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Geliebter der Nacht

Spuren der Vergangenheit HPxTR
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh Gott, es hat wieder ewig gedauert. Es tut mir leid.
Ich gelobe Besserung!
Hier nun ein neues Kapi!
Viel Vergnügen Komplett anzeigen

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Ein schrecklicher Verdacht


 

Schloss Hogwarts Anno 1104
 

Es war kalt. Hier war es immer kalt. Gabriel seufzte und beobachtete, wie sein Atem in kleinen Wölkchen nach oben stieg und verschwand. In seiner Heimat war es wärmer. Dort gab es viel Sonne und heiße Sommer. Er lächelte wehmütig, als er an sein altes Leben zurückdachte. Er war glücklich gewesen. Ein Prinz, geliebt von seinen Eltern und von seinem Volk. Er wäre jetzt schon König, wenn sein Onkel nicht gewesen wäre. Der ältere Bruder seines Vaters, der wegen seines niederträchtigen Charakters übergangen wurde, hatte versucht ihn zu töten. Der Überfall vor einigen Jahren war von seinem Onkel beauftragt worden. Er hätte sterben sollen, aber er überlebte und kam hier her.

Gabriel schloss die Augen. Hier. Dieser Ort der so kalt und dunkel war. Am Anfang hatte er schreckliche Angst. Wenn man bedachte, dass sein "Gastgeber" der berüchtigtste Vampir war und man ihm immer beigebracht hatte Vampire seien von Grund aus schlecht, war es kein Wunder, dass er so schnell wie möglich weg wollte. Schnaubend verzog er das Gesicht, als er sich daran erinnerte, dass er noch geglaubt hatte, sein Onkel würde kommen um ihn zu retten. Er hätte es damals schon wissen sollen.

Aber das war schon Jahre her. Dies war nun seine neue Heimat. Hier war er auch ein Prinz. Sein Volk liebte ihn und er liebte sie. Leises Lachen entkam seiner Kehle, als er darüber nachdachte, was sein alter Lehrmeister sagen würde, wenn er ihn jetzt sehen könnte. Er sah vor seinem inneren Auge einen untersetzten Mann mit dickem weißen Backenbart, der schockiert die Augen aufriss und einfach bewusstlos umkippte. Was sollte er auch anderes tun, wenn Gabriel ihm erzählte, dass er der Prinz der Vampire war. Gebunden und glücklich mit dem bösen, bösen Vlad Thepes.

Vlad. Ein erneutes Seufzen flog in Form kleiner Wölkchen davon, als seine Gedanken ihn zu Vlad führten. Wie sehr hatte er ihn gehasst und gefürchtet, und wie sehr liebte er ihn jetzt? Er vermisste ihn. Jeden Tag stand er am Fenster und blickte sehnsüchtig über die schneebedeckte Landschaft.
 

**Flashback**
 

"Vlad, was ist denn los? Warum bist du so aufgebracht?" Gabriel bohrte jetzt schon geschlagene zehn Minuten nach, seit sein Gefährte aus einer Ratsversammlung zurück ist.

Vlad war wortlos in ihre Gemächer gestürmt und hatte begonnen, Sachen in einen Koffer zu werfen. Kein Wort. Nicht eine Silbe, die dieses merkwürdige Verhalten erklärte. Langsam reichte es Gabriel. Er straffte die Schultern und baute sich mit seiner ganzen, nicht nennenswerten, Größe (Er war wirklich klein gegen den Vampir) vor Vlad auf, stemmte die Hände in die schmalen Hüften und funkelte seinen Gefährten drohend an.

So etwas tat er normalerweise nicht und ganz besonders nicht, wenn jemand anwesend war, er wusste schließlich um das Dominanzverhalten seines Gefährten, aber jetzt waren sie alleine und er wollte Antworten.

Mitten in seinem Tun hielt Vlad inne. Beinahe hätte er Gabriel umgerannt, doch nun standen sie sich gegenüber und er blickte zu ihm herab. Er schien nicht ganz anwesend. Das schwarze Haar, in dem sich langsam Silberfäden zeigten, war aus seinem Zopf gerutscht und umrahmte das kantige bleiche Gesicht. Gabriel schob einige Strähnen aus Vlads Gesicht und nahm es in die Hände. Sofort fixierte sich der Vampir auf ihn. Die Nasenflügel bebten, als er das Blut durch die dünne Haut seines Gefährten roch.

Gabriel nickte und sofort versenkten sich die Fänge des Grafen in seinem Handgelenk. Nach einigen Sekunden löste Vlad sich und heilte die kleinen Wunden mit seinem Speichel. Dann seufzte er.
 

"So, und jetzt sag mir was los ist." verlangte Gabriel.

"Ich muss fort!" war die knappe Antwort. Gabriel zog eine Braue hoch.

"Verrätst du mir auch, wohin?"

"Zu den Werwölfen!" knurrte Vlad, ging an Gabriel vorbei und packte weiter.
 

Fassungslos blieb Gabriel stehen, wo er gerade war. Er musste sich verhört haben! Zu den Werwölfen? Vampire und Werwölfe hassten einander wie Feuer und Wasser! Was um alles in der Welt trieb seinen Gefährten dazu, freiwillig zu den Werwölfen zu gehen? Ihm schauderte es, als er sich an seine erste Begegnung mit den Ungeheuern erinnerte. Er war damals mit Vlad draußen gewesen, bevor sie zusammen waren. Ein Rudel hatte sie angegriffen und er selber war nur knapp davon gekommen.
 

"Bist du übergeschnappt?" keuchte er.

"Was willst du bei den Werwölfen? Sind wir mit ihnen im offenen Krieg?"

"Nein, im Gegenteil."

"Ach, könntest du es mir bitte erklären?" fauchte Gabriel. Er war furchtbar angespannt.

"Und würdest du bitte stehen bleiben?" seufzte er noch, ehe er auf das Sofa sank.
 

Flach atmend hob er die zitternde Hand gegen seine Stirn. Schlagartig hatte er sämtliche Farbe verloren und könnte nun fast als Vampir durchgehen. Alles drehte sich und ihm war furchtbar schwindelig. Gequält schloss er die Augen, aber das machte das Schwindelgefühl nur noch schlimmer.

Vlad, der das bemerkt hatte war sofort bei seinem Gefährten. Besorgt nahm er seine Hand und legte die Andere auf Gabriels Brust. So blieben sie eine Weile, bis Gabriels Atmung wieder normal war. Vlad setzte sich neben ihn und zog ihn sanft in seine Arme.
 

"Geht es?" grollte der Vampir.

"Ja." kam es knapp zurück.

"Mach dir keine Sorgen." schob Gabriel hinterher. Er spürte die Sorge des Vampirs sehr genau.

"Und wie soll ich das anstellen? Wie soll ich mir keine Sorgen machen, wenn es dir so schlecht geht?"

"Sag mir einfach was du bei den Werwölfen willst."
 

Vlad blickte seinen Gefährten schuldbewusst an. Es war genau das passiert, was sie vermeiden sollten. Gabriel hatte sich aufgeregt und hatte einen Anfall bekommen. Prüfend legte er die Finger an Gabriels Puls und musterte seine Gesichtsfarbe. Es war seine Schuld.
 

"Die Werwölfe wollen uns ein Friedensangebot machen." gab er, etwas zerknirscht vor Schuld, preis.

"Wie bitte? Das wollen sie wirklich tun? Warum? Warum jetzt?" fragte Gabriel neugierig.

"Ich habe gehört, dass dein Onkel sie sehr bedrängt. Es gibt neue Gesetze gegen Werwölfe. Ich vermute, sie brauchen Verbündete. Mir ist das nur Recht. Wir können sie ebenfalls gebrauchen, aber ich traue ihnen nicht, deshalb will ich mit Greyback reden. Er ist der oberste Alpha der europäischen Werwölfe."

"Ich komme mit." versuchte Gabriel, aber Vlads Blick sagte alles.

"Auf keinen Fall! Denkst du allen Ernstes, ich schleppe dich zu den Werwölfen?"

"..."

"Nein, Gabriel. Du musst hier bleiben. Es ist viel zu gefährlich für dich, gerade jetzt!"
 

Gabriel wandte den Blick ab. Vlad sprach von seinem Zustand. Seit fast vier Monaten wurde Gabriel zusehends schwächer. Er war dünn geworden und schlief sehr häufig. Er hasste es. Er hasste es, dass er so jämmerlich war. Sein Gefährte war so stark und mächtig und er selber? Häufig hatte er das Gefühl nur eine Last zu sein.
 

"Du hast Recht. Geh und sicher dir die Werwölfe, als Verbündete! Aber...pass auf dich auf!" bat er.

"Natürlich! Ich komme wieder. So lebendig, wie immer!" grollte er und verzog den Mund zu so etwas, wie einem Lächeln.
 

Gabriel lachte leise. Es war ein ziemlich schlechter Witz, aber es war ein Ritual. Immer, wenn Vlad fort musste sagte er das um Gabriel aufzumuntern und es klappte. Er schlang die Arme um Vlads Hals und küsste ihn sanft. Sie sahen einander in die Augen.
 

**Flashback Ende**
 

Das ganze war jetzt drei Wochen her. Seit dem kam er jede Nacht hier raus, um nach Vlad Ausschau zu halten. Sein Zustand war konstant geblieben. Victoria kam ihn jede Nacht besuchen und versuchte ihn aufzumuntern, aber seit Vlad weg war konnte Gabriel nicht mehr lachen. So war es jedes mal. Vor dem Hofstaat riss er sich natürlich zusammen, aber er wirkte ernster und kühler, so wie die Vampire. Von seinem strahlenden Lächeln und seiner fröhlichen Art war nichts mehr zu erkennen.

Sein Blick wanderte zur Seite Dort auf dem Steinernen Balkon auf dem er sich befand, standen zwei Rosensträucher in großen Töpfen. Der eine blühte weiß, der andere Rot. Sie standen unter einem Zauber, der es ihnen erlaubte sogar hier zu blühen und zu wachsen. Traurig hob er die Hand und streichelte erst über eine rote, dann über eine weiße Blüte.

Die Rosen hatte er selber gepflanzt als Andenken an seine Kinder. Dies war das größte Leid, dass er je gedacht hätte, erfahren zu müssen. Der Verlust schmerzte ihn. Er hatte das zweite Kind vor sechs Monaten verloren. Diesmal war er schon etwas weiter, als bei dem ersten Kind. Eine Woche vor Beginn des vierten Monats. Sie hatten so sehr gehofft, dass es klappen würde.

In der Nacht hatte er Krämpfe. Vlad rief nach einem Arzt, aber der konnte nur noch den Tod des Kindes feststellen. Kurz darauf setzte die Blutung ein und zerstörte auch die letzte Hoffnung, der Arzt hätte sich geirrt.
 

Er schüttelte sich. Fröstelnd ging er wieder hinein und schloss die Türe hinter sich. Er legte den schweren Umhang ab und tauschte ihn gegen einen dünnen weißen Filzmantel, den er über seiner Robe trug. Die Handschuhe behielt er an, ebenso den Schal aus dunkelgrüner weicher wolle, den Vlad ihm geschenkt hatte. So eingemummelt trat er hinaus und begab sich in den Bankettsaal, wo das Nachtmahl aufgetischt war.

Viele der Generäle waren mit Vlad gegangen, aber der alte Bane und ein paar von niedrigerem Rang waren noch hier. Sie saßen zu seiner Rechten. Zu seiner linken saßen ein paar Adlige, die mit am Hof lebten, unter ihnen auch Victoria. Er schenkte ihr ein leichtes Lächeln, ehe er am Kopfende auf dem kleineren Thronartigen Stuhl Platz nahm. Traurig glitt sein Blick über den leeren Platz neben sich.
 

"Ich eröffne das Essen." gab Gabriel von sich, ehe er nach einem Kelch Wein griff.
 

Seit zwei Stunden saßen sie nun schon am Tisch. Das Essen war längst abgeräumt, lediglich einige Schalen mit Obst und Krüge mit Wein standen noch darauf. Da Vlad abwesend war leitete Gabriel nun das Geschehen. Eine Aufgabe die er mit Bravour meisterte, was allerdings kein Wunder war, denn das war es, was er von Klein auf gelernt hatte.

Er unterschrieb Anweisungen und ließ sich über Veränderungen informieren.

Sie waren gerade bei den Plänen für eine neue Brücke angekommen, als die Türen aufschwangen. Sie alle wirbelten herum und starrten in die Dunkelheit. Ein Keuchen entrang sich einigen kehlen, als plötzlich gelbe Augen in der Dunkelheit leuchteten.
 

"Werwölfe!" der Ruf hallte durch den Saal.
 

Von einer Sekunde auf die Andere kam Bewegung in die Vampire. Sie alle sprangen auf und bildeten einen tödlichen Schutzwall um Gabriel. Dieser aber starrte nur weiter auf die Türen. Er konnte ihn spüren, ihn riechen. Er war wieder hier.
 

"Es beruhigt mich zu sehen, dass mein Gefährte während meiner Abwesenheit so gut verteidigt wird."
 

Die Stimme des Vampirfürsten hallte dunkel durch die absolute Stille in der Halle. Die Vampire lockerten langsam ihre Haltung. Sie alle wussten von dem Friedensvertrag mit den Werwölfen und nun, da ihr Fürst zwischen den Werwölfen in das Licht der Fackeln trat, erkannten sie, dass keine Gefahr drohte.

Nur der alte Bane blieb neben Gabriel stehen, um im Zweifelsfall jederzeit eingreifen zu können, was allerdings nutzlos war, denn sobald Gabriel freie Sicht auf seinen Geliebten hatte, hielt ihn nichts mehr.

Mit einem tonlosen "Vlad" lief er los. Erst langsam, dann eilte er auf den Vampir zu. Dieser kam ihm mit großen Schritten entgegen und schloss ihn fest in seine Arme. Seufzend vergrub er die Nase in Gabriels Haar und sog seinen Duft in sich. Wie sehr hatte er ihn vermisst?

Plötzlich spürte er, wie Gabriel schwerer wurde. Er packte ihn fester und hob sein Gesicht an. Grollend bemerkte er die Ohnmacht und das blasse Gesicht. Mit einer Geste in Banes Richtung räumte dieser den Saal. Nur er selber, die Werwölfe und das Paar blieben zurück. Vlad hatte Gabriel unterdessen in einen Sessel gesetzt und begonnen ihm mit einer kleinen Phiole unter der Nase zu wedeln.

Mit einem tiefen Atemzug kam Gabriel zu sich und hustete. Vlad verkorkte die Phiole und lächelte Gabriel an.
 

"Vlad..." hauchte Gabriel und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
 

Sein Blick glitt an seinem Fürsten vorbei und blieb an den Werwölfen hängen. Er musterte sie einen Augenblick, dann nickte er. Während Vlad fort war hatte er viel über Werwölfe gelesen. Er kannte nun ihre Beweggründe und er konnte sogar verstehen, warum sie ihn und Vlad vor einigen Jahren angegriffen hatten. Mühsam nahm er Haltung an und richtete sich im Sessel auf. Es tat ihm schrecklich leid, Vlad mit seiner Schwäche so bloßgestellt zu haben.
 

"Es tut mir leid." flüsterte er nur und senkte den Blick.

"Gabriel..." hauchte Vlad und hob langsam das Kinn seines Gefährten wieder an.

"Ich habe dich schrecklich vermisst!" sagte er noch, etwas lauter.
 

Gabriel sah ihn überrascht an. Solche Zärtlichkeiten tauschte Vlad mit ihm sonst nie vor anderen und schon gar nicht vor Fremden. Die Freude darüber ließ seine Kraft zurückkehren. Er erhob sich mit Vlads Hilfe und trat auf die Männer zu, die noch immer an der Türe standen. Ein schüchternes Lächeln genügte, um die Anspannung der Werwölfe zu brechen. Einer nach dem anderen traten sie vor und begrüßten den Gefährten ihres neuen Bündnispartners.

Der letzte, der vortrat, war der größte und imposanteste unter ihnen. Gabriel erkannte unzählige Narben auf den Armen und dem Gesicht des Werwolfes. Vlad war sicher genauso stark, aber seine Erscheinung war eleganter. Der Werwolf vor ihm strahlte eine Wildheit und rohe Kraft aus, die Gabriel noch nie gespürt hatte.

Der Mann lächelte Gabriel an, was wie ein Zähne fletschen aussah, aber Gabriel lächelte zurück.
 

"Ihr müsst Greyback sein." sagte Gabriel, sicher, dass er richtig lag.

"Der bin ich. Und Ihr seid Gabriel. Ich habe schon vieles von Euch gehört."

"Nur Gutes, hoffe ich." lächelte Gabriel.

"Gewiss. Ich hörte bereits vor dem Besuch Eures Gefährten Gesänge und Geschichten über Eure Schönheit. Euer Gefährte erzählte uns von Eurer Güte und Stärke." grollte der Werwolf.
 

Gabriel errötete leicht und warf Vlad einen vorwurfsvollen Blick zu. Lächelnd wandte er sich wieder dem Werwolf und seinem Gefolge zu.
 

"Ich danke Euch, für diese freundlichen Worte. Bitte, nehmt Platz und seid meine Gäste." damit wies er auf den Tisch.

"Wir nehmen Eure Einladung dankend an, aber gestattet mir noch eines."
 

Der Werwolf wandte sich ab und ging zwischen seine Leute. Als er zurück kam hielt er einen Stapel in den Händen. Sanft legte er seine Last auf den Tisch. Gabriel legte den Kopf schief und sah Vlad fragend an. Dieser lächelte nur und nickte. Gabriel trat an den Werwolf heran.
 

"Ich habe Geschenke für Euch." sagte der Werwolf und blickte Gabriel an.

"Aber...." begann Gabriel, doch der Werwolf lächelte so einnehmend, dass Gabriel verstummte.

"Das hier wird Euch warm halten. Die Winter hier sind bitterkalt. Außerdem ist Magie eingewebt, die Euch stärkt, wie die Sonne."
 

Mit diesen Worten hob er ein Bündel hoch, das sich als wunderschöner Weißer Mantel entpuppte. Der Kragen und die Armelaufschläge waren mit grau-meliertem Pelz gesäumt.
 

"Der ist wunderschön." staunte Gabriel.

"Vielen Dank." Er war sprachlos. Er hätte nie gedacht, dass die Werwölfe so freundlich sind.

"Dafür nicht! Bitte." Der Werwolf lächelte, als er die Freude im Gesicht der Veela sah.

"Das hier hat mein Gefährte für Euch angefertigt. Sie sind aus den Geweihen von Riesenhirschen."
 

Gabriel nahm eine kleine Truhe entgegen. Als er sie öffnete stockte ihm der Atem. Auf einem Kissen aus weichem Samt lagen zwei Armreifen. Die Schmuckstücke waren glatt poliert. Als er sie herausnahm erkannte er die winzigen Schnitzereien. Tausende von Blüten und winzige Blätter waren in die Armreifen eingearbeitet. Jeder Reif bestand aus einem Stück. Strahlend sah er den Werwolf an.
 

"Bitte dankt Eurem Gefährten von mir. Sie sind traumhaft schön! Ich werde Sie in Ehren halten!"
 

Vlad beugte sich neugierig vor und auch er bewunderte die Kunstwerke, die Gabriel sogleich übergestreift hatte. Gabriel strahlte Vlad an.
 

"Ich werde ihm Euren Dank ausrichten. Er wäre gerne mitgekommen, aber ist vor zwei Wochen niedergekommen." sagte Greyback.

"Ein Kind? Wie wunderbar. Herzlichen Glückwunsch." lächelte Gabriel.
 

Er freute sich für den Mann und seinen Gefährten, aber es gelang ihm nicht, den Schmerz in seinem Herzen zu unterdrücken. Seine Gedanken wurden von Trauer überschwemmt. Er hätte selber schon zwei Kinder haben können.

Der Werwolf bemerkte, wie ein Schleier sich vor die grünen Augen der Veela legte. Er blickte fragend zu dem Vampir-Fürsten, und obwohl dieser sich sehr gut im Griff hatte, bemerkte er auch bei ihm diesen Schleier.
 

"Was ist es denn geworden?" fragte Gabriel nun, um sich aus der Trauer zu reißen.

"Ein kleiner Junge. Er sieht meinem Gefährten sehr ähnlich." sagte Greyback ruhig.

"Ein Junge...dann erlaubt mir, Euch auch ein Geschenk zu machen."
 

Gabriel winkte eine Dienerin herbei und flüsterte ihr etwas zu. Die junge Frau nickte und verschwand. Sie alle setzten sich an den Tisch. Greyback nahm zu Gabriels Rechter Seite Platz. Nachdem alle gegessen hatten kehrte die Dienerin zurück. Hinter ihr gingen zwei Diener, die eine große Truhe zwischen sich trugen. Sie stellten die Truhe neben Gabriel ab.

Vlad erkannte die Truhe und ergriff unter dem Tisch Gabriels Hand. Traurig sahen sie einander an. Solange sie nicht herausfanden, warum Gabriel die Kinder verlor, würden sie den Inhalt nicht brauchen. Er nickte und Gabriel öffnete die Truhe. Darin stapelten sich Hemdchen und Hosen, Jäckchen, Socken und alle möglichen anderen Dinge.

Greyback blickte zwischen der Truhe und Gabriel hin und her. Er hob einen winzigen blauen Pullover heraus. Jede Naht war fein und gerade gearbeitet. Auf der Brust waren kleine gestickte Vögel.
 

"Die Sachen sind wunderschön. Es muss ewig gedauert haben, sie anzufertigen. Seid Ihr sicher...?"

"Ja, ich bin sicher. Sie sollten getragen werden." sagte Gabriel und beim letzten Satz brach seine Stimme.

"Entschuldigt mich. Ich ziehe mich zurück. Vlad, ich schlafe im grünen Zimmer, heute Nacht." hauchte er, ehe er sich erhob und den Raum mit hängendem Kopf verließ.
 

Die Männer waren alle aufgestanden, als Gabriel sich erhoben hatte. Allgemeines Gemurmel setzte ein, als Gabriel den Saal so einfach verlassen hatte. Ein Blick von Greyback ließ sie alle verstummen. Diener kamen herein und führten die Werwölfe zu ihren Zimmern. Nur Greyback und Vlad blieben zurück. Sie zogen in Vlads Arbeitszimmer um.

Als erstes lief Vlad zu einer kleinen Vitrine, zog eine Karaffe und zwei Kelche heraus und füllte beides. Er leerte seinen Kelch in einem Zug und goss sich gleich den nächsten ein. Dann ließ er sich kraftlos in einen Sessel am Kamin sinken und bot Greyback den zweiten an.

Sie beide waren in den drei Wochen zu Freunden geworden. Es gab vieles, was sie miteinander verband und trotz der Unterschiede fühlten sie eine Art Verwandtschaft. Sie hatten schon über vieles gesprochen, nur dieses letzte schwierige Thema hatte Vlad bis heute vermieden.

Greyback saß still da und beobachtete den Vampir vor sich. Er musterte seine Züge, er entdeckte das Leid, dass er zuvor auch in Gabriels Gesicht gesehen hatte.
 

"Gabriel hat die Sachen für unsere Kinder genäht." sagte Vlad nun tonlos.

"Du hast nicht erzählt, dass ihr Kinder habt." sagte Greyback nun und Vlad lachte trocken.

"Haben wir auch nicht. Wir haben beide verloren."

"Das tut mir leid." brummte Greyback.

"Wir wissen nicht, woran es liegt. Vampirföten sind sehr empfindlich, aber Gabriel war beide male gesund."

"Und was bedeutet der grüne Raum?"
 

Der Vampir blickte in die Flammen. Er sehnte sich nach seinem Gefährten. Er wollte ihn halten, ihn besitzen und ihn danach einfach halten.
 

"Dort schläft er, wenn er alleine sein will. Ich habe Angst, ihn zu verlieren. Er wird immer schwächer. Irgendetwas raubt ihm seine ganze Kraft."

"Er verliert die Kinder, obwohl er gesund ist und jetzt wird er immer schwächer? Es gibt dafür aber keine logische Erklärung? Vlad, das klingt für mich verdammt nach Gift! Ich glaube, irgendwer versucht Gabriel zu vergiften."
 

Das laute krachen des Kelches, den Vlad in seiner Hand zerbrach, war alles, was noch zu hören war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war es schon wieder. Oh Oh....wer hat es denn da auf Gabriel abgesehen?
Ich hoffe, es hat euch gefallen!
Liebe Grüße
Eure Eshek Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ChibiKira
2016-02-29T20:15:33+00:00 29.02.2016 21:15
Was? Gabriel wird wahrscheinlich vergiftet?
Das ist super traurig. Auch dass er die Babysachen weggegeben hat muss ihm unendlich schwergefallen sein..... ;_;

Ich hoffe du schickst uns bald das nächste Pitel, sonst vergehe ich vor Neugier!
Wird Gabriel wirklich vergiftet? Hat der Onkel die Finger im Spiel oder ist es einer von Vlads Gefolgsleuten, welcher mit der Verbindung nicht einverstanden ist?
Oder kommt ein ganz neuer Feind hinzu?
Werden sich die Werwölfe und die Vampire tatsächlich vertragen?
Fragen über Fragen... XD

Liebe Grüße
ChibiKira
Von:  sweet_tod
2016-02-21T07:38:00+00:00 21.02.2016 08:38
Ohhhhh das war im algemeinen ein sehr trauriges cap!!
Aber es wäre toll wenn sie endlich dahinter kommen würden was der Grund für gabriels schwäche ist!! Es hat bestimmt was mit seinem Onkel zutun!

Freu mich schon aufs nächste Cap!
Lg sweet
Von:  Omama63
2016-02-19T08:50:53+00:00 19.02.2016 09:50
Gabriel hat schon zwei Kinder verloren. Ich kann verstehen, dass er gegangen ist.
Ich dachte schon, dass Gabriel eine Krankheit hat, die ihn immer schwächer macht, bis er stirbt. Ich hoffe, dass Greyback recht hat und sie den Übeltäter bald finden und Gabriel bald wieder gesund wird.

Bin schon gespannt, ob Gabriel vergiftet wird und natürlich von wem. Wenn Vlad den in die Finger bekommt, dann wird er ihn in kleine Stückchen zerreißen.

Lg
Omama63
Von:  Tomasu
2016-02-19T05:28:31+00:00 19.02.2016 06:28
Tschentuch! Ich will sofort ein Taschentuch. Tempo oder Tatü ist mir egal, aber ich möchte meine Tränen trocknen und meine Nase schneuzen. Also wo ist mein Taschentuch.

TK
Antwort von:  Eshek
19.02.2016 18:07
Hier!
**Wagenladung Taschentücher aufhäuf**


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