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Be my drug

and stun me
von

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Concern

Ein Klicken ertönte.

Die Waffe wurde geladen, während der Schütze sich noch ein Stück tiefer lehnte.

Wie eine Kamera, stellte sich der Zoom seines Auge ein und er setzte auf sein Ziel an. Kein Wackeln war von außen zu sehen, und die Konzentration lag voll auf der Ausführung seiner Arbeit. Würde er daneben schießen, hieß das Versagen und Versagen hieß Tod.

Zumindest wurde ihm das so gesagt, und er glaubte ihnen jedes einzelne Wort. Denn diese unheimliche Aura um seine Arbeitgeber war nicht normal.

Er machte seine Arbeit schon seit Jahren, und bisher hatte er kein einziges Mal versagt. Er wusste wie man sich tarnte, untertauchte und ganz im Stillen das Ziel ausschaltete.

Jahrelange Erfahrung hatte all seine Sinne geschärft, ließ ihn vorsichtig werden, ließ ihn alles Seltsame in der Umgebung erahnen. Und im Moment konnte ihn niemand entdecken.

Zumindest sollte das der Fall sein.

Doch irgendwas spürte der Schütze in der Luft.

Irgendwas stimmte hier nicht.

Doch egal wie lange er horchte und wartete, es geschah nichts.

Er schloss für einen Moment die Augen, bevor er sich wieder fokussierte. Sein rechtes Auge blieb offen und setze auf das Ziel an.

Nur noch wenige Leute streunten durch die Straßen und durch sein Gewehr sah er sowieso nur eine Person. Einen Mann um genau zu sein.

Neben diesem Mann lief noch jemand anderes, dessen Beschreibung er direkt bei sich liegen hatte. Er wusste, dass der Typ mit den Rasterlocken der Falsche war.

Sollte er auch nur einen anderen außer den blonden Mann in dem Bartender Outfit erledigen, würde sein Kopf rollen. Erbarmen kannte er so oder so nicht.

Er atmete tief ein, als die beiden Männer in seine Seitengasse abbogen und direkt  vor der ersten Haustür stehen blieben. Nun war die perfekte Gelegenheit.

Er drehte sich ein wenig in seiner Position, zielte nochmals nach, um den perfekten Winkel zu erreichen – doch alles wurde schwarz.

Alles war pechschwarz.

Erschrocken wich der Mann von dem Gewehr, ließ es zu Boden fallen, während er auf seinen Händen ein Stück zurück rutschte.

Sein Atem ging schneller und irritiert blickte er um sich, doch bevor er sich wehren konnte, hatte er ein Messer an seinem Hals.

Der Schütze schluckte hart, blickte von dem Messer auf, in ein grinsendes Gesicht.

„Ne, Masamune-san…“, ertönte die freundliche Stimme des Mannes, der wie ein hinterhältiger Fuchs auf ihn herab starrte.

„Sie scheinen nicht mal im Geringsten zu wissen mit wem Sie sich anlegen, oder?“

Die Frage klang seltsam.

Der Schütze wusste nicht auf was es bezogen war, doch als der grinsende Mann über ihn keine Anstalten machte, ihn den Hals aufzuschneiden, beruhigte sich sein Herzschlag ein wenig und er konnte klarer denken. Er wusste nicht wer er war, und noch weniger wusste er, warum er ihm nun drohte. Aber es konnte ja nur mit seinem Auftrag zusammen hängen.

Doch noch weniger verstand er, wie er ihn hier oben gefunden hatte.

Der Mann verengte die Augen und nahm den anderen misstrauisch in Augenschein, bevor er die erste Frage stellte.

„Wer sind Sie?“

Ein Lachen ertönte, das viel mehr wie das Ausstoßen von hohlen Geräuschen klang. Es währte nur kurz, und der Mann beugte sich nach unten, ging dabei fast in die Hocke.

„Oh, das ist ziemlich unwichtig, Masamune-san. Ich wollte Ihnen nur einen Rat geben…“

Der Schütze wusste instinktiv, dass der Mann, den er hier vor sich hatte, ein Profi war. Er war auf seine Art und Weise stark – zumindest versprühte der Mann eine intensive Aura, die bei ihm die Alarmglocken klingeln ließen. Wie dunkle, giftige Wolken ging eine Präsenz von ihm aus, die den Schützen hart schlucken ließ. Besonders, als sich die dunklen, rötlichen Augen zu Schlitzen verengten und der Mann noch ein wenig näher rückte, merkte er die Gefahr in der er sich befand.

„Sollten Sie Shizu-chan ohne meine Erlaubnis töten, sind Sie der nächste, ne…?“

Ein tiefes Grinsen überzog sein Gesicht und er rückte von ihm ab, zog das Messer dabei weg. Der Schütze beobachtete, wie er die kleine Waffe zurück in seinen Plüschmantel steckte.

Shizu-chan?

Töten?

Meinte er etwa den blonden Mann in der Bartender-Kleidung?

„Tut mir Leid, wenn ich etwas unhöflich war, Masamune-san.“, sagte der Mann mit dem Plüschmantel, während er sich nach dem Gewehr bückte. Die Gefährlichkeit in seiner Stimme war verschwunden, doch der Blick war noch derselbe.

Der Schütze, der immer noch nicht wusste, woher der andere seinen Namen hatte, blieb stumm und entschied, im Moment nur zu beobachten; zu analysieren.

„Lass uns doch nochmal von vorne beginnen.“, ertönte die nun überaus freundlich wirkende Stimme, während er mit dem Gewehr im Kreis tänzelte.

„Freut mich Sie kennenzulernen, mein Name ist Izaya Orihara.“

Das Gewehr wurde auf ihn gerichtet.

„Und Sie sind Masamune-san.“

Er wusste nicht, was der Mann im Kopf hatte.

Er wusste nicht, was genau hier los war.

Er wusste nur, dass dieser Izaya Orihara gefährlich war, und ohne wirkliche Mühe seinen Auftrag vereitelt hatte.

„Was wollen Sie damit erreichen?“

Der Finger rückte noch einen Millimeter näher an die Abschussvorrichtung, und etwas unruhig beobachte er die Bewegungen des seltsamen Mannes.

„Aber Masamune-san, hat man Ihnen keine Manieren beigebracht? Wo ist Ihr ‚Freut mich Sie kennenzulernen?‘ Hm?“

„Ich wüsste eher lieber, woher Sie meinen Namen kennen.“

Das Gewehr war immer noch auf ihn gerichtet und der Mann mit dem Fuchsgrinsen, schien für einen kurzen Moment zu überlegen, bevor er schon fast wehleidig den Kopf schüttelte.

„Es scheint, als müsste man Ihnen wirklich noch die Basics beibringen.“

„Wie haben Sie mich gefunden?“

Izaya Orihara legte das Gewehr an sein Gesicht, schloss ein Auge und begann ernsthaft zu zielen.

„Neugier ist der Katze Tod, Masamune-san. Aber interessant, wie Sie versuchen Informationen zu sammeln.“

Der Schütze bewegte sich nicht, denn er wusste nicht, ob der andere empfindlich darauf reagierte. Manche vollbrachten unüberlegte Dinge, wenn sie sich bedroht fühlten. Denn von der physischen Kraft her, konnte er den anderen überwältigen - wenn er wollte. Seine dünne Statur zeugte nämlich nicht gerade von Muskelkraft…

„Aber das ist meine Arbeit und nicht Ihre, Masamune-san. So gerne ich Sie auch unter meine Fittiche nehmen würde, ich akzeptiere keine Auszubildenden, tut mir Leid~“

Der Mann am Boden verengte die Augen.

Er war ein sehr gesprächiger Mann.

Und dennoch konnte er nicht herausfinden, was er von ihm wollte. Natürlich seinen Auftrag vereiteln, das war klar. Wegen diesem „Shizu-chan“, der ja anscheinend der Mann in dem Bartender-Klamotten war. Doch andererseits, schien das nicht alles gewesen zu sein.

„Nein. Meine Arbeit ist eine andere. Ich bin ein Auftragskiller. Und mein Auftrag war-“

„Shizu-chan zu töten. Ich weiß.“

Bei seinen nächsten Worten, nahm seine Stimme wieder diesen gefährlichen Ausdruck an, der dem Schützen nicht geheuer war.

„Ihn zu töten ist und bleibt meine Aufgabe. Ich lasse nicht zu, dass irgendein Auftragskiller von der Mafia mir meine Beute weg schnappt.“

Eine Grimasse überzog für einen Moment sein Gesicht und der Schütze wusste, dass er es todernst meinte.

Wer zum Teufel war dieser Orihara Izaya?

„Was wollen Sie von mir?“, sprach er dann, als er realisierte, dass er wahrscheinlich sowieso nicht ungeschoren aus der ganzen Situation heraus kommen würde. Vor allem sein Arbeitgeber würde ihm das Leben zur Hölle machen, bevor er sich anschließend von dieser Welt verabschieden konnte.

„Sie sind ein cleverer Mann, Masamune-san. Sie wissen, was ich von Ihnen will.“

 
 

♔ ♕
 

 

Staub und abgeblätterte Farbreste wurden in das Apartment gespuckt, als ein gewaltiger Tritt die Holztür zum Einsturz brachte.

„Sawato-san. Sind Sie Zuhause?“, rief Tom in die schäbige Wohnung hinein, wobei er bedacht darauf war, nicht auf die halb geöffneten Müllsäcke zu treten.

Die Wahrscheinlichkeit war wieder mal hoch, dass der Kerl schon über alle Berge war. Denn die Wohnung hier sah nicht gerade danach aus, als ob hier einer in den letzten zwei Tagen einen Fuß hinein gesetzt hatte.

Shizuo blieb mitten in dem Haufen Dreck stehen und zündete sich die dritte Zigarette in Folge an. Der Rauch erfüllte langsam die Wohnung, mischte sich mit dem unangenehmen Geruchs des Abfalls.

„Hah…schon wieder einer, den wir melden müssen.“, seufzte Tom, während er sich am Kopf kratzte.

Shizuo drehte sich um und horchte erneut auf verdächtige Geräusche.

Vorhin noch hatte eine Gang ihnen aufgelauert und den Weg zum nächsten Schuldner versperrt. Auch wenn es erleichternd wäre – sie waren leider nicht der Grund für diese gefährliche Aura, die Shizuo schon die ganze Zeit spürte.

Doch hinzu kam nun langsam dieser stinkende Geruch, den er immer wahrnahm, wenn der verdammte Dreckskerl  irgendwo in der Nähe war. Doch Shizuo konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass der Floh sein Bett schon verlassen hatte, geschweige denn das Apartment.

„Lass uns gehen, Shizuo.“

Der Blondschopf nickte, folgte seinem Chef durch die kaputte Eingangstür wieder hinaus und ging langsam die Stufen hinunter.

Der Floh musste hier irgendwo sein.

Der Geruch war zu penetrant.

Shizuo verzog das Gesicht.

Er wollte nicht wissen, warum er sich wieder in der Stadt herum trieb. Sicherlich nicht, um etwas Gutes zu tun.

Just in dem Moment ertönte ein Klingelton und genervt blieb der ehemalige Bartender stehen. Tom hielt ebenfalls an und musterte seinen Kumpel, der sein Handy heraus fischte.

„Kasuka?“, fragte Tom, doch bereute die Frage, denn Shizuos Gesichtsausdruck ließ ihn wissen, dass es mit Sicherheit nicht sein Bruder sein konnte.

Was?“, begann Shizuo das Gespräch, musste die Wut für einen Moment unterdrücken, wodurch sein ganzer Körper ein wenig zitterte.

Tom runzelte die Stirn, doch hatte eine Vermutung wer am Telefon sein könnte.

„Aber Shizu-chan, schon wieder schlecht gelaunt? Hm?“

Das Telefon knackte ein wenig als Shizuo zischte.

„Wie kann man nicht schlecht gelaunt sein, wenn man deine Stimme hört!“, erwiderte Shizuo bissig und unterdrückte seine Muskelkraft in seiner rechten Hand, damit sein Handy verschont blieb.

„Wie gemein, Shizu-chan~“, wimmerte der andere in seiner quengeligen Tonlage, die den ehemaligen Bartender nur noch mehr ankotzte.

„Wobei du gestern noch ganz andere Dinge gesagt hast…“

Eine gesunde Gesichtsfarbe breitete sich auf Shizuos Wangen auf, die Tom fragend die Stirn runzeln ließ.

Tch. Du hast wohl zu viel Tabletten geschluckt.“

„Ich will ja nichts sagen, aber du warst es, der mir das Schmerzmittel aufgezwungen hat. Oder hast du das auch schon wieder in deinem kleinen Gehirn vergessen?“

Wie immer war Izaya dabei ihn auf die Palme zu bringen. Ihn zu provozieren, sodass ihm der Geduldsphasen reißen würde. Doch so leicht machte er ihm es nicht.

„Was willst du, Floh?“, knurrte Shizuo schließlich, als er ein paar Mal tief eingeatmet hatte.

„Es geht um Kasuka.“

Allein der Name seines Bruders reichte aus, um eine gewisse Nervosität in ihm auszulösen. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und es konnte nichts Gutes heißen, wenn Izaya ihn mitten am Tag wegen Kasuka anrief.

„Was ist mit ihm?“, fragte Shizuo direkt danach, begann ohne es zu merken, das Telefon in seiner Hand zu quetschen.

„Komm zu meinem Apartment. Wir sprechen dort weiter.“

„Warte, du Flo-“, sagte Shizuo noch, als er merkte, dass der andere auflegen wollte, doch das Gespräch war bereits beendet.

Tch.

Dieser Bastard.

Wehe er hatte irgendwas mit seinem Bruder angestellt, dann konnte er wirklich gute Nacht sagen!

Tom schien bereits zu ahnen, was passieren würde, denn er seufzte nur und musterte seinen Kumpel mit einem teils sorgenvollen Blick.

„Izaya…?“

Der blonde Mann antwortete nicht, sondern atmete nochmals tief aus, trampelte auf seine Zigarette, die ihm schon vorhin vor Wut aus dem Munde gefallen war.

„Der Floh denkt wohl, dass er mich rumkommandieren kann, dieser Bastard…“, zischte Shizuo, während er bereits begann Richtung Shinjuku zurück zu tigern.

Tom wusste, dass wenn der andere den Namen Izaya hörte - und das irgendwie in einer Verbindung mit seinem Bruder stand – war der Blondschopf nicht aufzuhalten.

Er ließ den Mann von dannen ziehen, blickte ihm noch eine Weile hinterher und fragte sich, wann Izaya und Shizuo sich endlich mal erwachsener benehmen und die jahrelange Feindschaft begraben würden.

Tom schob sich die Brille ein Stückchen höher.

Vermutlich niemals.

 

Shizuo beeilte sich.

Er glaubte dem Floh sowieso kein Wort. Zumindest nicht, wenn er keine Beweise hatte. Und mit Sicherheit war das sowieso nur der Köder um das Monster in eine Falle zu locken.

Doch bevor er da hinein trat, tat er besser eigene Nachforschungen.

Während er einen Zebrastreifen überquerte, wählte das Mobiltelefon durch, läutete mit seinem konstanten Piepton in den Ohren.

Shizuos Gesichtsausdruck verschlechterte sich um jede Sekunde, in der sein Bruder nicht abnahm. Er fluchte kurz, bevor er das Handy zurück in sein Jackett stopfte.

Schien wohl so, als ob er in letzter Zeit immer zum ungünstigsten Zeitpunkt anrief. Wobei sich Shizuo immer noch wunderte, was Kasuka damit meinte, als er sagte, dass er ihn nicht mehr anrufen solle. Sein Bruder hatte ihm nicht einmal einen Grund genannt.

Ein wenig seltsam war das schon.

Ob er von seinem Chef zu irgendwas gezwungen wurde…?

Er machte sich zu viele Gedanken.

Shizuo schüttelte mit dem Kopf, stieg aus der U-Bahn und eilte zwischen den Leuten hindurch. Einige schienen sein barsches Benehmen unhöflich zu finden und wollten anscheinend etwas erwidern, doch taten es nicht, als sie Shizuos bitteren Ausdruck sahen, der für unbekannte Leute einfach nur Angst einflößend war.

Doch Shizuo bekam davon nichts mit.

Seine Gedanken waren bei seinem Bruder.

Und bei diesem beschissenen Bastard.

Weil es gar nicht anders sein kann. Denn Izaya war ganz sicher nicht unbeteiligt. Unschuldiges Lämmchen konnte er heute nicht spielen…

Mit Anlauf und ohne wirklich auf das Rufen der Empfangsdamen zu achten, stürmte Shizuo den Rest der Treppen hinauf, die zu seinem und Izayas Apartment führten.

Etwas außer Atem blieb er kurz stehen, ehe er die Hand hob und begann gegen die Tür zu hämmern.

Beinahe sofort öffnete sich die Tür und Izaya erschien im Türrahmen, musterte den Blondschopf von oben nach unten. Seine rötlichen Augen verengten sich, bevor er in der Gegend suchend hin und her blickte.

„Ist dir jemand gefolgt?“, war schließlich das erste, was aus Izayas Munde kam. Da Shizuo immer noch dabei war seinen Atem zu fangen, tat er nichts anderes, als verwirrt zu schauen, bevor er mit dem Kopf schüttelte.

Immerhin meinte er sich nicht daran zu erinnern, irgendwen oder irgendwas gesehen zu haben, was ihn verfolgt haben könnte.

Darauf hatte er sowieso nicht geachtet. Das war schließlich das Unwichtigste von allem im Moment.

„Komm rein.“, sagte der Floh schließlich, während er die Tür ein Stück weiter aufmachte und zur Seite trat. Langsam trat Shizuo ein, jedoch entging ihm nicht, wie Izaya weiterhin die Gegend beobachtete. Entweder war er wirklich paranoid oder es war irgendwas passiert.

„Was ist mit Kasuka?“, platzte Shizuos hervor, sobald er wieder vernünftig atmen konnte und starrte in Izayas rötliche Augen.

„Warte einen Moment.“, sagte der andere jedoch nur und Shizuo bekam eine Wutader mehr im Gesicht. Was zum Teufel sollte er denn noch warten?

Der Informant überquerte die kurze Strecke zu seinem Schreibtisch auf dem der PC seinen Platz hatte und beugte sich hin zur Maus. Statt sich hinzusetzen, blieb er stehen.

Shizuo folgte ihm, fuhr sich durch die blonden Locken und versuchte sich immer noch ein wenig zu beruhigen.

„Izaya, wenn du nich-“

„Ssch!“, befahl Izaya und nahm den Zeigefinger vor den Mund, bevor er ihm mit einem Nicken dazu aufforderte herzukommen.

Während der ehemalige Bartender näher trat, stellte der Floh die Lautstärke des Computers höher, sodass man Geräusche besser hören konnte.

Shizuo verengte die Augen und wusste nicht genau, was das für Geräusche sein sollten, bis er plötzlich ein Muffeln wahrnehmen konnte.

Seine Augen weiteten sich, als er verstand.

Das Rascheln von Kleidung war zu hören, während das verklingende Geräusch von dem Muffeln immer mehr in den Hintergrund rückte.

„Was…Izaya…“

Shizuo lehnte sich noch ein Stück näher zum PC hin, stieß dabei fast den Informanten selbst um. Izaya sagte nichts, ließ sich etwas zur Seite drängen, als der ehemalige Bartender sich näher zum Computer beugte.

„Das hat gestern eine Kamera in Kasukas Nähe aufgenommen.“, erklärte der schwarzhaarige Mann, während er mit der Maus nochmals an die richtige Stelle klickte, um die Geräusche von vorne beginnen zu lassen.

Shizuo blieb immer noch erstaunlich ruhig neben ihm, wobei seine Wut momentan wohl von dem Schock übertönt wurde.

„Vielleicht wurde er entführt? Hmm…Kidnapping? Bei einem TV-Star nicht ganz einfach.“ Der Informant legte die Finger ans Kinn.

„Izaya…“

Shizuos Stimme war dunkel.

Gefährlich.

Doch das hielt den anderen keineswegs auf.

„Ouh, oder war es noch etwas ganz anderes…“

Izaya merkte gar nicht, wie seine Stimme automatisch in den üblichen neckenden Ton überging, der Shizuos Blut zum Kochen brachte. „Ich will ja nicht hoffen, dass deinem lieben Bruder so etwas passiert ist!“

Izaya kräuselte die Stirn, während er begann zu gestikulieren.

„Hmm, aber es könnte allerdings a-“

Der harte Boden, der mit seinem Rücken kollidierte, war wahrscheinlich nicht mal das Schlimmste, das nun passierte. Wie ein wildes Biest, hatte Shizuo ihn ruckartig zu Boden befördert, die Hand an seinem Hals, was dem schwarzhaarigen Mann langsam die Luft abschnürte. Der Schreibtischstuhl rollte von der Wucht aus dem Weg, kam nach einigen Sekunden zum Stehen.

Da Shizuo direkt auf seiner Hüfte saß, blieb ihm leider die Möglichkeit verwehrt, an seine Messer zu kommen. Seine Wunde meldete sich auch zu Wort, und Izaya hoffte, dass sie nicht schon wieder aufreißen würde.

Der furiose Blick mit dem Shizuo ihn durchlöcherte, erinnerte Izaya nur zu gut an das Monster. An den echten Shizuo.

Izaya wusste, er hatte sich nicht verändert.

Er wusste, dass er sich das Ganze nur eingebildet hatte.

Als würde er sich jemals ändern

So etwas wie Erleichterung fuhr durch seinen Körper, während sich langsam ein schelmisches Grinsen auf sein Gesicht schlich. Ein Kichern wollte ihm entweichen, doch der Druck auf seinen Kehlkopf ließ es nicht zu. Sein Atem rasselte weiterhin keuchend durch seinen Mund.

„Wo. ist. Kasuka…“

Die Worte wurden bedrohlich ruhig ausgesprochen und jedes einzelne nacheinander. Man merkte die angestaute Wut dahinter, die bewusst versucht wurde, zurückzuhalten, doch Izaya wusste genau, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihm der Geduldsfaden reißen würde.

Da er nicht wirklich sprechen konnte, versuchte er mit seinen Händen auf Shizuos Monsterhand hinzuweisen, indem er seine Fingernägel in die Haut bohrte, doch das schien der Muskelprotz nicht wirklich zu interessieren.

„Antworte!“

Wie denn, du Schlaumeier…

Izaya starrte in die braunen Augen, amüsierte sich trotz seiner misslichen Lage daran, dass Shizuo so einfach zu provozieren war.

Shizuo war nicht anders.

Er war immer noch genauso wie immer: ein Monster.

Izaya wusste nicht, wie Shinra auf so einen schwachsinnigen Gedanken kam, dass etwas anders war.

Sicherlich nicht.

Shizuos Augenbrauen zuckten, bis er sich schließlich entschied, doch die Hand von Izayas Kehle zu nehmen. Augenblicklich atmete er hörbar ein, schnappte nach Luft, während er mit den Händen seinen Hals rieb.

Ein Kichern, verbunden mit einem röchelnden Husten kam aus seinem Munde und Shizuo sah aus, als ob er ihm dafür gleich die Faust ins Gesicht geben wollte.

„Spuck’s aus Bastard, sonst kannst du dich von deinem Leben verabschieden!“

Izaya merkte, dass er es ernst meinte – immerhin ging es um seinen geliebten Bruder. Doch es war einfach zu amüsant, den Blondschopf in Rage zu sehen.

Aber für heute war es genug.

Er wollte nun wirklich nicht tot enden.

Schon gar nicht durch das Monster von Ikebukuro.

„Beruhige dich, Shizu-chan.“, begann der Informant, während ein kleines Seufzen von sich gab.

„Hast du schon vergessen, was unser Deal besagt?“

„Dein Deal ist mir im Moment sowas von scheiß egal…“, knurrte Shizuo, während er den anderen an seinem schwarzen Shirt packte und halb zu sich hoch zog, sodass Izaya unwillig in der Luft gehalten wurde.

„Ach, wirklich?“, fragte Izaya mit unschuldiger Stimme und gestikulierte mit den Händen in der Luft herum, auch wenn es wahrlich nicht angenehm war, mit seinem Oberkörper in der Luft zu hängen.

„Dann tut es mir leid, dir nicht helfen zu können.“

Das Grinsen auf Izayas Gesicht schien sich nur noch mehr zu vertiefen. Shizuo knurrte bevor er den Floh ruckartig losließ. Der schwarzhaarige Mann verzog das Gesicht, als er mit seinem Kopf auf dem Boden aufkam.

„Tch. Verrecke, Bastard.“

Shizuo richtete sich auf, blickte kurz hinunter in ein überraschtes Gesicht, bevor er sich umdrehte und davon stiefelte.

Izaya saß immer noch perplex auf dem Boden, als er die blonde Statur mit seinen Augen verfolgte.

„Shizu-chan?“

Er erhielt keine Antwort.

Seine Muskeln bewegten sich auf hektische Weise, während sein Körper sich blitzschnell aufrichtete. Dadurch, dass er seine Hausschuhe nicht anhatte, rutschte er fast aus, als er dem anderen hinterher lief.

„Wo willst du hin?“

Statt einer Antwort hörte er nur ein Knurren.

Bevor der ehemalige Bartender aber die Tür öffnen konnte, hatte sich Izaya seinen Arm geschnappt. Beide Männer blieben stehen, was jedoch nur einen kurzen Moment andauerte.

Shizuo versuchte die Hand halbherzig abzuwimmeln, indem er den Arm nach vorne zog, doch Izaya blieb hartnäckig.

„Wenn du jetzt gehst…“, begann Izaya mit warnender Stimme, die ungewöhnlich ernst klang. Shizuo spitzte die Ohren, versuchte dem Drang zu widerstehen, sich umzudrehen.

Doch anstatt Worte, hörte man plötzlich ein Seufzen.

Shizuos Ausdruck verfinsterte sich.

„…bringst du Kasuka nur noch mehr in Gefahr.“

Nun drehte sich der Blondschopf doch um, seine Augen funkelten voller Emotionen, die aus ihm herauszubrechen drohten.

Die Wut war am stärksten.

Danach kam Verwirrung.

Und auch so etwas wie Hilflosigkeit. Aber das wahrscheinlich auch nur, weil er nicht wusste, wo er anfangen sollte, nach Kasuka zu suchen.

„Wenn ich…“, Shizuo holte tief Luft, „herausfinde…dass du hinter allem steckst…“

Seine Stimme schien vor Wut zu zittern, denn es wirkte, als müsste er ein lautes Brüllen unterdrücken.

Rote Augen blickten in braune, versuchten die Emotionen zu analysierten, die darin schwammen, als würden sie gleich überlaufen. Wie eine zu voll gefüllte Badewanne.

Es dauerte einen kurzen Moment, in dem Izaya sich zusammen reißen musste, um nicht gleich Dinge zu tun, die er momentan nicht wagen sollte.

Stattdessen begann sich ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht auszubreiten, dass so typisch für ihn war. So typisch für Shizuo, dass dieser gleich erkannte, dass der Floh seine Pläne im Hintergrund schmiedete.

„Shizu-chan…kannst du nicht wenigstens einmal an die 1% glauben?“

Shizuo schnaubte halbherzig.

Shizuo Wut war gedämpft für einen Augenblick, doch noch nicht komplett verschwunden. Der Blondschopf blickte ihn an, als ob er darauf wartete, dass Izaya anfing zu lachen und ihm sagen würde, wie dumm er war, erneut in seine Falle zu tappen.

Doch es passierte nichts.

Izaya grinste.

„Du würdest mir eh nicht glauben, egal was ich dir erzähle oder?“

Shizuo antwortete nicht.

Sein Blick war weiterhin glühend, doch er schien kurz zu überlegen.

„Tch.“

Shizuo schnaubte abfällig und riss sich schließlich los, stürmte ungehalten durch die Tür, bevor Izaya weiteres tun konnte. Die Luft blies ihm ins Gesicht, als das Knallen der Tür ertönte, und damit auch der Wind in die Wohnung drang.

Er blieb noch eine Weile stehen, blickte ihm überrascht hinterher, bis das letzte bisschen blond hinter der nächsten Ecke verschwunden war.

Dann seufzte er.

„Nun…wenn du es so haben willst, Shizu-chan…“, murmelte er zu sich selbst, bevor sein sich Gesicht zu einem bitteren Grinsen verzog. „Dann wundere dich nicht, was passieren wird.“

Seine Hand nahm die Türklinke in die Hand und zog die Tür hinter sich zu.

Mit schnellen Schritten eilte er zu seinem Schreibtisch und schnappte sich den Schreibtischstuhl der zur Seite gerollt war. Seine Computermaus flitzte buchstäblich wie das Tier über den Tisch. Etliche Dokumente öffneten sich, wurden von dunklen Augen überflogen und bearbeitet, bevor sie wieder geschlossen wurden und er sich der nächsten Information widmete.

Wenn er es so haben wollte, dann sei es so.

Izayas Grinsen verstärkte sich, hielt so lange an, bis er irgendwann anfing zu lachen.

Er schlug den Kopf in den Nacken, lehnte sich nach hinten und rollte durch den Druck von seinem Computer.

Es war egal!

Egal, was er tat.

Egal, was nun passierte.

Warum er sich überhaupt so viele Gedanken um einen Muskelprotz gemacht hatte, konnte er sich nicht erklären. Unsinnig; sowas von bescheuert.

Das Lachen verebbte langsam.

Mit einem Seufzen blickte er durch den kahlen Raum.

Da nicht einmal Namies Präsenz ihn erfüllte, wirkte er noch kälter als zuvor. Minimaltisch und kalt. Die Frau, die nun mal nicht aus freiwilligen Gründen seine Sekretärin war, hatte sich kurzfristig Urlaub genommen. Dabei wollte sie nur sicher gehen, dass bei dem „Spontan-Ausflug“, den sich ihr geliebter Seiji und seine Freundin Mika Harima vorgenommen hatten, nichts schief lief. Und mit schief laufen, waren Dinge gemeint, über die er lieber nicht nachdenken wollte.

Es war so oder so schon absurd genug, dass Namies Liebe für ihren Bruder stetig zu wachsen schien.

Ein belustigtes Schnauben entwich ihm, während er den Blick zurück auf den Bildschirm des Computers richtete.

Es war zu schade, dass sie nicht hier war.

Es machte Spaß, ihr auf die Nerven zu gehen; ihr den letzten Nerv zu rauben.

Sie wäre eine gute Ablenkung.

Eine gute Ablenkung von seinen momentanen Gedanken, die einfach nicht zu dem Namen Orihara Izaya passten.

Es würde noch ein paar Tage dauern, bis er ihre kalte Anwesenheit erwarten konnte.

Ein letztes Mal blies er in einem erschöpften Seufzer die Luft aus seinen Lungen, bevor er sich aufrichtete und den PC herausfordernd anstarrte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh ja, es gibt mich noch.

Ich hatte mir eine kleine Auszeit genommen und mich meiner eigenen, originalen Story gewidmet. Ich musste meine Inspiration neu auffrischen und das hat sehr gut geklappt.

Die letzten Tage hatte ich mich mit den letzten vier Episoden von DRRR!! Ketsu befasst und war fassunglos am Boden zerstört: Zu allererst waren dies die letzten Episoden von drrr, was sowieso schon ein halber Weltuntergang für mich war...! (•̥̥̥̥ ⌂•̥̥̥̥)
Zweitens waren die letzten drei Folgen so spannend, dass ich schon halb vergessen hatte, dass ich eigentlich wissen müsste was geschehen würde. Ich wurde reingelegt und doppelt überrascht. Und ganz zum Schluss nochmal ins kalte Wasser geworfen. Es war irgendwie toll und gleichzeitig traurig.

The feels haben eingeschlagen wie eine Bombe und seitdem bin ich Feuer und Flamme weiter zu schreiben. Neue Inspiration ist eingekehrt und ich glaube, das ist für mich Faulpelz auch ganz gut so.
Denn ich möchte diese Fanfiction auch brav beenden und abschließen - nicht irgendwie "pausieren" oder "abbrechen".

Und falls du das hier immer noch liest, bist du ein wirklich treuer Leser oder einfach nur neugierig gewesen was denn Autor-san da von sich gibt. Welches davon auch immer der Fall sein mag - danke dafür, dass du hier gelandet bist, meine Story liest oder kommentierst.

Ich mach mich mal ans Werk und kreiere das nächste Kapitel. ( •̀ᄇ• ́)ﻭ✧ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  animea18
2016-04-17T20:03:02+00:00 17.04.2016 22:03
Ich kann deine Meinung nur teilen die letzten folgen waren so toll ich hab die ganze Woche nur auf die Folgen gewartet. ;)
Ich liebe deine fanfiktion und finde toll das du weiterschreibst ❤❤❤
Antwort von: minowari
17.04.2016 22:17
Vielen Dank! ♥
Ich werd' mich bemühen demnächst schneller zu updaten. (´ ▽`)

LG
Von:  Mika-cha
2016-04-11T16:57:05+00:00 11.04.2016 18:57
ICH HEUL GLEICH - DRR ist zu ende owo!!
Boa, aber ich bin so froh, dass die Fanfic endlich weitergeht xD
Ich LIEBE Shizaya! Wie du die beiden darstellst ist einfach nandjfkicjsnsnsn (ich kanns nicht oft genug sagen :'D)
Und vor allem Izaya, wie er es mag, Shizuo zu provozieren, aber trotzdem geil auf den ist?!? Geflasht *Q*

Schreib biiiiiiitte schnell weiter, ich will wissen, was passiert :^)

LG
Mika♥
Antwort von: minowari
11.04.2016 22:20
Ja....es zerstört mein Herz.

Vielen Dank! (∗∕ ∕•̥̥̥̥∕ω∕•̥̥̥̥∕)
Freut mich, dass ich die Charaktere doch so rüber gebracht habe, wie ich es auch wollte. Izaya ist halt kompliziert. (Und wirklich schwer zu schreiben, wenn du mich fragst //'D)

Ich hänge mich rein - auch wenn ich nichts versprechen kann (╥╯▽╰╥)''

LG ♥


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