Zum Inhalt der Seite

Der Weg zur Wahrheit

5927 / 10591027
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

~~~Past~~~
 

„Ich hab´s geschafft!“, rief Giannini, als er einfach mit einer Waffe in der Hand ins Zimmer von Tsuna stürmte.

Sechs Augenpaare richteten sich sogleich auf den üppigen Mann, der mit freudigem Blick eine grüne Bazooka in der Hand hielt. Während Reborn das große Geschütz seelenruhig betrachtete, rieb Tsuna sich angespannt durch die Haare.

Gokudera war nicht gerade begeistert davon, dass es ständig irgendwelche Störungen gab, wenn er mit dem Zehnten lernen wollte. Vor allen Dingen dann nicht, wenn dieser mal sturmfreie Bude hatte, da seine Mutter mit seinem Vater in den Ferien verreist war. Nach dem Hin und Her hatte Tsuna ihnen gesagt, sie sollten es sich gönnen und er würde in der Zeit sehr gut alleine mit Reborn klarkommen. Er würde sich derweil um einpaar schulische Dinge kümmern und einiges nachholen, was er in der letzten Zeit versäumt hatte. Dementsprechend hatte er auch nichts dagegen, dass Yamamoto in ein Baseball-Camp gefahren ist und ebenfalls nicht hier war.
 

Nachdem Tsuna sich einigermaßen beruhigt hatte, musterte er das Ding in Gianninis Hand ebenfalls.

Was hatte dieser Mann denn jetzt schonwieder angestellt? Was machte er überhaupt hier? Und wieso kam er einfach mit einer so großen Waffe in sein Zimmer hinein, als sei das nichts außergewöhnliches? Diese grüne Bazooka hatte allerdings verdammt viel Ähnlichkeit mit…

„Moment mal, das ist doch nicht etwa…?“

„Stimmt genau“, fiel ihm der Ältere ins Wort. „Die überarbeitete Version von Lambos Dekaden-Bazooka. Da er im Moment nicht da ist, konnte ich in Ruhe daran arbeiten.“
 

Wie von einer Wespe gestochen sprang Gokudera auf und versuchte, die Bazooka aus Gianninis Hand zu reissen.

„Hey, was soll denn das?“ Natürlich gab der Mann die Waffe nicht so einfach aus der Hand.

„Nimm bloß das Ding hier weg, das hat uns schon genug Ärger eingehandelt!“
 

Wieder rieb Tsuna sich durch die Haare und stand dann ebenfalls auf. „Giannini, was hast du denn damit angestellt? Und warum ist sie jetzt überhaupt grün?“

„Na, ganz einfach.“ Der Mann grinste und hielt einen Finger hoch. „Ich habe einen Zeitregler eingebaut, der maximal fünf Tage beträgt.“ Während er erklärte, tippte er die Stundenanzahl von fünf Tagen ein. „Siehst du, so lässt sich die Bazooka besser kontrollieren. Und sieht sie nicht besser aus, wenn sie grün ist?“

„Was?! Aber wozu das denn? Die Bazooka hat uns schon genug in Schwierigkeiten gebracht, das brauchen wir garnicht.“

„Genau! Der kleine Scheißer macht sowieso nur Ärger damit und jetzt gib mir das verdammte Scheißding!“ Gokudera und Gianinni zogen weiter an der Bazooka rum, als es natürlich dazu kommen musste, dass sie sich löste und direkt in Tsunas Richtung flog.
 

Nicht gerade begeistert davon blickte der Junge in das schwarze Loch über sich, dem er nicht ausweichen konnte, weil seine Beine plötzlich wie gelähmt waren. Ob das auch zur Wirkung von der Bazooka gehörte? Aber es war keine Zeit mehr, um darüber nachzudenken, weil er sich schon auf dem Weg in die Zukunft befand.

„Warum muss es denn ausgerechnet wieder mich treffen?“ Er schloss die Augen und hielt sich die Hände vors Gesicht. Im Grunde konnte es nicht sein, da sie die Zukunft verändert hatten, aber trotzdem blieb die Angst, dass er schonwieder in einem Sarg aufwachen würde.
 

~
 

„Zehnter, verfluchter Mist!“

Etwas spät rannte Gokudera auf den jetzt grünen Nebel zu und stieß dann mit einem Körper zusammen, der ihn etwas überrascht anblickte.

„Zehnter?“ Sich den Kopf reibend starrte er direkt in die Augen des 25 Jahre alten Tsunas, die auf gleicher Höhe mit ihm standen. Etwas geschockt darüber wich er zurück, weil der Anblick ihn doch leicht aus der Bahn warf. Stattdessen fiel er wieder auf die Knie und schlug seinen Kopf gegen den Boden.
 

Der ältere Tsuna brauchte einen Moment, um sich seiner Situation bewusst zu werden und sah sich dann im Zimmer um. Es war eine Ewigkeit her, seit er das Zuhause verlassen hatte und es kam ihm komisch vor, auf einmal wieder hier zu sein. Dann sah er zu Gokudera und schüttelte den Kopf.

„Ich habe fast vergessen, wie energisch du einmal gewesen bist, Hayato. Aber hör lieber auf, dir selbst weh zu tun.“ Seine Augen wirkten etwas traurig.
 

Gokudera sah auf. Es war seltsam, dass Ältere ihn Hayato nannte. „Verzeih mir, Zehnter. Es ist meine Schuld, dass du jetzt in dem Schlamassel steckst.“ Er war nervös, wenn er so vor dem älteren Tsuna stand, denn im Gegensatz zu seiner jüngeren Version wirkte dieser hier vielmehr wie der Vongola Decimo der zehnten Generation. Schon allein, dass er in diesem eleganten Anzug vor ihm stand, hatte eine graziöse Wirkung auf ihn. Gokudera wusste garnicht, was er jetzt machen sollte oder wie er reagieren sollte. So unsicher kannte er sich selbst nicht. Trotzdem war er wütend genug, um Giannini am Kragen zu packen. Vielleicht auch nur, um sich vom älteren Tsuna abzulenken.

„Das ist alles nur deine Schuld, alter Mann! Wegen dir ist…“

„Hayato, lass es gut sein! Es ist alles in Ordnung. Tsunayoshi wird in der Zukunft gut beschützt, ihm wird nichts passieren.“

„Was soll das heißen, ihm wird nichts passieren? Was sollte denn passieren?!“
 

Der Decimo schüttelte den Kopf. „Ich sagte doch, dass nichts passieren wird.“ Wenn Gokudera jetzt doppelt so viel Temperatment hatte wie in der Zukunft, dann durfte er ihn nicht unnötig reizen. „Beruhige dich.“

Der Angesprochene atmete erstmal tief ein und wieder aus. Der ältere Tsuna hatte sich wirklich verändert und vor allem war er ein gutes Stück größer geworden, sodass es sehr ungewohnt war, ihm direkt in die Augen blicken können. Aber gut, wenn er sagte, dass alles in Ordnung war, dann musste Gokudera ihm das wohl glauben. Und wer sonst, außer der Decimo selbst, sollte das denn besser wissen? Und wenn Gianninis Technik ausnahmsweise mal richtig funktionierte, dann würde Tsuna erst in fünf Tagen wieder zurückkommen.

Und solange musste er jetzt eben an der Seite des Decimos stehen.
 

~~~Future~~~
 

Genau denselben Gedanken hatte der jüngere Tsuna auch, als er daran dachte, dass er jetzt fünf Tage lang in der Zukunft festsitzen würde. Musste Giannini denn auch gleich das Limit in die Bazooka eingeben? Naja gut, es brachte ohnehin nichts mehr, sich darüber aufzuregen.
 

Unsicher hielt er sich immernoch die Hände vor sein Gesicht und traute sich nicht, die Augen zu öffnen. Zumindest stand er aufrecht und lag nicht, das war schonmal ein gutes Zeichen.

Er konnte Gemurmel und Musik um sich herum wahrnehmen und wusste, dass er nicht alleine hier rumstand. Umso mehr verunsicherte ihn das, weil er das Gefühl hatte, dass jemand auf ihn starrte. Natürlich mussten sie starren, wenn plötzlich eine zehn Jahre jüngere Version von einer Person vor jemanden stand.

„Das ist der Decimo aus der Vergangenheit!“

Tsuna zuckte, als er die Stimme hörte und drehte sich zu der Richtung, aus der er sie vernommen hatte. Dann erst traute er sich, seine Augen zu öffnen und war verblüfft, als er realisierte, wo er sich gerade befand.

Der Raum wirkte zwar wie ein Wohnzimmer, war aber groß genug um duzende Leute darin zu versammeln. Darunter auch bekannte Gesichter, bei denen Tsuna sich sofort sicher war, zu wem sie gehörten. Sie waren wirklich alle anwesend.

Yamamoto, Ryohei, Chrome, Hibari, Lambo und Hayato, der den jüngsten von den Wächern gerade in den Schwitzkasten nahm.

„Hey, was soll das? Ich hab nichts gemacht, Gokudera!“

„Jetzt nicht, aber vor 10 Jahren schon, also hast du Strafe verdient!“
 

Verlegen kratzte Tsuna sich am Hinterkopf, als der erwachsene Yamamoto ihn anlächelte und ihm zunickte. Er nickte ebenfalls, war gerade nicht wirklich im Stande, etwas zu sagen, weil er sich total fehl am Platz fühlte. So wie es aussah, war er gerade mitten in eine Art Veranstaltung geplatzt.
 

Zum Glück hatten die anderen Gäste kaum etwas mitbekommen oder taten jedenfalls so als ob, aber dennoch würde Tsuna am liebsten auf der Stelle irgendwohin laufen, wo er gerade ungestört war.

Leider wurde aus dem Plan nichts, da er sich in diesem Raum, geschweige denn in diesem Haus, nicht auskannte. Außerdem wollte er lieber nicht in dem Getümmel der fremden Leute verschwinden. Da waren ihm die bekannten Gesichter schon wesentlich lieber.

„Ähm, Gokudera-kun“, meinte er leicht schüchtern, da dieser sich mit Lambo wegen der Bazooka stritt. Dass Hayato nicht gerade sanft mit dem jüngsten Wächter umsprang, war dem Braunhaarigen schon bewusst, aber dass er dabei diesen fast schon tödlichen Blick hatte, war selbst Tsuna neu. Jedenfalls wirkte Hayato wesentlich ernster bei seiner Sache, als er es sonst immer war.

Der Blick des Älteren traf ihn etwas kalt und er zuckte unwillkürlich zurück. „Es ist nicht Lambos Schuld, dass ich jetzt hier bin. Giannini hat die Bazooka gebracht und sie versehentlich auf mich gerichtet.“ Dass es auch Hayatos Mitschuld war, wollte er gerade lieber nicht erwähnen.
 

Etwas beherrschter ließ er Lambo dann los, der seine Krawatte wieder richtete und einige Schritte vom Sturmwächter zurücktrat.

„Das ist mal wieder typisch für Giannini.“ Er nahm sein Glas Wein zur Hand, dass Chrome in der Zwischenzeit seines dezenten Ausrasters gehalten hatte und trank einen Schluck daraus. Schien so, als würden sie etwas feiern.
 

„Decimo“, wieder dieser ernste Blick von Hayato. „Wenn du wieder zurückkehrst, sag meinem jüngeren Ich, dass er die Bazooka zerstören soll. Das hätte er schon längst tun sollen, ich will hier nicht ständig unerwarteten Besuch haben.“ Dann wandte er sich ab und verschwand in der Menschenmenge des Raumes, noch ehe der Braunhaarige überhaupt Gelegenheit hatte, etwas zu erwidern.

„Gokudera-kun…“

Tsuna wollte ihm folgen, spürte aber eine Hand, die sich auf seine Schulter legte und ihn davon abhielt.

„Er wird sich schonwieder beruhigen, Tsuna. Mach dir keine Sorgen und warte einfach hier, bis die fünf Minuten vorbei sind.“
 

Der Jüngere drehte sich zu Yamamoto um und kratzte sich wieder verlegen am Hinterkopf. „Aber genau das ist ja das Problem, Yamamoto. Es dauert keine fünf Minuten mehr, bis ich zurück in die Zukunft kann, sondern fünf Tage.“

Es wunderte ihn, dass die anderen offenbar nicht darüber Bescheid wussten, wo Giannini doch in der Vergangenheit an der Bazooka rumgebastelt hatte. Oder hatten sie ihnen nichts davon erzählt gehabt?

Nun gut, wenn er so darüber nachdachte, dann würde er den anderen wirklich nichts davon erzählen, wenn er wieder zurück in die Vergangenheit kommen würde. Die Sache war auch so schon verwirrend genug. Aber wenn seine Annahme richtig war, dann musste Hayato darüber Bescheid wissen. Umso mehr verwirrte es ihn, dass dieser so abweisend ihm gegenüber reagierte.
 

„Fünf Tage? Ist das dein ernst?“ Auch wenn Yamamoto immer so tat, als wäre alles in Ordnung, so konnte Tsuna genau erkennen, dass er sich Sorgen machte.

Was war denn hier nur los? Die anderen sagten kein Wort und wichen seinen Blicken teilweise sogar aus, mit Ausnahme von Ryohei, der dann auf Tsuna zukam und seine Hand enthusiastisch um dessen Schulter schlang.

„Jetzt zieht nicht so ein Gesicht, als wären wir hier auf einer Beerdigung. Lasst uns weiter feiern. Ob nun der jüngere Decimo da ist oder der ältere. Sawada bleibt Sawada, hab ich nicht extrem recht?“

Er hob sein Glas an und trank daraus. Entweder war er schon betrunken, oder einfach nur gut drauf. Jedenfalls lockerte das die Runde und die anderen begannen dann, sich gegenseitig zuzuprosten.

Tsuna musste unwillkürlich lächeln, wenn auch er sich immernoch Gedanken um Hayato machte. Er musste mit ihm reden, und zwar sofort.
 

„Danke, Oni-chan.“

Ryohei musste lachen. „So hast du mich schon lange nicht mehr genannt, Sawada. Willst du nicht auch ein Glas Wein trinken?“

„Ähm, danke nein.“ Dass er jetzt fünfzehn war, schien Ryohei wohl vergessen zu haben, aber das konnte er ihm ja wohl kaum verübeln.

„Ihr entschuldigt mich.“ Tsuna löste sich aus der Umarmung des Älteren und verschwand dann ebenfalls in der Menschenmenge. Diese ganzen fremden Gesichter, die ihn allerdings sehr vertraut ansahen, waren ihm unheimlich. Dennoch fragte er die Leute danach, ob sie Hayato gesehen hatten und sie gaben ihm nur die Auskunft, dass er den Saal bereits verlassen hatte.
 

Aus der Tür getreten, stand er plötzlich in einem leeren Gang, der nichts mehr davon verriet, dass in dem Raum hinter dem großen Tor eine Party stattfand.
 

Erleichtert atmete er erstmal aus, da er sich im Augenblick wesentlich wohler fühlte, wenn er nicht von unzähligen Menschen umgeben war. Jetzt konnte er zum ersten Mal einen klaren Gedanken fassen und sich in Ruhe umsehen. Dieses Gebäude wirkte fast wie ein Schloss, so groß war es.

Intuitiv folgte er dem Gang entlang, als würde er etwas Vertrautes spüren, obwohl er sich trotzdem fremd fühlte.
 

„Es ist nicht gut, wenn du hier ganz alleine rumläufst, Decimo.“

Tsuna drehte sich um und hätte fast einen Herzstillstand gehabt, als er die hallende Stimmte hinter sich hörte.

„Go- Gokudera-kun, hast du mich aber erschreckt.“
 

Der Ältere schnippte seine Zigarette in den Aschenbecher neben ihm und stand dann auf, um auf Tsuna zuzugehen. Ungewollt trat dieser einige Schritte zurück, da ihn Hayatos kühle Art verunsicherte, obwohl er ihm doch vollkommen vertraute. Er merkte garnicht, dass er schon soweit zurückgetreten war, dass er nun die Wand im Rücken spürte. Und als Hayato seine Hand neben ihm gegen die Wand schlug, zuckte er zusammen und lächelte ängstlich. Die Augen seines Gegenübers schienen ihn regelrecht zu durchleuchten, so intensiv war sein Blick.

„Ich weiß, dass ich daran schuld bin, dass du jetzt hier bist. Und ich weiß auch, dass du die nächsten fünf Tage hier festsitzt und genau deswegen bin ich auch dafür verantwortlich, dass dir hier nichts zustößt, was die Vergangenheit verändern könnte.“
 

War es etwa das, was Hayato im Augenblick so belastete? Dass er Schuldgefühle gegenüber ihm hatte? Das wollte Tsuna nicht und jetzt tat es ihm leid, dass er für einen kurzen Moment an seinem Wächter gezweifelt hatte. Er schloss die Augen und konnte nicht anders, als seine Hände um dessen Körper zu schließen und sich fest an ihn zu lehnen. Er machte das ganz unbewusst, aber er hatte sich bisher so unwohl gefühlt, dass er jetzt die Nähe einer vertrauen Person brauchte.

„Gokudera-kun, das ist schon in Ordnung. Ich werde nichts machen, was euch Schwierigkeiten macht, das verspreche ich.“
 

„Decimo…“ Auch für Hayato war es ungewohnt, dass Tsuna ihm plötzlich so nah war. Soweit er sich daran erinnern konnte, hatte er es immer verhindert, ihm so nahe zu kommen, deswegen musste er seine Fassung zurückbekommen, um wieder Herr der Lage zu werden. Den Impuls, den jungen Körper von ihm weg zu stoßen unterdrückte er soweit es ging, denn dafür war ihm der Moment zu kostbar.

Er schloss seine Augen und erwiderte die Umarmung seines Schützlings, vergrub sein Gesicht in Tsunas Haaren und saugte die Erinnerung daran mit jeder Faser seines schmerzenden Herzens in sich auf.
 

Es ging nicht darum, was Tsuna anstellte, es ging viel mehr darum, was die anderen hier anstellen würden, wenn sie davon erfuhren, dass jetzt der jüngere Decimo hier aufgetaucht war. Aber diese Sorgen behielt er für sich. Er wusste doch, wie unschuldig seine reine Seele war und das war auch schließlich genau das, was ihn so sehr an ihm faszinierte.

„Vielleicht wäre es besser, wenn du dich erstmal ausruhst, Decimo. Ich zeige dir dein Zimmer.“

Tsuna nickte und folgte seiner rechten Hand.
 

~~~Past~~~
 

Der Decimo nippte an der Tasse und seufzte wohlig auf. „Erstaunlich, wie lange es schon her ist, dass ich japanischen Tee getrunken habe. Ich wusste garnicht, dass du das kannst, Hayato.“

Sein dezentes Lächeln war so komisch für Gokudera, der selbst verlegen lachte, weil er schonwieder das Gefühl hatte, als würde er rot anlaufen. Das war ihm schon den ganzen Tag passiert und er richtete ein Mischgeschick nach dem anderen an. Und eigentlich hatte er das Gefühl, dass er den Tee auch versaut hatte, als dass er ihn ordentlich hinbekommen hätte. Also entweder, der ältere Tsuna tat nur so, als würde es ihm schmecken, oder Gokudera hatte einfach nur Glück damit gehabt.
 

Reborn war wie vom Erdboden verschluckt gewesen, als der Decimo hier aufgetaucht war und auch Giannini hatte die beiden dann einfach alleine gelassen. Ihn dann zu fragen, ob sie ungestört weiter Lernen sollten, schien ihm ja wohl ziemlich unpassend zu sein, also hatte er ihm nur angeboten, erstmal hier zu bleiben. Was sollte er denn sonst machen? Es war ja schließlich Tsunas Zuhause und nicht sein eigenes. Fünf Tage würden schon nicht so lange werden, das hoffte er zumindest.
 

Der Decimo konnte die Gedanken von Gokudera förmlich von seinem Gesicht ablesen, wie er sich Sorgen darüber machte, was er nun tun sollte. Kein Vergleich zu seinem zukünftigen Ich, der mit der Zeit gelernt hatte, ruhig und strategisch zu handeln.

„Mach dir nicht so viele Gedanken, Hayato. Tsuna, besser gesagt ich, werde es mit deiner Hilfe schon schaffen, alles rechtzeitig nachzuholen.“ Er blickte aus dem Fenster und genoss die Stille des Abends, die sich in den Raum legte. Zugegeben, dass er diese friedliche Zeit sehr vermisste.
 

Gokudera seufzte und lehnte sich erstmal zurück, während er den Decimo unbemerkt beobachtete. Seine Gesichtszüge waren männlicher geworden und seine Ausstrahlung wirkte so fremd ihm gegenüber, als würde er eine gewisse Distanz zu ihm bewahren. Aber trotzdem nannte er ihn Hayato und das löste in ihm ein ungewöhnliches Ziehen in seiner Brust aus, dass er nicht einordnen konnte. Was war nur los mit ihm, dass er ihm so ein Gefühl gab?

Er hatte nicht das Gefühl, als würde derselbe Tsuna vor ihm sitzen, den er kannte, sonst würde er kaum so auf ihn reagieren. Er traute sich ja nicht einmal mehr, ihn anzufassen, so sehr hatte er das Gefühl, ihm fern zu sein.

Dann schüttelte Gokudera den Kopf und stand auf.

„Ich wünsche dir eine gute Nacht, Zehnter. Da keiner im Haus ist, werde ich im Wohnzimmer schlafen.“

Mit eiligen Schritten verließ er das Zimmer und stürmte regelrecht ins Bad. Seinen Tee hatte er nichtmal ausgetrunken, so stark war der Drang danach, hinauszuflüchten. Er hielt sich seine Hand an die Brust und spürte sein Herz wild pochen.

„Verdammte Scheisse, was ist nur los mit mir, das hält ja kein Schwein mehr aus!“ Wenn er sich weiter wie so ein Affe vor seinem zukünftigen Ich benahm, dann würde er ja sonst was von ihm denken.

Aber aus irgendeinem Grund konnte er den Blick des Älteren gerade nicht mehr ertragen. Vertraut, aber doch fremd, so hatte Tsuna ihn noch nie angesehen. „Zehnter, ich verstehe es nicht.“ Was war in der Zukunft denn geschehen, dass er sich so verändert hatte?
 

~~~Future~~~
 

„Guten Morgen, Vongola Decimo. Zeit zum Aufstehen, ihr Frühstück wartet auf sie.“

Tsuna kreischte erstmal auf, als er die junge Frau entdeckte, die ihn so freundlich anlächelte und vor ihm stand, während er nur mit Unterwäsche im Bett lag. Er sah sich im Raum um und stellte fest, dass es doch kein Traum war, dass er jetzt in der Zukunft steckte.

Dass Hayato nicht mehr da war, nachdem er ihn gestern darum gebeten hatte, solange bei ihm zu bleiben, bis er einschlief, weil er sich in dem Zimmer – welches fast so groß wie sein ganzes Zuhause war - unwohl gefühlt hatte, war ja kein Problem. Aber diese fremde Frau, die da einfach vor ihm stand, erschreckte ihn dann doch wieder.

Sie sah so aus, als ob sie eine Bedienstete des Hauses wäre und ihn gut zu kennen schien, dennoch schämte er sich, wenn sie ihn so unbekleidet zu Gesicht bekam.

„Ähm, ich komme gleich, warten Sie bitte draußen vor der Türe auf mich, damit sie mir das Esszimmer zeigen können.“

„Natürlich, Vongola Decimo.“ Mit einem Knicks tat sie, wie ihr geheißen wurde und verschwand.
 

„Man, daran muss man sich auch erstmal gewöhnen.“ Seufzend stand er dann auf und hastete eilig in das Badezimmer nebenan.

Als er danach den Kleiderschrank öffnete, bemerkte er sofort, dass dieser nur aus unzähligen Anzügen, Hemden und Krawatten bestand. Hatte er denn nichts Normales mehr gehabt? Kein Wunder, dass sie alle hier so rumliefen, wenn nichts anderes vorhanden war. Und da er seine Kleidung von gestern nicht anziehen wollte, nahm er sich willkürlich einen davon heraus. Der Stoff fühlte sich unglaublich weich an und dem Etikett nach zu urteilen wurde er in Italien geschneidert, was ihm gleich die nächste Frage in Gedanken rief. Wo war er hier überhaupt? Es kam ihm nicht vor, als wäre er in Japan.

Dann zog er sich schnell an stellte fest, dass der Anzug ihm einige Zentimeter zu groß war. Er musste wohl gewachsen sein. Wenn er ihn etwas einkrempelte, sah es allerdings recht annehmlich aus.

Er drehte sich vor dem Spiegel umher und kam sich viel vornehmer vor, als er sich fühlte.

Vor der Tür verbeugte er sich vor seiner Bediensteten, die ihn daraufhin komisch anstarrte. Tsuna räusperte sich und bat sie dann, ihn zum Esszimmer zu bringen.

„Natürlich, Vongola Decimo.“

Das war wohl ihr Standardspruch gewesen. Und wenn er sich das recht überlegte, klang das so aufgesetzt, dass es ihm nicht zusagte. Aber bevor er wieder was Falsches sagte, blieb er lieber still und folgte ihr durch die großen Räumlichkeiten.
 

Gestern hatte er nicht so sehr auf das Haus geachtet, weil er einfach nur froh war, dass Hayato bei ihm war und ihn durch den Irrgarten führte. Aber jetzt bei hellem Tageslicht, der die Gänge durchleuchtete, konnte er sich kaum vorstellen, dass er hier in Zukunft wohnen sollte. Ob er hier überhaupt wohnte? Eigentlich hatte er erwartet, er würde in ihrem unterirdischen Versteck in Japan aufwachen, aber dem war offenbar nicht so, was ihm nur unendlich viele weitere Fragen in den Kopf warf.
 

„Guten Morgen, Decimo.“

„Guten Morgen, Tsuna.“

Überraschenderweise saßen nur Hayato, Yamamoto und Ryohei am großen Esstisch im Speisesaal, der genauso wie alles andere übermäßig pompös wirkte und man jeden Schritt im Raum nachhallen hörte.

Immernoch etwa schüchtern setzte Tsuna sich auf den Platz, den Hayato ihm andeutete und schluckte überfordert, als er das viele Besteck vor sich liegen sah und nicht wusste, wo vorn und hinten war.
 

So langsam kam es ihm vor, als sei er hier in einem falschen Film gelandet und man würde ihn für einen Adeligen halten, der er garnicht war. Seine kleine Küche mit einem überfüllten Tisch Zuhause wäre ihm jetzt wesentlich lieber gewesen.

Zumindest schmeckte das Frühstück ganz gut und mit Ryoheis und Yamamotos üblichen Geschwätz schwand das unangenehme Gefühl dann allmählich dahin. Tsuna lächelte, weil die Runde dann doch sehr vertraut wirkte. Die beiden hatten sich nicht großartig geändert, was ihn erleichtert aufatmen ließ. So würde er die fünf Tage doch sehr gut überstehen, er hätte es sich auch viel schlimmer vorstellen können.
 

Einzig Hayato saß schweigend neben ihnen und beteiligte sich kaum am Geschehen. Auch den Blicken von Tsuna wich er aus, sodass der Jüngere sich nicht traute, ihm Fragen zu stellen. Im Gegensatz zu den anderen beiden wirkte er sehr verändert, denn normalerweise würde er sich über das Gerede der beiden aufregen oder zumindest ihm selbst gegenüber mehr Aufmerksamkeit schenken.

Gestern Abend hatte er sich wohler in seiner Gegenwart gefühlt, warum war er jetzt wieder so zurückhaltend?
 

Als der Sturmwächter fertig war, stand er auf und warf Tsuna einen flüchtigen Blick zu. „Ich mache mich jetzt an die Arbeit, Decimo. Für dich wäre es besser, wenn du das Haus nicht verlässt, bis ich dich abholen komme. Wenn etwas ist, dann ruf nach mir.“ Und dann war er wieder verschwunden.
 

„Gokudera-kun, warte doch.“ Tsuna hatte schonwieder keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen, weil der Ältere immer so schnell davonrauschte. Das war ebenfalls so seltsam für ihn, da er es gewohnt war, dass Hayato immer an seiner Seite stand.

Stattdessen wandte er sich an Yamamoto. „Was für eine Arbeit meint er denn?“
 

Der Angesprochene lächelte und zuckte mit den Schultern. „Das Übliche eben. Dinge, die das Geschäft am Laufen halten.“

„Geschäft?“ Ob Tsuna das wirklich so genau wissen wollte?

Als ob Yamamoto die Gedanken lesen konnte, nickte er nur und ging nicht weiter darauf ein. Ryohei verließ nach einigen Minuten ebenfalls das Esszimmer mit der Aussage, er ginge jetzt trainieren. Für ihn nichts Unübliches.
 

Jetzt saß Tsuna allein mit Yamamoto am Tisch, der viel ruhiger wirkte, als es den Anschein machte. Nervös spielte der junge Vongola mit seinen Fingern herum, weil ihm immernoch Fragen auf den Nägeln brannten.

„Wir sind nicht mehr in Japan, oder Yamamoto?“

Der Angesprochene schüttelte den Kopf und lächelte sanft. „Um genau zu sein, sind wir in Italien im Gokudera Anwesen.“
 

„Gokudera Anwesen? SEIN Zuhause?“

Tsuna riss seine Augen auf, als er hörte, wo er sich gerade befand. Sicher hatte Gokudera ihm schon von seinem Zuhause erzählt gehabt, aber dass er jetzt ausgerechnet hier landen würde, hätte er niemals erwartet. Zumal sein Wächter ihm doch klargemacht hatte, dass er eigentlich niewieder hierher zurückkommen wollte, nachdem er seine Familie verlassen hatte. Wo war diese überhaupt abgeblieben?

„Aber… wohnen wir denn hier, oder was?“

Wieder nickte Yamamoto nur und wich jetzt dem Blick von Tsuna aus. Was sollte das Ganze denn bedeuten? Das warf doch alles nur noch mehr Fragen auf, als dass es ihm Klarheit verschaffte.

Er legte seine Hand gegen seine Stirn, weil es ihm zuviel Kopfzerbrechen bereitete, noch weiter darüber nachzudenken. Außerdem hatte er das Gefühl, als würden seine Fragen ohnehin nicht wirklich beantwortet werden. Vielleicht wäre es besser, das Ganze soweit es ihm möglich wäre, zu ignorieren und die Tage einfach nur abzuwarten, bis er wieder zurück in die Vergangenheit kehren würde.
 

Wenn Gokudera doch jetzt nur bei ihm wäre. Die ganze Zeit hatte er seine Anwesenheit für so selbstverständlich gehalten, dass er erst jetzt merkte, wie einsam er sich auf einmal fühlte, wenn er nicht in seiner Nähe war.

Er überspielte seine Gedanken mit einem Lächeln. „Wie lange muss Gokudera-kun denn arbeiten?“
 

Yamamoto sah ihn wieder an. Tsuna wahrte überraschend mehr Fassung, als er von ihm gedacht hätte.

„Meistens bis 18 Uhr.“

„Und was meinte er damit, dass er mich abholen kommt, wenn er fertig ist?“

„Wir essen zu Abend auswärts, bis dahin bleiben wir hier.“
 

Tsuna nickte und stand dann auf. Mehr Informationen würde er wohl nicht bekommen, sonst würde Yamamoto nicht so knapp antworten und hätte von sich aus mehr erzählt. „Zeigst du mir das Haus, oder bist du auch beschäftigt?“ Wenn er hier schon die nächsten Tage verbringen sollte, so wollte er sich zumindest soweit auskennen, dass er sich nicht ständig verlaufen würde.

Auch Yamamoto lächelte wieder und es wirkte sehr viel unbeschwerter als noch eben zuvor. „Nein, ich habe nichts Weiteres vor, Tsuna.“
 

~~~Past~~~
 

Die Nacht war so schrecklich gewesen, dass Gokudera froh war, als die ersten Sonnenstrahlen ins Wohnzimmer schienen und er endlich aufstehen konnte. Er hatte nicht ein Auge zugetan, während er sich quälend hin und her gewälzt hatte, weil ihm der Blick vom Decimo nicht aus den Gedanken weichen wollte.
 

Zwar hatte er dem Zehnten versprochen, es sein zu lassen, aber gerade konnte er nicht anders, als das Haus zu verlassen, um sich eine Schachtel Kippen zu besorgen und erstmal ausgiebig an einem Glimmstängel zu ziehen. Die Macht der Gewohnheit siegte am Ende eben doch und machte es ihm leichter, über sein schlechtes Gewissen hinweg zu sehen.

Wann hatte er denn überhaupt schonmal den Zehnten irgendwie zufrieden stellen können? Er brauchte sich nichts vorzumachen, denn es war klar, dass Tsuna wegen ihm jetzt in der Zukunft festsaß, weil er sich nicht beherrschen konnte. Dass er ihm gegenüber immernur Schuldgefühle hatte, war ja sowieso nichts Neues für ihn.

Aber so langsam breiteten sich andere Gefühle im Bezug auf den Zehnten in ihm aus, die sich weniger zuordnen ließen und das setzte ihm mehr zu, als er gedacht hatte. Vor allem jetzt, wo der Zehnte nicht da war, machte es sich deutlich bemerkbar. Der ältere Tsuna war eben nicht derselbe Tsuna, den er kannte und das erschreckte ihn.

‚Aber hör lieber auf, dir selbst weh zu tun.‘
 

Er lächelte vor sich hin. „Wenn das nur so einfach wäre, Zehnter.“
 

Nach drei Zigaretten war er erstmal gesättigt und fühlte sich einigermaßen bereit, um in den Tag starten zu können, auch wenn die schlaflose Nacht sich in seinem Gesicht abzeichnete.
 

Mit Einkaufstüten voll Sushi und Ramen bewaffnet stolperte er ins Haus von Tsuna hinein und hoffte, dass er seinen zukünftigen Boss nicht aufweckte. Für die ersten Tage sollte der Vorrat reichen und im Notfall gab es immernoch den Pizzaservice.
 

Okay, seine Sorge war umsonst, als er den Decimo sitzend und in einer Zeitung lesend im Wohnzimmer vorfand. Schien so, als hätte er sich an der Kleidung seines Vaters bedient, was ihn schonwieder so männlich aussehen ließ.

„Guten Morgen, Zehnter. Ich habe was zu Essen mitgebracht.“

„Danke Hayato. Aber ich habe mich schon bedient und bin satt.“
 

Warum wunderte es den Jüngeren überhaupt, dass der Decimo so selbstständig war. Immerhin war er ja schon erwachsen und befand sich in seinem eigenen Haus. Und gerade kam Gokudera sich ziemlich unnütz und dämlich vor.

Also setzte er sich schweigend in die Küche und frühstückte allein vor sich hin. Fiel ihm das erst jetzt auf, oder war es schon immer so gewesen, dass er Tsuna vermisste, wenn er nicht da war?
 

~~~Future~~~
 

Bis zum Abend hatte Tsuna sich die Zeit in der Bibliothek des Schlosses vertrieben. Ja, es handelte sich bei dem Anwesen wirklich um ein Schloss, das hatte er in dieser Form nicht erwartet. Schon ein komisches Gefühl, dass das alles hier Gokudera gehören sollte, der auf ihn immer einen recht bescheidenen Eindruck gemacht hatte.

Und mit den Büchern konnte er zumindest seine Einsamkeit weitestgehend verdrängen, die sich unweigerlich immer mehr in ihm ausbreitete, nachdem er es in der letzten Zeit gewohnt war, dass bei ihnen immer volles Haus herrschte.

Das Ticken der Uhr wurde lauter und lauter, bis sie schließlich den fünf Uhr Gong verlauten ließ. In einer Stunde würde Hayato ihn endlich abholen kommen, bis dahin hatte er noch etwas Zeit, sich etwas frisch zu machen.
 

Während er unter der Dusche stand, musste er an den gestrigen Tag denken, an dem er soviele Leute ihn ihrem Wohnzimmer gesehen hatte.

Im Vergleich dazu herrschte heute eine langweilige Totenstille, die kaum auszuhalten war. Yamamoto hatte ihm erzählt, dass sie einmal in der Woche eine Gesellschaftsparty organisierten, indem sich die wichtigsten Mitglieder der Vongola Familie versammelten. Gewundert hatte er sich nur darüber, dass er kein Gesicht davon erkannt hatte. Und von den Arcobalenos fehlte auch jede Spur.

Wer weiß schon, wo sie sich aufhielten. Aber die Tatsache, dass Tsuna sich im Kreis seiner engsten Freunde befand, beruhigte ihn schnell wieder. Nur daran sollte er denken und sonst nichts.
 

Ein unwillkürliches Lächeln huschte über Tsunas Gesicht, als er Hayato sah, so sehr freute er sich über seinen Anblick. Und im Gegensatz zu heute Morgen wirkte auch er viel entspannter und schenkte seinem zukünftigen Boss ebenfalls ein Lächeln.
 

Wieder saßen sie nur zu viert im Wagen, der sie zu einem Restaurant chauffierte.

Also wohnten die restlichen Wächter scheinbar nicht mit ihm im Schloss zusammen, sondern waren nur wegen der Party gestern vollständig anwesend.
 

Aber das machte nichts. Solange seine Freunde bei ihm waren, fühlte er sich wirklich wohl bei ihnen. Dass er den Tag nicht mit ihnen verbringen konnte, musste wohl daran liegen, dass sie nun erwachsen waren und jeder seiner Arbeit nachgehen musste. Sie waren nicht mehr in der Schule, daran hatte Tsuna wohl nicht gedacht. Vielleicht hatte er sich viel zu viele Gedanken darüber gemacht, weil die Veränderung im ersten Augenblick einfach zu groß war.

Und vielleicht hatte sein zukünftiges Ich genauso viel zu tun und selbst keine Zeit, um sich anderweitig zu beschäftigen. Er sollte seine Gedanken wirklich nicht so überstrapazieren und den Abend mit ihnen genießen.
 

Allein, dass er Hayato wieder lachen sah, stimmte ihn ungewöhnlich glücklich.
 

Auch das Abendessen verlief sehr harmonisch und erinnerte Tsuna an die Unbeschwertheit, die er bis dahin ebenfalls vermisst hatte. Die Anwesenheit des Jüngeren sorgte dafür, dass alte Geschichten wieder ausgegraben wurden und man sich auf Kosten derer amüsierte.
 

Allerdings sollte dieses harmonische Bild schon sehr bald getrübt werden, als Hayatos Blick sich schlagartig veränderte.

Das verräterische Blitzen im Fenster des Restaurants weckte seinen Instinkt, sodass er sich im nächsten Augenblick automatisch auf seinen Schützling stürtzte.

„Achtung, Decimo!“
 

Tsuna wusste garnicht, wie ihm geschah. Das Einzige, was er spürte, war, wie er plötzlich nach hinten gestoßen wurde und durch die Wucht des Aufpralls am Hinterkopf das Bewusstsein verlor.
 

Die Gäste verließen schreiend das Lokal, als urplötzlich ein wildes Schussgefecht entstand. Sowohl Ryohei, als auch Yamamoto hatten ihre Waffen gezogen und schossen gegen das Fenster, welches mit einem lauten Klirren in unzählige Teile zersplitterte.
 

Hayato breitete sich über dem jungen Decimo aus, damit er nicht davon getroffen wurde und setzte sich erst dann auf, als sich die Lage halbwegs beruhigt hatte.

„Decimo?“ Er schüttelte Tsuna leicht, weil dieser keine Regung zeigte. Er konnte allerdings kein Blut sehen und der Puls des Jüngeren versicherte ihm, dass ihm glücklicherweise nichts weiter zugestoßen war. Er hätte besser aufpassen müssen, aber für Vorwürfe hatte er jetzt keine Zeit.

„Verdammte Scheisse!“

Sein Gesicht verfinsterte sich, ehe sein Ring zu lodern begann.

„Yamamoto, Okto, bringt den Decimo sofort zurück ins Schloss und passt auf ihn auf!“ Mit diesen Worten sprang Hayato auf und rannte aus dem Lokal.
 

~~~Past~~~
 

Sanft legte der ältere Tsuna die Decke über Gokudera, der vor Erschöpfung letztendlich doch auf der Wohnzimmercouch eingeschlafen war.

Dieses tatenlose rumsitzen, wenn man übermüdet war konnte einen nunmal schlecht wachhalten. Auch wenn Gokudera sich am Ende darüber ärgern würde, so wollte der Decimo den Jüngeren ungern wecken. Wozu auch? Er sollte ruhig schlafen, denn es gab hier ohnehin nicht viel zu tun. Außerdem musste Tsuna zugeben, dass er seinem jüngeren Sturmwächter sehr gerne beim Schlafen zusah.

Soviel unbekümmerte Freizeit hatte er schon lange nichtmehr gehabt, da konnte er es ruhig mal genießen, wenn Gokudera so seelenruhig schlief. Solche Momente waren in der Zukunft ohnehin eine Seltenheit.
 

Er schüttelte den Kopf, als er den bitteren Geruch von Qualm wahrnehmen konnte, musste aber doch lächeln.

„Du wirst es nie sein lassen können, Hayato. Aber du bist eben, wie du bist.“

Er verbrachte den ganzen Tag damit, einfach nur neben seinem Sturmwächter zu liegen und dessen Atem auf seiner Haut zu spüren, bis er eine Regung des Jüngeren fühlen konnte.
 

Sofort wich er zurück und verließ das Wohnzimmer, ehe der Jüngere die Augen aufschlug.
 

~~~Future~~
 

Auch Tsuna schlug seine Augen auf und blinzelte direkt in das Licht über ihm. Sein Kopf schmerzte noch von dem Aufprall, aber das machte ihm wieder klar, dass er nicht geträumt hatte.

Sofort setzte er sich auf und blickte in das Gesicht von Yamamoto, der ruhig neben ihm saß und ihn ansah.

„Tsuna, geht es dir gut?“
 

Die Schmerzen waren halb so schlimm, aber diese Ungewissheit brachte die Bombe zum Platzen. Er presste die Augen zusammen und schüttelte den Kopf wild hin und her, während er die Bettdecke zur Seite schleuderte.
 

Dann stand er auf und packte Yamamoto an den Schultern, der sich nicht dagegen wehrte.

„Nein, Yamamoto! Es geht mir nicht gut!“

Er konnte seinen Gefühlsausbruch nicht zurückhalten, weil das alles einfach zu viel für ihn war.

„Warum sagt mir keiner, was hier vor sich geht?! Warum tun alle so, als ob alles in Ordnung ist, wenn es das nicht ist?!“
 

Er ließ seinen älteren Freund wieder los und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Was ist hier los und wo ist Gokudera?“

Sonst war es nämlich sein Sturmwächter, der am Bett von ihm wachte, wenn er darin lag.
 

Doch statt einer Antwort wich Yamamoto wieder Tsunas Blick aus und hatte sichtlich Mühe, zu schweigen.
 

„Ist ihm was passiert?!“

„Nein!“

„Du lügst mich doch nicht an, Yamamoto?“ Im Moment traute er ihm alles zu, damit er verhindern konnte, dass Tsuna sich Sorgen machte. Und wenn keiner ihm was sagen wollte, dann musste er es eben selbst rausfinden, also rannte er einfach los.
 

Zumindest wollte er das, allerdings war Yamamoto schneller gewesen und konnte den Jüngeren noch rechtzeitig am Arm packen, um ihn aufzuhalten.

„Warte, Tsuna!“

Seine Augen waren jetzt so ernst, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. „Ich kann dir versprechen, dass es Gokudera gut geht. Aber bitte warte hier auf ihn.“

„Das will ich aber nicht. Wo ist er?“

Yamamoto biss sich auf die Lippen, als Tsuna sich wieder von ihm losriss.

„Yamamoto, ich bin zwar noch Jung, aber ich weiß, dass ich der zehnte Vongola bin. Auch wenn ich es nicht will, heißt das nicht, dass ich zu blöd bin, um das zu kapieren.“

„Tsuna, es ist nicht so, wie du denkst. Wir halten dich nicht für blöd, sondern…“

„Dann sag mir, wo Gokudera ist!“

Yamamoto nickte resigniert, da es keinen Zweck hatte, dem Jüngeren noch weiter etwas vorzumachen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  PurpleTaiga
2014-09-08T20:51:52+00:00 08.09.2014 22:51
Da hast du aber an einer spannenden Stelle aufgehört ^_^
Mir gefällt dein Schreibstil und ich freu mich schon auf die Fortsetzung :3
Antwort von:  Otogi
09.09.2014 01:00
Hi, danke fürs Kommi ^^

Und ja, es war Absicht, dass ich da aufgehört habe XD
Aber keine Sorge, es wird auf alle Fälle fertig gestellt.

Ich freu mich, dass es dir zusagt ^^


Zurück