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V-M4: A Long Way Home

Virus M4 - Ryan & Vik
von
Koautoren:  Silver-Rele  b4mb4m  Sinyata  Mothgirl

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Narben

„Und was ist mir dir? Wenn jede Narbe eine Geschichte erzählt, welche Geschichten erzählen deine?“, fragte Viktoria, während sie mit einem Nicken zu seinem Oberkörper deutete. „Natürlich nur wenn ich dir damit nicht zu nahe trete“, ergänzte sie schnell. So wie er von den Narben sprach schien er sie zwar nicht verstecken zu wollen, aber darüber zu reden wäre vielleicht etwas anders.

„Fragen ist schließlich erlaubt, es macht mir nichts aus darüber zu sprechen. Willst du es denn wirklich wissen? Eigentlich gibt es auch nur drei Geschichten…“, begann Ryan.

Nach seinem Blick war sie sich wirklich nicht mehr so sicher, ob sie es wissen wollte. Dennoch hörte sie interessiert zu.

Mit einer knappen Geste hielt der Sanitäter ihr seine Arme hin, an denen unzählige kleine, teils verheilte Schnitte sichtbar waren. „Die sind größtenteils nach dem Virus entstanden, jeder zweite, verzweifelte Irre rennt hier mittlerweile mit solchen Messerchen rum, irgendwelche Küchenmesser lassen sich halt einfach finden. Und selbst mit meiner Ausbildung und Kampferfahrung, auch wenn ich kein Experte bin… Bei Klingen im Nahkampf verlieren immer alle Parteien, schmerzhaft aber seltenst lebensgefährlich.“

Kurz sah sie Ryan auch ein bisschen verlegen an. „Ich bin wohl eine dieser Irren...“, immerhin hatte sie sich die Dolche auch erst nach den Virus erobert und den Umgang selbst und von Xander erlernt. Das seine Arme jedoch ähnlich vernarbt waren wie die ihren, hatte sie schon vorher gewundert.

Langsam zog er seine Arme zurück, sah dann gespielt zögernd an sich herunter, als würde ihm die Wahl schwer fallen, ehe er auf seinen Bauch deutete.

So wie er an sich runter sah, musste sie doch leicht schmunzeln.

„Bevor ich dich langweile hier das kleine Ding, fieeese Schusswunde, Bauchraum, Organe zerfetzt und so weiter.“ Er lachte auf hielt sich dann sofort schmerzerfüllt die Seite.

Bei der Ausführung zu seiner Schusswunde sah Viktoria ihn besorgt an. Für den Soldaten schien das alles keine große Sache zu sein, aber für sie klang das schon ziemlich schmerzhaft.

„Ah… kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, nein, keine Schusswunde. Leider nur halb so spektakulär. Ist mir persönlich aber recht wichtig. Als Jugendlicher ist mein Blinddarm geplatzt, Bam, einfach so aus dem nichts heraus.“ Seine Hände flogen wild gestikulierend, imitierte er eine Explosion. „Ich kam recht spät erst in ein Krankenhaus. Lag dort ziemlich lang und bin wohl nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen. Da hab ich mir fest vorgenommen Arzt zu werden, hat dann später aufgrund Geldmangel leider nur zum Sanitäter gereicht…“

Gleichermaßen geschockt war sie von der Beschreibung über seinen Blinddarm, zuckte bei seiner Geste kurz zusammen. Mit so 'alltäglichen' Narben hatte sie zudem auch nicht gerechnet. Heutzutage hatten Kampfnarben einfach eher etwas 'normales' an sich. So ganz wusste sie auch nicht was sie dazu sagen sollte. Außerdem schien er gerade selbst in Gedanken zu schwelgen, daher wartete sie auf die nächste Erklärung.

Ryan sah weiter an sich herunter, blieb einige Momente lang regungslos bis auf seine Hand, die Gedankenverloren über seine Narbe am Bauch strich. „Last but not least…“ Er fuhr mit seiner Hand nach oben bis er an der großen klaffenden Narbe an seiner rechten Brust angekommen war, ihr Verlauf war unregelmäßig und ausufernd. Ernsthaft nachdenklich trommelte er mit seinen Fingerspitzen auf der Narbe herum. Sah dann von seinen Fingern abwechselnd zu Viktoria und zurück, haderte scheinbar mit sich selbst. „Für mich sicher auch recht bedeutsam, die Geschichte hier von ist wohl nur etwas… naja, dunkler? Ich habe ein Problem davon zu erzählen, aber ich langweile dich sicher schon. Schlimm wenn der alte Mann einmal von seinen Wehwehchen anfängt, was?“ Ein warmes Lächeln zeigte sich während er seine Augen für einen Moment schloss, nicht ohne seine Hand dabei gedankenverloren auf seiner Narbe zu belassen.

„Du langweilst mich sicher nicht“, sagte Viktoria nur schnell. „Ich ... naja... werd‘ dich auch nicht drängen. Aber es ist auch schön was von dir zu erfahren, wo du doch schon ein paar von meinen Macken kennst“, sie senkte etwas den Blick und überlegte was sie noch sagen sollte. „Aber ein paar Narben kann ich dir gut nachfühlen...“, von der am Rücken und am Brustbein würde Vik ebenfalls ungern erzählen, aber zögerlich krempelte sie das Hemd bis zum Ellenbogen an beiden Armen hoch, um ihn ihre Schnittwunden zu präsentieren. Auch rund um ihre Handgelenken waren Narben zu sehen, die von Kabelbindern stammten. Noch so eine Geschichte an die sie ungern dachte.

Nun umschloss er mit einem Blick auf ihre Arme eben diese mit seinen Händen. Fuhr mit seinem Daumen beinahe nachdenklich über ihre Narben. „Ich hoffe doch, dass die nicht von deinen eigenen Messern im Kampf stammen“, sagte er leise.

Plötzlich spürte sie seine warmen Hände auf ihrer Haut. Daher zuckte sie kurz, als wolle sie die Arme zurück ziehen, ließ es aber über sich ergehen. Nervös sah sie kurz seinen prüfenden Blick, schaute aber dann doch beschämt seinen Daumen zu. Einen kleinen Moment schloss sie sogar die Augen und genoss die sanfte Berührung. „Ein oder zwei schon“, gestand sie ihm verlegen und hielt noch ihren Blick gesenkt. „Ich hatte sowas ja noch nie gemacht...“ versuchte sie sich raus zu reden. Als er dann auch noch ihre Handgelenke näher betrachtete, diese dabei leicht drehte, um die Fesselspuren besser in Augenschein zu nehmen, presste sie ihre Lippen zusammen und wendete ihre Augen ganz ab. Angespannt hoffte sie, dass er sie darauf nicht ansprach. Viki hätte eh nicht gewusst was sie hätte sagen sollen. Dankbar zog sie ihre Arme zurück, als er sie frei ließ. Kurz streichelte sie selbst darüber und krempelte ihre Ärmel wieder runter, um sie zu verstecken.

„Mit ein oder zwei Schnitten mit der eigenen Waffe bist du als Anfängerin ja beinahe noch glimpflich davon gekommen, wenn man auch noch bedenkt dass du den Umgang sofort in einer ernsten Gefahrensituation meistern musstest…“, sagte er.

„Eine Zeit lang hab ich Freunde für mich Kämpfen lassen. Als wir allerdings weniger wurden, wollte ich ebenfalls lernen wie man kämpft. Zuerst haben wir Nachts etwas geübt und tagsüber so weit es ging versucht Ganggebiete zu meiden. Das war etwas schwierig, da es anfangs ja überall kleine Gruppierungen gab, die versuchten sich zu etablieren, sodass ständig irgendwas los war... Aber kurz darauf war ich allein und ich hab versucht...“ ,weiter kam sie nicht. Ihre Stimme brach beim letzten Teil einfach weg. Sie atmete tief durch, als sie die aufkommenden Tränen versuchte weg zu blinzeln. Nur kurz schloss sie die Augen und presste die Lippen zusammen. Irgendwie gelang es ihr doch die aufkommende Erinnerung zu verdrängen und ihn doch leicht entschuldigend an zulächeln. „Jedenfalls kamen danach die meisten Narben dazu. Meist aus meiner eigenen Dummheit oder Unachtsamkeit. So wie vorhin, als die Treppe unter dir zusammen brach und ich den Typen aus den Augen ließ.“ Solche Momente waren für sie recht typisch. Kleinigkeiten, die bei den falschen Leuten zu bösen Überraschungen werden konnten.

Ryan fuhr sich daraufhin mit einer Hand wieder an die Narbe, klopfte mit seinen Knöcheln demonstrativ auf sein Schlüsselbein.

Erst dann sah sie zu ihm auf. Ihr lag eine Frage auf der Zunge, aber da begann er schon zu erzählen.

„Dann will ich auch nicht so sein, aber ich habe dich gewarnt. Komplett aus Titan, in meinem zweiten Einsatz hat sich ein weiterer Anfänger, McHager, ziemlich unüberlegt im feindlichen Gebiet bewegt und wurde von einem Schützen erwischt. Ich bin hin und fing an die Blutung zu stillen, als ich selbst von einer Kugel umgerissen wurde.“ Er zeigte knapp auf sein Schlüsselbein „Die Kugel pulverisierte mein Schlüsselbein und blieb stecken. McHager und ich blieben fünf Tage lang in Gefangenschaft, sie waren so nett und haben die Kugel aus meiner Schulter geholt… Jedoch verwendeten sie nicht gerade Werkzeug welches man als geeignetes Operationsbesteck bezeichnen würde…“ Mit einem Finger fuhr er die komplette Linie der Narbe entlang. „Deswegen ist es wahrscheinlich nicht die ansehnlichste Narbe geworden. Die Tage in diesem ‚Camp‘ waren eine schlimme Zeit, sie hatten mit recht effektiven Möglichkeiten uns an einer Flucht gehindert und bewiesen sich als äußerst ausdauernd mit Peitschenschlägen…“ Geistesabwesend fuhr er sich mit einer Hand hinter den Rücken, strich über die drei Male, die wohl nie ganz verheilen würde, wie es die anderen zum Glück taten.

Schon als er sagte, dass sein Schlüsselbein komplett zerstört wurde sah Viktoria ihn mitleidvoll an, aber als sie dann noch hörte, was in der Gefangenschaft passiert war, schüttelte sie nur leicht geschockt ihren Kopf. Die Erzählung von den Peitschenschlägen gaben ihr dann den Rest. Sie zuckte selbst zusammen und wurde etwas blass, als sie sich es bildlich vorstellte. Sie fühlte den alten Schmerz ihrer Wunde auf den Rücken, die nur durch eine Klinge verursacht wurde, aber eine Zeit lang bei der kleinsten Bewegung wieder aufgebrochen war. Vik fühlte sich mies, überhaupt danach gefragt zu haben, besonders als seine Hand hinter seinen Rücken wanderte. Auch sein Happy End konnte daran nicht viel ändern.

„Lange Rede kurzer Sinn, McHager ist nun stolzer Ehemann und Vater… Zu mindestens war er es… Er hat zwei Wochen nachdem wir rauskamen geheiratet und sein Sohn kam ein halbes Jahr später zur Welt.“ Ein Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht abgebildet. „Würde ich heute wieder auf diesem Marktplatz stehen? Ich würde genauso Handeln wie damals, auch wenn ich den Verlauf kennen würde.“

„Es... es tut mir leid Ryan. Ich wusste ja nicht...“, fing sie entschuldigend an. Das Bedürfnis ihn irgendwie zu trösten staute sich so stark in ihr auf, selbst wenn das gar nicht nötig schien. Doch sie wusste nichts zu sagen, konnte sich auch nicht rühren. Das einzige was sie gerade tun konnte war ihn mit großen, traurigen Augen anzustarren, auch wenn es die Sache nicht gerade besser machte. Etwas überfordert suchte sie nach Worten, bis sie einfach seufzte und zumindest zögernd seine Hand nahm. „Das war sehr mutig von dir...“, murmelte sie dann leise mit hilflosen Schmunzeln. Irgendwie kam sie sich dabei recht dämlich vor.

Ryan sah sie einen langen Moment verwundert und sprachlos an, sah ihr dabei nur fest in die Augen. Er wich plötzlich ihren Augen aus, blickte dann für einen Moment an die Decke.

Eine Zeitlang war er wie gelähmt. Hatte sie was falsches gesagt? Das beklemmende Gefühl nahm nur noch mehr zu. Eben schien ihm das ganze kaum etwas ausgemacht zu haben und nun schien er in der Erinnerung fast gefangen zu sein. Für eine kurze Zeit suchte sie mit ihren schuldbewussten, fragenden Augen in den seinen etwas, dass ihr verriet was los war. Ihr schlechtes Gewissen wurde nur noch größer, als er ihren Blick sogar auswich. Ein kleiner Teil von ihr hätte ihn wohl jetzt gerne in den Arm genommen, doch der andere schrie schon allein bei dem Gedanken protestierend auf.

Doch dann drückte Ryan bevor er antwortete sanft ihre Hand, schluckte einmal schwer, ehe er seine Worte wiederfand: „Dir muss nichts leidtun, natürlich wusstest du nichts… Das macht solche Geschichten doch so spannend oder? Es war alles andere nur nicht mutig, es war leichtsinnig und dumm von mir gewesen… Eigentlich standen die Chancen nicht schlecht, dass durch mein übereiltes Handeln an dem Tag zwei Menschen statt nur einer gestorben wären.“ Mit einem gezwungenen Lächeln sah er wieder zu seinem Gegenüber.

„Und doch hast du ihm das Leben gerettet“, sagte Viki leise.

„Das mag ich mir zu mindestens einreden, wahrscheinlich hätte er auch ohne mich überlebt, dennoch würd‘ ich es nicht drauf ankommen lassen und wieder genauso handeln.“

Für sie war sein Handeln noch immer tapfer gewesen. Besonders das er alles so wiederholen würde bewunderte sie. War es für einen Soldaten eigentlich leichter oder schwerer während solcher Katastrophen leben zu müssen? An die miesen Lebensumstände würde er sich sicher eher gewöhnen, aber den Trost zu einer Familie zurückkehren zu können hatte man hier nicht mehr. Was oder eher wen hatte er wohl alles schon verloren? Ob er schon eine Frau und Kind gehabt hatte? Bei dem Gedanken stiegen ihr fast schon wieder Tränen in die Augen. Auch wenn er sie nicht gehabt hätte, so wäre seine Familie sicher ebenfalls tot. Ansonsten würde er nicht mit ihr hier alleine sitzen.

„Aber alles ist gut gegangen, wahrscheinlich auch eine meiner Macken, das ich hin und wieder impulsiv reagieren kann“, fügte Ryan noch hinzu.

Als er ihre Hand dann abermals drückte fiel zumindest ein Teil der Anspannung ab. Dennoch nahm Vik nun auch die andere Hand hinzu und streichelte leicht über seine, als sie bemerkte, dass er immer noch mit sich rang. Sie zwang sich selbst zu einem aufmunternden Lächeln durch, selbst wenn ihre Augen die Sorge immer noch verrieten. „Immerhin kenne ich nun eine deiner Macken, die du mir jetzt irgendwie doch selbst verraten hast“, sagte Viktoria.

Sein Blick fiel nach unten, als er ihre zweite Hand spürte, ehe er wieder aufsah und ein knappes Nicken andeutete. „Keine Angst, es gibt sicher noch einige Macken an mir, die du selbst entdecken kannst“, versicherte Ryan ihr.

„Aber nun können wir vielleicht gegenseitig auf die Dummheit des anderen aufpassen. Das kann ja auch nur von Vorteil sein...“, fügte sie noch leicht lächelnd hinzu.

„Klar, wir sind jetzt ein Team, wir geben aufeinander Acht, richtig?“, fragte Ryan.

„als Team...“, murmelte sie nun noch als Antwort.

„Wie bisher auch. Du hättest mich liegen lassen können und du weißt genauso gut wie ich, das der größte Teil der heutigen Gesellschaft genau das getan hätte, um den eigenen Arsch zu retten…“

Sie schüttelte nur kurz den Kopf. „Die Welt braucht jeden hilfsbereiten Menschen den sie kriegen kann. Sie ist schon voll genug von dreckigen Arschlöchern. Und du... du hast schon in so kurzer Zeit viel für mich getan...“, leicht beschämt wendete sie kurz den Blick ab, während sie sprach. Weiterhin hielt sie ihn fest, der Druck ihrer Hand wurde für einen Moment nachdrücklicher.

„Du hast schon Recht, es gibt wirklich genug Arschlöcher, aber lob' mich nicht in den Himmel, soviel hab ich für dich auch nicht getan. Ich hab deine Wunde versorgt und das war es. Bisher bist du auch gut ohne mich zurecht gekommen“, hörte sie ihn sagen.

Er konnte sagen was er wollte, allein das er hier saß bedeute ihr schon viel. Vielleicht hatte sie genau das einmal gebraucht, jemanden mit dem sie reden konnte, der für sie da war. Wer weiß auf was für Gedanken sie früher oder später gekommen wäre, wenn sie noch weitere Wochen oder Monate sinnlos und allein herum irrte. Das alles hätte sie ihm zu gern gesagt, aber das konnte sie nicht. Sie hoffte das sie es ein anderes Mal über die Lippen brachte.

„Aber anscheinend hast du doch was richtig gemacht, wenn du heute noch hier stehst, wie gesagt wir werden schon aufeinander aufpassen…“, wiederholte er zuversichtlich.

Ihr Blick fiel wieder auf Ryans warme Hand, die sie noch immer festhielt und streichelte. Einen Moment genoss sie die Nähe und verfluchte sich innerlich selbst, das sie nicht zu mehr im Stande war. So kam es ihr mittlerweile vor als würde sie sich eher an ihm und den Augenblick festhalten, als hätte sie Angst, dass sie noch einen Menschen verlieren würde, wenn sie los lies. Dann spürte Viktoria plötzlich seine warme Hand auf der Schulter, die sie beruhigend zu streicheln begann. Viki zuckte schon nicht mehr zusammen, atmete aber kurz etwas flacher und drückte seine andere Hand wieder fester, während sie stur den Blick gesenkt hielt. Das Streicheln verpasst ihr eine Gänsehaut und weckte Ängste, die sie so tief in sich vergraben hatte... Natürlich wusste sie, dass Ryan es nur gut meinte, aber es dauerte einen Augenblick bis sie sich dran gewöhnte und es schließlich etwas genießen konnte. Erst dann konnte sie etwas erwidern:

„Ich hab es nur nicht verdient hier zu sein.“

Warum war sie die einzige von ihren Bekannten, Freunden und Familie, die noch übrig war? Sie war nicht besser als alle anderen auch. Im Gegenteil, andere hätten diese Chance mehr verdient. Sie presste kurz die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf um die Gedanken los zu werden. Entschuldigend sah sie Ryan wieder an. „Tut mir leid. Ich heul‘ schon wieder nur ‘rum. Das ist alles so ungewohnt. Ich hoffe du kannst das noch eine Weile ertragen. Dafür werd‘ ich dir gerne mit meinen Klingen zur Seite stehen...“, versprach sie mit einem kleinen Lächeln.

„Sag das bloß nicht! Du hast es genau so sehr verdient hier zu sein wie jeder andere auch, ebenso wie diejenigen die das Glück nicht hatten… wenn du etwas anderes behauptest, wirst du ihnen nicht gerecht“, brach es sofort hart aus ihm heraus.

Mit der Reaktion zu ihren unbedachten Satz hätte sie nie gerechnet. Viktoria blickte unverzüglich wieder zu ihm auf. Ryan sah schockiert aus und als er sie mit den harschen Worten ansprach zuckte sie erschrocken zusammen. Selbst ihre Hände zog sie ruckartig zurück und ließ seine allein. Gleichzeitig spürte sie wieder stärker seine andere Hand schwer auf ihrer Schulter ruhen. Gerade noch war es für sie ein Trost, nun aber schien sie Vik festzuhalten und nieder zudrücken. Daraufhin begannen ihre Hände nun leicht zu zittern, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Verwirrt von der neuen Situation versuchte sie den Inhalt der Worte zu erfassen. Ihr von Tränen verschwommener Blick war dabei in seinen Augen gefangen. Ihre Gedanken waren plötzlich bei all den Toten, bei ihrer Familie, ihren Freunden, bei Leon. All ihre Leichen tauchten vor ihr auf, sie spürte wieder das warme Blut an ihren Fingern und der erste Wassertropfen kullerte über ihre Wange. Vik deutete ein Kopf schütteln an, während sie ihn noch immer anstarrte. Sie hatten gekämpft, für sie gekämpft und sie selbst konnte nicht mal auf sie sich aufpassen. Früher oder später würde sie hier sterben, da war sie sich selbst so sicher. Ryan war der nächste, der wegen ihr sterben würde! Schon deswegen trafen sie seine Worte direkt ins Herz. „Ich bin es nicht wert. Ich bin die vielen Toten doch nicht wert. Jeder um mich herum stirbt...“, flüsterte sie ihrerseits leicht geschockt.

Seine Hand ließ von ihrer Schulter ab, fixierte mit geübtem sanftem Griff an ihr Kinn und Unterkiefer ihren Kopf, das er sich nicht wieder senken konnte, ehe er in einer Geste ihre Stirn mit einem kurzen Kuss bedachte. „Dir ist bestimmt gar nicht bewusst wie sehr du es verdient hast…“ Er entließ ihr Gesicht aus seinem Griff, ehe er sie besonnen anlächelte. „In dieser Zeit hast du allen Grund dazu hin und wieder Trübsal zu blasen, ich stärk‘ dir schon den Rücken und es freut mich das ich auf deine Messer zählen kann.“

In Sekundenbruchteilen erstarb das Lächeln auf seinem Gesicht.

Nicht was er sagte, sondern besonders wie er es mit drohenden Unterton gesagt hatte, hatte sie vor Angst erstarren lassen. Sie hatte sich gerade durchgerungen den Blick abzuwenden, als sie seine Hand am Kinn spürte. So sanft es auch war, es schien ihr jegliche Luft zum Atmen zu rauben, als sich die Furcht wieder in ihr ausbreitete. Furcht davor, das der Griff fester, schmerzender wurde, wenn sie sich wehrte. Das Mädchen kniff die Augen zu, wobei sich weitere Tränen aus den Augenwinkeln stahlen. Plötzlich spürte sie den Kuss, tröstend und beklemmend zu gleich. Ein zitterndes Keuchen entfuhr ihr. „Bitte nicht... bitte...“, hauchte sie, während sie schlimmeres von ihm befürchtete und schlug die Augen wieder auf. Ryan saß noch immer vor ihr. Ryan und niemand anders - er würde ihr nichts tun. Er würde ihr doch bestimmt nichts tun... Und doch erzitterte ihr Körper erneut, auch nachdem er sie los ließ und sie anlächelte. Viki schlug die Hände beschämt vor ihr Gesicht während sie sich leicht zusammen kauerte. Ihr Atem ging wieder stoßweise, während sie weinte und alles um sich herum ausblendete. Die Angst war so greifbar, alles schien wieder hoch zu kommen. Alles was sie so fest in sich verschlossen hatte. Sie konnte fast fühlen wie die grobe Hände sich um ihre Arme und Hals legten und sie sich vor Schmerz krümmte, hören wie der Stoff zerriss, der ihren Körper zuvor bedeckte. „Lasst mich los... bitte... bitte.. fasst mich nicht an“, wimmerte sie.
 

In Sekundenbruchteilen erstarb das Lächeln auf Ryans Gesicht, was hatte er sich nur dabei Gedacht? Er wusste doch so wenig über seine Partnerin. Die aufgekommenen Gedanken an seinen Bruder waren wie weggeblasen, an den Viktorias Worte ihn erinnert hatten.

„Viktoria, es tut mir Leid… Ich wollte dir nicht…“ Betroffen sah er zu wie sie sich klein machte, auf Entfernung ging. Oh Gott und die Tränen… Was hatte er nur angerichtet? Welche Erinnerung losgetreten? Es schmerzte ihn sie so leidend zu sehen. „Es ist doch nicht deine Schuld… der Virus… die Welt...“ Abgehakt probierte er sich zu erklären, fand keine Worte die zu Viktoria durchzudringen schienen. Das Leid, was nun wie ein Wasserfall aus Viktoria herauszuquellen schien, nahm ihn sichtlich mit. Er verfluchte sich in Gedanken für seine unüberlegten Worte.

Seine Hände waren ausgestreckt, hingen in der Luft zwischen ihnen, wollten ihr Trost spenden, sie beruhigen, doch bei ihrer Reaktion haderte Ryan. Viktoria schien gerade so unendlich weit für ihn zu sein, unerreichbar auf irgendeiner einer Insel ihrer emotionalen Welt... „Bitte Vik… sieh mich an! Ich bin es, Ryan… Tu mir das nicht an… Ich werde dir nicht wehtun…“ Ratlos sah er auf Viktoria herab, sie schien gar nicht mehr hier bei ihm im hier und jetzt zu sein. Ihm selbst war bei so viel Schmerz, den Viktoria grade empfand, selbst beinahe zum Heulen zumute, doch was würde es bringen? Wieder diese Hilflosigkeit, er war es nicht gewohnt so sehr in der Schwebe zustehen, hatte normalerweise selbst in einer akuten Notsituation schnell einen Notfallplan zu Recht gelegt, ob gut oder schlecht sei dahingestellt, aber er hatte immerhin eine ungefähre Vorstellung im Kopf.

Hier war es anders… Ryan wusste weder ein noch aus, was konnte er nur tun um es ihr leichter zu machen? Ohne ihr noch mehr Leiden zuzufügen? Jede Reaktion die ihm in den Sinn kam konnte gut alles noch viel schlimmer machen.

Ryan fühlte sich beinahe so als hätte er sie durch diese kleine Geste des Kusses vergewaltigt, doch wer weiß schon welche Erfahrungen sie vielleicht wirklich schon gemacht hatte? Die Fesselmale an ihren Handgelenken? Doch mit solchen Spekulationen konnte er sich gerade nicht konzentrieren, wie ein riesiger Alarm war sein ganzes Denken gerade nur von dieser zusammengekauerten Gestalt erfüllt, die vor ihm saß.

Ihre Hände fuhren ihr durch die Haare, krallten sich dort fest, während sie ihren Körper leicht vor und zurück wippte. Mehr Tränen brachen aus ihr heraus, als hin und wieder stark zusammen zuckte. „Hört auf... bitte... nein.... ich will das nicht. … bitte... fast mich nicht an... nehmt euch alles aber lasst mich...“, flehte sie weiterhin. Sie rang nach Luft, ihre Hände glitten wieder zu ihrem Hemd, ihre Finger vergruben sich im blauen Stoff, hielten die Knopfleiste über der Brust umklammert. Der Angstschweiß stand ihr auf der Stirn, noch immer zitterte sie erbärmlich. „Nein... hört auf.. bitte.. last mich gehen.... nein... ich kann nicht... ich will nicht...“, flehte sie. Wieder zuckte sie zusammen, biss sich auf die Lippe, bis diese leicht zu bluten begann.

Er schob sich etwas näher zu ihr, neben sie. Ihm zerbrach beinahe das Herz Viktoria so zu sehen, er konnte sie einfach nicht in dieser Vision der Vergangenheit oder wo sie auch immer gerade steckte alleine lassen, auch wenn es wahrscheinlich eine schlechte Idee war. Sie sollte wenigstens spüren, dass sie es nicht alleine durchstehen musste… Das jemand da war falls sie ihn brauchte. Auch wenn sie beinahe drum flehte nicht angefasst zu werden, legte Ryan ihr seinen Arm um die Schulter, ohne Nachdruck zwar, aber dennoch sie der Nähe aussetzend. „Ich bin es nur Vik, ich kann dir doch nichts zuleide tun, bitte verzeih mir. Ich wollte dir keine Schuldgefühle machen, schlag ruhig zu, wenn ich deine Grenze überstrapaziere, aber bitte nicht so, beruhige dich wieder.“ Sorgenvoll sah er sie von der Seite mit hochgezogenen Brauen an. Diese Tränen zerrissen ihn förmlich, er wünschte sich beinahe schon, dass sie ihn wutentbrannt anschrie, von sich weg stieß irgendetwas… Alles erschien Ryan im Moment besser als dieser Schmerz und diese Tränen…

Ryans Arm schien es einen Moment schlimmer zu machen. Sie schrie und wimmerte kurz vor Schmerz. Noch immer weinte sie bitterlich. Dennoch konnte sie sich nicht beruhigen. Weitere Tropfen suchten sich ihren Weg aus den Augenwinkeln, während sie noch zitterte. Ihr Atem war noch immer hastig. Erst nach einer Weile drehte sie zögerlich leicht den Kopf und sah Ryan wieder an. Plötzlich flüchtete Viktoria sich in seine Arme. Sie schmiegte sie an ihn, legte ihren Kopf an seine Brust, während ihre Hände aber noch immer krampfhaft das Hemd festhielten. Wieder weinte sie ohne Hemmungen und ließ all die Gefühle raus, die sich angestaut hatten.

Einen Sekundenbruchteil war er zu überrascht von Viktorias Reaktion um überhaupt zu reagieren zu können. Das hatte er beinahe am wenigsten erwartet. „Vik…“, fing er an murmelnd zu sprechen, ehe er abbrach und umschloss sie stattdessen ebenfalls mit seinem zweiten Arm, fuhr dabei mit einer Hand ihren Nacken hoch und strich durch ihr Haar. Nun wo sie nicht mehr ganz katatonisch vor und zurück wippte, fing Ryan an langsam wieder die logischen Verknüpfungen zu sehen, reimte sich seinen Teil zusammen. Das Leiden was von Viktoria ausging zerbrach ihm immer noch beinahe das Herz, dennoch hatte er immerhin einen Zugang gefunden, konnte ihr vielleicht sogar etwas von diesem tiefen Schmerz nehmen oder zu mindestens lindern, einen Schmerz wo sein Erste Hilfe Päckchen keine Linderung schaffen konnte…

Nun konnte er selbst ein feuchtes glänzen in seinen Augen nicht mehr verbergen. Er senkte seinen eigenen Kopf etwas, knapp über Viktorias eigenen Kopf, hüllte sie somit komplett ein. „Oh Gott Viki, es tut mir so unendlich Leid, ich wollte dich damit nicht konfrontieren. Verzeih mir…“ Seine Arme umschlangen sie nun in einer beschützerischen Geste noch enger. Ihr Duft stieg ihm in die Nase. Seine Augen schloss er, versteckte so seine eigene Reaktion vor der Außenwelt.

Was hatte sie nur alles durchmachen müssen? Sie schien ihm bei diesem Gedanken viel stärker als sie es wahrscheinlich selber von sich glaubte. Er schluckte schwer an einen Kloß der sich in seinem Hals zu bilden schien. Ryan ließ sie weinen, wer weiß wie lange sie diese Tränen bereits zurückhielt? Kein lockerer Spruch lag auf seinen Lippen, kein Wort kam ihm in den Sinn, welches das Leid was er losgetreten hatte, hätte dämpfen könnte. Zart strich er mit seiner zweiten Hand über ihren Rücken während er ihr schweigend Nähe spendete, hielt sie einfach für die nächsten Momente fest. „Ich bin da, du bist hier in Sicherheit, ich werde dir kein Leid zufügen...niemals.“

Er spürte ihre unregelmäßige Atmung an seiner Brust, konnte ihre Tränen beinahe schwer fallen hören. Aber immerhin war sie aus diesem für ihn unbekannten Alptraum ausgebrochen, in dem sie gefangen schien, immerhin hatte er einen Zugriff zu ihr.

Es rührte ihn noch immer stark, nahm ihn intensiv mit. Aber so war es erträglicher, die absolute Verzweiflung schien ein wenig ferner. Sein Kinn sank nun mit geschlossenen Augen komplett auf ihr Haupt herab, durch das immer noch seine Finger glitten. Wie konnte er so blind gewesen sein? Sie erneut solch eine Vergangenheit durchleben zu lassen? Allzu fern lag die Annahme ihrer grauenvollen Geschichte in der heutigen Zeit nicht einmal, und doch hatte er bis vor kurzem keinen einzigen Gedanken daran verschwendet. Er kam sich so unheimlich dumm vor, sie dem Schrecken so unbedacht ausgesetzt zu haben.

Das Zittern ließ mit der Zeit nach. Nach und nach passte sich ihre Atmung seiner an. Viki wurde ruhiger und entspannte sich zusehends. Ihre Finger ließen endlich das Hemd los. Mit einer Hand wischte sie sich die Tränen aus den Augen, die nur noch vereinzelt nach kamen. Danach wanderte ihre Hand an seine Seite, wo sie vorsichtig begann das Streicheln zu erwidern, natürlich darauf bedacht ihm nicht auch noch weh zu tun.

Es beruhigte ihn augenblicklich, als er ihre Hand an seiner Seite spürte, lies ihn einen kleinen Teil seiner Schuldgefühle vergessen. Unentwegt fuhren seine Hände über ihren Rücken, hielten sie fest umschlungen. Durchgehend murmelte Ryan leise Phrasen, die sich in seinen Ohren unheimlich hilflos und nichtssagend anhörten. „Ich lass nicht zu, dass dir hier etwas passiert. Ich bleib bei dir. Du bist hier in Sicherheit…“ Worte die in seinen Augen nicht Mal annähernd das ausdrückten, was Ryan seiner Gefährtin zusichern wollte. Schutz, Geborgenheit, sie sollte solch ein Leid nicht mehr durchleben müssen.

Zusehends beruhigte sich Viktoria langsam in seinen Armen. Es dauerte noch ein wenig, aber bald hatte sie sich wieder gefangen. Beschämt drehte sie den Kopf, legte die Stirn an seine Brust, um ihn nicht ansehen zu müssen. Sie drückte ihn etwas an sich und hob dann vorsichtig den Blick. Kurz sah sie in seine Augen, konnte den Blick aber nicht standhalten und schloss sie stattdessen kurz wieder, und lehnte sich etwas an. Dennoch wisperte sie: „Ryan,... Es tut mir leid... ich...“, hauchte sie merklich nervös. „Du hast nicht... du brauchst nicht...“, das Atmen fiel ihr wieder etwas schwerer, „ich wollte dir das nicht antun... Es... es war nur so das... ich wurde... die drei haben...“, mit einen Keuchen brach sie den Erklärungsversuch ab. Dafür kuschelte sie sich wieder an ihn und wischte sich die aufkommende Tränen weg.

Als er endlich wieder ihre Stimme an sich gerichtet hörte schnürten ihre Worte beinahe augenblicklich erneut seine Kehle zu. Der Soldat presste die kleine Frau daraufhin förmlich an sich, sie sicher an seiner Brust zu wissen beruhigte ihn selbst, ebenso wie es ihr Trost zu spenden schien. „Ich weiß, Viki, du musst nichts erklären… Aber entschuldige dich nicht… dich trifft doch absolut keine Schuld.“

Nur ein kleines Nicken kam als Antwort.

Entzwei gerissen entschied sich Ryan dazu sie einfach weiter fest zu halten, wollte sie am liebsten nie mehr los lassen. Einerseits beruhigte es ihn, dass sie wenigstens wieder im hier und jetzt zu sein schien, für ihn erreichbar. Den Eindruck hatte er am Anfang ihrer Panikattacke nicht gehabt. Dennoch sah er all den Horror, den sie ihm gegenüber gerade gezeigt hatte, noch allzu präsent, sie hatte unvorstellbares durchstehen müssen… Diese besondere, starke, Frau die er Nichtmal seit einem Tag nun kannte. Sie schien ihm nun so unheimlich vertraut. Ihr Leid schien bereits sein Leid zu sein. Mit traurigen Augen sah er auf Vik herunter, deren Kopf noch immer an seiner Brust vergraben zu sein schien. Seine Hand fuhr weiterhin zärtlich über ihr Haupt.

Ein tiefes Seufzen entfuhr ihm. Sie hatte ihm gesagt, sie hatte nach einem Wohnsitz zum Studieren gesucht. Normalerweise müsste sie auf irgendeinem Unigelände sein, unter einem Baum mit Freunden lernen, auf irgendeiner Studentenparty feiernd und das Leben genießend. Stattdessen war ein ehemaliger Soldat ihre Gesellschaft und sie war gezwungen einen wahren Alptraum durchzustehen… Das war derzeit anscheinend der Preis wenn man Überlebte…

Die Tränen versiegten anscheinend allmählich, wurden nach und nach weniger. Last und die Sorge nahmen nach und nach ebenso ab je mehr sich Viktoria beruhigte. Die unsichtbare Schnur die ihm den Atem beinahe geraubt hatte, konnte er bereits kurz danach nicht mehr spüren. Seine Vorwürfe sich selbst gegenüber rückten merklich in den Hintergrund, was bezweckte es auch? Er hatte diese Panikattacke ausgelöst, die Zeit zurückdrehen, um den Fehler zu verhindern lag nun mal nicht in seiner Macht. Ein kleiner, egoistischer Teil genoss einfach nur ebenfalls die Nähe, die dadurch für den Moment ermöglicht wurde, genoss ihre warme Hand die über seine bloße, lädierte Seite strich, sanft und bedacht darauf die empfindliche Stelle nicht mehr zu belasten. Etwas schämte er sich für diese schwache Seite in ihm, die beinahe leise nach mehr rief. Auch seine Gedanken drifteten für einen Augenblick etwas ab. Hinter geschlossenen Lidern rief er sich für einen Sekundenbruchteil Verflossene in Erinnerung. Er stellte sich vor seinem inneren Auge die Gesichter von Samantha und Kirby vor. Die eine tot die andere wahrscheinlich ebenfalls…

Augenblicklich öffnete er seine Augen und die Gedanken rissen ab, als er Viktorias Stimme vernahm. Hier war nun sein Platz…

„Du schuldest mir eine Dose Pfirsiche...“, murmelte sie und fügte zögerlich hinzu: „Bei unserer ersten Begegnung konnte ich sie nicht aufessen...“

Sein Blick war immer noch eine Mischung aus Trauer und Besorgnis über die Entdeckung, die ihm Viktoria offenbart hatte. Dennoch als er ihren Satz vernahm, stahl sich wieder ein zögerliches Lächeln auf sein Gesicht. Hatte sie den Sturm des Horrors allmählich überwunden? Erleichtert drückte er sie erneut an sich, versenkte sein Gesicht daraufhin neben ihrem eigenen Haupt. „Oh Gott, Viki, du sollst jede Pfirsichdose bekommen die wir ab nun finden, okay? Vielleicht finden wir ja sogar einen Pfirsichbaum irgendwo, dann kriegst du auch die frischen.“ Erleichterung fiel von ihm ab, als er nach solchen Schreckensmoment wieder einen, vielleicht etwas fehl platzierten, aber immerhin ungezwungenen Satz von ihr vernahm. „Ich werde ab jetzt für dich auf absolute Pfirsichdiät gehen. Nur schick mich nicht zurück in dieses Haus, um deine angebrochene Dose zu holen.“ Weiterhin streichelte seine Hand über ihren Rücken während er sprach, machte keine Anstalten sie je wieder los zu lassen. „Zum Teufel, Ich würde sie sogar für dich holen…“ Seine Stimme war selbst kaum mehr als ein Flüstern, war mehr auch nicht nötig bei ihrer Nähe. Dennoch hörte man deutlich die Erleichterung aus seinen Worten.

„Ein paar darfst du dennoch ab haben...“, sagte sie mit leiser Stimme. Sie drehte sich etwas in einen Arm, sodass sie ihn nun auch mit beiden Händen umfassen konnte. Eine legte sich nun in seinen tiefen Rücken, fing an ihn leicht zu kraulen.

„Großzügig von dir…“, erwiderte er. Wohlig schloss er erneut die Augen als er ihre Hände an seinem Körper spürte, atmete ruhig und gleichmäßig während ihre zweite Hand seinen Oberkörper erforschte.

Ihre Hand wanderte hinauf, über seine Brust und Hals bis zu seiner Wange. „Ryan, sieh mich an“, verlangte sie mit einen gerade noch hörbaren Wispern. Auch sieh sah ihm nun mit verlegenen Lächeln in sein braunen Augen. „Ich werd‘ dich nirgends hinschicken“ , versprach sie. „Aber die nächste Dose gehört definitiv mir“, meinte sie dann mit einem kleinen, aufgesetzten, frecheren Grinsen.

Sobald ihre Stimme wieder ertönte, folgte er ihrem Wunsch ohne zu zögern, hob seinen Kopf erneut etwas, ohne den Kontakt zu ihrer Hand zu verlieren, die mittlerweile an seinem Bart angekommen war. Seine Augen zeugten von blanker Erleichterung als er in ihre klaren Augen blickte. Hörte ihren Worten zu während er ihre zarte Hand, die ihre Runden an seinem Rücken fuhr, genoss. „Die Dose sollst du ruhig haben und meinetwegen noch alles andere was ich dir ermöglichen kann.“ Seine Hand die auf ihrem Kopf ruhte glitt nun in die entgegengesetzte Richtung als die Hand Viktorias, bis sie langsam auf ihrer Wange zur Ruhe kam, seine Augen waren unverwandt in die ihren gerichtet, verloren sich in diesen kleinen Kugeln.

Keinen ganzen Tag kannte er sie und dennoch kam sie ihm bereits so vertraut vor, obwohl sie gleichzeitig wie ein tiefer See für ihn wirkte, auf dessen Grund man nicht mal im Ansatz gucken konnte. War es verrückt? Vermutlich. Dennoch war Viktoria seine erste Bekanntschaft seit dem Ausbruch, die er nicht bereits vor dem Virus kannte, von daher konnte er es nicht allzu genau beurteilen. Es kam ihm vor als würde er in diesen Augen versinken können. Welche Ungeheuer wohl noch in diesen dunklen Tiefen versteckt lagen? Ryan konnte es noch nicht sagen, fühlte sich aber gewappnet dafür mit der Zeit hinab zu tauchen und die Erfahrungen zu machen…

Seine Gedanken brachen ab, gaben für einen Moment Ruhe als er dem Impuls einfach nachgeben musste. Langsam senkte er seinen Kopf hinab, ohne den Blickkontakt zu verlieren, hielt sich selbst kurz vor Viktorias Kopf zurück.

Was machte er da nun schon wieder? Reichte es ihm den nicht, sie einmal diesem Wahnsinn ausgesetzt zu haben?

Er kniff kurz seine Augen zusammen, suchte einen klaren Kopf, ehe er wieder unverwandt in ihre Augen sah. Sein Daumen der auf ihrem Gesicht lag koste kurz ihre Wange. „Entschuldige… Ein alter Hund lernt wohl wirklich nicht mehr aus seinen Fehlern“, murmelte er leise, nur einen Hauch von ihrem Gesicht entfernt, schenkte ihr aber dennoch ein warmes Lächeln.

Ihre Hand wanderte in seinen Nacken, während sie sich sehnsüchtig ihm entgegen bewegte. Aber auch sie stoppte mit einen Keuchen kurz vor ihm, erzitterte kurz am ganzen Körper und schloss die Augen. Sie öffnete die Augen kurz darauf wieder und sah ihn mit einer Mischung aus Scham und Enttäuschung an.

Mit einem kurzen Bedauern sah er ihre Reaktion, schien sie verständlicher Weise immer noch bei seinem Voranschreiten zu hadern. So knapp vor ihrem Gesicht kam es ihm vor als könnte er jeden ihrer Gesichtsmuskeln zucken sehen. Sie schien in einem Zwiespalt zu stecken, schien mehr zu wollen aber nicht zu können. Sein Verlangen nach diesen Lippen wuchs, doch hielt er sich zurück, immerhin konnte er sie mittlerweile in den Armen halten, er würde sich gedulden…

Dann legte sich doch ein kleines freches Schmunzeln auf ihre Lippen. Sie richtete sich etwas mehr auf, ließ dabei offensichtlich nicht ganz unabsichtlich ihren Körper an ihm reiben, und näherte sich mit ihren Mund seinem Ohr.

Verwunderung machte sich breit als er einen Wandel in ihrer Mimik feststellte, er lockerte seinen Griff etwas als sie sich aufrichtete, fuhr mit seiner Handfläche die auf ihrer Wange ruhte langsam ihren schlanken Hals entlang, ihrer Bewegung folgend. Ihr Körper, der sich an seinen geschmiegt bewegte, ließ sein Verlangen aufs Neue auflodern.

„Beweg‘ dich nicht“, bat sie ihn mit leisen Flüstern.

Ein verwunderter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht bei ihrer Forderung, die so nah an seinem Ohr gehaucht ihren warmen Atem hinterließ. Was hatte sie nur vor? Er war bereit ihrer Forderung blind nachzugeben und abzuwarten welche Pläne sie hatte, als er auch schon ihre Lippen neben seinem Ohr spürte, das gerade noch von ihren flüsternden Worten widerhallte. Ein kehliger Laut der Wonne entrann ihm bei ihrer Liebkosung.

Ehe er hätte reagieren können schickte auch schon ein zweiter Kuss auf seiner Wange wohlige beruhigende Wellen aus, welche seine Haut kribbeln ließ. Ein zuversichtliches Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, welches einen sanften Rotton bekam.

Noch ehe er seinen Kopf dem dritten Kuss neben seinen Mundwinkel zuwenden konnte, um ihn zu erwidern, war sie ihm bereits wieder entschwunden. Anscheinend war sie mit ihrem Plan noch nicht durch, fiel es ihm nun aber ersichtlich schwerer sich an ihren Wunsch sich nicht zu bewegen zu halten. Er hielt ihrem durchdringenden Blick stand, sah ihre leichte, erneute Röte im Gesicht, dessen sie sich diesmal jedoch nicht zu schämen schien, ehe seine Augen die weichen Lippen fixierte nach dessen Berührung seine Haut nun schon wieder zu schreien schien. Selbst seine Hand auf ihrem Rücken begnügte sich derzeit damit auf eben diesem zu ruhen, mit den Fingern, die Stelle unter seine Hand leicht kribbelnd.

Ein Funkenflug von Emotionen schien in ihm zu explodieren, als ihre zarten Lippen endlich die seinen trafen als sie sich schon wieder von ihm entfernen wollte… Sein Kopf folgte ihrem einige Zentimeter um den Kuss für Augenblicke zu verlängern, innehaltend als ihr Blick ihm zum weiteren Stillhalten ermahnte, ehe ihre Finger an seinen Hinterkopf wanderten und ihn sanft fixierten.

Was hatte sie nur vor? Dachte er beinahe entsetzt, sich aber dennoch vollkommen ihr hingebend.

Wieder bewegten sich ihre Lippen auf die seinen zu, versiegelten seinen Atem in einem weiteren Kuss. Überrascht, aber nicht abgeneigt, ließ er Viktorias Zunge auf ihrer Erkundungstour passieren, hieß sie bereitwillig mit seiner Zunge in seinem Mund willkommen.

Sie keuchte begierig in den Kuss und ließ ihn nochmals leidenschaftlicher werden. Ihre andere Hand zog sich vom Rücken zurück, streichelte hauchzart seine Brust wieder hinauf und legte sich auf seine Schulter. Vorsichtig und langsam kroch sie Stück für Stück auf seinen Schoß, trennte dabei den Kuss nicht.

Ryans Hände verließen ihren Hals und Rücken, glitten langsam nach unten, strichen zärtlich über ihre Taille, ehe er sie auf ihrer Hüfte ruhen ließ. Er unterstützte sie dort etwas, um sie näher zu sich zu heben und an sich heran zu ziehen, ehe er wieder ihre Taille entlang strich, diesmal jedoch auf ihrer nackten Haut, als seine Hände unter ihrem Hemd verschwanden. Seine Nervenenden schienen alle wie geschärft, empfand jede Kontur ihres Körpers an der er entlang fuhr, den Temperaturunterschied zwischen den beiden, schien jedes elektrisierende aufgerichtete Haar zu spüren. Seine Zunge ging einen sanften Tanz mit der ihrigen ein, hielt ihn ihr Griff in seinen Haaren noch weitläufig zurück.

Sie schmiegte sich mit ganzen Körper an, keuchte ein weiteres mal. Ihre Finger erforschten Hals, Schulter, Arm und Brust. Streichelten dabei vorsichtig über seine Muskeln, begrüßten jeden Zentimeter neu. Längst war sie über alle Zweifel hinweg, presste ihre Hüfte wieder an ihn, wobei wieder ein leises Stöhnen ihrer Kehle entwich.

Ihr scheinbarer nun losgelöster endloser Hunger schwabte über ihn herüber, während er mit seiner linken Hand weiter die ihm unbekannten Konturen unter ihrem Hemd erforschte, kurz hielt er inne als sie hadernd ihre Hände für einen Moment in seinen Haaren vergrub, wanderte weiter als er ihre Leidenschaft erneut aufflammen spürte, von der Taille über ihren definierten Bauch. Seine rechte Hand griff stattdessen hinter ihrem Rücken hoch zu ihrem Schulterblatt, sie somit komplett umhüllend.

Und doch zog sie leicht verzweifelt die Augenbrauen zusammen, als er zum Bauch und Schulterblatt kam. Die Narben die sie dort bisher so gut versteckt hatte wurden zwangsläufig von ihm entdeckt. Die eine, die quer über den Rücken verlief, wurde nicht ganz von den Verbänden verborgen, die andere am Bauch von einem kleineren Streifschuss, welche ebenfalls zu offensichtlich war. Ihre Scham für diese Entstellung trug sie mit einem Zögern in den sonst doch hemmungslos wirkenden Kuss hinein.

Ihr Zögern und der zweifelnde Gesichtsausdruck entgingen Ryan nicht, der jede Regung von ihr so knapp er vor ihrem Gesicht gebeugt war, in sich aufnahm. Verschob eine Reaktion darauf jedoch auf einen späteren Zeitpunkt. Seine Augen fixierten ihr Gesicht, beobachten all ihre noch so kleinen Gesichtszüge und die leichte Röte auf ihren Wangen.

Sah so die wahre Viktoria hinter ihren bisher scheinbar unüberwindbaren Mauern, erstellt zum Selbstschutz, aus? Er hatte das Gefühl sie vorher nie so klar gesehen zu haben. Den Gedanken an die Dauer ihrer Bekanntschaft wischte er beiseite, war sich seiner Sache im Augenblick zu sicher, selbst nach nur einem Tag. Ihr intensiver Herzschlag pochte stark an seiner Brust, er starrte wieder verloren in ihre Augen, in diese tiefen Fenster und während ihre Münder das feuchtfröhliche Spiel weiter betrieben, war Ryan überzeugt davon, das er jede noch so kleine Ecke erkunden wollte, wenn es in seiner Macht lag auch wieder ein wenig Licht in die Tiefen zu tragen…

Seine linke Hand fuhr nach oben, kam bald an der Grenze des alten Verbandes an, respektierte diese Grenze und wechselte wieder an ihre schlanke Seite, Liebkoste dort ihre zarte Haut.

Nun lockerte sie auch den Griff an seinem Hinterkopf und führte ihre Hand zu der anderen in seinen Nacken. Sie gab ihn damit frei.

Als sie ihre Hand von seinem Hinterkopf löste, löste er selbst den innigen Kuss zögerlich, hauchte noch ein kurzes Echo des Kusses auf ihre Lippen nach dem sie noch gierte, ehe er durch die Ekstase der Luft beraubt, tief einatmete, sog dabei ihren Geruch nur allzu gerne in sich auf. Ohne ein Wort zu sprechen nutzte er seinen Arm hinter ihrem Rücken um sie ein Stück hochzuheben und sanft von seinem Schoß auf den Teppich zu legen. Den Schmerz der ihn dabei durchschoss nur allzu gerne dafür ertragend. Nun stützte er sich auf seinem linken Arm, hielt sich knapp über ihr in der Schwebe.

Sie hielt sich mit den rechten Arm, welcher noch um seinen Nacken lag, an ihm fest, versuchte ihn aber ansonsten so gut es ging zu entlasten, als er sie auf den Teppich legte. Sofort suchte ihre linke Hand wieder seinen blanken Rücken auf, verwöhnten ihn wieder mit sanften Druck. Doch auch ihre Augen suchten direkt seine Verletzung. Ihre rechte Hand verließ seinen Nacken, strich zärtlich mit dem Handrücken über seine Brust und legte sich vorsichtig auf seine bunte Haut. Ihre Fingerkuppen berührten ihn kaum, als sie mit bedacht darüber strich und danach seine Seite und Bauch auf der gleichen Art erforschten. Noch immer war ihr Blick auf seinen Körper gerichtet.

Mit einem Beben welches durch seinen Körper zu wandern schien ließ er sich nach und nach immer näher über ihr nieder, hüllte sie so immer mehr mit seinem Körper ein.

Viki ließ ihre rechte Hand nun auch zu seinen Schulterblättern gleiten, drückte dann sehnsüchtig ihren Rücken leicht durch, um ihn schon einen kleinen Moment früher an sich fühlen zu können, als sein Körper ihr immer näher kam.

Seine Gedanken vergaßen nur allzu gerne das Umfeld, in dem die beiden sich befanden, gab sich stattdessen im Ganzen dem sinnlichen Moment hin. Jede ihrer hauchzarten Berührungen sandten warme Wellen, durch seinen Körper. Jeder verspannte oder überstrapazierte Muskel in ihm, jeder lädierte Knochen schien sich für den Moment zu entspannen, zu bessern. Jeder unterschwellige Schmerz rückte weiter in den Hintergrund bei den sanften Berührungen ihrer Hände.

Ryan fuhr ihr mit der rechten durch die Haarsträhnen die auf ihrer Stirn lagen, ehe er ihren Hals mit einigen Küssen bedeckte, sich in kleinen Schritten hoch arbeitend, jede Stelle mit seinem warmen Atem benetzend.

Viktoria neigte den Kopf mit genüsslichen Stöhnen auf die andere Seite, machte ihn Platz für mehr, während sich ihr Körper leicht unter ihm wand und ihre Hand den Druck auf seinen Rücken kurz verstärkte, ehe er über sie gebeugt erneut ihre Lippen mit seinen eigenen versiegelte.

Diesmal mit seiner Zunge auf eine eigene langsame Erkundungstour gehend, während die rechte Hand nun wieder an ihrer Wange lag, ihr Gesicht umhüllend.

Mit einer Hand streichelte Viktoria wieder über seinen Bauch, fuhr frech einige Runden um seinen Bauchnabel bevor sie wieder zu seiner Brust wanderte. Die andere streichelte noch immer über den Rücken, aber auch hier spielten sie mit ihre Finger neckend entlang seines Hosenbundes. Dann streichelte sie mit der linken Hand zu seinem Hintern, drängte ihn dann leicht an sich, während sie diesen leicht streichelte und massierte. Sie keuchte kurz in den intensiven Kuss, da sie ihn deutlich an sich spürte und konnte offensichtlich das wachsende Verlangen nicht unterdrücken, sich kurz und frech an ihn zu reiben.

Es verzehrte Ryan sprichwörtlich nach dieser Frau die sich unter ihm wand. Als sie ihn fordernd an sich drängte, ihren Körper dabei an seinen rieb, hätte er beinahe die Kontrolle über sich verlieren können, welche Wirkung Viktoria jedoch bei ihm hinterließ dürfte ihr nun klar sein.

Wie lang war es mittlerweile her? Vor dem Ausbruch? Das Konzentrieren fiel ihm bereits schwerer.

Seine rechte Hand floss in einer fließenden Bewegung von ihrer Wange, den Hals hinab, den er zuvor noch mit seinen Lippen bedeckt hatte, strichen über die empfindliche Stelle wo der Hals ins Brustbein übergeht, ruhten für einige weitere Windungen seiner Zunge dort, ehe sie sich an den obersten Knöpfen ihres Hemdes zu schaffen machten. Eine Art der Aufregung fuhr in ihm hoch, die er bereits länger nicht mehr gespürt hatte, die Spannung einer neuen Bekanntschaft, nein mehr noch, sich einem anderen Menschen so komplett hinzugeben… Jedes Opfer einzugehen nur ihm sie glücklich zu machen, sie zu erkunden, ihre Emotionen sowie jeden Zentimeter ihres Körpers mit seinen Lippen und Händen bedecken…

Seine Hand hatte bereits die obersten Knöpfe geöffnet und gaben nun ihren Verband frei. Sein Kuss wurde ein weiteres Mal intensiver, hungriger und nach Verlangen rufend, ehe er ihn erneut zögerlich beendete, seinen Kopf atemlos etwas anhob. Seine Augen verließen langsam ihr Gesicht, wanderten an ihrem Körper hinab.

Während er nun seinen Blick wandern ließ, lehnte Viktoria ihren Kopf leicht nervös zurück und schloss die Augen.

Wie lange war es zwischen ihnen schon still? Er überlegte sich Worte die es zu sprechen wert waren, verwarf seine Ideen jedoch, entschied sich den Moment für sich sprechen zu lassen und das erste Mal, durch die physische Distanz, sah er sie im ganzen an, wie sie unter ihm lag, schloss jede Windung die ihr Körper beschriebt tief in sich ein. Aus seinem Blick sprach das pure Verlangen nach ihr, seine Hand legte nun zögerlich ihre Schulter frei, strich mit seinen Fingerkuppen kaum spürbar über ihre Narbe. Mit einem Schmunzeln beugte er sich wieder zu ihr hinunter, bedeckte das Narbengewebe mit seinen Lippen, über das verhärtete Fleisch, welches sie wohl immer zur Vorsicht ermahnen würde, wenn es um das Vertrauen zu einem anderen Menschen ging. Er wünschte sich nur ihr mit seinen Lippen genauso viel Erleichterung und Trost zu spenden, wie sie es bei ihm mit der Leichtigkeit ihrer Berührung erreichte.

Viktoria atmete tief durch. Sie hob ihren Kopf, hauchte ihm einen Kuss auf seine Wange und konnte sein Ohrläppchen mit ihren Lippen erreichen, an dem sie kurz knabberte. Dann lehnte sie sich wieder zurück, kraulte leicht mit der rechten Hand seinen Nacken.

Währenddessen kam Ryans Hand auf ihrer Brust zur Ruhe, die unter dem Verband versteckt lag, als seine Küsse langsam ihrem zarten Schlüsselbein entlangwanderten. Bald waren seine Küsse an ihrer Kehle angekommen aus der bisher hin und wieder ein Keuchen entrungen war, ein Geräusch welches ihm jedes Mal einen wohltuenden Schauer über sein Rückgrat hinweg entsandte, zusammen mit ihren Händen, die unentwegt über seine Haut glitten, schien sie ihm jegliche körperliche und seelische Last zu erleichtern.

Langsam und zögerlich verließ Vikis rechte Hand seinen Nacken und suchte die Stelle neben ihrer rechten Brust auf. Dort fand sie die Sicherheitsnadel, die das Ende des Verbandes versiegelte. Erst beim dritten Versuch wurde diese durch ihre vor Aufregung zitternde Hand gelöst und achtlos weg geworfen.

Seine sanften Küsse hielten an ihrem Hals inne, seine Lippen lagen noch auf ihrer Haut auf als er aus dem Augenwinkel ihre rechte Hand beobachtet, die ihre Arbeit in seinem Nacken eingestellt und den Hautkontakt verloren hatte. So sehr sie sich ihm körperlich öffnete so mysteriöser wurde sie ihm im ersten Augenblick. Er wusste nicht wie viel er mit diesem Wandel in ihr zu tun hatte oder ob es gar kein Wandel war, sondern nur die wahre Viktoria, sobald man ihren äußeren Wall an Distanz überwunden hatte?

Als er realisierte was sie dort mit ihrer nun recht unruhigen rechten Hand anstellte, ließ er seine Hand von ihrer Brust ab, unterstützte sie stattdessen unter ihren Schulterblättern, ehe er ihr mit einer Hand half den Verband nach unten zu streifen. Seine Lippen die weiterhin an ihren Hals geruht lagen, verließen ihre Position auf eben diesem, als der Versuch sie von dem Verband zu befreien geglückt war, sein erster Blick galt jedoch Viktorias errötetem Gesicht. Ein warmes Schmunzeln konnte er bei ihrem Anblick nicht zurückhalten, die Röte zu sehen die sie bisher immer so tunlichst zu verstecken versucht hat…

Sie erwiderte sein Schmunzeln mit einen sanften Lächeln, auch wenn sich eine leichte Nervosität hineinmischte.

Er beugte sich zu einem kurzen aber recht sinnlichen Kuss zu ihr runter, versiegelte für einen Moment ihre weichen Lippen erneut mit seinen, ehe er sich wieder zögerlich von ihr löste. Nun freigelegte, recht interessante Körperpartien warteten darauf entdeckt zu werden, hatte der Verband bisher doch jede Mutmaßung ziemlich schwierig gemacht.

Als er seinen Blick genießerisch wandern ließ, fielen ihm jedoch nicht als erstes die freigelegten Brüste auf, die die bisher zurückgehaltene Weiblichkeit von Viktoria, nun stark zum Vorschein brachten, ein Wunder fast, dass der Verband hielt und sie sich weiter als Viktor vorstellen konnte.

Nein, etwas anderes fiel ihm als erstes in die Augen: Eine Narbe an ihrem Brustbein entlang.

Eine kurze, intensive Welle zielloser Wut stieg in ihm auf. Waren das auch diese Drei gewesen, von den Viktoria angefangen hatte? Was hatten die ihr bloß angetan? Einen Moment hielt er inne als ihm in den Sinn kam wie sein Blick auf Viki wirken mochte. Von jetzt auf gleich wich die Wut, sein Gesicht wurde wieder sanfter von dem Vorsatz ersetzt, das er das nächste Mal da sein würde und so etwas bei allem in seiner Macht stehende verhindern würde.

Aber ihr kleines Lächeln erstarb, als sie den Wandel seiner Mimik sah. Ihre vor Tränen glänzenden Augen starrten stur zur Decke, während ihre rechte Hand sich auf die Narbe legte.

Sein Blick hatte sie natürlich aus der Bahn geworfen, das war Ryan schmerzlich klar geworden. Innerlich verfluchte er sich für seine Reaktion auf die Narbe, hatte sein Anblick sie etwa erschreckt? Oder wieder in schlechte Erinnerungen mit seiner Reaktion zurückgeworfen? Kein guter Start wenn er seine Vorsätze, die er vor kurzem noch geschworen hatte, sie zu schützen bedachte. Seine rechte Hand wanderte von ihren Schultern wieder zu ihrem Gesicht, umspielte mitfühlend ihre Wange.

Sofort suchten ihre Augen die seinen, woraufhin sein sanfter Blick sie doch wieder etwas beruhigte. Viki schloss die Augen und schmiegte sich an seine Hand, auf der sie nun auch ihre linke legte und dann einige Küsse in seine rechte Handfläche hauchte.

Jeglicher Rest seiner Wut verrauchte augenblicklich bei dem Anblick Viktorias und somit rutschte er ein wenig tiefer um seinen Kopf zwischen ihren Brüsten herab zu bringen, wo er damit begann zarte Küsse die Narbe entlang zu hauchen, wie er es Augenblicke zuvor bei ihrer Schulter getan hatte und ihre Hand machte ihm erst zögerlich, dann bereitwillig Platz, bevor sie sich auf seine Schulter legte. Seine linke Hand strich derweil sanft und langsam ihre rechte Seite hoch, fast schon genießerisch als er sich der Zone näherte, die bisher von dem Verband verhüllt war. Ryans Küsse erreichten das Ende ihrer Narbe, leidlich versuchte er seinen Fehler wieder gut zu machen, wollte ihr die Sorge wieder nehmen, die er ihr unabsichtlich erneut aufgelegt hatte, war bemüht darauf ihr…

Seine besorgten Gedanken wurden von ihren Fingernägeln, welche sich leicht in seine Schulter bohrten, und ihrem genüsslichen Stöhnen unterbrochen, wie eine stumme Antwort auf seine Hand, die nun auf ihrer Brust zur Ruhe fand.

Ehe er seine Gedanken wieder ordnen konnte, raubte sie ihm bereits schon wieder den Verstand, als ihre Lippen ihr Spiel an seinen Fingern begannen. Verwundert genoss Ryan ihre Liebkosung, nahm es als erstrebendes Versprechen für einen späteren Zeitpunkt. Eine angenehme Welle der Erregung schwappte über ihn, als sein Finger in dieser feucht warmen Höhle willkommen geheißen wurde, das Ergebnis war, dass der Kuss, den er gerade auf ihren Bauch setzen wollte, von einem stummen Stöhnen unterbrochen wurde.

… Die Lust war beiden wohl noch erhalten geblieben, dachte er schmunzelnd.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier geht es also nahtlos aus dem anderem Kapitel weiter.
Wieder merkt man, dass ich voll übertrieben schreibe. Viks Phobie hat sich nun doch aufgebauscht und endet in einer Vergewaltigung, was eigentlich nicht meine Absicht war. Irgendwie passte es an einen Punkt so gut, dass ich es doch so habe enden lassen. Das Thema war wohl recht leichtfertig reingebracht, aber ich habe nie gedacht, dass es mal zu so einer zentralen Rolle wird, ganz am Anfang wollte ich Ryan quasi auf Abstand halten, weil ich so schnell kein Paring wollte. (Das RPG startete am 26.06.13, am Ende dieses Kapitels sind wir am 13.08.13). Das Thema macht es mir nun schwer, den Charakter zu spielen. Einerseits will ich es keinesfalls verharmlosen und doch brauche ich einen spielbaren Charakter, der nicht zu apathisch wirkt. Ich hab Angst, es ins lächerliche zu ziehen und es in die eine oder andere Richtung zu übertreiben. Ich entschuldige mich offiziell, falls ich jemanden mit dem Thema auf die Füße trete, das war nie meine Absicht.

Ich muss auch sagen, ich hab Ryan gerne zur Verzweiflung getrieben. b4mb4m dachte zwar, dass Vik anders austickt, sie ihn anschreit oder sonst was, aber ich fand es einfach süß, wie sie sich in seine Arme flüchtet. Allgemein war ich von dem Geschriebenen einfach nur so angetan, dass es gleich doch im anderen Extrem endete. Wir haben uns da beide wohl leicht angestachelt und noch immer werd ich schwach wenn ich lese "Etwas schämte er sich für diese schwache Seite in ihm, die beinahe leise nach mehr rief", „Zum Teufel, Ich würde sie sogar für dich holen…“ oder "Seine Gedanken brachen ab, gaben für einen Moment Ruhe als er dem Impuls einfach nachgeben musste". Das ist ein Punkt, warum ich unbedingt Ryans Text für die Szene haben musste. Der andere ist, das Vik einfach ein wenig zu verstört ist und eh nur rumheult. Hier sieht man aber wieder den Pfirsich-Bezug aus dem ersten Viki-Kapitel. Allein dafür musste ich es vorher erwähnt haben.
Allgemein ist die Tröstszene und natürlich das Folgende einer meiner Lieblingsstellen in der ganzen Geschichte, aber da bin ich auch einfach parteiisch. Ich bin auch ein wenig mehr ins Adult gerutscht, als im RPG, aber der Bezug zu ihren Narben passte so gut. Zudem liebe ich einfach wie b4mb4m es geschrieben hat. Nicht nur wie Ryan was wo macht, sondern die Gedanken dahinter zu lesen, wie sanft er sie verwöhnt und hach~♥ ich mag es sehr. Wieder solche Sätze wie: "Es verzehrte Ryan sprichwörtlich nach dieser Frau die sich unter ihm wand" oder "Aus seinem Blick sprach das pure Verlangen nach ihr", es sind halt Formulierungen, die mir immer wieder Gänsehaut schenken und dabei sind es nur wenige, kurze Beispiele, ich könnte fast alles hier Besonders erwähnen. ;P
Zudem kam immer wieder kleine Überraschungen dazu, wie der wütende Blick auf die Narbe. Doch, dieses Kapitel mag ich schon sehr, weil sich auch danach vieles plötzlich ändert, womit wir beide beim Beginn des RPGs nicht mit gerechnet hätten. Und nun Schluss mit der heimlichen Schwärmerei.
Auch wenn ich nicht glaube, dass es außer mir hier überhaupt wer liest (ernsthaft, eigentlich ist die FF eh nur für mich ;P), falls sich jemand hierher verirrt, dann tut es mir Leid, dass ich den Rest nun einfach für uns behalte ;D
Denk dir deinen Teil, du bist sicher kreativ genug. ^^ Komplett anzeigen

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