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Doors of my Mind 2.0

Ihr Freund. Mein Geheimnis
von

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Der seltsame Fall des Dr. Klischee und Mr. Euphemismus

Kapitel 16 Der seltsame Fall des Dr. Klischee und Mr. Euphemismus
 

„Schluss damit!" Meine Mutter umfasst mit beiden Händen die Tischkante und unterbricht Maya im letzten Moment. Sie richtet sich auf, so dass ihr Ausruf noch mehr Nachdruck erhält. Ihre Stimme schneidet Glas. Ich halte unwillkürlich die Luft an, während ich sehen kann, wie Mayas Lippen das Wort still beenden. Ihre Arme verschränken sich vor ihrer Brust und sie wirkt augenblicklich, wie ein kleines, zickiges Kind, dem man etwas verboten hat. Ich starre sie an und sie blickt direkt zurück. Ihre blauen Augen blitzen mir aus schmalen Schlitzen entgegen. Als sich meine Mutter wieder hinsetzt, atme ich leise aus. Auch Raphael sieht erschrocken zu mir und ich kann mir ein schweres Schlucken nicht verkneifen.

„Bitte, entschuldigen Sie diese geschwisterlichen Dispute. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die beiden nur größer und nicht erwachsener werden", ergänzt meine Mutter scharf, aber mit ihrem gewohnt ruhigen Tonfall. Ein strenges Lächeln bildet sich auf ihren Lippen, welches sich definitiv an Maya und mich richtet. Es ist wirklich lange her, dass meine Eltern derartig aus der Haut fahren mussten. Allerdings waren unsere letzten Zusammentreffen immer durch Provokation und Missgunst geprägt gewesen und das zum Leidwesen unserer beider Eltern. Mein Herz prallt temporeich gegen meinen Brustkorb und scheint ihn fast zu sprengen. Nach diesem Abend bin ich sicher 10 Jahre gealtert.

Ich will etwas trinken. Als meine Hand zu meinem Glas greift, sehe ich, wie stark sie zittert. Auch Raphael greift fahrig zu seinem Bier. Er nippt nur kurz daran und etwas des Schaumes bleibt auf seiner Lippe zurück. Ich sehe dabei zu, wie er ihn davon leckt und wünschte, dass ich das übernehmen könnte. Wir hätten definitiv zu Hause bleiben sollen.

„Die Dynamiken zwischen Geschwistern sind etwas sehr eigenes", kommentiert Herr Cohen und klingt dabei eigenartig diplomatisch. Er ist zu höflich, um deutlich zu sagen, dass Maya und ich eine totale Blamage sind. In dem Gesicht meiner Mutter ist es hingegen deutlich zu lesen, wie sehr sie sich gerade für uns schämt. Raphael bejubelt sicher sein Einzelkinduniversium und fragt sich, wie er jemals in Betracht ziehen konnte, sich für einen von uns beiden zu entscheiden.
 

Mein Blick schweift zu Maya, die weiterhin zähneknirschend in ihrem Essen rumstochert. Ich denke an die 4 Buchstaben, die sie noch hat sagen können. Damit beginnen viele Worte. Schwachsinnig. Schwierig. Schwermütig. Irgendwie würde das alles in irgendeiner Weise mich beschreiben. Eine Fülle an Möglichkeiten existiert. Ich bin ganz groß darin, mir selbst etwas vor zu machen. Es könnte, aber auch so was, wie schwäbisch, schweinisch oder schwammig heißen. Das Wort Schwanger streiche ich genauso aus meinem Kopf, wie das eigentlich von Maya gewollte. Ich bete innerlich, dass sich niemand das Naheliegende herleitet.

„Wir hatten, ja nach Marks Auszug die Hoffnung, dass sich diese ständigen Kontroversen und Reibereien minimieren. Scheinbar haben wir uns getäuscht", steuert nun auch mein Vater bei. Er sieht ernst zu Maya und dann zu mir. Nun reicht es mir aber. Wir sind im Grunde eine gut funktionierende Familie, aber das Idyll, was meine Eltern verkaufen wollten, sind wir nie gewesen.

„Nun ja, unsere geschwisterliche Dynamik ist, wie ein Haufen tollwütiger Meerschweinchen. Bissig, penetrant und auf ihrer Seite einfältig. Aber, wie sagt man so schön, die Hoffnung stirbt zu Letzt", kommentiere ich angefressen. Kontroversen und Dispute statt nerviger Streitereien. Wir sind schlicht weg streitsüchtig. Niemand spricht es aus. Ein Hoch auf das herrliche Familienidyll. Ich sehe zu meinem Vater und er erwidert meinen Blick. Ich sehe Verärgerung und dann ein Ausdruck, den ich nicht lesen kann. Es ist nicht das erste Mal, dass mich in der letzten Zeit so ansieht. Ahnt er was? Mein Vater ist aufmerksamer, als es scheint und da war er schon immer gewesen. Maya schaut verwundert und versucht gleichzeitig verärgert zu meiner Mutter zu sehen. Wahrscheinlich hat sie nur eine der drei Eigenschaften verstanden, mit der ich unsere Beziehung charakterisiert habe. Mein Puls beruhigt sich nicht. Auch der Blick von Raphaels Mutter ruht auf mir. Dass sie Lehrerin ist, macht das Ganze noch schlimmer. Als ich ihn erwidere, lächelt sie und widmet sich dann wieder ihrem Nachtisch. Genauso, wie die anderen auch. Ich freue mich schon jetzt auf den Aperitif. In meinem Hals beginnt es, sehnsüchtig zu kribbeln.

Zu meinem Glück dauert es nicht lange und wir bekommen jeder einen Abschiedsschnaps vor die Nase gestellt. Ich warte nicht auf die anderen und kippe mir den Kräuterschnaps augenblicklich in den Rachen. Das Brennen ist fantastisch und ich ignoriere die Blicke der anwesenden Parteien. Den habe ich mir verdient und alle anderen können mich mal.

„Raphael, was hältst du davon, wenn wir deinen Eltern noch ein bisschen die Stadt zeigen? Und heute ist doch das Weinfest im französischen Viertel", sagt Maya unvermittelt und greift nach Raphaels Hand. Das Lächeln in ihrem Gesicht ist besorgniserregend. Sein erster Blick geht zu mir, wandert dann zu seinen Eltern, die neben mir sitzen und dann zu meinen. Raphael erwidert Mayas Berührung nicht, sondern schließt seine Hand fester um sein Schnapsglas. Meine Eltern sehen sich an und auch Raphael kämpft sichtlich mit einer Entscheidung. Nun wandert auch Mayas Blick zu mir. Ein böses Blitzen in ihren Augen. Ich möchte einfach nur meine Hände um ihren schmalen Hals legen.

„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Es ist schon sehr spät und ihr wollt doch sicher wieder zurück", merkt Raphael an und auch mein Blick wandert zu seinen Erzeugern. Unwillkürlich halte ich den Atem an. Wieso kann der Abend nicht einfach enden. Ich nehme Raphael mit in mein Bett und lasse ihn nie wieder los. Meine kitschigen Rosawölkchengedanken werden je unterbrochen als sich Raphaels Mutter zu Wort meldet.

„Morgen ist Wochenende und wenn wir schon mal hier sind, dann können wir auch etwas Zeit mit unserem Sohn verbringen, findest du nicht?" Frau Cohen sieht ihren Mann begeistert an. Ein erneutes Lächeln legt sich auf ihre Lippen als sie zu Raphael sieht. Sein Gesichtsausdruck wirkt nur halb so glücklich, wie es gegenüber seinen Eltern sein müsste. Dennoch erwidert er das Lächeln ehrlich.

„Ich denke auch, dass Sie die Gelegenheit nutzen sollten sich gemeinsam die Stadt anzusehen.", gibt auch meine Mutter zu besten. Sie denkt dabei ganz, wie eine Mama, die ihren Sohn eine Weile nicht gesehen hat. Seit Raphael zurück ist, war er schließlich nicht bei ihnen. „Im Moment ist vor allem die Skyline ein absoluter Hingucker", hängt sie noch mit ran. Alles eine klare Verschwörung. Ich stütze frustriert das Gesicht in meiner Hand ab.

„Wenn man in Phantásien lebt, vielleicht", murmele ich leise in meine Hand hinein, denn meine Mutter übertreibt. Andere Städte bei Nacht sind vielleicht schön, aber unsere ist eher na ja.

„Oh ja, die Stadt bei Nacht, wie romantisch!", greift Maya quietschend auf. Ihr gnadenloser, sinnfreier Kommentar dazu. Ich sehe, wie sie zufrieden klatscht. Das alles spielt ihr perfekt in die Hände.

„Mark, du weißt doch, wo der Aussichtspunkt ist, nicht wahr?", fragt meine Mutter. Ja, weiß ich. Ich zucke mit den Schultern. Ich werde den Teufel tun ihnen auch noch zu helfen einen schönen Abend zu haben. „Ist der nicht hier in der Nähe? Du warst doch letztens da, oder?", hakte meine Mutter nach und befeuert damit Mayas Vorschlag ebenfalls und ich beginne innerlich zu kochen. Ich werfe einen unwirschen Blick in Raphaels Richtung. Die Welt hat sich gegen mich verschworen und ich selbst bin schuld daran. Meine elendige Feigheit kotzt mich gerade extrem an. Auch Raphael sagt kein Wort mehr.

„Marienpark", sage ich knapp. Er ist wirklich um die Ecke, aber das erwähne ich nicht. Ich bin ja nicht ihr idiotischer Stadtführer. Ich spiele mit dem Glas in meinen Händen, lasse es leicht schwingen und drehen. Der letzte Tropfen brauner Flüssigkeit bewegt sich am Grund.

„Mark, sie können uns begleiten, dann verlaufen wir uns nicht", schlägt Frau Cohens vor. Ihre Worte lassen mich aufblicken. Auch Raphael sieht verwundert zu seiner Mutter. Ich kann sehen, wie er kurz zu Maya schielt. Bevor ich etwas sagen kann, schreitet Maya ein.

„Nicht nötig. Ich kenne mich genauso gut aus", erklärt sie leicht panisch und bedenkt mich mit einem Blick, der bei jedem anderen furchtvolle Schauer ausgelöst hätte. Bei ist spüre ich nur ein belustigtes Kitzeln.

„Du hast einen Orientierungssinn, wie ein Teeei. Da können wir unsere Gäste auch gleich in einer Gasse abstellen und 10-mal im Kreis drehen", kommentiere ich ihren wahnwitzigen Ausspruch, drehe das Schnapsglas in meiner Hand ein paar Mal im Kreis. Leises Gelächter.

„Nun, dann begleiten Sie uns, Mark." Wieder Raphaels Mutter. Ich weiß gar nicht, warum sie mich siezt.

„Nein, ich denke, dass das keine gute Idee ist!", antwortet Raphael energisch, bevor ich irgendetwas erwidern kann. Ich sehe ihn leicht entgeistert an. Er erstarrt sichtbar, neigt sich dann nach vorn und versucht augenblicklich seine Worte zu relativieren.

„Mit den Beiden zusammen ist, es wie..."

„Wie ein Rudel tollwütiger Meerschweinchen zu hüten", ergänzt Herr Cohen und verwendet meinen vorigen Wortlaut. Raphael hätte wahrscheinlich andere Worte benutzt. Vielleicht etwas Direktes. Meine Eltern sind seltsam still. Auch ich bin so niedergeschmettert von Raphaels Ablehnung, dass ich tatsächlich einen Moment nicht weiß, was ich sagen soll. Eine Seltenheit.

„Nun dann, wir werden uns sicherlich zu Recht finden." Wieder hoch diplomatisch. Damit ist mein Beisein auch von seinem Vater abgelehnt. Warum auch nicht, schließlich wollte mich nicht einmal Raphael dabeihaben. Ich starre auf das Glas in meiner Hand. Wieder lasse ich es kreisen, dann führe ich es zu meinen Lippen. Ich lecke den letzten Tropfen Aperitif davon und beuge mich über den Tisch. Ich greife an Mayas und Raphaels Händen vorbei und nehme ihm das Schnapsglas aus den Fingern. Augenblicklich setze ich es an meine Lippen. Auch dieses trinke ich mit einem Zug.

„Mark, wo sind deine Manieren? Bitte, reiß dich zusammen", sagt meine Mutter säuerlich.

„Was denn? Schließlich muss Raphael heute noch fahren", kommentiere ich seltsam verärgert. Meine Eltern sehen mich verständnislos an. Ich zucke nur mit den Schultern.

„Entschuldigt mich, ich brauche frische Luft", murmele ich im Aufstehen.
 

Ohne auf eine Erwiderung zu warten, gehe ich raus und stelle mich vor die Tür. Die kühle Luft verpufft auf meiner Haut. Im Trickfilm würde ich jetzt garantiert leise zischen und danach lustig dampfen. Ich seufze leicht auf, streiche mir sachte und dann heftig durch die Haare, sodass meine Haare vollkommen durcheinandergeraten. Die Eifersucht, die sich durch meinen Körper arbeitet, brennt. Sie lässt meine Knochen kalzinieren und ich habe das Gefühl, dass sie gleich nachgeben. Diese blöde Kuh. Diese hirnlose Dummtorte. Ja, ich stehe auf Hermine in Harry Potter. Maya, dieses intrigante Miststück. Ich bin kein Freund von Kraftausdrucken, aber Maya bringt schon seit Jahren nur noch das Schlechteste in mir zum Vorschein.

Und dann noch Raphael. Ich weiß, dass er es nicht so gemeint hat, aber es hat mich verletzt. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie er im Schmutzfang des Eingangs auftaucht, stehen bleibt und Richtung Toilette deutet als ich ihm meine Aufmerksamkeit schenke. Ich folge ihm, nachdem ich ein weiteres Mal kühlende Luft in meine Lunge sauge und damit meinen inneren Brand zu verringern versuche.

Als ich die Tür zur Toilette öffne, sehe ich ihn am Waschbecken stehen. Seine Hände sind feucht. Er sieht auf. Ich gebe ihm nicht die Möglichkeit etwas zu sagen, sondern greife nach seiner Hand und ziehe ihn in eine der Toilettenkabinen. Ich drücke ihn gegen die Wand und einen Kuss auf seinen Mund. Meine Hände greifen fest in sein Hemd und seine Finger umschließen meine Handgelenke. Seine anfängliche Gegenwehr verfliegt schnell. Der Geschmack seiner Lippen ist gepaart mit dem Aroma des Bieres. Karamelliges Malz kostet meine Zunge. Mit jeder Sekunde unserer Berührung spüre ich, wie sein Herz vor Aufregung zu rasen beginnt. Mir geht es ebenso, aber meins schlägt vor Eifersucht und Aufregung. Nur langsam erbebt es vor Erregung. Raphael intensiviert den Kuss, lockt meine Zunge in seinen Mund und ich zergehe in der süßen Herbe seines Geschmacks. Mein aggressives Gebärden wird abgeschwächt und das merkt auch Raphael. Er dreht den Spieß um und drückt mich nun gegen die Wand. Ich ziehe ihn dichter an mich, bis er sich mit der Hand an der Kabinenwand abstützen muss. Meine Hände gleiten über seinen stoffbedeckten Oberkörper. Ich merke, wie sich die Härte seiner Muskeln deutlich darunter anspannt. Ihm ist das Ganze nicht geheuer, aber das interessiert mich gerade nicht. Ich will ihn an meiner Seite wissen, will spüren, dass er mich will und nicht meine Schwester. Ich weiß, dass er der Fantasterei Mayas nicht zu gestimmt hat, aber in meinem Kopf ist in diesem Moment kein Platz für Rationalität und Logik. In meinem Körper brennt das Verlangen und tobt die Eifersucht, die ihn hier und jetzt zu Boden drücken will. Unsere leidenschaftlichen Küsse lassen meinen ganzen Körper beben. Ich fordere und necke. Ich will alles an ihm schmecken. Raphael genießt unsere Knutscherei. Ich merke deutlich, wie er danach giert, meine Zunge lockt und meine Lippen auf seinen wissen will. Er wird mit jedem Mal forscher und frecher. Ich liebe es. Seine Hand legt sich in meinem Nacken und ich nutze den Moment um mit meinen Fingern in seine Hose hinein zu schlüpfen. Ich spüre den rauen Jeansstoffes und die Sanftheit seiner warmen Haut. Erregend und atemberaubend. Raphael zieht scharf die Luft ein und gibt mir damit noch mehr Raum. Mit der freien Hand greife ich nach der Gürtelschnalle und öffne sie schnell. Auch Raphael keucht wiederholt erschrocken auf. Ich öffne seine Hose. Hitze schlägt mir entgegen. Er ist erregt. Ich merke es deutlich und genauso klar ist es zu sehen.

„Mark," Ein erster Versuch mich zu stoppen. Ich ziehe seine Lippen neckisch zurück auf meine.

„Mark, stopp", versucht er es erneut und ich denke gar nicht daran. Die Wärme seiner Haut lässt meine Finger ekstatisch kribbeln. Ich gleite seine stoffbedeckte Härte entlang. Die Erinnerung daran, wie er schmeckt und wie es sich anfühlt ihn mit meinem Mund ertasten zu können, ist mehr als erregend. Ich beiße mir sachte auf die Unterlippe. In mir lodert die pure Lust. Ich ziehe den Reißverschluss seiner Hose nach unten und gehe dabei auf die Knie. Raphael greift an meine Schultern und hält mich zurück.

„Mark nicht! Hier kann jeder Zeit jemand reinkommen."

„Dann sei leise...", raune ich nur und schiebe seinen Hosenstall auseinander. Ich sehe nicht auf, sondern starre auf die deutliche Ausbeulung seiner Unterhose. Sie blitzt zwischen den gespreizten Verschlusshälften seiner Jeans hervor. Das satte Blau seiner Shorts versteckt nichts. Ich stelle mir vor, wie er pulsiert und das sanfte Pochen meine Zunge kitzelt. Meine Zungenspitze tippt gegen meine Oberlippe und so sehe ich auf. Raphael schluckt. Meine Lippen senken sich auf die bedeckte Spitze. Mein heißer Atem lässt ihn schaudern. Ich merke das Zittern seiner Hände an meinen Schultern. Seine Fingerkuppen krallen sich in meine Haare. Meine feuchte Zunge streicht spitz und unnachgiebig über den Stoff. Mir ist egal, dass ich Spuren hinterlasse.

Ich umfasse seine Länge mit den Lippen, spüre so die gesamte Breite seiner Erregung in meinem Mund. Die Vorstellung, dass er den Rest des Abends mit meiner Schwester verbringt, macht mich schier rasend. Auch, dass seine Eltern dabei sind, verharmlost für mich den Gedanken nicht. Im Gegenteil. Ich lasse ihn sachte meine Zähne spüren, wissend, dass der Stoff die Schärfe dämpft. Ich beiße mich die gesamte Länge entlang, während meine Hand leicht an der lockeren Hose zupft und sie Stückchenweise tiefer zieht. Als die Hose nach unten rutscht, schreckt er auf.

„Mark, nicht..." Sein Atem geht schwer und seine Stimme ist nur ein heiseres Flüstern. Die Hitze vor mir verdeutlicht, dass er das nicht so meinen kann. Doch er drückt mich an die Kabinenwand, macht einen Schritt zurück und zieht die Hose hoch. Ich richte mich unzufrieden auf.

„Mark, verdammt...", setzt er an und keucht. Er braucht einen Moment um sich zu sammeln. Ich mache den Schritt wieder auf ihn zu und bleibe dicht vor ihm stehen. „Was soll das? Was ist los? Ich... ich wusste nichts von ihren Plänen und herrje, ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass meine Eltern darauf eingehen", beteuert er mir. Ich greife nach seinem Kragen, richte ihm diesen um dann wieder fest danach zu fassen und ihn zu mir zu mir ran zuziehen.

„Fick mich", flüstere ich ihm heiß ins Ohr. Ich meine es vollkommen ernst. Raphael erstarrt augenblicklich.

„Was?" In seinem Blick und in seiner Stimme schwingt Unsicherheit.

„Soll ich es dir noch mal buchstabieren?", frage ich ungeduldig und sehe, wie er mein Gesicht mustert, um zu verstehen, wie ernst es mir ist. Mein Irrrationalität bricht gerade alle Rekorde. Als er den Ernst der Lage erkennt, sehe ich plötzlich Panik in seinen Augen. Ich weiß nicht, was sie bedeutet, doch sie ernüchtert mich derartig, dass ich meinen Blick abwende. Meine Hände fahren von seinem Kragen zu seiner Brust. Ich spüre seinen heftigen Herzschlag, der sowohl von Erregung, als auch von Anspannung zeugt. Kurz verkrampfen sich meine Finger in den dünnen Stoff und dann öffne ich die Tür. Ich atme kurz durch.

„Viel Spaß bei eurer Stadtrundfahrt", flüstere ich in die Kabine hinein und verlasse die Toilette. Ich höre, wie er meinen Namen ruft. Wieder mit diesem gewissen Ton, der mir Gänsehaut verursacht. Ich gehe nicht zurück zum Tisch, sondern direkt raus.
 

Die frische Luft empfängt mich mit kalter Zuneigung und ich gehe ein paar Meter, bevor ich stehen bleibe. Hauptsache weg.

„Argghn...", brülle ich in die Nacht hinein und ignoriere den Fahrradfahrer, der an mir vorbei radelt. Die chaotischen Gefühle in meiner Brust sind mir einfach zu viel. Verzweiflung beißt sich durch mein Fleisch. Hoffnungslosigkeit und Eifersucht nagen an meinen Knochen. Angst und Unsicherheit lähmen meine Glieder. Ich starre auf den feuchten Bürgersteig.

Ich weiß nicht einmal, was ich mit dem Überfall gerade bezwecken wollte. Natürlich kommt er meiner Aufforderung nicht nach. Was habe ich mir dabei gedacht? Wir haben es noch nicht einmal unter normalen Bedingungen geschafft, miteinander zu schlafen, da wird er sich in einer Restauranttoilette auch nicht entspannen. Zudem warten unsere Familien darauf, dass wir wiederkommen. Nichts, aber auch gar nichts gibt einen vernünftigen Grund her, weshalb er hätte nicht so reagieren sollen. Warum verletzt es mich dann so? Wahrscheinlich bin ich mir Raphaels Gefühle erst sicher, wenn wir diesen Schritt gewagt haben. Das spricht nicht gerade für meine Verfassung, vor allem, weil ich damit auch Raphael dauernd vor den Kopf stoße. Es ist zum verrückt werden. Ich fühle mich derartig von der Welt verarscht, dass ich keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen kann. Das passt überhaupt nicht zu mir. Ich bin lautstark, frech und nehme kein Blatt vor den Mund. Und für gewöhnlich belächele ich die Ungerechtigkeit. Normalerweise.

Mein Herz verkrampft sich. Die Unsicherheit durchfährt mich wie die Spitze eines Speers, der mir die Gedärme herausreißt. Was, wenn sie sich ihm derartig an den Hals wirft, wie ich es gerade getan habe? Wird er Maya auch abweisen, wenn sie sich dazu entscheidet mit diesen Mitteln ihre Beziehung zu retten? Mir wird angst und bange. Sie hat ihn bisher nicht rangelassen, warum sollte sie es jetzt? Andererseits, warum nicht? Ihr traue ich mittlerweile alles zu.

Ich fahre mir unwirsch durch die Haare. Gott sei Dank ist sie nicht verrückt genug, um ihm ein Kind anzudrehen. Für einen Moment wird mir trotzdem speiübel. Meine Gedanken machen mich noch verrückt. Ich mache drei Schritte nach vorn und drehe mich um. Ich bleibe stehen und schaue gen Himmel. Einatmen. Kurz halte ich die Luft an und atme aus. Von der Ungewissheit geplagt, drehe ich mich wieder um und fahre mir erneut durch die Haare. Mittlerweile müssen sie mir wild um den Kopf herumstehen. Mit der Hand streiche ich mir über den Mund, lasse sie auf meinen Lippen liegen und beginne dann, an der feinen Hautfalte zwischen Zeigefinger und Daumen zu nagen. Meine Zähne bohren sich in das empfindliche Fleisch. Nur die Kühle meiner Hand zeigt mir, wie kalt es eigentlich draußen sein muss und ich stehe ohne Jacke hier. Nichts. Ich spüre in diesem Augenblick nichts. Ich wende mich kurz zum Restaurant, aber eine innere Sperre verhindert, dass ich zurückgehen kann. Meine Füße bewegen sich keinen Millimeter. Ich kann Raphael nicht unter die Augen treten. Was denkt er wohl gerade von mir? Zu meiner Unsicherheit kommt nur ebenfalls Angst. Wieder drehe ich mich weg. Was passiert hier nur mit mir? Wieso verhalte ich mich so? Bin ich wirklich so eifersüchtig, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann? Bisher habe ich nie Beziehungen geführt. Ich weiß nicht, was es heißt, einem Partner bedingungslos zu vertrauen. Ich weiß nicht, wie man eine Beziehung führt. Ich weiß nicht, wie man es richtig macht. Für einen Moment frage ich mich, wie beziehungstauglich ich wirklich bin und wie mein Rumgerenne auf Außenstehende wirken muss. Sicher verrückt. Ich verhalte mich auch gerade total verrückt und absurd. Ich denke an den entsetzt schauenden Radfahrer von eben.

„Was machst du nur mit mir, Raphael", flüstere ich mir verzweifelt selbst zu und trete abwesend gegen die Laterne, unter der ich stehe. Ich bereue es sofort, als sich ein heftiger Schmerz durch meine Zehen arbeitet.
 

„Mark?" Die Stimme meines Vaters lässt mich zusammenfahren. Ich drehe mich um und stelle mit Erleichterung fest, dass er noch ein paar Meter von mir entfernt steht. Er hat meinen letzten Ausspruch nicht gehört, aber garantiert meinen Angriff gegen die übermächtige Straßenlampe gesehen.

„Ja?", rufe ich zurück und setze mich in seine Richtung in Bewegung. Er hält meine Jacke in seinen Händen. Mein Vater reicht sie mir und mustert mich einen Moment.

„Wir wollen zurückfahren, kommst du?", sagt er und deutet in die Richtung des Restaurants. Mittlerweile kann ich auch die anderen am Eingang erkennen. Ich antworte nicht sofort, sondern blicke kurz die Straße entlang bevor ich wieder zu ihm schaue. Mein Gegenüber hebt eine Augenbraue. Ich frage mich, ob ich auch so aussehe, wenn ich das mache. Seltsam.

„Alles okay? Du verhältst dich in der letzten Zeit wirklich eigenartig. Wir machen uns ein wenig Sorgen." Kein Wunder, dass es für ihn so wirkt, denn die letzten Male hat er mich leider immer im genau falschen Moment erwischt. Ich höre, wie Maya Raphaels Namen ruft und dann kann ich sehen, wie sie ihn zurückhält, bevor er auf mich und meinen Vater zu laufen kann. Sie diskutieren.

„Mark..." Die Stimme meines Vaters ist liebevoll und besorgt.

„Es ist alles bestens. Ihr braucht euch keine Sorgen machen. Wirklich nicht. Fahrt ruhig schon. Ich will mich noch mit Freunden treffen." Alles bestens. Eine glatte Lüge.

„Oh, wir sind davon ausgegangen, dass du noch mit nach Hause kommst", sagt mein Vater verwundert. Ich schüttele verneinend den Kopf, weil mich das plötzliche Bedürfnis überfällt einfach abzuhauen.

„Nein, ich..ähm...Ich kann von der Hauptstraße direkt den Bus nehmen", sage ich, ohne auf den vorigen Ausspruch einzugehen. Ich deute stattdessen ein weiteres Mal fahrig hinter mich und bin froh, dass meine ungenaue Richtungsangabe hinhaut. Der Ausdruck im Gesicht meines Vaters trägt eine Mischung aus Verwunderung und etwas, was nach Unverständnis aussieht. Der Gedanke daran, allein mit meinen Eltern zu sein und mich deren Fragen auszusetzen, ist mir derartig unangenehm, dass ich am liebsten schnell weglaufen würde. Weglaufen. Nichts, was ich sonst mache. Meine Gefühle überfordern mich. Ich habe vor ein paar Monaten Raphael dafür gerügt einfach jedes Mal davonzurennen. Doch jetzt empfinde ich die Einfachheit dahinter selbst ungemein attraktiv.

Unbewusst haftet sich mein Blick an den anderen Mann, vorbei an der Schulter des Mannes, der in diesem Moment vor mir steht und sicher an meinen Verstand zweifelt. Ich verstehe mich ja selbst kaum. Raphael diskutiert leise mit Maya. Ihre verschränkten Arme sprechen von Unzufriedenheit. Abgerundet wird diese seltsame Szene von meiner Mutter, die nach besten Kräften und mit Händen und Füßen die Cohens zu unterhalten versucht. Wieder ist es der Dramödienbegriff, der sich durch meine Gehirnwindungen arbeitet.

Wenn es doch alles nur ein schlechter Film wäre, aber dieses grässliche Chaos schimpft sich mein Leben. Es ist zum Verrücktwerden. In meiner Fantasie war eine Beziehung mit Raphael immer der Himmel auf Erden. Die Realität straft meine Fantasien bittere Lügen, was aber einzig an der Tatsache liegt, dass mein Monster von Schwester noch immer ihre Finger im Spiel hat.

Ich blicke auf, als ich die Hand meines Vaters an meiner Schulter spüre. Ich bin mir sicher, dass er in diesem kurzen Moment den gesamten Schmerz sehen muss, der durch meine Blutbahnen zieht. Verbrennend und heiß. Er zieht seine Hand zurück. Ich muss hier weg.

„Mark?"

„Ich melde mich bei euch", flüstere ich leise und mache einen Schritt zurück.

Seltsamerweise sieht meine Mutter genau in diesen Augenblick auf und dann auch Raphael. Die Enttäuschung in seinem Blick scheint mein Herz förmlich zu zerreißen.

„Entschuldigt", sage ich leise, hebe meine Hand oberflächlich zum Gruß und wende mich dann vollständig ab. Mein Gang ist schnell. Erst als ich garantiert aus der Sichtweite bin, werde ich wieder langsam und versuche nun auch, meinen heftig pulsierenden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Noch immer habe ich meine Jacke nur in der Hand statt an. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und tippe eine Nachricht an Raphael.
 

-Es tut mir leid- Vier einfache Worte, die nichts besser machen. Und das Schlimmste daran ist, dass sie für ewig, die ersten bleiben, die ich ihm schreibe. Ich weiß nicht einmal, wie schnell er sie lesen wird.
 

Ich brauche fast eine Stunde um bei Marikas Party anzukommen. Wahrscheinlich wäre ich schneller gewesen, wenn ich mit meinen Eltern nach Hause und von dort dann mit dem Bus weitergefahren wäre. Sie feiert im Te-Club. Eine der vielen beliebten Feierstätten der Stadt.

Im Club angekommen bezahle ich den Eintritt und gebe meine Jacke an der Garderobe ab. Laute Musik dröhnt mir entgegen. Ein Stilmix aus Techno und House. Nicht mein Fall, aber ich bin auch nicht wegen der Musik hier. Ich schiebe mich zwischen den tanzenden Massen hindurch und entdecke in einer der hinteren Ecke ein paar bekannte Gesichter. Als ich diesen näher komme, erkenne ich auch Marika. Ihre roten Haare leuchten im Licht der Scheinwerfer. Sie trägt gigantische Kreolen an ihren Ohren. Sie streifen bei jeder Bewegung über ihre Schultern. Sie müssen schwer sein. Mein Name ertönt. Ich bin so sehr auf ihre Ohren fixiert, dass ich kaum bemerke, wie sie sich zu mir umdreht.

„Mark! Hey, schön. Ich dachte, du hast familiäre Verpflichtungen?" Erst als sie direkt vor mir steht, höre ich sie deutlich. Sie lächelt und ich strecke meine Arme aus um sie zu umarmen.

„Ich konnte gerade so entkommen", kommentiere ich meine privaten Verbindlichkeiten und grinse. Das freut sie noch mehr. Ich wünsche ihr beim Umarmen erneut alles erdenklich Gute zu ihrem Ehrentag und erhalte dann die Anweisung, mir etwas zu trinken zu holen. Egal was. Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen.

Ich sehe aus dem Augenwinkel heraus, wie sich eine große, muskulöse Gestalt zur Gruppe schiebt. Ein kurzer Blick genügt und ich erkenne, wer es ist. Danny DiMarco. Ein weiterer Teil des Rudels tollwütiger Fellbälle. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche schnell in einer Gruppe von Menschen unterzutauchen, doch er hat mich bereits gesehen. Bevor ich an der Bar ankomme, packt er mich am Arm und hält mich zurück.

„Dima, warte."

„DiMarco", sage ich knapp und versuche mich aus seinem Griff zu lösen.

„Mark, komm schon. Du musst dich vor mir nicht verstecken." Mein Vorname. Fast eine Seltenheit bei Danny. Ich sehe in die blauen Augen meines Gegenübers. Das sonst so witzgezeichnetes Angesicht ist ernst. Ich habe für heute genug von diesen Gesichtern gesehen. Ich seufze leise und deute mit einem Nicken hinter mich zur Bar.

„Gute Idee", sagt er, dreht mich um und schiebt mich die letzten Meter zur Bar ohne mich loszulassen. Wahrscheinlich, weil er befürchtet, dass ich doch plötzlich verschwinde. Danny bestellt zwei Wodka und kippt seinen sofort runter. Ich sehe auf die klare Flüssigkeit und folge. Ich genieße die Schärfe, die meinen Hals zusammenzieht und auf meiner Zunge brennt. Er bestellt sofort zwei neue Shots.

„Du bist also schwul, ja?", gibt er nun ohne weitere Umschweife von sich und sieht mich eindringlich an. Unkommentiert lasse ich seinen Ausspruch im Raum stehen.

„Wie lange weißt du es schon?", fragt er weiter. Diese unbeholfene Frage lässt mich fast schmunzeln.

„Nicht erst seit gestern", sage ich nun schnippisch, sehe, wie mich Danny einmal komplett mustert

„Alter!" Danny lässt sich auf einen der leeren Barhocker fallen und atmet schwer aus. „Das hat mich echt überrascht. Du bist so schrecklich normal", fährt er fort, schüttelt seinen Kopf und klingt in keiner Weise wütend oder verärgert, sondern einfach nur erstaunt. Ich muss meinen Part verdammt gut gespielt haben. Ich sollte vielleicht doch Schauspieler werden. Mich ärgert nur diese Aussage mit dem normal. Natürlich bin ich normal. An meiner Neigung ist nichts anormal.

„Wundert es dich deshalb, weil ich nicht näsele, tuntige Bewegungen mache, alle Männer besteige oder auffälliges Interesse an Weiberkram habe? Das nächste Mal lasse ich meine Nägel lackiert und trage mein Ausgeh-Makeup." Ich ziehe das gesamte Register der gängigsten Schwulenstereotypen vor und ernte einen ertappten Blick des Sportlers. Für einen kurzen Moment blitzt Scham auf. In Dannys Kopf herrscht wohl wirklich eine gewisse Klischeevorstellung. Im Grunde bin ich ja nicht besser. Auch in meinem Kopf fliegen die gängigen Sportlervorurteile umher und nur langsam baue ich sie Danny gegenüber ab.

„Entschuldige. So habe ich es nicht gemeint. Ich habe nichts gegen Schwule. Echt Mann." Er klingt aufrichtig. Ich spüre, wie die Anspannung langsam von mir abfällt. Auch ich setze mich auf einen der Barhocker und streiche mir ein paar zu lang gewordene Haarsträhnen aus dem Gesicht. Wir beide greifen zu unserem zweiten Schnapsglas und kippen es synchron in unsere Münder. Wir beide verziehen das Gesicht und seufzen. Wir beide sind auch ein seltsames Paar.

„Deine Kommentare zu den Mädels unserer Schule waren echt nicht ohne."

„Ich quatsche viel, wenn der Tag lang ist und auch ich weiß, wie man im Internet nach Pornos sucht." Danny lacht. Ich bin ein Dummschwätzer erster Güte. Also war es für mich ein Leichtes. Ich spreche es nicht aus.

„Alter, ich habe mich vor dir ausgezogen." Mehrmals. Ich bestätige es nickend. Anscheinend fällt ihm das jetzt wieder ein. Sein Gesichtsausdruck ist eine Mischung aus gespieltem Entsetzen, Scham und Verwunderung. Er sieht ein klein wenig aus wie ein Maki, dass die Augen aufreißen. Irgendwie putzig. Dennoch entspricht dieser Kommentar schon wieder einem der gängigen Vorurteile.

„Ja, hast du. Du hast nicht, was ich nicht schon bei anderen gesehen habe und nein, du bist nicht mein Typ." Verwundert sieht er mich an.

„Hey, ich wollte dir nur helfen die Klischeeliste schneller abzuarbeiten! Und ich bin jedermanns Typ!" Ein typisches Grinsen schleicht sich in Dannys Gesicht.

„Wer weiß es alles?", fragt er mich nach einem Moment stillem Beieinandersitzen.

„Ein paar Wenige. Shari. Du. Raphael." Maya. Ich brauche nicht zu erklären, dass es meine Eltern nicht wissen. Wahrscheinlich kann es sich Danny gut herleiten. Mein Blick schweift durch den Laden zu Marika. Ich denke direkt wieder an Jake. Mir wird ganz anders.

„Du bist echt verschwiegen. Wahnsinn." Danny kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Als Smiley wäre er Doppelpunkt und großes O. Für einen kurzen Moment stelle ich mir eine Chat-Konversation damit vor. Dannys Reaktion beruhigt mich. Abgesehen davon, dass mich seine andauernde Verwunderung gerade etwas nervt. Ich bestelle beim Barkeeper ein Bier.

„Und, was ist das nun mit dir und Raphael?", fragt Danny und aus ihm spricht die reine Neugier. Ich kann es ihm nicht verübeln. Schließlich ist deshalb unser letzter Abend unschön geendet. Ich weiß nicht genau, was ich ihm dazu sagen soll. Es ist nichts Ganzes und nichts Halbes. Dennoch flattert mein Herz vor Aufregung, wenn ich an den Mann mit den schönen Augen denke.

„Es ist kom..."

„Wehe du sagst kompliziert, das will ich nicht hören, Dima."

„...plex.", ergänze ich den Anfang meines Wortes und ernte von dem großen Sportler einen Schlag gegen die Schulter. Ich gebe ein lautes 'Autsch' von mir und reibe mir die Stelle.

„Es ist zum Heulen und zum Lachen zu gleich, kurz gesagt." Ich sehe zu Danny. Sein Gesicht sieht fragend aus. Ich verdeutliche ihm kurz den Sachverhalt und als ich ende, hat sich sein Gesichtsausdruck kaum verändert. Vielleicht sieht er noch etwas dümmer aus als vorher. Schwer zu sagen. Danny bestellt bevor er antwortet zwei neue Wodkashots.

„Okay, das ist wirklich kompliziert." Ich mache eine Ich-habe-es-dir-ja-gesagt-Geste und nehme das nächste Wodkaglas zur Hand. Erneut kippe ich es mit einem Mal runter. Mein Magen beginnt zu kribbeln. Nach dem Essen zwei Kräuter. Jetzt Wodkas. Der Abend wird lustig. Ich muss unbedingt aufpassen. Das ganze Desaster in Worte zu fassen, erleichtert und deprimiert mich zu gleich. Ich lecke mit der Zunge den letzten Tropfen Wodka aus dem Glas, so wie ich es im Restaurant auch mit dem Kräuterschnaps getan habe. Mit einem Mal spüre ich eine warme Hand im Nacken. Danny. Er sieht mich an.

„Du magst ihn wirklich, oder?", fragt er leise. Die Frage überrascht mich. Ich antworte nicht gleich, auch wenn mein Herz augenblicklich Pein erfüllt Ja schreit, sondern sammele mich erst.

„Ja, sehr", entgegne ich wahrheitsgemäß. Dannys Daumen streicht über meinen Nacken. Fast liebevoll. Der große, grobe Typ ist sicher sanfter und aufmerksamer als man denkt. Harte Muskeln. Weiches Gemüt. Damit sind wir wieder bei den Klischees.

„Na komm, wir lenken dich etwas ab." Er schiebt sich vom Stuhl. „Oh, bevor ich es vergesse!!" Er hält mich an der Schulter zurück, obwohl ich nicht einmal aufstehen wollte.

„Mein Bruder studiert bei dir an der Uni. Er arbeitet für eure Campuszeitung. Ich rate dir eindringlich dich von ihm fern zu halten. Solche wie dich frisst er bei lebendigem Leib." Fressen? Lebendig? In meinem Kopf bilden sich ein paar seltsamen Szenerien. Welch komische Aussage.

„Du hast einen Bruder?", frage ich ein wenig dümmlich. Ich habe nicht gewusst, dass Danny noch Geschwister hat.

„Oh ja, Luka. Er ist einige Jahre älter, schwul und ein schlimmer Finger. Halte dich lieber von ihm fern." Da ich nicht weiß, von wem er spricht, nehme ich das Fernbleiben ganz locker hin. Für Danny scheint die Sache damit gegessen. Er bestellt sich ebenfalls noch ein Bier und wir schlängeln uns durch die tanzenden Massen zurück zum Geburtstagskind.

Dort angekommen sehe ich nun auch meine ehemalige Projektpartnerin Maria bei Marika stehen. Nach unserem desaströsen Abschlussvortrag hat sie nicht mehr mit mir gesprochen, doch mit Sharis Hilfe und einer vernünftigen Note in unserem schriftlichen Aufsatz hat sich das Ganze wieder etwas gelegt. Wir begrüßen uns freundschaftlich.

Das erste Bier leere ich ohne Aufregung. Auch das zweite verschwindet bei heiteren Gesprächen mit Danny. Er berichtet von seinen Trainern und deren Methoden, die ihnen gehörig den Tag vermiesen. Anekdoten und Lacher. Danny redet wie immer mit dem gesamten Körper. Er scheut den Kontakt zu mir nicht. Ich bin schrecklich erleichtert.

Als ich mit dem dritten Bier zurück zur Runde komme, beginnt mein Telefon zu vibrieren. Ein Blick auf das Display zeigt mir Jakes Namen. Bereits in diesem Augenblick sehe ich ihn ein paar Meter von mir entfernt stehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Ashytaka
2015-03-10T00:12:29+00:00 10.03.2015 01:12
haha nein - luka? :D großartig. der hat in dem ganzen trubel ja noch gefehlt!
Von:  Onlyknow3
2015-03-09T19:57:00+00:00 09.03.2015 20:57
Was jetzt wird Jack sich mit Mark versöhnen, werden sich die beiden Aussprechen oder gibt es nur wieder knatsch wegen der Vorkommnisse die sich in Marks Wohnung zugetragen haben. Bin schon mächtig gespannt. Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel. Vielleicht gelingt es mir jetzt auch mal wieder das eine oder andere Kapitel von den anderen Geschichten zu lesen.

LG
Onlyknow3
Von:  Morphia
2015-03-07T09:56:28+00:00 07.03.2015 10:56
Oh oh, das war klar.
Wehe Mark macht jetzt was dummes mit Jack in seinem angetrunkenen Zustand mit dem Gefühlschaos. >.<

Mark hat gesagt, dass er Raphael liebt. *3*
An den Gedanken klammere ich mich jetzt bis das nächste Kapitel on ist. ^^
Von:  _sasuu
2015-03-07T07:35:27+00:00 07.03.2015 08:35
Woaaaah. Super Seite!
Das Jake am ende kommt hab ich echt nicht erwartet. Das bringt doch nur wieder Verwirrung und schlechtes mit sich! :( :/

Super seite, mach weiter so!


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