Was ihm bleibt, ist die Erinnerung
Natsu lag in seiner Hängematte und starrte an die Decke. Um ihn herum herrschte wieder einmal das totale Chaos, doch es war ihm egal. Zwar nagte es an ihm, dass er die Ordnung, die Lucy gemacht hatte, nicht halten konnte, doch er wollte es das nächste Mal noch einmal versuchen – falls Lucy noch einmal käme und aufräumte. Er könnte es auch selbst versuchen. Es war ja nicht so, dass er es nicht schon einmal hätte, doch jedes Mal wurde das Chaos nur größer. Vielleicht sollte er es einfach lassen, wie es war. Die Ordnung in Erinnerung behalten. Da kam ihm etwas ins Gedächtnis.
„Ordnung ist das halbe Leben, Natsu. Wenn du dein Leben nicht geregelt auf die Reihe bringst, wirst du es nie weit bringen!“
Ja, genau! Nur wer hatte das damals zu ihm gesagt? Mit einem Mal fiel es ihm wieder ein. Igneel hatte es zu ihm gesagt, aber er hatte es nie wirklich verstanden. Wenn er ehrlich war, verstand er es auch heute noch nicht. Das war eine der mehr oder weniger wenigen Sachen, die Igneel ihm beigebracht hat und er nicht wusste, wie er es verstehen sollte.
„Lass dir Zeit, mein Sohn. Denke in Ruhe darüber nach.“
Doch nachdenken wollte der Dragneel nicht. Es bereitete ihm immer Kopfschmerzen, darum handelte er ja auch immer sofort. Das Denken überließ er dann meist Lucy, da sie doch etwas mehr im Köpfchen hatte, als er. Vielleicht sollte er sie fragen, ob sie ihm helfen könnte? Sie schien nicht abgeneigt zu sein, aber sie wartete wohl, dass er von sich aus kam und sie fragte.
„Wenn du etwas von anderen möchtest, dann musst du selbst aufstehen und zu ihnen gehen. Du darfst nicht darauf warten, dass sie zu dir kommen und dir ihre Hilfe anbieten. Zu mir bist du doch auch gekommen!“
Er sah noch immer das grinsende Gesicht des großen, roten Drachen vor sich, als er ihm dies erzählt hatte. Ja, er konnte nicht darauf warten, dass Lucy zu ihm kam und ihn fragte, ob sie aufräumen sollte oder ob sie dem Pinkhaarigen bei etwas anderem helfen konnte. Doch wie sollte er es machen? Igneel hatte immer leicht reden. Doch er war immer für ihn da gewesen, hatte ihm das Alphabet beigebracht, die Zahlen, lesen – Erza hatte ihm dabei zwar den Feinschliff verpasst, doch die Grundlagen hatte von seinem Vater gelernt – und natürlich das Wichtigste:
Die Dragonslayermagie. Zwar wusste er nicht, warum Magie erlernen musste, die gegen Drachen helfen sollte, doch es war für ihn etwas Besonderes, keine einfache Magie zu erlernen.
„Ein Dragonslayer zu sein, ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Diese Magie ist nur sehr selten und zum Schutz gedacht. Eines Tages wirst du sie richtig beherrschen und es mit einem Drachen aufnehmen können.“
Doch das stimmte nicht. Als sie auf Tenrou Jima gegen Acnologia gekämpft hatten, waren es drei Dragonslayer und doch konnten sie den schwarzen Drachen nicht besiegen. Sie waren zu schwach und wären fast mitsamt der Insel ausgelöscht worden, hätte sich nicht zufälligerweise Fairy Sphere aktiviert. Er muss noch viel lernen, war es ihm in den Sinn gekommen, als er und die anderen nach sieben Jahren wieder aufgewacht waren. Gerne hätte er solch eine Hilfe bekommen, wie Wendy sie erhalten hatte. Es war aber auch unglaublich, dass die alte Hexe Polushka ausgerechnet die Grandine aus Edolas war und mit dem Drachen, der die kleine Blauhaarige großgezogen hatte, in Kontakt getreten war, um ein Buch zu schreiben, das Wendy helfen soll.
„These memories are all I have
But they won't bring you back"
In letzter Zeit dachte er oft an Igneel und seine Zeit bei ihm zurück. Doch, so schön, die Erinnerungen auch waren, so gern er gedanklich in der Zeit zurückreiste…
Es brachte ihm seinen Vater nicht zurück.
So lang er auch suchte…
So weit er auch dafür reiste…
Er fand ihn nicht…
Kein Hinweis auf den Verbleib seines Vaters…
Was ihm bleibt, ist die Erinnerung…