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Last Desire 7

L x BB
von

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Verhärtete Fronten

Jeremiel saß schweigend auf seinem Bett, hatte die Beine angezogen und sie umschlungen, um sich klein zu machen. Sein Gesichtsausdruck war immer noch so starr und nichts sagend, wohingegen seine Augen eine Spur von Kummer zeigten. Als die Tür sich öffnete, hob er den Kopf und hoffte insgeheim, dass es vielleicht L sein könnte, doch es war Beyond und als er die Pistole sah, da wurde er etwas blasser. Der Serienmörder drückte ihm die Pistole in die Hand und zerrte ihn mit sich. „Was… was hast du…“ „Mitkommen!“ Sie standen nun in dem langen Kellergang und Beyond ging mit ihm zum einen Ende hin und deutete dann auf die Wand mehrere Meter weiter weg, wo kleine Kreise mit weißer Kreide eingezeichnet worden waren. „Schieß und triff die Ringe.“ Doch Jeremiel tat es nicht, sondern wirkte vollkommen verwirrt und schien nicht zu verstehen, was das bedeuten sollte. „Und wieso soll ich…“ „Mach schon oder ich nehme gleich die Pistole und ich schieße dir ein Loch zwischen die Augen!“

„Aber die Ringe kann man unmöglich so präzise treffen!“ Jeremiel verstand das alles nicht und vor allem was das mit dieser Schießübung sollte. Was sollte das denn bringen? Doch dann packte Beyond ihn am Kragen und funkelte ihn mordlustig an. „Oder noch besser: du kannst ja auch mich abknallen, wenn du willst. Dann hast du endlich das, was du immer wolltest. Na los doch, schieß mir direkt in die Brust.“

„Nein“, protestierte Jeremiel und versuchte sich aus dem Griff zu befreien, was ihm aber nicht wirklich gelang. „Ich will niemanden töten!“ „Das kaufe ich dir aber nicht ab. Ich sehe doch, dass du schon mit dem Gedanken spielst, mich eiskalt abzuknallen. Du hast es ja schon mal gemacht und du kannst und wirst es wieder tun. Denn du bist und bleibst dasselbe Monster wie eh und je.“ Als der Blondhaarige das hörte, stieß er Beyond von sich und warf ihm die Pistole vor die Füße. „Ich bin kein Monster“, erklärte er und sah den BB-Mörder nun mit einem entschlossenen und festen Blick an. „Monster sind genau jene Menschen, die allein zu ihrem eigenen perversen Vergnügen andere Menschen töten, ohne einen ersichtlichen Grund zu haben. Wenn ich ein Monster bin, dann müsstest du auch eines sein, denn du hast drei Menschen nur deshalb umgebracht, um dich an L zu rächen.“ Hier aber loderte wieder der Zorn in Beyond und dieser nahm die Pistole und drückte sie Jeremiel gegen die Schläfe. „So, dann bin ich also ein Monster? Nun, dann werde ich auch gerne das Monster für dich spielen. Ich kann nämlich auch ganz anders und dann ist es mir herzlich egal was L dazu sagt.“ Jeremiel sagte erst nichts und sah ihn mit seinen eisblauen Augen an, die so hell waren, dass sie schon fast leuchteten. Er schien über irgendetwas nachzudenken und sagte und tat rein gar nichts. Aber dann machte er einen Schritt auf Beyond zu und… er umarmte ihn. Damit hätte der BB-Mörder jetzt überhaupt nicht gerechnet und er war so überrumpelt, dass er erst gar nicht realisierte, was dieser Kerl da mit ihm machte. Umarmt der mich jetzt gerade wirklich? Der hat sie doch nicht mehr alle! „Was zum Teufel soll das?“ „In meinem Beziehungsratgeber stand, dass eine versöhnliche Umarmung oft hilfreich ist, um Streitigkeiten beizulegen und die Gemüter zu beruhigen.“ Sofort stieß Beyond ihn wieder von sich und war so dermaßen irritiert, weil er überhaupt nicht verstand, was das jetzt sollte, dass er völlig den Faden verlor. „Fass mich ja nicht an, hörst du? Du spinnst ja wohl völlig!“ „Aber es hat doch geholfen, oder?“

„NATÜRLICH NICHT, DU SELTEN DÄMLICHER VOLLIDIOT!!! So und jetzt nimmst du diese Pistole und schießt endlich auf die verdammten Ringe, bevor ich dir die Finger einzeln abschneide und sie dir anschließend in den Hals stopfe.“ Mit unbewegter Miene nahm Jeremiel die Pistole in die Hand und begann zu zielen. Zwar verstand er noch nicht so ganz, was das für einen Sinn und Zweck haben sollte, aber es war wohl besser, Beyond nicht unnötig zu provozieren. Schließlich feuerte er mehrere Schüsse ab und Beyond sah sich in seinem Verdacht bestätigt. Jeremiel hatte alle Ringe perfekt getroffen, was für einen normalen ungeübten Menschen unmöglich gewesen wäre. Er war also immer noch Sam Leens. War ja zu erwarten gewesen. „Und? Habe ich einen getroffen?“

„Du hast sie alle erwischt. Meinen herzlichen Glückwunsch, Sam.“ Nun wandte sich Beyond ihm wieder zu und sein Gesicht hatte sich merklich verdüstert. Er wirkte schon fast bedrohlich und es hing eine unheimliche Spannung in der Luft. Nun holte der Serienmörder ein Messer aus seiner Tasche und ging damit langsam auf Jeremiel zu, der immer noch die Pistole in der Hand hielt. Dieser wich zurück und ahnte, dass es noch gleich richtig gefährlich werden könnte. So wie Beyond aussah, hatte der garantiert vor, ihn umzubringen. „Ich hab es gewusst. So leicht täuschst du mich nicht. Du magst zwar ein guter Schauspieler geworden sein, aber deine unübertrefflichen Schießkünste verraten dich dennoch, Sam. Und jetzt ist Schluss mit lustig. Bringen wir die Sache zu Ende. Einer von uns beiden wird diesen Keller nur noch als Leiche verlassen und wenn du mich nicht umbringst, dann werde ich garantiert dich umbringen. Das ist ein Versprechen.“ Damit kam Beyond mit dem Messer auf ihn zu und zuerst zielte Jeremiel mit der Pistole auf ihn, um ihn auf Abstand zu halten, doch als sich der Serienmörder davon auch nicht beeindrucken ließ, da ließ er die Pistole kurzerhand fallen und flüchtete wieder in den Raum, in den er eingesperrt worden war und schloss die Tür, dann stemmte er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Kurz darauf versuchte Beyond, sie irgendwie zu öffnen, was ihm aber nicht so wirklich gelingen wollte. Stattdessen schlug er mit der Faust dagegen und rief „Komm raus und stell dich gefälligst. Regeln wir das ein für alle Male: du oder ich! Na los, beenden wir es endlich.“

„Nein!“ rief Jeremiel und stemmte sich weiterhin gegen die Tür. „Ich will niemandem was tun.“

„Was hält dich davon ab? Du hast doch auch nicht großartig gezögert, mich niederzuschießen, als du die Chance dazu hattest.“

„Aber ich will doch niemandem wehtun. Ich will doch nur meinen Bruder kennen lernen und wissen was es heißt, normal unter Menschen zu leben.“ Und damit hörten die Schläge gegen die Tür auf. Als Beyond diese Worte hörte, die ihn so sehr an Anjas eigene Worte erinnerten, da verlor er irgendwie seine gesamte Wut und musste einsehen, dass diese Versuche allesamt nichts mehr brachten. Selbst wenn er ihm die Pistole direkt an den Kopf halten würde, er würde nicht mehr diesen leeren und leblosen Blick vorfinden, den er so sehr an Sam gefürchtet hatte. Er würde Augen sehen, die von Furcht gezeichnet waren, während das Gesicht unbewegt blieb. Egal was er auch tat, dieser Jeremiel ließ sich einfach nicht aus der Reserve locken. Beyond wusste, dass Menschen erst dann ihr wahres Gesicht zeigten, wenn sie sich in einer lebensbedrohlichen Lage befanden und den Tod vor Augen hatten. Dann konnte man in ihren Augen erkennen, wie sie wirklich waren. Doch was hatte er in Sams oder besser gesagt Jeremiels Augen gesehen? Angst, Verwunderung und… Schuldgefühle. Alles Dinge, die nicht Sam gehörten. Aber wieso nur? Wieso war Sam einfach so fort? Beyond verstand es einfach nicht und sank neben der Tür nieder. Was war nur während dieser drei Wochen passiert, in denen sie nichts von Sams Leiche gehört hatten? Wieso nur war er mit einem Male so anders? Vorher wäre es für Beyond überhaupt kein Problem gewesen, Sam umzubringen und ihm Dinge anzutun, die für andere Menschen unvorstellbar krank und bestialisch sein mussten. Aber jetzt auf einmal war Sam menschlich geworden. Er hatte jetzt plötzlich Gefühle und hatte Angst vor ihm. Das war einfach nicht fair… Jetzt, wo er endlich die Chance hätte, Rache an Sam zu nehmen, konnte er es nicht, weil da jetzt jemand anderes in seinem Körper lebte. Was sollte er dann da bitteschön tun? Das war nicht fair. Wieso ist Sam einfach verschwunden, ohne dass ich mich für das rächen konnte, was er mir und Andy angetan hat? In diesem Moment wünschte er sich wirklich, dass er noch seine wahnsinnige Seite hätte. Dann wäre es kein Problem gewesen, ihn einfach zu töten. Aber er konnte es nicht, selbst wenn er es gewollt hätte. Er konnte nicht mehr in diese zerstörerische und monströse Seite verfallen, weil diese nicht mehr existierte. Anja hatte ihren Frieden gefunden und hatte nun keinen Grund mehr, anderen wehzutun. Warum nur musste das alles passieren? Es wäre besser gewesen, wenn dieser Mistkerl tot geblieben wäre. Ja, das wäre das Beste für alle Beteiligten gewesen. Als er Schritte hörte, schaute er auf und sah L. Na super, der hatte gerade noch gefehlt. „Was willst du L, ich…“ Doch er kam nicht dazu, weiterzusprechen, denn da packte L ihn am Kragen und zerrte ihn hoch. „Beyond, was sollte das?“ Der BB-Mörder schnaubte genervt und stieß L weg und wandte sich ab. „Lass mich in Ruhe.“ „Nein, du bleibst jetzt hier und erklärst mir, was das sollte.“

„Jetzt reg dich mal ab. Ich hab ihn ja nicht umgebracht. Ich wollte ihn nur provozieren um zu sehen, wie er reagiert. Und ich kann nur sagen: herzlichen Glückwunsch! Du hast einen echt tollen Bruder, der sich lieber freiwillig abknallen lassen würde, als mich umzubringen.“ Sein verbitterter Ton war unüberhörbar und dass er ziemlich gereizt war, ließ sich auch nur schwer übersehen. L ergriff seinen Arm und hielt ihn fest und so schnell wollte er sich dieses Mal nicht abwimmeln lassen. „Was ist nur in dich gefahren? Ich kann ja verstehen, dass du einen Groll gegen Sam hegst, aber das ist doch kein Grund, so dermaßen überzureagieren.“

„Wieso nimmst du ihn auf einmal in Schutz? Du hasst ihn doch auch für das, was er getan hat.“

„Das stimmt. Ich hasse Sam, aber Jeremiel ist nicht er. Wir müssen differenzieren!“

„Ich differenzier hier gleich mal was ganz anderes. Ich kapier echt nicht, wieso du dich auf seine Seite stellst und nicht auf meine.“ Beyond war stinkwütend aber man hörte auch, wie verletzt er war. Zwar versuchte L das irgendwie zu klären, aber so langsam beschlich ihn das Gefühl, als würde Beyond nicht mit sich reden lassen. Er war vollkommen festgefahren in seinen Ansichten und diskutieren würde da auch nicht viel bringen so wie es aussah. Dennoch blieb er ruhig und versuchte noch irgendwie was zu klären. „Ich stell mich nicht auf Sams Seite, da verstehst du was völlig falsch. Ich will ihn genauso zur Rechenschaft ziehen, aber ich will Jeremiel nicht dafür zur Verantwortung ziehen, wenn er doch unschuldig ist.“

„Er ist nicht Jeremiel, kapier das endlich. Ich hab ihn in Evas Welt kennen gelernt und da war er vollkommen anders und dieser Kerl da schießt genauso präzise wie Sam. Kaum ein Mensch bekommt das so hin. Du kannst mir keinen Hasen für einen Elefanten vormachen, L. Das da ist immer noch Sam Leens, er hat nur eine Amnesie und Gefühle, aber er ist immer noch der Alte!“

„Jetzt machst du dich langsam lächerlich. Du willst es doch nur nicht wahrhaben, oder?“

„Warum nimmst du ihn überhaupt in Schutz und verteidigst ihn auch noch?“

„Weil er mein Bruder ist und ich ihm eine Chance geben will.“

„Jetzt hör mir damit auf. 25 Jahre lang habt ihr nichts voneinander gewusst und euch nie als Brüder kennen gelernt. Und jetzt auf einmal, wo er vor deiner Tür steht und einen auf heile Welt macht, bist du so naiv und lässt dich auch noch von ihm einlullen. Das ist einfach nicht fair, L. Du stellst dich einfach so auf seine Seite obwohl du ihn überhaupt nicht kennst und mich übergehst du einfach, obwohl wir beide uns lieben und seit Monaten zusammen sind. Weißt du was? Mach doch was du willst, ich verschwinde erst mal für eine Weile. Sieh doch zu, wie du alleine klar kommst. Entscheide dich echt mal gefälligst: entweder er oder ich.“ Und damit ging Beyond und ließ L zurück. Dieser stand wie vom Donner gerührt da und konnte nicht fassen, was er da gerade gehört hatte. Hatte Beyond ihn gerade wirklich vor die Wahl gestellt? Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen. Also langsam wurde das echt zu viel. Irgendwie drehte der jetzt komplett durch. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er erst einmal Abstand nahm, um sich wieder zu beruhigen. Oh Mann, manchmal konnte Beyond echt anstrengend sein. L verstand irgendwie nicht, wieso Beyond nicht einsehen wollte, dass Jeremiel eine ganz andere Person war. Aber man musste ihm auch wirklich nachsehen, dass er wirklich schlimme Dinge erlebt hatte und dass diese Traumata von dieser Zeit bei Clear und Sam noch nicht gänzlich überwunden waren. Es waren ja auch erst knapp sieben Monate her und dass er so aggressiv reagierte, war ja auch ein Stück weit verständlich. Dennoch wollte er unbedingt verhindern, dass Jeremiel etwas passierte und Beyond nicht noch irgendeine Dummheit beging. Erst einmal war es wichtig, Hester anzurufen und sie darum zu bitten, sich ein Bild von der Sache zu machen. Sie konnte mit Sicherheit Licht ins Dunkel bringen. Also wählte er gleich ihre Nummer und rief sie an.
 

Beyond war derweil zu seiner Adoptivschwester gegangen, die es endlich geschafft hatte, dass der kleine Faith wieder seelenruhig schlief. Sie sah gleich schon, dass irgendetwas vorgefallen sein musste und wollte natürlich auch sofort wissen, was denn los war. „Sag schon Bruderherz, wo drückt der Schuh?“ „Kann ich die Nacht bei euch auf der Couch schlafen? Ich brauch gerade ein wenig Abstand von L und in Olivers Chaotenbude krieg ich sowieso die Krise. Und ich hab auch keine Lust mir anzuhören, wie der sich mit Andy vergnügt.“ „Klar doch. Wenn dich das Geschrei in der Nacht nicht stört. Aber jetzt setz dich erst mal hin. Ich bring dir gleich ein Glas Marmelade und dann erzählst du mir, was zwischen euch schon wieder vorgefallen ist.“ Damit verschwand die zweifache Mutter kurz in die Küche und kam mit einer Tasse Kaffee für sich und einem Glas Erdbeermarmelade für Beyond zurück. Kurz darauf wurde auch schon die Haustür geöffnet und Jamie kam mit der kleinen Eden zurück. „Hallo Ruby, ich bin wieder da!“ Gleich schon als der Lernbehinderte Beyond sah, war er überrascht, aber dennoch sehr erfreut und grüßte ihn mit einer Umarmung, nachdem er die schlafende Eden vorsichtig abgesetzt hatte. „Beyond, was machst du denn hier? Hast du wieder Ärger mit L?“

„Ist das so offensichtlich?“

„Nun, wenn einer von euch bei uns vorbeischaut, dann doch nur, wenn wieder die Hütte am Brennen ist.“ Auch wieder wahr. Da brauchte man auch kein Genie zu sein, um zu durchschauen, was los war. Nachdem die kleine Eden ins Kinderzimmer gebracht worden war, gesellte sich auch Jamie dazu. Zwar war er nicht immer in der Lage, hilfreiche Tipps zu geben, aber er hörte dennoch gerne zu, da es ihm ja auch sehr am Herzen lag, dass sein alter Sandkastenfreund glücklich war. Nun, da sie alle zusammen saßen, klärte Beyond sie über die momentane Situation auf und was es mit Sam Leens’ merkwürdigem Verhalten auf sich hatte. Auch wie sich L verhielt und wie er die ganze Sache sah. Die beiden Verheirateten hörten ihm aufmerksam zu und als er fertig mit erzählen war, da fragte Rumiko direkt „Also damit ich das richtig verstehe: Sam Leens ist Jeremiel Lawliet und damit L’s älterer Zwillingsbruder. Er wurde als Embryo während einer Operation heimlich seiner Mutter herausgenommen und für die Experimente benutzt. Und obwohl er eigentlich tot sein sollte, steht er jetzt wieder lebendig auf der Matte und nennt sich ganz anders und nicht nur das: er verhält sich ganz anders und L will ihm helfen, trotz der Vorgeschichte und du bist sauer deswegen.“

„Ja und dazu habe ich doch wohl allen Grund, nach dem, was dieser Dreckskerl mir angetan hat, oder?“

„Einen Grund hast du schon, aber das rechtfertigt noch lange nicht, was du getan hast, mein Lieber.“ Beyond sah seine Adoptivschwester mit einem Blick an, der schon fast ein „Wie bitte?!“ herausschrie. Doch die Musiklehrerin blieb bei ihrer Meinung und wollte schon gerade etwas sagen, doch da funkte ganz überraschend Jamie dazwischen, was man von ihm gar nicht erwartet hätte. „Beyond, du bist nicht sehr gerecht, weißt du? Stell dir doch mal vor, du wärst ein ganz böser Mensch gewesen und hättest dann dein Gedächtnis verloren, woraufhin du zu einem guten Menschen werden würdest. Wie würdest du dich fühlen, wenn man dich genauso mies behandelt? Und außerdem ist es doch ganz normal, dass L Jeremiel eine Chance geben will. Immerhin ist das doch sein Bruder. L hat doch keine Familie mehr. Seine Eltern sind tot und Frederica auch. Deshalb verstehe ich auch, warum er seinen Bruder kennen lernen will. Er macht das ja nicht, weil er dir was Böses will. Du musst ihn auch verstehen, dass er Jeremiel eine Chance geben will. Immerhin hat er dir doch auch eine Chance gegeben, obwohl du ihn eigentlich erst töten wolltest.“ Es war relativ selten, dass Jamie die Worte fand, um so schlagfertige Argumente mit recht einfach gewählten Worten auf den Tisch zu bringen. Er verstand ja auch nicht immer alles, weil er aufgrund seiner Lernbehinderung recht langsam war und sich mit komplizierten Dingen sehr schwer tat. Aber bei solchen Sachen hatte er es doch geschafft und selbst Rumiko war erstaunt. „Mensch Schatz, da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Nun Beyond, da hast du deine Antwort. Ich sag es dir auch noch mal mit meinen Worten: versuch doch auch mal an L zu denken und nicht immer nur an dich. Und wie Jamie schon sagte: es wäre auch nicht sonderlich fair, dich lynchen zu wollen, wenn du so wie Sam gewesen wärst und dann ohne Gedächtnis aufwachst und ein völlig anderer Mensch bist. Ich meine, L hat doch auch versucht, dir Verständnis entgegenzubringen und dir zu helfen, obwohl du versucht hast, ihn zu töten. Also wärst du eigentlich der Letzte, der ihm verbieten dürfte, seinem Bruder zu helfen. Das heißt aber nicht, dass du nicht das Recht haben darfst, wütend zu sein. Das ist vollkommen verständlich und wenn es nach mir ginge, dann würde ich diesem Sam auch die Flötentöne beibringen. Aber wenn es nun mal nicht er, sondern Jeremiel ist, dann dürfen wir ihn nicht verurteilen. Eva wird sich schon was dabei gedacht haben, als sie Jeremiel und nicht Sam zurückgeholt hat. Ich mach dir einen Vorschlag: schlaf erst mal eine Nacht darüber und komm zur Ruhe. Dann sprichst du morgen mit L vernünftig darüber und versuchst auch, ihm etwas mehr Verständnis entgegenzubringen.“ Beyond aß ein wenig von der Marmelade und ließ sich Jamies und Rumikos Worte durch den Kopf gehen. Nun, jetzt da er sich wieder etwas beruhigt hatte, musste er ja zugeben, dass er vielleicht überreagiert hatte. Wenn man es aus L’s Sicht betrachtete, stimmte das ja. Er wollte seinem Bruder helfen und das konnte man ihm ja nicht verübeln. Und sie hat ja auch Recht. Ich bin der Letzte hier, der L Vorwürfe machen sollte. Immerhin habe ich ja auch Menschen umgebracht und er ist dennoch mit mir zusammen, weil er mich als Beyond Birthday liebt und auch nicht den BB-Mörder in mir sieht. Und wahrscheinlich verhält es sich mit seinem Bruder ja auch nicht anders. Er sieht ihn als Jeremiel und nicht als Sam Leens an. „Ich hätte ihn echt nicht vor die Wahl stellen dürfen.“

„Wie bitte?“ rief Rumiko als sie das hörte. „Du hast ihm gesagt, er soll sich zwischen dir und seinem Bruder entscheiden?“ Beyond wandte den Blick ab und murmelte kleinlaut „Ja…“ Und da sprang die Halbjapanerin auf, ging zu ihm hin, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn so kräftig durch, dass Beyond beinahe noch den Halt verlor. „Du verdammter Hornochse!!! Wie kann jemand mit einem so hohen IQ sich nur so dermaßen blöd anstellen? Menschenskinder du Blödmöhre! Wie kannst du nur so etwas von L verlangen? Ich sag dir eines: schwing deinen Arsch gefälligst nach drüben hin und entschuldige dich sofort bei ihm oder ich werde dir die Ohren so lang ziehen, dass du in Australien eine Fliege pupsen hören kannst!“ Rumiko war so laut geworden, dass kurz darauf Geschrei im Kinderzimmer zu hören war. Jamie erhob sich und ging hin, um sich um die Zwillinge zu kümmern, während seine Frau noch dabei war, Beyond die Leviten zu lesen. Und die blies ihm noch richtig heftig den Marsch, dass er gar nicht mehr wusste wie ihm geschah.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2014-11-15T17:54:36+00:00 15.11.2014 18:54
Richtig schönes Kapitel !:)
Sehr emotional:) Ich hoffe Beyond und L kriegen das wieder auf die Reihe. Unfair von Beyond ihn vor die Wahl zu stellen aber gut das die beiden dem Sturkopf den Kopf waschen:)
Von: abgemeldet
2014-11-15T13:30:53+00:00 15.11.2014 14:30
Das Kapitel war wunderbar und emotional. ^-^
Warum Beyond auch das L an tut mit dieser Wahl. Aber er ist und bleibt ein Dickschädel. -_-

Mach bitte weiter so.


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