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Echsilithsage

von

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FORTSETZUNG
 

"Was ist los, Eglenn? Du lässt nach. Ich besiege dich noch." lachend schlug der junge Mann mit dem Schwert zu. Eglenn wurde in die Defensive gezwungen, Schritt für Schritt wich er zurück. Aber dann zeigte sich ein Lächeln auf seinen Lippen. "So wirst du das aber nie schaffen, Kleiner!" rief er, sprang vor und schlug Damrod das Schwert mit einer schnellen Bewegung aus der Hand. Dieses flog noch meterweit durch die Luft und blieb dann senkrecht im Waldboden stecken. "Na gut, was habe ich diesmal falsch gemacht?" fragte Damrod, während er sein Schwert holte. "Das Übliche. Mangelnde Konzentration, du siehst den Schwertkampf als Spiel an. Jetzt mag er das noch sein, doch nicht für immer. Dann gibt es nur noch verbissene Kämpfe auf Leben und Tod. Merk dir das!" sprach der Elb ernst. "Als Strafe musst du heute kochen." lachte er dann. "Das ist so ungerecht. Ich werde bis ans Ende meiner Tage kochen müssen, das weiß ich schon jetzt." maulte Damrod mit einem gespielten, beleidigten Gesichtsausdruck. Dann lachte er. "So sei es denn, ich geh' Holz holen." Eglenn sah ihm lächelnd nach.

Damrod suchte unter den Bäumen trockenes Holz zusammen. Der Wald war noch immer so schön wie am ersten Tag, als er ihn erblickte. Lange Jahre waren seitdem vergangen, aus dem Knaben Damrod war inzwischen ein erwachsener Mann geworden. Er war fast genauso groß wie Eglenn und hatte starke Arme. Sein Haar war noch immer schwarz und lockig, die Augen feurig. Er war so gekleidet wie der Elb, er trug dunkle Stiefel aus weichem Leder und einen Mantel. Eglenn hatte ihm sehr viel beigebracht. Er kannte sich im Wald selbst im Dunkeln bestens aus und er konnte sehr gut klettern. Auch das Schwimmen hatte er nicht verlernt, er schoss schnell wie ein Pfeil durchs Wasser. In den letzten Jahren hatten sie oft monatelange Reisen unternommen. Es hatte ihn weit nach Westen zur Meeresküste verschlagen oder nach Norden in die Ebenen von Eriador. Damrod hätte sehr gut allein leben können, aber er wollte sich nicht von dem Elben trennen. Er war wie ein Vater für ihn und sein bester Freund.

Mit zwei Armen voll Brennholz kehrte der junge Mann zum Talan (das "Baumhaus" der beiden) zurück. Oben war Eglenn sehr geschäftig. Eilig lief er hin und her und packte verschiedene Sachen in einen Rucksack. "Damrod, lass das Holz liegen, wir müssen los. Schnell, pack deine Sachen." Rief er dem erstaunten Mann zu. Damrod warf das Holz in eine Ecke und holte seinen Rucksack unter seiner Liege hervor. Er stopfte einige Sachen hinein und schnürte alles zu. Er warf sein Panzerhemd über und schnallte sein Schwert am Gürtel fest. Sie hatten keine Zeit um zu überprüfen, ob etwas fehlte. Sofort brachen sie auf. "Also Eglenn, wo soll es hingehen?" fragte Damrod. "Und warum so plötzlich? Müssen wir jemandem zu Hilfe eilen?" "Nein, wir müssen eine sehr wichtige Botschaft überbringen. Wir werden bis heute Abend westlich gehen, bis wir eine Stadt erreichen. Dort kenne ich einen Mann. Er ist ein guter Freund von mir. Er wird uns sicherlich zwei Pferde leihen. Wir reiten dann viele Meilen nach Nordosten, zwischen den Nebelbergen und dem Düsterwald und dann am Anduin entlang nach Norden." Erklärte der Elb. "Diese Botschaft muss wirklich wichtig sein, sonst reiten wir nie. Woher hast du die Nachricht bekommen? Ich habe niemanden gesehen." Wollte sein Begleiter nun wissen. "Das hat mir ein Vögelchen gezwitschert." Meinte Eglenn mit einem Schmunzeln.

So verließen sie den Wald und liefen schnell gen Westen. Sie waren schnell und machten keine Pause, die Sonne wanderte am Himmel entlang, bis sie direkt in ihr Gesicht schien. Schließlich versank sie am Horizont und tauchte die weite Landschaft in leuchtendes Rot. Dann wurde es langsam grau und dämmerig. Die beiden liefen schneller. Die ersten Sterne wurden sichtbar und bald darauf ging der Mond wie eine helle Scheibe am Himmel auf. Es war schon sehr dunkel, als sie endlich die Lichter einer Stadt erblickten. Sie verlangsamten ihr Tempo, als sie schon fast den Stadtrand erreicht hatten. Die Straßen und Gässchen waren ruhig, aber viele Fenster hatten noch Licht. Sie standen vor einem großen, hölzernen Stadttor und klopften an. Es dauerte eine Weile, ehe jemand öffnete. Der Wärter schien Eglenn schon zu kennen und beide konnten eintreten. Der Elb führte sie durch kleine Nebenstraßen und verwinkelte Gassen. Im Dunkeln waren sie kaum zu erkennen, wenn überhaupt nur als vorbeihuschende Schatten. In einem Gasthaus hörten sie lautes Gelächter, als sie vorübergingen. Endlich standen sie vor einem hölzernen Gartentor. Die Fenster des Hauses waren dunkel. "Hoffentlich schläft dein Freund nicht schon." Sagte Damrod leise. Sie schritten den Gartenweg entlang und stiegen dann drei Stufen zur Haustür empor. Sie standen vor einer schweren Eichentür, die mit reichem Schnitzwerk verziert war. Eglenn klopfte vernehmlich an die Tür, daraufhin rührte sich im Obergeschoss etwas. Schwere Schritte kamen eine Treppe herunter und blieben schließlich vor der Tür stehen. "Wer da?" rief eine tiefe Stimme von drinnen. "Ich bin es, mein Freund" antwortete Eglenn. Die Tür wurde regelrecht aufgerissen. Ein kleiner, rundlicher Mann erschien im Türrahmen, mit einem Morgenmantel bekleidet. "Eglenn, welch eine Überraschung! Jahrelang hörte ich kein Wort von dir und nun stehst du plötzlich mitten in der Nacht vor meiner Haustür. Was für eine Freude!" rief der Mann aus und umarmte den großen Elben. "Auch ich freue mich, dich zu sehen." Sagte Eglenn. "Doch höre, ich habe nicht viel Zeit. Ich brauche zwei Pferde, würdest du mir welche leihen?" "Gleich zwei?" fragte der kleine Mann erstaunt. Nun erst gewahrte er Damrod in der Dunkelheit. Er hielt die kleine Laterne hoch, die er in der Hand hatte, und sah dem jungen Mann ins Gesicht. "Wer ist das denn?" fragte er, offensichtlich überrascht. "Das ist Damrod. Er begleitet mich." Erklärte Eglenn kurz. "Na, mir soll's recht sein. Die Pferde leihe ich euch selbstverständlich. Aber wie ich dich kenne, seid ihr vollkommen überstürzt und ohne Mahlzeit aufgebrochen. Erst müsst ihr reinkommen und etwas essen." Sagte der Mann und zwinkerte dem grinsenden Damrod zu. Sie traten ein und der nette Mann rief seine Frau. Diese bereitete in Windeseile eine gute Mahlzeit. "Nun kommt, setzt euch und greift zu!" sagte sie. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Damrod aß begierig, Eglenn nahm nicht so viel wie sein Begleiter. Auch der rundliche Mann und seine Frau aßen mit. Die beiden hatten viele Fragen und Eglenn musste von einigen Erlebnissen der letzten Jahre berichten. Damrod erzählte von seiner Begegnung mit dem Elben. Als auch er satt war, führte der nette Mann sie in den Hinterhof. Dort stand ein Pferdestall. "Ich gebe euch die schnellsten Pferde. Mögen sie euch gute Dienste leisten." Sprach der Mann. Dann holte er zwei große, dunkelbraune Pferde herbei. "Ich danke dir, mein Freund. Sättel brauchen wir nicht. Wenn wir sie dir zurückbringen, haben wir hoffentlich mehr Zeit zum Reden." Meinte Eglenn. "Hoffentlich" wiederholte er. Mühelos sprangen sie auf die Rücken der Pferde. "Auf bald" riefen sie ihrem Freund noch zu und schon galoppierten sie durch das Tor. Dann waren sie in der Dunkelheit verschwunden und nur der Hufschlag auf der Straße verklang langsam.

Beide ritten ohne Sattel und Zaumzeug. Damrod hatte gelernt, wie die Elben zu reiten, also das Pferd nur durch Zureden zu lenken. Es waren sehr schöne Tiere, die ihr Freund ihnen gegeben hatte. Ihr Fell glänzte im Mondschein. Sie waren groß und trotzdem wendig. Als sie die Stadt verließen, gingen sie in einen gestreckten Galopp über. Schnell wie der Wind flogen sie über das trockene Gras. Die Hufe der Tiere berührten den Boden kaum, sie streichelten ihn nur. Meist ritten sie über hügeliges Grasland oder auf verschlungenen Wegen. Sie gönnten sich und den Pferden oft Pausen. So kamen sie während der Nacht weit voran und manch einsamer Wanderer sah die beiden wie stumme Schatten durch die Dunkelheit reiten.

Der Morgen malte die nahen Berge rot und golden an und das Gras wiegte sich wie die Wellen des Meeres. Sie waren fünf Meilen nordwärts geritten und nachdem sie den Fluss Adorn überquert hatten, westlich. Am Morgen erfrischten sie sich an einem kleinen Bach und frühstückten. Schließlich ritten sie in die Berge.

Der alte Pfad , den sie entlang ritten, war noch gut erhalten. Die Pferde gingen im Schritt, an steilen Stellen mussten die beiden Reiter absteigen. Die Straße führte bergauf und bergab oder um einen Berg herum. So ritten sie den ganzen Tag bis es dunkelte. Riesige Vogelschwärme kehrten in ihre Nester zurück. Als die Sonne unterging, wurde es still in den Bergen. Damrod und Eglenn suchten einen geeigneten Lagerplatz. Schließlich fanden sie einen einsamen Baum, unter dem sie mit Zweigen und trockenem Laub ein Feuer entzündeten. Die Pferde banden sie am Stamm fest. Damrod hatte die erste Wache und Eglenn legte sich hin. Der junge Mann suchte sich aus seinem Rucksack etwas essbares, dann und wann legte er Holz nach.

Der Mond war schon ein Stück am Himmel gewandert und eine Eule schrie, als plötzlich die Pferde unruhig wurden. Damrod stand auf und zog sein Schwert. Durch einen kleinen Stups mit der Schuhspitze weckte er den schlafenden Elben. "Was ist?" fragte dieser. Der junge Mann nickte in Richtung der Pferde, die unruhig an ihren Seiten zogen. Plötzlich sprang ein kleines Wesen mit großen Fledermausohren hinter den Felsen hervor. Riesige, giftgrüne Augen sahen die beiden eine Sekunde lang an. Dann schnappte es sich Damrods Rucksack mit den Vorräten und huschte hinter einen Felsen. Mit drei großen Sätzen war Damrod an dem Stein und warf sich dahinter. Er bekam mit einer Hand einen Riemen seines Rucksacks zu fassen. Es gab einen kurzen, aber harten Kampf. Das Wesen mit den großen Augen hatte lange Krallen, doch es traf mit ihnen nur den Rucksack. Dann flüchtete es. Der junge Mann atmete erleichtert auf. Er nahm den zerfledderten Rucksack an sich und stand auf. Als er sich jedoch umdrehte und zum Lagerplatz sah, fiel er ihm wieder aus der Hand. Einige Äpfel kullerten auf den Boden. "Eglenn!" schrie er und rannte hinüber. Der Elb lag blutend am Boden. Er hatte eine Wunde am Kopf und sein Schwert lag neben ihm. "Was ist los? Wer hat das mit dir gemacht?" Damrod sank auf die Knie und rüttelte den Elben an der Schulter. Dieser stieß einige Schmerzenslaute hervor. "Trolle!" keuchte er schließlich. "Sie... haben mir in den Bauch geschlagen... und an den Kopf... Die Pferde sind fort alles andere... auch!" brachte er stockend hervor. "Ist gut, Eglenn. Beweg dich nicht, sag nichts mehr. Ich versorge erst deine Wunden, dann suche ich die Pferde. Vielleicht sind sie nur weggelaufen und ich kann sie noch einfangen. Wenn es dir besser geht, können wir weiterreiten und in der nächsten Stadt alles Nötige auftreiben." Beruhigte sein Freund ihn. Er zog einen Verband aus der Tasche und wickelte ihn um den Kopf des Elben. Danach besah er sich die Wunden am Körper. Zwei von Eglenns Rippen waren gebrochen, außerdem hatte er viele Blutergüsse. Behutsam hob er den Elben auf und trug ihn zum Feuer. Eglenn stöhnte. Der junge Mann wickelte ihn in Decken, brachte das Feuer wieder richtig in Gang und holte den Rucksack mit den Vorräten. "Wenn etwas nicht stimmt, ruf dreimal wie eine Eule. Ich bin in der Nähe." Sagte er zu dem Elben und ließ ihn allein.

Geschickt kletterte er eine Felswand hinauf. Oben angelangt spähte er in alle Richtungen. Er legte sich auf den Bauch und presste das Ohr auf den Boden um vielleicht Hufgetrappel zu hören. Doch vernahm er auch auf diesem Wege keinen Laut.



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