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V-M4: Die Wölfe

Virus M4
von
Koautoren:  Silver-Rele  b4mb4m abgemeldet  Sinyata

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Virus M4

Ein Jahr ist nun seit dem Ausbruch des Virus Morbilli 4 vergangen, der sich rasend schnell in der Stadt Radisson und der ganzen USA, nein sogar auf der ganzen Welt verbreitet hat. Als anfängliche Grippe unterschätzte man die Krankheit, doch als man merkte, dass es sich nicht um eine normale Erkältung handelte, war es für Gegenmaßnahmen schon zu spät. Tückisch gaukelt der Virus in seiner ersten Phase vor, er wäre harmlos: Husten, Schnupfen, Fieber und Übelkeit war nichts, was man noch ernst nahm. Erst eine Woche später zeigt er sein wahres Gesicht: rote, juckende, schmerzende Stellen, die den Körper befallen, sich dabei unterschiedlich schnell ausbreiten und den Körper von innen bis auf die Knochen zerfressen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, greift es zusätzlich das Gehirn an, sodass die Infizierten, wenn sie denn noch lang genug leben, den Wahnsinn verfallen und triebhaft nur noch auf die Befriedigung ihres eigenen Grundbedürfnisses, des Überlebens aus sind. Auch wenn scharfe Zungen von 'Zombies' reden, es sind doch nur kranke Menschen, welche sich nun lichtempfindlich in die Dunkelheit zurück ziehen und nicht etwa untot über den Friedhof wandeln. Jeder dieser Menschen wird daran früher oder später sterben und ist noch immer so verwundbar wie alle anderen Gesunden. Doch den Kontakt sollte man meiden, da sich der Virus so leicht durch eine Tröpfcheninfektion übertragen lässt.

Auch die Regierung in der Großstadt Radisson im Südosten der USA, das nahe dem Fluss Flatrock Creek liegt, war machtlos bei einer solch leichten, rasanten Ausbreitung und war sogar nach einigen Wochen selbst zum Großteil betroffen. Die fehlende Befehlsgewalt, die die verängstigte Bevölkerung nicht mehr beruhigen konnte, war ebenso spürbar wie das versagen der öffentlichen Dienste. Als die U-Bahn still stand, war auch das trügerische, normale Leben zusammengebrochen. Zudem wurden die Supermärkte und Apotheken nicht mehr beliefert, was anfänglich zu Hamsterkäufen führte und schließlich in Plünderungen endete. Auch Krankenhäuser wurden ohne Rücksicht ausgeraubt. Jeder wollte für sich und seine Liebsten die nötigsten Sachen für diese Katastrophe in seinen Besitzt wissen. So zogen auch die braven Bürger und besorgte Familienväter los, als sich die Müllberge häuften, das Essen knapp wurde, es kein Strom und fließendes Wasser mehr gab, um sich der Meute anzuschließen.

Wie alle anderen auch, war die Polizei und auch das Militär gleichermaßen von Krankheitsausfällen geschwächt und kam nicht gegen den Ansturm der verängstigten und auch wütenden Bevölkerung an. Wie so oft wurde der Regierung die Schuld gegeben, da diese nicht schnell genug gehandelt hatte. Bevor der wütende Mob im Regierungszentrum ankam, evakuierte das Militär die verbliebenen Beamten und brachten sie zum Militärstützpunkt in Radisson. Ebenso wurden priorisierte Teile der Zivilbevölkerung wie Wissenschaftler und Ärzte dorthin evakuiert. Der Rest der Bevölkerung blieb vorerst auf sich allein gestellt, während das Militär den Notstand ausrief und versuchte die Versorgung der Evakuierungszone sicher zu stellen, die eigenen Truppen zu stärken und zu überlegen wie man mit den Infizierten umgehen sollte. Sollten sie die Seuche ausrotten oder weiter auf Quarantäne und Heilmittel hoffen? Die Uneinigkeit darüber und auch wie man mit dem Rest der Bevölkerung umgehen sollte, brachten viele Soldaten dazu zu desertieren.

Diejenigen, die treu zum Eid standen, wurden in kleinen Einheiten in die Stadt geschickt, um Informationen zu sammeln und auch weitere Stützpunkte unter anderem am Crows Stadion, Krankenhaus, Universität oder Fabriken zu sichern.

Das erwies sich jedoch als hochgradig gefährliche, wie auch fast aussichtslose Mission.
 

In dem vergangenen Jahr, indem die Einwohnerzahl von 1.500.000 auf 250.000 fiel, von denen noch immer 150.000 infiziert sind, versuchte jeder verbliebene Bürger auf seine Weise zu überleben. Viele 'Streuner' verstecken sich vor anderen Menschen aus Angst infiziert oder wegen seinen Habseligkeiten ermordet zu werden. Andere spezialisierten sich auf Tauschgeschäfte, suchten nach Kleidung, Waffen, Zigaretten und anderem, was sie gegen Nahrung und Wasser eintauschen konnten.

Aber recht schnell hatten sich Gruppen von Menschen zusammen geschlossen, die versuchten ihre Ressourcen und Gebiete mit allen Mitteln zu verteidigen. Sie stellten eigene Regeln und Gesetzte auf, setzten diese innerhalb ihrer 'Gangs' erbarmungslos durch. Einzig was zählte war das Überleben. Nicht selten wird ihr Gebiet mit Graffiti oder ähnlichem als Warnung für Außenstehende kenntlich gemacht, doch immer wieder kommt es zu Bandenkriegen, Auslöschung und Gründung neuer Gruppen. Besonders die Laughing Demons haben sich für ihre Brutalität einen Namen gemacht, wo sie doch einige Ex-Häftlinge des nahegelegenen, nun leerstehenden Gefängnisses als Mitglieder haben.

Die meisten Gangmitglieder sind der Willkür ihrer Anführer und Bandenbrüdern und -Schwestern ausgeliefert, sodass es noch immer viele Menschen gibt, die versuchen alleine in dieser Stadt mehr oder weniger erfolgreich zu überleben.

Auf der Jagd

„I dream of love as time runs through my hand”, ertönten die Klänge von Desert Roseaus den Lautsprechern, die an den Laternen des Parks befestigt waren. Lex hockte auf dem Boden, beide Hände zwischen den Beinen und ebenfalls am Boden. Fenrir, sein Wolf, saß neben ihm und beide starrten auf das eingezäunte Basketballfeld vor sich. Man hatte die Umzäunung unter Strom gesetzt, damit drin blieb, was drin war. „Es war nicht meine Schuld! Ich wollte nicht, dass Geri etwas passiert! Wie konntest du mir das nur antun?“, schrie der Gefangene verzweifelt. Lex neigte den Kopf leicht zur Seite und blieb stumm. Es spielte keine Rolle, dass es nicht Markos Schuld war, dass sein Wolf von den Eindringlingen getötet worden war. Er hätte ihn nicht von der Kette lassen sollen, solange er nicht in der Nähe war. Er hätte Geri beschützen müssen. Dass Fremde Waffen haben konnten, hätte er einkalkulieren müssen. Doch er hatte es nicht und jetzt war der Wolf tot. Eine unverzeihliche Sünde, zumindest in den Augen des Seconds.

Aus dem Augenwinkel nahm der junge Mann das Ohrenzucken seines Wolfes wahr. Kurz darauf konnte er auch selbst die Schritte hören, die auf ihn zukamen. Fenrir hörte sie immer zuerst. „Cerberus? Wir haben dem Wolf das Fell abgezogen, wie du es befohlen hast.“ „Gut. Gebt es zu den Kürschnern, sie sollen etwas Sinnvolles daraus machen“, sagte der Second. „Habt ihr ihn vergraben?“ Als er keine Antwort bekam, wandte er seinen Blick zu dem Mann auf, der gebannt auf den "Käfig" starrte. „Was?“, knurrte Lex ihn an. „War das wirklich nötig? Es war nicht Markos Schuld, also nicht wirklich.“ Lex richtete sich zu voller Größe auf und antwortete: „‘Nicht wirklich‘ reicht völlig aus. Sein Wolf ist tot und er folgt ihm, so sind die Regeln –ohne Ausnahme. Oder stellst du meine Befehlsführung in Frage, McClean?“ „Nein, nein“, sprach er schnell und hob abwehrend die Hände vor den Körper, „Natürlich nicht.“ „Was ist mit den Eindringlingen? Habt ihr sie?“ „Noch nicht“, antwortete McClean. „Findet sie“, knurrte Lex erneut und begab sich wieder in die hockende Position neben Fenrir. Der Mann verschwand und ließ die beiden mit dem verstörenden Anblicks Markos allein. „Ich hasse dich, verdammter Cerberus! Alle hassen dich! All deine furchtbaren Taten werden auf dich zurückkommen, du wirst sehen!“, schrie Marko plötzlich und forderte so wieder die Aufmerksamkeit des jungen Mannes ein. Lex stand auf, ging einige Schritte auf den Gefangenen zu und verharrte einen Meter vor ihm. „In einigen Tagen werde ich dir zusehen können, wie du dir das Fleisch vom Leib reißt. Werde zusehen, wie du an deinen eigenen Knochen nagst wie ein wildes Tier.“ Ein kaltes Lächeln lag auf dem Gesicht des Second. „Du hättest besser auf deinen Wolf aufpassen müssen, dann hätte ich dich nicht von unserem infizierten Tier beißen lassen müssen. Du bist selbst schuld.“ „Ich hasse dich! Alle hassen dich!“, schrie Marko erneut. „Sollen sie“, antwortete der Angesprochene gleichmütig und ging wieder zurück zu Fenrir. Er streichelte ihn sanft hinter den Ohren und sofort begann das Tier, seinen Kopf der Liebkosung entgegen zu strecken. Ein warmes Lächeln lag auf Lex‘ Lippen, als Fenrir vor Entspannung die Augen schloss. Seine eisblauen Augen, die der Second so liebte. Sie hielten einen fest, zumindest fühlte es sich für ihn so an. Als könne einen der Wolf mit einem Blick zwingen, nirgends anders hinzusehen.

Wieder nahm er das Zucken der Ohren wahr und wartete bis auch er die Schritte hören konnte. Wer kam jetzt noch? Hatte das Rudel die Eindringlinge gefunden? Er sah den schwarzen Wolf, der immer Luanas Anwesenheit ankündigte. Nur einige Sekunden später kam sie neben ihm zum Stehen. „Was konntest du erfahren?“, fragte sie harsch und knurrig. Sembras legte sich in den Schatten und beobachte sie mit wachsamem Augen und Ohren.

Keine Begrüßung, eine direkte Frage und das Knurren in der Stimme verrieten, dass sie zornig war. „Nun, Marko ist leider nicht besonders gesprächig –zumindest nicht in den Sachen, die mich interessieren. Wertlose Informationen scheint er heute kostenlos zu verteilen.“ „Halt deine verdammte Klappe! Du hast mich infiziert! Du elender Hund hast mich infiziert! Lua, ich bitte dich, hilf mir!“, bettelte der Eingesperrte. Lex nahm einen größeren Stein, der in der Nähe lag und warf ihn gegen den elektrischen Zaun. Marko erschrak und fiel nach hinten um. „Du wagst es nicht, sie so zu nennen! Für dich, Dreckstöle, ist sie „Herrin“, hast du mich verstanden? Eigentlich solltest du es überhaupt nicht wagen, sie anzusprechen!“ Fenrir hatte sich bei dem Wutausbruch seines Herrn aufgerichtet und drohend die Lefzen nach oben gezogen. Es war selten, dass Lex so aus der Haut fuhr, aber Luana war einfach eine andere Sache. Er verdankte ihr einfach so unendlich viel. Wäre sie nicht gewesen, hätte sie nicht alle geeint, würde er noch heute wie ein Hund durch die Straßen streunen.

Luana warf nur einen vernichtenden Blick in Markos Richtung, blieb aber stumm. Der Second atmete noch einmal tief durch und wandte sich dann wieder der Anführerin seiner Bande zu. „Du bist nicht böse, weil ich ihn schon bestraft habe, oder Lu‘? Ich weiß, wie sehr du es hasst, bei solchen Bestrafungen übergangen zu werden.“ Sie schwieg, den Blick weiterhin auf den Gefangenen gerichtet. Ob sie ihm nur nicht antwortete, weil sie der Meinung war, ihr Blick müsste völlig ausreichen oder ob sie tatsächlich nicht zugehört hatte, konnte er nicht sagen.

„Die zwei, die wir suchen, haben ja wirklich einen gewaltigen Schaden hinterlassen. Man könnte meinen, wir wären von einer ganzen Armee und nicht von zwei Leuten angegriffen worden. Noch dazu ist einer nur eine Frau.“ Sofort spürte er ihren Blick. Sie war einer der wenigen Menschen, der so etwas wie Angst bei ihm erzeugen konnte, weswegen er schnell hinzufügte: „Ich meine, nun… Sie ist nicht du, Lu‘, okay? Niemand ist wie du.“ Den zweiten Satz hatte er leiser ausgesprochen, mehr geflüstert. „Wie auch immer, wir müssen sie finden. Sie haben vier Wölfe getötet und sie sollen ihre gerechte Strafe dafür erhalten. Widerliches Pack! Wir sollten selbst nach ihnen suchen gehen, Lu‘. Nachdem sie vier von uns auf dem Gewissen haben, scheinen sie in der Tat gefährlich zu sein. Ich würde ungern die Welpen losschicken. Das Blut, was bereits vergossen wurde, reicht mir für heute. Oder siehst du das anders, Lu‘?“

Das Gemurmel ihrer rechten Hand überging die Anführerin. „Wo habt ihr sie zuletzt gesehen, sprich!“ Ihr Befehl ging an Marko, welcher zugleich wegen ihrem kalten Blick und dem Tonfall, der einem das Blut in den Adern gefrieren lies, zurück stolperte. „Im Hotel nahe des Parks“, kam es zittrig hervor.

Nach erhaltener Information sah sie in den Himmel hinauf. Geistesabwesend strichen ihre Finger übereinander, ein Zeichen dass sie sich eine Strategie überlegte. „Es dämmert, die Jünglinge sind noch nicht für die Nacht gerüstet, es wäre ein Selbstmordkommando. Wir beide gehen. Jetzt“, entschied sie. Ihre Waffen trug sie immer, selbst beim Schlafen mittlerweile. Keines Blickes würdigte sie mehr den Verräter und begann in die Nacht zu schreiten.

Sembras erhob sich zuvor, was ein Zeichen dafür war, dass seine Herrin bereit war aufzubrechen. Ein Bund zwischen Wolf und Mensch war ebenso geheimnisvoll, wie er auch unergründlich war. Luana bestätigte seine Meinung, dass die Welpen noch nicht bereit waren. Dabei hatte er keinesfalls von Kindern oder dergleichen gesprochen –die er nicht mochte –sondern von den Neuzugängen der Wölfe. Viele hatten noch keinen Gefährten und kannten die Regeln der Bande noch nicht besonders gut. Lex nahm die schwarze, lederne Umhängetasche vom Boden, suchte kurz darin und fand dann die Flasche Wasser. Er trat näher an den Zaun heran und warf sie darüber. „Damit du mir nicht dehydrierst. Ich will immerhin sehen, wie du dich selbst zerfleischt.“ Dann folgte er Luana und machte zwei leise Klickgeräusche, welche Fenrir zeigte, dass sie sich auf den Weg machten. Während Sembras voranschritt, lief Lex‘ Wolf ruhig neben ihm her.

Das Hotel nahe dem Park, hatte Marko gesagt. Idiot, es gab vier an der Zahl, hätte er nicht genauer sein können? Elender Bastard. Sie waren bereits an der Mauer angekommen und sprangen darüber, die Hotels waren nicht mehr weit. Beide liefen schweigend nebeneinander her, bis sie einen Marktplatz erreichten. „Und die Quizfrage des heutigen Tages lautet: Welche verschissene Richtung nehmen wir jetzt? Das Hotel nahe des Parks“, äffte Lex die Stimme von Marko nach, „Verdammter Drecksköter. Na los, Sembras, dein Näschen ist doch das Beste von unseren –welchen Weg sollen wir nehmen?“ Der Wolf sah erst ihn an, dann zu seiner Herrin, als wollte er sich erst die Erlaubnis einholen, auch auf jemand anderen zu hören. Luana nickte unmerklich und der Wolf begann die Fährte aufzunehmen. „Die linke Gasse ist es also.“ Kurz nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, setzten sie sich auch schon in Bewegung. Lex war sich sicher, dass auch Fenrir die Fährte aufgenommen hätte. Aber zum einen war es nicht ganz unklug, dem Wolf der Anführerin die beste Nase zu unterstellen, zum anderen war Sembras auch der bessere Spürhund. Lex war allerdings äußerst zufrieden mit Fenrir, für seine Zwecke reichte es.

Die Gassen waren völlig leer. Nicht das er mit Menschenmassen gerechnet hatte, woher auch? Und doch, viele Dinge verbargen sich in den Schatten. Viele Dinge, die einen überraschen konnten, wenn man nicht auf der Hut war und das war etwas, was weder Luana noch er zu diesem Zeitpunkt gebrauchen konnten. Es sollte Rache geübt werden. Jetzt. Und grausam sollte sie sein. Vier aus dem eigenen Rudel ausgelöscht. Vier. Von lächerlichen zwei Figuren.

Sembras hielt vor einem Hotel inne. Sie waren da. Angekommen, um die Eindringlinge ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Doch wo sollten sie mit ihrer Suche beginnen? Sie waren nur zu zweit, sicher, sie konnten sich aufteilen, aber auch dann würde die Suche lang dauern. Noch dazu wussten sie, dass sie es mit zwei Menschen zu tun hatten, die anscheinend äußerst gefährlich waren. Zumindest so kampferprobt, um einige der Wölfe auszulöschen. War es da wirklich ratsam, allein auf zwei treffen zu wollen? Während der Second all diese Überlegungen anstellte, blickte er verstohlen zu Luana. Sie war keine Frau, der man normalerweise die Gedanken und Gefühle am Gesicht ablesen konnte, doch auch sie schien zu grübeln und er glaubte kaum, dass ihre Überlegungen andere waren als die seinen.

„Sollten sie drinnen sein, könnten sie fliehen, sind sie bereits draußen sind sie schon auf der Flucht“, brach Luana schließlich die Stille und ihr Blick wanderte zu Lex. Er musste kurz grinsen, als seine Anführerin ihre Gedanken über die eventuelle Flucht der Eindringlinge aussprach. Er hatte sich nicht getäuscht, sie hatte dieselben Gedanken gehabt wie er –oder zumindest ähnliche. Das war der Grund, warum er gerne mit ihr arbeitete. Sie verschwendete keine Zeit, war keine Last, auf die man ein Auge haben musste. Kühler und sachlicher Verstand, selbst wenn Körper und Geist nur nach Rache dürsteten. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten der beiden. Ausblenden, nannte er es für sich. Er bemerkte, wie Luana ihn ansah, den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Kurz darauf wandte sie wieder ihren Kopf ab und sah auf ihren schwarzen Wolf. Er hatte etwas gehört, da war sich Lex sicher, denn auch Fenrir neben ihm hatte kurz gezuckt. Sogar einen Moment vor Sembras. Anscheinend war Fenrir der bessere Lauscher, was ein kleines, unmerkliches Lächeln auf sein Gesicht zauberte. Für untrainierte Augen nicht sichtbar. Beide Wölfe starrten augenblicklich in die gleiche Richtung. Lex folgte ihren Blicken und erkannte zwei Gestalten einige Meter von ihnen entfernt. Sie waren es. Sie mussten es sein. Der eine war ein Mann, circa 1,80mgroß mit zerzausten,braunen Haaren und Bart, er trug dunkle Jeans, eine dunkle Lederjacke und hatte einen prallgefüllten Rucksack auf seinen Rücken. Begleitet wurde er von einer zierlicheren Gestalt, vermutlich die Frau, die circa 1,65m groß war, ebenfalls eine braune Lederjacke und schwarze Hose trug und einen vollen Rucksack dabei hatte. Es passte auf die Beschreibung der beiden Flüchtigen.

Blutrache –es war endlich soweit. Rasch streifte Cerberus den Bogen von der Schulter und griff nach einem Pfeil. Ein Warnschuss. Faires Spiel. Sie sollten wissen, dass sie gejagt wurden. Sembras fletschte seine messerscharfen Reißzähne, ein Zeichen, das er Blut witterte. Auch in Luanas Gesicht konnte man ihre Wut und ihren Zorn erkennen.

„Was zum…?!“, keuchte die fremde Frau, stolperte erschrocken einige Schritte zurück und sah sich verwirrt danach um, was an ihr vorbei geflogen war. Als sie den Pfeil neben sich in der Wand bemerkte, sah sie in die andere Richtung. Auch der Mann wirbelte augenblicklich mit einem Fluch auf den Lippen zu ihnen herum. „Sie… sie…das …nein… !“, stammelte die Frau heiser schon mit panischen Blick, als sie die Wölfe erkannte. Sie ging einige Meter rückwärts, schob dabei den Mann mit zurück, während sie dennoch gleichzeitig ihre beiden Dolche zog. „Lauf… lauf… Wir müssen weg!“, schrie sie nun doch und zog den Mann am Ärmel mit, um in die nächste Gasse zu einzubiegen.

Beute, immer wieder dasselbe, dachte Lex. Und am Ende bekommen wir sie doch immer. Lex kniete sich in die Hocke und flüsterte Fenrir zu: „Hol sie dir! Sei vorsichtig.“ Der Wolf sah ihn kurz an, leckte ihm über die Wange und rannte los. Lex richtete sich wieder auf und wischte sich mit dem Jackettärmel über die Wange. „Nicht im Gesicht, verdammt!“, schrie er dem Wolf nach, der die Verfolgung bereits aufgenommen hatte. Aus dem Augenwinkel konnte er Lua wahrnehmen, die bei seinem Ausruf kurz geschmunzelt hatte. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er eigentlich noch nie gesehen, wie Sembras seine Herrin ableckte.

Cerberus legte den Kopf in den Nacken und ließ ein lautes Jaulen aus seiner Kehle dringen –den Ruf der Wölfe. Der Ruf hallte von den Häuserwänden der vielen, kleinen Gassen wider und würde das Jaulen weit tragen. Der Second hatte zehn Mann nach den Eindringlingen suchen lassen, zwei waren bereits tot, blieben noch acht Mitglieder, die sich in der Nähe aufhalten mussten. Drei von ihnen hatten Wölfe. Lex glaubte zwar, dass Luana und er es auch allein schaffen konnten, aber er durfte die zwei nicht unterschätzen. Sie hatte eine blutige Spur hinterlassen –nein, unterschätzen würde er sie nicht. Also Quantität über Qualität. Nun setzte sich auch Lex in Bewegung und war nach einigen Schritten an der Hausecke angekommen, an der die zwei verschwunden waren. Er sah sie die lange Gasse entlang rennen, Fenrir auf ihren Fersen. Im Laufen zog der Verfolgte seine Klinge aus dem Verschluss am Bein, sprintete aber unbeirrt weiter. Zuerst wollten sie rechts abbiegen, aber sie änderten ihre Meinung und liefen nach links, jedoch stolperten sie auch dort wieder rückwärts hinaus und so konnten sie nur weiter die Gasse entlang rennen. Lex blieb stehen, holte einen Pfeil aus dem Köcher und feuerte ihn ab. Im gleichen Moment drehte sich auch der Mann um, für den der Pfeil bestimmt war. „Deckung Vik!“, rief er, versuchte seine Partnerin zur Seite zu drängen und entging so dem Pfeil. Ein zweiter Pfeil verließ den Bogen und auch diesem konnte der Mann ausweichen. „Verdammt!“, knurrte der Wolf vor sich hin. Luana hatte ihn mittlerweile überholt und auch Lex setzte sich wieder in Bewegung.

Cerberus hatte den Geruch bereits wahrgenommen, bevor die Gestalt aus einer kleinen Seitengasse zu ihm gestoßen war –McClean. Der erste Wolf war eingetroffen. Ein kurzes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er freute sich schon jetzt auf den Ausdruck der Eindringlinge, wenn sie begriffen, dass es kein Entkommen gab. Egal in welche Gasse sie rannten, irgendwo würde immer ein Wolf sein. Ja, auf die Gesichter war er sehr gespannt. Er liebte es, die Verzweiflung im Gesicht der Beute zu sehen, wenn sie einsehen mussten, dass sie verloren hatten.

Die Wölfe jagten die zwei weiter durch die Gassen und Fenrir war nur noch einige Meter hinter ihnen. Noch einmal blieb Lex stehen und sendete dem Mann einen weiteren Gruß. Diesmal würde er treffen, der Eindringling hatte sich nicht umgedreht und sah ihn dementsprechend auch nicht kommen. Im gleichen Moment sprang Fenrir dem Mann in den Rücken und wurde von dem Pfeil getroffen. Kein Mucks entfuhr der stummen Kehle. „NEIN!“, schrie Lex. Er hatte Fenrir in den rechten Hinterlauf getroffen und obwohl er verletzt war, hatte er den Mann zu Boden gebracht und stand nun auf seinem Rücken, die Lefzen nach oben gezogen, ohne ein Knurren von sich zu geben .McClean war nach Lex‘ Ausruf stehen geblieben und sah ihn nun an. „Starr mich nicht an, Idiot! Hilf ihm, verdammt!“, schrie er den Wolf an und setzte sich selbst bereits wieder in Bewegung, um Fenrir zu Hilfe zu eilen. Lex hatte seinen eigenen Wolf getroffen, er musste ihm helfen. Aus einer vor ihm liegenden Gasse trat ein weiterer Wolf hervor, der sich kurz umsah und in Richtung der Eindringlinge verschwand.

Rücklings schlug der Mann mit dem Messer blind in die Richtung, aus der dieser heiße Atem entsprang der ihm in Nacken hing. Tief trieb er das Messer in die Haut des Wolfes und sogleich rann Fenrirs Blut über den Schaft an seiner Hand entlang.

Lex konnte sehen, wie Fenrir von einer Klinge getroffen, doch der Wolf verharrte in seiner Position. Er musste solche Schmerzen haben und Lex fühlte sich, als würde er keinen Zentimeter vorankommen. Vor sich sah der Second, wie auch Luana ihren Angriff gestartet hatte.

Aus dem Stand war Luana in den Sprint gegangen, relativ weit nach vorne gebeugt, Sembras direkt hinter sich, nahm sie ebenfalls die Verfolgung auf. Ihr Wolf rannte vor,sprang die Frau an, doch diese drehte sich weg, hatte ihre Dolche erhoben und erwischte den Wolf nur oberflächlich an der Schulter, der darauf verbissen aufknurrte. Lua steigerte ihr Tempo und warf die Frau aus dem Lauf heraus gegen die nächste Wand. Während die Fremde noch kurz benommen nach Atem rang, zog Luana bereits ihr Katana und gab Sembras mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er sich nicht einmischen sollte. „Ich versteh nicht was das soll, ich hab doch früher schon mit euch gehandelt. Hättet ihr wegen zwei belanglosen Flaschen Wasser nicht so ein Aufstand gemacht, wäre es nie so weit gekommen. Aber Marko ist wirklich zu dumm ein aufgeschlagenes Knie vom Virus zu unterscheiden“, sagte das Mädchen bitter. Im nächsten Moment stieß sie sich von der Wand ab, rannte erst auf Luana zu, ließ sich auf ihr rechtes Bein fallen und rutschte mit gekreuzten Klingen an der Anführerin vorbei, wobei sie Luanas Katana ablenkte. Hinter Luana wirbelte sie herum, versuchte ihre Sehnen an den Waden zu zerschneiden, musste aber dann doch mit schräger Rolle ausweichen. In der Hocke kam sie zum Stillstand, richtete sich dabei wieder auf. Mit erhobenen Schwert kam Luana erneut auf die Frau zu, diese beugte den Oberkörper nach hinten, um den Schwert zu entgehen, ihre Hände legte sie dabei auf den Boden, stieß sich dabei weiter mit den Beinen ab, um dann mit einen leicht schiefen Salto nach hinten auszuweichen. Dabei traf sie Luana mit dem rechten Fuß hart unter ihr Kinn, worauf sie kurz zurück taumelte.

Währenddessen landete die Fremde unsanft auf ihrem rechten Knie, ging aber sofort in die Hocke und sprintete zur Wand, wobei sie gleichzeitig die Dolche wegsteckte. Sie sprang mit den rechten Fuß dagegen, drückte sich auch mit den linken weiter hoch, bis ihre Finger die unterste Sprosse der Feuerleiter erreichten. Dort versuchte sie etwas Schwung zu holen, wobei Luanas Katana sie nur knapp verfehlte.

Sie ließ los, wirbelte einem gehockten Salto in Ryans Richtung und kam hart mit dem linken Knie auf dem Boden neben ihm auf. Lex‘ Wolf wich vor Verwunderung kurz zurück, woraufhin sie ihre Dolche erneut zog.

Als nächstes musste Cerberus also noch mit ansehen, wie die Frau seinem Wolf ebenfalls mit einer Klinge an der Schnauze traf, was dem Mann die Chance gab, aufzustehen, während sie sich selbst mit einigen Rückwertsaltos zurück zog, um sich ihrem Kampf mit Luana zu widmen.

Der Mann richtete sich sofort wieder auf, hatte dabei nur einen kurzen Seitenblick für seine Partnerin übrig, als er sich bereits wieder kampfbereit machte. Auch Fenrir führte einige weitere Angriffe aus, die aber alle ins Leere gingen, als der Fremde seinen Sprüngen auswich. Dann machte der Mann einen Angriff, doch er schaffte es nicht sein Kampfmesser in dem stummen Wolf zu versenken. Lex, der nicht tatenlos zusehen konnte, blieb noch einmal stehen und schoss einen weiteren Pfeil ab. Innerlich betete er, dass der Wolf nicht nochmal den gleichen Gedanken hatte wie er und seinen Gegner angriff. Aber dieser Pfeil traf sein Ziel in die rechte Schulter und der Mann wurde von den Beinen geholt, wobei ihm sein Messer aus dem Griff entglitt. Wieder war Fenrir auf ihm. Sofort schlug der Mann mit seiner linken Faust auf das Tier ein, was sich davon jedoch relativ unbeeindruckt zeigt. Nun unbewaffnet konzentrierte sich der Mann darauf, die Zähne des Wolfes von seiner Kehle fernzuhalten, während seine in Verbänden gehüllte, rechte Hand verzweifelt versuchte, Halt am Hals des Wolfes zu finden.

Währenddessen rannte die fremde Frau wieder in Luanas Richtung, hielt aber erneut auf die Hauswand zu. Sie sprang dagegen, erst mit den rechten Fuß, stieß sich weiter mit den linken ab, um hinter sie zu kommen. Als sie sich mit den linken Fuß abstieß, kam sie nicht so hoch, wie sie wollte, rutschte zudem etwas ab und knallte hart auf ihrer Seite auf, wobei sie ihren linken Dolch verlor. Bevor sie diesen wieder aufnehmen konnte, musste sie sich zur Seite rollen, um nicht von Luanas Schwert getroffen zu werden. Mit schmerzvollem Stöhnen rappelte sich die Fremde wieder auf, hielt sich kampfbereit mit nur einem ihrer Dolche und wartete vorerst ab. Wieder griff Luana sie mit geübten Schwertschwüngen an und die Frau parierte nur mit ihrem Dolch, stolperte dabei etwas zurück, wich auch dem nächsten Schlag aus, wehrte den darauf folgenden mit dem Dolch ab. Unter angestrengten Atemzügen versuchte sie, sich von Luana nicht treffen zu lassen. Wieder wich sie aus, wurde einen Moment vom Kampf ihres Partners abgelenkt, als sie sich umsah und bekam sogleich die Klinge des Schwertes an ihrem rechten Oberarm zu spüren, was sie dazu veranlasste, auch den verbliebenen Dolch plötzlich fallen zu lassen, während sich ihre linke Hand schon auf die Wunde drückte. Die Fremde versuchte dennoch auszuweichen, doch ihr linkes, scheinbar verletztes Knie knickte weg, sodass sie ins Stolpern geriet und auf den Rücken fiel. Sofort stellte Luana ihren Fuß auf ihren Oberkörper und hielt ihr die Klinge an die Kehle.

Kurz sah sie der Anführerin in die Augen, dann wandte sie sich ab und sah ihren Partner unter Tränen an. „Ryan… es tut mir Leid. Ich hätte dich nicht zum Park bringen sollen. Es ist alles meine Schuld… Verzeih mir…“, wimmerte sie leise, was der Mann während seinem stillen Gerangel mit der Schnauze des Wolfes, nur unterbrochen von seinen eigenen angestrengten Lauten, vernahm. Sein erster, zögerlicher Seitenblick ließ seine Pupillen sich vor Schreck weiten. Hektisch wechselte seine Perspektive, aufgescheucht zu der Frau und zurück zu dem stummen Wolf, Frau –Wolf, immer und immer wieder. „Viki, Nein! Wehr dich, verdammt, Kämpfe… FUCK…Lass das nicht...“, fing er an. Verzweifelt versuchte er sich gegen das Gewicht des Wolfes zu stemmen, sich irgendwie aufzurichten, helfen zu können. Doch es gelang ihm nicht. Ein frustrierter Schrei entrang seiner Kehle, bildete keine Silben, drückte nur seine niedere, animalische Verzweiflung aus, während er zwei bis drei weitere Hiebe gegen den Kopf des Wolfes ausführte. Sein linker Arm fand Fenrirs Kopf, panisch drückte er seinen Daumen mit Anspannung in das blaue Auge welches ihn mit Mordlust anfunkelte. Der Druck auf das empfindliche Organ schien dem Wolf zu missfallen, doch schien er nicht bereit zu sein zurückzuweichen.

Endlich kamen die zwei Wolfsmitglieder an. McClean mit einer Brechstange, Duke mit einem Baseballschläger bewaffnet. Die meisten Wölfe hatten eher simple Waffen, die großen Schaden verursachen konnten. Lex hatte sich aus zwei Gründen für einen Bogen entschieden. An Munition war schwer ranzukommen, Pfeile waren da eine ganz andere Sache und konnten wiederverwendeten werden, wenn man sie den Toten aus dem Fleisch zog. Zum anderen tötete ein einziger Pfeil selten –zumindest wenn man das wollte. Es brauchte zwei, drei gut platzierte Geschosse, die sich die meisten Opfer rauszogen und damit einen höheren Blutverlust in Kauf nahmen. „Fenrir!“, rief er dem Tier entgegen, welches sofort von dem Mann abließ und auf ihn zu rannte. Die beiden Wölfe gaben dem Mann keine Chance noch einmal auf die Beine zu kommen und prügelten hart auf ihn ein, nachdem McClean ihn grob den Pfeil aus der Schulter riss. Die Hiebe und Tritte veranlassten den Mann dazu, mit den Armen seinen Kopf zu schützen.

Ryan!“, schrie die Frau unter Tränen, wand sich danach an Luana. Flehend sah sie nun zu ihr auf. „Lasst ihn gehen, er hat nichts damit zu tun. Ich hab ihn in den Park gebracht, ich war es. Er ist mir nur gefolgt… bitte, lasst ihn einfach gehen… es… es war doch alles meine Idee…“, hauchte sie und ihre wimmernde Stimme drohte immer wieder weg zu brechen.

Endlich trafen Wolf und Herrchen wieder aufeinander. Lex ging sofort auf die Knie und streichelte seinen Gefährten. „Du warst tapfer, aber ab jetzt hältst du dich zurück“, sagte er sanft und stand wieder auf. „Es reicht!“, herrschte er McClean und Duke an. Der Mann bewegte sich nicht, aber er lebte noch. Lex legte die letzten Meter zurück, die ihn noch von der kleinen Gruppe trennten. „Richtet sie auf und haltet ihre Hände hinterm Rücken fest! Duke, du nimmst den Mann“, befahl er. Duke war größer und breiter als McClean, sollte der Mann noch irgendwo Kraftreserven haben, konnte Duke ihn besser in Griff bekommen, als der andere.

Luana ließ die Klinge, welche am Hals der Frau lag, sinken und ging einige Schritte zurück. Lex trat auf den Mann zu. „Du hast meinen Wolf verletzt, Arschloch“, knurrte er ihn an. Nach seinen Worten spürte Lex Fenrirs Nase an seinem Oberschenkel. Er blickt hinab und sah, dass der Wolf den Griff des Kampfmessers in der Schnauze hatte. Er nahm es ihm ab und beäugte es von allen Seiten. Im Griff konnte er eine Inschrift sehen. R.B. –wahrscheinlich Initialen, dachte er. „Also, Drecksack, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“, fragte er abfällig, doch der Blick des Angesprochenen blieb sorgenvoll auf seine Partnerin geheftet, die selbst nur zu Boden starrte und stark zitterte. Nach der ausbleibenden Antwort seines Gegenübers rammte Lex ihm das Kampfmesser in die rechte Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Niemand greift meinen Wolf an. Merk‘s dir, Arschloch.“ Der Mann keuchte gequält auf, während die Frau nur ein schockiertes „Nein!“, herausbrachte und sich kraftlos versuchte loszureißen. „Fick dich ins Knie, Penner!“, schrie der Mann Lex anschließen an. Der zog das Messer wieder heraus und Blut lief aus der Verletzung. Cerberus warf die Waffe achtlos zu Boden und begann vor den Gefangenen auf und ab zu laufen. „Ich frag‘ es nur einmal, also hört gut zu“, begann er ruhig, „Wer von euch beiden hat den Wolf erschossen?“ Die Beiden blieben allerdings stumm, wobei die Frau unsicher und ängstlich zu ihrem Partner aufsah. Lex lachte verächtlich. „Keine Freiwilligen, die vortreten wollen? Nun, dann rate ich doch einfachmal.“ Er ging einige Schritte auf Ryan zu, neigte den Oberkörper leicht nach unten und begann an ihm zu schnuppern. Als der Wolf wieder seinen Kopf erhob und dem Eindringling in die Augen sah, lag ein kaltes Lächeln auf seinen Lippen. „Wir riechen nach Schießpulver? Du warst es also“, erneut lachte er freudlos, „Hast dein kleines Lamm vor dem großen, bösen Wolf beschützt, was? War es nicht so, Arschloch? Gib es zu, nur um die Schlampe zu beschützen, hast du einen Wolf geopfert? Für dieses wertlose Stück Scheiße?“ Lex konnte den blanken Hass auf dem Gesicht seines Gegenübers sehen, der sich zu einem gezwungenen Lächeln durchrang.

„Na gefall ich dir oder was? Sorry, ich bin leider nicht von der Sorte, außerdem Vergeben. Ich hoffe das schmälert meine Chancen nicht…“, sagte er und erntete daraufhin einen Magenhieb, der ihn die Luft aus den Lungen presse, diesen aber mit Genugtuung hinnahm.

„Nein! Ich war es!“, schrie die Frau fast panisch, während die Mimik des Mannes augenblicklich gefror und Lex ihr den Kopf zu wandte. Sie schien verzweifelt –nicht ungewöhnlich in der Situation, in der sie sich befanden. Aber ihr schien viel an dem Mann zu liegen. Lex ging auf die Frau zu und beschnupperte auch sie, wobei sie augenblicklich erstarrte –sie roch ebenfalls nach Schießpulver. „Du warst es also, Miststück?“, fragte er und tippte mit dem Ende des Bogens leicht gegen die Verletzung der Frau am Knie, wobei sie sich verkrampfte und anfing viel zu viel und viel zu flach zu atmen. Dass sie dort verletzt war, war ihm schon berichtet worden –denn immerhin war das der Grund des Angriffs gewesen. Sie nickte zögerlich. Lex atmete einmal tief durch entfernte sich einige Schritte von ihr und zog dann blitzschnell einen Pfeil aus dem Köcher und schoss auf ihr Knie. Die Frau schrie aus Leibeskräften auf, sackte etwas weg und der Second verkürzte zügig den Abstand zwischen ihnen, während ihr Partner anfing an zu toben, sich wild und ungelenk gegen die Arme, die ihn festhielten, zu sträuben, bis zur völligen Verausgabung, wobei er lautstark schrie und fluchte.

Lex ignorierte ihn, während sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem der Frau entfernt war. „Wie fühlt es sich an, Miststück? Hm? Wie fühlt es sich an, von einem Geschoss durchbohrt zu werden? Wie?“, knurrte er sie gefährlich an, doch sie war außerstande ihm zu antworten, versuchte dabei nur gegen den Schmerz anzuatmen. Als eine Antwort ausblieb, ging er auf ein Knie hinunter, packte den Pfeil und schob ihn tiefer ins Fleisch. Wieder ein Aufschrei, während sie vergeblich versuchte das Bein etwas mitzubewegen und den Schmerz zu verringern. Ihre Tränen suchten sich den Weg die schon rot verheulten Augen hinab. „Na? Fühlt es sich gut an, wenn es sich tiefer in den Körper bohrt? Los, Schlampe, sag was!“ Die geschrienen Einwände des Mannes ignorierte der Second. .„Bitte… hör auf… bitte… es… es ist… es ist…“, begann sie stammelnd, bekam aber keinen Satz zusammen. Dann zog der Second den Pfeil drehend heraus, damit die Wunde, die er zurückließ, größer wurde. Wieder schrie sie aus voller Kehle, bevor sie sich nur noch kraftlos hängen ließ. Er richtete sich wieder auf und flüsterte in ihr Ohr: „Los, sag es mir, Miststück, wie fühlt es sich an, wenn das Blut aus dem Körper fließt? Sag was, elende Missgeburt!“

Ihr stand mittlerweile kalter Schweiß auf der Stirn, der Körper erzitterte unter dem Schmerz nur noch mehr, auch wenn sie ihr Bein gerade nicht belastete, doch dieses Mal antwortete sie sofort: „Unerträglich! Es…es… es ist unerträglich… ich wär' lieber sofort gestorben, wie dein geliebter Wolf…“, zischte sie. Das Tier hatte also zumindest nicht leiden müssen –ein tröstlicher Gedanke befand der junge Mann. Er warf den blutigen Pfeil achtlos über die Schulter und sah der Frau wieder in die Augen. „Du wagst es nicht noch einmal, einem Wolf zu schaden“, sagte er mit kaltem Hass in der Stimme. Dann rotzte er ihr ins Gesicht, worauf hin sie sich beschämt abwandte und ihr Partner sich ein letztes Mal gegen Duke aufbäumte, sich erneut gegen die Arme, die ihn festhielten, sträubte, bis Lex Luanas Stimme vernahm: „Cerberus!“ Der Second hatte sich schon gefragt, wann sie wohl einschreiten würde. Luana wollte genauso Rache wie er, daran bestand kein Zweifel, sie hatten eben nur unterschiedliche Auffassungen. Für sie reichte es, wenn jemand getötet wurde, für Lex musste es qualvoll sein. Der Tod sollte keine Bestrafung sein, sondern eine Erlösung.

Wieder spürte der Second die Nase seines Wolfes. Er hatte den Pfeil apportiert. Ein warmes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Du willst spielen?“, fragte er und nahm den blutigen Pfeil aus der Schnauze. Der Wolf wedelte mit dem Schwanz. Lex drehte sich um, warf den Pfeil und ging dann. Luana würde schon die nötigen Anweisungen geben. Ihren Blick vermied er absichtlich, dieser konnte töten, wenn er wollte. Luanas Blick wanderte vom Mann zur Frau und schnaubte verächtlich. Sembras kam lautlos aus dem Schatten an geschlichen und drückte sich an ihrem Bein entlang. Ihre Hand ruhte auf dessen Kopf, genüsslich schloss der nachtschwarze Wolf halb seine Augen, als seine Herrin ihm sanft den Kopf kraulte. „Sperrt sie in zwei verschiedene Käfige, soweit voneinander entfernt, dass keine Art der Kommunikation zwischen den Beiden stattfinden kann“, bellte sie den Befehl, welchem sogleich Folge geleistet wurde. Sie machte sich auf den Weg zurück.

„Vik! Vik… halt nur durch, du musst es irgendwie wegschaffen, du bist flink genug!“, rief der Mann noch knapp ,ehe er fortgeschleppt wurde. Panisch und hilflos sah die Frau zu dem Mann, wurde aber sogleich von McClean in Bewegung gesetzt, dennoch versuchte sie sich dagegen zu wehren. „Ryan… mein Knie…“, schluchzte sie verzweifelt. „Zurück zum… zum Blumengeschäft. Über den Sonnenblumen sind Notreserven für ein paar Tage“, schrie sie hastig, als sie schon in eine andere Gasse geführt wurde und den Kontakt zum Mann verlor. „Ryan! Vergiss mich nicht! Bitte… Finney Street 415 -Fort-Viertel, da hab ich gewohnt… Bitte! Ich… Ich liebe dich!“, schrie sie noch so laut sie konnte. Lex konnte hören, wie die Frau, die anscheinend Viktoria hieß –zumindest schloss er das aus dem geschrienen „Vik“ des Mannes –ihrem Partner nachrief, dass sie ihn liebte. Der Second hatte seine Schritte verlangsamt, um auf Ryans Höhe zu kommen. Er holte eine Zigarettenschachtel aus der Jacketttasche und zündete sich eine an. „Mir kommen gleich die Tränen. Herzzerreißend, mein Gott. Muss sich scheiße anfühlen, auf so was keine Antwort geben zu können“, sagte er kalt lächelnd an Ryan gewandt und blies ihm den Rauch direkt ins Gesicht. Das war die Rache dafür, dass er ihn eine Schwuchtel genannt hatte –neben dem Schlag in den Magen. Kurz darauf verlor Ryan sein Bewusstsein, als er fortgeschleift wurde.

Fenrir kam mit dem Pfeil zurück, Lex nahm ihn entgegen und nickte stumm in Richtung des Gefangenen. Der Wolf schnupperte im Gehen an ihm und deutete ein Bellen an –der Typ war also nicht infiziert. Blieb also noch die Frau –um die würde er sich morgen kümmern. Lex selbst hatte erst vor einigen Monaten mitbekommen, dass Fenrir riechen konnte, ob jemand den Virus in sich trug oder nicht. War es so, legt er die Ohren an und legte seine Rute zwischen die Hinterläufe. Der Second war sich nicht sicher, ob es ein Talent war, was allein seinem Wolf oblag und doch hatte er bis jetzt niemandem davon erzählt. Die Angst, Fenrir würde als Allgemein-Wolf genutzt werden, da er als einziger Infizierte erkannte, war Lex einfach zu groß.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist hauptsächlich dazu da, die RPG-Beschreibung näher zu bringen. Daher soll es nur den Hintergrund für die Story legen und ist noch nicht ganz so spannend. Es ist auch Dieses das gleiche Vorwort wie in der Umschrift zu den Laughing Demons & A Long Way Home.
Ich hoffe man kann sich dennoch schon die gesamt Situation vorstellen. Mehr Infos findet ihr natürlich in der RPG-Beschreibung selbst und auch im Weblog von Morbilli.

Wer nun neugierig ist, wie die Stadt selbst aufgebaut ist und was es für Gangs in ihr gibt, kann in der RPG Beschreibung unter "Gangs &Regeln" eine Karte finden. Leider kriege ich hier Fehler beim Verlinken. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit beginnt also schon recht turbulent die Geschichte der Wölfe. Wer neugierig ist, kann das gleiche Kapitel hier aus Vik & Ryans Sicht nachlesen. Vergesst auch nicht, das Cerberus und Lua jeweils eine eigene FF zur Vorgeschichte haben, die ebenfalls sehr interessant sind.
Ich persönlich finde Cerberus Sicht schon klasse und man fragt sich ja doch, warum sein Chara so handelt, warum er so an seinen Wölfen hängt und allgemein, wie es nun mit den beiden Gefangen weiter geht. Freut euch auf jede Menge mehr Spaß mit den Wölfen! *^*

Btw: Hier noch die erwähnte Musik: "Desert Rose" von Sting Komplett anzeigen

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