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Last Desire

L x BB
von

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Eine Entscheidung fürs Leben

L’s Herz stand kurz davor zu explodieren und in ihm drin herrschte ein unglaubliches Gefühlschaos. Er war nervös und aufgeregt, aber dass er vor Beyond nun nackt da lag, war für ihn peinlich und auch ein kleines Stück weit unangenehm. Da der Fußboden ein wenig ungeeignet und zudem auch ziemlich ungemütlich war, hatten sie es sich auf dem Sofa bequem gemacht, welches groß genug für sie beide war. L hatte seinen Kopf auf die Lehne abgelegt und eine Hand ins Polster verkrallt, während Beyond genau dort weitermachte, wo er aufgehört hatte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt L’s unterer Hälfte und obwohl er hin und wieder etwas aggressiver wurde und zwischendurch leicht kratzte oder mit seinen Zähnen spielte, passte er sehr gut auf und schien irgendwie genau zu wissen, wie er am besten vorgehen musste, um dem Meisterdetektiv ein paar unfreiwillige Lustgeräusche zu entlocken. Und als seine Zunge vorsichtig über L’s erregiertem Penis glitt und dann vollständig in seinen Mund gleiten ließ, da konnte dieser seine Stimme endgültig nicht mehr zurückhalten und stöhnte lustvoll. Das… das war zu viel. Es fühlte sich so seltsam an und war kaum in Worte zu fassen. Noch nie in seinem Leben war ihm so etwas passiert und er konnte mit diesem überwältigenden Gefühl nicht umgehen. Er war dabei, die Kontrolle über sich selbst vollständig zu verlieren und das machte ihm Angst. Das war wohl auch der Grund, wieso er wieder versuchte, sich dagegen zu wehren.

„Nein Beyond, mh… warte… das… ah! Aah!“

Es war vollkommen zwecklos. L war nicht mehr in der Lage, auch nur einen vernünftigen Satz zu bilden und so versuchte er, Beyond wegzudrücken. Zwar war ihm das nicht unangenehm, aber er fürchtete sich vor dem vollständigen Kontrollverlust und was passieren würde, wenn er überhaupt nicht mehr klar denken konnte. Und ein wenig fürchtete er sich davor, was geschehen würde, wenn sich dieses überwältigende Gefühl so weit steigerte, dass er sich vollständig darin verlor. Doch jeder Widerstand war zwecklos. Beyond hörte nicht auf ihn, sondern machte einfach weiter wie bisher. Die Welt um L herum war wie in einen süßen weißen Schleier gehüllt und alles schien in weite Ferne gerückt zu sein. Er war innerlich völlig zerrissen. Auf der einen Seite wollte er das alles sofort beenden und einen Rückzieher machen, aber auf der anderen Seite wollte er, dass Beyond weitermachte. Was genau wollte er denn eigentlich? Er wusste es selber nicht so genau und war dementsprechend völlig machtlos. Das Gefühl, machtlos gegenüber Beyond und seinem eigenen Verlangen zu sein, war einfach zu beängstigend für ihn. Er war es gewohnt, immer die vollständige Kontrolle über sich und über andere zu haben. Sicherheit, Kontrolle und genaue Planung waren bei ihm immer an oberster Stelle gewesen und er hatte auch nie etwas anderes gekannt. Und nun lag er da auf dem Sofa und all dies wurde ihm mit einem Male genommen. Natürlich war das für ihn beängstigend und gab ihm das unangenehme Gefühl der Hilflosigkeit, aber er ließ es dennoch zu. Denn verrückterweise war das gar nicht so schlimm, weil er bei Beyond das Gefühl verspürte, dass es auch mal in Ordnung war, nicht über alles die vollständige Kontrolle zu haben und sie stattdessen auch mal abzugeben. Sein ganzer Körper zitterte und seine Haut glänzte durch die Schweißperlen. Die Luft schien auf einmal viel heißer und stickiger geworden zu sein und sein Blut rauschte heftig in seinem Körper. Er war wie benommen und begriff zum Teil nicht, was da eigentlich gerade mit ihm passierte. Sein Verstand war völlig leer, es existierte kein einziger Gedanke in seinem Kopf.
 

Doch als er spürte, wie da einer von Beyonds Fingern an einer ganz bestimmten Stelle eindrang, da durchfuhr ihn der Schreck und er fragte „M-Moment mal, Beyond. Was machst du da?“

„Entspann dich einfach, okay? Sonst wird es gleich noch ziemlich wehtun.“

Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er versuchte mit Mühe wieder, irgendwie die Kontrolle über diese Situation zurückzubekommen und klare Worte zu finden.

„Warte, was hast du überhaupt vor?“

Irgendwie ahnte er, was gleich folgen würde und wieder erfüllten ihn diese Unsicherheit und die Angst vor dem, was er nicht kannte und worüber er keine Kontrolle ausüben konnte. Beyond würde gleich den letzten entscheidenden Schritt gehen. Es würde das erste Mal sein, dass L so etwas passierte. Und dann noch mit einem anderen Mann… seinem Erzfeind, der ihn all die Jahre töten wollte.

„Vertrau mir einfach.“

Das war alles, was der Serienmörder sagte. Vertrauen? Ausgerechnet ihm? Der logische Teil in ihm sagte ganz klar „Vergiss es“ aber der andere Teil, nämlich sein Herz, sagte „Du brauchst keine Angst haben. Vertrau ihm einfach und lass es zu.“ Und da sein Kopf sowieso in dieser Situation keine Zuverlässigkeit bewiesen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die zweite Stimme zu hören und Beyond in seiner Sache gewähren zu lassen. Denn tief in seinem Herzen wollte er es ja auch, auch wenn er es niemals offen zugegeben hätte. Also versuchte er, seinen Anweisungen zu folgen und sich irgendwie wieder zu entspannen, aber so einfach war das irgendwie nicht. Irgendetwas in ihm wehrte sich dagegen. Ein verbliebener kleiner Rest Zweifel, der erhebliche Widerstand leistete. Doch Beyond ließ ihn nicht so einfach gehen. Er ahnte aber schon, was dem sonst so beherrschten und unnahbaren Detektiv durch den Kopf ging, schmunzelte und fragte „Es ist das erste Mal für dich, oder?“

L biss sich auf die Unterlippe, um nicht auf diese Frage antworten zu müssen. Es wäre ihm auch zu peinlich gewesen. Aber Beyond schien auch in der Hinsicht nicht sonderlich viel Rücksicht oder Feingefühl zu besitzen. Stattdessen kicherte er und fragte in einer etwas provokanten Art „Na so was, du bist noch Jungfrau?“

Am liebsten wäre L hier und jetzt auf der Stelle tot umgefallen. Warum nur musste Beyond ihn mit solchen Kommentaren immer so sehr in Verlegenheit bringen? Das machte er doch mit Absicht! „Hör auf, solch peinliche Sachen zu sagen…“

„Entschuldige, aber du siehst einfach so süß aus, wenn du verlegen bist.“

„Sadist…“

„Du wusstest genau, auf wen du dich da einlässt. Selbst Schuld. Damit musst du jetzt leben.“

Und damit folgte der nächste Finger. Zuerst fühlte es sich unangenehm an und L hätte fest damit gerechnet, dass es ziemlich wehtun würde, aber merkwürdigerweise war das gar nicht der Fall. Nun gut, es fühlte sich sehr seltsam an, von jemandem ausgerechnet dort berührt zu werden und natürlich tat es erst weh, aber Beyonds gezielte Bewegungen und Berührungen ließen diesen Schmerz langsam wieder schwinden. Er ging sehr behutsam vor, wofür L ihm wirklich dankbar war und so gelang es ihm tatsächlich, sich zu entspannen, wodurch der Schmerz langsam aber sicher wich. Trotzdem war es ein wirklich seltsames und ungewohntes Gefühl und er würde sich wahrscheinlich auch nicht so schnell daran gewöhnen. Aber trotzdem ließ er es zu. Dabei hätte er sich vorher nie träumen lassen, dass irgendjemand jemals so etwas mit ihm machen würde. Schon gar nicht ein anderer Mann. Und auch jetzt konnte er sich unmöglich vorstellen, dass man so etwas mit ihm machte. Doch bei Beyond war es anders…
 

Vielleicht weil er es war? Ja, das war es. Der Grund, warum er es überhaupt zulassen konnte, war der, dass es Beyond war. Der Mensch, in den er sich verliebt hatte.
 

Sein Atem ging etwas schwerer und er schloss die Augen. So langsam konnte er sich wieder entspannen und ließ Beyond weiter in seiner Sache gewähren. Dann aber schließlich wurde er auf den Bauch gedreht und ahnte, was gleich folgen würde. Und immer noch versuchte dieser eine Teil in ihm, der allerdings immer leiser wurde, Widerstand zu leisten.

„Nein, warte! Das… das ist doch…“

„Keine Angst, ich weiß was ich tue. Du solltest wirklich langsam mal anfangen, mir ein klein wenig mehr zu vertrauen.“

„Sehr witzig… wer wollte mich denn bitteschön umbringen?“

„Na, dass du deinen trockenen Humor nicht verloren hast, ist doch schon mal ein gutes Zeichen.“

L’s Hände krallten sich in das Sofapolster und zuerst spürte er wieder nur zaghafte Berührungen, bis dann schließlich das Eindringen erfolgte. Zuerst verkrampfte er sich ungewollt, da der Schmerz wieder präsent war, doch als Beyond sanft einen Arm um ihn legte und zärtlich seinen Rücken küsste, da fiel diese Anspannung gleich wieder und langsam drang der Serienmörder weiter ein und auch sein Atem wurde lauter.

„Alles in Ordnung bei dir, L?“

Ein Nicken kam zur Antwort und so machte er weiter. Schließlich, als er weit genug vorgedrungen war und kurz innehielt, beugte er sich vor und küsste L’s Nacken, wobei er einen Arm um dessen Oberkörper legte und ihn fest an sich drückte. „L… ich… ich liebe dich…“ Eigentlich hätte der Detektiv auf diese Worte eine Antwort gegeben. Er hätte gesagt „Ich liebe dich auch“, aber aus irgendeinem Grund konnte er das nicht. Warum denn nicht? Vielleicht, weil er sich diese letzte Schwäche nicht eingestehen wollte, seine Gefühle ganz klar auszudrücken? Oder war es der letzte Rest Stolz, den er sich bewahren wollte? Er wusste es selbst nicht, aber Beyond war ihm nicht böse drum. Nur zu gut wusste er, dass L nicht sehr erfahren in solchen Dingen war. Dies alles war so neu für ihn und er war einfach nicht der Typ Mensch, der so offen darüber sprach, was er selber fühlte. Aber das war auch schon wieder so eine süße Eigenschaft von ihm. Nachdem sie einen Moment so in dieser Position verharrt waren, begann Beyond sich in ihm zu bewegen. Er begann langsam und vorsichtig, wobei er L fest umklammert hielt, als wolle er verhindern, dass dieser einen Fluchtversuch unternehmen könnte. Dieser war aber nicht in der Lage, so etwas in der Richtung auch nur zu denken. Sein Körper hatte seinen eigenen Willen entwickelt und ehe er sich versah, hatte er sich Beyonds Bewegungen angepasst und ergriff den Arm, der ihn festhielt. Er spürte den heißen Atem in seinen Nacken, den Druck und die Hitze in seinem Innersten und war wie benebelt. Die Erregung und Lust war so intensiv, dass sie kaum noch zu ertragen war und auch die Stöße begannen schneller und stärker zu werden. Sein Körper bebte regelrecht und er konnte sich gar nicht mehr zurückhalten. Er hatte nun das letzte bisschen seiner Kontrolle eingebüßt, sein Körper bewegte sich ganz von alleine. Auch Beyond schien es nicht anders zu ergehen und er krallte seine Hand in seinen Körper.

„B-Beyond… ich…“ L’s Stimme klang schwach, zittrig und viel höher als sonst. War das wirklich seine eigene Stimme, die er da gerade hörte? Oh Gott, das war seine eigene Stimme! Gerade wollte er eine Hand auf seinen Mund pressen, um zu verhindern, dass er weiterhin solche Laute von sich gab, aber Beyond ließ das nicht zu und hielt seine Hand fest aufs Sofa gedrückt.

„Ich will deine Stimme hören, L. Also versuch es gar nicht erst.“

„Wa-warum…“

„Ich will doch hören, wo es sich am besten für dich anfühlt.“

Es hatte keinen Sinn, auch nur einen Versuch zu wagen, sich zurückzuhalten oder sich gegen Beyonds Willen zur Wehr zu setzen. L war völlig machtlos gegen ihn und ließ sich widerstandslos von ihm führen. Sein Blut kochte und pulsierte, ihm wurde schon fast schwindelig vor Erregung und er spürte, wie er langsam an sein Limit kam. Und er spürte auch, dass es Beyond nicht anders erging. Und als er dann eine ganz empfindliche Stelle traf, da verkrallte sich L’s Hand in Beyonds Arm und er rang nach Luft. Dieser löste seine Umklammerung und legte stattdessen seine Hand um L’s steinharten Penis. Das war endgültig zu viel für den Meisterdetektiv und fürchtete schon fast, er würde gleich explodieren.

„Nein… ni-nicht… ich… ich ko…“

Alles um ihn herum schien sich zu drehen und die Hitze und dieses überwältigende, kaum auszuhaltende Gefühl, waren kaum zu ertragen und L sehnte sich regelrecht die befreiende Erlösung herbei. Beyonds Stöße wurden härter und schneller und auch dieser schien gleich soweit zu sein. Auch seine Stimme zitterte und sein Griff um L’s bestes Stück wurde fester, genauso auch wie seine Handbewegungen. Schließlich, in einem allerletzten Kraftakt setzte er zum Endspurt an und dann endlich kam die befreiende Erlösung, als sie beide gemeinsam zum Höhepunkt kamen.
 

Schwer atmend, schweißgebadet und eng umschlungen lagen sie auf dem Sofa da und hatten alles um sich herum vergessen. Alle Ängste und Zweifel, Vorwürfe und Anfeindungen waren in eine solch weite Ferne gerückt, als hätte es sie nie gegeben und jeder spürte für sich, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte und glücklich damit war. L war völlig erschöpft und sein Körper fühlte sich irgendwie schwach und kraftlos an, Beyond erging es da nicht anders. Allerdings lag der Grund bei ihm hauptsächlich darin, weil er längere Zeit vollkommen bewegungsunfähig gewesen war und sein Körper sich deshalb noch nicht wieder ganz auf der Höhe befand. L hatte seinen Kopf auf Beyonds Brust gelegt und spürte, wie dieser sanft über seinen Kopf strich. Sein Blick fiel auf den Boden, wo etwas lag, das ihn ein wenig irritierte.

„Was hast du denn mit der Salbe gemacht?“

„Na was wohl?“ erwiderte Beyond in seiner typischen Art und lächelte. „Irgendetwas musste ich doch nehmen, damit es einfacher geht. Sonst hätte es noch mehr wehgetan.“ Ein klein wenig misstrauisch beäugte der Detektiv ihn und bemerkte „Ich dachte, du magst es, mir wehzutun.“

„Das schon, aber es gibt solche und solche Schmerzen. Und ich glaube kaum, dass dir die Sorte Schmerzen gefällt, wo du den Spaß an der Sache verlierst. Das würde ich auch nicht wollen.“

„Allgemein kann ich auf Schmerzen verzichten.“

„Das hat aber vorhin ganz anders ausgesehen, als ich dich in die Brust gebissen habe. Du hast da so lustvoll gestöhnt, dass ich beinahe schwach geworden wäre.“ Für diesen Kommentar bekam Beyond ein Kissen ins Gesicht gedonnert und L wollte schon aufstehen und sich wieder anziehen, merkte dann aber, dass ihm dafür die Energie fehlte. Er plumpste etwas ungeschickt zu Boden und der BB-Mörder sah ihn verwundert an. „Hast du etwa doch Schmerzen?“

„Ein paar, aber dank dir kann ich jetzt nicht mal vernünftig aufstehen.“

„Dann bleiben wir eben noch ein bisschen liegen und…“

Beyond sprach nicht weiter und setzte sich nun selbst auf. Während er seine Sachen zusammensuchte, wanderte sein Blick zur Zimmerdecke und L folgte seinem Blick.

„Sag mal L, hast du etwa im ganzen Haus Überwachungskameras anbringen lassen?“

Oh verdammt, die Kameras! Die hab ich ja ganz vergessen!!! L stand kurz vor einer Panik, als er realisierte, dass er und Beyond die ganze Zeit auf der Überwachungskamera zu sehen gewesen waren. Und das bedeutete wiederum, dass wirklich alles aufgenommen worden war. Wirklich alles bis ins kleinste Detail und dann auch noch aus verschiedenen Blickwinkeln! Als ihm das bewusst wurde, wäre er am liebsten auf der Stelle tot umgefallen, oder hätte sich unsichtbar gemacht. Wenn das jemand sah, dann konnte er sich nirgendwo mehr blicken lassen. Das war die absolute Katastrophe, der größte Worst Case, ein Super-GAU! „Verdammt, die Überwachungskameras haben alles gefilmt! Das hab ich total vergessen!!!“

Beyond schien das viel gelassener zu sehen und begann seine Hosen wieder anzuziehen.

„Entspann dich mal, L. Ist doch alles halb so wild.“

„Halb so wild sagst du… Watari könnte die Aufnahmen sehen, ist dir das nicht bewusst?“

„Na und?“ fragte der Serienmörder und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Dann hat er wenigstens etwas Unterhaltung in seinem langweiligen Alltag.“

Der hat sie doch nicht alle, dachte L und zog sich hastig noch seinen Pullover an, um bloß schnell in den Überwachungsraum zu kommen und diese sehr intimen Aufnahmen zu löschen. Er musste das schnellstmöglich wieder löschen, bevor das noch irgendwie die Runde machte. Der Detektiv mit den Pandaaugen stürmte regelrecht aus dem Zimmer, merkte aber selbst, dass seine Beine immer noch weich wie Gummi waren und sofort nachgaben, woraufhin er der Länge nach wieder hinfiel. Dieser Mistkerl Beyond hatte es aber auch wirklich zu weit getrieben. Hätte er die verdammten Kameras nicht vorher erwähnen können, bevor sie miteinander geschlafen hatten? Warum nur musste das schon wieder passieren? Dabei hatte er die letzten beiden Aufnahmen mit viel Glück löschen können, bevor Watari sie gesehen hatte. Die Chancen, dass er beim dritten Mal genauso viel Glück hatte, standen recht niedrig. Mit Mühe kam er wieder auf die Beine und lief in Richtung Überwachungsraum, da kam ihm Hester mit ihrem Koffer entgegen. Offenbar wollte sie wieder gehen, nachdem ihr Job erledigt war. „L, alles in Ordnung mit dir?“

„Äh ja“, murmelte er hastig und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Alles Bestens… du gehst schon?“

„Ich muss nach Boston zurück, ein Kollege ist krank geworden und es müssen zwei Tumore, vier Blinddärme und zwei Nierensteine entfernt werden. Von Watari soll ich ausrichten, dass er gleich mit dem Kaffee kommt. Alles Gute noch und lass dich bloß nicht von B zu sehr ärgern. Wenn du meine Hilfe brauchst, kannst du mich jederzeit anrufen.“ Damit verabschiedete sich die Ärztin und L sah ihr kurz nach. Anscheinend hatte sie die Aufnahmen auch nicht gesehen. Blieb nur zu hoffen, dass das auch auf Watari zutraf.

„Ach L!“ rief Hester ihm noch hinterher. „Du hast deinen Pullover falsch herum angezogen!“

L blieb abrupt stehen. Sie wusste es also doch. Aber so wie es nun mal ihre Art war, ging sie souverän darüber hinweg und schwieg einfach. Seltsamerweise machte es ihm nicht ganz so viel aus, wenn sie darüber Bescheid wusste, als wenn es Watari war. Nun gut, das hatte aber auch Gründe. Er sah Hester sowieso sehr selten und wenn, dann auch nur wenn er ihren Rat brauchte oder wenn er ärztliche Hilfe beanspruchen musste. Und als Ärztin und Chirurgin hatte sie wirklich schon alles gesehen. Deshalb ging sie mit so etwas ganz anders um. Watari war rund um die Uhr an seiner Seite. Er war sein Assistent, sein engster Vertrauter und eine Vaterfigur für ihn. Und dass dieser so intime Sachen erfuhr, indem er solche Aufnahmen zu Gesicht bekam, das war für L unvorstellbar. Wie sollte er ihm dann gegenübertreten, wenn es zu spät war und Watari ihn zusammen mit Beyond gesehen hatte? Daran wollte er lieber nicht denken. Er erreichte den Überwachungsraum und fand diesen leer vor. Sogleich aber fiel ihm auf, dass ein Bildschirm dunkel war und das verwunderte ihn, denn er konnte sich nicht erinnern, dass dieser ausgeschaltet war. Auf dem Tisch lag eine Notiz und sie trug Hesters Handschrift.
 

„Hab die Kamera ausgeschaltet, damit ihr ungestört bleibt. Denk aber beim nächsten Mal daran, okay?
 

Liebe Grüße
 

H”

L musste sich erst einmal setzen. Hester hatte die Kamera ausgeschaltet… Damit hatte sie ihn vor einer höchst peinlichen Situation gerettet, wenn Watari die Aufnahme gesehen hätte. Eines Tages musste er sich wirklich bei ihr revanchieren. Mit dieser Aktion hatte sie ihm wirklich einen großen Gefallen getan und so konnte er erst einmal aufatmen. Dass er aber auch immer die Kameras vergessen musste. Aber eigentlich hatte Beyond ja auch Schuld an dieser Beinahekatastrophe. Immerhin war dieser ohne Vorwarnung einfach über ihn hergefallen, sodass L nicht einmal die Chance gehabt hatte, vorher die Kameras auszuschalten.

„Ich muss echt die Kameras abbauen lassen, sonst wird mir das noch ständig passieren…“

Die Tür öffnete sich und Beyond kam herein. „Na? Hast du dir die Aufnahmen angesehen?“

„Hester hat vorsorglich die Kamera im Zimmer ausgeschaltet.“

„Dann haben wir doch Glück gehabt.“

Nun reichte es L endgültig. Er drehte sich zu Beyond um, warf ihm einen etwas säuerlichen Blick zu und zog ihn dann am Ohr, woraufhin der BB-Mörder das Gesicht verzog und „Aua“ rief.

„Glück sagst du? Kannst du mich nicht das nächste Mal vorwarnen, wenn du über mich herfallen willst?“

„Was kann ich denn dafür, wenn du jeden Quadratzentimeter überwachen musst? Wir können uns ja das nächste Mal ins Bad verziehen, wenn dir das lieber wäre.“

„Das hab ich so nicht gemeint.“ L kratzte am Kopf und ließ einen leisen Seufzer vernehmen. „Gehen wir. Watari hat einen Kaffee vorbereitet.“ Gemeinsam gingen sie in das große Wohnzimmer, wo alles bereits gedeckt war. Es war für zwei Personen gedeckt und für den Serienmörder stand sogar ein Glas Erdbeermarmelade bereit. Watari erkundigte sich nach L’s Befinden und erfuhr von diesem, dass die Streitigkeiten mit Beyond ein für alle Male beigelegt worden waren. Für den alten Mann, der den Meisterdetektiv immer sehr umsorgte, war das eine Erleichterung und sogleich erkundigte er sich auch, was L denn nun vorhatte und wie er mit Beyond weiterverfahren wollte. Da musste der Meisterdetektiv selber erst einmal überlegen und erklärte schließlich „Ich für meinen Teil habe meine Antworten und weiß jetzt alles über die Umstände zu A’s Selbstmord. Allerdings gibt es da ein Problem.“ „Und das wäre?“ fragte Beyond misstrauisch, denn irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass sein ehemaliger Erzfeind schon wieder irgendetwas im Schilde führte. Das sah man ihm doch sofort an!

„Da du meinen wahren Namen kennst, kann ich dich aus Sicherheitsgründen nicht gehen lassen. Ich kann nicht riskieren, dass du etwas ausplauderst.“

„Moment mal, Freundchen.“ Damit stand der BB-Mörder auf und ging zu L hin, dem er einen angriffslustigen Blick zuwarf. „Was willst du bitteschön damit andeuten?“

„Dass du nicht mehr von meiner Seite weichen wirst und ich dich im Auge behalten werde.“

„Und für wie lange bitteschön?“

„Für den Rest deines Lebens.“

Dieses verschlagene Lächeln zu dieser dreisten Antwort war zu viel für Beyond und er packte ihn am Kragen und schüttelte ihn erst einmal kräftig durch, wobei er ihm nach allen Regeln der Kunst die Hölle heiß machte. Denn wenn er eines nicht ausstehen konnte, dann war es, von L ausgetrickst zu werden. Schließlich wandte er sich Watari zu und rief „Lassen Sie uns beide mal für einen kurzen Moment alleine, ich hab da mit diesem Schmalspur-Sherlock ein Hühnchen zu rupfen.“

Als L sein Einverständnis gab, entfernte sich der gebürtige Erfinder lautlos aus dem Zimmer und damit wandte sich Serienmörder wieder seinem ehemaligen Erzfeind zu. Noch immer hatte sein Blick etwas Angriffslustiges und dass er sauer war, ließ sich nur schwer übersehen.

„Was soll dieses Spielchen denn schon wieder von dir?“

„So wie ich das gesagt habe“, erklärte L und befreite sich wieder aus seinem Griff. Nun war er es, der ein verschlagenes und siegessicheres Lächeln aufgesetzt hatte.

„So schnell werde ich dich nicht gehen lassen. Da du durch dein Shinigami-Augenlicht eine Gefahr bist, muss ich dich im Auge behalten. Besonders, weil du kein unbeschriebenes Blatt bist. Also wirst du immer schön in meiner Nähe bleiben, damit ich sichergehen kann, dass du keine Dummheiten anstellst.“ Und selbst wenn Beyond kein Shinigami-Augenlicht hätte und seinen wahren Namen nicht gewusst hätte… L hätte ihn so oder so nicht gehen lassen, sondern hätte sich stattdessen einfach eine andere Ausrede einfallen lassen. Aber so kam ihm das alles doch ganz gelegen und er hatte einen guten Grund, um Beyond hier zu behalten. Wahrscheinlich hätte auch dieser einen triftigen Grund gebraucht, um weiterhin bei L zu bleiben, denn er war ein uneinsichtiger und kindischer Sturkopf in mancher Hinsicht. Geschlagen seufzte der Serienmörder und setzte sich wieder auf seinen Platz, woraufhin er damit begann, seine heiß geliebte Erdbeermarmelade zu essen.

„Aber wenn ich wieder Fußfesseln und Kellerarrest bekomme, dann kannst du dich auf was gefasst machen, mein Lieber. Dann werde ich nämlich dafür sorgen, dass du die nächsten Tage nicht mehr sitzen kannst!“

„Das war ja auch nur eine vorübergehende Lösung gewesen. Keine Sorge, du musst nicht mehr in den Keller zurück und du wirst eine vernünftige Unterkunft bekommen. Es steht dir auch frei, auch mal das Haus zu verlassen, aber Fakt ist, dass du dich trotzdem die meiste Zeit über bei mir aufhalten wirst.“

Zuerst war er immer noch ein wenig sauer, weil L diese Entscheidung einfach so eigenmächtig getroffen hatte und mal wieder seinen eigenen Willen durchsetzte. Aber sie beide waren in der Hinsicht eben gleich und neigten dazu, immer zuerst ihren eigenen Sturkopf durchzusetzen, auch wenn das zwischen ihnen noch zu allerhand Zankereien führen konnte. Schließlich aber setzte der BB-Mörder ein unheilvolles Grinsen auf und funkelte den Meisterdetektiv diabolisch an.

„Wart’s ab, L. Das werde ich dir heimzahlen. Ich will mich sowieso noch dafür revanchieren, dass du mich eine halbe Ewigkeit im Keller hast versauern lassen.“

Hierbei aber setzte L eine leichte Schmollmiene auf und murmelte „Jetzt dramatisier nicht gleich alles. Es waren doch bloß zweieinhalb Monate.“

„ZWEIEINHALB MONATE?! Ich bring dich um, du verdammter Mistkerl!!!“

„Was kann ich bitteschön dafür, dass du so ein Sturkopf bist?“

„Das sagt ja wohl der Richtige von uns, du Hornochse! Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege.“
 

Hass gehörte zu den stärksten Gefühlen, die ein Mensch empfinden konnte. Doch es konnte vorkommen, dass sich dieser Hass mit einem weiteren starken Gefühl vermischen konnte. Wie also konnte man da noch klar erkennen, ob man jemanden nun liebte oder hasste? Hassliebe war eines der grausamsten Dinge, die einem Menschen widerfahren konnten. Es war ein Zwiespalt, der einen völlig zerstören konnte. Und in diesem Zwiespalt war Beyond Birthday gefangen gewesen. Er hatte L abgrundtief für das gehasst, was er getan hatte, doch zugleich liebte er ihn. Dank L’s Zuspruch war es ihm gelungen, diesen Hass zu begraben und diese Liebe zu ihm zuzulassen. Doch es ließ sich leider nicht abstreiten, dass bei einem so ungleichen und schwierigen Paar Streit vorprogrammiert war. Denn sie waren, was ihre Dickköpfigkeit, ihre Durchtriebenheit und ihr kindischer Stolz betraf, vollkommen gleich und dennoch konnten sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht sein. Deshalb war es auch unmöglich für sie, ohne diese Streitereien zu leben, welche sie sich gegenseitig immer wieder heimzahlten. Das gehörte zu ihrem Alltag dazu. Doch auch wenn es oft den Anschein erweckte, als könnten sie sich überhaupt nicht verstehen und würden sich nur in den Haaren liegen und gegenseitig an die Gurgel gehen wollen, so waren sie sich trotzdem sicher, dass sie zusammengehörten. Denn wie hieß es so schön? Was sich liebt, das neckt sich. Und wenn sich zwei kindische Sturköpfe liebten, dann gehörte es zu ihrer Liebe dazu, sich mit Freude gegenseitig auf die Palme zu gehen und das Leben schwer zu machen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-08-11T02:15:27+00:00 11.08.2014 04:15
Das Kapitel war klasse :D:D:D


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