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Wie das Leben selbst

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von

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Von Schweinen und düsteren Schatten

Es war einer dieser schönen, frühsommerlichen Tage und ich kam gerade von der Universität nach Hause. Leicht gähnend öffnete ich die Tür zu meiner kleinen Wohnung und betrat diese, bevor ich zu meinem Schreibtisch ging, neben welchem ich meine Tasche elegant von der Schulter gleiten und auf den Boden fallen ließ. Langsam ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl nieder und schloss kurz die Augen.
 

„Endlich Feierabend…Also mehr oder weniger…“ seufzte ich leicht und wandte mich meinem Computer zu. Ein leises Surren war zu hören, welches mir signalisierte, dass das Gerät langsam sein System hochfuhr. Ein kleiner Blick auf die Zeitanzeige an der rechten, unteren Seite deines Monitors motivierte mich ebenfalls eher semi zu weiteren Arbeiten: 17:00.
 

Eigentlich konnte ich meine Zeit viel besser nutzen: Ich hätte mich wieder traditionell mit meinen beiden besten Freundinnen im angrenzenden Park treffen und das tun können, was junge Frauen in meinem Alter gerne machen: Quatschen- über den geistigen Nährwert der einzelnen Gespräche lässt sich hierbei streiten, was aber in der Situation auch keine Priorität besitzt- und ein bis zwei Flaschen eines leckeren Sektes trinken. Daneben könnte man einen kleinen Grill aufstellen, zwei schöne, saftige Steaks drauf legen und- Ich schüttelte den Kopf und versuchte den viel zu schönen Gedanken frustriert aus meinem Kopf zu streichen. Ein erneutes Seufzen.
 

Man konnte es nicht ändern, ich hatte noch einen offenstehenden Bericht, der die nächsten Tage fertig werden sollte. Schnell öffnete ich meine Tasche, holte die entsprechenden Unterlagen hervor und platziertest sie vor mir.
 

Nach einem kurzen Brainstorming hatte ich einen guten Plan wie ich den Bericht gestalten konnte. Schnell war ein Word-Dokument geöffnet und die ersten Gedanken aufgeschrieben, sodass allmählich meine Motivation zurückkam. Nach gut 1 ½ Stunden machte sich mein Magen dann doch bemerkbar und ich entschied mich etwas an Nahrung zu konsumieren. Ein kurzer Blick in den Kühlschrank sowie in das Gefrierfach schränkte meine Entscheidungsmöglichkeit ein und letzten Endes griff ich nach einem Fertiggericht, welches ich kurz in der Pfanne anbraten konnte. Natürlich hätte ich mir auch eine Kleinigkeit kochen können, doch dafür war ich zu dieser Uhrzeit zum einen zu müde und zum anderen waren die Möglichkeiten- wie ich eben festgestellt hatte- sehr gering. Schnell war alles aus seiner Verpackung geholt und bereit auf kleiner Temperatur in der Pfanne zu braten.
 

Währenddessen begab ich mich wieder in mein Zimmer, um mich wieder meiner Arbeit zu widmen, doch ein Blinken seitens meines Handys signalisierte mir, dass ich eine SMS bekommen hatte. Innerlich schon ahnend, um was es sich hierbei handeln könnte nahm ich das Telefon in die Hand und öffnete die Nachricht. Selbstverständlich kam sie von meiner besten Freundin und entsprach inhaltlich auch meiner Vermutung:
 

Heute Abend Bar?
 

Ein kleines Lachen huschte über meine Lippen, bevor ich nun auf meine Zimmeruhr schaute, kurz überlegte und schließlich meine Antwort eingab:
 

Klar!

Schaffe es aber erst so gegen 21:00
 

Keine zwei Minuten später kam die Antwort:
 

Okissey, dann bis nachher :*
 

„Drei Stunden…“ murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. „Das wird dann zwar kein entspannter Abend, aber das sollte zu schaffen sein.“
 

Die nächsten 15 Minuten an meinem Bericht gingen mir gut von der Hand und ich war der festen Überzeugung, dass ich einen Großteil heute noch schaffen würde. Während mich ein Gefühl von Zufriedenheit bezüglich meiner Leistung und meiner weiteren Planung durchlief, begab ich mich wieder in Richtung meines Abendessens, dessen Geruch mir schon wohltuend in die Nase stieg und mit welchem ich schon einige Minuten später wieder in Richtung meines Arbeitsplatzes unterwegs war. Wie es mit der Zeit- wenn man sie wirklich benötigt- so ist, verging diese wie im Flug und um ca. 19:00 war ich der Meinung nochmal zügig unter die Dusche zu hüpfen und mich für den Abend zurecht zu machen. Angenehm floss das Wasser über meine Haut.
 

Ich denke nach zwei Stunden werde ich mich dann auch wieder auf den Weg machen…Die anderen können dann noch ein wenig bleiben. Ich sollte dann auch nicht ganz so viel trinken, dann kann ich noch eine halbe bis dreiviertel Stunde schreiben……..Ach ich kenne uns doch! Das wird doch nie etwas!
 

Nach der körperlichen Reinigung und dem plagenden Gedanken, was ich nun anziehen sollte griff ich nach meinem neuen Outfit, welches ich mir vor ein paar Tagen zugelegt hatte und betrachte mich in diesem nach kurzer Zeit im Spiegel. Zufrieden nickte ich und befasste mich im Anschluss mit meinen Haaren und einem sehr dezenten Make-up.
 

Kurze Zeit später war ich auf dem Weg zu unserer Lieblingsbar. Die Temperatur war schön angenehm und auch der Park, den ich mit Vorliebe als Abkürzung nutzte war auch zu dieser Stunde noch gut besucht. Die meisten grillten oder amüsierten sich anderweitig, während ich zügigen Schrittes meinen Weg fortsetzte.
 

Am Ziel angekommen wurde ich von meiner besten Freundin _______, ihrem Freund_______- mit welchem ich mich sehr schnell angefreundet hatte- und meiner zweiten, sehr guten Freundin ______ herzlich begrüßt. Zügig kam das erste Gesprächsthema auf den Tisch, gefolgt von unseren ersten Bestellungen. Die Stunden vergingen, sowie meine Vorsätze nach zwei Stunden wieder nach Hause zu gehen beziehungsweise nicht so viel zu trinken. Nach der ersten Runde folge die Zweite, die Dritte und so weiter, bis schließlich bei uns allen der Alkohol seine Wirkung zeigte. Gegen 1:00 machte sich auch eine ausgeprägte Müdigkeit breit und wir waren alle der Meinung den Heimweg anzutreten. Draußen war es inzwischen kühler geworden, was mich aber aufgrund meines anständigen Pegels nicht wirklich interessierte, ich fühlte mich wie ein mobiler Brennstab. Nach dem Abschied holte ich meinen MP3- Player hervor und schob mir die Kopfhörer in die Ohren, ohne zu ahnen, dass es sich hierbei um die schlechteste Idee handelte, die ich seid langem gehabt hatte...
 

Leicht wankend und gedanklich in die Musik vertieft nahm ich den Weg, welchen ich auch gekommen war und welchen ich auch IMMER nahm. Nie passierte mir auch nur im Entferntesten etwas. Ich wohnte in einer unglaublich sicheren Gegend, in der noch nichts passiert war, weshalb mein natürlicher Instinkt zusätzlich nach unten geschraubt wurde. Aber hey…Irgendwann scheint immer das erste Mal zu sein…
 

Unbemerkt von mir schlich ein dunkler Schatten in Bodennähe hinter mir her, geduldig darauf wartend, dass ich die sicheren Lichter der Parklaternen hinter mir ließ. Und dann war es soweit…Das kleine Stückchen…Die 50 Meter des Parks, die zu dieser späten Stunde nicht mehr erleuchtet waren…Der Schatten erhob sich hinter mir, während ich nun doch stehen blieb…Kälte hinter mir…Von einer Sekunde auf die andere war ich stocknüchtern und mein Puls erhöhte sich merklich…Ich fing an zu zittern…Ein leises atmen hinter mir…ich wollte mich umdrehen, doch dann: SCHWARZ….Alles um mich herum wurde schummrig und ich merkte, wie ich zusammensackte….
 


 


 

Das Erste, was ich wieder aktiv zur Kenntnis nahm war mein Kopf, der sich anfühlte, als ob ich mit 180 gegen eine Wand gefahren war, ohne Airbag und OHNE Auto.
 

„Boa…Mein Kopf….“, murmelte ich leise vor mich hin und bemerkte im gleichen Moment, dass ich auf etwas sehr unbequemen lag und mir irgendetwas über die Wange streichelte. Irritiert hob ich meine Hand und griff in die entsprechende Richtung, nur um einige Sekunden später ein Grunzen zu hören. Langsam öffneten sich meine Augen und mein Kopf drehte sich in Richtung meiner Hand. Ein ziemlich großes, interessiert drein blickendes Hausschwein guckte mich an und begann erneut in meinem Gesicht rumzuwühlen.
 

„Ein Schwein…“ eine rationale Feststellung deinerseits.

„EIN SCHWEIN?!“ blitz schnell richtete ich mich auf und bekam das Resultat sofort zu spüren: Einen Schwindelanfall und ein stärker werden meiner Kopfschmerzen. Auch das Tierchen zu meiner Seite hatte mit einer weniger aktiven Reaktion gerechnet, sprang vor Schreck einige Meter, laut quiekend nach hinten und erntete so die Aufmerksamkeit seiner beiden Artgenossen, sowie eines sehr verwirrt schauenden, moppeligen Mannes, der nun auch mich zwischen dem Offenstall seiner Schweine und zwei großen Fässern sah. Langsam kam er auf mich zu, während ich damit beschäftigt war meinen Kreislauf wieder in Gang zu bekommen.
 

„Kann man Euch helfen, junge Dame…?“ fragte der Schweinewirt mit hochgezogener Augenbraue.
 

Langsam begann ich mich zu erheben und stützte mich nebenbei an den Fässern ab. Was war passiert? Das letzte woran ich mich erinnern konnte war diese enorme Kälte hinter mir und das Gefühl von reiner Angst. Meine erste Theorie, dass es sich hierbei um einen Traum handeln musste hatte ich schnell wieder verworfen, denn dafür fühlten sich die Schmerzen in meinem Kopf viel zu real an, was auch für das Schwindelgefühl galt. Zum anderen fühlte ich mich sehr wach, wenn auch körperlich erschöpft.
 

„Hallo?! Redet Ihr nicht mit mir?! Was habt ihr überhaupt für eine seltsame Gewandung an?“
 

Nun blickte ich den Mann, der, jetzt wo ich selber stand deutlich kleiner war als ich vorher angenommen hatte, mit einem leicht schmerzverzerrten Blick an und nahm auch seinen mehr als nur abschätzenden Blick mir gegenüber wahr.
 

„Könnt Ihr mir sagen wo ich bin?“
 

Diese Frage schien den Herren noch mehr zu irritieren, denn seine Augenbraue wanderte noch höher, was zur Bildung ausgeprägter Fältchen auf seiner Stirn führte.
 

„Bree….“
 

Ich starrte ihn an.

„…..Was?“
 

„Bree, Ihr seid in Bree, junge Dame. Eurer Kleidung zu urteilen scheint Ihr auch nicht aus der Gegend zu kommen.“
 

Bree…..Das kann nicht…
 

Erneut bemerkte ich die Blicke des Mannes, doch diesmal lag etwas anderes in seinem Blick. Etwas verunsichert schaute ich an mir herunter, bevor ich merkte, dass doch eindeutig lüsterne Blicke in meinen Ausschnitt geglitten waren. Genervt verdrehte ich die Augen und seufzte. Ich strich mir das Oberteil gerade, um ihn mehr oder weniger wieder ins diesseits zurück zu holen.
 

„Da habt Ihr Recht…Sagt, wo finde ich hier das Rat- oder Gemeindehaus?“
 

Es war ungewohnt für mich so zu sprechen, vor allem da sich, neben meinen immer noch vorhandenen Kopfschmerzen, allmählich Panik in mir ausbreitete, welche ich durch tiefes ein-und ausatmen versuchte zu unterdrücken. Ich war froh genug Filme, Serien gesehen beziehungsweise Bücher gelesen zu haben, in denen die Direktoren und Autoren ebenfalls diesen Wortlaut verwendet hatten. Dem Mann gefiel es weniger, dass ich ihm seine Aussicht genommen hatte. Mies gelaunt drehte er sich um und ging, nachdem er mir mit einer flüchtigen Handbewegung und einem genuschelten Satz, den ich nicht einmal ansatzweise verstanden hatte die Richtung zum örtlichen Gemeindehaus wies. Im Nachhinein fragte ich mich selber, warum ich das wissen wollte doch es wäre zu Anfang eine Lösung, um nicht einen absoluten Nervenzusammenbruch zu bekommen. Vielleicht kann man mir dort auf irgendeine Art und Weise helfen. Noch einmal wandte ich mich zu dem Platz, an dem ich gesessen hatte, nur um festzustellen, dass auch meine Tasche weg war. Ein erneutes Seufzen meinerseits. „Das kann ja heiter werden…“ und mit diesem Satz machte ich mich auf den Weg.

Aushilfskellner gesucht

Während ich zügigen Schrittes in die mir gewiesene Richtung durch Bree wanderte, hatte ich auch die Gelegenheit mir, zumindest ansatzweise im Klaren zu werden, in was für einer Situation ich mich befand. Im Grunde war mir klar, dass es wenig Sinn machte sich panisch in eine Ecke oder Dergleichen zu verkriechen, die Beine heranzuziehen und langsam hin und her zu schaukeln, denn DAS würde mich mit Sicherheit NICHT wieder nach Hause bringen. Aber im Erst: Wie konnte so etwas sein? Wie konnte so etwas passieren? Warum und wie bin ausgerechnet ICH in eine eigentlich fiktive Welt gekommen?
 

Ich schaute mich um. Die Straßen waren nur wenig belebt und aufgrund der Tatsache, dass die meisten Läden jetzt erst ihre Türen und Fenster öffneten, vermutete ich, dass es noch relativ früh am Morgen war. Die wenigen Menschen, denen ich begegnete warfen mir natürlich aufgrund meines Erscheinungsbildes skeptische Blicke zu und murmelten sich hinter vorgehaltener Hand irgendwelche Dinge zu, die ich aber nicht verstehen konnte. Allerdings konnte ich es mir denken, denn die Blicke sagten, alles. Erneut seufzte ich auf.
 

Ich sollte mir definitiv andere Kleidung zu legen…Vielleicht kann man mir im Gemeindehaus eine kleine Arbeit vermitteln, ansonsten sehe ich wirklich schwarz hier IRGENDETWAS auf die Reihe zu bekommen…
 

Einige Zeit später erreichte ich einen kleinen Marktplatz, der mit unterschiedlichen Ständen geschmückt war. Er erinnerte mich ein wenig an den Wochenmarkt, welcher hin und wieder in der Nähe meiner Wohnung stattfand. Ich musste schmunzeln. Die Stände waren alle schon geöffnet und die Verkäufer hantierten entweder an ihnen herum oder waren dabei ihre Ware kundenfreundlich herzurichten. In alter Gewohnheit wollte ich wieder zu meiner Tasche greifen und mein Handy herausholen, um ein unauffälliges Foto zu machen, bis ich erneut feststellte, dass sich diese- vermutlich zusammen mit meinem Verstand- aus dem Staub gemacht hatte. „Mann…“ murmelte ich leise und fragte mich, ob es überhaut etwas bringen würde mein Handy hier zu haben. Sehr schnell beantwortete ich mir diese doch rhetorische Frage mit einem klaren ‚nein‘. Es hätte mich sehr überrascht, wenn mein Handy hier überhaupt so etwas wie Empfang gehabt hätte.
 

Ich sollte beim nächsten Telefonat mal anfragen, wie die Tarifbedingungen für Mittelerde sind…
 

Ein absurder Gedanke, der mich leicht zum lachen brachte und meine Laune ein wenig hob. Auch stellte ich mit Freude fest, dass die Standbesitzer, ob nun männlich oder weiblich, mich weniger feindselig anschauten, als die hier einheimische Stadtgemeinschaft, wenn auch ihre Blicke leicht irritiert über meine Kleiderwahl schien. Sie vermuteten zu Recht, dass ich aus einer entfernten Gegend kam und die Kleidung von dort sei beziehungsweise dort so getragen wird. Mit einem freundlichen Lächeln wünschte ich einen ‚guten Morgen‘, welcher mir, ebenfalls freundlich erwidert wurde.
 

Kurz darauf kam ich an einer großen Treppe, die offensichtlich zum Gemeindehaus führte an. Schnell lief ich die Treppe hinauf, blieb aber vor der Tür stehen. Nervös knabberte ich mir an der Unterlippe und überlegte, was ich nun sagen sollte. Die reine Wahrheit- so viel war sicher- konnte ich abharken, denn dann würde man mich wahrscheinlich hochkant aus Bree herauswerfen, allerdings viel mir auch keine adäquate Alternative ein. Vielleicht würde man mir abkaufen, dass ich gerade auf der Durchreise bin und heute Morgen gerade aus Rohan oder Gondor gekommen war….ohne Pferd und ohne Gepäck. Ich schüttelte den Kopf und entschied mich dann für die freie Improvisation. Noch immer zögernd öffnete ich die Tür und betrat das Gebäude.
 

Ich kam in einen großen Raum, in welchem viele Regale gefüllt mit Büchern und Schriftrollen und einige Sitzmöglichkeiten standen sowie viele unterschiedliche Karten an den Wänden hingen. Der Boden war mit dunklem Holz geziert und ließ den Raum zu gleichem Maße edel und rustikal wirken. Am Ende des Raumes war eine kleine, hölzerne Wendeltreppe, die offenbar in das Stockwerk über mir führte. Neben der Treppe befand sich ein Schreibtisch, auf welchem Stapel von Dokumenten lagen und dazwischen unterschiedliche Tintengefäße mit Federn, Stempel sowie verschiedene Siegel. Kurzum hierbei handelte es sich um den mittelalterlichen Schreibtisch eines mittelalterlichen Beamten, von dem allerdings jede Spur fehlte. „Wie überraschend…“ musste ich leise lachen, als mir sich dieses offensichtlich Klischee bot. Langsam ging ich durch den Raum und warf einen genaueren Blick auf die Einrichtung und vor allem auf die Karten, Bücher und Schriftrollen. So unangenehm diese Situation auch war, ich kam nicht drum herum auch einen gewissen Grad von Faszination und Freude zu empfinden. Unweigerlich schlich sich ein erneutes Lächeln auf meine Lippen. Bevor ich mich aber detaillierter mit den Objekten meines Interesses beschäftigen konnte, hörte ich, wie jemand die Treppe herunter kam. Ich drehte mich um und sah einen Mann mittleren Alters, der in ein Pergament vertieft war und mich gar nicht zur Kenntnis genommen haben schien. Trotz des grummeligen Gesichtsausdrucks des Mannes räusperte ich mich und trat näher an den Schreibtisch.
 

„Seid gegrüßt, werter Herr. Ich wünsche einen guten Morgen.“ grüßte ich ihn mit einem freundlichen Lächeln.
 

Er schien sehr in sein Pergament vertieft gewesen zu sein und auch zu dieser frühen Stunde niemanden in seinem Haus erwartet zu haben, denn er schreckte hoch und sah mich vollkommen irritiert an, bevor er sich wieder fing und sich an seinen vollgestellten Schreibtisch setzte. Ich stand nun vor ihm, sodass mir nicht entging, dass er mich musterte.
 

„Seid gegrüßt. Was verschafft mir die Ehre Eures Besuches? Eurer Kleidung nach seid ihr nicht von hier. Seid Ihr mit den Händlern angekommen?“
 

Ich nickte und freute mich insgeheim für die unglaublich günstige Vorlage seinerseits bezüglich meiner Herkunft.

„Da habt Ihr Recht, ich bin mit einer der Handelsgruppen weit gereist, um hier hin zu gelangen. Allerdings war mein Ziel nicht Waren aus meiner Heimat hier zu verkaufen, sondern Arbeit zu finden. Meine Aufenthaltsdauer ist unbestimmt, je nachdem wie es möglich ist hier eine Arbeit zu finden.“
 

Mein Herz pochte und ich hoffte inständig, dass ich irgendwie ein wenig zu Geld komme und das Gespräch vorher einwandfrei verlief. Der Herr betrachtete mich weiter und hob eine Augenbraue, bevor er eine Aussage tätigte, die mich fast ein wenig aus dem Konzept brachte.
 

„Ist das denn wirklich nötig? Ihr sehr aus, als ob ihr aus sehr gutem Hause kommt und nicht auf Geld angewiesen seid. Ferner bin ich davon überzeugt, dass Euer Gemahl genügend Geld verdient um Euch und Eure Kinder zu ernähren.“
 

Einige Sekunden starrte ich ihn einfach nur an, bevor mein Gehirn verarbeitet hatte, wovon der gute Herr gerade ausging. Etwas verlegen lachte ich auf, da diese Vermutung auf irgendeine Art und Weise schon amüsant, wenn auch- wenn man bedenkt, wie alt ich war und vor allem wo beziehungsweise in welcher Zeit ich mich befand- nicht abwegig war.
 

„Ich bin weder verheiratet, noch habe ich Kinder. Ich habe diese Reise alleine angetreten, da ich etwas von der Welt sehen will.“
 

Der skeptische Gesichtsausdruck seinerseits blieb, doch schien er sich irgendwie damit abzufinden, sodass dem Übergang in den formellen Teil nichts mehr im Wege stand.
 

„So sagt mir, von wo seid Ihr denn gekommen?“ fragte er mich, während er einen noch unausgefüllten Meldebogen aus einer Schublade hervorholte und diesen vor sich auf den Tisch legte. Fieberhaft überlegte ich nach einem Stadtnamen, welchen ich halbwegs glaubwürdig rüberbringen konnte.
 

„Nun, ich komme aus einer sehr kleinen Handelsstadt und bin, wie bereits erwähnt, mit der Handelskarawane hier her gekommen…“begann ich zögerlich, um weitere Bedenkzeit einzuräumen. Der Gemeindehausvorsitzende schaute mich inzwischen ein wenig genervt an, da er eine Frage gestellt hatte, die man eigentlich kurz und bündig beantworten konnte.
 

„Dann seid Ihr also auch wie die anderen Händler aus Harlond angereist und habt auch mit ihnen die Blauen Berge durchquert…?“
 

Du nicktest: „Das ist richtig. Von den Blauen Bergen kommen wir und bringen hervorragende Waren aus unserer Heimat mit.“
 

Zu meinem Glück merkte der gute Herr nicht, dass ich mir ein kleines Grinsen verkneifen musste. Ordnungsgemäß füllte er den Bogen aus und erkundigte sich ebenfalls nach den obligatorischen Informationen, wie Name, Alter, Geburtsort und so weiter. Ich war froh, dass man es hier offensichtlich nicht allzu genau mit dem Geburtsdatum nahm, da ich nicht mal wusste, in welchem Jahr beziehungsweise Zeitalter ich mich hier befand. Meinen Nachnamen ersetzte ich in weiser Voraussicht mit ________ (Dein Name) Tochter von _______(deines Vaters Name) und ich musste zu geben, dass dies um einiges edler wirkte als ______(Dein Nachname).
 

Nachdem die Formalitäten geklärt waren, konnte zu meinem eigentlichen Anliegen gewechselt werden: Eine potentielle Arbeit für mich. Eine für mich unendliche Zeit durchsuchte er einen Stapel Papiere, bei denen es sich offenbar um zu besetzende Arbeitsstellen handelte, bis er einen Zettel hervorholte und mir diesen reichte.

„Dies könnte zu Euch passen. Eine Stelle in unserem bekannten Gasthaus, hier in Bree. Die Wirtin hatte sich vor einigen Tagen verletzt und kann daher nur eingeschränkt arbeiten und so ein recht hübsches Fräulein wie Ihr könnte gut in das Kellnergeschäft hineinpassen.“
 

Geschmeichelt von dem Kompliment nahm ich den Zettel entgegen. Sofort viel mir der Name ins Auge: Gasthaus zum tänzelnden Pony.
 

Gewonnen, würde ich sagen!
 

„Habt vielen Dank, werter Herr!“ bedankte ich mich lächelnd und las mir die Anzeige durch. Ich hatte zwar noch nie in einem Gasthaus gekellnert, aber durch den neuen Schub an Motivation war ich der festen Überzeugung diese Aufgabe zu bewältigen. Ein letztes Mal wandte ich mich zu dem Mann: „Wenn Ihr mir noch eine kurze Wegbeschreibung geben könntet, würde ich mich sofort auf den Weg machen und die Stelle im Gasthaus annehmen.“
 

Er nickte und gab mir eine kleine Karte- beziehungsweise etwas, das mal eine Karte werden will, wenn es groß ist- der Stadt, in welcher auch das Gasthaus gut sichtbar eingezeichnet war.
 

Kurz darauf war ich wieder auf dem Marktplatz, der nun deutlich belebter war als vorher. Die ersten Menschen verrichteten ihre Einkäufe oder handelten mit den Verkäufern, während diese lautstark ihre Waren anpriesen. Ich entschied mich zu einem späteren Zeitpunkt oder in den nächsten Tagen noch einmal wieder zu kommen. Jetzt wollte ich schnellst möglich mein Ziel erreichen.
 

Am Gasthaus angekommen atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich dieses mit gestrafften Schultern betrat. Erleichtert stellte ich fest, dass zu dieser Stunde keine Gäste da waren. Vorsichtig ging ich zur Theke sah gleich einen sympathisch aussehenden, älteren Herrn, der dabei war einige Gläser zu polieren. Ich räusperte mich kurz, bevor ich ihn ansprach.
 

„Verzeiht werter Herr, ich hörte Ihr benötigt eine Aushilfe in Eurer Gaststätte hier.“

Er schaute auf und kam lächelnd auf mich zu.
 

„Da habt Ihr Recht. Wurdet Ihr vom Gemeindevorstand geschickt, um diese Stelle anzunehmen?“

Ein energisches Nicken meinerseits, bevor ich meinte.
 

„Sehr gerne würde ich die Stelle annehmen. Ich bin mit den Händlern, welche sich auf dem Marktplatz befinden, aus Harlond angereist und wollte mich hier für einige Zeit niederlassen, bevor ich meine Reise fortsetze.“
 

Er beäugte mich von oben bis unten, jedenfalls soweit wie es über die Theke möglich war, bevor er mich mit einer Armbewegung aufforderte mitzukommen.
 

„Das freut mich zu hören. Ein hübsches Gesicht freut die Gäste alle mal, nur solltet ihr auch aufpassen, da es hier nicht immer ganz gesittet zugeht.“
 

Lächelnd winkte ich ab.
 

„Das stellt kein Problem für mich da, Herr. Dort wo ich herkomme sind Frauen in meinem Alter es gewohnt hin und wieder belästigt zu werden. Wir wissen uns aber auch durchaus zu wehren.“
 

Nun lachte auch der Wirt.
 

„Das ist gut, aber nennt mich doch Othar.“
 

„______.“stellte ich mich nun auch vor. Allmählich gewöhnte ich mich an die für mich neue Artikulation und ich musste auch zugeben, dass sie mir Spaß machte.
 

„Habt Ihr denn schon einmal gekellnert?“ war die nächste Frage, die Othar mir stellte, bevor wir eine relativ schmale Treppe hochgingen, die wohl zum privaten Bereich der Wirtsfamilie führte.
 

„Nun in einem Gasthaus noch nicht, aber ich bin gewillt auch diese Erfahrung zu Eurer Zufriedenheit zu erfüllen.“

Brav trottete ich hinter dem Wirt her, bis wir in ein kleines Arbeitszimmer kamen, in welchem auch eine Frau, die im gleichen Alter wie Othar zu sein schien, über einem Buch saß und las. Als sie uns bemerkte schaute sie auf und drehte sich zu uns, sodass ich nun auch sehen konnte, dass sie ihren Arm in einer Binde trug. Ein Arbeitsunfall nahm ich an, was auch mit der Information übereinstimmte, die ich aus dem Gemeindehaus erhalten hatte. Sie sah ihren Mann zuerst etwas irritiert, bevor dieser jedoch meinte:
 

„Das ist _________ aus Harlond. Sie ist mit den Händlern die vergangenen Tage hier in Bree angekommen und würde uns gerne hier im Gasthaus unterstützen. Sag Liebste, haben wir noch einige Dienstkleider, die wir ihr geben könnten, dann würde ich sie so schnell wie möglich in die Arbeit einweisen.“
 

Die Wirtin nickte mir nun freundlich zur Begrüßung zu, bevor sie sich wieder an ihren Mann wandte.
 

„Auf dem Dachboden sollten noch einige liegen, von denen ihr eines passen sollte. Hat sie schon eine Unterkunft? Falls nicht und sie ihre Arbeit gut macht gebe ihr eines der freien Zimmer.“
 

Ein weiterer Ansporn für mich einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wenn alles gut laufen würde, hatte ich die perfekte Möglichkeit mir eine kleine Basis zu schaffen, bevor ich weiter überlegen konnte, wie es hier mit mir weiter geht. Othar nickte und machte sich mit mir auf den Weg zum Dachboden, auf welchem wir tatsächlich ein Kleid fanden, dass auf den ersten Blick zu passen schien.
 

„Ich zeige Euch dann, wo ihr euch umziehen könnt. Im Anschluss bitte ich Euch dann schnell nach unten zu kommen, da wir bald die erste Kundschaft bekommen werden.“
 

Ich nickte und kurze Zeit später fand ich mich in einem kleinen, aber gemütlichen Zimmerchen wieder. Das Kleid legte ich kurz aufs Bett und wartete, dass ich alleine war. Als es soweit war setzte ich mich zu dem Kleid und atmete tief durch.

Die erste Hürde wäre also geschafft. Dann hoffe ich nur, dass ich keinen Mist baue und alles zu Othars Zufriedenheit funktioniert.
 

Mit diesem Gedanken begann ich mich umzuziehen. Es fühlte sich an, als ob ich mein altes Leben ablegen und ein neues starten würde, doch hoffte ich inständig bald wieder in meiner Welt zu sein.

Nahender Abschied und Gespräche mit Zwergen

Kurze Zeit später begab ich mich in meiner neuen Arbeitskleidung auf den Weg nach unten und konnte Othar schon von der Treppe aus sehen. Dieser hatte seine vorherige Beschäftigung wieder aufgenommen und polierte weiter Gläser. Zügigen Schrittes ging ich zu ihm.

„Ich wäre dann soweit!“, gab ich ihm lächelnd und sichtlich motiviert zu verstehen, was ihm zu gefallen schien.

Während er mich mit dem Aufbau der Theke, der Lagerung der Lebensmittel und Getränke vertraut machte, betraten auch die anderen Mitarbeiter nacheinander das Gasthaus. Neben mir arbeiteten hier noch drei weitere Kellnerinnen, welche ich allesamt auf Mitte dreißig schätzte, sowie ein fünfkopf-starkes Küchenteam.

Nach einer guten dreiviertel Stunde war meine Einweisung vorbei und nachdem ich Othar versichert hatte, bat er Magda- die älteste der drei Kellerinnen- mich an der Theke beim Ausschenken zu unterstützen. Sie nickte eifrig und wies mich an ihr zu folgen. Schnell, wie es bei Frauen so ist, kamen wir ins Gespräch, in welchem ich über die verschiedensten Dinge ausgefragt wurde, vor allem was meine Herkunft anging. Ich sog mir ein paar Dinge aus den Fingern, von denen ich einige auch so formulierte, dass sie nicht einmal gelogen waren. Das mir die Dinge so einfach von der Zunge glitten, lag wahrscheinlich auch daran, dass ich Magda sehr sympathisch fand und auch sie schien mich nicht als Störung zu empfinden. Während wir die Bier- und Weinfässer präparierten- ich lernte im Zuge dessen auch gleich wie man in der Theorie ein Bierfass anschlug- erfuhr ich, dass Magda 38 war und nur einige Straßen vom Gasthaus entfernt mit ihrem Mann und ihrem elfjährigen Sohn wohnte, welcher gerne mit dem Sohn von Othar und seiner Frau spielte und Unfug trieb. Sie versicherte mir zudem, dass ich die beiden Jungs bestimmt bald kennen lernen würde, da sie immer sehr neugierig waren, wenn es um neue Mitarbeiter ging.

Am frühen Abend hatte ich mich gut in die Arbeit an der Theke hinein gefunden und hatte durch die tatkräftige Unterstützung Magdas kaum Probleme. Selbstverständlich blieb es vor allem dem Stammgästen nicht verborgen, dass das ‚tänzelnde Pony‘ mit mir eine neue Mitarbeiterin hatte, sodass ich hin und wieder in ein Gespräch gezogen wurde. Ohne meine Arbeit großartig zu unterbrechen beantwortete ich die Fragen. Wurden diese zu anzüglich ignorierte ich diese entweder komplett oder überspielte diese mit einem charmanten Lächeln und einer koketten Antwort, was vor allem meine Mitarbeiterin amüsierte. Schnell schritten die Abendstunden voran und als sich das Gasthaus wieder leerte, konnte unsere kleine Gemeinschaft endlich Feierabend machen. Bevor ich in mein Zimmer gehen konnte, wurde ich von Othar gelobt und angewiesen am nächsten Tag in das Arbeitszimmer zu kommen, sodass ich meinen Vertrag unterschreiben konnte. Ich nickte freudig, verabschiedete mich von allen und machte mich auf den Weg in mein neues Zimmer. Dort angekommen fiel mir ein Nachthemd in die Augen, auf welchem ein kleiner Zettel lag:

Liebe _______,

Ich hoffe dir hat dein erster Tag gefallen und du lebst dich schnell ein. Mein Mann hat mir erzählt, dass du eine gute Arbeit hinter dem Tresen verrichtet hast, was mich und ihn sehr erfreut. Dies soll dein Nachtgewand für deine Zeit bei uns sein und ich hoffe es passt dir.

Eine erholsame Nacht,

Rovena

Ich lächelte, legte den Zettel auf die Kommode und zog mir das Nachtgewand an. Es war ein angenehmer, weißer Stoff, welcher mir bis zu den Knöcheln reichte, aber trotzdem nicht den Anschein hatte, als ob ein ich einen Kartoffelsack tragen würde. Trotz meiner Müdigkeit und dem weichen Bett, in welchem ich es mir nun gemütlich gemacht hatte, konnte ich keine Ruhe finden. Mich plagten Gewissensbisse und Heimweh, sodass ich es auch nicht verhindern konnte, dass sich einige Tränen in meinen Augen sammelten, welche nach einiger Zeit ihren Weg über Schläfen und auf das Kopfkissen fanden. Ich seufzte. Ob man mein Verschwinden schon bemerkt hatte? Wurde schon darauf reagiert? Wurden meine Angehörigen schon informiert? Ich schluckte, versuchte mich zu beruhigen und mir erneut einzureden, dass es keinen Sinn hatte sich so fertig zu machen. Irgendwie werde ich schon wieder nach Hause kommen. Ich musste nur herausfinden, wer oder was mich hier hin gebracht hatte. Mit diesem Gedanken wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und fand eine gefühlte Ewigkeit später einen überraschend erholsamen Schlaf.
 

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Ungefähr dreieinhalb Monate sind seid diesen beiden ersten Tagen vergangen. Dreieinhalb Monate in denen ich keine konkrete und schnelle Lösung für meine Situation gefunden hatte, sodass ich mich wohl oder übel mit der Tatsache abfinden musste noch eine längere Zeit hier in Mittelerde zu verbringen. Doch hatte ich mich in dieser Zeit auch sehr gut in meiner neuen Umgebung eingelebt. In Magda und Rovena hatte ich zwei gute, weibliche Freundinnen und Ansprechpartnerinnen gefunden, welche mich in schwierigen Zeiten gut unterstützen. Natürlich konnte ich ihnen nicht den wahren Grund nennen, warum ich vor allem die ersten Wochen oft traurig vor meinem Fenster saß und zu meiner Erleichterung fragen sie auch niemals detaillierter nach. Nachdem die Momente der Traurigkeit meinerseits immer seltener wurden, trafen wir uns an den freien Tagen gerne für Unterhaltungen, bei welchen ich die lustigsten Geschichten über die Männer erfuhr, aber auch die Gelegenheit hatte ihre beiden Söhne kennenzulernen. Rovenas Sohn stellte sich mir selbstbewusst als Lucan vor, war laut eigener Aussage, welche von seiner Mutter mit einem Lachen bestätigt wurde zwölf Winter alt und mit einem handwerklichen Talent gesegnet, welches mich in pures Staunen versetzte. Ob es nun kleinere Holzwaffen oder kleine hölzerne Figuren waren, für mich sahen sie nach Arbeiten aus, welche von jemandem angefertigt sein mussten, der mindestens doppelt so alt war wie er. Auch Magdas Sohn war nicht auf den Mund gefallen und war deutlich intelligenter und erwachsener, als es für einen elfjährigen eigentlich üblich war. Ich schien für die beiden sehr interessant zu sein, denn vor allem beim ersten Treffen wurde ich mit jede Menge Fragen durchlöchert, bevor ich mit zum Spielen aufgefordert wurde. So kam es auch, dass ich mich schnell mit den beiden Jungs anfreundete und einen weiteren Teil meiner Freizeit nutzte, um Zeit mit den beiden zu verbringen, was die Eltern erfreute. Mit der Zeit schien ich auch eine Rolle übernommen zu haben, die der großen Schwester gleich kam, sodass ich hin und wieder von beiden Müttern gefragt wurde, ob ich nicht mal einen Abend auf die beiden aufpassen könnte. Diese Abende gefielen den Jungs besonders, denn entweder verbrachte ich die Zeit damit ihnen Abenteuergeschichten vorzulesen oder mich darüber zu amüsieren, wenn auch mit einem leichten Tadel ihnen gegenüber, welche Streiche sie den anderen Bürgern von Bree gespielt hatten. Waren die Abende warm und mild konnten wir noch viele Dinge an der frischen Luft unternehmen. Lucan bestand vermehrt darauf, dass ich mir seine Fertigkeiten was das Bogenschießen angeht anzuschauen und auch ich durfte oft das Schießen probieren. Vor allem die ersten Male war ich froh, dass die Lucan und Khai hinter mir standen und auch sonst nichts Lebendes in der Nähe war, denn die ersten Schüsse verfehlten so weit ihr Ziel, dass selbst ein großer Heuballen keine Angst vor mir haben musste. Wenn ich die Jungs dann zu Bett gebracht hatte- meist übernachteten sie beim jeweils anderen- setzte ich mich in die Stube, las alte Legenden oder Karten, welche ich mir aus der örtlichen Bibliothek ausgeliehen hatte und wartete auf das Erscheinen der Eltern. Als kleines Dankeschön bekam ich ein paar Münzen als zusätzliches Taschengeld.

Auch die Arbeit im Gasthaus viel mir von Woche zu Woche einfacher. Nach zwei Wochen Arbeit hinter der Theke wurde ich endlich in den aktiven Bereich der Kellnerschaft befördert. Bei den Gästen hinterließ ich meistens einen guten Eindruck, sodass ich ab und zu auch mit Trinkgeld oder höflichen Komplimenten belohnt wurde. Dies entschuldigte vor allem die Tage, an denen ich Gäste bedienen musste, die ein wenig anstrengend waren und mir anzügliche Bemerkungen, mit einem zusätzlichen Klaps auf meinen Allerwertesten, oder unmoralische Angebote an den Kopf warfen. Da sich dies aber in so einem Geschäft- und vor allem zu späterer Stunde- nicht vermeiden ließ, ließ ich mir immer irgendetwas Spontanes und Souveränes einfallen, welches mich aus der Bedrängnis brachte und auch unbeteiligte Gäste zu amüsieren schien. Mit Ehrlichkeit konnte ich sagen, dass mir die Arbeit unglaublich viel Spaß machte. Rovenas Bewegungsfreiheit war noch immer ein wenig eingeschränkt und ich erfuhr zudem, dass sie sich kurz vor meinem Auftauchen bei einem Treppensturz den Arm gebrochen hatte. Da sich hier in Mittelerde das Model von Gips offenbar noch nicht wirklich durchgesetzt hatte und ihr Arm nur in einer Art Schiene gestützt wurde, erstreckte sich der Heilungsprozess über einen längeren Zeitraum.
 

Inzwischen war es Spätsommer geworden und ich schlenderte an einem meiner freien Tage zusammen mit Lucan und Khai durch die Straßen Brees. Da ihre Mütter an dem Tag beide leider arbeiten mussten oder anderweitig beschäftigt waren, hatte ich mich entschlossen die beiden Jungs mitzunehmen, da ich endlich etwas tun wollte worauf ich mich seid Wochen freute: Neue Kleidung kaufen gehen, welche deutlich zeitgemäßer sein sollte, als die, mit der ich in diese Welt gekommen war. Ich hatte zwar unterschiedliche Arbeitsblusen und Röcke bekommen, doch wollte ich mir nun etwas holen, mit dem ich auch außerhalb von Bree zu Recht kam. Der Grund hierfür bestand unter anderem darin, dass meine Zeit hier in der Stadt bald abgelaufen war, denn die Aushilfsstelle war für nur knapp vier Monate ausgeschrieben. Den beiden Jungs gefiel diese Tatsache noch weniger, als mit mir Kleidung einkaufen zu gehen. Letzteres konnte ich wenigstens damit beschwichtigen, dass ich ihnen etwas Süßes kaufen würde.

„Musst du wirklich schon bald weg, _______?“, fragte mich Khai mit einer sichtlich enttäuschten Stimme, während er brav neben mir her lief.

Ich seufzte, lächelte ihn aber warm an, bevor ich antwortete:

„Leider ja, Großer. Ich muss mich um Dinge kümmern, die meine Heimat betreffen und das kann ich nur, wenn ich Richtung Bruchtal reise.“

„Wenn ICH groß bin, werde ich auch auf Reisen gehen, _______ und Khai werde ich dann mitnehmen! Dann werden wir auch zu den Elben reisen und viele Abenteuer erleben“, brachte sich Lucan ein, der wieder auf mich zugelaufen kam, nachdem er- aus einem mir unbekannten Grund- plötzlich einige zehner Meter vorgelaufen war, nur um sich kurz umzuschauen und wieder zurückzukommen.

Ich lachte bestätigend, was die beiden zu ermutigen schien.

„Davon bin ich überzeugt, Lucan!“

Khai schien davon noch nicht so angetan zu sein, denn er antwortete murmelnd:

„Wenn ich mitkomme, dann wahrscheinlich nur, um dich aus irgendwelchen Schwierigkeiten zu holen…“

Lucan grummelte, doch bevor die beiden in einen Streit ausbrachen lenkte ich das Gespräch in eine andere Richtung:

„Schaut mal, ihr beiden! Da vorne ist der Markt und von hier aus könnt ihr schon den Wagen mit den Süßspeisen sehen, von denen ich euch was versprochen hatte.“

Schlagartig waren die Differenzen der beiden untereinander vergessen. Grinsend schauten sie sich an und rannten los. Ich grinste, schüttelte aber auch leicht den Kopf, bevor ich zusah, dass ich schnell aufschloss.

Während die beiden vor dem Wagen standen und sich nicht entscheiden konnten, was sie wollten, driftete ich mit meinen Gedanken ab. Tatsächlich hatte ich vor ein paar Tagen ein Buch in der Bibliothek gefunden, in welchem magisch begabte Wesen von Mittelwerde aufgeführt und angepriesen wurden. Vor allem die Fähigkeiten der sogenannten Istari und Elben sollen enorm sein. Leider stand gerade von diesen beiden zu wenig in diesem Buch, allerdings wurde beschrieben, dass die Elben eine umfangreiche Fachliteratur diesbezüglich besaßen, weshalb ich Bruchtal für schlüssig hielt. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, ob die Darstellungen des Tals von Imladris ansatzweise an das herankam, was mich erwarten würde. Ich war gedanklich so abwesend, dass ich erst nach einigen Sekunden merkte, wie mich zwei ungeduldige, junge Herrn in die Seite pieksten.

„______!“ rief Lucan ungeduldig und zerrte ein wenig an meiner Bluse.

Sofort befand ich mich wieder im hier und jetzt, schüttelte kurz den Kopf und lächelte den Verkäufer, der über das Bild, welches sich durch uns drei ihm bot sehr amüsiert.

„Dann sagt dem Herrn doch was ihr möchtet.“, meinte ich und kramte einen Geldbeutel hervor. Durch die Arbeiten, welche ich die letzten Monate verrichtet hatte, hatte ich mir ein recht ordentliches Buget erspart, welches darauf wartete in unterschiedliche Güter umgewandelt zu werden.

Die Jungs bestellten mit großer Begeisterung zwei Hefeschnecken mit einer sogenannten „Konkavelite- Füllung“, welche ihnen gleich gereicht wurde. Ich kannte mich zwar mit Süßspeisen nicht aus, konnte aber mit Sicherheit sagen, dass ich ‚Konkavelite‘ noch nie gehört hatte und demnach auch nicht wusste, um was es sich hierbei handelte, weshalb ich auch gleich eine mitbestellte. Auch mir wurde eine gegeben, während ich bezahlte. Bevor ich aktiv reagieren konnte, liefen Lucan und Khai schon zwei Stände weiter und kamen vor einem Wagen zum stehen, welcher natürlich Spielsachen verkaufen musste. Ich verabschiedete mich von dem Verkäufer und lief erneut zügigen Schrittes meinen beiden Begleitern hinterher, während ich ebenfalls in die Hefeschnecke biss. Sie schmeckte gut und enthielt eine Kirsch-Mandel- Füllung, sodass ich kurzfristig dachte, ich würde in einen „modernen“ Berliner beißen.

Nach unserem ersten Rundgang und dem Verspeisen unserer Schnecken konnten wir uns unserem eigentlichen Anliegen widmen. Da ich von vorne herein wusste, was ich ungefähr wollte langweilten sich die Jungs weniger, als sie zuerst gedacht hatten. Zu meinem Glück fanden wir schnell einige Stände an denen Tuniken, Mida, Korsagen, Gürtel und Hosen zu finden waren, die mir rein optisch zu passen schienen. Natürlich wurde ich sogleich von der Verkäuferin beraten, sodass ich zügig ein komplettes, neues Outfit aus einer dunklen Lederhose, einer schlichten Tunika mit einer dazu passenden, bequem- was ich niemals geglaubt hätte- anliegenden Korsage und einem schönen Gürtel. Nachdem ich mich in einer kleinen, improvisierten Kabine umgezogen hatte, kam ich heraus und wartete die erste Reaktion von meinen drei Beratern ab, welche prompt folgte:

„Du siehst total schön aus, ______!“ riefen Khai und Lucan fast gleichzeitig und auch die Verkäuferin nickte zufrieden.

Nun wurde ich neugierig und ging zu dem Spiegel, welcher zu meiner Seite stand. Tatsächlich stand mir das gewählte Outfit ausgesprochen gut, was nicht nur die Farben sondern auch den Stil anbelangte. Ich drehte mich einige Male und lies mir dann die Korsage entsprechend schnüren.

„Wenn du jetzt noch einen Bogen hättest und man deine Ohren nicht sehen würde, könnte man glatt denken, dass du eine Elbin wärst!“ lachte Khai und erhielt auch die Zustimmung seines besten Freundes.

So war es beschlossene Sache und ich kaufte die Kleidung. Überraschenderweise erhielt ich einen guten Preisnachlas ohne zu verhandeln, jedoch mit der Bestätigung, dass die Kleidung mir wirklich stünde. Gut gelaunt ließ ich mir die Sachen einpacken und setzte meinen Weg fort. Neben der Kleidung hatte ich mir überlegt noch einige Karten der Umgebung und aus entfernteren Gebieten zu organisieren sowie eine Tasche und kleinere Lederbeutel. Auch ein paar neue Schuhe könnten in der Wildnis nicht schaden, denn die Schuhe die ich jetzt trug hatten durch das häufige Tagen schon sehr gelitten. Karten und Lederbeutel waren schnell organisiert, doch Schuhe und eine Tasche stellten sich als Herausforderung heraus. Nachdem wir alle drei feststellten, dass auf dem Markt nichts meinen Vorstellungen entsprach, führten mich die Jungs zu einem Geschäft, in welchem Taschen und Schuhe zum Verkauf standen. Betend, dass ich etwas finden würde, betraten wir den Laden und wurden gleich vom Schuster begrüßt. Schnell erläutere ich meine Wünsche und bekam sofort einige Schuh- und Taschenmodelle geliefert. Während ich unterschiedliche Varianten von Schuhen ausprobierte, amüsierte ich mich über den Gedanken, mit diesem Laden wohl einen Vorfahren der Deichmann- Kette gefunden zu haben und fragte mich, was wohl in meiner Welt gerade in Mode gekommen war. Nach ungefähr 20 Minuten hatte ein anständiges paar Stiefel und einen dezenten, aber schönen Umhängebeutel gefunden. Auch diese wurden von mir bezahlt, sodass wir uns nun allmählich auf den Heimweg machen konnten, denn ich merkte, dass die beiden, kleinen Männer absolut keine Lust mehr hatten und wieder anfingen Unfug zu treiben. In diesem Fall konnte ich es ihnen noch nicht mal verübeln.

Auf dem Rückweg zum Gasthaus hörte ich ein Donnern in einiger Entfernung. Ich schaute nach oben und bemerkte nun auch die ersten großen, dunklen Gewitterwolken, welche durch den aufkommenden Wind mit stetiger Geschwindigkeit Richtung Bree getrieben wurden.

„Wir sollten uns ein wenig beeilen, bevor wir nass werden. Das scheint mir ein stärkerer Regenschauer zu werden…“, murmelte ich Lucan und Khai zu, die einstimmig nickten und ihre Schrittgeschwindigkeit erhöhten. Wir erreichten gerade das Gasthaus, als die ersten Regentropfen vom Himmel fielen, welche sich nach nur wenigen Sekunden in einen gefühlten Sturzbach verwandelten. Schnell schob ich sie durch die Tür und folgte ihnen bis zur Holztreppe, auf welcher sie zu rennen begannen, um schnell in Lucans Zimmer zu kommen, in welchem sie den Rest des Tages spielten.

Die Tage vergingen und so rückte auch das Ende meines Aufenthalts in Bree in greifbare Nähe. Eine gute Woche blieb mir noch, um meine Abreise und mein weiteres vorangehen zu planen. Alleine nach Bruchtal zu reisen, wäre höchst wahrscheinlich reiner Selbstmord, weshalb ich mir überlegte mich einigen Händlern anzuschließen, welche ebenfalls in die grobe Richtung mussten und ein ähnliches Abreisedatum hatten wie ich. So stand ich gerade wieder in meiner Arbeitskleidung an der Theke, polierte einige Gläser und schien in meinen Gedanken so vertieft gewesen zu sein, dass ich gar nicht merkte, wie sich die Tür zum ‚tänzelnden Pony‘ öffnete und zwei Gestalten jene durchtraten. Erst nachdem sich einer der beiden räusperte erwachte ich aus meinem Tagtraum, drehte mich zu ihnen um und erstarrte kurz. Es waren zwei Zwerge, deren Köpfe gerade so über die Kante der Theke ragten. Ein Anblick, den ich seid meiner Ankunft hier selten sah. Wenn man es genauer nahm, waren dies die ersten Zwerge, die ich überhaupt sah. Doch die Tatsache, dass es ich bei der Kundschaft um Zwerge handelte, war nicht der Grund, weshalb ich erstarrte. Er lag eher darin, dass mir die Gesichter der beiden irgendetwas sagten, wenngleich ich nicht auf Anhieb sagen konnte was. Dass sich das aber noch in naher Zeit ändern sollte ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, weshalb ich kurz den Kopf schüttelte und mich mit zwei schnellen Schritten ihnen zu wand.

„Einen wunderschönen guten Abend, wünsche ich den Herren! Was kann ich für Euch tun?“, lächelte ich ihnen freundlich entgegen.

„Seid gegrüßt, werte Dame! Mein Bruder und ich suchen eine Unterkunft für zwei Nächte und die Möglichkeit zu dieser Stunde noch etwas zu Essen. Hättet Ihr noch ein Zimmer für zwei Reisende?“, fragte der blonde Zwerg du lehnte gegen den Tresen.

Ich nickte, holte das Gästebuch hervor und antwortete:

„Das mit dem Essen sollte das kleinste Problem sein und bezüglich eines Zimmers, kann ich Euch gleich Gewissheit verschaffen.“

Ich blätterte ein wenig in dem Buch herum, bekam aber mit, wie sich nun der Dunkelhaarige zu Wort meldete:

„Im Zweifel geben wir uns auch durchaus zu frieden bei Euch mit im Zimmer zu nächtigen.“

Etwas irritiert blickte ich wieder zu den beiden und sah, wie Blonde, den ich für den älteren der beiden schätzen würde, seinem Bruder ein wenig in die Seite stieß. Allerdings konnte ich mir im Zuge dieser anzüglichen, aber dennoch charmanten- was wohl daran lag, dass beide deutlich charismatischer waren, als die Herren, von denen ich das zum größten Teil gehört hatte- Bemerkung ein kleines Lachen nicht verkneifen.

„Nun, ich denke, dass könnte zu einer längeren Unterhaltung mit dem Herrn und des Dame des Hauses führen oder sich anderweitig auf mich auswirken. Aber ihr habt Glück, wir haben noch einige Zimmer frei und so wie ich es sehe auch eines, welches speziell für Zwerge eingerichtet wurde.“

Ich blickte wieder auf und lächelte die beiden freundlich an, bevor ich den beiden eine Art Anmeldebogen vorlegte, in welchem sie sich eintragen sollten. Während ich den Schlüssel für das entsprechende Zimmer heraussuchte, konnte ich es mir auch nicht nehmen zu beobachten, mit welchen Namen die beiden unterschreiben würden. Langsam fuhren meine Augen über die Schriftzüge und die Erkenntnis traf mich erneut wie ein Schlag ins Gesicht:

Fíli, Sohn von Fadrim und Kíli, Sohn von Fadrim.

Kurz hielt ich inne, fing mich aber rechtzeitig, sodass die beiden Zwerge nichts merkten.

„Wenn die Herren mir folgen möchten, dann werde ich Euch euer Zimmer zeigen.“

Ich nickte Magda, welche derzeit andere Gäste betreute, zu und gab ihr so zu verstehen, dass ich mich eben um die neuen Besucher kümmern würde. Kurz darauf verließ ich den Thekenbereich und stand nun vor Fíli und Kíli, welche mich erwartungsvoll ansahen. Ich wies sie an mir zu folgen, schaute aber hin und wieder unauffällig zu ihnen. Kurz hatte ich mit den Gedanken gespielt sie spontan mit Aidan Turner und Dean O’ Gorman anzusprechen, doch war ich mir ziemlich sicher, dass die beiden Schauspieler keine Körpergröße hatten, die bei circa 150 Zentimetern lag, auch wenn es in dem Film, welchen ich vor etwa einem Jahr im Kino gesehen hatte den Anschein hatte.

Sie sehen Dean und Aiden wie aus dem Gesicht geschnitten aus…Damit wäre auch die Frage geklärt in welchem Zeitraum ich mich ungefähr befinde. Vielleicht kann ich das zu meinem Vorteil nutzen…

Ich hatte den Satz gerade zu Ende gedacht, da kamen wir an eine Tür. Ich wandte mich wieder den beiden zu und drückte dann Fíli den Schlüssel in die Hand, welcher ihn mit einer dankenden Kopfbewegung entgegen nahm.

„Das ist Euer Zimmer. Ich werde mich nun wieder an meine Arbeit machen und in der Küche Bescheid geben, dass der Koch ein Abendessen zubereiten soll, dass Euch sättigt.“

Ich lächelte noch einmal und machte mich wieder auf den Weg, um die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen.

Ungefähr eine halbe Stunde später hatte ich zwei große Bierkrüge auf dem Tablett, welche ich an den Tisch der beiden Neuankömmlinge brachte. Sie schienen mich nicht zu bemerken und als ich näher kam, konnte ich erkennen, dass sie über einer Karte hingen und sich mir unverständliche Dinge zu murmelten.

„Hier kommt die erste Stärkung für die Herren.“, kündigte ich mich an und stellte jedem der beiden das Getränk hin, bevor ich meine Blicke über die Karte wandern ließ und mit „reiner Unschuld“ meinte:

„Das Essen ist auch gleich angerichtet und wird dann umgehend von meiner Kollegin serviert.“

Sofort meldete Kíli wieder zu Wort und zwinkerte mir verschmitzt zu:

„Wir würden uns aber lieber von einer hübschen, jungen und reizenden Kellnerin bewirten lassen…“

Ich konnte es in dem Moment leider nicht vermeiden ein wenig zu erröten, jedenfalls fühlten sich meine Wangen entsprechend an. Mal ehrlich, welche Frau hatte es nicht gerne, wenn sie von einem gutaussehenden Mann umworben wurde, wenngleich diese Komplimente dem jungen Zwergen für meinen Geschmack auffallend oft über die Lippen gingen. Ich beschloss ein wenig drauf einzugehen und antwortete in einem leicht verführerischen Unterton mit einem zusätzlichen Augenzwinkern:

„Ich werde mal schauen, was ich da machen kann. Sagt, habt ihr denn noch einen langen Weg vor Euch, bis Ihr Euer Ziel erreicht habt, oder seid ihr auf der Durchreise?“

„Wir sind auf den Weg in Richtung des Auenlandes, um dort…-“ mit einem gezielten, aber dennoch auffällig unauffälligen Armstoß in die Seite unterbrach Fíli den Redefluss seines Bruders, fügte jedoch höflich distanziert hinzu:

„…um dort ebenfalls einen kleinen Zwischenstopp einzulegen und dann unsere Reise gen Westen fortzuführen. Wir sind nur hier, um uns ein wenig zu erholen und unsere Vorräte aufzufüllen.“

Kíli schien sich gefangen und seinen aufkommenden Fehler gemerkt zu haben, überspielte dies aber gekonnt in dem er die ersten Schlucke seines Bieres trank.

Auf der Durchreise also…..Klar….

Dachte ich mit einem versteckten grinsen, unterließ es aber weiter drauf einzugehen, da ich die Diskretion durchaus verstehen konnte. So nickte ich ihnen noch kurz zu uns wartete drauf, dass das Essen der beiden fertig wurde. Eine viertel Stunde später brachte ich den Brüdern ihr Abendessen, welches dieser in zwergischer Manier herunter schlangen.

Der restliche Abend verlief ohne weitere neue Kundschaft, sodass ich Fíli und Kíli auch den restlichen Abend bewirtschaften konnte. Sie hatten sich inzwischen ihre Pfeifen angezündet und planten noch immer ihre weitere Vorgehensweise bezüglich ihres Aufenthalts und ihrer Abreise. Hin und wieder wechselten wir ein paar höfliche Worte, welche nun auch vermehrt seitens des blonden Zwerges kam, was entweder daran lag, dass die beiden schon einige Liter Bier intus hatten, oder an der Tatsache, dass sie mich sympathisch fanden.

„Wie ist eigentlich Euer Name?“

Fragte mich Fíli irgendwann, während ich eine weitere Runde Bier verteilte.

„_______.“, antwortete ich lächelnd und erntete zwei leicht verdutzte Gesichtsausdrücke, bevor Kíli fortfuhr:

„Ein schöner Name für eine schöne Frau! Ich wette Euch laufen die Männer in Scharen hinterher!“

Nun musste ich herzhaft lachen und antwortete:

„Wäre eine interessante Erfahrung, allerdings habe ich noch nichts dergleichen gemerkt. Ihr seid die ersten Reisenden, die seid meiner Ankunft hier in Bree derart charmant zu mir sind.“

„Dann liege ich mit der Vermutung Richtig, dass ihr nicht aus Bree kommt?“ schaltete sich nun wieder Fíli ein und bot mir zur Überraschung einen Stuhl an, welchen er vom Nachbarstisch heranzog. Ich kam dieser unausgesprochenen Einladung nach und setzte mich, nachdem ich mich kurz vergewissert hatte, dass meine Dienste nicht weiter benötigt wurden.

„Da habt Ihr Recht. Ich komme aus Harlond und bin vor ungefähr vier Monaten hier nach Bree gekommen, um mir ein wenig Geld zu verdienen und meine Reise gen Osten anzutreten.“

„Aber doch nicht alleine, oder?“ fragte Kíli ein wenig bestürzt, sodass ich erneut feststellte, dass diese beiden sich absolut nicht wie die Arten von Zwergen verhielten, wie sie in unterschiedlichen Büchern und Legenden dargestellt werden, aber ähnlich wie die Menschen, von denen sie in dem letzten Kinofilm, den ich sah, darstellten.

„Nun ja. Bis jetzt habe ich noch keine direkte Reisebegleitung gefunden, weshalb ich andachte mich einigen Händlern anzuschließen, die ebenfalls in die Richtung reisen würden.“, antwortete ehrlich und auch die beiden schienen sich mit der Antwort zu frieden zu geben.

Das Gespräch erstreckte sich noch lange bis nach Mitternacht und damit meinem Schichtende. Magda und meine anderen Kollegen hatten sich schon von mir verabschiedet und auch Othar und Rovena entschieden sich ins Bett zu gehen. Irgendwann machte sich auch eine sichtbare Müdigkeit bei mir und den Zwergen breit, sodass wir uns entschieden auch die Schlafgemächer- und ich betone GEMÄCHER- aufzusuchen, was sich Kíli gespielt sehr zu Herzen nahm. Allerdings bot ich ihnen an, sie am morgigen Tag ein wenig in der Stadt herumzuführen, wovon beide doch recht angetan zu sein schienen. Ob dies nur am Bier lag, würde ich wohl am Morgen gewahr werden.

„Also dann, habt eine schöne und erholsame Nacht und ich würde mich freuen, wenn ich euch morgen zum Frühstück wieder sehe.“ Lächelte ich freundlich und schob meinen Stuhl an den Tisch. Bevor ich überhaupt registrierte, was geschah, hatte Kíli meine Hand gegriffen und hauchte einen kleinen Kuss auf meine Fingerknöchel. Sein gut gepflegter Drei-Tage- Bart hinterließ dabei ein leichtes Kribbeln, welches über meinen Arm, direkt in meinen Bauch wanderte, sodass ich unweigerlich wieder errötete.

„Das wünschen wir dir auch ______.“, hauchte der braunhaarige Zwerg und verstärkte durch seinen warmen Atem das Prickeln auf meiner Haut und in meinem Bauch. Gerade wollte meinen Hormonhaushalt beruhigen und meine Hand zurückziehen, da merkte wie nun auch Fíli meine andere Hand ergriff. Wie zuvor sein jüngerer Bruder, führte der Ältere meine Hand in einer gemächlichen Geschwindigkeit zu seinen Lippen und hauchte ebenfalls einen federleichten Kuss auf meine Knöchel. Auch sein Bart und diese Geste hinterließen ein wohliges Kribbeln in den besagten Körperregionen.

Verfluchte Hormone…!

„Es wäre uns eine Freude dich ebenfalls morgen beim Frühstück zu sehen.“, fügte der Blonde, ebenfalls verführerisch, was meine Körpertemperatur auf gefühlte 45° Celsius erhöhte. Jedenfalls fühlte sich mein Gesicht so an. Erneut verabschiedete ich mich, bevor unsere Wege sich trennten und ich auffallend zügig- natürlich erst, nachdem ich außer Reichweite war- in Richtung meines Zimmers um meinen Hormonhaushalt wieder schleunigst zu normalisieren. Ich kühlte und reinigte mich mit kühlem Wasser und machte mich schleunigst daran unter die Bettdecke zu kommen. Mein Gesicht war abgekühlt, aber das angenehme Bauchgefühl blieb noch eine ganze Zeit.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  _Delacroix_
2014-07-30T12:24:41+00:00 30.07.2014 14:24
Interessanter Prolog, aber ein Reader-Insert ist das nicht. Eher ein Self-Insert.


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