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Wenn der Frühling beginnt

One-shot Sammlung zu Bucky Barnes/ Wintersoldier
von

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Ein vergessenes Wochenende (Teil 3/3)


 

Sonntag, 29. Oktober

0.32 Uhr

Ein ganzes Stück weiter westlich von Droskova
 

Die Sicht war mehr als nur bescheiden. Der schlimmste Sturm schien vorbei zu sein, aber die Wolkendecke war dicht und der Schneefall unablässig. Die Rücklichter des Wagens, der rasch immer tiefer sank waren noch zu erkennen, aber von den Personen, die sich in diesem Auto befunden hatten, war nichts zu erkennen. Es war natürlich gut möglich, dass sie bereits tot waren. Sowas konnte schnell passieren. Eine Gehirnerschütterung durch einen ungünstigen Aufprall gegen die Scheibe oder das Lenkrad, darauf eine kurze Bewusstlosigkeit. Tja, so schnell konnte man aktuell ertrinken.

Es mochte eine gute und plausible Theorie sein, aber es blieb etwas zu dünn, um alleine damit den Rückweg anzutreten.

Mit einem tiefen Seufzen rieb er sich kurz die Schläfe, ehe er seine Jacke auszog und in die Fahrerkabine legte, die Schusswaffen legte er dazu, ehe er den Schlüssel abzog und ich die Hosentasche stopfte. Als er sich wieder Richtung Fluss wandte, war von seinen Flüchtlingen immer noch nichts zu sehen.

Ein tiefes Durchatmen folgte, ehe er sich die kleine Büschung überwindend in das eisige Wasser begab und mit einer kleinen Taschenlampe, die er sich zwischen die Lippen geklemmt hatte, und dem Frack nachtauchte.

Schnell war es erreicht, die Rückscheibe war zerbrochen und der Innenraum, von dem Wasser mal abgesehen war leer. Wo zum Teufel waren die Zwei?

Mit kraftvollen Bewegungen tauchte er wieder auf, zog sich die Böschung in Richtung seines Jeeps hoch, nur um dort dann in den Lauf seiner eigenen Waffe zu blicken.
 

Die dicke Jacke, die sie im Innenraum gefunden hatte, fest um ihren frierenden Körper geschlungen, die nassen Haare aus dem Gesicht gestrichen, musterte sie den triefenden Mann vor sich. Hatte er sich verändert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte? Im Wirtshaus hatte er sie nicht erkannt, was ihrem Herzen einen kleinen Stich versetzt hatte, aber es war wie es eben war.

„Die Schlüssel.“ forderte Tamila dann mit ruhiger Stimme.

Die Waffe lag ruhig in ihrer Hand, und ihr Blick war kalt als sie fortfuhr. „Ich kenne deine Tricks James, versuch es also erst gar nicht.“

Trotz des Schnees sah sie, wie sich seine Brauen kurz verwundert zusammenzogen. „James?“

Jedes Aufwallen von Mitgefühl erstickte sie im Keim, wie sie es von klein auf eingebläut bekommen hatte. Er erinnerte sich nicht an sie, dieses Mal hatten sie ihm offenkundig sogar die Erinnerung an den eigenen Namen verwehrt. Aber das war seine Sache. Das hier war ihre Mission. Und es war seine, die er befreit von jedem Gewissen erfüllen würde.

„Wo ist Schukow?“ fragte James dann, während er die Schlüssel aus seiner nassen Hosentasche fischte und an zwei Fingern hochhielt.

Einen Moment war es ruhig zwischen Ihnen, während jeder sein weiteres Vorgehen durchdachte. Tamila käme ohne den Wagen von hier nicht weg und würde, durchnässt wie sie war, die Nacht wohl kaum unbeschadet überstehen. James hingegen war nicht weniger nass, aber er kam mit der Kälte besser zurecht, er zitterte nicht einmal. „Ich weiß es nicht. Aber wenn alles nach Plan läuft, sitzt er bereits in einem Reisebus zurück Richtung Moskau, von da mit dem Zug weiter nach Westen. Im Gegensatz zu uns beiden, hat er Droskova nie verlassen.“

„Eine Finte.“ kommentierte er seufzend und warf ihr die Schlüssel entgegen, die sie mit der freien Hand sicher fing. Dann ging alles sehr schnell.

Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und James machte einen Satz nach vorne, der gelöste Schuss schien sein Ziel verfehlt zu haben, denn er riss sie ohne langsamer zu werden von den Beinen und schlug ihr die Waffe aus der Hand.

Kurz verharrten sie aufeinander, einen unwirklichen Moment lang in einem seltsamen Gefühl gefangen, ehe ein harter Tritt in die Weichteile dazuführte, dass ihm die Luft wegblieb und Tamila sich befreien konnte. Im Aufstehen fischte sie die Schlüssel aus dem Schnee und hechtete zum Wagen. Doch keine drei Schritt weggekommen, riss ein fester Griff um den Knöchel sie wieder in den Schnee. Dieses Mal darauf gefasst, drehte sie sich noch im Fall, den Schwung nutzend um sich aus dem Griff zu befreien.

Im schwachen Licht sah sie kurz den blanken Stahl eines Messers reflektieren, ehe sie hörte, wie er erneut auf die zuhastete. Die Sicht war schlecht, so dass es antrainierte Reflexe und Bewegungen waren, die sie instinktiv leiteten. Es war ein Kampf, der an eine sorgsam einstudierte, brutale Choreographie erinnerte.

Letztlich konnte sie einen Ausfallschritt nutzen um sich auf seinen Rücken zuziehen und ihm die Fäuste gegen die Schläfe zu schlagen. Die kurze elektrische Entladung, ihrer mit entsprechender Elektronik versehenen Handschuhe, führte zu einer kurzen Bewusstlosigkeit des Wintersoldiers. Tamila wusste, dass sie nicht lange anhalten würde, also suchte und fand sie die Schlüssel und eilte zum Wagen.

Der Motor startete beim zweiten Versuch und im Scheinwerferlicht sah sie seine bewusstlose Gestalt im Schnee liegen, und die Blutspuren. Hatte sie ihn doch erwischt gehabt?

Während die Heizung langsam den Innenraum erwärmte, saß sie immer noch mit laufendem Motor im Wagen und sah den Mann an, der ihr fast die Kehle aufgeschlitzt hätte.

Es war ein Fehler, dachte sie nur, als sie die Jacke auszog und aus dem Seitenfenster warf. Ein Fehler ohne Zweifel, aber auch wenn James nicht mehr wusste wer sie war, so wusste sie doch wer er war. Und manchmal reichte das, um einen Anderen nicht erfrieren zu lassen.

Einen Gang einlegend setzte sie den Wagen etwas zurück, ehe sie wieder auf die Straße bog und wegfuhr, ohne noch mal zurück zu sehen.
 

Als er sich wieder rührte, war er bereits von einer Schneeschicht bedeckt, die von ihm abfiel als er sich aufsetzte. Ein stechender Schmerz in seiner rechten Seite ließ ihn kurz keuchen, Seine Hand war feucht und blutig als er sie von der schmerzenden Stelle wegzog. Aber der Blutverlust konnte bei der Kälte nicht so schlimm sein. Der Wagen war weg, was ihn nicht sonderlich überraschte. Wobei die Wehrhaftigkeit Tamilas hatte sich dann doch als die größere Überraschung entpuppt an diesem Tag. James zog sich auf die Beine und entdeckte im Schnee seine Jacke.

Nach einem kräftigen Ausschütteln zog er sie über und atmete den zarten Geruch von Maiglöckchen ein, die ihn vage an den Frühling denken ließ.

Mit diesem Gedanken machte er sich zu Fuß auf den Weg in die nächste Stadt.
 

Sonntag, 29. Oktober

18.59 Uhr

Zentralbahnhof Moskau
 

Menschen in dicken Mänteln drängten sich dicht aneinander vorbei. Es herrschte ein allgemeines Stimmengewirr, Kinder lachten oder weinten, während unverständliche Nachrichten über Lautsprecher verbreitet wurden.

Maksim Schukow zog den Gürte seines Filzmantels etwas fester, ehe er die Fahrkarte aus der Tasche zog und den Bahnsteig mit den abgedruckten Angaben kontrollierte. Er zog seine Brille auf und war dabei mit einem zufriedenen Brummen, seine Tasche zu greifen, als er von hinten angerempelt wurde und sich nur knapp auf den Beinen halten konnte. Doch ehe er dazu kam sich lautstark zu beschweren, eilte ein junger Mann an ihm vorbei, einige Entschuldigungen haspelnd und eifrig bemüht, die zu Boden gefallene Brille aufzuheben.

Schukow brummte noch einige tadelnde Bemerkungen, die jedoch aufgrund des sichtlichen Bedauerns nur kurz ausfielen. Nach einer weiteren Entschuldigung war der Bursche dann auch schon in der Menge verschwunden und Schukow betrat das Schlafabteil und zog sich in seine reservierte Kabine zurück. Wie instruiert verschloss er die Kabine und steckte seine Fahrkarte für den Schaffner gut sichtbar an die Türe, nachdem der zug sich mit einem Ruck in Bewegung gesetzt hatte, ehe er seinen Mantel und die Schuhe abstreifte, und sich auf die schmale Koje ausstreckte. Noch einige Stunden und er würde dieses Land und damit Hydra hinter sich haben. Sicher im Schutz des Westens würde er nach und nach sein Wissen verkaufen und ein reicher Mann werden. Er wusste es zwar noch nicht, aber schon den folgenden Halt des Zuges, würde er nicht mehr lebend erreichen.
 


 

Sonntag, 29. Oktober

22.17 Uhr

Moskau
 

Unbehaglich knetete sich Owen Boil seine klammen Finger, während er dem Doc über die Schulter schaute, der den Einfrierungsprozess sorgsam überwachte.

„Herr Baum ist mit dem Ergebnis zufrieden, wie man hört.“ Begann der Mediziner dann unerwartet ein Gespräch mit dem Sekretär Baums.

„Ja-ja.“, nickte dieser leicht, „Die örtliche Polizeistation hat den Tod der Zielperson bestätigt. Er war in einer verriegelten Schlafkabine entdeckt worden, kurz vor der Grenze. Verblutet wie es scheint.“

Ein heiteres Kichern war von Seiten des Docs zu hören. „Ja, ein kleiner Stich in den Rücken und es gibt weder Zeugen noch einen Verdächtigen. Man braucht nur ein etwas längere Nadel und einen strammen Gürtel und alles weitere erledigt sich fast von selbst. Zu töten ist eine Kunstform, glauben Sie mir Owen, eine wahre Kunst.“

„Apropos Verdächtiger. Sagen Sie Doc, wie bekommen Sie ihn dazu, dass er zurück in die Kryostasekammer geht?“

„Wir löschen unmittelbar vorher sein Gedächtnis, wissen sie. Dann folgt er brav wie ein Kätzchen. Sein Geist schläft und er bekommt nichts mehr mit, bis wir ihn wieder wecken.“

„Er schläft also?“ fragte Boil unbehaglich und sah in die blauen Augen, die ihn leblos anstarrten, von weißem Raureif überzogen.

So ganz stimmte es nicht, denn als die eisige Kälte dieses Mal von ihm Besitz ergriff, und die Welt zu existieren aufhörte, träumte er dieses mal einen kurzen Traum. Von einer Nixe, mit leuchtendem roten Haar, die nach Frühling roch…


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, dass war mein Versuch einen kleinen Thriller zu schreiben.
Hat es Euch ein wenig gefallen?
Das Genre ist neu für mich gewesen, von daher bin ich - wie immer - über hilfreiche Kritik mehr als dankbar.
Danke fürs Lesen.

Weiter geht es mit einer Episode aus der Kindheit von Bucky und Steve... Komplett anzeigen

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