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Fehlende Erinnerung

Wenn das Leben falsch ist
von

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Hilferuf

In der Gilde herrschte gedrückte Stimmung. Seit Natsus Anfall – Ausraster, Zusammenbruch oder wie auch immer man es nennen sollte – waren drei Tage vergangen. Polyushka und Wendy hatten den Feuer-Drachentöter mit allen ihnen bekannten Mitteln untersucht und mit Levys Hilfe sogar unzählige alte Medizinbücher konsultiert. Ohne Ergebnis. Seit drei Tagen lag Natsu auf dem Krankenlager, gefangen in einer Art Fieberwahn. Meistens war er bewusstlos und wälzte sich dabei unruhig strampelnd und murmelnd auf seinem Bett herum. Wenn er mal wach wurde, fragte er immer, wo ‚sie’ war. Nie nannte er einen Namen. Nie konnte er es erklären. Doch er fragte jedes Mal aufs Neue nach dieser Person, auf deren Fehlen er vor drei Tagen lautstark hingewiesen hatte.

Keiner konnte sich einen Reim daraus machen, wen er meinen könnte. Niemandem war je etwas aufgefallen. Nur eine zunehmende Verdüsterung von Natsus Laune war ihnen allen – und besonders dem armen Happy – in den letzten Wochen aufgefallen.

War Natsu Opfer einer perfiden, langsam wirkenden Magie geworden? War das womöglich eine Spätfolge eines seiner ungezählten Kämpfe? Oder war er wirklich einfach nur krank? Doch wieso gab es dann keinerlei klare Diagnose durch Wendy und Polyushka, zwei ausgesprochen versierte Heilmagier, womöglich sogar die besten, die man in ganz Fiore finden konnte?

Fieberhaft ging Mirajane die Aufzeichnungen von Natsus letzten Aufträgen durch, doch nirgends konnte sie einen Hinweis entdecken, der vielleicht bei der Lösung dieses Rätsels weiter geholfen hätte.

Gray und Erza saßen brütend an einem Tisch. Seit dem Zusammenbruch ihres Teamkollegens hatten sie kaum gesprochen, geschweige denn gegessen. Die ganze Zeit wachten sie hier und sahen hin und wieder im Raum hinter der Theke nach, wo Natsu untergebracht worden war.

Manchmal saß Happy bei ihnen, meistens harrte er jedoch an Natsus Lager aus. Unter Tränen hatte er ihnen von allem erzählt, was ihm in letzter Zeit aufgefallen war. Von dem abgebrannten Haus und der Schreibfeder und von Natsus unruhigem Schlaf. Makarov hatte besagtes Haus gemeinsam mit einigen anderen Gildenmitgliedern untersucht, wieder vergeblich.

Seufzend verließ Wendy den Krankenraum und gesellte sich zu Erza und Gray. Sie wusste genau, was die Beiden beschäftigte, denn ihr ging es nicht anders: Warum war ihnen nichts aufgefallen? Sie hatten von allen Gildenmitgliedern am meisten Zeit mit ihm verbracht. Wie hatte ihnen entgehen können, wie schlimm es um den Drachentöter stand?

„Immer noch nichts gefunden“, gestand sie kleinlaut.

Besänftigend klopfte Erza ihr auf die Schulter, sagte jedoch nichts. Worte waren in dieser Situation fehl am Platz. Irgendwie waren sie sich da einig. Als würden sie es spüren. Dabei waren sie doch so unterschiedlich.

„Hey, Fairy Tail!“ Überrascht blickten alle zum Eingang, wo Sting, Rogue und Yukino von Säbelzahn standen. Ihnen war die Verwirrung über den Anblick, der sich ihnen bot, nur zu deutlich anzusehen.

„Da sind wir schon mal bei Fairy Tail und dann ist hier tote Hose“, stellte Lector missbilligend fest. „Eine Enttäuschung!“

„Frosch denkt das auch“, meldete sich der zweite Ekceed der Säbelzahn-Gilde zu Wort

Sting bedeutete seinem Partner, ruhig zu sein, und ging dann mit großen Schritten auf Makarov zu, der auf seinem Lieblingsplatz neben der Theke saß und bis eben noch mit finsterer Miene gegrübelt hatte.

„Meister Makarov, was ist hier los?“

„Natsu ist… krank… oder was auch immer das zu bedeuten hat“, erklärte Makarov düster.

„Krank?“, wiederholte Rogue verblüfft. „Ist er ansprechbar? Wir sind nämlich seinetwegen hier.“

„Nicht wirklich. Er hat nicht auf unsere Beruhigungsversuche reagiert und spricht auch nicht auf irgendwelche Medikamente oder Behandlungen an. Die meiste Zeit schläft er“, schilderte Wendy, die genau wie Gray und Erza aufgestanden war, um das Gespräch der Gildenmeister mitverfolgen zu können.

Verwirrt kratzte Sting sich am Hinterkopf. „Ich habe noch nie von einem Drachentöter gehört, der krank wird, von dem Problem mit den Fahrzeugen mal abgesehen. Ich dachte immer, wir seien gegen so etwas immun.“

„Dachte ich auch“, seufzte Wendy geknickt.

„Wieso seit ihr Natsus wegen hier?“, wechselte Makarov das Thema.

„Das ist eine längere Geschichte, aber im Kurzen könnte man sagen, dass wir geschickt wurden“, antwortete Sting, nun wieder mit zugleich ernster und verwirrter Miene.

„Vorgestern ist eine junge Frau in unserer Gilde aufgetaucht, blond, etwa so groß“, fuhr Rogue fort und deutete seine Brusthöhe an. „Sie wirkte ganz schön abgerissen, als wäre sie durch die Wildnis gerannt. Verletzt war sie auch. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber sie wollte nicht, dass wir uns um ihre Wunden kümmern. Sie hat Yukino gepackt und sie angefleht, ihr zu helfen.“

„Sie schien auf der Flucht zu sein und hatte wohl schon einiges durchgemacht“, übernahm Yukino den Gesprächsfaden. „Sie hat immer wieder gesagt, sie sei gelöscht worden und wir sollten sie zu euch bringen, damit ihr euch erinnert. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und habe versucht, sie zu beruhigen.“

„Und dann sind auch schon einige Heilmagier aufgetaucht. Sie haben die Fremde betäubt und sich bei uns entschuldigt. Sie sei aus einer Nervenheilanstalt für magische Psycheschäden entlaufen. Wir haben sie ziehen lassen“, beendete Sting die Geschichte.

„So etwas kann leider vorkommen, deshalb gibt es ja solche Anstalten“, bestätigte Wendy das Erzählte, doch ihr war anzusehen, dass sie nicht an einen Zufall glaubte. Erst brach Natsu zusammen und redete von einer fehlenden Person, an die sich keiner erinnern konnte, und dann erzählten Sting und Rogue diese Geschichte von einer Person, die sich Fairy Tail ins Gedächtnis rufen wollte.

„Könnt ihr uns zu dieser Heilanstalt bringen?“, fragte Erza, die zum selben Schluss wie ihre Teamkollegin gekommen war.

„Leider wird das nichts bringen“, gestand Sting angemessen schuldbewusst. „Wir haben dem Ganzen zuerst nicht viel Beachtung geschenkt, weil es solche Fälle ja schon ein paar Mal in unserer Stadt gegeben hat. Erst als Yukino den Schlüssel in ihrer Tasche bemerkt hat, wurden wir stutzig.“

Die Stellargeistmagierin zog einen silbernen Schlüssel mit dem Emblem einer kleinen, blauen, annähernd menschenähnlichen Figur aus ihrer Tasche. „Sie muss ihn mir zugesteckt haben, als sie sich an mich geklammert hat. Zuerst habe ich geglaubt, er wäre vielleicht Diebesgut, also habe ich den Stellargeist gerufen, um ihn zu fragen, wem er gehört. Leider kann er nicht sprechen, aber ich habe ihn gut genug verstanden, um herauszufinden, dass das Mädchen seine rechtmäßige Partnerin ist.“

„Eigentlich sind magische Artefakte in solchen Heilanstalten verboten, daher wurden wir misstrauisch und haben sie aufgesucht, um das Mädchen noch mal zu befragen. Doch dort wusste niemand etwas von diesem Mädchen und auch die von uns beschriebenen Heilmagier, die sie bei uns abgeholt hatten, konnten wir dort nirgendwo entdecken. Nicht einmal ihre Gerüche konnten wir dort wahrnehmen. Spätestens da war uns klar, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, also sind wir hierher gekommen.“

Nachdenklich nickte Makarov mehrmals, ehe er sich etwas vorbeugte und Yukino noch genauer in Augenschein nahm. „Könntest du uns diesen Stellargeist zeigen?“

„Ja, aber soweit ich ihn verstanden habe, will er, dass ich euch den Schlüssel danach gebe. Er will hier bei Fairy Tail bleiben, wo er seiner Meinung nach hingehört.“

„Dabei habt Ihr doch keinen Stellargeistmagier in Eurer Gilde, oder, Meister Makarov?“, warf Sting ein.

„Weder heute noch in der Vergangenheit“, bestätigte Makarov und beobachtete aufmerksam, wie Yukino den Schlüssel zog und das Tor des Hundes öffnete. Eine kleine, hellblaue Rauchwolke quoll von der Stelle auf, auf die Yukino mit dem Schlüssel gedeutet hatte, und dann erschien eine kleine Gestalt, gerade einmal auf Augenhöhe mit einem Ekceed, mit hellblauem, ansatzweise hundeähnlichen Körper und einer Nase, die an eine Mohrrübe erinnerte. Als der Stellargeist die Fairy Tail Magier erkannte, sprang er auf die Hinterbeine und streckte mit einem hektischen „PLU!“ die Pfoten nach ihnen aus, als würde es sie anflehen wollen.

„Plue!“ Alle fuhren herum, als sie Natsus Stimme vernahmen. Der Drachentöter sah geschwächt aus, aber in seine Augen war eine von Grauen erfüllte Klarheit getreten, als hätte Natsu sich an etwas sehr Wichtiges erinnert.

Mit wenigen Schritten war Natsu bei ihnen und vor dem Wesen namens Plue zu Boden gegangen, um es in seine Arme zu ziehen. „Du bist Plue! Du bist Lucys Stellargeist! Du und Loki und Taurus und all die Anderen… Lucy… Wir haben Lucy vergessen!“

„Natsu, wer ist Lu-“ Gray brach ab, die Augen vor Schock geweitet, denn Natsu, der Plue noch immer an sich drückte und dabei immer wieder den Namen Lucy murmelte – Natsu, der Unbezwingbare, der nie aufgab, nie verzagte, sich nie erschüttern ließ –, weinte.

Und auch wenn keiner von ihnen verstand, was nun eigentlich hinter all dem steckte, so war ihnen doch klar, dass Natsu sich nun endlich an diese fehlende Person erinnern konnte. Doch warum nur er? Was war mit ihnen allen geschehen…?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kapitel 4 - "Unbezwingbar" am 4. Januar 2015

„Vielleicht bin ich eine lausige Magierin“, gab Lucy müde zu und senkte den Blick wieder. Blutstropfen waren zu ihren Füßen zu erkennen. Jeder Atemzug fiel ihr schwer, dennoch sprach sie weiter. „Ich bin nicht so stark wie Natsu oder so geschickt wie Wendy… Aber ich stehe nicht hinter ihnen zurück, wenn es um meine Freunde geht! Und genau das verdienen Stellargeister. Sie sind Freunde und ich werde sie niemals ausliefern. Lieber… sterbe ich…“ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Silencer
2015-02-08T19:46:27+00:00 08.02.2015 20:46
Es ist toll, dass du auch Mitglieder einer anderen Gilde miteinbeziehst. Lucys Auftauchen hatte einen Wendepunkt, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Denn eine Heilanstalt in Verbindung mit Fairy Tail ist mir neu, aber es ist interessant. Es ist auf jeden Fall eine Situation, die Fragen aufwirft und neugierig macht. Natsus Gefühlsausbrauch am Schluss fand ich sehr süß ^^
Von:  fahnm
2014-12-30T03:19:30+00:00 30.12.2014 04:19
Da muss ich zustimmen.
Ein Hammer Geiles Kapitel^^
Schreib bitte Schnell weiter.^^
Von: abgemeldet
2014-12-28T21:44:39+00:00 28.12.2014 22:44
Ein Hammer geiles Kapitel *-*


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