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Mort des templiers

Tod den Templern!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sehr lang. Sehr viel. 3500 Zeichen. Viel Spaß :D Komplett anzeigen
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Es wurde nur rasch Beta gelesen. 2600 Wörter ungefähr! :D

Viel spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Achtung! Dieses Kapitel enthält den Verlust eines Babys (Fehlgeburt), sowie das Quälen eines Charakters und eine Enthauptung.

Ich hoffe, dass das Kapitel nicht Adult ^^!

Viel Spaß beim Lesen von insgesamt 3311 Wörter! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Die P16 slash Version des 9. Kapitels! Viel Spaß <3 Komplett anzeigen

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Liberalis

Wieder, so wie jede zweite Nacht, hatte sich Yvette aus dem elterlichen Hause geschlichen und beobachtete den erleuchteten Nachthimmel. Sie war neugierig, wie eh und je, aber gleichzeitig auch froh, dass Paris ein wenig weiter fort und ihre Familie somit in Sicherheit war. Die Revolution tobte in ihrer liebsten Heimatstadt und mit jeder vergehenden Nacht hoffte Yvette inständig, dass Bürger, Adlige und Geistliche endlich Ruhe schlossen und der Alltag zurückkehrte. Wie sehr sie die Spaziergänge auf dem Marktplatz genossen hatte… andererseits hatte sie hier die Möglichkeit in der Heimlichkeit der Nacht zu üben. In dem Stadthaus, das ihr Vater besitzt, konnte sie dies nicht tun und musste sich mit Schach, Karten und Büchern zufrieden geben. Abgesehen von den ganzen Lektüren, die ihr Tag ein, Tag aus, beigebracht werden… Mit einem Gesicht, erfüllt von Genuss und Vorfreude eilte sie durch eine Allee von kleingezüchteten Lindenbäumen und zupfte sich eine tiefblaue Kornblume aus dem Beet um sie sich ins Haar zu stecken. Erst von Fackellicht umhüllt, lief sie weiter und drehte dem Schicksal der Stadt der Liebe den Rücken zu. Sie floh in den, mit Nelken, Portulak und Rhododendron bepflanzten, Garten. Zu allerlei hilfreichen Kräutern und Gewächsen gesellten sich auch hundert andere Blumensorten hinzu, die das Gesamtbild am Tage strahlen ließen. Die Butler hatten die Anlage gut gepflegt, während des Winters und nun im Frühling kurz vor Yvette’s Geburtstag blühten all diese Blumen und straken ihre bunten neugierigen Köpfe in die Höhe. Yvette bildete sich manchmal ein, dass die Blumen eine Wettkampf veranstalten: Wer wird die größte Blume? Wer erreicht die breiteste Blüte? Wessen Dolden sind die gelbsten? Zufrieden mit ihrer momentanen Situation, stellte sie ein Strohschild auf und lehnte ihn gegen die breite Eiche. „Bon nuit, Mademoiselle.“ Eine raue Stimme, angehaucht von einem fremden Akzent, erschreckte sie und beinahe nach hinten auf den Boden fallen. „Wer ist da?“ - „Ihr müsst meinen Namen nicht wissen. Doch verratet mir, wie heißt euer Vater? Eure Brüder?“ Yvette macht kehrt von der Eiche und läuft los, rennt jedoch in eine breite, männliche Gestalt und stößt sich im richtigen Moment von dieser ab. „Warum lauft ihr fort Mademoiselle?“ ruft der Unbekannte ihr flötend hinterher und Yvette flüchtete in den Gartenschuppen. Sie schloß sich ein und spannte einen Bolzen in ihre Armbrust. „Ich kenne euch nicht und ihr erfragt die Namen meines Pápa und meiner frères. Ihr seid höchstwahrscheinlich ein Assassine und ich werde nicht mit euch kooperieren!“ gab sie außer Atem von sich und schüttelte sich ein wenig vor Angst. Vater erzählte ihr oft, welche bösen Ungetüme sich in der Dunkelheit aufhielten. Zu vielen Monstern und Gestalten gehörte der Assassine dazu. „Eine wahre Templertochter…“ seufzte der Mann enttäuscht. „Verschwindet oder ich lasse die Wachen rufen und schieße euch einen Bolzen in den Kopf!“ drohte Yvette, als das Schloss leise anfing zu knacken und zu quietschen. Der Assassine begann das Schloss aufzuknacken! Es quietscht weiter, ruckelte ein wenig, bevor die Tür aufgeschwungen wurde und Yvette mit einem mittellauten Aufschrei die Armbrust abfeuerte. Die Gestalt zischt, sank kurz in sich zusammen, bevor sie floh und Yvette allein ließ. Sie legte die Armbrust beiseite und leuchtete mit einer Öllampe, um Blutspuren am Boden zu erkennen. Sie hatte tatsächlich geschossen. Und sie hatte getroffen. Und dieser Mann, wer immer er war, blutete nun wegen ihr. „Yvette! Mademoiselle, was tut Ihr hier draußen?“ rief ein Angestellter, der wohl die Nachtwache hielt, und ging zu der Dame und Tochter seines Lehnsherrn. „I-Ich hielt einen Spaziergang, weil ich nicht schlafen konnte, Thomaj.“ - „Ist das Blut? Seid Ihr verletzt?“ Yvette schüttelt den Kopf. „Es ist nichts passiert, sagt meinem Vater nichts und begleitet mich auf mein Zimmer.“ befahl sie bittend und Thomaj nickte starr.
 

Zischend biss Arno auf ein Stück Holz, während sein Freund und Helfer Gillian den dicken Armbrustbolzen an beiden Enden absägte um ihn zu entfernen. Verdammt, die Tochter des Marquis Antoine… „In meiner bisherigen Laufbahn als Assassine ist mir nicht einmal vorgekommen, wie du von einem Mädchen verletzt wurdest.“ gab Gillian zu und vernahm ein ernstzunehmendes Grummeln von Arno. „Mon dieu, es war der Überraschungseffekt. Ich hab dieser Göre nicht abgenommen, dass sie eine Armbrust bedienen konnte!“ schwor der 22-jährige Assassine und Gillian zog mit einem Ruck und mithilfe einer metallenen Schmiedezange den Rest des Bolzens hinaus. „ MERDE!“ fluchte Arno und Gillian drückte sofort ein dickes Stoffstück auf die sprudelnde Wunde. „Sei froh, du bist nicht ernsthaft verletzt und sie hat weder Muskeln oder Sehnen, noch wichtige Blutgefäße verletzt.“ - „Dann erkläre mir, wieso ich so stark blute.“ grummelte Arno und Gillian seufzte. „Warte einen Moment, ich suche Frédéric. Sicherlich kann er dir sagen, was los ist.“ Arno nickte und hielt mit seiner rechten Hand das Stoffstück fest. Der genannte Frédéric, ein sonst mit Axt bewaffneter Kollege des Freikämpfers, sah sich kurz darauf seine Wunde genau an und schmunzelte. „Gillian hat Recht. Es wurden keine Blutgefäße verletzt. Aber dein Herz schlägt schnell, mi ami. So glaube ich, dass es daran liegt und nicht an der Verletzung selbst. Wenn eine Pumpe stark und schnell arbeitet, dann kommt das Wasser umso schneller und stärker aus dem Schlauch.“ Arno grummelte über die beinahe poetische Erklärung des Axtträgers und nickte stumm. „Verrat mir, wieso dein Herz so arg schlägt, Arno.“
 

„Die Göre war nur hübsch.“ murmelte der Franzose leise und Frédéric lachte leise auf.
 

Yvette konnte lange keinen Schlaf finden und lag wälzend in ihrem viel zu warmen Daunenbett. „Mon dieu, dieser Mann… hatte Papa recht? War es ein Assassine?“ Doch wenn sie ihren Vater darauf ansprechen würde, dann würde sie offenbaren, dass sie nachts Spaziergänge unternahm und sich somit unnötig in Gefahr brachte. Auch wenn die Revolution weit fort von ihrer Haustür statt fand, so war das Risiko nicht weniger gering, dass Freikämpfer das Gebäude stürmen wollten. Nachdenklich spielte sie mit dem Kreuzanhänger an ihrer silberfarbenen Halskette und fuhr mit den Fingerspitzen die leichten Erhebungen nach und streichelte sanft über die Eingravierung auf der Rückseite. „Ordnung, Regeln, Macht“ irgendwie klangen diese Worte sehr patriotisch und auch wenn Yvette ihr Land Frankreich liebte, so mochte sie weder den Patriotismus noch die Unterdrückung der Frauen oder sonstiges Verbot… wie zum Beispiel die Verbote, spät abends oder nachts spazieren zu gehen! Wie dieser Mann wohl hieß? Yvette war es nicht möglich einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, denn er trug eine dunkle Kapuze, welche wichtige Teile seines Gesichts verbarg. Auch wenn der vermeintliche Assassine, die, so wie Papa es ihr erklärt hatte, zu den Freiheitskämpfern gehörte, sehr außergewöhnlich gekleidet war, so trug er diese widerlich engen Hosen der adligen Gemeinde. Sie errötete. Wieso dachte sie an solch schmutzigen Details?! Besorgt und erfüllt von Neugier, verbarg sie ihr Gesicht in ihrem Kissen und schrak auf, als es an der Tür klopfte. Sie vernahm die kleinen leisen Schritte und ein angestrengtes Ächzen. „Marie…“ - „Ah! Du bist wach, Schwester…“ Marie war erst 12 Jahre alt, aber nach wie vor ein anhängliches Kind. Mama meinte einst, dass sie die Schönheit aller hübschen Frauen geerbt hatte und Yvette… Yvette war nur der erste Versuch Gottes solch eine Frau zu erschaffen. Mama sagte nie, dass Yvette „misslungen“ sei oder hässlich ist. Doch man sah es immer an ihren Blicken. Auch wenn sie deswegen eine unbändige Wut gegenüber ihrer toten Mutter besaß, so liebte sie ihre kleine, wahrlich wunderschöne Schwester von ganzem Herzen. Im Mondlicht konnte Yvette das noch rundliche Gesicht erkennen und musste lächeln. „Ich kann nicht schlafen, Schwester.“ - „Es ist wegen dem Vollmond, ich kann ebenso nicht schlafen. Komm unter meine Decke.“ Marie kicherte leise und gesellte sich zu ihrer großen Schwester und schmiegte sich an sie. „Schwester, glaubst du, dass ich einen netten Mann bekomme?“ - „Darum solltest du dich nicht sorgen, Marie. Papa liebt dich so sehr, dass er jeden Mann zehnmal umdrehen und doppelt so viel aus- und anziehen wird um den richtigen zu finden.“ - „Schwester, glaubst du, dass du einen netten Mann bekommst?“ Prompt dachte Yvette an den Assassinen und errötete abermals. „Das weiß ich nicht. Aber ich will viel lernen und eine schlaue Frau werden. Wenn ich einen Mann heiraten soll, der mir verbieten will, schlau zu werden, bleibe ich lieber alleine und kinderlos.“ schwor die ältere der Schwestern und Marie spielte mit eine der hellbraunen Haarlocken, die sich ungewohnt kringelten. „Papa liebt dich auch, Schwester. Er wird sich auch um dich kümmern, dass du einen geeigneten Mann bekommst.“ Yvette schmunzelte und streichelte Marie durch das Haar. „Ich brauche Papas Hilfe nicht. Ich suche mir irgendwann selbst einen Mann.“
 

Am nächsten Tag spazierte Arno in seinen üblichen Klamotten und ohne die gewohnte Kapuze durch die Stadtteile Paris’, welche die Revolution einigermaßen überlebt hatten. Hier und da lagen Leichenteile oder ganze, entstellte Körper, Verletzte mit amputierten Gliedern oder Alkoholisierte, die einen kleinen Erfolg der letzten Nacht gegen die Adligen errungen hatten. Einige seiner Kollegen hatten eingegriffen. Hätten sie die Wachen und Späher nicht ausgeschaltet, wäre sonst was passiert. „Dorian!“ rief ein Zivilist und kam auf ihn zu. Der Assassine hielt seine versteckte Phantomklinge bereit und begrüßte den Mann mit einem brüderlichen Handschlag. „Habt ihr geschafft den Marquis zu erledigen?“ - „Nein, Thomaj. Aber ich traf auf seine Tochter. Ein wildes, hübsches Ding, mit Fähigkeiten, die ich unterschätzt habe.“ Er deutete auf die dicke, verpackte linke Schulter und der Zivilist schmunzelte. „Ich behielt Recht und du hast nicht aufgepasst, aber heute Nacht hättet Ihr eine weitere Gelegenheit, Dorian. Der Marquis ist auf dem Weg nach Paris um sein restliches Hab und Gut aus der Stadtvilla zu holen. Ihr könnt dort zuschlagen.“ Doch Arno schüttelte den Kopf. „Ich glaube wir können ihm mehr schaden, wenn wir ihm das liebste nehmen.“ Er verabschiedete sich und kehrte zurück zum Treffpunkt einem alten Bauernhaus außerhalb der Innenstadt und unterbreitete seinen Plan Gillian, Frédéric und Julien.
 

Yvette war todesmüde am kommenden Morgen so war sie doch froh, dass ihre kleine geliebte Schwester Schlaf gefunden hatte. Sie weckte Marie sanft auf, so wie Mutter es getan hätte und rief eine Bedienstete, die ihr beim Ankleiden half. Marie wurde ebenfalls angezogen und in den Salon gebracht. Dort begrüßten sie ihren Papa und verabschiedeten sich so gleich. Marquis Antoine traf die letzten Vorbereitungen für den vollkommenen Umzug auf das neutrale Land und wollte mithilfe von Soldaten und seinen befreundeten Kämpfern die restlichen privaten Dinge aus dem Stadthaus holen. Yvette war besorgt und ersuchte das Wort. „Vater, haltet ein.“ – „Was ist Yvette, meine Tochter?“ Die Französin schluckte schwer bevor sie ihren Vater stur aber auch entschlossen ansah. „Lasst mich mit euch gehen!“ – „Yvette, in Paris herrscht die chaotischste und tödlichste Revolution. Ich nehme bereits 100 Mann mit nur um Unterlagen und private Andenken hierher zu befördern. Du wärst nur im Weg“ gab der Marquis von sich und Yvette murrte vor sich hin während ihr Vater die Wachen und die Bediensteten koordinierte. „Schwester, weshalb möchtest du mit?“ – „Ich möchte Paris im Chaos sehen. Die Anarchie, die dort herrscht, fasziniert mich. Auch wenn sie auf uns Kaufmannsleute und Adlige grausam und ungerecht wirkt, dringt das Gefühl der Freiheit bis in mein Herz.“ gab Yvette lächelnd von sich und Marie nahm ihre Hand. „Dann reite Vater mit deinem Pferd nach. Es wird sicherlich nichts passieren. Wir fragen Thomaj, der wird sicherlich mitkommen und er wird dich dann begleiten.“ Begeistert von der Idee ihrer kleinen Schwester nickte sie lächelnd und eilte mit ihr wieder hinauf in die Schlafgemächer. Es war an der Zeit, die Reitklamotten auszupacken.
 

Der Plan gefiel den drei und Arno traf unverzüglich die Vorbereitungen. Er selbst war kaum zu gebrauchen durch die Schusswunde des Mädchens, doch übernahm er die Strategie und positionierte jeden einzelnen seiner Kollegen an einem übersehbaren, aber guten Punkt. Der Marquis würde seine älteste Tochter niemals mit nach Paris nehmen. Wenn es so weit war, dann würde sie allein daheim bleiben und Arno, sowie die anderen drei, hatten die Gelegenheit in das Landhaus einzudringen und die Dame mitgehen zu lassen. Die Karawane zog wie geplant (und erläutert von Thomaj) ab und verschwand schnell am rauchenden Horizont, der ins gefährliche Paris führte. Plötzlich kam Thomaj um die Ecke und winkte einen der Männer zu sich. Frédéric nickte und gab Arno Handzeichen für eine deutliche Planänderung. „Welche?“ – „Das Mädchen will ihrem Vater folgen, lasst uns gehen und sie mit den Pferden nach einiger Distanz verfolgen und dann kommt sie mit.“ schlug Frédéric vor. „Ja das hört sich gut an. Sollte irgendwer noch im Haus sein, dann dürfen sie keinen Alarm schlagen.“

In ihren Verstecken beobachteten sie das Gartentor und als die junge Frau und Thomaj auf ihren Pferden an ihnen vorbei galoppierten, gab Arno das Zeichen und die Assassinen holten ihre Pferde aus dem Gebüsch und folgten dem Reiterpaar.

Während sie ritten, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihnen her, holten sie die Kaufmannstochter rasch ein. Arno schickte Gillian vor, denn er und Julien waren die flinksten in ihrer Gruppe. Geschickt sprang Gillian von seinem Pferd auf das schwarze Ross der Dame und brachte sie dazu anzuhalten. Geschickte und schnell stülpte er einen Jutesack über ihren Kopf und fesselte ihre Handgelenke. „Ein Wort und es wird schneller vorbei sein als ihr denkt, Mademoiselle.“ drohte Gillian, damit sie aufhörte sich zu wehren. „Frédéric, nimm mein Pferd.“ gab Arno von sich und stieg von dem gefleckten Tinker ab um auf den Rappen der Dame zu steigen. „Mademoiselle Antoine, ihr kennt mich bereits von letzter Nacht. Macht euch keine Sorge, ich werde euch nichts antun.“ – „Ich schoss meine Armbrust. Der Bolzen traf euch. Geht es euch gut?“ Arno schmunzelte. Sie wurde so eben entführt und fragte ihren Entführer ob es ihr gut ging. „Ich sagte euch bereits, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst. Leistet jetzt Schweigen. Eure Fragen beantworte ich euch später. Ich danke euch, Thomaj.“ – „Vive la révolution, mi ami.“ Dann hörte man den entfernenden Galopp von Thomaj’ Ross. „Traître.“ knurrte Yvette.

„Mademoiselle, hört auf dreckige Worte in euer Mund zu nehmen“ gab eine andere männliche Stimme von sich. Noch liefen die Pferde nicht schnell, wenn Yvette sich rückwärts... Sofort verlagerte sie ihr Gewicht nach hinten und fiel hart auf den Boden auf. Sie war froh, dass die Freunde des Assassinen neben ihm her ritten und sie somit nicht von Hufen getroffen werden konnte. Kurz den Schmerz ertragend, ächzte sie, zog den Sack von ihrem Kopf und rappelte sich auf. Flink sprang sie hoch und schnitt die Fesseln an einem Dolch an ihrer Seite auf. Und jetzt fort! Sie musste rennen, jede noch so kleine Chance ergreifen. Doch die Assassinen reagierten schnell. Zu schnell für Yvettes Geschmack. Sie lief und zog ihren kleinen, aber hochwertigen Dolch. „Lasst mich gehen!“ knurrte sie und zwei Assassinen, der im grünen Mantel und einer in einem hellen, ließen merkwürdige Klingen aus ihrem Handgelenk hervorspringen. „Lasst es. Sie ist keine Gefahr.“ – „Keine Gefahr? Arno, sie hat dir letzte Nacht einen Bolzen in die Schulter geschossen!“ gab ein breitschultriger Mann von sich. Er trug eine riesige Axt auf seinem Rücken und seine Armen gaben preis, wie stark und kräftig er war. „Das geschah sicherlich nicht aus Wille. Sie hatte geschrien und ist nur sicherlich nur aufgrund des Schrecks an den Abzug gekommen.“ - „Was weißt du schon?!“ fauchte sie und wich dem Versuch eines Griffes des Assassinen namens Arno aus. „Mademoiselle, bitte kommt mit.“ - „Weshalb, ich habe keinen Grund vier Entführern und Assassinen zu vertrauen! Entweder nennt man mir Gründe mitzukommen oder ich steche jeden einzelnen von euch nieder!“ fauchte sie drohend und hielt ihren Dolch in beiden Händen fest und entschlossen. „Mademoiselle, das ist nicht nötig.“ - „Griffel weg!“ verlangte sie und schlug die Hand von Arno erneut weg. Dem Mann im grünen Mantel wurde es langweilig. „Wir sollten ihr mit dem Tod drohen, dieses Weibstück nervt langsam.“ - „Julien wir sind nicht wie die Templer.“ Arno schenkte seinem Freund einen tadelnden Blick und wand sich wieder der Frau zu. „Der Grund warum wir euch mitnehmen, ist dieser, weil euer Vater einer dieser Templer ist. Die Templer müssen geschwächt und ausgeschaltet werden und ihr seid unser Mittel dazu.“ Yvette ließ ihren kleinen Dolch ein wenig sinken. „Geschwächt und ausgeschaltet…? Wollt ihr meinen Vater etwa ermorden?“ - „Es ist ein notwendiges Übel, Mademoiselle.“ Sie bemerkte ein zögerndes Handzeichen und hob ihren Blick über Arno’s Schulter. Der breitschultrige Mann war fort. „Scheiße.“ flüsterte sie und spürte schließlich einen dumpfen Aufschlag und Benommenheit.

„Ein notwendiges Übel?“

„Ja. Sie wäre sonst nicht mit uns gekommen.“

„Frédéric, setze sie hinter mich aufs Pferd und binde sie gut an mir fest. Wir müssen rasch zurück ins Lager.“

„Dann steig auf, Arno.“ forderte Frédéric ihn auf. Dann spürte Yvette, wie sie hochgehoben wurde und an den warmen Körper des Assassinen Arno fest gebunden wurde.

Gaudium

Als Yvette wieder zu Bewusstsein kam, spürte sie als erstes die pochenden Kopfschmerzen und die eingetrocknete, verwischte Schminke auf ihrem Gesicht. Sie wusste nicht weshalb, doch sie wartete auf einen brennenden oder gar stark ziehenden Schmerz zwischen ihren Schenkeln. Doch es geschah nichts. Das Zimmer war sehr dunkel, aber dünne Lichtstrahlen drangen durch das zugenagelte Fenster. Nachdem ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, bemerkte sie das kleine Bett, Schränke und Kommoden, sowie zwei Gemälde an den Wänden. Kein üblicher Ort um eine Entführte zu lagern…
 

Auch die Fesseln waren fort und Yvette konnte sich frei bewegen, doch hatten die Assassinen ihr alle Waffen abgenommen. Leise ächzend ertrug sie die Kopfschmerzen und klopfte mit den Fäusten gegen die verschlossene Tür. „Entschuldigung? Ich muss ein dringendes… Geschäft… erledigen.“ beschwerte sie sich. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss um und Yvette bemerkte, dass sie den Schlüssel aus dem Schlüsselloch nicht entfernten. Die Tür öffnete sich und ein stattlich gekleideter Mann stand vor ihr. „Mademoiselle, bitte folgt mir. Wir wollen euch erklären, was es mit eurer Entführung auf sich hat.“ Bei genauerem Hinsehen erkannte sie, dass es der Assassine im beigefarbenen Mantel war. „Muss ich den Tod fürchten?“ Er schüttelte den Kopf und lief entspannt neben ihr her. „Nein. Wenn ihr kooperativ seid, dann habt ihr nichts zu befürchten.“ Einigermaßen beruhigt faltete sie ihre Hände vor ihrem Bauch und ging mit dem Assassinen in einen Salon, wo die drei verbliebenen bereits warteten und mit großen Genuss einen Cognac tranken. „Ah, die Tochter des Marquis, bonjour, meine Dame.“ gab der breitschultrige Mann im edlen Anzug von sich und derjenige, der sie bedroht hatte, nickte ihr nur leicht zu. „Mademoiselle Antoine.“ - „Mein Name ist Gillian, der Desinteressierte Bücherwurm heißt Julien LeFleur und der Riese dort heißt Frédéric Campbelle.“ stellte der Mann hinter ihr vor und Yvette nickte leicht. „Und das dort…“ - „Arno Viktor Dorian.“ stellte sich der Verbliebende der Vier vor. Er ergriff Yvettes Hand und küsste den Handrücken, so wie es sich normalerweise gebührte. „Yvette Antoine, Tochter des Kaufma- ich meine Marquis Antoine.“ murmelte sie noch einmal. „Nehmt Platz, Yvette. Wir wollen euch sagen, was es mit eurer „Entführung“ auf sich hat.“ - „Ich bin ganz Ohr.“ Frédéric lachte leicht auf. „Wie wir zuvor erwähnt hatten, geht es um den jahrtausendelangen Streit zwischen Templern und Assassinen.“ - „Die Kreuzritter des Kreuzzuges im Nahen Osten?“ - „Ja. Aber hintern ihnen steckt eine zwielichtige Organisation, die das Ziel hat, die Menschheit zu unterdrücken und strenge Ordnung und Hierarchie einzuführen. Die Templern tarnen sich meist als hochrangige Personen, zu denen nun auch euer Vater gehört. Mit der Erhebung in den Titel des Marquis erhielt er einen silbernen Ring, verziert mit einem roten Kreuz, so wie eure Halskette.“ Sofort griff Yvette sich an den Hals und löste mit einem Zug den Knoten im Nacken. „Ich verstehe… Vater reichte mir diese Kette, kurz nachdem er seinen neuen Titel erhielt. Auch den Ring habe ich bemerkt. Aber was tun die Assassinen? Kämpfen sie gegen…?“ - „Ja wir kämpfen gegen die Ziele, denn nichts ist wahr und alles ist erlaubt.“ Yvette ließ sich den Spruch auf der Zunge zergehen und sie spürte sofort, dass dieses Zitat eine gewisse Bedeutung für die vier Männer hatte. „Ich bin gegen die Hierarchie und die genommene Freiheit von Volk und Menschen. Mein Vater sprach oft davon, wie sehr er es sich wünschte, dass ein König wieder an die Macht kommt und Ordnung nach Paris bringt. Die Revolution sei durch Schatten der Nacht ausgelöst worden.“ - „Das ist nicht wahr. Das Volk hat sich selbstständig erhoben, denn sie waren es Leid. Wir haben sie nur unterstützt und ein wenig Vorarbeit geleistet.“ gestand Julien leise, während er auf sein Buch starrte. Yvette hatte das Gefühl, dass der Mann die Worte und Zeichen des Buches vom Papier beschwören und sie in sich aufsaugen wollte. „Ich verstehe nun die Beweggründe meiner Entführung, auch wenn sie sich nicht so anfühlt. Mein Vater hat sich meiner Zuneigung und Liebe schon lange entsagt, nur meine Brüder und Marie sind für ihn wichtig. Ich werde euch unterstützen und alle Informationen liefern, die ich habe.“ gab Yvette von sich und Frédéric schien nicht schlecht zu staunen. Waren sie wirklich davon überrascht, dass Yvette so kooperativ war? Nichts hielt sie mehr daheim und die Monsieurs der Villa schienen bisher eine sehr angenehme Gesellschaft zu sein. „Mademoiselle, ihr seid informiert. Es kann sein, dass in Kürze der Tod eures Vaters geschehen wird.“ warnte Arno und Yvette nickte leicht mit einem gelähmten Ausdruck. „Ein Tod den das Volk leicht verschmerzen wird, wenn es zur Freiheit ihrer führt. Doch ich habe eine Bitte.“ Nun hob auch Julien den Blick und sah die Dame an. „Wenn ihr meinen Vater jagt, dann lasst mich ihn töten. Ich bitte euch außerdem zuvor noch Marie, meine kleine Schwester zu holen. Sie wird Waise sein, wenn er fort ist und meine Brüder werden sich nie um Leben um sie scheren und sich gut um sie kümmern. Sie ist erst 12 Jahre alt und liebt Süßkuchen. Nachmittags hält sie sich im Garten auf. Mit Süßholzgeraspel wird es schnell gelingen das Mädchen zu holen. Wenn sie an meiner Seite ist, wird meine Zunge reden, bis es kein Ende gibt.“ - „Marie, ja? Marie ist ein schöner Name. Erinnert mich an Marie Antoinette.“ Arno Viktor Dorian lächelte leicht. „Daran soll es angelegt sein. Wir sind ferne Verwandte der Familie Antoinette.“ gab Yvette von sich. Sie sah sich um und staunte nicht schlecht, als sie die reichlichen Bücher im Salon erblickte. „Gestattet Ihr mir ein paar Bücher zu lesen?“ fragte sie neugierig und Arno sah zu Frédéric, als ob er auf die Erlaubnis wartete. „Selbstverständlich Mademoiselle. Wenn ihr hier wartet, wird Gillian hoch gehen und die Bretter vor eurem Fenster entfernen. Nun, wo wir eure Kooperation gesichert haben, werden wir sie nicht mehr brauchen.“ - „Ihr werdet euch meine Kooperation erst sichern, wenn meine Schwester hier ist und ihr mich nicht mehr Mademoiselle nennt, alle vier.“ Sie erhob sich von ihrem Sitz und bemerkte, wie widerlich sie stank. Wie lange war sie ohnmächtig? „Bevor ich lese… Ich brauche ein Bad und ihr müsst mir verraten wie lange ich ohnmächtig war.“ - „Ich werde es veranlassen… Yvette.“ Der breite Mann schien der Herr des Hauses zu sein. „Vielen Dank, Frédéric.“ gab sie bestätigend von sich. "Gerne. Außerdem... es war fast ein Tag." Endlich hatte sie einen Ort gefunden, an dem jegliche Höflichkeit abgelegt werden und sie frei sein konnte.
 

Arno war verwundert über das außergewöhnliche Verhalten der Dame und beobachtete sie eine Weile schon dabei, wie sie ein Buch nach dem anderen verschlang. Die meisten handelten sich um Assassinenlektüre und als sie eine Kopie des Kodex von Altaïr Ibn-La'Ahad fand und jede einzelne Seite las, wurde Arno klar, dass es sich um Yvette um eine mögliche neue Assassinin handelte. Nachdem Yvette das Bad genommen hatte, bekam sie von Frédéric ein altes Kleid seiner kleinen Schwester, die vor Jahren an Schwindsucht gestorben war. Das fliederfarbene Kleid saß zwar wie angegossen, zeigte jedoch den größten Fehltritt der Mode. Um die Tochter des Marquis zu besänftigen, gab Frédéric an, dass sie ohnehin die Villa nicht verlassen sollte und sie somit niemand sehen würde. Seit ungefähr 2 Stunden saß sie nun im ledernen Sessel und las und las und las…
 

„Arno.“
 

Der Assassine schrak auf und blinzelte Julien verwirrt an.
 

„Ja bitte?“
 

„Sie ist ein notwendiges Mittel, nichts Bedeutendes, nichts Außergewöhnliches. Ein Schlüssel um einen Templer zur Strecke zu bringen. Ja, sie ist hübsch, aber verschwende keine weiteren Blicke für sie.“ knurrte der sonst gelassene Bücherwurm und Arno sah seinem Kollegen nachdenklich hinterher.
 

„Ein notwendiges Mittel…“ murmelte Arno, warf einen letzten Blick auf Yvette, welchen sie mit einem Lächeln erwiderte, und ging schließlich auf sein Zimmer. Die geplante Mission sollte noch heute vorbereitet werden.
 

„MERDE!“ brüllte der Marquis und räumte mit einem Zug Unterlagen und andere Kleinteile von seinem riesigen massiven Schreibtisch. „Wie konnte das passieren?! Wie konntet ihr es geschehen lassen, dass meine Tochter entführt wird?!“ - „Monsieur, wir wissen nicht…“ Thomaj stand mit verarzteten Kratzern und Verbänden vor seinem Herren und schluchzte. „Ich habe dir vertraut und du hast dich dazu überreden lassen, mit ihr auszureiten. Jetzt ist sie fort. Entführt von den Assassinen.“ - „Aber Herr, woher wisst ihr…?“ - „Weil ich es einfach weiß! 50 Peitschenhiebe für dich.“ knurrte er und Thomaj wurde abgeführt. „Nein! Nein! Monsieur! Monsieur!“ Dann war es stumm. Wenige Minuten später ertönten die Schreie seiner Männern. „Was geht da vor?“ Bevor der Marquis jedoch einen Blick aus dem Fenster werfen konnte, wurde die Tür zu seinem Büro aufgestoßen und eine Rauchbombe gezündet. Die Assassinen griffen an! Trotz seines Gewichts mit Flinkheit gesegnet, lief er in die Ecke des Raumes, drückte gegen die Wand und verschwand hinter einer gut getarnten Tür. Vorerst war er wohl sicher.
 

„Je pourrais même mettre ce maudit drapeau seul en flammes !“ behauptete Gillian breit grinsend und ahmte zischend die Flammen einer brennenden, königlichen Franzosenflagge nach. „Oui.“ gab Arno von sich und war so eben dabei die Bolzen seiner Phantomklinge zu schärfen und zu ölen. Sie mussten sich schnell und geschmeidig aus dem Gerät abfeuern lassen. „Es ist eine Schande, dass uns ein solch dicker Mann entwischt ist.“ - „Er hat eine Geheimtür in seinem Büro.“ gab Yvette von sich und half Arno dabei Splitter und Unebenheiten an den Bolzen auszubessern. Der Assassine sah sie kurz an, bevor den Blick wieder sank. Wahrscheinlich wunderte er sich, dass die junge, wohl erzogene Dame in der Lage war Waffen zu pflegen. „Wir hatten kaum Zeit, mon dieu, wenn wir mehr gehabt hätten, dann hätten wir den Raum in Ruhe absuchen können. Aber nein, Mademoiselle Antoine verlangte nach ihrer kleinen Schwester und danach, dass sie ihren eigenen Vater umbringen will.“ - „Es ist eine Schande, dass Thomaj so schwer verletzt wurde.“ gab Yvette von sich und seufzte. Zum einen wusste sie nicht was sie über den nun ehemaligen Bediensteten ihrer Familie denken sollte. Er hatte die Assassinen dem Anschein nach regelmäßig mit Informationen über sie und die Familie versorgt. Doch nun tat sie dasselbe mit dem Unterschied, dass sie ungeschoren davon gekommen war. Zum anderen hatte Julien mehr als Recht. Hätte sie nicht verlangt, dass ihre kleine Schwester ebenfalls in die Villa der Assassinen gebracht werden soll und dass sie ihren Vater umbringen wird, wäre ihr ungeliebter Vater bereits tot. „Frédéric, hilf Arno mit den Bolzen. Ich werde zu Marie gehen und nach ihr sehen.“ gab sie entmutigt von sich und verließ den Keller des Hauses. „Du warst ziemlich harsch und unnett zu ihr.“ gab Arno von sich und sah zu Julien. „Es geht um einen verdammten Marquis. Wäre sie nicht im Weg, läge er schon unter der Erde.“ Der Assassine im blauen Gewand schimpfte kurz auf seines Vaters Sprache. „Sie ist nicht im Weg. Ohne sie hätten wir nicht all die Informationen.“ - „Ja natürlich, das war ja mal wieder klar. Wenigstens habe ich ein wenig Blut an meiner Klinge.“ zischte Julien und drehte sich mit seinem dicken Wälzer von der Gruppe demonstrativ weg. „Julien ist der Überzeugung, dass du dich in die Dame verguckt hast, Arno.“ gab Gillian grinsend von sich und Arno sah hellhörig auf. „Wie kommt er auf so einen absurden Gedanken?“ Frédéric lachte nun auf und klopfte dem Anführer der kleinen Gruppe auf den Rücken. „Weil wir alle wissen, dass du auf entschlossene, starke Frauen stehst, lieber Arno.“ - „Sie wird unerreichbar sein. Wenn ihre Brüder den Tod mit dem Marquis teilen, wird sie Erbe seiner Besitztümer und steht somit hundertfach über meinem Stand.“ gab er beinahe hoffnungslos von sich. Frédérics fröhliche Miene verzog sich wieder. „Allerdings. Und ein König, egal ob er neutral, Templer oder Assassine ist, würde dich niemals so hoch zum Markgrafen heben. Das wäre zu auffällig.“ Gillian schob kurz die Lippe vor, bevor er sich seufzend zurücklehnte. „Manchmal ist es halt besser, wenn man bei den Huren bleibt. Sie sind meist hässlich und kosten nur ein wenig Geld. Gefühle kann man da gar nicht entwickeln.“ - „Ich schlage mir die Dame so schnell wie möglich aus dem Kopf. Sobald der Auftrag, der Tod des Marquis, erledigt ist, werden wir uns ihrer ebenso entledigen. Auf die tödliche oder gemeine Art und Weise.“ murmelte Arno während er einen Bolzen schärfte. Im nächsten Moment gaben Metall und Holz ein gefährliches Knacken von sich und brachen in grobe Stücke. „Merde.“ fluchte er leise und nahm den blutenden Daumen in den Mund.
 

Marie lag in ihrem neuen Zimmer auf dem Bett und schlief. Sie hatte lange schrecklich geweint und ihre Schwester angefleht, sie wieder heim bringen zu lassen, doch Yvette hatte sich strikt geweigert. Letztendlich erschöpfte sie das Weinen so sehr, dass sie schnell den Schlaf fand. Besorgt saß Yvette auf dem Bettrand und streichelte über die blonden Haare ihrer kleinen Schwester. Wie erhofft öffnete Marie die Augen und sah ihre große Schwester müde an. „Wo sind wir hier?“ - „In der Villa der Assassinen, Kleines. Darf ich dir erklären, was es auf sich hat?“ gab sie leicht lächelnd von sich und Marie legte ihren Kopf auf den warmen Schoß der Schwester nieder. „Ja, ich möchte wissen, warum ich nicht mehr bei Papa sein soll.“
 

Yvette holte tief Luft und versuchte es verständlich für eine Zehnjährige zu erklären.
 

Trauer und Unsegen hingen über dem Landhaus des Marquis und unterstrichen die tiefe, selbst bedauerliche Trauer in seinem Herzen. Zwei dunkle Särge standen im Salon, geschmückt mit Lilien und Nelken. Die Assassinen hatten seine Söhne auf dem Gewissen. Jetzt lagen zwei blasse Leichen in seinem Salon und gammelten vor sich hin. All die Jahre, die er darin investiert hatte, die beiden Ältesten, zu wahre Templer-Anhänger zu erziehen, waren unerwartet zu nichts verflossen. Nun war er alleine daheim, nur noch wenige Bedienstete kümmerten sich um die täglichen Aufgaben. Die Trauerzeit war für 2 Wochen geplant. Danach würde die Beerdigung statt finden und der Marquis musste danach dringend ein Treffen mit den anderen anfordern. Sie mussten weitere Schritte planen, damit die Assassinen schnell zur Strecke gebracht werden konnten. „Schlaft gut und grüßt eure Mutter, meine liebsten Söhne. Wer weiß, vielleicht bin ja bald bei euch.“ Er verließ den Salon und schloss die große Flügeltür ab. Niemand außer ihm sollte diesen Raum nun mehr betreten, bis die leblosen Körper seiner Söhne endlose Ruhe fanden. Schnellen Schrittes ging er die Treppe hinauf zu seinem Büro und schrieb an Dokumenten weiter. Eines davon war sein Testament. ‚Sollte , Yvette Antoine, Tochter des Marquis Antoine noch leben, so erbitte ich die Vererbung aller Güter auf ihren Namen, bis Marie Antoine, ebenso Tochter des Marquis, ins geeignete Alter kommt. Im Falle eines Todes beider Erben, werden die Güter der Krone verschrieben.“ Ein Stempel, seine Unterschrift und ein Wachssiegel. Er versteckte den Brief in seinem geheimen Versteck hinter der Wand und verließ sein Büro um sich für das Treffen mit den anderen Brüder des Verstehens einzuleiten.

Nur der Tod ist das Mittel zur Freiheit.

Mehrere Tage später…
 

Lauernd wartete Arno auf dem Ziegeldach eines Hauses und beobachtete die kleine Gruppe von Templern an einem großen Tisch in der Taverne gegenüber. Es war endlich so weit. Im Moment herrscht ungewohnte Ruhe in Paris und er konnte seine Mitmenschen in einem klaren, glühenden Rot und Gold erkennen. Es waren kaum Wachen des Königs in den Straßen und ein Fenster stand offen. Doch wer weiß, ob sich noch weitere Wachen versteckten. Zwar glühten die gewöhnlichen Besucher der Taverne in einem sanften Blau und signalisierten ihm Sicherheit, doch es gab auch talentierte Söldner, denen es möglich war, sich selbst anzulügen. Geduldig hockte Arno versteckt hinter einem rauchenden Schornstein und ließ die diskutierende Gruppe nicht aus den Augen. Es dauerte tatsächlich bis tief in die Nacht, bis der Marquis Antoine seine Angelegenheiten geklärt hatte. Wach und gestärkt durch die letzte Mahlzeit erhob Arno sich. Sein dunkler Schatten zeichnete sich bedrohlich auf der Straße ab. Die untergehende Sonne war sein Freund, doch verriet diese ihn auch gerne. Geschult ließ er den Blick vom Marquis nicht ab und folgte ihm geschickt auf den Dächern bis an die Ränder Paris. Er war klug. Um nicht unbedingt aufzufallen, lief er zu Fuß an den Rand der großen Stadt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wartete dort eine Kutsche auf ihn. Arno war schlecht gelaunt. Er wusste nicht direkt weshalb, doch er hatte ein Gefühl, dass es mit dem Testament auf sich hatte, dass Julien im Büro des Marquis fand. Der Marquis Antoine hatte seine Besitztümer nur Yvette überschrieben, damit diese Verwalterin spielen konnte. Damit hatte der Assassine am aller wenigsten gerechnet, denn er wollte, dass die Tochter des Marquis eine sichere Zukunft hatte. „Wir werden ihm drohen, das Testament umschreiben lassen und ihn dann erledigen.“ Arno war zwar der Anführer der kleinen Gruppe der Assassinen und erhielt selten nur Gegenspruch. Doch dieses Mal waren sogar Frédéric und Gillian dagegen. Er konnte es nicht verstehen. Wenn seine Freunde bereits bemerkt hatten, dass er an Yvette interessiert war, allerdings wusste, dass er der Dame nichts bieten konnte, wollte er wenigstens etwas für sie tun, für das sie ihm auf ewig dankbar war.
 

„Hast du sie mal gefragt, ob sie das überhaupt will?“ fragte Gillian besorgt.
 

Doch Arno war überzeugt. Wer wollte denn nicht Lehnsherr über Ländereien und zwei Häuser werden? In dem Fall von Yvette würde sie zwar eher eine Lehnsfrau werden, doch wenn sie die Ländereien besäße, wäre sie eine wertvolle Verbündete und Arno hätte somit keinen Grund mehr sie eines Tages loszuwerden. Der Assassine unterbrach seine Gedankenkette und Marquis Antoine bog, nicht wie abgesehen, in eine falsche Straße ein. Arno wurde stutzig. Hatte sein Ziel sich verirrt? Im Notfall musste er ihn auf offener Straße erlegen und das konnte er nicht riskieren. Jeder kannte zwar die Freiheitskämpfer, aber nicht ihre Namen. Und es waren noch genug Menschen unterwegs, die sein Gesicht hätten sehen können. Kurz nachdem er sich die größten Sorgen gemacht hatten, machte der Marquis kehrt und ging zurück auf die Hauptstraße. Erleichterung. Er ging weiter und Arno konnte vom Weitem schon die Kutsche ausmachen. Nachdem der Marquis in die Kutsche eingestiegen war, hob der Kutscher seine Hand und verschloss die Kutschentür. Mithilfe seiner Flinkheit, sprang der Assassine von einem Dach zum anderen, hangelte sich an Querbalken hinab und landete auf der gepflasterten Straße. Eines schnellen Tempos folgte er der langsam fahrenden Kutsche, bevor er sich ein Pferd am Straßenrand schnappte, aufstieg und hinterher galoppierte. Die Kutsche hielt im richtigen Moment an und Arno sprang geschickt vom Ross auf den massiven Kutschkasten und öffnete die Tür mit einem geschickten Griff. „Monsieur Antoine.“ - „Monsieur Dorian…“ knurrte der Templer. Yvette saß auf dem Sitz gegenüber ihres Vaters. „Ihr habt mir meine Söhne und meine kleine Tochter genommen. Was zur verdammten Hölle wollt ihr noch?“ - „Eine kleine Unterschrift.“ Yvette saß eingeschüchtert auf ihrem Platz und sah kurz zu Arno. „Und euren Tod.“ Sie atmete zitternd ein und aus. Kurz bevor Arno sich direkt neben Yvette setzte, zuckte sie zusammen und nahm Abstand von ihm. Bisher schien sie ihre Rolle glaubhaft und gut zu spielen. Denn Angst vor dem Assassinen hatte sie keine. „Eine kleine Unterschrift wofür?“ - „Denkt scharf nach, Monsieur Antoine.“ Knurrend wünschte sich Yvettes Vater den Assassinen an Ort und Stelle zu ermorden. „Ich erkläre es.“ gab Arno von sich und grinste. „Sie wollen nicht wissen, was wir mit Mademoiselle Antoine getan haben, Marquis. Die Vorstellung wäre zu grausam.“ Arno nahm die hübsch gerichteten, gelockten Haare Yvettes in seine Hand und küsste die weiche Strähne. „Wobei… ihre warmen Schenkel waren ziemlich verlockend. Sie hat sie sicherlich von ihrer geliebten Mama geerbt.“ hauchte Arno provozierend und fuhr mit der, in einem Lederhandschuh gekleideten, Hand über die vermeintliche Stelle von Yvettes Oberschenkel. Wutentbrannt erhob sich der Marquis und Arno stieß ihn grob zurück. Quälend bohrte er die scharfe Spitze seiner Versteckten Klinge in das linke Handgelenk des Dicken und lockte einen gequälten Schrei aus seiner Kehle. Yvette schrie kurz aber schrill auf. Sie erinnerte sich an die unzähligen Peitschenhiebe und Bestrafungen, die sie erhalten hatte, nur weil sie mit einer alten Armbrust Schießen lernte oder mit Thomaj im Garten ein Picknick veranstaltet hatte. Der Marquis hatte schon immer eine widerliche Neigung zur Peitsche und Fesseln. Jeder wusste das im Haushalt ihres Vaters. „Oh, verzeiht. Da bin ich tatsächlich ausgerutscht.“ bedauerte Arno und Yvette verbarg ihr Gesicht hinter den Händen um leise zu wimmern. „Papá, ich flehe ich dich an. Ich will nicht das du leidest!“ schluchzte die junge Französin. Der Marquis sah seine Tochter an und atmete die Luft scharf aus. „Wo ist das Dokument?“ Arno grinste. Er wollte, dass dieser elende Templer verstand, was die Bedeutung von wahrem Leid war. „Yvette.“ Lächelnd ließ die Tochter des Templers ihre Hände sinken und zog ein Pergament aus ihrem Korsett hervor. „Nein…“ hauchte der Marquis und seine Lippen zitterten. „Excusez-moi, Papa. Aber das Templertochter-Sein hat mir einfach nicht mehr gefallen. Und ich hab mir gedacht: Warum nicht. Es springt genug für mich raus. Zum Beispiel die Erziehung meiner Schwester. Deine Güter. Die Villen. Das Geld.“ Sie erhob sich von ihrem Platz und umgriff das Handgelenk ihres Vaters. „Marie lebt?!“ Er versuchte sich erst zu wehren, doch als Arno die Anzeichen bemerkte, bohrte er die Klinge tiefer ins Fleisch. „Schau, hier ist ein Füllhalter. Ich habe leider die Tinte vergessen. Arno, wärst du so freundlich?“ gab Yvette von sich und der Assassine nahm den Füllhalter mit einem Lächeln auf den Lippen. „Bevor…“ bat der Marquis und Yvette streichelte den Handrücken des Templers. „… Hat er wirklich?“ fragte der Marquis und Yvette lächelte. „Sag, Arno. Hast du wirklich…?“ Nachdem Arno den Plan entwickelt hatte, hatte er Yvette sofort gefragt und um Unterstützung gebeten. Sie wollten dem Templer so sehr zeigen, über welche Mittel die Assassinen verfügten. „Oh Yvette, nur wir wissen die Wahrheit.“ Kichernd beugte sie sich vor und empfang einen zuckersüßen Kuss von dem gefährlichen Mann. Es war ein merkwürdiges Gefühl, seinen ersten Kuss einem Auftragsmörder zu schenken. Der Marquis gab nun eine Mischung aus Schluchzen und Wimmern von sich. „Stell es dir vor Vater. Er hat mich innerhalb weniger Stunden so gefügig gemacht… Es war so ein wunderbarer Gefühl endlich nützlich zu sein. Aber nicht nur er… Sicherlich kennst du auch die anderen bereits.“ hauchte sie ihrem Vater nach dem Kuss zu. Das was sie so eben taten , schien bereits makaber und obszön. Doch war es notwendig. Arno stach mit dem Füllfeder in die blutende Wunde im linken Handgelenk und nahm den roten Lebenssaft auf. Nun machte sich aus dem Gemisch von Wimmern und Schluchzen ein schmerzhaftes, leidendes Jaulen bemerkbar. „Keine Sorge, Vater. Ich bin immer noch deine süße Yvette, die alle deine Beleidigungen und Schläge ertragen hat. Du wirst in meinen Armen einschlafen.“ versprach sie und küsste die tränennasse Wange ihres Vaters. Sie reichte ihm den Füllfederhalter. „Unterschreibe bitte.“ Der Marquis schielte auf das aufgerollte Pergament und setzte mit zitternder Hand seine Unterschrift unter die neuen Bedingungen eines neuen Testaments. „Yvette, bitte… überlege es dir nochmal.“ flehte der Marquis und dieses Mal verlor seine eigene Tochter die Geduld. Sie packte ihn heftig und fest am fettigen Kinn und drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Vergiss es, du stinkender Fettwanst. Du bist für mich bereits gestorben, wie meine Brüder.“ Geschockt weiteten sich die Augen des Marquis, als er die Worte vernahm und im gleichen Moment die dünne Klinge von Arnos anderem Armschutz sich in seinen Körper bohrte. Genau dort wo das Herz des Temples war, steckte nun schmales Metall und schnitt alle wichtigen Gefäße durch. Yvette hatte ihre Hand auf die des Assassinen gelegt und spürte, wie das warme Blut die Brust ihres Vaters verließ. „Il r’en est rien.“ flüsterte Yvette und ließ das Kinn ihres sterbenden Vaters langsam los. „Tous est permis.“ gab Arno von sich und entfernte die Klinge. „Yvette…“ hauchte der Marquis und starb. „Ruhet in Frieden, Vater. Nur der Tod ist die wahre Erlösung.“ Sie rollte das, mit Blut unterzeichnete Pergament, zusammen und wartete bis Arno die Kutsche verlassen hatte. Er half ihr beim Aussteigen und Frédéric stieg vom Kutschbock. „Die Kutschpferde sind vorbereitet.“ gab der beste Freund Arno’s von sich und Yvette drückte das Papier an ihre Brust. „Arno, bringst du mich zur Villa meines Vaters?“ - „Natürlich.“ Frédéric holte gesammelten Reisig aus einem der Koffer, die unter der Kutschbockbank lagen und entzündete eine klassische Fackel um die Kutsche in Flammen zu setzen. „Jeder der dich gesehen hat wurde mit genug Geld bezahlt, Yvette.“ Frédéric klopfte seine Hände ab und stieg auf das braune Ross, das zuvor die Kutsche gezogen hatte. Yvette drehte den Rücken zu Arno und ließ sich von ihm das Kleid öffnen.Frédéric lächelte breit, als er den konzentrierten Gesichtsausdruck des anderen Assassinen erblickte. Eine eng geschnürte Korsage und eine Reiterhose kamen zum Vorschein. „Ich danke dir.“

Geschickt stieg sie auf den Ledersessel des zweiten Kutschpferdes auf und machte genug Platz für Arno, nachdem er ihr das Kleid gereicht hatte. „Wir sehen uns nachher, Fréd.“ - „Bis nachher.“ Arno nahm die Zügel des tänzelndes Pferdes in die Hand und sah Frédéric kurz hinterher bevor er das Huftier antrieb. Er spürte das Gewicht von Yvette gegen seinen Oberkörper und hörte, wie sie leise weinte.
 

„Er ist tot.“

„Und du bist nun die Herrin seiner Besitze.“

„Ich hab ihn verraten.“

„Es war nötig.“

„Ich hab ihn umgebracht.“

„Nein, es war die Klinge an meinem Handgelenk.“
 

Schluchzend beugte Yvette sich vor und legte ihre Arme um den Hals des Gauls. Sie musste an ihren Rappen denken und stellte sich sehnsüchtig vor unbekümmert über die Felder zu galoppieren. „Ich muss sofort aufbrechen, wenn du daheim bist, Yvette.“ Die Französin erwiderte nichts. Ihre gelockten Haare wehten im Wind. Mit viel Glück werden sie bis morgen früh draußen sein. Arno musste lächeln, als er sich daran erinnerte, als eine Bedienstete von Frédéric ihre Haare kämmte und die Locken rein drehte. Ihre Proteste waren durch die ganze Villa lautstark zu hören und das enge Kleid, dass Gillian extra für sie hatte schneidern lassen, ließen sie nicht weniger meckern.
 

„Ich hasse Kleider. Und offene Haare. Ich hasse Schminke. Ich hasse kurze Höschen!“ - „Mon dieu, sie hat Höschen gesagt!“ gab Frédéric lachend von sich und Gillian gesellte sich gleich mit Gepruste dazu.

„Wer hat mir diese Höschen besorgt? Warst du das, Gillian? Frédéric?“ beschwerte sich die Tochter des Marquis. „Ich war das.“ gab Arno offen zu und grinste nur ganz leicht aber unglaublich frech. Das puterrote Gesicht der jungen Frau war ein Bild Gottes und Arno schwor sich, dass er es niemals vergessen würde. „Was fällt dir ein… du!“ Wütend trommelte Yvette auf den breiten Oberkörper des Assassinen ein. „Stell du dir mal lieber vor, wie die Schneiderin geguckt hat! Das war vielleicht peinlich!“ beschwerte sich Arno darauf hin. Kurz nachdem sie die Reiterhose angezogen hatte, war Yvette aber wieder zufrieden gestimmt.
 

Es dauerte noch eine Weile, bis sie an der Villa ankamen. Sie stand auf einem Hügel, dass wurde Yvette bewusst, als der Kutschgaul sich drehte und die Sicht auf einen brennenden Haufen frei wurde. Sofort drehte sie sich weg und hielt sich an der öligen ungekämmten Mähne des Pferdes fest, während Arno abstieg und ihr Kleid annahm. Er wusste, dass sie imstande war alleine abzusteigen und Yvette dankte dem Assassinen für seine kluge Schlussforderung. „Der… Der Gaul ist alt. Soll ich dir einen neuen bringen lassen?“ erkundigte sie sich und Arno schüttelte leicht lächelnd den Kopf. „Ich habe Zeit und werde ihm alle Zeit der Welt geben, keine Sorge.“ - „Okay.“ Sie reichte ihm die Zügel und nahm das Kleid entgegen. „Dann… wäre ein lebe wohl jetzt wohl angebracht?“ - „Ein Wiedersehen passt besser, Yvette. Wir leben in der gleichen, wundervollen Stadt. Sicherlich kreuzen sich unsere Wege nochmal.“ Die junge Lehnsherrin nickte und drückte den weichen Stoff fester an ihre Brust. Irgendwie zerriss sie der Gedanke innerlich, daran, dass sie nun alleine mit Marie und ein paar Bediensteten in der Villa wohnte. Sie hob den Blick und schluckte schwer. Es steckte ein dicker Kloß in ihrem Hals. Verdammt. Verdammt! Sie hatte diese 4 Männer einfach zu sehr ins Herz geschlossen. Auch wenn der einzige Grund für ihr Zusammentreffen der Tod ihres Vaters war, so schien sich etwas Bedeutendes verändert zu haben. „Lass mir bitte so bald wie möglich eine Liste aller Templer zukommen, damit ich die Geschäfte von meinem Vater besser in eure Richtung lenken kann. Außerdem spreche ich hiermit eine offene Einladung für euch alle aus. Ihr dürft uns zu jeder Zeit Gesellschaft leisten und Zuflucht bei uns suchen.“ versprach sie und reichte Arno die Hand. Dankbar ergriff der Assassine sie und zog Yvette in seine Arme. Nach Trost suchend verbarg sie ihr Gesicht in dem dunkelblauen Stoff des Mantels. „Ich danke dir, Arno. Dir und den anderen. Ihr habt mir ein neues Leben ermöglicht.“ Er lächelte. „Und du hast unser Leben verändert.“ gab er ehrlich von sich. Er löste sich langsam von ihr und stieg auf das Pferd auf. „Auf Wiedersehen, Yvette Antoine.“ gab Arno von sich. „Vergess niemals. Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt.“ - „Il r’en est rien. Tous est permis.“ wiederholte Yvette und sah Arno eine Ewigkeit hinterher, bis dieser am Horizont verschwunden war.

Wiedersehen und Abschied

2 Jahre waren seit dem Tod ihres Vaters vergangen und Yvette hatte sich komplett in ihre neue Rolle eingespielt. Im Gegensatz zu ihrem Vater jedoch, behandelte sie jeden und alles mit Respekt. Unter ihrer Führung waren die Besitztümer aufgeblüht. Die Bauern, die laut Vereinbarung zu Yvette gehörten und ihre Leibeigenen waren, gab sie die Chance ein eigenes Leben aufzubauen und verkaufte ihre Höfe und Felder für kleines Geld. Als Gegenleistung für diese Wohltat wollte die Lehnherrin nur kleine Abgaben erhalten um ihren Haushalt zu versorgen. Durch die 5 Höfe, die im Grenzland von Paris lagen, kamen genug Lebensmittel und Güter zusammen. Ihre Vorratskammer war stets gefüllt, aber sobald der Inhalt einen gewissen Wert überstieg, befahl sie Thomaj, ihrem Vertrauten, das Getreide mit einige anderen Bediensteten in der Stadt zu verteilen. Schon oft waren Soldaten des Königs hinter ihr her und versuchten ihre guten Taten einzudämmen. Doch es gelang ihnen nur selten. 2 lange aber irgendwie auch kurze Jahre waren vergangen und seit ungefähr 6 Monaten lebte neben Marie ein weiterer Gast in ihrem Haus. Konzentriert hatte sich die Französin über Unterlagen, Verträge und anderen Pergamenten gebeugt, als der Gast eintrat und sie steif begrüßte. „Guten Morgen, Lady Antoine.“ Breit und groß gebaut war er, ganz zu Schweigen von den kräftigen Gliedmaßen. „Dir auch einen guten Morgen, Connor. Wie habt ihr geschlafen?“ Der Assassine nickte. „Sehr gut.“
 

Connor Kenway, ein Assassine vom neuen Kontinent, den er ihr als Amerika vorstellte, tauchte vor einem halben Jahr vor ihrer Villa auf. Mit zerschlissenen Assassinengewand und unsittlichen Hunger und Durst, bat er sie um Unterkunft und Nahrung, da er doch das geheime Symbol der Bruderschaft an ihrer Mauer bemerkt hatte. Voller Freude nach so langer Zeit wieder andere Gesellschaft und sogar einen Assassinen unter ihrem Dach zu haben, nahm sie den Eingeborenen auf und päppelte ihn wieder gesund. Er erzählte ihr von seinem Schiff, dass im Süden Frankreich im Hafen lag, die Aquila, und an den gemeinsamen Abenden tauschten sie Erfahrungen und Wissen aus. Damit auch für sie eine Chance für die ganzen Speisen und die Unterkunft herausspringt, erfragte Yvette die Ausbildung zu einer wahren Assassinin. Connor hatte sich bis heute geweigert und jedes Mal gab er neue Beweggründe an, die sie überraschten und ihn unglaubwürdig wirken ließen.
 

Zusammen mit Connor verließ sie ihr Büro und wurde von einem Bediensteten angehalten. „Was gibt es?“ - „Arno Dorian.“ gab dieser keuchend von sich und Yvette eilte los. Noch nie schneller als in diesem Moment, war sie die Treppen hinunter gelaufen. Abgesehen von den federleichten Schritten des Assassinen hinter ihr, nahm sie nichts aus ihrer Umgebung wahr. Es waren fast 2 Jahre vergangen seit dem letzten Wiedersehen. Seitdem gab es nur schriftliche Korrespondenzen!

„Yve-…“ Arno hatte sich zu ihr umgedreht und stockte mitten im Satz. Er hielt seine Arme bereits hoch und wollte die junge Frau umarmen. Doch sein Blick war auf den dunkelhäutigen Ausländer gerichtet. „Wer ist das?“ Yvette hielt inne und legte ihre zierlichen Hände auf Arnos ab. „Das ist Connor Kenway, ein Assassine vom neuen Kontinent. Er fand mich durch Zufall.“ gab sie lächelnd von sich. Doch das Lächeln starb, als Arno einen Schritt vor tat und mit seiner Versteckten Klinge auf die Kehle des Besuchers zielte. Bevor Connor jedoch zu Schaden kam, hatte er bereits seine Assassinenaxt, so nannte Yvette sie, denn der Name war zu kompliziert, gezückt, die er stets bei sich trug und drückte die Klinge weg. „Arno, was soll das! Er ist mein Gast!“ - „Hat er dich angefasst?“ fragte der Franzose knurrend und Yvette sah zwischen dem Edelmann und dem Ureinwohner hin und her. Sie lachte auf und schubste Arno ein wenig von sich weg. „Klar, willst du mir unterstellen, ich wäre eine Hure?“ Empörung lag in ihrer Stimme und kommentarlos ließ Arno seinen Arm sinken. „Niemals!“ Seufzend stemmte Yvette ihre Hände in die Hüfte und lächelte hoffnungslos. „Siehst du. Ich hege kein Interesse an einem anderen Assassinen außer dir. Das weißt du doch.“ Sie ergriff den rotbraunen Kragen des dunkelblauen Mantels und lächelte ihn zuversichtlich an. „Verzeih mir.“ - „Okay. Also, noch einmal von vorne.“
 

Sie bat Connor zu sich, der gleichgültig den großgebauten Franzosen musterte. „Connor Kenway, das ist Arno Viktor Dorian. Arno, dass ist Connor.“ - „Nett euch kennen zu lernen.“ Arno nickte und Connor seufzte. „Gibt es hier noch andere Assassinen?“ fragte er und Yvette nickte. „Ja. Arno hat noch drei weitere an seiner Seite. Oder habt ihr welche rekrutiert?“ - „Wir hatten zwei Rekruten, ja. Aber sie fielen den Templern schneller in die Klauen, als erwartet.“ Besorgt um das Wohlbefinden der zwei Assassinen befahl sie im Salon einen Tisch aufzubauen und alle mit Trank und Speis zu versorgen. Letztendlich erfreut über den Besuch Arnos, half sie tatkräftig mit. „Ihr behandelt eure Bediensteten… sehr gleich.“ - „Menschen sind etwas wert, Connor. Ob weiß, dunkel, Amerikaner, Franzose, Deutscher. Es ist gleich woher ihr stammt und was ihr fühlt oder denkt. Solange man nett zu mir ist, bin ich ebenso nett.“ Gemeinsam trugen sie auf riesigen Tabletts Pasteten und sogar einen riesigen, ausgestopften Truthahn auf. „Lasst es euch schmecken.“ gab sie von sich. Jeder hatte die Arbeit niedergelegt und gemeinsam am gleichen Tisch nahmen Bedienstete und Herrin ihre Speisen ein.
 

„Yvette, ich bin her gekommen um dir eine wichtige Nachricht zu überbringen.“ gab Arno von sich während er an einer Keule nagte und die duftende Pastete verzehrte. „Welche wäre es?“ - „Es droht Gefahr. Die Revolution breitet sich aus und bleibt nun nicht nur hinter den Mauern Paris. Jeden Tag stirbt mindestens ein Marquis unter dem Befehl der Rebellen.“ Immer langsamer essend starrte die junge Marquise auf ihren Teller. „Ich werde nicht zulassen, dass die Rebellen dir was antun. Wenn du es erlaubst, bleibe ich die nächsten Tage hier und werde ein Auge auf die Umgebung werfen.“ schlug er vor. „Arno, du bist der Anführer der Assassinenbruderschaft hier in Paris. Ich kann dich unmöglich in Anspruch nehmen, nur weil ein paar Rebellen den Tod von sämtlichen Markgrafen wollen.“ Sie versuchte die Fassung zu bewahren und nahm ein wenig Pastete auf die Gabel. „Außerdem ist Connor hier. Er ist ein gescheiter Kämpfer und er wird mir sicherlich helfen, sollte ich in Gefahr sein.“ - „Das stimmt.“ Arno hob den Blick zu dem Indianer und schluckte Fleisch hinunter. „Weshalb seid ihr nach Frankreich gekommen, Connor?“ - „Die Revolution in Paris drang über den großen Teich bis zu uns. In Amerika herrscht vorab ein wenig Frieden und meine Partnerin Aveline kümmert sich im absoluten Notfall um Probleme. Europa wollte ich schon immer sehen. Also segelte ich mit meinem Schiff hierher.“ - „Mit eurem… was.“ In Arno kochte bereits die Eifersucht. Sicher, er war auch ein Edelmann Frankreichs und hatte hier und da Geldressourcen. Doch Männer mit Schiffen waren meist unbegrenzt reich. Und beliebt. „Mein Schiff, die Aquila. Ruht in Marseille unter der Leitung vom zweiten Kapitän. Sie wurde mir als Wrack geschenkt und mit viel Zeit und Geld habe ich sie wieder aufgebaut.“ berichtete Connor und Arno nickte. „Wie war die Reise hierher?“ - „Sie zehrte sehr an Kraft und Nerven. Aber ich habe es überlebt.“ Dann war es wieder still.
 

Es dauerte recht lange bis alle fertig waren. Alle bedankten sich persönlich bei Yvette für das leckere Essen und gingen sofort wieder an die Arbeit in Küche, Stall und Stube. „Ich habe die anderen drei aufgefordert nach zu kommen, wenn ich länger als 2 Stunden bei dir bleibe.“ Yvette lächelte zufrieden. Endlich würde sie auch die Freunde des Assassinen wieder sehen. „Das heißt, sie werden bald kommen.“ gab sie beinahe feierlich von sich. „Lady Antoine.“ Connor erregte ihre Aufmerksamkeit und Yvette sah den Amerikaner an. „Ja?“ - „Wenn die Revolutionäre tatsächlich euren Tod fordern, dann würde ich vorschlagen, bald mit eurem Training anzufangen.“ Mit leuchtenden Augen erhob sie sich und ergriff seine Hand. „Training? Wovon redet er?“ Sie verdrehte die Augen. „Stell dich nicht dumm, Arno.“ gab sie grinsend von sich und setzte sich wieder. Kaum sammelte sich wieder Wärme unter ihrem Hintern, wurden von einem Bediensteten drei Franzosen in den Salon gebracht. „Monsieur Campbelle, LeFleur und Nemours.“ kündigte er an und ging wieder.

„Yvette! Schön wie eh und je!“

„Schön dich wieder zu sehen, Frédéric.“ Wie gewohnt umarmte sie den großen, älteren Mann. Dann ging sie zu Gillian und ließ sich formell die Hand küssen.

„Mademoiselle.“

„Gillian, du alter Charmeur.“ Der Mann im beigen Mantel grinste.

„Das letzte Mal, als ich deine Hand geküsst habe, hast du ein wenig zurück gezuckt. Du scheinst dich verändert zu haben.“ Yvette lächelte unschuldig und kicherte leise. „Natürlich, du alter Hurenbock. Mit der Zeit verändert sich jeder.“ Sie hatte ein fremdes Parfum am Assassinen gerochen. Gillian suchte also nach wie vor gerne Bordelle auf.

Sprachlos ließ sie ihn stehen und Yvette drehte sich Julien zu.

„Sei gegrüßt.“

„Guten Tag, Yvette.“ Sie umarmten sich kurz und schmerzlos und erfüllt von Freude wandte sie sich wieder zu Arno.

„Ich habe dir gesagt, dass ich mich nicht auf euch verlassen will. Wenn die Rebellen meine Villa aufsuchen, dann möchte ich mein Heim auch verteidigen.“

„Du willst also eine Assassinin werden.“ gab der Franzose trocken und beinahe schon beleidigt von sich. „Das Zeug scheine ich zu haben, immerhin tut deine Schulter bis heute weh, Viktor.“

„Nenn mich nicht Viktor.“ brummte der Franzose.

„Lady Antoine. Wollt ihr mich nicht vorstellen?“ fragte Connor um die Situation zu entschärfen und Yvette drehte sich von Arno wieder weg. „Das sind die drei anderen Assassinen, Frédéric, Gillian und Julien. Sie sind die Partner von… Viktor.“

„Mon dieu, hör auf mich Viktor zu nennen, ich heiße Arno.“ beschwerte sich der Assassine hinter ihr und Yvette verzog ihre Lippen zu einem frechen Grinsen. „Sir… Frédéric.“ Connor hatte seine typische Pose, Faust in Hand, eingenommen und sah den breitschultrigen Mann an. „Sind Lady Antoine und Sir Dorian verheiratet?“ fragte er und Frédéric schüttelte den Kopf. „Nein, sie interessieren sich aber füreinander. Vor 2 Jahren rekrutierten wir Yvette für die Bruderschaft. In diesen zwei Jahren haben wir uns nicht gesehen, aber Arno und sie haben fast jeden Tag miteinander über Briefe kommuniziert. Der Inhalt war sehr… kitschig.“ Connor nickte. „Ich verstehe. Sie mögen sich. Wieso heiraten sie nicht?“ - „Hier in Frankreich ist das vielleicht ein wenig anders, Connor. Wir heiraten meistens nur aus Eigennutz oder weil man als Frau nicht alt werden will. Yvette und Arno scheinen sich Zeit zu lassen. Auch wenn es ein Gut ist, welches wir als Assassinen nur selten zur Verfügung haben.“ - „In Amerika heiraten wir aus Liebe. Aber auch wegen Gütern und Häusern…“ Er musterte die Marquise und den Assassinen, wie sie miteinander diskutierten und artikulierten. „Ich glaube das ist der Grund, warum Lady Antoine mich fragte, ob sie meine Schülerin wird. Sie will mehr Zeit mit Sir Dorian verbringen.“ gab Connor von sich und Frédéric sah erst Connor und dann die offensichtlich baldige Novizin an. „Das ist nicht dein Ernst.“
 

Der große Garten hinter der Villa war mithilfe der 5 Assassinen im Handumdrehen in eine kleine vergleichbare Trainingsanlage gebaut und Yvette sah die ganzen Kisten, Seile und Balken bereits hoffnungslos an. „Mit der Einstellung kommen Sie nicht weiter, Lady Antoine.“ gab Connor von sich und sie atmete tief ein und aus. „Es ist seit meiner Kindheit her, dass ich so rumgetobt bin. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich die Flinkheit und Flexibilität von damals behalten habe.“ murmelte sie ihm zu und er nickte. Schließlich lächelte er, was eine absolute Seltenheit war und gab ihr ein Zeichen aufzupassen. Arno und die anderen drei saßen an einem Tisch auf der Veranda und tranken Schwarzen Tee. Geschickt und einem Meisterassassinen gerecht, überwand Connor alle Hindernisse, schwang sich von Baum zu Baum und schaffte es sogar mit einem Sprung vom letzten Ast auf das Dach der Scheune zu springen. „Es ist wichtig, dass ihr jeden Tag mehrmals übt und niemals vergesst euch aufzuwärmen.“ riet er ihr und Yvette nickte. Dennoch bewegte sie sich nicht vom Fleck.

„Lady Antoine?“

„Arno, Frédéric, Gillian, Julien. Habt ihr nichts besseres zu tun, als mir zu zuschauen?“
 

Die vier Assassinen am Tisch sahen zu ihr. Sie hatten sich bis eben angeregt unterhalten, wahrscheinlich darüber, wie prächtig die Villa und die Bediensteten unter Yvettes Führung gedeiht waren. Oder darüber, wie schäbig die Übungsklamotten der angehenden Assassinin waren. Yvette war sich nicht ganz sicher. Arno erhob sich von seinem Platz und ging auf sie zu. Bevor er jedoch was sagen konnte, ertönte ein kleiner, schriller Schrei. Es war Marie, ihre kleine, mittlerweile 14-jährige Schwester, die Frédéric, Gillian und Julien erfreut begrüßte. Sie umarmte den ältesten der Gruppe lange und rieb sogar ihr Gesicht an dessen graugrünen Mantel. „Monsieur Campbelle, es ist so schön euch wieder zu sehen.“ schwärmte sie und setzte sich sogleich auf dessen Schoß. „Ebenso, Mademoiselle.“ gab er beinahe feierlich von sich. Arno hatte Yvette einst geschrieben, dass Frédéric auf eine Art und Weise, seine jüngste, verstorbene Schwester in Marie erkannte. „Guten Tag, Mademoiselle.“ gab Arno von sich und Marie sah zu dem Anführer der Gruppe auf. „Monsieur Dorian!“ Sie rutschte hinunter von ihrem warmen Sitzplatz und lief die Veranda hinunter in die Arme des Familienfreundes. „Wie geht es dir, kleine Marie?“ fragte der Assassine und hob sie locker hoch. „ Sehr gut! Vielen Dank der Nachfrage. Wie geht es euch?“Arno lächelte sanft. „Ebenfalls sehr gut.“ Er ließ sie wieder hinunter und begrüßte Connor, bevor sie zurück zu Frédéric rannte und weiter mit ihm redete. „Also, was ich dir sagen wollte, Yvette. Wir alle haben bereits genug Rekruten gehabt. Du brauchst dich nicht zu schämen, deine Fähigkeiten vor uns auszubauen. Auch wenn ich es nicht gut heiße, dass du dich in den Krieg gegen die Templer hineindrängst.“ gab er deutlich zu verstehen und Yvette schluckte schwer. Sie zögerte und sah erst nach einer ganzen Weile hoch zu dem Assassinen auf. „Ich möchte, dass ihr geht. Es reicht, wenn Connor mir Anweisungen gibt, denn so wie ich euch kenne, werdet ihr wieder irgendwelche Kommentare machen.“ Sie hatte sich ein wenig von ihm weggedreht und hielt mit der linken Hand ihren rechten Arm fest. „Geht bitte.“ murmelte sie. Offensichtlich enttäuscht von Yvettes Verhalten wand sich Arno ohne ein Wort ab und ging zurück zu seinen Freunden. Er erklärte ihnen kurz die Sachlage und während diese Yvette ein „Au Revoir, Marquise!“ zu riefen, schwieg Arno. Kurz darauf war es wieder still im Garten und die vier Assassinen waren abgezogen. „Schwester?“ - „Marie, bist du so lieb und ordnest jemanden an, den Tisch abzuräumen? Ich muss mit Connor üben.“ bat sie. „Natürlich.“ Sie nickte dem besorgten Connor zu und ging in das Haus. Kurz darauf kam eine Magd aus der kleinen Küche und räumte das Geschirr ab. „Braucht ihr noch etwas, Mademoiselle?“ - „Bringt einen Kübel Wasser hinaus und zwei Becher. Das wäre sehr lieb.“ Die Magd machte einen leichten Knicks. „Wie ihr möchtet.“
 


 

Der erste Monat des Trainings war besonders anstrengend für die junge Marquise. Meterweite Sprünge verursachten Prellungen und hohe Mauern und Bäume verschafften ihr Schnitt- und Schürfwunden an Beinen und Rücken. Doch sie gewöhnte sich ungewöhnlich schnell an das alltäglich stundenlange Training. Die Nachrichten der vorrückenden Rebellen trafen immer schnell und zügig ein. Gillian hatte sich dazu bereit erklärt, den Dienst für seine Freunde vorerst zu quittieren und Yvette über die Geschehnisse und Pläne der Revolution zu unterrichten. Mittlerweile schämte sie sich nicht mehr, wenn jemand zusah, denn wenn sie einen Fehler machte, wurde sie nur wütend auf sich selbst und trainierte solange, bis sie nicht mehr konnte. Wenn sie abends im Bett lag, waren die Schmerzen meist so stark, dass sie sich in den Schlaf weinte. Doch Connor war ein hervorragender Lehrer. Er war geduldig, aber auch durchgreifend und wenn sie es wagte sich zu weigern, achtete er nicht darauf, dass sie eine Frau, geschweige, denn eine Adlige war. Sie war gleich, wie jeder andere, der ein Rekrut der Assassinen war.
 

Nachdem der Amerikaner immer zufriedener mit ihren Fähigkeiten und Ergebnissen wurde, begann er, neben der täglichen Tortur, seine Fähigkeiten mit dem Bogen, der Armbrust und einer kleinen Handaxt beizubringen. Die Rebellen, so kündigte Gillian jeden Morgen an, rückten immer weiter vor und es waren schon 5 Markgrafen geköpft und präsentiert worden. Seit dem Anfang ihres Trainings, hatte sich Arno weder blicken lassen, noch hatte er Yvette einen Brief geschickt. Sie litt ein wenig unter dem Entzug doch auf eine andere Art und Weise, gab es ihr nur noch mehr Elan und Motivation. Wenn außer Connor und Gillian niemand da war, dann musste sie um so besser werden damit sie überleben konnte.

Die Nachricht, dass die Rebellen nur noch einen Dreiviertel Tagesritt von der Villa entfernt waren, schockte Yvette. Gillian, Connor und die anderen Bediensteten bauten aus den Übungskisten, sämtlichen Stühlen und Tischen aus dem Haushalt eine Barrikade und erweiterten die Mauer um das Grundstück um gute 3 Meter Höhe. „Sie ist sehr stabil, aber versuche zur Sicherheit hochzuklettern, Yvette.“ Mit der Zeit war Connor auf eine persönlichere Anrede geschwungen. „Apropro.“ Gillian wandte sich Yvette zu, bevor sie dem Vorschlag Connors nachgehen konnte. „Ich soll dir von Arno sagen, dass du bitte auf dich aufpassen sollst. Er hat Angst um dich, auch wenn er es weder zugegeben noch geschrieben hat.“ Er reichte der Marquise ein Pergament mit dem Wachssiegel der Assassinen. Schwer schluckend brach sie es auf und öffnete den Brief. Es war so lange her, dass sie Arnos elegante Schrift gesehen hatte.
 

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„Liebste Yvette…“ begann sie, las den Rest des Briefes jedoch im Stillen.
 

‚Ich sorge mich. Seit nun 4 Monaten haben wir uns weder gesehen noch voneinander gelesen. Der Grund weshalb ich enttäuscht, traurig aber zugleich auch wütend war, war dieser, dass du mich nicht fragtest, dein Mentor zu werden. Es brach mir das Herz, denn zu wissen, dass ein daher gelaufener Amerikaner diese Pflicht übernahm und dich zu seiner Novizin machte, hinterließ einen üblen Beigeschmack. Bitte verzeih mir, dass ich dich nicht beschützen kann. All die Briefe der letzten zwei Jahre schienen wie ein Traum. Ich habe das Gefühl versagt zu haben, denn meine Pflichten als Templermörder halten mich davon ab, diejenige zu schützen, die meinen Schutz am meisten dürftig ist.
 

Liebste, ich weiß nicht welche Fähigkeiten und welche Kraft du dir die letzten Monate angeeignet hast, aber bitte pass auf dich auf. Ich könnte es nicht ertragen wieder einen geliebten Menschen zu verlieren. Je t'aime et je vais dépêcher. Et puis nous battre côte à côte. Dein Arno.’

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Marquise Yvette war den Tränen nahe und wischte die Tränen von ihren Wangen. „Seite an Seite… wehe du hältst dein Versprechen nicht.“ wisperte sie und verstaute den Brief in einer kleinen Tasche an ihrer Hüfte. „Ich werde meine Bediensteten in den Keller bringen.“ gab sie von sich und eilte ins Haus. In der steinernen Küche drückte sie mit dem Fuß auf einen Stein und offenbarte einen geheimen Schacht nahe des Kamins. „Kommt, ihr müsst alle hinunter. Ich möchte, dass niemand von euch zu Schaden kommt.“ 20 Personen an der Zahl standen hinter ihrer Marquise und murmelten zustimmend vor sich hin. Seitdem Yvette das Haus steuerte, war das Gebäude zu einem fröhlichen, schönen Ort geworden. „Wir danken euch von ganzem Herzen, Mademoiselle.“ Ein ergrauter, älterer Mann, ihr Hauslehrer, ergriff ihre Hände. Yvette lächelte. „Dankt mir später, wenn ich überlebt habe. Sollte ich umkommen, dann bitte ich euch darum… kümmert euch um Marie.“ Ihre Schwester kam in diesem Moment durch die kleine Menge geschlichen und umarmte sie. „Du musst für mich und Monsieur Dorian überleben, sœur.“ Sie ging als erste hinunter in den Keller, dann folgten ihr die anderen Leute und die letzten nahmen zwei Fass Wasser und 3 Säcke Gemüse mit sich. „Seid mucksmäuschenstill, meine Lieben. Euer Leben könnte davon abhängen.“ Dann ließ sie den Stein los und der Schacht schloss sich. „Adieu, mes proches.“
 


 

Arnos Angst und Sorge steigerten sich mit jeder Sekunde. Im Moment beobachteten sie die Rebellen, die einen Raubzug nach dem anderen taten und nichts als eine Fläche der Verwüstung hinterließen. Der Franzose war sich sicher, dass er bei ihr hätte bleiben sollen. Doch Frédéric hatte ihn mehrmals gewarnt. Man darf seine persönlichen Probleme nicht vor die Aufgaben eines Assassinen tun. So sehr Frédéric recht hatte… Das letzte Mal als er dieses lähmende Gefühl von innen verspürte, geschah, als seine beiden Väter ermordet wurden. Das der drohende Verlust wieder geschehen könnte, trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Als sie vor ungefähr 3 Wochen eine Templerversammlung sprengten, überließen Julien und Frédéric ihrem Anführer die meiste Arbeit. Noch nie hatte er Spaß verspürt, wenn er ein Leben auslöschte. Doch diese alten Männer, fett, faltig und nach Rum stinkend, brachten ihn aus der Fassung. Jeden einzelnen metzelte er nieder, stach mit seinen Klinge in ihr Fleisch und schoss dem letzten, der einen kläglichen Versuch wagte zu flüchten, einen Bolzen in den Nacken.

Hoffentlich hatte Yvette den Brief erreicht. Sie musste wenigstens wissen, dass er schon bald ihre Villa aufsuchen wird und die Unterstützung leistet, die sie die letzten 4 Monate am meisten gebraucht hätte. „Arno.“ Frédéric ließ ihn aufschrecken. „Oui?“ - „Die Rebellen wollen gar nicht zu Yvette. Setz dein Adlerauge ein, dann weißt du, was ich meine.“ Arno drehte sich von ihm weg und sah die Menge an, die unten auf einem zerstörten Weizenfeld rangelten. „Sie spalten sich. Blau, Rot… Und Gold. Es haben sich Templer unter die Menge gemischt. Und sie scheinen die Rangelei auszunutzen um…“ Er hörte auf seinen Blick zu fokussieren und sah Frédéric an. „Wir müssen sofort los.“ Schnellen Schrittes sprangen sie von einem verlassen, steinernen Turm und landete direkt in den Sätteln ihrer Pferde. Sie mussten Yvette warnen!

Ansturm

Die Barrikade dem Anschein nach umsonst aufgebaut lauerten die beiden Assassinen und die Novizin auf den Möbelstücken und machten sich bereit für den Kampf. Als es schließlich dunkel wurde, verlor Gillian die Geduld. Der Hitzkopf machte sich seiner Wut Luft und beschloss sich etwas aus der Küche zu holen. Yvette sagte ihm, wo er etwas finden würde und blieb zusammen mit Connor auf den Barrikaden sitzen. „Was ist, wenn Sir Dorian nicht richtig lag?“ - „Irgendetwas wird passieren, da bin ich mir sicher.“ gab Yvette von sich und sah Connor an. „Ich danke dir für deinen Unterricht. Aber ich glaube, wenn ich das hier überlebe, dann wird Arno sich um mich kümmern.“ Connor lächelte leicht und nickte. „Das hab ich mir bereits gedacht.“

Gillian kehrte mit Schinken und Brot zurück und teilte es brüderlich mit den beiden anderen. „Man hat in der Küche gar nicht gehört, dass es einen Keller mit Leuten drin gibt.“ Yvette seufzte erleichtert. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie leise sein sollen. Es könnte jederzeit alles drunter und drüber gehen.“ Lächelnd wand sich Gillian wieder nach vorne und war sofort alarmiert. Ein Fackelfeuer und drei Männer kamen angaloppiert und Yvette wurde ebenso auf das Trampeln der Hufe aufmerksam. „Es sind Fréd, Julien und Arno.“ gab Gillian von sich und freute sich, dass seine Brüder sich die Zeit nahmen um ihnen Gesellschaft abzustatten. Arno stoppte sein Pferd in voller Bremsung vor der meterhohen Barrikade und stieg aus dem Sattel. Er sah hinauf zu Yvette. Mit seinen Lippen formte er ein lautloses „Venez à moi.“ Leicht und wie eine Feder sprang sie von der Barrikade und ließ sich von Arno auffangen. „Du bist ein eifersüchtiger Gockel, Arno Viktor Dorian.“ gab die Französin von sich und schmiegte sich an ihn. „Aber ich bin dein eifersüchtiger Gockel, Yvette Antoine.“ hauchte er ihr zu. „Werd’ jetzt bloß nicht romantisch, dafür ist nicht die Zeit. Du hattest andere Möglichkeiten und Momente dafür!“ Sie ließ ihn wieder los und eilte zurück zur Barrikade. „Ihr seid spät dran, woran liegt es?“ - „Es sind nicht die Rebellen, sondern die Templer. Sie haben gemerkt, dass im Grenzland von Paris eine Assassinen-Hochburg liegt und somit eine Markgräfin oder ein Markgraf, die zur Bedrohung werden könnte. Das Volk wurde unter dem Aufwand der Rache angestachelt. Anscheinend haben sie ihren Angriff von vor 4 Monaten verlegt, weil sie Informationen über deine Ausbildung zur Assassinin erhalten haben.“ vermutete Arno und Frédéric setzte den Bericht fort. „Sie sind bereits auf dem Weg hierher. Unsere Verspätung wurde aufgrund eines Umweges verursacht. Wenn wir Pech haben, dann werden sie schon in weniger als einer Stunde hier eintreffen und ein großes, großes Chaos verursachen.“ Langsam stieg in Yvette die Nervosität. Wenn sie versagt, dann würde jeder in Gefahr schweben und ihre kleine Schwester, Marie, sie wäre ganz alleine auf dieser Welt. „Habe keine Angst vor deinem ersten Kampf, Yvette.“ Überraschenderweise stand Julien vor ihr. „Ich werde zusammen mit den anderen alles tun damit du und Marie zusammen bleiben.“ versprach er. „Unité pour la libertè!“ rief Gillian und Julien hob seine Faust in die Luft. „Vereint für die Freiheit!“ stimmten alle mit ein. „Welche Waffen kannst du benutzen, Yvette? Wir müssen eine Strategie festlegen, damit wir alle Templer töten und die Menschen zurückdrängen können!“ - „Bogen, Handaxt und Armbrust. Mit einem Dolch habe ich auch ein paar Fähigkeiten.“ Frédéric nickte Arno zu. „Sie werden von vorne angestürmt kommen. Das ist unsere Chance, Menschenleben zu verschonen und die Templer zu dezimieren.“
 

Mit laut pochenden Herzen hockte Yvette im Schatten eines Baumes. Die kühle Mauer links von ihr gab ihr ein wenig Kraft. Sie hatte das Gefühl zu explodieren!
 

Nachdem Arno und Frédéric alles koordiniert hatten, wurde festgestellt, dass Connor die gleiche Fähigkeit wie Arno besaß. Auch er konnte die Auren der Menschen erkennen und somit ihre wahren Beweggründe erfahren. Dank zwei Talente mit dem sechsten Sinn, Connor nannte es das „Adlerauge“, hatten sie natürlich noch höhere Chancen, nur die Templer auszuschalten. „Ihr müsst immer ein Auge auf uns aber auch auf eure Gegner haben. Sonst seid ihr erledigt. Yvette, du wirst im richtigen Moment deinen Bogen nehmen und Pfeile auf die schießen, die ich dir anbiete.“ Arno machte die geplante Geste nach. Ein Arm um den Hals des Gegners, den Frédéric so eben verkörperte, und Gillian als seinen Schutz. Der Oberkörper wurde dargeboten und Yvette hatte somit Chance den Gegner schnell auszuschalten. „Fréderic wird mich beschützen, Gillian, Connor. Und Julien, du hältst dich an Yvette und achtest vom Boden aus auf sie.“ Seine Freunde nickten. Yvette sah zu dem Mann im dunkelgrünen Mantel. Er lächelte sie sachte an. „Ich habe eine Frage. Wenn die Templer wussten, dass ein Markgraf, oder in meinem Fall eine Markgräfin, eine Assassinin ist, woher wussten sie es? Es muss jemanden geben, der Informationen über meine Person verkauft hat.“ Arno nickte. „Das ist höchstwahrscheinlich der Fall. Aber darum kümmern wir uns nachher. Wir schlagen einen oder zwei Templer nieder und werden sie verhören.“ Yvette war einverstanden mit dem Plan und schließlich machten sich alle fertig auf ihre Positionen.
 

Konzentriert schoss Yvette einen Pfeil nach dem anderen ab. Julien hatte ihr eine Diebestreppe bereitgestellt damit sie auf die Mauer klettern und ihre Geschosse auf die Gegner zielen konnte. Einige Rebellen waren bereits geflohen, denn die 8 Leichen, die jämmerlich durch die Pfeile und Bolzen verreckten, entmutigten sie. Der Muskelkater in Yvettes Armen schmerzte fürchterlich. Arno und Connor waren fleißig dabei ihr die Templer darzubieten während die anderen beiden Assassinen Rückendeckung gaben. „Verdammt! Julien, ich brauche mehr Pfeile!“ rief sie und hielt ihre Hand hinunter. Doch es geschah nichts. Verunsichert sah sie hinunter und sah in die gierigen Gesichter von 4 Templer, die sie durch ihre Kreuzketten erkannte und sie griffen sofort nach Yvettes Hand um sie von der Mauer zu ziehen. Mittlerweile machte es ihr kaum noch was aus, wenn sie von irgendwo hinunter fiel. Doch nun packte sie die Panik und sie versuchte sich verzweifelt gegen die gierigen, dreckigen Finger zu wehren. Einen Blick zur Seite riskierend, sah sie Julien, niedergeschlagen. Ein dunkelroter Fleck breitete sich auf seiner Kapuze aus. „Nein! Julien!“ Dann konzentrierte sie sich wieder auf die vier Männer, die auflachten und bereits perverse Pläne schmiedeten. Wie konnte sie ihnen nun entkommen? Abgesehen davon, dass Arno es bemerken würde, wenn keine Pfeile mehr kamen, konnte sie von hier hinten kaum wer hören. Und derjenige, der sie beschützen sollte, lag bewusstlos, vielleicht sogar tot auf dem Boden und verblutete jämmerlich. Mit zitternden Atemzügen griff sie nach dem leblosen Arm des Assassinen neben ihr und verbog dessen Hand soweit nach hinten, bis die Klinge ausgelöst wurde und ein Bolzen mitten ins Gesicht von einem der Männer landete. „Hure! Das wirst du büßen!“ Die drei verbliebenden packten sie an den Haaren und zogen sie auf ihre Füße. Nun machte ihr die kühle, moosbesetzte Mauer Angst. Sie wollte nicht als geschändete Frau enden. Was ist wenn sie schwanger werden würde? Arno würde sie verstoßen und sie wäre für immer alleine. „Nein, nein, bitte nicht…“ wimmerte sie, während einer der Männer bereits ihr Hemd ergriffen hatte. Mit einem lauten Reißen entblößten sie ihren Oberkörper und begannen an der Schnürung ihres Korsetts zu fummeln. Die anderen beiden traten ihr auf die Füße und hielten ihre Arme fest. „Einer von uns ist tot, Assassinenhure und du bist die nächste. Nachdem wir unseren Spaß hatten!“ Sie lachten unglaublich dreckig und makaber und schrie Yvette schließlich ein letztes Mal nach Arno und zuckte zusammen als warmes Blut ins Gesicht tropfte. Langsam öffnete sie die Augen und erblickte Arno mit einer blutigen Phantomklinge und Yvettes Dolch in der anderen Hand. „Es ist vorbei. Sie waren die letzten.“ gab er von sich und Yvettes sank zitternd zu Boden. „Wieso… wieso hast du so lange gebraucht…“ flüsterte sie, während er sie hochhob und an sich drückte. „Wir haben einen Verletzten!“ rief er und Gillian und Frédéric kümmerten sich um Julien. „Verzeih mir, Liebste.“ hauchte Arno und verbarg sein Gesicht in ihrem weichen Haar. Connor kam ihnen entgegen und sah Yvette und Arno besorgt an. „Geht es euch gut, Lady Antoine?“ Sie nickte und lächelte leicht. „Danke Connor.“ Ohne ein Wort, kletterte Arno mit Yvettes auf dem Rücken über die Barrikade und ging mit ihr ins Haus. „Wir haben die Rebellen abgewehrt. Jetzt bist du erstmal in Sicherheit.“ - „Dank euch.“ - „Du hast sie fast alle getötet, Yvette. Du hast dein Heim selbst vor großen Schaden bewahrt.“ Leise schluchzend akzeptierte sie seine Feststellung und ließ sich die Treppe hinauf ins Bad tragen. Er setzte sie dort ab und verließ den Raum um in der Küche Wasser zu erhitzen. Dann kam er wieder und hockte sich vor sie. „Hier, mach dich sauber. Ich hab eine ziemlich Sauerei hinterlassen.“ Yvette nahm den nassen Lappen in die Hand und entfernte zuerst das Blut an ihren Fingern. Dann hob sie den Blick, als Arno sich zum Gehen wandte. „Arno.“ Der Franzose sah zur Marquise. Sie fing wieder an zu weinen. Seit einigen Tagen hatte sie ihm etwas zu verheimlichen und wollte ihm schon lange einen Brief schreiben. Doch jetzt wo er wahrhaftig vor ihr stand musste es raus. „Mir… mir wurden alle meine Titel und Güter von der Krone weg genommen.“
 

„Laut Gesetz ist Yvette nun eine Bäuerin. Oder eine Angestellte. Auf jeden Fall ist sie nicht mehr adelig…“ Julien hatte sich wieder ein wenig erholt und lag mit einem dicken Verband um den Kopf auf einer Liege. „Wann hast du das Dokument erhalten?“ Yvette faltete den Brief zusammen. „Vor ungefähr einer halben Woche. Ich weiß, dass ich eine Frist habe, mein Hab und Gut weg zu bringen.“ Sie trug ein graues Kleid von einer ihrer Bediensteten, die mittlerweile wieder durch das Haus liefen und alles zusammentrugen, was für Yvette von Bedeutung war. „Ich muss nur noch wissen, wo ich eine Unterkunft her bekomme.“ Frédéric erhob sich und sah sie an. „Dein Ernst, Yvette? Du bist in meiner kleinen Villa doch herzlich willkommen.“ Sie wich seinem Blick auf und sah zu Arno, der sich erschöpft bei ihr anlehnte. „Ich… würde so etwas wie Privatsphäre herzlich begrüßen. Mit vier Männern unter einem Dach zu leben…“

„Nur vorübergehend.“ gab Fréd von sich und Yvette gab lächelnd nach und warnte Arno, dass sie sich bewegen wurde, indem sie ihm sanft den Kopf kraulte. „Nicht umfallen, ja?“ Er brummte und richtete sich auf. Besorgt trat Yvette an Julien Liege und setzte sich auf einen kleinen Hocker. „Es tut mir so Leid, dass ich nicht auf dich geachtet habe…“ flüsterte sie und nahm seine Hand in ihre. Es tat ihr unendlich weh, auch wenn Julien sie nicht immer mit Respekt oder Freundlichkeit behandelt hatte, so sah sie ihn und die anderen beiden Männer als Teil ihrer Familie. Arno beteuerte immer und immer wieder, dass seine drei Kollegen und besten Freunde, wie seine Brüder waren. „Nein, Yvette… Es tut mir Leid. Ich bin ein guter Assassine, aber irgendetwas hat mich abgelenkt und das nutzten die Templer um mich niederzuschlagen. Du wärst wegen mir beinahe vergewaltigt worden. Ich hätte mir das niemals verziehen, wenn es soweit gekommen wäre.“ Er hob seinen Blick zu Arno, welcher ihm zunickte und lächelte. „Ruh’ dich aus, Julien.“ bat Yvette, streichelte ihm über das verstauchte Handgelenk, dass sie verursacht hatte und ging mit Arno und den anderen aus dem Zimmer hinaus. Morgen würden sie aufbrechen, um Platz für einen neuen Templer-Marquis zu machen.
 

„Die Zweisamkeit sollten wir ausnutzen.“

Yvette kicherte.

„Welche Zweisamkeit? Unten im Salon sitzen deine Freunde und meine Schwester liegt im Zimmer gegenüber.“

„Yvette, ich warte jetzt schon so lange…“

Sie nickte. „Ich weiß. Und du weißt auch, dass es eine Probe ist. Und du bist nicht wie diese Templer. Du bist der wunderbarste Mann der Welt und akzeptierst meine Jungfräulichkeit.“

Seufzend strich Arno mit seiner rauen Hand über die weiße Schulter der Frau neben ihm. „Wie kannst du mir nur so vertrauen?“ fragte er und Yvette hob ihren Kopf. Ihre Locken kitzelten seine Haut. „Das frag ich mich auch. Deine Hände sind befleckt von Tod, Mord, Verrat und Verlust.“ Zärtlich nahm sie die große Hand in ihre und streichelte über die vielen verhärteten Hautstellen. Sie waren die Beweise dafür, dass Arno viel kletterte. Andere Frauen würde sowas verabscheuen, doch Yvette liebte es mit ihren filigranen Fingern über die verhärtete Handfläche und den sonnengegerbten Handrücken zu streicheln. „Doch sie sind Hände, denen ich am meisten vertraue.“ wisperte sie, bevor sie dem Assassinen einen liebevollen Kuss aufdrückte. Entspannt blieb sie auf seiner Brust liegen und zeichnete kleine Bilder auf seine Haut. „Sag’ willst du mich denn?“ fragte der Franzose und die ehemalige Marquise hob ihren Kopf. „Was, natürlich! Ich will dich ganz, Arno…“ gab sie von sich und drückte sich enger an ihn. „Wir werden die kommenden Tage nicht alleine sein. Und ich werde viel zu tun haben. Bitte, lass mich deinen Körper lieben, damit ich mir schöne Gedanken machen kann und einen Grund habe um heim zu kommen.“ bat er sie. Mittlerweile hatte Yvette sich von Arno’s Körper erhoben und sah den Mann unter ihr an. „Du verlangst… etwas Großes von mir.“ Yvette war immer ehrlich zu sich selbst. Doch im Moment war sie sich uneinig. Sie würde Arno nur zu gerne lieben und das mit Seele und Körper. Wiederum hatte sie Angst. Und diese Angst überwog im Moment die Neugierde. „Du bist keine Adlige mehr, Yvette Antoine, sondern eine einfache Frau. Und egal ob mit oder ohne Jungfräulichkeit, du wirst immer, ich betone, immer mehr wert sein, als alles Gold und Silber dieser Welt. Und du wirst mein sein.“ Sie schüttelte den Kopf. Diese Liebeserklärung war etwas, was sie sich als Kind immer erträumt hatte. „Ich… ich hatte immer davon geträumt zu heiraten, eine Familie zu gründen… und jetzt liebe ich einen Attentäter, verschenke meine Jungfräulichkeit an ihn… und dann? Was ist wenn du stirbst? Eines Tages erwischt wirst?“ Nun hatte sich auch Arno aufgerichtet und setzte sich gerade vor sie hin. „Das kann im Moment mit jedem passieren, Yvette. Wir lieben uns, da müssen wir diese Angst beiseite schieben und alles genießen, was wir momentan genießen können.“ Yvette zog die Decke enger um ihren Körper herum. „Wenn du überlebst… wirst du dich zur Ruhe setzen?“ - „Ich möchte heim kehren. Nach Österreich. Und wenn das möglich ist, dann zusammen mit dir.“ Yvette wurde erst jetzt wieder klar, dass Arno kein Kind Paris’ war. „Österreich… ich kann die Sprache gar nicht.“ Arno lächelte und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. „Ich bringe sie dir bei.“ versprach er. „Bist du sauer auf mich?“ Sie schüttelte wieder den Kopf. „Als ich klein war… erzählte mir meine Mutter, dass es … schmerzen würde, wenn…der Mann…“ Sie schluckte die Worte hinunter und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Ich habe ein wenig Angst davor, Arno. Meine Mutter hatte große Schmerzen in ihrer Hochzeitsnacht und ich möchte nicht das gleiche erleben wie sie…“ Arno betrachtete sie. Wahrscheinlich hatte ihr Vater sein Weib vergewaltigt. Auch wenn er selbst erst 24 war, so hatte er Erfahrung sammeln können. Es gab nur ein Mädchen, welches er in sein Bett holte und starke Schmerzen bei der Entjungferung erlitt. Yvette so leiden zu sehen, gab ihm zu bedenken. „Manche Paare nutzen Öl oder Körperfett um Schmerzen zu vermeiden. Glaubst du, dass es dir die Angst neben würde?“ fragte der Assassine besorgt und Yvette zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Das hängt von der Situation ab.“ Leise seufzend nahm er sie in den Arm und legte sich wieder mit ihr hin. „Ich werde dich nicht zwingen. Aber ich bin mir sicher, dass du dich eines Tages nicht zurück halten kannst und meine Liebe aufnimmst wie ein Schwamm.“ Bevor Yvette sich beschweren konnte, küsste Arno sie fest und innig. „Schlaf jetzt. Morgen beginnt der große Umzug.“ hauchte er ihr zu, küsste Stirn und Nasenbein bevor sie eng umschlungen in die Nachtruhe glitten.

Läutende Glocken

Frédéric hatte seit dem Sonnenaufgang dabei geholfen die Barrikade abzubauen und die zerstörten Möbel in Feuer aufgehen zu lassen. Die zusammen getragenen Sachen der entadelten Lady wurden dann in Kisten auf einer Kutsche zu seiner kleinen Villa am Stadtrand von Paris gebracht. Im Laufe des Morgens gesellte sich Gillian dazu und schließlich war auch er es, der sich wunderte, wo Arno blieb. Der ältere Franzose erklärte sich dazu bereit nach seinem besten Freund zu sehen, hatte jedoch nicht damit gerechnet diesen und seine, den Geräuschen und Quietschen des Bettes zu urteilen, zukünftige Frau bei gewissen Dingen zu erwischen. Frédéric hatte die Tür einen schmalen Spalt breit geöffnet und schielte zu den zwei nackten Gestalten, halb verhüllt durch die Decke. Yvette saß mit dem Rücken zur Tür und bewegte sich rhythmisch und leise stöhnend gegen seinen Kollegen. Arno hatte seinen Blick für einen Moment lang nach oben gerichtet, bestrafte Frédéric mit einem hasserfüllten Blick, bevor er Yvette enger an sich drückte und sein Gesicht ebenso keuchend und stöhnend an ihrer Schulter verbarg. Nach seiner Rückkehr erzählte Frédéric Gillian, mit ungewöhnlich gefasstem Gesichtsausdruck, dass Arno noch Zeit bräuchte und entschloss mit ihm zu Pferd zur Villa zu reiten. Julien war bereits mit dem Kutscher und den anderen Sachen „verschickt“ worden, weshalb sie sich vorerst nicht mehr um irgendetwas sorgen mussten. Connor beschloss seine eigenen Sachen zusammen zu tragen und dann nach Marseille zurück zu kehren um die Heimreise anzutreten. Zuvor wollte er aber Yvette und Arno noch verabschieden und wünschte den beiden französischen Assassinen ein recht herzliches Lebewohl. Er half Marie auf ihr kleines Pony in den Damensattel und winkte ihr zu, bis sie verschwunden waren. Der Amerikaner kehrte zurück in die Villa, wurde von einer Magd begrüßt, die sich die letzten Monate besonders intensiv um Connor Assassinengewand gekümmert hatte, und ging die Treppe hinauf um seine bereits gepackten Reisebeutel zu holen und sie draußen schließlich an einem alten, aber gut trainierten Gaul zu befestigen. Nicht wenig später kamen auch Arno und Yvette aus ihrem Zimmer, angezogen und in stiller Weise überwältigt über die spontane Lust am Morgen.

Die junge Französin hatte nicht erwartet so schnell nachzugeben, bereute es allerdings nicht und wünschte Connor in der Küche einen guten Morgen. „Wo sind die anderen hin? Und Marie?“ Connor lächelte, als wüsste er, was zwischen ihr und Arno passiert war. „Sie sind bereits abgereist als Maries Begleitschutz. Die Pferde für euch sind bereits gesattelt und alle verpackten Sachen wurde mit der Kutsche voran geschickt. Nun müssen nur noch wir uns verabschieden, Lady Antoine.“ - „Abschied…? Ich dachte du kommst mit Connor!“ Doch der Amerikaner schüttelte den Kopf. „Meine Aufgaben sind getan, ihr seid eine gute Rekrutin und ihr ward mein bester Lehrling. Doch nun wird es an der Zeit die Aufgabe des Mentors, wie von euch geplant, an euren hoffentlich baldigen Mann abzugeben.“ Arno stand in der Tür zur Küche. Connor erhob sich, packte 4 Brote und 2 Laibe Käse ein und verbeugte sich leicht. „Lebt wohl.“ Geknickt sah Yvette zu Connor. Sie erhob sich und ließ ihm eine freundliche Umarmung zukommen. „Lebe wohl und gut, Connor. Danke für alles.“ gab sie von sich und ließ den Meisterassassinen gehen. Er ging zu Arno, hielt ihm den Arm für einen brüderlichen Gruß hin und lächelte ihn leicht an.
 

„Macht sie glücklich Sir Dorian. Diese Frau hat fürchterlich geweint, weil sie körperliche und seelische Schmerzen hatte und ihr sie nicht gepflegt habt.“
 

Dann ging Connor und verließ die Villa ohne ein weiteres Wort. Arno sah ihm still hinterher und drehte sich dann Yvette zu. „Ist das wahr?“ fragte er leise und Yvette erwiderte seinen Blick kurz bevor sie sich abwandte und ihm den Rücken zudrehte. „Ja. Ich wollte beweisen, dass ich das alleine durchstehen kann.“ Sie schnitt mit einem großen Messe dicke Scheiben von einem Bauernbrot ab und legte beinahe ebenso dicke Scheiben Schicken drauf. „Yvette, du hättest mir schreiben sollen, dass es dir schlecht geht, du hättest Gillian einen Brief mitgeben können!“ Arno stand nun neben ihr und sah auf sie hinab. Yvette hob ihren Kopf und sah zu ihm hinauf und erhob sich von ihrem Platz. „Arno, wenn du eins noch nicht verstanden hast, dann ist es das, dass ich eine unabhängige Frau bin. Ja, wir haben uns vielleicht diesen Morgen mehr als einmal geliebt und ich habe es aus tiefsten Herzen genossen. Aber du musst auch verstehen, dass ich mich nicht immer auf dich verlassen kann und will. Denn wenn ich das tue, dann ist mein Leben im Gefahr.“ Sie nahm ihre Scheibe Brot und ging hinaus. Ein Gedanke an das gestrige Geschehnis ließ sie allerdings in der Tür anhalten. „Und wage es dir noch einmal auf mich herab zu schauen! Gestern schwebte ich in sehr großer Gefahr und ich werde dir für mein Leben dankbar sein, denn ich hätte tot sein können. Doch ich will Assassine werden um stärker zu werden. Abhängig und hilflos sein sind keine Eigenschaften von mir und das werde ich niemals sein.“ Arno sagte nichts und sah ihr still hinterher.
 

Yvette saß draußen im großen Garten und betrachtete die blühenden Blumen. Seufzend zog sie ihre Beine an und seufzte. Sie wollte Arno nicht so zuvor kommen und ihn anmeckern. Sie wollte einfach nur ihren Standpunkt klar machen und sie hatte Angst, jetzt, wo sie mit ihm das erste Mal erlebt hatte, dass er sie verließ. Er hatte immerhin bekommen was er wollte. „Verdammt… ich muss erst nachdenken, bevor ich etwas sage. Du bist so dämlich, Yvette…“ murmelte sie und seufzte enttäuscht über sich selbst auf. Sie vernahm das Quietschen der Terassentür und versteifte sich, als sie Arnos Hand auf ihrem Rücken spürte. „Weinst du?“ - „Nein.“ gab sie von sich, blieb aber wie sie ist. „Ich weiß, dass du eine unabhängige Frau bist, Yvette. Ich habe das nie bestritten.“ begann Arno und Yvette hob den Kopf und sah den Franzosen an. „Ich will eins wissen.“ Sie sah ihn ernst an und Arno erwiderte den Blick standhaft. Tief holte sie Luft. „Verlässt du mich jetzt, wo du…“ - „Nein.“ beteuerte er sofort ohne sie ausreden zu lassen. „Ich hätte niemals daran geglaubt, dies zu sagen, Yvette Antoine. Aber willst du meinen Namen annehmen?“ Die Französin sah ihn überrascht, geschockt aber irgendwie auch gerührt an. Die Worte blieben ihr im Halse stecken. „Wer weiß, was nun geschieht. Die Revolution ist im vollen Gange, jeden Tag sterben mehr Menschen und tausende Familien werden auseinander gerissen. Du hattest gestern nacht recht. Ich kann jederzeit sterben. Du kannst jederzeit sterben. Die rare Zeit die wir besitzen müssen wir nutzen. Mit dem Gedanken daran, dass der andere in uns weiterlebt, wenn es soweit kommt.“ - „Wir müssen dafür nicht heiraten, Arno. Binde dich nicht an mich nur damit du kein schlechtes Gewissen hast.“ Arno seufzte auf und strich eine Strähne aus Yvettes Gesicht. „Ich habe kein schlechtes Gewissen. Ich will dich an meiner Seite wissen. Ich war… noch nie so voller Liebe, wie jetzt. Ich habe jemanden wie dich immer gesucht und ich will dich nicht verlieren oder missen.“ Yvette atmete zitternd ein. „Du bist meine erste Liebe, Arno. Und du wirst sie immer sein.“ Schließlich lehnte sie sich gegen seine Schulter und entspannte prompt. Die Wärme und Nähe zu ihm tat ihm zu jederzeit gut. „Ich frage mich nach wie vor, wie das mit uns angefangen hat.“ gab der Franzose leise von sich. „Mit den ‚Korrespondenzen‘, natürlich.“ gab Yvette von sich und lächelte breit. Am Anfang ging es rein um den Job, die Templer aufzuspüren, die in den Reihen der Adligen ihren Job taten. Nach wenigen Monaten beschlossen Yvette und Arno sich immer wieder zu treffen, bis sie sich gegenseitig die Zuneigung gestanden. Jedoch erreichte die Revolution einen ihrer Höhepunkte und die Templer wurden aggressiver. Die Treffen wurden weniger Wochen weniger, genauso wie die Korrespondenzen, bis Funkstille herrschte. Das Wiedersehen der beiden hatte Arno die Luft beinahe geraubt. „Wir müssen viel nachholen, Yve.“ Sie nickte und rieb ihren Kopf gegen Arnos. „Aber erstmal müssen wir hier weg und zu Frédérics Villa.“ Gemeinsam erhoben sie sich von ihren Plätzen und gingen wieder hinein. Yvette hatte keine eindeutige Antwort auf Arnos offensichtlichen Heiratsantrag gegeben.
 

Sie hat sich viel Zeit gelassen und jeden einzelnen Butler und jede einzelne Maid Lebe Wohl gesagt. Diese hatten alles für sie getan, auch wenn es ihr Job war, doch für Yvette war es nicht selbstverständlich. Auf Pferden ritten sie schließlich zur kleinen Stadtrandvilla. Gillian begrüßte sie und als Arno und Yvette den Salon betraten, saß Frédéric am großen massiven Holzschreibtisch, welcher mit Karten und Plänen der Bruderschaft bedeckt war. Er hob seinen Kopf und blickte das Paar an. Sofort grinste er breit und Arno lief rot an. „Guten Tag, Yvette.“ - „Hallo Frédéric.“ Gillian nahm ihr die Reitjacke ab und Yvette folgte ihm, damit sie zu Marie gehen konnte. Diese saß in einem der größten Schlafzimmer vor einer blank geputzten und polierten Metallscheibe und experimentierte mit Yvettes Schminke. „Oh mon dieu! Marie, was tust du da!“ Ihre jüngere Schwester schrak auf und legte alles beiseite, was sie in der Hand hielt. „Wasch sofort dein Gesicht, so kannst du dich nicht zeigen.“ gab die große Schwester von sich und zeigte auf die Waschschüssel. „Aber Schwester, ich…“ Doch Yvette schüttelte den Kopf. „Du bist noch zu jung um Schminke zu tragen.“ Marie seufzte und ließ die Schultern sinken. Ihre Schwester war angespannt und schien einen Anflug von schlechter Laune zu haben. „Ist etwas passiert?“ fragte sie vorsichtig. Yvette setzte sich mit auf den länglichen Stuhl und betrachtete sich in ihrer verschobenen Spiegelung. „Arno… hat um meine Hand angehalten.“ Marie hielt den Atem an und starrte ihre Schwester an. „Er will dich heiraten?!“ Yvette nickte. Die jüngere der beiden hielt inne und ihr Lächeln erstarb. „Warum bist du so traurig? Yvette, du liebst ihn doch. Du willst schon seit Jahren jemanden an deiner Seite haben!“ Doch ihre große, sonst sehr erwachsene und ernste Schwester hatte die Hände auf ihr Gesicht gepresst. „Ich liebe ihn, ja! Aber heiraten…? Er ist ein Assassine, ein Bote des Todes.“ Marie entfernte die Hände von ihrem Gesicht und zwang sie dazu sie anzusehen. „Du bist ebenfalls eine Assassinin, Schwester. Das ist definitiv kein Grund. Er tut seinen Job, wie jeder Schmied, Schneider und Bauer in diesem Land. Es ist seine Pflicht für das Volk zu kämpfen.“ Yvettes Tränen liefen unaufhörlich. „Ich habe Angst ihn zu verlieren, Marie. Wenn er im Kampf stirbt oder einer Wunde erliegt… ich weiß nicht, ob ich dann jemals wieder lieben kann oder leben will.“ flüsterte Yvette verzweifelt. Marie nahm sie still in die Arme und drückte ihre große Schwester an sich. „Das ist also wahre Liebe… du solltest ‚Ja‘ sagen und zur glücklichsten Frau der Welt werden.“ Marie sah zur Tür und lächelte Arno zu. Dieser lächelte sanft zurück und schloss lautlos die Tür.
 

Obwohl Marie erst 14 Jahre alt war, half sie Yvette unwahrscheinlich. Es tat ihr gut zu wissen, dass jemand hinter ihr stand und das diejenige zu ihrer eigenen, richtigen Familie gehörte. Einige Tage später hatte sie zusammen mit ihrer Schwester ein schickes, schlichtes Kleid aus ihrer Garderobe ausgesucht und wartete nun auf Arno im kleinen Garten von Frédérics Villa. Der Stil erinnerte sie an Italien. Die Zäune waren hoch und so dünn die Streben des Zaunes waren, so waren sie ebenso fein wie die Überdachung. Marie hatte Arno gesagt, dass er Yvette im Garten antreffen würde. Der Assassine ließ ihr Zeit und tauchte in ungewohnt edler, stilsicherer Kleidung auf. Yvette betrachtete ihn und der Fakt, dass Arno seine Haare in der ‚Öffentlichkeit‘ offen trug, wunderte sie. „Marie meinte, du hättest mir etwas zu sagen?“ Yvette machte Anstalten sich von ihrem Sitzplatz zu erheben, doch Arno hob seine Hand und sie blieb sitzen. Unsicher lächelnd legte sie ihre Hände in den Schoß. Sie hasste Kleider. Die Beinfreiheit war eingeschränkt und wenn man ungünstig saß, konnten Männer drunter schauen oder der Wind seine wilden Spiele treiben. Doch ihre Gedanken schweiften ab. Arno sah nervös aus und er lächelte nicht. „Ich habe nachgedacht, Arno. Es ist wie du sagtest. Uns bleibt wenig Zeit zu den gegebenen Zeiten und Geschehnissen.“ Der Franzose sah auf sie hinab und kniete sich sofort in der edlen Pose vor sie hin. „Du…“ Yvette lächelte ihn an. Sie öffnete ihre Lippen um zu zustimmen, doch sie wurden unterbrochen.

Frédéric stand in der Tür und sah Arno geschockt an. „Frankreich hat den Krieg an Österreich erklärt. Arno, wir müssen dir dringend neue Papiere besorgen, sonst…“ Der Assassine erhob sich aus seiner Position und Yvette machte es ihm nach. „Man plant die Guillotine ab sofort für Hinrichtungen zu nutzen, Arno.“ Sie sah zu dem Angesprochenen. „A-Aber… du bist Franzose, wie auch Österreicher.“ - „Und er agiert mit seinen offiziellen, persönlichen Angaben.“ Arno seufzte. „Das es tatsächlich so weit kommen musste. Die Grenzen sind also zu?“ Frédéric nickte. Yvette sah zwischen ihm und Arno hin und her. „Ich kenne jemanden der sich darum kümmern kann.“ Sie erntete überraschende Blicke der Männer und Yvette konnte sich ein hilfloses Seufzen nicht verkneifen.
 

„Von jetzt an Monsieur, müssen sie mit dem Namen Raphaël agieren. Natürlich nur in der Öffentlichkeit. Und halten sie ihr Gesicht stets bedeckt, aber als Assassine müsste dies kein Problem sein. Hier sind die Dokumente. Mit Siegel, Unterschrift und halt alles was sie noch brauchen. Und für sie ist hier die Sterbebrief.“ Ein Mann mit Vollbart reichte ein weiteres Dokument an Frédéric. „Sollte man „Raphaël“ suchen, so reicht ihr dies ein, denn ihr und eure Kollegen seid kaum bekannt als Diener der Bruderschaft.“ Der Akzent des Mannes war nicht zu überhören. Yvette hatte durch die Arbeit mit den Assassinen in den letzten Jahren viel gelernt und hatte ihre Leute gefunden, die vertrauenswürdig und fähig waren. „Raphaël, ja? Schrecklicher Name.“ murmelte Arno. Yvette bezahlte den Namenlosen, denn so würden Namen bei Folterungen nicht ans Licht kommen und ließ ihn hinaus bringen. „Die Hochzeit wird dann wohl warten müssen.“ gab sie von sich und sah Arno traurig an. Er erwiderte den Blick und nickte. „Immerhin bin ich jetzt für Tod erklärt…“ flüsterte er. „Hochzeit?“ Frédéric sah die beiden an. Das Paar drehte ihre Köpfe zu dem Freund und Kollegen Arno’s. „Ja.“ gab Yvette starr von sich. „Yvette!?“ Sie lächelte Arno an. „Aber wir sind doch verlobt.“ Glücklich hob er die Französin hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. Endlich konnte er seinen eigenen Neubeginn starten. Doch noch musste er Rache für seine Väter verüben.

Assassinen werden durch Verlust geboren

Sie hatte zugestimmt. Yvette saß vor dem lodernden Feuer des Kamins und kraulte den Kopf des Assassinen, der irgendwann ihr Mann sein würde. Sie hätte niemals erwartet, dass Gefühle sie so weit treiben konnten. Doch Arno gab ihr die Kraft, die sie immer wollte. Nachdem die gefälschten Papiere für ihn angefertigt wurden, machte er sich sofort auf den Weg und tat seinen Job. Ein Templer war schließlich am Abend gefallen und Arno leicht verletzt durch ein paar Streifschüsse. „Arno?“ Der Angesprochene murmelte kurz vor sich hin, bevor er sich ächzend drehte, um Yvette direkt in die Augen zu sehen. „Ja, bitte?“ Yvette streichelte sanft über die bärtige Wange und das stoppelige Kinn, bevor sie sanft lächelte und das Gesicht ihres Verlobten mit gefühlt tausend Küssen bedeckte. „Du bist die wunderbarste Bereicherung, die ich je erlebt habe.“ gab sie von sich. „Pass bitte das nächste Mal ein wenig besser auf, auch Streifschüsse sind Verletzungen.“ Er nickte und hob seine Hand um sie zu sich hinunter zu ziehen. Er musste ihre rosigen Lippen nochmal kosten, bevor er einschlief. „Morgen bleibe ich hier und dann schauen wir, wie weit du bist mit deinem Training.“ Sie nickte. „Jawohl, Mentor.“ gab sie mit einem Lächeln auf den Lippen von sich und schließlich küssten sie sich sanft und genossen die herzliche Zweisamkeit.
 

An Ort und Stelle eingeschlafen, erwachte Yvette mit schmerzendem Rücken und bei hellen Morgengrauen. Arno lag nach wie vor auf ihrem Schoß und hatte die Länge des Kleides dafür genutzt um sich ein provisorisches Kissen zu formen. Das Feuer war erloschen und ein sanftes Glimmen war in der Asche zu erkennen. „Arno…“ flüsterte Yve und streichelte sanft durch dessen Haar. „Cher…“ murmelte der Assassine in den Stoff ihres Kleides und öffnete die Augen. „Bonjour…“ gab sie beinahe kichernd von sich und verwirrt blickte er sich um. „Sind wir hier…“ er gähnte. „… eingeschlafen?“ Sie nickte. „Merde… wie geht es deinem Rücken?“ - „Er schmerzt ein wenig, aber das tat er während des Trainings mit Connor ständig.“ Er blieb noch kurz liegen, bevor er sich erhob und seine leicht lockigen Haare bändigte. „Lass uns schauen, welche Waffen Frédéric zur Verfügung hat für dein Training.“ Yvette seufzte. „Arno, nicht so hastig. Ich muss mich umziehen, erstmal weil du mein Kleid vollgesabbert hast, wie ein Schwein und ich damit nicht üben kann. Und außerdem brauch ich einen Tee und etwas zu essen.“ Sie streckte sich und murrte, nachdem sie ein leises Knacken und Knirschen gehört hatte. „Na gut… ich muss mich auch umziehen.“ Er erhob sich und hielt sich die Seite. Der Streifschuss schmerzte höllisch. „Zieh dein Hemd aus, ich möchte sehen, wie die Wunde aussieht.“ verlangte Yvette. Ihr Verlobter öffnete das geschnürte, lockere Leinenhemd und ließ Yvette die Wunden betrachten. So fürsorglich wurde er schon lange nicht mehr behandelt. „Sag mal, bist du dir denn sicher? Also, Assassinin zu werden?“ fragte er und Yve sah zu ihm hoch. „Ja, natürlich, weshalb denn nicht? Ich muss mich nicht zum Meister hocharbeiten wie Connor oder du. Aber einige Fähigkeiten würden nicht nur dir sondern auch mir zu gute kommen. Meinst du nicht?“ Arno zuckte zusammen, als Yvette den angetrocknete Verband langsam entfernte und schließlich die Wunde begutachtete. „Hmh, mit so einer tiefen Wunde wird unsere Liebe warten müssen.“ gab sie feststellend von sich. „W-Was, nein! Ich hatte schon Schlimmeres!“ gab er von sich und sie kicherte. „Also?“ Er seufzte. „J-Ja, na gut. Aber Assassinen haben im Durchschnitt keine lange Lebensdauer.“ Nun seufzte Yve und sah ihn an. „Das stimmt gar nicht. Zumindestens nicht ganz. Ich habe Bücher gelesen. Dieser Assassine, Altaïr, aus Syrien. Er ist der Vater unserer Bruderschaft und wurde ganze 90 Jahre alt und das obwohl er während der Zeit der Kreuzzüge lebte.“ Arno schluckte. Er wusste nicht, wie er ihr das erklären konnte, immerhin lebte dieser beinahe gottgleiche Mann nur aufgrund der Edensplitter. „Es gab und gibt lebensverlängernde Methoden. Altaïr Ibn La’Ahad lebte vielleicht lange, verlor allerdings seine Frau mit knapp 53 Jahren. Er stürzte in schwerwiegende Depressionen und verlernte die Freuden des Lebens.“ Yvette hielt inne. „Woran starb sie?“ - „Sie wurde ermordet, genauso wie sein jüngster Sohn, Sef Ibn La’Ahad. Auch sein Vertrauter und bester Freund starb aufgrund von Verrat. Das sind meist noch die einfachsten Schicksale eines Assassinen.“ Sie setzte sich hin. „Gab es noch andere?“ - „Ezio Auditore da Firenze. Verlor die Hälfte seiner Familie durch den Galgen durch Verrat. Vater, zwei Brüder und die Mentalität seiner Mutter gingen verloren. Er ist eine Legende unserer Bruderschaft.“ Mit einem Knoten schloss sie den Verband und fing leicht an zu schmollen. „Connor erzählte mir, dass er seine Mutter durch ein Feuer verlor, dass von Templern gelegt wurde. Sein Vater war der Großmeister der Templer auf dem neuen Kontinent. Jedoch war es ihm möglich ihn zur Strecke zu bringen, wie seinen Nachfolger, Charles Lee.“ Arno setzte sich ebenfalls hin und nahm Yvettes Hände in seine. „Assassinen sind keine glücklichen Menschen. Ich verlor meinen leiblichen und meinen Ziehvater durch die Templer. Hinter jedem von uns steckt ein Verlust, ein Tod oder ein Verrat, Liebste.“ Yvette sah sehr nachdenklich aus. „Was ist mit Frédéric, Gillian und Julien?“ Arno streichelte sanft über ihre Handrücken. „Julien war Bibliothekar aus Leib und Seele. Doch die Templer verbrannte seinen Laden, weil er Assassinenliteratur beherbergte. Zum Glück konnte er alle Werke, von denen er nichts wusste, retten. Heute stehen sie dort, wo du sie vor 2 Jahren gelesen hast.“

begann Arno. „Gillian war ein Streuner, obdachlos, hungrig und arm. Der Mord einer Hure wurde ihm beinahe angehängt, bis ich mit Frédéric alles aufdeckte. Als Dank schloss er sich an.“ Yve hatte ein unangenehmes Gefühl im Bauch. Ihr wurde übel, versuchte jedoch den Reiz sich zu übergeben zu unterdrücken. „Und… und Fréd?“ fragte sie leise. „Ist alles in Ordnung?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich komme sofort wieder, gib mir eine Minute!“ Schnell erhob sie sich von ihrem Platz und begab sich ins Bad. Das steinerne Plumpsklo roch zwar unangenehm, aber Yvette musste ihren ohnehin schon leeren Magen quälen und übergab sich. „Nein. Nein, nein, nein. Nicht jetzt.“ Ihr kamen direkt danach die Tränen. „Das ist der falsche Zeitpunkt…“ wisperte sie leise vor sich hin. Schnell reinigte sie ihr Gesicht und spülte den Mund mit frischen Wasser aus. Sie musste Fassung bewahren. Wenn es alles glatt ging, dann würde Arno nichts bemerken. Schnellen Schrittes huschte sie in die Küche und ließ sich einen Pfefferminz-Lavendel Tee von einer Magd zubereiten. Sie hatte anscheinend gemerkt, dass Yvette ein Geheimnis mit sich trug. Lächelnd holte sie eine hölzerne Kiste hervor. „Wir haben auch Kamille, Mademoiselle. Sagt uns einfach nur Bescheid.“ gab diese fürsorglich von sich und Yvette bedankte sich mit einem Lächeln. Mit zitternden Händen hielt sie die heiße Tasse in der Hand und atmete ein und aus. „Mademoiselle Yvette? Sir Dorian sucht euch.“ gab ein Butler von sich und ging an ihr mit einer Weinflasche vorbei. „Wo ist er?“ - „Immer noch im Salon.“ Mit der Tasse Tee ging sie dort hin und traf auf einen besorgten Verlobten. „Ich habe hier zwei Gläser Wein. Möchtest du?“ - „Nein danke, nicht so früh am Morgen. Ich bevorzuge… meinen Tee.“ Normalerweise hätte Yvette nicht nein gesagt. Aber sie hatte eins gehört, dass Alkohol schlecht wäre bei ihrem Zustand. „Ein Tee. Wirst du krank? Sollen wir das Training lieber sein lassen…?“ - „Ich werde schauen, wie es mir gehen wird. Vielleicht kann ich nachmittags ein wenig trainieren.“

Dann war es erst einmal still und Yvette nippte vorsichtig am heißen Getränk. „Kommst du aus Österreich?“ fragte sie ihn plötzlich und Arno sah sie an. „Ich bin in Versailles aufgewachsen. Aber meine Mutter kommt von dort, der Grund weshalb ich dieses Land als meine Heimat ansehe, wie Frankreich.“ Lächelnd schnupperte sie an ihrem duftenden Tee und lehnte sich zurück. „Ich… bekomme kaum etwas von deinen Plänen gegen die Templer mit. Erzähle mir ein paar Dinge.“ forderte sie ihn auf und Arno stellte das erste leere Weinglas beiseite. „Es ist besser, wenn ich es für mich behalte. Du solltest kein Ziel für die Templer werden, denn es gibt überall Augen und Ohren.“ wehrte er dezent ab. Yvette nickte und seufzte. „Okay.“ Der Tee wärmte ihre Hände. Sie kämpfte mit sich selbst. Letztendlich traf sie aber die Entscheidung zu warten, bis es eindeutig war. Vielleicht hatte sie sich auch nur den Magen verstimmt, weil sie etwas Falsches am Vortag gegessen hatte. „Bist du mir böse, wenn ich zu Marie gehe?“ fragte Yvette und sah Arno an. Er nippte bereits am zweiten Weinglas, nach dem Motto handelnd das Gut nicht zu verschwenden, und lächelte. „Keineswegs. Geh nur.“ Sie küsste ihn lächelnd, hoffend, dass der Franzose es nicht bemerkte, dass sie sich übergeben hatte und verließ mit der Teetasse den Salon. „Yve, warte einen Moment.“ Überrascht und ertappt drehte sie sich langsam um und sah zu ihm hinüber. Er hatte sich vom harten Sofa erhoben und kam auf sie zu. Er streckte seine Hand aus und zog einen schlichten silbernen Ring von seinem Finger. „Er gehörte meinem Ziehvater.“ flüsterte er und geschockt sah sie zu ihm hoch. „Mon dieu, wage es dir! Das ist dein Ring, du kannst ihn mir nicht geben!“ Sie versuchte ihre Finger vor ihm in Sicherheit zu bringen, doch letztendlich waren ihre wehrenden Versuche hoffnungslos. Gerührt von seinem Vertrauen, seiner Liebe und seiner Überzeugung betrachtete sie den Ring an ihrem rechten Ringfinger. „Es gibt keinen passenderen Verlobungsring.“ hauchte sie und küsste das kalte Metall. „Ich danke dir, Arno Dorian.“ Rasch stellte sie die Tasse beiseite und umarmte ihn fest und stürmisch. „Bald heißt du auch wie ich.“ - „Yvette Dorian. Das hört sich zwar nicht so an, wie ich es mir gewünscht habe, aber der Klang macht mich unglaublich glücklich.“ Er drückte sie gegen sich. „Ich wünschte ich wäre ein normaler Mann ohne Pflichten und Verlangen nach Rache.“ murmelte er gegen ihre Brust und sie streichelte ihm durch das braune, offene Haar. „Ich liebe dich so wie du bist, Arno. Solange du stark bleibst, nicht nach gibst und deine Ziele verfolgst, bleibe ich dir treu.“ versprach sie flüsternd und sie fingen leise an zu kichern. „Hey, das nächste Mal, wenn du dich übergibst, achte darauf alles sauber zu machen, Yve.“ Gillian stand am oberen Ende der Treppe und rieb sich müde den Sand aus den Augen. „Überge… Bist du wirklich krank?“ fragte Arno besorgt. Gillian ging ohne ein weiteres Wort. „Ich… denke ich habe mir vielleicht den Magen verdorben. Die Meeresfrüchte gestern scheine ich nicht vertragen zu haben. Oder… etwas anderes.“ Sie zuckte mit den Schultern. Arno musterte sie. Still und erstarrt. „Oder was anderes?“ fragte er schließlich. „Abwarten.“ antwortete sie leicht aber unsicher lächelnd. Arno ließ sie hinunter und drückte eine Stirn gegen ihre. Sein Blick bohrte sich in ihre Augen und trotz der gewissen Schärfe und Verbissenheit entspannte sie sich. „Ich habe einen Verdacht.“ begann sie. „Aber ich bin mir nicht sicher. Deswegen will ich warten.“ Geduldig schmiegte der Assassine seine Stirn weiter gegen die seiner Verlobten. „Ein Baby, ja?“ hauchte er sanft und lächelnd. Sie nickte. „Meine Vermutung. Es wird aber noch dauern.“ Erfüllt von Glück drückte er Yvette an sich und schmiegte sich eng an sie. Als sie ein leises Schluchzen und nasse Tränen auf ihrer Schulter spürte, kamen ihr beinahe selbst die Tränen. Tief im Inneren hoffte sie, dass es wahr war und Arno bald seine Rolle als wunderbarer Vater übernehmen konnte.
 

Arno bestand darauf, dass Yvette sich von allen schweren Tätigkeiten zurück zog. Das Training wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, was nur zugunsten des Assassinen war. Es dauerte allerdings einige Tage, bis es wirklich klar war. Yvette hatte einen Sprössling empfangen, welcher nun fleißig in ihr heran wuchs. Jeden Morgen litt sie unter Übelkeit und weinte endlose Mengen an Tränen. Doch die Freuden, die sie erwarteten stimmten sie glücklicher denn je. Eines Tages beschloss Yvette, gekleidet in einem schlichten braunen Kleid, Paris zu erkunden und frisches Obst für sich und Marie zu erstehen. Je tiefer sie jedoch in das Stadtzentrum drang desto enger wurden die Mengen und gaben ihr kaum Platz zum Atmen. „Excusez-moi, aber was geht hier vor?“ erkundigte sie sich. „Eine Hinrichtung!“ riefen ein paar Menschen und Yvette versuchte über die vielen Köpfe hinweg zu sehen. Es war ein junger Mann mit blonden Haaren. Wahrscheinlich musste er sterben um das Volk ruhig zu stellen. Ein einfacher Dieb, dem eigentlich einfach nur die Hand hätte abgehackt würde, wurde einfach ein Kopf kürzer. Ein Hauptmann hielt eine ausschweifende Rede, dessen Hälfte nur Lügen und Gerüchte waren. Still beobachtete sie das Geschehen und die Hinrichtung, entdeckte schließlich eine dunkle Gestalt, die sich von Dach zu Dach hangelte. Der dunkelblaue Mantel verriet, dass es ihr Verlobter war. „Tu deinen Job.“ hauchte sie lächelnd. Dann schien der Mann dort vorne auf dem Podest ein Templer zu sein. „Böse und mit täuschender Hand!“ schrie er. „Hier bezahlt ihr für eure Sünden und euer verschwenderisches Leben!“

Die Menge schrie bereits auf, als Arno auf die Guillotine sprang. „Seid Zeuge dieser Taten!“ kündigte sein Ziel unwissend an. Dann sprang der Franzose mit einer gezückten versteckten Klinge und peilte den Hauptmann an. Mit einem dumpfen Aufprall, plätschernden Blut und einem Seufzen hatte das Raubtier sein Opfer erlegt und betrachtete gleichgültig die panisch schreiende Menge. Die Soldaten waren aufmerksam geworden, forderten den Tod des Mannes. Aus dem Schatten tauchten Frédéric, Gillian und Julien auf und Yvette seufzte erleichtert auf. „Gott bewahre.“ Dann machte sie kehrt und rann so schnell wie ihre Beine sie tragen konnten.
 

Als die Menschenmenge begann sich aufzulösen, wurde es auch allmählich ruhiger. Mit einem Lächeln auf den Lippen und den geplanten Besorgungen im Kopf, wurde ihr nicht klar, dass sie verfolgt wurde. An einem Obst- und Gemüsestand wurde sie angerempelt, unter den Armen gepackt und mitgeschleppt. Die Männer waren keine Soldaten, sondern gehörten zum einfachen Volk. In einer dunklen Gasse wurden ihr Korb und Haube entrissen und Yvette gegen die Wand gedrückt. „Mademoiselle, ihr seid hiermit verurteilt als Verbündete der Assassinen.“ Eine ihr bekannte Stimme ließ sie aufhorchen und hinauf schauen. „Thomaj…“ hauchte sie beinahe verstört und legte ihre eigenen Arme um sich. „Bitte… nicht.“ Thomaj hob seine Hände. „Ihr versteht nicht! D- Die Templer… haben damit gedroht meine Familie umzulegen. Ich will nicht wieder ein Opfer bringen. Doch es ist nötig. Verzeiht!“ Mit einem Kniestoß, Tritten und Schlägen gab er Yvette keine Chance darauf etwas zu erwidern.

Vive la France! Liberté ou la mort!

„Wie konnte das passieren?“ Arno saß im Salon zusammen mit Frédéric und starrte in das lodernde Feuer das Kamins. Einen halben Tag lang hatte er sich um Yvette gesorgt und gegen Abend nach ihr gesucht. Eine Menschenmenge hatte den vier Assassinen schnell verraten, wo seine Verlobte steckte. Verprügelt und in Abfällen und Dreck liegen gelassen, hielt Yvette sich ihren Bauch und weinte leise. Es war nur Blut aus Nase und Mund zu sehen. Vielleicht gab es noch Hoffnung hatte sich Arno gedacht und sie schließlich heim gebracht. Erfüllt von Angst und Sorge hatte er einen Arzt kommen lassen und Yvette untersuchen lassen. Nun saß seine Verlobte im warmen Wasser im Bad und wurde von zwei Bediensteten gepflegt und betreut. „Wir müssen abwarten, bis sie redet.“ gab Frédéric von sich. Bevor Arno darauf etwas erwidern konnte ertönte ein Schrei und das Trappeln der Füße. Sofort sprang Arno auf und kam den Bediensteten fast in die Quere. „Monsieur, nicht!“ warnte eine von ihnen den Franzosen, doch Arno ließ sich nicht aufhalten und stürmte ins unverschlossene Bad. Yvette saß im dampfenden Wasser und hatte ihr Gesicht hinter ihren Händen verborgen. „Yv-…“ gab er leise von sich und stockte mitten im Satz, als er das blutige, hellrote Wasser entdeckte. Immer wieder wechselte sein Blick zwischen Yvette und dem Blut. „A-Arno… Arno…“ wimmerte sie und schluchzte schrecklich. Mit letzter Kraft schleppte er sich zur steinernen Wanne und kniete sich neben sie. Er zog Yvette in seine Arme und drückte sie an sich. „Es tut mir Leid… es tut mir Leid…“ wisperte sie schluchzend und ließ die unbequeme Umarmung zu. „Wer hat dir das angetan…? Wer hat das unserem Kind angetan?“ - „Es tut mir Leid…“ flüsterte Yvette immer wieder während Arno sie leicht hin und her wog. Schließlich wurde die Krämpfe immer schlimmer und sie löste sich von ihm. „Mademoiselle, bitte kommt raus aus dem Wasser.“ Die zwei Mägde forderten Arno auf das Bad zu verlassen. „I-Ich kann nicht, meine Verlobte hat ihr Kind verloren, wieso soll ich…“ Eine der Mägde kam auf ihn zu. Sie war viel älter als Arno und sah ihn ernst an. „Ich arbeite hier seit ich junge 15 Jahre alt bin, Monsieur. Das ist nicht meine erste Frau, die ihr Kind verloren hat. Ihr als Kindsvater solltet euch den Anblick ersparen, der sich zwischen den Schenkeln eurer Mademoiselle abspielt.“ Arno sah zu Yvette. „Ich bin Assassine und habe definitiv schon Schlimmeres gesehen.“ - „Nein, das habt ihr nicht. Und jetzt geht.“ Er wurde aus dem Bad ohne ein weiteres Wort befördert und die Tür wurde geschlossen. Yvettes Schluchzen und Weinen drang bis zu ihm durch und er setzte sich auf den Boden direkt neben die Tür und wartete. Frédéric kam auf ihn zu sah ihn besorgt an. Sein bester Freund setzte sich mit zu ihm. „Und?“ - „Mein Kind ist tot.“ gab Arno von sich und hob seinen Blick zu Frédéric. „Die eine Bedienstete… und die andere… was machen sie jetzt?“ fragte Fréd leise. „Sie entfernen… den Rest, weil Yvette starke Schmerzen hat. Sie kriegt kein Wort aus sich hinaus außer Entschuldigungen…“ flüsterte Arno. Fréd legte seinen Arm um ihn. „Verdammt, ich will wissen, wer das getan hat, ich will diesen Scheißkerl zur Strecke bringen und ihn die Schmerzen spüren lassen, die ich nun spüre!“ hauchte Arno verzweifelt und unterdrückte die aufkommenden Tränen. Die Tür zum Bad wurde geöffnet und Yvette wurde von den Bediensteten raus begleitet. Sie hielt jedoch an und sah zu Arno. Tränen liefen immer noch über zerkratzte und blaue Wangen. „Es war Thomaj.“ hauchte sie und ließ sich dann auf das gemeinsame Schlafzimmer bringen.
 

Arno lag mit Yvette in den Armen auf dem gemeinsamen Bett und streichelte ihren aufgeblähten Bauch. Sie litt dank des Mohnes nicht unter Schmerzen, war jedoch still und Arno hatte Angst, dass sie jederzeit aufhören würde zu atmen. „Bist du dir sicher, dass es Thomaj war?“ Sie nickte leicht. „Die Templer… drohten…“ begann sie und wischte ein paar Tränen weg. „…seine Familie zu töten… wenn ich nicht… verschwinde.“ murmelte sie. Sie drehte sich zu ihm um und er erstarrte, als er ihren leeren und doch traurigen Blick entgegnete. Er erinnerte sich wieder an die kleine Geschichtsstunde mit ihr.
 

‚Wahre Assassinen werden durch Verlust geboren, Yvette. Und das ist Fakt.‘
 

„Ich werde ihn aufspüren und zur Strecke bringen.“ flüsterte er und küsste ihr Gesicht. Doch sie streichelte über seine bärtige Wange und lächelte. „Nein. Das wirst du nicht.“ gab sie von sich und Arno versuchte sofort herauszufinden, was sie damit meinte. „Y-Yvette, wieso nicht? Thomaj… hat dich so zugerichtet und unser Kind auf dem Gewissen.“ hauchte der Assassine verletzt. „Sei stark, Arno. Beschütze die Armen und richte die Falschen. Es waren die Templer, nicht Thomaj.“ gab Yvette von sich. Er verstand und drückte sie an sich. „Aber ich bin dafür, dass ihr ihn aufspürt, denn ich habe Fragen an ihn.“ Arno nickte stumm. „Wie geht es dir?“ Sie lächelte. „Leer. Aber ich werde es überleben.“ Der Schmerz in Arnos Brust tat unendlich weh und ließen ihn die Nacht über nicht mehr los.
 

Am nächsten Morgen erwachte Arno durch das schmerzvolle Stöhnen von Yvette. „Cher?“ - „Amour…“ Yvette lächelte ihn leicht an und zuckte zusammen. „Was ist mit dir?“ gab er besorgt von sich. „Mein Körper… stößt nur die Reste aus.“ wisperte sie und schrie schließlich kurz auf. „MERDE!“ fluchte sie und krümmte sich. „Ich hole sofort Mohnsaft.“ Sie nickte und Arno eilte auf und verließ das Schlafzimmer um aus der Küche das Mittel zu holen. Zusammen mit Wasser flößte er es ihr ein und beruhigte sich ein wenig, als sie die Krämpfe aufhörten und Yvette sich entspannte. „Merci, mon petit.“ Schwach lächelnd ließ sie sich von ihm aufhelfen und zum Bad begleiten. „Bist du dir sicher, dass du dabei sein willst? Der Anblick ist wirklich widerlich.“ Arno nickte. „Es war auch mein Kind.“
 

Ein wenig später saß Arno mit Yvette und den anderen leichenblass am Tisch. Er bekam kaum einen Bissen runter und war darüber verwundert, dass Yvette den Umständen entsprechend recht glücklich wirkte. „Das macht der Mohnsaft.“ Julien meldete sich zu Wort. „Und außerdem ist dies die erste Stufe des Verlustes. Das Verdrängen und Einbilden von Fröhlichkeit treten bei 92 von 100 aller Betroffenen auf.“ Gillian hielt sich zurück seinem guten Freund einen Schlaf auf den Hinterkopf zu geben. Immerhin war es noch nicht lange her, dass er niedergeschlagen wurde. „Julien hat Recht. Ich versuche nur mein Leben weiterzuleben… Immerhin… war es erst wenige Tage alt. Hatte keine feste Form. Und ich bin noch jung.“ Sie sah zu Arno und lächelte ihn zuversichtlich an. „Schwester, wie fühlt es sich an?“ fragte Marie und biss von ihrer Scheibe Brot ab. „Es tut sehr weh, Marie. Doch es fühlt sich an, wie die Mondblutung.“ Die Jüngere nickte. „Was habt ihr für heute geplant? Captain Xavier ist tot und im Moment regen sich die Templer kaum.“ Arno legte sich Schinken auf seinen Teller und nahm ein paar Weintrauben zwischen die Zähne. „Thomaj aufspüren, so wie du es dir wünschst und herbringen.“ Frédéric wurde hellhörig und erhob sich ein wenig von seinem Platz. „Ich werde mitkommen, dem werd ich was erzählen! Mein Patenkind ist immerhin wegen ihm…“ knurrte er und erntete einen verwirrten Blick von Yvette. „Patenkind?“ Sie sah zu Arno doch der schüttelte den Kopf. Frédéric grinste. „Reines Pflichtgefühl. Irgendwie hätte ich mir die Rolle bei euch erschlichen.“ Die Runde lachte leise auf und widmete sich vorerst wieder dem reichhaltigen Frühstück.
 

Yvette versuchte sich nach dem schwerwiegenden Verlust zurück ins Leben zu pendeln. Das Tuch zwischen ihren Beinen war sperrig und nicht gerade hilfreich, denn sie musste ihre verhassten Kleider tragen und das Bad öfter in Anspruch nehmen als sonst. Die 4 Männer der französischen Bruderschaft waren unterwegs. Yvette hatte ihnen Tipps gegeben, wo sie ihn finden könnten. Es würde also nicht lange dauern, bis sie heim kamen. Während sie ein Buch über die Geschichte der Assassinen weiterlas, kamen ihr viele Fragen auf. Wer war der Spitzel, der die Templer mit Informationen versorgte? Wusste Thomaj, dass Yvette eine Leibesfrucht trug? Und warum hatte er ihr nicht einfach die Kehle aufgeschlitzt? Das wäre zwar dreckiger, aber einfacher gewesen. Sie seufzte auf und zuckte zusammen, als sich der nächste leichte Krampf meldete. „Gib endlich Ruhe Körper… gib endlich Ruhe.“ wisperte sie und ließ es wortlos geschehen, dass die Tränen sich wieder hervor kämpften und langsam ihre Wangen hinunterliefen.
 

„Bitte, bitte nicht. Lasst mich nach Hause, ich wollte nur meine Familie beschützen.“ flehte Thomaj ohne einmal Luft zu holen. Er war an einen Stuhl gefesselt und wurde durch eine Augenbinde daran gehindert, sich die Umgebung zu merken. „Das ist wirklich… wirklich wunderbar, Thomaj. So ein Gefühl verspüre ich auch. Nur hast du meine Familie auf dem Gewissen.“ knurrte Arno und befestige den ausgestreckten Arm auf einer metallenen Ablage. „W-Was hast du vor, Arno, bitte… was hat es damit auf sich…“ wimmerte der ehemalige Bedienstete Yvettes. „Yvette, deine ehemalige Herrin, die dich immer anständig, fair und liebenswürdig behandelt hat, trug mein Kind, als du sie schlugst. Jetzt blutet sie. Du hast es getötet und wirst uns mit allen Informationen versorgen, die wir brauchen. Für jegliches Weigern, Fragen stellen oder um Verzeihung bitten, werden wir dir einen Fingerknöchel amputieren.“ Panisch versuchte Thomaj seinen Arm loszulösen. Doch Arno schnürte die Gurte nur enger und legte die Werkzeuge bereit. „Wer ist wir?“ fragte Thomaj. „Meine Verlobte und ich.“ Mit zitternder Stimme flüsterte Thomaj ein Gebet. Er vernahm das Quietschen einer Türangel und hohe Schuhe auf Stein, die im Sekundentakt aufeinander prallten. „M-Mademoiselle…!“ - „Guten Tag, Thomaj.“ gab Yvette starr von sich. Es war für sie ein grausames Gefühl auf ihren Peiniger zu treffen. „Bitte, bitte, lasst es nicht zu. Mademoiselle, ihr habt ein großes, gutes Herz…“ bat der Gefangene. „Oh Thomaj, das glaubst du. Aber ich habe mein Herz verloren wegen dir…“ raunte sie und reichte Arno das scharfe geschliffene Messer. Dieser zog einen hölzernen Hocker herbei und setzte sich direkt vor dem verängstigten Gefesselten. „Nein, nein, nein! Ich wusste nicht…! Ich wusste nicht, dass ihr…!“ Yvette zog einen kleinen Jutesack aus der Küche über seinen Kopf und befestigte diesen mit einem Strick um die Stirn an der Lehne des Stuhls. „Wer ist der Spitzel der Templer aus unserer Mitte?“ - „Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht!“ Sie ließ von ihm ab und kippte einen kleinen Eimer Wasser über ihn aus. Ein Gurgeln und Sprotzen ertönte und ließen sie zufrieden lächeln. „Gut, vielleicht fällt es dir ein, wenn ich dir eine weitere Frage stelle. Wie heißt der Templer, mit dem du in Kontakt getreten bist?“ Thomaj wimmerte. „K-Keine Ahnung!“ Enttäuscht seufzend nahm sie den nächsten kleinen Eimer Wasser. „WARTET!“ rief er. „Lasst einen guten Zeichner kommen, ich kann ihn euch beschreiben! Auch den Spitzel!“ - „Noch mehr Gold für dich ausgeben? Bist du dir auch sicher, dass sich das lohnt?“ Thomaj nickte verzweifelt. „Sehr sogar, sehr sogar, bitte…“ flehte er. „Oh, wie widerlich.“ gab Arno angewidert von sich und deutete auf den dunklen Fleck, der sich im Stoff von Thomaj Hose breit machte. Yvette kippte aus Reflex den Eimer Wasser darüber. „Beschreibe ihn.“ befahl sie und hielt den nächsten Eimer bereit. „Wieso… bitte…!“ - „BESCHREIBE IHN!“ gab Yvette beinahe hysterisch von sich. Thomaj atmete zitternd ein. „Ich will… wissen wieso du so was getan hast. Wieso ich mein… Baby verlieren musste, weil du ein elender Gottverdammter bist…“ setzte sie fort und zog den Sack von Thomaj Gesicht. Sie entfernte auch die Augenbinde, ließ jedoch das Seil an Ort und Stelle. „Schau mich an, Thomaj. Schau mich an. Du hast auch Kinder. Du hast mir meins genommen. Ich… ich bin nur noch.. eine leere Hülle auf dieser Erde.“ Schluchzend betrachtete sie das entstellte, blaue Gesicht und schob die Augenbinde wieder dort zurück, wo sie zuvor war. „Beschreibe ihn. Arno kann sich die Details zusammen setzen.“ Sie ging zu ihrem Verlobten, gab ihm einen Kuss und verließ weinend den Kellerraum. „Nein! NEIN! Mademoiselle! Bitte, lasst mich hier nicht alleine!“ brüllte Thomaj verzweifelt und schrie schließlich nur noch, als das Messer durch sein Fleisch schnitt.
 

Später am Abend saß Arno vor dem Kaminfeuer und wärmte seine erschöpfte zukünftige Frau mit seiner Körperwärme und einer Decke. Es hatte sich nach der dritten Amputierung herausgestellt, dass ein junger Bursche aus Frédérics Haushalt für viel Geld Informationen verkauft hatte. Der Strafe gerecht wurde dieser durch seinen Herren einen Kopf kürzer und Thomaj war seinen kleinen Finger los. Der Templer, der alles anordnete, war ein Marquis namens De Bouillon. Arno schmiedete bereits Pläne um ihn dafür büßen zu lassen. Das Volk Frankreichs wurde aktiv und war wütend, verlangte Rache und Opfer aus den Reihen der Adligen. „Er ist also wieder zurück bei seiner Familie?“ fragte Yvette. „Ja. Und wir haben ihm befohlen Paris, nein, am besten sogar Frankreich zu verlassen. Nach Spanien… oder Deutschland.“ berichtete Arno. Sie schwiegen beide eine kurze Weile, bevor sie beide gleichzeitig anfingen zu reden. Yvette lachte leise und gab ihm den Vortritt. „Es tut dir mehr weh, als du zugibst, oder?“ gab er von sich. „Der Verlust unseres Kindes…“ Yvette hatte sich zurück gelehnt und sah Arno an. Sie begann seine Wange und seinen Hals zu kraulen und schmiegte sich eng an ihn. „Ja. Sehr sogar. Unerwartet schlimm.“ hauchte sie und ließ eine engere, liebevollere Umarmung zu. „Wenn ich mir so vorstelle, dass ich in einigen Monaten ein kleines Wesen im Arm gehalten hätte, dass nicht nur mir sondern auch dir ähnlich sieht…“ Arno küsste ihre Stirn. „Ich verspreche dir, dass wir die wunderschönsten Kinder haben werden, die Gott jemals gesehen hat. Mit deiner süßen Stupsnase…“ Yvette grinste. „Und deinem markanten Kinn.“ schwärmte sie. Dann schwieg sie aber und dachte über ihre Worte nach. „Sag’ Arno… was ist, wenn dieser Vorfall meine Fruchtbarkeit einschränkt? Was ist, wenn mein Körper sich weigert deinen Samen aufzunehmen? Wirst du mich dann minder lieben?“ - „Niemals. Ich werde dich für die Ewigkeit lieben, Yvette Antoine. Mit oder ohne Kind, dass ist egal.“ Mit Tränen in den Augen gab sie dem Franzosen einen Kuss und rieb ihr Gesicht an seinem Hals. „Womit habe ich dich nur verdient, Arno Dorian?“ flüsterte sie und Arno lächelte. „Ein Dämon braucht einen Engel an seiner Seite, damit das Gleichgewicht bewahrt wird. So steht es in der Geschichte der Assassinen geschrieben.“ antwortete er.
 

Der königliche Palast wurde nun schon seit einigen Tagen belagert und der Marquis De Bullion lebte sein pompöses Leben, abgeschottet von der grausamen Wahrheit der Revolution. Arno hielt sich an einer Hauswand fest und kontrollierte seine Umgebung. Wütende Bürger hatten sich vor dem Schloss versammelt, verlangten Nahrung, Gerechtigkeit und Freiheit. Geschickt sprang er zur gegenüberliegenden Seite und hangelte sich hinab. Bevor er jedoch zum Schloss musste, rief ihn seine Pflicht. Eine Frau schrie nach Hilfe, durch ein offenes Fenster sah man königliche Soldaten, die sie bedrohten. Mit einem kleinen Anlauf sprang er hindurch, erlegte die beiden Feinde und sprang ohne ein Wort aus einem weiteren Fenster hinaus auf die Straße. „Merci, Monsieur! Merci!“ rief die gerettete Ehefrau und wand sich von Arno ab um ihren Ehemann von den Fesseln zu befreien. Seine Füße trugen ihn schnell und flink eine Barrikade hinauf und hinunter in die Menge. Schreie und Proteste auf Französisch erklangen im Chor, brüderliche Gesänge kamen aus allen Gassen und Straßen. Arno bemerkte eine Wache, die ihre Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hatte. Er wandte sich ab und ließ Frédéric den Job erledigen. Er bedankte sich mit einem Nicken und tauchte in der Menge ab.

Ein Assassine war die Klinge des Volkes. Jederzeit bereit drückte er sich an Menschen vorbei und schob sie sanft beiseite, um schließlich los zu stürmen und die unwachsame Wache mit einem geschickten Tritt und einem gezielten Stich zu erlegen. Die Menge nahm diese Chance beim Schopfe und stürmte voran. Eine weitere Wache fiel Frédéric zum Opfer, den Rest erledigten die Protestanten. Angetrieben von Wut stürmten sie voran in die Hof des Palasts. Ohne ein weiteres Wort flüchteten die beiden Assassinen und kletterte die Außenwand des Gebäudes hinauf und drangen durch die Fenster ein. Julien und Gillian saßen bereits in Position und bevor eine Wache Alarm schlagen konnte, stieß Julien sie zu Boden und erstach sie mit der Klinge. „Vorwärts.“ gab Arno beinahe lautlos von sich und seine drei Kollegen schlichen voran. Arno wollte sich vergewissern und nahm einen schwer bewachten Weg nach rechts. Der Marquis redete harsch und mit bösen Worten mit seinen Wachen bevor er den Weg zum Festsaal einschlug. Arno kehrte zurück. Gillian hatte ein Schloss geknackt und somit einen weiteren sekundären Weg freigelegt. Arno schlich seinen Kollegen nach und wartete. Schritte verrieten ihm, dass ein Soldat kam. Dieser blieb vor der Tür stehen und sah einer Mademoiselle nach. Sein Todesurteil. Kaum schien sie fort, schnappte der Franzose sich den unaufmerksamen Idioten und erlegte ihn mit einem tödlichen Stich in den Nacken. Mit gurgelnden Geräuschen verabschiedete sich sein Leben und gab den Weg für die kleine Assassinengruppe frei. „Leise.“ gab Julien von sich und Arno nickte. Er ging voran und bemerkte zu spät, dass zwei Soldaten unerwartet eine nicht kalkulierte Position besetzten. Frédéric stieß ihn beiseite und schnitt ihnen rasch die Kehle durch. Mit einem Bolzen brachte Gillian eine alarmierte Wache zum Schweigen. „Merci.“ - „Côte a côte, Arno.“ gab Gillian grinsend von sich und schnappte sich die Lanze von der toten Wache. „Nimm sie. Sie wird uns sicherlich gleich helfen.“ Arno klopfte seinem Assassinenbruder auf die Schulter und nickte zuversichtlich. Ohne etwas zu erwidern kletterten sie nach einander aus den Fenstern und balancierten auf Fahnenstangen. „Der Jardin du Luxembourg. Noch ist es ruhig.“ gab Frédéric vorausschauend von sich. „Allerdings.“ bestätigte Arno und sprang nach rechts um eine Wand hinauf zu klettern. Sie waren ins nächste Stockwerk gelangt und lagen somit in perfekter Höhe zum Festsaal. Entspannt schritten sie zur Brüstung und sahen hinüber.
 

„Sehr geehrte Gäste, wir danken euch für euer Erscheinen trotz all der Missgünstigen dort draußen.“ gab eine fette, weißgeschminkte Frau von sich.

„Unser erlauchter Gastgeber, der Marquis, möchte euch versichern, dass uns durch dieses Gesinde keine…“
 

Und dann passierte es. Die Rebellen hatten mithilfe eines kleinen Katapultes einen Felsbrocken geschleudert. Das Glas zerbarst und der Brocken traf den toupierten Kopf der fetten Frau. Arno sprang von der Brüstung und landete auf einem Soldaten, den er geschickt und schnell tötete. Panik brach aus, Frauen und Männer schrien und der Marquis gab den Befehl, dass Feuer zu erwidern. Die Wachen waren beschäftigt dem Befehl nachzukommen oder nachzudenken und Arno erledigte sich zweier, bevor ein schwer bewaffneter und dem Anschein nach auch talentierter General auf ihn zukam. „Assassine!“ knurrte dieser und Arno zog sein Entersäbel. „En Garde!“ provozierte er. Der Kampf war nervenaufreibend. Die Klinge schnitt sich einige Male in Arnos Fleisch und hinterließ blutige Spuren an Armen und Beinen. Doch der General war einen Moment unaufmerksam und bezahlte mit seinem Leben. „Arno!“ Gillian kam zu ihm. „Es geht. Stellt sicher, dass der Marquis nicht entkommt!“ befahl er. Gillian ließ ihn in Frieden und ging bedrohlich auf den grell geschminkten Mann zu. Arno atmete tief durch und folgte ihm auf kurzer Distanz. „Nein! Nicht! Wenn ihr mich verschont, dann können wir zusammen arbeiten! Ihr kriegt Gold, Ruhm!“ bot der hagere Mann an. Sein pinkes Gewand nervte Arno. „Verdammt, diese Bestien da draußen… sie sind doch nur Gesinde!“ brüllte der Marquis ängstlich. Arno machte einen Schritt vor und packte den Marquis am Kragen. „Sind sie nicht. Das Volk ist stärker als jeder Adliger, als jeder König.“ Er warf ihn in die Richtung eines Tisches. Der Templer schrie ängstlich auf und versuchte sich aufzurappeln. „Nein, nein, nein…“ wimmerte der Marquis. „Wirft ihn den Volk zum Fraß vor. Er soll dafür büßen die Nahrung gehortet und den Tod meines Kindes befohlen zu haben.“ knurrte Arno und er sah zu Gillian und Julien. Die beiden Männer grinsten und packten ihr Opfer um es vom Balkon aus dem Volk zu zuwerfen.
 

„Vive la France! Liberté ou la mort!“
 

Einen Wimpernschlag später war der entstellte Kopf des Marquis aufgespießt und vom Volk als Trophäe des Siegs behandelt.

Requiescat en pace (Adult)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Requiescat en pace

Der Marquis Bullion war nun seit fast 3 Monaten tot, doch der Mob verlangte immer noch nach Rache. Arnos Wunden, die durch das Gefecht mit dem General entstanden waren, verheilten nur langsam. Wahrscheinlich hatte der Feind sein Schwert geölt und gefettet, bevor er mit Arno gekämpft hatte. Einige Schnitte hatten sich entzündet und Yvette hatte Müh’ und Not diese Wunden mit Kräuterumschlägen dazu zubringen abzuheilen. Narben blieben, einige Wunden waren noch offen. Während dieser Zeit genas seine Verlobte jedoch. Unter seiner Aufsicht trainierte sie sich langsam zurück auf ihre Fähigkeiten, die sie sich mithilfe von Connor Kenway angeeignet hatte. Die Bewegung tat ihr gut.

Jeden Abend, wenn sie gemeinsam in ihrem Bett lagen, schlief sie schnell und glücklich ein. Schon nach wenigen weiteren Wochen und verhältnismäßig positive Ruhe in Paris konnte ihr das offizielle Zeichen einer Assassinin gegeben werden. Mithilfe einer Schmiedezange wurde ein Brandmal in die Haut des linken Zeigefingers gebrannt. Gemeinsam mit Frédéric und Gillian stellte sie aus alten Klamotten von Frédérics verstorbenen Familie zusammen. In ihrem Zimmer flickte sie so eben ein weißes Rüschenhemd. Frédéric durchsuchte eine riesige, verstaubte Truhe und legte die gut erhaltenen Ausgehmäntel aus seiner Jugend auf den Boden um Yvette eine Übersicht zu bieten. Gillian war ein paar Lebensmittel holen gegangen, deswegen entschied Yvette eine Frage zu stellen, die ihr schon lange auf der Zunge lag. „Arno… erzählte mir einst die Geschichten von Julien und Gillian. Wie sie zu Assassinen wurden. Was ist deine Geschichte, Frédéric?“ fragte sie ungeniert und sah den breit gebauten Mann an. Er sah sie kurz an bevor er sich stumm abwand und nachdenklich ins Leere starrte. „Es war ein Massaker. Wir lebten zu 7 in diesem Haus. Meine Eltern und 5 Kinder. Es war ein schönes Leben, dass wir führten. Meine jüngste Schwester starb durch die Schwindsucht. Mein Vater wand sich an die Templer. Und als er ihnen nichts mehr wert war, musste die ganze Familie sterben. Ich habe überlebt, weil ich mich, eingehüllt in einem braunen Mantel, zwischen die Lebensmittelsäcke gelegt habe. Ironie oder?“ fragte er und Yvette erhob sich vom Bett um ihren mittlerweile ebenso guten Freund, der er für Arno war, zu umarmen. „Deine Zeit war einfach noch nicht gekommen, Fréd.“ gab sie lächelnd von sich. Um das Trübsal zu verscheuchen, erhoben sie sich beide und betrachteten die alten Mäntel. „Ich glaube ich werde den braunroten da nutzen. Aber der graugrüne gefällt mir auch.“ murmelte Yvette unentschieden. „Nimm beide.“ gab Frédéric von sich und klopfte ihr sanft den Rücken. „Na gut. Ich danke dir.“ Sie nahm sie beide auf den Arm und legte sie auf dem Bett zurecht. „Wo ist Arno?“ fragte sie und sah Frédéric an, während sie die Mäntel ein wenig vom Staub befreite und schließlich zusammen legte. „Er holt Informationen über Templer ein, damit du für eine Mission mit uns gehen und deine Fähigkeiten testen kannst. Uns hat schon lange ein Fernkämpfer gefehlt.“ schwärmte er froh und Yvette lachte leise. „Aber ihr habt doch Gillian. Er kann sehr gut mit dem Speer umgehen und wenn es darum geht mit der Phantomklinge zu schießen…“ - „Ja, ja, das stimmt. Aber sie ist klein und, wie der Name sagt, eine Phantomklinge. Dein Bogen und deine Armbrust besitzen kräftige, tödliche Bolzen und Pfeile.“ Gillian kam mit einem silbernen Tablett ins Zimmer und stellte es auf dem Tisch ab. „Ich hab den guten Weichkäse, Schinken und gepökelte Wurst mitgebracht. Ach ja und Weintrauben, eingelegte Birnen und Apfelsuppe.“ schwärmte er. „Du bist ein elender Vielfraß, Gillian Nemours!“ gab Frédéric murrend von sich. „Ich darf.“ gab dieser grinsend von sich und schnitt sich mit dem Messer eine Scheibe der Wurst ab. Genüsslich verspeiste er das Stück und gab Yvette ein paar Weintrauben, Birnen und die zermanschten Äpfel. „Vielen Dank, ich find es nett von euch, dass ihr darauf achtet, dass ich viel Obst esse.“

Fréd nickte. „Ist wichtig während deiner Ausbildung. Aber iss auch genug Fleisch, nicht dieses gewürzte Zeug da auf dem Tablett, sondern das gute rohe frisch vom Fleischer.“ empfahl er ihr. „Ich hab dadurch meine Babies gekriegt!“ Er küsste seinen breiten Oberarm und Yvette musste aufpassen sich nicht beim Essen zu verschlucken. „Ich habe etwas von Essen gehört.“ gab Julien von sich und hatte wie immer eine dicke Lektüre dabei. Er gesellte sich zur Runde dazu und begann zu essen.

Yvette wurde von Tag zu Tag klarer, dass sie hier für immer ihren wahren, immer währenden Platz haben würde.
 

„Willkommen daheim.“ Yvette hatte den ganzen Tag auf ihren Verlobten gewartet. Tief in der Nacht war er schließlich aufgetaucht. Außer Puste, als wäre er vor etwas geflohen, doch mit einem Grinsen im Gesicht, zog er Yvette in seine Arme und presste seine Lippen leidenschaftlich auf ihre. Sie lösten sich kurz voneinander, bevor der bedrohliche Assassine seine Gurte löste und sich seinem schweren, blauen Mantel entledigte. Mit einem federleichten Kichern ging Yvette um das Bett herum und lockte ihn mit dem Zeigefinger zu sich. „Schau. Nur allein für dich.“ hauchte sie und öffnete den Knopf ihres weichen Nachtmantels. Der weiche Stoff, nun auf dem Boden liegend, offenbarte die edelste und verruchteste Wäsche, die Arno je gesehen hatte. Eine eng geschnürte, kunstvoll verzierte Korsage stützte die wunderschönen Brüste seiner Verlobten und weiße Strümpfe durch hübsche Bänder mit kleinen Schleifen gehalten, schmiegten sich perfekt an ihre reine, weiße Haut. Er konnte sich nicht regen und genoss den Anblick fast träumerisch bevor Yvette hinter ihn schritt und die Westen und das weiße Hemd, blind, aber geschickt öffnete. Arno löste das rote Tuch um seinen Hals und einzig die lederne Hose und die rotbraunen Gamaschen bedeckten seinen Körper. Er drehte sich zu ihr um, entdeckte sie jedoch nicht und wand sich zum Bett. Flink und schnell hatte Yvette ihn ausgetrickst und räkelte sich verführerisch auf ihrem gemeinsamen Bett. „Ich liebe diese enge Hose an dir so sehr… aber sie verdeckt etwas Wichtiges.“ Er zog sie protestlos aus und streifte jegliches andere Kleidungsstück ab. Nackt und wie Gott ihn schuf, legte er sich in die Arme der schönsten Frau und ließ sie die Nacht nicht mehr schlafen.
 

Yvette zeigte ihrem Verlobten am nächsten Morgen, welches Outfit sie mithilfe von Frédéric zusammen gestellt hatte. Er begutachtete es ausgiebig, musste darüber schmunzeln, wie viele kleine Taschen Yvette für Bolzen zugefügt hatte, und gab schließlich seine Zustimmung. Die Kleidung lag gut, locker aber dennoch schützend um ihren Körper und passten zu ihr. Am Frühstückstisch waren sie wieder die gesitteten, wohlerzogenen Leute, nicht das verruchte Paar von letzter Nacht. Arno gab seinen Bericht ab, erwähnte Morde, Raubfälle und Aggressoren, die begannen, ihr Recht einzufordern. Das Volk kämpfte mittlerweile gegen den Adel und die eigenen Leute. „Ich denke für’s erste wäre das Aufklären eines Mordes und die dazugehörige Hinrichtung passend als erste richtige Aufgabe. Was hältst du davon Yvette?“ schlug Arno leicht lächelnd vor und sie nickte. „Klar, wieso nicht.“

„Dann schlag dir nicht zu sehr den Bauch voll, sonst kotzt du noch oder schießt dann daneben, wenn du den Mörder gefunden hast!“ warnte Gillian mit einem lachhaften Unterton. Yvette hörte prompt auf zu Essen, beruhigte sich offensichtlich wieder, denn sie aß ihr Brot auf. Doch im nächsten Moment säuberte sie mit einem Tuch ihren Mund und schmiss es in Gillians Richtung. „Also was Arno mir alles erzählt hat, als du Assassine wurdest! Du hast alles nur falsch gemacht, was man falsch machen konnte!“ Gillian entfernte das Tuch von seinem Gesicht, sah zur Arno, dann zu Yvette und erhob sich von seinem Platz. Ohne ein Wort verließ er den Salon und Yvette sah ihm besorgt hinterher. „…H-Hab ich…was Falsches gesagt?“ fragte sie Arno leise. Er deutete auf die weiße Narbe in seinem Gesicht. „Das ist passiert während wir ihn trainiert haben. Bis heute hat er sich dem nicht verziehen.“ Sofort erhob sich Yvette von ihrem Platz und lief aus dem Salon.
 

Gillian saß auf dem Ziegeldach der Villa und beobachtete die Silhouette Frankreichs. Gesänge, Rauch, Tod. Gerüche und Eindrücke, die ihm seit Kindesbeinen eingeprügelt wurden. Jedoch wurde er hellhörig als Keuchen erklang und er drehte sich rum und erblickte Yvette. Sie war das ganze Gebäude hochgeklettert und setzte sich ohne zu fragen neben ihn. „Was willst du?“ fragte der sonst so fröhliche junge Mann, recht schlecht gelaunt, und Yvette zuckte mit den Schultern. „Arno hat mir nie gesagt, was passiert ist. Also mit der Narbe in seinem Gesicht. Er sagte immer nur mit einem Lächeln, dass es ein kleiner Unfall war.“ - „Ein kleiner Unfall… ich hab mit einem Speer sein Gesicht aufgeschnitten. Er lag fast eine Woche mit einem bandagierten Gesicht im Bett.“ gab Gillian von sich. Yvette nahm Gillians Hand in ihre und lächelte zuversichtlich. „Weißt du… deine Hände sind talentiert. Du bist sehr gut darin mit einem Speer zu kämpfen,nein, dazu geboren. Arno weiß das und er vertraut dir. Er hat dich nicht umsonst ausgebildet, denn sonst würde er niemals so gelassen über seine Narbe reagieren. Du bist wie ein Bruder für ihn. Und hätte ich gewusst, was passiert ist, hätte ich niemals so reagiert. Verzeihst du mir, Gillian?“ gab Yvette von sich. „Ich bin dir nicht böse.“ antwortete er. „Nur immer wenn ich mon mentor ansehe… und diese Narbe erblicke, werde ich an meine eigenen Fehler erinnert, Yvette.“ Sie lachte leise. „Du kannst nicht nach Fehlerfreiheit streben, mon ami. Versuch es wie Arno zu sehen. Er nimmt es dir nicht übel. Kein bisschen.“ Yvette wusste, dass sie ihm diese Marotte nicht von heute auf morgen austreiben konnte. Sie erhob sich und half ihm auf. Gemeinsam kletterten sie wieder hinab und wurden schon von den anderen drei erwartet. „Das Runterklettern hast du ziemlich gut drauf.“ rief Frédéric Yvette zu und diese kam auf dem Boden auf und kicherte kurz. „Ich hatte einen guten Lehrer.“ schwärmte sie. Sie warf noch einen Blick auf Gillian und lächelte ihm aufmunternd zu, bevor sie mit Arno wieder in die Villa ging um den Plan für die kommende Mission zu besprechen.
 

Yvette suchte in der Innenstadt nach dem Ort des Geschehens. Die dunkelbraune Kapuze schützte sie vor neugierigen Blicken und in einem umzingelten Pub entdeckte sie schließlich den Auftrag, den Arno ihr zugeteilt hatte. Sie kämpfte sich durch die Menschen hindurch und betrat das Gebäude. Eine blasse Leiche, niedergestochen mit mindestens 4 Stichen, lag im eigenen Blut auf dem Boden. Eine verzweifelte Frau streichelte die bärtige Wange des Toten. „Mademoiselle…“ Yvette kniete sich zu ihr hin und entfernte eine der Hände vom Körper des Toten. „Ich werde zurück kehren und die Gerechtigkeit wiederherstellen.“ Sie hinterließ mit einem süffisanten, versprechenden Grinsen hinterließ sie einen sanften Kuss und verließ wieder das Gebäude. Ihr Abgang wurde von Raunen und wilden Spekulationen begleitet. Eine Frau im Männerkostüm war halt nichts Alltägliches.
 

Der Mörder war schnell aufgespürt, auch wenn Yvette nicht das Talent ihres Verlobten besaß. Er verhielt sich auffällig, hatte einen gefüllten Beutel Geld dabei, Blut am Hemd und verspielte seine Beute. Nun war sie unterwegs, es wurde bereits dunkel. Dem Mann folgte sie unauffällig und die Menschen auf den Straßen waren manchmal ihre Rettung. Ihr Herz klopfte wie wild. Es fühlte sich fast so an, wie letzte Nacht, in der Arno und sie sich so intensiv wie lange nicht mehr geliebt hatten. Nur dieses Mal würde sie nicht lieben, sondern einem Menschen das Leben rauben. ‚Er hat Unrechtes getan‘ redete Yvette sich ein. In einem kleinen öffentlichen, aber eingezäunten Garten, folgte sie ihm, schlüpfte in eines der Gebüsche und schnitt ihm mit ihrem scharfen, dünnen Dolch die Kehle durch. „Repose en paix.“ hauchte sie dem, am eigenen Blut, Erstickenden zu. Sie nahm sein Geld und legte ihn ins Gebüsch hin, damit ihn niemand vor dem Morgengrauen finden würde. Ihr dunkler Mantel war zwar nun befleckt, aber mit viel Glück würde es niemand sehen. Sie kehrte zurück ins Pub, wo sie die Frau fand, dieses Mal ohne Leiche. „Mademoiselle, euer Mann musste sterben, weil er gutes Geld erspielt hatte. Ihr habt es hiermit zurück.“ Sie reichte es ihr, verbeugte sich und ging. „Merci, Madame, Merci!“ rief sie Yvette hinterher und die Novizin musste über das dankbare Weinen und Flehen nur schmunzeln. Es fühlte sich gut an, einem Menschen derart geholfen zu haben. Guten Gewissens kehrte sie heim, nahm ein Bad und nahm am abendlichen Essen mit ihrer Familie teil.

Septembermassaker

„Und?“ Arno sah Yvette in die Augen und lächelte sie an. „Was, und?“ hinterfragte sie. „Wie war deine erste Mission?“ Sie seufzte. Letztendlich wusste sie, dass der Mann, den sie ermordet hatte, etwas Unrechtes getan hatte. Das war ihr von Anfang an klar. Doch Yvette hatte auch einen gewissen Respekt vor dem Leben. „Sie ist gut und glatt abgelaufen, ist es das, was du hören willst?“ Arno seufzte und Yvette begann mit ihrem Finger über seine raue Wange zu streicheln. Ein verschmitztes Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit. „Eigentlich hab ich erhofft, dass du dich zurück ziehst.“ gab er von sich. „Du bist der einzige, der nicht davon überzeugt ist, dass ich eine Bereicherung für eure Gruppe bin. Woher kommt das nur? Ist es, weil ich deine Verlobte bin?“ Er nickte. „Ich verspreche dir, wir werden gemeinsam auf der Veranda einschlafen, nachdem wir ein aufregendes Leben hatten.“ Lieblich berührten ihre Lippen seine. „Fertig mit dem Turteln?“ fragte Julien und Yvette nickte lächelnd. „Dann lass uns los. Wir müssen in die Bastille eindringen und verhindern, dass die Wachen das geplante Massaker anrichten.“ Arno half Yvette auf und klopfte ihre Uniform ab. Frédéric klopfte ihr grob auf den Rücken und ließ sie fast umfallen. „Fréd!“ prustete sie los. „Erwarte immer das Unmöglichste.“ gab er ihr grinsend den Tipp. Sie schnappte sich Bogen, Köcher und Pfeile sowie ihre Armbrust und prüfte nochmal alle versteckten Bolzen. Gillian lehnte sich bei Julien an und beobachtete die Novizin. „Wo hat sie eigentlich keine versteckten Taschen mit Bolzen?“ fragte er den Älteren und der Bibliothekar gab sein seltenes Lächeln preis. „Ich denke mal in den Haaren.“ - „Falsch, zwei Bolzen halten meine Haare zusammen.“ korrigierte Yvette den Mann und er musterte ihre Hochsteckfrisur ein zweites und drittes Mal bevor er es bemerkte. „Du bist wie ein Marder. Frech und flink.“ kommentierte Julien. „Ihr drei braucht dringend ne richtige Frau an der Seite, so wie meine Yvette.“ gab Arno von sich und umarmte seine Verlobte mit einem liebenswürdigen Gesichtsausdruck. „Damit wir so liebestoll werden, wie du?“ gab Frédéric von sich. „Lieber nicht.“ Yvette zwickte Arno in den Oberarm. „Los jetzt, hört auf rumzualbern.“ gab sie von sich. Sie sah den Franzosen an. Arno nickte und Yvette zog ein schwarzes Tuch vor ihr Gesicht. Sie verabschiedeten sich vom Personal in Fréds Villa und stiegen auf ihre Pferde um durch die Innenstadt Paris’ zur Bastille zu reiten.
 

„Liberté!“ riefen die Gefangenen. „Liberté!“ Sie wollten hinaus. Einige Zivilisten hatten mitbekommen, was geplant wurde. Noch war der 1. September. Wenige Stunden und die Glocken des Notre Dam würden erklingen und die Mitternachtsstunde ankündigen. Und somit einen neuen Tag. „Wir stürmten bereits einmal die Bastille. Dank des Volkes konnten wir nach vorne durch.“ berichtete Gillian und Yvette nickte. Sie hatte von dem Sturm auf die Bastille bereits gehört und war damals, als Templertochter, doch ziemlich fasziniert von der Kraft der einfachen Menschen. Sie wusste zwar nicht, dass Assassinen ihre Finger im Spiel hatten, doch nun schien ihr alles klar und logisch. „Dieses Mal müssen wir die Wachtürme beklettern und zwar schnell, damit der Weg nach oben frei ist. Das werden Julien und ich erledigen.“ Er zeichnete den groben Umriss der Bastille in den Dreck und zeigte die Position der Bogenschützen und Wachtürme. „Wir schalten die Seite im Osten aus, denn im Westen geht die Sonne unter und somit sind diese Wachtürme der Dunkelheit schneller ausgesetzt.“ Julien gesellte sich dazu und reichte Yvette ein trockenes Stück Brot, doch sie lehnte ab. „Kennst du unseren Spruch?“ - „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt?“ - „Nein, der andere.“ Yvette überlegte kurz. „Wir… arbeiten im Schatten um dem Licht zu dienen.“ Gillian nickte. „Denn wir sind Assassinen. Die Dunkelheit und unser Aussehen, das dem eines gut betuchten Zivilisten gleicht, sind unser Vorteil.“ Sie nickte. Gillian brachte ihr wirklich nützliche Sachen bei. „Ich glaube ich sollte meinen Mentor wechseln.“ seufzte sie und drehte sich zu Arno um, der sie schräg beäugte. „Wieso wechseln?“ gab er von sich. „Na ja, dein ehemaliger Schüler hat mehr vertrauen als du in mich.“ begründete sie und stemmte die Hände in die Hüfte. „Wir reden später darüber.“ gab Arno von sich und Yvette winkte ab. Sie wand sich Gillian zu. „Was muss ich tun?“ - „Du musst als erste die Bastille hinaufklettern und die Wachen oben auf den Zinken töten. Aber achte darauf, dass sie rausfallen und nicht hinein in den Innenhof. Sobald die Wachen alle tot sind, überlässt du uns die kommende Arbeit und gibst uns Rückendeckung.“ Yvette verstand. „Also alle beseitigen, dann Rückendeckung.“ - „Falls etwas schief laufen sollte und eine Leiche hinunter fällt, fängt Julien sie auf und entsorgt sie.“ Yvette versprach gute Arbeit zu leisten. Sie wand sich an Arno, der das Gespräch mit Frédéric so eben beendet hatte und sah ihn an. „Mentor.“ gab sie von sich. Arno lächelte leicht und beugte sich vor. „Jetzt nicht. Jetzt möchte ich dein Liebhaber sein… für eine Sekunde.“ verlangte er und zog sie in seine Arme. Sie küssten sich innig, bevor sie mit Gillian und Julien den Weg zur Bastille einschlug.
 

Der Plan von Gillian war gut durchdacht. Die Sonne war schon bald untergegangen und die beiden gut trainierten Assassinen erdolchten die Wächter in den kleinen Türmen mit schnellen Stichen. Mit einem kleinen Feuersignal schnappte Yvette sich das Seil eines hölzernen Steinlifts und durchschnitt es. Innerhalb von wenigen Sekunden war sie auf den Zinken der Bastille und schnitt einem Wächter am Lift die Kehle durch. Sie durfte nichts riskieren und warf ihn achtlos über die Brüstung. Ein lautes Platschen war zu vernehmen. Ruhig und bedacht hielt sie ihren Dolch bereit und lauschte. In ihrer Umgebung müssten vielleicht 3 oder 4 Wachen sein. Natürlich patrouillierten noch mehr. Doch im Moment waren es die, die sie hörte. Also riskierte sie einen Blick um die Ecke und erblickte zwei Wachen direkt vor sich beim Karten spielen. Yvette lächelte, huschte blitzschnell los und schnitt erst dem einen die Kehle durch während der andere den Dolch mitten ins Herz abbekam. Sie wischte das Blut der Toten an deren Hemden ab und beförderte auch diese Leichen über die Brüstung. Mit einem entschlossenen Lächeln auf den Lippen löschte sie das Licht und verschmolz mit dem Schatten der Nacht.
 

Es dauerte eine Weile bis die Französin alle Ziele erledigt und beseitigt hatte. Kein einziger fiel der falschen Seite zum Opfer und somit musste weder Julien noch Gillian Extraarbeit erledigen. Von jetzt an erledigten die anderen vier ihren Job. Es wurde falscher Alarm geschlagen und einige Wachen verließen die Gefängnisse der Bastille um an der frischen Luft gegen die Eindringlinge zu kämpfen. Es wunderte Yvette, dass nur wenige Männer die Stellung bei über 100 Gefangenen hielt. Sie zielte mit ihrer Armbrust und zielte auf den Kopf eines schwergepanzerten Riesen. Frédéric gab ihm mit einem gezielten Wurf seiner Axt den Rest und Yvette zog bereits den nächsten Bolzen nach. Ein weiterer fiel, bevor sie von Geräuschen neben aufmerksam wurde. Einige Wachen hatten den Weg nach genommen um die Rückendeckung abzulenken. Geschickt schoss sie einen Bolzen, legte einen neuen nach und lief sie auf die kleine Gruppe zu, die grölend und kampfbereit ihre Schwerter gezuckt hatten. Geschickt sprang sie auf eine Kiste und federte leicht ab. Die Soldaten sahen ihr nach, zwei fielen erst ihrer Armbrust und dann der Phantomklinge zum Opfer. Schließlich legte sie mit dem Bogen nach und feuerte 3 Pfeile auf die restlichen Gegner. Besorgt warf sie einen Blick nach unten, wo ihre Assassinenfreunde die letzten Soldaten töteten. „Nein! Nein! Arno, sie beginnen die Gefangenen abzuschlachten!“ brüllte Gillian und rüttelte an der Tür zu den Verließen. Yvette sprang und landete in einem prallgefüllten, recht bequemen Heuwagen. „Julien, schieß.“ gab Arno den Befehl und der Mann im grünen Mantel zielte mit seiner Repetier auf das Schloss. Die Tür öffnete sich. „Yvette, Gillian. Ihr bleibt draußen, falls Verstärkung kommt.“ Die beiden Assassinen nickten und Arno ging mit Julien und Frédéric in den Kerker. Es kam keine Verstärkung, doch immer wieder hörte man Menschen sterben oder elendig verrecken. „Was glaubst du machen die da unten?“ fragte Yvette ihren Kollegen leise. „Köpfen, aufschlitzen, aufknüpfen Das volle Programm. Gefangene sind in Paris weniger wert als die Ratten und der Abfall in den Straßen.“ knurrte der Assassine. „Wir sollten…“ begann Yvette bevor die drei anderen Assassinen zurück kehrten. „Rückzug!“ gab Arno zu verstehen und Yvette lief der Gruppe sofort hinterher.
 

Wütend riss Arno mit einem Zug den schweren Ledersessel um und ließ seiner Wut freien Lauf. Die Rettung der Gefangenen war gescheitert. Hunderte Menschenleben wurden aus reiner Lust umgebracht. Wieder konnte er viele Menschen nicht davor bewahren, frei zu sein. Yvette saß mit einer Tasse Tee, und mittlerweile umgezogen, neben Frédéric, der an dem massiven Holzschreibtisch einige Briefe begutachtete. Arno hatte solche Wutausbrüche nicht oft. Aber Yvette wusste, dass Arno nicht direkt wütend war. Ihr Verlobter ließ nur seine Enttäuschung raus. Über sich, die Welt und die nicht vorhandene Fairness. „Cher?“ Sie ging auf den keuchenden Mann zu. Gillian sah alarmiert zu Yvette. Einmal wollte er Arno beruhigen. Julien versuchte es auch. Beide hatten sie danach ein blaues Auge oder eine Prellung. „Mon cher… ich verlange nicht von dir, dich zu beruhigen, denn ich verstehe dich gut.“ begann sie besorgt und reichte Arno ihre Tasse Tee. Sie hatte nur daran genippt. Wenn Arno mindestens einen Schluck trinken würde, dann würde er schon bald tief schlafen. „Aber dein Geist braucht Erholung. Eine kurze.“ Arno betrachtete sie eine Weile, wütend, beinahe schnaubend und kurz davor zu zuschlagen. Doch er nahm mit zitternder Hand die Tasse Tee in beide Hände und trank sie schnell aus. Zufrieden lächelnd nahm Yvette die leere Tasse entgegen. „Lass uns zu Bett gehen, Amour. Schlaft gut, Gillian, Julien, Fréd.“ - „Bonnuit, âme sœur.“ gab Frédéric lächelnd von sich. Gillian setzte sich auf Yvettes Platz und sah Fréd an. „Wie hast du sie gerade genannt?“ gab er von sich. „Âme sœur.“ antwortete Frédéric. „Das benutzen normalerweise Busenfreundinnen, Gillian. Aber anscheinend hat Frédéric in Yvette jemanden gefunden, den er schon immer gesucht hat.“ gab Julien frech grinsend von sich. „Hey, Jungs, was soll das?“ gab Fréd wehleidig von sich. „Ich kann mich nur sehr gut mit ihr unterhalten, ja? Tipps von Frauen haben mir ziemlich gefehlt!“ Gillian stimmte still zu. „Sie tut also nicht nur Arno gut.“ gab Gillian überzeugt von sich und dachte prompt an das Geschehnis oben auf dem Dach zurück. „Nein.“ Julien lächelte leicht. „Sie hat eine unbekannte Leichtigkeit und ihren Frohsinn mit in die Bruderschaft geschmuggelt.“

Charlotte Corday

Yvette kraulte den Kopf ihres Verlobten und streichelte über seine rauen Hände. Sie waren beide schon sehr lange wach. Aber abgesehen von Arno, der nur die Nähe seiner baldigen Frau suchte. „Weshalb hast du gestern den Rückzug angefordert?“ fragte sie ihn leise und sanft. Arno seufzte. „Das… es musste getan werden. Wir kamen nicht dagegen an.“ murmelte er und seufzte. „Die Wachen… haben die Gefangenen nicht niedergemetzelt. Es waren die Zivilisten.“ Yvette wurde hellhörig. „Das heißt wir haben den Schutz der Gefangenen getötet und somit…,“ Er nickte. „…über ein tausend Leben aufs Spiel gesetzt. Es ist mir erst klar geworden, als wir drin waren und zwei Gefängniswärter über die Situation sprachen.“ Yvette spielte weiter mit seinen dunkelbraunen Locken und kraulte seinen warmen Nacken. „Nachdem die preußisch-österreichische Truppen unter dem Oberbefehlshaber Karl Wilhelm Ferdinands aufs französische Gebiet vorgerückt sind…“ Er brach den Satz ab und überdachte nochmal alles. „Sie sind der Grund. Es wurde das Gerücht in Umlauf gesetzt, die feindlichen Truppen wollten für den Fall einer Eroberung Frankreichs blutige Rache an den inhaftierten Revolutionären üben.“ Er erläuterte das Gespräch der Wachen mit einem gewissen Sarkasmus und schließlich verbarg er vor lauter Scham sein Gesicht an Yvettes Busen. „Ich hätte besser nachforschen sollen, ich hätte besser zuhören sollen…“ warf er sich vor. Yvette packte ihn grob an den Haaren und zog ihn hoch. Der Franzose beschwerte sich mit einem Ächzen und kniff die Augen zu. „Sieh mich an.“ forderte sie ihn harsch auf und Arno sah in ihre graugrünen Augen. „Wir sind keine Helden oder Weltretter. Und es sind bereits aber Millionen von Menschen gestorben, sei es durch den schwarzen Tod oder durch Kriege. Auch wenn jedes Menschenleben etwas wert ist, was immer es ist, kann man nicht jedes retten.“ gab sie von sich und Arno senkte seinen Blick prompt. Ihre Entschlossenheit machte ihm Angst. Früher, bevor sie Assassine wurde, hatte sie nicht solche Denkweisen. „Ich will aber so viele Menschenleben wie möglich retten. Ich…“ - „Nein, nicht du. Arno, du bist nicht alleine. Trage diese Last nicht alleine, denn wir waren gestern Nacht auch da. Jeder einzelne von uns hätte was dagegen unternommen, wenn es möglich gewesen wäre! Aber hast du gestern den Mob gesehen? Die wütenden, verzweifelten Menschen? In ihnen wurde die Angst geschürt. Eine Angst, die alles und jeden töten kann und wir sind 5 Assassinen. Wir können nicht einfach alle Menschen umbringen, die vor Angst und Verzweiflung nach dem Tod anderer trachten. Die Revolution ist blutig und verlangt viele Opfer. Und vergiss nicht. Es gibt 5 Parteien. Der Adel…“

begann sie und sah ihn auffordernd an. „… das Volk, die Aggressoren, die Templer…“ setzte er fort.

„Und wir.“ beendete sie. „Das Volk ist stärker. Und die Aggressoren mussten diesem Schicksal gegen treten, auch wenn die meisten Gefangenen in der Bastille andere Verbrechen zugeteilt wurden… sie waren keine Unschuldigen.“ Nun wurde Arno still und Yvette streichelte seinen Handrücken wieder. „Du bist nicht für die Millionen von Menschenleben in Paris verantwortlich. Verstehe es doch bitte.“ bat sie ihn und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Ich liebe dich, Arno Dorian. Und ich bemerke es, dass du daran zu Grunde gehen wirst, wenn du nicht langsam mal ein wenig egoistischer denkst.“ Es tauchten Tränen in ihren Augen auf und Arno wurde bewusst, dass sie doch immer noch seine Yvette Antoine war, in die er sich damals, nachts im Garten des Marquis, verguckt hatte. Dann lächelte sie und wischte die Tränen weg. „Das soll jetzt nicht heißen dass wir alles fallen lassen, was wir bisher getan haben und tun werden. Ich möchte einfach nur, dass du dir im Klaren bist, dass du nicht Gott spielen sollst. Wir können den Lauf der Dinge nur mit kleinen Taten beeinflussen.“ Arno nickte leicht und beugte sich über sie um Yvette mit liebevollen Küssen zu belohnen. Anfangs hätte er niemals gedacht, dass in ihr solch eine Stärke liegt. Sie war einfach nur die Tochter eines Marquis, die Tochter eines, nun toten, Templers. Doch nun… sie war eine talentierte Assassinin geworden, beschenkt mit der Fähigkeit sämtliche Fernwaffen mit Leichtigkeit zu bedienen. „Ach ja, Arno…“ begann Yvette und konnte ein Kichern nicht unterdrücken, weil Arno seine Lippen über ihren Hals tanzen ließ. „… hab mehr Vertrauen in mich. Ich bitte dich.“

Der Franzose erhob sich wieder und sah sie an. „Ich setze all mein Vertrauen in dich, Liebste. Ich habe verstanden.“ Breit lächelnd zog sie Arno wieder in ihre Arme und seufzte genüsslich, als sie seine warme Haut an ihrer spürte. „Warum schlafen wir eigentlich immer nackt?“ kicherte sie schließlich und Arno stimmte mit ein. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es ehrlich nicht. Aber es gefällt mir.“ schnurrte er leise in ihr Ohr und zog die Bettdecke über ihre Köpfe.
 

Der Tag, zuvor angefangen mit einem ersten Gespräch, wurde entspannt und gelassen fortgesetzt. Arno und Yvette ließen sich Zeit und tauchten erst sehr spät unten im Salon auf. Das ihr Anführer und Freund so gut gelaunt war, trotz des Misserfolgs am Vorabend, verwunderte die drei anderen Assassinen. Arno erklärte ihnen, wie es zu ihrem ungeplanten Rückzug kommen konnte und bekam Verständnis und Trost. Nicht immer konnten Missionen gut glücken. Besonders dann nicht, wenn viele Parteien ihre Hände gleichzeitig im Spiel hatten. „Wir bekommen heute Besuch.“ kündigte Frédéric an. Arno wurde hellhörig. „Von wem?“ Sein bester Freund sah zu Gillian, dann zu Julien und sah auf den Boden. „Charlotte Corday.“ Es wurde still im Raum und Yvette wunderte sich über die bedrückte Stimmung. Sie sah verwirrt zu den einzelnen Teilnehmern der Runde, bevor sie die Frage aller Fragen in den Raum schmiss. „Wer ist das?“ Frédéric sah ami sœur an und lächelte schwach. „Ebenfalls eine Assassinin, aber sie handelt unabhängig von der Bruderschaft.“ Arno massierte sich die Schläfen. „Weshalb kommt sie?“ Gillian ließ die Schultern sinken. „Lebe wohl sagen.“ - „Wie bitte?“ Frédéric reichte hinter sich und nahm einen Brief vom massiven Holzschreibtisch. „Sie plant seit Wochen die Ermordung von Jean-Paul Marat. Und will nicht nur uns sondern besonders dir, ein herzliches Lebe Wohl aussprechen. So hat sie es geschrieben.“ Er reichte Arno den Brief. „Er war an uns alle adressiert, deswegen öffnete ich ihn. Es steht noch mehr drauf, dass aber nicht an uns gerichtet ist.“ Yvette sah verwirrt über Arnos Schulter, doch dieser hielt den Brief aus ihrer Sichtweise. „Man schaut nicht über fremde Schultern, Yvette.“ Sie wich zögernd und argwöhnisch zurück. „Klärt ihr mal euer… Treffen mit dieser Corday. Ich… geh in die Küche.“ Gillian erhob sich wortlos von seinem Platz und folgte ihr. Die Tür wurde geschlossen und Fréd sah Arno an.
 

„Du hast Yvette noch nichts erzählt oder?“ fragte er. „Was soll ich ihr darüber erzählen? Das ich eine Affäre mit dieser Frau hatte? Das geht sie nichts an, außerdem war es vor ihrer Zeit. Sie weiß, dass ich früher andere Frauen hatte.“ Frédéric seufzte. „Trotzdem. Es klingt komisch, aber entweder sie erfährt es von dir und trifft auf deine Ex-Geliebte mit Fassung und du vermeidest ein Theater oder aber Charlotte hält mit ihr Mädchengespräche und Yvette erfährt es so. Vergiss nicht Arno. Du hast mir hoch und heilig versprochen, dass du diese Frau liebst. Und selbst wenn diese Affäre mit Charlotte Jahre her ist, so sollte Yvette es wissen.“ warnte Frédéric ihn. Arno sah nun auch ihm nach, wie er seinen Mantel schnappte und ihn anzog. „Ich muss noch Lebensmittel holen, bevor Yvette die Kammer sieht und selbst losläuft. Das letzte Mal wurde sie immerhin verprügelt.“ Dann ging Fréd und Julien sah von seinem Buch auf. „Yvette hat mich bisher nicht groß interessiert. Aber wenn du sie heiraten willst, sollte sie wenigstens das von dir wissen.“ riet er seinem Anführer und las schließlich entspannt seine Lektüre weiter. Nachdenklich rieb Arno sich über das Gesicht und seufzte. „Wann kommt Charlotte?“ - „Heute nachmittag.“ antwortete Julien. Arno verließ den Salon und ging in die Küche und entdeckte Yvette, wie sie sich einen Tee zusammenstellte und für Gillian eine weitere Tasse fertigte. Sie unterhielten sich entspannt und froh und Yvette lächelte breit. „Yve?“ Arno sah sie an. „Ich geh dann mal. Danke für den Tee, Yvette.“ Gillian nahm seine Tasse und verließ die Küche mit schnellen Schritten. Arno nahm sich einen hölzernen Hocker und sah seine Verlobte ernst an. „Was gibt es Arno?“ fragte Yvette und der Franzose schluckte schwer. „Charlotte Corday… war einst meine Geliebte.“ sprudelte es plötzlich aus ihm heraus. Yvette schien den Atem anzuhalten und sah den Assassinen überrascht an. Den Blick erwidernd wartete er auf eine Antwort. „Nun, sie… war deine Geliebte. Wir sind… zusammen und verlobt. Also scheint da nichts mehr zu sein… oder?“ fragte sie leise und verunsichert. Arnos Augen weiteten sich besorgt und erhob sich von seinem Platz. „Natürlich ist da nichts mehr! Wie du sagtest. Es war. Charlotte und ich sind sehr gute Freunde und… wenn sie ein Lebe Wohl aussprechen will… dann wird sie schon bald nicht mehr leben.“ gab Arno von sich. Yvette stellte ihre Tasse beiseite und umarmte ihren zukünftigen Mann. „Dann genieße den heutigen Tag mit ihr. Solange deine Finger bei dir bleiben, bin ich die letzte, die etwas gegen dieses Treffen hat.“ Sie lächelte ihm ermutigt zu und küsste seine Nase, bevor sie sich von ihm löste und die Tasse Tee in die Hand nahm. „Komm, gehen wir zurück in den Salon.“ forderte sie ihn auf und Arno folgte ihr still und bedrückt.
 

Gegen nachmittag - Frédéric war bereits wieder heimgekehrt - wurde schließlich der Besuch angekündigt. Arno führte Charlotte an der Hand förmlich in den Salon und bot ihr den gemütlichsten Sitzplatz an. Yvette stellte sich mit einem leichten Knicks vor und Charlotte wirkte auf sie im ersten Moment, wie eine erwachsene, junge, aber entschlossene Frau. Sie trug eine hübsche weiße Spitzenhaube auf ihren stark gelockten Haaren. Ihr weiß braunes Kleid wurde durch einen schmalen Reifrock gestützt und sie war groß und schlank gebaut. Weibliche Rundungen außer ihren Brüsten konnte sie im ersten Moment nicht ausmachen und sofort tat sich in Yvettes Kopf die Frage auf, wie Arno für solch eine Frau Begierde empfinden konnte. „Das ist Yvette Antoine. Meine Verlobte.“ stellte Arno lächelnd vor und Charlotte fing an zu strahlen. „Du hast es also endlich geschafft.“ gab sie von sich und stand von ihrem Platz auf, um Arno mit dem Ellenbogen in die Seite zu knuffen. Sie zog Yvette freudig in ihre Arme und betrachtete die jüngere Frau ausgiebig. „Und? Nur Hausfrau oder auch Assassine?“ - „Beides.“ gab Yvette lächelnd von sich. „Wunderbar.“ schwärmte Charlotte. Sie führten interessante Gespräche über Gott und die Welt, aber auch über Geschehnisse, die Charlotte, als auch die kleine Bruderschaft erlebt hatten. „Womit kämpfst du, Yvette?“ erkundigte Charlotte sich und Yve lächelte verlegen. „Mit Fernwaffen. Wurfmesser, Bogen, Armbrust und die Klinge.“ Mademoiselle Corday klatschte in die Hände. „Etwas was die Bruderschaft also schon immer gebraucht hat! Ich bin nur sehr geschickt mit dem Dolch.“ - „Du konntest schon immer sehr gut fechten, Lotte. Keine falsche Bescheidenheit!“ gab Arno von sich. „Nicht so gut wie du, Arno.“ gab sie zurück. Die Gruppe lachte leise auf. „Nun gut. Ich bin jetzt guten Gewissens, dass alle hier gut gelaunt sind und das es euch gut geht.“ Charlotte erhob sich und Arno stand beinahe im gleichen Moment auf. Er wusste, dass eine gute Freundin ihr Todesurteil besiegelte, wenn sie dieses Haus verlassen würde. „Charlotte.“ begann er und sie sah ihn an. „Nein Arno. Das ist ein Lebe Wohl. Ich lasse mich davon nicht abhalten. Marat muss sterben und ich mit ihm.“ Sie verabschiedete sich herzlich von den anderen und Arno sah kurz zu Yve. „Geh.“ gab sie lächelnd von sich und ihr Verlobter begleitete Charlotte hinaus vor die Haustür. Frédéric legte seinen Arm um Yvette. „Du vertraust ihm so sehr.“ stellte er fest. „Natürlich. Ich liebe ihn.“
 

Charlotte öffnete ihren Sonnenschirm und hielt ihn über sich fest. Die Sonne stand schon niedrig. Eigentlich brauchte sie ihn gar nicht. „Charlotte… bitte. Hast du auch alles gut durchgeplant?“ fragte er leise und sie schüttelte den Kopf. „Ach was, nein. Ich werde ihn aufsuchen und umbringen.“ Sie zeigte eine lange Küchenmesserklinge. „Heute gekauft. Hübsch und gute Qualität. Ein Stich und das Leben des Marat wird ausgelöscht sein.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und Arno schluckte schwer. „Au revoir, Arno Dorian. Behandle deine Frau mit Liebe und Zuversicht.“ Dann ging sie zur Kutsche und stieg dort ein. Lächelnd winkte sie ihm zu und verschwand schließlich. Arno sah noch kurz ins Leere, bevor er zurück ins Haus ging. „Sie hat nicht mal einen Plan! Sie will einfach nur in sein Haus eindringen und ihn umbringen.“ gab er von sich und setzte sich neben Yvette. Sie vermied ihn auf eine Art und Weise anzufassen sondern lehnte sich nur leicht gegen ihn. „Es ist ihre Entscheidung, Arno, sie gehört nicht zur Bruderschaft und ist ein unabhängiger Assassine.“ gab Frédéric barsch von sich. „Wir… wir können doch nicht zulassen, dass sie das tut…“ Yvette schluckte schwer. Sie hatte erst heute morgen darüber mit ihm geredet und bereits jetzt fiel er zurück in alte Verhaltensmuster. „…du wirst irgendwann zugrunde gehen, wenn du nicht langsam mal weniger um andere kümmerst.“ gab sie von sich und erhob sich von ihrem Platz. „Ich werde mich jetzt umziehen und nach Aufträgen Ausschau halten.“ Schnellen Schrittes verließ sie den Salon und eilte die Treppe hinauf in das gemeinsame Schlafzimmer um ihre Kluft anzuziehen. Mittlerweile konnte sie diese schon schnell an und aus ziehen und war innerhalb weniger Minuten fertig. Unten vor der Haustür wurde sie von Arno angehalten. „Wieso gehst du?“ fragte er. Yvette sah ihn an. „Ich brauch Ablenkung, Arno.“ Ohne etwas weiteres darauf zu erwidern, ging sie und tauchte in einer kleinen Gruppe von Zivilisten unter.

Todesurteile

„Ludwig XVI August, letzter König des Ancien Regimé, Oberhaupt der Familie Bourbon, Herzog von Berry und Dauphin. Beschuldigt des Kontaktes mit Emigranten und unserem allgegenwärtigen Feind Österreich, sowie Bestechung von Politikern der Revolution. Hiermit verurteilen wir euch, durch mehrstimmige Abstimmung, zum Tode.“ Yvette saß auf der Brüstung einer Empore und lauschte dem Urteil. Der entmachtete König stand in hölzernen schweren Handfesseln vor dem Gericht und den Geschworenen. „Die Art des Todes: Guillotine.“ Der Hammer besiegelte das Schicksal des gutgläubigen Königs. Auch wenn er korrupte, eigensinnige Züge hatte, so glaubte Ludwig August immer an die guten Eigenschaften des Volkes. Nun konnten ihm diese Eigenschaften nicht mehr helfen. Yvette seufzte leise. Robespierres, der indirekte Anführer der Revolution, hatte eine kluge Taktik gewählt. Er betonte vor dem Konvent: „Wenn nicht der König schuldig ist, dann sind es die, die ihn abgesetzt haben“. Somit konnte nach Robespierres Darstellung der Konvent, der Ankläger und Richter in einer Person war, den König gar nicht freisprechen, da dies einer Selbstanklage gleichgekommen wäre. Schluchzen drang aus einer Ecke und die Assassinin erblickte eine gefasste Marie Antoinette, ebenfalls in Fesseln. Eine weinende Mätresse des Königs schien wohl die einzige zu sein, die sich um den König scherte. Eleganten Schrittes ging sie an ihrem Gatten vorüber, der abgeführt wurde. Stolzen Mutes sah sie den Konvent mit erhobenen Kopf und Blick an. Yvette bewunderte sie für ihr gefasstes Verhalten. „Maria Antonia Josepha Johanna Antoinette, Erzherzogin Österreichs, Prinzessin von Ungarn, Böhmen, der Toskana, sowie Königin und Dauphine Frankreichs und Navarra. Ihr werdet des Hochverrats und der Unzucht angeklagt. Mit mehrstimmer Abstimmung verurteilen wir euch hiermit zum Tode.“ Ein Hammerschlag ertönte. „Durch die Guillotine.“ Mademoiselle Antoinette nickte ihren Verteidigenden zu. Claude Chauveau-Lagarde schien mit Fassung zu ringen und Guillaume Tronson du Coudray setzte sich gleichzeitig mit allen anderen zurück auf seinen Platz. Angesichts der Anschuldigen nötigte Mademoiselle Antoinette ihren schlimmsten Feinden einen großen Respekt ab. Der Verhör, den Yvette ebenso mitgehört hatte, bestand aus klaren und durchdachten Antworten. Während Marie Antoinette geduldig und still wartete, stimmten alle Geschworenen einstimmig gegen sie und somit für ihren Tod.

„Eure Hinrichtung, eure Hoheit, wird für den 16. Oktober angesetzt.“ Marie schien für einen Moment diese starke Fassung zu verlieren. „Darf ich fragen wieso?“ Der Richter lächelte hinterhältig. „Um ein Exempel zu setzen.“ Ein weiterer Hammerschlag hallte durch den Saal und die Verurteilten wurden fort gebracht. Yvette sah den beiden Gestalten noch kurz hinterher, bevor sie aufmerksam wurde. „Was tut ihr hier?“ rief eine Wache und sie lächelte ihn an. Er war noch jung. Vielleicht gerade in Ausbildung. „Pscht.“ forderte sie von ihm und lief an ihm leichtfüßig vorbei um aus dem nächsten Fenster zu springen und sich an einem Baum runter zuhangeln.
 

„Ich bin wieder daheim!“ rief sie als sie durch die Hintertür von Frédéric’s Villa ging und von absoluter Stille begrüßt wurde. Verwundert sah sie in die Küche, wo sie eine arbeitende Magd entdeckte. Der nächste Blick wurde in den Salon geworfen und schließlich ins Bad. Jemand schien in der steinernen, im Boden eingelassenen Wanne zu sitzen und Yvette entdeckte Arno, schläfrig und mit einem Buch in der Hand. „Amour?“ fragte sie leise und mit einem Lächeln auf den Lippen. Arno sah zu ihr und fing ebenso breit an zu lächeln. „Yve, du bist wieder daheim…!“ Sie nickte und betrat das Bad. Er musterte sie ausgiebig und schmunzelte. „Kein Blut vergossen?“ fragte er. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nur die Verurteilung von unseren ehemaligen Monarchen beigewohnt.“ gab sie von sich und zog sich rasch aus um ebenso ins warme Wasser zu steigen. Arno machte ein wenig Platz und legte das Buch beiseite. „Und wie lautet das Urteil?“ Yvette ließ sich von ihm ihre Haare nass machen und seufzte, während das warme Wasser ihren Rücken hinunterlief. „Guillotine. Ludwig wird in 3 Tagen hingerichtet, Marie Antoinette erst im Oktober.“ Dann herrschte Stille und Yvette drehte ihren Kopf so, dass sie Arno einigermaßen ins Gesicht schauen konnte. Sie sagte nichts und ließ die stumme, liebevolle Umarmung des Mannes zu. „Weißt du… Charlotte und du… ihr seid euch sehr ähnlich.“ gab Arno plötzlich von sich und Yvette wurde mit einem Mal total schlecht. Da lagen sie gemeinsam in der Wanne und Arno begann wieder über seine verflossene Geliebte zu reden. „Arno, bitte…“ bat sie ihn ein wenig entnervt. „Nein, bitte, hör zu.“ Sie entspannte sich und lehnte sich vor. Mit einem Ruck richtete sich auch Arno auf und zog Yvette näher an sich. „Ich kann sie nicht davon abhalten sich in den Suizid zu stürzen nur um Marat zu töten. Aber du bist genauso stark und entschlossen wie sie. Ich merke und ich weiß, was mit dir geschehen kann. Ich habe Angst um dich, dass du genauso wirst wie sie.“ Yvette lauschte seinen Worten und streichelte über seine Unterarme. Die dunklen Haare waren weich und lagen eng an seiner Haut. „Das würde ich niemals riskieren. Ich habe bald einen Ehemann an meiner Seite, ich will eine Familie haben und in Ruhe auf der Veranda einschlafen. Ich hätte niemals die Absicht mit derartig suizidal zu verhalten. Es sei denn ich verliere dich. Dann würde ich alles dafür tun schnell an deine Seite zurück zu kehren.“ erklärte sie ihm und sah ihn an. „Nein, das wirst du nicht tun, Yvette Antoine.“ - „Zwing mich als Toter dazu, Arno Dorian.“ Sie nahm sein Gesicht am Kinn und zwang ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss. Nur langsam ließ sie von ihm ab und sah ihn danach lächelnd an. „Hör bitte auf von ihr zu reden. Sonst fühl ich mich noch wie ein billiger Ersatz.“ bat sie ihn flehend. Er nickte und drückte sein Gesicht gegen ihre hellbraunen Haare. „Sie ist Vergangenheit, aber du bist meine Gegenwart und meine Zukunft.“ versprach er vielversprechend und umarmte sie fest und liebevoll um sie wieder zu küssen.
 

Yvette und Arno hatten sich wenige Tage später unter die Menge gemischt und beobachteten die vorstehende Exekution von Ludwig August dem 16.

Der Henkerskarren wurde vorgefahren und auf ihm saß ein gebrochener, recht junger Mann, ohne seine gepuderte weiße Perücke und fahlem Gesicht. In Fesseln gelegt und einem weißen Hinrichtungskleid gekleidet musste er seinem Schicksal entgegen treten. Yvette hatte sich bei Arno eingehakt und trug ein schlichtes, einfarbiges Kleid, dass ihrem Status entsprechend zu ihr passte. Arno trug einen alten, aber edlen Ausgehmantel. Trotz seines sozialen Status’ als Adliger, schien es niemanden zu stören. Yvette hatte Sorgen. Was wäre, wenn Aggressoren ihn entdeckten und attackierten? Er hatte Yvette seine verborgene Klinge gezeigt und war schließlich mit ihr in die Kutsche gestiegen, die sie in die Innenstadt Paris brachten. Die Menge wurde immer größer und quengelte wie ein kleines Kind nach dem Blut des entmachteten Königs. „Mort au roi! Mort au roi!“ riefen sie laut und manche brüllten. So konnte man unterscheiden wer nur zum einfachen Volk gehörte und wer ein Revolutionär war. „Er ist nur ein wenig älter als ich.“ gab Arno von sich sah hinunter zu seiner Verlobten. Yvette streichelte über die in Leder gekleidete Hand und küsste seinen Handrücken. „Zum Glück sitzt du dort nicht.“ flüsterte sie. Sie drängelten sich noch ein wenig weiter durch die Menge und waren letztendlich weniger als 25 Fuß von der Guillotine entfernt. „Bist du dir sicher, dass du dir das ansehen willst?“ fragte Arno nochmal zur Sicherheit nach. Yve verschränkte die Arme und lachte verachtend auf. „Wehe, du fragst so was nochmal, Dorian.“ murmelte sie. Der Henkerswagen hielt an. Ludwig wurde abgeführt und auf das Podest der Guillotine geführt. Ein neuer Capitaine hatte die Rolle von Xavier übernommen und verurteilte den König erneut, nur dieses Mal vor einem Teil dessen ehemaligen Volkes. „Hiermit, Louis Capet, verurteilen wir, die Leute Frankreichs, euch zum Tode durch die Guillotine!“ brüllte der Capitaine und zwei Henker hievten „Louis Capet“ auf die Sterbebank. Er wurde auf dem Bauch zurecht gelegt. Seine Beine und Arme waren verbunden. „Mort au roi! Mort au roi!“ brüllten die Zuschauer. Yvette drückte die Hand des Assassinen fest und schluckte schwer. „LANG LEBE FRANKREICH!“ brüllte Louis und dann sauste die Klinge der Guillotine auf ihn herab. Sein abgetrennter Kopf rollte in einen blutigen, dreckigen Eimer und sein Körper zuckte. Das Voll jubelte, nur Yvette und Arno schwiegen und betrachteten die Leiche des toten Königs. „Louis Capet… sie haben ihm komplett alles genommen vor dem Tod.“ wisperte Yvette und Arno nickte. „Capet. Das adelige Ahnengeschlecht. Das ist das einzige was ihm geblieben ist. Und das einzige, was Marie Antoinette bleiben wird.“ Dann schlängelte sie sich geschickt durch die Menge und verließen den Place de la Révolution. Das einzige was noch zu hören war, waren die Siegesgesänge der Revolutionäre. Yvette riskierte einen letzten Blick über die Schulter und sah den abgetrennten Kopf des Louis Capet in der Hand des Capitaine.
 

Arno plante daheim in Frédérics Villa weitere Schritte. Jetzt, wo die Grenze überschritten war, Ludwig XVI. tot war und Marie Antoinette ihrem Schicksal bevorstand, konnte die Revolution immer schlimmer werden. Immerhin war Frankreich keine Monarchie mehr und offiziell eine Republik. „Es fehlt nur noch, dass die momentane Regierung irgendwelche weiteren Kriege ausruft.“ gab Yvette von sich während sie wie sonst auch einen dampfenden Tee trank. „Glaub mir, das wird nicht lange dauern.“ gab Frédéric beinahe lachhaft von sich. Arno murrte. „Unser Land ist am Rande des Abgrunds und der Armut. Die Leute hungern, sterben, morden…“ - „Und wir können kaum was dagegen tun ohne einen großen Auftritt hinzulegen. Arno, wir müssen abwarten.“ Der Anführer der Bruderschaft wand sich an Gillian, der ihn so eben angesprochen hatte. „Was sollen wir denn abwarten?“ Julien legte sein Buch zur Seite. Er hatte es vor zwei Tagen angefangen und war endlich fertig. „Charlotte Cordays geplante Assassinierung von Jean-Paul Marat.“ Arno rang mit den Worten. „Das wird noch Monate dauern, weil dieses elende Weib nichts geplant hat und diesen Journalisten einfach irgendwie erstechen will.“ giftete er. Yvette musste sich verkneifen breit zu lächeln. „Aber die Jungs haben Recht, Arno. Wir können nichts tun. Wir sind keine Musketiere. Wir sind Assassinen. Wir meucheln und erdolchen im Dunklen.“ Vollkommen planlos ließ Arno sich auf den Boden sinken. „Ich ergebe mich. Aber wir müssen uns an den kleinen Aufträgen festhalten.“ Die kleine Bruderschaft stimmte ein und Yvette lächelte ein wenig hilflos. Sie wusste dass Arno es nicht abkonnte, nichts zu tun und zu warten. Irgendwie musste sie dem Assassinen diese Wartezeit also versüßen.
 

Innerhalb weniger Monate wurde alles wahr, was sie vorausgesagt hatten. Frankreich hatte den Krieg an alle umliegende Länder erklärt. Die Niederlande, Spanien und England waren von nun an die Feinde der Französischen Republik. Über 300.000 ‚Freiwillige‘ mussten dafür in den Krieg stehen und ein Pariser Revolutionstribunal wurde errichtet. Allerdings gab der Erlass über das „kleine Maximum“, einem festgelegten Höchstpreis, ein wenig Hoffnung. Nahrung kostete nun nur noch so viel, wie dieses Gesetz es vorgab und der Hunger wurde eingedämmt. Ein Anlass weniger für Proteste, Mord und Streit. Yvette beschloss als Mademoiselle Dorian die

„Gesellschaft der revolutionären Republikanerinnen“ unter die Lupe zu nehmen und hatte die Gefahr vorerst entschärft. Auch wenn die Frauen ihre Versammlungen hielten, so hatten sie noch nicht sehr viel zu sagen und konnten vieles planen, aber weniger umsetzen. Die Nachricht der Machtübernahme der "Föderalisten" in Lyon traf die Revolutionäre in Paris wie ein Schlag.

Dann geschah auch noch ein Aufstand der Pariser Sansculotten, welcher zur Verhaftung führender Girondisten führte. Es waren nur wenige Monate. Doch es geschah viel. Schließlich wurde Toulon von den „Föderalisten“ eingenommen. Das Chaos war perfekt.
 

Yvette saß vor ihrem Spiegel und krallte in ihren weichen Stoff des Nachthemdes. Seit einigen Tagen war ihr wieder übel. Doch sie hatte es Arno bisher verschwiegen. Und das wollte sie auch dabei belassen, bis das Bäuchlein nicht mehr zu verbergen war. Schnell, um sich abzulenken, wechselte sie ihre Klamotten und leistete den Assassinen im Salon Gesellschaft. „Du hast dein Nachthemd ausgezogen?“ fragte Arno und Yvette nickte. „Ich habe wohl irgendetwas Verdorbenes gegessen und musste mich übergeben. Es ist ein wenig dreckig geworden.“ Frédéric wurde hellhörig. „Sicher, dass du nicht schwanger bist? Du hast dich innerhalb einer Woche nun 3 Mal übergeben, Yvette.“ Die Französin schüttelte überzeugt und breit lächelnd den Kopf. „Ich bin mir sehr sicher. Und eine Frau merkt es, wenn sie schwanger ist.“ versicherte sie ihn und die Anwesenden. „Also, was habt ihr für heute geplant?“ erkundigte sie sich. „Also erstmal werden die Lebensmittel überprüft. Vielleicht hast du dir etwas eingefangen. Und wir lassen einen Arzt kommen. Und dann…“ Fréd überlegte. „… und dann werden wir uns wieder nach Aufträgen umhören und umschauen, wenn du nichts dagegen hast.“ setzte Arno lächelnd fort und Yvette lächelte. „Ach was. Ich bevorzuge es eh ein oder zwei Tage auszusetzen.“ Gillian stand auf und nahm das Tablett einer Bediensteten entgegen. Eine Kanne Tee und eine Tasse standen drauf und er stellte es ab um Yvette etwas einzuschenken. „Hier, Kamillentee für deinen Magen.“ gab er lächelnd von sich und reichte ihr die Tasse. „Vielen Dank, das ist sehr lieb.“ - „Während wir weg sind… willst du vielleicht eine gute Lektüre haben?“ erkundigte sich Julien und Yvette kicherte. „Ihr solltet aufhören mich zu bemuttern, sonst versohle ich euch noch den Hintern. Ich komme gut alleine zurecht!“ Die 4 Assassinen lachten leise und Arno streichelte über Yvettes Rücken. Er beugte sich vor um sie zu küssen, doch sie wich aus und sah ihn beschämt an. „Bitte. Es… ist noch sehr ekelig. Mich jetzt zu küssen wäre keine gute Idee.“ Er nickte verständnisvoll und streichelte ihr über den warmen Rücken. „Gut dann werden wir-…“ weiter kam er nicht, denn eine Bedienstete kam in den Salon gestürmt und hielt eine frisch gedruckte Zeitung in der Hand. „Jean-Paul Marat ist tot!“
 

„Charlotte Corday wollte Marat bereits am 14. Juli, dem Jahrestag des Sturms auf die Bastille, in aller Öffentlichkeit erstechen. Doch war Monsieur Marat wegen seiner Skrofulose an das Haus gebunden. Unter dem Vorwand, dass sie einige Girondisten aus ihrer Heimatstadt Caen, einer Hochburg der Konterrevolution, denunzieren wolle, suchte sie Marat auf. Marats Lebensgefährtin Simone Évrard ließ sie jedoch nicht ein. Corday fuhr zurück in ihr Hotel, kündigte ihren Besuch schriftlich an und kehrte noch am selben Tag zurück zu Marats Wohnung, ohne Antwort erhalten zu haben. Laut Zeugen, bat Monsieur Marat Mademoiselle Corday in das Bad. Dort stach sie ihm nach einem kurzen Gespräch heftig in Hals und Brust, wobei sie so stark zustieß, dass Marat sofort tot war. Ein herbeieilender Redakteur des „Ami du Peuple“ soll Corday niedergeschlagen haben, woraufhin sie festgenommen wurde. Zu keinem Zeitpunkt leistete sie Widerstand. Von nun wird Charlotte Cordays Name als Assassine in die Geschichte eingehen und Marat als Märtyrer der Revolution da stehen.“

Die Bedienstete war noch ganz außer Atem, doch Frédéric hatte sie dazu aufgefordert den Artikel doch bitte vorzulesen. Arno war kurz davor vollends auszurasten und Yvette saß still auf ihrem Stuhl. „Steht da noch etwas? Dieser Redakteur schein sehr fleißig und schnell gewesen zu sein.“ Die Bedienstete holte tief Luft und beruhigte sich. Yvette erhob sich von ihrem Platz und streichelte über den warmen Rücken der dicken Frau. „Beruhigt euch. Niemand wird euch etwas antun, es ist nur ein Schock für uns alle, dies zu hören.“ Die Bedienstete sah Yvette an und lächelte ermutigt. „Es geschah heute vormittag. Es ist nun früher Abend…und Charlotte Corday wird morgen vor das Gericht geführt.“ - „Ich möchte die Verhandlung mitbekommen.“ Yvette sah zu Arno. „Ich werde mitkommen.“ Ihr Verlobter schüttelte den Kopf. „Du bist krank, Yvette.“ - „Krank im Kopf, Krank im Geiste, krank für die Ewigkeit. Was macht das schon für einen Unterschied. Ich komme mit und basta!“ fauchte sie. Arno seufzte. „Einverstanden.“

Somit war es also entschieden. Morgen früh würde er mit Yvette in die Bastille eindringen und Charlotte Corday das endgültige Lebewohl aussprechen.

Henkershaube

Planänderung. Die Verhandlung war unter Verschluss und der Ort unbekannt. Wahrscheinlich wurde auch schnell Prozess gemacht. Am frühen Abend machten sich Arno und Yvette auf den Weg zur Bastille und drangen in den Gefängnistrakt ein. Es dauerte nicht lange und wenig später sah er zu Yvette, um sich zu vergewissern. „Hast du das Mittel dabei?“ fragte er leise und sie nickte. Schnell und leise wechselte sie das Gift ihrer Pfeile aus, reinigte das Gefäß und füllte das Betäubungsgift hinein. „Die Wache ist alleine.“ versicherte er ihr und sie zielte und schoss einen Pfeil. Er blieb im Rücken stecken und innerhalb weniger Sekunden fiel der Mann um und blieb auch liegen. Arno schlich voran und versteckte den Ohnmächtigen um mit Yvette schließlich weiter zu den Kerkern zu schleichen. Schnell erreichten sie Charlottes Zelle und Arno war geschockt als er den kahl rasierten Kopf der Frau erblickte. Sie trug die Henkershaube und Yvette reichte mit ihrem dünnen Arm durch die Gitterstäbe des Gucklochs in der Tür hindurch um einen Stein auf den Boden zu werfen. Sofort erwachte die inhaftierte Assassinin und schritt verschlafen zur Tür. „Arno? Yvette? Was tut ihr hier?“ Sie sah sich panisch um und Yvette lächelte. „Alle betäubt.“ versicherte sie. „Ich wollte dir Lebewohl sagen.“ Arno lächelte leicht. „Du weißt, was du getan hast?“ Beinahe stolz sah Charlotte drein. „Marat ist tot und ich bin zufrieden.“ - „Marats Tod hat das Gleichgewicht zerstört. Die Girondisten sind jetzt in großer Gefahr und so wie es aussieht, steht dein Opfer wie ein Märtyrer da. Kein Opfer. Sondern ein Held.“ Sofort verschwand der siegesreiche Gesichtsausdruck aus Charlottes Gesicht und sie sah zu Yvette. „Dein Mann lügt mich nicht an?“ fragte sie zur Sicherheit und Yvette schüttelte den Kopf. „Keineswegs.“ Verzweifelt lehnte sie ihr Gesicht gegen die kalten Stäbe und hob den Blick nur langsam. „Ein Lebewohl… verdammt, du hattest Recht, Arno. Ich hätte besser planen sollen. Jetzt habe ich mein Leben für eine dumme Sache verschwendet.“ Er seufzte und deutet mit seinen Augen auf die massive Holztür. „Das Schloss ist guter Qualität. Wir werden es mit dem Dietrich nicht aufbekommen und die Wache mit dem Schlüssel ist nicht im Dienst.“ Yvette lehnte sich gegen die kühle Mauerwand und versuchte das leichte Schwindelgefühl zu unterdrücken. „Was ist mit ihr?“ fragte Charlotte. „Sie hat etwas Falsches gegessen. Bestand aber darauf mitzukommen.“ Arno machte ein wenig Sicht frei und die Inhaftierte lächelte. „Komm her, Yvette.“ forderte sie sie auf und Yve löste sich von der kalten Mauer um Charlotte anzusehen. „Arno, schau bitte nach ob Wachen kommen. Ich muss mit Lotte sprechen.“ forderte sie ihren Verlobten auf. „Okay. Aber nicht allzulang.“

Charlotte und Yvette lauschten bis Arno weit genug entfernt war. „Du bist schw-…“ begann Charlotte grinsend und Yvette sah sie warnend an. „Wieso willst du es ihm nicht sagen?“

„Ich verlor bereits… mein erstes.“ erklärte sie. „Wenn er es jetzt erfährt, dann wird er übervorsichtig und lässt mich nicht mehr aus dem Haus.“ Irgendwie, trotz der Tatsache, dass Charlotte eine ehemalige Geliebte ihres Verlobten war, fehlten Yvette solch vertraulichen Gespräche. „Das wird er immer sein, Yve. Dagegen kannst du nichts tun, das ist entspricht einfach seinem Charakter. Sag es ihm so früh wie möglich, damit er dir ein guter Mann und zukünftiger Vater sein kann.“ bat sie die Assassinin und Yvette seufzte. Arno kehrte zurück. „Charlotte. Es ist soweit. Argwohn breitet sich unter den Wachen aus. Lebe wohl und grüß unseren Mentor.“ Die Verurteilte nickte und lächelte tapfer. „Lebewohl Charlotte. Die kurze Zeit, die wir uns kannten, war eine schöne Zeit.“ gab Yvette von sich. Dann nahm Arno sie bei der Hand und sie flohen aus der Bastille. „Au revoir, mon amis.“ wisperte Charlotte und trennte sich von ihrer Zelltür um auf ihr Schicksal zu warten.
 

Sehr spät erreichten sie die kleine Villa.

Erschöpft von der Querreise durch ganz Paris, aber mit einem unruhigen Geist, beschlossen sie beide noch den Salon zu besetzen und sich vor dem Feuer aufzuwärmen. Yvette schmiegte sich eng an Arno und war kurz davor einzuschlafen. Aber Charlotte hatte gewollt, dass sie es ihm sagte. Yvette überlegte, wie sie Arno die Karten offen legen konnte. „Es ist ironisch.“ begann sie. „Was?“ Yvette nahm Arnos Hand und legte sie auf ihren Bauch. „Das Charlotte sterben wird, während neues Leben in mir heranwächst.“
 

Es war still. Yvette lehnte sich ein wenig zurück und sah Arno an. Er hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den flachen Bauch seiner Verlobten. „Deswegen bist du also ‚krank‘?“ fragte er leise. Sie nickte. „Ich hatte Angst, dass du mich einsperrst und ich nicht mehr raus darf.“ flüsterte sie. „Aber Charlotte… Charlotte sah es mir vorhin an. Und hat mich darum gebeten, es dir zu sagen, trotz dieser Furcht.“ Arno begann ihren Bauch leicht zu streicheln. „Ich würde dich niemals einsperren. Aber die Angst besteht. Besonders nach dem Vorfall mit Thomaj.“ Yvette nickte lasch und lehnte sich wieder an. Er sah sie an und Yve entdeckte Tränen in seinen Augen. „Und es stimmt wirklich?“ fragte er und streichelte den Bauch weiter. Sie nickte und lächelte erleichtert. „Ja, Arno. Ja, es stimmt wirklich.“ versicherte sie ihm und er schloss sie fest in seine Arme. Zum erste Mal hörte, spürte und sah sie, wie der sonst so starke und ernste Assassine weinte und sich komplett gehen ließ. Sie musste ebenso einige Tränen loswerden und versuchte sich und den Franzosen zu trösten. „Weißt du…“ begann Arno und wischte über seine Wangen. „Ich verlor meinen Vater… plötzlich über Nacht. Erdolcht. Meine Mutter war in Österreich. Sie kehrte erst gar nicht heim nach der Todesnachricht. Ich wurde aufgenommen von einem unglaublich netten Mann. Er zog mich auf und… lehrte mir das Kredo der Assassinen.“ - „Votre mentor?“ fragte sie ihn und er nickte. „Unser Mentor. Die anderen denken, dass ich den Mentor ebenso spät kennen gelernt habe, wie sie. Doch bevor ich der Bruderschaft wahrhaft beigetreten bin befand ich mich in einer Sinnkrise. Ungefähr 5 Monate nach meinem Beitritt wurde mein Stiefvater getötet. Meine Fähigkeiten, die er mir antrainiert hatte, waren dem eines Ausbilders zu gleich. Ich nahm Gillian unter meine Obhut, da er erst 2 Monate dabei war und wurde zu dem, was ich heute bin.“ Yvette streichelte über seine Wange und Arno ergriff ihre Hand. „Ich möchte eine… intakte Familie haben. Ich will alles hinter mir lassen, ich will endlich dein Mann werden und mein Kind in eine sichere Umgebung lassen.“ flüsterte er und Yvette schluckte schwer. „Arno… du… du willst seit Jahren herausfinden, warum die Templer das getan haben. Gib das nicht wegen uns auf. Ich bitte dich drum.“ Er seufzte. Sie drückte sich an ihn ran. „Es macht keinen Unterschied ob wir es jetzt wagen und uns fortstehlen oder ob du weiter nachforschst und ich hier geschützt bleibe. Wir sind Assassinen und werden stets gejagt.“ Er schien nachzugeben. Yvette hatte nicht unrecht. Wenn Arno in Paris nachforschen würde, könnte Yvette daheim beschützt werden. „Gut. Überredet. Aber als Gegenleistung wirst du dich von Missionen zurückziehen, wenn dein Bauch dicker wird.“ Sie nickte breit lächelnd und küsste seine Wange. „Aber die Nachricht behältst du erstmal für dich. Ich will die anderen drei überraschen.“
 

Charlotte saß erhobenen Hauptes auf dem Henkerskarren. Die Rufe der Jakobiner erhalten laut auf dem Place de la Revolutión. Mit einem Lächeln auf den Lippen summte sie die Marseillaise. „Arno, glaubst du es hilft dir, wenn du dir das anschaust?“ fragte Gillian und sah zu seinem Freund. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, keineswegs. Aber sie gehört zu unserer Bruderschaft, Gil. Wir müssen ihr mit unserer Anwesenheit die letzte Ehre erweisen.“ Yvette ließ ihre Beine frei vom Dach baumeln und summte ebenso die Marseillaise. Sie hatte es an der Bewegung von Charlottes Kehlkopf gesehen, welches Lied ihr letztes sein sollte. „Was summst du da?“ Frédéric hielt einen abgenagten Knochen in der einen Hand und eine kalte Hühnerkeule in der anderen. „Die Marseillaise.“ antwortete Yvette. „Was ist das?“ Sie lächelte. „Ich hab das Gefühl, dass diese Melodie schon bald unsere Hymne sein wird. Die Hymne Frankreichs und zwar für eine lange, lange Zeit.“ Einige Girondisten hatten sich unter das Volk gemischt und jubelten Charlotte zu. Sie nickte ihren Gleichgesinnten zu und wurde schließlich vom Henkerskarren auf das Podest gebracht. „Charlotte Corday!“ rief der Capitaine. „Verurteilt durch Gott, unseren einzigen Herrn, wird euer Urteil heute durchgeführt!“ Sie wurde auf den Bauch gelegt, wie alle Opfer vor ihr. Die Henkershaube hielt den Rest der kurzen Haare zurück. „Oh starkes Volk des Rheins! Gedeihe, wachse, blühe auf!“ rief sie und war dann still. „Et nomine patri, et filii, et spiritus sancti, Amen.“ Ein Priester gab ihr die Sterbesakramente. „Halts Maul, Templerschwein.“ zischte sie und drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite. Sie grinste breit, der Priester sah geschockt drein. „Eine wahre Assassinin, huh?“ Zufrieden legte sie ihren Kopf gerade hin. „Im Leben wie auch im Tode.“

„Trauert diesem verdorbenen Menschenleben nicht nach! Denn wenn etwas klar und deutlich zu sehen ist, dann ist es ihre verschmutzte Seele!“ Tapfer entspannte Charlotte sich. Dann löste der Henker die Sicherung und die scharfe, blitzende Klinge trennte Kopf von Körper. „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt. In diesen Worten liegt die wahre Bedeutung unseres Kredos.“ Die Assassinen standen stolz auf dem Dach, Arno vorn, Yvette neben ihm und die anderen drei hinter dem Anführer der Bruderschaft. „Il nen est rien, tous est permis.“ Ein brüderlicher Gruß, die Faust auf die Brust und den gebrandmarkten Finger ausgestreckt. „Ruhe in Frieden, Charlotte Corday. Mögen Weisheit und Freude dein Nachleben bereichern.“
 

„Ich glaube es nicht!“ Yvette saß in dem weichen gemütlichen Sessel und ließ sich von den drei Assassinen, Fréd, Gillian und Julien begutachten. Es wunderte sie den Bibliothekar so aufgeregt zu sehen. „Du bist fies! Warum habt es uns nicht früher gesagt?“ fragte Gillian und streichelte über den gerundeten Bauch. Seit einer Woche hatte Yvette sich von den typischen Dingen, die ein Assassine halt so tut, komplett zurückgezogen. Nun konnte sie nicht mehr verbergen, was sie und Arno schon seit rund 3 Monaten wussten. „Es ist unglaublich…“ gab Julien analysierend von sich und war der einzige, der sich bisher mit Berührungen zurückhielt. „Komm her.“ gab Yvette lächelnd von sich und legte die warme Hand des Assassinen auf ihre kleine Kugel. „Es ist noch nicht groß, aber es wächst fleißig.“ erklärte sie und sah wie Julien fasziniert auf etwas wartete. „Der Doktor müsste bald kommen.“ Arno lehnte von hinten gegen den Sessel und spielte mit Yvettes hellen Locken. „Er wird nachschauen ob es dem Kind gut geht.“ Frédéric erhob sich und setzte sich auf die Lehne. „Und wann heiratet ihr? Es muss noch vor der Geburt des Kindes geschehen, sonst ist es ein Bastard.“ warnte er Arno deutlich und er nickte. „Wir planen eine kleine Zeremonie… In der alten Bruderschaft.“ Es wurde sofort still und Frédéric baute sich bedrohlich vor Arno auf. „Vergiss es, Arno. Die alte Bruderschaft liegt in Trümmern und wird von den Templern bewacht.“ - „Die alte Bruderschaft?“ Yvette drehte sich um und sah Fréd an. „Die alte Bruderschaft war unsere ehemalige Obhut. Allerdings stürmten die Templer sie. Wir waren ungefähr 20 Assassinen und wurden auf unsere jetzige Zahl dezimiert.“ - „H-Heißt das, dass dort noch die Leichen der Opfer liegen?“ flüsterte sie. „Ja.“

Arno sagte zu dem Thema nichts und sah nur finster drein. „Dann lassen wir es sein! Ich möchte, dass wir in einer normalen Kirche uns das Versprechen geben. Die Toten sollen man nicht stören.“ - „Dann finde eine Kirche, die Heiden wie uns miteinander vermählt, Yvette.“ Bevor Arno aus dem Salon flüchten konnte, erhob sich die Schwangere aus dem Sessel. „Arno Viktor Dorian, komm sofort zurück.“ knurrte sie. Er blieb stehen. „Du feiges Schwein solltest dein Gehirn anstrengen bevor du wegläufst!“ - „Ich bin nicht feige!“ Die anderen drei Assassinen hielten sich aus dem Beziehungsstreit raus. Yvette ging um Tisch und Stühle herum und ging auf Arno zu. Sie packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn zurück. „Wir fragen die Girondisten. Die werden wissen wo wir heiraten können, Arno.“ Er verdrehte abschätzend die Augen. „Girondisten. Natürlich.“ - „Hey, der Vorschlag deiner Verlobten ist nicht so abwegig. Die Girondisten sind die Minderheit in Paris, haben sicherlich auch ihre Probleme sich zu vermählen. Wir lassen einen girondistischen Priester kommen und trauen euch hier vor Ort.“ schlug Frédéric vor. Arno knurrte leise. „Aus, Arno, aus.“ befahl Yvette. „Es ist eine gute Idee. Danke Fréd. Also?“ Der Meisterassassine schob die Unterlippe vor. „Von mir aus…“ murmelte er und verschränkte die Arme. „Geht doch.“ Yvette war zufrieden. Das Problem Vermählung wurde nicht mehr vor sich her geschoben.
 

Eine weitere Hinrichtung stand bevor. Marie Antoinette saß auf ihrem Henkerskarren. Dieser stand und sie sah auf das Volk nieder, welches sich nicht entscheiden konnte, ob sie ihre bald tote Königin lieben oder hassen sollten. Marie und Yvette kämpften sich durch die Menschen hindurch. „Euer Gnaden!“ rief ihre jüngere Schwester und hielt einen kleinen Strauß selbst gepflückter Blumen hin. „Mein Name ist Marie. Marie Antoine!“ Die gefallene Königin lächelte sanft und sah zu Yvette. „Eure Schwester?“ fragte sie und sie nickte als Antwort. „Antoine, ja? Dann scheinen wir ferne Verwandte zu sein, junge Dame.“ Noch waren die Wachen unaufmerksam. „Sie werden niemals vergessen werden, Euer Gnaden. Ich werde niemals vergessen!“ versprach Marie. Yvette schnappte ihre kleine Schwester. „Verabschiede dich!“ forderte sie. Marie strak ihr Hände aus und Marie Antoinette ergriff sie. „Sie sind mein Vorbild! Lebt wohl, Euer Gnaden! Ich werde euch auf ewig lieben!“ Dann musste Yvette mit Marie in der Menge verschwinden.

„Lebewohl, Marie Antoine.“ Dann fuhr der Henkerskarren los und Marie Antoinette setzte die Haube des Todes auf.

Ruhe vor dem Sturm

Yvettes Bauch war rund und prall. Das warme Bad, dass sie jeden zweiten Abend genoss sorgte dafür, dass die roten Risse in ihrer Haut vermieden wurden. Sie freute sich darüber, dass das Kind so sehr gedieh und mit jedem vergehenden Tag wuchs ihr Bäuchlein ein wenig mehr. Zumindestens kam ihr das so vor. Früh morgens verschwand Arno mit seinen Freunden und kehrte erst spät abends wieder heim. Alle 7 Tage nahm er sich einen freien Tag um über seine schwangere Verlobte zu wachen.
 

Eines Tages, sie war wieder alleine, kam eine Magd auf Yvettes Zimmer um ihr beim Ankleiden zu helfen. Der Bauch war im Weg, deswegen benötigte die Tragende viel Hilfe. „Erzähl mir, was passierte die letzten Monate nach der Hinrichtung ihrer Hoheit?“ fragte Yvette schließlich und die Magd schnürte das Unterkleid am Rücken locker zu. „Seitdem ich mich zurückgezogen habe, bekomme ich kaum was mit. Und Arno vermeidet es mit mir über das Thema zu reden.“ Das große, schwere Schwangerschaftskleid ließ sich einfach überwerfen und zeigte, wie groß ihr Bauch bereits war. Ein wenig verträumt strich Yvette mit ihrer Hand über den faltigen Stoff und lächelte sich selbst zu. „Nun es geschah der Sieg über die Aufständischen der Vendée bei Cholet. Einen Monat danach die Hinrichtung der Girondisten-Führer und die Gleichberechtigung von unehelichen Kindern. Die allgemeine Schulpflicht wurde eingeführt, gut also für euer Kind, Mademoiselle.“ Die Magd lächelte in den Spiegel und sah zu Yvette. Yvette nickte. „Und nach dem Jahresumschwung?“ - „Die Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien und mehrere Hinrichtungen.“ Es ertönte ein Klopfen und ein breit grinsender Arno betrat das Zimmer. Yvette bedankte sich bei der Magd und ging auf den Franzosen zu. Liebevoll, aber auch leidenschaftlich umarmten und küssten sich. „Ich hoffe du bist spontan, Yvette. Morgen ist es soweit.“ Die Französin sah den Assassinen an. „Wie, soweit?“ - „Unsere Hochzeit. Die Girondisten haben zugestimmt. Im Gegenzug muss ich nur… etwas erledigen.“ Mit einem schiefen Lächeln ließ sie eine weitere feste Umarmung zu. „Endlich… ich kann es kaum abwarten an deine Seite zu gehören, Arno.“ hauchte sie und genoss die Streicheleinheiten über ihren geschundenen Rücken. „Wie geht es dem Kind?“ fragte er leise und sie streichelte über die Kugel. „Sehr gut. Hier.“ Sie öffnete seinen Lederhandschuh und streifte ihn ab. Arno legte seine große, warme Hand auf Yvettes Bauch und lächelte breit, zufrieden und unglaublich glücklich. „Sehr aktiv. Er … oder sie hat sich eben bewegt.“ flüsterte er. Die Magd huschte schnell aus dem Zimmer um die Zweisamkeit nicht zu stören. „Es dauert nicht mehr lange, ich spüre es bereits.“ - „Welcher Monat bist du nun?“ Yvette überlegte und zählte. Der Tag, an dem Charlotte Corday guillotiniert wurde, ist für sie der Tag, von dem sie an zählte und somit sich vergewissern konnte, wie weit sie war. „Sechster Monat. Eine Frau trägt ihr Kind 9. Also 3 Monate nur noch. Bis dahin müssen wir verheiratet sein und eine Kinderwiege gebaut haben.“ kicherte Yvette und Arno zog seinen schweren, dunkelblauen Assassinenmantel aus und wechselte ihn durch einen schlichten Ausgehmantel. „Fühlst du dich gut? Dann würde ich vorschlagen einen Schneider aufzusuchen und ein Kleid in Auftrag zu geben.“ Yvette strahlte. Seitdem sie mit Arno liiert war musste sie immer wieder erfahren, was es hieß, keine Marquise zu sein. Sie war sogar unter dem Stand einer Kaufmannstochter, etwas, was sie fast ihr ganzen Leben lang gewohnt war. In ihrem aktuellen Zustand war sie dem Stand einer Bäuerin gleich und Arno blieb ein Adliger. „Sag, ist es nicht… ungewöhnlich, dass ein Edelmann wie du jemanden wie mich heiraten will? Ich meine… was meinen Status betrifft bin ich wie die Mägde in Frédérics Haushalt.“ fragte sie ihn. Arno stellte sich hinter sie und umarmte sie. Er verbarg sein Gesicht in ihren Haaren und seufzte zufrieden. „Wenn wir heiraten, dann bist du wieder adlig, wie zuvor. Der soziale Stand meiner Familie ist in Frankreich anerkannt, aber nicht so bekannt, dass sie weltberühmt ist. Die Familie Dorian entstammt dem österreichischen Geschlecht.“ Er sah in den Spiegel und Yvette erwiderte seinen Blick. „Du wirst eine Dorian werden.“ Sie ließ sich nochmal ihren neuen Namen auf der Zunge zergehen. „Yvette… Dorian.“ murmelte sie. „Es hört sich immer noch total ungewohnt an.“
 

Schließlich gingen sie spazieren. Yvette hielt den Sonnenschirm von Charlotte Corday in der Hand. Die Sonne schien gnadenlos, doch das Wetter war frisch und so war es auch der Wind. Frierend zog sie den Umhang enger um ihre Schultern und Arno legte seinen Arm enger um sie. „Du hättest einen dickeren Schultermantel anziehen sollen.“ gab dieser tadelnd von sich und Yvette lachte bitter. „Nun, komischerweise bin ich schwanger. Und fett. Die meisten Sachen passen mir kaum noch!“ beschwerte sie sich und Arno strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. „Du bist nicht fett, du bist nur schwanger. Sobald dieses Baby das Licht der Welt erblickt hat, erlangst du deine schöne, filigrane Figur zurück.“ Sie knurrte. „Du hast mich fett gemacht.“ Arno lachte unsicher auf und betrat mit Yvette das kleine Gebäude einer Schneiderin. Sie schien im Moment nichts zu tun zu haben, denn es waren keine Kunden im Laden. „Bonjour, Mademoiselle.“ Die Schneiderin sah hinauf und erhob sich von ihrem Platz. „Bonjour.“ Sie machten einen Knicks. Anscheinend war es offensichtlich, dass Arno Status hatte. „Wir möchte etwas in Auftrag geben. Ein Kleid für eine Hochzeit, hübsch, schlicht und passend für eine Hochschwangere.“ gab Arno von sich und Yvette streichelte über ihr Bäuchlein. „Nun, bis wann?“ - „Morgen.“ Die Schneiderin hob sofort die Hände. „Verzeiht, aber auch wenn ich nur wenig zu tun habe, ist dies unmöglich zu schaffen, Monsieur.“ Yvette sah traurig drein. Sie ging auf die Schneiderin zu. „Je vous demande. Ich bitte euch so sehr. Lange warteten wir auf eine Erlaubnis der Kirche und es fehlt nur noch die Kleidung.“ bat Yvette flehend. Die Schneiderin sah ein wenig verzweifelt drein. „Wie ist die Bezahlung?“ Arno lächelte leicht. „Ich bezahle nach Stoffmenge, die verbraucht wird und nach Qualität. Liefert ihr ein gutes Kleid ab, könnt ihr euch sicher sein, dass ihr um einiges reicher sein werdet.“ Die Schneiderin holte einen alten Ordner hervor, gebunden mit Leinen und bestehend aus Stoff, die auf Holz gespannt wurden. „Ich hätte nie gedacht, dass ich den jemals hervor hole…“ murmelte sie und zeigte Yvette einige Modelle für Schwangere Bräute. Begeistert sah sich die Französin die skizzierten Bilder an. „Arno, hilf mir. Welches gefällt dir am besten?“ fragte sie ihren Verlobten letztendlich. Er sah sich alle Bilder ebenfalls an. Gemeinsam entschieden sie sich für ein hübsches lockeres Kleid mit viel Spitze und vielen weißen Bändern. Die Schneiderin seufzte erleichtert, denn es war ein einfacher Schnitt, der sich schnell aber ordentlich verarbeiten ließ. „Die Trauung ist erst gegen Abend. Also könnt ihr ruhig entspannen.“ gab Arno dankbar von sich und die Schneiderin hielt die offene Hand hin. „Ich möchte eine Vorauszahlung, als Absicherung.“ Verständnisvoll gab er ihr einen Viertel des geplanten Preises. „Bis morgen.“

Zufrieden verließ das Paar die Schneiderei und kehrte zurück nach Hause.
 

„Terror ist nichts anderes als unmittelbare, strenge, unbeugsame Gerechtigkeit; er ist also Ausfluss der Tugend; er ist weniger ein besonderes Prinzip als die Konsequenz des allgemeinen Prinzips der Demokratie in seiner Anwendung auf die dringendsten Bedürfnisse des Vaterlandes! Die Revolution ist ein wichtiges Muss! Die Revolution gehört zum Pariser Volk! Die Revolution kann keine Gegner gebrauchen!“ Robespierres’ Vortrag jagte Arno einen Schauer über den Rücken. Es war keine Frage, dass dieser Ansage,viele Menschenleben den nächsten Tag nicht überleben würden. Besorgt kehrte er heim um den ganzen Haushalt zu warnen. Ihre Leben waren schwerst in Gefahr.
 

„Robespierres hat Grenzen überschritten, Arno. Wir müssen einschreiten.“ Frédéric saß auf dem schweren massiven Holztisch und sah den Anführer der Bruderschaft an. Gillian und Julien hatten es sich auf den Sesseln gemütlich gemacht und Yvette saß zwischen den beiden und trank einen duftenden Früchtetee. „Fréd, du warst derjenige, der meinte, dass wir Assassinen im Geheimen agieren. Wir können uns da nicht einmischen, so wichtig es auch scheint. Es geht nicht.“ Wütend haute der große Franzose seine Faust auf den Tisch und knurrte verärgert. „Es gibt, verdammt nochmal, genug Menschen die gegen die Revolution sind! Werden Sie etwa alle sterben? Was ist mit uns? Wir sind auch gegen sie!“ zischte er und Arno sah zu Yvette. „Ich habe bereits Rosetten der Revolution gekauft. Sollten sie Kontrollen durchführen, werden wir diese Rosetten tragen und zeigen, dass wir für sie sind.“ - „Wenigstens etwas.“ murmelte Fréd, setzte sich auf seinen durchgesessenen Stuhl und sah sich verschiedenen Briefe an. „Es tut mir Leid, aber wir können diesbezüglich einfach nichts tun, Frédéric.“ gab Arno von sich. „Natürlich können wir diesbezüglich nichts tun, weil du ja eine dämliche Hochzeit planen musst und deine Braut vor Schaden bewahren musst.“ knurrte der Ältere wütend. Verwundert über Frédérics Ausdrucksweise lehnte er sich zu dem Assassinen hinunter und stützte sich auf dem Tisch ab. „Achte auf deine Worte, Frédéric Campbelle. Yvette ist nicht nur meine Braut, sie ist ebenfalls eine Assassinin dieser Bruderschaft. Es ist klar, dass wir sie schützen müssen, immerhin ist sie schwanger.“ Offensichtlich genervt und sauer, hob Fréd den Blick. „Hättest ja deinen Schwanz nicht in sie reinstecken müssen, Dorian, dann hätten wir dieses Problem nicht.“ Ohne die Diskussion weiter auszuweiten erhob sich Frédéric und verließ den Salon. Arno war kurz und dran ihm hinterher zu laufen, doch Yvette hielt ihn auf. „Nein, lass ihn. Sein Gemüt muss abkühlen.“ gab sie von sich. „Er hat uns beide in seiner unverständlichen Rage beleidigt.“ - „Das würde dir auch passieren, wenn du hilflos wie er zusehen musst, wie Menschen sterben und man nichts tun kann oder darf.“ Die Schwangerschaft schien der jungen Frau mehr als zu gute zu kommen. Arno seufzte und wischte sich über sein Gesicht. „Was ist eure Einstellung dazu, Gillian, Julien?“ Die beiden Männer hoben ihre Blicke. „Ich folge dir nicht blind, aber es hat einen Grund weshalb du so handelst. Ich werde treu sein und mich deinem Plan anschließen.“ gab Julien ernst von sich und Gillian nickte. „Ich bin der gleichen Meinung, Arno.“ stimmte dieser zu. „Gut. Yvette, holst du die Rosetten?“ Seine Verlobte nickte. „Natürlich.“ Trotz des schweren Bauches verschwand sie flink aus dem Salon und ging die Treppe hinauf zum Schlafzimmer um die kleine Kiste mit den Rosetten zu holen.
 

„Frere Fréd, Frere Fréd, schläfst du noch? Schläfst du noch?“ Marie stand unter einem hohen Baum und sah hinauf in den Wipfel. „Hörst du nicht die Glocken, hörst du nicht die Glocken?“ sang sie weiter. Frédéric sah hinunter auf die zierliche, hübsche Gestalt. Leicht lächelnd brummte er mit seiner Stimme zwei mal ein „Ding, Ding Dong.“ Marie kicherte. „Bruder Fréd, Bruder Fréd, was ist los? Was ist los? Dein Gesicht ist traurig, deine Stimme schaurig, ding Ding Dong. Ding Ding Dong.“ Frédéric kletterte hinab und sah Marie an. „Nun denkst du dir schon neue Gedichte aus? Weshalb dieses Lied?“ fragte er. „Mutter sang es uns vor, wenn wir nicht aufstehen wollten. Angeblich sangen es Mönche in Klöstern.“ Er nickte. „Wieso bist du so traurig, Frere?“ fragte sie ihn lächelnd aber auch besorgt. „Es ist etwas Schlimmes von Robespierres beschlossen worden. Und wir können nichts dagegen tun.“ hauchte er und ließ sich schwerfällig auf den Boden nieder. Marie setzte sich neben ihn und legte ihre Arme um seinen Hals. „Manchmal ist das halt so. Wir sind keine Helden und keine Weltretter. Wir sind Assassinen, Frere.“ Frédéric schloss Marie in seine Arme und drückte sie eng an sich. „Wenn wir nur Robespierres umbringen… das Volk wäre sicher.“ - „Wir sind nicht diejenigen die Geschichte schreiben.“ warnte Marie. „Sonst hätten wir so viele Adlige und Revolutionsführer auf dem Gewissen… wir müssen es dabei belassen.“ Sie löste sich von dem älteren Mann und sah ihn verständnisvoll an. „Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich hätte den Tod ihrer Majestät auch verhindern wollen. Doch ich konnte und durfte nicht.“ Frédéric lächelte leicht. „Ich danke dir Marie. Mein Gemüt hat sich beruhigt… verdammt, ich hätte nicht solch grausame Worte in den Mund nehmen sollen.“ Marie neigte ihren Kopf zur Seite. „Welche grausamen Worte?“ Fréd räusperte sich. „Es gehört sich nicht sie zu sagen. Komm, steh auf. Ich muss zurück zu Arno.“ forderte er auf und Marie rutschte von seinem Schoß. „Gib auf dich Acht, selbst hier im Garten, kann es nun gefährlich werden, Marie.“ warnte er die junge Dame und ging in die Villa um sich bei seinem Freund und Anführer zu entschuldigen.

Geschoren

Nachdenklich stand Arno vor einer großen Karte und betrachtete die roten Leinenfäden, die sich stramm über sie erstreckten. „Was planen die Templer?“ murmelte er vor sich hin und platzierte einen neuen Faden. Verschiedene schnellgezeichnete Porträts hingen an Nadeln, welche wiederum die Fäden miteinander verband. „Ich habe das Gefühl, dass wir uns zu sehr auf Kleinvieh konzentrieren…“ gab Yvette von sich und sah, mit einem Lächeln auf den Lippen, hinauf zu ihrem Liebsten. „Kleinvieh macht auch Mist, oder nicht?“ fragte Arno. „Allerdings. Aber die Revolution füllt die Köpfe der Menschen, Arno. Manipulation ist ein leichtes Spiel. Und für jeden einzelnen Spross den wir aus der Mitte der Templer reißen, wachsen zwei oder sogar drei neue nach.“ Yvette nahm eine Nadel aus einer Schachtel und verband den Faden damit. Dann steckte sie ihn mitten in die Fratzen des enthaupteten Königspaares. „Manipulation… Fäden. Wie ein Puppentheater.“ Sie nickte. Eine weitere Nadel, mehr Faden. Nun war das geschminkte, grelle Gesicht des Marquis De Bouillon an der Reihe. „Capitano Xavier.“ gab Arno von sich und Yvette steckte die nächste Nadel fest. „Dein Vater.“ Die Nadelspitze landete im Augen des fetten Kaufmanns. Arno nannte noch einige Namen, die in den letzten Monaten gefallen waren. „Es fing an mit dem Capitano der Bastille, den wir in die Enge gedrängt und der Meute überlassen haben.“ Er fuhr mit dem Finger immer weiter, von einem Opfer zum nächsten und erreichte schließlich einen Punkt der ihn noch stärker zum Grübeln brachte. „Robespierres. Ist er der Kernpunkt?“ - „Die Möglichkeit besteht.“ gab Yvette von sich. „Wenn es allerdings so weiter geht mit seiner Terrorherrschaft und noch mehr Franzosen unter der Guillotine sterben, dann dauert es nicht lange. Wir müssen uns da nicht einmischen, das Volk erledigt es bereits.“ Verwirrt sah Arno zu Yve. „Wie, das Volk erledigt es bereits?“ Sie lächelte leicht. „Robespierres hat nur die Templer nach Hilfe erfragt. Das wird jetzt auf seine Rechnung gestrichen, ein letztes Mal.“ Sie legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. „Er wird schon bald sterben.“
 

Gillian sah zu Arno, der das Gespräch mit seiner Verlobten so eben erläutert hatte und sah zweifelhaft drein. „Woher weiß sie das alles?“ - „Ich weiß es nicht. Hat sie denn das Haus verlassen, während wir fort waren?“ Frédéric schüttelte den Kopf. „Soweit ich weiß nicht. Die Bediensteten geben diesbezüglich alle die gleiche Antwort. Mademoiselle Antoine kümmerte sich in unserer Abwesenheit nur um das Anwesen.“ Besorgt strich Arno sich über das Kinn. Julien ließ sein Buch sinken und sah zu seinem Anführer. „Sie ist eine Templertochter. Sicherlich glauben noch einige Templer, dass sie zu denen gehört. Wer weiß, ob sie die Bediensteten bezahlt hat damit sie schweigen? Während wir fort sind läuft sie in der Stadt rum und lauscht.“ Der Franzose sah eher gleichgültig drein, doch die Vermutung bestand weiterhin und geisterte im Raum. „Sie lauscht. Und hat Kontakte in den Templerreihen. Arno, du musst aufpassen, nicht dass sie unser Kredo missachtet und die Seite wechselt.“ warnte Gillian und der Angesprochene sah seine Kollegen enttäuscht und verwirrt zugleich an. „Die Seite wechseln? Was denkt ihr eigentlich von Yvette? Sie ist durch und durch eine Assassine!“ Stille. „Es ist eine Schande, dass ihr solche Anschuldigungen erhebt. Ich werde sie fragen. Wenn sie mir ausweicht und mir keine direkten Antworten gibt, dann erwäge ich es, sie für einen Tag zu beschatten.“ Frédéric sah zu Arno. „Du scheinst auch Zweifel an ihrer Loyalität zu haben, Dorian. Sonst würdest du so etwas niemals vorschlagen.“ Still und mit angespanntem Kiefer sah der Anführer gen Boden und schwieg.
 

Yvette wachte früh morgens mit einem Lächeln auf und schmiegte sich eng an den warmen Körper ihres baldigen Mannes. Arno murrte, murmelte etwas Unverständliches auf Österreichisch und blieb liegen. „Arnaud, Arnaud. Wach auf, Liebster.“ säuselte sie ihm lieblich ins Ohr und rieb ihre Nase gegen seine Ohrmuschel. „Yvette... wie früh ist es?“ fragte Arno müde und gähnte. Yvette machte es ihm nach und kicherte. „Ich weiß es nicht.“ gestand sie. „Aber ich kann einfach nicht mehr schlafen.“ Er zog sie in eine Umarmung und küsste ihren Kopf. „Wenn du nicht schlafen kannst, dann verrate mir eins...“ murmelte er. Er ließ sich Zeit und sie sah ihn lächelnd an. „Woher weißt du das alles? Das, was du mir gestern verraten hast?“ Er öffnete seine Augen und sie erwiderte den Blick der hellbraunen, beinahe bernsteinfarbenen Augen. „Meine Ohren sind überall.“ begann sie und streichelte über das raue Kinn. „Während ihr gemeuchelt habt, habe ich mir ein Netz der Lauscher und Boten aufgebaut.“ Erfüllt von Argwohn sah Arno sie schief an. „Mit wessen Geld?“ Sie kicherte. „Das meines Vater. Denkst du wirklich, ich habe den Templern alles überlassen, nur weil sie mir meine Titel genommen haben?“ Er seufzte, ein wenig erleichtert, und zog sie noch enger in seine Arme. „Weißt du...“ gestand er. „Gestern Abend kam der Verdacht auf, dass du mit den Templern kooperierst.“ Yvette hob ihren Kopf und krallte sich in den Stoff von Arnos Hemd. „K-Kooperieren? Aber wieso? Nur weil mein Vater ein Templer war? Ist es deswegen?“ fragte sie besorgt und Arno richtete sich ein wenig auf. „Ja, deswegen. Aber ich habe versucht so gut es geht dich zu verteidigen. Die anderen drei hatten nur Angst um unsere zerbrechliche Bruderschaft. Ich bat ihnen an im Falle eines Falles dich zu beschatten um Beweise für deine Loyalität zu finden. Aber ich wusste von Anfang an, dass du nur sehr schlau warst.“ Ein wenig besänftigt ließ Yvette sich auf Arno sinken und zuckte kurz darauf zusammen. Schnell rollte sie sich auf den Rücken und schob ihr Schlafkleid hoch. „Guten Morgen...“ stöhnte sie und streichelte den prallen Bauch. „Leg deine Hände rauf, Papa.“ riet sie dem Assassinen. Vorsichtig tat er wie gesagt und spürte, wie das Ungeborene im Leib seiner Verlobten munter und kräftig trat und boxte. „Ein Wunder der Natur...“ hauchte Arno und küsste den Bauchnabel von Yvette. Sie kicherte und ließ still zu, dass Arno sein Gesicht gegen die Kugel schmiegte und tausend Küsse auf der Haut hinterließ. „Aber sei mir nicht böse, Baby. Ich freue mich so sehr, wenn du endlich draußen bist. Ich brauch deine Mama ganz dringend.“ schnurrte er und Yvette sah Arno mit errötetem Gesicht an. Das freche Grinsen ihres Verlobten sprach Bände und sie drückte ihn sanft mit der Hand weg. „V-Vergiss nicht, dass ich nicht sofort „einsatzbereit“ für dich bin.“ stotterte sie und vermied den direkten Blick. Er nickte und grinste nach wie vor breit und froh. „Keine Sorge...“ versprach er und küsste den warmen Bauch weiter.
 

„Es tut mir Leid!“ Gillian kniete vor Yvette und hatte seine Arme eng um ihre Beine geschlungen. „Es tut mir wahrlich Leid! Ich hätte niemals so weit gehen und dich verdächtigen dürfen!“ wimmerte er. Sie streichelte den lockigen, dunklen Schopf und wand ihren Blick zu Julien und Frédéric, die sich beleidigt die Köpfe rieben. „Nur weil ich schwanger und schlauer als ihr alle vier zusammen bin, heißt das noch lange nicht, dass man mir SO ETWAS unterstellen kann. Merkt euch das. Alle vier!“ Es ertönte ein simultanes „Ja doch.“ und zufrieden kraulte Yvette Gillians Kopf. „Verzeihst du mir, amé sœur?“ fragte dieser leise. „Ausnahmsweise.“ murmelte sie. Gillian ließ sie los und grinste sie breit an. „Merci beaucoup!“ Eine feste Umarmung folgte. „Also, meinen Spitzeln zu folge werden große Pläne geschmiedet.“ begann sie. Eine Magd betrat den Salon und reichte Yvette ein kleines Bündel Briefe. „Merci.“ bedankte sie sich und öffnete sie. „Wie lange machst du das schon?“ fragte Fréd. „Ein halbes Jahr. Ich begann hiermit kurz nach Charlottes Tod.“ Julien wurde wieder argwöhnisch. „Und wo sind die Briefe von den Spitzeln?“

Yvette hob ihren Blick und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Sie sind nur noch Asche.“

Nur teilweise überzeugt nickte Julien gleichgültig und las sein Buch weiter. Bevor Yvette weiter reden konnte kam eine andere Magd hinein und schien in voller Panik versetzt.

„Mademoiselle, Mademoiselle, es ist es etwas Grausames passiert!“ keuchte sie. „Was denn, was gibt es?“ Plötzlich brach die Magd in Tränen aus. „Ich war mit Madame Marie spazieren und dann kamen Robespierristen und nahmen sie kommentarlos mit! Ich habe versucht sie zu befreien, aber sie schubsten mich fort und verfrachteten sie auf eine Gefangenenkutsche.“ Starr vor Schreck fiel Yvette beinahe auf die Knie, wurde jedoch rechtzeitig von Arno aufgefangen. „Wo fährt der Karren hin?“ fragte Arno die Magd und sie suchte nach passenden Worten. „Zur Bastille. Ins Gefängnis. Robespierres... ich glaube er plant Exekutionen von Revolutionsgegnern.“ Tränen, Angst und Sorge überkamen Yvette von einem auf den anderen Moment und sie fing schrecklich an zu weinen. Mit Schreien machte sie ihren Schmerz deutlich, doch bemerkte sie schnell, dass sie damit nichts erreichen konnte. Verzweifelt presste sie ihre Hände auf ihren Mund und zitterte. „Marie... meine kleine Marie!“ wimmerte sie. „Arno, ich flehe dich an, rette sie, ich flehe dich an. Ich weiß, du wolltest dich eigentlich einmischen, aber ich will... ich will, dass du meine Schwester zurück bringst...“ Arno sah Yvette an und schloss sie fest in seine Arme. Frédéric erhob sich von seinem Platz und ging auf das Paar zu. Er reichte Yvette seine Hand und zog sie zurück auf die Füße. „Ich werde sie zurückholen Yvette. Ich werde deine Schwester zurückholen.“ Sie starrte ihn an und umarmte ihn stumpf und mit stillen Tränen. „Sie hat es am allerwenigstens verdient... ich danke dir Frédéric...“ wimmerte sie und verbarg ihr Gesicht an seinem Hemd. Arno sah Fréd besorgt an. Dieser nickte und lächelte dem Anführer der Bruderschaft zu. „Ich schaffe das aber nicht alleine. Helft ihr mir?“
 

„Wo ist meine Schwester?! Ich will zu meiner Schwester!“ schrie Marie schrill und legte ihre weißen fragilen Finger um die blutverkrusteten Stangen der Gefängniszelle in der sie eingesperrt war. „Halt die Fresse!“ meckerte ein Soldat. Sie wischte die aufkommenden Tränen von ihren Wangen und setzte sich auf ihre Pritsche. „Hey, hey Kleine.“ Eine raue, auf Marie, bedrohlich wirkende Stimme erregte die Aufmerksamkeit der jungen Inhaftierten. „Warum bist du hier drin?“ Marie erblickte einen von Narben entstellten Mann. „Ich weiß es nicht.“ gab sie von sich. „Ich bin nicht gegen die Revolution, denn Paris braucht es. Frankreich braucht es...“ Murmelnd zog sie die Knie an und fing leise an zu weinen. „Yvette...!“ Marie streichelte über ihre Hinterkopf und schluchzte immer stärker und lauter. Ihre langen blonden Haare waren nun mehr kurz und strubbelig. Sie war nicht mehr schön! Die Wachen schienen schon bald von ihrem Schluchzen genervt zu sein und traten an die Zelle. „Wir haben gesagt, dass du die Fresse halten sollst!“ knurrte einer von ihnen. „Wie alt ist die?“ – „15.“ Der dickere der beiden leckte sich über die Lippen. „Hey, verheiratet?“ fragte er sie. Sie wusste erst nicht was darauf erwidern sollte, schüttelte aber instinktiv den Kopf. „Unberührtes, junges, weißes Fleisch. Ihr Schicksal wird die Guillotine sein. Gib mir den Schlüssel!“ forderte er. Der andere zögerte unsicher. „Gib mir den Schlüssel!“ brüllte der Fette. „Du hast nichts gesehen oder gehört. Niemand hat etwas gesehen oder gehört.“ Das Tor der Zelle wurde geöffnet und der Soldat fing an, an seinem Gürtel rumzufummeln, um seine Hose zu öffnen. Marie schrie schrill auf. Die panische Angst ergriff sie und sie erinnerte sie daran zurück, als Yvette weinend neben ihr lag und von der, zur Freude aller missglückten Vergewaltigung erzählte. Nun würde ihr das gleiche passieren! Warum konnte sie nicht auch einen Prinzen, wie ihre Schwester haben, der sie nun retten würde?! Ängstlich warf sich Marie zu Boden und zog die Beine eng an ihren Körper. „Komm her, kleines Fräulein!“ knurrte der Soldat. „Heilige Schei-...“ fluchte die andere Wache leise. Eine Klinge und die Schlüssel fielen und Marie sah auf. „Marie, schau weg!“ Frédéric stand vor ihrer Zelle und umschloss die blutverkrusteten Stäbe mit einer seiner Hände. Der andere Soldat war niedergeschlagen und nicht bei Bewusstsein. Der fette Soldat, der so eben das junge Mädchen noch anfassen wollte, drehte sich zu Frédéric herum und ächzte auf, als er zu Boden gedrückt wurde und von einem Fuß auf der Brust an Ort und Stelle gehalten wurde. Marie presste ihre Hände aufs Gesicht um sich dem kommenden blutigen Anblick zu entziehen und zuckte zusammen als das Geräusch von Blut, brechenden Knochen und Röcheln ertönte. „Halte die Augen geschlossen, kleine Prinzessin. Ich hol dich hier raus, ich hab es Yvette versprochen.“ Marie wimmerte und hob ihre Arme leicht an. Frédéric hob sie hoch und warf sie halb auf seine Schulter. „Halt dich fest. Du bist jetzt wieder frei.“ Immer noch schrecklich weinend und schluchzend murmelte sie ein ‚Danke’ und krallte sich in Frédérics Hemd.
 

„Warum?!“ Marie saß im Salon und sah Arno entzürnt an. „Warum wolltest du ihm nicht helfen! Wieso nur?!“ schrie sie ihn an. Yvette stand hinter ihrer kleinen Schwester und streichelte über den entstellten Hinterkopf. Das dreckige rosafarbene Kleid aus dem Gefängnis war bereits entsorgt und Marie trug ein hübsches himmelblaues Kleid. „Marie, ich hab dafür keine Zeit, ich muss mit Yvette gleich zur Kirche.“ gab Arno leicht verärgert von sich. „Sœur!“ Yvette nahm Marie in die Arme und drückte sie an sich. „Zu viele Assassinen hätten zu viel Aufmerksamkeit erregt. Frédéric erklärte sich freiwillig dazu bereit dich zu holen. A-Außerdem...“ murmelte die Ältere der beiden Schwestern. „... ich bekam plötzlich Blutungen. Und wir wurden von den Robespierristen kontrolliert.“ Marie krallte sich fest in Yvettes Kleid und weinte sich an ihrer Schulter aus. „Gott sei es gedankt, dass du wieder daheim bist...“ Dankbar hob Yve ihren Blick und sah Frédéric an. „Danke... ich danke dir so sehr.“ murmelte sie und drückte Marie fester und enger an sich. Zufrieden lächelnd ließ Frédéric die freundlichen Gesten der anderen zu und war für einen Tag lang der Held der Familie.

Ehebündnis

“Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß.”
 

Yvette strich den Stoff des weißen Kleides glatt und sah in die polierte Metallscheibe. Marie sah sie lächelnd an und befestigte mit ein paar Haarnadeln einen selbstgeflochtenen Blütenkranz auf Yvettes kunstvoll hergerichteten Haaren. „Endlich ist es soweit.“ Yvette nahm Maries Hand in ihre, drückte sie und hinterließ einen Kuss auf dem Handrücken. „Ich habe Angst, Marie.“ Ihre kleine Schwester legte ihre Arme um die Schultern der Älteren und drückte sie fest. „Habe keine Angst. Du wirst endlich an Arno gebunden, so wie ihr es euch beide immer gewünscht habt.“ flüsterte Marie ihr zu und Yvette schluckte schwer. „Wie geht es dem Baby?“ Die werdende Mutter sah auf ihren gewölbten Bauch und streichelte drüber.“ Sie nickte. „Gut.“ Marie half ihr auf und zog ihr die flachen, aber hübschen Schuhe an. „Gillian, sie ist fertig!“ Der Assassine, gekleidet in einem vornehmen Anzug, betrat das Schlafzimmer und musterte die Braut mit begeisterten Blicken. „Du siehst wunderschön aus...“ kommentierte er und Yvette schloss ihn in ihre Arme. „Ich bin mir sicher, dass du eines Tages auch deine große Liebe finden wirst, Gillian.“ Der junge Assassine übernahm die Rolle des Brautvaters und begleitete die schwangere Yvette die Treppe hinunter und hinaus in eine schäbige, runtergekommene Kutsche. „Arno ist bereits vor Ort.“ Yvette blieb in der Haustür stehen und sah zu Marie, die ihre kurzen Haare unter einer schicken Haube versteckt hatte. „Na los, komm schon.“ Sie ging langsam los und Gillian schloss hinter den beiden Damen die große Tür der Villa ab und nahm Yvette an die Hand um ihr schließlich in die Kutsche zu helfen.
 

Wieso war sie nur so angespannt? War es Angst die sie verspürte? Neugier? Sorge? Marie hatte ihre Hände genommen und massierte sie. Die Nähe ihrer kleinen Schwester gab ihr viel Trost und Mut. „Julien und Frédéric sind bei Arno, oui?“ fragte Yvette leise und Gillian nickte grinsend. „Nicht so zurückhaltend. Du heiratest heute, dass ist doch was wunderbares!“ – „Ich weiß, dass das was Wunderbares ist... aber irgendwie...“ Sie zuckte mit den Schultern. „Sobald du den Gang der Kirche hinunter gehst und Arno siehst wird die Last fallen und du wirst breiter lächeln wie sonst schon lange nicht mehr!“ Marie küsste die Fingerknöchel ihrer großen Schwester und beugte sich vor um dem Bauch eben einen zukommen zu lassen. „Wir werden die ganze Nacht feiern!“ gab Gillian feierlich von sich. „Mit Wein und Rum und leckerem Essen!“ Mit ein wenig Geschick und guten, lieben Worten lenkten sie Yvette schließlich weitestgehend ab und ihre dunklen Gedanken verflogen schon bald.
 

Es waren nur wenige Menschen in der Kapelle, vielleicht um die 10 Leute. Yvette vermutete, dass es sich um Verbündete der Bruderschaft handelte. Sie musterte jeden einzelnen und lächelte leicht, während Gillian sie an der Hand den Gang hinab führte. Die Zeremonie konnte nicht warten und musste schnell abgewickelt werden. Doch wenigstens dieser Moment sollte entspannt durchgeführt und bewahrt werden. Der Schleier über ihrem Kopf versperrte die Sicht ein wenig, denn er entstammte nicht der besten Qualität und war sehr dicht. „Gillian, ich sehe kaum was.“ warnte sie ihren Ersatz-Brautvater und der Assassine drückte ihre Hand, als Zeichen, dass er sie verstanden hatte. Trotz des großen Bauches war das Kleid lang und besaß eine hübsche verzierte Schleppe, die Yvette hinter sich herzog.
 

Sie schluckte.

Sie hatte das Gefühl, beinahe zu hyperventilieren vor Aufregung, auch wenn ihre Atmung recht ruhig war. So unglaublich merkwürdig kam sie sich vor, während sie den Gang zwischen den ramponierten Stühlen langsam dahinschlich, um im Takt mit Gillian zu bleiben. „Vorsicht Stufe...“ gab Gillian als Warnung von sich und Yvette sah nach unten, während sie das Kleid ein wenig hochhob und die drei schmalen Stufen hinaufging. Sie erkannte Arnos breites Lächeln trotz des Schleiers und lächelte zurück. Zaghaft ergriff sie seine Hand und drehte sich zum Pastor zu. Er begrüßte die Anwesenden und forderte das Paar auf ihren persönlich ausgewählten Schwur zu sagen.

Arno atmete tief durch, ergriff beide Hände seiner schwangeren Braut und begann schließlich:
 

„Geliebte, die Du mir Treue schwörst, mich mit Weiblichkeit betörst.“ Seine Stimme zitterte leicht. „Deine Liebe und Dein Wort tragen mich an den ersehnten himmlischen Ort. Deine Hände sanft und weich...“ Er streichelte liebevoll über den Handrücken. „Sie streicheln mich, Engelsflügeln gleich. Meine Liebe will ich Dir geben, Dich treu umsorgen mein ganzes Leben.“ Yvette nahm nun seine Hände in ihre und hob sie hinauf an ihre verschleierten Lippen. Sie küsste sie sanft, bevor auch sie mit ihrem Schwur begann.
 

„Oh Du Geliebter mein, will treu sorgende Gattin Dir sein. Wenn Du jemals Sorgen hast, so trage ich mit Dir die Last. Zärtlich werde ich Dich berühren, sittsam uns durchs Leben führen. Liebe halt ich und Treue die ich schwor, auch wenn ich Dich durch Tod verlor.“
 

Das Paar drehte sich zum Pastor während die wenigen Besucher der Hochzeit leise klatschten. Er forderte die beiden mit einem Nicken auf, sich hinzuknien und ihre Hände auf die gepolsterte Ablage vor ihm zu legen. Symbolisch verknüpfte er das rote Band und somit auch ihre Hände. „Deshalb frage ich Euch, Monsieur Arno Viktor Dorian, möchtet Ihr die hier anwesenden Mademoiselle Yvette Antoine lieben, achten und beschützen, ihr die ewige treue schwören?“ Arno sah auf und nickte entschlossen. „Ja, ich will.“ Der Pastor nickte und sah zu Yvette. „Möchten auch Sie Mademoiselle Yvette Antoine, den hier anwesenden Monsieur Arno Viktor Dorian lieben, achten und beschützen und ihm die ewige Treue schwören, so antwortet mit: Ja, ich will.“ Yvette nickte. „Ja, ich will.“ Der Pastor nahm das Kissen mit den Ringen von Frédéric entgegen. „Steckt nun im Zeichen eurer Liebe die Ringe einander an.“ Arno und Yvette erhoben sich, der Assassine half seiner Fast-Frau natürlich auf, und sie schoben sich gegenseitig die Ringe an den linken Ringfinger. Der Pastor hob seine Hände und sprach ein kleines Gebet. „Kraft meines Amtes erkläre ich euch nun zu Mann und Frau.“
 

Das Fest daheim in der Villa war klein und auf das frischverheiratete Paar sowie die anderen Assassinen beschränkt. Fröhlich tanzte Marie mit Yvette im Salon im Kreis. Langsam und nicht zu schnell, damit der werdenden Mutter auch nicht schwindelig wurde. Die vier Männer hatten sich eine Ecke im Zimmer mit Kissen und Sesseln fertig gemacht und tranken. Es war bereits spät in der Nacht und nun, nach der Trauung, waren sämtliche schlechten Gedanken von den Schultern der Beteiligten gefallen. Irgendwann schnappte Arno sich seine Braut und entführte sie in den Garten um nach seinem leichten Alkoholkonsum ein wenig Nüchternheit zurückzuholen, aber auch um ein wenig Zweisamkeit mit ihr zu genießen. Noch nie hatte Yvette den Assassinen derart entspannt und froh gesehen und sie war mittlerweile davon überzeugt, dass ihre Zukunft nur besser werden konnte. „Ich bin immer noch davon überzeugt, dass das alles zu schön ist um wahr zu sein. Ich träume...“ murmelte Arno und setzte sich mit Yvette auf eine Bank, versteckt im hinteren Teil des Gartens. „Hättest du jemals gedacht, dass wir heiraten?“ Yvette schüttelte prompt den Kopf. „Nein. Doch ich bereue es nicht.“ Sie lehnte sich gegen ihn und er küsste ihren dunkelblonden Haarschopf. „Jetzt fehlt uns nur noch eins zum Glück...“ hauchte er und drückte Yvettes Hand ganz fest. „Ich werde morgen mit Frédéric Holz auftreiben und eine Krippe bauen. Ich hoffe ich kriege es hin.“ Yvette kicherte und sah hinauf zu ihm. „Beauftrage lieber einen Tischler.“ Doch Arno schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte es selbst versuchen.“

Das frischverheiratete Paar blieb noch ein wenig sitzen und genoss die kühle Abendluft.

Plötzlich tauchte jedoch als eine verhüllte Gestalt plötzlich in der Ferne auf und erforderte die Aufmerksamkeit des Assassinen. „Bleib hier sitzen.“ Yvette nickte leicht. Er ging langsam auf denjenigen zu. Ein gefaltetes Pergament wurde ihm zugesteckt und der Kontaktmann ging ohne ein Wort. Sofort öffnete er es und ging zurück zu Yvette. Der Alkohol war keine gute Idee, seine Sehkraft war beeinflusst und er setzte sich auf die Bank und reichte den Brief an seine Frau. „Liest du... mir den Brief bitte vor?“ fragte er leise und Yvette kicherte. „Natürlich.“ Sie huschte schnell über die Zeilen und ihr Lächeln erstarb simultan mit dem Verstehen des Inhaltes. „Hinweise auf... die Todes deiner Väter...“ murmelte sie. „Bitte, lies vor!“ drängte er bittend.
 

„Dorian, hiermit bestätigten wir die Annahme, dass eure Herkunft die des Feindes entsprechen.
 

Weitere Daten
 

Name: Jacques-Louis Bauffremont-Listenais, anerkannter Bastardssohn des Vicomte und Generalleutnant.

Ermordet: 1776

anerkannter Beruf: Templerleutnant, später Templergroßmeister.
 

Bezahlung abgewickelt. Weitere Nachforschungen in Planung.“
 

Ein Wachssiegel einer unbekannten Adelsfamilie klebte am Ende des Briefes.

Yvette sah den Assassinen an und kratzte sich verlegen an der Nase. „Du bist auch Sohn eines Templers...“ Arno lehnte sich vor und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Yvette legte ihre Hand vorsichtig auf seinen Oberarm und küsste seine Schulter. „Wir müssen es den anderen...“ begann sie doch Arno richtete sich prompt auf und erhob sich von der Bank. Yvette hielt sich an der Lehne fest und sah erschrocken zu Arno auf. „Nein! Nein, vergiss es, wenn die anderen das erfahren werde ich gejagt! Ich bin dann nicht mehr der Anführer der Bruderschaft, ich bin ein Abtrünniger!“ Yvette schüttelte den Kopf und stand ächzend auf. Der Schock ging so schnell wie er gekommen war und sie stützte sich bei Arno ab und sah ihn zuversichtlich an. „Dann bin ich einer seit 3 Jahren, Arno Dorian. Und die Jungs akzeptieren und schätzen mich. Du bist nun schon so lange ihr Anführer und hast dich immer um sie gesorgt... nie hast du Anzeichen eines Verrats gezeigt, denn du hasst die Templer. Wir müssen ihnen erzählen, wo deine Wurzeln liegen. Denn ihre Reaktion wird schlimmer, wenn sie es hinterrücks rausfinden, weil sie den Brief finden oder ein Gespräch belauschen...“ Yvette streichelte den zerknitterten Stoff des blauen Assassinenmantels glatt und zupfte an Hemd und Halstuch herum, bis Arno nachgab und seine Hände auf ihren Oberarmen ablegte. „Wir sind keine zwei Stunden verheiratet und du unterstützt mich wie nie jemand zuvor...“ Yvette zuckte mit den Schulter und schnippte eine hellgrüne Grille von Arnos Schulter. „Erstmal einmal: Selbst ohne Ring und Ehebündnis würde ich hinter dir stehen. Entweder als Geliebte oder als beste Freundin. Und zweitens: Ich hab es vor den Augen Gottes geschworen, dass ich immer für dich da bin. Ich lasse dich nicht mehr alleine...“ Leicht nickend schloss er seine schwangere Frau in seine Arme und stimmte leise zu, der kleinen Bruderschaft zu sagen, woher er tatsächlich stammte.
 

„Dein Vater war ein Templer?“ Frédéric war der einzige, der auf diese Neuigkeit am Frühstückstisch reagierte und Arno nickte taub. „Ja. Ich war erst 8 als er ermordet wurde. Ich wusste es nicht, bis...“ Er zögerte und sah zu Yvette. Sie sah ihn aufmunternd an und nickte. „... bis unser Mentor mich aufnahm und groß zog...“ fügte er hinzu. Gillian klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch und zog somit die Aufmerksamkeit Arnos auf ihn. „Der Mentor hat dich groß gezogen?! Das erklärt deine Fähigkeiten die du besaßt und die du mir beibringen konntest!“ Bevor Arno weiterreden konnte lenkte er seine Aufmerksamkeit auf Yvette die sich quälend den dicken Bauch hielt. „Cherie, was ist los?“ fragte er besorgt und sie lächelte. „Das Kind ist nur... gerade aufgewacht. Kümmere dich nicht um nicht.“ Er ließ nur langsam von ihr ab und Arno sah wieder zu Frédéric und die anderen. „Und? Was habt ihr dazu zu sagen?“ fragte er. Frédéric zuckte mit den Schultern. „Das ist deine Vergangenheit und ich bin mir sicher, dass du mit 8 Jahren kein ausgebildeter Templer warst, der Assassinen jagen konnte. Keine Sorge, Chef. Alles wird so sein wie bisher, darum musst du dich nicht sorgen.“ versicherte der bärtige Franzose und verschränkte die Arme während er auf einem Croissant rum kaute. „Mon dieu, ich muss los.“ Julien stand abrupt auf und legte sein Buch beiseite. „Wohin des Weges, Herr Bibliothekar?“ erkundigte sich Gillian. Der Assassine im grünen Mantel sah zu seiner Gruppe und lächelte ein wenig. „Ich glaube kaum, dass euch das was angeht.“ Dann ging er aus dem Salon und Yvette merkte, wie Gillian ihm stumm hinterher sah. Sie lachte leise und tippte Gil an. „Eifersüchtig?“ hauchte sie ihm zu. Ihr Kollege sah sie geschockt an, seine Augen weiteten sich und er verbarg sein rotes Gesicht hinter seinen Händen. „Erwischt.“ dachte sich Yvette zufrieden und aß ein paar köstliche rote Trauben.

Blutzoll

Schreiend wehrte Yvette sich gegen die äußeren Einflüsse, die gierigen Klauen, die sich in ihr Fleisch gruben. Sie schwitzte. Ihr war unglaublich heiß. Sie hatte Angst, doch es blieb still. Es fühlte sich an, als würde sie qualvoll unter Wasser gedrückt werden. Kein Schrei ertönte aus ihrer Kehle, nur stille Tränen liefen über die Wangen während die dunklen Gestalten sie langsam zerfleischten.
 

Zitternd einatmend richtete sie sich auf und sah sich panisch um. Sie saß im gemeinsamen Ehebett. Arno schlief seelenruhig neben ihr und ab und zu ertönte ein schnarchendes Geräusch aus seinem Mund. Apathisch tastete sie nach der Wärme ihres Mannes und hielt sich an seiner gesunden Schulter fest, während sie den runden Bauch abtastete und erschrak. Mit zitternden Fingern griff sie fest in den durchtränkten Stoff ihres Nachtkleides. Panik wurde in ihr ausgelöst, ihr wurde schlecht. Hastig krempelte sie die schwere Bettdecke beiseite, doch entdeckte sie im Licht des Mondes keine dunklen Stellen, die auf Blut hinwiesen. „... Das Baby...“ wisperte sie. „ARNO!“ Erschrocken, und unsanft aus dem Schlaf gerissen, richtete sich nun auch der werdende Vater auf und sah zu seinem Weibe. „Um Gottes Willen, Yvette...“ murrte er und gähnte. „Was ist los...?“ Sie packte sein Handgelenk und steckte seine Hand zwischen ihre Beine. Sofort zog er sie zurück und sah sie überrascht wie auch angewidert an. „Fruchtwasser...“ gab sie leise von sich. Sofort verließ der Assassine das Bett und eilte sich eine vernünftige Hose, Hemd und Garmaschen anzuziehen. „Ich wecke Marie, du...“ Er beugte sich über das Bett und küsste ihre Stirn. „...du bewegst dich nicht vom Fleck und ich hol den Arzt und die Hebamme!“ Sie nickte mit Tränen in den Augen. Nicht viel später stürmte Marie in das Schlafzimmer des Paares und entfernte die Bettdecken. Mit den Kissen baute sie ihrer großen Schwester eine weiche, gemütliche Lehne und frische Laken sollten das Missgeschick aus der Matratze entfernen. „Hast du Schmerzen? Bewegt sich der Bengel?“ fragte sie besorgt. Yvette schüttelte erst den Kopf und nickte dann. „Er boxt gegen meine Hand. Als würde er ankündigen, dass es bald soweit sein wird...“ Marie nahm das heiße Wasser der Bediensteten entgegen, die sich gleichzeitig mit ihr auf gequält hatten, um die bald Gebärende vorzubereiten. Marie winkelte die Beine ihrer Schwester an und fing an die intimen Zonen der Älteren sanft zu reinigen. „Es sind ein paar Blutfäden mit bei...“ murmelte Marie nachdenklich vor sich hin. „In welchem Monat bist du nun?“ Yvette zählte still nach. „Im achten Monat.“
 

_________________________Zwei Monate zuvor..._____________________
 

Arno betrachtete argwöhnisch, aber verborgen im Volke die öffentliche Vorstellung der Konventsmitglieder. Robespierres... ein Massenmörder, Puppe und Templer. Nun war auch dieser Mistkerl ein wahres Mitglied des Konvents, der schon über 4000 Franzosen auf dem Gewissen hatte. Die folgenden meisten Hinrichtungen geschahen durch den Beschluss des absoluten Gehorsams gegenüber der Revolution. Es war Pflicht und göttliche Bestimmung ein Revolutionär zu sein. Es war Zwang und die Angst um das eigene Leben, die einem entweder den Kopf oder die eigenen Gedanken kostete. Vier Tage nach der Wahl des neuen Konventsmitgliedes fand das Fest des Höchsten Wesens in Paris selbst statt. Eine gute Gelegenheit eine Warnung auszusprechen für die Frédéric sich mehr als begeistern konnte. Immer öfter wurde Arno von dem Älteren dazu gezwungen sich auf Kontrollzüge und Spaziergänge zu beschränken. Immerhin war der Anführer nun verheiratet und würde bald schon Vater werden. Die aktiven Geschäfte der Assassinen sollten nun dem offiziellen Stellvertreter zugesprochen werden. Anfangs konnte Arno sich mit dem Gedanken überhaupt nicht anfreunden. Doch je öfter er daheim war und sich um seine Frau kümmern konnte, desto froher war er dabei zu zusehen, wie der Bauch stetig wuchs und Yvette immer mehr Not hatte diesen mit sich rumzuschleppen. Oft saß die, in die Passivität gezwungene, Assassine im großen Ledersessel am Fenster, sah den Menschen nach oder las Bücher. Jeden Abend wurde ein Erfolg von Frédéric gemeldet. Entweder war ein bedeutender Adliger gefallen oder auf das Schafott geführt, weil Dokumente von Gillian gefälscht wurden. Doch eines Abends kehrte der großgebaute Franzose heim und berichtete von einem missglückten und doch erfüllten Auftrag. Arno erbat um Aufklärung und Frédéric berichtete ihm folgendes:
 

„Eine Frau mit goldenen Locken und verborgenem Gesicht, sie saß oben auf dem Baugerüst der Kirche, grinste mich frech an und warf ihr Wurfmesser. Es waren Wurfmesser die unseren ähnelten, aber nicht gleich waren. Das Ziel war tot, die Panik war groß und die Klinge steckte im breit gespaltenen Schädel des Schiffkapitäns. Ich riskierte einen zweiten Blick hinauf, doch dann war sie schon fort.“
 

Sein zweiter Mann erzählte von der blonden Goldmarie so begeistert, dass Arno den Eindruck bekam, es handelte sich von Liebe auf dem ersten Blick. Er betrachtete die Klinge. Sie war schwer, schmal und aus robustem Material geschmiedet. Ein Prachtexemplar einer Wurfklinge und äußert selten zu finden. „Ich stimme zu, sie sieht fast so aus wie unsere, doch diese hier hat signifikante Merkmale, die sie abheben von den üblichen Wurfmessern. Die schmale Form, die verkürzte Länge, aber das hohe Gewicht...“ Arno wickelte sie in das Tuch das Frédéric aus der Kleidung des Zieles gerissen hatte und legte sie in eine Schublade des Tisches. „Diese Goldmarie von der du mir berichtet hast scheint entweder eine ausgebildete Assassine aus einem anderen Land zu sein oder... sie findet es Spaß daran uns die Ziele zu klauen.“
 

Die Nachricht des großen Terrors traf nicht nur die Stadt Paris schwer. Beinahe alle benachbarten Länder berichteten von der Gottlosigkeit und der toten Moral des Volkes. Es wurden wieder wahllos Menschen aus Häusern verschleppt die eine Bedrohung der Revolution sein hätten können. Innerhalb von einem Monat wurden 5500 Menschen geköpft, erschossen oder viergeteilt. Manche wurden auch gesteinigt oder öffentlich entleert. Die Straßen färbten sich, wie schon so lange nicht mehr, mit menschlichem Blut und Gedärmen und zeigten das Ergebnis von Robespierres Wahnsinn. Der Wahnsinn eines einzelnen Mannes verursachte so viel Chaos. Doch Arno wusste, das Fäden gezogen wurden und die Puppe tanzte, wie der Puppenmeister es ihm befahl. Er musste die Karten aufdecken. Wie bei einem komplizierten Memory mit tausenden Karten. Yvette hatte derweil ihr Spionagenetzwerk ausgeweitet. Ihre Männer und Frauen nannten sie „Madame“ und arbeiteten ehrenhaft für sie. Die Suche nach der blonden Unbekannten lief trotz alledem.
 

Am 26. Juli 1794 erschien Robespierre – zum ersten Mal seit Wochen – für eine Rede vor dem Parlament. Julien lauschte dieser Rede etwa zwei Stunden. Maximillien de Robespierres bekräftigte seine fanatische Überzeugung, dass der Terror gegen das Verbrechen, gegen die Revolution zu sein, ihnen Unschuld verschaffte. Die Sicherheit stand doch an erster Stelle! Allerdings kam es zu keinem deutlichen Ergebnis aus dieser Krise Frankreichs wieder rauszukommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die militärische Lage zwar stabilisiert und die Wirtschaft erholte sich und der Wohlfahrtsausschuss hatte eine halbwegs funktionierende Regierung geschaffen, doch für eben diese schien der Terror gerade in den letzten Monaten nur noch als Mittel der Machterhaltung und teilweise zur Beseitigung persönlicher Gegner und Rivalen von Robespierres missbraucht worden. Dessen Plan der absoluten Bestrafung lief aber auf eine immer weitere Verschärfung des Terrors hinaus. Er spielte auf Verräter an, die mit aller Härte bestraft werden müssten. Er kenne sie, doch Namen nennen wolle er nicht. Damit kündigte er eine neue „Säuberungswelle“ an. Der Konvent sah sich als betroffen, erklärte Julien. Viele hatten Angst dieser „Säuberungswelle“ zum Opfer zu fallen und beschlossen den entlösenden Sturz von Maximillien de Robespierres und seinen Anhängern.
 

Die vielen Tode, die vielen zerstören Familien, die verlorenen Freunde, führten zu einem raschen Ergebnis dieser Versammlung. Mithilfe einer kleinen List und der Veröffentlichung von privaten Dokumenten durch Stadtschreier geschah am 27. Juli 1794 der neunte Thermidor. Das Volk stürzte die Mörder und ihren Herrscher. Die Thermidorianer gelangten an die Macht und vollführten einen klugen Staatsstreich. Robespierre wurde abgeführt – die von Robespierre und seinen Anhängern etablierten Maßnahmen, die „Verdächtige“ weitgehend rechtlos stellten, wandten sich gegen sie selbst. Es gelang ihm jedoch, sich zu befreien und sich mit aus dem Kerker befreiten Freunden im Rathaus zu versammeln. Léonard Bourdon führte einen Sturm auf das Stadthaus an. Eine Pistole wurde versehentlich ins Spiel gebracht. Laut Gillian, der sich unter die Thermidoren gemischt hatte, wollte Robespierres sich umbringen um seinem Urteil zu entgehen. Ein Schuss löste sich. Blut, Gewebe und Zähne klebten an der edlen Tapete des Raumes und Robespierres wurde für den Rest seines verbliebenden Lebens stumm.
 

Am 28. Juli 1794 wurden Robespierre und 21 seiner Anhänger ohne vorherigen Prozess durch die Guillotine enthauptet; in den Tagen darauf folgten noch 83 weitere Anhänger.

Frankreich war wieder auf dem Weg der Besserung.
 

_____________
 

Yvette schrie und presste ihren Kopf gegen Arnos Brust. „NIE WIEDER!“ schrie sie. „Nie wieder mach ich so etwas mit, verdammt!“ Ihre Beschwerde war durch das ganze Haus zu hören. Während die Hebamme überprüfte, dass das Kind auch rechtmäßig zur Welt gebracht wurde, massierte Marie den zitternden, harten Bauch der Gebärenden mit warmen Öl ein. „Ich bin überrascht!“ gab die ältere Frau vor ihr von sich. „Das ging so schnell... Vor einer Stunde verloren Sie erst das Wasser und jetzt... ich seh bereits den Haarschopf!“ Arno lächelte breit und drückte die Hand seiner Frau zuversichtlich. „Welche Farbe?“ erkundigte er sich. „Dunkelbraun im Moment, aber wir sollten abwarten, bis das Baby da ist und die Haare getrocknet sind.“ Der Arzt stand daneben und beobachtete das Geschehen. Er hatte nicht eingegriffen bisher. „Sind die Schmerzen sehr stark?“ fragte er jedoch plötzlich. Yvette presste und schrie bevor sie nickte und sich erschöpft zurücklehnte. „Ich kann ihnen ein Mittel geben. Es macht sie schläfrig, aber die Schmerzen werden schwächer.“ Doch Yvette schüttelte tapfer lächelnd den Kopf. „Ich brauche kein Mittel.“ Stolz hob sie ihren Kopf und sah zu Arno der sie bewundernd ansah. Lächelnd küsste sie seine Schläfe, bevor sie zusammenzuckte und wieder presste. Ein langer, lauter Schrei ertönte aus ihrer Kehle, bevor Yvette sich total aus der Puste locker machte und erleichtert ausatmete. Man vernahm das Geräusch einer Schere und schließlich fing auch das Neugeborene an zu schreien. „Herzlichen Glückwunsch.“ Das eingewickelte Baby wurde an den Vater gereicht. „Es ist ein Mädchen.“
 

Yvette saß erschöpft im Bett und hielt den warmen, leise wimmernden Leib des Babys in ihren Armen. Es aß gierig und saugte kräftig und sie war froh, dass das Kind so kräftig und lebendig war, trotz der Tatsache, dass es fast einen Monat zu früh gekommen war. Arno betrachtete Frau und Kind verträumt und mit einem glücklichen Lächeln. Es machte Yvette unglaublich froh, dass der Assassine so überglücklich war. „Wir sind jetzt komplett.“ kommentierte Yvette und Arno küsste den braunen Haarschopf, der aus dem weißen Tuch hervorlugte. „Ja... das sind wir. Ich hab eine Frau an meiner Seite, die ihr Kind einer Königin gleich auf die Welt gebracht hat und jetzt habe ich sogar eine kleine Prinzessin...“ Er erhob sich von seinem Platz und Yvette reichte ihm den gesättigten kleinen Spross. Stolz hielt er sie im Arm und streichelte über die rosige Wange. „Ich weiß, es drängt nicht...“ begann er und sah Yvette an. „Aber wie möchtest du sie nennen?“ Verwundert über die Frage erwiderte sie es mit einem ‚Häh?’ und Arno grinste. „Wie du sie nennen möchtest. Mir fällt kein Name ein, Mademoiselle Dorian.“ Yvette sah das Baby an und schmunzelte. „Louise.“ Arno nickte. „Louise Elisette Dorian.“ – „Einfach wunderschön... “

Froh, erleichtert und glücklich nahm Yvette Louise zurück in die Arme und wog sich und das Baby leicht in den Schlaf.
 

„Louise! Einfach schön! Aber Yvette, wie geht es dir denn?“ Frédéric saß auf dem Boden vor Yvette und hielt das Baby mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. „Mir geht es gut. Ich habe sehr tief und fest geschlafen und Eli hat es mir nachgemacht. Heute Morgen ist sie mit mir aufgewacht und hat nach Frühstück geschrien.“ Gillian brachte auf einem Tablett eine Kanne Tee und Tassen in den Salon. Für jeden goss er etwas ein und bereitete für Yvette mit ein wenig Zucker das perfekte Getränk zu. „Ich danke dir, Gil.“ Er nickte breit und reichte Julien seine Tasse. Die beiden Männer sahen sich kurz stumm an, bevor Gillian sich abwandte und neben Yvettes Sessel ebenfalls auf den Boden setzte. Sie beschloss ihn später darauf anzusprechen und trank beruhigt ihren Tee, bevor sie mit Arno und Frédéric den Stand der Dinge festlegte und weitere Pläne für die Zukunft schmiedete. Immerhin musste sie schon bald wieder ihr Training anfangen um ihren Beruf nachzugehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
*"Ich wette, ich könnte diese Flagge allein verbrennen!" o.ä.
**Arno spricht auch Österreichisch Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Damals war es peinlich und anmaßen, wenn eine Frau so was sagte! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Je t'aime et je vais dépêcher. Et puis nous battre côte à côte. -> Ich liebe dich und werde eilen. Und dann kämpfen wir Seite an Seite.

sœur -> Schwester

Adieu, mes proches -> Lebt wohl meine Lieben. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war Kapitel 6!
Ich schreibe ab morgen Abschlussklausuren. Das bedeutet, dass ich alle zwei Tage ein komplettes Time Out habe.
Die Kapitel kommen nun langsamer, denn mein Privatleben geht vor.

Ich hoffe, ihr hattet bisher wenigstens ein kleines Vergnügen beim Lesen dieser Fanfiction und bin froh ein paar treue Fans hier zu haben :) Es hat sich ja doch gelohnt, sich hier wieder anzumelden.

Um ein wenig Klarheit über einzelne Charaktere, besonders aber über Yvette und Arno zu bringen, hab ich mir überlegt ein kleines Q&A zu veranstalten und die von mir entworfenen Steckbriefe aller auftretenden Charaktere hier hochzuladen.
Wer Interesse hegt zu wissen, wie meine Yvette aussieht, kann auf meinem Profil den Link zu meinem tumblr-blog entdecken. In der Blog Beschreibung rechts findet ihr in der navigation einige Links. Der erste davon zeigt die bisherigen Entwürfe von Yvette.
Für ganz Neugierige könnt ihr auch meine Facebook-Seite aufrufen. Dort hat Yvette ein Album für sich: alle Skizzen, Notizen usw. finden sich dort.


So das war jetzt ein extrem langes Nachwort und der Aufruferzahl nach zu urteilen gibt es einige Leute, die hier das Teil anklicken! xD

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Kapitel!

Euer ArnoDorian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich brauche halt einfach Tod und Verderben.

Bis zum nächsten Kapitel Leute. x'D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
"Lang lebe Frankreich! Freiheit oder Tod!"

Ich weiß selbst nicht, wieso mir das so in den Kopf gekommen ist... Yvette zerbricht aber nicht an dem Verlust... Arno ist ja da :3

Wer es bemerkt hat: Ich habe die Situation des Co-Op Modus hier eingebaut! :D

Bis zum nächsten Kapitel! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist ein wenig kurz, weil es einmal eine P16 Version und eine P18 Version gibt. Wer das Adult Kapitel lesen will, muss über 18 auf Animexx.de sein. Abgesehen von einer kleinen erweiterten Szene, unterscheiden sich die Kapitel aber nicht.

Kapitel 9 ist vorbei. Es hört sich ein wenig an wie ein Filler Kapitel.
Im Moment brauche ich eine kreative Pause, damit mir für Kapitel 10 und die folgenden eine gute Story einfällt.

Bis dahin!
ArnoDorian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Septembermassaker von Gefangenen in der Bastille fand vom 2. September. 1792 - 6. September. 1792 statt. Es zählt zu eines der dunkelsten Geschehnissen während der Französischen Revolution.
Aufgrund von Gerüchten wurde eine Massenhysterie ausgelöst und eine Menschenmenge stürmte die Bastille (nicht mit dem Trailer zu verwechseln.) und brachte hunderte Gefangene um.

Zitat:"Zunächst wurden in blinder Wut die inhaftierten Revolutionsgegner, dann auch die übrigen Gefangenen massakriert. Die Zahl der Opfer betrug über 1.200, darunter zahlreiche katholische Priester, die den Eid auf die republikanische Verfassung verweigert hatten. Gut zwei Drittel der Opfer waren keine politischen Gefangenen, sondern wegen anderer Taten inhaftiert. Der Überlieferung nach sollen Frauen ermordeten Aristokraten das Herz herausgerissen haben. Etwa 90 % der Morde fanden in Paris statt, der Rest im übrigen Frankreich."

Das sind alles Informationen, die vielleicht im nächsten Kapitel behandelt werden. Der Grund, warum Arno geflohen ist sowie die Ermordung von Marat durch Madame Corday werden erwähnt!

Vielen Dank und bis zum nächsten Kapitel! :)
Euer
ArnoDorian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das neue Kapitel ist da. :)
2253 Wörter ungefähr. Ich halte mich immer an eine Grenze von 2000-2500 Wörter pro Kapitel.
Im nächsten Kapitel wird der Tod des Marat gezeigt.

Erste Beziehungskrise! xD
Was glaubt ihr, weshalb Yvette so entnervt ist?

Bis zum nächsten Kapitel und danke für alles! :)
ArnoDorian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Uff. Das Kapitel musste ich wirklich zwanghaft aus mir rausquetschen. Es ist wieder ein langweiliges Filler-Kapitel und deutet nur vage die kommenden Ereignisse an.
Ich benötige nun etwas Zeit, damit eine Freundin den neuen Gastcharakter (ebenfalls ein OC) entwerfen und ausklügeln kann! C:
Also bleibt gespannt und werft regelmäßig einen Blick auf Charahub.com. Vielleicht sie dort schon bald hochgeladen und vorgestellt.

Erstmal kommt eine kleine Auszeit von vielleicht einer oder anderthalb Wochen. Mein Hirn ist leer und und ich benötige neue Inspiration für neue Kapitel.
Bis dahin,

Euer ArnoDorian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Geschoren.
Weil Maries Haare ab sind.
Jawoll.
Sie ist somit als entflohenes Guillotine-Opfer erkennbar. C':
Wird noch ein Problem werden.
Ich habe leider nicht das eingebaut, was ich geplant habe im letzten Kapitel.
Aber ich werde nicht alles auf einmal machen und mir Zeit lassen.

Cheerio und bis zum nächsten Kapitel.
ArnoDorian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, meine Lieben, ein weiteres kleines Fillerkapitel um euer Interesse beizubehalten. Ich suche nach wie vor nach Gastschreibern, die was kurzes beisteuern wollen (s. zweite FF)!!

Jetzt sind die beiden verheiratet und das Kind langsam auf den Weg. Aber der Haussegen wird schon bald wieder schief hängen, das verspreche ich euch... irgendwie. xD

Bis dahin, ich freue mich auf Kommentare

ArnoDorian Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Louise Elisette heißt die kleine. Schöner Name oder? :3
Bei der Entscheidung hat mir die Erschafferin von Goldmarie geholfen.
Robespierres ist tot, doch die Revolution ist noch nicht vorbei.
Geheimnisse müssen noch gelüftet werden und Arno ist nach wie vor nicht damit zufrieden, dass er von einem Templer abstammt.

Schaut mal hier: https://charahub.com/character/320889/Madeleine/public/

Goldmarie a.k.a. Madeleine ist endlich existent! :D

Bis zum nächsten Kapitel ^_^
ArnoDorian Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ikee
2014-11-23T19:38:17+00:00 23.11.2014 20:38
Einfach nur schön ich Leibe deinen schreib stil ich hoffe das du weiter schreibst. Lg ikee
Antwort von: abgemeldet
26.11.2014 05:45
Hallöchen :) Danke für deine Kommentare. Ich empfehle dir vielleicht mal einen Blick auf meinen Fanfiction.de Account zu werfen. Dort lade ich die Kapitel öfter hoch.

http://www.fanfiktion.de/s/53a983770003f1c818228bcc/1/Mort-des-templiers-Tod-den-Templern-

Liebe Grüße :)
Von:  ikee
2014-11-19T16:51:45+00:00 19.11.2014 17:51
Ich wiederhol mich ich weiß aber ich finde es echt klasse wie du diese Geschichte schreibst
Von:  ikee
2014-11-19T16:35:42+00:00 19.11.2014 17:35
Wieder sehr genau beschrieben auch das zum Schluss mit dem wimpernschlag genial:)
Von:  ikee
2014-11-19T15:58:33+00:00 19.11.2014 16:58
Ich liebe deinen schreib stil und finde es sehr süß wie du die Romanze zwischen Arno und Yvette beschreiben hast Bitte schreibe weiter
Von:  FalonDin
2014-07-01T21:55:38+00:00 01.07.2014 23:55
So hab es endlich geschafft, mal die anderen beiden kapitel zu lesen und joa, wird spannend.
Bin echt gespannt, wie sich das weiterentwickelt.
heute musste ich wieder bei den absätzen aufpassen. Gott, ich vermisse das alte FF Layout wirklich sehr *seufzt*
#mach bald weiter, ja? :3

Antwort von: abgemeldet
02.07.2014 07:10
Vielen Dank ! :) Ich hab eigentlich versucht ein paar mehr Absätze reinzuhauen, aber fanfiktion.de und animexx unterscheiden sich diesbezüglich schon extrem. Ich hab sogar den Zeilenabstand verändert in den Optionen. Mal schauen was ich da noch machen kann, ich möchte nicht, dass ein Kapitel dann meterlang ist nur weil animexx die nötige Anzahl an Absätzen nicht erkennt.

Danke nochmal für den Kommentar und fürs lesen :)
Antwort von:  FalonDin
02.07.2014 10:27
Das stimmt allerdings. Schade, dass es nicht die selbe ansicht wie früher gibt. Ich finde, dass der text auf einen viel zu engen Raum geklatscht ist, was ihn unübersichtlich macht.
Ich versuch es nächstes Mal per PDf. Mal schauen ob es dann besser geht.

Immer wieder gern. Hab deine Story übrigens ner Freundin empfohlen :D
Antwort von: abgemeldet
02.07.2014 11:36
Oh mein Gott, oder wie Arno sagen würde: MON DIEU! VIELEN DANK :D <3
Von:  Sherlysoka
2014-06-30T13:06:22+00:00 30.06.2014 15:06
Boah *0* Totaler Fan schon nach dem Ersten Kapitel! Das ist die erste Unity-Story hier, und ich lieeebe sie! :0
Wird sofort Favorisiert und auf Facebook geteilt!

LG, Roxy ^.~
Antwort von: abgemeldet
30.06.2014 15:28
Oh Gott, vielen dank *////*
*rumwabber*

Ebenso liebe Grüße! <3
Von:  SummerRiver
2014-06-27T12:20:43+00:00 27.06.2014 14:20
Jap... gefällt mir :)
Ist auch schon direkt auf meiner Favoritenliste ^^

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel. Dein Schreibstil gefällt mir wirklich gut. Er lässt sich gut und flüssig lesen. :) Auch der Aufbau bis jetzt ist meiner Meinung nach gut gelungen. Es geht nicht zu schnell und auch nicht zu langsam, sodass man denkt, die kommen garnicht in die Gänge! :D

Wie gesagt: Ich freue mich auf das nächste Kapitel

Lg
ein Ninja :3
Antwort von: abgemeldet
27.06.2014 15:33
Vielen Dank! <3

Das neue Kapitel kommt voraussichtlich am Montag :3
Von:  FalonDin
2014-06-26T16:55:41+00:00 26.06.2014 18:55
Ha, Mensch und ich wollte fußball schauen *lacht*
War wieder ein schönes kapitel. Yvette wird mir immer sympathischer. Ich kann die Eifersucht von arno ja nachvollziehen. Würde mich auch ziemlich stören, wenn meine Liebste lieber von jemanden anderen Unterrichtet werden möchte.
Die absätze waren dieses Mal deutlich besser und ich hab nicht mehr so schlecht den Überblick verloren. :D
Was ich vielleicht noch als bitte hätte: kannst du bei den Französischen sätzen vielleicht unten ne anmerkung machen? Ich hatte vor 12 Jahren das letzte Mal Französisch. Bei einigen ist es kein Problem, aber bei manchen Sätze, ralle ich gar nichts *räusper*
Sorry, ich bin sprachlich nicht sonderlich gut bewandert >.<'
Ansonsten freu ich mich aufs nächste Kapitel.

Antwort von: abgemeldet
26.06.2014 20:20
Hey >u< ! Danke für deinen Kommi!
Ich bin der Meinung ich hab in den Autoren-Nachwort die Übersetzungen eingesetzt D:
Hast du die vielleicht übersehen?
Sonst hab ich sie dir hier nochmal kopiert:

Je t'aime et je vais dépêcher. Et puis nous battre côte à côte. -> Ich liebe dich und werde eilen. Und dann kämpfen wir Seite an Seite.

sœur -> Schwester

Adieu, mes proches -> Lebt wohl meine Lieben.

Ich hoffe dass das so okay ist <3 !

Das neue Kapitel kommt voraussichtlich am Montag :3

Liebe Grüße <3
Antwort von:  FalonDin
26.06.2014 20:30
Ah okay, Nach- und vorwort sieht man ja bei dem &$)($%§$"§$ TXT format leider nicht -.-'
Dann habe ich nichts gesagt >/////<
Yay, ich freue mich sehr darauf :D
Antwort von: abgemeldet
26.06.2014 20:33
Hihihi xDD Alles super! :D <3
Passiert!
Von:  FalonDin
2014-06-26T01:29:06+00:00 26.06.2014 03:29
So ich hab es gelesen und ja, ich finde sie wirklich wahnsinnig schön :)
Yvette ist mir wahnsinnig sympathiasch und Arno... na den mag ich sowieso :D
du hast einen schöenn, ausgefallenen Schreibstil. Es waren ein paar kleine Rechtschreib- und Satzzeichenfehler drin. sie waren aber so minimal, dass sie den Lesefluss kaum bis gar nicht gestört haben.
Die Absätze waren manchmal recht lang und durch die vielen Dialoge, teilweise sehr unübersichtlich. Besonders, wenn mehrere Personen an dem Gespräch beteiligt waren, hat man schnell den Überblick verloren, wer was gesagt hatte.

Im großen und ganzen fand ich es aber echt gelungen und ich freue mich auf alle Fälle auf mehr. :)
Antwort von: abgemeldet
26.06.2014 06:02
Vielen Dank für dein Kommentar! Es tut gut, nach all dem Fangirlgekreische auf fanfiction.de ein konstruktives Kommi zu lesen *puhh* <3
Ich werde versuchen mit dem vierten Kapitel ein wenig besser aufzupassen und bei mehreren Personen eines Gesprächs, mehr Absätze machen. Beta-Leser lassen sich so schwer finden deswegen versuch ich weitestgehend auch selbst alles zu korrigieren und richtig zu machen...

Vielen Dank nochmal ^_^
Und bis zum nächsten Kapitel?! :D
Antwort von:  FalonDin
26.06.2014 11:23
immer wieder gern :)
Das Problem mit den beta-Lesern kenn ich. Habe da auch oft genug meine Probleme und mache es dann doch lieber selst.

Ja, bis zum nächsten Kapitel :D
Ich freu mich (\^,^/)


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