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Teach me how to love again

von

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Dreihundert…Dreihundert beschissene, nahezu identische Holzquadrate verkleideten die verfluchte Decke, seines bescheuerten Zimmers. Dreihundert Stück, die er in der letzten Stunde gefühlte fünfhundert Mal gezählt hatte. Seine Laune war auf einem Tiefpunkt angekommen, den er noch nie gespürt hatte und das machte ihn gleichzeitig wütend. Schnaubend wandte er den Kopf in Eriks Richtung.

„Lässt du mich jetzt endlich los?“, knurrte Charles.

Erik sah von seinem Buch auf.

„Sieh an, er kann ja doch noch reden“, kam es von ihm zurück und er schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde dich nicht losmachen. Du willst es ja nicht anders.“

„Verdammt, das ist Freiheitsberaubung!“

Ein leises Knarren erklang, als Charles versuchte sich anders hinzulegen. Verwundert stellte Erik fest, dass er seine Fesseln wohl unbewusst etwas gelockert hatte und zog sie wieder fester. Dafür erntete er einen weiteren bösen Blick des Kleineren.

„Das ist eine berechtigte Maßnahme um dir zu helfen, von deiner Sucht loszukommen. Wenn du glaubst, ich mach einen Fehler zwei Mal, dann hast du dich getäuscht.“

Charles verdrehte die Augen. Er hatte gestern den ganzen Tag versucht die Stimmen aus seinem Kopf zu verbannen. Weder Erik, noch Hank oder Logan hatten ihm sein Serum gegeben und er wäre wirklich wütend gewesen, wenn ihn seine Schmerzen nicht zu sehr beschäftigt hätten. Dann, gegen Abend, hatte Erik kurz das Zimmer verlassen. Charles nutzte es aus, dass er nicht mehr beobachtet wurde und hatte sich aus dem Bett gekämpft, um eine Schachtel darunter hervor zu holen. In dieser hatte er einige Spritzen versteckt, nur für alle Fälle. Nachdem er sich eine davon gegeben hatte, wurden die Stimmen zwar leiser, verschwanden jedoch nicht, also verpasste er sich noch eine. Dann endlich verschwanden die Stimmen und das Gefühl kam in seine Beine zurück.

Leider hatte er damit Erik wütend gemacht, der es sich in den Kopf gesetzt hatte ihn unbedingt von dem Serum loszubekommen. Nachdem dieser wieder in sein Zimmer gekommen war, hatte Charles versucht ihn abzulenken. Leider ohne Erfolg, obwohl es am Anfang gar nicht so schlecht ausgesehen hatte. Er hatte Erik schon an der Tür abgefangen und leidenschaftlich geküsst. Ehe dieser sich dagegen wehren konnte, fuhren Charles Hände unter sein Oberteil und strichen über seine Brust. Er spürte, wie sich die Muskeln des Größeren erst an- und dann entspannten. Erik erwiderte den Kuss, drängte sich an ihn und legte die Hände an Charles Taille. Im nächsten Moment hob er ihn hoch und die Beine des Kleineren schlangen sich um Eriks Hüften. Weiterhin leidenschaftliche Küsse austauschend, trug Erik Charles zu seinem Bett und warf ihn regelrecht darauf, nur um sich gleich über ihn zu knien und wieder zu küssen.

Charles hatte sich schon gefreut, dass sein Plan aufgegangen war, als sich plötzliches etwas Kühles um seine Handgelenke schlang und diese über seinen Kopf zog. Im nächsten Moment war Eriks Gewicht auf seinem Unterleib verschwunden. Charles legte den Kopf in den Nacken und erkannte, dass sich die dünnen Metallstangen vom Kopfende seines Bettes um seine Handgelenke wanden. Er versuchte sich aufzurichten, was jedoch von der Stellung seiner Arme verhindert wurde. Sein verwirrter Blick richtete sich auf Erik.

„Was…soll das? Ich steh nicht drauf gefesselt zu werden“, meinte Charles.

„Das hättest du dir vorher überlegen sollen“, erwiderte Erik und sah ihn aus kalten Augen an. „Wenn du das nächste Mal versuchst mich zu verarschen, dann stell es wenigstens geschickter an.“

„Mach mich los!“

Doch Erik schüttelte den Kopf und setzte sich auf den großen Ledersessel. Wenn er eines nicht leiden konnte, dann wenn man versuchte ihn zum Narren zu halten. Mal davon abgesehen war seine Geduld langsam am absoluten Tiefpunkt angekommen. Wenn Charles sich weigerte das Serum abzusetzen, dann zwang er ihn eben dazu. Manche musste man eben zu ihrem Glück zwingen und wenn er Charles eine Woche lang hier gefesselt halten musste, dann würde er es tun.

„Erik, verdammt! Du sollst mich losmachen!“

„Den Teufel werd ich tun!“, fuhr Erik ihn an. „Du bleibst so lange hier liegen, bis du von dem Serum weg bist oder selbst gelernt hast Metall zu manipulieren!“
 

So hatte er seit gestern Abend nicht mehr vom Bett aufstehen können und würde es wahrscheinlich auch nicht mehr schaffen. Er spürte schon, wie das Gefühl aus seinen Beinen wich und auch das Flüstern kam zurück. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sein Kopf wieder mit Stimmen erfüllt war.

„Du hättest nur zwei Tage die Zähne zusammenbeißen müssen, Charles. Zwei Tage, in denen du das Serum absetzten und die Stimmen wieder kontrollieren könntest. Ich hab dir versprochen, dir zu helfen, aber du hast auch mir versprochen, dass du mithelfen würdest. Das du danach einfach das Serum genommen hast...ich hätte nicht erwartet, dass du so schnell schwach wirst“, sagte Erik und klang dabei ehrlich enttäuscht.

Charles konnte ihn nicht ansehen und starrte deshalb zur Decke. Erik beschloss noch schnell in die Küche zu gehen, bevor die Wirkung des Serums nachließ. Er wollte bei Charles sein, wenn die Schmerzen wieder anfingen und ihm helfen, sie zu kontrollieren.

In der Küche traf er auf Logan, der gerade etwas im Kühlschrank zu suchen schien. Obwohl Erik kein Geräusch verursachte, wandte ihm der andere augenblicklich den Kopf zu, als er einen Fuß in den Raum setzte.

„Hältst du es für eine gute Idee, Charles gegen seinen Willen festzuhalten?“, fragte er und sah Erik aus wachen Augen an.

„Wenn ich ihn so davon abhalten kann, sich weiter das Serum zu spritzen, ja“, kam es von diesem zurück.

„Aber du weißt schon, dass du sein Vertrauen zu dir dadurch nur schmälerst. Mich wundert es wirklich, dass du dieses Risiko eingehst, Magneto.“

Erik hielt inne als Logan ihn so nannte. Das letzte Mal hatte Raven ihn mit diesem Namen angesprochen, als sie versucht hatte ihn zum Handeln zu überreden. Damals, aus ihrem Mund, hatte sich dieser Name gut angehört, hatte zu ihm gepasst. Jetzt wünschte er sich, dass Logan ihn niemals ausgesprochen hatte. Magneto stand für alles böse in ihm, für alles, was er Charles angetan hatte und er wollte ihn nicht in diesem Haus haben. Hier und jetzt war er Erik, Erik Lehnsherr. Ein junger Mann, der auf der Suche nach seiner Rache und der Ursache seines Hasses, die Liebe gefunden hatte und diese um jeden Preis beschützen wollte.

„Ich schmälere lieber sein Vertrauen, als ihn weiter so unglücklich zu sehen. Er leidet vielleicht unter den Stimmen, aber wenn er das Serum nimmt leidet er darunter sie nicht zu hören. Dass ist das, was du und Hank nicht sehen wollen.“

Logan hatte sich wieder seinem Kühlschrank zugewandt. Erik beobachtete ihn einen Moment, dann holte er zwei Gläser und eine Flasche Wasser, die er mit auf Charles Zimmer nehmen wollte. Doch bevor er die Küche verließ, drehte er sich noch einmal um.

„Sag mal, was machst du eigentlich den ganzen Tag? Ich meine, Hank sitzt an seinen wissenschaftlichen Arbeiten und stellt Nachforschungen an und Charles und ich arbeiten an seinem kleinen Problem. Aber von dir sieht man nie etwas, außer man geht in die Küche.“

Logan sah grinsend zu ihm herüber.

„Tja, ich stelle auch Nachforschungen an. Ich finde heraus, wo Trask sich gerade aufhält. Außerdem habe ich nach ein paar Mutanten gesucht und ihnen von dieser Schule hier erzählt. Sie wollen sie sich Mal ansehen, wenn alles vorbei ist. Ach und ich habe deine kleine blaue Freundin gefunden, jedoch wieder verloren. Sieh also zu, dass du Charles von diesem Zeug runterbekommst, damit wir die Zukunft retten können.“

Erik zog eine Augenbraue hoch. Logan konnte wirklich nützlich sein. Bis zu diesem Moment hatte er gedacht, dass er nichts weiter als eine Kampfmaschine war, jetzt sah das anders aus. Unwillkürlich nickte er ihm zu, wandte sich dann ab und ging zu Charles Zimmer zurück. Schon auf dem Flur konnte er einen unterdrückten Schrei hören und rannte nun schon fast.
 

Charles bekam nicht mit, wie Erik in das Zimmer gestürmt kam. Um ehrlich zu sein, bekam er absolut gar nichts mehr mit. Gerade als seine Kräfte sich wieder freigesetzt hatten, spürte er den Tod eines Mutanten. Es war ein Kind, ein Junge von vielleicht neun Jahren. Er lag irgendwo auf dem Boden und wurde zusammengeschlagen. Er weinte und kämpfte gegen die Hiebe und Tritte an, aber die anderen waren größer als er und machten weiter. Nach zehn Minuten erstarb die Gegenwehr und der Junge sank in die Bewusstlosigkeit. Nachdem sich ihr Spielzeug nicht mehr wehrte, wurden die anderen Jungen wütend und einer verpasste ihm einen Tritt gegen das Kinn, welcher ihm das Genick brach.

Charles lag da und weinte. Er weinte, weil diese vier Jungen, dem Kleineren die Chance auf sein Leben genommen hatten und weil sie das noch nicht einmal begriffen. Wie auch? Sie waren selbst noch Kinder. Er weinte um den Jungen, der niemals lernen konnte, wie wundervoll er war, wie einzigartig und wie wundervoll und hilfreich seine Mutation gewesen war. Wenn er doch nur hätte eingreifen können! Aber in seinem Zustand, hatte er ihm nicht helfen können und als wollte sein Gehirn, dass er diesen Moment noch einmal durchlebt, war es schon auf der Suche nach dem Nächsten, dem so etwas widerfuhr. Noch vier Mal ließ ihn seine Gabe, eine solche Szene miterleben und mit jedem Mal wurde der Drang diesen Mutanten zu helfen größer. Wenn er seine Gabe doch nur unter Kontrolle gehabt hätte, dann hätte er jeden einzelnen dieser Tode verhindern können.

Ausschlag gebend für seine Meinungsänderung war jedoch Erik. Er saß auf der Bettkannte, hatte eine Hand an Charles Wange gelegt und schien mit ihm zu leiden, zumindest nach seinem Gesichtsausdruck.

„Du hast mich gestern gefragt, warum ich unbedingt möchte, dass du deine Kräfte wieder beherrschst“, begann er und sah Charles fest an. „Der Grund ist ganz einfach und warum ich selbst so lange dafür überlegen musste, weiß ich nicht. Ich will dich einfach wieder in meinem Kopf haben. Diese Stille, wenn wir zusammen sind, ist einfach unerträglich, fast schon erschreckend. Ich vermisse einfach das warme Gefühl deines Bewusstseins, welches voller Emotionen ist, in meinem eher abgestumpften und rational denkenden. Ich vermisse die Geborgenheit, die du mir damit vermittelst und das Gefühl, dass mich jemand doch so annehmen kann, wie ich bin.“

Es lag so viel Zuneigung und Liebe in seiner Stimme, dass es Charles glattweg den Atem verschlug. Er hatte noch nie so viel Gefühl und Emotionen in Eriks Stimme und seinem Blick gesehen. Durch den ganzen Schmerz und die Qualen, welche seine Gedanken immer noch erfüllten, schien plötzlich so etwas wie ein Lichtstrahl zu fallen. Ein einladendes Gefühl streckte sich in seine Richtung, ein Bewusstsein das er kannte und das ihn willkommen hieß, ihm Geborgenheit schenkte.

„Du hast gewonnen, Erik“, murmelte er müde. „Ich werde das Serum nicht mehr nehmen. Dir zu Liebe und um unseren Brüdern und Schwestern zu helfen.“

Und mit diesem einen Satz, begannen zwei sehr lange Tage.



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