann er einlösen, wann er möchte. Zum Beispiel, dass ich ihn zum Essen einlade, oder Kinofilm seiner Wahl mit Popcorn umsonst, und so weiter…”

“Naww”, kommentierte Jean und warf ihr einen warmen Blick zu. “Süüüüß. Junge Liebe!”, scherzte er und lachte, als Sasha rot um die Nase wurde - mehr als vorher. Zumindest musste er sich jetzt keine Sorgen mehr machen, dass sie möglicherweise auch noch erfror.

“Tz. Und was schenkst du Marco, Loverboy?”

Beim Kosenamen rümpfte er die Nase, ehe er verzweifelt seufzte. “Ich weiß es nicht…”

“Du hast noch nichts?”, fragte sie verblüfft.

“Doch, doch.. Etwas..”, nuschelte er in den Schal. “Aber eine Sache reicht nicht.”

“Okay.. uhm… was mag er denn so? Connie sagt immer, es braucht etwas praktisches und etwas persönliches. Sozusagen etwas, was man gebrauchen und nutzen kann, und etwas, was im Grunde unnütz ist.”, erklärte sie und zog an Jeans Ärmel, zerrte ihn in den nächsten Klamottenladen.
 

“Nein, Sash‘, hör auf!”, wehrte sich Jean, hatte aber kaum Kraft Sasha ernsthaft von sich zu stoßen, da er durch das Lachen geschwächt wurde. Sie wedelte mit knapper Männerunterwäsche vor seinem Gesicht rum und schlug ihm damit hin und wieder auf den Hintern, sodass er die Flucht ergriff. “Ich kaufe ihm so was nicht! Wie käme das denn?!”

“… Sexy? Das machen.. ‘Bros’ doch so.”, gluckste sie und schnipste die Unterwäsche quer über das Feld zu ihm rüber. Eine Verkäuferin schlich zum Getöse und hob unbeeindruckt eine Augenbraue. Jean schluckte und schnappte das Stück Stoff vom Boden, pfiff vor sich hin und versteckte die Unterwäsche hinter dem Rücken, während er zu Sasha zurück schlich. Die Verkäuferin machte auf dem Absatz kehrt und verschwand. Jean zischte. “Kannst du ja Connie schenken, wenn du drauf stehst.”, grummelte er.

“Pff, ach komm.”, meinte sie und fuchtelte mit einem weiteren Stofffetzen vor seinem Gesicht, sodass er zurück schritt. “Tu doch nicht so, als wenn du dir Marco darin nicht vorstellst! Ich meine, der Kerl hat schon in Jeans einen knackigen Hintern.” Sie lachte. “Hahah, Je-ea-ns. Verstehst du? Oh man.”

Der Brünette grummelte vor sich hin. Er hasste es, wenn man seinen Namen verspottete, besonders weil Sasha wusste, dass er nicht ‘Jeen’ hieß und diese Aussprache seines Namens verabscheute. Gian, John, whatever. Französisch verdammt! War das so schwer? Allerdings hielt seine Empörung darüber nicht lange, da er plötzlich ein Bild von Marco vor seinem inneren Auge hatte. Nicht, dass er den Schwarzhaarigen noch nie in ordentlicher Männerunterwäsche gesehen hätte, aber Sashas Entdeckung war doch etwas sehr.. knapp. Ein Schauer jagte über seinen Rücken und er ermahnte sich innerlich. Er fuchtelte mit der rechten Hand seine imaginäre Vorstellung weg und funkelte zu Sasha. “Warum checkst du überhaupt den Hintern meines Freundes ab?!”

Sasha gluckste weiterhin fröhlich vor sich hin und schüttelte den Kopf. “Menschlicher Urinstinkt.”, behauptete sie und gab daraufhin keine weitere Erklärung.
 

Am Ende ihrer Einkaufstour war Jean mehr als erleichtert, dass er Sasha mitgenommen hatte. Zwar war er immer noch etwas geknickt darüber, dass er sich so schwer damit getan hatte, aber letztendlich war er nun um einiges Ärmer, aber auch an Geschenken reicher. Selbst für Mina hatte er eine kleine Besorgung gemacht. Er erinnerte sich, wie sie am vorherigen Tag nur davon gesprochen hatte, dass bald im Fernsehn eine Weihnachtsfolge von Monster High laufen würde. Bis dato hatte er noch nie etwas davon gehört und nun hatte er eine dieser merkwürdigen Puppen gekauft, von der sie geträllert hatte, dass sie diese noch nicht hätte. Werbung für Frauen und Männer waren eine Sache, aber nichts ging über Spielzeugwerbung. Jean glaubte, er hätte noch immer einen Tinnitus von den Jingles und Soundeffekten. Kein Wunder, dass Kinder zur Weihnachtszeit abdrehten. Er würde es auch, wenn er Tag und Nacht dem ausgesetzt wäre.
 

Gegen acht Uhr verließ Sasha das Anwesen Kirschstein-Bodt, in welchem sie Jean beim verpacken geholfen hatte. Es war kein Wunder, dass der gute Jean natürlich total unfähig war, Geschenke zu verpacken. Es wurde still im Zimmer und nachdem der Brünette aufgeräumt hatte, wackelte er mit der Nase und schnappte sich seine sieben Sachen. Gut, eigentlich nur seine Jacke, Schuhe, Schlüssel und Portmonee. Keine halbe Stunde später fand er sich in der urigen Buchhandlung wieder, die wirklich enorm gut besucht war - obwohl schon längst geschlossen sein sollte. Bücher blieben einfach der Geschenkklassiker. Er sah schon, wie Marco gerade eine ältere Dame an der Kasse bediente, die wahrscheinlich ihrem Neffen Die drei Fragezeichen, oder so etwas in der Art, besorgte. Jean sah sich nach potentiellen Kunden um, die etwas von Marco wollen würden, und huschte an die Stelle an der Kasse, als dem nicht der Fall war. Marcos müde Miene erhellte sich sofort und er lehnte sich nach vorne um Jean flüchtig zur Begrüßung zu küssen. “Was machst du denn hier?”, murmelte er und blieb über die Holzzeile gebeugt.
 

“Hab mir nur Sorgen gemacht.”, nuschelte Jean schmunzelnd.

“Es ist..” Marco schaute auf die Ohr auf dem Monitor zu seiner rechten. “.. gerade mal halb neun.”

“Und? Eine Viertelstunde zu lang. Du hättest schon längst zu Hause sein müssen.”, klagte Jean und rutschte zur Seite, als sich jemand näherte und ein Buch auf die Theke klatschte. Marco setzte ein Lächeln auf und kassierte ab. Gleich darauf widmeten sich die beiden wieder zueinander. “Ich sagte doch, dass es zur Weihnachtszeit wirklich stressig wird.”

“Na und? Macht die Tür zu, dann können wenigstens keine neuen Kunden hinein.”, schlug Jean vor und grummelte leise, als er erneut zur Seite treten musste. Glücklicherweise wurde es in den nächsten zehn Minuten leerer und Jean atmete erleichtert aus. “Preiset den Herrn, du hast Feierabend!”

Marco lachte leise und zog ihn mit sich ins Hinterzimmer. - Ja, auch Jean hatte den selben Gedanken gehabt, aber dafür war der Schwarzhaarige momentan viel zu müde und außerdem würden sie Gefahr laufen, eingesperrt zu werden. Auch wenn Jean selbst dagegen nichts gehabt hätte. Aber gut, er wollte nun ungern Marcos Job gefährden, weil ihn die Idee reizte, es in der Öffentlichkeit zu tun. Jean schüttelte sich innerlich. Pfui, Jean, aus.

Marco klaubte seine Sachen zusammen und gemeinsam stiefelten sie nach Ladenschluss zum Wagen mit welchem er zur Arbeit gefahren war. Um Marco eine Pause zu gönnen, übernahm Jean das Steuer und sie waren schneller daheim, als ein Bus sie jemals hätte bringen können.
 

“Noch 20 Tage.”, trällerte Marco und lullte sich auf das Sofa. Jean kam kurze Zeit später angekrochen und übersäte seinen Freund mit Küssen. “Du bist ja aufgeregt wie Mina.”, lachte Jean feststellend und wurde in eine feste Umarmung gezogen, sodass sich der Brünette über Marco befand, als Ersatz für eine Decke. “Und wie.”, antwortete dieser.

“Weißt du etwas, was ich wissen sollte, Bodt?”

Er schüttelte lächelnd den Kopf und zog Jean höher, um ihn erneut zu küssen. “Ich bin einfach nur glücklich.”

5. buying the christmas tree

Noch nie hatte Jean so viele Nahtoderfahrungen gesammelt, wie in diesem Monat und dabei war noch nicht einmal eine Woche vergangen.
 

Nicht arbeiten zu müssen, war etwas Wunderbares, natürlich. Aber nicht arbeiten zu müssen und dann alleine Daheim zu sein, war so unglaublich langweilig. Er würde deswegen noch umkommen. Vorgestellt, Jean Kirschstein, die Dramaqueen. Pscht, das wurde nie gesagt. Seufzend räkelte er sich am Morgen im leeren Bett und zog umständlich mit den Füßen die Decke hinauf, da er selbst zu Faul war seine Arme zu benutzen. Marco hatte früh zur Arbeit gehen müssen, käme dafür allerdings schon am Nachmittag wieder. Jean zog es in Erwägung einfach so lange zu schlafen, aber vermutlich würde er dann einen Vortrag anhören dürfen, dass er das Haus verkommen lassen würde.
 

So gut wie er war, hievte er sich also aus dem Bett, zog sich ein zweites Paar Socken über und stapfte träge aus dem Schlafzimmer. Sie bezogen einen Teil des Hauses, mit einer zweiten Etage. Jean musste sich ziemlich konzentrieren, um in seinem Zustand nicht einfach von einer Stufe zu rutschen und mit dem Kopf voran die Treppe hinunter zu fliegen. In der Küche schüttete sich der Brünette, wie aus dem Instinkt heraus, Wasser in ein Glas und kippte es seinen verschlafenen, kratzigen Hals hinunter. Schmatzend suchte er das Bad auf und weckte sich mit einer erfrischenden Dusche. Die Luft war noch etwas feucht gewesen und Jean konnte förmlich Marcos typisches Shampoo in der Luft schmecken.
 

In einem zu großen Pullover und einer frischen Jogginghose, stapfte er zurück in die Küche. Erst jetzt gönnte er sich ein Toast mit Hönig, da er zuvor nicht sonderlich Appetit gehabt hatte. Er konnte morgens einfach nichts runter bekommen. Wie zuvor mit seinem inneren Selbst abgesprochen, kümmerte er sich um den Haushalt. Hier wurde gesaugt, da wurde die Wäsche aufgehangen und der Geschirrspüler wurde angeschaltet, dabei fiel ihm auf, dass sich ein gelber Post-it auf dem Tisch befand. Zackig zog er diesen ab und hielt ihn auf Armlänge weg. “Kommst du wieder vorbei? Müssen noch etwas erledigen! : )” Da Jean mit niemanden außer Marco zusammen lebte, war dieser Wunsch eindeutig an ihn gerichtet. Marco musste wissen, dass der Brünette absolut keine Freizeitaktivitäten hatte - immerhin ging er sonst auch arbeiten. Und natürlich würde er bei Marco aufkreuzen. Nichts lieber als das.
 

Doch noch, musste er Zeit so totschlagen. Der Fernseher dudelte vor sich hin und das Handy in seiner Hand vibrierte im Sekundentakt. Er hätte wissen müssen, was ihn erwarten würde, wenn er Sasha und Connie wieder entsperrte. Ihre fröhliche Gruppe hatte natürlich einen eigenen Chat bei dem bekannten, grünen Messenger, für welchen man lediglich seine Handynummer brauchte. 67 ungelesene Nachrichten, las er auf dem Display und stöhnte genervt. Er würde sie definitiv nicht nachlesen, höchstens die neusten. Er öffnete den Chat mit der Überschrift Das Rudel und wurde glücklicherweise noch nicht als Online erkannt, da er diese Funktion sowieso ausgeschaltet hatte. Beim Anblick des laufenden Gespräches, wurden ihm schon einige Fragen aufgeworfen, aber da er noch nicht erkannt werden wollte, beließ er es mit Schweigen und hoffte, selbst dahinter zu kommen, um was es ging. Die neuste Nachricht blinkte auf und Connies Name, wie er ihn im Handy eingespeichert hatte, erschien in einem hellen grün.
 

Con-star 13:23

solln wir irgedwas mitbringn?
 

Sash 13:23

Ich nehme Chaps mit!

*Chips, meinte ich.
 

Ymir 13:24

Ich glaube nicht, dass Chips sehr weihnachtlich sind.
 

Sash 13:24

Du bekommst schon mal keene!

*keine, man.
 

Historia 13:24

Bring mit, was du möchtest Sasha! Aber an sich müsst ihr das nicht, immerhin haben wir euch eingeladen. Wir werden alles vorbereiten.
 

Reiner 13:24

Bert und ich sind dabei, Prinzessin. Was ist mit den anderen? Eren und Anhängsel?
 

Ymir 13:25

Annie? Ohne Annie werde ich Eren und Co. nicht überstehen, irgendjemand muss doch mit mir Punsch kippen.
 

Con-star 13:25

wn denn überhaupt?
 

Ymir 13:25

Wirst du auch irgendwann mal einen Satz richtig schreiben?

Am 19. Ist ein Freitag.
 

Reiner 13:26

Da werde ich aber erst nach zehn Uhr aufkreuzen können. Muss arbeiten.
 

Sash 13:26

Me too.

Und Connie auch.

Ymir, du solltest mal arbeiten!
 

Ymir 13:26

Was soll das denn heißen? Ich gehe studieren, das ist viel cooler. Jedes Wochenende feiern! Seid froh, dass ich überhaupt Zeit für euch habe!
 

Historia 13:26

Das ist okay, Reiner, Sash.. Müsst ihr Samstag denn arbeiten? Leider ist der Freitag wirklich mein einziger freier Tag und ich wollte euch so gerne noch vor Weihnachten wieder sehen.
 

Reiner 13:27

Das schaffe ich schon. Bin ein großer Mann. Ich brauche keinen Schönheitsschlaf. :p
 

Eren 13:27

Leute, was seid ihr plötzlich so aktiv?! Was ist los? Sitze gerade im Bus nach Hause. 87 ungelesene Nachrichten…
 

Reiner 13:27

Eren, du kleiner Angeber.

Betonung auf klein :P
 

Con-star 13:27

ymir und historia habn uns für ne weihnachtsfeier eingeladen

am 19

isn Freitag
 

Freckles 13:28

Habe mir gerade den Samstag frei genommen. ;)
 

Und Jeans Finger lagen sofort auf dem Display, als er Marcos Spitznamen erblickte, sodass das Tastaturenfeld sichtbar wurde.
 

Ymir 13:28

Gebt ihm sechs Sekunden.
 

Eren 13:28

Wem?
 

Jean 13:28

Habe sowieso frei!
 

Ymir 13:28

Ihm. ^
 

Jean war sich nicht sicher, ob er sich nun darüber ärgern sollte, oder nicht. Stattdessen nahm er es einfach so hin, da ihn etwas anderes viel mehr interessierte.
 

Reiner 13:28

Niedlich. Ich will so was auch. Bert soll sich endlich ein Handy anschaffen, wie jeder normale Mensch auch!
 

Con-star 13:29

warhsheinlich ist er kein mensch… o:
 

Sash 13:29

*Wahrscheinlich
 

Con-star 13:29

:’D:’D:’D:’D
 

Jean 13:29

Marco, solltest du nicht arbeiten? Handy weg am Arbeitsplatz! :p
 

Freckles 13:29

Pschhh.
 

Ymir 13:29

Richtig rebellisch.
 

Freckles 13:30

Kommst du gleich?
 

Jean 13:30

‘türlich
 

Ymir 13:30

ZU VIELE INFORMATIONEN
 

Historia 13:30

Ymir!
 

Reiner 13:30

Musst du gerade sagen, Ymir.
 

Jean glaubte noch gesehen zu haben, wie eine weitere Nachricht erschienen war, doch da er aus dem Augenwinkel lediglich Erens Namen erspäht hatte, war es nicht sonderlich wichtig für ihn. Er schloss das Fenster und schwang sich von der Couch, um daraufhin ins Schlafzimmer zu huschen und sich umzuziehen. Den Pullover behielt er an und wechselte lediglich seine Jogginghose gegen eine normale Jeans aus, sprang regelrecht die Treppe hinunter und zog sich die Schuhe zügig an. Natürlich würde er nicht zu spät kommen, er wäre sogar zu früh zur Stelle, aber er langweilte sich sowieso und Marco könnte ihm möglicherweise dann schon sagen, was er denn vor hatte.
 

Im Laden spielte sich nahezu das selbe ab, wie am Vortag. “Guten Tag! Ich suche jemanden in ihrer Größe, schwarze Haare, mit niedlichen Sommersprossen und einem unwiderstehlichen Hintern.”, wandte sich Jean an Marco und dessen Wangen verfärbten sich rötlich, sodass Jean nicht anders konnte, als zu lachen. “Naww, da wird er rot.”, fügte er noch hinzu und neigte den Kopf zur Seite. Marcos Schultern zuckten etwas hoch, als er leise das Lachen erwiderte. “Wenn ich mich recht entsinne, hat er in den nächsten zehn Minuten frei.”

“Wunderbar.”, kommentierte Jean und schmunzelte. “Oh und wenn Sie ihn sehen, können Sie ihm sagen, dass ich ganz sehnsüchtig hier warten werde? Ah, und dass ich ihn liebe. Vielleicht beeilt er sich dann.” Manchmal fragte sich Jean, warum er Kitsch so sehr hasste, wenn er selbst häufig Gebrauch davon machte. Marco entfernte sich widerwillig, breit grinsend angemerkt, und kümmerte sich um ein paar weitere Kunden, ehe er seinen Kollegen bescheid gab und aus dem Hinterzimmer seine Sachen schnappte.
 

“Ach, sieh mal an. Jean!”

“Überrascht mich zu sehen? Tze. Wusste doch, dass man sich auf die Mitarbeiter hier nicht verlassen kann.”, gluckste er und sie zogen sich gegenseitig in eine warme Umarmung, ehe sie sich flüchtig küssten. “Und was haben wir noch zu erledigen?”, fragte er schließlich.

“Wir brauchen einen Weihnachtsbaum.”, antwortete er knapp, während er in seine Jacke schlüpfte und den Schal um seinen Hals wickelte.

“So einen richtigen? Mit Nadeln? Dem man Wasser geben muss?”

Marco nickte und runzelte die Stirn. “Du musst einen Weihnachtsbaum nicht wirklich pflegen.”, versuchte er Jean etwas zu beruhigen, der die Vorstellung anscheinend nicht besonders prickelnd fand. “Außerdem gehört ein Weihnachtsbaum dazu. Natürlich müssen wir einen holen! Hattest du noch nie einen?”

“Doch, doch, klar. Aber dann liegen die Nadeln überall rum.. Haben wir überhaupt Platz?”

“Du machst dir Gedanken. Wir werden schon etwas Angemessenes finden. Außerdem, wenn es ein guter Baum ist, verliert er höchstens nach Weihnachten seine Nadeln.”

“Gut, gut. Hast mich schon längst überredet!”

“Ich wusste gar nicht, dass wir darüber überhaupt diskutierten.”, warf Marco ein und hob eine Augenbraue, schaute ungemütlich ernst, Jean zog die Schultern etwas hoch und wich dem Blick aus, entspannte sich allerdings wieder, als der Schwarzhaarige ein sanftes Lachen von sich gab.

“Oh Gott, Jean, du bist zu süß.”

“Was?!”, schnappte er.

“Du lässt dich einschüchtern.”

“Lasse ich mich überhaupt nicht.”

“Hmh, natürlich.”, schmunzelte Marco und erreichte langsam mit dem Brünetten den Wagen.
 

Sie waren zu einem umzäunten Gelände gefahren. Hier und da fanden sich Familien, oder einzelne Personen, die ebenfalls auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum waren. Jean würde sich auch mit einem weniger perfekten Baum zufrieden geben, wenn der Preis stimmte. Sie würden ihn schon ansehnlich herrichten. Das Feld war voll gestellt mit Bäumen. Einige waren schon eingewickelt worden, andere standen noch in ihrer entfalteten Pracht da. Jean schob die Hände in die Taschen und beäugte das Grünzeug skeptisch. Würde ein Plastikbaum nicht reichen? Der wäre sicherlich pflegeleichter. “Warum müssen wir überhaupt jetzt schon einen holen?”

“Später werden sie teurer, wenn Leute wie du, auf den letzten Drücker los gehen.”

“Ich würde gar nicht erst los gehen.”, korrigierte er. “Plastikbaum.”

“Warum wusste ich das nur?”

“Kennst mich eben.”

Marco nickte lächelnd. “Oh ja, das tu ich. Hmh, ich sehe mich schon mit dir ihn schmücken.”

“Warum bist du so grausam zu mir, Marco?”, klagte Jean und legte sich theatralisch den Handrücken an die Stirn.

“Mit Weihnachtsmusik.”

Jean gab ein klagendes Jauchzen von sich.

“Weihnachtspullovern.”

Sein Wimmern wurde lauter.

“Und Weihnachtsfilmen.”

Hätte Jean nicht bemerkt, dass er schon angestarrt wurde, wäre er - um der Sache noch einen Höhepunkt zu verleihen - schluchzend auf die Knie gefallen. Doch stattdessen gab er sich mit einem langgezogenen Stöhnen fürs erste geschlagen. “Und wie wollen wir den Baum überhaupt mitnehmen?”, fragte er kurz darauf.

“Die werden geliefert.”, lächelte er. “Außer natürlich du möchtest den hinter dir her schleifen.”

“Klar und wovon träumst du Nachts?”, entgegnete Jean und rollte mit den Augen.

“Du hast viele Fragen.”

“Marco! Das war keine-.. Ach egal.”

“Ich weiß doch. Sei doch nicht so unentspannt. Ist alles okay?”

“Ja,.. Ja, natürlich. Lass uns endlich einen Baum suchen. Mir frieren die Zehen wieder ein.”
 

Der Platz war gigantisch und Jean glaubte, dass man einen ganzen Wald für die Mengen abgeholzt haben musste. Allerdings kam ihm daraufhin in den Sinn, dass man sicherlich keine Tannen aus Wäldern geholzt hatte. Marco inspizierte die Naturprodukte fachmännisch, wobei sich Jean nicht sicher war, ob er wirklich eine Ahnung davon hatte. Während er den Baum hielt, sollte er schauen, ob er gut bewachsen war und wenige Lücken aufwies. Sie waren alle nicht wirklich perfekt. Nicht das, was sich Marco vorstellte und mit der Zeit wurmte es Jean. Einerseits, weil er nach Hause wollte und keine Lust mehr hatte, andererseits, weil sein Ehrgeiz geweckt wurde Marco glücklich zu machen. Inzwischen ertappte auch er sich dabei, wie er die Bäume unter die Lupe nahm unter den Kriterien, die Marco vor sich hin gebrabbelt hatte. Da er keine zu hohen Erwartungen an einen Baum stellte, winkte er den Schwarzhaarigen auch ziemlich häufig zu sich, um dann ein ablehnendes Kopfschütteln abzusahnen.
 

Schließlich standen sie vor einer zwei Meter großen, gut bewachsenen Fichte, welche perfekt in die Ecke ihres Wohnzimmer passen würde. Vom Preis könnte Jean gar nicht sprechen, ohne dass ihm die Tränen in die Augen stiegen. Doch Marco freute sich und das war die Hauptsache. Diese kindliche Freude in Marco war einfach zu wunderbar, sodass Jeans Schmetterlinge im Bauch wieder anfingen wild zu flattern. Er würde sie vermutlich niemals los werden und er war dem nicht ganz abgeneigt.
 

“Damals wollte ich immer durch die Tonne springen, damit ich auch in so ein Netz eingepackt werde, wie der Baum.”, erklärte Jean und zeigte auf die metallische Gerätschaft, durch welche der Weihnachtsbaum mit der Unterseite voran durchgeschoben wurde und schließlich eng in einem Netz gespannt war. Marco hatte als Antwort mit den Schulter gezuckt und gemurmelt, dass sich dies sicherlich noch immer einrichten ließe, doch Jean hatte dankend abgelehnt. Nachdem sie ihre Daten daließen wurde ihnen versichert, dass der Baum am nächsten Tag - gegen Nachmittag - bei ihnen ankommen würde. Also dürfte Jean sich darum kümmern. In ihm kam größte Freude auf.
 

“Hey, dann können wir ihn morgen schon schmücken!”, stellte der Schwarzhaarige beim Heimweg fest und schaukelte erfreut hin und her. Jeans Mundwinkel zogen sich beim Anblick hoch und er schnaufte leise. “Du würdest am Liebsten schon den 24ten haben, oder?”

Marco summte. “Ja, bitte!”

Jean lachte und allmählich wurde auch seine Vorfreude geschürt, zusammen mit Angst.

6. decorating the christmas tree

Wie versprochen klingelte es an der Tür und Jean schreckte mit einem lauten Knacken seines Rückens auf, kickte mit dem Fuß gegen die Stehlampe, stürzte von der Couch auf den Boden, stieß sich das Knie an und wurde gleich darauf von seinem Getränkt überschüttet, als der Couchtisch unsanft zur Seite geschoben wurde. Tief stöhnte Jean und schluchzte schmerzverzerrt. Zügig zog er sich den Pullover über den Kopf hinweg aus und richtete das T-Shirt, nachdem er sich schwerfällig auf die Beine begeben hatte. Raunend und etwas schleichend, schlurfte er zur Tür. Wie er aussah, war ihm gerade ziemlich egal. Ein Mann mit einer blauen Schirmmütze und einem Klemmbrett schielte zu Jean hinüber. Für einen Moment weiteten sich seine Augen und Jean hoffte, dass er sich jetzt nicht von einem Fremden etwas anhören musste. Sein Fuß summte noch immer vor Schmerz. Er machte eine imaginäre Notiz, dass er unbedingt den Ton der Klingel ändern sollte, da er sonst noch umkommen würde.
 

Jean wies den Mann an, den verpackten Baum doch einfach in den Garten zu schleifen, und dort liegen zu lassen. Sie würden sich schon später darum kümmern. Eine Unterschrift wurde vergeben, ein ‘schöne Feiertage’ wurde ausgetauscht und die Tür schwang wieder zu. Schlecht gelaunt patschte Jean Barfuß zurück zur Couch und stellte sein ausgelaufenes Glas wieder hin, besorgte einen Lappen und kümmerte sich um die Sauerei. Danach warf er sich wieder in das weiche Polster des Sofas und schnappte sein Handy. Kaum hatte er den Bildschirm entsperrt, erwachte es aus einem Schlaf und die Nachrichten brachen wieder über ihn herein. Warum? Warum mussten die anderen sich so viel erzählen? Konnten sie das nicht privat? Es waren zwei Chats, die aufleuchteten. Im Rudel war wieder viel los. Zu viel, nach Jeans Geschmack.
 

Armin 14:36

Jetzt sind wir ja endlich vollständig!
 

Reiner 14:37

Ich weine fast vor Freude.
 

+* *** 246-897 14:37

stimmt sogar

ich glaube ich sehe tränen
 

Jean 14:37

Bertholdt?
 

Eren 14:37

Da ist wieder jemand wach.
 

Reiner 14:37

JA ES IST BERT
 

Kurzerhand wurde auf die Nummer getippt und eingespeichert.
 

Jean 14:37

Und wie kommt’s?
 

Bertholdt 14:38

reiner <3
 

Eren 14:38

Okay, langsam wird mir das hier zu bunt.
 

Mikasa 14:38

Sei still, Eren.
 

Eren 14:38

Mikasa! Du musst auf meiner Seite stehen!
 

Jean 14:38

Hör auf deine Schwester.

Sag bloß dies war ein Nikolausgeschenk?
 

Reiner 14:39

War es. x)
 

Freckles 14:40

Du Sugardaddy.
 

Armin 14:40

Ich habe noch nicht mal Schokolade bekommen!
 

Jean 14:40

Ich hab schon genug die letzten Tage gesessen. Ich platze bald.

Hmmmmarco! Hast du gerade Pause?
 

Ymir 14:41

Hey, Ladies.

Sind wir wieder rebellisch, Marco?
 

Freckles 14:41

Nein, hab noch Pause.

Ach was, Jean, ich werde aufpassen.
 

Jean 14:41

Wenn du mit aufpassen meinst, dass wir die Schokolade an Bedürftige verschenken, bin ich nicht dabei.
 

Bertholdt 14:41

ach, es gibt immer einen weg kalorien zu verbrennen. ;)
 

Eren 14:42

Hättest du den Smiley nicht weglassen können? Vielen Dank auch.
 

Ymir 14:42

High-five, Bertholdt! Wenn du etwas runter kommst, damit ich dran komme.
 

Jean 14:42

Ihr macht mich fertig. Du und Ymir.

Tu es nicht, Bert, du darfst nicht auf ihr Niveau sinken!
 

Das Gespräch hielt noch um viele weitere Minuten an, doch Jean taten nach einer Weile sowohl die Augen, wie auch Daumen weh. Außerdem erschöpfte das Gespräch mit der Zeit, während einige sich verabschiedeten. Jean warf einen Blick in das andere Gespräch, was allerdings nur ein Bilderspam von Sasha war. Sie zeigte stolz ihren Weihnachtsteller, den sie von Connie bekommen hatte. Auch wenn es Jean nervte, so musste er dennoch etwas schmunzeln. Warum waren alle so angetan und erfreut? Es war bloß Weihnachten. Ein Tag, an welchem man sich irgendwelchen Kram schenkte und fertig. Klar, als Kind war es der beste Tag des Jahres, doch irgendwann ebbte es ab. Jean kam sich gerade ziemlich alt vor. Er wünschte sich sogar, dass er die nächsten Tage etwas an Freude über die Festtage aufbaute. Er verließ den Chat wieder und ein anderer blinkte auf. Endlich mal jemand, von dem er auch hören wollte.
 

Freckles 15:56

Wer hat Sommersprossen und darf gleich nach Hause?
 

Jean 15:57

Ymir?
 

Es dauerte eine Weile, ehe Marco antworten konnte. Geduldig hatte er auf den Bildschirm gestarrt und auf das ‘schreibt…’ geachtet, nachdem er als Online angezeigt wurde.
 

Freckles 16:01

Hey! Gemein.

Ist der Baum schon da?
 

Jean 16:01

Jupp
 

Freckles 16:01

Super. Dann haben wir ja noch den Abend zum schmücken. x)

Bis gleich!
 

Jean 16:01

Ernsthaft?!

Fahr vorsichtig, hm.
 

Freckles 16:02

Immer!

Auf beides bezogen. <3
 

Jean seufzte. Kitschig!
 

Jean 16:02

<3
 

Dem Brünetten fiel auf, dass er noch immer den Pullover achtlos auf dem Boden liegen lassen hatte und schnappte sich diesen, ehe er seinen Weg in die Waschmaschine fand. Wenn Marco nach Hause käme, wäre er sicherlich hungrig, oder hätte zumindest Appetit. Ein sehr guter Freund, wie Jean nun mal war, stapfte er in die Küche und riss den Kühlschrank auf. Sollte er nun Mittagessen machen, Abendbrot oder lediglich einen Snack? Komplizierte Sache. Er hörte einfach auf seinen eigenen Bauch und dieser sagte ihm, dass er etwas Richtiges bräuchte. Immerhin hatte er noch nichts zu sich genommen, da alleine essen so unglaublich langweilig war. So wie alles eigentlich.
 

Das einzige was Jean einigermaßen konnte, abgesehen von French Toast, waren Spagetti mit Tomatensoße. Obwohl, die Tomatensoße auch nur, weil man diese nur mit Wasser und Öl anrühren und erhitzen musste, da der Rest sich in einem Beutel befand. Er schwang den Löffel, drehte das Radio etwas auf und trällerte mit Jessie J die Lyrics zu Bang Bang. Warum er sie konnte, stellte er gar nicht in Frage. Dass er somit nicht hören würde, wie jemand ins Zimmer trat, hätte er eigentlich erwarten können. Er machte auf der Stelle einen Sprung in die Höhe, als jemand seine Hüfte fest griff und ein warmer Körper sich an ihn schmiegte. “Das war nun wirklich nicht das, was ich erwartet hätte zu sehen.”, flüsterte Marco an sein Ohr und Jean jagte eine Gänsehaut über seinen Körper. Jean ließ den Plastiklöffel in der Spüle liegen und drehte das Radio zügig auf eine angenehme Lautstärke. “Schlecht?”, fragte er daraufhin und drückte schmunzelnd sein Becken zurück. Marco zischte leise und löste sich von seinem Freund, da er sich nun nicht ablenken lassen wollte - auch wenn es eine sehr schöne Ablenkung war. “Ich beklag mich nicht. Wann sieht man dich schon kochen? Besonders auch noch gut gelaunt.”

“Gewöhn dich nicht dran.”. schnurrte Jean und kippte die Nudeln in ein Sieb, um das heiße Wasser los zu werden. Jean fand es nicht fair, dass Marco nicht wieder auf das zurück griff, was er gerade selbst begonnen hatte. So hungrig war er dann auch nicht, musste Jean eingestehen. Eine Vorspeise würde ihn absolut nicht stören. Aber Marco stapfte davon und deckte den Tisch, während Jean das Essen abstellte. Er wusste genau, dass sich Marco nicht davon abbringen lassen würde, den Baum zu schmücken. Wahrscheinlich selbst dann, wenn er sich nackt ihm in den Weg legen würde. Es reizte ihn ziemlich, dies auszuprobieren.
 

Er tat es nicht. Stattdessen fand er sich, nach dem Essen, in einem Raum wieder, mit Tonnen an Weihnachtskugeln, die niemals alle an den Baum gehängt werden könnten. Nun stand er also da, mit einem ausgestreckten Arm und Marco nahezu unter dem Baum, mit dem Hintern vorzüglich auf Jean gerichtet, während er die Halterung zuschraubte, damit der Baum stehen könnte. Immerhin etwas Gutes. Er war Marco dankbar, dass er keine Weihnachtsmusik angeschaltet hatte, denn sonst wäre er wahnsinnig geworden.
 

Marco klopfte sich die Hände, als er wieder hochkam und zufrieden bemerkte, dass der Baum sogar gerade stand und das beim ersten Versuch. Schade, dachte Jean, er hätte gerne weiterhin die Aussicht genossen. Der Schwarzhaarige war für die Farbkombination aus rot und weiß, weil dies einfach das klassischste war und dennoch gut aussah. Jean hatte nichts dagegen einzuwenden, da er selbst keine wirkliche Motivation hatte. Verdammt, wies er sich an, reiß dich zusammen. So schlimm konnte es doch nicht sein, richtig? Es wurde ein wildes Durcheinander. Jean versuchte die Lichterketten anzubringen, sodass so gut wie überall die selbe Menge an Licht wäre, was alles andere als einfach war. Hier war eine kahle Stelle, dann da, dann doch da hinten.. Schließlich waren einige andere Ketten so verknotet, dass sie so gut wie unbrauchbar waren und Jean sie nach einer halben Stunde vergeblichem Enttüdeln, zu Boden warf wie ein trotziges Kind. Immerhin zeigte sich Marco erkenntlich für seine Mühe und sie beließen es bei einem spärlich beleuchteten Baum. Auf den Schmuck kam es immerhin an! Jean öffnete die Packungen und drückte Marco hin und wieder Kugeln in die Hand. Der Spaß begann auch erst, als Jean das Lametta fand. Die Sünde, Lametta und Jean fand sie hammergeil.
 

Euphorisch warf er die schimmernden, roten Streifen in, auf und um den Baum. Marco war vollkommen perplex und wusste nicht ganz, was er von all dem halten sollte. Er war kein Freund von Lametta, allerdings von Jean und er schritt nicht ein. Stattdessen amüsierte ihn der Anblick nach wenigen Minuten und der Baum war wohl mit Abstand der vollste in der ganzen Stadt. Man konnte kaum erkennen, was sich darunter befand. Es hätte auch genauso gut nur ein Gerüst sein können, denn von den Nadeln war kaum etwas in Sicht geblieben. Als Krönung wurde natürlich noch die Spitze angebracht, die Jean ganz alleine anbringen wollte. Was er allerdings nicht konnte.
 

“Lass das! Ich kann das!”, trotzte er und schob Marco sanft von sich weg, während er den Arm ausstreckte.

“Du wirft gleich den Baum um, ich sag dir das.”

“Pff, werde ich gar nicht.”

“Du bist zu klein, du wirst da nicht rankommen.”

Auch den Stuhl schob Jean von sich, den Marco angeschleppt hatte, damit er endlich an die Baumspitze ankäme. Marco rollte die Augen über Jeans kindliches Verhalten, konnte sich jedoch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Manchmal ließ sich auch der Brünette für etwas begeistern, was nicht mal so schwer war. Letztlich kam dem Schwarzhaarigen eine Idee, die Jean sicherlich nicht abschlagen würde.

Ohne sich davon abbringen zu lassen, ging er etwas hinter Jean in die Knie und griff um seine Oberschenkel. Erschrocken zuckte er zusammen und blickte perplex hinter sich. Ehe Jean sich versah, wurde er hochgehoben und angewiesen, die Baumspitze zügig anzubringen, weil er doch nicht so leicht war, wie er vielleicht aussah. Kurzzeitig strauchelte er mit den Armen und tat wie ihm befohlen. Marco ließ einfach los, und Jean fiel die paar Zentimeter auf den Boden, um dann wieder in eine feste Umarmung gezogen zu werden.
 

“Siehst du, war doch gar nicht so schlimm oder?”, murmelte Marco an sein Ohr und Jean lehnte den Kopf etwas zurück um den Atem an seiner Wange zu spüren, bevor er sich herum drehte.

“Tze, doch. Ich bin jetzt traumatisiert für mein Leben.”, entgegnete er bitterernst, verfiel daraufhin aber schon in ein Grinsen. “Gut, du hast mal wieder recht. Aber.. Ich weiß nicht, ob man unser Werk als Weihnachtsbaum bezeichnen kann.”

Marco warf einen zufriedenen Blick auf den schimmernden Haufen. “Unser Weihnachtsberg.”

Jean mochte es, wenn Marco von ihnen gemeinsam sprach. Wir, uns..

Vielleicht hatte der Sommersprossige noch etwas gesagt, doch Jean hatte ihm nicht zugehört. Viel zu sehr war er damit beschäftigt ihn anzusehen, wie er absolut erfreut daran war, was sie dort zusammen gebastelt hatten. Er konnte nicht widerstehen und zog sich die wenigen Zentimeter hoch um ihn sanft zu küssen. Er liebte diesen Mann einfach zu sehr, als dass er lange nachtragend darüber sein könnte, was er doch alles für ihn tat - besonders zur Weihnachtszeit. Abgesehen davon, tat er es gerne, selbst, wenn er es nicht zugeben würde.

7. mistletoe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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