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Glücksbringer-Hufeisen

Harry Potter meets Sattelclub
von

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Glücksbringer-Hufeisen

Hermione Granger verspürte so etwas wie Aufregung im Bauch, als ihre Eltern sie vor dem Stall namens Pine Hollow absetzten. Die Grangers verbrachten den diesjährigen Sommerurlaub in den USA, genauer gesagt in Virginia. Nachdem sie die letzten Tage sämtliche Sehenswürdigkeiten in Washington D.C. sowie die örtliche Zauberergemeinde besucht hatten, wollten ihre Eltern sich heute einen schönen Tag zu zweit machen und so waren sie auf die Idee gekommen, dass Hermione doch einmal wieder reiten könnte. Es war schließlich eine ganze Weile her, dass sie zuletzt auf einem Pferd gesessen hatte. Bis zu ihrem elften Lebensjahr war Hermione in England regelmäßig geritten. Dann kam der Brief von Hogwarts und hatte ihre Prioritäten deutlich zugunsten der Zauberei verschoben. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie nicht in den Ferien immer mal wieder auf einem Pferd gesessen hätte.

„Viel Spaß, mein Schatz!“, rief ihre Mutter fröhlich, als Hermione ausgestiegen war. Kurz darauf brauste der Mietwagen unter aufspritzendem Staub davon. Es schien, als wenn die beiden es kaum erwarten konnten, endlich einmal Zeit für sich zu haben.

Hermione schüttelte amüsiert den Kopf. Als wenn sie dafür die meiste Zeit des Jahres, wenn ihre Tochter in Hogwarts weilte, nicht genug Zeit für sich hatten. Aber sie gönnte es ihnen. Und nach den letzten Tagen, in denen sie immer aufeinander gegluckt hatten, war sie froh, etwas mehr Freiheit zu haben.

Sie wandte sich um und schritt auf den hübschen Stall zu. Die Front war rot und weiß gestrichen und alles sah sehr gepflegt aus.

Auf dem Reitplatz direkt neben dem Stall sah sie eine hübsche hellbraune Araberstute, auf der ein ebenfalls recht hübsches Mädchen ritt. Wenn sie nicht zwischenzeitlich so heftig an den Zügeln gezerrt hätte, hätten die beiden ein sehr harmonisches Bild abgeben können.

Sie ging weiter zu dem Büro, bei dem sie sich anmelden sollte.
 

Nachdem sie sich dort vorgestellt hatte, brachte die ältere Dame mit dem Rufnamen Mrs. Reg Hermione in die Stallungen.

„Ah, Laura, Julia! Könnt ihr euch bitte heute um Hermione kümmern? Sie ist heute das erste Mal hier und kennt sich noch nicht aus“, sprach sie zwei Mädchen an, die gerade eine Box ausmisteten.

Die beiden stellten ihre Forken weg und kamen lächelnd auf Hermione zu. Sie schätzte, dass die beiden in ihrem Alter, also dreizehn Jahre alt, waren. Sie stellten sich vor und begannen direkt, Hermione auszufragen.

Mrs. Reg verabschiedete sich mit einem knappen Nicken und überließ Hermione den beiden Mädchen.

Laura hatte schulterlange schwarze Locken und fröhliche brauen Augen. Julias Haar war dagegen glatt und hellbraun und sie wirkte etwas erwachsener. Ihre beider Begeisterung für Pferde war jedoch unübersehbar. Ihre Reithosen und -stiefel sahen erkennbar gut genutzt aus und Hermione war sich sicher, bei den beiden in guten Händen zu sein. Nicht, dass sie nicht für alle Fälle dennoch ihren Zauberstab im Stiefel stecken hatte.

„Wie viel Reiterfahrung hast du denn?“, erkundigte sich Laura neugierig.

„Von acht bis elf bin ich zwei-, dreimal die Woche geritten. Seither aber nur in den Ferien. Ich gehe auf ein Internat, wo es keine Reitmöglichkeit gibt“, erklärte Hermione. „Ich glaube, ich bin ganz passabel, aber sicher kein Überflieger.“ Sie dachte an ihre ersten Flugversuche mit dem Besen und entschied sich, auf jeden Fall lieber tief zu stapeln. Das letzte, was sie brauchen konnte, war, dass sie sich überschätzte und vom Pferd fiel!

„Ah, das klingt, als wenn du etwas Erfahrung mitbringst.“ Laura zwinkerte ihr fröhlich zu. „Delilah ist heute frei und ich denke, ihr werdet euch gut vertragen.“ Sie winkte Hermione, ihr zu folgen, und gemeinsam gingen die drei Mädchen zu einer Box, in der eine hübsche Palomino-Stute stand.

„Sie ist sehr hübsch“, stellte Hermione vorsichtig fest und streichelte der Stute über die Nase, die sie ihr neugierig entgegen reckte.

„Und sie ist sehr sanft“, erklärte Julia. „Du wirst mit ihr keine großen Probleme haben.“

„Julia! Laura!“ Ein weiteres Mädchen stürmte in den Stall. Ihre blonden Haare hingen ihr wirr ins Gesicht und auf ihrer Nase tanzten Dutzende von Sommersprossen. „Entschuldigt, ich bin zu spät! Meine Mutter hat wieder...“ Sie stockte, bemerkte Hermione und grinste fröhlich. „Hi, ich bin Jenny.“

„Hermione“, stellte Hermione sich ebenfalls vor. „Ich bin heute das erste Mal hier und Mrs. Reg hat gesagt, dass ich mich an Laura und Julia halten soll.“

„Und naürlich an Jenny“, ergänzte Laura mit einem breiten Grinsen. „Wir drei sind enge Freundinnen und Mrs. Reg weiß, dass wir nahezu alles zusammen machen. Insbesondere reiten.“

„Ah.“ Hermione lächelte ein wenig verunsichert. Sich zwischen drei Freundinnen zu drängen war nicht gerade ihre Absicht. „Wenn ich euch im Weg bin...“

„Quatsch.“ Jenny winkte großspurig ab. „Natürlich nicht. Laura hat Delilah ausgesucht, hm? Eine gute Wahl. Was hältst du davon, wenn wir im Paddock anfangen? Dann kannst du dich an sie gewöhnen und danach reiten wir aus.“ Sie stockte kurz. „Natürlich nur, falls du Lust hast.“

„Gerne.“ Hermione grinste. Sie fühlte sich etwas überrollt, aber das war seltsamerweise sogar angenehm. Sie hatte nicht damit gerechnet, so herzlich aufgenommen zu werden. Freundlich ja, aber nicht so herzlich.
 

Die drei Freundinnen ließen sich in der halben Stunde, in der sie die Pferde gewissenhaft fertig machten, nicht nehmen, ihr ausführlich alles über den Stall, ihre eigenen Reiterfahrungen und Pferde im Allgemeinen zu erzählen.

Es war ewig her, dass Hermione so viel Spaß außerhalb von Zauberei, Büchern und Museen gehabt hatte. Und mit Mädchen. Sie verbrachte die meiste Zeit in Hogwarts mit ihren besten Freunden Harry und Ron. Zwar war mittlerweile auch Rons ein Jahr jüngere Schwester Ginny häufiger mit dabei, aber mit den Mädchen aus ihrem Jahrgang hatte sie oft nur während des Unterrichts und im Schlafsaal Kontakt. Sie hatte es offenbar geschafft, sich abzusondern, ohne es groß darauf anzulegen.

„Pass auf. Du darfst den Sattelgurt nicht so ruckartig anziehen“, korrigierte sie Laura und riss sie aus ihren Gedanken.

„Entschuldige“, sagte Hermione zerknirscht.

„Entschuldige dich besser bei Delilah. Sie hast du gerade erschreckt.“

Zögerlich klopfte Hermione der Stute den Hals, die ihr ihre Träumerei offenbar ganz gelassen nachsah. Sowieso machte diese Stute den Eindruck, dass sie schon so viel Ungeschicktheit gesehen hatte, dass Hermiones nicht mehr ins Gewicht fielen.
 

Schließlich waren die vier Mädchen fertig und führten ihre Pferde nach draußen. Bevor sie jedoch in den Paddock gingen, steuerte Julia, die mit dem Wallach Barq, einem dunkelbraunen Araber mit blitzförmiger Blesse, voraus ging, ein abgenutztes Hufeisen an, das neben der Stalltür hing.

„Das hier ist Pine Hollow-Tradition“, erklärte sie Hermione und strich mit der Hand über das Hufeisen. „Es ist unser Glücksbringer-Hufeisen. Jedes Mal, wenn wir reiten, streichen wir einmal drüber. Noch nie ist einem Reiter, der das gemacht hat, etwas wirklich Schlimmes passiert.“

Neugierig streckte Hermione die Hand aus. Ob dahinter ein leichter Schutzzauber steckte, der vor größerem Schaden bewahrte? Während sie über das alte Hufeisen strich, das von den vielen Berührungen ganz glatt war, meinte sie ein leichtes Prickeln an den Fingerspitzen zu spüren. Das konnte sie sich aber auch einbilden.

„Ich sage ja immer, dass es die Reiter einfach daran erinnert, aufmerksam und vorsichtig zu sein“, kommentierte Laura in diesem Moment trocken.

Jenny musste kichern. „Egal, was es ist. Es noch nie etwas wirklich Schlimmes passiert.“

In dem Paddock sahen die drei zu, wie sich Hermione in Delilahs Sattel schwang. Sie fühlte sich zwar etwas wackelig, aber innerhalb der ersten Minuten kehrte ihr Wissen wieder zurück.

Laura, Julia uns Jenny nickten schließlich befällig und schwangen sich auf ihre eigenen Pferde. Lauras Pferd hieß Silberstern und gehörte ihr. Es war ein dunkler Brauner mit einer sternförmigen Blesse. Jenny dagegen ritt wie Julia ein Schulpferd, das dem Stallbesitzer Max Regnery gehörte. Es hieß Topside, war ein hübscher Fuchs und, wie Jenny stolz erzählte, ein ehemaliges Profi-Turnierpferd.

Während sich Hermione langsam an Delilah gewöhnte – und umgekehrt, wie sie vermutete –, erkundigte sich Laura nach ihrem Leben in England. Man merkte ihr an, dass Pferde sie am meisten interessierten, aber sie versuchte nett zu sein. So fragte sie auch nach Hermiones Schule und brachte diese damit in Bedrängnis. Denn Hermione musste feststellen, dass man nahezu alle Erzählungen von Hogwarts nicht von Zauberei befreien konnte – und natürlich durfte sie drei Muggelmädchen nichts von Magie erzählen! Nachdem sie Snape aus purer Verzweiflung zum Chemie-Lehrer gemacht hatte und beinahe vor lauter Konzentration, sich nicht zu verplappern, gegen den Zaun geritten war, fragte sie Laura nach ihren Pferdeabenteuern.

Das machte es leichter: Laura erzählte und Hermione konnte zuhören und sich gleichzeitig ihrem Pferd widmen.
 

Nachdem sie getrabt und galoppiert waren, befanden die drei sie für gut genug, um ins Gelände aufzubrechen.

Lebhaft schwatzend, aber nicht ohne die gesamte Zeit immer auf ihre Pferde zu achten, ritten die vier Mädchen über die Wiesen.

Hemione spürte, wie sie sich langsam entspannte.

Die Landschaft war wirklich wunderschön und auf Delilah fühlte sie sich angenehm sicher. Weitaus sicherer als auf einem Besen über einem Quidditchfeld, wie sie mit einem leichten Schmunzeln feststellte.

Der Weg führte über einige Wiesen, die mit Zäunen von einander getrennt waren, zu einem Wäldchen hinüber. Gewissenhaft schlossen die Mädchen jedes Tor, nachdem sie es durchquert hatten, und informierten Hermione wie wichtig es war, diese immer zu schließen.

Sie erzählten von einem Zwischenfall, den es mit einem Fohlen gegeben hatte, das durch die offenen Tore bis in den Wald entwischt war, wo es die drei aus einer mit Brombeeren überwucherten Senke hatten befreien müssen.

„Das war Delilahs Fohlen Samson. Und natürlich war es niemand anderes als Veronica diAngelo, die das Tor offen gelassen hat.“ Jenny rümpfte die Nase. „Sie ist das unverantwortlichste Geschöpf, das es unter der Sonne gibt.“

„Du hast sie vielleicht vorhin gesehen“, warf Julia ein. „Sie hat die wunderschöne Araberstute geritten.“

„Und an den Zügeln gezerrt“, erwiderte Hermione.

„Genau!“ Laura strahlte. Offenbar hatte Hermione mit dieser Erkenntnis gerade weitere Punkte gesammelt. Sie mochte die drei. Sie waren lebhaft und hatten nichts als Pferde im Kopf. Das war eine tolle Abwechslung zu den Menschen, mit denen sie sonst zu tun hatte.
 

Da der Weg schmal geworden war, ritten sie nun hintereinander. Jenny ritt voran, dann kam Hermione, hinter ihr folgten Julia und Laura.

„Achtung!“, rief Julia auf einmal.

Doch ehe Hermione reagieren konnte, prallte ein trockener Ast, der sich von einem Baum gelöst hatte, auf Delilahs Kruppe. Die Stute stieg und tat das aus ihrer Sicht einzig Vernünftige: Sie startete durch.

Sie schoss an Topside vorbei und Hermione blieb auf einmal nichts anderes übrig, als alles zu tun, um oben zu bleiben.

Sie presste die Beine fest an das Pferd, spürte aber dennoch wie ihr linker Fuß durch den Steigbügel rutschte. Das war nicht gut. Jetzt musste sie auf jeden Fall oben bleiben! Wenn sie jetzt stürzte, würde Delilah sie einfach mitschleifen.

Sie ließ alle Eitelkeit fallen und krallte sich mit den Händen in der Mähne fest. Auf die Zügel reagierte die Stute im Moment sowieso nicht. Sie hatte schon versucht, sie aufzunehmen, aber momentan war Delilah zu sehr im Panikmodus.

Stumm verfluchte Hermione die Tatsache, dass sie gerade definitiv nicht an ihren Zauberstab herankam. Dieser steckte gut verwahrt in ihrem rechten Stiefel...

Dann hörte sie Hufgedonner von hinten.

„Halt dich gut fest, Hermione! Ich bin gleich da!“

Hermione duckte sich unter einem Ast hindurch und warf einen Blick über die Schulter. Topside mit Jenny auf dem Rücken raste hinter ihr her.

Sie brachen durch auf eine Lichtung, auf der es hügelan ging. Delilah musste hier von allein langsamer werden. Oben auf dem Hügel tauchten auf einmal Laura und Julia auf.

Hermione fühlte sich auf einmal wesentlich ruhiger.

In dem Moment hatte Jenny sie eingeholt, griff nach den Zügeln und als Topside neben ihr langsamer wurde, beruhigte sich auch Delilah wieder.

Hermione atmete tief durch, als die Kuppe des Hügels erreichten und dort anhielten. Sie befreite ihren Fuß aus dem Steigbügel und bedankte sich herzlich bei Jenny.

„Kein Problem.“ Jenny lächelte. „Wenn ich dich nicht eingeholt hätte, wären Laura und Julia hier gewesen. Es war nur logisch, dass Delilah hier landen würde.“

„Und ihr seid Profis im Einfangen von durchgehenden Pferden, was?“ Hermione grinste breit.

„Genau. Pferdeprofis“, erwiderte Laura und lächelte. Es war den dreien aber anzusehen, dass sie genauso erleichtert wie Hermione waren, dass alles gut ausgegangen war.

„Gott sei Dank gibt es das Glücksbringer-Hufeisen, würde ich sagen“, meinte Hermione.

Das hatte ein erleichtertes Kichern der drei zur Folge.
 

Als Hermione am Abend in dem Hotelzimmer saß, das sie mit ihren Eltern teilte, wälzte sie ihre Schulbücher. Sie hatte eine Idee und musste jetzt nur noch den richtigen Zauber finden.

Ihr Eltern saßen unten an der Bar und störten ihre Tochter nicht bei den mutmaßlichen Schulaufgaben.

Für den nächsten Tag hatten sie schon vereinbart, dass sie Hermione wieder bei Pine Hollow absetzten und zu einem gemütlichen zweisamen Tagesausflug aufbrachen. Das war Hermione nur allzu recht. Sie hegte die Absicht, in diesem Urlaub noch möglichst viel auf Pine Hollow zu reiten.
 

Hermione war früh am Stall. Sie schaute sich kurz um, ob auch niemand da war und huschte dann direkt zu dem Glücksbringer-Hufeisen. Sie schob den Zauberstaub aus ihrem Ärmel, wo sie ihn heute versteckt hatte, klopfte auf das Hufeisen und sprach leise, aber konzentriert einen Zauber.

Zufrieden lächelte sie, als sie den Zauberstab anschließend in ihrem rechten Stiefel verschwinden ließ. Jetzt würde das Hufeisen allen Reitern eine Zeit lang ganz sicher Glück bringen und sie vor ernsthaftem Schaden beschützen. Und wer wusste es schon: Vielleicht hatte das vor etlichen Jahren schon mal ein anderer Zauberer oder eine andere Hexe getan. Irgendwoher musste diese Tradition ja stammen.

„Hey, Hermione!“, rief Laura fröhlich vom Stall herüber.

Hermione winkte ihr zur und lief zu ihr hinüber. Sie würden erst in einigen Stunden ausreiten, aber bis dahin gab es hier sicher noch etwas zu tun und neue Freundinnen, die sie genauer kennenlernen wollte.



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