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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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LXXV – Freundschaftsbande

Dienstag, 01.September 2015
 

Seufzend lugte Akane unter ihrem schwarzen Schirm hervor in den verregneten grauen Himmel. Am Morgen hatte es erneut angefangen zu regnen und wieder schien kein Ende in Sicht. Auch der Wetterbericht machte keine wirklichen Hoffnungen; besagte dieser doch, dass es auch die nächsten Tage immer wieder zu mäßigen bis starken Regenfällen kommen würde. Rückblickend hatten sie also mächtiges Glück, dass sie während ihrer Sommerferien so schönes Wetter hatten. Nun waren diese jedoch fast wieder vorbei. Die Brünette wandte ihren Blick von dem Grau ab und blickte auf ein goldenes Schild, welches an einem steinernen Pfeiler neben ihr befestigt war. „Jugoya Private High School“ stand in filigranen eingravierten Zeichen darauf geschrieben. Sie zog eine Augenbraue in die Höhe, während sie sich selbst als bekloppt abstempelte. Kurz überlegte die junge Frau, wann sie das letzte Mal während der Ferien in der Schule war, doch konnte sich nicht erinnern. Vielleicht in der Mittelschule, als sich ihr damaliger Judo-Klub auf die Mittelschulmeisterschaften vorbereitet hatte, aber sicher war sie sich nicht. Unter normalen Umständen wäre sie wohl auch niemals hergekommen. Aber es herrschten aktuell keine normalen Umstände und deshalb stand sie heute hier, vor dem Tor der Schule und das mehr oder weniger freiwillig. Akane richtete ihren Blick auf die Straße vor sich und ließ ihre Gedanken weiter schweifen. Nachdem die Gruppe am Vorabend nicht an den beiden Shadows vorbeigekommen war, hatten sie sich noch einmal in ihrem Chat darüber beraten. Mirâ war der Meinung, dass es einen Schlüssel geben musste, mit dem sie die Gegner besiegen konnten und diesen fanden sie wahrscheinlich nur mit Informationen. Um genau diese einzuholen war sie nun hier, mehr oder weniger freiwillig. Nach einiger Diskussion, dass sie nicht alle zusammen hier aufkreuzen konnten, da es zu auffällig wäre, war die Entscheidung auf sie und Hiroshi gefallen. Immerhin konnten sie notfalls immer noch vorschieben, etwas für Ihre Klubs erledigen zu wollen. Zudem hatten die beiden an diesem Tag nichts Besseres zu tun. Ein erneutes Seufzen entwich der jungen Frau, während sie zwei Personen auf sich zukommen sah, die sich zu unterhalten schienen. Der eine recht groß und mit auffälligen blonden, nackenlangen Haaren und der zweite etwas Kleinere, mit blau-violetten, welligen und schulterlangen Haaren. Sie lachten und schienen Spaß zu haben, obwohl Akane selbst die aktuelle Situation alles andere als witzig fand. Bei den beiden Herren handelte es sich um Hiroshi und Shuya, welche nun beinahe bei ihr angekommen waren. Nachdem bekannt war, dass sie gemeinsam mit ihrem Sandkastenfreund nach Informationen suchen sollte, hatte sich auch Shuya mit eingeklinkt. Anfangs war sie eigentlich dagegen gewesen und sie dachte, dass es auch Hiroshi war, doch dieser erklärte ihr, dass es gar keine schlechte Idee wäre. Dabei meinte er, dass sein Kumpel viele Kontakte hätte, weil er einfach mit fast allen super auskam. So würden sie vielleicht eher an Informationen kommen. Akane beobachtete die beiden jungen Männer, während sich in ihrem Hals ein dicker Kloß bildete. Sie schluckte und versuchte so das störende Etwas zu entfernen, doch es half nichts. In ihrem Inneren regte sich etwas und ihr gefiel dieses Gefühl überhaupt nicht. Sie wusste was es war: Eifersucht. Ja, sie war eifersüchtig auf Shuya. Weil dessen Freundschaft zu Hiroshi mittlerweile tiefer ging, als ihre. Ihr war bewusst, dass ihre Freundschaften nach der Trennung in der Mittelstufe und dem holprigen Anfang in der Oberstufe nie wieder so ein würde, wie in ihrer Kindheit. Sie wusste auch, dass sich ihr bester Kumpel verändert hatte und nicht mehr der war, den sie von früher kannte – und das war auch gut so. Trotzdem wurde sie wehmütig, als sie die beiden so sah und dabei an ihre Kindheit denken musste. Damals hatten sie und Hiroshi fast nur aufeinander gehockt. Sie hatten sich blind verstanden und waren für einander da gewesen. Oder besser...

„Yo, Chiyo. Hast du lange warten müssen?“, holte sie Shuyas Stimme aus den Gedanken.

Sie schrak auf und brauchte einen Moment, um wieder ins Hier und Jetzt zu kommen, doch lächelte dann: „N-Nein. Grüßt euch Jungs.“

„Ist alles in Ordnung, Akane? Du siehst irgendwie blass aus.“, hakte Hiroshi nach.

„Nein. Alles gut. Wir sollten nicht so viel Zeit verplempern und gleich anfangen. Wie gehen wir vor?“, winkte die Brünette ab.

Der blonde junge Mann legte den Kopf leicht schief und zog eine Augenbraue nach oben, doch beließ es erst einmal dabei: „Shuya und ich haben uns soweit abgesprochen, dass wir einfach einige Schüler befragen, ob sie etwas gesehen haben. Wir sollten uns nur noch einig werden, wie wir uns aufteilen. Es wäre merkwürdig, wenn zwei Schüler unabhängig voneinander die gleiche Frage zu einer Schülerin stellen.“

Akane nickte. Das klang einleuchtend, obwohl sie sich nicht sicher war, ob es nicht auch merkwürdig rüberkommen würde, wenn sie so herumschnüffelten. Andererseits hatten sie aber auch keine andere Wahl. So unangenehm es auch sein möge. So besprachen die drei Oberschüler ihr nächstes Vorgehen. Shuya wollte sich die Sportklubs vornehmen, was für Hiroshi am einleuchtendsten war. Da er immer mal hier und dort aushalf hatte er einen guten Draht zu den meisten Sportklubs, weshalb es für ihn kein Problem darstellen sollte ein paar Informationen zu ergattern. Akane und Hiroshi übernahmen das Schulgebäude. Der blonde junge Mann wollte sich in den Räumlichkeiten der anderen Klubs umsehen, während sich Akane die Klassenräume vornehmen sollte. So teilten sie sich auf, in der Hoffnung etwas herauszufinden.
 

Nach gut einer Stunde hatte Akane die kompletten Räumlichkeiten abgesucht und mit mehreren Schülern gesprochen, die ihr zufällig über den Weg gelaufen waren. Viel hatte sie jedoch nicht herausgefunden. Die meisten Schüler hatten sie nur merkwürdig angeschaut und sie gefragt, ob sie noch ganz bei Trost sei. Andere hatten einfach nichts gesehen oder waren zufällig nur heute anwesend.

„Im Großen und Ganzen also ein totaler Reinfall.“, dachte sich die junge Frau und seufzte, während sie sich an die Wand des Eingangsbereiches lehnte, „Ob die Jungs mehr Glück hatten?“

Sie starrte auf die unzähligen Regale, in welchem die Schüler der Jugoya ihre Schuhe aufbewahrten, ohne diese jedoch wirklich zu registrieren. Dabei war sie so in Gedanken versunken, dass sie die Person, welche sich ihr von der Seite näherte, gar nicht bemerkte.

„Das ist ja eine Überraschung. Was machst du denn hier Chiyo?“, ließ sie plötzlich eine männliche Stimme aus ihren Gedanken fahren.

Erschrocken machte sie einen Satz zur Seite und schaute auf den jungen Mann neben sich, welcher sie nur freundlich anlächelte und die Hand hob. Er hatte mittelbraune etwas längere Haare, welche er mit einem breiten Stoffband davon abhielt in sein Gesicht zu fallen. Seine grünen Augen strahlten freundlich unter der schmalen Brille hervor und stachen durch seine etwas dunklere Haut mächtig hervor. Kurz überlegte Akane seit wann ihr Gegenüber eine Brille trug, doch schüttelte dann gedanklich den Kopf, während sich ihr Blick verfinsterte. Eigentlich konnte es ihr egal sein, denn mit diesem Typen wollte sie nichts zu tun haben. Der Name des jungen Mannes war Naoto Obata und er ging in eine ihrer Parallelklassen. In welche wusste sie nicht und es war ihr auch vollkommen egal, denn seit der Mittelschule konnte sie diesen aufgeblasenen Affen nicht leiden. Ständig waren sie aneinandergeraten und hatten sich einige Male beinahe geprügelt. Es war für sie eine sehr anstrengende und nervenaufreibende Zeit gewesen. Sicher, er war damals nicht alleine und wahrscheinlich eher ein Mitläufer, aber das macht die Sache trotzdem nicht besser. Sie jedenfalls hatte entschieden, dass sie ihn nicht leiden konnte und auch niemals mit ihm auskommen würde.

Ruckartig drehte sie sich um: „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

Naoto seufzte mit einem kleinen Lächeln: „Du nimmst mir das immer noch krumm. Oder?“

„Als wüsstest du nicht genau, wieso.“, meinte die junge Frau nur knurrend.

Sie hörte ein erneutes Seufzen und hatte das Gefühl, dass der Brünette zu einer Erwiderung ansetzte, allerdings wurde er kurz vorher unterbrochen.

„Nao. Du hier?“

Überrascht riss Akane die Augen auf, als sie Hiroshis Stimme vernahm, welche den Namen dieses Idioten so vertraut, ja sogar als Spitznamen, aussprach. Ruckartig drehte sie sich um und sah ihren Kumpel mit großen Augen an, als dieser sich zu der kleinen Gruppe gesellte und den Braunhaarigen mit einem freundschaftlichen Handschlag begrüßte. Dann blickte auch er die junge Frau mit einem leicht überraschten Gesicht an. Anscheinend hatte er sie erst jetzt richtig bemerkt.

„Echt jetzt?“, war das einzige, was sie zu Hiroshi sagte, „Du hast echt nen Knall! Ich glaubs nicht!“

Mit diesen Worten ließ sie die beiden Jungs einfach so stehen und verließ das Schulgebäude.
 

Hiroshi sah ihr besorgt hinterher, bis er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Erst dann wandte er den Blick zur Seite und in die grünen Augen seines Gegenübers.

„Sorry, ich wollte nicht, dass sie jetzt sauer auf dich ist, Hiro.“, versuchte Nao sich zu entschuldigen.

Der Blonde jedoch schüttelte nur den Kopf und schenkte seinem Kumpel ein Lächeln: „Sie beruhigt sich schon wieder. Ich werde es ihr bei Gelegenheit erklären. Was machst du hier?“

Der Brünette lachte: „Eigentlich müsste ich das DICH fragen. Du hast die letzten Jahre doch tunlichst Abstand davon genommen in den Sommerferien hier aufzutauchen. Aber egal. Ich war zur Orchesterprobe.“

Der junge Mann hob den Koffer, welchen er in seiner Hand hielt und sprach weiter: „Zum Schulfest sollen wir mehrere Stücke aufführen, deshalb proben wir fleißig. Während der Ferien haben wir hier einfach mehr Ruhe.“

Erst jetzt fiel Hiroshi der schwarze Koffer auf, in welchem sich ein Saxophon befand. Soweit er wusste, hatte sein Kumpel das Instrument zum Eintritt in die Mittelstufe von seiner Mutter geschenkt bekommen. Diese hatte damals wohl ein kleines Vermögen dafür bezahlt, obwohl sie selber nur knapp über die Runden kamen. Aus diesem Grund, so hatte Nao ihm einmal erzählt, spielte er im Schulorchester. Er wollte seiner Mutter damit eine Freude machen, denn sonst hätte er nie damit angefangen. Ein wenig beneidete Hiroshi seinen Kumpel für seine aufopferungsvolle Mutter. Er selbst hatte sie als sehr nette und zuvorkommende Frau erlebt, die für ihren Sohn alles machen würde. Von solch einer Mutter konnte er selbst nur träumen.

„Ich verstehe.“, nickte der junge Mann mit einem Lächeln, „Da bin ich ja mal auf euren Auftritt gespannt.“

Naoto grinste: „Das kannst du. Aber jetzt zu dir. Was machst du eigentlich hier? Wegen des Fußballklubs wird es nicht sein. Jedenfalls ist mir nichts bekannt.“

Ertappt kratzte sich Hiroshi im Nacken und überlegte, wie er die Sache seinem Kumpel plausibel erklärte. Es reichte, dass Shuya bereits in der Sache mit drinsteckte. Nao wollte er da ganz heraushalten. Er blickte sich etwas unschlüssig um, da ihm keine wirklich gute Ausrede einfallen wollte. Dabei fiel sein Blick auf den offenen Eingang des Schulgebäudes. Der Regen hatte mittlerweile eine Pause eingelegt, sodass er sofort den jungen Mann mit den blau-violetten Haaren erkannte, welcher am Schultor stand und mit einem Erwachsenen redete. Plötzlich wich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht, als er erkannte mit welcher Person sich Shuya da unterhielt. Es war der Kommissar, welcher die Gruppe um Mirâ schon länger auf dem Schirm hatte. Mit verschränkten Armen stand er vor dem Oberschüler, welcher mit den Händen gestikulierend etwas erklärte.

„Verdammt. Entschuldige mich, Nao.“, ohne eine Antwort seines Kumpels abzuwarten, war Hiroshi bereits aus dem Schulgebäude in Richtung Tor gerannt.
 

„Ich versteh nicht, was Sie von mir wollen.“, sagte Shuya etwas genervt, „Es wird ja wohl erlaubt sein, in die Schule zu gehen und etwas für seinen Klub zu erledigen. Oder? Dafür ist die Schule immerhin jetzt schon geöffnet worden.“

Seit einer gefühlten Ewigkeit versuchte er nun schon diesen Kommissar abzuschütteln, jedoch ohne Erfolg. Nachdem er sich in den Sportklubs umgesehen hatte, wollte er zurück zum Eingangsbereich gehen, wo sich die drei Oberschüler verabredet hatten, um über ihre Ergebnisse zu sprechen. Dabei war ihm allerdings aufgefallen, dass er beobachtet wurde. Wie sich nun herausstellte von Tatsuya Suou, dem Kommissar, welcher sich um die Fälle mit den verschwundenen Schülern kümmerte und der ihn auch befragt hatte, nachdem er Akisu „gefunden“ hatte. Seitdem hatte ihn der Kommissar auf dem Schirm. Das wusste er und sein Kumpel hatte ihn diesbezüglich auch gewarnt, trotzdem war es lästig, auch wenn er wusste, dass er sich selber in diese Lage katapultiert hatte. Kurz bevor er es geschafft hatte das Schulgebäude zu betreten, wurde er von dem Polizisten aufgehalten und gefragt, was er hier zu suchen hatte.

„Shuyan was ist los?“, hörte er plötzlich die Stimme seines besten Kumpels, woraufhin er sich umdrehte.

Auch der Kommissar hob den Blick und sah zu dem blonden Oberschüler: „Na welch ein Zufall aber auch...“

Shuya sah wieder zu dem älteren Mann, während sein Blick böse wurde: „Was soll dieser Kommentar? Wir sind beide im Fußballklub und haben hier was zu erledigen. Ich sagte Ihnen das letzte Mal bereits, dass ich keine Ahnung habe, was sie von mir wollen.“

Der Kommissar hob eine Augenbraue: „Du würdest es also nicht merkwürdig finden, wenn derjenige, der das Idol gefunden hat, zufällig auch noch mit der Gruppe befreundet ist, deren Mitglieder fast alle als vermisst galten und wie durch ein Wunder wiederaufgetaucht sind?“

„Wir haben Ihnen bereits gesagt, dass wir nichts wissen.“, mischte sich Hiroshi nun ein, „Wir kennen uns eben alle. Lassen Sie uns endlich in Ruhe, ansonsten werde ich mich bei ihrer Dienststelle beschweren.“

Ein kaum wahrnehmbares Grinsen zierte das Gesicht des Erwachsenen, welches die beiden Oberschüler fragen sollte, was sie schon ausrichten konnten. Immerhin waren sie es, die verdächtig waren. Natürlich wussten das die beiden, jedoch versuchten sie sich das nicht anmerken zu lassen.

„Grinsen Sie nicht so. Hiros Vater ist Anwalt und ein ziemlich guter mit Kontakten. Sie sind schneller Ihren Job los, als ihnen lieb ist.“, meinte Shuya nur.

Nur schwer konnte Hiroshi einen verwunderten Blick unterdrücken und sah den Kommissar weiterhin ernst an. Dieser schien nun doch etwas erstaunt und hob einen Moment später beschwichtigend die Hände: „Schon gut.“

„Hey Jungs. Ist alles in Ordnung? Beeilt euch, sonst wird der Kapitän wieder sauer, dass ihr zu spät kommt“, ließ ihn die Stimme eines weiteren jungen Mannes aufblicken, welcher auf die Kleingruppe zukam.

„Entschuldigen Sie uns jetzt. Wir müssen zu einer Klubbesprechung.“, meinte Shuya letztendlich und ging an Tatsuya vorbei.

Hiroshi und Nao folgten ihm, während sie aufmerksam von dem Braunhaarigen beobachtet wurden.

„Na dann viel Spaß. Im Übrigen, Ich wusste gar nicht, dass man beim Fußball ein Instrument braucht.“, mit diesen Worten hatte Tatsuya sich umgedreht und die drei jungen Männer etwas überrumpelt zurückgelassen.
 

„Komischer Kauz. Wer war das? Habt ihr was angestellt, dass ihr Probleme mit der Polizei habt?“, hakte Nao nach, nachdem der Kommissar außer Sichtweite war.

Überrascht sah er seine Kumpels an, welche erst einmal tief durchatmen mussten.

„Musstest du mit meinem Vater so übertreiben?“, fragte Hiroshi anschließend, ohne auf Naotos Frage einzugehen.

Verlegten kratzte sich Shuya an Hinterkopf und lachte: „Sorry...“

Mit einem Brummen ließ der Blonde seinen Kopf sinken: „Oh man...“

Ein Räuspern ließ ihn aufschauen und in diesem Moment schien er erst wieder zu bemerken, dass Naoto neben ihnen stand. Dieser beobachtete seine beiden Kumpels genau. Eine Augenbraue in die Höhe gezogen, wartete er auf eine Reaktion. Ertappt schlucken die beiden jungen Männer und überlegten, wie sie das dem Braunhaarigen erklären sollten.

„Ich werde nicht weiter nachfragen, was hier los ist. Wahrscheinlich hat das irgendwas mit Shingetsu zu tun, um die ihr beide und auch andere neuerdings herumschwänzelt. Es würde mich zwar interessieren, aber euren Blicken und der Reaktion des Polizisten zu Folge, ist es wohl besser wenn ichs nicht weiß. Deshalb misch ich mich da nicht ein.“, seufzte dieser einen Moment später jedoch nur und sah seine Freunde dann wieder ernst an, „Aber egal worin ihr da verstrickt seid, passt bitte auf euch auf.“

Erleichtert atmeten die Angesprochenen auf und nickten dann mit einem Lächeln.

„Gut. Steht bei euch jetzt noch was an?“, fragte Nao anschließend.

Fragend sahen die beiden erst ihn und dann sich gegenseitig an.

„Naja eigentlich...“, begann Hiroshi.

„Wo ist eigentlich Chiyo?“, fragte plötzlich Shuya, „Wir wollten uns doch hier treffen.“

Sein blonder Kumpel kratzte sich am Hinterkopf und meinte, dass sie mit Sicherheit bereits nachhause gegangen war. Nebenbei angelte er aber bereits sein Smartphone aus der Hosentasche, um seine Sandkastenfreundin anzuschreiben. Irritiert sah Shuya ihn an, bis Naoto erklärte, dass es wohl seine Schuld war. Der Blau-violetthaarige wirkte einen Moment irritiert, da er sich anscheinend keinen Reim darauf bilden konnte, wieso es die Schuld seines Kumpels sein sollte. Dann jedoch schien der Hammer zu fallen und er nickte verstehend. Währenddessen hatte Hiroshi Akane eine Nachricht geschrieben, auf welche just in dem Moment, als Shuya zu ihm blickte, eine Antwort kam. Kurz überflog er die Nachricht, bevor er sein Smartphone mit einem Seufzen so anhob, dass seine beiden Freunde die Antwort lesen konnten.

„Bin schon fast zuhause. Hat eh nichts gebracht. Macht was ihr wollt... Idiot!“, stand darin.

Shuya pfiff einmal: „Wow. Sie ist echt sauer.“

Der Blonde ließ den Kopf sinken: „Ja... Die macht mich fertig.“

Entschuldigend legte Nao ihm die Hand auf die Schulter: „Sorry. Das alles wegen mir. Dabei hattet ihr euch doch gerade erst wieder vertragen.“

Angesprochener schüttelte den Kopf und erklärte noch einmal, dass sich Akane wieder beruhigen und er ihr nochmal alles in Ruhe erklären werde und Nao sich deshalb keine Gedanken machen musste. Viel wichtiger sei, dass sie anscheinend nichts herausgefunden hatte. Dabei erklärte auch er, dass er nichts aus den Schülern herausbekommen hatte. Irritiert sah Nao ihn an, doch kam nicht dazu eine Frage zu stellen, da sich bereits Shuya einmischte. Grinsend erzählte er von seinem Erfolg. Einige Mädchen hätten ihn erzählt, dass sie unheimliche Gesichter in den Spiegeln der Schule gesehen hätten. Vor den Sommerferien jedoch sollen diese nie aufgefallen sein.

„Sie fanden es einerseits unheimlich, andererseits spannend und spekulierten über irgendwelche Geistergeschichten.“, meinte Shuya schulterzuckend, „Jedenfalls scheint das ne ziemlich heiße Spur zu sein.“

„Meinst du nicht, dass das nur eine Masche der Mädchen war, damit du ihnen sagst, dass du sie beschützt?“, fragte Hiroshi mit hochgezogener Augenbraue, woraufhin ihn sein Kumpel nur mit großen Augen anblickte, „Wirklich weiter bringt uns das aber nicht.“

„Jetzt muss ich mich doch mal einmischen. Worum geht‘s?“, hakte ihr dunkelhäutiger Kumpel nun doch nach, „Vielleicht kann ich euch helfen. Seit die Schule wieder offen ist, war ich jeden Tag hier.“

Überrascht sahen die beiden Freunde ihn an, doch erklärten ihm dann, dass sie nach Informationen über merkwürdige Vorkommnisse suchten, die seit der Öffnung der Schule von statten gingen. Nao überlegte kurz und erzählte dann, dass er wirklich etwas Merkwürdiges gehört hatte. So ging das Gerücht um, dass einige Schüler sich in der Schule einschließen ließen, um irgendwelche dämlichen Mutproben zu veranstalteten. Dabei sollten zwei Jungs verschwunden sein. Jedenfalls fehlte seit der angekündigten Mutprobe jede Spur von ihnen.

„Jemand aus dem Orchester hat das erzählt. Er ist wohl mit den verschwundenen Jungs befreundet.“, erklärte der junge Mann weiter, „Da gab's nur was, was mich echt sauer gemacht hat.“

Fragende Blicke trafen ihn, woraufhin er weitererzählte. Ihm war zu Ohren gekommen, dass die beiden Jungen wohl kurz vor ihrem Verschwinden rumgewitzelt hätten, dass sie jemanden im Kunstraum eingeschlossen hatten. Zudem sollte noch jemand an der Mutprobe teilnehmen, dem sie mal einen richtigen Schrecken einjagen wollten.

„Ja und am nächsten Tag hat der Junge aus dem Orchester nichts mehr von deinen Kumpels gehört.“, endete Nao, während sein Blick auf Hiro lag, der mit einem Mal total angespannt wirkte.

Auch Shuya sah seinen blonden Kumpel kurz an, doch wandte sich dann wieder an den Brünetten: „Klingt für mich nach echt krassem Mobbing. Aber das würde einiges erklären...“

„Sowas konnte ich mir schon denken. Solche Idioten.“, Hiroshi hatte die Hände zu Fäusten geballt und den Blick gen Boden gerichtet, „Aber damit sollten wir weiterkommen. Danke Nao.“

Langsam löste sie sich Verspannung in seinem Körper, während er seinen brünetten Kumpel leicht anlächelte. Dieser erwiderte das Lächeln und legte ihm erneut seine Hand auf sie Schulter: „Wenns euch weiterhilft, dann ist ja gut. Dann nochmal zurück zu meiner Frage von vorhin: Steht bei euch noch etwas an? Meine Orchesterprobe ist vorbei, Paukschule ist heute nicht und ich werde heute auch nicht in der Tankstelle gebraucht. Das heißt, ich hab den Nachmittag frei. Wir könnten also irgendwo was trinken gehen oder so.“

Überrascht sah der Blonde seinen Kumpel an, während ihm erst jetzt so wirklich auffiel, dass er mit diesem die Sommerferien kaum etwas unternommen hatte. Natürlich hatte er das vor, allerdings war Naotos Zeit sehr begrenzt. Um seiner Mutter auszuhelfen hatte er bereits im ersten Jahr der Oberschule einen Nebenjob an einer Tankstelle angenommen. Dabei ließ er sich so viele Schichten wie möglich geben, um etwas mehr Geld dazuzuverdienen. Nebenbei besuchte sein Kumpel noch eine Paukschule, damit seine Noten neben den Klubs und dem Nebenjob nicht schlechter wurde und zu dieser ging er auch während der Sommerferien. Hiroshi wusste, dass Nao alles dafür tat um ein Stipendium an einer guten Uni zu bekommen, um seiner Mutter nicht noch mehr zur Last zu fallen. Er hoffte jedoch, dass sein Kumpel es nicht übertreiben würde.

„Hey das klingt super. Die Ferien über hatten wir ja kaum die Gelegenheit dazu. Hab ich recht Hiro?“, holte ihn Shuyas Stimme wieder aus seinen Gedanken.

Lächelnd nickte er: „Ja stimmt. Dann lasst uns in ein Diner gehen und was essen. Ich bekomme Hunger.“

Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht, während seine Kumpels nur lächelnd zustimmten.
 

Eine halbe Stunde später saßen die drei jungen Männer in einem Diner in der Innenstadt und warteten auf ihr bestelltes Essen, während sie an ihren Getränken nippten.

„Noch mal sorry wegen der Sache mit Chiyo. Ich weiß, wie viel dir ihre Freundschaft bedeutet, Hiro.“, sprach Nao noch einmal das Thema an.

Anscheinend bereitete ihm die Sache wirklich ein schlechtes Gewissen.

„Jetzt lass gut sein. Schon okay.“, winkte der Blonde wieder nur ab, während sein Gesicht eine leichte Röte zierte.

Das Thema war ihm peinlich. Natürlich war ihm die Freundschaft zu Akane wichtig, immerhin kannten sie sich bereits seit dem Kindergarten und er hatte ihr viel zu verdanken. Trotzdem würde er das niemals so offen zugeben, wobei ihn seine Reaktion wahrscheinlich eh verraten hatte.

„Uh Hiro wird rot.“, grinste Shuya und bekam dafür gleich einen Klaps auf den Hinterkopf, „Au.“

„Ich meine nur. Hoffentlich vertragt ihr euch wieder. Wobei ich mich schon eine ganze Weile frage, wie es überhaupt dazu kam, dass ihr euch wieder zusammengerauft habt. Im ersten Jahr hast du immerhin damals behauptet du kennst sie nicht. Ich hab nichts dazu gesagt, weil ich nicht wusste, was zwischen euch vorgefallen war, aber erstaunt hat es mich schon. Zumal sie das augenscheinlich damals echt verletzt hat.“, meinte der Braunhaarige, während er an seiner Cola nippte, „Vor allem, weil du früher immer an ihrem Rockzipfel gehangen hast.“

Ein breites Grinsen legte sich auf Naos Lippen, woraufhin die Röte in Hiroshis Gesicht einen noch intensiveren Ton annahm.

„Ach echt? Hat er das?“, hakte sein violetthaariger Kumpel nach, bevor er mit allessagendem Blick zu dem Blonden sah.

Der junge Mann mit dem Bandana nickte grinsend: „Ja. Die beiden waren wie Pech und Schwefel. Du warst doch in sie verknallt, oder Hiro?“

Erschrocken spuckte Angesprochener seine Cola wieder aus, welche er trinken wollte, um sein Unbehagen zu kaschieren. Nun landete der Großteil davon wieder in dem Glas und auf seinen Klamotten. Hustend schnappte er sich ein paar Servietten, um die Schweinerei zu beseitigen, während er den stechenden und abwartenden Blick Shuyas auf sich ruhen spürte. Doch er antwortete nicht. Vorerst jedenfalls. Stattdessen tupfte er schweigend seine Klamotten trocken und überlegte sich, wie er das diplomatisch beenden konnte. Das Thema wurde immer peinlicher für ihn und er wollte nicht darüber sprechen. Warum konnte Nao auch nicht die Klappe halten? Jetzt hatte auch Shuya davon erfahren. Es war nicht so, dass er seinen Kumpel nicht vertraute, allerdings wusste er auch, dass dieser manchmal einfach drauflosplapperte. Was also, wenn Akane dadurch davon erfuhr? Sie wusste nichts davon, immerhin hatte er ihr nie davon erzählt. Mittlerweile hatten sich seine Gefühle natürlich verändert und er liebte Mirâ, jedoch würde es trotzdem für alle beteiligten peinlich werden, wenn das rauskam.

Er räusperte sich: „Das... Ist alles schon lange her. Und ich will auch nicht, dass sie das erfährt. Das wäre nur peinlich.“

Während er das sagte, sah er Shuya eindringlich an, welcher sofort zu verstehen schien, was sein Freund damit ausdrücken wollte.

Stattdessen grinste er nur: „Auch wieder wahr. Mittlerweile ist er total Shingetsu verfallen.“

Erneut wurde Hiroshi rot und wollte etwas erwidern, jedoch kam ihm Naoto grinsend zuvor: „Ernsthaft? Ich dachte er steht auf dieses schwarzhaarige Mädchen, was ihn immer beim Training so schön anfeuert.“

Die Gesichtsfarbe des blonden jungen Mannes war mittlerweile feuerrot, während er aufsprang und seine beiden grinsenden Kumpels ausschimpfte: „Hört endlich auf mich zu verarschen ihr beiden!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh Leute, wo ist die Zeit nur hin. Es ist schon wieder September... Warum vergeht die Zeit so schnell? Ich arbeite aktuell am Kapitel für Oktober und gebe mein Bestes das Kapitel bis dahin auch fertig zu bekommen. Drückt mir die Daumen. :)
Dann bis nächsten Monat.
Eure Shio~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2020-09-01T19:02:14+00:00 01.09.2020 21:02
Hey Shio ^-^

Haha, das Kapitel am 01.09 spielt am 01.09. wie geil ist das denn? XD Und ich kann mir schöneres vorstellen, als in den Ferien in die Schule zu gehen, Akane kennt es bestimmt, aber die Suche nach Informationen hat nun einmal vorrang und mit Shuya haben Hiro und Akane ja sogar Verstärkung. Oh weh ein eifersüchtiges Akane und man sieht hier sehr schön, wie viel ihr die Freundschaft zu Hiroshi wirklich bedeutet. Arme Akane, wenn die wüsste...

Die Suche verläuft ja alles andere als hilfreich und mit Naoto finden wir hier ein neues Gesicht, dass auch zum Fußballclub gehört und ich fürchte, Hiro hat es sich mit der Freundschaft zu ihm bei Akane etwas verscherzt, aber mich würde interessieren, was da noch zwischen Akane und Naoto vorgefallen ist... Das muss ja richtig übel gewesen sein.

Ups, da ist der Polizist wieder und hat Shuya aufs Korn genommen, aber wenigstens weiß er, dass er sich nicht verplappern darf und mit der Hilfe von Naoto haben sie es ja irgendwie geschafft weg zu kommen, aber die Sache ist nicht vorbei, so viel ist sicher... Ich fürchte, dass Naoto irgendwann auch noch dahinter kommen wird, wenn das so weiter geht.

Und lasst uns mal alle ordentlich Hiroshi dissen XD der Typ hat ja tolle Freunde, da muss er sich erst anhören, dass er mal in Akane verknallt war (was stimmt), dann das er in Mirâ verschossen ist (was ja wohl eine Tatsache ist XD) und dann, dass er angeblich in Matsurika verknallt ist (okay Naoto, Elfmeter gnadenlos über die Latte gehämmert XD) Armer Hiroshi, aber ich glaube, er würde das nicht mit sich machen lassen, wenn er nicht gut mit ihnen befreundet wäre. Ob Akane das jemals erfahren wird? Ich schätze mal nicht, aber es wäre schon interessant ihre Reaktion zu sehen.

Du schaffst das schon mit dem neuen Kapitel, da bin ich mir sicher und ich freue mich schon drauf.
Bis zum nächsten Mal

Lg Fubuki


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