Zum Inhalt der Seite

Primary Predestination 2

Die Wege des Schicksals
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 55 - Verborgene Fesseln

Hallo!

Ich bin wieder da! Natürlich möchte ich mich bei allen bedanken, die mir einen Kommi geschrieben haben. ^^ Für sie habe ich schnell weitergeschrieben und dieses Kapitel besonders lang gemacht.

Also viel Spaß beim Lesen!
 

Euere Jacquelin und Sandra
 

Kapitel 55 - Verborgene Fesseln
 

"Rei!" rief jemand hinter ihr, aber sie nahm die besorgte Stimme nicht wahr und lief weiter. "Ich muss einfach," flüsterte sie kaum hörbar, als ob sie viel mehr sich selbst überzeugen wollte. In diesem Moment erreichte sie den Tempelhof, wo gerade ein heftiger Kampf statt fand. Die kühle Nachtluft berührte sanft ihre Wangen, wie sie etwas Ungewöhnliches tief in ihrem Herzen erspürte. Sie hielt in ihrer Bewegung inne. Das geheimnisvolle Flüstern von vorhin schien zurückzukommen. "Was ist das..." dachte sie verblüfft und drehte ihren Kopf sehr langsam zum Ende des Gebetsraums, wo sich das weiße Feuer befand. Das Licht dieses Elements pulsierte immer noch mit unbekannten Kraft. Doch etwas veränderte sich. Und dann schlug es sie. Es war ruhig. All das Krach, Energiewellen und fliegende Gegenstände waren weg, als ob es nie geschah. "Bin ich jetzt verrückt, oder was?" Ihr Blick glitt zum hölzernen Kasten bei ihren Füßen, der jetzt viel mehr wie ein einziges Trümmerhaufen aus sah. "Nein, es ist geschehen..." sagte sie fest und blickte zurück zum Feuer, "was geht hier vor?"
 

"Achtung!" schrie jemand hinter ihrem Rücken. Es war Plutos Stimme. Blitzschnell drehte sich Rei in ihre Richtung. Eine gefährlich nahe Bewegung vor ihrer Wange erschreckte sie jedoch zum Tode. Wie in Zeitlupe sah sie erstmals messerscharfe Klauen und dann eine unmenschliche Fratze nah an ihrem Gesicht vorbeigehen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich der Gefahr bewusst wurde. Sie wurde angegriffen! Ihre Augen erweiteten sich, als sie die anderen durchsichtigen Schattenwesen überall dem Platz verstreut erblickte. Es waren viele. Viel zu viele, wenn sie es besser sagen konnte. Der Tempelhof wurde von ihren dunklen Körpern buchstäblich überschwemmt. "Nein..." entkam Reis zitternden Lippen, als sie die Übermacht vor sich begriff. Ein Zischen an ihrem Ohr ließ sie jedoch von ihrer Benommenheit schnell erwachen. Ihr Gegner kehrte zurück. Ein Schimmer der Entschlossenheit erschien in ihren violetten Augen. "So leicht gebe ich nicht auf!" Mit einer geschickten Bewegung gelang es ihr erstmals auszuweichen. Der Schatten knurrte bösartig, wie seine dunklen Klauen sie nochmals verfehlten und das Steinpflaster zerschmetterten. Er versuchte es noch paar Mal, bevor Rei entschied Schluss zu machen. Ihre schwere Atmung machte ihr nicht so viele Sorgen als viel mehr die plötzliche Aufmerksamtkeit der anderen Schatten. "Mehr als drei schaffe ich bestimmt nicht," dachte sie Stirn runzelnd, "Zeit um die Taktik zu ändern." Mit einer erfahrenen Bewegung reichte sie in ihren linken Ärmel und zog ihre Bannzettel heraus. Gerade rechtszeitig, weil ihr erster und bisher einziger Angreifer nochmals auf holte. "Jetzt oder nie!"
 

Grüne Blätter flogen um sie, wie der nun wilde Wind ihre Gestalt sanft streichelte. Ihre rabenschwarzen Haare tanzten um sie und ließen sie noch gefährlicher aussehen, als sie in Wirklichkeit war. Ihre rotweiße Kleidung flatterte mit ihrer schwach leuchtenden Aura. Ein Schimmer der Entschlosenheit in ihren violetten Augen und einfache traditionelle Bannzettel in ihrer Hand waren ihre einzigen Waffen. Und trotz solcher Einschränkung ihrer Macht konnte sie wie eine wahre Löwin kämpfen. Eine Löwin, der kein Gegner jemals gewachsen sein sollte. Mit einer festen Stimme rezitierte sie die vertrauten Worte, die ihre innere Magie als Shintopriesterin erwecken ließen. Blitzschnell öffnete sie ihre Augen und sprach das letzte und entscheidene Wort der heiligen Formel aus. Ihre unruhige Aura erstrahlte um sie und ging sofort auf die Bannzettel über. Rei fühlte die pulsierende Energie innerhalb dieser und fragte sich, woher diese vorher unbekannte Stärke kam. Zwar konnte sie nun als eine erfahrene Shintopriesterin einige äußerst wirksame Zauber durchfuhren, aber das, was sie gerade tat, hatte nichts mit ihrer Kraft als eine Miko zu tun. Etwas veränderte sich.
 

Ein kurzer Luftzug warnte sie rechtzeitig. Schwarze Klauen kamen zu ihrem Körper bereits gefährlich zu nahe. Im Fluss ihrer Gedanken hatte sie ihren Gegner völlig vergessen. Doch jetzt sollte er ihre volle Aufmerksamtkeit erhalten. Ein siegessicheres Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Ihr kampflustiger Geist einer Marsprinzessin erwachte in ihr. "Du willst also kämpfen? Das kannst du gerne haben." Im selben Moment erstrahlte ihre feuerrote Aura um sie noch heller als vorher. Ihre Augen erglänzten mit verborgener Magie, wie sie sich auf ihren Gegner stürzte. Für sie begann nun der wahre Kampf...
 

~~~

Artemis beobachtete jede Bewegung von Rei mit äußerster Vorsicht. Sie war genug schnell und flink, was sie vorläufig vor gefährlichen Angriffen schützte. Doch es war nur Frage der Zeit, wie lange sie dieses mörderischeTempo aushalten konnte. Artemis strenge Augen bemerkten gleich den ersten Fehler. "Ihre Atmung ist zu schnell. Sie muss sich entspannen," flüsterte er besorgt. Sein Blick wandte sich Sailor Pluto, die gegen die restlichen Schatten kämpfte. Da sie jedoch im Gegenteil zu Rei verwandelt war, konnte sie mehrere Gegner gleichzeitig ausschalten und sich sehr gut verteidigen. "Hoffendlich sind die anderen nicht zu weit weg." Misstrauisch drehte er sich zum weißen Feuer, das verborgen tief im Gebetsraum loderte. Langsam trat er zu ihm näher. Seine Augen verließen nie dieses leuchtende Element und beobachteten jede seine Bewegung. Dann glitt sein Blick zum Verwandlungsstab von Rei. Er glühte bereits. Doch es war nicht von der Hitze und Artemis war sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte. "Wir brauchen Sailor Mars! Hörst du!" schrie er seinen "Gegner" an, dessen Flammen sich jedoch weiterhin ungestört bewegten. "Gib den Stab frei!!" Keine Reaktion. Artemis zweifelte bereits, dass das Feuer ihn überhaupt hören konnte. "Ich bin verrückt," seufzte er ergeben und senkte seinen Blick, "ich spreche mit einem Feuer. - Oh Mann, wie tief kann man noch sinken...?"

~~~
 

Im Geschrei des Kampfes erklang plötzlich ein herzzerreißender Schrei und erfüllte den Kampfplatz. Jeder hielt in seiner Bewegung inne - auch Pluto. Erschrocken drehte sie sich zu Rei, die sich wenige Meter von ihr befand. Ihr Gesichtsausdruck verriet keine Emotionen, aber Pluto konnte den Schmerz in ihren Augen sehen. Ihre Wangen waren unnatürlich blaß und Pupillen erweitetet. "Rei?" fragte Pluto besorgt. Die Angesprochene bewegte sich erstmals nicht. Dann erhob sie leicht ihren Blick zu ihr. Und erst jetzt erkannte Pluto die Tränen in ihren Augen. "Rei!" Diese schüttelte jedoch eifrig ihren Kopf und wandte sich von ihr weg. Doch das, was Pluto am meisten beunruhigte, war das Schweigen ihrerseits. "Ich komme zu dir," entschied sie und machte sie ihren ersten Schritt in ihre Richtung. Aber hielt sofort inne, als sie Reis strenge und gedämpfte Stimme hörte: "Nein!" Reis Augen erglänzten mit weiteren Tränen, wie sie sich versuchte aufzurichten. "Ich muss das allein schaffen," flüsterte sie erschöpft und erhob ihren letzten Bannzettel, "ich muss einfach..." Ihre Hand zitterte sichtbar, wie ein roter Faden einer klebrigen Substanz über den Rücken ihrer Hand floss und sich langsam ins Weiße des Bannzettels ein saugte. Die schwarze Schrift verschwand unter der roten Farbe, deren metallischer Geruch man überall dem Platz riechen konnte. "Rei!" rief Pluto verzweifelt, als ihr klar wurde, was sie plante zu tun, "tue das nicht!!" Diese lächelte sie jedoch leicht an. "Verzeiht mir," wisperte sie mit einer traurigen Stimme. Im selben Augenblick rief sie ihre innere Kraft zu sich und ihre Aura erstrahlte vom neuem. Ihre Gegner reagierten jedoch sofort. Ohne ihr Zeit zu geben, griffen sie sie unbarmherzig an. Und sie war unvorbereitet...
 

Der letzte Bannzettel zerriss unter den messerscharfen Klauen. Eine einzige Träne lief ihre Wange runter, wie sie ihre letzte Hoffnungsschimmer erloschen sah. "Die Marsprinzessin wurde besiegt," dachte sie gebrochen und schloss ihre Augen. Eine zarte Briese streichelte ihre Wange mitfühlend. Sie fühlte ihre warmen Tränen, wie sie ihre Augen das letzte Mal öffnete. Im selben Augenblick, als der Tod fast neben ihr stand, erstarrten all die Angreifer mit ihren todbringenden Klauen, wie der Zeitfluss seine Bedeutung verlor. "War das Pluto?" dachte Rei noch betäubt von ihren Wunden, "es fühlt sich so natürlich... so angenehm." Ihre Lider fielen, wie ein entferntes Flüstern in ihrem Herzen ein trat. Einzelne Worte verbanden sich mit ihrer Meinung. Eine weise und überirdische Stimme schien ihre innere Furcht zu bekämpfen. "Ist das das Ende?" fragte sie zart. Sie löste sich von der letzten Angst in ihrem Herzen und öffnete sich dem kommenden Licht. Eine wunderschöne Melodie berührte ihre Sinne. Sie schien von großer Entfernung zu kommen, als ob sie Raum und Zeit überwand. Rei fühlte sich plötzlich so sicher und geborgen. So als hätte sie nie Angst und Schrecken kennengelernt.
 

Leichte seidene Vorhängen schwebten durch die warme nach süßen Rosen riechende Luft. Angenehme Sonnenstrahlen schimmerten durch dieses Spiel des Windes, der eine engelhafte Melodie mit sich trug. Säulen aus Elfenbein glänzten im Licht der Untergehenden Sonne, wie wunderschöne Schmetterlinge zwischen ihnen flogen. Es war das einfachste Spiel des Lichts und all seiner Farben, das Rei am meisten beeindrückte. Alles schien so einfach und gleichzeitig so perfekt. Sie hatte das Gefühl, dass sie alles nur träumte, aber ein weicher Hauch an ihrer Wange überzeugte sie vom Gegenteil. Sie drehte sich langsam um. Einer der federleichten Vorhängen streichelten sie nochmals, als ob er ihre Aufmerksamtkeit erhalten wollte. Und erst jetzt bemerkte sie einen schwachen Schimmer in ihrer Nähe. Es erweckte ihre Neugier und so versuchte sie die Quelle dessen zu finden. Hoch über ihrem Kopf, unter dem mit Rosen bedeckten Kapitell, wo sich das Licht der untergehenden Sonne merhmals widerspiegelte, erblickte sie einen wunderschönen Schmetterling. Seine Flügel trugen alle Farben des Feuers und bewegten sich leicht neben einer erblühenden Rosenknospe. Rei lächelte, wie sie ihre rechte Hand zu ihm erhob. "Hab' keine Angst," flüsterte sie beruhigend, in der Hoffnung dieses ungewöhnliche Wesen herbeizulocken. Der Schmetterling schien sie erstmals zu ignorieren, weil er weiterhin den süßen Rosennektar trank. Doch nach einer Weile, als Rei schon enttäuscht aufgeben wollte, erhob er sich vom weißen Stein und flog langsam zu ihr nieder. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie die eleganten Bewegungen seiner rot schimmernden Flügel, als er schließlich auf ihrem Zeigefinger landete. Unbewusst verstummte die angenehme Melodie um sie und eine himmlische Stille breitete sich stattdessen aus. Rei nahm es aber nicht wahr. Ihre ganze Aufmerksamtkeit wurde zu einem Geschöpf auf ihrem Finger gewidmet. Und vielleicht deswegen hörte sie die sich nähernden Schritte nicht.
 

"Seelenverwandte finden sich immer, nicht wahr, Sailor Mars?" erklang unerwartet eine freundliche und weise Stimme. Rei erschreckte von ihrer Gedanken und erhob ihren Blick zu einer nahstehenden Person. Diese beobachtete sie verborgen hinter mehreren flatternden Vorhängen und erlaubte ihr somit nur ihre Umrisse zu sehen. Sie war hochgewachsen und schlank. Ihre Gestalt und Stimme erinnerten an eine reife und weise Frau, deren Haltung königliche Risse trug. Ihre bodenlange Haare tanzten mit dem Gesang des Windes und glänzten im orangen Licht der untergehenden Sonne hinter ihrem Rücken. "Wer sind Sie?" fragte Rei etwas verwirrt. "Das solltest du wissen, du hast mich schließlich gerufen." "Ich?" blinzelte Rei verblüfft, "das kann nicht sein. Ich habe zum heiligen Feuer gebetet, um mir die Zukunft zu offenbaren. Aber dann ist etwas schief gegangen und-" Reis Stimme verlor sich. Ihre Augen erweiteten sich, als sie ihren Satz schließlich zu Ende sprach: "- und dann wurde das Feuer plötzlich weiß. Sie waren es. Sie haben diese Energie gebracht, nicht wahr?" "Das ist nur ein Teil der Wahrheit," antwortete ihre Begleiterin geduldig, "zwar sind deine psychischen Kräfte gut genug entwickelt, Sailor Mars, aber einen Portal dieses Ausmaßes könntest du nie öffnen. Dazu ist viel mehr nötig als jahrelange Übung. Nein, in diesem Falle war es die andere Kraft in deinem Verwandlungsstab, die all das ermöglichte und mich in deine Welt herbei rief." "Portal? Andere Kraft? Ich verstehe nicht. Was geht hier eigentlich vor?" "Das ist eine lange Geschichte, die du später erfahren wirst. Jetzt ist es aber an der Zeit die Rufe der Vergangenheit zu erhören. Denn in unserer Vergangenheit sind Sachen verborgen, die uns über unsere Zukunft lehren sollten." "Wovon sprechen Sie?" "Frag das Feuer. Es wird dir alle Antworten geben, die du suchst, aber erst als dein Herz frei von Furcht und Hass wird. Erst dann wirst du die verborgenen Fesseln sehen." "Aber-" wollte Rei noch protestieren, aber verstummte, als sie sah, dass sich die Fremde von ihr weg drehte und ihr nicht mehr zu hörte. Ihre anmutige Bewegung und Tanz des Windes waren in diesem Augenblick in völliger Harmonie, als das Licht der Sonne hinter dem Horizont verschwand.
 

Der vegessene Schmetterling auf Reis Finger erhob sich im selben Augenblick in die Luft und flog zu seiner Herrin. Diese sah völlig ruhig und gelassen vor sich, als ob sie Rei vergessen hätte. Sie schien in einer Art Trance zu sein, weil sie immer noch zum dunklen Hügel vor sich starrte. Ihre Lippen sprachen einen Gebet aus, der ein Abscheid zur Sonne sein sollte. Die Himmelsröte verschwand schließlich, wie sich Dunkelheit in diese reine Welt ein schlich. Der zerbrechliche Körper des fliegenden Schmetterlings erglühte mit einer feuerroten Aura, die Rei zu gut kannte. "Aber das ist doch Marsenergie," dachte sie verblüfft, wie sie seinen leichten Flug bis zu der Unbekannten beobachtete. Diese fühlte sein sich näherndes Licht und erhob ihre rechte Hand zu ihm. "Sie erwarten dich schon. Geh zu ihnen," flüsterte sie eine vom Wind gebrachte Botschaft. Das kleine Wesen verwandelte sich augenblicklich in eine rot glühende Lichtkugel und verschwand blitzschnell in der unendlichen Finsternis vor ihnen. "Das Licht kann man nicht vernichten," sprach die Unbekannte unerwartet weiter und drehte leicht ihren Kopf in Reis Richtung, "denn ein einziger Schimmer wird immer existieren, um es neu entfachen zu lassen." Die Dunkelheit hinter ihrer schlanken Gestalt wurde schwächer, wie acht glühende Lichter, unter denen Rei auch ihr rotes erkannte, sich in einem einzigen Punkt vereinigten. In Bruchteil einer Sekunde explodierte alles mit gleißendem Licht, das Tausende neue Sterne auf dem Nachthimmel erschuf. Die Nacht wurde zum Tag, als ein weißer Mond hinter dem Horizont auf tauchte und langsam über die friedliche Landschaft segelte. Sein angenehmes Leuchten erfüllte Reis Herz mit unbeschreiblichem Gefühl von innerer Ruhe und Harmonie. Er war der Beweis von perfektem Einklang des Lichts und Finsternis. Eine natürliche Symbiose, die neue Wunder erschaffen ließ. So tauchte von den verräterischen Schatten eine ganze strahlende Stadt auf. Tausende Gebäude aus reinstem Kristall glitzerten mit allen Farben des Regenbogens. All die Magie dieses Lichtspiels vereinigte sich an einzigem Ort, wo ein atemberaubender Kristallpalast stand. "Kristall-Tokio," sprach Rei ehrfürchtig aus und hatte den Drang vor dieser Schönheit niederzuknien.
 

Ihre geheimnisvolle Begleiterin, die sie immer noch beobachtete, lächelte sie freundlich an. In dem entstandenen Licht wurden ihre Umrisse klarer und Rei war fähig, sie besser zu sehen. Sie trug eine bodenlage schneeweiße Robe, die an ihren Rücken mit vielen glitzernden silbernen und goldenen Bänndern geschmückt war. Diese flatterten mit ihren glänzendem Haar in einem beruhigenden Tanz. Ihre Strähnen hatten die Farbe vom weißen Gold, das mit dem Licht des Mondes völlig identisch war. Ihr Gesicht war Rei vertraulich, obwohl sie diese Frau nie zuvor begegnete. Doch das, was Rei am meisten überraschte, waren ihre mit Magie erfüllten Augen, die tausendjährige Weisheit trugen. Rei konnte schwören, dass sie dunkel blau waren, aber im nächsten Moment erschien in ihnen ein grünes Leuchten und dann wurden sie plötzlich silbern wie das Mondlicht selbst. "Wer bist du?" fragte Rei unsicher. Anstatt auf ihre Frage zu antworten, wandte sich die Angesprochene von ihr weg und sah das strahlende Stadt nachdenklich an. "Finde den letzten Hoffnungsschimmer, Kriegerin des Feuers, und lass das Licht in eueren Herzen neu entfachen," erklang ihre Stimme nach einer Weile des Schweigens, "such die, die mit der letzten Hoffnung gesegnet ist."
 

"Merkur! Aqua - Melody!" Augenblicklich erspürte Rei eine bekannte Energie um sich, wie eine reine Wasserkraft sie von Klauen des Todes befreite und sie unter den Lebenden willkommen hieß. Sie war zurück. Die vorher erstarrte Zeit nahm wieder seinen Lauf. "Danke," flüsterte Rei schwach, bevor sie ihr Bewusstsein verlor und ihr erschöpfter Körper auf das Steinpflaster sank.
 

Sailor Pluto drehte sich zur Quelle dieser Attacke überrascht um und erblickte eine Sailorkriegerin in einer blauen Uniform. "Merkur! Gott sei Dank!" atmete Pluto erleichtert aus. "Was ist denn hier los?!" rief Merkur beunruhigt und lief zur bewusstlosen Rei. Mit einem schnellen Blick bemerkte sie mehrere tiefe Kratzer an ihrem rechten Arm und Schulter, die glücklicherweise nur leicht bluteten. "Ist sie OK?" erschien unerwartet Pluto neben ihr. "Ja, aber sie muss bald verarztet werden. Wir sollten sie hinein bringen. Ich hole Verbände inzwischen." Pluto nickte schweigend, wie Merkur zum vorderen Teil des Tempels weg lief. Pluto sah lange hinter her und erst dann erhob sie Reis bewusstlosen Körper in die Arme. Bevor sie jedoch den ersten Schritt tat, wandte sie sich nochmals der Finsterins um sich. Es war ruhig. Alle Schattenwesen waren weg, als ob sie hier nie wären. "Sie haben sich anscheinend zurückgezogen," dachte sie nervös und trat in Richtung des Gebetsraums hinaus, "hoffendlich für immer."
 

***
 

Es war wiedermal ruhig. Die vor kurzem unangenehme Stille beherrschte wieder diesen verlassenen Ort. Schwaches Mondlicht erhellte einen kleinen Teil der gläsernen Halle, die jeden Strahl zu einem einzigen Punkt in der Mitte konzentrierte. Dieses Geschenk des Lichts berührte Tausende von Glassplittern, die überall auf dem grauen Marmorboden verstreut waren. Ihr beruhigendes Schimmer streichelte das einzige Lebewesen, das in diesem Raum verweilte. Lange goldene Haare lagen um den leicht zitternden Körper herum und verleihten der Frau fast engelhaftes Aussehen. Ihre weiße Uniform, die unter dem fließenden Gold ihrer Strähne hervor strahlte, schien jedoch ihre Reinheit zu verlieren, wie sie vom Schmutz und Blut bedeckt wurde. Die zarte Haut dieses gefallenen Engels wies viele kleine Wunden auf. Sie atmete schwer und unregelmäßig. Ihr Körper war gebeugt gegen die Kälte des Bodens, die ihre Schmerzen in gewissen Hinsichten lindern konnte.
 

Sie vernahm die Stille um sich und traute sich ihr Kopf etwas zu erheben. Einige Strähnen losten sich dabei aus ihren Haarknoten und fielen ihr ins Gesicht. Sie konnte sich nicht erinnern, was nach ihrem verzweifelten Aufschrei passierte. Verschwommene Bilder kamen ihr in Sinn, als sie sich an ihre kleine Besucherin erinnerte. "Luna?" fragte sie vorsichtig, als ob sie nicht sicher wäre, dass die schwarze Katze sie wirklich verließ. Stille war die einzige Antwort, die sie bekam. Nichts bewegte sich um sie und alles blieb ruhig wie vorher, als sie aus ihrer Trance erwachte. "Sie ist gegangen..." atmete sie erleichtert aus und versuchte sich vom Boden zu erhoben. Sie fühlte noch die Schwäche, die jeden Teil ihres Körpers beherrschte. Doch gerade als sie fast wieder saß, fühlte sie es wieder. Es war noch intensiver als vorher und schein tief in ihr Herz durchzudringen. "Nein," flüsterte sie mit einer undefinierbaren Stimme und Tränen erschienen in ihren blauen Augen, "bitte nicht..." Das Zittern kehrte zurück und auch diesmal war sie nicht fähig es zu unterdrücken. "Hab' keine Angst," erklang unerwartet eine fremde, aber angenehme Stimme, die in der ganzen Halle eine Weile wie ein Echo hallte. Erschrocken richtete sich Serinja schnell auf. Ihre Augen weiteten sich mit Misstrauen. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich die Worte nur erträumte, weil sie jetzt viel zu schwach war, um die Realität von Illusion zu unterscheiden. Ihre Augen glitten an dem verdächtigen Schattenspiel um sie. Sie konnte nicht sagen, ob sich noch jemand mit ihr in dieser Halle befand oder nicht. Um fremde Energie spüren zu können, war sie gerade viel zu schwach.
 

"Wer ist da? Zeig dich!" rief sie in die unangenehme Stille um sich. Nichts geschah. Alles blieb so, wie es immer war - verlassen und völlig finster. Serinja runzelte Stirn. Jemand beobachtete sie. Sie fühlte einen fremden Blick an ihr ruhen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Vielleicht war es nur einer der Schatten, der sie bewachen sollte. Doch auch ein Schatten war ein Feind. Plötzlich glitzerten alle Glassplitter um sie mit verräterischen Schein, als eine weitere Welle von unbekannten Gefühlen und Schmerzen ihren Körper von neuem überschwamm. Sie biss ihre Zähne zusammen. Nie dürfte sie eine Schwäche ihrem Feind gegenüber zeigen. "Nie!" schrie sie in ihren Gedanken und kauerte sich zusammen wie ein kleines Kind. Eine Weile half es wirklich, aber dann geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Die unbekannte Stimme kehrte zurück und mit ihr eine Melodie, die seit ihrer Geburt vor Tausenden von Jahren in ihren Erinnerungen verborgen war. Dann hörte sie ihren Namen. Jemand rief sie. Jemand, den sie tief in ihrer Seele kannte und mit ihm verbunden war. "Es ist ein Teil von dir, Serinja," streichelte ein zartes Flüstern ihre Sinne, "bestreite es nicht und nimm es kampflos an." Ihr Kopf zuckte in Richtung des Gewispers. Ein einziges Wesen stand dort und sah sie mitleidensvoll an. Serinjas Augen erweiteten sich in Stoß: "Du?!" Sofort waren alle Schmerzen vergessen. "Dann ist es also wahr," zitterte ihre Stimme nervös, "d-du bist zurück." "Ich war nie weg," sprach das in Dunkeln verborgene Wesen und machte einige Schritte in ihre Richtung, "du und deine Schwestern seid ein Teil von mir. Du weißt, dass uns nichts treten kann. Nicht einmal der Tod selbst." Die misstrauische Dunkelheit trat zurück und offenbarte eine hochgewachsene Gestalt verborgen in einem bodenlangen weißen Gewand und Kapuze mit leichten goldenen Verzierungen am Rande. Weibliche Umrisse ließen vermuten, dass es sich da um eine reife Frau handelte, deren Eingenschaften Macht und Weisheit verbargen.
 

"Warum?" erglänzten Serinjas Augen mit aufgetretenen Tränen, "warum jetzt?" "Du hast deine Kräfte auf andere übertragen," sagte sie beschuldigend und trat vor ihr, "eine von ihnen hat sie unbewusst aktiviert und mich schließlich hergebracht. Es war nur ein Zufall, dass ich ihren Ruf überhaupt erhören konnte. Leider kann ich nicht lange bleiben. Seit meiner Ankunft greifen mich dunkle Mächte ununterbrochen an. In dieser Welt bin ich nur ein Besucher und als solcher kann ich nicht richtig in seinen Lauf eingreifen." Serinja senkte schuldig ihren Blick, als sie ihre strenge Augen auf sich fühlte. "Bist du von uns enttäuscht?" sprach sie vorsichtig ihre Frage aus. "Wie so? Weil ihr diese Welt zum Abgrund gebracht habt?," sagte diese leicht belustigt und kniete zu ihr nieder. Vorsichtig ohne sie zu berühren neigte sie sich zu ihrem linken Ohr. Serinja erstarrte, als ein feiner Rosenduft ihre Sinne betäubte. "Nein," flüsterte die Verhüllte mit einer geheimnisvollen Stimme, "ich bin enttäuscht von dir, Serinja." "Von mir?" schnappte diese und sah sie direkt in ihre im Dunkeln verborgene Augen an. "Ja, von dir." "A-Aber warum? Ich habe doch nichts-" "Es ist nicht deswegen, was du getan hast. Es ist viel mehr davon, was du nicht getan hast." "Ich verstehe nicht." "Du bestreitest dich und dein Dasein. Du kämpfst dagegen und versuchst deine Bestimmung zu verleugnen, aber diesen Kampf kannst du unmöglich gewinnen. Nimm es an und entscheide über diese längst verlorene Welt." "Nein!" schrie Serinja erschrocken auf, "ich kann nicht!" "Du machst einen großen Fehler, wenn du diese Entscheidnung weiterhin auf schiebst." "Nein," sagte Serinja gedämpft und immer noch verteidigend, "ich werde es nie tun. Ich kann das Vertrauen dieser Welt nicht verraten. Bitte, verlang das von mir nicht." "Damit verweigerst du aber dein Gehorsam, Serinja. Bist du dir dessen bewusst?" stand die Verhüllte auf und blickte auf sie streng herab. "Ja, das weiß ich," flüsterte sie kaum hörbar, wie ihr Blick immer noch gegen den Boden gerichtet war, "und es tut mir leid, aber gegen das eigene Herz kann man nicht gehen." "Dann bleibt mir nur noch eins übrig..."
 

Ein langes Schweigen folgte, was Serinja noch unruhiger machte. Schweißtropfen erschienen auf ihrer Stirn, wie sie ihre Strafe nervös erwartete. Ihre Richterin und gleichzeitig auch Henkerin drehte sich um und entfernte sich von ihr. Nach wenigen Schritten hielt sie schließlich inne und ließ ihren Blick an den gläsernen Wänden gleiten, als ob sie sich überzeugen wollte, dass es keine ungewollte Zuschauer gab. Es blieb jedoch still und finster. Nichts bewegte sich. "Glaub mir, Serinja," drehte sie sich schließlich um, "das, was ich jetzt tun werde, wird mich mehr weh tun als dich." Bei diesen Worten erhob sie ihre Hände vor sich. Mit einer eleganten Bewegung stellte sie ihre Finger zusammen so, dass beide Hände einen Dreieck bildeten. Mit einer melodischen Stimme begann sie dann in einer längst vergessenen Sprache ihre innere Macht zu beschwören. Serinja krümmte sich leicht, als sie die allgegenwärtige Magie spürte. Die entstandene Energie war so gewaltig, dass sie sich teilweise in einen leuchtenden Nebel verwandelte und nun durch die finstere Gegend schwebte.
 

Ein verärgertes Zischen war plötzlich zu hören, wie diese reine Energie einigen verborgenen Schattenwesen nicht gefiel. Die geheimnisvolle Frau unterbrach ihren Gebet und erhob ihren Kopf. Ohne sich in ihre Richtung umzudrehen, sagte sie fast feindselig: "Verschwindet, ihr unreinen Seelen. Eueren Augen ist es nicht gestattet dieses Ritual zu sehen. Weicht von hier!" Serinja konnte erst jetzt die Bewegungen ausmachen, die klarer wurden, als sich die Schatten begannen zu bewegen. Ihr Zischen überging in ein unangenehmes Knurren, wie sie sich langsam und unfreiwillig zurück zogen. Man sah ihre mit Schmerz verkrümmte Fratzen, als sie in den dunklen Ecken verschwanden. Die Halle wurde nochmals mit Stille erfüllt, die eine mystische Atmosphäre nochmals erschaffen ließ.
 

Das Leuchten des Nebels änderte sich in einen silberblauen Ton und begann Serinja umzukreisen. Diese schwieg ergeben und senkte wieder ihren Blick. "Nun wird es an der Zeit über dein weiteres Schicksal zu entscheiden und dir eine Strafe auferlegen," sprach die andere Frau ernst und löste vorsichtig ihre Finger. Die gesammelte Energie zwischen ihnen begann gleichzeitig zu pulsieren. "Und vielleicht erfülle ich dir damit auch deinen langjährigen Wunsch." Serinja blickte überrascht auf. Doch bevor sie weiter reagieren konnte, sprach ihre Richterin weiter: "Erhöre nun meinen Endurteil und erhalte deine gerechte Strafe." Die Aura um ihre verhüllte Gestalt begann zu leuchten, wie sie mit einer festen und strengen Stimme weiter sprach: "Wegen Verweigerung deiner Pflichten und mehrfachem Brechen der heiligen Gesetzte dieses Universums hast du jedes Recht verloren, im heiligen Kreis der Wächterinen zu verweilen. Mit sofortiger Wirkung werden dir alle deine Zauberkräfte und übernatürliche Fähigkeiten entnommen. Deine Strafe wird es sein, als ein sterblicher und verwundbarer Mensch zu leben. So lange bis dein Tod anders entscheidet und dich zu uns zurück bringt. So lange wirst du in dieser Welt irren und deinen Platz suchen." Ein langes Schweigen folgte, wie die Unbekannte ihren Blick zu ihr richtete und sie schweigsam beobachtete. Serinja bewegte sich nicht. Ihr Kopf war immer noch gebeugt und ihre Augen geschlossen. "Es tut mir leid," flüsterte die Fremde und befreite all ihre Energie, um ihre Entscheidung zu besiegeln.
 

In einem einzigen Augenblick wurde es plötzlich um Serinja hell, wie das blaue Nebel in ein gleißendes Licht explodierte. Sie schloss sofort ihre Augen, um nicht zu erblinden. Doch tief in ihrem Herzen konnte sie die bevorstehende Qual fast fühlen. Ihre Tränen tropften auf den Boden und glänzten unter dem blendenden Leuchten. "Ich habe meine Familie verloren," dachte sie verzweifelt, wie sich immer mehr Tränen ihren Weg unter ihre Augenlider machten. Ein schmerzvoller Aufschrei erfüllte die gläserne Halle, als das Licht jeden Teil ihres Körpers durch drang, als ob jemand ein Messer in ihr Herz stechen würde. Sie wollte von quälenden Schmerzen nochmals aufschreien, aber ihr Stolz war stärker. Sie biss ihre Zähne zusammen und ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie kämpfte dagegen so, wie sie es immer tat. Doch es klappte nicht. Die Schmerzen wurden immer intensiver und ihr bereits viel zu schwacher Körper konnte sich gegen diese "Angriffe" nicht mehr wehren. "Bekämpfe es nicht, Serinja," erklang wieder die Stimme der geheimnisvollen Frau, die nun bis zu ihr trat. Das Licht umgab sie beide und schien sie von der feindseligen Dunkelheit zu schützen. Serinja sah die verhüllte Gestalt vor sich. Ihre Kapuze fiel langsam zu den Schultern und offenbarte bodenlanges Haar in Farbe eines strahlenden weißen Goldes. Die genauen Konturren ihres Gesichtes blieben Serinja jedoch verborgen, weil ihre Sinne mit jedem weiteren Moment schwächer wurden. Sie schienen sie fast zu trügen, denn anders konnte sie sich die veränderliche Augenfarbe der Geheimnisvollen nicht erklären. Im ersten Moment blickte sie in zwei wunderschöne Augen in Farbe des tiefsten Meeres. Doch dann tauchte tief innerhalb dessen ein mystischer Schimmer auf und verfärbte sie in ein verführerisches Smaragdgrün.
 

Eine letzte Träne erglänzte auf Serinjas Wange, wie sie die Kälte in ihrem Herz erspürte. Etwas war dabei zu geschehen und ihr Herz wehrte sich dagegen mit all seiner übriggebliebenen Kraft. Ihr blaues Zeichen erstrahlte das letzte Mal auf ihrer Stirn. Es verbrannte sie von ihnen, als ob sie jede Bindung zu ihm langsam, aber sicher verlor. Sie konnte den schwachen Faden ihrer Kräfte fühlen. Und als sie ein bekanntes Prickeln auf ihrem Rücken erspürte, wusste sie was als nächstes kommen sollte. Ergeben neigte sie ihren Körper und ein starker Lichtblitz offenbarte ihre zwei wunderschöne schneeweiße Schwingen, die sie stolz aus breitete. Es schmerzte nicht einmal. Sie nahm ihr Schicksal nun schweigsam an. Ihre einzige Antwort auf diese Verstoßung vom Lichtkreis waren ihre klaren Tränen, die auf ihren Wangen traurig glänzten. Sie weinte nicht mehr. Nur die tiefe Trauer in ihren Augen widerspiegelte ihr gebrochenes Herz. Plötzlich streichelte etwas Weiches ihre Stirn. Sie sah herauf. Ihr verschwommener Blick wurde mit fliegenden Federn konfrontiert, die sich unaufhaltsam aus ihren Flügeln lösten. Nun schwebten sie um sie, als ob sie ihr ihren Fall bestätigen wollten. Serinjas Gesicht zog sich schmerzhaft zusammen, wie sie sie zum glitzernden Stab auseinanderfallen sah. Ihr Stolz war wie ihre schneeweißen Flügeln, die sich langsam, aber sicher ins Nichts als Staub verwandelten. Sie wollte wieder weinen, aber dazu fehlte ihr die Kraft. Stattdessen senkte sie zum Boden und wartete geduldig auf das endgültige Ende.
 

"Suche deinen Weg und finde dich selbst," waren die letzten Worte ihrer Richterin, als sich ihre Augenfarbe nochmals in reines Silber veränderte, "man verliert erst, wenn man auch die letzte Hoffnung in seinem Herzen auf gibt." Serinja sah sie traurig an. Nichts konnte sie jetzt trösten. Nicht einmal hoffnungsvolle Worte. "Lebe wohl!" flüsterte die geheimnisvolle Frau traurig. Ihre Gestalt wurde immer mehr durchsichtig, bis sie mit dem umgebenden Licht völlig verschmolz. Und dieses Leuchten folgte bald den Beispiel seiner Herrin und wurde von der Finsterins zurückgedrängt, bis es völlig verschwand. Serinja blieb in diesem Augenblick allein in einer dunklen und kalten Halle. Einige Federn flogen noch um ihren erschöpften Körper und landeten sanft auf dem Mamorboden. Sie waren verstreut um sie, was ihr Gefühl noch mehr sinken ließ. Ihre weiße Uniform verschwand und wurde durch normale Kleidung ersetzt. Nichts sollte an ihr offenbaren, wer sie vor wenigen Minuten war. Ihr altes Leben sollte vergessen werden. Und zwar für immer...
 

Ein plötzliches Geklatsche riss sie jedoch aus ihren finsteren Gefühlen. "Ich bin nicht allein," war der erste Gedanke, der durch ihre Meinung flog. Das Geklatsche wurde immer lauter, wie sich die jewalige Person näherte. Jetzt war sie sich hundertprozentig sicher, dass es ein Feind war, denn jeder Schritt war selbstsicher und gelassen. Dazu lachte derjenige vergnügt. "Ich habe es immer gewusst, dass du bei den Falschen warst," sprach er schließlich seine verspottende Bemerkung aus. Serinja - oder jetzt viel mehr nur noch Bunny Tsukino - runzelte Stirn. Sie kannte diese Stimme. Diese Kälte und Verspottung waren ihr nicht fremd. Sie erhob ihren Kopf, um seinen auslachenden Blick zu treffen. "Was willst du, Gianfar?" zischte sie feindselig und versuchte sich vor ihrem Erzfeind aufzurichten. "Na na, meine Kleine," rügte er sie mit dem Zeigefinger, "wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich nicht so vorlaut sein. Besonders da du jetzt nur noch ein zerbrechlicher Mensch bist." Ein teuflisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, was Bunnys Laune nur noch mehr sinken ließ. "Oh Mann, in was habe ich mir nur verschafft?" dachte sie verzweifelt. Gianfar trat unterdessen noch näher. Bunny konnte eine kleine Horde von Schattenwesen hinter ihm erkennen, die ihn ergeben folgte. Anscheindend kehrte er von einer erfolgreichen "Jagd".
 

Bunnys Augen kehrten zu Gianfars Gesicht. Er grinste immer noch. "Dann zeig mir, was du so kannst, wenn du den Mut dazu hast," bemerkte sie zynisch und sah ihn dabei fest in den Augen. Er brachte den gleichen Blick gelassen zurück, bevor er sich von ihr weg drehte. "Vielleicht später. Zur Zeit bist du ein Spielzeug meines Meisters. Obwohl ihn die Neuigkeiten über dich sicherlich nicht erfreuen werden. Denn als ein einfacher Mensch hast du deinen Wert verloren." Bunny ballte ihre Hände zu Fäusten. Wenn sie genung Kraft hätte, würde sie sich am liebsten auf ihn stürzen und ihm ihren Wert zeigen. Stattdessen beobachtete sie ihn so, wie es nur besonders gereizte Raubtiere taten. Gianfar lachte über ihren Gesichtsausdruck und kniete zu ihrem Augenniveau: "Ich nehme an, dass du diese Strafe verdient hast. Denn ansonsten würde eine Mutter ihr eigenes Kind nie verleugnen , oder?" Bunnys Augen weiteten sich überrascht aus. "W-Woher... weißt du...?" stotterte sie wie ein kleines Kind. Gianfar grinste: "Man muss seine Gegner kennen. Und zwar gut. Das galt für Sailorkrieger und dasselbe gilt auch für deine kleine Familie - also dich, deine Schwestern und euere angebliche Mutter." Bunny senkte traurig ihren Blick und zog sich etwas zurück. "Ich habe keine Familie," sagte sie mit zitternder Stimme, wie ihr die Bedeutung der ausgesprochenen Worte klar wurde. Die Wahrheit war vernichtend und ließ ihre Tränen von neuem fließen.
 

Gianfar sah sie schweigsam an. Er lachte nicht, als ob er ihr inneres Leid verstehen würde. "Auf jeden Fall," unterbrach er die aufgetretene Stille, um seine ungewollte Emotionen zu unterdrücken, "wird dich mein Meister nicht lange leben lassen, damit du dich bemitleiden könntest. Und dazu wird sicherlich unsere heutige Beute verhelfen." Drei Schatten traten aus der unruhigen Horde heraus und näherten sich ihrem Herren. Sie schienen etwas zu tragen, weil ihre Bewegungen zu langsam und plump schienen. "Jemand war da nämlich unvorsichtig," bemerkte Gianfar wieder verspottend und drehte sich zu seinen Dienern, die gerade ihre neueste "Beute" auf den Boden legten. Bunny erhob ihren Blick und versuchte Gianfars Worte zu verstehen: "Wovon sprichst du?" Gianfar kniete zu einem im Dunklen verborgenen Körper. "Von deiner Nachfolgerin natürlich." Im selben Moment beleuchtete das schwache Mondlicht Gesicht des bewusstlosen Menschen. Bunny hörte augenblicklich zu atmen, als sie das vertraute Gesicht erkannte. Immer wenn sie es sah, war es, als ob sie ins Spiegel blickte. Doch dies Mal war es keine Reflektion. Sie war es wirklich. "Miriam..."
 

----

Anmerkung des Autors: OK, bevor mir jemand eine Morddrohnug schickt, werde ich lieber einige Unklarheiten erklären. (Anscheinend habe ich es diesmal mit all den Geheimnisen übertrieben. ^^;)
 

1) Die Fremde bei Bunny ist so zu sagen ein Teil ihrer Familie (vielleicht Mutter?), ihre Rolle wird in der 3. Staffel klarer, ansonsten wird sie für das Finale sehr wichtig sein...
 

2) Was es mit Rei und all den Schmetterlingen auf sich hat, erfährt ihr im nächten Kapitel; die Szene mit der Frau sollte so etwas wie eine "Vision" sein...
 

3) Ist Bunny jetzt ohne ihre Kräfte? Ja. (mehr verrate ich nicht *fg*)
 

Das sollte vorerst alles sein... ^_^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yoyo
2004-04-21T15:22:43+00:00 21.04.2004 17:22
Ich liebe dieses Kapitel.....
Aber ich finde es traurig, das Serinja ihre Kräfte verloren hat.....wo sie doch so kurz vorm Ziel war.

Schreib schnell weiter!!
Von:  mitsuki11
2004-04-13T20:23:48+00:00 13.04.2004 22:23
Das war wieder ein richtig gutes Kapitel!
Bunny tut mir leid! Ich hoffe sie verliert nicht ihren Mut! Bin gespannt wie es weiter geht!

*dichganzdollknuddelt*
Mitsuki
Von: abgemeldet
2004-04-12T16:31:08+00:00 12.04.2004 18:31
War mal wieder richtig gut!!!
Nur weiter so!!!
Frohe Ostern wünsch ich noch!!!

By Fantaghiro
Von:  uteki-chan
2004-04-11T19:29:16+00:00 11.04.2004 21:29
klasse!!!!! aber das wéißt du ja eh schon...
ich weiß gar nicht was ich anderes dazu sagen soll, außer klasse!!
meine fragen kennst du ja auch scon, damit hab ich dich ja gestern schon belästigt....

see ya!
kiss deine aqua
Von:  serena-chan
2004-04-11T17:52:08+00:00 11.04.2004 19:52
Hach, endlich!!
War heute morgen wohl etwas übereifrig und konnte es wohl nicht erwarten, sorry!
Aber ich liebe deine story nun mal!!!
Bin schon ganz süchtig danach *sabber*.
Ich hoffe, auf den nächsten Teil müssen wir nicht ganz so lange warten, also schreib bitte bitte ganz schnell weiter, ja?
Nochmal ein riesen Lob

gruß serena-chan
Von:  HexenLady
2004-04-11T16:30:22+00:00 11.04.2004 18:30
*heul*
ich hasse mirijam sie bekommt alles in den arsch geschoben !!!!
bitte lass bunny ihre kräfte wieder erlangen lass sie wieder mit ihrer "mutter" sich gut verstehen können bitte
bitte schreib schnell weiter ok
bis bald
deine
hexy ^.^

P.S arme bunny *heul* T.T grausames ding *lol* T.T *heul*
Von: abgemeldet
2004-04-11T14:07:30+00:00 11.04.2004 16:07
huhu
das war so gut! Ich liebe dein FF, immer weiter so....
freu mich auf das nächste Kap.
kisu
Von: abgemeldet
2004-04-11T14:07:15+00:00 11.04.2004 16:07
find ich ein sehr schönes kapitel , hoffe das nächste folgt bald
Von:  June
2004-04-11T13:54:49+00:00 11.04.2004 15:54
Dieses Kapitel ist eines der schönsten, die du bisher geschrieben hast. Deine Beschreibung ist wie immer sehr detailliert und läßt einen die genaue Umgebung vorstellen. Wirklich sehr schön. Ich bin gespannt wie es weiter geht!


Zurück