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Des Kaisers neue Dusche

ALS Ice Bucket Challenge
von

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One-Shot

„Eeeeeeeeeeeeeeeeeeen!“
 

Der viel zu enthusiastische Ruf seines Bruders ließ Ren Kouen langsam von der Schriftrolle aufsehen, die er studiert hatte. Der Eingangsbereich zu seinem Arbeitszimmer war leer, die Tür, offen, um eine laue Brise durch den Raum ziehen lassen zu können, zeigte keinen Störenfried. Erst, als Kouen die Schriftrolle längst fein säuberlich zusammengefaltet und mit einem dünnen Seidenband zugebunden hatte, erschien die Gestalt Kouhas im polierten Türrahmen – dicht gefolgt von einer beinahe hilflos-empört aussehenden Kougyoku und Judal, der grinsend ungefähr auf Hufthöhe über dem Boden schwebte.
 

Bei einem zweiten Blick zu dem ungleichen Gespann fiel ihm auf – sie alle drei waren klatschnass.
 

Kouens Augenbraue hob sich skeptisch, während Kouha ungeniert in den Raum polterte, Kougyoku mit kleinen Schritten hinterhertrippelte, und Judal schließlich ebenfalls hereinschwebte, um sich auf ein üppiges Sitzpolster fallen zu lassen, das sofort dunkle Flecken von seinem nassen Körper bekam.

„En! Du bist dran!“ – „Womit?“

Kouha grinste nur, deutete auf seine eigenen nassen Gewänder, auf Kougyokus in Mitleidenschaft gezogene Frisur, und auf die feuchten Flecke, die die Füße der beiden auf dem dunklen Holzboden hinterlassen hatten.
 

„Eine Herausforderung! Wenn man nominiert ist, muss man innerhalb von vierundzwanzig Stunden einen großen Krug mit Eiswasser über seinen Kopf kippen!“
 

Kouens Blick verdüsterte sich, und langsam, ganz langsam erhob er sich von seinem Stuhl, dessen Beine leise über den Boden kratzten, als die Bewegung ihn nach hinten manövrierte. Kougyoku schrumpfte in sich zusammen, Kouha im Gegenzug straffte die Schultern und streckte den Rücken durch; er nahm Haltung an.
 

„Warum sollte ich das tun?“, donnerte er verärgert. Für so ein Kinderspiel hatten sie seine privaten Studien unterbrochen?
 

„G-General Kouen… Es ist für einen guten Zweck“, begann Kougyoku, zupfte am nassen Ärmel ihres Oberteils, und Judal in seiner Ecke gackerte.

„Guter Zweck, pah. Also, großer General~ Es ist im Grunde ganz simpel: Entweder, Ihr lasst Euch das Wasser überkippen, oder Ihr müsst irgendetwas für einen guten Zweck spenden. Ihr wisst schon. Geld für die Armen oder sowas.“

Judal rümpfte die Nase, als er sich ohne jede sichtbare Bewegung seines Körpers wieder in die Luft erhob, locker im Schneidersitz schwebend. Er schien nicht besonders angetan von dem Gedanken an Spenden. Kouen war es auch nicht, zugegeben. Das Volk sollte arbeiten für das, was es wollte. Kouen war generell niemand, der irgendjemandem etwas zugestand, das er nicht verdient hatte. Aber Eiswasser…? Er verzog das Gesicht. Wieso sollte er sich so eine Schmach antun?
 

„König Sinbad hat es auch gemacht“, erzählte Kouha im Plauderton, sein Blick funkelte übermütig. Kouens eigener Blick verfinsterte sich dadurch nur noch mehr, „Er und seine Generäle. Ist ne ziemlich große Sache. Das ganze Volk spricht davon-“ – „Genug.“
 

Hinter Sinbad stand er nicht zurück. Nie. Kouha grinste selbstgefällig, Judal überschlug sich in der Luft, gackernd und strampelnd, und Kougyoku verbarg das Gesicht irgendwo zwischen peinlich berührt und ertappt hinter ihren weiten Ärmeln. Die Haut, die dahinter noch zu sehen war, war errötet. Kouen warf einen gefährlichen Blick in die Runde, der schließlich an Kouha hängen blieb.

„Ich erwarte, dass du alles vorbereitest, Kouha.“

Sein Bruder zog eine Grimasse, fing sich aber verblüffend schnell wieder und nahm respektvoll Haltung an. Das zufriedene Funkeln in seinen Augen konnte die sonst blanke Mimik aber nicht verstecken.
 

„Wie Ihr befehlt, mein König!“
 

Während Kouen an seine Papiere zurückkehrte, verließen Kouha und Kougyoku vergleichsweise steif das Zimmer, während Judal immer noch kichernd hinterherflog. Kaum, dass sie aus dem Sichtfeld der offenen Tür verschwunden waren, hörte man auch Kouha lachen – „Und danach ist Mei noch dran!“
 


 

Keine drei Stunden später standen Kouha und sein neuer Anhang wieder in der Tür. Kougyoku trug einen Stapel Stoffe auf den Armen, die Kouen bei näherem Betrachten als traditionelle Zeremoniekleider des Kou-Imperiums erkannte.
 

„Alles ist fertig, En! Los, komm mit! Ah, aber vorher ziehst du dich um!“
 

Kouen wusste nicht, was er davon halten sollte.

Ob das Kouhas Rache dafür war, dass er die Vorbereitungen hatte übernehmen sollen. Vermutlich war es das.

Jedenfalls hatte irgendjemand einen Thron auf einen dem Palastvorplatz zugeneigten Balkon geschleppt, und gefühlt die halbe Hauptstadt befand sich auf besagtem Platz, der bis zum Bersten vor Menschen strotzte. Kouen warf einen kurzen Blick zu seinem kleinen Bruder, der ihn nur unschuldig anblinzelte, ließ sich dann würdevoll auf dem Thron nieder. Kougyoku und Judal bezogen links und rechts hinter ihm Stellung, während Kouha, der eindeutig zu viel Spaß an der ganzen Sache hatte, selbstbewusst an die Brüstung des Balkons trat.
 

„Wie bereits angekündigt wird sich General Kouen nun der ASL Ice Bucket Challenge stellen, die derzeit umgeht! Als sein offizieller Sprecher verkünde ich: Jeder, der sich hier auf den Palastgründen befindet, wird nominiert, die Herausforderung ebenfalls anzunehmen! Wer es nicht tut, muss für einen guten Zweck spenden!“
 

Kouen musste seinen Bruder gar nicht ansehen, um zu wissen, dass er grinste. Seine Mundwinkel sanken verstimmt um einen Millimeter.
 

„Judal, Kougyoku – ihr seid dran!“
 

Kouen warf nur einen Seitenblick über die Schulter, doch er erkannte, dass Kougyoku ihre rosigen Gewänder gegen das eisige Blau von Vineas Djinn Equip getauscht hatte. Ein Blick nach oben zeigte einen riesigen Schwall Wasser, der über ihm schwebte, und, von Judal eindeutig, nach und nach mit Eisklümpchen angereichert wurde. Mit einem missgelaunten Stirnrunzeln wandte Kouen den Blick wieder nach vorne, hob das Kinn, wartete erhaben auf die eisige Dusche, die da kommen würde.
 

Er zuckte nicht einmal mit einer Wimper, als eisige Kaskaden Wassers sich über sein Haupt ergossen. In dem Fließen und Plätschern des Wassers in seinen Ohren gingen die Worte, die Kouha in die Menge rief, für ihn beinahe unter:
 

„Jeder, der nicht spenden will, kann übrigens gleich hier zur Herausforderung antreten!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schangia
2014-09-21T22:15:10+00:00 22.09.2014 00:15
Ich hab Uni-Deadlines und das Sommerwichteln vor mir, warum tust du mir das an?! Aber gut, es geht um eines meiner precious Sportbabies, also kann ich nicht anders als mich zu fügen. :'D

Aber ich werde es mit Würde tragen, so wie Kouen. Ja, ganz genau so.

Schöner One Shot, kurz und knackig, mit viel Witz. Und mit einem schwebenden Judal. Mehr braucht man eigentlich nicht. ♥
Von:  _Delacroix_
2014-09-21T19:50:27+00:00 21.09.2014 21:50
Also mir hat's gut gefallen.
Etwa so hatte ich mir Kouens Reaktion auch vorgestellt.

Und Kouha und Kougyoku sind einfach nur ♥
Von: Arcturus
2014-09-21T17:06:39+00:00 21.09.2014 19:06
Ja, so in etwa hab ich mir die Nummer vorgestellt!
Armer, armer En, aber da muss er durch. *kicher*

Mir gefällts jedenfalls - sehr sogar. Du hast die Kou-Deppchen wirklich gut getroffen! ♥


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