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Missing Piece of the Puzzle

Fortsetzung zu "Revenge and Justice"
von

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Bertilla

„Wer ist denn das?“

Wendys Frage sprach allen aus der Seele.
 

„Das letzte Opfer von diesem Höllenpferd. Es hatte das Mädchen übernommen. Es beherrscht selbst Takeover“, erwiderte Mirajane.
 

Wendy, die schon bei dem Wort ‚Opfer‘ die Augen aufgerissen hatte, verlor keine Zeit, sondern ließ sich von Charle absetzten und rannte zu dem ohnmächtigen Mädchen hinüber.

Es mochte höchstens zwei, drei Jahre älter sein als Wendy.

Die kleine Dragonslayerin fiel auf die Knie und streckte die Arme aus. Sofort entstand um ihre Hände herum hellblau leuchtend ihre Heilmagie.
 

Es dauerte gar nicht lange, da rührte sich das Mädchen, stöhnte auf.
 

Wendy beendete ihre Heilung und rutschte ein Stück zurück, als ihre Patientin versuchte, sich aufzurichten, was ihr auch recht schnell gelang.
 

Das Mädchen war verdreckt, aber ihre Haare waren hell, fast so weiß wie die der Strauss-Geschwister.

Überhaupt erschien alles an ihr weiß – bis auf ihre Augen. Die waren rötlich braun und erschienen etwas matt.

Dennoch war die Überraschung dem Mädchen anzusehen, als es bemerkte, wie viele Personen sich um es versammelt hatten.
 

„Wie heißt du?“
 

Die rotbraunen Augen ruckten zu Wendy, die diese Frage gestellt hatte.

„Be-Bertilla“, antwortete das Mädchen, ihre Stimme klang glockenhell, aber zugleich so, als sei sie sehr lange nicht benutzt worden.
 

Wendys Euphorie tat das keinen Abbruch. „Schön, Bertilla! Ich bin Wendy!“
 

Bertilla schien sich von der Offenheit ihres Gegenübers anstecken zu lassen, denn sie setzte sich aufrechter hin und blickte wacher in die Runde. „Und wer seid ihr?“
 

Anstatt alle vorzustellen, strich Evergreen ihre Haare beiseite, sodass knapp oberhalb ihres Ausschnittes das Gildensymbol zu erkennen war.
 

Ganz offensichtlich reichte diese Geste, denn die Miene des weißen Mädchens hellte sich auf. „Fairy Tail also. Hat doch einmal jemand eingesehen, dass es unrecht ist, was hier geschieht?“
 

Für einen Moment war es still in der Gruppe, dann wagte Mirajane zu fragen: „Welches Unrecht? Wir sind hier, weil einige unserer Gildenkameraden bei dem Auftrag die Höllenrösser zu zähmen, verschwunden sind“, erklärte sie sacht.
 

Da ließ das Mädchen den Kopf hängen. „Zwanzig Jahre haben also nicht ausgereicht, dass mal jemand bemerkt hätte, wie unmenschlich diese Opferungen sind?“
 

Lisanna schnappte nach Luft. „Zwanzig Jahre? Du hast… zwanzig Jahre…“, ihre Stimme brach vor Schreck.
 

Die rotbraunen Augen sahen sie wieder an. „Es sind zwanzig Jahre vergangen, seit Lampon mich unterjocht hat“, erwiderte sie neutral.
 

„Lampon?“, fragte Wendy dazwischen.
 

Bertillas Hand wies kurz auf das noch immer reglose Höllenpferd.
 

Der Rest der Gruppe war jetzt endgültig perplex.

„Zwanzig Jahre…“, murmelte Mirajane vor sich hin und alle anderen Fairies wussten, was sie damit andeuten wollte.

Sie hatten zu spüren bekommen, wie es war, wenn die Welt sieben Jahre lang ohne einen lebte.

Wie musste das erst für Bertilla sein, wenn sie jetzt nach zwanzig Jahren wieder zurückkehrte.

Und überhaupt…

„Was ist damals geschehen?“, wollte Mira sanft wissen.
 

Bertilla verschränkte die Finger miteinander, senkte wieder den Blick, ehe sie bereitwillig zu berichten begann: „Jedes Jahr. Jedes Jahr wurde ein Mensch aus den umliegenden Dörfern ausgesucht. Manchmal ein Verbrecher, manchmal ein junges Mädchen, immer unterschiedlich. Dieser Jemand wurde als Opfer zur Priesterin des Kyrenen-Tempels geschickt und die brachte einen zum Stall. Dorthin, wo die vier Höllenpferde mit eisernen Ketten an die Tröge geschmiedet waren, damit sie nicht entwichen. Einmal im Jahr musste ihnen ein Blutopfer gebracht werden, damit ihre Wut nicht überhandnahm und sie sich befreien konnten.

Vor zwanzig Jahren sollte ich dieses Opfer sein“

Bertilla unterbrach sich selbst, ihre Finger krallten sich in ihr weißes Kleid.

Auch wenn die Stimme des Mädchens emotionslos klang, so zeugte ihr Verhalten von dem Unwohlsein, dass diese Erinnerungen in ihr auslösten.
 

Dass die Fairy Tail-Magier erschrocken aufkeuchten, machte es nicht besser.
 

Doch sie zwang sich offenbar, weiterzusprechen.

„Vor der Opferung wird man einer Zeremonie unterzogen, einer sogenannten Reinigung. Den Pferden sollte kein böses Blut zu fressen gegeben werden.“, Bertilla lächelte schal, „Natürlich merkte die Priesterin während dieser Zeremonie, dass ich selbst Magie beherrschte. Sie sagte es nicht, aber an ihrer Reaktion habe ich gemerkt, dass das einen Effekt haben könnte. Ich hatte mich eigentlich längst mit meinem Schicksal abgefunden, aber jetzt begann ich zu hoffen, dass ich diesen Viechern vielleicht gefährlich werden könnte.

Kurz vor Mitternacht brachte man mich in den Stall, wie es Brauch war und ließ mich allein. Um den Stall waren Runen geschrieben, die es sowohl mir, als auch den Pferden unmöglich machte, zu fliehen. Mit dem zwölften Schlag der Uhr, lösen sich die magischen Ketten für genau zwölf Minuten. Das war also die Zeit, die den Vieren blieb, mich zu überwältigen und zu fressen.

Als sie auf mich zustürzten, hatten sie offenbar nicht mit Gegenwehr gerechnet. Zuerst konnte ich sie zurückschlagen, dann kamen sie umso blutrünstiger wieder. Aber ich habe gekämpft, überwand erst eines, dann zwei, dann drei von ihnen. Das Vierte überwand mich. Seit dem steckte ich in seiner Seele fest, ich habe zwar mitbekommen, was um mich herum geschah, konnte die Jahre zählen, aber…“
 

Keiner der Umgebenden verlangte von Bertilla weiterzuerzählen, wie es ihr ergangen war. Sie sahen sich alle nur betroffen an.
 

„Und… jetzt?“, wollte Evergreen nach einem Moment wissen.
 

„Jetzt helfen wir Bertilla natürlich! Außerdem sind Luxus und die anderen immer noch da oben!“, warf Wendy ein.
 

„Das weiß ich selbst, Mädchen!“, Evergreens Ungeduld ließ sie gereizt reagieren.
 

Rasch ging Mirajane dazwischen: „Keine Frage, dass wir gehen. Aber wir müssen herausfinden, wie. Wir haben gesehen, dass diese Viecher fast nicht auf Magie ansprechen“
 

„Wenn ich dazu etwas sagen dürfte…“, mischte Bertilla sich in das Gespräch ein.
 

Sofort sahen alle sie wieder an.
 

„Sie sind empfindlicher als ihr glaubt. Lampon hatte meine Eigenschaften übernommen, deswegen war sie fast unverwundbar“
 

„Na prima. Steht das Pferd, das Luxus erwischt hat, dann unter Strom?“, wollte Evergreen ironisch wissen.
 

„Wenn wir Pech haben“, Charle war wie immer pragmatisch.
 

Wendy schüttelte sich. „Jetzt habe ich Angst…“
 

Keiner konnte es ihr verdenken. Ein fleischfressendes Pferd mit Takeover-Fähigkeit und Luxus‘ Attacken?

Keine nette Vorstellung.
 

„Luxus… der Name kommt mir bekannt vor…“, murmelte Bertilla plötzlich vor sich.
 

„Der Enkel von Master Makarov“, half Mirajane ihr auf die Sprünge, da nickte das weiße Mädchen.

„Ich erinnere mich. Es ging damals durch die magische Presse, dass Makarov seinen Sohn aus der Gilde warf, nachdem der Luxus ein Drachen-Lacrima einpflanzen ließ und damit den Bogen endgültig überspannte. War es nicht so?“, Bertilla wartete nicht auf eine Antwort, „Wie auch immer. Wer von den anderen dreien Luxus auch erwischt hat, es wird die Attacken nicht anwenden können. Die Höllenpferde können nach dem Takeover nur die Defensivkräfte abrufen. Lampon war beinahe unverwundbar, solange sie meine Geist-Seele hatte. Aber meine Attacken hat sie nie einsetzen können“
 

Die Fairy Tail-Magier waren sichtlich erleichtert.

Ein unter Strom stehendes Höllenpferd ohne direkte Attacken war deutlich angenehmer – wenn es auch verständlicherweise niemand als Haustier hätte haben wollen.
 

Bertilla sah jetzt Mirajane an. „Die drei wüten immer weiter, am Besten, ihr teilt euch auf. Könnt ihr irgendwie in Kontakt bleiben? Du wirst immer dann zu einer Gruppe stoßen müssen, wenn sie ein Pferd gefunden haben. Es braucht einen Takeover-Magier um die gefangenen Seelen zu befreien, das hast du gesehen“
 

Zu Bertillas leichter Verwirrung lächelte Mirajane nur. „Darum mach‘ dir keine Sorgen. Selbst wenn wir uns aufteilen, ist das kein Problem. Ich bin nicht die einzige Takeover-Magierin in dieser Gruppe. Mein Bruder Elfman – Beast Takeover. Meine Schwester Lisanna – Animal Takeover. Und ich – Demon Takeover“
 

Bertilla blinzelte und starrte die drei an. „Das muss Schicksal sein…“, brachte sie schließlich fast tonlos hervor.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatte sich die Gruppe aufgeteilt.
 

Evergreen würde – natürlich – mit Elfman gehen.
 

Gruppe zwei bestand aus Lisanna, Wendy und Charle.

Lily brach auf, Gajeel zu finden und würde dann zu ihnen stoßen.
 

Mirajane würde alleine gehen, nur begleitet von Bertilla.
 

Als sie gingen, war das Letzte, was sie von einander sahen, die Fairy Tail-Geste. Die Hand erhoben, Daumen und Zeigefinger ausgestreckt.

Und sie alle wussten: Jetzt wird es ernst.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleine Info am Rande: Der Name "Bertilla" stammt aus dem Italienischen, dementsprechend wird das 'll' auch als 'l' gesprochen, nicht als 'j', wie im Spanischen.
Und ehe Fragen aufkommen: Den Namen hat sie bekommen, weil Bertilla als italienische Namensform von "Berthild von Chelles" gilt, die wiederum eine Schutzpatronin der Pferde ist. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2014-11-19T02:11:00+00:00 19.11.2014 03:11
Super Kapitel^^
Antwort von:  Mimiteh
19.11.2014 09:34
Ich freue mich über deine Begeisterung, aber... es wäre schön, wenn du beim nächsten Mal auch ein paar Wrte dazu verlieren könntest, was dir gefällt und was nicht, ja?
LG


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