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Teach me how to love again

von

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Charles hatte sein Zimmer fluchtartig verlassen und war auf den Flur getaumelt. Dort musste er sich erst einmal auf das Treppengeländer stützen, um nicht zu fallen. Seine Beine trugen ihn doch noch nicht so, wie er es gerne gehabt hätte. Als er einen weiteren Schritt tat, gaben sie einfach unter ihm nach und er stürzte auf die Knie. Scharf sog er die Luft zwischen den Zähnen ein, als erneut Schmerz durch seinen Körper fuhr, mit dem einzigen Unterschied dass es diesmal wirklich sein eigener war. Alleine die Tatsache, dass Erik jeden Moment aus seinem Zimmer kommen und ihn so sehen konnte, ließ Charles sich wieder auf die Füße ziehen. Sobald er stand, kehrte auch die mittlerweile wieder gewohnte Stärke in seine Beine zurück und er rannte die Treppen hinunter. Unten angekommen stieß er die Eingangstür auf und wollte hindurch, prallte aber gegen jemanden und fiel hin. Als er hoch sah, erkannte er Logan, der seinen Blick fragend erwiderte und ihn, mit einer gemurmelten Entschuldigung, auf die Beine zog. Charles sagte nichts, sah ihn nicht mehr an und lief einfach an ihm vorbei, ins Freie.

Draußen wandte er sich nach links und rannte die Treppe hinab und dann in Richtung einer Baumgruppe. Er achtete nicht auf seine Umgebung. Wahrscheinlich hätte in diesem Moment ein UFO neben ihm landen können und er hätte es nicht bemerkt. Dafür war er viel zu tief in seine Gedanken verstrickt.

Charles hatte sich schon vor Jahren damit abgefunden, dass er mit seinen Gefühlen alleine dastand. Erik liebte ihn nicht und das war sein gutes Recht, immerhin hatte jeder die Freiheit so etwas selbst zu entscheiden. Doch dieser eine Gedanke am Strand hatte in Charles einen Funken Hoffnung geweckt, der aber ebenso schnell wieder erloschen war. Er hatte fast fünf Jahre gebraucht und dieses verdammte Serum, um zu realisieren, dass Erik als Freund für immer aus seinem Leben verschwunden war. Er hatte sich wieder damit abgefunden, dass dieser ihn niemals lieben würde. Doch Charles hätte nicht gedacht, dass er ihm so egal war.

Diese Szene von eben wollte einfach nicht aus seinen Gedanken verschwinden. Hätte Erik solche Schmerzen erlitten, wie er gerade…Charles hätte alles getan, um diese zu lindern, egal wie lange sie sich schon nicht mehr gesehen hatten, egal wie sehr sie sich auch voneinander entfernt hatten. Er hätte Erik geholfen und nicht einfach zugesehen, wie dieser sich unter Schmerzen wand.

Mittlerweile war Charles bei der Baumgruppe angekommen, welche einen kleinen See umschloss. Hier war er in den zurückliegenden Jahren immer wieder hergekommen, um nachzudenken. Er ließ sich an dessen Ufer ins Gras sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.

War er Erik wirklich so egal, nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten? Hatte er sich wirklich so in ihm getäuscht? Charles war der festen Überzeugung gewesen, dass Erik irgendwo in seinem Inneren noch so etwas wie eine gute Seite hatte, etwas menschliches, dass ihm Einhalt gebot wenn er zu weit ging. Doch nach den zurückliegenden Stunden hatte er diese Überzeugung verloren.

Ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken und sich umsehen. Erst nach einigen Augenblicken und nachdem er etwas Nasses spürte, dass über seine Wangen lief, wurde ihm klar, dass er laut geschluchzt hatte.

„Hör auf“, flüsterte Charles und unterdrückte ein weiteres Schluchzen. „Du wirst nicht wegen ihm heulen, verstanden!“

Doch diese Worte bewirkten das vollkommene Gegenteil von dem, was sie hätten bewirken sollen. Immer mehr Tränen rannen ihm über die Wangen und er konnte und wollte schließlich auch nichts mehr dagegen tun.

Erst in diesem Moment wurde ihm klar, dass er Erik immer noch, mit jeder Faser seines Körpers liebte und auch niemals damit aufhören würde. Diese Tatsache machte das Geschehene noch einmal schlimmer, da er jetzt auch wusste, dass er diesen nicht für sich gewinnen konnte. Erik hätte ihn nie so leiden lassen, wenn er auch nur ein winziges bisschen Zuneigung für ihn übrig gehabt hätte.

„Verdammt, Charles! Es reicht! Hör auf zu heulen wie ein kleines Mädchen und vergiss diese scheiß Gefühle für ihn!“

Diesmal schrie Charles und um sich zu beruhigen, zog er sich mit einem Ruck auf die Knie hoch und tauchten den Kopf in das kalte Wasser des Sees. Er blieb so lange unter Wasser, bis seine Lungen brannten und förmlich nach Luft schrien. Erst als er es wirklich nicht mehr aushielt, zog er den Kopf zurück und schnappte nach Luft. Das Brennen in seiner Brust wollte nicht nachlassen, dafür waren seine Tränen versiegt und seine Gedanken nicht mehr bei Erik. Das einzige Wort, das er denken konnte war:

ATME!

Und es hatte solange die alleinige Herrschaft, bis seine Atemzüge wieder gleichmäßig gingen und er nicht mehr das Gefühl hatte flüssiges Feuer zu atmen. Mit zitternden Händen strich er sich die Haare aus dem Gesicht und schloss kurz die Augen.

Jahre lang hatte Charles geübt, wie er Gedanken aus seinem Kopf aussperren konnte. Jetzt gelang ihm das nur noch mit Hilfe des Serums, solange es um die von anderen ging. Aber er hatte festgestellt, dass er dafür seine eigenen unerwünschten Gedanken und Gefühle, quasi wie auf Knopfdruck, wegsperren konnte und genau das tat er jetzt auch. Er versteckte seine Gefühle für Erik hinter einer Art mentalen Mauer. Dasselbe hatte er auch mit den Schuldgefühlen gegenüber seinen Schülern getan, nachdem fast alle in die Armee eingezogen worden waren. Denn nur so hatte er deren Verlust ertragen können, nur so hatte er weiterleben können…und nur so würde er Erik vergessen können.

Charles blieb am Ufer des Sees sitzen, bis es dunkel wurde und wäre wahrscheinlich auch noch länger dort geblieben, wenn nicht plötzlich jemand seinen Namen gerufen hätte. Er erkannte Hanks und Logans Stimme und die von Erik. Letztere ignorierte er und stand auf, um zu ihnen zu gehen. Allem Anschein nach, war er lange verschwunden gewesen, denn als er sich der Villa näherte, kamen ihm drei Lichter entgegen. Das erste was er sah war das besorgte Gesicht von Hank, dann das wütende von Logan. Erik sah er nicht einmal an, obwohl dieser ihn zuerst erreichte.

„Wo warst du?“, wollte Hank wissen.

„Das würde mich auch interessieren“, knurrte Logan.

„Nachdenken“, kam die knappe Antwort.

Um nicht noch weitere Fragen beantworten zu müssen, vor allem keine von Erik, ging er an den dreien vorbei Richtung Villa. Dort angekommen holte er sich etwas zu Essen aus der Küche und verschwand in seinem Zimmer. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah er sich um. Der Stuhl, auf dem Erik gesessen hatte, lag immer noch auf dem Boden, genauso wie die Spritze. Er stellte den Stuhl an seinen Schreibtisch und ließ sich dann auf sein Bett sinken.

Einen Moment betrachtete er die Spritze zu seinen Füßen, dann hob er sie auf und hielt sie ins Licht. An ihrer Spitze glänzte immer noch etwas von dem Serum. Charles zog eine Grimasse. So sehr er dieses Serum auch brauchte und wollte, so sehr hasste und verabscheute er es auch. Aber es war die einzige Lösung die Stimmen zu unterdrücken und deshalb ging er nun zu seinem Schreibtisch und nahm aus dessen Schublade eine neue Spritze heraus. Dann ging er zu seinem Bett zurück und nahm das Gummiband zur Hand, welches auf seinem Nachttisch lag. Mit routinierten Bewegungen wickelte er sich dieses um den linken Oberarm und ballte die Hand ein paar Mal zur Faust, damit seine Vene besser zu sehen war. Dann setzte er die Spritze an und stach zu, noch bevor sein Gehirn die Zeit hatte seiner Hand etwas anderes zu befehlen. Nachdem der leise, brennende Schmerz in seinem Arm abgeklungen war, entfernte er das Gummiband und legte es, zusammen mit der Spritze, auf seinen Nachttisch. Dann ließ er sich vollends auf sein Bett fallen und schloss die Augen.

Auch wenn seine Gedanken jetzt noch um Erik kreisten und den irritierten Blick, welcher er ihm zugeworfen hatte, als Charles ihn ignoriert hatte, wusste dieser, dass seine Gefühle am Morgen verschwunden sein würden. Sein Gehirn errichtete die mentale Mauer über Nacht von selbst und dafür war Charles sehr dankbar.

Mit einem zufriedenen Lächeln, zum einen ob der Tatsache das er die Bettdecke auf seinen Beinen spüren konnte, zum anderen weil er sich ab Morgen seinen Kopf nicht mehr darüber zerbrechen musste, ob Erik seine Gefühle erwiderte oder nicht, schlief Charles ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  usa-kun
2014-07-03T20:11:32+00:00 03.07.2014 22:11
Ooooh charles erlich lass den scheiss! Er will dich!!!> o < was machst du denn? Er meint es nur gut!... auf seine art oO oooh bin sehr gespannt! Und danke für die zuglektüre! :3
Antwort von:  Lelu
03.07.2014 22:52
bitte immer wieder gerne^^ Danke für die Abenddienstlektüre :D
Von:  usa-kun
2014-07-03T20:11:32+00:00 03.07.2014 22:11
Ooooh charles erlich lass den scheiss! Er will dich!!!> o < was machst du denn? Er meint es nur gut!... auf seine art oO oooh bin sehr gespannt! Und danke für die zuglektüre! :3


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