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Briefe an die Unendlichkeit

unsterblich...gefangen in falscher Liebe
von

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das Brennen

"Entschuldige diesen überstürzten Brief, Liebster, doch ich muss dir umgehend etwas mitteilen. Erinnerst du dich noch an Magda?

Gestern Nacht wandelte ich über den Marktplatz unserer kleinen Stadt, hungrig und sehnsüchtig nach dem was uns am Leben erhält. Es hatte kaum gedämmert, da war ich auch schon losgezogen und spürte diese würzige Note brennenden Holzes in der Luft.

In diesem Moment erinnerte ich mich an das Missgeschick, das uns einmal passierte, wir weilten in einem alten Haus, du weißt es sicher noch, und es war Sommer. Irgendetwas entzündete den trockenen Garten, in die die Glühwürmchen des Nachts wie kleine tödliche Irrlichter schwebten, und das Feuer ging auf das Haus über. Wir entkamen nur knapp- doch nun schwelge ich wieder in Erinnerungen, entschuldige, ich kann nicht anders.

Ich hätte es ahnen sollen. Versteh mich nicht falsch, Liebster, ich wusste, das sie wieder einmal jemanden in ihrem sinnlosen Wahn verbrannten, eine Frau oder einen Mann. Dort am Platz. Das Pulsieren der Menschenmasse zog mich magisch an.

So drängte ich mich nun hungrig in die Meute, zwischen sie und schwelgte in ihrer Lebendigkeit, bis ich merkte, dass ich in erster Reihe angekommen war. Es war der Pöbel um mich herum, schwitzend und stinkend angesichts der Hitze, die da vor uns wallte, die mich nun zurück weichen ließ. In meiner Leidenschaft wurde ich erst jetzt des Feuers gewahr."

Sie legte die Feder eine Weile auf die Seite und betrachtete wehmütig die kleinen Käfer und Motten, die sich um die Kerze scharten und einer nach dem anderen, mit einem kleinen "psch" verbrannten.

"So stand ich nun in aller erster Reihe, die Flammen schlugen nach meinem Seidenröcken und ich wich weiter zurück und schaute erst jetzt die Unglückliche an, die da Brannte. Hätte ich ein Herz gehabt, ein Lebendiges, es wäre geborsten vor Schreck und Schmerz. Ihr Gesicht, ihre Augen! Es war unsere Freundin, die Hexe, die Heilkundige.

Die, die so vielen Menschen in Not und Leid geholfen hatte... die auch mich vor dem toten Kind in meinem Leib errettete, als ich dem entgültigen Tode nahe war, dies Kind, das tote, das mich vergiftet hatte. Ich bin sicher, das dir das im Gedächtnis geblieben ist, Liebster. Sie befreite mich von diesem toten Leib, der mich so gequält hatte.

Diese warme, lebendige Frau starrte auf mich herunter. Ihre Augen, ich vergesse sie nie. Dieser Blick, voller Mitleid, so Wissend! Sogar in dieser Stunde. Gefesselt war sie an einen Nussbaumpfahl, die Füße auf einem Bündel Reisig. Ich denke, so fing sie schnell Feuer. Es züngelte fast zärtlich über ihre Haut. Es war fast faszinierend. Ihre Haut glich nun Pergament, schnell wuchsen Blasen, sie verbrannte schnell, ihre Haare schmoren langsam hinweg. Liebster, sie hatte keine Wimpern mehr.

Als das Feuer sie verschlang, gab sie nicht einmal einen Ton von sich, sie verschwand, wie wir im Dunkel verschwinden. Ich sah ihren Schatten sich erheben, er griff nach mir, fand jedoch keine Seele, an die er sich hätte klammern können.

Es waren vielleicht 10 Minuten, die ich damit verbrachte, fassungslos, im Schock auf diesen Pfahl zu starren, der allmählich im Flammenmeer versank.

Dann verschwand ich schnell aus der Mitte der Meute, vergaß meinen Hunger, meinen Schmerz, verkroch mich wieder hier.

Nun bin ich wieder hungrig, sehr sogar. Es zieht mich an, es zieht an mir, Liebster. Ich werde nun gehen.
 

Ich warte auf deinen Brief. Deine Mel"
 

Damit schloß sie den Brief, versiegelte ihn und übergab ihn einem in grün gekleideten Zwerg, der sich damit eilig auf den Weg machte.

Sie aber stand auf, legte den seidenen Schleier um die alabasternen Schultern und schritt auf die Terrasse. Dort begrüßten sie die fluorzierenden Käfer, die sie so liebte, die Sterne auf dieser Erde, begleitet von lichten Stimmen ging sie auf die Jagd.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Cowardly_Lion
2004-01-11T17:04:39+00:00 11.01.2004 18:04
Die Geschichte ist wunderschön. Die Art, wie du Dinge beschreibst, gefällt mir^^ Schreib bitte schnell weiter...
Von: abgemeldet
2003-07-30T09:59:08+00:00 30.07.2003 11:59
Hey, die Geschichte gefällt mir. Sie hat so was melodramatisches, trauriges an sich. Und freut mich, dass du wieder ein Kapitel geschrieben hast, ich will mehr lesen!


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