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Nachts... um halb 3

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Teil I von III

Nachts… um halb 3
 

Teil I von III
 

„Hier bist du!“

Die Stimme klang weder wirklich danach, als hätte ihr Besitzer schon lange nach ihm gesucht noch als wäre er an irgendein Gespräch mit ihm interessiert.

Schweigend setzte er sich neben die angesprochene Person auf die verwitterte Holzbank und legte seine Arme ausgestreckt auf der Lehne ab.

Der Atem zeigte sich deutlich und bewies die doch klirrende Kälte dieses Nachmittags. Es waren eindeutig keine angenehmen Temperaturen. Zumindest nicht, um irgendwo still und nachdenklich in einem Park zu hocken und seinen Gedanken nachzuhängen.

Shikamaru Nara, seines Zeichens Assistenzarzt im zweiten Jahr in der Städtischen Klinik, schielte zu seinem Nebenmann, der um einige Jahre jünger war als er selbst, dennoch aber wohl zu seinen engsten Freunden zählte.

Normalerweise war er es nicht gewöhnt, dass der Blonde neben ihm so still war, ihn gar zu ignorieren schien, aber er wusste auch, was heute für ein Tag war und wollte daher auch keine weiteren Fragen stellen.

Zumindest nicht, warum er hier saß. Nur mit einem dünnen Anorak bekleidet und einer einfachen Jeans.

„Gehst du später hin?“, war nach einer Weile das Erste, was er sich in die Stille zu fragen traute und bemerkte aus dem Blickwinkel ein zaghaftes Nicken.

Es war jedes Mal das Gleiche. Seit sechs Jahren.

Dieser eine Tag im Januar. An diesem Tag war Naruto Uzumaki, der kleine lebhafte Wirbelwind, so wie ihn alle kannten und liebten, einfach nicht er selbst.

Mit einem Seufzen schob er seine Hand in die Brusttasche und fischte etwas mühsam die schon leicht zerknitterte Zigarettenschachtel heraus.

Im Normalfall würde Naruto nun protestieren und an seine Gesundheit appellieren, doch das tat er nicht.

Im Gegenteil. Als er sich seinen Glimmstängel zwischen die von der Winterluft spröden und rissigen Lippen steckte und sie gerade anzünden wollte, bemerkte er die leicht gebräunte Hand, die ihm offen entgegengestreckt wurde.

„Seit wann rauchst du?“, fragte er argwöhnig und ließ seinen Blick von der Hand zu dem Gesicht der Uzumakis hochwandern, doch dieser sah ihn gar nicht an, sondern fixierte mit diesen tiefen, blauen Augen ein augenscheinlich etwas heruntergekommenes Backsteingebäude, welches hinter den Wipfeln der blattlosen Bäume des Parks erkennbar stand.

Als erneut keine Antwort erfolgte entfuhr ihm ein weiteres Seufzen und er hielt ihm einfach die Schachtel hin. Sollte der Blonde doch tun was er wollte. Er war ja schließlich alt genug und die Risiken kannte er unter allen Menschen dieser Erde doch am besten. Schließlich kamen Tag ein Tag Patienten mit Lungenschäden in seine Station und von dort gingen sie dann weiter zu dem Ort, an welchem sich Naruto aufhielt: das Hospiz.

Mit zittrigen Fingern, ob vor Kälte oder vor Nervosität, da er wohl gleich seinen ersten Zug tun würde, nahm sich der Kleinere die Schachtel und begutachtete deren Inhalt eine Weile, ehe er sich wirklich eine heraus nahm.

„Ich war schon auf dem Friedhof!“, begann Naruto nun doch sehr überraschend leise zu erzählen, „Aber er war nicht da!“

„Er ist seit sechs Jahren nicht mehr da, Naruto!“, Shikamaru reichte ihm ein Feuerzeug und beobachtete weiterhin skeptisch das Treiben des Blonden.

„Manchmal sehe ich sie häufiger“, Narutos Stimme klang beschlagen, „Nur ihn… ihn habe ich seit diesem Tag nie mehr gesehen!“

Bildete es sich Shikamaru ein oder hatte er ein leises Schluchzen hören können.

„Du weißt, dass ich deinen Geistergeschichten immer skeptisch gegenüber gestanden habe… aber du hast mich in den letzten Jahren oft vom Gegenteil überzeugen können!“, wie zu erwarten war hustete Naruto nach dem ersten ungewohnten Zug und unterbrach so Shikamarus Rede, die er dann aber mit einem leichten Schmunzeln wieder aufnahm, „Und du hast immer gesagt, dass all deine Geister noch etwas zu erledigen hatten! Vielleicht hat er ja einfach nichts mehr zu erledigen gehabt!“

Dem zweiten und den dritten Zug schaffte Naruto ohne zu Husten, dennoch wusste er, dass dies wohl seine erste und auch letzte Zigarette sein würde.

Erneut legte sich ein Schweigen über sie. Und erneut war es ungewohnterweise der Nara, der es zu unterbrechen versuchte: „Was hast du heute noch vor?“

„Ich werde wie jedes Jahr dort hingehen und eine Kerze anzünden!“, kam relativ schnell zur Antwort und er wies mit dem Kinn in die Richtung des Backsteingebäudes. Shikamaru wusste, dass dies die alte Mittelschule war, auf welche Naruto und Sasuke damals gegangen waren. Noch bevor Naruto sie damals verlassen hatte um an die Oberschule zu gehen, war man mit dem Neubau einige Straßen weiter fertig gewesen und seitdem stand das alte Gebäude leer. Es würde wohl bald abgerissen werden.

Ein neues Einkaufszentrum sollte dort entstehen.

„Wieder um die gleiche Zeit?“

„Wie jedes Jahr!“

Naruto erhob sich und merkte nun doch die Kälte. Seine Knochen waren wie steif gefroren. Der Winter war wirklich nicht seine Jahreszeit.

Und seit sechs Jahren noch weniger. Neben der unliebsamen Kälte und dem Frieren verband er nun auch die Trauer mit diesen Monaten.

Er schnippte die halbe Zigarette in den Schneematsch am Wegesrand und drehte sich halb zum Nara herum: „Ich werde morgen früh nach Okinawa fahren!“

„Okinawa?“, nun war Shikamaru doch überrascht, „Was möchtest du denn da?“

„Auch wenn er hier nichts mehr zu erledigen hatte, ich habe es noch um mit all dem hier irgendwann einmal abschließen zu können!“, und dann stapfte der Blonde, mit den Händen tief in seinen Jackentaschen verborgen los und ließ einen nachdenklichen Freund auf der Parkbank zurück.
 

Eine Stunde hatte das Schnellboot von Naha aus gebraucht und ihn dann zunächst am Hafen von Shimajiri-gun abgesetzt.

Die Temperaturen auf den Inseln der Präfektur Okinawa waren um einiges angenehmer als zu Hause im verschneiten Konohagakure und er hatte irgendwie das Gefühl, gerade aufzutauen.

Dennoch hatte er sich die ganze Reise hier her gefragt, warum er überhaupt hier war. Sicherlich nicht wegen dem Wetter.

Nur einen kleinen Reiserucksack geschultert, mehr brauchte er nicht, spazierte er barfuß am Strand entlang und gelegentlich umspielten die leichten Wellen und das herrlich nach Salz riechende hellblaue Meerwasser sein Füße.

Er war schon einmal hier gewesen.

Vor sieben Jahren. Damals war er in der fünften Klasse der Mittelstufe gewesen und sie hatten einen mehrtägigen Ausflug mit Iruka-sensei und Asuma-sensei hierhin unternommen.

Damals. Genau hier. Unweit von dem Strand entfernt, wo er gerade entlang spazierte, in einem kleinen Zeltlager, hatte er die erste Liebe gespürt.

Und diese hatte ihm genau ein Jahr darauf gestanden, dass es keine einseitige Liebe war.

Dass er ihn auch liebte. Und nun…

„Du dämlicher Bastard!“, sein Schrei hallte über den Strand und die wenigen Menschen, die dort waren, zuckten erschrocken zusammen und starrten ihn missbilligend an.

„Du verdammter Bastard!“, wiederholte er, diesmal wesentlich leiser und sank auf die Knie. Ihm war es gleich, das nun die Wellen an seine Hose brandeten und diese komplett durchnässten.

Dieser Teme sollte also alles erledigt haben und war dann einfach verschwunden! Wieso hatte er nicht wenigstens auf eine Antwort Narutos gewartet? Hatte es ihn nicht interessiert, was er für den Schwarzhaarigen empfunden hatte. Immer noch empfand?

Hatte er nicht die wenigen Minuten länger da bleiben können?

Nein.

Wieso hatte er nicht aufgepasst? Wieso hatte er das Auto mit dem betrunkenen Fahrer nicht kommen sehen? Wieso hatte er auf der Straße gestanden… ach ja… weil er Naruto die Möglichkeit geben wollte, ihm zu beweisen, dass er wirklich Geister sehen konnte…

Und nun? Er hatte es anhand seiner Selbst bewiesen, dass Naruto diese Gabe hatte.

Und er hatte es dadurch geschafft, dass Naruto nun mit weniger Angst durch sein Leben schritt.

Der Blonde hatte sogar gelernt, das Positive darin zu sehen.

Er nahm den Menschen im Hospiz die Angst vor dem Sterben, weil er wusste, dass der Tod an sich nicht das Ende sein konnte. Und das allein war doch ein beruhigender Gedanke.

Dennoch… wieso hatte Sasuke ihn so früh verlassen müssen.

Als er damals am nächsten Tag die Schule betreten hatte, war Kakashi da gewesen. Und auch wenn er sich irgendwo gefreut hatte, seinen Karate-sensei zu sehen, wusste er, dass dies nicht normal war. Und sein Verdacht war von Anfang an richtig gewesen.

Hiruzen Sarutobi, der damalige Direktor seiner alten Schule, hatte Kakashi in Kenntnis gesetzt und der Grauhaarige war sofort von Suna nach Konoha gekommen.

Es war Kakashi, der Naruto sanft an der Schulter hielt und ihn in ein leeres Klassenzimmer führte.

Es war Kakashi, der ihm durch die Haare strich und ein Lächeln versuchte, welches durch die eindeutig traurigen Augen nicht gelingen wollte.

Und es waren Kakashis Worte, die ihm den Boden unter den Füssen weggerissen hatten.

„Naruto… Sasuke hatte vor wenigen Stunden einen Unfall. Er hat es leider nicht mehr geschafft…“

Er hatte geschrien. Er hatte um sich geschlagen. Er hatte geweint. So intensiv geweint, dass Sarutobi den Notarzt rief.

Er hatte auf der Transportliege im Krankenhaus gesessen und sich das Bild angesehen. Denn kaum das er nach ihrem Treffen zu Hause gewesen war, hatte er die Batterien dieser Kamera ausgewechselt und er hatte Sasuke doch den Schnappschuss zeigen wollen.

Hätte er da gewusst, dass er den Schwarzhaarigen dort zum letzten Male sehen würde…

Wieso…

Wieso???

Sasukes Beerdigung folgte zwei Tage später und war an ihm vorbeigezogen… gefangen im Schock und der Trauer über den Verlust.

Acht Wochen lang hatte Naruto nicht mehr zur Schule gehen können.

Er hatte sich in seinem Zimmer zurückgezogen.

Weinte viel. Verweigerte fast jede Mahlzeit und seine Eltern standen wirklich kurz davor, ihn stationär behandeln zu lassen.

Doch dann kam Itachi.

Auch er hatte nicht viel besser ausgesehen. Naruto hatte gewusst, wie sehr der ältere Uchiha an seinem kleinen Bruder gehangen hatte… und so trauerten sie gemeinsam. Besuchten gemeinsam das Grab und sahen sich Bilder von Sasuke an. Erzählten sich Geschichten und beschlossen ebenso gemeinsam, dass Sasuke in ihrer beider Herzen auf ewig weiterleben würde.

Itachi jedoch war vor zwei Jahren mit Frau und Kind nach Tokio gezogen, um sich dort um die Familiengeschäfte zu kümmern. Und Naruto war in Konoha geblieben. Und er würde Konoha auch nie verlassen. Schließlich musste ja jemand bei Sasuke bleiben, auch wenn dies nur ein kalter grauer Stein war mit dem eingravierten Namen des Schwarzhaarigen auf einem trostlosen Friedhof.

Und nun saß er hier am Strand und weinte hemmungslos bei all den Bildern, die ihm durch den Kopf gingen und ihm die Erlebnisse zeigten, die er hier…mit Sasuke… gehabt hatte.

Damals waren sie noch nicht einmal wirklich Freunde gewesen. Mehr Rivalen.

Zwei Jungs zu Beginn der Pubertät, die sich gegenseitig beweisen wollten, wer der Bessere war.

Zweifelsohne hatte Sasuke die meisten ihrer kleinen Wettkämpfe gewonnen.

Damals hatte ihn das in schiere Verzweiflung und Wut auf den Uchiha getrieben… nun würde er alles tun, um diese Zeit nochmals erleben zu dürfen und die Fehler, die er damals begangen hatte, wieder gut zu machen.

Er wollte Sasuke nur noch in den Arm nehmen und nie wieder los lassen! Ihm nie wieder die Möglichkeit geben, ihn zu verlassen!

„Brauchen Sie Hilfe?“, eine Hand legte sich auf seine unter den Weinkrämpfen zittrigen Schulter und erschrocken sah Naruto auf.

Eine kleine, sehr alte Dame lächelte ihn freundlich an und schien sich gar nicht durch seine verquollenen Augen oder dem geräuschvollen Hochziehen der Nase irritieren zu lassen.

„Er… er fehlt mir so!“, stammelte er stattdessen und war sich selbst in diesem Augenblick nicht bewusst, dass die freundliche Seniorin ja gar nicht wissen konnte, wovon er da sprach.

Doch trotz dieser verwirrenden Aussage blieb dieses sanfte Lächeln auf dem durch die Falten sehr furchigen Gesicht der Dame und ihre Hand schien noch ein wenig fester und damit aufmunternder zu zu drücken: „Ja, manche verlassen uns viel zu früh! Gerade die, die uns am Meisten am Herzen liegen!“

Naruto zog geräuschvoll die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke die Tränen aus dem Gesicht, auch wenn dieses nicht wirklich von Erfolg gekrönt war. Schließlich liefen sie dennoch unnachlässig weiter.

Die alte Frau erhob sich ein wenig aus ihrer gebückten Haltung und löste somit ihre Hand von seiner Schulter.

Naruto konnte im Licht der untergehenden Sonne die genaue Augenfarbe der Frau nicht genau definieren, aber die Augen selbst wirkten, als haben sie schon alles im Leben und darüber hinaus gesehen, als er ihrem Blick zum tiefrot gefärbten Horizont folgte.

„Es wird ein Sturm aufkommen!“, flüsterte die Fremde leise und Naruto horchte auf.

„Echt jetzt?“

Für ihn waren die wenigen Wolken, die am Himmel waren nicht wirklich bedrohlich.

Aber er war nun auch kein Eingeborener und gerade ältere Leute hatten ja immer eine riesige Ahnung von so etwas.

Nur wäre diese Ahnung für ihn äußerst ungünstig: „Mist, ich wollte hier am Strand zelten!“

„Zelten? Das würde ich aber schön sein lassen!“, erwiderte die Frau augenblicklich und wandte ihre Augen vom Horizont wieder ab um zu ihm herunter zu blicken, „Aber siehst du da hinten das rote Dach?“

Der Blonde folgte ihrem ausgestreckten Zeigefinger und entdeckte tatsächlich in unmittelbarer Nähe ein rotes Dach zwischen den einzelnen Baumkronen: „Ihr meint den alten Inuki-Schrein?“

Die Alte nickte eifrig: „Da lebe ich. Aber heute bin ich nicht zu Hause. Ich plane nämlich schon seit längerem eine lange Reise und bin gerade im Aufbruch!“

Naruto fragte sich sofort innerlich, ob eine solche Reise in einem Alter wie dem der Frau überhaupt anzuraten wäre, wollte sich dazu aber nicht äußern. Schließlich könnte man eine solche Frage auch falsch verstehen und er wollte die freundliche, alte Dame auch nicht kränken.

„Im dritten Blumentopf am Brunnen neben dem Haupteingang findest du einen Schlüssel!“, fuhr sie einfach fort und lächelte noch freundlicher, als zuvor.

„Aber ich bin doch ein Fremder…“, begann der Blonde, doch die Dame wiegelte sofort ab.

„Unsinn! Zudem gibt es nichts in meinem Haus, was von Wert wäre!“

Naruto erhob sich und griff in seine Hosentasche: „Dann will ich ihnen aber wenigstens etwas für diese Unterkunft zahlen!“

„Das brauchst du nicht! Ich hatte lange keinen Besuch mehr und war immer allein in dem Haus! Auch wenn ich selbst nicht da sein werde, so ist es doch ein schönes Gefühl, dass dieser alte Tempel noch junges Leben beherbergen kann!“, hörte er sie lachen, doch da er nicht sofort fand, was er nun suchte und so sein Augenmerk auch mehr auf das, was er tat, richtete, konnte er ihr immer noch ehrliches Lächeln nicht sehen.

Endlich fand sich der doch nun reichlich zerknüllte 10.000 Yen Schein und mit Erleichterung hielt er ihn in die Höhe und drehte sich herum…

Nur um dann festzustellen, dass er allein am Strand stand.

Die nette, alte Dame, deren Namen er noch nicht einmal wusste, war weit und breit nicht zu sehen.

Verwundert kratzte er sich an der Stirn und zuckte dann mit den Schultern. Dann würde er ihr das Geld in der Wohnung vom Tempel liegen lassen.

Der Wind frischte plötzlich deutlich auf und nun erkannte er auch, dass die Alte wohl Recht behalten würde. Die Wolken am Horizont verfinsterten sich und hatten eine doch reichlich bedrohliche Verfärbung angenommen. Zelten, so wie früher mit Sasuke und ihrer Schulklasse, würde heute sicherlich nicht gehen.

Schnell wandte er sich ab, blieb aber nach wenigen Schritten noch einmal stehen und betrachtete das letzte tiefe Orange der Sonnenstrahlen hinter diesen Wolken, ehe er, so schnell ihn seine Füße tragen konnten durch den Sand des Strandes auf die Baumgruppe zu, hinter der sich der Schrein befand.
 

„Das war knapp, echt jetzt!“, seufzte er auf, als er die schwere Holztür hinter sich schloss und den Schlüssel, den er nur wenige Augenblicke zuvor tatsächlich im dritten Blumenkübel am Brunnen gefunden hatte, auf das kleine Tischchen im Eingangsbereich ablegte. Hinter ihm und der geschlossenen Tür pfiff der Sturm bedrohlich und drückte sich gegen die Tür.

Nie hätte er gedacht, dass dieses Unwetter so schnell und dann auch noch so heftig über diesen kleinen Urlaubsort hereinbrechen würde.

Er war dieser namenslosen Dame nun wirklich mehr als nur dankbar!

Während er sich seine Schuhe abstreifte blickte er sich doch schon etwas neugierig um. Anscheinend lebte die Frau hier wirklich alleine und hatte auch keinerlei Unterstützung im Haushalt gehabt.

Überall lag eine leichte Staubschicht auf den Möbeln. Zwar war diese nur bei genauerem Hinsehen ersichtlich, aber dennoch…

Dem Eingangsbereich folgte ein langer, schmaler Flur, der zudem noch recht dunkel war.

Naruto fand aber schnell den Lichtschalter und kurz darauf flackerte eine gelbliche Lichtquelle von der Raumdecke herunter. Dieser Flur gabelte sich am Ende. Dort führte zum einen eine nicht mehr wirklich robust aussehende Holztreppe wohl in den ersten Stock und eine weitere Tür wohl in die unten liegenden Räumlichkeiten.

Da Naruto die Gastfreundlichkeit nicht ausnutzen wollte, beschloss er kurzerhand, nur in den unteren Räumen zu bleiben und es sich hier mit seinem Schlafsack bequem zu machen.

Schnell befand er sich in einem größeren Raum, der wohl das Wohnzimmer war. Hier traf japanische Tradition auf westliche Moderne. Einige Sitzkissen lagen um einen kleinen Tisch in der Mitte des Raumes, während an der einen Zimmerwand eine größere Schrankwand stand mit einem Fernsehgerät. Dieses war zwar auch schon lange nicht mehr auf dem neusten Stand, aber er würde sich damit schon die Zeit vertreiben können.

Denn so wie geplant die Sterne am Himmelszelt beobachten könnte er bei diesem Wetter sicherlich nicht.

Das hatte er damals mit Sasuke getan.

Sie hatten sich viel gestritten. Oh ja. Gerade zu der Zeit, als sie hier mit ihrer Klasse waren! Und dann war Iruka-sensei hingegangen und hatte ausgerechnet sie beide zur ‚Nachtwache‘ abkommandiert.

Dass sie in der ersten halben Stunde ihres Dienstes alle anderen ihrer Klasse mit ihrem Gekeife geweckt hatten… daran mochte er sich nun nur noch mit einem Schmunzeln erinnern. Das anschließende Liegen am Strand im noch aufgewärmten Sand des Tages und das beobachten der Sterne hingegen blieb ihm fundamental im Gedächtnis.

Sasuke hatte neben ihm gelegen. So dicht neben ihm, dass die zarten Härchen ihrer Arme sich berührt hatten. Und zusammen hatten sie stundenlang, ja, bis zum Sonnenaufgang, darüber philosophiert, ob sie allein im Universum waren oder nicht.

Sasuke hatte so verrückte Theorien… selbst jetzt musste Naruto lachen. Und dann waren sie irgendwie von den Aliens auf das Thema Himmel gekommen… und von dort auf Narutos Problemthema: Geister.

Nur… jetzt war es ja kein Problemthema mehr.

Auch nicht in der Sekunde, als er neben der Schrankwand den kleinen Holzschrein entdeckte und als er sich diesem annäherte das kleine gerahmte Foto darin erkannte.

Irgendwie hatte er es ja eh schon geahnt. Aber es schockte ihn schon lange nicht mehr.

Auf dem Bild war die alte Dame vom Strand abgelichtet.

Er nahm eines der Gebetszettelchen in die Hand, die wohl Verwandte hier abgelegt hatten und versuchte, die schon leicht verblichenen Schriftzeichen zu entziffern.

Demnach hieß die Dame ‚Großmutter Chiyo‘ und war bereits vor knapp zwei Jahren gestorben. Vielleicht hatte die Seniorin das damit gemeint, dass sie nun auf eine längere Reise gehen würde.

Vielleicht hatte sie einfach noch nicht eher gehen können, weil ihr kleiner Tempel mit dem angrenzenden Wohnhaus dann ganz alleine zurückgeblieben wäre.

Es war nicht das erste Mal, dass er einen Geist getroffen hatte in den letzten Jahren, der sich genau aus diesem Grund nicht vom irdischen Leben trennen konnte.

Einmal hatte Naruto einem solchen Geist helfen können, indem er einfach einen Immobilienmakler auf das leerstehende Haus des Geistes aufmerksam gemacht hatte und dieser dann eine reizende Familie dorthin vermitteln konnte.

Das hatte den Geist, damals ein älterer Herr, so beruhigt, dass er auch verschwunden war…

Verschwunden wie Chiyo am Strand…

Verschwunden wie Sasuke am Schultor…

Naruto merkte, wie seine Knie wieder weich wurden und seine Hände zitterten.

Wieso tat es nur immer noch so weh. Nach all den Jahren?

Nach all den toten Menschen, denen er immer wieder begegnet war…sie alle hatte er doch auch nach kurzer Zeit vergessen können… wieso diesen verdammten Bastard nicht?

Hastig legte er das Gebetszettelchen wieder auf den kleinen Altar und faltete seine Hände zum Gebet: „Danke, Großmutter Chiyo, dass du mir Unterkunft gewährst. Möge dich deine Reise mit dem erfüllen, was du im Leben nicht finden konntest. Und wenn dir da irgendwo ein Teme begegnet, dann sage ihm, dass er warten soll! Ich habe ihm nämlich noch etwas zu sagen…“, Naruto stockte. Verdammt! Er wollte hier für die freundliche alte Dame beten und nun dachte er schon wieder an den Schwarzhaarigen!

Er hatte doch echt einen Schaden!

Seine gefalteten Hände lösten sich voneinander und sanken zitternd.

Nein. Er würde nun nicht wieder weinen.

Er war hier hin zurückgekehrt, um mit schönen Gedanken an Sasuke endgültig Abschied nehmen zu können!

Und irgendwie artete das Ganze hier doch eher in ein reines Trauerspiel aus.

Er ging zu der kleinen Sitzgruppe und ließ sich auf einem der Kissen nieder.

Dann zog er seinen Rucksack näher heran und breitete dessen Inhalt um sich herum aus.

Zum einen wären da sein Schlafsack, zum anderen sein Proviant und ein Buch, welches er zurzeit las. Vielleicht sollte er etwas lesen. Er schlug es auf der Seite auf, wo er ein Lesezeichen hinterlegt hatte: es war das letzte Foto von ihm und dem Schwarzhaarigen. Wieder musste er schlucken.

Wieso quälte er sich selbst nur so sehr damit? Wieso hatte er auch nur überall Dinge hinterlegt, die ihn zweifelsohne immer wieder an den Teme erinnern mussten!

Verdammt noch mal!

Er war tot!

Er war tot!

Er war verdammt noch mal tot!

Wieder Tränen!

Wieder Verzweiflung!

Wieder dieser unsägliche Schmerz in der Brust, der ihm die Luft nahm.

Der ihn zuschnürte.

Seine Faust bretterte laut auf den kleinen Tisch. Doch selbst der Schmerz der Hand kam nicht gegen dieses Gefühl in seiner Brust an.

Die andere Hand drückte das obligatorische Lesezeichen an seine Brust.

Wie unter Höllenqualen krümmte er sich zusammen. Ließ seinen Körper nach vorne fallen und lag nun zusammengerollt auf dem staubigen Boden.

„Verdammt… Sasuke!“

Er hatte ihm nicht einmal sagen können, was er empfunden hatte für ihn… nein…immer noch empfand!

Er hatte ihn nicht ein einziges Mal küssen dürfen!

Wie gern hätte er ihn auch nur ein einziges Mal geküsst?

Seine Lippen auf seinen eigenen gespürt.

Mit seiner Hand über seine Wange gestreichelt. Durch sein samtig schimmerndes Haar gestrichen… ihn einfach nur berührt…

Wieso hatte er das damals nicht getan, als er an eben jenem Abend, als sie in die Sterne blickten, erkannte, dass er sich in den Schwarzhaarigen verliebt hatte?

Das ab diesem Augenblick sein Herz beschlossen hatte, nur noch für den Uchiha zu schlagen, egal, wie gemein er zu ihm war und ihn stets neckte…

Er war so ein Idiot gewesen!

So ein verdammter Idiot!

Wenn Sasuke jetzt hier wäre, würde er es sicherlich bestätigen.

Wenn er hier wäre, dann würde er noch mit einer angehobenen Augenbraue und einem schiefen Grinsen auf den Lippen ein leises „Usuratonkachi!“ hinterherzischen.

Unter all den Tränen, die wieder flossen, musste er nun doch leise lachen.

Und dieses Lachen war nur ein weiterer Ansporn für die folgenden Tränen, die ihn irgendwann, zusammengekrümmt und verzweifelt, wie er da so lag, einschlafen ließen.
 

Er wusste nicht genau, was es war, aber das da was war, das wusste er schon.

Schließlich ließ es ihn doch recht unsanft aufschrecken.

Erneut! Ein Poltern? Ein Pochen?

Draußen tobte immer noch der Sturm mit allem was er hatte und das war vermutlich auch der Grund, warum er hier im Dunkeln lag. Anscheinend hatte es die Stromversorgung gekappt.

Aber dieses polternde Geräusch kam unter keinen Umständen von dem Sturm. Dafür war es viel zu regelmäßig. Ein Blick auf die Anzeige seiner Armbanduhr verriet ihm, dass es kurz vor halb drei in der Nacht war.

Er war also wirklich tief und fest eingeschlafen.

Und dass mal wieder unter Tränen, denn er konnte den spannenden Film der eingetrockneten Tränenflüssigkeit auf seinen Wangen spüren.

Das Poltern wurde intensiver. Lauter. Und riss ihn endgültig aus seiner Starre.

Vorsichtig ließ er seine Hand über den Boden tasten. Irgendwo hier hatte er doch seine Taschenlampe hingelegt gehabt!

Und tatsächlich! Bald schon ertastete er das kühle Metall der batteriebetriebenen Leuchte.

Einige Male musste er blinzeln, als er in den intensiven Lichtkegel blickte nachdem er sie angeschaltet hatte.

Und irgendwie schien nun auch das Geräusch, welches ihn geweckt hatte mit eintretendem Lichteinfall einen genauen Ursprungsort zu bekommen. Schließlich fühlte man sich mit Licht nicht mehr ganz so orientierungslos in einem fremden Haus.

Das Poltern kam aus dem Flur!

Um genauer zu sein von der Tür!

War da etwa jemand draußen und klopfte?

Bei diesem Sturm?

Bei diesem Regen?

Um diese Uhrzeit?

Wenn jemand so vehement um Einlass bat, dann brauchte er Hilfe! Und schließlich dürfte er auch nicht vergessen, dass er sich hier in einem Tempel befand. Es wäre also auch nicht verwunderlich, wenn man hier um Hilfe ersuchte!

Aber es konnte ja auch sein, dass dieser Tempel gar nicht so verlassen war und der eigentliche Bewohner nun nicht mehr in sein Haus kam weil er den Schlüssel aus dem Blumenkübel entwendet hatte!

Schnell sprang er auf. Fast schon zu schnell, denn ein leichter Schwindel erfasste ihn und erinnerte ihn somit auch daran, dass er vergessen hatte, etwas zu Abend zu essen und sein Kreislauf sich nun dafür rächte.

Dennoch schaffte er es in den Flur und stolperte auf die Haustür zu.

Hastig griff er nach der Klinke und drückte sie herunter, so dass er die Tür schwungvoll öffnen konnte… und erstarrte augenblicklich.

Teil II von III

Nachts… um halb 3
 

Teil II von III
 

Er hatte es gewusst!

Er hätte den Film nicht sehen dürfen, dessen Titel ihm nun partout nicht einfallen wollte.

So ein Teenie-Horror-Streifen mit einem verrückten Irren, der im schwarzen Regenmantel und Hakenhand ein paar amerikanische Jugendliche einen nach dem anderen aufsuchte und dann ziemlich brutal niedermetzelte.

Ja, ganz sicher! Der Film war ein Fehler!

Der Wind mit annähernder Orkanstärke blies ihm innerhalb weniger Sekunden so viel Regen entgegen, dass er augenblicklich das Gefühl hatte unter der Dusche zu stehen.

Unter einer eisigen Dusche, die ihm eine Gänsehaut bescherte, wie er sie noch nie gespürt hatte und er war sich sicher, dass er diese nicht nur allein dem Regen, sondern auch dem Anblick vor sich zu verdanken hatte.

Denn da stand er: der Killer aus dem Film mit dem Regencape und er erstarrte augenblicklich in seiner Position.

Dieser Mantel schien aus einem Neoprenmaterial gemacht worden zu sein, denn das Wasser schien in kleinen Tropfen an ihm abzuperlen.

Die Gestalt war nur unwesentlich größer als er selbst und dennoch wirkte sie wie eine schwarze Wand.

Kaum vom schwarzen Hintergrund der Nacht zu unterscheiden und doch stach sie so bedrohlich daraus hervor.

Die Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, dass nur eine Kinnpartie zu erkennen war.

Nach dieser auszugehen war der Killer aus dem Film in seinem Alter.

Doch mehr mochte er nicht zu sagen, da schlichtweg nicht mehr zu erkennen war.

Blasse Haut. Eine fein geschwungene Lippe, die sich fast unmerklich etwas nach unten verzog.

„Ich frage nun nicht, warum es so lange gedauert hat!“

Die Stimme war leise, irgendwie steckte auch eine Spur Bedrohlichkeit darin, aber auch ein Hauch von einer rauen Samtigkeit, die die Gänsehaut auf Narutos Armen so sehr verstärkte, dass all seine feinen blonden Härchen auf den Armen kerzengerade in die Höhe schossen.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren trat die Gestalt an ihm vorbei, streifte durch den engen Einlass der Türe etwas grob seine eigene Schulter und stieß ihn dadurch zurück.

Naruto wagte es sich nicht, irgendetwas zu sagen, noch zu fragen, wer der Fremde war, der nun tropfend im kleinen Vorraum des Flures stand und innerhalb weniger Sekunden eine Pfütze um sich herum verursachte.

Er musste wirklich lange draussen in diesem Unwetter unterwegs gewesen sein.

„Großmutter Chiyo hatte eigentlich stets allen Gästen angewiesen, den Schlüssel wieder dort zu deponieren, wo sie ihn vorgefunden hatten!“

Bildete es sich Naruto nur ein, dass es dieser Stimme gelungen war noch eine Spur dunkler und eisiger zu klingen oder lag es einfach an der gegebenen Atmosphäre?

„Tut… tut mir leid!“

Wieso stammelte er plötzlich. Die Gänsehaut vermochte auch nicht mehr weg zu gehen und er hatte immer noch die Klinke der Türe in der Hand, welche noch offen stand.

Diesen Umstand verdankte er es wohl auch, dass der Fremde seinen Kopf nun etwas anhob und somit eine fein geschnittene Nase unter der Kapuze in deren Schatten ersichtlich wurde.

„Tür?“, brummte sie und wie aus der Starre herausgerissen ließ Naruto die Klinke los und diese fiel langsam, wie in Zeitlupe und irgendwie passend zu dieser seltsamen Situation, zurück ins Schloss.

„Du bist also einer dieser Stammgäste, nehme ich an, die jedes Jahr wiederkommen?“, der Fremde drehte sich von ihm weg und starrte vermutlich in den finsteren Gang.

So konnte er Narutos halbes Nicken und halbes Kopfschütteln nicht erkennen.

Was sollte der Blonde nun sagen? Zu erwähnen, dass er dem Geist der vormaligen Besitzerin begegnet war und diese ihn hier her eingeladen hatte, war doch eindeutig etwas unglaubwürdig.

„So… so in der Art!“, diese Antwort war unverfänglich und auch nicht ganz gelogen. Also nichts, was ihm nun ein schlechtes Gewissen im Nachhinein verursachen würde.

„Großmutter ist tot!“

Immer noch stand der Fremde mit dem Rücken zu ihm. Erneut schien die Stimme unter dem tropfenden Mantel tiefer geworden zu sein.

Naruto behagte diese ganze Situation immer weniger. Irgendwie wartete er förmlich auf die hervorschnellende Hakenhand, die ihn dann malträtierte!

„Ich… weiß!“, flüsterte er etwas zu leise seiner Meinung nach, aber der Andere schien ihn dennoch verstanden zu haben, denn er drehte sich wieder halb zu ihm herum, schien ihn über seine Schulter hinweg anzusehen, was aber Naruto nicht so ganz bestätigen konnte, da das Gesicht des Fremden wieder gänzlich im Schatten der Kapuze lag.

„Ja?“

„Der… der Altar!“, Narutos Finger erhob sich zittrig und wies auf die Tür, die zum Wohnzimmer führte.

Der Fremde schien seinem Fingerzeig einen Augenblick zu folgen, drehte sich aber dann wieder zu ihm herum.

„Verstehe!“, kam die knappe Antwort und nun klang die Stimme etwas… sanfter?

Naruto war sich nicht so sicher. Er brauchte eine Mimik, eine Gestik. Irgendwas, um diesen Mann vor sich in irgendeine Kategorie packen zu können, aber das war gerade irgendwie unmöglich!

Vor ihm stand einfach nur ein großer, schwarzer, tropfender Berg aus Neopren!

Das ihm die Situation wohl unbehaglich war, schien nun auch diesem Kerl aufzufallen, denn er gab ein zischendes Geräusch von sich, was einem kleinen Lachen gleichkam. Zumindest redete sich der Blonde dies in diesem Moment eifrig ein.

„Ich bin Chiyos Urgroßenkel“, begann dieser nun und hob beide Hände… Naruto war in diesem Augenblick unendlich dankbar, dass der Fremde zwei Hände hatte… zur Kapuze hoch, „Mein Name ist Gaara Sabakuno!“

„Ich… ich bin aus Konoha und heiße Naruto Uzum…“, mehr brachte der Blonde nicht zustande, denn der Fremde, der sich als Gaara Sabakuno vorgestellt hatte, warf nun die zuvor alles verdeckende Kapuze in den Nacken und…

Verwirrung… Schock… Unglaube… Er sprang unbewusst einen Meter zurück.

Spielte ihm sein Verstand einen Streich? Einen makaberen Streich?

„Uzum? Ein seltsamer Name?“, dunkle Augen fixierten ihn und schienen sich in ihn fest zu bohren.

Feine Wasserperlen tropften aus den tiefschwarzen Haaren, die dem Neuankömmling ins Gesicht fielen, auf Stirn und Wangen und hinterließen eine glitzernde Spur im Schein der Taschenlampe.

„Sas… !“, er schlug sich beide Hände vor den Mund. Versuchte diesen unwirklichen Gedanken, der in Worte geformt aus seinem Mund kommen wollte, dort einzusperren und hinunter zu schlucken.

Das konnte nicht sein! Der Typ hatte ihn berührt! Geister hatten ihn bisher noch nie berührt! Oder doch… Moment! Die alte Frau am Strand… hatte sie ihm nicht die Hand besorgt auf die Schulter gelegt?

War es nun soweit? Shikamaru hatte ihn ja schon lange gewarnt!

Verlor er nun endgültig den Bezug zur Realität?

Stand vor ihm in Wirklichkeit gar kein Schwarzhaariger?

Kein blasser Kerl mit tiefschwarzen Augen, die ihn gerade mehr als nur irritiert anblickten?

Verdammt! Diese Einbildung, die die Realität in seinen Augen wohl zu überlappen schien, sah aber auch wirklich genau so aus, wie er sich Sasuke vorstellte, wenn dieser nicht tot wäre. Wenn dieser, wie er, die Pubertät beendet und das 18. Lebensjahr erreicht hätte. Wenn dieser…

„Hast du einen Sprachfehler?“, fragte der andere kühl, aber nicht weiter irritiert. Er begann sich nun, den regenschweren Mantel auszuziehen, was eine Vergrößerung der Wasserlache auf dem kühlen Steinboden verursachte und Naruto spürte, dass diese Pfütze seine nackten Füße erreichte.

„Hä?“, mehr brachte er auf diese Frage nicht zustande.

„Tzz!“, brummelte der Schwarzhaarige, der aussah wie der Sasuke in seinem Kopf aber mit Namen Gaara, leise und warf den Mantel über einen Kleiderhaken direkt neben der Eingangstür und widmete sich seinen Stiefeln, „Chiyo hatte schon immer ein Herz mit den Minderbemittelten!“

„Ich… ich bin nicht minderbemittelt!“, schnaubte Naruto sogleich und blies beleidigt seine Wangen auf!

Gaara, der sich mit der Schnürung seiner Stiefel beschäftigt hatte, blickte ihn von unten her amüsiert an.

Verdammt! Diese Einbildung, diese Illusion, schaffte es sogar genauso wie der Sasuke in seiner Erinnerung den Mundwinkel schief anzuheben!

Naruto schluckte. Eindeutig! Er verlor den Verstand!

„Nun, Naruto Uzum! Urlaub oder Straße?“, der erste Stiefel wurde polternd in die Ecke geworfen.

„Ich heiße Uzumaki!“, die Luft aus den Wangen wich.

„Uzumaki, hm? Dachte mir schon, dass Uzum seltsam klang. Also nur ein Sprachfehler!“, der zweite Stiefel gesellte sich zum Ersten.

„Ich… ich habe keinen Sprachfehler!“, schnaufte der Blonde, „Und was heißt hier ‚Urlaub oder Straße‘?“

Gaara erhob sich. Unweigerlich zuckte Naruto darüber zusammen. Erst Recht, als der Schwarzhaarige, der sich nun beide Hände in die Hosentaschen steckte, sich ihm annäherte und ihn mit einem leicht abfällig wirkenden Blick von oben bis unten musterte. Das verschaffte dem Blonden die nötige Zeit, sich diesen Kerl einmal schnell genauer zu betrachten, auch wenn ihm die plötzliche Nähe etwas unangenehm wurde.

Andererseits aber auch nicht. Diese Einbildung, die ganz sicherlich eine Einbildung war, verursachte auch irgendwie ein ungewohntes Herzrasen.

Wobei… ungewohnt war es nicht… er kannte dieses Gefühl schließlich aus der Vergangenheit!

Der Typ vor ihm trug eine weite schwarze Cargohose, die ebenfalls ziemlich durchnässt zu sein schien, denn sie klebte stellenweise an den schlanken Beinen des angeblichen Urgroßenkels Chiyo’s.

Unter dem schweren Mantel schien er keine weitere Jacke mehr getragen zu haben, sondern ein offen getragenes dunkelblaues Kurzarmhemd und darunter ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Die Oberbekleidung schien auf dem ersten Blick trocken geblieben zu sein.

Für Naruto war jedoch in erster Linie eine Kleinigkeit der Grund, warum er so starrte… und das war der Umstand, dass diese Illusion so verdammt real wirkte.

Gab es sowas wie Doppelgänger?

Jemand, der jemanden so ähnlich sehen konnte, wie ein eineiiger Zwilling, obwohl man weder verwandt noch verschwägert noch sonst irgendwas miteinander war?

Hatte Sasuke einen solchen Doppelgänger?

„Na, ob du Feriengast bist oder ein Penner von der Straße, der hier gelegentlich nächtigt?“, ein seltsames schiefes Grinsen legte sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen.

„Oi, Teme! Spinnst du?“, schnauzte Naruto sofort zurück, „Ich bin ein Gast!“

Der Schwarzhaarige lachte laut auf und warf dabei leicht seinen Kopf in den Nacken, wobei strahlend weiße Zähne kurz aufblitzten.

„Bleib ruhig, Dobe!“, er drehte sich herum und winkte ab, „War mir schon klar!“, und dann verließ er den Flur, indem er durch die Wohnzimmertür schritt.

Gar nicht bemerkte er, wie Naruto wie versteinert im Gang stehen geblieben war und ihm nach sah.

Denn diesem war erst jetzt bewusst etwas aufgefallen.

Er hatte ihn Teme genannt.

Er hatte bisher nur ihn so genannt!

Das war sein Kosename für den Schwarzhaarigen gewesen!

Aber schlimmer noch! Dieser Gaara hatte mit Dobe geantwortet!

Das… das konnte nicht sein! Er war Sasuke’s Dobe und niemand anders dürfte das zu ihm sagen!

Scheiße! Diese Einbildung, Illusion, Hirngespinst…. Das… das ging einfach zu weit!

Selbst wenn es Doppelgänger auf diesen Planeten geben würde… sie benutzten doch dann nicht so sehr die gleiche Wortwahl…. Oder?

Was war das hier?

Fühlte sich so der Wahnsinn an?

Aus dem Wohnzimmer fiel nun ein heller Lichtkegel in den Flur.

Anscheinend hatten sie soeben wieder eine funktionierende Stromversorgung erhalten.

Dennoch stand er weiterhin angewurzelt im Schein seiner Taschenlampe in der Regenpfütze im Eingangsbereich des Flurs.

Mit rasselndem Atem und rasenden Herzen.

Das hier dürfte alles nicht sein! Das war nicht real! Er lag ganz sicherlich immer noch im Wohnzimmer und schlief.

Das hier war nur ein Traum.

Ein böser Traum.

Ein ganz und gar böser Traum!

Seine Sehnsucht nach dem Uchiha grenzte mittlerweile wirklich an Wahnsinn… das wusste er ja selbst… aber es dürfte einfach nicht schon so ausgeartet sein, dass er Aussehen, Mimik, Gestik und Artikulation in eine völlig fremde Person hinein projizierte!

Das war nicht wirklich! Das konnte nur ein Traum sein! Ganz, ganz sicher!

„Oi, Dobe! Ordnung ist wohl ein Fremdwort für dich? Vielleicht bist doch ein Penner!“, schallte es aus dem Wohnzimmer zu ihm in den Flur und rief ihn allein mit diesen Worten in die brutale Wirklichkeit zurück.

Das hier war kein Traum. Höchstens ein Albtraum! Das geschah wirklich! Das war real! Er war wach! Aber dann wäre der Verlust seines Verstandes und der Wahnsinn wirklich die einzige Erklärung!

Oder?

Oder doch ein Geist? Aber warum sagte Sasuke dann nicht einfach das er Sasuke war?

Verloren Geister mit den Jahren vielleicht ihre Erinnerung an ihr Leben vor dem Tod umso länger sie im Diesseits weilten?

Aber dann würde er sich doch nicht so eine seltsame Urgroßenkelgeschichte hier ausdenken… oder?

ARGH! Es war zum Haare raufen und das tat der Blonde gerade auch!

„Spricht was dagegen, dass wir den Kamin anschüren?“, wieder diese Stimme.

Verzweifelt versuchte er sich an Sasukes Stimme zu erinnern.

Unweigerlich traten ihm die Tränen in die Augen… wie konnte das sein? Wieso erinnerte er sich nicht mehr an Sasukes Stimme, nur noch an deren Aussagen? Und wenn er genauer darüber nachdachte, dann verblassten auch diese immer mehr in seinen Erinnerungen. Nein. Nein! NEIN!

Das dürfte nicht sein! Er dürfte Sasuke nicht vergessen! Er dürfte es nicht!

Er war doch nur nach hier gekommen, um mit dem Schmerz fertig zu werden.

Mit dem Verlust und mit den Schuldgefühlen, aber doch nicht, um ihn ganz zu vergessen!

Er war doch erst sechs Jahre tot… wieso kam ihm das nun plötzlich so unendlich lange her vor? Es hatte sich doch noch vor wenigen Stunden so angefühlt, als wäre er gerade erst von der Beerdigung des Schwarzhaarigen gekommen… und nun? Nun setzte das Vergessen ein?

Jetzt? Wieso jetzt?! Er brauchte diese Stimme! Er dürfte ihn nicht vergessen!

Lag es an dem Fremden? Überdeckte nun diese neue Stimme von einem Typen, der aussah wie Sasuke, die Erinnerungen in seinem Kopf?

Dabei war doch noch nicht einmal geklärt, ob er sich das hier nun doch irgendwie alles einbildete!

Er dürfte nicht vergessen! Unter keinen Umständen! Er musste Sasuke so in Erinnerung behalten, wie dieser gewesen war und ihn nicht mit einem Kerl, den er nicht kannte in Verbindung bringen!

Und er dürfte ihn nicht vergessen.

NEIN! Sasuke… er musste doch Sasuke noch was sagen!

Warum war Sasuke nicht hier? Warum stattdessen so ein Kerl, der aussah wie Sasuke, redete wie Sasuke und sich wie Sasuke verhielt aber ganz sicherlich nicht Sasuke war… nicht Sasuke sein konnte!

Seine Hände krallten sich tiefer in die Kopfhaut. Rissen an seinen Haaren.

Doch der entstehende Schmerz allein trieb nicht die Tränen in seine Augen.

Er versuchte tief einzuatmen. Versuchte sich innerlich zu beruhigen.

Die Fassung zu wahren. Im Wohnzimmer saß nun ein Fremder.

Vielleicht sah dieser ja nun anders aus, wenn er sich wieder gefangen hätte.

Vielleicht hatten ihm seine Sinne wirklich einen Streich gespielt!

Ja! Genau so würde es ganz sicherlich sein!

Ein Kopf schaute um die Ecke aus dem Wohnzimmer heraus und stierte ihn förmlich an: „Hey, Dobe, ich rede mit dir!“

All seine Hoffnungen zerbrachen wie ein Kartenhaus.

Alle…

Denn jetzt, wo die Haare des Fremden trockneten, fielen sie in eine Frisur zurück, die Naruto nur allzu gut kannte. Und nun mit all den Dingen, dem sich festigenden Gesamtbild in seinem Kopf nicht ertragen konnte…

Und dazu dieses Wort und…

Seine Beine gaben einfach nach. Wie so oft, wenn seine Gedanken in ihrer Verzweiflung um den Verlust seines besten Freundes kreisten.

Laut schluchzte er auf, konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken.

Spürte die Nässe der Wasserlache vom tropfenden Regenmantel unter sich, in die er sich gesetzt hatte und das Brennen der Augen. Die verschwimmende Sicht… nur noch den Schatten der anderen Person in diesem Raum, die sich ihm annäherte und sich wohl über ihn rüber beugte.

„Hey… alles…?“, dann beschloss wohl sein Kopf, dass er genug gelitten hatte für eine Nacht und es zu viel gewesen war.
 

„Ich wollte mich auch bei dir entschuldigen, dass ich mich immer über dich lustig gemacht habe. Ich mochte es halt wirklich nicht, dass du immer zu Kakashi-sensei gerannt bist… Ich war immer so gemein zu dir, aber glaub mir, ich habe das nie ernst gemeint! Und glaub mir, ich habe nie gedacht, dass du lügst. Ich wollte halt wirklich mit dir befreundet sein. Mit dir mal was unternehmen und so. Deswegen fand ich das heute doch wirklich schön! Und…“

Er schloss die Augen. Holte tief Luft. Die Augen öffneten sich wieder und ein unvergleichliches Schwarz spiegelte sich ihm entgegen…

„Naruto! Ich liebe dich!“
 

Sasuke!

Wieso träumte er gerade jetzt wieder davon?

Dass er sich in einem Traum befand wusste er vom ersten Augenblick. Die ersten Monate nach Sasukes Unfall hatte Naruto diesen Traum in jeder verdammten Nacht gehabt und sich mit Vorwürfen gequält. Warum hatte er da nicht erkannt, dass der Schwarzhaarige dabei gewesen war, sich für immer zu verabschieden? Warum hatte er nicht gesagt, er solle zu seinem Körper zurückkehren und kämpfen… kämpfen und weiterleben… weil er ihn verdammt noch mal auch liebte!

Warum hatte er es nicht gesagt?

Und auch wenn er sich vor diesem Traum und den anschließenden Selbstvorwürfen fürchtete, so nahm er ihm nun eine Angst…

Er konnte sich doch noch an alles erinnern!

Sasukes Stimme. Sasukes Glitzern in den Augen. Sasukes leichtes Lächeln und seine beschämte Röte auf den Wangen, als er ihm sagte, dass er ihn lieben würde. Wie der Wind sanft durch sein Haar gestrichen war und die beiden längeren Seitenpartien seiner Haare nach vorne wehten. Wie sich Naruto einbildete, in diesem Moment Sasukes Duft einatmen zu können… Lavendel und Zartbitterschokolade… mit einem Hauch Zitrone… und er wusste, dass er lächelte während er schlief bei diesem Gedanken.

Aber er spürte auch eine aufkommende Wärme. Fast Hitze.

Und die war neu. Die hatte er zuvor noch nie in diesem Traum verspürt und auch wenn er danach immer aufgewacht war, so war ihm stets eiskalt gewesen.

Fast schon panisch riss er seine Augen weit auf. Spürte den beschleunigten Atem und den rasenden Puls.

Wo war er?

Was war geschehen?

Er lag zumindest weich. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war der doch recht nasse, harte und kalte Steinboden in der Diele. Dort befand er sich nun eindeutig nicht mehr.

Und er hörte auch nicht mehr das unheimliche Rauschen und Stöhnen des Sturms um den kleinen Tempel herum. Nur ein leises Prasseln. Das deutete ihm wiederum, dass der Sturm sich zwar gelegt, aber der Regen geblieben war.

Ebenso war es nicht mehr ganz so finster. Zumindest dort, wo er sich befand.

Und wenn er sich so die Zimmerdecke genauer betrachtete und das tat er gerade, dann war davon auszugehen, dass er sich wieder im Wohnzimmer befand.

Die Holzverkleidung der Zimmerdecke wies einige Schatten auf. Es konnten aber auch Spinnweben sein oder Flecken. Sicher war er sich da gerade nicht.

Ihm war nur unglaublich warm. Auf seiner Stirn klebte etwas. Das spürte er deutlich. Und er fühlte sich schwer an.

Ein ihm vollkommen unbekanntes Gefühl. Langsam hob er seine linke Hand und fuhr sich damit über die Stirn. Ein Lappen fiel seitlich herunter.

Hatte er Fieber gehabt? Warum lag sonst ein nun trockenes Tuch auf seiner Stirn. Er spürte eine Regung. Und da es nicht seine Eigene war, fuhr er etwas erschrocken zusammen und blickte an sich herunter.

Es lagen mehrere Decken auf ihm. Und ein Arm.

Moment? Ein Arm? Ganz offensichtlich nicht seiner, denn er spürte deutlich, dass ein verschwitztes T-Shirt an seiner Brust klebte, doch dieser Arm lag vollkommen und bis zur Schulter ersichtlich unbekleidet über seinen Oberkörper.

Die mehr als blasse Haut schimmerte durch das warme Licht der aufgehenden Morgensonne, welche durch das Fenster ihre ersten Strahlen schickte.

Wer war das?

Naruto versuchte sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht zu erinnern.

Er hatte einem Fremden die Tür geöffnet, der sich als Gaara und Enkel der verstorbenen Besitzerin dieses Hauses vorgestellt hatte.

Eigentlich auch kein Problem. Naruto mochte es, neue Menschen kennenzulernen, doch dieser hatte ein Manko: Er sah aus wie Sasuke.

Und wie sehr er sich gewünscht hatte, dass es doch bitte nur eine Einbildung seines übermüdeten oder auch verschlafenen Hirns gewesen sein möge, so musste er nun erkennen, dass sich leider nichts am Aussehen des anderen mit Beginn des Tages geändert hatte.

Dieser lag nämlich dicht neben ihm und sein Atem strich ruhig und regelmäßig über seine Wange.

Er brauchte sich nicht einmal zu ihm zu drehen. Nur ein kurzes Hinüberschielen bestätigte ihm die wild abstehenden schwarzen Haare.

Mehr wollte er auch noch nicht sehen. Er war sich nun nicht so sicher, wie er das nun auffassen sollte.

Vielleicht gab es ja wirklich Doppelgänger. Aber mal ehrlich… wie groß war da die Wahrscheinlichkeit, dass man einem begegnete… und dann hier auf einer kleinen Ferieninsel?

Und wieso lag der Typ eigentlich so dicht an ihm dran und hatte den Arm um ihn gelegt?

Naruto war eigentlich nie ein Mensch gewesen, der früh morgens schon einen vernünftigen Gedanken fassen konnte, daher beschloss er, einfach seine Augen zu schließen und diese Situation fürs Erste hinzunehmen.

„Geht es dir besser?“, fragte ihn plötzlich eine dunkle Stimme dicht an seinem Ohr und schon riss er wieder seine Augen auf.

Anscheinend war er wieder eingeschlafen, denn dieses Mal war das Zimmer noch um einiges heller und somit wohl auch die Sonne höher am Himmel.

Seltsamerweise hörte er immer noch das Prasseln was dem Geräusch von Regentropfen gegen eine Fensterscheibe gleich kam.

Seine weit geöffneten Augen blickten direkt in die schwarzen Tiefen des Fragenden über ihm.

Der war verdammt dicht an ihm dran. Aber er hatte diesen unnahbaren Gesichtsausdruck, den er in der Nacht bei ihrem Kennenlernen aufgelegt hatte, eindeutig abgelegt und sah nun tatsächlich ansatzweise leicht besorgt aus.

„Hast mich ganz schön erschreckt!“, begann dieser ohne eine Antwort Narutos abgewartet zu haben, „Du bist einfach umgefallen und dann hattest du ziemlich hohes Fieber! Habe von oben ein Futon geholt weil es hier wegen dem Kamin am Wärmsten war!“, der Schwarzhaarige griff sich über die Stirn in seine Haare und strich sie sich nach hinten ohne dabei auch nur einen Augenblick lang den Blick von Naruto zu nehmen, „Bist du krank oder so?“

Naruto war irgendwie immer noch nicht in der Lage Worte zu formen, die dann auch verständlich seinen Mund verließen.

Das war doch wirklich unheimlich. Dieser Gaara war wirklich die wahrhaftige Sasuke-Kopie. Diese Augen. Diese Nase. Diese Lippen. Überall würde er die wiedererkennen.

Natürlich war die Gesichtsform ein wenig anders. Als Zwölfjähriger hatte Sasuke noch eine leicht rundliche Form im Gesicht gehabt. Nun wirkte es männlicher, kantiger, markanter.

Würde Sasuke noch leben, dann…. Ja dann würde er sicherlich genauso aussehen!

Sein Blick huschte über die Schulter des anderen weiter abwärts. Die Bettdecke war beim Aufsetzen wohl hinuntergerutscht und mit jedem weiteren Zentimeter nach unten verfärbte sich Narutos Gesicht noch mehr.

Gaara schien dies doch mit aufsteigendem Amüsement zu registrieren, denn ein zynisches Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Ich schlafe immer nackt!“

Diese Information hatte Naruto wirklich nicht gebraucht. Schließlich konnte er gerade sehen, dass dies der Tatsache entsprach, denn sein Blick haftete auf dem blanken Gesäß seines fast unbekannten Bettgenossen.

Gaara stand auf und zeigte nun Naruto dadurch fast alles, was er zu bieten hatte. Schnell wandte der Blonde den Kopf beschämt zur Seite und hörte den Schwarzhaarigen leise auflachen: „Anscheinend redest du nicht viel und du bist schüchtern! Oder macht dich mein Körper sprachlos, Dobe?“

Augenblicklich fuhr Narutos Kopf wieder zu diesem herum und zusammengekniffene blaue Augen sprühten förmlich Gift und Galle in Gaaras Richtung, welcher sich gerade seine Hose überzog.

„Nenn mich nicht Dobe, Teme!“

Mit einem Satz, so schnell hatte Naruto das weder sehen noch begreifen können, stand der Schwarzhaarige nun über ihm gebeugt und näherte sich seinem Gesicht wieder bedrohlich an. Dabei wirkte seine ganze Mimik jedoch überhaupt nicht missgelaunt, sondern weiterhin erheitert: „Nicht? Der Name kommt mir aber ziemlich passend für dich vor!“

Naruto schnaufte hingegen säuerlich auf und richtete mit angewinkelten Armen seinen Oberkörper etwas auf. Zum einen, um auch aufzustehen und zum anderen um dieser ungewohnten Nähe etwas zu entgehen.

Zudem war ihm das Ganze immer noch etwas unheimlich. Wieso musste ausgerechnet er dem Doppelgänger seiner verstorbenen großen Liebe begegnen? Ausgerechnet jetzt und hier, wo er doch endlich mit dieser lähmenden Trauer abschließen wollte?

Was dachten sich nur die Götter dabei? Denn das diese ihre Hände hier mit im Spiel hatten war irgendwo logisch… sie befanden sich schließlich in einem Tempel!

„Du hast nicht das Recht, mich so zu nennen!“, grummelte er, während er feststellte, dass sein T-Shirt wirklich an seiner Haut pappte und er wohl um eine längere Dusche nicht herumkommen würde.

„So? Wer hat denn das Recht dazu?“, flötete der Schwarzhaarige unbeeindruckt von der Kälte in Narutos Stimme und der bisher ausgebliebenen Dankbarkeit für seine nächtliche Fürsorge und suchte eine seiner beiden Socken im Decken-Wirrwarr.

Naruto schwang sich ebenfalls mit ungewohntem Elan aus den Federn. Anscheinend hatte ihm wirklich nur der Schlaf gefehlt.

„Geht dich nichts an!“

Er würde Gaara bestimmt nicht sagen, dass dies nur Sasuke sagen dürfte. Was sollte er nun einem Fremden sagen was ihn beschäftigte?

Warum er litt? Erst Recht jetzt, wo vor ihm eine Kopie Sasukes stand.

Dieser streckte sich und kreiste anschließend mit den Schultern, als wolle er sich für eine geplante Sporteinheit aufwärmen: „So? Wohl jemand wichtiges in deinem Leben, hm? Muss ein toller Mensch sein!“

„War er, ja!“, rutschte es Naruto leise heraus und Gaara konnte nicht nur an der Lautstärke des Gesagten, sondern auch an den trüber werdenden Augen des Blonden erkennen, dass ihn aufkommende Gedanken quälten.

Daher stoppte er augenblicklich seine Morgengymnastik: „War?“

Auf dieses eine Wort zuckte Naruto wieder zusammen und auch wenn Gaara damit nicht gerechnet hätte, so erkannte er ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen: „Ja, war!“

„Verstehe!“, und der Schwarzhaarige verstand wirklich. Jetzt und in diesem Augenblick würde er nicht mehr von dem Blonden erfahren.

„Warum bist du hier, Naruto? Doch nicht nur zum Urlaub machen? Da wäre doch eine der Hotelanlagen hier angenehmer!“

Der Schwarzhaarige schien sich schon fast gedacht zu haben, dass ihm der Blonde nicht direkt Rede und Antwort geben würde, daher trat er an den jungen Mann, der sich gerade das Shirt über den Kopf zog, heran.

Diesem schien die plötzliche Annäherung jedoch zu überraschend zu kommen und zudem auch unangenehm zu sein.

„Und bevor du sagst, das ginge mich auch nichts an… du hast im Fieber gesprochen!“

„Gesprochen?“, Naruto wirkte nun wirklich erschrocken und fast schon verängstigt. Diese Reaktion hatte Gaara eigentlich nicht hervorrufen wollen.

„Keine Sorge! Wenn du nicht reden magst, musst du nicht!“, er wandte sich vom Blonden ab, „Ich dachte nur, dass du vielleicht Hilfe brauchst von einem Ortskundigen!“

„Du schaust nicht aus wie ein Ortskundiger!“, erfolgte überraschend schnell die Antwort, „Für einen Insulaner in einem Urlaubsgebiet bist du eindeutig zu blass!“

Gaara blickte an sich selbst und an seinem immer noch unbekleideten Oberkörper herunter. Narutos Augen folgten ihm.

Der Blonde musste sich eingestehen, dass der vor ihm Stehende wirklich ausgesprochen gut gebaut war. An diesem stimmte einfach alles! Und erneut schoss es ihm durch den Kopf, dass Sasuke ganz sicherlich genauso aussehen würde… würde er noch leben. Kein sehr tröstlicher Gedanke.

„Stimmt!“, lachte der andere kurz auf, „Hast mich erwischt! Bin aus Tokyo!“

„Hmpf!“, Naruto nahm das kleine Handtuch aus dem Rucksack und schritt an seinem unfreiwilligen Mitbewohner vorüber, „Ich geh nun eh duschen und dann mach ich mich auf den Heimweg. Von daher… Danke für das Angebot, aber ich werde es nicht brauchen!“

Doch er hatte seinen Satz noch nicht ganz beendet, da hielt ihn ein fester Griff an seinem eigenen Arm zurück.

Tief schwarze Augen bohrten sich in seine Sommerhimmelblauen.

„Daraus wird wohl nichts?“

„Wie?“, Naruto war sichtlich irritiert. War dieser Typ nun doch ein Massenmörder und würde ihn jetzt hier festhalten?

Doch der wies stattdessen mit dem Kinn Richtung Fenster: „Der Sturm hier auf der Insel hat sich zwar gelegt und der Regen hat nachgelassen, aber die See ist noch sehr unruhig. Heute fährt sicherlich kein Boot mehr rüber auf’s Festland!“

Naruto war seinem Wink gefolgt und starrte ebenfalls aus dem Fenster.

Der Schwarzhaarige könnte Recht haben. Der Himmel wies zwar ein angenehmes Blau auf, doch am Horizont wirkte dieser und auch das Wasser schwarz. Er würde also bestimmt einen weiteren Tag hier auf der Insel bleiben müssen.

Nun ja, es gäbe schlimmeres… Nein… eigentlich doch nicht.

Schließlich saß er dadurch in diesem Tempel fest und den teilte er sich mit einer Sasuke-Kopie… einer Kopie, die ihn immer noch am Arm festhielt.

„Verständlicherweise gibt es in diesem Haushalt nichts mehr Essbares“, fuhr dieser jedoch unbeirrt fort und löste schließlich die Hand von Narutos nacktem Oberarm, „Wir sollten uns daher etwas kaufen gehen!“

Wieder bohrten sich diese Augen tief in Narutos. Diesem kam es fast so vor, als wolle er sich in ihn hineinfressen.

Ein Schauer durchfuhr ihn… und das was ihn daran am Meisten störte, war die Tatsache, dass er nicht genau bestimmen konnte, ob es ein unangenehmer war oder das genaue Gegenteil davon.

„Ich beeile mich!“, und schon verließ Naruto das Zimmer. Eigentlich hatte er etwas anders sagen wollen… dass der Schwarzhaarige ruhig ohne ihn einkaufen gehen könne oder ihn doch einfach in Ruhe lassen solle, aber dies war ihm nicht gelungen. Diese Worte hatten sich nicht über seine Lippen bringen lassen und er verstand sich nicht. Er verstand das alles hier nicht.

Aber er wollte sich nun auch nicht mehr gehen lassen. Er war hier, um abzuschließen. In welcher Form auch immer… solange es ihm half.

Sasuke war tot. Gaara sah Sasuke sicherlich ähnlich. Mehr aber auch nicht.

Und Sasuke war in den letzten sechs Jahren nicht mehr vor ihm erschienen, also würde er es nun auch nicht mehr tun. Denn es war nicht Sasuke, der es nicht fertig gebracht hatte, offen über seine Gefühle für den anderen zu sprechen. Er war es selbst gewesen. Somit hatte Sasuke auch hier nichts mehr zu erledigen.

Als er unter die Dusche trat seufzte er laut auf.

Irgendwie hatte er sich das alles anders vorgestellt. Weniger schmerzhaft. Aber was hatte er erwartet? Ihm war bewusst gewesen, dass sich seine Gefühle für Sasuke trotz allem nie geändert hatten. Sie waren geblieben. Im Gegenteil… die Sehnsucht schien sie nur noch gestärkt zu haben.
 

Er hatte es sich schlimmer vorgestellt.

Dieser Gaara schien sich wirklich hier auf der Insel auszukennen und es war auch nicht ganz so übel, von ihm begleitet zu werden.

Es stimmte schon. Sie brauchten Lebensmittel. Selbst, wenn er nur noch bis zum nächsten Tag bleiben würde. Denn Hunger hatte er, dass stand außer Frage und da er schon gestern nichts zu Abend gegessen hatte, wurde es höchste Zeit für eine Stärkung.

Einkaufen hatte er hier eh vorgehabt und daher waren auch nur noch belegte Brote in seinem Rucksack gewesen, die nun sicherlich nicht mehr schmeckten.

Ursprünglich hatte er ja auch eigentlich gar nicht vorgehabt, so früh wieder abzureisen. Schließlich wollte er die Zeit hier nutzen.

Aber er hatte auch erkannt, dass es irgendwie nichts brachte. Sein Zustand wurde ja nicht besser. Er schaffte es einfach nicht, sich mit der Trauer so weit auseinanderzusetzen, dass er über Sasuke hinwegkam. Dabei hatte er es sich doch so fest vorgenommen. Schließlich war das der oberste Punkt auf seiner Prioritätenliste… wenn nicht sogar mittlerweile der einzige.

Sie waren fast schweigend aus dem Haus gegangen nachdem er sich im Bad schnell notdürftig frisch gemacht hatte.

Ebenso wortlos schritten sie nebeneinander her durch die kleine Einkaufsstraße des Ortes. Auf dieser Insel gab es wirklich nur sehr wenig und dann auch nur das Nötigste.

Hier war alles auf den Tourismus ausgelegt und daher waren Restaurants schneller ausfindig zu machen als der versteckte Supermarkt, den wohl nur die Einheimischen aufsuchten.

Naruto hatte für sich selbst nun beschlossen, in diesem Gaara nicht mehr länger Sasuke sehen zu wollen, auch wenn dieses Vorhaben sicherlich reichlich schwer umzusetzen war.

Ständig ermahnte er seine eigenen Gedanken nicht zu sehr abzuschweifen.

Und so versuchte er auch jeglichen Augenkontakt zu vermeiden und betrachtete sich daher die Ortschaft etwas genauer.

Dieser Gaara schien nur neben ihm herzulaufen. Mit beiden Händen anteilnahmslos in den Hosentaschen und den Blick meist nach vorn gerichtet, während Naruto selbst das Gefühl hatte sich wie ein kleines Kind im Spielzeugladen zu benehmen.

Alles musste von ihm genauer betrachtet werden.

Ob es nun der zehnte Souvenirladen oder der Anglershop war… überall blieb er stehen und begutachtete die ausgestellten Waren.

Gaara blieb immer im Hintergrund. Schien mit diesem sogar eins zu werden, denn durch dieses desinteressierte Verhalten schaffte er es sogar, von niemand anderem wahrgenommen zu werden als von Naruto selbst.

Und das verwunderte den Uzumaki doch schon sehr, denn eines musste er neidvoll anerkennen: Der Schwarzhaarige sah verdammt gut aus.

Und allein dieser Gedanke erinnerte ihn wieder an Sasuke.

Der junge Uchiha war damals ein wahrer Mädchenmagnet gewesen. Es hatte niemanden gegeben, der oder die nicht für ihn geschwärmt hätte und Naruto hatte dies damals mit Missfallen beobachtet. Schließlich war es sogar eine leichte Eifersucht gewesen.

Aber auch irgendwo hatte er etwas wie Stolz verspürt. Schließlich gab sich Sasuke mit ihm ab und nicht mit den anderen. Auch wenn es nur kindische Auseinandersetzungen, Rangeleien und Wortduelle waren… in diesen Momenten hatte Sasuke ausschließlich ihm gehört!

Sie hatten am frühen Abend am Hafen erfahren, dass wohl am nächsten Morgen wieder regelmäßig Boote ans Festland fahren würden und Naruto hielt an einem Dango-Stand, um sich sein viertes oder fünftes Abendessen zu gönnen. Gaara wollte nichts weiter mehr essen. Er schien generell mit wenig auszukommen, dachte sich Naruto, dem aufgefallen war, dass sich der Andere bisher nur mit einer Handvoll Kirschtomaten begnügt hatte.

Und allein die Auswahl dieses Snacks, die er im Supermarkt getroffen hatte, hatte Naruto erneut wieder für wenige Sekunden in eine Art Schockstarre versetzt, ehe er sich einfach die Tomaten hastig aus dem Gemüseregal gegriffen hatte und mit diesen zur Kasse gestürmt war. Ob Gaara in diesem Augenblick sein Verhalten seltsam fand war ihm fast egal. Er hätte es sogar verstanden. Aber Naruto wollte dem anderen auch nicht auf die Nase binden, dass er ihn in allen Punkten an seine verstorbene erste Liebe erinnerte!

„Warum bist du hier? Du hast gesagt, du bist aus Tokyo“, versuchte Naruto nun doch ein Gespräch anzufangen. Die ewige Stille zwischen ihnen behagte ihm nicht, auch wenn er wusste, dass er daran einen großen Anteil hatte. Genüsslich biss er in sein Dango, während sie nebeneinanderher Richtung Tempel liefen.

Gaara schnaubte, mal wieder, etwas genervt klingend und schien in die entgegengesetzte Richtung Narutos zu blicken. Dafür war der Blonde sogar ganz dankbar. Weiterhin versuchte er den Anderen so wenig wie nötig anzusehen.

„Ich habe hier zwei Dinge zu erledigen!“, brummte Angesprochener schließlich nach einer ganzen Weile ziemlich leise und schien auch nicht weiter darauf eingehen zu wollen. Naruto hatte in der Zwischenzeit schon seine Dangos gegessen und entdeckte etwas viel Interessanteres. Abrupt blieb er stehen und hielt aus reinem Reflex heraus auch Gaara am Arm fest. Dieser verharrte ebenso und diesmal sah er doch zu Naruto. Mit deutlicher Verwunderung auf den Gesichtszügen: „Was?“

„Da vorn ist eine Eisdiele!“, Naruto ließ ihn los und trat einen Schritt näher auf ein Gebäude zu, welches mit einer kitschig rosa-türkis gestreiften Markise und grellgelb aufgedruckten Namen darauf hinwies, dass es sich wohl tatsächlich um eine Eisdiele handeln musste.

„Und? Hast du nicht gerade erst wieder was gegessen?“, schnaubte der Schwarzhaarige genervt und wollte weitergehen, doch Naruto dachte gar nicht daran, es ihm gleich zu tun.

„Ein Eis geht immer!“, grinste er, kratzte sich beschämt am Hinterkopf, weil er innerlich Gaara schon Recht geben musste, dass er heute wirklich schon reichlich gegessen hatte. Doch er hatte einen Saumagen! Schlecht werden würde es ihm sicherlich nicht!

Gaara seufzte ergeben: „Gut, dann geh dir dein Eis holen! Ich warte hier!“

Und das hätte er Naruto eigentlich nicht mehr sagen müssen, denn der Blonde war schon lange im Gebäude verschwunden.

Naruto war beim Eintreten in das Lokal sofort angetan von dem Ambiente. In gewisser Hinsicht war es durch und durch kitschig mit all seinen Spitzenvorhängen und Tischdeckchen in Häkeloptik, zumal alles noch in sanften Pastelltönen gehalten wurde, aber auch irgendwie gemütlich. Es machte den Eindruck, als hätte man Großmutters Häkelstube durch eine amerikanische 50-iger-Jahre-Bar gejagt.

Hinter einem breiten Tresen stand eine großgewachsene blonde junge Frau, die ihre Haare zu vier Zöpfen zusammengebunden hatte und strahlte ihn freundlich aber auch irgendwie leicht gekünstelt an.

Naruto verwunderte es nicht, dass zu dieser Jahreszeit und ebenso zu dieser Uhrzeit nur noch wenige Menschen ein Eiscafe aufsuchten und er entdeckte auch nur einen weiteren Gast in einer Ecke sitzen mit einer Tasse Kaffee in der einen und dem Sportteil der Tageszeitung in der anderen Hand.

„Willkommen im Eiscafe Sabakuno! Was kann ich Ihnen denn bringen?“, die Blondine lächelte noch breiter und wies mit einer Hand auf eine mit Kreide beschriebene Tafel, „Heute hätten wir übrigens auch Kuchen und Torten im Angebot!“

Sabakuno? Irgendwie kam ihm der Name nun bekannt vor. Doch Naruto wollte einfach nicht in den Sinn kommen, wo er diesen doch recht seltenen Namen schon einmal gehört hatte.

„Eigentlich wollte ich ja nur ein Eis haben…“, gab er schließlich zur Antwort, ertappte sich aber selbst dabei, wie er zur Tafel schielte.

„Natürlich!“, die Verkäuferin schob eine Glastüre einer größeren Auslage zur Seite und ratterte noch die vorhandenen Sorten herunter.

Noch immer den Blick auf die Tafel gerichtet, an welche er langsam und wohl auch unbewusst näher heran getreten war, gab er wie mechanisch: „Schoko und Erdbeere!“, zur Antwort.

„Zum Hieressen oder mitnehmen?“

„In einer Waffel zum Mitnehmen, bitte! Und dann vielleicht doch Kuchen…?“, sicher war er sich nicht. Gewiss, bei ihm würde kein Kuchen umkommen, doch er kannte Gaaras Geschmack nicht und wollte ihm aber auch nichts voressen.

„Ich gebe Ihnen auch einen Rabatt von 50% bei den Kuchenstücken. Schließlich schließen wir gleich und morgen darf ich diese Waren nicht mehr verkaufen!“

Aber selbst mit diesem Angebot hätte die junge Verkäuferin nicht mehr locken brauchen, da Naruto nun so dicht an der Tafel stand, dass man sich denken konnte wie zerrissen er innerlich war bei der Entscheidung, welche Torte er nun nehmen sollte.

Mehrmals las er die Auswahl durch und ließ dann seinen Blick nach draußen, aus dem Fenster schweifen, wo Gaara, wie nicht anders zu erwarten mit beiden Händen in der Hosentasche, gerade gelangweilt wohl einen kleinen Stein vom Gehweg trat.

Was würde ihm wohl schmecken? Gewiss… er könnte schnell hinauslaufen und fragen, doch er war sich sicher, dass er darauf keine Antwort kriegen würde.

Sein Blick ging wieder zurück zur Tafel und huschte dabei an etwas vorbei, was sofort seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

Hinter dem Tresen und der jungen Frau, die bereits mit einem Pappeteller bewaffnet darauf wartete, dass er ihr nannte, welche Kuchenstücke er nun haben wolle, hing ein Bild an der Wand mit einem doch recht imposanten Motiv.

„Wow! Der ist ja riesig!“, rief er überrascht aus und die Blondine folgte seinem Blick auf das Foto.

Sofort legte sich ein warmes und natürliches Lächeln auf ihre Lippen und nicht so ein gestelltes wie zu dem Augenblick, wo Naruto in das Geschäft getreten war.

„Ja! Das war vor zwei Jahren beim Angelausflug!“, begann sie und deutete mit einer Handbewegung an, das Naruto ruhig näher an das eingerahmte Foto herantreten dürfte.

Das tat Naruto auch.

Auf dem Bild waren drei junge Menschen vor einem größeren Boot zu sehen. Links stand gut erkennbar die Blondine, rechts ein großer, muskulöser braunhaariger Kerl.

Mittig stand ein jüngerer Mann mit leuchtend roten Haaren. Alle drei Personen grinsten in die Kamera und dazu hatten sie auch guten Grund, denn hinter dem Rothaarigen war ein riesiger Tunfisch aufgehängt worden, der in seiner gesamten Länge alle bei weitem übertraf!

„Kaum zu glauben, aber den hat mein kleiner Bruder Gaara ganz allein mit einer herkömmlichen Angel aus dem Meer gezogen!“, aus der Stimme der Verkäuferin hinter ihm hörte er förmlich den Stolz einer großen Schwester.

Moment!

„Gaara?“

Naruto drehte sich erstaunt zu ihr herum.

„Hm, ja!“, antwortete sie und zeigte mit dem Finger auf den Jungen mit den leuchtend roten Haaren und grünlich schimmernden Augen, „Hier! Er sieht doch wirklich nicht so aus, als würde er einen 150 kg Fisch aus dem Wasser ziehen können, nicht wahr?“

Doch diese Frage bekam Naruto gerade nicht mehr wirklich mit. In seinem Kopf ratterte es wieder und erneut starrte er aus dem Fenster nach draußen, wo der Schwarzhaarige wartete.

Jetzt wusste er auch, woher er den Namen Sabakuno kannte.

Der Typ da draußen hatte sich ihm gestern als Gaara Sabakuno vorgestellt.

Sabakuno war ja schon ein seltener Name. Aber Gaara Sabakuno gab es sicherlich nicht zweimal!

Wieso hatte Naruto nun immer mehr das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte?

Diese Ähnlichkeit mit Sasuke, dann der Name…

Das konnte doch nicht Einbildung sein? Schließlich hatte er zuvor noch nie von diesem Namen gehört!

„Ich habe dir jetzt zweimal Erdbeer-Deifuku, zweimal Schoko- und zweimal Käsekuchen und vier Mochi eingepackt. Ist das in Ordnung? Weil dein Eis schmilzt bereits!“, dabei hielt sie ihm schon die Eiswaffel unter die Nase.

Mit überrascht geweiteten Augen sah Naruto sie direkt an, doch die Blondine schien diese Überraschung seinerseits wohl immer noch auf das Foto an der Wand zu beziehen.

„Gaara hatte vor einigen Wochen beim Segeln einen Unfall“, flüsterte sie wieder an das Foto gewandt und diesmal etwas leiser. Bei diesem Satz wurde Naruto nun doch wieder hellhörig.

„Er kam mit seinem Segelboot in einen Sturm. Ähnlich wie der von letzter Nacht!“, sie seufzte und wandte sich vom Bild wieder ab und ihrer Theke zu, „Fischer fanden ihn auf hoher See treibend. Er lag von da an im Koma!“

„Oh! Das… das… tut mir…“

„Das muss es nicht!“, begann sie sofort und erhob schnell wieder ihren Kopf um Naruto erneut wieder ein ehrliches Lächeln zu schenken, „Wir hatten letzte Nacht einen Anruf von der Klinik! Gaara geht es schon sehr viel besser. Er soll aufgewacht sein. Leider konnten wir aufgrund des Sturms nicht rüber zu ihm auf das Festland! Aber das holen wir nach! Aber vor Freude habe ich letzte Nacht viel zu viel gebacken!“, sie lachte hell auf und irgendwie war dieses Lachen ansteckend und blies jeden trüben Gedanken in seinem Kopf fort.

„So! Ich bekomme übrigens noch 1100 Yen!“, lachte sie weiter und Naruto nickte hastig und kramte seinen Geldbeutel aus der Hosentasche.

Doch noch während er bezahlte machte er sich wieder Gedanken.

Gaara Sabakuno hatte einen Unfall, lag im Koma, war letzte Nacht erwacht und befand sich in einer Klinik auf dem Festland.

Wer war dann der Gaara Sabakuno, der draußen vor der Eisdiele auf ihn wartete?

Er nahm die Tüte mit den Kuchen, die ihm nun über den Tresen gereicht wurde, entgegen nachdem er bezahlt hatte, bedankte sich und schritt durch die kleine Türe wieder nach draußen auf den Gehsteig.

In der Zwischenzeit war die Sonne fast gänzlich untergegangen.

Aber der Weg zum Tempel war nicht mehr weit. Nur war sich Naruto nun gar nicht mehr so sicher, ob er überhaupt noch zum Tempel wollte. Schließlich wusste er nun wirklich nicht, wer den ganzen Tag über sein Begleiter war. Denn schön und gut… die Theorie mit dem Doppelgänger, was das Aussehen betraf… aber nun auch noch einen Namen gleich zweimal?

Der ‚neue‘ Gaara richtete nun seine tiefschwarzen Augen auf ihn und er konnte auf den feinen Lippen ein Lächeln erkennen, als er langsam näher an ihn herantrat.

„Das sieht aber nach mehr als nur einem Eis aus, Dobe!“

Erneut zuckte Naruto zusammen. Irgendwie wurde ihm das hier alles doch etwas zu unheimlich… dabei hatte er immer gedacht, dass er seit dem Todestag Sasukes mit seiner Fähigkeit, Kontakt mit Geistern aufnehmen zu können, gut umgehen konnte… aber das neben ihm konnte doch kein Geist sein… oder?

Und wenn doch… war es dann… NEIN! Unmöglich!

Er hätte ihm gesagt, dass er es ist und zudem hatte er doch hier alles erledigt! Es gab im Diesseits nichts mehr, was ihn hielt!

Er senkte den Kopf. Für Gaara mochte es nun aussehen, als würde er sich schämen, dass er mit einer Tüte und einem Eis aus dem Geschäft gekommen war, doch es war eher seine Unsicherheit dieser Situation gegenüber und die sicherlich in seinem Gesicht abzulesen war, die er versuchte zu verstecken.

„Ähm… ja… he he!“, schließlich hob er grinsend sein Gesicht. Auch hier war er sich bewusst, dass es ein leichtes für jedermann war, zu erkennen, dass es sich um ein aufgesetztes Grinsen handelte: „Ich konnte bei den ganzen Leckereien nicht widerstehen!“

„Tzz!“, brummte der Schwarzhaarige und schien sich wieder auf den Weg, der vor ihnen lag, zu konzentrieren.

Wieder erschauderte Naruto. Denn wieder erkannte er weitere Ähnlichkeiten.

Und wieder erlangte ihn die Erkenntnis, dass das nicht sein konnte.

Sie erreichten die Treppen, die zum Tempel hinauf führten und auf halber Strecke entschloss sich Naruto nun doch, die Stille zu durchbrechen und Antworten einzufordern, selbst wenn ihm dabei bewusst war, dass er diese mitunter nur kriegen würde, wenn er selbst dazu bereit war, Rede und Antwort zu stehen.

Ihm war klar, dass das, was er hier nun erfahren würde, ihn schmerzen würde auf eine unsägliche Art und Weise… doch wozu war er her gekommen?

War er nicht hier, um sich mit genau diesem Schmerz auseinander zu setzen? Um dann los lassen zu können?

„Du sagtest, du bist aus zwei Gründen hier… welche Gründe?“, Narutos Frage war weder in der Stimmlage so, dass sie neugierig noch mal eben dezent nachgefragt klang.

Sie klang fordernd. Er verlangte nach Antworten. Und man sah dem Schwarzhaarigen an, dass er diese Forderung verstanden hatte.

Doch dieser hob nur leicht seinen rechten Mundwinkel: „Wie wäre es, wenn wir das hier etwas fairer gestalten?“

Naruto starrte ihn nun doch etwas irritiert von der Seite an und sie erreichten dabei den obersten Treppenabsatz. Ohne es zu merken folgte er nun dem Anderen einfach einmal um das Haus herum.

Dort setzte er sich auf die Terrasse und Naruto blieb zunächst stehen.

„Frage gegen Frage. Antwort gegen Antwort“, erklärte Gaara schließlich, „Und wenn du damit einverstanden bist, dann setz dich!“, und er deutete neben sich.

Eigentlich hätte Naruto von sich selber gedacht, dass er länger zögern würde, doch er folgte der Aufforderung und hockte sich im Schneidersitz direkt neben ihn.

Gaara lachte leise, verschränkte seine Arme hinter den Kopf und ließ sich nach hinten fallen.

Sein Blick schien in den Himmel gerichtet zu sein, der nun ein eindrucksvolles Bild darbot.

Milliarden von Sternen zeichneten sich am Firmament ab und Naruto musste sich eingestehen, dass er noch nie so viele Sterne auf einmal gesehen hatte. Nicht einmal damals… hier auf dieser Insel… mit Sasuke zusammen…

„Meine Frage wäre ähnlich und ich habe sie dir bereits heute schon einmal gestellt: Warum bist du hier?“

Narutos Blick wurde mit dieser Frage kurzzeitig vom Himmelszelt ab und auf den neben ihm Liegenden umgelenkt.

„Meine beiden Gründe sind einfach erklärt: Ich schuldete der alten Dame hier einen Gefallen und den erfülle ich ihr. Und dann muss ich hier jemanden abholen. Aber er ist noch nicht soweit!“

„Und dazu brauchst du einen falschen Namen?“, schnaubte Naruto.

„Tzz tzz tzz!“, Gaara hob den Finger und ließ diesen tadelnd erhoben, „Erst meine Frage beantworten, bevor man die nächste stellt!“

Naruto schluckte. Stimmt ja. So war es vereinbart worden. Mist.

„Das ist etwas länger zu beantworten!“, versuchte er, doch erkannte sogleich an dem Funkeln in den auf ihn gerichteten schwarzen Augen, dass es keinen Sinn hatte, Ausflüchte zu suchen.

Daher seufzte er laut auf und holte tief Luft.

Es war ja auch nicht so dramatisch… oder? Er wusste bereits jetzt schon, dass er diese Erzählung nicht mit trockenen Augen überstehen würde… aber was soll’s. Es war nur falscher Stolz, der ihn aufrecht hielt und dieser Kerl neben ihm war ein Fremder… sicherlich würde er ihn nie wieder sehen!

„Vor sechs Jahren… nee… also… Vor sieben Jahren war ich schon einmal hier. Mit meiner Schulklasse. Und jemand besonderem. Und dieser besondere Jemand hat mich vor sechs Jahren einfach so verlassen, ohne mir die Chance zu geben mich zu einer Sache zu äußern, die er mir vorher gesagt hat und ja… deswegen ... kapiert?“

Er schielte zum Schwarzhaarigen herunter, doch der hatte nur eine Augenbraue bis knapp unter den Haaransatz angehoben und die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst.

„Das ist nicht länger beantwortet, Dobe, sondern dämlicher! Das versteht kein Mensch, was du da erzählst!“

Der Blonde schluckte. Der Andere hatte ja Recht. Selbst er wurde aus seinem Gestammel nicht wirklich schlau. Vielleicht sollte er es einmal ganz anders anfangen… vielleicht war dieses Reden hier vor Ort mit einer lebenden Kopie des Inhaltes seiner Schmerzen die Therapie, die er brauchte!

Und noch ehe er das nicht ganz zu Ende gedacht hatte, wusste er, wie schwachsinnig sich das anhörte. Aber dennoch: Was hatte er zu verlieren?

Sein Blick richtete sich wieder zu den vielen Sternen am Himmel über ihren Köpfen und auch er beschloss einfach, sich nun ganz auf den Holzboden der alten Terrasse zu legen und es seinem Nebenmann gleich zu tun.

Wie in den frühen Morgenstunden, als er neben ihm erwacht war, lagen sie dicht nebeneinander. Nur der um ihn gelegte Arm fehlte, doch daran wollte Naruto gerade nicht mehr so genau denken.

„Vor sieben Jahren, ich war gerade in die fünfte Klasse gekommen, machten wir mit unserer gesamten Jahrgangsstufe einen Campingurlaub hier auf diese Insel. Am Strand, genau vor diesem Schrein“, er pausierte einen Atemzug. Bisher lief es doch ganz gut.

„Ein Klassenkamerad und ich gerieten mal wieder, wie so oft, in Streit miteinander. Ich wollte nie mit ihm streiten, echt jetzt! Es war einfach nur so… dass das wohl unsere ganz eigene Art der Kommunikation war. Ich hatte ihn schon da echt sehr gerne… und… so!“, er seufzte. So genau musste er doch jetzt nicht ins Detail gehen, oder?

„Na ja… unser Klassenlehrer Iruka-sensei hat uns dann zur Nachtwache abgestellt. Zur Strafe. Und so lagen wir hier am Strand und haben so wie wir beide gerade jetzt in den Himmel geguckt und die Sterne angesehen!“

„Du willst mir jetzt aber nicht weiß machen, dass du zum Sternegucken von Konoha bis nach hier gekommen bist!“, brummte es fast schon beleidigt klingend neben ihm.

Die Stimme kam ihm viel näher vor, als er dachte, doch Naruto wollte seinen Kopf nicht zu ihm herum drehen. Viel zu sehr schweiften gerade seine Gedanken in die Vergangenheit ab.

„Nein. Es ist nur… er ist meine wichtigste Person…also die ‚Eine‘… mein Stern… ähm… also… ich meine… er war…!“

„War?“

„Ja… er verließ mich vor sechs Jahren. Das letzte, was er sagte, bevor er ging… war, das er mich lieben würde und dann war er weg… er hat nicht einmal darauf gewartet, was ich antworte… dieser blöde Teme!“, Naruto war sich nicht so sicher, ob die Tränen, die sich bei ihm automatisch bei dem Gedanken an Sasukes letzte Worte an ihn in seinen Augen sammelten, sichtbar wurden… aber seine Stimme war eindeutig belegt. Der Andere würde sich sicherlich seinen Teil denken können.

„Hättest du geantwortet?“

„Klar! Aber sowas von! Und jetzt nicht wie du denkst… sondern richtig. Weil ich ihn… ja… also…“, nun kamen neben den tränenschweren Augen auch noch rote Wangen hinzu! Naruto warf sich beschämt die überkreuzten Arme über das Gesicht: „.. auch sehr gerne hatte… und na ja… jetzt frag ich mich, warum er nicht geblieben ist, um meine Antwort abzuwarten!“

„Vielleicht wusste er deine Antwort bereits?“, warf sein Nebenmann leise ein.

„Pff… der Teme doch nicht!“, schnaubte es unter den verschränkten Armen, die sich aber nun langsam wieder vom Gesicht lösten, „Der war normalerweise nicht der Typ, der sich für die Gefühle der anderen interessierte!“

„Nicht? Hört sich nicht nach so einem tollen Menschen an!“

„Doch… das war er aber!“, ein Seufzer entfuhr ihm… ein sehnsuchtsvoller… direkt an die Sterne gewandt, „Und die tollsten Seiten an sich hat er nur mir gezeigt! Nur ich dürfte all seine Seiten sehen. Zum Beispiel hat er mir hier an diesem Strand eine wunderschöne Geschichte erzählt!“

„So? Hat er das?“, kam die nächste Frage zurück…. Und Naruto wurde erst in diesem Augenblick bewusst, dass ihn der Schwarzhaarige hereingelegt hatte!

Schließlich hatte dieser doch mittlerweile eine ganze Reihe an Fragen gestellt ohne das Naruto dafür seine hatte stellen können.

Aber das würde er sicherlich nicht mehr länger mitmachen!

Er würde jetzt nur noch diese kleine Geschichte erzählen und dann wäre der Andere aber fällig! Aber so was von!

„Wir haben damals hier gelegen und darüber philosophiert, was die Sterne sind und so. Du musst wissen, wir waren gerade mal 12 Jahre alt. Also erwarte nichts Besonderes. Aber dennoch hat er etwas gesagt, was mir mit jedem einzelnen Wort im Gedächtnis geblieben ist und ich nur zitieren kann…“

Erneut holte er tief Luft, schloss dabei seine Augen um noch besser in seine Erinnerungen einzutauchen… stellte sich dort Sasuke vor… wie er neben ihm im Sand lag.
 

„Weißt du, Naruto, ich glaube, die Sterne sind die Seelen der Verstorbenen. Und zwar von denen, die noch über ihre Liebsten hier auf der Erde wachen. Sie sitzen da oben und schauen auf uns herab. Umso heller ein Stern strahlt, umso größer war die Liebe der Seele, die in ihm wohnt… und irgendwann kehrt die vom Stern behütete geliebte andere Seele, …“
 

„…zu diesem durch sein Leuchten geführt zu ihn zurück und erst dann können sie zusammen wiedergeboren werden… um auf ewig zusammenzubleiben… nur die wahre Liebe leuchtet so stark, dass sich die zwei durch den Tod getrennten Seelen auch wiederfinden können…“

Stille.

Während der Schwarzhaarige einfach die Geschichte in genau den Worten weitererzählt hatte, die Naruto durch den Kopf geschwirrt waren, hatte sich der Blonde nur ruckartig zu diesem herumdrehen können und starrte ihn an.

Das… das konnte nicht sein! Das waren genau Sasukes Worte damals gewesen. Die Worte, die er erst am nächsten Morgen begriffen hatte, nachdem er eine Nacht darüber geschlafen und über deren Sinn nachgedacht hatte.

Es gab demnach nur zwei Personen, die von diesen ausgesprochenen Worten am Strand damals vor 7 Jahren wissen konnten… und das waren er und …

„Sas… Sasuke!“, drängte sich der Name über seine Lippen. Kam schon fast nur noch gehaucht beim anderen an, welcher ihm nun mit einem sanften Lächeln direkt in die blauen Augen sah.

Vorsichtig strich eine Hand über Narutos Wange, berührte ihn hauchzart. Wie ein warmer Windhauch und dennoch konnte er spüren, dass sie da war.

Narutos eigene Augen weiteten sich mit jeder Sekunde mehr und auch der Schließmuskel seines Unterkiefers verweigerte jede Mitarbeit.

Schließlich schloss er seinen Mund doch, weil er ungläubig schlucken musste.

Sein Gegenüber, der keine Anstalten machte, die Hand von seiner Wange zu nehmen, sondern stattdessen nochmals sanft mit dem Daumen über seine Schläfe strich, verzog sein lächelndes Gesicht ein wenig und präsentierte ein freches Grinsen mit einem angehobenen Mundwinkel und synchron hochgezogener Braue:
 

„Das hat aber gedauert, Usuratonkachi!“
 

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Teil III von III

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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  -Shira-
2017-06-24T09:03:39+00:00 24.06.2017 11:03
Die Fortsetzung find ich auch total schön. Ach...
Von: abgemeldet
2016-10-20T22:54:54+00:00 21.10.2016 00:54
Einfach atemberaubend
Von:  Sayuri_Hatake
2016-02-28T21:12:35+00:00 28.02.2016 22:12
Oh mein Gott.
Ich danke dir, für diese unglaubliche Geschichte. Du weisst nicht, wie sehr sie mich gerade berührt und ich froh bin sie gefunden zu haben.
Wirklich ein riesiges Kompliment an dich und gleichzeitig ein großes dankeschön. Es war einfach unglaublich.
Lg Sayuri
Von:  Sunset-
2015-10-05T17:55:16+00:00 05.10.2015 19:55
Aloha!


Zuerst einmal ein großes Dankeschön dafür, dass du an meinem Wettbewerb teilgenommen hast! Ich habe mich sehr darüber gefreut. *^*

So, ich fange einfach einmal bei dem Titel der Geschichte an. Ehrlich gesagt… fand ich ihn jetzt wirklich nichts so berauschend und wenn ich so einen Titel beim Durchscrollen von neuem potenziellen Lesematerial gefunden hätte, wäre ich zu 50%-iger Chance so oberflächlich gewesen, einfach weiter nach unten zu scrollen, ohne sie zu lesen. Der Titel regt leider kaum Neugierde oder Spannung an, zumindest nicht bei mir. Vielleicht ist das eine individuelle Sache, aber ich hätte mir für eine Geschichte wie deiner einen anderen Titel gewünscht. Irgendetwas, was etwas tiefer geht, denn deine Story ist wirklich total gut!

Deine Kurzbeschreibung ist leider sehr ähnlich wie beim Titel. Sie sagt nicht sehr viel aus oder gibt Auskunft um was es denn eigentlich geht. An sich ist das ja nicht zwanghaft etwas Schlechtes, denn auch wenig Information kann reizvoll und spannend auf einen wirken. Doch hier das leider wieder nicht so. Es fehlt mir einfach etwas Geheimnisvolles und Lockendes in deinem Titel und deiner Kurzbeschreibung, wie auch im Klappentext, der ja eher ein kleiner persönlicher Text an die Leser ist (so etwas gehört, finde ich, eher als Randkommentar in die Beschreibung). Verstehst du in etwas, was ich meine? O: Dafür, dass deine Geschichte so einen schönen und herzzerreißenden Inhalt hat, verkaufst du mit so einem Titel und solch einer kargen Kurzbeschreibung deine Geschichte etwas unter Wert. Das kannst du bestimmt besser, da bin ich mir verdammt sicher. êe

So, dann kommen wir mal zum Hauptthema: Dein Plot. Ich mag Geister, Geister sind cool. Vor allem seit ich Supernatural wieder angefangen habe zu schauen und deine Geschichte gerade richtig zu der einen Folge passte. Da ging es auch um Geister – aber mehr so like: Ghostbusters. Ich habe noch nicht sehr viele Naruto-AU’s gelesen, in denen es um Geister ging, deswegen habe ich mich darüber auch sehr gefreut. Du konntest deine Charaktere ziemlich gut rüberbringen und man hat immer mit den Personen mitgefühlt. Vor allem am Schluss musste ich mich echt zusammenreißen, damit ich nicht losweine. Das … urks, das war so deep. Ich find’s ja eigentlich eine schöne Idee, wenn Sasuke und Naruto auf diese Art und Weise weiterhin miteinander verbunden sind. Und auch Sasukes Opfer war total mutig! Aber trotzdem ist es traurig.

Aaaaber gerade deswegen mag ich deine Geschichte so sehr! Man wird einfach mit ihr mitgerissen und kann gar nicht anders, als mit deinen Charakteren mitzuleiden und zu hoffen. Sehr großes Lob an dich! Dafür hast du dir den zweiten Platz wirklich verdient *^* Fühl dich mit Konfetti beworfen ~ ♥

Mit liebsten Grüß’chen,
Greenie ~

Von:  Grinzekatz
2015-05-13T10:19:05+00:00 13.05.2015 12:19
Hey
Diese Geschichte ist echt so schön geschrieben. So schön das ich mich zwischendurch beherrschen musste nicht einfach loszuheulen.
Hast du wirklich toll gemacht
Glg Grinsekatz
Antwort von:  KamuiMegumi
14.05.2015 09:18
Vielen lieben Dank!
Die 'Nachts...um'-ff's liegen mir sehr am Herzen und daher freut mich dieses Kompliment besonders!
Von:  Mikao-chan
2015-01-25T08:39:40+00:00 25.01.2015 09:39
Könntest du das dritte Kapitel noch ein mal veröffentlichen so das Es nicht adult ist ? Also einwenig umschreiben das nicht adult Es Auch lesen können?
Biiittteee
ps. Deine ff ist wirklich total super
Antwort von:  KamuiMegumi
25.01.2015 11:10
Hab dir eine Info ENS geschrieben; -)
Danke für das Lob...irgendwie schließt man aus deinem Nick gar nicht dass du NaruSasuNaru lesen könntest. ..aber das du es doch tust freut mich natürlich :D
Von:  solty004
2015-01-16T09:28:48+00:00 16.01.2015 10:28
Hey,
Sorry das ich mich wider erst jetzt schreibe.

Es waren echt super Kapiteln.

Die perfekte Fortsetzung von deiner Story Nachts um 2. Sie war so gefühlvoll musst am Schluss mich richtig zusammen reisen nicht voll los zu heulen. Aus Trauer und zugleich Glück das sie Naruto und Sasuke endlich wieder vereint sind und das Glücklich. Es war auch schön dass Sasuke nicht gegangen ist obwohl er es konnte nur um bei seiner großen Liebe zu sein. Machte er eine Handel mit dem Tod, wen er bleiben dürfe in Narutos Nähe würde er ihm helfen.
Der Brief den Naruto an Sasuke geschrieben hat war so schön und zugleich voller Schmerz und Hoffnung. Ich fand es gut das Shikamaru ihn an Narutos Beerdigung vor las um den Leuten seine Gefühls Welt näher zu bringen und ihnen klar zu machen wie so er so lange durch gehalten hat. Ob wohl seine Prognose so schlecht war.

Freu mich schon auf was Neues von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty


Von:  naruhinaxXx
2014-12-28T17:14:17+00:00 28.12.2014 18:14
OMG ich musste so heulen bei dem kapi T.T

aber freue mich, das die beiden sich endlich gefunden haben


Von: abgemeldet
2014-12-28T17:10:51+00:00 28.12.2014 18:10
Schönes, aber trauriges Ende ;-;

Von:  Momo26
2014-12-28T02:07:04+00:00 28.12.2014 03:07
Hammer Geschichte, han sie ff.de schon gelesen....
hab voll geheult. Das schafft nicht jeder xD
Mach weiter so lg Momo


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