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Neue Zeiten

von

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Das Haus in Shenley

Noch immer herrschte eine eisige Stille in dem Zugabteil, als Justice die Augen wieder öffnete. Erschrocken wich sie vor der Person zurück, die sie im Arm hielt, und blickte sich verwirrt in der Runde um. Alle Augen waren auf sie gerichtet, wobei sie erleichtert feststellte, dass sie diesen Donovan nirgends entdecken konnte. Erst nach dieser Erkenntnis huschten ihre Augen wieder zu der Person zurück, die sie festgehalten hatte. Es war Flynt. Und, auch wenn er lächelte, wirkte er ein wenig verstört.

„Was... ist passiert?“ Verunsichert suchte sie Augenkontakt mit Wesley, der am Einstieg stand und nun wieder dem leichter gewordenen Regen zu sah.

„Du bist ohnmächtig geworden“, stellte der Älteste im Raum fest, wobei er weiterhin nach draußen schaute. Eine Antwort, die das Mädchen zum Nachgrübeln brachte. Nicht nur, weil sie ohnmächtig geworden war, sondern auch deswegen, weil der Mann ihrem Blick auswich. Doch, bevor sie in Gedanken auf einen Nenner kommen konnte, kam Wesley nun doch zu ihr hinüber.

„Was genau ist passiert, als du heute Nachmittag die vorderen Zugwaggons betreten hast?“ Überrascht hob Justice ihren Blick zu dem Mann an, ehe ihre Augen wieder schuldbewusst gen Boden wanderten.

„Ich hatte das Gefühl, dass die Luft elektrostatisch geladen wäre. Aber ich dachte, ich hätte mir das nur eingebildet. Aber...“

„Aber was?“ Wesleys Stimme hatte eine sanftere Nuance angenommen, als er vor ihr ebenfalls in die Hocke ging. Unsicher huschten ihre blaugrünen Augen zu ihm hin.

„Ich hatte seitdem immer wieder das Gefühl, als ob die Luft statisch geladen wäre. Meistens, wenn ich alleine war. Und dann...“ Justice war verängstigt und versuchte, in alledem eine Antwort zu finden, weshalb der Truppenführer geduldig schwieg, während sie mit sich selbst haderte.

„Als Mister Flynt diesen... Na ja... Elektrischen Schlag vorhin auch gespürt hat, wurde mir etwas klar. Mister Donovan hat gesagt, er soll mich nicht anfassen. Und die Zwillinge haben vorhin auch etwas gespürt, als ich mich unwohl gefühlt habe... Die beiden haben mich auch direkt, nachdem ich mit Ihnen gesprochen hatte, von den anderen weg gezogen, damit sie erfahren, was ich Ihnen erzählt habe. Beide haben mich angefasst. Und wenn dieser... Fluch... dadurch übertragen wird, dann sind auch die Zwillinge betroffen.“ Wesley hatte schon am Mittag bemerkt, dass das Mädchen nicht auf den Kopf gefallen war. Doch dass er selbst noch nicht soweit gedacht hatte, lies ihn selbstkritisch drein blicken.

„Hat dich noch jemand berührt?“ Kurz dachte das Mädchen nach, ehe sie ihren Kopf schüttelte. Während Wesley wieder aufstand, wanderten seine Augen zu Dale hinüber.

„Dank dir können wir ausschließen, dass sich der Fluch von Zweite auf Dritte übertragen lässt. Oder du bist immun, was ich bezweifle. Also holst du, zusammen mit Sidney, diese Zwillinge. Außerdem übergebt ihr dem Leiter das hier.“ Seine Hand verschwand in seiner Manteltasche, ehe er ein gefaltetes Papier daraus hervor holte. Während er darauf gewartet hatte, dass Justice wieder erwachen würde, hatte er ein Schreiben an den Schulleiter von Hogwarts verfasst. In diesem schilderte er die missliche und ungewisse Lage mit dem Fluch und erklärte, weshalb es zu heikel war, das Mädchen im Moment wieder zurück an die Schule zu schicken.

„Bringt sie dann nach Shenley.“ Ohne zu zögern machten die beiden sich auf den Weg, nachdem Sidney den Brief eingesteckt hatte.

„Und du, Lyle, bringst sie zusammen mit Harrison dorthin. Ich selbst werde erst einmal dem Ministerium einen Besuch abstatten, ehe ich nachkomme.“ Wesley wartete gerade so lange, bis die Angesprochenen genickt hatten, dann verließ er den Waggon um zu Apparieren.

 

Als Sidney und Dale an diesem Tag erneut im Büro des Schulleiters von Hogwarts eintrafen, dauerte es um einiges länger, als beim ersten Mal, ihn von ihren guten Absichten zu überzeugen. Immerhin hatten sie es, nach einer gefühlten Ewigkeit, geschafft und betraten nun endlich das Krankenzimmer der Schule.

Natürlich hatte der Leiter einen verständlichen Grund, auf sie sauer zu sein, wenn die Zwillinge, kaum dass Justice verschwunden war, das Bewusstsein verloren hatten. Wenigstens war den beiden sonst nichts passiert und sie waren nur unter Beobachtung länger an die Krankenstation gefesselt worden, als sie wollten.

Doch kaum hatten die Auroren das Zimmer betreten, waren die beiden auch schon auf den Beinen und kamen auf sie zu.

„Wo ist Justice?“

„Was habt ihr mit ihr gemacht?“ Vier grüne Augen stierten wütend zu den Männern auf und Dale hob beschwichtigend die Hände.

„Sie ist bei uns. Und wenn ihr wissen wollt, wie es ihr geht, dann müsst ihr einfach nur mitkommen.“ Doch wurde dem Braunhaarigen schnell klar, dass sein Satz ein Fehler war, als er das Misstrauen der beiden in deren Augen sah.

„Als ob wir mit euch kommen würden!“

„Wieso sollten wir euch trauen?“ Langsam schob sich Sidney in das Blickfeld der Kinder und versuchte sie nonverbal davon zu überzeugen, dass er keine Bedrohung darstellte.

„Justice geht es gut. Doch, wie ihr schon gemerkt habt, ist etwas, euch betreffend, schief gelaufen. Das liegt daran, dass Justice einen Fluch abbekommen hat, der euch irgendwie an sie bindet, seit ihr sie berührt habt. Und, nur um sicher zu gehen, dass die Wirkung auf euch nichts schlimmeres hervorruft, möchten wir euch beide mit zu ihr nehmen. Außerdem würde es ihr sicher helfen, wenn jemand Bekanntes um sie herum wäre, solange sie nicht zurück nach Hogwarts kann.“ Zacharys böser Blick brachte den Mann dazu, doch noch ein „Der Fluch wird durch Berührung übertragen und solange er auf ihr lastet, ist es zu gefährlich, sie unter andere zu lassen“ hinzuzufügen, ehe er sah, dass die beiden ihm anscheinend glaubten.

„Wenn der Fluch durch Berührung übertragen wird...“, fing Zoe dann jedoch etwas verunsichert an, ehe ihr Bruder erschrocken den Blick an sie wandte.

„Was ist dann mit ihrem Frettchen? Oh Gott, das Tier muss tausend Tode in seinem Käfig sterben!“ Und noch bevor die beiden Auroren schnell genug reagieren konnten, waren die blonden Zwillinge auch schon aus der Tür und die nächstgelegene Treppe hinauf gestürzt.

Seufzend folgten die beiden Männer den Kindern.

 

Es war nicht schwer, den Schlafsaal der Mädchen des 5. Jahrgangs zu finden, denn kaum hatten Dale und Sidney den Gryffindorturm betreten, drang auch schon Tumult an ihre Ohren. Sie brauchten dem Krach nur zu folgen, dann standen sie auch schon in der offenen Tür des Schlafraums und sahen, wie Zoe mit dem Frettchen zu kämpfen hatte.

„Hörst du wohl auf, mich zu beißen, du Mistvieh! Ich will dir doch nur helfen!“ Von dem Frettchen kam wütendes Gefauche, während es sich in Zoes Händen wand und drauf und dran war, ihr erneut in die Finger zu beißen. Dale legte neugierig den Kopf schief, während Sidney den Raum betrat. Vorsichtig näherte er sich den beiden und beugte sich leicht zu ihnen hinunter, wobei sein Blick auf dem Tier lag.

„Wenn du zu Justice willst, musst du dich benehmen.“ Für den Bruchteil einer Sekunde hielt das Frettchen inne und starrte den Auror an, ehe es wieder wütende Töne von sich gab. Schulterzuckend richtete Sidney sich wieder auf und zückte seinen Zauberstab.

„Einen Versuch war es wert. Nun ja, dann hilft eben doch nur ein Zauber.“ Und im nächsten Moment sackte das Tier schlaff in Zoes Händen zusammen, was diese misstrauisch den Blick heben lies.

„Es schläft nur ein paar Minuten, mehr nicht. Also, komm. Außer du willst, dass es dir wieder die Arme zerkratzt, wenn es aufwacht.“ Kritisch zog das Mädchen die Augenbrauen zusammen, ehe es das Tier sanft in den Arm nahm und sich eine dicke Weste griff. Ebenso hatte sie Justice eine Weste und deren geliebte Umhängetasche mitgenommen, da diese ja ohne irgendwelche Sachen mitgenommen worden war. Und, vielleicht half dem Frettchen ja der Geruch, der an der Weste haftete, dass es nicht ganz so wütend wurde, wenn es zu früh erwachen sollte.

Dann erst folgte sie den beiden Männern nach unten, wo ihr Bruder, ebenfalls dicker bekleidet, auf sie wartete. Er hasste den Zauber, der Jungs daran hinderte, die Treppen zu den Mädchenschlafräumen zu betreten. Anscheinend jedoch wirkte er nicht bei Erwachsenen, wie Zachary nun feststellte. Oder es lag einfach an deren Sonderstellung, so wie es bei Lehrern der Fall war. Jedoch wollte er sich im Moment nicht weiter damit beschäftigen, weshalb er den Auroren einfach stumm folgte, nachdem er sich neben seiner Schwester eingereiht hatte.

 

Kaum waren die vier appariert, musste Dale sich beeilen, Zoe die Westen, die Tasche und das Frettchen abzunehmen, da diese sich, ebenso wie ihr Bruder, übergeben musste. Erst, als die beiden sich wieder gefangen hatten, ließen sich die Kinder mit misstrauischen Blicken zu einem kleinen Haus führen. Es sah genauso aus, wie die meisten Häuser in der Straße:

Kurz gemähter Rasen, eine akkurat gestutzte Hecke hinter einem roten Lattenzaun, rote Außenfassade in Backsteinoptik, weiße Fensterrahmen und Tür und ein mit dunkelgrauen Ziegeln gedecktes Dach.

Doch fühlten die Zwillinge sich instinktiv beobachtet, als sie das Grundstück betraten. Während die beiden noch damit beschäftigt waren, sich verstohlen umzublicken, betrat Dale ohne zu klingeln das Haus. Als die Kinder das bemerkten, folgten sie ihm auf der Stelle, ehe Sidney noch die Tür verschließen konnte.

Nur kurz huschten die Blicke der Blonden durch den Eingangsbereich, bis sie Justice im Nebenzimmer entdeckten. Ohne darüber nach zu denken, stürzten die beiden auf sie zu und warfen sich ihr um den Hals, womit sie die Rothaarige beinahe vom Sofa warfen. Überrumpelt lies sie zu, dass die beiden sie begutachten und lies sich von Zoe noch ein Mal überschwänglich umarmen, ehe sie endlich den Blick zur gegenüberliegenden Couch schweifen lassen konnte. Auf dieser hatte Dale nämlich etwas abgelegt. Und als sie das Fellknäuel, nebst ihrer Weste und Tasche auf dem Polster liegen sah, war sie erleichtert.

„Ihr... habt Tucker mitgebracht.“ Unterbrach sie den ständigen Frageschwall der Blonden, der darin bestand, zu erfahren, wie es ihr ging und was passiert war. Nur wenige Sekunden vergingen, da hatte das Tier auch schon murrend die Augen geöffnet, sich geschüttelt und war erschrocken aufgesprungen. Doch als es sein Frauchen entdeckte, glättete es schnurstracks sein Fell und sprang, über den Tisch hinweg, auf Justice' Schoß. Lächelnd lies sie dieses Mal den Überfall über sich ergehen, bis Tucker sich beruhigt hatte.

 

In der Zwischenzeit hatte Lyle die Zwillinge misstrauisch begutachtet, während er in einem Sessel, schräg gegenüber von Justice, saß. Immerhin hatte sein Körper ihm dieses Mal die Chance gelassen, selbst zu entscheiden, ob er den Kindern trauen konnte oder nicht. Und, auch wenn Justice etwas abweisend ihnen gegenüber war, so schien sie nichts gegen ihr Auftauchen zu haben. Also lehnte er sich einfach wieder in seinem Sessel zurück und beobachtete die drei weiter, während Justice endlich die Fragen der Zwillinge beantwortete.

„Mir geht es gut. Und nein, sie haben mir nichts gemacht.“

„Bist du dir sicher?“

„Wir sind uns sicher, dass irgendwas passiert ist! Also lüg' uns nicht an!“

„Ja, ich bin mir sicher“, kam es unbehaglich von der Rothaarigen, während sie den Blicken der beiden auswich.

„Und was war das dann vorhin? Ich hab genau gespürt, dass dir was passiert ist!“

„Genau!“ Da Zachary und Zoe nicht nachgaben, seufzte Justice leise.

„Ich bin nur ohnmächtig geworden, mehr nicht...“ Ihr Murmeln war kaum zu verstehen. Doch als die Blicke der Zwillinge sich nun trafen, schien beiden etwas klar zu werden. Weswegen ihre Worte dieses Mal gewählter und nicht mehr so aufgebracht waren.

„Egal, was mit dir passiert, es passiert uns auch“, kam es von dem Mädchen, wobei Justice reuevoll den Blick anhob.

„Jetzt schau nicht so. Es ist okay, solange es dir gut geht.“ Die Rothaarige konnte sich keinen Reim daraus machen, weshalb Zachary sie so aufbauend anlächelte. Nachdem den beiden sowieso klar war, dass sie ihre Schmerzen spüren konnten. Da ihr Verhältnis zueinander bisher eine recht kühle Bekanntschaft gewesen war, war es ihr wirklich unerklärlich. Sie müssten doch sauer auf sie sein. Doch das waren sie nicht. Sie waren einfach nur besorgt und froh, sie wohlauf zu sehen.

„Hmm... Du siehst fertig aus und es ist schon spät“, merkte Zoe dann plötzlich an und riss sie aus ihren Gedanken.

„Du gehörst ins Bett, Justice.“ Als Justice sah, dass Lyle auf Zacharys Aussage hin nickte, war es wohl beschlossene Sache.

„Morgen wird ein anstrengender Tag. Also ruht euch aus.“ Und somit wurden sie kurzerhand in zwei hergerichtete Zimmer gebracht, sodass Zachary nicht mit den Mädchen in einem Zimmer schlief, Justice jedoch nicht alleine bleiben musste.



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