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Missing Piece of the Puzzle

Fortsetzung zu "Revenge and Justice"
von

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Wieder beisammen

Mirajane kniff die Augen zusammen, als sie wieder zu sich kam. Noch immer saß ein stechender Schmerz zwischen ihren Schulterblättern, aber immerhin hatte sie nicht mehr das Gefühl, als würde sie innerlich verbrennen.

Fühlte es sich so an, wenn man übernommen worden war?
 

Sie blinzelte etwas, erkannte neben sich weinroten Stoff. Da erst begann ihr zu dämmern, warum der Schmerz vor ihrer Ohnmacht so abrupt abgebrochen war.

„F-Fried?“, brachte sie mühsam hervor, ihre Kehle fühlte sich an, als sei sie tagelang ohne Wasser durch die Wüste geirrt.
 

Der Magier schien sie dennoch gehört zu haben, denn sie sah die Bewegung eines Armes am Rande ihres Blickfeldes.

„Alles in Ordnung, Mira…“, hörte sie Frieds Stimme, der Ton klang erstickt.

Und dann auf einmal fühlte sie etwas an ihrer Wange, seine Finger, die sacht dort entlang strichen.

„Alles in Ordnung“, wiederholte er, „Du bist noch du selbst, Mira…“
 

Mirajane blinzelte, aber sie war noch zu schwach um über sich etwas zu erkennen. Dennoch hüllten seine Worte, seine zarte Berührung sie in eine tiefe Erleichterung, eine Wärme, die den letzten Schmerz vergessen machte.

„Ich… ich bin noch ich selbst…“, flüsterte sie heiser, dann griff die Ohnmacht wieder nach ihr, sachter allerdings, beruhigend und schützend.
 

Fried sah wieder etwas auf. Er schämte sich weder seiner erleichterten Tränen, doch der Emotionen, die sich in ihm ballten.

Die wenigen Worte, die er mit Mira hatte wechseln können, hatten gezeigt, dass der Takeover-Versuch tatsächlich noch rechtzeitig abgebrochen worden war und das machte ihn unheimlich froh.
 

Er lehnte sich etwas zurück, gegen den Baumstamm, an dessen Fuße er kniete.

Durch sein dünnes Hemd konnte er die raue Borke fühlen, denn sein Mantel diente Mirajane als Kissen, aber das störte ihn nicht, im Gegenteil.

Ihr Kopf ruhte in seinem Schoß, jetzt wieder friedlich. Das schmerzverzerrte Gesicht vom Anfang war Vergangenheit, ihre Züge waren entspannt, als schliefe sie. Und in gewisser Weise tat sie das ja auch. Die Erholung war ihr zu gönnen.

Nur ihr fester Willen und die Tatsache, dass sie selbst Takeover-Magierin war, hatte sie vermutlich davor bewahrt, übernommen zu werden.

Er lächelte etwas und wischte sich die Spuren der Tränen aus dem Gesicht, ehe er sich umsah.
 

Sie befanden sich auf der Lichtung vor dem Tempel, das weißgekleidete Mädchen namens Bertilla hatte ihm den Weg gewiesen, während er die bewusstlose Mira getragen hatte.

Die beiden vormals so gefährlichen Höllenpferde waren brav hinterhergetapert und GRASTEN jetzt auf der Wiese vor ihm, als könnten sie kein Wässerchen trüben.
 

Bertilla saß nicht weit entfernt im Gras und schien nachzudenken.

Er hatte nicht viel mit ihr geredet, auf dem Weg, aber sie hatte berichtet, dass sie fast zwanzig Jahre in einem der Höllenpferde gefangen gewesen war und das sie froh sein konnte, dass sie jetzt befreit worden war. Offenbar war es Mirajane gewesen, die sie herausgeholt hatte.

Auch hatte Bertilla ihm erzählt, dass es selbst ihr neu gewesen war, dass die Höllenpferde ein Takeover ohne direkten Augenkontakt versuchten.
 

Fried wagte sich etwas zu entspannen, als er den Hinterkopf ebenfalls gegen den Baumstamm stützte und die Augen schloss.

Er fühlte sich selbst noch ein wenig benommen, aber er wusste, dass er eigentlich schon wieder ganz gut auf dem Damm war. Nun, immerhin hatte er nur etwas mehr als zwei Tage in… wie hieß das Vieh?... in Podargos festgesteckt.

Er hatte Glück gehabt.

Und da anscheinend noch andere Gildenkameraden hier waren, würde vielleicht auch Luxus und Bixlow bald wieder frei sein. Mit diesem äußerst beruhigenden Gedanken ließ Fried zu, dass nun auch er eindämmerte.
 

„Mira-nee!“

Wie ein Dolchstoß zerriss der sorgenvolle Ruf die Stille auf der Lichtung.
 

Noch ehe Fried richtig wach war, legte er einen Finger auf die Lippen.

Lisanna, die gerufen hatte, verstand und hielt jetzt den Mund, aber sie eilte zu ihm und kniete neben ihm und Mirajane nieder. „Was ist mit ihr?“, fragte sie atemlos.

Fried verzog die Lippen. „Das Vieh“, er nickte zu einem der beiden grasenden Höllenpferde, „hat versucht sie zu übernehmen. Zum Glück ist es schief gegangen, aber Mira ist völlig fertig. Außerdem hat sie eine Wunde am Bein"
 

Als sei das Wort ‚Wunde‘ ihr Stichwort gewesen, tauchte nun auch Wendy auf, während Gajeel ein sorgfältig in Ketten verschnürtes Höllenpferd hinter sich her zu den anderen beiden zerrte.

Das gefesselte Tier schnorchelte aufgeregt, als es seine Artgenossen witterte, doch die nahmen keine Notiz von ihm.
 

Dafür sprang Bertilla jetzt auf. Ohne Umschweife ging sie auf das fahlgelbe Höllentier zu und schien es zu umarmen. Als sie wieder von ihm abließ, trug es ein ebensolches, silbernes ‚Halsband‘, wie die anderen beiden.

„Du kannst die Ketten abmachen – und die Augenbinde auch“, sagte das augenscheinliche Mädchen dann zu Gajeel und der schaute zwar skeptisch drein, schien sich dann aber vom Verhalten der bereits etwas länger gezähmten Pferde überzeugen zu lassen und löste die Ketten.

Tatsächlich blieb das bis eben gefesselte Tier lammfromm.

„Ich glaub’s nicht. Und die da sind uns mal gefährlich geworden?“, fragte er trocken in die Runde.

„Wenn ich sie nicht kontrollieren würde, wären sie es immer noch. Lampon, Podargos, Xanthos. Die drei sind hier. Fehlt noch Deimos, dann haben wie alle vier wieder beisammen. – Ich bin Geistmagierin. Jetzt wo ich die vier gut genug kenne, um zu wissen, wie ich den Zauber wirken muss, fällt es mir leicht, die Viecher ruhig zu halten“, erklärte Bertilla gelassen, als rede sie vom Wetter und kehrte Gajeel dann den Rücken zu.

Der Dragonslayer sah ihr hinterher und es hätte nicht viel gefehlt und ihm hätte der Mund offen gestanden. Es gab selten jemanden, der ihn nicht kannte und der sich dennoch so wenig von ihm einschüchtern ließ.
 

Fried schüttelte belustigt den Kopf, senkte den Blick aber wieder zu Mira, deren Beinwunde Wendy gerade behandelte. Der dunkle Blutfleck im Kleid blieb, aber die Verletzung würde der weißhaarigen Magierin keine Schwierigkeiten mehr bereiten.

„Wendy, Gajeel, Lisanna, Mira… wer ist noch bei euch?“, fragte er schließlich.
 

Lisanna sah von ihrer Schwester auf. „Pantherlily ist da hinten und Charle sollte schauen, wo mein Bruder abbleibt. Elfman und Evergreen suchen nach dem vierten Pferd“, erwiderte sie, während sie sich innerlich doch ein wenig wunderte, dass Fried keinen Blick an Luxus verschwendete, der rücklings an einen nahen Baum gelehnt dastand und den Eindruck machte, bereits wieder vollständig erholt zu sein.

„Elfman und Evergreen – dann hat Miras Plan geklappt?“, fragte Fried weiter.

Lisannas Verwirrung stieg noch mehr. „Du bist nicht sauer?“, fragte sie erstaunt.

Fried lächelte nachsichtig, er schien den Grund ihrer Überraschung nachvollziehen zu können. „Selbst wenn Evergreen mit uns gegangen wäre… ich glaube nicht, dass sie großartig etwas hätte ausrichten können. Am Ende wäre sie vielleicht auch übernommen gewesen und selbst wenn nicht, selbst wenn sie hätte Hilfe holen können, wäre das nur ein Zeitvorteil von wenigen Stunden gewesen“

„Aber auch nur, weil Gajeel zufälligerweise über Spuren euer Kämpfe gestolpert ist. Sonst hätten wir es noch tagelang nichts gewusst“, wandte Lisanna ein.

Fried zuckte mit den Schultern. „Es ist wie es ist und es ist gutgegangen. Was soll man da noch weiter dran rütteln?“, entgegnete er ernst und jetzt lächelte Lisanna ihn beruhigt an. „Naja, immerhin haben wir die beiden dazu gekriegt, miteinander zu tanzen. Sie waren ganz allein im Gildensaal, weil Mira alle in die Bibliothek gescheucht hatte“, kam sie dann auf die Frage des Grünhaarigen zurück.

„Und sie haben fast so etwas wie Händchen gehalten, während der Krisensitzung!“, warf Wendy ein, die ihre medizinische Versorgung inzwischen abgeschlossen hatte und nach Charle Ausschau hielt.
 

Unwillkürlich schoss Fried die Erinnerung daran durch den Kopf, dass auch er und Mirajane bereits ‚Händchen gehalten‘ hatten, auch wenn er leider bezweifelte, dass es für sie diese Bedeutung gehabt hatte. Dennoch wäre er bei dem Gedanken daran beinahe ein wenig rot geworden.
 

Ehe Fried aber etwas zu Wendys Kommentar sagen konnte, kam die weiße Exceed auf die Lichtung geflogen, am Boden gefolgt von Evergreen, Elfman und Bixlow.

Elfman balancierte etwas auf seine Schulter, das verdächtig nach einer von Evers Statuen aussah und noch verdächtiger nach besiegtem Höllenpferd.

Doch was aller Blicke vielmehr anzog, war das Verhalten der drei Gruppenmitglieder. Während Ever und Elfman nämlich miteinander redeten, taperte Bixlow hinterher und schien nicht nur aufgrund des vergangenen Takeovers fertig mit den Nerven.
 

Alle waren sich einig, dass sie in diesem Moment unheimlich gern das Gesicht des Seelenmagiers gesehen hätten. Aber zu Bixlows großem Glück war das ja zum Großteil hinter seinem Visier verborgen.
 

Jetzt kam auch Bertilla auf die Neuankömmlinge zu und blickte etwas perplex die Steinstatue an, die Elfman eben absetzte. „Was habt ihr denn mit der gemacht?“, fragte sie.

„Versteinert“, konstatierte Evergreen das Offensichtliche, aber sie hatte den Wink durchaus verstanden. Ganz kurz legte sie ihre Hand auf den Scheitel des versteinerten Tieres, dann trat sie zurück. Stück für Stück wich der Stein und machte wieder dem schwarzen Fell Platz.

Bertilla hockte bereits neben dem völlig verwirrten Höllentier um es ebenso zu unterwerfen, wie die anderen drei zuvor.
 

Fried wurde abgelenkt, als er spürte, dass Mirajane sich wieder regte.

Sie schien diesmal nicht ganz so abrupt wach zu werden und als sie die Augen aufschlug, erkannte sie zuerst die beiden jüngeren Mädchen. „Lisanna… Wendy…“, kam es leise über ihre Lippen.

Erleichtert ergriff Lisanna die Hand ihrer Schwester. „Ich bin froh, dass es dir besser geht“

Mira lächelte noch etwas matt, ehe ihr etwas einzufallen schien. „Fried…“

„Du liegst in seinem Schoß“, informierte Lisanna ihre ältere Schwestern kichernd.

Mirajane zuckte kurz zusammen, entspannte sich dann aber wieder. Offenbar hatte sie das vorhin, als sie zum ersten Mal aus der Ohnmacht erwacht war, gar nicht realisiert.

Da merkte der Grünhaarige, dass Mirajane sich wohl aufrichten wollte und unwillkürlich fasste er nach ihrer Schulter und half ihr, sich erst etwas auf die Seite zu rollen und dann ins Sitzen zu stemmen. Behutsam stützte sein Arm sie im Rücken, ohne dass er etwas sagte.
 

„Da kommt wer“ Es war Luxus‘ Stimme, die die Stille brach. Der Blitzmagier hatte als einziger den Blick bereits wieder von Mirajane abgewandt, weswegen er die drei Gestalten erkannte, die den Hang zu ihnen hinauf kamen.

Jetzt richteten sich aller Augen in diese richtung.
 

Bei den drei Ankömmlingen handelte es sich um Frauen unterschiedlicher Altersklassen. Zwei waren wohl etwa Anfang zwanzig, die dritte ein gutes Stück älter, man würde sie vielleicht auf Ende 30 schätzen. Alle drei hatten zu kunstvollen Knoten geflochtene, dunkle Haare und alle drei trugen weiße Falten-Gewänder, die eher ins antike Griechenland gepasst hätten.

Kein Zweifel, wer das war: Die Priesterinnen des Kyrenen-Tempels.
 

Die Fairy-Tail-Magier erhoben sich allesamt, selbst Mirajane, wenn sie auch von Lisanna und Fried auf je einer Seite gestützt wurde.
 

Doch sie kamen gar nicht dazu, die Priesterinnen zu begrüßen, denn in diesem Moment trat Bertilla vor sie, die vier Höllenpferde lammfromm im Schlepptau.

Und im gleichen Augenblick erklang ein Schrei.
 

Einzig Charle und Lily, die in der Luft schwebten, konnten sehen, dass es die Älteste der Priesterinnen war, die aufgekreischt hatte. Mit zittrig ausgestrecktem Finger zeigte sie auf Bertilla.

„E-ei-ein G-Geist!“, stieß sie hervor und wäre wohl in Ohnmacht gefallen, wenn ihre beiden Kolleginnen sie nicht gestützt hätten.
 

Bertilla blinzelte nur, ehe ihr die Gesichtszüge entgleisten und sie sich in einer einzigen Bewegung der Älteren um den Hals warf. „Beatrix!“

Und während sich die Höllenpferde wie treue Hundchen um die vier Frauen versammelten, schien die älteste Priesterin wieder halbwegs zu sich zu kommen.

Tränen rannen über ihre Wangen, als sie Bertilla fest in die Arme schloss.

„Bertilla, du bist es wirklich… bei allem, was mir teuer ist… zwanzig Jahre… Schwesterherz…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Überraschung! *träller* ^^ Komplett anzeigen

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