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Cold Winds

Der Tag, an dem eine Legende real wurde...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Musiktipp zum Kapitel:
https://www.youtube.com/watch?v=yyu0UDfDDZ4 Komplett anzeigen

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Gestatten, Kokari, Links Ebenbild

Kurz darauf hatten wir Mathe. Unser Fachlehrer war auch unser Klassenlehrer, der uns immer nur Gutes wollte. Die meisten Schüler konnten ihn nicht besonders leiden, da man bei seinem Verhalten eher an eine Art zerstreuten Professor als an einen Lehrer dachte. Unsere Klasse jedoch mochte ihn sehr und ich hätte mir keinen besseren Klassenlehrer wünschen können. Aber an diesem Tag hatte er ein paar Minuten Verspätung, was sehr selten bei ihm vorkam, und die die anderen nutzten, um schnell nicht angefertigte Hausaufgaben oder Sonstiges zu erledigen, während die, die die Hausaufgaben hatten, sich mit der Tafelkreide bewarfen.

Ich saß unter meinem Tisch und tat so, als würde ich in meiner Tasche kramen, was ich auch tat, jedoch nur um den Kreidestückchen auszuweichen, die ständig über meinen Platz segelten. Die Flecken auf meiner Jacke genügten bereits.

Und so wartete ich darauf, dass unser Klassenlehrer endlich erschien.

In einer Ecke standen Natalie und Kathrin, die mir aufmunternd die Daumen entgegenhielten, die beiden, mit denen ich mich in meiner Klasse noch am Besten verstand. Schmunzelnd zwinkerte ich ihnen zu.
 

Dann hörte ich die Tür zufallen und merkte, wie sich alle Schüler auf ihre Plätze setzten. Schnell kam ich wieder mit dem Buch unter dem Arm unter dem Tisch hervor und setzte mich auf meinen Stuhl. Unser Lehrer kam mit großen Schritten in die Klasse stolziert und stellte seinen Aktenkoffer mit den Lernmaterialien auf das Pult. „So, ich habe euch jemanden vorzustellen. Wir haben jemand neuen in der Klasse.“, sagte er hastig und verschluckte sich dabei fast. Einige kicherten. Bitte nicht noch einen Rüpel wie Dennis und Kevin, dachte ich nur, denn nach dem heutigen Tag konnte ich wirklich nicht nocheinen von dieser Sorte gebrauchen. Und dann sah ich, wie der Blonde von eben in die Klasse kam und ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen. Doch kein Rüpel. Er war Neuntklässler?

„Nun, dann stell dich doch mal bitte der Klasse vor.“, meinte unser Lehrer heiter wie immer.

„Hi,“, sagte der Neue fröhlich, aber ruhig und gelassen.

„Also ich bin Kokari Miyamoto und komme aus Japan, aber meine Eltern sind europäischen Ursprungs und ich also in gewisser Weise auch... Ich wohne erst seit ein paar Tagen hier und kenne mich noch nicht sonderlich gut hier aus.“, sagte er und beim letzten Satz wurde seine Stimme immer unsicherer, als er seine Augen einmal durch den Raum streifen ließ. Dann sah er mich direkt vor ihm in der zweiten Reihe sitzen und sah etwas erleichterter aus. Ich nickte ihm aufmunternd zu. „Jedenfalls hoffe ich, dass wir uns gut verstehen.“, meinte er noch abschließend und sah dann wieder zu mir. Und wieder hatte ich das Gefühl ihn zu kennen…

„Nun, dann setz dich doch mal irgendwo hin, Kokari,“, haspelte unser Lehrer und ließ ein paar verzweifelte Blicke über den vollen Klassenraum wandern.

Dann blieb er am leeren Platz neben mir hängen.

„Wie wäre es, wenn du…“, fing er gerade an, da hatte sich Kokari auch schon neben mich gesetzt.

„Uhhlala,“, tönte es wie im Chor aus den hinteren Bankreihen, doch weder mich noch ihn störte das Recht viel, auch wenn ich innerlich wieder die Augen verdrehte.

Ich war vielleicht noch lange nicht erwachsen, aber so einen Kindergartenmist brauchte doch wirklich keiner.

„So, dann schlagt mal eurer Buch auf Seite…“, fing der Lehrer direkt wieder an.

Ich schlug meine Federmappe auf und erblickte sogleich das kleine Triforcesymbol, das ich darauf gekritzelt hatte, als mir langweilig war. Ich musste schmunzeln. Zelda-Artikel selbstgemacht. Und in dem kleinen Fach aus Plastik, indem vorher eine kleine Verkehrsschule gesteckt hatte, erblickte ich mein Lieblingsbild von „Twilight Princess“, sprich TP, auf dem Link auf Epona sitzt und sich hinter ihm ein scheinbar endloser Wolkenhimmel zu ergießen scheint. Und dann hielt ich wie eingefroren inne. Aber das war es…
 

Abwechselnd sah ich auf das kleine Bild und dann wieder auf meinen Banknachbarn. Warum war mir das nicht früher aufgefallen? Konnte das sein…?

Dieser Kokari schien eine verblüffende Ähnlichkeit mit Link zu besitzen.

Vielleicht war hatte ich deshalb das Gefühl gehabt, ihn zu kennen.

Jetzt war ich wohl ganz verrückt. Freak. Und was für einer.

Nicht Kokari, sondern ich meinte mich. Ich fing schon an, meine Mitschüler mit Protagonisten aus der Zeldareihe zu vergleichen… Aber hätte man einen Zeldafilm gedreht, wäre Kokari der perfekte Hauptdarsteller gewesen. Er glich ihm tatsächlich wie ein Ei dem anderen, nur dass er natürlich keine grüne Rüstung oder gar eine Zipfelmütze trug. Von der Kleidung sah er aus wie jeder andere auch: Weiße Sportjacke, hellblaues T-Shirt, schwarze Jeans. Detailmäßig verglich ihn einmal unbemerkt mit dem kleinen Bild in meiner Mappe. Er hatte wirklich ein paar spitze Ohren, und sogar sein Ohrring war auf derselben Seite. Hätte das jemand gewusst, hätte er mich wohl für verrückt erklärt, aber das war tatsächlich eine solch verblüffende Ähnlichkeit… Schließlich drehte sich Kokari zu mir um und musterte mich besorgt, als ich ihn so gedankenverloren angestarrt hatte, und nahm dabei unweigerlich dieselbe Pose ein wie Link auf dem Bild. Ich blinzelte, um den Kopf frei zu bekommen.
 

„Was ist los?“, fragte er leise, aber freundlich.

„Ich ähm,… Also, nichts, ich habe nur gerade überlegt, ob ich dich eben im Bus vielleicht auch schon gesehen habe.“, stotterte ich.

Kokari lächelte. „Nun, vielleicht. Ich habe ganz hinten in der letzten Reihe gesessen.“ Ich konnte ihm doch unmöglich verklickern, dass ich ihn gerade mit einer Figur aus meinem Lieblingsvideospiel verglichen hatte. Der Matheunterricht war langweilig wie immer. Dreiecke, Dreiecke, nichts als Dreiecke und Wiederholungsaufgaben. Ich war zwar nicht gerade die beste in Mathe, aber ehrlich gestanden interessierte ich mich auch nicht sonderlich dafür. Wer brauchte in einer Zeit der Taschencomputer und Handys denn wirklich noch die Berechnung von Katheten? Man muss doch nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht. Ich war sowieso mehr die sprachlich Begabte. Es gab Wichtigeres…
 

Ich musste schmunzeln, als ich daran dachte, dass sich dieses Ebenbild eines hylianischen Helden ausgerechnet neben den einzigen Zeldakenner aus der Klasse gesetzt hatte. Vielleicht war es auch gar kein Zufall, dass Kokari so aussah, vielleicht war er nur ein großer Link-Fan. Aber dann war es wiederum ein verdammt großer Zufall, dass sogar seine Gesichtspartien und sein Körperbau ihm so stark ähnelten. Würde man ihn in grüne Kleidung stecken, er sähe genauso aus, vielleicht bis auf das Triforcesymbol an der Hand.

Geistesabwesend sah ich auf die Hand von Kokari und kaute auf dem Ende meines Bleistiftes herum. Ein schwarzer Handschuh verdeckte seinen linke Handrücken. Das wurde ja immer geheimnisvoller, schmunzelte ich. Ob ihn noch niemand auf diese Ähnlichkeit hingewiesen hatte? Irgendwie faszinierte mich dieser Hauch von Mystik, der diesen Jungen umgab...
 

Gerade war ich draußen, nachdem es zur Pause geschellt hatte, als ich bemerkte, dass Kokari mir gefolgt war. „Tut mir Leid, dass ich dich schon wieder störe, aber wärst du wohl in der Lage, mir vielleicht die Schule zu zeigen?“, fragte er wohl etwas verlegen.

„Weil ich mich hier noch nicht so gut auskenne und…“

„Ist ja schon gut, du brauchst dich doch nicht schon wieder zu entschuldigen.“, lachte ich. „Ich tu das doch gerne.“

So gingen wir über den Schulhof, bis ich sah, wie die beiden Raudis hinter uns aus der Klasse kamen und sich suchen umschauten. Anscheinend waren sie noch immer sauer, dass ich ihnen die ellenlange Standpauke der kleinen Schmidt ein weiteres Mal verschafft hatte. Langsam kamen sie in unsere Richtung. Ich hatte keine Lust darauf.

„Oh, bitte versteck mich ganz kurz.“, bat ich Kokari und huschte schnell hinter ihn, bevor er auch nur fragen konnte, was das sollte. Langsam gingen die beiden an uns vorbei, und ich merkte, wie Kokari ihnen fragende Blicke hinterherwarf.

„War das wegen den beiden dort?“ „So ungefähr,“, antwortete ich knapp. „Es gab da einige Zwischenfälle…“

„Haben dir die beiden Jünglinge etwas angetan?“, fragte er ausdruckslos und starrte ihnen immer noch hinterher.

„Nein, nein, nicht wirklich, aber die können manchmal sehr, ähm, belästigend werden.“, sagte ich. „Und ich habe noch vor, heute mit deiner Besichtigung fertig zu werden.“, fügte ich schmunzelnd hinzu. Kokari lachte. Kurz darauf hörte ich es schon von hinten. „Da ist die Alte! Komm schon, ich hab sie!“ Ich verdrehte die Augen. Dann hatten sie mich doch gesehen… Hechelnd kamen die beiden angerannt, wie zwei Hunde, die zulange neben einem Fahrrad hergelaufen waren. „Was wollt ihr denn schon wieder? Ich habe etwas zu tun, verzieht euch, oder soll ich die Schmidt nochmal rufen?“, fragte ich genervt, ohne sie überhaupt anzusehen oder mich zu ihnen umzudrehen. Und ja, in diesem Moment gab ich mich ausnahmsweise mal cooler, als ich eigentlich war. Wenn Kokari merkte, mit was für einem Außenseiter er hier herumhang, wollte er vielleicht nichts mehr von mir wissen...

„Dafür wirst du bezahlen, dass du uns so eiskalt verpfiffen hast!“, schrie der erste der beiden mich an.

„Wieso verpfiffen? Wenn ihr mich doch nicht in Ruhe lasst, seid ihr es selbst schuld… Ach, verschwindet endlich…“, sagte ich und setzte eine gelangweilte Miene auf.

„Als ob wir dich hässliches Drecksstück einfach ziehen lassen würden.“, lachte der andere. „Jetzt kriegst du eine Abreibung, die sich gewaschen hat!“, sagte Kevin wütend.

„Kommt doch her, ich habe keine Angst.“, meinte ich unbeeindruckt und ging. Das fehlte noch, dass ich mich von den beiden unreifen Küken verprügeln ließ.

„Du kleine Schl*mpe!“, schrie Dennis. Ich merkte, wie Kokaris Blick sich verfinsterte.

„Lasst sie in Ruhe.“, sagte er bestimmt und folgte mir.

„Was bist du denn für einer?“, fragte Kevin, folgte uns und warf Kokari einen abwertenden Blick zu. „Bist du jetzt ihr neuer Macker oder was?“

Kokari sagte nichts, sondern hörte mir aufmerksam zu, als ich ihm zeigte, in welchem Raum wir Chemie hatten, da er sogar denselben Kurs, Informatik, gewählt hatte wie ich und wir daher in Zukunft alle Fächer gemeinsam haben würden. Eigentlich eine schöne Aussicht...

„Guck mal, Kevin, wie die Schl*mpe heute schon wieder aussieht!“, meinte Dennis vergnügt mit einem Blick auf meine noch immer Dreck verschmierten Klamotten.

Warum mussten mich diese Rowdys auch immer aus meinen Gedanken holen?

„Hm, haben wir fein hingekriegt, nicht wahr?“, fragte Kevin mich daraufhin, doch ich ignorierte ihn.

„Aber es passt auch gut zu ihr. Dreck zu Dreck, Asche zu Asche… Scheiße zu Scheiße.“

Also ehrlich, die kannten mich doch gar nicht, wie kamen sie darauf, mich beurteilen zu können? Kokari wurde angespannt.

„Sagt mal, habt ihr nichts besseres zu tun, als das junge Mädchen als Dirne zu bezeichnen?“, fragte er.

„Ach, haben wir deine Freundin beleidigt? Das tut uns aber Leid!“, sagte Kevin amüsiert. „Lasst sie einfach in Ruhe!“, sagte Kokari dann laut in einem Ton, dem ich mich nicht getraut hätte zu widersetzen. Ich war aus irgendeinem Grund beeindruckt, welche Atmosphäre allein der Tonfall Kokaris auslösen konnte. Es schien fast, als würde die gesamte Aula einige Momente die Luft anhalten. Einige Minuten Stille, als ihn drei verdutzte Blicke trafen.
 

„Was glaubst du denn, wer du bist, du Chinese?“, fragte Dennis empört.

Japaner, sagte ich mir, Japaner, ihr Trottel!

„Dieser 'Chinese' hat mit uns ja gar nichts zu tun, also lasst ihn gefälligst da raus und zieht Leine! Das ist eine Sache zwischen uns dreien!“, meinte ich daraufhin und zeigte in eine der möglichen Richtungen, in denen sie verschwinden konnten.

„Hab‘ ich mit dir geredet, Schl*mpe?“, fragte Kevin und rümpfte sich die Nase. „Jetzt sind eh‘ keine Lehrer draußen, du brauchst dir gar nicht die Mühe zu machen, uns zu verpetzen, du N*tte!“

„Das ist zuviel!“, hörte ich Kokari sagen, als er auf Kevin zuging.

Ich fasste ihn nur am Arm und schüttelte schweigend den Kopf. Das war ja das, was sie wollten, eine kleine Handgreiflichkeit… Kokari verstand es und nickte mir zu, während wir von dannen zogen.

„Ach, jetzt weiß ich es! Das ist der, von dem sie die ganze Zeit behaupten, er wäre so ein Computerfreak, weil er genauso aussieht wie eine Person aus einem Spiel!“, rief Kevin und schlug sich mit der Hand gegen den Kopf. Kokari sagte gar nichts, sondern ging einfach weiter neben mir her.

„Der Typ ist doch voll der Noob!“, meinte Dennis daraufhin bestätigend. Ich merkte, dass sich mein Blut langsam erhitzte. Wie lange konnte ich meine eigenen Vorsätze eigentlich halten? Wenn sie mich beleidigten, meinetwegen, aber sie sollten gefälligst lassen, Kokari zu beschimpfen!

Er hatte erst Recht mit dieser Sache nichts zu tun, und ich wollte nicht, dass er meinwetwegen vom ersten Schultag an zu den Unbeliebten zählte. Er war so nett.

Kokari sagte immer noch nichts, sondern ging noch immer nur still neben mir her.

Es kam mir fast vor, als ob er ein wenig grinste und ich fragte mich, ob er es als Bluff tat oder weil es ihn wirklich amüsierte.

„Der hält sich bestimmt selber für eine Computerspielperson! Der hat doch keine Freunde, muss sich schon so eine als Freundin angeln.“

„Einfach ignorieren,“, sagte Kokari völlig gelassen zu mir. Ich nickte nur still, merkte aber, dass ich mir bereits die Schuld daran gab, falls er demnächst auch dazu verdammt war, allein in der Ecke zu stehen.

„Guck dir den doch mal an! Der hat doch kein Reallife!“, sagte Kevin vergnügt und tänzelte neben Kokari her, als erwarte er irgendeine Reaktion von ihm.

Das brachte das Fass zum Überlaufen. Aufgebracht drehte ich mich auf dem Absatz um. „Nur weil er ein bisschen reifer ist als du, brauchst du doch nicht gleich von dir auf andere zu schließen!“, rief ich ihm entgegen.

„Ach, glaubst du? Der hat doch selber gesagt, dass er keine Freunde hat. Der ist doch voll das Opfer!“

Bevor Kokari mich zurückhalten konnte, hatte ich Kevin schon so ins Gesicht geschlagen, dass ihm einige Momente Hören und Sehen verging, und dass auf eine gar nicht mädchenhafte Art und Weise.

„Sag mal, hast du-?“, fing Dennis an und wollte ebenfalls auf mich losgehen, als ich seine Schulter packte, seinen Arm ruckartig auf die Seite drehte und er der Nase nach schmerzhaft in den Dreck fiel. Vielleicht zahlte es sich jetzt aus, dass ich früher mit den Jungs in der Grundschule spaßeshalber immer Ringen gespielt hatte, anstatt Seil zu hüpfen. Aber ich war ohnehin ein echter Tomboy, ein Wildfang, der wenigen Beschäftigungen nachging, die typisch Mädchen waren. Bevor er erneut aufstehen konnte, hatte ich ihm schon mein Knie in den Rücken gedrückt und hielt seine Arme nach oben, damit er sich nicht wehren konnte.

„Verschwindet und nehmt alles zurück, was ihr über ihn gesagt habt!“, zischte ich und kam mir selbst schon vor wie eine Furie.

„Ich nehme nicht... Autsch! Okay, ich nehme ja alles zurück, er ist kein Noob!“, rief Dennis verzweifelt und lief mit Kevin fort, als ich ihn losließ. Kevin fing an, Dennis zu schubsen. Als die beiden sich vor Wut gegenseitig fertigmachend um die nächste Ecke bogen, hörte ich nur noch den Pfiff einer Trillerpfeife und ein „Abseits!“.

Kokari und ich grinsten uns an.
 

Schnell sammelten sich die verbliebenen Schulstunden, bis es klingelte.

„Sag mal, bleibt es nun bei der Busfahrt?“, fragte Kokari mich während wir unsere Taschen einpackten.

„Natürlich, warum sollte es nicht dabei bleiben?“, fragte ich noch immer belustigt.

Und so schlenderten wir gemütlich bis zur Haltestelle.

„Apropos, ich kenne deinen Namen ja noch nicht einmal,“, fiel Kokari auf einmal ein.

„Ich heiße Gina,“, sagte ich recht belanglos. Ich mochte den NAmen nicht besonders, er hatte keinen schönen Klang.

„Hm, die Königin…“, murmelte Kokari leise und lächelte.

„Ehrlich gesagt wäre es das letzte was ich wollte. Eine Königin sein und den ganzen Tag nichts anderes als essen und schlafen. Pfui,“, entgegnete ich schmunzelnd. Königin war der Folgetitel einer Prinzessin. Und wenn es etwas gab, dass mit mir im Zusammenhang wirklich lächerlich klang, war es das Wort Prinzessin.

Kokari lachte.

„Ich glaube, das wäre tatsächlich etwas langweilig. Aber du hättest ja auch die Möglichkeit, wichtige Entscheidungen für dein Königreich zu treffen.“

Zelda fiel mir ein, wie sie vor Zanto stand und langsam ihr Schwert fallen ließ.

„Das wäre ein weiterer Grund, keine Führungspersönlichkeit zu werden.“, sagte ich entschieden.

„Warum denn? Du könntest über ein ganzes Land bestimmen.“

„Aber ich würde die gesamte Verantwortung tragen. Stell dir mal vor, ich würde nur eine einzige falsche Entscheidung treffen. Ich wäre Schuld am gesamten Unglück meines Volkes, nicht wahr?“, fragte ich Kokari, während ich in den Bus einstieg.

„Nun, da könntest du Recht haben. Außerdem hättest du eine Würde, die dich von allen anderen abgrenzt.“, stimmte er leicht niedergeschlagen zu.

Einen Moment sah es aus, als würde er in Gedanken schweben. Ich war verwundert.

„Ist was nicht in Ordnung?“, fragte ich besorgt.

„Nein, was sollte denn sein?“, erwiderte er dann schon wieder direkt fröhlicher, als wäre nichts gewesen.

„Woher kommt eigentlich der Name Kokari?“, fragte ich ihn interessiert und nahm auf einem der hinteren Sitze Platz.

„Ich weiß nicht genau. Ich weiß nicht allzu viel über die Bräuche, geschweige denn über die Namen meines Landes.“, meinte er.

„Kannst du denn Japanisch?“, fragte ich weiter.

„Nun, ein wenig. Einfache Sätze schon,“ Kokari sprach etwas sehr japanisch Klingendes aus.

Ich war total fasziniert davon, wie einfach er die Wörter über die Lippen brachte und sah ihn mit funkelnden Augen an, denn es war selbst schon immer mein Traum gewesen, Japanisch zu können. Aber war das nicht der Traum jedes Otakus?

„Das ist ja klasse. Was bedeutet das denn?“

Aufgeweckt sah Kokari mir in die Augen: „Es heißt: Ich habe in dir einen Freund gefunden.“ Ich lachte.

Er erzählte mir noch ein wenig über die Traditionen Japans und ich hörte gespannt zu. Er sah keinesfalls einem typischen Japaner ähnlich, nicht einmal an den Augen würde man erkennen, dass er aus Japan kam. Europäische Eltern. „…Selbst der Japanische Musikstil ist ein völlig anderer als dieser hier.“, sprach er begeistert.

„Yup, das kann ich nur bestätigen, ich höre nämlich auch manches davon.“, meinte ich und zwinkerte.

„Ich habe meinen MP3-Player dabei. Soll ich etwas anmachen?“, fragte ich und holte das kleine schwarze Etwas aus der Tasche.

„Natürlich gerne, wenn es dir nichts ausmacht.“, sagte Kokari höflich und ich steckte die Kopfhörer ein. Dann blickte ich auf das kleine eckige Display.

„Salias Lied.mp3“, stand darauf. Nicht gerade das passendste Lied… Immerhin ging ich bereits vielen meiner wenigen Freunde mit meiner fanatischen Sucht nach Zelda ein wenig auf den Wecker. Ob er wohl Lust hatte, instrumentale Musik zu hören?

Gerade wollte ich fragen, ob er vielleicht einen bestimmten Wunsch hätte, was er hören wollte, da nickte er mir auch schon zu. Also nicht umschalten, umso besser.

Mit einem freien Ohr unterhielten wir uns noch etwas über die Matheaufgaben, dass sie ruhig etwas schwieriger hätten sein können, bis das Lied zu Ende war. Heute war ich irgendwie besser zurecht gekommen als sonst.

„Oh, kannst du das noch einmal anmachen?“, fragte Kokari mich kurz darauf.

„Klar. Gefällt dir das Lied denn?“

„Natürlich, was gibt es schöneres als den feurigen Rhythmus der Wälder?“, meinte er nur und grinste. „Also kennst du das Spiel auch?“, fragte ich erstaunt.

Aus irgendeinem Grund hatte ich nicht damit gerechnet, was auch immer das für ein Grund war. Vielleicht, weil ich bisher nicht allzu viele Leute getroffen hatte, die überhaupt etwas mit dem Namen des Spiels anzufangen wussten.

„Du meinst 'The Legend of Zelda'? Natürlich, man vergleicht mich häufig mit dem Hauptprotagonisten!“, lachte Kokari. Er hatte ein schönes Lachen. Es klang so natürlich.

„Du siehst Link aber auch verdammt ähnlich.“, stellte ich fest und musterte ihn nachdenklich.

„Das kann schon sein. Schau dir allein mal meine Ohren an. Aber es ist sicher keine Absicht, dass ich so aussehe wie er. Obwohl ich das nicht einmal so schlecht finde,“, meinte Kokari schmunzelnd und sah beschämt auf seine Füße.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shadow-queen
2014-08-10T21:32:40+00:00 10.08.2014 23:32
Haha! Welch ein zufall... Ich habe auch in meinem Portmonnee ein Bild von Hilda aus a link between worlds. Und der Name Kokari Miyamoto ist auch gut gepuzzelt. Kann es sein, dass du dich beim Vornamen an Kokiri oder Kakariko und beim Nachnamen an Shigeru Miyamoto gehalten hast? Ist auch eine interessante Idee. Ich liebe diese Story auch, weil sie perfekt zu dem passt, was ich mir manchmal in meinen Tagträumen vorstelle. Ein Junge, der Link nicht unähnlich sieht kommt ganz durch Zufall in meine Klasse. Na, wenn sich da nicht noch etwas entwickelt...
Antwort von:  Yunavi
16.09.2014 01:01
Ja, es ist meine erste Fanfiction [läuft ja schon seit 2010] gewesen, ich glaube, die meisten Geschichten junger Autorinnen handeln von solchen Erlebnissen... :'D
Ganz genau, da hast du Recht! Im Spiel Okami gab es sogar mal einen Jungen, der Kokari hieß - das hat mich dann irgendwie annehmen lassen, dass es auch ein ganz guter Deckname für einen Reallife-Link wäre. ^^
Danke nochmal! :)


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