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Ist der Ruf erst ruiniert ...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hatte das Kapitel für heute fest eingeplant, weil der 30. Juni der ursprüngliche Einsendeschluss des Wettbewerbs war. Aber jetzt wurde der Wettbewerb doch noch verlängert. Also, wenn noch jemand mitmachen will ... ich denk, sag mal. ;) Komplett anzeigen

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Dynamit im Kaffee

„Ich habe ein Problem“, sagte Anko ernst.

Langsam legte Ibiki die Akte beiseite, die er gerade studiert hatte, und drehte sich um. Seine Augen waren misstrauisch verengt.

„Erstens, wie bist du unbemerkt in mein Büro gekommen, Mädchen? Zweitens ist dir hoffentlich klar, dass ich dich auf der Stelle verhaften könnte, weil du hier nichts, aber auch gar nichts zu suchen hast. Und drittens, wie kommst du auf den Gedanken, ausgerechnet ich könnte dir bei deinem Problem helfen?“

„Ich habe niemanden, der mit mir zu dem Fest geht.“

„Was für ein Fest?“

„Nicht dein Ernst!“ Anko drängelte sich an ihm vorbei und setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs. „Unsere verehrte Hokage hat ihr einjähriges Jubiläum!“

„Deswegen gibt es ein Fest?“, fragte Ibiki stirnrunzelnd.

„Klar! Warum nicht?“

„Wirklich ein Grund zum Feiern. Juhuu, Tsunade-sama ist ein Jahr im Amt. Sie ist erst zweimal wegen betrunkener Ruhestörung verhaftet worden und hat bisher davon abgesehen, Konoha an den Kazekage zu verhökern, um ihre Spielschulden zu begleichen.“

Anko pfiff durch die Zähne. „Oh-oh, Ibiki, das grenzt ja an Majestätsbeleidigung. Soll ich dich anzeigen?“

„Tsunade-sama weiß, dass ich ihr so treu ergeben bin wie jedem Hokage Konohas. Abgesehen davon ist das hier mein Büro, und hier rede ich, wie es mir passt. Was mich wieder zu der Frage führt, was du hier zu suchen hast.“

„Ich wollte dich fragen, ob ...“

„Wenn du mich etwas fragen willst, fang mich auf dem Heimweg in einer dunklen Seitengasse ab wie jeder andere Shinobi auch. Aber um die Frage zu beantworten, nein.“

„Och, Ibiki ... überleg es dir wenigstens. Okay?“

Mit schief gelegtem Kopf und einem Lächeln, das anscheinend verführerisch sein sollte, blinzelte Anko ihn an. Ihr Rock endete entschieden zu weit über dem Knie, und Ibiki knurrte.

„Hör auf, so blöd zu grinsen. Und hör vor allem mit diesem gefährlichen Unsinn auf.“

„Gefährlich?“

„Du räkelst dich lasziv auf dem Schreibtisch eines ANBU-Offiziers, Mädchen! So etwas tut man nicht!“

„Warum nennst du mich eigentlich Mädchen?“

„Ich sehe darin mehr Sinn, als wenn ich Junge sagen würde.“

„Dein Humor ist mal wieder so wunderbar flach.“

„Ach ja? Sonst bekomme ich immer gesagt, ich hätte einen grausamen Sinn für Humor.“

„Von deinen Opfern?“

„Welchen Opfern? Ich ziehe ... Gesprächspartner vor.“

Spöttisch hob Anko eine Augenbraue. „Und ich dachte, du wärst niemand für Euphemismen.“

„Von meinen Gesprächspartnern erwarte ich vor allem, dass sie meine Fragen beantworten. Das ist deine letzte Chance, Anko: Wie bist du hier herein gekommen?“

„Habe deinen Wachen am Eingang etwas Explosives in ihren Kaffee gemischt und mich vorbei geschlichen.“

„Izumo und Kotetsu?“

„Ja. Bist du sauer?“

„Ich sollte diesen beiden Dilettanten den Lohn kürzen, weil sie dämlich genug waren, ihre Getränke unbeaufsichtigt zu lassen. So etwas kann feiernden Teenagerinnen passieren, aber nicht ausgebildeten Shinobi.“

„Mir haben sie beinahe leid getan. Richte ihnen doch bitte aus, dass ich beim nächsten Mal nur Abführmittel nehmen werde.“

Prüfend sah Ibiki sie an. „War das etwa eine Entschuldigung?“

„Nein, nein. Ein Versprechen.“

„Dann bin ich ja beruhigt.“

Anko grinste, drehte eine Haarsträhne um ihren Finger und überlegte.

„Ibiki?“

„Nein.“

„Gehst du mit mir zu dem Fest?“

Nein, Anko.“

„Dann eben nicht!“ Sie rutschte von seinem Schreibtisch und streckte ihm die Zunge heraus. „Frage ich halt jemand anderen.“

„Als ob du zu mir gekommen wärst, wenn du nicht schon alle anderen abgeklappert hättest“, sagte Ibiki trocken und hob ein paar Blätter wieder auf, die sie herunter gestoßen hatte.

„Irgendwen werde ich schon finden. Und du wirst ja sehen, was du davon hast!“ Anko machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich gehe jetzt erst einmal Schokolade essen, und dann sehe ich weiter.“

„Frustessen?“

„Ach, dafür ist es noch zu früh! Nur ein bisschen naschen. Da fällt mir ein, ich muss auf meine Figur achten, sonst passe ich morgen nicht in diesen verdammten Yukata ...“

„Schade, Anko. Keine Schokolade für dich.“

„Dann eben morgen!“, entschied sie und ging zur Tür. „Bei dem Fest werden sie wohl hoffentlich welche haben. Wir sehen uns!“

„Aber nicht morgen“, knurrte Ibiki. „Darauf kannst du Gift nehmen.“

Besuch in der Nacht

„Hey, Ibiki.“

Im Bruchteil einer Sekunde fuhr Ibiki aus dem Bett auf, zog das Kunai unter seinem Kopfkissen hervor und schleuderte es in die Richtung der Stimme. Anko konnte gerade noch ausweichen, und die Klinge blieb mit einem dumpfen Laut im Fensterrahmen stecken.

„Sachte, sachte, alter Knabe! Ich bin kein Spion oder so etwas.“

„Man kann nie wissen“, knurrte Ibiki und knipste die Nachttischlampe an. „Warum zum Teufel schleichst du dich nachts durch mein Schlafzimmerfenster?“

„Alte Gewohnheit. Mich wundert es, dass du es offen stehen lässt.“

„Ich wohne im fünften Stock.“

„In einem Dorf wie Konoha macht das doch keinen Unterschied. Hier gibt es keine Dächer – nur Abkürzungen.“

Grummelnd tastete Ibiki nach dem Kopftuch auf seinem Nachttisch und band es sich um, um die Narben auf seinem Schädel zu verdecken.

„Meinetwegen brauchst du dich nicht zu verhüllen“, sagte Anko aufgeräumt und ließ sich auf die Bettkante fallen. „Ich habe keine Angst vor dir.“

„Solltest du aber, wenn du mich mitten in der Nacht weckst.“

„Immerhin hast du darauf verzichtet, mich bei lebendigem Leibe zu häuten. Oder was du sonst mit nächtlichen Eindringlingen zu tun pflegst ...“

„Häuten ist durchaus eine Option. Immer noch.“

„Och, Ibiki.“

„Kein Och, Ibiki. Sag mir, warum du hier bist – dann werde ich dir erklären, warum dieser Grund Unfug ist, dich wieder rauswerfen und weiter schlafen.“

„Du weißt doch, worum es geht.“

Er seufzte ungeduldig. „Sag nicht, du brauchst immer noch eine Begleitung für dieses überflüssige Fest.“

„Komm schon, Ibiki!“ Anko verzog den Mund. „Genma hat mich ausgelacht, Asuma hab ich gar nicht erst gefragt ... Kotetsu konnte ich nicht fragen, weil er vor mir weggerannt ist ...“

„Kann ich ihm nicht verübeln.“

„... und Kakashi hat gesagt, er tänzelt eher Händchen haltend mit Gai über dieses Fest, bevor er mit mir geht.“

„Das will ich sehen“, sagte Ibiki schmunzelnd.

„Dann sieh es dir doch an! Wir gehen zusammen hin, und ...“

Nein, Anko.“

„Früher oder später bereust du es.“

Ibiki hob eine Augenbraue.

„Vielleicht“, gab Anko zu. „Andererseits, wenn du es bist ...“

„Wenn, wäre, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es ist jetzt ...“ Ibiki sah auf seinen Wecker. „Es ist halb zwei, und ich muss um sechs wieder raus, um einen mutmaßlichen Brandstifter zu tranchieren. Das ist wirklich kein Zeitpunkt, um über Möglichkeiten zu diskutieren.“

„Jetzt stell dich doch nicht so an! Alle werden sich amüsieren!“

„Ich bin niemand, der sich gerne amüsiert. Es liegt einfach nicht in meiner Natur.“

„Oh nein, nein!“ Anko schüttelte den Kopf. „So nicht, Morino Ibiki! Das hast du mir beim letzten Mal schon gesagt, als ich dich zu Aobas Geburtstagsfeier einladen wollte. Und davor, als ...“

„Weil ich da auch keine Lust hatte.“

„Jeder amüsiert sich gerne! Und sag jetzt nicht, dass es deine Art von Unterhaltung ist, dich mit deinen Gesprächspartnern zu vergnügen!“

„Und wenn es stimmt?“

„Sag mir, was dein Problem ist“, sagte Anko entschieden. „Denn egal, wie oft du mich anlügst – du weißt, es ist gelogen. Und ich auch.“

Ibiki presste die Lippen aufeinander. „Ich lüge niemals.“

„Verarsch mich nicht, Ibiki! Du ...“

„Was glaubst du denn?“, fauchte er, griff nach seinem Kopftuch und riss es wieder herunter. „Schau mich an, Anko! Ich bin groß und hässlich und gruslig, ich mache Leuten Angst! Ich bin der Typ von Mensch, der in einen Raum kommt und alle knallen die Hacken zusammen. Ich bin nicht der Typ, den man gerne auf seiner Geburtstagsfeier hat. Oder auf irgendeiner Feier.“

Anko riss den Blick von seinen Narben los, Unglaube auf dem Gesicht. „Du willst mir ernsthaft erzählen, dass du es aus Rücksicht tust? Seit wann stellst du das Glück von irgendjemand anderem vor dein eigenes?“

„Darum geht es doch gar nicht.“

„Geht es wohl! Du besuchst keine Feste, weil du niemanden erschrecken willst? Komm schon, Ibiki! Als ob bei dem Gedränge morgen irgendwer auf dich achten würde. Kannst ja von mir aus das Kopftuch aufziehen, wenn wir gehen. Ich verspreche dir, dass niemand salutieren oder schreiend weglaufen wird.“

„Und wenn jemand es doch tut?“

Anko schlug die Faust in die Handfläche. „Dann kriegt er von mir die Ohren langgezogen!“

Das ist ein Grund, schreiend wegzulaufen“, sagte Ibiki düster, aber er konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl.

„Vergiss die anderen, alter Knabe.“ Anko beugte sich etwas näher und knuffte ihn vor die breite Brust. „Geh mit mir zu diesem Fest und vergiss für ein Weilchen, dass du ein großer, böser ANBU-Schurke bist.“

„Also schön.“

„Wow! War das ein Ja?“

„Das war ein Du hast mich breitgeschlagen, Anko, und jetzt hau ab und lass mich schlafen, bevor ich meine Meinung ändere.“

„Das ist irre!“ Anko grinste und rappelte sich vom Bett auf. „Na ja, aber alles andere wäre schließlich lächerlich. Als ob ausgerechnet du aus Rücksicht ... aus Menschenliebe sozusagen ...“

„Hör auf, meine Psyche zu analysieren. Wenn überhaupt ist das mein Job.“

„Bist wohl doch nicht so ein böser Fiesling, was?“

„Anko!“, donnerte Ibiki. „Lass mich verdammt nochmal schlafen!“

„Na gut, na gut.“ Sie kletterte auf das Fensterbrett, sah sich aber noch einmal zu ihm um. „Ibiki?“

„Was?“

„Was machst du normalerweise mit ungebetenen Besuchern mitten in der Nacht?“

„Dem letzten habe ich mit einem Kunai beide Hände am Fensterbrett festgenagelt und ihn wieder rausgeworfen. Da habe ich ihn hängen lassen bis zum nächsten Morgen.“

„Das klingt harmloser als erwartet.“

„Du willst nicht wissen, was mit dem vorletzten passiert ist.“

Sie kicherte. „Wir sehen uns morgen. Ich hole dich ab!“

„Mach das. Aber bilde dir nicht ein, dass ich bei diesem Fest einen Yukata trage, an irgendwelchen albernen Spielchen teilnehme oder mich sonstwie amüsiere.“

„Wer weiß? Heute morgen hättest du noch nicht geglaubt, dass du überhaupt hingehst!“

Bevor Ibiki etwas darauf erwidern konnte, hatte sie sich aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit fallen lassen. Er knurrte, legte das Kopftuch sorgfältig gefaltet auf den Nachttisch und ließ sich wieder in sein Kissen sinken.

„Komisches Mädchen“, murmelte er und knipste das Licht aus. „Man sollte gar nicht meinen, dass es ihr bei aller offensichtlichen Bemühung so schwer fällt, einen Mann abzukriegen.“

Erdbeeren in Schokolade

„Ich wusste, dass du deine Meinung nicht mehr ändern würdest!“

„Ich habe gesagt, ich sehe mir dieses Fest an“, stellte Ibiki klar. „Ich habe weder versprochen, dass ich lange bleibe, noch, dass ich dir irgendwelche Getränke bezahle – falls du das erwartet hast. Und ich habe dir auch nicht erlaubt, meinen Arm zu nehmen.“

„Och, stell dich nicht so an!“

„Anko, ich meine es ernst. Lass mich los.“

Anstelle einer Antwort schlang Anko beide Arme um seinen und lehnte den Kopf gegen seinen Ellbogen – sicher hätte sie lieber die Schulter genommen, aber dafür war er entschieden zu groß. Ibiki knurrte irgendetwas und sah sich um. Für seinen Geschmack gab es auf dem Fest zu viele Menschen, zu viel Lärm und zu viele Betrunkene.

„Jetzt schau sie dir an!“ Er deutete auf ein paar Männer, die lauthals irgendein Trinklied gröhlten. „Unachtsam. Leichte Beute.“

„Nicht jeder von uns erwartet hinter jedem Stein einen Attentäter, Ibiki“, neckte Anko ihn.

„Ein guter Shinobi sollte das aber tun!“

„Nicht heute. Das ist ein Fest! Entspann dich, okay?“

„Es war ein Fehler, herzukommen.“

„Oho. Hat der große Ibiki etwa die Situation falsch eingeschätzt?“

„Halt den Mund“, brummte er.

Die Menschenmenge wurde stetig dichter, aber noch kam man zumindest ohne Probleme voran. Ein kleines Mädchen einige Schritte weiter zeigte auf das ungleiche Paar. Anko schnitt ihm eine Grimasse, und Ibiki starrte es so lange an, bis es in Tränen ausbrach. Die Mutter warf beiden einen empörten Blick zu und zog die Kleine weiter.

„Wir stechen definitiv aus der Menge heraus, Anko.“

„Weil du keinen Yukata tragen wolltest, sondern deinen blöden alten Ledermantel anhast!“

„Kein Wort gegen meinen Ledermantel“, sagte Ibiki eiskalt. „Und außerdem starren die Leute eher dich an.“

„Wieso mich?“

„Guck dich doch mal an, Mädchen! Deine Klamotten sind ein Hauch von Garnichts.“

„Stimmt ja gar nicht! Das ist ein ganz normaler Yukata.“

„Mit einem Ausschnitt bis zum ...“

„Jaja, vielleicht ist er etwas ... lose. Ich musste mich mit dem Anziehen beeilen, okay? Musste doch mein Date abholen.“

„Welches Date?“

„Na, dich! Du bist meine erste männliche Begleitung seit fast einem Jahr, weißt du? Ich war richtig aufgeregt, wie ein kleines Schulmädchen.“

„Nicht dein Ernst.“

„Doch.“ Anko sah zu ihm auf und stieß ihm den Ellbogen zwischen die Rippen. „Hör auf, so blöd zu grinsen.“

„Tue ich ja gar nicht“, sagte Ibiki grinsend.

„Tust du wohl.“

„Widersprich mir nicht! Und lass das mit dem Date ja niemanden hören.“

„Warum nicht?“, fragte Anko fröhlich. „Lass uns wenigstens so tun, als hätten wir eins, wenn uns jemand fragt!“

„Warum sollten wir das tun?“, erkundigte Ibiki sich kühl.

„Weil ich ihre Gesichter sehen möchte!“

„Wir sind eine Zwei-Mann-Freakshow.“

„Eben!“

„Wir werden Witzfiguren sein, Anko.“

„Na und? Mir ist es egal, was die anderen sagen. Dir doch sicher auch, bei deinem Job.“

„Nein, eben nicht, und zwar genau wegen meinem Job. Ich habe einen schlechten Ruf zu verlieren, und wenn ...“

„Schau mal!“, unterbrach Anko ihn und deutete begeistert auf einen kleinen Stand ein paar Schritte weiter. „Die haben Früchte in Schokolade!“

„Ich habe dir schon gesagt, dass ich dir nichts kaufen werde.“

„Streng genommen hast du nur von Getränken gesprochen ...“

„Nein, Anko!“

„Dann bezahle ich es eben selbst!“ Anko schnaufte. „Du hast keine Ahnung davon, wie man eine Frau bei einem Date behandelt, Ibiki.“

„Anko, sprich mir nach. Wir. Haben. Kein. Date.“

„Egal!“ Sie ließ seinen Arm los und steuerte auf den Stand zu. „Ich geh jetzt Schokolade essen!“

Knurrend folgte Ibiki ihr. „Ich dachte, du stehst auf Dangos.“

„Auch. Aber ein Mensch kann sich ja nicht nur von Dangos ernähren!“

„Ein Mensch nicht, aber bei dir wäre ich mir da nicht so sicher ...“

„Witzbold. Hallo, Sie da? Ich möchte die Erdbeeren, bitte. Die sehen gut aus!“

„Sofort“, sagte der ältere Verkäufer seelenruhig, griff nach einem der Holzspieße mit Erdbeeren in Schokolade und schob ihn in eine Papiertüte. Ibiki trat neben Anko und sah missbilligend zu. Der Mann hob den Kopf, sah die beiden an und fror in der Bewegung ein, die verschlossene Tüte noch in der Hand. Erst, als Anko das Geld auf die Theke klimpern ließ und Ibiki seinen finstersten Blick aufsetzte, wurde er rot.

„Haben Sie irgendein Problem?“, fragte Ibiki.

„Oh, nein, nein!“, beteuerte der Mann. „Sie sind nur so ein ... reizendes Pärchen.“

„Wir sind kein Pärchen“, erwiderte Anko, hängte sich an Ibikis Arm und schenkte ihm einen hinreißenden Augenaufschlag. „Nur Kollegen.“

„Du machst das mit Absicht, oder?“, knurrte Ibiki.

Der offensichtlich verstörte Verkäufer reichte Anko die Tüte, ohne ihr oder Ibiki ins Gesicht zu sehen. „Vielen Dank. Schönen Abend noch.“

„Das bedeutet übersetzt, wir sollen gehen“, brummte Ibiki. „Komm jetzt.“

Er befreite sich aus Ankos Griff und ging mit großen Schritten davon. Anko musste rennen, um zu ihm aufzuholen.

„Warte doch mal! Meine Erdbeeren!“

„Tu das nie wieder!“, fauchte Ibiki. „Du schaffst es an einem Abend, mein jahrelang gepflegtes Image als verdammt harter Hund zu zerstören!“

„Jetzt hör schon auf mit deinem Image“, nörgelte Anko, die mittlerweile wieder neben ihm lief und etwas undeutlich an einer Erdbeere vorbei redete. „Was soll ich denn sagen? Ich war als Kind schon die, mit der niemand spielen wollte, weil sie zu seltsam war.“

Nachdenklich sah er zu ihr hinunter. „Jetzt, wo du es sagst ... stimmt. Ich kann mich dunkel erinnern, dass du damals eine Vorliebe für menschliches Blut hattest.“

„Eigentlich für Blut im Allgemeinen.“

„Ist das der Grund, aus dem du keinen anständigen Mann abkriegst?“

„Wie kommst du darauf? Ich habe doch dich!“

„Aber mich kann man objektiv betrachtet nicht als anständigen Mann einstufen.“

„Nicht so bescheiden, Ibiki!“ Anko kicherte, dann zuckte sie die Achseln. „Aber stimmt schon. Die anderen finden mich gruslig. Nur du nicht.“

„Nun, ich bin Elend gewohnt.“

„Dich finden auch alle gruslig, aber du brauchst das wohl für deinen Job. Mich würden sie ignorieren, wenn sie könnten – deswegen laufe ich gerne herum und nerve sie ein bisschen. Ich lasse mich nämlich nicht gern ignorieren, verstehst du?“

„Ach, daran liegt das“, sagte Ibiki.

„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Das ist mein Motto!“

Ibiki überlegte einen Moment lang. „Wir zwei würden zusammen passen.“

Anko lachte auf. „Alter Charmeur. Seit wann hast du die Ironie für dich entdeckt?“

„Das war keine Ironie“, erwiderte Ibiki, ohne eine Miene zu verziehen. „Das war mein voller Ernst. Du bist sadistisch veranlagt, undurchschaubar, und du hast eine enge Beziehung zu jemandem gehabt, der mittlerweile einer der Erzfeinde Konohas ist. Ich bin für gewöhnlich derjenige, der Leuten wie dir auf den Zahn fühlt.“

„Du bist so sentimental wie ein Stein“, sagte Anko süffisant.

Ibiki schnaubte verächtlich. „Wer will schon sentimental sein?“

„Stimmt auch wieder.“ Sie zog die letzte Erdbeere von ihrem Spieß. „Erdbeere gefällig?“

„Ich lasse mich nicht von dir füttern, als wäre das hier ein Date.“

„Ein Date!“

Nein, Anko!“

„Spießer“, urteilte sie, warf sich die letzte Erdbeere in den Mund und schmatzte. Ibiki betrachtete sie von der Seite her und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

„Du benimmst dich zwar nicht gerade damenhaft, aber du bist meine erste weibliche Begleitung seit ... langem.“

„Das überrascht mich überhaupt nicht. Wenn du also einmal die Gelegenheit hast, vor allen so zu tun, als hättest du ein Date, dann heute!“

Anko zerknüllte die Papiertüte, warf sie in den nächstbesten Abfalleimer und hakte sich wieder unter Ibikis Arm. „Komm schon! Auf ins Gefecht!“

„Also schön.“

„War das wieder eines deiner Jas, die etwas anderes bedeuten?“

„Das war ein Anko, du bist eine verdammte Zumutung, aber da wir das heute Abend nicht ändern können, machen wir einfach das Beste daraus.

„Es war ein Ja“, sagte Anko zufrieden, und Ibiki verdrehte die Augen, ohne zu widersprechen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Jaelaki
2014-11-02T19:07:51+00:00 02.11.2014 20:07
Die Kriterien

Beurteilt wird

Inhalt [11 P.]
~ ist die Geschichte interessant?
~ logisch aufgebaut?

Die Geschichte war für mich – vor allem durch die Charaktere, aber auch die Umsetzung – etwas Neues und daher interessant. Die Dialoge haben etwas Dynamisches und Natürliches.
Auch die Entwicklung ist logisch. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass etwas nicht passt.
Mir hat die Geschichte gut gefallen! Auf der anderen Seite gab es keinen Punkt, an dem ich emotional total mitgerissen wurde (ich mein nicht im romantischen Sinne) oder vor Action an meinen Fingernägeln genagt hätte. Alles in allem empfinde ich die Leistung in diesem Bereich als gut.

Schwierig bei der Bewertung ist leider, dass es keinen Vergleich gibt, wie andere es umgesetzt hätten, da deine Geschichte die einzige ist, die sich qualifiziert hat.

Die geforderten Kriterien hast du alle erbracht. Mehr dazu im Folgenden.

Charaktere [14 P.]
~ werden sie authentisch dargestellt [IC]?
~ und tiefgründig oder oberflächlich?

Die Charaktere hast du schön IC dargestellt. Die Aussagen sind oft ansprechend sarkastisch und passen zu den jeweiligen Charakteren. Hier habe ich nichts zu meckern.
Besonders aussagekräftig empfand ich: „Kein Och, Ibiki. Sag mir, warum du hier bist – dann werde ich dir erklären, warum dieser Grund Unfug ist, dich wieder rauswerfen und weiter schlafen.“

Super amüsant:
„... und Kakashi hat gesagt, er tänzelt eher Händchen haltend mit Gai über dieses Fest, bevor er mit mir geht.“

Charakterlich unschlagbar passend:
„Nicht jeder von uns erwartet hinter jedem Stein einen Attentäter, Ibiki“, neckte Anko ihn.
„Ein guter Shinobi sollte das aber tun!“


Mit Witz und trotzdem überzeugend hast du die Charaktere gestaltet. Gefällt mir sehr gut! Obwohl deine Geschichte recht kurz war, stellst du die Charaktere nicht oberflächlich dar. Ibikis verschrobene Art ist deutlich zu erkennen und auch Ankos zuweilen nerviger, aber selbstbewusster Charakter kommt gut rüber.

Stil [13 P.]
~ ist der Schreibstil angemessen?
~ ist der Inhalt gut umgesetzt?

Du überzeugst mit schlagfertigen Dialogen und lockeren Sprüchen. Beschreibungen kamen so gut wie gar nicht vor, was ich aber in dieser Geschichte nicht als negativ empfand. Trotzdem solltest du generell darauf achten. Den Inhalt hast du durch die Gespräche super rübergebracht.

Rechtschreibung & Grammatik [14 P.]
~ wie sieht es mit der Rechtschreibung und der Grammatik aus?

Alles super.

Kreativität [13 P.]
~ ist die Geschichte voller Klischees?
~ oder zeigt die Geschichte neue Aspekte der beiden?
~ oder [ebenso gut] sind altbekannte Aspekte interessant umgesetzt?

Die Geschichte zeigt altbekannte Aspekte der beiden Charaktere und bettet sie in den Rahmen des Festes. Dadurch fließen auch neue Seiten mit ein. Das Thema eines Festes in Konoha ist natürlich nicht super neu, aber die beiden Charaktere sind selten vertreten in Fanfictions und allein dadurch gibt es einen Bonus.

„Was machst du normalerweise mit ungebetenen Besuchern mitten in der Nacht?“
„Dem letzten habe ich mit einem Kunai beide Hände am Fensterbrett festgenagelt und ihn wieder rausgeworfen. Da habe ich ihn hängen lassen bis zum nächsten Morgen.“
„Das klingt harmloser als erwartet.“
„Du willst nicht wissen, was mit dem vorletzten passiert ist.“


Da stellt sich mir nur die Frage, warum er so viel nächtlichen Besuch bekommt. ;-D
Mir gefallen diese Dialoge sehr gut. Sie wirken nicht aufgesetzt oder „bemüht darum, lustig zu sein“. Im Gegenteil.

„Ich habe gesagt, ich sehe mir dieses Fest an“, stellte Ibiki klar. „Ich habe weder versprochen, dass ich lange bleibe, noch, dass ich dir irgendwelche Getränke bezahle – falls du das erwartet hast. Und ich habe dir auch nicht erlaubt, meinen Arm zu nehmen.“

Du flechtest ganz locker in authentische Aussagen witzige Ecken, das macht die Dialoge auch so spritzig.

„Widersprich mir nicht! Und lass das mit dem Date ja niemanden hören.“
„Warum nicht?“, fragte Anko fröhlich. „Lass uns wenigstens so tun, als hätten wir eins, wenn uns jemand fragt!“
„Warum sollten wir das tun?“, erkundigte Ibiki sich kühl.
„Weil ich ihre Gesichter sehen möchte!“
„Wir sind eine Zwei-Mann-Freakshow.“
„Eben!“

Ich finde es gut umgesetzt, wie du das Thema Date einbindest. Vor allem, weil man bei den beiden grundsätzlich davon ausgeht, dass es nicht passt. Weder zu den Charakteren einzeln, noch zu den beiden gemeinsam. Aber die Dialoge führen praktisch „automatisch“ zu der Schlussfolgerung. Natürlich wird es ironisch aufgezogen, aber letztlich: Wie war das mit dem Fünkchen Wahrheit?

„Ist das der Grund, aus dem du keinen anständigen Mann abkriegst?“
„Wie kommst du darauf? Ich habe doch dich!“
„Aber mich kann man objektiv betrachtet nicht als anständigen Mann einstufen.“
„Nicht so bescheiden, Ibiki!“ Anko kicherte, dann zuckte sie die Achseln. „Aber stimmt schon. Die anderen finden mich gruslig. Nur du nicht.“
„Nun, ich bin Elend gewohnt.“


Was ich dies bezüglich besonders wichtig und gelungen finde ist, dass es trotzdem nicht kitschig wird – was wirklich unpassend wäre. Beide Charaktere bleiben in ihren „Rollen“ und authentisch – ohne jedoch unbeweglich und starr zu wirken. Schön umgesetzt!

Beschreibungsseite [11 P.]
~ ist die Geschichte übersichtlich und ansprechend verpackt?

Die Inhaltsangabe gefällt mir sehr gut. Knapp, aussagekräftig, macht neugierig.
Formal könnte es allerdings ansprechender sein. Alles in allem gut.

Fazit [13 P.]

Alles in allem ist deine Geschichte sehr gut und ich habe sie gerne gelesen.
Daher hast du den ersten Platz auch verdient, obwohl die Geschichte ja letztlich außer Konkurrenz lief.

Ich danke dir für deine Teilnahme! Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht! ^^

Mein Kommentar ist subjektiv. Hier spiegelt sich lediglich meine persönliche Meinung wieder. Ich möchte niemanden angreifen. Wenn du Fragen hast, kannst du dich natürlich gerne an mich wenden.

Grüße,
Jaelaki

Dieser Wettbewerb wird von dem Exklusive-Naruto-Fanfictions ||[ Kommentar&Austausch ]||-Zirkel organisiert.

Antwort von:  Niekas
14.11.2014 22:46
Hey :)

Ganz vielen Dank für den ersten (na ja, einzigen, egal) Platz und die lieben Worte. Entschuldige die späte Antwort, ich hatte ein bisschen was um die Ohren und wollte mir für den Kommentar einfach Zeit nehmen.


>Du überzeugst mit schlagfertigen Dialogen und lockeren Sprüchen. Beschreibungen kamen so gut wie gar nicht vor, was ich aber in dieser Geschichte nicht als negativ empfand. Trotzdem solltest du generell darauf achten.

Oh. Ja, kann ich mir vorstellen, dass fehlende Beschreibungen bei mir ein Problem sind. Ich neige dazu, die über die Dialoge aus den Augen zu verlieren, weil ich die lieber mache. Jedenfalls danke für den Hinweis, ich werde versuchen, darauf zu achten.


>Die Inhaltsangabe gefällt mir sehr gut. Knapp, aussagekräftig, macht neugierig.
>Formal könnte es allerdings ansprechender sein. Alles in allem gut.

Hmmmja, ich selbst steh nicht besonders auf flashy Formatierungen mit Dings und allem, das erinnert mich so unangenehm an kreischige Boulevardblätter. :)
Aber ich weiß schon, allzu wenig ist auch nicht gesund. Ich sehe mich in einem Dilemma. Muss da wohl irgendwie einen Mittelweg finden.


>Alles in allem ist deine Geschichte sehr gut und ich habe sie gerne gelesen.
>Daher hast du den ersten Platz auch verdient, obwohl die Geschichte ja letztlich außer Konkurrenz lief.

Das freut mich sehr.
Ich wollte noch anmerken, dass ich es schade finde, dass der Wettbewerb so schlecht „besucht“ war. Vor allem die freie Charakterwahl und die nicht zwingend erforderliche Romantik fand ich schön, und das mit den Sätzen war irgendwie mal was anderes.
Na ja. Der nächste wird besser, ich drücke dir die Daumen. ;)

Liebe Grüße
Niekas
Von:  Sternenschwester
2014-06-24T08:30:48+00:00 24.06.2014 10:30
Einen genialer Dialog... ich habe sehr oft dabei grinsen müssen... vor allem bei Ibikis Antworten zu seiner "Arbeit" und dessen Umfeld.
Wirklich ein super gewordener Dialog^^.
lg, Sternenschwester
Antwort von:  Niekas
28.06.2014 11:29
Freut mich total, dass es dir gefällt :D


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