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Alles dieser Welt

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Waldspaziergang mit Folgen

Am Tatort herrschte Chaos. Die meisten Gäste waren nach kurzer Befragung und Detailaufnahme nach und nach entlassen worden. In wenigen Tagen würden sie ins Ministerium vorgeladen werden, um dort Zeugnis abzulegen. Jetzt brauchte man Platz und Ruhe, um den Tatort zu sichern. Gelbes Band sperrte die Örtlichkeit ab, überlagert mit vielen Schutzzaubern, damit gerade Muggle nichts von dem Tohuwabohu mitbekamen. Jene Anwohner, denen die Explosion unmöglich verborgen bleiben konnte, wussten davon bereits nichts mehr. Zwar schienen die Ministeriumsangestellten ziellos herum zu wuseln, jedoch erledigten sie tatsächlich strebsam ihre Arbeit. Eine Gruppe Reporter umringte einen mittelgroßen schwarzhaarigen Mann.
 

“Herr Minister, man sagt, als Sie auf der Feier erschienen, versuchten Sie sogleich eine Warnung auszusprechen. Woher wussten Sie, was geschehen würde?”, rief einer, der das Interview zu führen schien. Vermutlich war er vom Tagespropheten. Harry Potter nickte, um anzuzeigen, dass er die Frage verstanden hatte.

“Ich wusste es nicht gleich, ich hatte nur eine Ahnung. Eine sehr dringende, wenn Sie so wollen. Ich hatte meinem Sohn gesagt, dass ich mich verspäten würde, weil mich Finerick gebeten hatte, einen anderen Anschlag mit zu untersuchen. Während wir an dem Fall arbeiteten, trafen wir auf immer weitere Spuren, die wahllos und beinahe lachhaft waren.”
 

“Wie meinen Sie das?”, schoss sofort jemand anders eine Frage, während das Kratzen von Federn rundum vernehmbar war.

“Nun es tauchte Evidenz auf, die mit dem Fall gar nichts zu tun haben konnte, sodass wir uns über ihre Verknüpfung die Köpfe zerbrachen, bis mir der Gedanke kam, dass sie vielleicht tatsächlich sinnlos waren. Ich vermutete, dass ich absichtlich von meiner Teilnahme an der Feier abgehalten werden sollte.”

“Interessant!”, murmelte jemand begierig.
 

“Glauben sie, dass sie aus dem Schießfeuer gehalten werden sollten?”

“Nein, ich glaube eher, dass man unsere Schutzschilde verhindern wollte.” Der Minister warf einen Blick zum Tatort, wo er gerade mithelfen sollte.
 

“Das klingt beinahe so, als hätte dieser Angriff tödlich und ohne Vorwarnung enden sollen?” Rasch schüttelte er den Kopf.

“Nein, der Explosionsherd war theoretisch harmlos positioniert, jedoch unterschätzt. Ich möchte niemandem einen Mordversuch unterstellen, da bisher alle Anschläge glimpflich verliefen. Jedoch vermute ich, dass man die aktive Verhinderung von Schaden durch das Ministerium umgehen wollte. Jetzt würde ich gerne zu den Untersuchungsarbeiten zurückkehren.” Bei anderen Prominenten hätten die Reporter vielleicht darauf bestanden, weiter zu fragen. Angesichts der Autorität ihres Ministers wichen sie aber mit einem “Vielen Dank.” zurück und suchten sich ein neues Opfer.
 

Lindsey hatte es endlich geschafft sich durch die schützende Vorhut durchzukämpfen und stürmte auf das Gelände, es hektisch absuchend. Vielleicht war er schon fort oder verletzt? Die meisten waren zu beschäftigt, um sie zu bemerken und die, die sie ansprechen wollten, ignorierte sie. Als erstes erspähte sie Rose, die auf sie deutete und mit den anderen sprach. Dann endlich sah sie Carl. Er trat gerade aus den Trümmern der linken Gebäudehälfte hinaus, die Hände von Handschuhen befreiend.
 

Erleichtert und gleichermaßen bestürzt rannte sie auf ihn zu. Kurz bevor sie ihn erreichte, sah er auf und empfing sie dann in seiner Umarmung. Mit all ihrer Kraft drückte sie ihn an sich. Er roch schrecklich nach Feuer und Chemikalien.
 

“Ich hab’s eben erst erfahren.” Ihre Stimme drang heiser an sein Ohr. “Bist du okay?”

“Ja.”, versicherte er sofort und strich ihr das Haar aus dem besorgten Gesicht. “Das ist der erste Moment an diesem Abend, an dem ich froh bin, dass du nicht hier warst.”

“Sind alle in Ordnung?”

“Zum Glück war Mr. Potter schnell hier. Einige Gäste sind jetzt im St Mungo, aber nur wenige in kritischer Lage. Die meisten waren draußen, weil Fred und Malfoy sich geprügelt haben.”
 

Skeptisch hob sie die Augenbrauen und sah sich dann um. Der Weasley hockte bei seinen Cousinen, die Hände im zerzausten Schopf vergraben. Roxanne rieb ihrem Bruder den Rücken und sprach mit einem Medimagier. Scorpius war nirgends zu sehen.

“Wieso bist du nicht nach Hause gekommen?”

“Sie haben mich gebeten, den Ort auf Spuren zu untersuchen. Ich werde wohl auch noch einige Zeit bleiben müssen.”, erklärte er entschuldigend. Enttäuscht sank sie auf die Fußballen. Nach der schrecklichen Angst wollte sie ihn nicht wieder gehen lassen.
 

Albus kam in zerklüftetem Anzug auf sie zu geschritten.

“Lindsey.”, grüßte er und zog sie in eine Umarmung. “Gut, dass du nicht da warst.”

“Ich bin es leid, das zu hören.”, brummte sie. “Tut mir leid, was hier passiert ist. Seid ihr alle in Ordnung?” Er nickte zerstreut.

“Amy ist ziemlich mitgenommen, aber sie will nicht in unsere leere Wohnung zurückkehren. Ich kann’s auch verstehen, aber ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll. Ich muss hier bleiben.”
 

Sorgenvoll beobachtete er die Gruppe seiner Freunde. Seine eckige Stirn war verdreckt, die Brauen gefurcht. Er sah älter aus, als sie ihn vielleicht je gesehen hatte, aber irgendwo in seinen Mundwinkeln versteckte sich dennoch seine Jugend. Lindsey würde es vielleicht niemals zugeben, aber Albus war ein Mensch, den sie beschützen wollte. Sie alle hatten ihn schon immer beschützen wollen. Ihren Welpen.
 

“Wieso kommt sie nicht mit zu mir?”, schlug Lindsey aus dem Nichts vor, beinahe ohne nachzudenken. Gleichermaßen verblüfft sahen Carl und Albus sie an. Wäre sie vorher doch da gewesen, hätten sie vermutet, sie habe sich den Kopf gestoßen.

“Wir haben genug Platz für alle. Dann muss niemand allein sein.” Albus lächelte schwach und zerrte sie mit in Richtung der anderen. Die Mädchen, die sicherlich großartig ausgesehen hatten, erschienen nun arg zerrupft.

“Lindsey hat angeboten, dass ihr im Agrippa übernachten könnt.”, wiederholte Albus ihren Vorschlag, erwartungsvoll in die Runde blickend. Ähnliche Überraschung wie zuvor machte sich breit. Die Stille war unbequem. Lindsey spürte, wie ihr heiß wurde, und wollte das Angebot abtun. Dann meldete sich Roxanne zu Wort.

“Klar, das ist lieb.” Nun nickten die anderen und erhoben sich.
 

Nach kurzen Abschiedsworten und Umarmungen folgten Lindsey Amy, gestützt von Rose, Barbie, Roxanne, eine Unbekannte, die sich als Grace vorgestellt hatte, und Fred. Teilweise Seit-an-Seit apparierten sie in die Lokalität hinein, in der die Stühle bereits verkehrt herum an den Tischen schwebten. Rasch entzündete Lindsey im gesamten Barbereich Kerzen und stellte Getränke und etwas Brot mit Dip auf dem Tresen ab. Ein wenig unbehaglich standen die anderen im Raum, außer Fred, der bereits an einem Barhocker zusammengesunken war.

Auf Roses Anliegen hin geleitete Lindsey sie und Amy in ihr Schlafzimmer, wo sie per Zauberhand das Bett frisch überzog und Handtücher bereitlegte. Dann überließ sie es der Weasley ihre beste Freundin zu behüten und kümmerte sich unten darum, alle Tische zur Seite zu rücken. Die entstehende geräumige Fläche legten sie mit Schlafsäcken für jeden aus. Unter ihnen herrschte eine gedrückte Stimmung und kaum jemand sprach lauter als im Flüsterton. Da Fred bereits schnarchte, ging Grace Lindsey dabei zur Hand, ihn in einen Schlafsack zu befördern.

“Was ein Brocken!”, wisperte die Fremde und Lindsey warf ihr einen Seitenblick zu.

“Lust auf einen Schnaps?”, fragte sie zögerlich und die andere nickte. Beim Anblick der klaren Flüssigkeit schlossen sich einige weitere an.
 

Etwas später kam Rose wieder herunter. Auch sie schien sehr müde zu sein.

“Amy hat nen Schlaftrank genommen.”, sagte sie erklärend und alle zuckten zusammen, da sie verhältnismäßig laut sprach. Dann wandte sie sich jedoch an Lindsey und senkte ihre Stimme wieder.

“Ist es wirklich ok, wenn sie in eurem Bett schläft?”

“Klar.”, sagte Lindsey schnell. “Wir nehmen einfach das Sofa.”
 

“Das ist wirklich lieb. Sie war total durch.”, sagte Rose aufrichtig.

“Wenn ich mal nett bin, muss man es ausnutzen.” Auch auf dem Gesicht der Rothaarigen schlich sich ein kleines Grinsen ein, dass jedoch gleich von ihrer Müdigkeit übermannt wurde.

“Wir sollten uns schlafen legen.”, wandte sie sich an die anderen. Ein sanftes Geraschel trat ein, während sie sich bettfertig machten und in ihre Schlafsäcke schlüpften. Währendes löschte Lindsey einige der Kerzen wieder und wartete bis alle gut verpackt waren, bevor sie nach oben ging.
 


 


 

Dominique war sich sicher, dass die anderen schon schliefen, als Carl nach Hause kam. Gleich an der Tür zog er die Schuhe aus, sodass er sie nicht aufwecken würde, während er zum Tresen schlich. In ihren Schlafsack vergraben folgte sie seinen schwarzen Socken mit den Augen. Flint war sein Kommen nicht entgangen und sie kam bereits die Treppe runter geschlichen. Im glimmenden Kerzenschein sah Dominique wie Carl seine Freundin von der letzten Stufe aus in seine Arme zog und sie beide sich eine Weile nur hielten. Flints Kopf ruhte in seiner Halsbeuge, wo sie sicherlich seinen Geruch einsog, der durch Ruß verfälscht sein musste. Zwar hatte Dominique in Carl nie einen massigen Mann gesehen und Flint durch ihr selbstbewusstes Auftreten als sehr aufgeblasen wahrgenommen, doch wie sie nun standen, wirkte die andere Blonde sehr klein in seinen Armen.
 

Im Flüsterton erzählte sie ihm etwas und deutete mit dem Kopf nach oben. Vermutlich erklärte sie, dass Amy ihr Bett eingenommen hatte. Carl nickte verständnisvoll und überlegte, bevor er etwas antwortete. Es lag eine Vertraulichkeit darin, wie Flint zu ihm auf und er auf sie hinab schaute. Sie lächelte ihn müde an und streichelte gedankenverloren seinen Oberarm, während sie sich weiter leise unterhielten. Dann senkte er seine Lippen auf ihre. Dominique konnte beobachten wie ihre Zungen sich trafen und normal hätte sie der Anblick einer knutschenden Flint abgestoßen, doch sie wandte den Blick nicht ab. Stattdessen fragte sie sich, womit die andere Blonde so viel Liebe verdient hatte. Carl schlang die Arme um seine Freundin, sodass ihre Zehen einige Zentimeter über dem Boden schwebten und trug sie dann die Treppe hinauf. Das letzte, was Dominique hörte, bevor sie einschlief, war das dezente Kichern, das zu ihr hinüber schwebte.
 


 


 


 


 

Die Stimmung im Hause der Potters war gedrückt. Harrys Kopf lag auf der Arbeitsplatte, die Brille aufgeklappt neben ihm. Ginny saß an seiner Seite und massierte seinen Nacken, doch auch sie wirkte sehr angeschlagen.

“Danke, Hugo, dass du zugesehen hast, dass Lily herkommt.”, murmelte sie und ihr Neffe, auf der Armlehne des Sofas nickte müde. Es war früher morgen und seine Eltern waren mit hier gewesen, nachdem sie panisch versichert hatten, dass es Rose und den anderen Mädchen gut ging. Doch er hatte nicht mit ihnen Heim gewollt. Lieber hatte er auf Lily aufgepasst und war sichergegangen, dass sie gut zu Bett kam. Da saß er nun im Wohnzimmer auf das zu kochen beginnende Teewasser lauschend. Teddy hatte es aufgesetzt, bevor er zurück zu seiner eigenen Familie gekehrt war und in wenigen Sekunden würde Hugo den neuen Tee einschenken, bevor das nervenzerreißende Pfeifen einsetzen konnte.
 

Sein zerschlissenes Hemd hatte er gegen einen alten Pulli von Albus getauscht, der an den Armen ein wenig zu knapp war. Lily hatte ihn rausgesucht, sie selbst schon in Schlafhose und Tank-Top. Dann hatte er sich neben sie gelegt, damit sie in seinen Armen einschlafen konnte und sich nicht so allein fühlte. Natürlich wusste er, dass er ihr niemals die Geborgenheit vermitteln könnte, die James ihr früher gegeben hatte, doch er musste sein bestes tun. Lily war so stark, doch oft war sie es, weil sie das Gefühl hatte, so sein zu müssen. Zielstrebig, gewitzt, beherrscht, aber eben doch die freche, lebensfrohe und jung gebliebene Lily. Wenn sie ihn nicht mehr bräuchte, wäre er gänzlich überflüssig. Wäre ihr an dem Abend etwas zugestoßen...

“Hast du dich um deine Freundin gekümmert? Geht es ihr gut?”, erinnerte er sich an Lilys schläfrige Frage, während er die Pfefferminze überbrühte. Nein, das hatte er nicht. Er wusste nicht mal, ob seine Begleitung zu dem Zeitpunkt noch da gewesen oder frustriert vorher gegangen war. Als er Lily das gestanden hatte, war sie trotz der Erschöpfung unzufrieden gewesen. Sie hatte die Stirn gerunzelt, ihn schlaff in die Seite geboxt und “Du bist unmöglich” gemurmelt.
 

Vorsichtig beschwor er die Tassen in eine Schwebeposition und beförderte sie ins anliegende Wohn- und Esszimmer. In diesem Moment loderte der Kamin auf und die grünen Flammen spuckten einen jemand oder ein etwas in den Raum. Obwohl Hugo die Tees nicht in der Hand gehalten hatte, krachten sie zu Boden. Durch den Schrecken, den er selbst verspürte, hätte er naiverweise einen Aufschrei von Ginny erwartet. Doch in einer raschen Bewegung war sie herum gewirbelt und stand nun mit angespanntem Körper und ausgestrecktem Zauberstab kampfbereit. Auch Harry war aufgesprungen und hatte sich neben seiner Frau positioniert und Hugo schämte sich für seine langsame Reaktion.

Der Mann auf dem Boden war groß und wild. Noch hockte er mit gesenktem Blick, die riesigen Schultern gebeugt und von langen dunklen Zotteln bedeckt, die zusammen mit dem dünnen, schäbigen Sweatshirt einen sehr ärmlichen Eindruck abgaben. Dann richtete er sich auf. Die das Kerzenlicht reflektierenden Augen strahlten Sorge aus, doch als er das Empfangskommittee erkannte, brach kurz ein weißes Grinsen das schmutzige Gesicht entzwei.
 

Ginnys Zauberstab fiel klappernd zu Boden. Nun noch erschrockener als vorher drehte Hugo sich zu ihr und entdeckte vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben Tränen in den Augen seiner Tante Sie tat zwei kräftige Schritte vorwärts und schlag ihre Arme um den Mann, den Hugo nun endlich als ihren Sohn erkannte. Der hob seine Mutter hoch als sei sie ein Kuscheltier, mit selbiger Leichtigkeit und Zärtlichkeit. Auch Harry hatte seinen Zauberstab sinken lassen. In sein von der Nacht gezeichnetes Gesicht hatte sich eine eigenartige Ruhe genistet.

“Dad.”, sagte James mit seiner tiefen Stimme und streckte einen Arm in die Richtung seines Vaters. Ginny löste sich von ihrem Sohn und beobachtete wie zwei ihrer liebsten Männer einander in eine gleichermaßen väterliche Umarmung zogen. Plötzlich fühlte Hugo sich wie ein Eindringling, der eine zutiefst intime Szenerie störte.

“Hugo, großer Hippogreif, dir wächst ja ein Bart.”, bemerkte James ihn jedoch und gab ein dröhnendes Lachen von sich. Dann reichte er Hugo seine Pranke, der sie schmerzhaft schüttelte. Nun da er etwas näher an ihm stand, fiel Hugo auf, dass James gar nicht so viel größer war als er. Sein massiges Erscheinen wurde durch schiere Muskelmasse bewirkt.
 

“James.”, flüsterte Ginny, deren Hände zitterten, doch sie kam nicht dazu weiter zu sprechen. Die Wohnzimmertür schob sich auf und eine vom Schlaf noch kleiner erscheinende Figur trat zerknautscht in den Raum. So gut wie Hugo sie kannte, wusste er ihr Gesicht zu lesen. Sie hatte sich Sorgen gemacht, ob des Lärms. Doch jegliche Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie mit riesigen Augen ihren Bruder erblickte. Unbändige Freude hatte Hugo erwartet, doch mit den Strapazen der Nacht schien Lily, ähnlich wie ihre Mutter, gänzlich überfordert vom Aufwallen ihrer Gefühle. Sie brach in herzzerreissendes Schluchzen aus, sodass James auch sie rasch an seine Brust zog und ihren Kopf in seinen Händen verbarg. Seine Mutter zog er nach einem kurzen Moment mit in die Umarmung und Harry streichelte behutsam den Rücken seiner Tochter. So leise er konnte, verschwand Hugo aus der Haustür.
 


 


 


 


 

Obwohl die Anstrengungen der vergangenen Nacht bis in die frühen Morgenstunden gedauert hatten, wachte Lindsey wie immer mit der Sonne auf. Hier in der Abstellkammer strahlte sie keineswegs so hell wie in ihrem wunderschönen Schlafzimmer, doch diese Übernachtung war auch eine Erfahrung wert. In der eigenen Abstellkammer übernachten. Ihr Nacken war auf Carls Oberarm gebettet und sie wandte ihm den Kopf zu, um ihn wach zu küssen. Katastrophe hin oder her, sie hatte die eigenartige Distanz ihres Streits aus dem Weg geräumt. Ihre schreckliche Sorge um ihn war so viel wichtiger gewesen, als Recht zu behalten.
 

“Morgen.”, murmelte er verschlafen gegen ihre Lippen. Sie musste schmunzeln, als sie bemerkte, dass noch immer Dreck an seinen Schläfen haftete.

“Du hast dich wohl gestern nicht so gründlich gewaschen.”, neckte sie, sodass er sich übers Gesicht rieb.

“Ja, tut mir leid, dass es so spät wurde. Du hättest nicht aufbleiben müssen.”

“Ich weiß, aber dann hättest du dich versehentlich zu deiner Schwester ins Bett gelegt. Ganz so viel Glück braucht sie nicht.”

“Ihre Verlobungsfeier wurde gestern in die Luft gesprengt.”, seufzte er und sie verzog reumütig den Mund.

“Schon klar, schon klar. Ich bin froh, dass es dir gut geht.”

“Hey, man hätte dir schon was gesagt.” Sanft zog er sie näher an sich.
 

“Bis das gestern Abend passiert ist, hätte ich dich wirklich gerne dabei gehabt.”

“Das lag in deiner Hand.” Ihr Ton war etwas schnippischer als sie geplant hatte. “Du hattest mir Hausarrest gegeben, weißt du noch?”
 

“Dazu stehe ich auch. Dabei bleibe ich auch.”

Sie stöhnte ungläubig. “Komm schon, Carl. Das ist doch Unsinn. Bloß, weil ich nein gesagt habe?” Da war er wieder. Der Streit, der angekrochen kam, um ihnen die Ruhe zu rauben.

“Du weißt, dass es darum geht, wie du es gesagt hast.”

“Deine Mum war fast noch entsetzter über Amys Idee als ich!”, wandte sie ein, als sei die Absurdität der damaligen Situation und dieser Diskussion offensichtlich.
 

“Lass uns das Thema wechseln.”, resignierte er, und fütterte damit weiter ihren Trotz. “Es ist klasse, dass du alle eingeladen hast, hier zu übernachten. Sehr nobel.”

“Genau das, was Amy gemacht hätte, nicht?”, frotzelte sie und er fuhr sich frustriert durch die Haare.

“Warum musst du dich immer so über meine Schwester auslassen? Was hat sie dir denn getan, außer dich zu bitten, Teil des schönsten Tages ihres Lebens zu sein?” Glücklicherweise war er besser darin, seine Stimme unter Kontrolle zu halten als sie. Er sprach versöhnlich, nicht anklagend.

“Aaah, schon wieder dieser Kitsch! Eine Hochzeit ist nie der schönste Tag des Lebens. Es gibt tausend schönere.”

“Sich mit dem Menschen zu verbinden, den man liebt, ist nicht schön?”, fragte er jetzt herausfordernd.
 

“Ist man nicht so schon genug verbunden? Was ändert es in der Beziehung, außer dass man langweilige Standardfotos hat und den gleichen Nachnamen.”

“Man beginnt eine Familie zu werden.”, murmelte er und sah sie dann ernst an.
 

“Wir werden wohl nie heiraten.” Sie wusste, dass er es als Frage meinte.

“Zumindest nicht so wie Amy.” Es war kein Nein, aber auch kein Ja.

“Wie meinst du das?”

“Nicht so eben. Wenn wir Hochzeitsfotos machen, dann Unterwasser oder auf einem Drachen reitend. Außerdem steht mir kein weiß. Dann seh ich aus wie eine Tapete an der Wand. Nur weiß.” Sanft küsste er ihren Kopf.

“Du kannst aber nicht schwarz tragen.”

“Nein, aber vielleicht blau.”, überlegte sie. “Und ich würde hier feiern. Zuhause.”

“Hier passt aber kein Drachen rein.” überlegte er und sie lächelte über seine pragmatische Denkweise.
 

“Ich will auch keine Torte.”, entschied sie.

“Keine Torte? Weshalb das?” Bei diesem ihrer Wünsche war er überrascht.

“Es bleibt eh viel zu viel übrig und sie sieht nur schön aus, schmeckt aber nicht. Stattdessen fände ich einen riesigen Schokobrunnen gut.”

“Okay, damit bin ich einverstanden.”, nickte er und streichelte ihren Rücken.

“Alle anderen müssen Hosen tragen, wenn ich schon ein Kleid trage.”

“Auch okay.”, lachte er und so fantasierten sie noch etwas weiter, zum Beispiel darüber, seiner Mutter nur Hochprozentiges anzudrehen.

“Sie wird sich sowieso möglichst schnell abschießen wollen, um so wenig wie möglich von deinem Untergang mitzubekommen.”, witzelte Lindsey.

“Ja ja, damit sind wir fast wieder beim Thema, bevor wir uns um die Horde in deiner Bar kümmern.”, seufzte er und sah sie an. “Wirst du die Brautjungfer meiner Schwester?”

Bevor sie antwortete, schmiegte sie sich näher an ihn. “Ja.”

“Wirst du mich heiraten?”, fragte er dann mit derselben Ruhe und Gelassenheit in der Stimme. Lindsey reckte den Kopf nach oben und küsste ihn. Dann sah sie ihm tief in die Augen.

“Ich liebe dich, Carl... Aber nein, ich werde dich nicht heiraten.”
 

Er nickte nur und reckte den Blick gen Decke. Er war weder überrascht, noch enttäuscht, noch wütend. Er war genauso wie immer: Überglücklich, dass er sein Leben mit dieser komplizierten, anstrengenden Frau teilen durfte.
 


 


 

Die Dunkelheit, die sie zu erdrücken schien, wurde lichter, ihre Augenlieder transparent. So wie sie aus den Tiefen des Schlafs erwachte, sprang auch ihr Bewusstsein an. Als sei sie aus kaltem Wasser aufgetaucht, schoss Amy nach oben und sog tief und hart die Luft ein. Orientierungslos wanderten ihre Augen umher, bis die Erinnerung vollends zurückkehrte und mit ihr der Schmerz in ihrer Hüfte, die sie sich geprellt hatte. Rasch zwang sie sich dazu, ihren Atem zu beruhigen und sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Das Schlafzimmer war hell eingerichtet und groß, da es auch das Wohnzimmer beherbergte. Die Farbgebung hielt sich pastellig mit wenigen dunkleren Tupfern dazwischen wie dem Perserteppich, der den Boden zierte. Es schien gemütlich und heimelig und Amy schämte sich ein wenig, in all der Zeit nie dort gewesen zu sein.

Noch mehr schämte sie sich dafür, dass sie mehr Lindsey darin erwartet hätte, mehr Kälte.
 

Zwei riesige Regale nahmen die Wand neben der Sofas ein und Amy erkannte Carls Vorlieben in den Buchrücken. Vom Türbogen aus drangen Geräusche einer arbeitenden Dusche, sowie dumpfes Stimmengewirr zu ihr. Vorsichtig wickelte sie sich aus dem Laken und steuerte den massiven Kleiderschrank an. Davor hielt sie Inne. Die Kleidung einer anderen Frau durchzusehen, war eine sehr intime Geste. Doch wenn sie sich Carls Kleidung ausborgen wollte, musste sie wohl oder übel hinein sehen. Daher zog sie die Türen auf und wurde fast von der Dichte an Kleidung erschlagen. Beinahe alles hing auf Bügeln: Kleider, Hosen, Blusen, Umhänge, Pullover, Röcke und wow - auf den Regalen am Boden des Schranks reihten sich unzählige Schuhpaare aneinander.

Amy hatte die Schritte erst kaum wahr genommen, doch dann spürte sie einen Blick im Rücken und wirbelte herum. Lindsey stand mit einer Tasse Kaffee im Türrahmen. Amys Herz verwandelte sich zu Stein.
 

“Oh, Lindsey, es tut mir so leid. Ich wollte eigentlich nur Kleidung von Carl... und da-”
 

“Kein Stress.”, unterbrach Lindsey tonlos und deutete auf die Tasse Kaffee. “Wollte die nur hochbringen für Al.”

“Albus ist hier?”, krächzte Amy verdattert. Schulterzuckend nickte die andere Frau in Richtung des Badezimmers. Dann schritt sie auf Amy zu.
 

“Carls Klamotten würden aussehen wie Kartoffelsäcke an dir. Glaub mir, ich habe Erfahrung.” Hastig trat Amy zur Seite, als Lindsey sich vor dem Schrank positionierte. Sie selbst trug eine enge dunkelblaue Jeans und ein abgeschnittenes T-Shirt, das ein wenig von ihrem cremig hellen Bauch frei gab. Darüber einen leichten Cardigan und wenn Lindsey tat, was Amy befürchtete, würde sie sich unheimlich blamieren. Auf keinen Fall konnte sie derart selbstbewusst Lindseys Kleiderschrank tragen. Ihr Gegenüber musterte sie maßnehmend.

“Carls Klamotten passen schon, ich bin nicht so schlank wie du.”

“Du hast Kurven.” Es klang beinahe wie eine Anschuldigung. “Das heißt, dir passt alles, was mir gepasst hat, bevor der Job mir meine gestohlen hat.” Nun musterte auch Amy die Freundin ihres Bruders und schämte sich sogleich. Wie hatte ihr entgehen können, dass aus der bombigen Lindsey... jemand so zierliches geworden war.

“Hier.” Plötzlich hielt Amy einen Haufen Klamotten in der Hand. Darunter auch ein seidiger grüner Slip. “Keine Panik, ist nie getragen.” Damit schritt Lindsey zur Tür und verschwand auf der Treppe.
 


 

Wieder unten musterte Lindsey ihre Bar, die weitaus mehr einer Jugendherberge glich. Die Schlafsäcke bildeten einen Haufen in der hinteren Ecke, wo Roxanne und Grace gerade begonnen hatten, sie aufzuräumen. In der Mitte bildeten einige der Tische eine riesige Frühstückstafel, auf der sich Leckereien türmten. Carl und sie hatten mit Rührei angefangen. Dann war Molly Weasley mit einem Fresskorb erschienen und selbst Barbies Schwester Shelly hatte einen Hefezopf ihrer “Maman” mitgebracht, bevor sie mit ihren Bälgern wieder verschwunden war. Fred war bereits gegangen, an seiner Statt hockten aber der Drachen-Weasley und eine ihr unbekannte Rothaarige am Tisch und gelangten an die letzten Meter ihres Frühstücks.

“Wir sollten ein Heim für verlorene Weasleys aufmachen.”, brummte sie in Carls Ohr, der es sich an ihrem Platz hinter dem Tresen gemütlich gemacht hatte und Kakao schlürfte. Seine Brille saß ein wenig schief und sie rückte sie zurecht.

“Ich weiß, dass es dir eigentlich nichts ausmacht.”, kommentierte er, während er seinen Arm um sie schlang.
 

Amy war ihr gefolgt und kam gerade die Treppe hinunter in Strumpfhose und einem von Lindseys Kleidern mit Wollpulli darüber. Ihre Freundinnen eilten sofort auf sie zu, um sie in ihre Arme zu schließen und zum Esstisch zu geleiten.

“Sie sieht schick aus.”, stellte Carl fest. “Ich wusste gar nicht, dass Amy solche Kleider besitzt.” Lindsey versetzte ihm einen zärtlichen Hieb auf den Hinterkopf.

“Das sind meine Klamotten. Ich merke mir das für das nächste mal, wenn du vorschlägst, ich soll mich mehr wie deine Schwester kleiden.” Er gluckste und schielte hinauf zu ihr.
 

“Du siehst gut aus.”

“Zu spät.”, tadelte sie und begann neuen Kaffee zu kochen.

Mit und mit verabschiedeten sich einige der Besucher und während Amy längst satt war, falls sie überhaupt Hunger gehabt hatte, aß Albus sich immer noch fleißig durch das Frühstück. Einhändig, musste man hinzufügen, denn die Hand seiner Holden ließ er in keinem Moment los. Amys drei Freundinnen waren auch noch da und saßen um sie herum, was Lindsey sehr missfiel. Seit einigen Minuten stand sie schon dort, ihre vierte Tasse fest umklammert, und versuchte Mut zusammen zu nehmen. Carl verstand, ohne dass sie es erklären musste und so machte er den Abwasch vorerst alleine. Gerade wollte Lindsey den Schritt gehen, als die Tür zu ihrer Lokalität erneut aufschwang und Roses Bruder mit müden Augen eintrat.
 

“Morgen.”, grüßte er erschöpft und suchte dann nicht wie erwartet seine Schwester, sondern seinen Cousin. “Al, dein Bruder ist da.”

Alle Köpfe schossen hoch und Albus sprang auf voll verwirrter Begeisterung. Amy noch immer festhalten eilte er auf Hugo zu, sodass sie völlig perplex stolperte und er herumwirbeln musste, um sie am Aufschlag zu hindern. In dieser Hektik huschte auch Lindsey vor und nahm Amy beim Arm. Die Arme starrte mit wilden, beinahe ängstlichen Augen in ihre.

“Oh.”, sagte sie leise. “Willst du deine Sachen wieder?”
 

Nun war Lindsey verdattert. “Was? Achso. Nein. Ähm.” Sie starrten einander an. Vermutlich beide mit dem selben verwirrten, ängstlichen Gesichtsausdruck. Lindseys Herz hämmerte, denn nun hörten natürlich doch alle zu. “Tut mir leid, wie ich reagiert habe.”

Unverständnis schlich sich in Amys Augen. Lindsey biss kurz die Zähne zusammen und sagte dann: “Brautjungfer und so. Das würde ich machen. Halt, gerne. Ich würde das gerne machen.”
 


 


 


 


 

Albus war müde. Er hockte auf seinem angestammten Sessel im Wohnzimmer seiner Eltern, in dem die Kerzen tief brannten. Leere Butterbierflaschen übersäten den Couchtisch und darüber hinweg betrachtete er seinen Bruder. James war beinahe zu lang für das Sofa, auf dem er leg. Einen breiten Arm unter den Kopf geklemmt spielte er mit seinem Zauberstab in der anderen Hand. Es war ein eigenartiges Gefühl, seinen Bruder so anzusehen, wenn er dem James, den er kannte, so wenig ähnelte. Er war schlaksig gewesen, ihrem Vater sehr ähnlich. Nun war er breit, muskelbepackt, sein Gesicht Wetter gegerbt und von langen Zotteln umrahmt. Er sah aus wie “Sirius”, hatte ihr Vater gesagt.
 

Albus wusste nicht sicher, wie sein Dad sich fühlte darüber, dass James nach Jahren des ausbleibenden Kontaktes zurückkehrte. Sicherlich freute er sich, doch bei weitem nicht so deutlich wie Ginny Potter. Oder Lily. Seit James Ankunft am frühen Morgen hatte sie alle Termine abgesagt und war den gesamten Tag dort gewesen, bis sie vor wenigen Stunden an seiner Seite eingeschlafen und von ihm ins Bett getragen worden war. Sie war nicht mehr das Mädchen das James gekannt hatte und Albus fragte sich, wie sein Bruder reagieren würde, wenn ihm das bewusst wurde. Doch bisweilen schien auch Lily es in seiner Gegenwart zu vergessen. Kaum war er durch die Tür getreten, war sie einige Jahre gejüngert.
 

Albus seufzte tief.

“Sag schon.”, forderte James ihn auf und auf Albus Armen prickelte es. Die Stimme war so tief, so befremdlich, als würde sie den Umweg durch James Kehle nicht nehmen, sondern gleich aus der Brust dröhnen.

“Ganz schön abgefahren. Ich wusste nicht, wann wir dich noch mal zu Gesicht kriegen.” Sein Bruder nickte langsam. “Das wusste ich auch nicht.” Doch seine Stimme war unbeschwert, entspannt. Albus könnte kurz wegschauen und eine Sekunde später wäre James verschwunden und er wäre nicht überrascht, wenn sein Bruder keinen Moment zögern würde, sie zu verlassen. Dann würde er zurückkehren nach hier und da, wo er gewesen war. In den Amerikas, hatte er grob angedeutet, teilweise mehr spezifisch auf Alaska und Argentinien hinweisend. Warum bei Merlin, wollte Albus fragen. Was hatte sein Bruder dort zu suchen. Doch er tat es nicht. Genauso wie die anderen es nicht taten. James war wie ein Tier, ein Hengst vielleicht, der ausgerissen war und zwar gutmütig und freundlich zurückkam und all ihre Wärme geschenkt bekam, aber bei einer falschen Bewegung wieder Reißaus nehmen könnte.
 

“Hattest du meine Briefe bekommen?”, fragte Al möglichst ohne den verborgenen Vorwurf mitklingen zu lassen. James rieb sich das Gesicht, tatsächlich in Gedanken.

“Muss wohl, sonst wüsste ich nicht Bescheid. Hat sich nicht ergeben, zu antworten. Als ich von der Explosion gehört hab... Ich hab keinen Moment gezögert, Mann.”

“Und jetzt da es uns gut geht...”

“Mach dir mal nicht in die Hosen, Albus.”, neckte James ihn und erhob sich in Richtung Küche. Ihre Mum hatte ihn gezwungen frische Kleidung anzuziehen, doch seine alte war ihm zu klein. Das T-Shirt spannte um seinen Oberkörper und ließ ein wenig Bauch frei und die einst lockere Schlafhose, die als einzige über seine Unterschenkel gepasst hatte, war ungewohnt figurbetont.

“Ich bleib ne Weile.”, hörte Albus ihn aus der Küche, wo zwei Gläser aneinander klirrten. “Noch’n Bier?” Er bejahte und hörte die Kronenkorken von den Flaschen fliegen. “Hab eh’n paar Sachen zu erledigen, paar Leute zu besuchen.” Er kam zurück ins Wohnzimmer getrottet, die Füße in zu kleinen Hauspantoffeln steckend. Wie konnte ein ausgewachsener Mann so explodieren?
 

“Was für ein fantastisches Leben, Al. Du heiratest dein Hogwarts Herzblatt. Kannst du das glauben? Mein kleiner Bruder heiratet.”, gluckste er und hob sein Butterbier gegen Als, um anzustoßen. Der Jüngere erwiderte und trank einen Schluck des wärmenden Gebräus.

“Es fühlt sich gar nicht so verrückt an.”, stellte er fest. “Einfach richtig.” Anders als erwartet beschnaubte James diese Aussage nicht. Er nickte bloß weise.

“Gute Wahl, Al. Ernsthaft gute Wahl. Besser hätte ichs nicht machen können.” Es erschien Albus als habe James entweder vergessen, dass er noch vor ihrem Verlobten mit Amy geschlafen hatte, oder dass er diese Tatsache als nichtig abtat, jedenfalls schien sie ihn nicht zu beirren. Als das Paar zuvor am Tag völlig überrumpelt im Haus der Potters erschienen war, hatte er Albus in eine feste, brüderliche Umarmung gezogen und ihm dann sogleich strahlend auf die Schulter geklopft. Amy hatte er ebenfalls in den Arm genommen, genau so wie ein baldiger Schwager es tun sollte. Obwohl sie die meiste Zeit über still gewesen war, bevor sie die Potters allein gelassen hatte, war James unbeirrt gewesen.
 

Irgendetwas war anders an James. Albus wusste es und vermutlich war das auch, was er in seinem Vater erkannt hatte, der es vermutlich auch wusste. Nur war ihnen beiden nicht klar, woran es lag und James schien nicht bereit, es ihnen zu verraten. Vermutlich mussten sie erst einmal damit zufrieden sein, ihn zu sehen und bei sich zu haben und der Rest musste sich mit der Zeit entwickeln.
 


 


 


 


 

Das Zimmer war abgedunkelt, sodass die Sonne keine Ablenkung bewirkte. Rose saß mit sauberem Umhang auf ihrem Stuhl, die Schreibfeder über ihrem Pergament schwebend. Mr Renwig war vor wenigen Minuten erst eingetroffen. Da sie gestern nicht zur Arbeit hatte erscheinen können, musste sie heute einen neuen Fall aufrollen.

“Habe ich das richtig verstanden, dass Sie nicht aus eigenem Interesse hier sind? Ihre Schwester schickte Sie?”, erkundigte sie sich und lächelte ihn freundlich an. Der Mann war ungefähr so alt wie ihr Dad, um die 50 rum. Er war sehr schlank, ein wenig zu schlank vielleicht und sein Haar war bereits stark ergraut.

“Ja, ja genau. Meine Schwester.”, er gluckste. “Vielleicht sollte sie selbst herkommen. Sehr ungläubig.” Ihre Feder kratzte von selbst über das Pergament, sodass sie sich auf den Mann vor sich konzentrieren konnte.
 

“Aber Sie sind schon freiwillig hier? Niemand hat Sie gezwungen?”

“Wenn Sie mich dann in Ruhe lässt...” Seine Stimme verlor sich und er sah an Rose vorbei.

“In Ordnung.”
 

Sie holte ein Glas Wasser hervor und gab ein paar Tropfen eines Tranks hinein. “Diesen Trank benutzen wir besonders bei unseren ersten Unterhaltungen, damit Ihr Kopf sich ganz entspannen und konzentrieren kann. So bekommen wir ein besseres Bild von dem, was in Ihnen vorgeht.” Bereitwillig begann er zu trinken, obwohl er scheinbar kaum zugehört hatte, sondern aus dem Fenster gestarrt hatte. Müde wie sie war, hatte sie selbst einen Trank zur Konzentration genommen. Normalerweise tat sie so etwas nicht, doch unter den Umständen war es wohl angemessen gewesen.

“Also dann, Mr Renwig, machen Sie es sich bequem und erzählen Sie mir, wieso Sie glauben, dass Ihre Schwester Sie hergeschickt hat.”

Der Mann legte sich zurück und während er sprach schloss er unwillkürlich die Augen.
 

Ich ging spazieren im Wald. Das mache ich öfter, wissen Sie? Das Haus kann so beengend sein und auch da - ich musste einfach hinaus. Ich spazierte umher und horchte auf die Wesen, die mich umgaben. Da sah ich ein Stück Holz. Das sah heilig aus.
 

“Was bedeutet heilig?”

“Es hat mich angezogen, von allen Stücken Holz, sah es so wunderbar aus. Also steckte ich’s ein und nahm es mit nach Haus und da schnitzte ich mir einen Gott daraus.

Es war schwer, nicht zu husten. “Einen Gott? Was stellen Sie sich unter einem Holzgott vor, Mr Renwig?”

Seine Hände formten etwas unerkenntliches. “Pure Schönheit.”, erklärte er begeistert. “Das Stück war bereits heilig, es musste nur geformt werden. Dann hab ich meinen Gott ins Regal gestellt. Da hat er einen schönen Ausblick über die Welt und solange er nicht verspricht, was er später nicht hält, lässt sich sagen, dass mir Gott ziemlich gut gefällt.

Hektisch unterstrich die Schreibfeder ‘solang er nicht verspricht, was er später nicht hält’ und Rose kratze ihren Zeigefinger.
 

“Gehören Sie einer Religion an?”, fragte Rose neugierig und er lachte.
 

“Sie etwa? Wenn auch andere behaupten, das wäre nicht normal: Ich habe einen Gott bei mir im Regal.” Bevor er weiter sprudeln konnte, stoppte sie ihn.

“Einen Moment, Mr Renwig. Sie haben also aus besagtem Stück Holz etwas geschnitzt und es für einen Gott befunden und ihn daher behalten?”

“Es ist ein Gott. Ich wusste das, sobald er fertig war.” Rose musterte ihn eindringlich. Nun gut, du musst ja nicht alles in einer Sitzung aufrollen.

“Und wer findet das nicht normal?”, fragte sie daher weiter.
 

“Ich weiß, es ist verrückt nicht wahr? Meine Schwester natürlich. Meine eigene gute Schwester. Dabei gibt es viele Beweise. Denn schon bald darauf begann’ ein paar Wunder zu geschehen: ich wurde unglaublich reich und noch unglaublicher schön!” Der Effekt schien abgelebt zu haben, dachte sie zu sich selbst.

“Sie wurden unglaublich reich? Das hat ihre Schwester nicht erwähnt.”

“Ich habe das ganze Geld gespendet.” Als sei es keine große Sache, zuckte er beiläufig mit den Schultern. Misstrauisch lehnte Rose sich vor.

“Sie haben sich nichts selbst gekauft? Gar nichts.”

“Ganz genau.” In seiner Miene konnte sie keine Lüge lesen und so lehnte sie sich zurück.
 

Warum konnte ihr Ken nicht mal einen ganz normal geschädigten Menschen vorsetzen?

“Nun, aber dann können Sie es ihrer Schwester ja nicht beweisen.” Beinahe verletzt starrte er sie an.

“Glauben Sie etwa auch, dass ich lüge?”, empörte er sich.

“Nein.”, antwortete sie rasch, aber ruhig. Sie war sich ziemlich sicher, dass Renwig es mit Leprechaungold zu tun gehabt hatte, ohne davon zu wissen. “Ich versuche Sie und ihre Schwester lediglich an gegenseitiges Verständnis anzunähern. Sie sprachen von mehreren Wundern?”

“Jaha! Ich brachte Lahme zum Rennen und die Blinden zum Sehen!
 

“Durch einen Irium-Za- “, setzte sie an.

“Nein, nein, meine Schwester hat auch versucht alles zu rationalisieren. Ich bitte Sie, Ms. Weasley.” Unwillkürlich runzelte sie die Stirn. Zum einen, weil sie es hasste geschmälert zu werden, und zum anderen, weil sie plötzlich vielleicht ihre Strategie ändern musste. Gerade als sie sachte nach ihre Schreibfeder greifen wollte, um diese in die Hand zu nehmen, sprach Mr Renwig sie an.

“Sehen Sie, sogar hier wirkt die Macht Gottes nach. In meiner Gegenwart macht sich die Feder eigenständig.” Er lachte dröhnend und sie nahm die Feder fest zwischen beide Finger. Während seine Augen beim Lachen geschlossen waren, verwandelte sich die Schreibfeder in einen Kugelschreiber.
 

“Sind Sie sicher, dass Sie nicht gläubig sind? Die ‘Wunder’, die sie beschrieben, erinnern sehr an Jesus’ Taten...”

“Ich bitte Sie.”, sagte er erneut. “Wäre ich gläubig, wäre es doch Gotteslästerung, mir einen Gott zu halten, oder so was. Die Christen sind dort immer so anfällig in diesen Dingen. Fanatiker.”
 

“Nun, aber Sie haben an Ihren Gott geglaubt, wenn alle anderen ihn nicht annehmen wollten. Haben Sie sich da nicht ähnlich gefühlt?”, erkundigte sie sich auf der Suche nach einer Bestätigung für ihre Vermutung.

“Ich habe doch mehr Verstand.” Wieder war da dieser väterliche Ton in seiner Stimme, den sie gar nicht leiden konnte. “Jetzt hatte ich alles: Rum, Reichtum und Macht, doch man weiß, wie so was ausgeht.

“Wie geht es denn aus?”

“Na, haben Sie mal den Herrn der Ringe gelesen? Diese Dinge machen verrückt.” Vermutlich war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie auf der Arbeit, oder vielleicht je, auf ein Tolkien Werk angesprochen worden war. Obwohl sie endlich Bestätigung darin fand, nicht der einzige Nerd zu sein, der die Magierwelt durchwanderte, machte es ihr Mr. Renwig nicht sympathischer.
 

Und so hab ich ihn genommen irgendwann in der Nacht und hab ihn zurück in den Wald gebracht.” Zurück in den Wald. Merlin, hoffentlich war ihre Vermutung ganz und gar falsch. Ihre Augen huschten zur Uhr.

“Die Sitzung ist gleich vorbei.” Bei ihren Worten hellte sich seine Miene noch ein wenig auf. “Bevor wir sie schließen und einen neuen Termin vereinbaren, habe ich noch eine Frage: Können sie genau beschreiben, wie ihr Gott aussah?”
 

Enttäuscht, da er noch nicht gehen konnte, sank er zurück und schmollte dezent. “Gut, er war länglich. Ungefähr so und etwa fingerdick?” Bei meinem Barte, hätte sie beinahe gesagt, doch sie beherrschte sich. Dieser Mann hatte seinen Zauberstab in den Wald geworfen. Ken würde sich freuen.
 


 


 


 


 

Als Model hatte man wirklich kaum Zeit für irgendetwas. Am heutigen morgen hatte Lily an einem Meet and Greet der Black Widow Garments teilgenommen, die sie anwerben wollten, um deren traditionelle Zaubererkleidung zu promoten. Das hatte bereits ewig gedauert. Danach ein Testshoot für die darauf folgende Woche und in fünfzehn Minuten war sie mit ihrem Agenten verabredet. Aber man musste sich seine Zeit nehmen, wo man konnte, dachte Lily und knotete das Handtuch um ihren frisch geduschten Körper etwas enger. Ihre Nachricht, dass sie sich lieber im Felicis treffen wollte, hatte er sicherlich längst erhalten und würde auf die Minute genau am vorbestellten Tisch warten. Für so einen öffentlichen Treffpunkt musste man sich gescheit heraus putzen, könnte sie ihm sagen, doch das würde sie nicht.

Er wollte sie an Bord, dann würde sie das Ruder schwingen und dann würde er eben ein paar Minuten auf sie warten müssen. Außerdem hatte sie ihren Auftritt für das Mittagessen perfekt geplant und musste sicher gehen, dass er nichts an ihrer perfekten Erscheinung stören würde. Bis sie abflugbereit war, war sie bereits eine halbe Stunde zu spät und der gemütliche Flug würde eine weitere halbe Stunde obendrauf schlagen. Sie war keine Diva. Ganz im Gegenteil, sie legte Wert auf Pünktlichkeit, Höflichkeit, gutes Arbeitsklima und begeisterte Kunden. Doch ihr Agent - nein, Scamander! - der war eine andere Nummer. Er war ihr Feind und es würde alle neun Leben einer Katze brauchen, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.
 

Bereits vor der Landung sah Lily die Reporter, die vor dem Felicis warteten. Diese Menschen hatten seit James Rückkehr ihr Haus belagert, dennoch war sie ihnen wohl gesinnt. Anders als Scamander wollte man diese Gruppe nicht zum Feind haben. Sie strahlte, zwinkerte und rief einem neugierigen Reporter, was sie wohl für ihre Haare nutze, gut gelaunt “Longbottom’s Sieben Tage Regenwetter” zu, bevor sie dem Stewart ihren Besen reichte und im Restaurant verschwand. Dort wurde ihr Lächeln kälter. Scamander saß an einem abgeschiedenen Tisch, den sie sich gewünscht hatte, mit Krawatte und Anzug. Sobald er sie sah, stand er auf. Seine Anstalten, ihren Stuhl zurück zu ziehen, ignorierte sie.

“Sie sollten einen Umhang tragen.”, tadelte sie und dankte dem Kellner für die Karte.

“Das Meet and Greet.”, schloss er und passte sich gleich ihrem Verhalten an. “Sie haben nicht mit mir besprochen, dass Sie dort hingehen.” Der Kellner fragte nach Feenwein, sie verneinte freundlich und bestellte ein Perlwasser, das herrlich auf der Zunge prickelte.

“Stimmt. Sie hätten mir davon abgeraten.”
 

“Wie können Sie sich so sicher sein, Lily?”, forderte er sie heraus. Sie war nicht in der Stimmung für Schlawenzeleien.

“Dazu sind sie zu modern. Mit ihrem Riesenkomplex, den ewigen Anzügen...”

“Was ist so falsch an Modernität?”

“Was ist so falsch an Tradition?”, konterte sie und schenkte dem süßen Kellner ihr hübschestes Lächeln. Scamander beobachtete sie. “Ich möchte die Hexen und Zauberer, die meine Kunden sind, wissen lassen, dass ich sie als solche schätze. Umhänge sind unglaublich modisch.”

Ihr Gegenüber schnaubte und nippte an seinem Getränk.

“Wären Sie heute da gewesen, wüssten Sie, dass ich Recht habe.”, schnippte sie. “Die Looks sind fantastisch und obwohl ich nicht das Gesicht der Linie sein möchte, werde ich Black Widow Umhänge tragen. Sie werden es auch tun.”

Belustigt schüttelte er den Kopf. “Danke nein, zurück nach Hogwarts will ich nicht.”

“Wollten Sie sich nicht bemühen, das Unternehmen mit meinen Idealen kompatibel zu machen? Traditionstreue gehört zu diesen Idealen und Sie werden einige der Umhänge, die ich aussuche, in der Öffentlichkeit tragen und bei Fragen mit dem Namen des Labels antworten. Haben Sie auch Echsen auf dem Speiseplan?”, fragte Sie den Kellner, ohne ihren forschen Blick von ihrem Agenten zu nehmen, der diesen eisern erwiderte.

“Deal. Sie nimmt den gedämpften Lachs und ich die Kürbissuppe, danke.” Süffisant lächelnd gab sie die Speisekarte zurück und lauschte Scamander, der sich, die Hände auf dem Tisch verschränkt, vorlehnte.
 

“Dann zu meinen Menüpunkten.”, trieb er das Geschäft voran. “Sie sprachen bereits den so verhassten Komplex an: Das Studio ist beinahe fertig.” Er zog einige Darstellungen aus seiner Aktentasche und tippte sie nacheinander mit dem Zauberstab an. Um eine Zeichnung von Lily herum verwandelten sich die Bilder konstant in neue Szenerien. Schlösser, harmlose Wälder bis zu Dschungeln, Schneewelten, Wohnzimmer und weitere Beispiele bauten sich auf den Papieren zusammen.
 

“Das sind nur Ideen. Fast alles wird in dem Studio möglich sein. Sicherlich, mit etwas vorauseilender Ankündigung, aber möglich.”

“Unterwassershoots?”, stellte sie die Möglichkeiten sogleich scheinbar unbeeindruckt auf die Probe. Es war eindeutig, dass sie begann ihm auf die Nerven zu fallen, doch er beherrschte sich.

“Zugegeben, das gestaltet sich etwas schwieriger. Natürlich ist es unmöglich einen Raum unter Wasser zu setzen und in die bisherigen Pläne ist es nicht berücksichtigt -”

“Kann es möglich gemacht werden?”, unterbrach sie und er lächelte nonchalant.

“Ich werde es in die Wege leiten.”

“Fabelhaft!” Nun schenkte sie auch ihm ein Lächeln, doch man konnte es als Versehen verbuchen, da ihr duftender Fisch im selben Moment heran schwebte.
 

“Ich habe noch ein paar Jobangebote und Interviewtermine. Witch Weekly und Teen Witch wollen beide über James reden. Sie arbeiten in Kooperation: Die Witch Weekly würde das Interview veröffentlichen, Teen Witch die Photos.”

Sie seufzte. “Das bedeutet doch sicherlich, zwei Termine oder? Was interessiert es Teenager, ob mein Bruder zurück ist?”

“Sie himmeln Sie an, ganz klar. Und James ist auch ein Leckerbissen.”, erwiderte er gerade bevor er seine Gabel in den Mund schob.

“Leckerbissen? Er sieht aus wie ein Einbrödler aus den Bergen, der noch nie die Zivilisation gesehen hat!” Etwas blitzte in Scamanders Augen.

“Wie ist es mit James zurück?”, horchte er, doch er war nicht vorsichtig genug gewesen. Sofort fuhr sie die Barrikaden auf.

“Na na, Scamander, das hier ist kein Date, es ist ein Businessmeeting.”

“Ich darf also nichts über das Privatleben meiner Klientin erfahren?”
 

“Kannst ja gerne demnächst die Witch Weekly kaufen und nachlesen.” Hoppla, da war sie versehentlich erneut ins informelle Du gerutscht. Sogleich fasste sie sich und er passte sich den Verlagerungen ihres Auftretens an.
 

“Gut, dort werde ich zusagen. Quidwitch möchte dich ebenfalls drin haben, ein blattgroßes Foto -”

“Ist das Ihr Ernst?”, tadelte sie. “Quidwitch tut vielleicht so, als sei es ein frauenfreundliches Sportmagazin, doch ihr Hauptkäufer sind Männer. Ich werde nicht halbnackt mit einem Besenstil zwischen den Beinen abgelichtet werden.”

“Gut.”, reagierte er kurz und schlug eine Seite in seinem Notizheft um. “Animalistic würde Sie gerne für ihre Kampagne nutzen für die Styxeule, die neu in ihr Sortiment eingeführt wird.”

“Mr Scamander, auch Animalistic bevorzugt für ihre Kampagnen nackte Frauen, um den unwiderstehlichen Reiz ihrer exotischen Tiere zu demonstrieren. Beginne ich hier eine Struktur zu erkennen?”

Scamander seufzte und schlug sein Notizheft zu. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte sie.

“Sie waren sich doch so sicher, mich gebührend vertreten zu können. Das sind die Angebote, die sie nicht aussortieren? Wobei ich bisher doch deutlich gemacht habe, dass ich kein Interesse an -”
 

“Lily.”, unterbrach er mit ruhiger Stimme. “Hören Sie mir zu. Ich sagte, ich sei mir sicher, Ihnen in Ihrer Karriere weiterhelfen zu können. Ihre Karriere so in die Höhe treiben, wie nur ich es kann.” Gerade wollte sie schon unterbrechen, doch er sprach unbeirrt weiter. “Sie wissen das. Sie wussten es schon immer.” Und nun lehnte er sich vor, damit nur sie ihn hörte. “Sonst wären Sie vor all den Jahren nicht zu mir gekommen, um mich um Hilfe zu bitten. Als erfolgreiches Model muss man wandelbar sein.”, wiederholte er ihre Worte von damals. Ihr Mund wurde schmal, ihre Augen verengten sich. Überschreite diese Grenze nicht, warnte sie. Doch er tat es.
 

“Du musst zeigen, dass du sexy bist, Luna. Du musst neue Herausforderungen annehmen, du -”

“Sie sagen mir nicht, was ich muss, Scamander, oder dieser Deal ist schneller Rauch, als sie ihre Zigarre anstecken können. Sie werden den Angestellten mitteilen, ich habe einen Eilbrief erhalten und werden mir bei unserem nächsten Treffen vernünftige Vorschläge mitbringen. Guten Tag.” Damit ließ sie seine Krawatte los, strich ihr Kleid glatt und kehrte mit unbeschwertem Lächeln zu ihrem Besen zurück.



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