Rache
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Rache
Das Wochenende, abgesehen vom Samstagabend, war für Sakura relativ langweilig verlaufen. Kate war Sonntag sehr spät zurück gekommen, Sakura lag bereits schon im Bett. Doch nun war Montag, die Mittagspause hatte begonnen. Die Haruno hatte noch einmal an Samstagnacht gedacht und war in Versuchung gekommen, sich bei Sasuke zu bedanken, doch dann schüttelte sie schleunigst diesen Gedanken davon. Seine Nettigkeit, wenn man es denn so nennen dürfte, war bestimmt nur Ausnahme, dachte sie während sie ihren Spind öffnete, um ihre Bücher hineinzulegen. Sasukes Nachtleben war gefährlich, fand Sakura. Alkohol, Kerle, die einen anlogen – sie erinnerte sich an Neji – und küssende junge Leute. Die Haruno kannte so etwas nur aus dem Fernseher und an diesem Samstag hatte sie die Möglichkeit gehabt, es real mitzuerleben. Doch Sakura gefiel dieses Leben nicht. Sie wollte später erfolgreich werden und schon mit sechzehn schwanger zu sein, wollte sie nicht riskieren.
„Saku“, rief plötzlich Kate, die gerade um die Ecke gebogen kam, „ich geh in die Cafeteria, kommst du mit?“, fragte sie lächelnd.
Sakura schloss ihren Spind und lächelte zurück.
„Um ehrlich zu sein, habe ich auch Hunger bekommen. Heute haben wir bis sechzehn Uhr Schule, oder?“ Kate und Sakura liefen los.
~*~
Sakura hatte noch nicht die Möglichkeit gehabt, die Cafeteria zu begutachten. Doch nun tat sie es und konnte, wie immer, nur staunen. Hier war es groß. Lange Tische, mit den dazugehörigen langen Bänken, erstreckten sich über den ganzen Raum – nein, Saal!
Wenn man vom Eingang aus nach links schaute, sah man das vielfältige Buffet. Man musste sich hinten ein rotes Tablett nehmen und sich aufstellen, damit man auch etwas zu essen bekam.
Nachdem Kate und Sakura sich angestellt hatten und nun mit ihren vollen Tabletten einen Platz suchten – die Cafeteria war sehr voll – bemerkte die Blondine zwei Personen, die ihr bekannt vorkamen.
„Hey, dahinten sind Charles und Sasuke!“, sagte sie und zeigte auf die eben Genannten, die sich gerade ihr Tablett mit Reis füllten.
„Am besten, wir suchen für uns alle einen Platz“, murmelte Kate, während Sakura ihr Tablett mit Kates verglich.
Sie Brot, Kate Knäcke.
Sie Reis, Kate Salat.
Sie Pudding, Kate Obst.
Sie Fanta, Kate Cola Light.
Sakura hatte das Bedürfnis, sich nochmal anzustellen.
„Ah, dahinten sind Plätze!“, lächelte die blauäugige Schönheit.
„Du, Kate. Ich stell mich nochmal an, besetz du schon mal die Plätze“, sagte Sakura freundlich.
Kate nickte nur und rannte auch schon auf die Plätze zu. Sakura ahnte nicht, dass sich ihr Charles und Sasuke nährten.
Seufzend drehte sich die Haruno ruckartig um, lief aber dabei in eine Person hinein. Sie brachte einen Schreckenston über die Lippen, während ihr Tablett auf das Hemd der Person, auf Grund des keinen vorhandenen Zwischenraums der beiden, gequetscht wurde. Sie schaute auf und blickte in gereizte, pechschwarze Augen.
„Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, zischte Sasuke und ließ dabei einige Kantinenesser aufhorchen. So auch Kate, die hinten am Fenster saß.
Sasuke schaute auf sich angeekelt herab. Sein weißes Hemd war nicht mehr weiß, sondern braun, auf Grund des Puddings, und gelb, wegen der geschmolzenen Butter des Reis' und der Fanta.
„Ay~“, brachte nur Sakura kleinlaut über die Lippen. Das hatte sie nun wirklich nicht gewollt. Doch irgendwie amüsierte es sie auch. Sie hatte es nicht mit Absicht gemacht, doch dass ihr Essen unbedingt auf Sasukes Hemd gelandet war, war doch schon fast Schicksal.
„Hey, Sasuke, sie hat es doch nicht mit Absicht gemacht“, versuchte Charles Sasuke etwas zu beruhigen, da der Uchiha vor Wut geladen war.
Sasukes Blick wanderte bei diesen Worten sofort zu ihm.
„Ha, nicht mit Absicht? Genau wie sie mich nicht mit Absicht in das Becken geschubst hat? Und mir Samstag-“ Der Uchiha unterbrach sich selbst. Charles hatte er noch gar nichts von Samstagnacht erzählt. Und er hatte es auch nicht vor jemals irgendjemanden zu sagen.
„ … und dir Samstag?“, fragte Charles noch einmal nach, doch Sasuke winkte ab.
„Ist nicht so wichtig.“
Der Rothaarige schaute zwischen Sasuke und Sakura. Er wollte sich nicht einmischen, deshalb akzeptierte er Sasukes Antwort.
„Ich geh mal zu Kate rüber“, sagte er dann und verschwand dann auch schon. Diese wartete schon ungeduldig auf ihn.
„Was ist passiert?“, fragte sie ihn auch sogleich.
„Siehst du doch“, antwortete er und deutete auf Sasukes Hemd und Sakura, die nun ihr leeres Tablett in den Händen hielt.
„Du hörst mir jetzt zu …“, begann der Uchiha und kam ihr näher, „ich habe dir das noch nicht mit dem Becken heimgezahlt und jetzt auch noch das. Du solltest aufpassen“, drohte er und Sakura schaute nur etwas unbeeindruckt. Sie wunderte sich, dass er die Sache von gestern nicht dazu genommen hatte. Vielleicht zählte das ja nicht …
Sakura nickte nur. Sasuke musterte sie daraufhin nur skeptisch, doch dann drehte er sich um und verließ fluchend die Cafeteria.
Nach dieser Aktion war Sakura der Appetit vergangen und sie hatte sich von Kate und Charles verabschiedet.
Sie lief nun den Schulflur entlang. Einerseits war es amüsant gewesen unbedingt in Sasuke hineingelaufen zu sein, andererseits hatte sie ihn dadurch an seine Rache erinnert, die er auf sie noch nicht ausgeübt hatte.
Sakura seufzte.
~*~
Es war Mittwoch. Die Mitte der Woche, wie der Name des Wochentages schon sagte. Sakura war froh, wenn die Schulglocke jeden Augenblick schellen würde, um offiziell die Mittagspause anzukündigen, denn sie nahmen gerade ein eher uninteressantes Thema in Geschichte durch.
Von Sasuke, der hinter ihr saß, hatte sie die Tage wieder einmal nichts gehört. Sie fragte sich echt, was er vorhatte. Sie hoffte, nicht etwas schleimiges in ihrem Spind vorzufinden, doch dann überlegte sie und fand, dass Sasuke so etwas kindisches nicht machen würde. Na ja, sie nahm das nicht so ernst.
Als endlich der gewünschte Gong den Unterricht beendete, packte Sakura ihre Hefte und ihre Bücher in ihre Tasche. Sie bemerkte Sasuke, der an ihr vorbeirauschte, aber auch einen Zettel auf ihren Tisch warf. Überrascht zog sie eine Braue in die Höhe. Ihn darauf ansprechen konnte sie nun auch nicht, da er schon verschwunden war. Skeptisch beäugte sie das kleine, gefaltete Papier. Sakura nahm ihn in die Hände, die keinen Verband mehr benötigten. Danach öffnete sie ihn sachte.
Seine Schrift war sehr sauber und ordentlich. Er bevorzugte es in Druckschrift zu schreiben.
Ruf an: 0157********
Sie sollte … ihn anrufen? Sakura schaute nochmals auf den Zettel, da sie dachte, sich diese Worte und Zahlen nur eingebildet zu haben. Doch es stimmte. Während Sakura immer noch skeptisch aus der Klasse schritt, überlegte sie wirklich, ihr Guthaben für diesen Anruf zu verschwenden. Was hatte er vor? Sie blieb stehen. Seufzend betrachtete sie nochmal das Stückpapier. Danach stöhnte sie auf und holte ihr Handy aus der Tasche. Verdammt, sie war neugierig.
Sakura tippte die Nummer in ihr Handy ein und lief dabei einige Schritte nach vorn. Als sie auf das Anrufsymbol drückte, klemmte sie sich das Handy zwischen Ohr und Schulter. Es piepte …
Sakura holte ein Butterbrot aus ihrer Tasche hervor. Ein zweiter Piepton …
Als die Haruno in das Brot biss, ging Sasuke dran.
„Wasch ist?“, schmatzte Sakura auch schon direkt los.
„Oh, am essen?“, erhob sich seine ruhige Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Ja. Warum sollte ich dich anrufen?“, fragte sie nochmals ziemlich direkt, da sie sich diese Sache nicht zusammenreimen konnte.
„Kannst du so gegen Ende der Mittagspause ins Lager kommen?“ Sasuke hatte sich gegen seinen Spind gelehnt und schaute ruhig aus dem Fenster, das gegenüber ihm lag.
Sakura verzog fragend die Augenbrauen. Warum sollte sie das denn tun?!
„Ich will mit dir reden“, sprach nun Sasuke ruhig und er klang auch sehr ernst. Sakura überlegte. Vielleicht wollte er ja das Kriegsbeil beenden, indem er sich für seine Taten entschuldigte. Sakura wusste nicht, ob ihre Gedanken naiv waren. Eventuell schon.
„Ich mach nichts, ich verspreche es dir“, sagte er wieder ruhig und es klang verdammt glaubhaft.
Sakura seufzte auf.
„Na gut. Und wo ist dieses Lager?“
Sasukes Mund zierte ein Lächeln, das die Haruno selbstverständlich nicht sah.
„Ist beim renovierten Teil der Schule, also in der Nähe unserer Spinde. Du wirst es schon finden, es ist eine große Metalltür.“
Sakura nickte, was der Uchiha natürlich nicht sah, deshalb erwiderte sie ein knappes Okay.
Dann wurde aufgelegt. Sakura schaute auf ihr Handy. Sie hatte seine Nummer. Schulterzuckend speicherte sie sie ein. Wenn er doch eine Aktion vorhatte, könnte sie bei ihm einen Telefonstreich ausüben.
~*~
„Nein, Sasuke. Ich mach so etwas nicht, nein. Ich misch mich da nicht ein!“, kam es von Charles, der vor einigen Minuten friedlich ein Buch in der Bibliothek gelesen hatte, aber nun von Sasuke gestört wurde.
„Du musst sie nur nach zehn Minuten wieder da rausholen, mehr nicht!“
Die Bibliothek war, wie zu erwarten, groß und machte einen eher altertümlichen Eindruck.
Sasuke hatte sich vor Charles gesetzt und versuchte ihn zu etwas anzustiften.
Charles wandte sich von seinem Buch ab und blickte zu seinem Freund.
„Warum machst du das nicht?“
Der Uchiha zögerte bei seiner Antwort.
„Wir schreiben morgen eine Arbeit und Frau Rieu hat gesagt, dass sie heute die ersten fünfzehn Minuten einen Übungstest schreiben will.“
Charles schaute wieder in sein Buch.
„Du, als Einserschüler, willst dich einfach nicht verspäten, oder?“, kam er auf den eigentlichen Grund.
Sasuke fühlte sich ertappt. Doch er setzte dann wieder sein neutrales Gesicht auf.
„Ey, komm schon. Du hast außerdem nach der Mittagspause eine Freistunde. Du würdest nicht mal zu spät zum Unterricht erscheinen.“
Der Rothaarige schaute Sasuke ausdruckslos an. Er legte sein Buch zur Seite.
„Hör zu, Sasuke. Ich kann Sakura eigentlich ganz gut leiden, deshalb will ich ihr nicht so etwas antun“, sprach er ehrlich.
Der Uchiha stöhnte auf.
„Außerdem … wenn Kate davon Wind bekommen würde, wäre sie von mir richtig enttäuscht. Ich möchte dir bei deinem Spielchen nicht helfen, sorry, Sasuke.“
Sasuke verdrehte die Augen.
„Du mit deiner Kate …“, murmelte er. Irgendwie musste er doch Charlie dazu zwingen mitzumachen. Aber nur wie? Er überlegte fieberhaft und dann viel ihm plötzlich etwas ein.
„Charles, du weißt doch noch von dem Foto, auf Nejis Party, oder …?“
Der Rothaarige riss die Augen auf. Auf der Party hatte ihm jemand Alkohol in das Getränk gemischt und er war nicht mehr so ganz nüchtern gewesen. Er hatte eine brünette Schönheit kennengelernt und sie auch noch überraschenderweise geküsst, das Sasuke mit einem Foto dokumentiert hatte.
„Du hast es immer noch?! Ich habe dir doch gesagt, du sollst es löschen!“
Sasuke grinste.
„Vielleicht könnte ich es versehentlich Kate schicken …“
Charles zog die Augen zu Schlitzen.
„Willst du mich etwa erpressen?“
„Wer weiß.“
Stille …
Charlie schloss die Augen.
Sasuke schien mit seiner Erpressermethode Erfolg zu haben, obwohl er das ungern bei einem seiner engsten Freunde machen musste. Doch Charles ließ ihm keine andere Wahl übrig.
Er seufzte auf und öffnete wieder die Augen.
„Was muss ich machen?“
Sasukes Grinsen wurde breiter.
~*~
Die Mittagspause nährte sich dem Ende und Sakura stand vor der Metalltür, die, wie sie gehört hatte, Essen für die Cafeteria lagerte. Sie fragte sich, warum er unbedingt hier mit ihr sprechen wollte. Doch weiter darüber nachdenken konnte sie nicht, denn sie sah Sasuke, der sich ihr näherte und fröhlich einen Schlüssel schleudern ließ. Dabei pfiff er sogar. Ein seltener Anblick.
Als er bei Sakura ankam, schaute er sie an.
„Wie ich sehe, bist du tatsächlich gekommen.“ Er öffnete mit dem Schlüssel die Metalltür. Sakura beobachtete ihn dabei nur verwirrt.
„Wo hast du die denn her?“, fragte sie und deutete auf die Schlüssel. Sasuke winkte ab.
„Ist doch nicht so wichtig.“ Er öffnete die Tür, „ich will dir was zeigen.“
Sie betraten das Lager und Sakura bekam auf Grund der Kälte eine Gänsehaut.
„Was willst du mir denn zeigen?“, kam eine erneute Frage, die aber nun skeptisch klang. Sasuke zeigte auf eine Kiste, die auf einen der Metallregale stand. Das Lager war nicht so groß, Sasuke konnte die Decke berühren, wenn er den Arm ausstreckte.
„Was soll denn in der sein?“, sagte sie nun noch mehr verwirrter und Schritt an dem Uchiha vorbei, zu der Kiste. Sie merkte nicht, wie Sasukes Lippe ein Lächeln zierte.
Sakura kniete sich hin und schob die Box aus dem Regal. Das erste was sie sah, waren Gurken. Sie nahm eine in die Hand und wunderte sich.
„Sasuke, hier sind nur Gurken drin“, sagte sie ohne sich umzudrehen, „wolltest du dich nicht außerdem mit mir unter-“ Man vernahm auf einmal einen Knall. Ein Knall, der hieß, dass die Metalltür zugeknallt wurde. Sakura drehte sich um. Sasuke war nicht mehr zusehen.
Die Haruno lachte zuerst auf. Er war doch wirklich nicht gegangen? Das war doch nicht sein ernst.
Doch als Sakura hörte, wie die Tür abgeschlossen wurde, verschwanden ihre belustigten Züge. Das war sein ernst. Sein vollkommener ernst! Hier war es eisig kalt. Irgendetwas unter null Grad, Sakura wusste es nicht genau. Er konnte sie doch nicht hier lassen. Sie hatte keine Jacke an, nur ihre Schuluniform.
Sakura fing an hin und her zu laufen. Ein Glück gab es hier einen Lichtschalter. Wenn es auch noch dunkel gewesen wäre, wäre sie vollkommen ausgerastet.
Ganz ruhig, Saku. Er kann dich ja nicht lange hier drin halten
Na hoffentlich ...
