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Feuerkrieger

von

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Von alten und neuen Zeiten

Eleban ging durch die Straßen Lenoas und hing seinen Gedanken nach. So viel Zeit war vergangen seit er hierhergekommen war um seinen alten Freund zu finden. Und nun hatte das Schicksal ihn auf diesen Weg geführt, einen völlig anderen, als den von ihm geplanten. Als er den Entschluss gefasst hatte von zuhause fort zugehen, hatte er geglaubt hier ein ruhiges und bequemes Leben führen zu können, wie all die Jahre zuvor in seinem Dorf, sich mit einer schönen Frau zusammen zu tun und mit seinem alten Freund Saygon den alten Zeiten nachzujagen. Aber nun war er hier, auf dem Weg zum besten Schmied der Stadt, um sein Schwert abzuholen und in wenigen Tagen würde er sich zusammen mit den Anderen auf den Weg zu den Feuerbergen machen. Das hatte er wahrlich nie für möglich gehalten, aber als er keine Spur von Saygon hatte finden können, hatte sein Gefühl ihn zu den Hütern des Landes geführt. Nun hatte er sich für den Pfad des Feuers entschieden, auch wenn seine Lehrer versucht hatten ihn davon abzubringen. Er wusste selbst, das er anders war, als alle vom Feuer erwählten, ruhiger und ausgeglichener, besonnener und sanfter, aber etwas in ihm wusste, das dies der richtige Weg für ihn war.

Er näherte sich der Schmiede und die Hammerschläge des Meisters klangen an sein Ohr. Im Schatten des kleinen Vordachs saß ein Mann der sich mit einer jungen Frau unterhielt. Sie hielten inne, als er zu ihnen unter das Dach trat und sie freundlich grüßte. Er nickte stumm zurück, sie allerdings sah ihn nur streng an. Sie war fast noch ein Mädchen, aber wirkte kalt und abweisend als hätte sie das Herz einer verbitterten alten Frau.

Er trat ein und es wurde wieder heiß wie eben in der Sonne, aber er empfand diese Hitze angenehmer als die stechenden Sonnenstrahlen. Schon als er das erste Mal hier gewesen war, hatte dieser Ort ihn fasziniert, die Glut in der Esse, der Geruch, diese eigenartig angenehme Hitze und die gedrungene Gestalt, die unermüdlich das Metall mit dem Hammer bearbeitete.

Arodin war viel kräftiger und vor allem breiter gebaut als all die anderen Männer, denen Eleban zuvor begegnet war. Seine schweißnassen Locken vielen ungezähmt in sein Gesicht und gaben ihm ein wildes Aussehen. Sein vollkommenes Anderssein machte ihn in Elebans Augen zu einem unglaublich interessanten Mann. Auch dass er so wenig sprach machte ihn neugierig. Den ganzen Tag schien Arodin in der Schmiede zu verbringen, noch nie hatte Eleban ihn eine Pause machen sehen.

Auch jetzt stand er beim Amboss und schmiedete eine neue Klinge. Geduldig sah Eleban ihm dabei zu und wartete darauf, dass Arodin ihm seine Aufmerksamkeit schenkte. Aber statt seine Arbeit einen Moment zur Seite zu legen und ihm sein Schwert zu überreichen, schob er den Stahl erneut in die Glut, um daraufhin weiter auf das rot glühende Metall zu schlagen.

Etwas verloren stand Eleban nun da und fragte sich, ob er ihn vielleicht ansprechen sollte. Aber schon als er zum ersten Mal hierher gegangen war, hatte man ihm gesagt, dass man Arodin nicht bei seiner Arbeit stören sollte. Vielleicht hatte er einfach einen ungünstigen Zeitpunkt gewählt und musste deshalb etwas länger warten. Also sah er weiterhin zu, wie der Schmied ein weiteres Schwert aus dem Metall formte.

Nach einiger Zeit tauchte der junge Mann, der eben noch draußen gesessen hatte, neben ihm auf.

„Wie mir scheint hat mein Bruder kein Interesse daran mit Euch zu sprechen“, sagte er und lächelte Eleban an. „Weswegen seid Ihr hier? Vielleicht kann ich Euch auch weiter helfen.“

Eleban hatte nicht gewusst, dass Arodin einen Bruder hatte und dieser junge Mann sah ihm auch kaum ähnlich. Er hatte ein viel feineres Gesicht und war auch sonst viel zierlicher. Sein Haar fiel glatt auf seine Schultern und er hatte auch nicht diesen entschlossenen Ausdruck in den Augen.

„Ich bin hier um das Schwert abzuholen, welches Euer Bruder für mich angefertigt hat.“

Der junge Mann nickte. „Folgt mir, bitte.“

Er führte Eleban in einen Raum, an dessen Wänden Regale voller Waffen standen. Arodin musste wirklich pausenlos arbeiten, um so viele Klingen herzustellen. Sein Bruder holte ein paar Schwerter aus einem der Regale und legte sie auf einen Tisch.

„Welches davon ist es denn?“, fragte er und bedeutete Eleban näher zu kommen.

Es war leicht das für ihn bestimmte von den anderen zu unterscheiden, da es einen etwas längeren Griff und eine nach vorn gebogene Parierstange hatte.

„Ihr scheint eine besondere Schwertführung zu haben. Daran hat er lange gearbeitet, bis er endlich zufrieden damit war.“ Er übergab Eleban die Klinge und gratulierte ihm zu seiner vollendeten Ausbildung. Gemeinsam gingen sie wieder nach draußen und Eleban konnte die Frage, die in ihm brannte, nicht unterdrücken.

„Es tut mir leid, wenn diese Frage vielleicht etwas zu direkt ist, aber wie kommt es, dass Ihr Arodin kaum ähnlich seht, wenn Ihr doch sein Bruder seid?“

Sein Gegenüber lächelte kurz. „Wir haben nicht den gleichen Vater, das ist alles.“

Eleban wollte weiter fragen, aber er wollte offensichtlich nicht weiter darauf eingehen. Statt dessen lenkte er seine Gedanken in eine andere Richtung.

„Seid Ihr demnach auch öfter hier? Ich sehe Euch heute zum ersten Mal.“

„Nein, normalerweise nicht. Arodin geht es nur nicht so gut, er hatte gestern wieder einen von seinen Anfällen, deshalb passe ich heute etwas auf ihn auf.“

Eleban konnte seine Überraschung nicht verbergen, fragte aber nicht weiter. Solche Dinge waren nicht für fremde Ohren bestimmt.

Arodins Bruder seufzte und setzte sich wieder neben den Eingang.

„Wisst ihr, mein Bruder fühlt sich verantwortlich für das, was sein Vater unserer Mutter angetan hat, auch wenn ihn von allen am wenigsten Schuld trifft. Und manchmal passiert es, dass er die Kontrolle über sich verliert, Dinge kaputtschlägt oder sich selbst verletzt. Ich weiß nicht wieso er so ist, oder was in ihm vorgeht, wenn er so etwas tut, aber es tut weh ihn so zu sehen.“

Eleban setzte sich neben ihn, der jetzt auch nicht mehr so glücklich aussah, und sie Schwiegen eine Weile. Eleban fühlte sich unwohl, aber er hatte das Gefühl dem anderen jetzt seine Gesellschaft schenken zu müssen.

„Was hat sein Vater getan, weshalb er sich so schuldig fühlt?“; brach Eleban das Schweigen und war sich nicht sicher, ob es klug gewesen war diese Frage zu stellen.

„Ihr wisst es nicht? Sein Vater hat unsere Mutter gegen ihren Willen genommen.“

Eleban konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Wer würde so etwas tun?

„Deswegen hasst er sich selbst, weil er ein Kind ist, das gar nicht hätte geboren werden sollen, noch dazu das Kind eines Menschen.“

Eleban war schockiert. Schon als Kinder hatten sie alle gewusst, wie verdorben die Menschen sind, aber das sie auch so etwas taten. Dies erklärte auch den großen körperlichen Unterschied zwischen Arodin und den Anderen.

„Ich glaube, er kann einfach nicht verstehen, dass es unserer Mutter egal ist. Sie liebt ihn trotz dem Schmerz, den sein Vater ihr bereitet hat. Es tut ihr viel mehr weh, dass er so innerlich zerrissen ist.“

Es machte Eleban traurig, von diesem Schicksal erfahren zu haben. Dass jemand sich wegen seiner Herkunft so abschottete und glaubte sich selbst bestrafen zu müssen, durfte seiner Meinung nach nicht passieren.

Ein Seufzer entfuhr ihm und Arodin Bruder sah zu ihm herüber.

„Was habt Ihr?“

„Ich hatte immer das Gefühl, all das Grauen vergangener Zeiten sei längst vergessen. Ich bin ohne Kontakt zu solchen Erinnerungen groß geworden. Die, die es miterlebt hatten, haben nie wirklich darüber gesprochen und so war es für mich weit entfernt. Aber Geschichten wie die deines Bruders zeigen mir, dass es noch viel näher ist, als ich es mir früher vorstellen konnte.“

Der junge Mann lächelte. „Ja, wir können froh sein, so spät geboren worden zu sein.“

„Oder traurig.“ Eleban lachte trocken. „Vielleicht wären wir glücklicher, wenn diese Dinge nach unserer Zeit passiert wären. Jetzt sind alle voller Hass gegen ein Volk, dem viele von uns nie begegnet sind.“

Der Andere schwieg und sah nur vor sich auf den Boden.

„Verzeiht. Ihr habt guten Grund die Menschen zu hassen. Ich sollte nicht so darüber sprechen.“

„Nein, das solltet Ihr nicht. Solche Worte schmerzen.“

Eleban stand auf.

„Ich werde Euch jetzt besser allein lassen. Ich wollte Euch nicht verletzten und es tut mir leid, dass ich so unüberlegt gesprochen habe. Ich wünsche Euch Glück und Zufriedenheit auf Eurem weiteren Weg.“

Er nickte dem Anderen respektvoll zu, bevor er sich abwand und ihn hinter sich ließ. Er fühlte sich unwohl ob der Dummheit, die er begangen hatte. Er wusste, dass man solche Gedanken nicht einfach so aussprechen durfte und dennoch hatte er es getan. In diesem Moment schwor er sich vor allem gegenüber fremden nie wieder unüberlegt zu sprechen, denn auch er wusste, wie sehr Worte schmerzen konnten und er wollte niemandem weh tun.

Als er zuhause angekommen war, bettete er sein Schwert sanft auf seinem Schreibtisch. Später würde er sich ihm intensiver widmen, aber zuerst musste er noch seine Arbeit erledigen. Während der Ausbildung kümmerte er sich um die Instandhaltung von hölzernen Gerätschaften. Er war froh, damals dieses Handwerk gelernt zu haben, da ihm solche Dinge wie Putzen oder langweiliges sortieren erspart geblieben waren, denn jeder, der hier lernen wollte, musste seinen Teil zur funktionierenden Gesellschaft beitragen. Dafür bekamen sie Essen, eine ausreichend große Unterkunft und eine Menge Wissen, welches sie der Gemeinschaft verpflichtete. Sie alle waren hier, um ihrem Volk nach bestem Wissen dienen zu können und es gegen jede Gefahr zu verteidigen.

In den letzten Jahren hatte Eleban immer mehr das Gefühl gehabt innerlich zu wachsen, einer gewissen Reife entgegenzustreben. So vieles hatte er gelernt über die Welt um ihn herum, all die wunderbaren Wesen die auf ihr wandelten und nicht zuletzt über sich selbst, über das, was in ihm schlief, und wie er es wecken konnte. Er liebte es, die Energien in seinem Körper fließen zu lassen und sich der Magie hinzugeben. Mit den meisten Waffen war er immer nur mäßig erfolgreich gewesen. Erst durch harte Arbeit hatte er sein Geschick mit dem Schwert finden können.

Er streifte sein Leinenhemd über und schlug die Ärmel hoch. Dann verließ er den Raum und machte sich an die Arbeit.



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