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Die lange Reise zurück ins Glück

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist vollbracht! Ich habe wieder ein Kapitel geschafft :3
Ehrlich gesagt habe ein wenig mit Schreibblockade zu kämpfen gehabt, doch langsam fliessen die Ideen wieder durch meinen Kopf. Jetzt fehlt es nur alle schön eine Reihe zu bringen und nach und nach in die Geschichte einzubinden.

So lange lasse ich euch auch nicht warten...
Viel Spass mit dem Kapitel :)

Fett = Synchron (zwei Charas gleichzeitig hier: Aiko & Shouta) Komplett anzeigen

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Erste Schritte


 

Aiko
 


 

Zufrieden liess ich seine Hand los:

-“Nun gut…du hast es soeben versprochen. Freunde“

Sein Gesichtsausdruck war allerdings wieder emotionslos

Konnte er nicht endlich aufhören so ein Eisklotz zu sein?

-“Also ehm…ich geh dann wieder nach Hause. Gute Nacht und danke nochmals für Heute“

Jegliche Worte für ein weiteres Gespräch entglitten mir.

Irgendwie war es schwerer als ich dachte eine lockere Atmosphäre zwischen uns aufzubauen.

Nach all den Jahren war es wohl normal dass wir uns beide erst wieder kennen lernen mussten.

Schließlich waren wir keine kleinen Kinder mehr sondern Jugendliche.

Es war ein kurzer, knapper Abschied, doch es war der Anfang des Weges der vor uns lag.

Bestimmt würde sich alles ändern je näher wir uns kamen.
 

 
 

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Der kleine Abstecher um Shouta aufzufangen war keine gute Idee gewesen.

Die nächsten Tage lag ich weiterhin mit Fieber im Bett.

Ausgerechnet Shouta wurde damit beauftragt mir die Hausaufgaben zu bringen.

Eigentlich wäre es nicht seine Aufgabe, doch eine andere Lösung fanden sie nicht.

Shouta lebte immerhin in meiner Nähe und ging auf die gleiche Schule.

Es war nicht gerade angenehm ihn anzutreffen während ich in meinem Pyjama und ungeschminkt durchs Haus schlürfte!

Welches Mädchen wollte schon einem Jungen auf diese Weise begegnen?!

Wie schon die letzten Tage saß Shouta an unserem Küchentisch, arbeitete an seinen Hausaufgaben.

Ich hingegen saß bequem auf dem Sofa und arbeitete an den Blättern die er mir mitbrachte.

Er leistete mir so etwas Gesellschaft, da ich sonst praktisch den ganzen Tag alleine war.

Meine Mutter musste schließlich arbeiten.

Auffallend war das er immer 10 Minuten bevor meine Mutter von der Arbeit kam das Haus verließ.

Fast als wolle er ihr gar nicht begegnen, dabei schienen sich die beiden doch gut zu verstehen.

War es eventuell nur Einbildung gewesen?

-“Bist du mit den Aufgaben fertig?“

Seine Stimme riss mich aus meiner Konzentration, da er so leise war vergaß ich zwischendurch dass er noch in der Wohnung war.

-“Mh halbwegs. Ich krieg irgendwie nicht alle Lösungen hin“

Shouta seufzte hörbar.

<Wenn es ihn so nervt kann er doch ruhig nach Hause gehen>

Schleichend kam Shouta zu mir ins Wohnzimmer um sich neben mir hinzusetzen.

Seine Bücher ließ er kurzer Hand neben sich auf dem Sofa fallen.

-“Na gut zeig her, was ist genau das Problem?“

Erst jetzt wurde mir wieder bewusst dass er ja in der Spezialklasse war.

Bestimmt wären meine Aufgaben für ihn ein Kinderspiel.

Es würde mich auch nicht wundern wenn er darüber lachen würde, wie leicht die Aufgaben doch wären, dass sogar ein Baby es im Handumdrehen lösen könne.

Ja ich stellte mir gerade bildlich vor wie er mir diese Sachen an den Kopf warf.

-“Hm verstehe, hast du die vorherige Aufgabe gelöst?“

-“Ja…“

-“Schon klar dass du nicht weiter kommst. Die Lösung ist falsch“

Seine Stimme klang dabei außergewöhnlich ruhig, es schien ihm nicht groß zu stören das ich die Lösung nicht hinbekommen hatte.

Stattdessen erklärte er mir dann was der Fehler war und wie ich zur richtigen Lösung käme.

Schritt für Schritt.

Mich faszinierte für einen Moment wie schnell er den Fehler überhaupt erkannt hatte.

-“Ach jetzt kapiere ich es. Oh man ganz schön doof von mir“

In seinen Worten erklärt, klang das ganze jetzt viel logischer, wenn nicht sogar einfacher.

Das was in unserem Schulbuch stand, verwirrte einen nur.

Selbst unser Lehrer war nicht gerade der beste beim Erklären.

Shouta lächelte bei meinen Worten sanft:

-“Finde ich nicht. Fehler können vorkommen“

-“Außerdem steht es im Buch ein bisschen komplexer drin als es eigentlich ist“, fügte er hinzu.

Dies aus seinem Mund zu hören, war schon eine Erleichterung.

Glücklich sah ich zu meinem Freund aus Kindertagen, dabei grinste ich wie ein Honigkuchenpferd.

-“Bin ich froh das du so denkst“

Aus welchem Grund auch immer, sah Shouta wieder so irritiert zu mir.

Vielleicht weil ich gerade so grinste? Hoffentlich nahm er seine Worte nicht zurück!

Plötzlich drückte er mit einer Hand meine Wangen leicht zusammen.

Mein Gesicht ähnelte gerade bestimmt dem eines Kugelfisches.

-“Hör auf so zu grinsen, es ist echt nicht zum Aushalten.

Dein Gesicht kriegt dabei so viele Falten wie eine Onibaba“

Bei dem Wort verengten sich meine Augen zu schlitzen.

Shouta allerdings hielt mein Gesicht weiterhin fest.

Gerade realisierte ich wie sehr sich unsere Gesichter einander genähert hatten.

Ich konnte hören wie mein Herz plötzlich anfing schneller zu schlagen.

Unsere Augen waren aufeinander fixiert.

Shouta war es, der sich einen Stück weiter näherte.

Er würde mich doch nicht …

Mein Gesicht war bestimmt knallrot.

Genau in diesem Moment ging plötzlich meine Wohnungstüre auf, worauf drei Leute hinein traten.

-“Ups…stören wir gerade?“

-“Kaum lässt man sie aus den Augen schmeißt sie sich einem Kerl an den Hals“

-“Sieht aus als wären wir gerade in einem ungünstigem Moment herein geplatzt“

Blitzschnell ließ Shouta von mir ab, er stupste leicht meine Stirn an bevor er sich abwandte um seine Bücher vom Sofa einzusammeln.

-„Wir haben bloß gelernt. Sie hat einige Aufgaben falsch gelöst und mich verdonnert es ihr zu erklären. Allerdings ist sie ein ganz schön schwerer Fall.“

Gut das er versuchte uns beide aus der Sache heraus zu reden, wer weiß wie es für die anderen wohl ausgesehen hat.

Doch er musste nicht gleich so Angeekelt wirkten und so tun als hätte ich ihn dazu gezwungen.

Er war doch selbst zu mir aufs Sofa gekommen!

Ihm war wohl nicht klar dass er damit anderen verletzen könnte.

-“Ihr habt Zitronengesicht schon gehört, es ist nicht so wie ihr denkt.

Was macht ihr hier überhaupt? Wie seid ihr herein gekommen?“

Fumiko stand mit Rina auf einmal in meiner Wohnung.

Selbst Yamato war mitgekommen.

Weshalb waren sie den alle hier?

Ich verstand das Ganze nicht wirklich, Fumiko und Rina waren doch noch wütend auf mich.

Jedenfalls ging ich davon aus.

-“Na hör Mal du bist seit einigen Tagen nicht in der Schule.

Ehrlich gesagt haben wir uns ein wenig Sorgen gemacht.

Wir wussten aber nicht ob du uns überhaupt sehen wolltest, nach allem was letztens war.

Deshalb baten wir Yoshida-kun dir die Aufgaben zu bringen.“

Fumikos Worte berührten mich, trotz ihrer harten Schale besaß sie ein weicher Kern.

Sie ist sonst diejenige die sich streng und ernst verhält.

Rina nickte zustimmend.

Yamato grinste breit und schlug sich voller Stolz auf die Brust:

-“Mir ist das nicht entgangen also habe ich den beiden eingeredet es zu versuchen

Immerhin hat Shouta auch anderes zu tun.

Da die Türe nicht abgeschlossen war sind wir einfach rein geplatzt.“

Von der Seite her sah ich wie Shouta dabei war seine Tasche zusammen zu packen.

-“Läuft was zwischen euch?“, Rinas deutliche Frage ließ mich erneut rot anlaufen.

Trotzdem versuchte ich so ruhig zu bleiben wie möglich.

-“Nie im Leben!“

Praktisch perfekt einstudiert, zumindest sah es danach aus, reagierten Shouta und ich gleichzeitig.

Das wir ausgerechnet die gleichen Worte sagten war schon ein wenig komisch.

Er wandte sich darauf zu seiner Tasche und warf sich diese über die Schulter:

-“Also du brauchst mich glaube ich nicht mehr.

Ich denke du kannst jetzt auch mit deinen Freunden lernen Sawada“

Eigentlich konnte ich verstehen dass er jetzt verschwinden wollte.

Die Situation eben war schon ein wenig unangenehm gewesen.

Nein nicht unangenehm, peinlich.

-“Oi Shouta, wir sind doch gerade erst gekommen. Jetzt sei kein Spielverderber, lass uns alle gemeinsam lernen. Es lernt sich sowieso viel besser in der Gruppe“

Es war Yamato der diesem Starrköpfigen Idioten den Weg versperrte um ihn zu überreden.

-“Ich muss aber nicht mit euch lernen.

Vor allem seid ihr in einer ganz anderen Klasse als ich schon vergessen?

Außerdem ist das doch jedem selbst überlassen wie man am besten für sich lernt.

Ihr lernt lieber in einer Gruppe, toll macht das. Ohne mich, ich brauche meine Ruhe“

Alle schienen durch seine Worte ein wenig gekränkt, gerade führte er sich auf als wäre er jemand besseres nur weil er sich in die Spezialklasse gekämpft hatte.

Doch wohl oder übel musste ich ihm Recht geben.

Ich für meinen Teil war komplett darin vertieft gewesen meine eigenen Sachen zu lösen, so dass ich ihn gar nicht gestört habe.

Shouta lernte wohl wirklich besser wenn es ruhig war.

-“Ist schon gut Yamato. Lass ihn nur gehen“

-“Aber…“

Shouta wirkte erst überrascht durch meine Worte.

Ein dankbares Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Auch wenn er sich wie ein kalter Kotzbrocken benahm, war er tief drin immer noch ein guter Kerl.

Oder ich hoffte es wenigstens.

-“Endlich jemand der es versteht. Das gibt auf jeden Fall Pluspunkte auf meiner Skala“

Ins Geheim freute es mich das ich Shouta zur Seite stand.

Zeit um ihn zu fragen, was er mit der Skala meinte, blieb mir nicht.

Shouta war bereits aus meiner Wohnung gelaufen.

Nur die sich schließende Türe sah ich, die mit einem leisen “Clack“ ins Schloss fiel.

Fumiko setzte sich darauf vorsichtig aufs Sofa, während Rina sich halbwegs aufs Sofa legte.

-“Meine Güte was ist dem über die Leber gelaufen“

-“Eingebildeter Holzkopf“

Nur Yamato und ich waren die einzigen die trotz der Sache versuchten zu Lächeln.

Trotzdem machte mich eine Tatsache glücklich, ich war nicht die einzige die versuchte dem neuen Shouta näher zu kommen.

Ihn zu verstehen. Ihn neu kennen zu lernen.

Yamato half mir durch so einige schwierige Situationen in der Grundschule wie auch in der Mittelschule.

Das er aber begonnen hatte hinter Fumiko und Rina her zu sein, passte mir nicht so ganz.

Er versuchte es auch nicht groß zu verstecken.

Wusste er wie dämlich er sich damit eigentlich anstellte?

Die beiden waren ja nicht blöd, stattdessen nutzten sie ihn meistens aus.

In dieser Sache wollte ich mich aber nicht einmischen Yamato musste es selber merken und sich selber aus der Sache befreien.

-“Ah ich fasse es nicht das wir bei ihm so abgeblitzt sind. Er ist echt eine harte Nuss geworden. Doch wir werden ihn knacken“

Yamato’s positives Denken war bewundernswert, selbst Fumiko und Rina lächelten wieder.

Das war also sein Plan.

Ihn für unseren Freundeskreis gewinnen, aber ob Fumiko und Rina das auch wirklich wollten? Soeben waren sie nicht gerade begeistert von ihm gewesen.

Allerdings wäre es schon toll ihn wieder dabei zu haben.

-“Oh ja der Kerl wird uns nicht so schnell los“, sagte ich schließlich.

Ein glückliches Grinsen breitete sich auf Yamato’s Gesicht aus.

Mit einem High-Five zwischen uns allen setzten wir nun unser Ziel fest.

Shouta würde unserer Gruppe beitreten, früher oder Später.

Auch wenn ich dabei ein ungutes Gefühl hatte.

Es war keine leichte Aufgabe die wir uns vorgenommen hatten.
 

 
 

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Zwei weitere Tage vergingen in denen ich meine Grippe auskurierte.

Nun stand ich hier, früh am Morgen vor Shoutas Haus.

Den Mut an seiner Tür zu klingeln blieb allerdings aus.

Was wenn er gar nicht mit mir zusammen zur Schule gehen wollte?

Gott weshalb benahm ich mich bloß so nervös?

Plötzlich kam mir wieder dieser komische Zwischenfall bei mir zu Hause in den Sinn.

Kurz bevor Fumiko, Rina und Yamato herein gestürmt waren, sah es ganz danach aus…

Bei dem Gedanke wurde ich wieder ganz rot.

Ob es passiert wäre wenn niemand reingestürmt wäre?

Wie hätte ich eigentlich reagieren sollen?

Liebte ich ihn denn noch?

Ich atmete tief ein.

Nein wir hatten beschlossen Freunde zu sein. Es war bestimmt nur Einbildung.

Schließlich klingelte ich an seiner Türe, allerdings antwortete niemand.

<Hm... Ob er vielleicht früher los ist?>

Erst beim dritten Mal klingeln, sprach jemand durch die Anlage.

Die Stimme klang ziemlich verschlafen:

-“Ja wer ist da?“

-“G-guten Morgen Shouta ich bin es. Es ist Zeit das wir uns auf den Weg machen kommst du?“

Prompt war es wieder ruhig.

Der war doch nicht etwa wieder schlafen gegangen?!

Dieses Mal klingelte ich bei ihm Sturm bis er endlich die Türe aufmachte.

-“Herr Gott nochmal ich komme ja schon! Gib mir noch 5 Minuten!“

Prompt bereute ich es ihn so gehetzt zu haben.

Shouta stand an der Türe in seinen Trainerhosen! Nur in seinen Trainerhosen!

Bisher habe ich noch nie wirklich einen Jungen Oben-ohne gesehen.

Ein schrillender Schrei kam über meine Lippen wobei ich mir die Hände vor die Augen drückte.

-“Kiyaaah! Warum bist du halbnackt!!!“

Eine Antwort blieb aus, Shouta packte mich am Arm und zog mich schließlich in sein Haus.

-“So nervig ...“, knurrte er mürrisch.

Nachdem wir sein Haus betreten hatten, sah mich Shouta genau so an:

-“Schrei nicht so rum, du störst sonst meine Nachbarn.

Wer weiß was die sich dabei vielleicht denken“

-“A-aber du...“

-“Baka! Wer würde sich dir an den Hals werfen wollen. Ich wollte gerade eine Dusche nehmen“

Völlig baff blickte ich meinen ehemaligen besten Freund an.

Meine Tasche ließ ich dabei zu Boden fallen, worauf Shouta den Kopf schüttelte.

Langsam konnte ich mich wieder fassen, das Ganze war gerade ein wenig peinlich gewesen.

-“Hey wir haben nicht so viel Zeit! Wir kommen sonst zu spät“

Irgendwie ahnte ich schon dass er wieder völlig irritiert reagieren würde.

-“Passt schon. Ich habe höchstens 10 Minuten. Warte so lange hier unten auf mich ok?“

Kurz ließ ich mein Blick auf meine Armbanduhr wandern, Shouta lag gar nicht so falsch.

Wir waren eigentlich sehr früh dran, die wenigen Minuten würden schon nicht schaden.

Da Shouta noch zögerte schubste ich ihn leicht von hinten.

-“Na los geh schon! Vergeude keine Zeit“

Gerade berührte ich mit meinen Händen seinen Rücken.

Ich konnte zum ersten Mal seine nackte Haut fühlen.

-“Aua! Ist ja gut ich gehe. Das tat übrigens weh!“

Shouta ließ es sich nicht zwei Mal sagen, er ging direkt die Treppen hoch ins nächste Stockwerk

Mit knallrotem Kopf begab ich mich langsam in die Küche.

<S-Seine Haut… sie war so weich...>

Bestimmt war ich die einzige die sich über diese Sache so aus der Bahn werfen ließ.

Eine andere Tatsache traf mich wie der Blitz, sein Oberkörper war ganz schön muskulös geworden. Damals war er einfach nur dünn. Bestimmt trieb er viel Sport wenn er die Zeit dafür hatte.

<Warum ist mir auf einmal so heiß?>

Neugierig lief ich durch die Küche, setzte mich auf eines der Stühle am Esstisch.

Sie war sehr ordentlich aufgeräumt und sauber, fast so als würde sie gar nie jemand benützen.

<Nicht einmal ich schaffe es so ordentlich zu sein>

Das Wohnzimmer war mysteriöser Weise abgeschlossen.

Dabei hätte ich mich auch ruhig dort auf dem Sofa setzen können, während ich auf ihn warte.

Vielleicht war das Zimmer leer.

Gut möglich dass er es abschloss weil es traurige Erinnerungen aufwecken würde.

Gerade machte ich mir zu allem meine eigenen Zusammenhänge ohne andere Varianten zu überdenken.

Mein Hals fühlte sich trocken an, lag es gerade an der Aufregung?

Ich war zum ersten Mal seit Jahren in wieder in seinem Haus…

Nur wir beide, alleine.

Vorsichtig nahm ich ein Glas aus einer der Schränke und füllte es mit Wasser.

Das kühle Nass tat wirklich gut.

Mein Kopf sollte aufhören so viel über Dinge nachzudenken die wahrscheinlich keine große Bedeutung hatten.

Mein Blick schweifte durch den ganzen Raum, da entdeckte ich an eines der Balken, der Türe zum Wohnzimmer, verschiedene Striche.

Zögerlich näherte ich mich dahin um es mir genauer anzusehen.

Shouta’s Eltern haben durch die Jahre immer seine Statur nachgemessen.

Beim Alter als wir beide noch zur Grundschule gingen hörten die Striche auf.

Auf den Knien gestützt, war ich jeden einzelnen Strich durchgegangen, meine Finger strichen sanft über das letzte was gemacht worden war.

<Dann kam wohl der Umzug...>

-“Sawada ich bin fertig wir können los“

Kurz zuckte ich zusammen und blickte erstaunt zur Uhr, es waren gerade Mal 5 Minuten vergangen.

Schnell stand ich vom Boden auf um mir die Uniform glatt zu streichen.

-“Was machst du da?“

Da er so leise lief bemerkte ich nicht wie er bereits hinter mir in der Küche stand.

Mit gehobenen Augenbrauen blickte er auf mich herab.

Unschuldig stand ich da und versuchte zu Lächeln.

-“Gar nichts...hab mich nur umgesehen war lange nicht mehr hier“

Shouta schien zu merken dass ich mir die Markierungen am Balken angesehen habe.

Auf einmal verfinsterte sich sein Blick.

Ja wahrscheinlich wollte er das ganze vergessen, deshalb auch das verschlossene Wohnzimmer.

Ich schluckte schwer, ihn so zu sehen war schmerzhaft.

-“Hier gibt es nichts zu sehen. Los wir kommen sonst zu spät“

Erstaunlicherweise klang er nicht wütend, zumindest nicht richtig.

Trotzdem jagte mir seine Stimme ein kalter Schauer über den Rücken.

Ohne weiteres folgte ich ihm aus der Küche zurück zum Flur.

Nachdem ich meine Schultasche über die Schulter warf, nachdem ich mir die Schuhe anzog, verließen wir schweigend sein Haus.

Ich traute mich nicht ihn auf das Thema anzusprechen.

Sein Gesichtsausdruck verriet mir dass er gerade nicht so gut darauf zu sprechen sein würde.

-“Du warst ganz schön schnell mit der Dusche“

-“Hatte ich gesagt...“

-“Gut du bist auch ein Junge, ihr braucht weniger Zeit als wir Mädchen“

-“Ja“

Seine knappen Antworten machten die Situation noch unangenehmer.

Was sollte ich den bloß tun?

Es war nicht meine Absicht ihn an so etwas zu erinnern.

Meine Neugier hatte die Oberhand gewonnen, schließlich waren sie so offensichtlich ins Holz eingeschnitzt worden!

-“Shouta...es tut mir leid. Ich wollte nicht durchs Haus schnüffeln oder so.

Bitte hör auf wütend zu sein“

Wieder keine Reaktion.

Na toll, nicht einmal eine Entschuldigung wollte er annehmen?

Vor Verzweiflung biss ich mir auf die Unterlippe.

Dabei lief es noch einigermaßen gut zwischen uns die letzten Tage.

-“Hör auf dir solche Gedanken darüber zu machen. Wer sagt denn das ich wütend bin?“

Die Erleichterung über seine Worte war mir wohl anzusehen.

Shouta konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Ich hingegen rümpfte die Nase

-“DU! Weshalb also die knappen Antworten?!

Du redest kaum mit mir seit wir dein Haus verlassen haben!“

Gerade liefen wir am Bahnhof die Treppen zum Bahngleis hinab.

-“Sawada sei doch bitte einfach ruhig. Es ist früh am Morgen, ich habe kaum geschlafen, deine Stimme quietscht so richtig in meinen Ohren das sie bald bluten!“

Da war es wieder, dieses eklige Verhalten von ihm.

Und ich dumme Nuss habe zuvor noch um Verzeihung gebeten!

-“Hör mal du Morgenmuffel lass deine miese Laune nicht an mir aus klar! Ich war ganz höflich!

Du hast dich nicht einmal dafür bedankt das ich dich abgeholt habe!“

Ich konnte fühlen wie meine Stirnadern aufschwollen durch die Wut die in mir aufkochte.

Was dachte er sich eigentlich so mit mir zu reden?!

-“Ich habe dich aber nicht darum gebeten!“

Seine Stimme war so laut geworden das einige Leute am Bahngleis sich zu uns umdrehten.

Der Streit schien nicht mehr länger unbemerkt zu bleiben.

Meine Wangen nahmen immer mehr an Farbe an.

<Auch das noch!>

Beschämt senkte ich den Blick, einige der Leute begannen schon miteinander zu tuscheln.

<Hört auf damit...>

Irgendwie war ich Spezialistin darin die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

Selbst wenn ich mich noch so anstrengte, schien immer alles völlig in eine andere Richtung zu gehen als geplant.

Das Tuscheln wurde langsam vom heranfahrenden Zug erstickt.

Vielleicht wäre es besser wenn ich Shouta alleine zur Schule gehen lasse.

Ihn als Freund zu gewinnen würde schwerer sein als ich dachte.

-“Oi kommst du endlich? Der Zug fährt gleich wieder ab“

Als ich aufsah war Shouta bereits im Zug drin, doch er stand an der Türe um sie für mich aufzuhalten.

Wieso war er auf einmal wieder so freundlich?

Ich verstand ihn nicht. Wieso dieses hin und her.

-“Geh schon vor...ich habe was Zuhause vergessen“

-“Was?! Dein ernst?“

-“Ja aber keine Sorge ich schaffe es schon rechtzeitig. Geh einfach ohne mich“

Dass er sich keine Sorgen machen sollte, hätte ich mir ersparen können, bestimmt war er sogar froh dass ich ihn in Ruhe ließ.

Egal wie oft ich versuchen würde ihm ein Stück näher zu kommen es würde nicht klappen.

Shouta muss sich mir von selbst öffnen, damit ich wieder Teil seines Lebens werde.

Mein Blick war auf den Boden gerichtet, schon wieder ließ ich zu das er sich von mir entfernte.

<Ich bin ganz schön erbärmlich>

Der Zug begann die Abfahrt zu signalisieren, es wäre gleich soweit.

Sollte Shouta aussteigen, werde ich um seine Freundschaft kämpfen.

Wenn er aber ohne mich fährt lasse ich ihn los.

Genauso wie er es von mir verlangt hatte.

Ich atmete schwer aus, mein Herz schrumpfte in sich zusammen.

<Bitte...steige aus...steige aus>

Die Räder des Zuges begannen mit einem lauten Quietschen sich auf dem Gleis zu drehen.

Der Zug fuhr nun aus dem Bahnhof raus, das hörte ich am Geräusch der Lokomotive.

Durch die Geschwindigkeit ließ er ein Wind aufkommen der meine Haare völlig zerzauste.

Erst als der Zug endlich komplett weg war, strich ich mir die Haare zurecht.

Zögerlich hob ich meine Lider, um zu sehen ob Shouta wirklich weg war.

Mein Herz stoppte für einige Sekunden.

Die Schultasche über eine Schulter gehängt, musterte er mich prüfend von oben herab.

-“Was ist? Du hast doch was Zuhause vergessen oder? Jetzt vergeude hier keine Zeit lass uns schnell zurückgehen damit wir noch irgendwie rechtzeitig zur Schule kommen.“

Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust, eigentlich hielt ich es nicht für möglich dass er aussteigen würde und doch stand er jetzt vor mir.

Kurz davor war er doch noch im Zug gewesen!

Ich schluckte leicht bevor ich mich zitternden Beinen auf eine Sitzbank hinsetzte.

-“Sawada alles in Ordnung? Hast du wieder Fieber?“

Bei seinen Worten schreckte ich zusammen und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen.

Meine Wangen glühten unaufhörlich.

Der Grund dafür konnte ich aber nicht wirklich sagen. Ich wusste es selbst nicht.

Plötzlich nahm er eine meiner Hände um sie mir vom Gesicht zu nehmen.

-“Hey Sawada was...“

Shouta brach in mitten seines Satzes ab, ob es daran lag wie ich ihn gerade ansah?

Mein knallrotes Gesicht das ich kaum verbergen konnte, meine großen Augen die ihn noch völlig erstaunt anstarrten.

Er kämpfte wohl gerade damit die richtigen Worte wieder zu finden.

Wenn er seine Augen nervös durch die Gegend gleiten ließ war es immer der Fall.

Innerlich war mir auf einmal wieder so warm ums Herz. Shouta wirkte so hilflos.

-“Entschuldige...ich habe doch nichts vergessen.

Mir war nur kurz schwindelig und ich wollte dir nicht unnötig Sorgen bereiten“

Nachdem ich endlich meine Stimme wieder gefunden hatte, tischte ich ihm eine Lüge auf.

Dass es eigentlich ein Plan von mir gewesen ist um ihn zu testen konnte ich ihm doch nicht sagen.

Shouta musterte mich irritiert aber erleichtert zugleich.

-“Tatsächlich?“

Mit einem unschuldigen Lächeln nickte ich leicht, ehe er mir ein Schlag auf den Kopf verpasste.

Womit hatte ich das jetzt verdient?!

-“Aho! Wegen dir kommen wir jetzt wohl zu spät zum Unterricht! Du hättest es mir gleich sagen können, im Zug wär bestimmt jemand aufgestanden um dir den Platz anzubieten. Außerdem was wenn du zusammen gebrochen wärst und niemand da gewesen wäre der dir hilft?

Wie kann man nur so blöd sein! Echt jetzt“

Na toll, jetzt war er schon wieder wütend dazu noch über eine Lüge!

Was wenn er meinen eigentlichen Grund erfuhr? Nein das mochte ich mir gerade nicht ausmalen. Schmollend verschränkte ich die Arme vor meiner Brust.

Shouta hingegen warf genervt die Arme in die Luft bevor er seine Tasche neben mir stehen ließ.

Von der Seite her sah ich wie er sich zu einem Getränkeautomaten begab.

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich plötzlich auf meinem Gesicht.

Unbewusst lernte ich langsam den neuen Shouta besser kennen.

Mir wurde klar dass er mich in wirklich ernsten Situationen wohl nie im Stich lassen würde.

Als ich bemerkte, dass er sich wieder zu mir zurück begeben wollte, starrte ich einfach auf das Gleis.

Erst als etwas Kaltes meine Wange berührte zuckte ich leicht zusammen.

Mein Blick wanderte vom Getränk, welches er mir entgegen hielt, zu ihm hinauf.

-“Na los nimm es. Vielleicht geht es dir dann etwas besser“

Vorsichtig nahm ich das Getränk entgegen, erstaunt darüber dass er es für mich gekauft hatte.

Noch erstaunter war ich darüber das er mein Lieblingsgetränk ausgesucht hatte.

<Er …weiß es immer noch?>

Langsam öffnete ich die Dose um mir einen Schluck davon zu gönnen.

-“Danke“, flüsterte ich

Der Geschmack der Limonade erfrischte mein Mundwerk sowie meinen Hals.

Zufrieden lehnte ich mich leicht zurück.

-“Entschuldige wegen vorhin...Ai…“

Shouta zog meine Aufmerksamkeit auf sich, als er die Stille zwischen uns durchbrach.

Leicht verwirrt sah ich ihn von der Seite an.

Was zum Teufel stammelte er da vor sich?

Langsam setzte ich mich wieder gerade hin, bevor ich meinen Kopf leicht zur Seite legte.

-“Was?“

Erst jetzt bemerkte ich womit er wohl zu kämpfen hatte.

Ich schluckte schwer, da mein Herz wieder so ungeheuer schnell schlug.

Shouta versuchte meinen Vornamen zu sagen!

Neugierig und voller Euphorie beobachtete ich ihn.

Er strich sich verlegen durch die Haare und drehte sein Gesicht leicht weg.

Wer hätte gedacht dass der gleiche Shouta auch so eine Seite hatte.

Es war wirklich süß ihn so zu erleben.

-“Was denn? Was willst du sagen? Etwa Aiko?“

Dieser Moment musste ich einfach ausnutzen um ihn zu ärgern, es juckte mir einfach in den Fingern ihn ein wenig Leiden zu lassen.

Als kleine Revanche für das Theater vorhin.

-“A-Ai....A-Ai...“

Skeptisch hob ich die Augenbrauen. War es wirklich so schwer für ihn?

Früher hatte er mich doch auch ständig mit meinem Vornamen angesprochen.

-“A-chooooo!“

Es kam relativ unerwartet das Shouta niesen musste.

Jetzt war ich es die verlegen war.

Für einen Moment dachte ich ernsthaft dass er mich vielleicht beim Vornamen nennen wollte.

Da hatte ich mich wohl geirrt.

Ich hielt ihm ein Taschentuch entgegen, damit er seine Nase abwischen konnte.

Hoffentlich war es nicht wegen mir, es wäre gut möglich dass ich ihn angesteckt habe.

-“Oh je hast du dich etwa bei mir angesteckt?“

-“Nein, denk nicht...es geht wieder. Was hast du eigentlich vorhin gesagt?

Da ich es zurück gehalten habe konnte ich dich nicht richtig verstehen“

Auch das noch.

Leicht deprimiert ließ ich mein Kopf hängen.

-“Der Zug kommt gleich, das habe ich gesagt“

Zum Glück kam die Durchsage genau dann durch die Lautsprecher im Bahngleis.

Wir beide standen auf um uns näher ans Gleis zu begeben.

Shouta, der sich eine Hand in die Hosentaschen gesteckt hatte, stellte sich neben mich.

Beschämt hielt ich meine Tasche mit beiden Händen fest.

Von der Seite her linste ich erneut zu Shouta, er merkte wohl nicht dass ich ihn beobachtete.

Der Zug kam dabei langsam angefahren.

Vorhin gab er mir wirklich das Gefühl das er meinen Namen versuchte zu sagen.

<Wäre ja auch zu schön um wahr zu sein>

Ich wollte weg sehen doch da bemerkte ich dass er etwas vor sich hin sagte.

Durch das Geräusch des Zuges konnte ich nichts hören, aber seine Lippen formten ganz klar und deutlich die Buchstaben

A I K O.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs lesen! Hoffe es hat euch gefallen
Freue mich auf eure Kommentare :)

Bis zum nächsten Kapitel :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
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Von:  May_Be
2015-02-12T07:24:55+00:00 12.02.2015 08:24
Hey!! Sorry dass ich so lange nicht geschrieben hab v_v dabei hatte ich dein Kapitel schon lange durch ^^" Es hat mir mal wieder sehr viel Spaß gemacht! Du hast es einfach drauf <3
Antwort von:  HazelEyedButterfly
12.02.2015 12:33
Bin ich froh das du deinen Spass hattest :D
Danke dir erneut für deine Unterstützung <3
Von:  Tasha88
2015-02-11T19:12:41+00:00 11.02.2015 20:12
ich finde es sehr gut und anschaulich geschrieben - kann es mir wie in einem Manga vorstellen :) ich hoffe es geht bald weiter
Antwort von:  HazelEyedButterfly
12.02.2015 12:34
Yay!
Eigentlich war dies auch meine Idee ^^"

Danke schön für dein Kommi :3


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