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Love and Blood

von

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Peace and Fight

Die Frage, was Aran widerfahren war, hatte Bast auch während des Essens beschäftigt. Immer wieder war sein Blick zum Älteren gewandert. Im Moment war er wieder ruhig und besonnen, doch dieser Gefühlsausbruch vorhin hatten eine starken Eindruck bei Bast hinterlassen.

Und deshalb stellte er auch seine Frage, nachdem sie die Essensreste weggeräumt hatten: "Aran? Wenn es nicht zu aufdringlich von mir ist...erzählst du mir, was dir passiert ist?" Er wollte unbedingt mehr von dem Mann erfahren, der ihm so bereitwillig half. Vielleicht konnte er ja auf irgendeine Weise diesen Gefallen erwidern. "Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht." Bast würde auch verstehen, wenn er jetzt nicht darüber reden wollte. Das letzte was er wollte, war alte Wunden aufzureißen.

Gerade noch vergrub Aran die Innereien der Fische, die sie nicht gebrauchen konnten und dann vernahm er Basts Frage. Der Jüngere hatte sie höflich formuliert und erwartete wohl auch keine Antwort. Sicher, er war bestimmt neugierig, legte aber gleich dar, dass er Verständnis hatte.

Aran selbst bezweifelte, dass das alte Wunden aufriss, es kratzte höchstens an den Narben... Von denen hatte er genügend.

Deshalb ließ er sich seufzend auf einem der Baumstümpfe nieder und nickte leicht. Das ganze war beinahe 170 Jahre her, also war es nicht zu schmerzhaft, darüber zu sprechen. "Ich denke, dass ich dir das erzählen kann. Ich habe die Vergangenheit längst hinter mir gelassen. Andernfalls würde ich heute nicht so vor dir stehen."

Kurz legte er den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel...

"Man muss vergessen können, aber nicht verdrängen." Das war ein großer Unterschied. "Wenn ich es dir erzähle, würde ich aber gern von vorn anfangen, ist das in Ordnung?"

Natürlich war das in Ordnung. Und Bast sagte ihm das auch. "Fang an der Stelle an, an welcher auch immer du es am besten hältst." Er selbst war ja schon aufdringlich genug gewesen, dass er überhaupt danach gefragt hatte. Da konnte Aran auf jeden Fall so beginnen und erzählen, wie er es für am besten empfand. Bast setzte sich ihm gegenüber auf einen anderen Baumstumpf und blickte ihn aufmerksamen, aber möglichst nicht neugierig an. Vergessen, aber nicht verdrängen...das zu machen, musste auch er schaffen.

Aran nickte leicht und schloss einen Moment die Augen...

"In Ordnung."

Am besten er begann ganz von vorn, so konnte er das angenehme, die unbezahlbare Zeit, in der er unbezahlbare Menschen - wenn man es so nennen wollte - um sich gehabt hatte, ebenso in Erinnerung rufen, wie auch die furchtbaren Dinge, die geschehen waren. Das würde ihm leichter fallen, als gleich mit dem grauenhaften Schicksal anzufangen.

"Vor nicht ganz 395 Jahren wurde ich in den Gemäuern geboren, die meinem Clan gehörten... Es gab viele Clans. Alle lebten in einer Allianz. Im Grunde hatte keiner vor, sich mit den Menschen zu verfeinden, aber es hat sich bis heute nichts geändert. Was die Menschen nicht kennen und nicht verstehen, oder verstehen wollen, das fürchten sie. Was sie fürchten, muss beseitigt werden. Aus dem Grund entstanden wohl auch die Jägerclans, die sich darauf spezialisiert hatten, die Werwölfe zu bekämpfen und zu töten. Genau wie die Lycaner, gibt es auch jene noch heute. Es mag auch welche von uns geben, die wahre Monster sind, die aus Vergnügen töten. Jene haben es nicht anders verdient, als mit dem Tod bestraft zu werden, aber die Jäger scherten alles über einen Kamm... Schon immer taten sie das.

Gewandelte Werwölfe - wie du einer bist - hatten oft Angst vor ihnen, da sie ihrer Kräfte nicht Herr waren und daher leichter für die Jäger zu erledigen.

Unser Clan, dessen Führer mein Onkel war, war nur auf den Schutz der Rasse aus, auf ein normales Leben im eigenen Land, wie jeder andere Adlige oder Gutsherr auch. Er nahm sogar Hilfe suchende Menschen auf, die gegen ihren Willen gewandelt worden waren, er führte sie in unsere Gesellschaft ein und gab ihnen ein neues Zuhause. Ein Fehler, zumindest bei einigen von ihnen, wie sich später herausstellte.

Als ich 1387 geboren wurde, war die Zeit schon sehr unruhig. Immer wieder gab es Ärger und Schlachten gegen die Menschen, oder größeren Gruppen von 'unreinen Lycanern'. Trotzdem schafften es meine Eltern, Lucian und Sonia Grey, mich und meinen Bruder Aleksander großzuziehen. Mein Vater war seines Bruders Heerführer und so wurden wir auch jung in dessen Truppen eingegliedert. Das Training war hart, aber es lag uns eben im Blut. Außerdem waren Alek - so nannte ich meinen Bruder stets – und ich ehrgeizig und nicht zu bremsen. Wir wetteiferten regelrecht, wer schneller am stärksten wurde. Viele Kämpfe überstanden wir und lösten sie sogar ohne großes Blutvergießen. Daraufhin bekamen wir bald eigene Truppen unterstellt. Wir wurden ebenso Heerführer unseres Onkels und hatten schnell einen guten Ruf. Die meisten Narben habe ich aus allerlei Schlachten und Einzelkämpfen, aber die auffälligste im Gesicht, die erlitt ich als ich meinen Onkel Assran in einer Schlacht zur Hilfe kam. Er war in einen Hinterhalt geraten und drohte mit einem silbernen Zweihänder erschlagen zu werden. Ich konnte ihn retten, verlor aber das Augenlicht. Allerdings ist das nichts, was ich bereue. Nicht nur, dass mein Onkel mir auf ewig dankbar war, er hat mir ein viel größeres Geschenk gemacht."

Nun schwieg er, denn es kam wohl der angenehmste Teil der Geschichte, aber da Aran als Betroffener den Ausgang eben jener kannte, hatte es alles auch einen bitteren Beigeschmack.

Dennoch fuhr er nach einer kurzen Pause fort.

"Ich weiß bis heute eigentlich nicht, ob er mir einen Gefallen tun wollte oder mich noch immer ärgern und auf die Probe stellen wollte, aber das spielt heute keine Rolle mehr.

Cesar Lanister , Oberhaupt eines verbündeten Clans, hatte Schwierigkeiten, seine jüngste Tochter vermählt zu bekommen. Sie sei eine wildgewordene Bestie, hieß es und nicht der stärkste Mann könnte ihrer Herr werden. Meinem Onkel war zu Ohren gekommen, das Cesar am verzweifeln war und dass er sich Sorgen um sein Ansehen machte. Also setzte Assran sich mit seinem Freund zusammen und überzeugte ihn, das er Cecila, seine Tochter, nur noch nicht an einen Werwolf gebracht hatte, der stark genug gewesen war und dass er genau den Richtigen für sie hatte. Damit hatte er mich gemeint und um eines vorweg zu nehmen, mit Kraft oder Gewalt habe ich nichts versucht zu erreichen, eher mit zäher und hartnäckiger Geduld. Etwas Sturheit und Starrsinn waren wohl auch dabei, aber sonst wäre wohl auch ich zur Bestie geworden.”

Wie er das so erzählte, musste der Ältere sogar lächeln. Es war amüsant, an diese wilde und stürmische Zeit zurück zu denken.

"Am 23. 06. 1406 war es dann so weit. Ich war 19 - selbst in menschlichen Jahren - und Cecila 16. Wir wurden bei einer großen Feier, die über fünf Tage hinausreichte, verheiratet. Es gab wohl kaum einen unserer Art, der in diesen Tagen nicht volltrunken war und aß und feierte. Immerhin war es nicht nur ein Gefallen, es war gleichzeitig auch die Einigung zweier großer Clans, die schon Jahrhunderte Seite an Seite lebten und sich unterstützten.

Weißt du, wenn man als Werwolf geboren wird, dann altert man bis zu einem gewissen Alter normal, bei jedem ist es sehr unterschiedlich ab wann das Altern sich verlangsamt. Wie man optisch rüber kommt, liegt zum Teil auch an der Stärke, an dem was man sein Leben lang schon getan hat. Es liegt auch am Geschlecht, aber irgendwann bleibt man im mittleren Alter sehr lange hängen und es dauert hunderte wenn nicht tausende Jahre, bis man wirklich alt oder reifer aussieht.

Na jedenfalls, nachdem die Feierlichkeiten eingestellt worden waren, zog Cecila bei mir ein und sie war der Annahme, dass die Hochzeitsnacht folgen würde, was ihr natürlich nicht annähernd gefiel.

Kaum hatte ich unsere gemeinsamen Räumlichkeiten betreten, stürzte sie sich in ihrer Wolfsgestalt auf mich. Beinahe hätte sie mir damals ein gutes Stück meines Hals-Schulterbereiches herausgerissen, aber das konnte ich mit sanfter Gewalt verhindern. Zurückblickend muss ich sagen, es entstand daraus ein wilder Kampf, den ich mit dem ärgsten Feind noch nicht gehabt hatte und sie war wirklich kein bisschen nachsichtig!"
 

Wieder schmunzelte Aran und dann lachte er sogar.
 

"Sie hatte unheimliches Temperament und Feuer, das kann ich dir sagen. Gar nicht daran zu denken, was in jener Nacht alles zu Bruch gegangen war. Allerdings konnte man so ohne zu lügen auch behaupten, das man eine extrem wilde Hochzeitsnacht verbracht hatte. Nur eben nicht so, wie es die meisten sich dann vorstellen würden. Diese vehemente Abneigung hielt sie sehr lange aufrecht und mir fiel auf, dass wenn sie für sich bemerkte, dass ich gar nicht so ein verkehrter Kerl war, dann machte sie das nur noch aufbrausender. Cecila war... sie war ein Freigeist, sie wollte über sich selbst bestimmen und diese Ehe war für sie zu Anfang ein goldener Käfig. Je mehr sie aber spürte, dass ich sie gewähren ließ, desto mehr schien sie sich zu beruhigen. Richtig geredet bzw. uns ernsthaft und vernünftig unterhalten hatten wir uns das erste Mal ca. 5 Monaten nach der Hochzeit. Sie war dem Heer beigetreten und dass ich sie sogar unterstützte, war ihr wohl Zeichen genug, dass ich ihr mit nichts im Weg stehen wollte. Im Gegenteil, egal wie brutal wir - oder eher sie - mit mir umging, ich war ihr schon zu dieser Zeit sehr zugetan. Sie war einfach so stark, selbstbewusst und unabhängig und ich liebte es schlichtweg, dass sie so viel Feuer hatte, dass sie so eine Kämpfernatur war. Diese kleinen Kämpfe untereinander, wurden sogar ein regelrechtes Hobby für uns und irgendwann war es so, dass wir uns mehr verhielten wie Mitstreiter, Kampfgefährten, Kumpel. Wer ging schon nach einem Kampf mit seiner Frau in einen Pub und machte mit ihr ein Wetttrinken, das er dann nur knapp gewann oder gelegentlich sogar verlor? Das gab es nirgends. Das alles führte über die Jahre aber zu einem unwahrscheinlich tiefen und festen Band. Ein Jahr nach unserer Hochzeit konnte man ernsthaft sagen, dass wir uns liebten - aufrecht und ohne jeden Zweifel.

Über 200 Jahre lang waren wir unzertrennlich, ein und dieselbe Person und dann, 1608 bekamen wir den ersten Nachwuchs. Ich werde nie vergessen wie sie mich unter den Wehen beschimpfte und mir unaussprechliche Flüche an den Kopf warf. Nicht zu vergessen wie sie mir eine Hand brach um der Schmerzen Herr zu werden.

Unser erstes Kind war ein Sohn. Aiden. Er hatte ihre feuerroten Haare und war ein kleiner Raufbold, ein Räuber wie er im Buche stand. Knapp drei Jahre später folgte unsere Tochter Celest. Sie hatte mehr mein Aussehen geerbt und war ein kleiner Engel. Sie hing an ihrem Bruder wie eine Klette und war etwas schüchtern. Aber sie war auch für ihr kleines Alter gewitzt und pfiffig."

Dieses Mal legte der Schwarzhaarige aber eine längere Pause ein und er musste etwas schlucken. So angenehm wie die Erinnerung an seine Familie gewesen war, so sehr schmerzte der Teil, der ihm nun wieder vor Augen lag.
 

"Die beiden... Aiden und Celest... sie wurden nur 7 und 4 Jahre alt...

Aleksander und ich wurden 1615 zu einem Aufruhr gerufen. Es hieß, an den westlichen Grenzen würden Truppen der Jägerclans versuchen, unser Territorium einzunehmen. Wir riefen natürlich alle zur Verfügung stehenden Truppen zusammen und machten uns auf den Weg, aber als wir ankamen, war niemand da. Keine Feinde, keine unserer Grenzwachen, niemand.

Cecila war bei den Kindern geblieben, eine Aufgabe die sie eben nach der Geburt des ersten Kindes natürlicherweise übernommen hatte. Aber ich hätte sie besser bei mir gehabt, alle drei...

Der Alarm war eine Falle gewesen, ein Vorwand, um unsere Kampfkräfte aus der Reserve zu locken und sie aus den Ortschaften und den Gutshöfen abzuziehen. Der Feind kam von der anderen Seite und als wir das realisierten, war es bereits zu spät. Sie hatten sich über alles und jeden hergemacht, die Wohnsitze und Dörfer geplündert und niemanden am Leben gelassen!

Kaum dass wir die Falle erkannten, waren wir zurück geeilt, aber es stand alles in Flammen und die Kämpfe tobten noch wie ein alles zerstörender Sturm. Aleksander und ich wurden im Getümmel getrennt, bis heute weiß ich nicht wo er geblieben ist.

Viel schlimmer war aber, wie ich mein Haus betrat, fand ich meine Familie ermordet in der großen Eingangshalle vor..."
 

Wider spannte sich sein Gesicht an, sein Blick wurde finsterer und aus seiner Kehle drang ein Knurren. Auch seine Zähne knirschten stark aufeinander.

"Aiden und Celest... sie lagen reglos am Boden, fast so als schliefen sie, aber ihre Wunden und das ganze Blut sprachen Bände. Und Cecila... sie war nicht nur hingerichtet worden, nein, man hatte sie brutal abgeschlachtet. Dennoch lag sie bei den Kindern, so wusste ich, dass sie sie bis zum letzten Atemzug, bis zum letzten Blutstropfen versucht hatte zu beschützen. Vergebens...

Da ich nicht dagewesen war, um sie zu beschützen, konnte ich ihnen auch jetzt nicht mehr helfen. Ich sah nach meinen Eltern, meinem Onkel, aber sie waren alle getötet worden. Demnach verfiel ich in eine regelrechte Raserei, scharte die übrigen Clanmitglieder um mich und wir vernichteten den Feind, bis auf den letzten. Aber als die Flammen erloschen und tagelanger Regen das Land leergespühlt hatte, wusste ich, dass ich nicht länger dort bleiben konnte.

Meine Familie war ermordet worden. Meinen Bruder konnte ich nicht mehr finden und alles wofür ich am Ende gelebt hatte, war im Nichts verschwunden. Viele Jahre suchte ich Alek. Ich wanderte von Ort zu Ort, Land zu Land, aber nichts.

Seither bin ich ein Einzelgänger. Ich habe irgendwann gelernt, all das hinter mir zu lassen. Das einzige was ich jetzt versuche, ist, mich der Gesellschaft anzupassen. Ich suche mir ein ruhiges Fleckchen, eine Arbeit und eine Bleibe. Die Menschen in meinem Umfeld lasse ich nicht an mich heran, nicht weiter als nötig. Es gibt immer wieder Bekanntschaften, etwas Gesellschaft tut immerhin hin und wieder gut, aber keine Freundschaften. Gehen ein paar Jahre ins Land, wechsle ich meinen Wohnort, um nicht aufzufallen. Dass wir nicht altern, fällt schließlich irgendwann auf.

Im Grunde geht das schon fast 170 Jahre so. Wenn es möglich ist und mir nötig erscheint, nutze ich die Kraft die wir haben, um anderen zu Helfen..."
 

Sein Blick hing dann an Bast, der noch immer schweigend und aufmerksam da saß.

"Das ist auch schon alles. Das Leben was ich bis heute geführt habe. Aber vielleicht glaubst du mir jetzt, das ich nicht nur Weisheiten von mir gebe. Ich weiß aus Erfahrung, dass man sich seiner Vergangenheit stellen muss, sonst holt sie einen ein und richtet dich zu Grunde." Das war Arans Erfahrung... man musste irgendwann los lassen.

"Ich fand später noch heraus, dass einige von den gewandelten Menschen - also die keine Urwölfe waren - uns infiltriert hatten. Um ihr eigenes Leben zu schützen, hatten sie einen Pakt mit den Jägern geschlossen und somit die Falle gestellt. Ich habe die Verräter gejagt und hingerichtet, aber es brachte mir nichts von dem zurück, was ich so geliebt hatte. Verstehst du? Das ist das, was ich mit Rache meinte. Sie tut nur in jenem Moment gut, aber dieser Moment ist schnell vorbei."

Zu schnell...

Aran legte letztlich aber wieder ein leichtes kurzes Lächeln auf, das zu Bast herüberschwamm.

"Du musst dir einfach den Anblick wahren, der dich an die guten Zeiten erinnert. So wie ich Cecilia heute noch immer vor mir sehe. Ihr angriffslustiges Lächeln, das sie immer trug. Ihre wilden, wallenden feuerroten Haare und die glühenden, smaragdgrünen Augen, die scheinbar immer leuchteten. Ihre weiche und doch zugleich raue Stimme, wenn sie meinen Namen oder den der Kinder sprach und ihr unvergleichlicher Geruch, der allgegenwärtig war und ist. Genau so bei Aiden und Celest..."



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