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Feuer und Flamme für ein Eiswasserherz

Beitrag zur ALS Ice Bucket Challenge
von

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„Onkelchen! Warte!“

Apollon atmete heftig und versuchte voller Verzweiflung mit seinem Onkel schritt zu halten, aber Hades schien ihn nicht zu hören, weshalb er sogleich noch einmal tief Luft holte.

„Onkelchen!“, rief er erneut, dieses Mal nur viel lauter, woraufhin sein Ziel tatsächlich stoppte, allerdings abwehrend eine Hand hob, um sie ihm entgegen zu strecken, sodass er ebenfalls überrascht inne hielt. Nun standen sie in einem langen Gang, zwischen ihnen mehrere Meter Abstand und obwohl Apollon nicht die Person war, die leicht aufgab, wusste er in diesem Moment nicht, was er tun sollte.

„Bleib'... mir fern.“

Die tiefe Stimme seines Onkels vibrierte selbst aus dieser Entfernung in Apollons Ohren. Er verstand nicht, was an diesem Morgen bereits vorgefallen war, oder was während der Nacht passiert sein musste, dass sich Hades von einem Tag zum nächsten in seinem abweisenden Verhalten so zurückentwickelt hatte. Eigentlich war er doch gerade soweit gewesen sich nicht nur langsam gegenüber seinen Neffen, sondern auch gegenüber den anderen zu öffnen. Warum verschloss er sein Herz nun wieder?

„Jedem, der mir nahe kommt, wird großes Unglück ereilen.“, sprach Hades weiter und Apollon wollte gerade einen Schritt auf ihn zu machen, als er von einer Hand auf seiner Schulter zurückgehalten wurde. Er kannte diese Warnung bereits. Er hörte sie nicht zum ersten Mal und wusste, was es mit dem Fluch seines Onkels auf sich hatte.

„Lass ihn.“ Hastig blickte Apollon hinter sich, wo Dionysos stand.

„Aber?!“

„Lass ihn. Sich jetzt so gedankenlos auf ihn zu stürzen, hat doch eh keinen Sinn.“

Im Gegensatz zu ihm selbst war sein Halbbruder so viel gelassener. Fast schon zu gelassen, denn Apollon konnte es nicht nachvollziehen, dass er einfach dabei zuschauen sollte, wie sich ihr Onkel zurückzog, um abermals still und heimlich irgendwo im Dunkeln ganz alleine zu leiden.

„Dee-Dee, siehst du nicht, dass er unglücklich ist?“, fuhr er Dionysos heftig an und deutete an die Stelle, wo zuvor noch Hades gestanden hatte. Doch dieser hatte seine Gelegenheit genutzt, um sich davon zu schleichen.

„Hmm...“, jammerte Apollon deshalb leise, wobei ihm erneut auf die Schulter geklopft wurde.

„Ja, aber das wird schon wieder!“

Als sie gemeinsam weitergingen und das Treppenhaus betraten, welches sie zu ihren Lehrräumen führte, stand dort Loki, der sich mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen eine seiner langen Haarsträhnen um den Zeigefinger zwirbelte.

„Großes~ Unglück~“, wiederholte er Hades' Worte kichernd, woraufhin Dionysos in seine Richtung blickte und auch Apollon blieb stehen.

„Ah! Loki-Loki! Guten Morgen!“, flötete er ihm überschwänglich entgegen, doch während der junge Lichtgott den Gesichtsausdruck des Norden nicht deuten konnte, ahnte sein Halbbruder bereits das Schlimmste.

„Apollon, geh' doch schon einmal vor. Ich komme gleich nach.“, wurde er von Dionysos angewiesen, sodass er stutzte. Auch Loki blinzelte überrascht und während Apollon nichtsahnend nickte, bevor er die ersten Stufen emporstieg, trat Dionysos ein Stück weit auf den Feuergott zu.

„Loki. Der Fluch von Hades bringt schon genug Unglück und Apollon kann sich auch alleine sehr gut in Schwierigkeiten bringen. Keiner von den beiden braucht dazu noch einen deiner Streiche.“

„Oh~ Verstehe~ Aber keine Sorge, Hades einen Streich zu spielen wäre mir eh viel~ zu langweilig~“
 

Während des gesamten Unterrichts konnte Apollon an nichts anderes als an seinen Onkel denken. Er versuchte zwanghaft nach dem Grund für dessen Verhalten zu suchen, aber in den vergangenen Tagen war nichts geschehen, was diese plötzliche Rückentwicklung irgendwie erklären konnte und als er für sich begriff, dass es einfacher wäre, sich gleich um das Problem zu kümmern, als über die Ursache zu rätseln, fasste er einen Entschluss. Er wollte alles in seiner Macht stehende nutzen, damit Hades wieder lächeln konnte. Er wollte, dass er sich zurück in ihre Gemeinschaft eingliederte.

Bei diesem Gedanken begann Apollon naiv vor sich hin zu lächeln, wobei die Stimme ihres Lehrers, Thoth, immer weiter in den Hintergrund rückte.

„Und... dann...“

Abwesend verfolgte er das monotone Geräusch, welches die Kreide an der übergroßen Tafelwand hinterließ. Wenn er nur noch wüsste, wie er seinen Onkel wieder glücklicher machen konnte.

„Apollon.“

Erst als er seinen Namen hörte, riss es ihn aus seinen Gedanken, sodass er überrascht von seinem Heft aufblickte und nach vorne zu Thoth blinzelte.

„Apollon Agana Belea. Kannst du meine Frage beantworten?“

Sofort sprang er auf, riss dabei allerdings seinen Stuhl mit, der scheppernd zu Boden stürzte.

Fast zeitgleich entkam Dionysos ein verwirrtes Schnarchgeräusch, da er ihn durch den Lärm aufgeweckt hatte und Loki begann einige Sitzplätze hinter ihnen hämisch zu lachen, während die Blicke aller anderen auf ihn gerichtet waren.

„E-eh... Ich kann die Frage nicht beantworten!“, antwortete Apollon unsagbar ehrlich und mit einem Lächeln im Gesicht, wodurch es selbst Thoth für einen Sekundenbruchteil die Sprache verschlug. Schließlich rückte er sich seinen Monokel zurecht und schlug mit seinem Buch laut auf die Tischplatte des Lehrerpultes.

„Wenn das so ist...“, fuhr er Apollon an, „...dann bleibst du zum Nachsitzen. Und Dionysos Thyrsus und Loki Leviathan bleiben auch!“

„Hä-ä... was?“ Verschlafen wischte sich der Weingott über die Augen, während Loki ein eingeschnappter Protest entkam.

„Waaas? Wieso ich auch~?“

Ein verhaltenes Raunen ging durch den Klassenraum, was augenblicklich verstummte, als Thoth mahnend seinen Blick schweifen ließ und zum Glück aller läutete in diesem Moment die Schulglocke zum Unterrichtsende.
 

Etwas später saß Apollon immer noch an seinem Platz. Vor ihm lag sein leeres Heft, sowie ein Aufgabenzettel, den er während des Nachsitzens erledigen musste. Doch Hades herrschte immer noch über seine Gedanken, sodass er sich nicht konzentrieren konnte. Stattdessen starrte er nach draußen, wo es sich die meisten der anderen auf dem grünen Innenhof gemütlich gemacht hatten. Es war herrlichster Sonnenschein und der Himmel war wolkenfrei. Es wäre die perfekte Gelegenheit seinen Onkel zu einem schönen gemeinsamen Unternehmen zu drängen. Doch als Strafe für seine Unachtsamkeit saß er gemeinsam mit seinem Halbbruder und dem Feuergott im Klassenraum unter Thoths Beobachtung.

Als Apollon seufzend seinen Blick vom Fenster abwandte, bemerkte er, dass Dionysos hinter seinem aufgestellten Buch abermals schlief und auch Loki beschäftigte sich unter seinem Pult lieber mit einem Zauberwürfel, als die ihm zugewiesenen Aufgaben zu erledigen, während Thoth seelenruhig in einem Buch blätterte und dabei aus einer Teetasse trank. Sie mussten so lange nachsitzen bis sie ihre Aufgaben erledigt hatten, deshalb schien es ihrem Lehrer wohl gleichgültig zu sein, wie lange sie hier sitzen sollten.

Abermals seufzend blickte Apollon in sein Heft und gerade als er seinen Stift aufnahm, erhob sich Loki, um an das Lehrerpult heranzutreten.

„Ich bin fertig~“, verkündete er schnurrend, wobei er den gelösten Zauberwürfel stolz präsentierte.

„Und deine Mathematikaufgaben?“

„Hm~ Strenggenommen ist das doch Mathe, oder nicht? Herr Lehrer~?“

Loki kicherte und Thoth funkelte ihn an.

„Meinetwegen und weil du mit deiner Aufgabe so schnell fertig wurdest, kannst du den beiden anderen Idioten ja noch helfen. Nicht wahr?“

„Was? Wieso... bin ich~ überhaupt hier...?“

Apollon konnte sehen, wie sich der Schalk über seine neue Aufgabe ärgerte, aber es war nur gut für ihn selbst. Lächelnd begrüßte er Loki an seinem Platz, als sich dieser ihm sichtlich schmollend gegenüber setzte, ehe er seinen Kopf mit den Händen abstütze.

„Loki-Loki! Wie schön, dass du mir helfen möchtest!“, strahlte er ihm dennoch entgegen.

„Hm~? Loki-Loki mich nicht an! Ich möchte dir überhaupt nicht helfen~“

„So? Das ist schade. Ich hab' nämlich noch gar nichts geschrieben!“ Sich am Kopf kratzend zeigte Apollon seinen Arbeitszettel, den Loki nur desinteressiert überflog, denn sein Augenmerk lag stattdessen auf etwas ganz anderem.

„Aho~llon~ Sag mal~ Was ziehst du überhaupt für ein Gesicht?“ Etwas irritiert wurde Apollons Strahlen umso breiter, weil er die trüben Gedanken über seinen Onkel überspielen wollte.

„...n-nenn' mich bitte nicht so!“, erwiderte er außerdem und ohne weiter auf die Frage einzugehen, wollte Apollon endlich mit der ersten Aufgabe beginnen.

„So? Ahollon du bist nun einmal Ahollon~ Machst du dir immer noch Gedanken wegen Hades?“

Von Lokis Scharfsinn überrascht, blickte Apollon mit großen Augen zu seinem Gegenüber. Eigentlich dürfte es ihn nicht verwundern, da er sie heute Morgen im Flur belauscht hatte, aber es war trotzdem unerwartet, dass er ihn nicht nur erneut, sondern auch so offen darauf ansprach und leider verstand der naive Grieche die Neugierde vollkommen falsch.

„Ja. Onkelchen sieht schon wieder so traurig aus und er lässt einfach niemanden an sich heran! Ich wünschte, ich könnte ihm irgendwie helf- aaah!“

Noch bevor er ausgesprochen hatte, kam ihm bereits eine Idee, nach der er vorher so lange gesucht hatte, sodass er aufgeregt zu hibbeln begann.

„Ich weiß was! Loki-Loki, möchtest du meinem Onkel nicht einen Streich spielen? Wenn du ihm einen Streich spielst, der keine Auswirkungen hat, dann wird Onkelchen sehen, dass er niemanden Unglück bereitet!“

„Hä~? Was ist das denn für eine Idee? Warum sollte ich so einen Blödsinn machen?“

Obwohl Loki von seiner Idee nicht begeistert war, konnte Apollon es nicht so einfach hinnehmen. Voller Begeisterung sprang er auf.

„Loki-Loki! Du bist der König der Streiche! Nur du könntest so einen Streich spielen!“, posaunte er mit einer ausladenen Armbewegung heraus, wodurch er unbewusst genau die passende Stelle bei dem Rotschopf traf, der sofort ein selbstverliebtes Grinsen aufsetzte.

„Da hast du natürlich Recht~“

„Was soll das? Wollt ihr beiden morgen noch einmal nachsitzen?“

Erst Thoth mahnende Stimme brachte die beiden Götter zum Verstummen und jetzt konnte sich Apollon auch endlich mit voller Kraft, sowie einem begeisterten Gesichtsausdruck auf seine Aufgabe konzentrieren.
 

„Hngh. Das Ding... ist schwer...“ Keuchend stemmte der Lichtgott einen mit Eiswasser gefüllten Eimer auf die Fensterbank. „Und meinst du... dass das wirklich klappt?“

Nach ihrem gemeinsamen Nachsitzen am Vortag hatte Loki einen wirklich tollen Streich ausgeheckt, auch wenn dieser für den Rotschopf gar kein richtiger Streich war, doch Apollon war nach wie vor für ihr Vorhaben entflammt. Dennoch bereitete es ihn seine Sorgen, da er nichts anderes wollte, dass es auch funktionierte. Als er den Eimer endlich in Position gerückt hatte, wischte er sich mit dem Handrücken über seine verschwitzte Stirn und blickte dabei abwartend zu Loki, der untätig neben ihm stand und sich trotzdem etwas Luft zufächelte. Im Vergleich zu den vergangenen Tagen war es heute ganz besonders heiß, sodass ihre menschlichen Körper unter dem ungewohnten Wetter litten. Aus diesem Grund ließ Loki den gutgläubigen Apollon den kräftezehrenden Teil der Arbeit alleine verrichten und dirigierte nur so, wie es ihm gerade passte.

„Natürlich~ Wir müssen das Wasser nur NEBEN ihn schütten! Außerdem bin ich der König der Streiche!“, erwiderte er grinsend auf die Bedenken seines Partners, während er sich zwischen Apollon und dem gefüllten Eimer drängte, um sich ebenfalls durch das geöffnete Fenster nach draußen zu lehnen. Von unten drangen zwei leise Stimmen zu ihnen nach oben, ehe sich die Tür öffnete und ein dunkler, sowie ein weinroter Haarschopf unter ihnen auftauchten.

„Dionysos, wenn du mir noch näher kommst, dann...“

Hades schien vor seinem Neffen wieder einmal flüchten zu wollen, aber weil dieser im Türrahmen stehen geblieben war, hielt auch der Gott der Unterwelt inne.

„Kannst du wenigstens mir erklären, was das alles soll?“

Apollons Ohren spitzten sich augenblicklich und er reckte sich, um so viel von dem Gespräch der beiden mithören zu können, wie es ihm möglich war. Natürlich interessierte ihn der Grund für das Verhalten seines Onkels mehr als nur brennend. Angespannt verfestigte sich der Griff , mit dem er sich an der Fensterbank festhielt.

„Die Sternenkonstellation sagt ein großes Unheil hervor.“, antwortete Hades, wenn auch sehr zögerlich, „Ich möchte nichts heraufbeschwören. Das ist alles. Bitte akzeptiert es.“

Weil Apollon regelrecht an den Lippen seines Onkels hing, spürte er nicht, wie sich Lokis Hand langsam über seinen Rücken schlich, ehe er durch einen heftigen Schubser die Kontrolle über sein Gleichgewicht verlor.

„Uups~“, kicherte Loki vergnügt, während Apollon schreiend und mit den Armen rudernd nach vorne aus dem Fenster fiel. Als ob sich der König der Streiche mit so einem lächerlichen Scherz zufrieden gab. Loki wollte natürlich mehr als nur das, weshalb er die Vorlage, die ihm die beiden Griechen boten mit vollen Zügen ausnutzte.

Der Sturz war wie eine Ewigkeit, in der Apollon seine Augen zukniff, doch der erwartete Schmerz blieb aus. Sein Aufprall war überraschend weich und als er seine Augen wieder vorsichtig öffnete, blickte er in das verwirrte und zeitgleich besorgte Gesicht seines Onkels. Atemlos starrte er zu Hades, er öffnete seine Lippen, doch noch bevor ihm auch nur ein Ton entkam, schallte das Lachen des Feuergottes zu ihnen herunter, denn Loki kippte noch zusätzlich den Inhalt des Eimers hinterher, sodass sie augenblicklich von eisigen Wasser übergossen wurden. Über den Schock der plötzlichen Eiseskälte schlang Apollon seine Arme um Hades Nacken, wodurch er sich näher an ihn heranzog und es war das wohl erste Mal, dass ihn der Gott der Unterwelt nicht von sich stieß.

„Un... heil... wegen... m-mir“, raunte dieser in einem verzweifelten Ton ganz nah an seinem Ohr, doch der Blonde lachte nur, während er über Hades' Schulter hoch zu Loki blinzelte. Sein Herz raste vor Aufregung und obwohl seine durchnässte Kleidung kalt auf seiner Haut lag, konnte er die Wärme des anderen Körpers spüren. Der Feuergott hatte sich nicht an ihren Plan gehalten, aber er war über dieses Ergebnis trotzdem sehr glücklich.

„Onkelchen! So ein Glück, dass du mich aufgefangen hast!“, kicherte er kindlich, wobei er seine Stirn gegen die Schulter des Älteren drückte. Hades brachte gewiss kein Unheil. Ganz im Gegenteil.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shizana
2014-12-06T19:52:57+00:00 06.12.2014 20:52
Etwas spät, aber immerhin.
Die Challenge hast du super gelöst. Ich habe sehr schmunzeln müssen und wieder einmal war ich sehr in Loki verliebt. Eine wirklich gute Idee, den König der Streiche mit einzubinden, und ein wenig Uncleshipping hast du ebenfalls noch untergebracht. Alles in allem bin ich also überaus zufrieden und hatte sehr viel Spaß an deiner Umsetzung. ^__^

Alles Liebe
Shizana


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