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Love and Blood

von

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Past and Future

Diese Frage konnte ganz einfach beantwortet bleiben: In den Augen seines Gegners, hatte er den Tod nicht verdient. Er kannte ihn nicht mal und im Grunde waren sie beide Menschen. Weshalb also sollte er ihn töten? Töten wegen einem Eber der für sie beide reichen könnte? Töten nachdem er gemerkt hatte, wie verzweifelt der Jüngere war? Nein... So war er nicht gestrickt.

Noch immer schien der Mond auf sie herab, doch sein Licht wurde fahler, so als hätte es sich in den Gardinen eines Wohnhauses verfangen. Auch das Blau der Nacht wurde heller und es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis Schwarz zu Blau wurde, Blau zu Grau und Grau zu Licht.

Ohne die Kraft des schwefelgelben Mondes würden sie sich auch im Antlitz gegenüber stehen.

Der Zeitpunkt der Dämmerung kam immer näher. Man konnte es nicht nur sehen, sondern auch spüren. Der Drang nach Blut wurde schwächer und die Dunkelheit nahm mit dem Untergang des Mondes zu. Und dann war endlich der Zeitpunkt da war, an dem man sich zurückverwandeln konnte. Keuchend lag der Verletzte immer noch auf dem Boden. Doch die körperlichen Schmerzen, die er spürte, waren für ihn nicht schlimm. Sein flehender Blick wanderte hoch zu dem Wolf, der noch vor ihm stand und ihn betrachtete.

"Warum?" Seine Stimme zitterte schwach. "Warum hast du es nicht beendet? Ich...hab das nicht verdient." Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er konnte nicht mehr. Wenn nicht einmal jemand anderes dieses verfluchte Leben beenden konnte, was sollte er dann nur tun? "Bitte..." Es war doch nur ein Biss.

Immer noch in Wolfsgestalt stand Aran vor ihm. So als wäre es nichts verwandelte er sich zurück in einen Menschen und ging gleichzeitig auf den jungen Mann vor sich zu. Wimmernd und blutend lag dieser vor ihm und vor ihm ging er auch in die Hocke. Sein großer Körper neigte sich leicht über den Liegenden, den Kopf etwas schief gelegt.

Bei der Frage, die leise an sein Ohr drang, hob er die Braue seines matten und blinden Auges und schnaufte verächtlich.

"Verrat mir warum ich das tun sollte, Kleiner?! Ich habe wirklich kein Interesse daran, jemanden zu töten. Weder weil er es so will, noch weil ich es könnte." Der Junge hatte ihm nichts getan und somit wäre es in seinen Augen falsch. "Hast du mich nur aus diesem Grund angegriffen? Damit ich dein Leben beende?" Wenn ja, dann war es töricht und dumm zugleich gewesen. Denn so etwas, das sollte man von keinem anderen verlangen.

"Weil...ich ein schlechter Mensch bin." Nein, das war nicht richtig. Das Wort 'Mensch' war nicht richtig. "Weil ich ein Monster bin. Ich...ich habe..." Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er hätte fast jemanden dazu gebracht, das zu tun, was er so sehr bereute. Wie tief war er gesunken, jemandem diese Bürde auferlegen zu wollen?

"Es tut mir leid." Er ließ seinen Kopf nach unten sinken. "Anfangs wollte ich das nicht." Anfangs hatte ihn der reine Jagdtrieb hierher gebracht. "Aber du warst so stark." Und er war so verzweifelt, dass er nicht mehr klar denken konnte. "Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht damit belasten. Ich wollte dich nicht zu einem Mörder machen. Ich wollte nicht..." Er wollte vieles nicht. Alles war einfach falsch. Er wollte nicht hier sein. Er sollte nicht hier sein. Das war nicht sein Platz. Sein Platz war bei ihr. Doch sie war nicht mehr da.

"Ich wollte das nicht...es tut mir leid." Sein Körper zitterte wegen der Schuldgefühle.

Der größere Schwarzhaarige seufzte und nickte leicht. Ein wenig verstand er schon und in all den Jahren, die er nun schon auf diesem gottverdammten Planeten war, hatte Aran ein gewisses Gespür für solche Dinge entwickelt.

"Ist schon gut..."

Er ließ sich neben dem Jungen nieder und rollte ihn erst mal auf die Seite, sodass er besser atmen konnte. Dann blickte er ihn wieder an.

"Lass mich raten: dich hat irgendeiner verwandelt und du wusstest nicht mal was passiert war, nicht?"

Viele seiner Sorte waren wie Schatten. Sie kamen aus dem Nichts, schlugen zu und waren dann genau so schnell wieder verschwunden. Ein Mensch, jemand der keine Ahnung hatte, konnte gar nicht wissen, wie ihm geschah. Jene, die davon nichts wussten und in Frieden lebten, waren oft am schlechtesten dran. Sie konnten sich nicht in Acht nehmen und sich nicht schützen. Die Unwissenheit machte sie Blind.

Unwissenheit machte immer Blind!

Indirekt wurde dessen Vermutung bestätigt. "Es ging so schnell." Er wusste wirklich nicht, was passiert war. Aber dieses Gefühl, das er gespürt hatte, würde er niemals vergessen. Dieses Brennen, diese Schmerzen. Er schloss die Augen. Und sofort war da das Gesicht seiner geliebten Schwester. "Ich...hab es irgendwie wieder rein geschafft." Er hatte es überlebt. "Aber meine Schwester..." Er wusste es nicht, ob es an der ruhigen Art des Mannes mit der Narbe lag oder daran, dass er seitdem mit keiner Menschenseele geredet hatte, aber wie von selbst erzählte er von seiner Familie. Von seiner Schwester. Und von seiner schrecklichen Tat.

"Sie wollte doch nur helfen. Und ich...und ich..." Er öffnete wieder sein Augen. "Ich bin ein Mörder. Ich verdiene es nicht, zu leben." Und erst recht verdiente er es nicht, glücklich zu sein.

Es war egal welcher Grund ihn dazu bewegte, Aran hörte zu, bis der Junge geendet hatte. Kurz musste er dann auch unweigerlich die Augen schließen und schwer ausatmen. Wenn auch nicht so, aber ein ähnliches Schicksal hatte ihn auch getroffen.

"Du bist ein verdammt armer Kerl, aber eines bist du mit Sicherheit nicht: ein Mörder", begann Aran.

"Das, was dich angegriffen hat und das, was deinen Vater und deine Schwester getötet hat, das war ein und dasselbe. Weder wusstest du, was du bist, noch was du tust und ein Monster bleibst du nur, wenn du nicht lernst, den Fluch, der dir auferlegt wurde, zur Gabe zu machen."

Er selbst stand auf, blieb aber bei dem Verwundeten stehen.

"Man könnte meinen, dass ich leicht reden habe, denn ich wurde so geboren. Ich habe keine zwei Seelen die in Einklang gebracht werden müssen. Bei dir ist das aber der Fall, Kleiner."

Der größere von ihnen legte eine kurze Sprechpause ein, so als wolle er damit die folgenden Worte noch einmal extra betonen.

"Das einzige was du jetzt zu tun hast, ist mir in die Augen zu sehen und mir zu sagen das du leben willst, erst dann kann ich dir helfen!"
 

Er war kein Mörder? Aber durch seine Hand war Saria getötet worden. Er verstand nicht, was das mit den zwei Seelen bedeutete und doch wusste er es. Er spürte es: da war etwas anderes in ihm. Etwas, das vorher nicht da gewesen war und das im Moment schlummerte. Doch es war da und es drohte ihn jede Nacht aufs neue zu verschlingen. Wie sollte er das zu einer Gabe machen?

Er war ein Gefahr für andere. Er hatte nicht das Recht, zu leben. Und doch...seine Schwester hatte ihm gesagt, er wäre nun frei. Sie hatte gesagt, er solle glücklich werden. Er wusste nicht, wie er das ohne sie schaffen sollte, doch das war ihr letzter Wunsch gewesen.

Sie hatte sich gewünscht, dass er glücklich wurde. Sie hatte sich gewünscht, dass er lebte. Er hatte immer nur das beste für sie gewollt. Und sie hatte immer nur das beste für ihn gewollt. Er würde ihre Hoffnungen und Bemühungen nicht umsonst gewesen sein. Tränen liefen ihm am Gesicht herunter.

"Ich will leben."

Diese drei Worte waren es auch nur, die Aran hatte hören wollen. Ohne weiter zu zögern, beschloss er, dem Jungen zu helfen. Ihm hatte damals keiner beigestanden und wo sein Bruder war, das wusste er bis heute nicht. Vielleicht war er auch längst nicht mehr am Leben, aber das zählte gerade nicht.

Er schnappte sich den Verwundeten, zog ihn langsam, achtsam auf die Beine und klemmte ihn sich an die Seite. Dessen Arm über seine Schultern gelegt, seinen um dessen Rücken.

"Na komm, erst mal bringen wir dich von hier weg und dann solltest du dich ausruhen."

Aran schleifte ihn beinahe mit, trotzdem kamen sie recht zügig voran.

"Die Wunden werden bald verheilt sein. Es ist wirklich nichts ernstes, nicht für einen Werwolf."

In relativ kurzer Zeit wäre er wieder hergestellt und dann sollten sie daran arbeiten, das er seine beiden Seelen ins Gleichgewicht brachte. Das Yin konnte nicht ohne das Yang.

Ein schwaches Nicken folgte. "Ich weiß..." Er hatte ja selbst erlebt, wie er sich von den Wunden der Verwandlung erholt hatte. Ein normaler Mensch hätte das niemals überlebt. Doch nun waren im Moment seine Beine schwach und ohne die Hilfe das anderen hätte er keine zwei Schritte geschafft, ohne nicht wieder zu Boden zu sinken.

Wo wurde er nun hingebracht? Keuchend versuchte er, nicht sein ganzes Gewicht auf den anderen zu legen, doch jede Belastung ließ seine Beine erzittern. Der andere aber sagte nichts, sondern ging langsam und Schritt für Schritt mit ihm weiter. Er wusste noch nichts über diese Person, doch sie half ihm. Und das nicht nur auf die eine Weise. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann ihm jemand das letzte mal unterstützend zur Hand gegangen war. Von seiner Schwester einmal abgesehen.

"Wie...heißt du?"

Ob er sich würde ausruhen können, war allerdings fraglich. Er hatte die ganzen letzten Wochen keinen einzigen Moment der Ruhe gehabt.



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