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Cold Winds

Der Tag, an dem eine Legende real wurde...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Musiktipp zum Kapitel:
https://www.youtube.com/watch?v=N0rXeW0C6Xc Komplett anzeigen

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Zweifel eines angeschlagenen Helden

Wenig später wartete ich in dem Zimmer, das Link zugewiesen worden war, auf ihn.

Die Einrichtung war wirklich grässlich, giftgrüne Möbel und unnatürlich helle, weiße Wände.

Die Luft roch genauso steril wie die Tapete aussah, künstliche Plastikblumen ließen unzählige Staubkrümel aufsteigen.

Wieder einmal sah ich gedankenverloren aus dem Fenster.

Auf der ganzen Welt tauchten Monster auf, ein hylianischer Held betrat unsere Welt und die Bedrohung wurde immer größer.

So etwas passierte nicht grundlos.

Und auch wenn es Ganondorf vielleicht Spaß bereitete, einfach so aus der Ferne eine Welt auszulöschen, müsste er doch einen Grund dazu haben, ausgerechnet unseren Planeten zu nehmen, inwiefern unsere Welt auch mit Hyrule verbunden sein mochte.

Irgendeine Intuition sagte mir das.

Und, wie sich herausgestellt hatte, hatte sie mich ja noch nie betrogen.

Link hatte gesagt, die Monster seien erst hier aufgetaucht, nachdem er die Welt betreten habe.

Was hatte er denn dann für einen Grund gehabt, nach hier…?

„Ich habe einen Auftrag zu erfüllen,“, hatte er gesagt.

Aber was für einen Auftrag?

Wenn die Monster erst nach ihm aufgetaucht waren, war er nicht hier, um sie zu verjagen.

Nein, bestimmt nicht…

Bisher hatte er doch nur solch eine Reise angetreten, wenn es galt, die Welt vor dem Bösen zu retten, aber nun, wo das ausgeschlossen war, konnte es nur einen anderen Grund geben, so wie er gesagt hatte.

Aber was wollten dann die Monster hier?

Wenn sie hinter Link her gewesen wären, hätten sie doch nicht die ganze Schule angegriffen.

Das war alles so unlogisch…

Es fing an zu regnen.

Welche Gründe könnten die Welt Hyrules mit der unseren nur verbunden haben?

Link würde mir wohl keine Auskunft darüber geben, was das für ein Auftrag war, das wusste ich, sonst hätte er es mir sicher schon längst erzählt.

Prasselnd schlugen dicke Tropfen gegen das Fenster.

Ich fühlte mich der Lösung des Rätsels so nah wie nie zuvor, aber mir wollte einfach nichts einfallen.

Bisher hatte Link sich ja nur den Auftrag gesetzt, Zelda zu retten, jedenfalls war es in den Spielen so…

Heftig schlugen immer dickere Tropfen gegen das Fenster. Es war so schwierig…

Ein kleines Bächlein floss das Glas hinab.

Ein roter Fleck spiegelte sich in der Scheibe wieder und hatte fast die Form eines Bootes. Wieso musste ich ausgerechnet jetzt an „The Wind Waker“ denken?

Aber halt... Dort hatte sich Link auf die Reise begeben, weil der Maskenkönig seine Schwester für Prinzessin Zelda gehalten hatte und er darauf alle Mädchen mit langen spitzen Ohren entführt - Ich stockte.

Natürlich, das wäre doch eine Erklärung!

Vielleicht gab es Zelda auch in dieser Welt, und Link wurde beauftragt, sie zu finden.

Daraufhin tauchten die Monster auf, denen wohl dieselbe Aufgabe gestellt wurde.

Ich sah das Monster vor mir, dass Julia an den Haaren gepackt hatte.

Lange, blonde Haare…

Konnte das sein? Aber dann hatten die Monster ja bereits eine Spur…

Dann musste ich Link helfen, Zelda so schnell wie möglich zu finden, bevor die Monster es taten.

Er würde mit ihr nach Hyrule zurückkehren und dann das Portal hinter sich schließen.

Zwar klang es recht unlogisch, weil ich mir keinen Grund für Zelda ausmalen konnte, warum in aller Welt sie sich hier aufhalten sollte, aber es wäre eine mögliche Erklärung für diese kuriose Geschichte…

Ich sah zum Himmel hinauf. Die Wolkendecke lichtete sich wieder und die Sonne schien erneut in das Zimmer.

War es ein Zeichen der Göttinnen gewesen, um mich auf diese Idee zu bringen?

Ausschließen konnte ich das nicht. Ich lächelte, als ich der Sonne so entgegen sah.

Um ehrlich zu sein war es mir doch eigentlich schnurz, warum er hier war.

Wenn Link tatsächlich einen Auftrag zu erfüllen hatte, dann würde ich ihm dabei helfen, egal ob ich richtig lag oder nicht.

Es war ein Stück wie in meinen Träumen, wo ich ihm auch ständig zur Seite stand...

Niemals, schwor ich mir, niemals würde ich ihn im Stich lassen, egal, wie schwierig es werden würde.

Und niemals würde ich diesen Schwur brechen.
 

„Was überlegst du?“, hörte ich Link hinter mir fragen.

Ich drehte mich um. Sein ganzer Oberkörper war nun verbunden, nicht nur sein Arm.

„Aber das war ja schlimmer als ich dachte…“, murmelte ich entsetzt und starrte auf die Verbände.

„Ach was, sind doch nur Kratzer. Außerdem hast du mich jetzt schon in dieses Krankenhaus geschleppt, da brauchst du dir doch keine Sorgen mehr zu machen.“, lachte er.

„Wie lange musst du denn jetzt noch hierbleiben?“, fragte ich ihn.

„Die Ärzte sagten, sie wollten mich morgen noch zur Sicherheit hierbehalten und dann könnte ich schon wieder gehen,“, meinte er unglücklich und setzte sich auf sein Bett.

Mir fiel auf, dass er ebenfalls ein ziemlich dickes Pflaster an der Schläfe hatte.

„Aber was ist denn? Das ist doch nicht lang,“, freute ich mich. Ausdruckslos sah er auf die abscheulich karierte Wolldecke.

„Aber hast du gesehen, wie viele Monster über die Schule hergefallen sind? Ich möchte mir nicht vorstellen, wie viele es morgen erst über der ganzen Welt verteilt werden könnten,“, sagte er leise. „Du musst wissen, dass gewöhnliche Kräfte aus dieser Welt diesen Dingern so gut wie gar nicht schaden können. Das heißt, dass sich die Menschen nicht einmal mit den besten Waffen vor ihnen schützen können…“, murmelte er in sich hinein.

„Und währenddessen sitze ich hier herum und kuriere mich aus.“

Verbittert sah er aus dem Fenster und senkte den Kopf.

Er machte es sich immer so schwer, blitzte es durch meine Gedanken, und ein Gefühl überkam mich, als würde ich das alles bereits in und auswendig von ihm kennen.

Es war nur ein kurzer Moment gewesen…

Wahrscheinlich lag es an jenen komischen Visionen.

Ich ging langsam zu ihm hinüber und legte ihm meine Hand auf die Schulter: „So erschöpft wie du nach dem Kampf gegen King Bublin warst, hättest du doch nie im Leben gegen andere Monster antreten können,“, sagte ich aufmunternd.

„Das war meine eigene Schuld,“, murmelte Link, „Wenn ich in einer besseren Verfassung gewesen wäre, dann wäre er gar nicht erst dazu gekommen, mich anzugreifen, und ich wäre nicht verwundet. Schau mich doch an: Ist das ein hylianischer Held, wie man sich ihn vorstellt?“, fragte er leise.

„Ja, ich denke schon,“, schmunzelte ich.

„Erst Recht nach einem Kampf wie diesen. Du hattest den Mut eines hylianischen Helden und sein Glück. Die Kugel hätte dir doch genauso gut direkt in den Kopf gehen können…“ Ich schluckte, als ich das sagte. „Aber du bist trotzdem erfolgreich aus dem Kampf hervorgegangen, du hast eine zweite Chance erhalten. Du hast die Möglichkeit, deine Reise da fortzusetzen, wo sie war, als du gegen ihn angetreten bist, Link. Sei doch froh darüber.“, sagte ich aufrichtig.

Link schien immer noch nicht an diese Worte zu glauben.

„Ich habe nicht gewonnen,“, sagte er einfach.

„Du bist nicht gestorben,“, sagte ich glücklich.

„Außerdem...„, fügte ich hinzu und stupste ihn schelmisch an den Ellenbogen, „...machen wir ihm beim nächsten Mal alle.“

Ich zwinkerte und Link sah auf.

Er grinste, immernoch ein wenig bekümmert, aber fröhlicher als vorher. „Es ist schön, dass du es schaffst, mir Mut zu machen.“
 

„Kann ich dich etwas fragen?“, fragte ich Link leise.

Er nickte.

„Wie lautet der Auftrag, den dir die Göttinnen erteilt haben?“

Einige Minuten schwieg er und wir standen einfach nur da, bevor er sagte: „Ich muss in dieser Welt jemanden finden… Jemanden, der mit seiner Kraft eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Ganondorf darstellen könnte. Allerdings gilt es nun ersteinmal die dunklen Mächte in Schach zu halten, bis ich da erledigt habe… Ich werde wohl einige Zeit fort sein.“

Vielleicht lag ich auch diesmal mit meiner Vermutung richtig…

Vielleicht…

„Hast du diesen Jemand denn schon gefunden?“, fragte ich, ohne zu erwähnen, welche Vermutung ich hatte, wen er mit „Jemand“ meinte.

Link sah wieder zu Boden und schwieg.

„Tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen,“, meinte ich besorgt und setzte mich neben ihn, um einen Blick auf sein betrübtes Gesicht zu werfen.

„Ich dachte nur, dass ich dir vielleicht helfen könnte, im Kampf gegen die Monster und falls es nötig sein sollte bei deiner Suche…“

„Nein.“, sagte Link nur bestimmt, „Das ist zu gefährlich für dich. Du wirst mir nicht helfen.“

„Aber warum nicht?“, fragte ich und hörte mich an wie ein trotziges Kleinkind, worüber ich mich ein wenig ärgerte, „Warum sollte ich dir nicht helfen? Ich werde alles tun, was ich kann, um dich zu unterstützen, egal wie.“

„Darum geht es doch überhaupt nicht. Das ist zu gefährlich für dich, versteh das doch. Du kannst nicht mitgehen, und selbst wenn ich gewollt hätte, dass du mitkommst, würdest du in größter Gefahr schweben!“, sagte Link.

„Diese Sache wird immer gefährlicher und ich möchte nicht, dass du dein Leben unnötig riskierst.“

„Es ist, weil ich nicht so stark bin, nicht wahr?“, fragte ich, „Ich würde dir wohl nur zur Last fallen, wenn du mich mitnehmen würdest, oder?“

Einen Augenblick sah Link mich entsetzt an, dann sagte er schnell: „So meinte ich das doch gar nicht, Gina. Es geht darum, dass das Risiko einfach viel zu groß für dich ist, wenn du dich auch noch den Monstern stellst, das ist alles. Es geht nicht um Stärke oder um Kraft, sondern um die Gefahr, die von den Monstern ausgeht…“

„Ja, genau aus diesem Grund möchte ich dir doch helfen,“, sagte ich einfach mitten in seinen Satz hinein.

„Du musst mich auch verstehen. Wenn ich hier untätig herum sitze, obwohl ich weiß, was da draußen gerade vor sich geht, dann wird die Gefahr größer sein, dass ich mir selber etwas antue, als dass mich eins dieser Monster umnietet. Wenn ich schon in diese grässlichen Sachen eingeweiht bin, möchte ich auch helfen, das, was mir lieb ist zu schützen. Schließlich geht es unter anderem doch auch um meine Familie. Außerdem kann ich nicht einfach hierbleiben und dich deinem Schicksal überlassen, und das habe ich auch nicht vor.“

Unschlüssig sah Link mich an.

„Versprichst du mir, dass du keine halsbrecherischen Aktionen mehr starten wirst?“

„Darauf habe ich dir schon eine Antwort gegeben.“, sagte ich leise.

Auch wenn ich unbedingt mitwollte, so musste er doch akzeptieren, dass ich ihn auch um jeden Preis schützen wollte.

Besorgt sah er mich an. „Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn ich dich mitnehme.“
 

Am späten Abend sah ich, wie Link bereits seine sieben Sachen zusammenpackte, die ich ihm während seiner kurzen Aufenthaltszeit im Krankenhaus besorgt hatte.

Alles in allem nicht viel, nur das Nötigste, was man auf eine Reise mitnahm: Kleider, Proviant, Geld, Zahnbürsten, Taschenlampen…

Und noch immer hatte ich vor, ihn zu begleiten.

Meine Sachen ruhten sicherheitshalber auch bereits gepackt hinter dem kunstledernen Sessel in Links Krankenzimmer, schließlich wusste ich nicht, ob er seine Meinung, mich mitzunehmen, nicht noch einmal ändern würde, und im Notfall wäre ich darauf gefasst, mich ihm hinterherzuschleichen.

Unter dem Vorwand, dass ich eine kleine Gehirnerschütterung bekommen hatte, ruhte ich schließlich immer noch im Krankenhaus.

Eine miese Ausrede, aber unter diesen chaotischen Zuständen würde trotzdem eine ganze Weile dauern, bis mich jemand hier besuchen kommen würde.

Vielen anderen aus der Familie ging es schließlich auch mittlerweile nicht mehr besonders gut.

Erst gestern hatte ich am Telefon erfahren, dass eines der Monster meinen Cousin schwer verwundet hatte.

Eines anderes hatte sich Zutritt in unser Wohnzimmer verschafft, und mein Opa hatte sich völlig verausgabt, als er das Biest aus dem Haus gescheucht hatte, sodass er ebenfalls in einem anderen Krankenhaus lag.

Insgeheim hoffte ich so stark ich nur konnte, es möge nicht noch etwas Schlimmeres passieren.

Ich hatte meine Mutter gefragt, warum sie denn nicht fliehen würden, wenn die Monster schon in unserer Stadt waren, aber sie hatte damit geantwortet, dass sie zum Einen nichteinmal wüssten, wohin sie fliehen sollten, zum anderen sie aber auch kein Familienmitglied hier allein zurücklassen wollten, mich eingeschlossen.

Außerdem seien die Monster für's erste wieder abgezogen.

Die Mühe, ihr zu erklären, dass sie bald wiederkehren würden, hatte ich mir direkt gespart. Wenn sie nicht flohen, hieße das, dass sie alle Hoffnung aufgegeben hatten, und das konnte ich ihnen nichteinmal verübeln, selbst wenn es mich beunruhigte.

„Tut mir Leid, Schatz. Ich komme so früh wie möglich zu dir.“, hatte meine Mutter aufgelöst gesagt, und ich wusste, wie sehr es ihr Kummer bereitete, dass sie nicht bei allen gleichzeitig sein konnte, auch wenn sie wahrscheinlich lieber bei mir wäre als bei meinem Großvater, das hörte ich an ihrer Stimme.

Besorgt war gar kein Ausdruck für den Ton, den sie im Hörer angeschlagen hatte, meine Mutter, die sich schon Sorgen machte, wenn ich alleine schwimmen ging.

Sie dürfte eigentlich erst als Allerletzte von meinem Verschwinden erfahren.
 

„In Ordnung, ich bin fertig.“, meinte Link zufrieden und musterte dankbar die dunkelgrüne Reisetasche, die ich ihm gekauft hatte.

Ob ich die Farbe aus Zufall ausgesucht hatte, wusste ich nicht mehr.

„Wo sind eigentlich deine Waffen, mit denen ich dich einmal gesehen habe? Hast du sie versteckt?“, fragte ich, als mir aufgefallen war, was fehlte.

Link zog den Reißverschluss zu. „Etwas von der Schule entfernt in einem Schlitz an einer Hofmauer, dort sind sie sicher, bis wir sie holen. Bist du soweit?“, fragte er abenteuerlustig und zog sich eine Jacke an.

„Yup, von mir aus kann es losgehen.“, gab ich ihm freudig zur Antwort.

Zwei Uhr morgens war wahrscheinlich der aufregendste Zeitpunkt, eine epische Reise anzutreten.

„Na dann, hinaus in die Nacht,“, sagte er etwas leiser und weniger glücklich auf dem Flur, und ich wusste, dass man diesen Satz zweideutig verstehen konnte.

Seine Worte hatten so unheilvoll geklungen wie der Nebel außerhalb des Gebäudes aussah.

Als ich nach draußen blickte, wie die Baumwipfel unheilvoll im Winde rauschten, wurde mir bewusst, wie gefährlich unsere Welt geworden war.

Und wie gefährlich sie noch werden würde.
 

„Wir gehen für diese Nacht ins Feld, um zu übernachten. In dieser Gegend haben wir anscheinend noch nichts zu befürchten...", meinte Link ein wenig später zu mir, als wir gerade eine kleine Landstraße entlanggingen, vorbei an den gelblichen Lichtern der Straßenlaternen.

Er zog sich das dicke Pflaster von der Stirn, wobei seine blonden Haare ein wenig um ihn herumflogen.

Einen Moment lang war ich froh, ihn in diesem Moment angesehen zu haben, denn irgendwie sah es sehr faszinierend aus...

„Je früher wir hier wegkommen, desto besser. Danach müssen wir uns überlegen, wie wir schnell von einem Ort zum anderen kommen können.“

„Das ist einfach.“, meinte ich und zwinkerte, „Lass uns einfach nochmal bei mir zuhause vorbeigehen. Ich muss sowieso noch einige Sachen holen.“

Wir gingen eine Weile durch die verlassenen Gassen, die nur noch selten von ein paar Autos befahren wurden.

„Bist du dir auch wirklich sicher, dass du das tun willst? Du wirst eine lange Zeit mit mir unterwegs sein…“, sagte Link, blieb kurz stehen und sah mich fragend an, „Allzu bald wirst dann demnächst wohl deine Familie und deine Freunde nicht mehr sehen.“

„Warum fragst du das eigentlich noch?“, meinte ich lächelnd und schob ihn weiter.

„Es ist nur so, weil ich es jetzt eigentlich schon bereue, dich mitgenommen zu haben. Ich meine, es könnte hier in jeder Ecke irgendein Monster lauern und jetzt fällt mir erst wirklich auf, in was ich dich da mithineingezogen habe…“, meinte er daraufhin mit leerem Blick.

Langsam wurden die Häuser weniger und wir kamen auf einen schmalen Feldweg, der aufgrund mangelnder Beleuchtung schwarz wie die Nacht war.

Es war nicht einfach, zu gehen, ohne den Boden vor sich zu sehen.

Ich packte eine Taschenlampe aus und knipste sie an.

„Mithineingezogen oder nicht, du bist schließlich immer noch mein Freund und ich möchte nicht, dass dir etwas geschieht.“, sagte ich nur.

Er lächelte milde.

„In Ordnung, hier können wir sicher die Nacht bleiben. Noch eine Nacht im Krankenhaus hätte ich nicht überstanden.“, sagte Link und zog glücklich die frische Luft ein. Vielleicht war es jetzt ein guter Zeitpunkt, ihn nach näheren Hintergründen zu befragen.

„Sag mal, Link, was genau ist denn nun eigentlich passiert?“, fragte ich ihn nach einiger Zeit, „Wie genau kommen diese ganzen Monster hierher? Ich habe es, ehrlich gesagt, noch immer nicht richtig verstanden.“

Link setzte sich mir gegenüber im Schneidersitz auf das Gras. Seine Hände ruhten neben ihm auf dem Boden, während sein Blick in die Ferne schweifte. „Nun, ich weiß es selbst nicht genau. Sollte das passiert sein, was ich vermute, dann...“ Wahrscheinlich dachte er darüber nach, wie er mir das Folgende am besten erklären konnte.

„Ganz am Anfang stellten mir die Göttinnen nur jenen Auftrag, die Person zu finden, deren Mächte sie noch benötigten, um im Kampf gegen die Finsternis gewappnet zu sein.“

„Heißt das, du wurdest von den Göttinnen selbst...?“, fragte ich verwundert, dass sich diese allmächtigen Wesen, die sonst immer so unbeteiligt schienen, aufeinmal dermaßen in sein Leben einmischten.

„Nein, nicht ganz. Ich bin eines Tages nur hier aufgewacht, nach einem Traum, in dem jemand zu mir gesprochen hatte... Ich vermute stark, dass es die Göttinnen waren, wer sollte denn sonst auf diese Weise Kontakt zu mir aufnehmen?“

Ich wusste nicht, ob ich widersprechen sollte, denn eigentlich fielen mir sehr viele Leute ein, die auf diese Weise eine Botschaft hätten schicken können.

Zudem schien die Frage weniger an mich gerichtet zu sein.

„Es wird wohl irgendetwas damit zu tun haben, dass ich durch die Zeit gereist bin, anders ist es nicht zu erklären. Ansonsten fällt mir kein Grund mehr ein, warum so viele verschiedene Zeitperioden auf einmal aufeinandertreffen.“

Da mir jede genauere Erklärung sicher zu kompliziert geworden wäre, beschloss ich, ein anderes Mal nachzufragen.

„Und wo musst du hin...?“

„Nun...“, meinte Link und sah mich etwas entschuldigend an, „Das ist der springende Punkt.“

„Wie kannst du denn auf eine Reise gehen, wenn du nichteinmal weißt, wo ihr Anfang und Ende ist?“, fragte ich verwundert.

„Ich folge meiner Nase. Immerhin bin ich ja noch überall angekommen, wo ich hinwollte...“ „Apropos...“, fiel mir da ein, „Aus welche Zeit kommst du eigentlich?“

Das künstliche Licht brannte unangenehm in meinen Augen.

Sicher war es die Müdigkeit.

In dem Halbdunkel blickte er von mir ab auf das Gras und konzentrierte seinen Blick auf verschiedene Stellen, als würde er überlegen, aber vielleicht wurde ihm nun auch nur bewusst, dass er es selbst nicht wusste.

Er tat mir leid.

Obwohl er wohl von allen hier am Besten informiert war, war er doch völlig ahnungslos.

„Ich schätze, die Göttinnen haben ihr Spielchen mit der Zeit getrieben.“, antwortete er daraufhin und setzte ein schelmisches Lächeln auf.
 

„Ich hab' dir einen Schlafsack in deine Tasche gepackt.“, sagte ich und faltete meinen eigenen auf.

„Danke, du hast wirklich an alles gedacht…“, meinte er, während er ein Taschenmesser und die Taschenlampen staunend musterte.

„Na dann gute Nacht, morgen wirst du ein letztes Mal dein Zuhause sehen.“

Damit wollte er mir eine gute Nacht bescheren?

„…zum letzten Mal, bevor wir aufbrechen.“, verbesserte ich ihn grinsend.

Es dauerte ziemlich lange, bis ich eingeschlafen war, denn es gab noch so viele unbeantwortete Fragen...

Unglaublich, das Abenteuer, über das ich solange nachgedacht hatte, existierte aufeinmal wirklich…

Und ich war mittendrin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shadow-queen
2014-11-05T15:48:56+00:00 05.11.2014 16:48
Oh mann oh mann! Wer ist bloß diese Person, nach der Link suchen soll? Das interessiert mich wirklich brennend. Eine Person mit solchen Mächten... Da würde mir auch nur Zelda einfallen...*grübel*


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