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Das Mädchen und der Hund

von

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Das Mädchen und der Hund

Arya spürte, wie ihr allmählich das Blut pulsierend in den Kopf schoss, als Sandor Clegane sie, kopfüber auf seiner Schulter, zu seinem Pferd trug. Noch immer von seinem Schlag benommen, hievte er sie auf den großen Hengst und schwang sich kurzerhand hinter sie in den Sattel.

Das Feuer um sie herum fraß sich durch die Banner des Hauses Stark, ebenso wie durch das Fleisch der abgeschlachteten Männer, die teilweise noch schreiend auf dem Boden lagen. Das wiederholte Rufen von Freys Männern richtete Aryas Aufmerksamkeit auf den Eingang der Burg.

„Der König des Nordens“, riefen sie immer wieder und führten ein Pferd in ihrer Mitte, auf dessen Rücken ein lebloser Körper hin und her wippte und auf dessen Schultern der Kopf eines Schattenwolfes befestigt wurde. Mit fassungslosem Blick sah die junge Stark das Szenario an, welches sich ihr in dem Rauch bot. In ihren Augen bildeten sich Tränen, denn sie wusste sofort, um wen es sich bei dem »König des Nordens« handelte...

Sandor riss an den Zügeln seines Pferdes und trieb es an, um diesen Ort zu verlassen. Arya spürte, wie sie die Kraft, welche sie in den vergangenen Monaten gewonnen hatte, schlagartig verließ und nur mit größter Mühe, konnte sie sich auf dem galoppierenden Pferd halten. Sie schloss ihre Augen fest, als sie durch die brennende Nacht ritten und wünschte sich die Dunkelheit und die Stille zurück.
 

Wie lange sie wohl bereits ritten? Sie wusste es nicht. Doch das Tempo hatte sich deutlich verringert, was wohl bedeutete, dass sie weit genug entfernt waren. Erschöpft öffnete Arya ihre Augen, als das Pferd zum Stehen kam und ihre Rückenlehne, Sandor, abstieg. Sie hielt sich an der Mähne des Pferdes fest, um nicht nach hinten zu kippen.

„Wo sind wir...?“, fragte Arya mit rauer Stimme und erst jetzt bemerkte sie, wie trocken ihr Mund und ihre Kehle waren.

„Was weiß denn ich“, brummte Sandor und zog sie von dem Rücken des Pferdes runter. Ihre Beine waren schwach und schmerzten, weshalb sie sich auf den laubbedeckten Waldboden setzte.

„Es ist schon spät. Und ich bin scheißmüde“, sagte Sandor, nahm ein paar kräftige Schlucke aus seinem Wasserbeutel und wünschte sich, es wäre Wein. „Wir rasten hier.“ Er warf den Beutel neben Arya ins Laub und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

„Warum habt Ihr mich aufgehalten...?“, murmelte sie und trank ebenfalls einige Schlucke. „Ich hätte sie alle umgebracht.“

Sichtlich unbeeindruckt und lachend schob Sandor etwas Laub mit dem Fuß beiseite, um eine freie Fläche für ein Feuer zu schaffen.

„Abgeschlachtet hätten sie dich.“

„Hätten sie nicht...“, sagte sie und warf ihm seinen Beutel neben die Füße.

„Mach doch die Augen auf! Du bist keine Kriegerin. Du bist ein kleines, naives Mädchen“, sagte er genervt. „Vergewaltigt und getötet hätten sie dich. Und auch für DEINE Schultern hätten sie sicher noch einen neuen Kopf gefunden. Also gib jetzt Ruhe und sei lieber froh, dass du noch atmest.“
 

Doch die Tatsache, dass sie noch lebte, ihre Eltern und Geschwister jedoch tot oder verschwunden waren, machte sie alles andere als froh. Sandor war in das Unterholz gezogen, um zu jagen und für einen Augenblick gab sie sich ihrer tiefen Trauer hin und vergrub ihr Gesicht in ihren Unterarmen. Wie sehr wünschte sie sich doch, es wäre wieder alles wie früher und sie könne mit ihrer Familie nach Hause zurückkehren. Nach Winterfell. Ihre Schwester Sansa ärgern. Ihren Bruder Bran im Bogenschießen besiegen. Und sich immer wieder anhören müssen, sie sei eine Lady und solle sich auch dementsprechend benehmen. Doch sie wusste, dass dieser Wunsch vergebens war. Denn es würde niemals mehr so werden. Und das wusste sie.
 

Einige Zeit später kehrte Sandor zurück. Auf seinen Schultern trug er die erlegte Beute. Mit einem erschöpften Schnauben ließ er das Tier neben die Feuerstelle fallen. Es war ein brauner Wolf – doch es hätte ebenso ein wilder Hund sein können. Mit ernster Miene blickte Arya zu dem leblosen Tier.

„Besitzt Ihr auch nur EINEN Funken Anstand?“, fragte sie. Doch Sandor begann bereits den Wolf zu häuten.

„ICH habe lediglich Hunger. Wenn du nichts willst, bitte.“

Arya schwieg.

„Als die Tiere den Wald verließen, aufgrund dieser Weißen Wanderer, gingen auch jegliche Jagdmöglichkeiten aus. Da findet man bloß sowas“, sagte er und schnitt dem Wolf den Bauch auf, um ihn auszunehmen. Er begann schließlich die ersten Stücke Fleisch von den Knochen zu trennen und sie über das Feuer zu hängen.
 

Arya saß still gegenüber von Sandor, zwischen ihnen das Feuer, und beobachtete ihn, wie er ein Stück Fleisch nach dem anderen verspeiste.

„Jetzt iss, verdammt. Was anderes kriegst du nicht“, sagte er mit vollem Mund.

„Diese Weißen Wanderer...“ begann sie. „Sie zogen schon einmal über diese Lande, hab ich Recht? Ich habe gehört, dass-“

„Was soll das jetzt werden?“, brummte er, genervt, dass er nicht in Ruhe essen konnte. „Was willst du von mir hören? Eine uralte Legende von Wesen, die dir das Blut in den Adern gefrieren lassen und dir deine Augäpfel kristallisieren? Scheiße...Seh ich vielleicht aus wie deine Großmutter?“

Arya schwieg einen kurzen Augenblick und sah ihn über das Feuer hinweg an.

„Nein, Ihr habt Recht.“, sagte sie, nahm sich etwas von dem Fleisch und biss ein großes Stück heraus. „Ihr seid bloß ein Hund.“
 


 

~ENDE~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YasuDesire
2014-10-28T14:50:19+00:00 28.10.2014 15:50
Ich find die Storylänge für den Oneshot echt gut abgepasst und genau so deine Erzählweise an sich. Es gibt echt kaum was zu meckern, außer, dass ich dir empfehlen würde einige Wortwendungen bei den Figuren nich zu sehr der Schreibart von der Story anzupassen (klang das sinnvoll? xD). Ist sehr In-Chara weitesgehend, trotzdem gabs ~1-2 Sachen die einer der Beiden eventuell hätten sagen können.

In dem Sinne: Keep it going :D Guter Schreibstil!
Antwort von: abgemeldet
29.10.2014 19:14
Hey YasuDesire,

vielen Dank für dein Kommi und deinen Rat! :) Ich weiß, worauf du hinaus wolltest ~
Von:  DCMarvelFan
2014-08-18T05:58:18+00:00 18.08.2014 07:58
Sehr Gut geschrieben.
Da kann man nicht Meckern ich liebe Arya und den Hund.
Antwort von: abgemeldet
18.08.2014 08:34
Hey X-23Fan,

vielen lieben Dank für dein Lob!
Ich finde die beiden zusammen auch sehr cool ~♫


Besten Dank und liebe Grüße von mir!

RAGAMUFFY


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