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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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CL – Das Ergebnis des eigenen Handelns


 

[~Freitag, 16. Oktober 2015~]

[*Früher Morgen*]


 

Seufzend öffnete Mirâ das Schuhfach und nahm ihre Hausschuhe heraus, bevor sie ihre schwarzen Lederslipper darin verstaute und dann in die weiß-roten Gummischuhe schlüpfte. Das Gespräch mit Mika vom Vorabend ging ihr nicht aus dem Kopf; allem voran der Name, den die Kleine ihr genannt hatte. Sie hoffte immer noch, dass es einfach nur ein Zufall war, jedoch wurde ihr bei dem Gedanken daran immer wieder flau im Magen. Beim Abendessen hatte sie noch einmal darüber nachgedacht ihre Mutter darauf anzusprechen, es dann jedoch gleich wieder verworfen. Mit Sicherheit hätte das nur wieder unangenehme Fragen mit sich gezogen, die sie ihrer Mutter zum aktuellen Zeitpunkt einfach auch nicht beantworten wollte und konnte. Aus diesem Grund musste sie versuchen vorerst selbst mit diesen Gedanken klar zu kommen. Und vielleicht war es auch wirklich nur ein Zufall. Tsukinashi war kein seltener Name in Japan. Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie leicht aufschrecken, weshalb sie sich umwandte und ihre Gedanken wieder ganz tief in ihrem Gedächtnis vergrub. Daraufhin blickte sie auf Mariko, welche ebenfalls gerade ihre Schuhe wechselte und dann tief seufzte.

„Guten Morgen“, grüßte die Violetthaarige sie, woraufhin sie wieder etwas erschrocken zusammenzuckte, „Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.“

„N-nein schon okay“, kam nur leise als Antwort, „Guten Morgen.“

„War gestern alles in Ordnung? Du hattest es plötzlich so eilig…“, fragte Mirâ vorsichtig nach.

Ertappt sah die Brünette sie an: „Ähm ja… mir fiel ein, dass ich… noch kurz zu meinem Clubraum musste…“

Mirâ bemerkte, dass ihr Gegenüber ihr dabei nicht direkt in die Augen blickte und erkannte damit, dass es nur eine Ausrede war, jedoch beließ sie es dabei. Wenn Uchihara-san nicht darüber sprechen wollte, dann sollte sie sich da auch nicht unbedingt einmischen. Im Nachhinein war sie wahrscheinlich auch schon zu weit gegangen, als sie die junge Frau gefragt hatte, ob alles in Ordnung war. Immerhin gingen sie Probleme anderer eigentlich nichts an.

„Hör mal. Es tut mir leid, wenn ich gestern etwas zu aufdringlich war. Ich hatte das Gefühl, dass du jemanden brauchst mit dem du sprechen kannst, weil du wirklich verzweifelt aussahst. Wenn ich dir damit zu nahegetreten bin, dann tut es mir leid“, sagte sie deshalb nur lächelnd, „Mir fiel auch ein, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt hatte: Mein Name ist Shingetsu Mirâ.“

Überrascht darüber, wie taktvoll die Violetthaarige die Situation anging, schlich sich auch auf das Gesicht des Mädchens mit der schwarzen Brille ein kleines Lächeln: „Nein, das war nicht aufdringlich. Ich war ehrlich gesagt sogar froh. Die anderen ignorieren mich nämlich eigentlich immer. Deshalb muss ich mich eher bedanken. Und dafür entschuldigen einfach abgehauen zu sein. Mein Name ist übrigens Uchihara Mariko.“

„Es freut mich Uchihara-san“, hielt die Gleichaltrige ihr die Hand entgegen, welche die Brillenträgerin annahm, „Darf ich fragen, was dich gestern so traurig gestimmt hat?“

„Naja…“, Gefragte senkte wieder den Blick und sah auf ihre Füße, „Meine beste Freundin hat mir gestern ganz plötzlich eröffnet, dass sie direkt nach den Prüfungen aus Kagaminomachi wegziehen wird. Das kam irgendwie unerwartet. Sie war schon seit Anfang der Woche nicht in der Schule, weil es ihr nicht gut ging. Sie wollte aber auch nicht, dass ich sie besuchen komme… und nun das…“

„Oh…“, bekam die Violetthaarige nur heraus.

„Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob ich einen Fehler gemacht habe… immerhin wollte sie mich offensichtlich nicht sehen und nun geht sie einfach…“, meinte Mariko bedrückt.

Besorgt sah Mirâ zu ihrer neuen Bekannten und wusste nicht so genau, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste sofort, dass es sich bei besagter Person um Sakura-san handelte, doch gerade deshalb empfand die Violetthaarige das Verhalten merkwürdig. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass Emiko ihre beste Freundin mit voller Absicht von sich stoßen würde. Mit Sicherheit hatte ihr Verhalten einen Grund und Mirâ hatte auch sofort einen Verdacht, welcher das sein könnte. Mit Sicherheit hatte es mit ihren Familienverhältnissen zu tun, von denen sie auch nur durch Zufall von Hiroshi erfahren hatte. Und wie dieser ihr erzählt hatte, wusste er es auch nur durch einen Zufall. In diesem Fall würde es bedeuten, dass Emiko ihrer besten Freundin wohl nie erzählt hatte, was bei ihr Zuhause so los war und mit welchen Problemen sie sich herumschleppte. Ob es dabei nur um die häusliche Gewalt ging oder auch um die Gründe dafür wusste Mirâ nicht und da ihr Gegenüber davon auch nichts zu wissen schien, sprach sie es auch nicht an. Mit Sicherheit hatte Sakura-san auch hier ihre Gründe es der Brünetten nicht zu verraten. Vermutlich um dieser keine Sorgen zu bereiten. So jedenfalls schätzte die Violetthaarige Emiko ein, auch wenn sie sie nie wirklich persönlich kennengelernt hatte.

„Hat sie denn gar nichts dazu gesagt?“, fragte Mirâ deshalb vorsichtig nach, „Über die Gründe und so… Man zieht ja nicht einfach so von heute auf morgen um. Oder?“

Die Brünette ihr gegenüber hob wieder ein Stück den Kopf: „Naja doch… sie wollte nach den Prüfungen noch einmal in Ruhe mit mir darüber sprechen und mir alles erklären. Bevor sie die Stadt halt verlässt.“

„Geht das denn nicht eher?“, kam eine weiter Frage, woraufhin Mariko den Kopf schüttelte: „Anscheinend nicht. Bis nach den Examen kommt sie nicht mehr zur Schule. Die Prüfungen wird sie wohl separat schreiben, meinte sie…“

„Und wenn du zu ihr gehst?“

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht wo sie wohnt… sie wollte nie, dass wir uns bei ihr treffen. Wenn wir uns gesehen haben, dann bei mir oder in der Stadt irgendwo“, wieder besah sich die Brünette ihre Schuhe, „Je mehr ich darüber nachdenke, dann bekomme ich das Gefühl, dass wir nie wirklich Freunde waren…“

„Das glaube ich nicht“, schnitt Mirâ sofort ein, „Mit Sicherheit hat deine Freundin ihre Gründe. Du solltest noch abwarten, bis sie dir alles erzählt. Dann wird sich bestimmt alles aufklären.“

Überrascht sah die Brillenträgerin sie an, doch nickte dann zögerlich: „Vielleicht hast du Recht.“

Plötzlich schien sie etwas zu bemerken und wandte sich dann langsam von der Violetthaarigen ab: „Danke fürs Zuhören, Shingetsu-san. Und auch für deinen Tipp. Vielleicht können wir wann anders noch einmal sprechen. Ich muss dann erstmal los.“

Damit hatte sich die Brünette von ihr verabschiedet und war gegangen. Die Oberschülerin sah ihr noch kurz nach, bevor sie eine ihr bekannte Stimme hinter sich vernahm.

„Ah Shingetsu, ohayou“, wurde sie von Shuya begrüßt, der gerade neben sie trat.

Angesprochene wandte sich ihm zu und erkannte dann auch Hiroshi, der hinter seinen Kumpel trat: „Ohayou ihr beiden. Ihr… kommt gerade wie gerufen. Ich habe da eine Frage…“

Die beiden jungen Männer sahen sie fragend an, bevor sie gleich zum Thema kam und sie in Bezug auf Emiko und das, was sie von Mariko erfahren hatte, fragte. Kurz wirkten die beiden Schüler etwas verwirrt, doch wussten dann worum es ging.

„Ja, Emiko wird nach den Prüfungen nach Yokomatsu ziehen“, antwortete Hiroshi anschließend, „Ich hatte dir ja erzählt, was bei ihr Zuhause los ist. Letztes Wochenende muss es wohl extrem eskaliert sein. Deshalb ist sie die Woche auch krankgeschrieben. Gemeinsam mit ihrem Vater wohnt sie vorerst in einem Hotel. Aber er muss vor einer ganzen Weile schon ein Jobangebot in Yokomatsu bekommen haben, was er nach dem Vorfall nun endgültig angenommen hat. Er fängt wohl Anfang November dort an, bis dahin müssen sie aber noch einiges erledigen. Deshalb ziehen sie schon nach den Prüfungen um.“

„Oh“, war das Einzige, was die Violetthaarige darauf zu erwidern hatte, „Lasst mich raten… Uchihara-san weiß von all dem nichts… oder?“

„Vermutlich…“, kam es ernst von Shuya, der in die Richtung sah, in die Mariko verschwunden war, „Emi hat ja vehement versucht es geheim zu halten. Sie sagte auch mal, dass sie Uchihara nicht verunsichern möchte…“

„Kein Wunder, dass es jetzt zu diesen Missverständnissen kommt“, legte die Schülerin ihren Finger ans Kinn und kassierte dafür verwunderte Blicke, woraufhin sie den beiden Jungs erzählte, was für Gedanken Mariko aktuell mit sich herumschleppte.

Besorgt schienen auch die beiden kurz darüber nachzudenken, kamen jedoch zum Schluss, dass Emiko das Problem selbst aus der Welt schaffen musste. Zumal sie alle keinen wirklichen Kontakt zu Mariko hatten und offiziell ja gar nichts über die Situation wussten. Zwar blieb in der Beziehung ein fader Beigeschmack, ändern konnten sie alle es jedoch aktuell nicht. Aus diesem Grund schoben sie die Gedanken erst einmal beiseite und machten sich dann auf den Weg zu ihren Klassen, als der erste Gong ertönte.
 

[*Nachmittag*]


 

Mit schnellen Schritten lief Mirâ durch den Schultrakt, in welchem sich die meisten Klubräume befanden und an deren Ende sich eine Tür befand, die hinaus zu den Turnhallen führte. Auch heute wollte sie beim Fußballclub hospitieren, um sich auf das Turnier in Inaba vorzubereiten. Nun da Hiroshi nur noch als Unterstützung mitfahren würde, wäre es zwar nicht mehr nötig, dass sie mitfuhr, da er der Managerin nun bei ihren Aufgaben helfen konnte. Jedoch wollte die Violetthaarige ihren Kumpel in dieser Situation nicht alleine lassen, außerdem war nun schon alles in Sack und Tüten, sodass sie definitiv keinen Rückzieher mehr machen würde. Dazu hatte sie sich auch an diesem Tag bei Kinako angemeldet, dabei jedoch vollkommen aus den Augen gelassen sich auch bei Kuraiko abzumelden. Dies wollte sie nun nachholen, auch wenn sie sich vorstellen konnte, dass es der Schwarzhaarigen gar nicht schmeckte. Mit Sicherheit würde sie ziemlich sauer werden, weshalb sich Mirâ bereits auf eine satte Standpauke vorbereitete. Schnaufend erreichte sie die Tür, hinter welcher sich der Raum des Botanik-Klubs befand und stoppte, ehe sie diese aufschieben konnte. Von innen drangen gedämpfte Stimmen zu ihr durch; eine davon ziemlich aufgebracht. Was genau sie sprachen konnte sie jedoch nicht verstehen. Jedenfalls bis zu dem Punkt, als ihre schwarzhaarige Freundin richtig laut wurde:

„Jetzt brauchst du damit auch nicht mehr kommen, du verdammter Schisser! Da kommst du mindestens 2 Jahre zu spät! Mach das du verschwindest! Ich will dich hier nicht mehr sehen!“

Ihr gegenüber wollte noch etwas erwidern, doch Kuraiko ließ ihn nicht: „GEH!!!“

Erschrocken wich Mirâ zur Seite aus, als die Tür vor ihr plötzlich aufgeschoben wurde und Shirota heraustrat, der sie jedoch gar nicht zu bemerken schien. Sein Blick jedoch verriet der Schülerin, wie schmerzhaft diese Abfuhr für ihn zu sein schien. Mit gesenktem Blick und schnellen Schritten entfernte er sich von dem Klubraum in Richtung Eingang. Besorgt blickte Mirâ ihm nach und schrak plötzlich zusammen, als sie unvermittelt angesprochen wurde:

„Ah da ist ja der Ursprung des ganzen Übels…“

Überrascht trat Angesprochene in den Raum und sah zu ihrer Freundin, die sie jedoch nur wütend anblickte.

„Tu nicht so überrascht! Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht in die Sache einmischen sollst! Ich habe dich sogar mehrmals gewarnt, es zu lassen! Wieso kannst du es dann nicht einfach dabei belassen?“, fragte die Schwarzhaarige, ohne ihr die gegenwärtige Situation zu erklären.

Allerdings konnte sich Mirâ bereits denken, worum es ging. Anscheinend hatte Shirota, von ihr angestachelt, den Mut gefunden sich endlich bei Kuraiko zu entschuldigen und ihr zu erklären, was genau überhaupt vorgefallen war. Und nun war die Violetthaarige deshalb endgültig ins Kreuzfeuer ihrer Freundin geraten. Leicht betroffen zog sie deshalb den Kopf ein. Sie hatte mit einer Standpauke gerechnet, jedoch nicht zu diesem Thema.

„Tut mir leid, Kuraiko. Ich weiß, dass du nicht wolltest, dass ich mich einmische, aber…“, wollte sich die junge Frau erklären, wurde jedoch nur harsch unterbrochen.

„Lass sein! Deine Gründe sind mir eigentlich sowas von egal. Ich habe die Schnauze gestrichen voll davon, wirklich!“, meinte die Schwarzhaarige mit verschränkten Armen und einem sehr bösen Blick zu ihr, „Deinem Outfit zu urteilen willst du dich heute wieder abmelden, um bei Hiroshi zu helfen. Oder? Trifft sich gut, dann kannst du gleich ganz wegbleiben.“

„Was? Aber…“, Mirâ setzte zu einem Satz an, wusste jedoch nicht was sie sagen sollte.

Ganz aufhören wollte sie doch gar nicht. Nach dem Turnier wäre sie wieder regelmäßig zu den Klubtreffen gekommen. Dieser Freitag wäre ohnehin der letzte Tag gewesen, wo sie beim Fußballklub hospitieren konnte, da in der nächsten Woche bereits die Prüfungen anstanden und in dem Zeitraum keine Klubaktivitäten stattfanden.

„Hör zu. Ich kann niemanden gebrauchen, der die Privatsphäre anderer nicht respektiert und trotz mehrfacher Bitte nicht aufhört, sich in Dinge einzumischen, die ihn nichts angingen. Ich habe lange ein Auge zugedrückt, weil ich dich respektiere, Mirâ, aber irgendwann ist auch meine Geduld erschöpft. Also lass mich von jetzt an in Ruhe“, Kuraiko wandte sich von ihr ab und ging auf einen Tisch zu, auf dem mehrere Blumentöpfe standen.

„Kuraiko ich…“, begann Angesprochene, doch wurde wieder unterbrochen.

„VERCHWINDE!“, schrie ihre Freundin sie an, was sie erschrocken zusammenzucken und dann den Blick sinken ließ, bevor sie wieder einen Schritt zurücktrat, um den Raum zu verlassen.

Niedergeschlagen schob sie die Tür vor sich wieder zurück ins Schloss und musste stark mit sich kämpfen, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie hatte mit allem gerechnet, jedoch nicht mit so einer heftigen Reaktion ihrer Freundin, auch wenn diese nicht gerade für ihren langen Geduldsfaden bekannt war. Nun so aus dem Botanikklub geschmissen zu werden war für sie ein ziemlich großer Schock. Erschrocken lauschte sie auf, als sie ein Geräusch ihres Smartphones vernahm, bei dem sie sich eigentlich sicher war es auf lautlos gestellt zu haben. Schnell zog sie es aus ihrer Jackentasche, um zu sehen, woher der Ton kam, um dann festzustellen, dass sich die Persona-App gemeldet hatte. Schwer schluckend und mit einem schlechten Gefühl belastet öffnete die junge Frau die App, welche anzeigte, dass sich etwas bei ihren Social Links getan hatte. Sie tippte auf den Link und musste dann nicht lange scrollen, um den Grund von allem zu erfahren. Kuraikos Arcana war grau unterlegt. Zudem wurde Mirâ nur die Rückseite der Karte angezeigt, was bedeutete, dass diese sich umgekehrt hatte. Eine Situation, die sie bisher nur einmal miterleben musste: Damals bei Megumi, jedoch kannte sie die Kleine damals nicht so gut. Nun war es ihr bei der Schwarzhaarigen passiert, welche sie jedoch schon weitaus länger kannte. Und sie selbst war auch noch schuld an der Situation. Sie hatte sich selbst mit vollster Überzeugung hier hin katapultiert. Und nun? Nun flossen doch einige Tränen über ihre Wangen, die sie versucht hatte zurückzuhalten. Schluchzend wischte sie diese weg.

„So ein Mist“, ging ihr durch den Kopf, als ihr bewusst wurde, dass sie eine falsche Entscheidung getroffen hatte und diese sich auch noch auf ihr Team auswirken könnte.

Was sollte sie nun machen? Wenn sie sich mit Kuraiko zerstritt, dann würde diese mit Sicherheit das Team verlassen. Verdenken konnte es ihr die Violetthaarige nicht, jedoch würde es ein großes Loch in ihr Team reißen und das wollte sie nicht. Dabei hatten sie bisher noch jede Schwierigkeit überwunden und das, obwohl sie alle so unterschiedliche Charaktere waren, die ansonsten keine wirklichen Kontaktpunkte besaßen. Was hatte sie nur getan? Wieso hatte sie nicht auf Kuraiko hören können und die Situation dabei belassen können? War ihr der Kontakt zu Shirota wirklich so wichtig gewesen, dass er es wert war die Beziehung zu ihrer Freundin zu gefährden? Im Nachhinein konnte sie es nicht einmal wirklich bestätigen. Noch einmal schluchzte sie und wischte sie erneut die Tränen aus den Augen, während sie nachdachte. Bei Megumi hatte sich der Link irgendwann wieder zurückgedreht, nachdem sie mit dieser gesprochen und das Problem aus der Welt geschafft hatte. Mit Sicherheit würde es bei Kuraiko nicht so einfach werden, allerdings gab es keine andere Wahl, als es wenigstens zu versuchen. Plötzlich fasste sie wieder neuen Mut. Ja. Sie würde jede Chance nutzen, um das Problem aus der Welt zu schaffen. In diesem Falle konnte und wollte sie es auch nicht einfach dabei belassen. Egal wie, sie würde sich wieder mit Kuraiko vertragen. Wenn diese sie schon als dickköpfig bezeichnete, dann wollte sie ihr auch beweisen, wie dickköpfig sie wirklich sein konnte. Von neuem Mut eingenommen wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, bevor sie sich, einen letzten Blick auf die Tür werfend, abwandte und dann hinaus zum Fußballfeld lief.
 

[*Später Nachmittag / Früher Abend*]

[ Karaokebar „Shâdo“ ]


 

Seufzend lehnte sich Mirâ gegen den Tresen im Eingangsbereich, nachdem ihre letzten Gäste endlich gegangen waren. Zum Glück hatte sie gleich Feierabend. Zwar war an diesem Tag nicht sonderlich viel los gewesen und sie war eigentlich nur hergekommen, weil sie nichts Besseres zu tun hatte, jedoch war sie trotzdem ziemlich fertig. Nicht zuletzt, weil sie mit ihren Gedanken nicht ganz bei sich war. Viel zu sehr beschäftigte sie dann doch noch die Sache mit Kuraiko. Sie hatte sich zwar vorgenommen die Sache mit dieser zu klären, jedoch hatte sie eigentlich noch keinen richtigen Plan, wie sie das anstellte. Klar war, dass sie mit der Schwarzhaarigen reden musste, jedoch war ihr kurz darauf auch wieder klar geworden, dass diese es wohl nicht zulassen würde. Mit Sicherheit würde sie sie ignorieren oder anmeckern, dass sie verschwinden sollte. Irgend so etwas in der Art. Bereits den ganzen Nachmittag hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, sodass sie sich auch während der Einweisung im Fußballklub einiges mehrmals von Kinako erklären lassen musste. Mit einer Engelsgeduld hatte diese ihre Aufgabe durchgeführt, Mirâ danach jedoch noch einmal angesprochen und ihr einen Zettel zugesteckt. Überrascht hatte die Violetthaarige festgestellt, dass sich darauf Notizen und Erklärungen befanden, die ihr bei ihrer Aufgabe helfen sollten. Noch einmal seufzte die Oberschülerin. Wenn sie so genau darüber nachdachte, dann musste sie feststellen, wie viel Glück sie eigentlich hatte von so vielen so netten Menschen umgeben zu sein, die ihr in jeder erdenklichen Situation halfen, selbst wenn sie mit den Gedanken ganz woanders war. Dafür musste sie wirklich dankbar sein.

„Du seufzt heute aber ganz schön viel, Mirâ-chan“, holte Shuishis Stimme sie aus ihren Gedanken.

Lächelnd kam dieser aus dem hinteren Teil der Bar auf sie zu und setzte sich dann auf den hohen Hocker hinter dem Tresen:

„Gibt es etwas, dass dich beschäftigt?“

Die Oberschülerin senkte den Blick und überlegte, ob sie dem Studenten davon erzählen sollte. Jedoch wurde ihr im selben Augenblick bewusst, dass auch er einer der Personen war, die immer eine Hilfe für sie waren; selbst wenn es sich dabei nur um gute Ratschläge handelte. Mit Sicherheit würde der junge Mann auch dieses Mal einen guten Rat für sie haben.

„Naja… es ist ein wenig verzwickt, aber ich hab mich da in eine echt doofe Sache hineinkatapultiert“, begann Mirâ und erklärte dem Älteren daraufhin, was am Nachmittag geschehen war. Dabei ließ sie auch nicht aus, was im Vorfeld alles vorgefallen war und wieso sich diese Situation so entwickelt hatte, wie sie am Ende war.

Der Student hörte in aller Ruhe zu, bevor er sich zu ihr vorbeugte und seinen Kopf auf seiner Hand abstützte: „Da hast du dich ja echt in eine gemeine Situation verfrachtet. Aber mal ehrlich, deine Freundin hat dich doch gebeten es so stehen zu lassen oder? Wieso hast du nicht einfach auf sie gehört?“

Die Oberschülerin senkte den Blick und zuckte dann mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich mich da einfach einmischen muss und dass es das Richtige war. Und um ehrlich zu sein, bin ich immer noch der gleichen Meinung. Mein Bauchgefühl sagt mir einfach, dass ich den beiden helfen musste sich zu vertragen oder sich wenigstens auszusprechen…“

„Nur leider war da deine Freundin anderer Meinung…“, murmelte Shuichi nachdenklich, „Was hast du nun vor? Willst du das so stehen lassen?“

„Nein, natürlich nicht. Kuraiko ist mir als Freundin viel zu wichtig, als dass ich es einfach so hinnehmen würde. Ich möchte die Angelegenheit mit ihr klären, allerdings habe ich noch keinen Plan, wie ich das machen soll…“, Mirâ starrte auf ihre weißen Sneaker, „Ich denke mal, dass sie mir aus dem Weg gehen wird, wenn ich versuche mit ihr zu sprechen…“

„Das wird wahrscheinlich so kommen“, kam es seufzend von dem Brünetten, „So wie du mir deine Freundin beschrieben hast ist sie ziemlich dickköpfig und weiß genau was sie will. Da wird es bestimmt schwierig, sie zu überreden…“

Ihr Kollege sah es also genauso wie sie. Dann hatte er wahrscheinlich auch keinen wirklichen Tipp für sie, wie sie am besten mit der Situation umgehen sollte. Etwas enttäuscht schloss die junge Frau die Augen und schloss bereits mit dem Thema ab, als der junge Mann hinter ihr doch noch einmal Luft holte, um etwas zu sagen:

„Aber ich denke…“

Überrascht sah sie auf, während Shuichi weitersprach: „… wenn ihr die Freundschaft zu dir am Herzen liegt, dann wird sie wohl irgendwann auch einlenken und dir entgegenkommen. Du sagtest sie sei dir als Freundin wichtig. Ich kann mir vorstellen, dass es ihr dann ähnlich geht. Bestimmt macht sie sich gerade auch ihre Gedanken darüber. Deshalb solltest du es einfach immer und immer wieder versuchen. Mit Sicherheit wird sie eine Weile noch bocken und versuchen dir aus dem Weg zu gehen, aber wenn sie das Problem selbst gelöst haben möchte, wovon ich ausgehe, dann wird sie dir irgendwann zuhören. Solange darfst du nur nicht den Mut verlieren. Und vor allem solltest du immer wieder versuchen auf sie zuzugehen. Es gibt nichts Schlimmeres, als einen Streit so offen stehen zu lassen. Je länger ihr versucht einer ernsten Diskussion aus dem Weg zu gehen, desto geringer ist die Chance, dass ihr euch überhaupt wieder vertragt.“

„Und was ist, wenn sie das gar nicht möchte?“, fragte die Violetthaarige nach.

Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es nicht möchte. Aber wenn dem so ist, dann wirst du es wohl akzeptieren müssen. Solange die Sache aber noch frisch ist, solltest du sie aus dem Weg räumen.“

Mit großen roten Augen sah die Schülerin den Älteren an und ließ sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen, bevor sich ein Lächeln auf ihre Lippen schlich und sie nickte. Shuichi hatte Recht. Sie durfte nur nicht den Mut verlieren und musste es einfach immer wieder versuchen, in der Hoffnung Kuraiko würde irgendwann einknicken. Mirâ wusste, dass die Schwarzhaarige eigentlich nicht sonderlich nachtragend war, sonst hätte sie Hiroshi wohl schon längt die Freundschaft gekündigt. Ganz bestimmt war sie nun einfach nur sauer, doch sobald sie sich wieder beruhigt hatte, würde sich alles wieder einregeln. Das jedenfalls hoffte die die junge Frau. Nun wieder freudig lächelnd stieß sie sich vom Tresen ab und setzte sich in Richtung des hinteren Teils der Bar in Bewegung, während sie sich noch einmal bei ihrem Kollegen für seinen hilfreichen Tipp und seine aufmunternden Worte bedankte. Von dem blauen Glühen in ihrer Brust begleitet, betrat sie die Umkleide der Angestellten und machte sich endlich für ihren Feierabend fertig.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon haben wir wieder Mitte Juni. Die Zeit fliegt. Dafür gibt es ein neues Kapitel. :3 Ich hoffe es hat euch gefallen. ^_^ Ehrlich gesagt möchte ich heute nicht viel dazu schreiben. =D
LG
Eure Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2024-06-20T18:25:58+00:00 20.06.2024 20:25
Hallöchen Shio,

endlich komm ich mal zum Kommentieren ^^‘‘
Dieses Kapitel hat echt einen deprimierenden Unterton, wenn man ehrlich ist… Am Anfang haben wir Mariko, die sich Sorgen wegen Emiko macht und wenn man bedenkt, dass die beste Freundin wegziehen wird, dann schlägt das wirklich auf die Laune… Und wenn man bedenkt, wie Mies es bei Emiko zu Hause aussehen muss, kann man auch verstehen, dass sie ihre Freundin nicht dort haben will, man schämt sich halt für das, was passieren könnte. Hoffentlich können die beiden sich noch aussprechen, bevor Emiko wegzieht.

Weiter geht es zum Botanikclub und eigentlich freue ich mich ja immer darüber, wenn Kuraiko dabei ist, aber in so einer Situation ist es mir lieber, wenn nicht… Mirâ hat eigentlich nur versucht zu helfen, aber jetzt geht das ganze ganz böse nach hinten los. Kuraiko hat ja gesagt, dass Mirâ sich raushakten soll, aber sie wollte ja nur helfen… Weißt du, wer an dieser Sache wirklich Schuld ist? IGOR!!
Ich hoffe wirklich, dass die beiden sich aussprechen werden und dass Mirâ den Social Link wieder reparieren kann… Hier muss aber glaube ich entweder Hilfestellung geleistet werden oder Mirâ muss Dickköpfigkeit auf 100 skillen.

Mit so einem Kopf auch noch arbeiten gehen? Puh, Mirâ gönn dir lieber etwas Ruhe, die könntest du im Moment wirklich gebrauchen… Naja, aber so hat sie die Möglichkeit, ein Gespräch mit Shuichi zu führen und der werte Herr ist ja eigentlich immer eine gute Anlaufstelle für einen Rat. Im Falle Kuraiko kann er leider wirklich nur allgemeine Ratschläge geben, aber ich glaube dass auch die Mirâ schon ein gewisser Trost waren.

Boah, das Kapitel zieht einen schon ganz schön runter, aber dann hoffen wir mal, dass aus diesem doch sehr negativ geladenen Kapitel etwas gutes kommen wird.

Freu mich auf jeden Fall auf das nächste Kapitel ^^

Lg Fubuki



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