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Last Desire 8

L x BB
von

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Bilder des Horrors

Das Mädchen mit den weißen Haaren blickte L einen Moment lang schweigend an, sah die Trauer in seinem Blick und die Tränen. Und in diesem Moment wirkte auch sie genauso bestürzt und unendlich traurig, als würde sie mit ihm leiden. Sie kniete sich neben Jeremiel hin und strich sanft über seine Wange. Das alles war ein schreckliches Versehen gewesen und hätte nicht passieren dürfen. Es war ihre Schuld, dass er jetzt tot war… Dabei hatte sie doch versprochen, dass sie alles tun würde, um solch eine Tragödie zu verhindern und nicht zuzulassen, dass Evas Familie etwas zustoßen würde, geschweige denn Nastasjas Familie. „Warum?“ brachte L schließlich hervor und ballte die Hände zu Fäusten. „Sag mir warum du das getan hast, Frederica! Wieso hast du meinen Bruder umgebracht und was hat das alles zu bedeuten? Warum habt ihr uns angegriffen und wieso bist du am Leben?“ „Ich bin nicht Frederica. Mein Name ist Sariel und ich habe Jeremiel nicht getötet. Er ist über das Geländer gestürzt, als wir auf der Feuerleiter zusammengestoßen sind. Ich wollte doch nicht, dass das passiert. Das war ein Unfall…“ Damit wandte sie sich dem leblosen Jeremiel zu und dann geschah etwas, was dem Serienmörder irgendwie vertraut vorkam. Das Mädchen legte ihre Hände auf Jeremiels Schläfen und berührte dann ihre Stirn mit der seinen. Und was dann geschah, konnte Beyond dank seines Shinigami-Augenlichts als Einziger wirklich erkennen: Jeremiels Name erschien wieder, genau wie seine Lebenszeit und die Wunde an seinem Kopf war plötzlich verschwunden… Hatte sie ihn da gerade auf irgendeine wundersame Weise wiederbelebt? Ja aber das war doch völlig unmöglich! So etwas konnte es doch nie und nimmer geben. Wer zum Teufel war dieses Mädchen und warum sah sie haargenau so aus wie Frederica? Die beide konnten quasi Zwillinge sein! Und wie hatte sie es geschafft, Jeremiel wiederzubeleben? Schließlich erhob sich das Mädchen und sah sie an. „Ich bin ein Proxy. Genauer gesagt bin ich Proxy-07 und damit der jüngste Proxy. Hört zu: ihr alle seid in großer Gefahr. Vater wird alles daran setzen, alle Bruchstücke zusammenzufügen! Und das darf niemals geschehen, ansonsten würde dies zu einer Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß führen. Bitte, ihr müsst ihn aufhalten, bevor es zu spät ist!“

„Wo-wovon sprichst du und wer oder was sind die Proxys? Was wollt ihr von uns?“

„Wir sollen…“ Sariel unterbrach augenblicklich und verharrte. Ihr Blick verlor jeglichen Glanz, das Leben schwand aus ihrem Gesicht und sie wirkte plötzlich mit einem Male vollkommen geistesabwesend. Sie starrte sie ausdruckslos an und ihre Augen wirkten plötzlich so leer und leblos… Es war der gleiche Blick wie bei Sam Leens. „Mutter ruft uns…“, sagte sie tonlos und wandte sich ab. „Es ist Zeit, nach Hause zu gehen…“ Damit wollte sie verschwinden, doch Beyond versuchte noch, sie aufzuhalten. „Halt warte! Was hast du mit Jeremiel gemacht und was habt ihr vor? Hey!“ doch da rannte Sariel auch schon weg und kletterte unglaublich flink die Balkons hinauf und war schließlich über die Dächer verschwunden. Da es sinnlos war ihr zu folgen, ging der BB-Mörder stattdessen zu Jeremiel hin, der immer noch regungslos auf dem Boden lag. Er fühlte seinen Puls und musste auch zwei Mal hinsehen um sicherzugehen, dass sein Shinigami-Augenlicht ihn nicht täuschte. Ganz eindeutig: er war am Leben, ganz außer Frage, Irrtum ausgeschlossen! Das war merkwürdig. Er hatte doch ganz eindeutig gesehen, dass Jeremiel den Sturz von der Feuerleiter nicht überlebt hatte. Es war ihm sowieso ein totales Rätsel, wieso der Idiot einfach hier in die Gasse gerannt war obwohl ihm doch klar gewesen sein müsste, dass er sich nur in Lebensgefahr begab. Aber er hatte einfach gesagt, er hätte einen Schrei gehört und wolle nachsehen gehen. Und er sagte, er hätte irgendetwas „gespürt“. Tja und als er und L schließlich die Gasse erreicht hatten, lag Jeremiel auch schon tot auf dem Boden mit einer schweren Kopfverletzung, die von dem Sturz herrühren musste. Das alles wurde immer rätselhafter. Wieso jagten die Proxys sie erst und retteten Jeremiel dann das Leben? Von hinten ertönten Schritte und Beyond sah, dass es Liam war. Obwohl der Kampf mit den Maskierten schon hart gewesen war, schien er dennoch unversehrt zu sein und eilte direkt zu ihnen hin. „Was ist passiert?“

„Jeremiel ist einfach abgehauen und dann beim Zusammenstoß mit einem von den Kerlen von der Feuerleiter gestürzt. Ich hab eindeutig gesehen, dass er gestorben ist, aber dieser Proxy hat ihn wiederbelebt. Und… sie sah haargenau so aus wie Frederica!“ Liam kniete sich hin und untersuchte Jeremiel. Doch er konnte nichts feststellen. Er war vollkommen unversehrt und lebte noch, war allerhöchstens nur ohnmächtig. „Offenbar wurde sein Tod zurückgesetzt.“

„Wie jetzt zurückgesetzt?“

„Das ist eine Technik, die alle aus meiner Familie beherrschen. Den gesamten Zeitablauf zurückzusetzen, wie Frederica es 58 Male getan hat, das kann so gut wie niemand, nicht einmal Eva. Frederica und ich sind die einzigen Ausnahmen, weil ich ihr das beigebracht habe. Die gesamte Zeit zurückzusetzen ist sehr anstrengend und kompliziert. Aber die individuelle Zeit zurückzusetzen ist keine Kunst. Im Grunde funktioniert es so, als hätte man eine Vase umgeworfen und sie zerbrochen. Anstatt die ganze Zeit zurückzuspulen wie bei einem Film, wird nur der Zeitverlauf der Vase bis zu dem Zeitpunkt zurückgesetzt, wo sie noch heil war. So wird dieser Vorfall ungeschehen gemacht. Dieses Prinzip funktioniert auch mit Lebewesen, allerdings ist es höchst anstrengend, den Tod von Personen zurückzusetzen, die länger zurückliegen. Unsere Körper haben auch ihre Belastungsgrenzen. Schlimmstenfalls könnten diese gänzlich dabei zerstört werden. Dieser Proxy beherrscht offenbar die Fähigkeit, individuelle Zeitabläufe zurückzusetzen und somit Jeremiels Tod ungeschehen zu machen. Aber das verstehe ich nicht. Ich hätte doch sofort gespürt, wenn es sich um einen Abkömmling von mir oder Eva gehandelt hätte. Immerhin kann ich sehr deutlich spüren, dass Jeremiel Evas Gene trägt. Aber die Proxys habe ich nicht als Unvergängliche oder Mischlinge wahrgenommen. Irgendetwas sehr Merkwürdiges geht hier vor und das gefällt mir ganz und gar nicht.“ Nachdem sich L von seinem Schock erholt hatte, ging er sofort zu seinem Bruder hin, der immer noch bewusstlos war. „Wird er bald wieder aufwachen?“ „Auf jeden Fall. Es wird eben halt nur ein paar Stunden dauern, weil es eine Weile dauert, bis sich auch sein Geist davon erholt hat und er wieder der Alte ist. Aber ihm fehlt nichts. Wir sollten besser zurückgehen. Delta und Johnny sind ja bereits unterwegs, um Andrew zu befreien. Mich würde ja wirklich interessieren, ob die etwas aus dem anderen Kerl herausquetschen können. Wir sollten besser gehen, bevor noch mehr Angreifer kommen.“ „Und was ist mit diesem Marcel? Dieser Proxy hat ihn ziemlich übel zugerichtet und ich glaube nicht, dass er sich davon so schnell erholt. Der sah mir eher mausetot aus.“ Doch Liam schien sich da nicht sonderlich Sorgen zu machen was das betraf. Er hob den bewusstlosen Jeremiel hoch, da er der Größte und Kräftigste von ihnen war und ging mit ihnen zu einer Limousine, die nicht weit von der Gasse entfernt parkte. „Marcel ist ein Unvergänglicher. Er wird sich einen neuen Körper suchen und schneller wieder zurück sein als ihr glauben würdet.“ Als er L’s missmutigen Ausdruck im Gesicht sah, ahnte er schon was dieser dachte und erklärte „Wir besetzen nicht wahllos irgendwelche Körper. Wir versuchen sie schon so lange wie möglich zu halten, weil wir immerhin die Persönlichkeit unseres Trägers zerstören. Deshalb suchen wir uns unseren neuen Wirtskörper gezielt aus und wechseln ihn auch nur dann, wenn er völlig unbrauchbar wird und sich nichts mehr machen lässt.“

„Und wie lange hast du diesen Körper schon?“ fragte Beyond aus reiner Neugier und sogleich lächelte Liam ihn listig und überlegen an. „Was schätzt du?“ Unsicher zuckte der Serienmörder mit den Achseln und sogleich antwortete der Unvergängliche „Ich hatte diesen Körper schon, als die Menschen so langsam geschnallt hatten, dass die Erde rund ist. Und bevor du weiterfragst: das ist mein zweiter Körper. Delta hatte bereits drei, Johnny hat auch schon seinen zweiten und Marcel hatte bis heute noch seinen ersten.“
 

Als Andrew langsam wieder zu Bewusstsein kam, spürte er einen etwas kühlen Windzug. Immer noch tat ihm der Kopf weh und er brauchte einen Moment, um wieder klar zu sehen und um zu erkennen, dass er sich auf einem Dach befand. Aber wieso war er hier? Er versuchte sich zu erinnern, was ihm aber nicht gerade leicht fiel. Au verdammt, der Kerl hatte ihn nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst… Ja richtig, jetzt erinnerte er sich wieder. Er war mit Oliver auf den Weg zum Club gewesen, da waren sie hinterrücks überfallen worden. Der Kerl mit dem Motorradhelm hatte Oliver verprügelt und ihn bewusstlos geschlagen. Und dann bin ich wohl entführt worden. Aber wieso ich? Was will er von mir und wieso hat er mich „Sophie“ genannt? Andrew wollte aufstehen, doch sein Körper war wie gelähmt und er brachte einfach nicht die Kraft dazu auf. Schritte ertönten und als er aufsah, da erkannte er den Typ mit dem Motorradhelm, der ihn angegriffen hatte. Dieser kam direkt auf ihn zu und trug diesen Tesserakt um den Hals. Derselbe Tesserakt, wie Elion ihn vor neun Jahren getragen hatte, bevor er starb. Andrew versuchte, all seine Kraftreserven zu mobilisieren und zu fliehen, aber immer noch fehlte ihm einfach die Kraft dazu und selbst jetzt war er noch benommen. „Wer bist du und wieso hast du dieses Ding um deinen Hals? Sag schon! Hast du Elion damals umgebracht?“ Keine Antwort. Der Maskierte kam immer näher, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Dann schließlich blieb er direkt vor seiner Geisel stehen. Eine Zeit lang geschah nichts und er blieb reglos stehen, als wäre er erstarrt. Dann aber nahm er seinen Helm ab. Graues Haar fiel ihm über die Schultern und zwei verschiedene Augenfarben leuchteten Andrew an. Eisblau und goldgelb. Doch die Augen wirkten so leer und leblos, genauso wie Puppenaugen. Das Gesicht zeugte von keinerlei Emotionen oder anderen Regungen. Es war genauso nichts sagend und ausdruckslos wie das von Sam Leens. Ja, es war so, als würde er in Sam Leens’ Gesicht sehen! Aber… es war dennoch so anders. Es kam ihm so vertraut vor und er kannte auch dieses Gesicht. Es war das eines alten Freundes, der ihn im Institut damals immer besuchen kam, immer diese Spieluhr bei sich trug und für sein Leben gerne Kekse mit Cremefüllung aß. Aber das war doch unmöglich… das musste eine Täuschung sein! Nie und nimmer war das ausgerechnet er! Doch die Ähnlichkeit war einfach allzu deutlich und auch wenn dies jeglicher Logik entbehrte, so ließ es doch eigentlich keinen anderen Schluss zu als den, dass es wirklich so war wie es schien. „Das… das kann doch nicht sein. Elion?“ Wieder kam keine Antwort. Es schien so, als wäre sein Gegenüber nicht mehr fähig, sich in irgendeiner Weise mitzuteilen. Als wäre alles Leben aus ihm gewichen. Er war… nicht mehr menschlich. Andrew verstand das alles nicht. Elion war doch tot gewesen. Er hatte eindeutig gesehen, dass er tot war. Sein ganzer Körper war blutüberströmt gewesen und die Wunden waren so dermaßen tief, dass er das unmöglich überlebt haben konnte. Und dennoch stand Elion in wahrhaftiger Gestalt vor ihm und lebte. Zumindest rein äußerlich. Denn sein Blick wirkte gebrochen und tot, als wäre in ihm alles längst abgestorben und als existiere da nur noch eine leere Hülle. Ihn so zu sehen schmerzte Andrew und er konnte nicht begreifen, wie das nur passieren konnte. Was war nur mit Elion passiert und was hatten sie mit ihm gemacht? „Hilf… mir…" Diese Stimme klang so schwach und gequält, als würde da irgendjemand entsetzliche Qualen erleiden und als würde ihm langsam die Kraft entweichen. Das war doch Elions Stimme. „Elion, was hat das zu bedeuten und was ist mit dir passiert? Warum hast du uns angegriffen und mich entführt? Steckst du hinter diesen Morden?“ Keine Reaktion und keine Antwort. Es schien so, als könnte seine Stimme ihn nicht mehr erreichen. Was auch immer mit Elion passiert war, es hatte ihn seelisch gebrochen und er war nur noch eine lebende Leiche. Was um Gottes Willen hatten sie ihm nur angetan, dass aus diesen so freundlichen, herzlichen und sanftmütigen Menschen so etwas geworden war? Schließlich aber kam Elion noch einen Schritt näher und öffnete den Mund, als wolle er sprechen. „Sophies Wunsch“, sagte er tonlos. „Gib ihn mir.“ „Wie bitte?“ fragte Andrew verständnislos. Was meinte er damit und was war denn „Sophies Wunsch“? Elion kniete sich vor ihm hin und streckte seine Hände nach ihm aus. Andrew, der auch ein Stück weit Angst vor ihm hatte, war wie erstarrt und sah ihn hilflos an. Elions Hände fühlten sich eiskalt an, als würden sie einer Leiche gehören. Er legte diese auf Andrews Schläfen und dieser ahnte irgendwie, was gleich kommen würde. Doch er wollte es nicht und wollte sich dagegen wehren, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Und so legte Elion seine kalkweiße Stirn auf Andrews ab und in dem Moment wurde dem Rothaarigen schwarz vor Augen.
 

Das Erste, was Andrew wieder wahrnahm, waren Schreie. Er hörte unzählige Stimmen, die von Schmerzen gepeinigt waren und wehklagten und schrieen. Ein intensiver Blutgeruch umgab ihn wie einen dichten Nebel und er hörte das Surren von Fliegen. Es war heiß und stickig und er hatte Angst davor, die Augen zu öffnen. Doch es blieb ihm wohl kaum etwas anderes übrig. Und als er die Augen öffnete, glaubte er, sich im Inneren der Hölle zu befinden. Vor ihm lagen riesige Trümmern von Häusern, Leichenberge stapelten sich unzählige Meter hoch und das Blut ging kniehoch. Aasfliegen schwirrten in riesigen schwarzen Schwärmen über den Kadavern und boten ein ekelerregendes Bildnis. Der Himmel war dunkelrot und in der Ferne waren riesige Feuerwolken zu sehen. Ein markerschütterndes Brüllen, das nicht von dieser Welt zu kommen schien, ließ die Erde zittern und Andrew packte das blanke Entsetzen. Er wollte nur noch weg von hier. Weg von dieser riesigen Wolke. Mit Mühe kämpfte er sich durch den riesigen Blutsee, wo überall abgerissene Leichenteile trieben oder Überlebende versuchten, ihn zu packen. Noch nie in seinem Leben hatte Andrew solch eine Angst gehabt wie jetzt. Was war das nur für ein entsetzlicher Ort und wieso war er hier? Er watete weiter durch den riesigen Blutsee und hörte dabei inmitten dieses entsetzlichen Geschreis eine Stimme, die ein Lied sang. Es war ein Kinderlied, welches er schon mal gehört hatte, nur klang es irgendwie unheimlich und auch die Tatsache, dass es an einem solchen Ort gesungen wurde, ließ ihn erschaudern.
 

„Mary, Mary quite contrary

How does your garden grow?

With silver shells and cockle shells

And pretty maids all in a row...

And pretty maids all in a row...”
 

Andrew konnte nicht genau bestimmen, woher dieser schauerliche Gesang kam, doch er wollte das lieber nicht herausfinden. Nachdem er eine Weile durch diese alptraumhafte Landschaft geirrt war, da sah er auf einer Art kleinen Insel, die aber mehr an einen riesigen pulsierenden Fleischklumpen erinnerte, ein Kind sitzen, das diese Melodie sang. Es sang dieses Lied immer und immer wieder wie in einer Endlosschleife. Andrew spürte, dass dieses Kind irgendwie nicht hierher gehörte und kämpfte sich weiter durch den Blutsee. „Hey!“ rief er und versuchte sich weiter voranzukämpfen, doch ihm war, als würde all das Blut zu einer dickflüssigen Masse werden und jeder weitere Schritt wurde zu einer ungeheuren Kraftanstrengung. Schließlich aber drehte sich das Kind zu ihm um und Andrew sah eine Monstrosität vor sich, die ihm beinahe den Verstand raubte. Es war ein so ungeheuer abstoßendes und widerwärtiges Etwas, das ihn mit Augen anstarrte, die seinen Betrachter in den Wahnsinn treiben konnten. Es grinste und entblößte dabei Zähne, wie sie nicht einmal ein Raubtier besaß. Entsetzt wich der 25-jährige zurück und schrie, doch da ergriff das Kind seinen Arm und ein ekelhafter Pesthauch von Tod und Verwesung strömte aus dem Rachen dieses Etwas. „Gefällt dir mein Garten?“ fragte es mit einer Stimme, die nicht von dieser Welt zu kommen schien. „Schon bald wird aus den Leichenbergen ein neues Paradies erschaffen werden. Und du wirst zu einem Teil davon werden. Du wirst zu einem Teil von mir werden!“ Als dieses Etwas ihn am Arm ergriff, da durchfuhr ein höllischer Schmerz Andrews ganzen Körper und als er sich losreißen konnte, sah er schwere Verbrennungen auf seinem Arm. Narben und Geschwüre begannen sich zu bilden und es fühlte sich an, als würde brennende Säure durch seine Adern fließen. Es tat so weh… es… es fühlte sich an, als würde irgendetwas sein Innerstes zerfressen. Vor Schmerz stöhnend taumelte er zurück in den Blutsee, da schoss plötzlich etwas auf dem Blutsee heraus und packte ihn. Es war eine Kreatur, die nur noch im Entferntesten etwas halbwegs Menschliches an sich hatte. Das Gesicht war deformiert und das Fleisch schmolz ihm langsam aber sicher von den Knochen. Die untere Körperhälfte fehlte gänzlich und alles, was Andrew erkennen konnte, war ein von Leid erfülltes Augenpaar. Ein goldgelbes und ein eisblaues Auge. Als er erkannte, was dieses Ding da wirklich war, schrie er entsetzt auf und wollte sich losreißen, doch es hatte keinen Sinn. Dieses Ding… Elion… er ließ einfach nicht los und klammerte sich an ihm fest. „Hilf mir… bitte…“, flehte er mit schwacher und gequälter Stimme und krallte sich an Andrew fest und zog ihn damit unerbittlich immer tiefer in den Blutsee hinein. „Es tut so weh… bitte… ich will das nicht mehr. Bitte… ich… ich kann nicht mehr.“ Doch Andrew war dazu nicht imstande. Er hatte einfach nur Angst und der Schmerz in seinem Arm wurde immer intensiver. Es fühlte sich an, als würde eine Säure ihn bis auf die Knochen zerfressen und dieser entsetzliche Schmerz schaltete alles bei ihm aus. Unerbittlich versank er immer tiefer im See und versuchte sich irgendwie wieder hochzukämpfen, doch Elion zerrte ihn nur noch tiefer hinein und ehe sich Andrew versah, war er schon bist zur Brust darin versunken. „Bitte…“, flehte Elion, dessen Körper immer weiter zerfiel, während der Rest von tiefen blutigen Wunden übersät war. „Hilf mir, Andrew… Hilfe…“ „Lass mich los! Hör auf, du ziehst mich immer weiter runter. Lass mich los, Elion!“ Doch Elion hörte nicht auf ihn. Stattdessen brachte er nur ein schmerzerfülltes und gequältes Stöhnen von sich und hielt sich an Andrew fest. Tränen liefen seine blutigen und deformierten Wangen hinunter. Das halbe Gesicht war fast vollständig weggeschmolzen und es bot einen furchtbaren Anblick. Unerbittlich versanken sie noch tiefer in den Blutsee, bis sie schließlich vollständig darin versanken. Alles um ihn verschwand in eine rabenschwarze Tiefe, sein ganzer Körper fühlte sich so heiß an, als würde er verbrennen. Sein Arm, wo ihn dieses Monster berührt hatte, schmerzte und dieser brennende Schmerz begann immer heftiger zu pulsieren. Langsam kroch dieses zerfressende Brennen immer höher und war unaufhaltsam. Es fühlte sich wie eine schleichende Krankheit an und ihm wurde übel. Dieser pulsierende Schmerz war kaum auszuhalten und trieb ihn fast in den Wahnsinn. Er brach zusammen und blieb regungslos liegen. Die Schmerzen lähmten seinen gesamten Körper und raubten ihm fast den Atem. Was… was passiert da mit mir? Was hat dieses Ding mit meinem Arm gemacht und was geschieht hier nur? Wo bin ich überhaupt? Ich verstehe das alles nicht. Elion ist doch tot… Ich habe gesehen, dass er tot war. Warum also? Warum ist er wieder da und was haben sie ihm angetan? Und wieso zeigt er mir all das? Andrew schaffte es nur mit einer unglaublichen Kraftanstrengung, wieder aufzustehen, als er festen Boden unter den Füßen spürte. Seltsamerweise konnte er ganz normal atmen, so als wäre er gar nicht mehr im See. Doch sogleich, als er seinen verletzten Arm belasten wollte, da durchfuhr ihn ein so infernalischer Schmerz, dass er laut aufschrie und sich am liebsten wünschte, als würde man ihm den Arm amputieren. Es tat so weh… Der ganze Unterarm war bis zum Ellebogen hin schrecklich deformiert. Die Haut war völlig zerfressen und eitrige Blasen, Geschwüre und tiefe Brandwunden fraßen sich immer weiter durch. Der Anblick trieb ihm Tränen der Verzweiflung in die Augen. Was hatte dieses Ding mit seinem Arm gemacht?

„Andrew…“ Ein eiskalter Schauer lief über seinen Rücken als er diese Stimme hörte und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er zitterte am ganzen Körper und wusste, was da hinter ihm lauerte. „Nein… bitte…“ Langsam drehte er sich um und sah wieder Elion oder zumindest das, was von ihm übrig geblieben war. Er versuchte auf ihn zuzukriechen und hinterließ dabei eine lange Blutspur. Der 25-jährige wollte weglaufen, doch da ergriff Elion seinen Fuß, sodass er zu Boden fiel. Angsterfüllt musste der Rothaarige hilflos mit ansehen, wie Elion auf ihn zukroch und seinem Gesicht immer näher kam. Und als er seinen Kopf berührte, da rasten Bilder und Szenen vor Andrews Auge ab. Bilder von grausamen Folterungen, Nächten in dunklen kalten Zellen und von Gewalt, Schmerzen, Angst und Verzweiflung. Es wurde zu viel für ihn. Sein Verstand war überlastet mit so vielen traumatischen Bildern, die einen Menschen in den Wahnsinn treiben konnten und er kollabierte endgültig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-11-25T20:20:52+00:00 25.11.2014 21:20
Hallo das Kapitel war
1.Wow
2.spannend
3.etws gruselig
*-* Das stimmt zum glück lebt Jeremiel wieder *freu* Doch Andy. Warum muss er nur wieder leiden =(
Trotzdem klasse Kapi^^
Von:  pri_fairy
2014-11-25T18:20:10+00:00 25.11.2014 19:20
super Kapitel :)
Bin ich froh, dass Jeremiel wieder lebt!:) Aber der arme Andrew... der tut mir wirklich leid.


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