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Neue Abenteuer

[NaRu] Denn sie werden nie enden.
von

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Neue Abenteuer


 

Neue Abenteuer
 

 

„Hey Ruffy. Du bist ja wirklich immer noch hier.“ Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich die letzten Meter hinter mich gebracht hatte. Ein kalter Wind huschte über die Wiese und ließ mich frösteln. Er zog an meinen Haaren und der Kleidung und ich griff nach dem Mantel, um ihn ein wenig fester an mich zu schmiegen.

Ich setzte mich auf einen Felsbrocken, dort, direkt unter dem großen Baum, dessen rasselndes Blattwerk sich in jedes Rauschen des Windes mischte. Die Aussicht war wunderbar. Ich wusste schon immer, warum dieser Platz für dich der richtige war. Von hier aus war man dem Himmel und dem Wasser gleichermaßen nah.

 

Ich beobachtete, wie die Wellen draußen auf dem aufgepeitschten Meer miteinander spielten. Sie hätten wahrscheinlich jedes Boot mit sich in die Tiefe gerissen. Jedes, außer der Thousand Sunny natürlich. Franky und ich hätten das schon hinbekommen.

Wieder schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich an die vielen, vielen Tage und Nächte auf unserem Schiff dachte. Das waren wirklich schöne Zeiten gewesen.

„Entschuldige, dass ich so lange nicht mehr hier gewesen bin. Es kam wirklich viel dazwischen. Aber das weißt du sicherlich. Immerhin warst du derjenige, der uns diesen ganzen Schlamassel eingebrockt hat.“ Ich höre dein Lachen und sehe das breite Grinsen auf deinem Gesicht. Ja, das war wieder typisch.

 

„Du sagtest immer, wir wären ein Team. Freunde für das Leben. Und du weißt, dass wir dir geglaubt haben, oder? Das haben wir wirklich. Nämlich weil wir es glauben wollten. Doch, der Wunsch zu glauben erzeugt manchmal einfach nicht genug Kraft, um diesen auch wirklich zu leben.“ Ich seufzte tief, als ich den schweren Kloß in meinem Hals einfach nicht vertreiben konnte. Aber ich musste es dir beichten. Als gute Freundin war man immer ehrlich, egal, wie schwer es einem fiel.

„Wir haben es versucht. Tag für Tag. Zwei Jahre lang. Doch es war vergebens. Du warst eben doch derjenige, der uns verbunden hat. Die Schicksalsfäden zwischen uns waren nicht stark genug. Sie sind gerissen. Einer nach dem anderen. Wir konnten dem Druck, der auf uns lastete, einfach nicht standhalten.“ Ich stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte meinen plötzlich bleischweren Kopf in meine Hände. Die Tränen brannten bereits in meinen Augen. Ich schloss sie. Konnte dir nicht in die Augen sehen.

„Wie oft haben wir gewitzelt, dass du doch ein Vollidiot bist? Dass wir ohne dich besser dran wären? Doch wir haben nie so falsch gelegen. Ohne dich hat einfach unser… Herz gefehlt. Wir waren nur noch leere Puppen. Nicht einmal der Ansporn unsere Träume zu erfüllen war uns geblieben. Wir haben jämmerlich versagt. Es tut mir leid.“

 

Nun waren sie da, die Tränen. Ich hatte in meinem Leben immer versucht stark zu sein. Mir war nie etwas anderes übrig geblieben. Meine Eltern hatte ich nie kennengelernt. Meine Ziehmutter war vor meinen Augen hingerichtet worden. Jahre der Angst und Qual folgten. Erst, als ich dich und die anderen kennengelernt hatte, hatte ich das Gefühl wirklich zu leben. Es gab nun jemanden, der mir den Rücken stärkte, wenn ich einmal nicht die Kraft hatte mich umzudrehen. Plötzlich fiel mir das Starksein gar nicht mehr so schwer. Ich wusste nun, was es bedeutet jemanden mit aller Macht beschützen zu wollen.

Ich hätte nie gedacht, dass mir das jemand beibringen könne. Doch du hast es mir nicht bloß erzählt, nein. Du hast diese Kraft gelebt. Jeden Tag aufs Neue. Du hast jeden Tag neuen, größeren Gefahren gegenübergestanden, doch das einzige, was du hinterher gesagt hast, war, dass es dir unheimlich viel Spaß gemacht hatte und du sofort zum nächsten Abenteuer segeln wolltest! Ich konnte manchmal einfach nur den Kopf über so viel Dummheit schütteln. Doch heute weiß ich, dass du recht hattest. Mit jedem einzelnen Wort.

 

Denn unser Abenteuer ist viel zu schnell vorbei gewesen…

Sieh mich doch bloß an! Falten, überall nur Falten! Nur mit Mühe konnte ich einen Schritt vor den anderen setzen. Meine Haare waren ergraut und es war schon eine ganze Ewigkeit her, dass ich alleine das Bett verlassen konnte.

„Und genau darum bin ich hier. Ruffy. Ich bin hier um deiner Crew ein weiteres Mal beizutreten. Entschuldige, dass ich so lange gebraucht habe.“

 

Dein Lachen erklang und mischte sich unter das sanfte Rauschen des Meeres. Ich hob meinen Kopf und das traurige Lächeln auf meinem Gesicht verschwand. Denn dort warst du. Nur wenige Meter entfernt von mir. Da, am Rand der Klippe. Es war einfach unglaublich. Du sahst genauso aus, wie ich dich in Erinnerung hatte. Dasselbe breite Lachen. Dieselben schwarzen, wuscheligen Haare. Du hattest dich nicht im geringsten verändert, seit… diesem Tag. Diesem Tag, an dem du dein Leben gegeben hast, um uns zu beschützen.

 

Viele von uns hatten damit gerechnet, dass es einmal so ausgehen würde. Eines Tages. Doch wir alle hatten gehofft, dass wir falsch liegen würden. Dass wir dich in dieser Situation beschützen könnten. Doch wir konnten es nicht.

Ich hatte noch heute den Geruch deines Blutes in der Nase, wenn ich nachts schweißgebadet aufwachte. Ich hörte noch immer die Schreie und das Schluchzen. Die Welt in mir zerbrach jede Nacht ein Stückchen mehr. Es war nicht verwunderlich, dass ich krank wurde. Und ich hatte einfach nicht mehr die Kraft dagegen zu kämpfen. Es gab keine Heilung. Nur weiteren Schmerz und Leid. So ein Leben wollte ich nicht mehr. Dieses Leben, das zerbrochen war, als du gegangen bist.

 

Ich zwang meine müden Knochen sich aufzurichten und ging die letzten Meter zur Klippe hinüber. Dort, wo du ebenfalls standest. Mein Blick war starr auf das Meer unter mir gerichtet.

„Warum willst du gehen?“ Deine Stimme war so leise, als wäre sie überhaupt nicht da. Als wäre das alles nur Einbildung. Doch ich wusste es besser.

„Ich bin alt und krank, Ruffy. Dies ist nicht das Leben, welches ich führen wollte. Ich will zu dem Teil meines Lebens zurückkehren, der diese Bezeichnung auch verdient hat.“ Der Teil, an dem ich glücklich war.

„Und die anderen?“

„Die anderen waren schon immer stärker als ich. Sie wollen noch eine Weile kämpfen, ehe sie dazu stoßen. Ich soll dich schön von ihnen grüßen.“ Ich hörte dich wieder lachen. Auch ich lächelte.

„Wissen sie, dass du hier bist?“ Ich schüttete den Kopf.

„Nein. Chopper glaubt noch immer an meine Heilung. Er ist der einzige, der bei mir geblieben ist. Die andere sehe ich nur alle paar Jahre einmal wieder. Wobei das letzte Treffen nun auch schon über 5 Jahre her sein muss. Ich weiß nicht, was sie gerade tun. Sie sind mir fremd geworden.“ Ein Hustenreiz erfasste mich und mein Körper krampfte zusammen. Ich presste die Hand vor den Hund und wartete darauf, dass der Schmerz endlich verging.

Ich wagte es nicht auf meine Hand zu sehen. Ich wusste, dass dort Blut kleben würde.

 

„Bitte Käpt’n. Nimm mich mit. Erfülle mir diesen letzten Wunsch.“

 

Ich lauschte ein letztes Mal auf die Geräusche des Lebens. Wogende Wellen, ein sanfter Luftzug. Blätter, die harmonisch im Wind rauschten. Ein letztes Mal…

Ich sah zu dir hinüber. Ein Lächeln zierte wie immer dein Gesicht. Doch, sah ich dort auch etwas Traurigkeit in deinen Augen aufblitzen? Wieso warst du traurig? Dies hier war doch seit sehr langer Zeit der schönste Tag überhaupt! Es gab keinen Grund traurig zu sein. Jetzt nicht mehr.

 

Du streckst mir deine Hand aus. Diese Geste allein ließ mein Herz vor Freude anschwellen. Ich fühlte mich plötzlich so jung wie schon lange nicht mehr. Und so stark, wie seit Jahren nicht.

„Eine Sache wäre da noch, Käpt’n, bevor wir gehen. Ich habe viel zu lange gebraucht, um es zu verstehen. Und als ich dies endlich tat, war es bereits zu spät. Es gibt eine letzte Sache, die ich dir noch unbedingt sagen wollte. Etwas, was ich schon viel früher hätte tun sollen: Ich liebe dich. Du warst mein Leben, meine Welt. Seit dem Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten. Du warst der einzige, den ich je geliebt habe.“

Ich griff nach deiner Hand und sah in dein fröhliches Gesicht. Ich hatte dich noch nie so glücklich lachen sehen. War meine Botschaft also bei dir angekommen? Wie schön.

 

Eine Welle aus wärmendem Licht durchströmte mich und plötzlich war ich nicht mehr alt und krank. Nein. Die Falten waren verschwunden. Die Haarsträhnen, mit denen der Wind spielte, hatten wieder einen knalligen Orangeton angenommen. Das war wieder die 20 jährige Nami, die damals zusammen mit dir gestorben war.

Ich war so glücklich. Endlich fühlte ich mich wieder wie ich selbst. Nicht mehr bloß ein Fremdkörper in dieser Welt! Ich war endlich neu geboren.

 

Ein letzter Blick zurück. Auf den unscheinbaren Grabstein - beinahe unsichtbar inmitten der vielen Felsbrocken - der dort direkt unter dem Baum die Stelle markierte, an der du in Frieden ruhen konntest. Der kleine Zweig mit den duftenden Orangenblüten und die frisch geerntete Orange schmückten die saftig grüne Rasenfläche davor.

Nein, die anderen wussten nicht, wo ich war. Chopper würde sich bestimmt erschrecken, wenn ich nicht mehr in meinem Bett zu finden war. Doch ich war mir sicher, dass er sehr bald wissen würde, dass ich gegangen war.

Auf Reisen, um Abenteuer zu erleben. So, wie früher. Zusammen mit der Person, die ich am meisten liebte. Und sie würden wissen, dass wir warten. Darauf warten, dass sie eines Tages zu uns stoßen und wir wieder gemeinsam Abenteuer erleben können. Als Freunde. Als eine Familie.

Ich warte auf diesen Tag.

 

Ein weiterer Schritt und ich war meinem Himmel zum Greifen nah.

Endlich.

 

„Komm schon, Nami! Lass uns endlich losgehen und ein paar Abenteuer erleben!“ Das Lachen eines Engels.

„Aye, aye, Käpt’!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Nimmerella
2016-03-07T19:47:15+00:00 07.03.2016 20:47
Gott ich musste glatt meine Taschentücher auspacken...
So schön und traurig zu gleich <3 :,(
Antwort von:  MarySae
08.03.2016 05:31
Dankeschön :D
Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat!
vG, Mary
Von: abgemeldet
2016-01-18T18:06:05+00:00 18.01.2016 19:06
Nein, wie kannst du nur! T___T
Ich hatte echt Tränen in den Augen, so herzergreifend wie das geschrieben war v.v Schade das die Crew auseinander gebrochen ist ohne ihn :/
Antwort von:  MarySae
18.01.2016 20:57
Haha, Sorry ^^'
Ich schreibe einfach gerne sowas... (Auch, wenn es mir selber die Tränen in die Augen treibt...)
Aber schön, wenn es dir (trotzdem) gefallen hat! :D
Danke für dein Kommi! :D
vG, Mary
Von:  Mich1
2015-03-21T19:22:23+00:00 21.03.2015 20:22
Echt schöne Story. :3
Freue mich auf weitere. Danke übrigens für alle deine FanFics. Alle sind so schön - hatte mich aber nie angemeldet um es dir zu sagen.

Michi :)
Antwort von:  MarySae
27.03.2015 07:44
Hey :)
Ich reiche Mal ein verspätetes Dankeschön nach! :)
Freut mich wirklich, dass du meine FFs so sehr magst!
vG, Mary
Von:  Piraten-engel
2014-08-19T18:14:47+00:00 19.08.2014 20:14
Sehr, sehr schön geschrieben... will nicht das er stirbt. *bereits geflennt gehabt, als ich es begriffen hatte*
Wenn Oda so etwas tun sollte am Ende von One Piece, werde ich persönlich nach Japan fliegen. XD
Mhmh~ Wunderschön geschrieben, auch wenn ich mehrere Ansätze brauchte um es auch verdauen zu können. <3
Schreib weiter so~
Antwort von:  MarySae
20.08.2014 17:17
Dankeschön! :D
Sorry, aber die kleinen Tränchen waren diesmal eingeplant ;)
(Habe selber geweint beim Schreiben xD)

Ich hoffe auch, dass das so nie passiert... Das wäre wirklich nicht fair...
Aber das wird sich noch zweigen. :)

vG, Mary
Von:  fahnm
2014-08-18T21:10:25+00:00 18.08.2014 23:10
Schöne Story.
Antwort von:  MarySae
20.08.2014 17:15
Vielen Dank! :)
Freu mich immer sehr, wenn es jemandem gefällt. :D

vG, Mary
Von:  Kirschbluetentiger
2014-08-17T15:45:29+00:00 17.08.2014 17:45
Sehr schön geschrieben! Besonders sehr herzergreifend!
Antwort von:  MarySae
20.08.2014 17:14
Danke sehr!
Freut mich wirklich zu hören! :D

vG, Mary
Von:  Nami-Ruffy-Maus
2014-08-17T15:43:08+00:00 17.08.2014 17:43
Zwar traurig aber dennoch wunder schoen
Antwort von:  MarySae
20.08.2014 17:14
Danke :D
Ja, etwas traurig geworden diesmal...
Ich habe Happy Ends aber eigentlich auch lieber :)

vG, Mary
Von:  Smith19
2014-08-17T14:11:52+00:00 17.08.2014 16:11
Sehr schöne Geschichte und schön geschrieben.
Hoffe du schreibst bald wieder was über die 2.
Endlich mal wieder jemand der die Charaktere nicht missbraucht mit merkwürdigen Paaren.
Antwort von:  MarySae
20.08.2014 17:13
Dankeschön! :)
Freut mich, wenn es dir gefällt!

So schnell wird wahrscheinlich nichts mehr von OP kommen.
Das war der erste Oneshot von den beiden nach gut 2 Jahren. :/
Fällt mir grade etwas schwer, Ideen zu finden. Leider :(
Aber versuchen werde ich es :)
Antwort von:  Smith19
20.08.2014 18:02
Lass dir Zeit so lang du brauchst, am liebsten natürlich ohne das einer der beiden
oder beide Sterben.


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