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Last Desire

L x BB
von

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Gefühlschaos

Alles Blut begann in L’s Kopf zu pulsieren und er spürte, wie er rot wurde. Er war so überrumpelt, dass er wirklich gar nichts tun konnte, um sich dagegen zu wehren. Und selbst als er es versuchte, schaffte er es einfach nicht, die nötige Stärke dafür aufzubringen. Beyonds Kuss war wild, aggressiv… Als sich seine Zunge langsam ihren Weg durchbahnte und mit L’s zu spielen begann, da bekam dieser eine Gänsehaut und sein Herz begann wie wild zu schlagen. Irgendetwas lief hier völlig verkehrt. Hier lief etwas ganz gehörig schief! Beyond Birthday war sein Erzfeind, der versuchte, ihn zu übertrumpfen und sogar zu töten. Er hasste ihn bis aufs Blut und trotzdem waren sie jetzt beide irgendwie in diese Situation hineingerutscht. Aber wie zum Teufel war das bloß passiert? Was war der Auslöser gewesen, dass sie vom Mordversuch zum Zungenkuss übergegangen waren? Ihm wurde klar, dass er das hier irgendwie besser beenden sollte, bevor alles nur noch schlimmer wurde. Also versuchte er mit Mühe, den BB-Mörder von sich wegzudrücken, doch augenblicklich erstarrte er, als er da plötzlich eine Hand spürte, die sich unter seinen Pullover schob und langsam nach unten wanderte. Das passierte doch gerade nicht wirklich, oder? L versuchte zu protestieren, bekam aber keinen Ton hervor, da Beyonds Lippen immer noch an den seinen klebten und er somit nur ein ersticktes Stöhnen zustande brachte. Seine Haut begann zu kribbeln und er bekam keine Luft mehr. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und seine ganze Kraft verließ ihn. Endlich löste Beyond seine Lippen von den seinen, sodass L endlich wieder Luft holen konnte. In hastigen Zügen atmete er ein und versuchte vergebens, sich irgendwie herauszuwinden.

„Warte Beyond… das… das…“

Doch er bekam kaum ein Wort hervor, ohne dass seine Stimme sich so seltsam hoch und zittrig anhörte. Und als Beyonds Hand ihr Ziel gefunden hatte und seinen Penis umschloss, da erfasste den Meisterdetektiv eine überwältigende Hitzewelle, die er noch nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte. Ein lautes Stöhnen entwich ihn und seine Hand verkrallte sich in das Bettlaken, während sein ganzer Kopf mit einem Male komplett leer war. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und war nicht imstande, Beyonds Hand zurückzuweisen. Zwar versuchte er es, doch seine Arme waren so schwach, dass er sich, ehe er sich versah, stattdessen mit einer Hand an Beyond festklammerte und seine andere Hand auf seinen Mund presste. Er fürchtete sonst, dass er seine Stimme nicht mehr länger unterdrücken konnte. Das ist nicht real… das passiert doch nie und nimmer wirklich! Wieso nur machte Beyond so etwas mit ihm, wo er ihn doch so sehr hasste? Was war nur in ihn gefahren? War es wegen seinem Fieber, dass er sich so verhielt, oder lag es an den Medikamenten, die ihm verabreicht wurden? L versuchte eine Antwort zu finden, doch es gelang ihm zum allerersten Mal in seinem gesamten Leben nicht, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Körper bebte und dieses Gefühl war kaum zu beschreiben, er verstand es ja selbst nicht. Etwas grob wurde seine Hand vom Mund weggezogen und auf das Bett niedergedrückt, während Beyond nun damit begann, seinen Hals zu liebkosen. Es fühlte sich seltsam an und gleichzeitig spürte er, wie seine Erregung sich steigerte. Großer Gott, wenn er nicht bald aufhört… L’s Atem wurde schwer, er konnte seine Stimme kaum noch unterdrücken und seine freie Hand krallte sich an Beyonds Schulter und er spürte, wie dessen Zunge langsam seinen Hals entlang glitt. Schließlich biss sich L auf die Unterlippe, um auf diese Weise seine Stimme zurückzuhalten und schloss die Augen. Doch leider erwies sich das als keine sonderlich gute Idee da er glaubte, so alles nur noch intensiver zu spüren. Er konnte förmlich Beyonds eigenen Herzschlag spüren, konnte den Duft seines Haars riechen. Wieso nur halte ich mich an ihm so fest, während er da in meiner Hose zugange ist? Und wieso nur bringe ich es beim besten Willen nicht zustande, mich aus dieser Situation zu befreien? Ich muss völlig verrückt sein… Beyonds Griff wurde etwas fester, während er seine Hand langsam bewegte. Aufhören, hör auf, bevor es zu spät ist… L konnte seine Stimme nicht mehr länger zurückhalten und er schämte sich selbst dafür, dass sich seine Stimme so furchtbar anhörte. Sie klang gar nicht mehr wie seine eigene, sondern völlig fremd. Plötzlich spürte er etwas an seinem Ohr und realisierte, dass Beyonds Zunge seinen Hals hinauf zu seinem linken Ohr hinaufgewandert war. L’s Körper bebte und eine erneute Welle von Hitze gepaart mit Lust überkam ihn. Seine Erregung wurde fast ins Unerträgliche gesteigert und er stöhnte laut auf. Und dann plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz, als Beyond ihm ins Ohrläppchen biss. L wollte schreien, doch es klang eher wie ein lustvolles Stöhnen und immer noch wunderte er sich, dass solche Laute wirklich aus seinem Mund drangen.

Das war das erste Mal in seinem Leben, dass ihm hier so etwas passierte.
 

Und dann noch mit seinem Erzfeind Beyond Birthday…

Doch das Verrückte daran war, dass es sich so unbeschreiblich gut anfühlte. Das verwirrte ihn am allermeisten.
 

„Be… Beyond…“, brachte er mit Mühe hervor und hatte das Gefühl, als würde alles um ihn herum von einem dichten Nebel umhüllt. Er spürte, dass er langsam sein Limit erreichte und deshalb versuchte er umso mehr, den BB-Mörder von sich wegzudrücken. Doch dieser blieb unbarmherzig und unnachgiebig. Nein, stattdessen wurden seine Bewegungen schneller und zwangen L quasi dazu, sich einfach dem Moment hinzugeben und es zuzulassen. „Nein… la… lass los, ich…“

L’s Versuche, sich zu befreien, endeten abrupt, als es endgültig zu spät war und er kam. Erschöpft sank er ins Kissen und atmete schwer, im selben Moment fiel Beyond auf ihn drauf.

„Beyond?“ Keine Reaktion und mit Mühe gelang es dem Meisterdetektiv, ihn von sich runterzuschieben und er sah, dass dieser das Bewusstsein verloren hatte. Seine Stirn loderte regelrecht… Ob es das Fieber war? Auch L merkte, dass sein ganzes Gesicht glühte und immer noch hatte er eine Gänsehaut. Einen Augenblick saß er regungslos im Bett und versuchte, sich irgendwie wieder sortiert zu bekommen. Das alles war so verwirrend. Er verstand es einfach nicht.
 

Beyond hatte ihn abgrundtief gehasst und wollte ihn umbringen. Und plötzlich fiel er über ihn her und holte ihm dann auch noch einen runter. Viel schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr werden. Doch dann fiel ihm noch etwas anderes ein und das brachte ihn komplett aus der Fassung. Großer Gott, die Überwachungskameras!! Die waren ja auch noch da und hatten wirklich alles aufgezeichnet. L stand innerlich vor einer absoluten Panik. Er musste schnellstmöglich die Aufnahmen vernichten in der Hoffnung, dass Watari es nicht sehen würde…
 

Wenn er es denn nicht schon längst gesehen hatte.
 

Allein bei dem Gedanken wurde L schlecht und am liebsten wäre er vor Scham in Grund und Boden versunken. Das wäre ein absoluter Alptraum. Was hatte sich Beyond denn nur dabei gedacht bei dieser Aktion und was hatte er sich davon versprochen? L verstand es beim besten Willen nicht. Vor allem verstand er sich selbst nicht. Er hätte Beyond doch eine reinhauen können und das am besten in eine seiner Schussverletzungen. Damit hätte er ihn locker aufgehalten, aber er hatte es nicht getan. Wieso nicht? Wieso hatte er zugelassen, dass ihm so etwas passierte? Zum ersten Mal war er völlig durcheinander und das war ihm noch nie passiert. Als er den Überwachungsraum erreichte, stellte er mit großer Erleichterung fest, dass Watari nicht hier war. Er hatte also nichts gesehen… Hoffentlich… Also konnte L diese Szene zwischen ihm und Beyond schnell löschen und somit verhindern, dass irgendjemand davon erfuhr. Schnell setzte er sich an den Schreibtisch und begann, diese mehr als eindeutige Szene herauszuschneiden. Dabei spürte er, wie sein Herz immer noch schnell und heftig schlug und seine Gedanken ein absolutes Chaos waren. Egal was er auch tat, er konnte nur noch an dieses mehr als verrückte Erlebnis mit Beyond denken. Als er die Stelle herausgeschnitten hatte, sah er sie sich die Aufnahme noch mal an. Sich selber so zu sehen und dann auch noch so lustvoll stöhnen zu hören, war ein wirklich merkwürdiges Gefühl und er konnte nicht wirklich glauben, dass das wirklich er war, der da gegen Ende der Aufnahme so stöhnte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass ihm das doch tatsächlich irgendwie gefallen hatte.

Kopfschüttelnd löschte er die Aufnahme und versuchte eine logische Erklärung zu finden, wieso es passiert war. Aber irgendwie kam er auf keine vernünftige Antwort. Vielleicht, weil er immer noch keinen klaren Gedanken fassen konnte? Oder weil es Beyond Birthday gewesen war? Ausgerechnet der Mann, der ihn vernichten wollte und der ihm die ewige Feindschaft geschworen hatte. L stand auf und entschied sich erst einmal dazu, eine Dusche zu nehmen. Eine heiße Dusche, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Aber leider erwies sich das als einfacher gedacht, als getan. Denn selbst dort konnte er an nichts anderes denken, als an dieses Erlebnis mit Beyond. L war es gewohnt, alles schnell zu durchschauen und zu begreifen, aber das hier war eindeutig nicht zu verstehen. Zwar war er nicht der allzu große Experte in Gefühlsdingen, aber er wusste sehr wohl, wann Menschen so etwas taten und das machten sie doch garantiert nicht, wenn sie sich so abgrundtief hassten und der eine den anderen sogar töten wollte. War es vielleicht ein Schachzug von Beyond gewesen, um ihn mit so etwas zu demütigen und ihn zu unterwerfen? Das wäre eine vernünftige Erklärung, aber es hatte nicht den Anschein gehabt, als wäre es einer von seinen Versuchen, seinen verhassten Erzfeind zu erniedrigen und zu demütigen. Denn in dem Falle wäre er viel aggressiver und brutaler vorgegangen. Mit Sicherheit wäre L nicht mit einer leichten Bissverletzung am Ohr davongekommen, sondern höchstwahrscheinlich mit blauen Flecken, Würgemalen und weiteren diversen Verletzungen, die ihm glücklicherweise erspart geblieben waren. Und mit Sicherheit wäre der BB-Mörder noch viel weiter gegangen. Nein, es hatte nicht gerade den Anschein gemacht, als wolle dieser ihn auf die Weise verletzen und ihm schaden. Wenn L es nicht besser wüsste, würde er sogar behaupten, dass sein Erzfeind so etwas wie Gefühle für ihn hatte und das nicht bloß Hass und Verachtung. Aber… das war völlig unmöglich. Immerhin handelte es sich um den BB-Killer und der war absolut gefährlich und grausam. L hatte ihn während der Ermittlung als manipulierend, hochintelligent, skrupellos und sadistisch eingestuft. Ein eiskaltes Monster also. Doch in seiner Gegenwart war er anders. Er war nicht mehr der Täuscher, der Schauspieler und Betrüger. Er war nicht so herablassend, gefühlskalt und skrupellos gewesen, sondern emotional und verbittert. A’s Selbstmord… diese Tragödie von damals schien ihn bis heute noch zu verfolgen und er gab L die Schuld daran. Aber was hatte er damit zu tun gehabt, dass A sich vom Dach des Waisenhauses gestürzt hatte? L konnte sich leider nicht mehr an alle Details erinnern, immerhin war das ja auch schon lange her und damals war auch viel passiert. Er wusste nur, dass A psychische Probleme gehabt hatte und der enorme Erfolgsdruck als die ungeschlagene Nummer 1 auch mitverantwortlich dafür war, dass er sich das Leben genommen hatte. Zudem litt er seit dem Tod seiner Eltern an schweren Depressionen und es hatten auch einige Gerüchte im Waisenhaus kursiert, die wahrscheinlich auch ausschlaggebend dafür waren, dass er diesen Schritt gegangen war. Wenn Beyond auf jemanden sauer sein sollte, dann doch auf Watari, weil dieser das Waisenhaus aufgebaut und diese ganze Idee angezettelt hatte. Und was hatte er damit gemeint, als er sagte, L habe auch sein Leben ruiniert? Dass er sich für den Weg eines Killers entschieden hatte, war allein sein Verdienst und niemand hatte ihn dazu gezwungen!
 

Gab es vielleicht einen tieferen Grund, den er niemandem verraten wollte?
 

Nachdem L mit der Dusche fertig war, ging er wieder in den Überwachungsraum zurück und traf dort auf Watari an.

„Was hat die Befragung ergeben, L?“ erkundigte sich der englische Gentleman und servierte den Tee, in welchen L einen Zuckerwürfel nach dem anderen hineingab.

„Er hegt einen sehr tiefen Groll gegen mich und gibt mir die Schuld an A’s Selbstmord und an seiner jetzigen Situation. Aber ein vernünftiges Gespräch war nicht möglich. Sagen Sie, Watari…“ L hielt inne und haderte noch mit der Frage. Er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee war, mit ihm darüber zu sprechen. Das Dumme war ja, dass sich nicht ganz ausschließen ließ, dass der alte Mann vielleicht doch etwas gesehen hatte. Allein der Gedanke war dem Meisterdetektiv peinlich und schon wieder musste er sich an den Anblick erinnern, den er auf der Aufnahme geliefert hatte und an sein Stöhnen. Sein Herz schlug schneller und er hatte Mühe, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihm die Schamröte ins Gesicht kam. „Kann es vorkommen, dass Menschen unter Medikamenteneinfluss oder bedingt durch hohes Fieber damit beginnen, sich sehr widersprüchlich zu verhalten?“

Watari runzelte ein wenig die Stirn, als er das hörte und L erklärte „B’s Stimmung ist urplötzlich umgeschlagen und er hat sich plötzlich an mich geklammert und ist in Tränen ausgebrochen. Können Sie sich dieses Verhalten erklären, wenn er mich doch eigentlich am liebsten tot sehen würde?“

Der alte Mann legte nachdenklich sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und überlegte. „Es könnte möglich sein, aber so wie mir scheint, steckt vielleicht mehr hinter B’s aggressivem Verhalten Ihnen gegenüber, als er zugeben will. Ich habe ihn im Waisenhaus erlebt und er war sehr verschlossen und hatte den Kontakt zu anderen Kindern gemieden. Außerdem war er auch streitlustig und aggressiv den anderen gegenüber. Sein soziales Betragen war sehr mangelhaft und der Einzige, der wirklich zu ihm durchgedrungen ist, war A. Nicht einmal den Lehrern hat er sich jemals anvertraut.“

Hieß also, dass A eine sehr wichtige Bezugsperson für Beyond Birthday gewesen war. Der einzig wichtige Mensch in seinem Leben und dieser war ihm genommen worden. Es war also nicht verwunderlich, dass ihm dessen Tod so nahe ging. In diesem Moment wurde L klar, dass er eigentlich rein gar nichts wusste. Nun gut, er hatte ein unglaubliches Allgemeinwissen und war hochintelligent, doch im Grunde wusste er rein gar nichts über seine Mitmenschen. Das Zwischenmenschliche war ihm fremd und er hatte all die Jahre gedacht, dass Beyond nie akzeptieren konnte, dass jemand anderes besser war als er und er deshalb versuchte, seinen Erzfeind zu übertreffen. Auch was A betraf, so war er sich immer sicher gewesen, dass seine Depressionen die Ursache für den Selbstmord waren. Aber Beyond schien mehr zu wissen… Er hatte leider Recht mit seiner Aussage.
 

L hatte keine Ahnung.
 

Aber er wollte es gerne erfahren. Er wollte verstehen, was wirklich in A vorgegangen war, was ihn dazu bewegt hatte, sich vom Dach hinunterzustürzen und er wollte verstehen, was in Beyonds Kopf vor sich ging. Was, wenn sein Erzfeind wirklich Recht hatte und er tatsächlich der Grund war, wieso A sich umgebracht hatte? Er musste unbedingt mit ihm sprechen und die ganze Geschichte in Erfahrung bringen. Und er wollte endlich verstehen, wieso Beyond das getan hatte…

„Watari, ich weiß so vieles und es gibt keinen Fall, den ich bis jetzt nicht zu lösen vermochte. Aber die Menschen selbst waren mir immer ein Rätsel. Im Grunde genommen weiß ich nichts…“

„Sagen Sie doch so etwas nicht, L. Das ist Unsinn!“

„Nein Watari, B hatte Recht als er sagte, ich hätte nicht die geringste Ahnung und würde nichts verstehen. All die Jahre habe ich mich gefragt, was ihn dazu angetrieben hat, mich so zu hassen und dabei habe ich mir nie die Mühe gemacht, sein Verhältnis zu A zu berücksichtigen. Es ist immer einfach für mich, alles objektiv zu betrachten, um so eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Aber was das Zwischenmenschliche betrifft, versage ich auf ganzer Linie. Hätte ich mir die Mühe gemacht, ihn nicht nur logisch, sondern auch auf emotionaler Ebene zu verstehen, hätte ich ihm vielleicht helfen können.“ Dem alten Mann entging nicht, dass Beyonds harte Worte den Meisterdetektiv sehr beschäftigten, denn auch wenn vieles ungerechtfertigt war, enthielt es doch einen wahren Kern. Und L musste wohl oder übel einsehen, dass die Basis dieser ganzen Vorwürfe, nämlich dass er niemals Anstalten gemacht hatte, seine Mitmenschen auf zwischenmenschlicher Ebene zu begegnen, auf wahren Tatsachen basierte. Genau das warf Beyond ihm in erster Linie vor. Er selbst hatte seine Opfer kaltblütig ermordet, aber dennoch war er von Emotionen getrieben und hatte auch nach zehn Jahren A’s Tod nicht überwinden können.

„Ich hätte damals erkennen müssen, wie sehr B leidet, dann wäre es vielleicht nicht so weit gekommen.“

„Geben Sie sich doch nicht die Schuld dafür, L. B hat sich nie jemandem anvertraut und die Vergangenheit lässt sich auch nicht ändern. Sie haben getan, was Sie tun konnten und das war, B aufzuhalten.“

Doch L schüttelte nur den Kopf und murmelte. „Nein, das stimmt nicht. Wenn ich wirklich alles gegeben hätte, dann hätte ich ihm geholfen und schon viel früher mit ihm das Gespräch gesucht. Im Grunde genommen habe ich mich die ganze Zeit nur im Hintergrund gehalten und nicht gemerkt, was im Waisenhaus passiert ist. Ich habe nicht gesehen, wie schlecht es A ging und seinen Tod einfach damit abgehakt, dass er Depressionen hatte. Zwar erkenne ich immer noch nicht wirklich, was B dazu bewegt hat, die Schuld bei mir zu suchen, aber ich will es endlich verstehen und ihm helfen. Auch wenn es vielleicht dafür schon zu spät ist.“
 

Als es Abend wurde, ging L noch mal in den Keller in Beyonds Zimmer. Es kam keine Reaktion und als er näher an ihn herantrat sah er, dass es dem Serienmörder überhaupt nicht gut ging. Seine Wangen glühten und als L eine Hand auf seine Stirn legte, erkannte er sofort, dass sein Fieber deutlich gestiegen war. Das musste von der ganzen Aufregung kommen. Mit schlurfenden Schritten ging er zum Schreibtisch und holte aus einer der Schubladen die Medikamentenbox. Wichtig war jetzt erst mal, das Fieber wieder zu senken. Es hatte ihn schon sehr gewundert, dass Beyond sich von einem anderen Serienkiller dermaßen verletzen lassen konnte. Aber als H ihn untersucht hatte, stellte sich heraus, dass er offenbar schon seit einiger Zeit gesundheitlich angeschlagen war. Und jetzt war das Fieber endgültig ausgebrochen. Der Stress, die Operation und noch einige andere Faktoren hatten sicherlich auch eine wichtige Rolle gespielt. „Du solltest deine Medikamente nehmen, Beyond. Dann geht dein Fieber auch wieder runter.“ „A…“ Seine Stimme klang schwach und heiser. Offenbar begann er irgendwie zu fantasieren.

„Tut mir Leid, dass ich dir immer solche Umstände mache. Du bist wirklich ein toller Freund.“

L reichte ihm die Tabletten und ein Glas Wasser und betrachtete seinen Erzfeind nachdenklich. Offenbar hielt dieser ihn in seinem Fieberwahn für A. „Schon gut. Sieh nur zu, dass du schnell wieder gesund wirst.“

Traurig senkte Beyond den Blick und der Ausdruck in seinen Augen war herzzerreißend. Er sah wirklich furchtbar aus und stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.

„Es tut mir so Leid“, brachte er hervor und wagte es nicht, L anzusehen. „Es tut mir so Leid, dass ich nicht wie L bin. Egal was ich tue, ich schaffe es einfach nicht. Aus einem B lässt sich einfach kein L machen. Bitte hasse mich nicht dafür! Ich werde mir mehr Mühe geben, um der perfekte L zu sein.“ Beyond wollte damals so sein wie ich? Aber… aus welchem Grund denn?
 

Zugegeben, L wäre ziemlich blöd gewesen, wenn ihm nicht aufgefallen wäre, wie stark sie sich beide ähnelten. Eigentlich war das schon fast beängstigend, als wären sie eineiige Zwillinge oder Klone. Das gleiche Aussehen, die gleichen Bewegungen, die gleiche Körperhaltung und sogar das gleiche Verhalten mit denselben Angewohnheiten, wenn sie sich als jemand anderes zu erkennen gaben. Einzig die Augen waren anders. L’s waren schon immer pechschwarz und matt gewesen, ohne die geringsten Gefühlsregungen. Beyonds hingegen waren unmenschlich rot und ein unheimliches Leuchten war in ihnen zu sehen.

„Bitte A, du darfst nicht gehen, hörst du? Ich brauche dich doch, ich schaff das nicht ohne dich. Du darfst nicht sterben.“

L blieb unschlüssig stehen und war sich nicht sicher, was er jetzt tun sollte. Beyond alleine lassen, oder wenigstens bei ihm bleiben, bis er eingeschlafen war? Letzten Endes entschied er sich für die zweite Option. Er setzte sich zu ihm und wollte gerade etwas sagen, da nahm Beyond seine Hand und hielt sie fest. Sie fühlte sich heiß an, was wegen dem hohen Fieber ja auch kein Wunder war. Irgendwie war es schon merkwürdig, seine Hand zu halten. Natürlich wusste L, dass Beyond es nicht tat, weil er ihn gerne hatte oder so. Nein, er hielt ihn irrtümlicherweise für seinen besten Freund A und nur deshalb verhielt er sich so. Doch trotzdem war es merkwürdig…
 

Vor allem, weil es sich so anders anfühlte, als wenn L die Hand eines anderen halten würde. Was war nur mit ihm los und wieso nur schlug sein Herz wie wild?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-08-11T01:57:41+00:00 11.08.2014 03:57
Wie Sweet aber auch Oh oh ... *Trommelwirbeln* echt cool ♡.♡


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