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L - You have changed my World

von

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Prolog

Prolog
 

Zahra Camino…….So ist der Name der 24 jährigen jungen Frau, welche schon so viele schwere Schicksalsschläge hat erdulden müssen und trotz allem immer noch an das Gute im Menschen glaubt. Die braunen langen Haare fallen Ihr glatt über die Schultern und umrahmen so das zierliche hübsche Gesicht, aus dem zwei wache blaugraue Augen Ihre Umgebung aufmerksam mustern. Die schlanke, so zerbrechlich wirkende junge Frau ist hochintelligent und durchaus in der Lage sich ihrer Haut zu wehren.
 

Aufgewachsen war sie in Deutschland. Als Einzelkind fehlte es ihr an nichts...…außer an Zuwendung. Ihre Eltern lebten für ihre Arbeit und versuchten sich gleichzeitig aus dem Weg zu gehen. Marja Camino, ihre Mutter, war eine angesehene Chirurgin, welche jede noch so komplizierteste Operation zu bewältigen wusste. Ihr Vater, David Camino, hingegen war ein erfolgreicher Rechtsanwalt der noch nie einen Fall verloren hatte. Zahra sah ihre Eltern nur selten. Und wenn hatten sie keine Zeit sich mit ihr zu beschäftigen. Seid sie denken konnte kümmerte sich Irma, eine strenge resolute ältere Dame welche nach den Regeln der alten Schule lebte, um sie. Sie war lediglich ein Punkt auf einer Liste der geregelten Lebensplanung ihrer Eltern. Auch in der Schule blieben die Probleme nicht aus. Sie war zwar Klassenbeste, wenn nicht sogar die beste des gesamten Gymnasiums das sie besuchte, allerdings bescherte ihr ihre hohe Intelligenz keine Freunde. Ganz im Gegenteil. Sie wurde ständig beschimpft, gemieden und verachtet. Und dennoch, brauchte jemand Ihre Hilfe war sie da. Auch wenn Sie ganz genau wusste das diese „Freundschaften“ nur aus dem puren Eigennutz der anderen bestanden, so konnte sie nicht „Nein“ sagen. Aus diesem Grund bestand Zahras Kindheit zu 90% aus Büchern und Internet. Sie lernte und las alles was ihr in die Quere kam. Bis sie mit 14 ihre beste Freundin Lina kennen lernte. Sie mochte Zahra so wie sie war und lehrte sie die Dinge, welche man mit Theorie nicht aufwiegen konnte. Wahre Freundschaft und den richtigen Umgang mit anderen Menschen. Lina war auch diejenige welche Zahra an den Kampfsport heran führte, um sicherzustellen dass sie keine leichte Beute mehr sein würde. So änderte sich Zahras leben zum Positiven. Je älter sie wurde desto besser konnte sie mit anderen Menschen agieren. Zahra merkte schnell das ihre Intelligenz die meisten Menschen abschreckte. So ließ sie die Leute die Person sehen, die sie sehen wollten. Und es funktionierte. Auch wenn sie ab und zu nicht drum herum kam wieder in ihre alte Rolle zurück zufallen und andere auf offensichtliche Fehler hinzuweisen oder zu berichtigen.

Selbstverständlich sehnte auch sie sich danach von jemanden geliebt zu werden und zwar für die die sie wirklich war, nicht für die, welche sie oft vorgab zu sein. Und je älter sie wurde, desto mehr keimte in ihr der Wunsch nach Zuneigung und Wärme auf. Aber hier holte Zahra die Realität schnell wieder ein. Die meisten Jungs sahen nur ihre körperlichen Vorzüge und die wenigsten ihren wahren Charakter. Jene, welche klug genug waren sie nicht nur auf ihren Körper zu reduzieren, unterlagen jedoch schnell ihrem hohen IQ. So blieben am Ende nur jedes Mal ein gebrochenes Herz, Enttäuschung und Einsamkeit zurück.
 

Dann kam der Tag der Ihre Leben komplett veränderte………

Zahra und Lina waren mittlerweile 23 Jahre alte und studierten beide beim *BKA. Sie hatten sich zusammen eine kleine Wohnung am Stadtrand gemietet in welcher die beiden jetzt schon seit 5 Jahren wohnten. Zahra war direkt nach ihrem 18 Geburtstag bei ihren Eltern ausgezogen. Diese finanzierten zwar anfangs die Wohnung wie auch ihren Lebensunterhalt, was sie allerdings mit Aufnahme des dualen Studiums unterbinden konnte. So war sie immerhin Selbständig aber der Kontakt zwischen Ihnen war so gut wie erloschen. Lediglich ein Pflichtbesuch im Jahr und ab und zu eine Mail um die Qualität ihrer Leistungen im Auge behalten zu können und ihre „perfekte“ Tochter zu überprüfen waren geblieben.

Es war der Tag der Abschlussprüfungen. Zahra hatte sich danach direkt nach Hause begeben. Sie wollte noch ein wenig in ihren Büchern stöbern auch wenn Lina krampfhaft versucht hat sie dazu zu überreden doch noch mit ihr und ein paar anderen Studenten feiern zu gehen. Es war spät als der Anruf von Linas Eltern kam……“ Zahra………Lina….LLina…..iist….sie ist tot!“. Zahra brach zusammen. Sie konnte nicht verarbeiten was ihr Linas Eltern gerade alles erzählt hatten. Lina war tot. Lina war wie eine Schwester für sie….die einzige Person die ihr etwas bedeutete…..und jetzt war sie tot.
 

Einige Tage später, an ihrem 24 Geburtstag, faste Zahra einen Entschluss. Sie würde Lina nicht im Stich lassen und in ihrem Selbstmitleid ertrinken. Lina hatte sich immer für Zahra eingesetzt. Sie zu der Person gemacht die sie heute war. Und Zahra würde sich dafür revanchieren. Sie würde den Schuldigen finden. Das war sie Lina einfach schuldig.
 


 

*BKA = Bundeskriminalamt

Grausame Realität und ein Versprechen

Grausame Realität und ein Versprechen
 

Ich saß in meiner schwarzen Jogginghose und mit einem rotem T-Shirt bekleidet auf dem gemütlichen großen Sofa. Vor mir auf dem Tisch stand ein frisch gebrühter Kaffee und ich steckte gerade meinen Kopf in ein äußerst interessantes Buch. Ja so liebte ich es meine Freizeit zu verbringen. Obwohl….eins fehlte noch. Ich stand auf und lief in die Küche um meinen Vorratsschrank zu durchstöbern. Schnell hatte ich das richtige gefunden. Ich nahm die Tafel Milchschokolade und lies mich wieder auf das Sofa fallen. Während ich die Tafel auswickelte fiel mir plötzlich wieder ein was Lina immer sagt wenn sie mich in so einer Situation beobachtete und ich musste schmunzeln „Mensch Zahra du bist echt ein Schokoholiker! Das du noch nicht durch die Gegend rollst wundert mich echt!“. Wenn ich so darüber nachdenke hat sie wohl Recht. Ich brach mir ein Stück ab und widmete mich wieder meinem Buch als plötzlich mein Handy klingelte. Auf dem Display stand der Name von Linas Eltern. ``Seltsam. Es ist bereits 01.30 Uhr. Sie rufen mich doch sonst nur an wenn sie Lina nicht erreichen können. Und auch nur wenn es was Wichtiges ist. Hoffentlich ist nicht passiert.`` ich runzelte die Stirn und nam ab „Camino…?“ meldete ich mich mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch. “Zahra………Lina….LLina…..iist….sie ist tot!“ hörte ich die Stimme von Linas Vater tränenerstickt flüstern. „Was…?“ flüsterte ich. Meine Gedanken Standen mit einem Schlag still. Die Welt hatte sich in diesem Bruchteil einer Sekunde aufgehört zu drehen. Ich sah Linas Gesicht vor mir. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Tränen traten mir in die Augen und liefen, ohne dass ich auch nur Notiz davon nahm, in Rinnsalen über mein Gesicht. „Zahra….Zahra….Bist du noch da???...Zahra…“hörte ich Linas Vater schluchzen. Es kam nur alles gedämpft bei mir an. Wie ein wattiger Nebel der sich über meinen Verstand legte. „Ja….AAber… WWas…WWas….??“meine Stimme war nur noch ein dünnes zittern. Ich brachte es nicht mal zu Stande einen Satz zu formulieren. Das konnte, Nein, das durfte nicht wahr sein. Lina war doch alles was ich hatte. „Die Polizei….sie hat…sie sagten uns….das…“ Linas Vater brach ab. Er schluchzte, ja er weinte bitterliche Tränen um seine Tochter. Der Schmerz der in seiner Stimme lag war schon fast greifbar. Und es befähigte meinen eigenen Schmerz die Grenzen des unvorstellbaren zu überwinden. Mir wurde schwindlig. Mein ganzer Körper rebellierte. Ich zitterte und grenzenlose Übelkeit stieg in mir auf. Die körperlichen Qualen, welche sich in mir ausbreiteten waren unbeschreiblich. Es war als würde es meinen ganzen Körper zerreißen wollen. Mein Kopf explodierte vor Schmerz und dann wurde es dunkel. Mein Verstand hatte die Notbremse gezogen. Allumfassende Dunkelheit hüllte mich ein und ich wusste, dass in diesem Moment, ein Teil von mir mit Lina gestorben war.

Ich schlug die Augen auf und blinzelte ein paar Mal um den trüben Schleier des Schlafes von meinen Augen zu verbannen. Mein Körper fühlte sich matt und schlaff an und in meinem Kopf tobte ein heftiges Gewitter. Wo war ich und wie kam ich hier her? Ich versuchte mich zu erinnern und den Nebel aus meinen Gedanken zu vertreiben. Es traf mich wie ein Schlag. Meine letzten Erinnerungen meldeten sich zurück und auch der damit verbundene Schmerz. Mein Herz schien einige Minuten auszusetzten und das ganze Telefonat mit Linas Vater zog noch einmal wie ein Film an mir vorbei. „Lina…..“ flüsterte ich leise ihren Namen in die Stille. Und wieder fanden die Tränen von selbst ihren Weg über mein Gesicht. „ Frau Camino…?“ kam es ruhig von einer Seite und eine Hand legte sich auf meine Schulter. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Dort stand ein ganz in weiß gekleideter Mann und lächelte mich freundlich an. „Wie geht es Ihnen? Mein Name ist Schulz. Ich bin ihr behandelnder Arzt“ kam es freundlich von ihm. Ich sah ihn nur stumm an. Immer noch liefen Tränen über mein Gesicht. Alles kam mir gerade so unwirklich vor. Hatte ich vielleicht nur einen bösen Traum und würde gleich wieder aufwachen? Da er keine Reaktion von mir bekam sprach er weiter. „Sie hatten einen Nervenzusammenbruch. Seit 2 Tagen befinden sie sich nun schon im Krankenhaus und ich bin sehr froh dass sie endlich wieder wach sind. Können sie sich an irgendetwas erinnern?“ Ich senkte den Blick. „Lina……sie ist… tot“ war alles was ich mit tonloser Stimme hervor brachte. „Es tut mir wirklich sehr leid.“ sagt er leise und blickte mich traurig an. Nach und nach meldete sich mein Verstand zurück. Die lähmende Trance der Trauer, die mich nach den ersten Worten von Linas Vater ergriffen hatte, wich Stück für Stück zurück. Mein Verstand kehrte in die Realität zurück, auch wenn dies eine neue Art von Schmerz mit sich brachte. Der psychische Schmerz des Begreifens. Das einsehen und annehmen einer Tatsache. Ich schluchzte leise in mich hinein und schloss die Augen. „Können sie mir sagen was….was mit Lina….“ ich brach ab. Ich hatte Angst. Angst vor dem was Lina zugestoßen sein mochte. Angst vor den Bildern die mich heimsuchen könnten, wenn ich um die Umstände ihres Todes wusste. Angst dass dieser unwirkliche Traum wirklich Realität war. „Nun ja….“ begann er zögerlich. Wenn er ihr Informationen preisgab riskierte er womöglich einen neuen Zusammenbruch. Aber er konnte sie auch nicht anlügen. Früher oder später würde sie die Wahrheit sowieso erfahren und egal zu welcher Zeit, solche Nachrichten verloren nie an ihrem Schrecken. „Laut Medienberichten ist sie Opfer eines…..“er brach kurz ab und setzte dann leise nach „….eines Mordes geworden.“ Er beobachtete sie genau um, falls erforderlich, sofort eingreifen zu können. Meine Augen weiteten sich und mein Herz setzte wieder ein paar Schläge aus. Die Tränen, welche mittlerweile versiegt waren, brachen wieder in meine ohnehin schon geröteten und geschwollen Augen. Mein Verstand drohte sich wieder von der Realität zu verabschieden. „Was…aber...aber…das kann doch nicht…. wahr sein. Lina ist….ist…. war doch eine der besten….. Studentinnen beim BKA.“ murmelte ich leise schluchzend vor mich hin. Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Lina war eine der besten, gerade was körperliche Verteidigung anging. Und sie war immer wachsam, egal wo sie war. Wie hatte man sie überwältigen können? Sie ermorden können? Ich zitterte vor Trauer, Wut , Schmerz und Unverständnis. „Frau Camino….Ich…“ begann Doktor Schulz aber ich unterbrach ihn „Wurde Linas Mörder gefasst?“ fragt ich heiser. „ Nein bis jetzt noch nicht. Tut mir leid……..Aber ein Beamter von der Kripo hat sich gemeldet. Er würde gerne mit ihnen sprechen sobald es ihnen besser geht.“ merkte er an. Meine Gedanken überschlugen sich. ``Dieser Mistkerl der Lina auf dem Gewissen hat läuft immer noch frei rum??? Der kann doch nicht einfach so davon kommen?!? Nein. Er wird seine gerechte Strafe erhalten. Und wenn ich persönlich dafür sorgen muss. Lina, dein tot wird kein ungelöster Mordfall werden, der in den Archiven verstaubt und vergessen wird! Das verspreche ich dir!`` Meine Tränen versiegten langsam und eine über alles erhabene Entschlossenheit mischte sich in die Traurigkeit meiner Augen. „Herr Doktor Schulz? Wann kann der Beamte hier sein?“ ich sah ihm mit meinen verweinten Augen entschlossen entgegen. „Ich würde es für ratsamer halten, wenn sie sich noch etwas…“ begann er aber ich unterbrach ihn sofort. “Machen sie sich um mich keine sorgen. Ich komme schon zurecht. Alles was zählt ist, dass dieser Mörder hinter Schloss unter Riegel gebracht wird.“ In meiner Stimme klang Schmerz, Trauer und Wut, aber auch eine eiserne Entschlossenheit mit, welche dem Arzt einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Nun gut. Ich werde ihn anrufen und ihm Bescheid geben, das sie bereit sind mit ihm zu reden.“ erklärte er und besah sie mit einem besorgtem Blick. „ Danke“ war alles was ich noch leise erwiderte bevor der Arzt das Zimmer verließ. Ich schloss meine Augen. Sie brannten und mein Kopf fühlte sich an, als würde ein Presslufthammer darin Salsa tanzen. Vor meinem inneren Auge entstand ein Bild. Es war das Gesicht von Lina und schon sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen. ``Lina`` war mein letzter Gedanke bevor ich in einen unruhigen schlaf hinüber glitt.

Ich erwachte, als ich ein klopfen an meiner Tür vernahm. Kurz blinzelte ich. Die Realität war so bizarr und doch nicht abzustreiten. Selbst jetzt noch versuchte mein sonst so rationaler Verstand nach einer Option zu suchen um diesen Alptraum entfliehen zu können. Langsam setzte ich mich auf. „ Herein“ hörte ich mich selber rufen und war erschrocken, wie blechern meine Stimme klang. Die Tür öffnete sich und ein Mann trat ein. Ich starrte ihn an, biss ich endlich erkannte wer da vor mir stand. „ Herr Wagner….“ Mit heiserer Stimme sprach ich seinen Namen aus. „Hallo Zahra……Wie geht es ihnen?“ fragte er mich bedrückt und kam näher ins Zimmer. „Es geht schon….Danke“ war meine leise Antwort. Er kam zu mir rüber und nahm sich einen Stuhl, mit welchem er sich neben mein Bett setzte. „Es tut mir wirklich so Leid Zahra. Sie wurde von allen Kollegen sehr geschätzt….“begann er. „Lina wäre sicher eine ausgezeichnete Kriminalbeamtin geworden.“ Setzte er langsam nach. Ich schaute ihn traurig an. Meine aufsteigenden Tränen versuchte ich zu unterdrücken. Ich musste jetzt Stark sein. Also nickte ich nur und senkte den Kopf. Ich dachte zurück. Lina und ich hatten Herr Wagner hin und wieder im Zuge unseres dualen Studiums in dem einen oder anderen Fall begleitet. Die Praxis sagte ihr mehr zu als die Theorie. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, während ich so zurück dachte. Es war ein trauriges Lächeln aber er konnte sich schon denken was in ihrem Kopf vor sich ging. „ Ihr zwei wart immer meine Lieblingsstudentinnen. Ein perfektes Team.“ er lächelte mir sanft zu. „Danke“ gab ich mit belegter Zunge von mir. „Würden sie mir erzählen was passiert ist und wie der Stand der Ermittlungen zurzeit aussieht?“ fragte ich mit brüchiger Stimme. Ich wusste, was jetzt kam würde schwer werden, aber ich musste Stark bleiben. Für Lina. Er sah sie besorgt an. Wie würde sie all das aufnehmen? Konnte, nein durfte er ihr überhaupt etwas über den Ermittlungsstand berichten? Man konnte jedoch jetzt schon, abgesehen von der Trauer und den tiefen Schmerz der in ihr wütete, auch ihre, für Zahra so typische, Entschlossenheit in ihren Augen lesen. Wenn er es ihr nicht erzählte, würde sie selber einen Weg finden um an die Daten zu kommen. So war es einfach sicherer. „Nun also….“ begann er „es ist alles sehr rätselhaft…..Lina wurde zuletzt in einem Club Namens, La Mirage, gesehen. Die Studenten die mit ihr feierten, berichteten dass sie ca. um 21.30 Uhr ein Telefonat entgegen nahm. Lina meinte dann sie müsse kurz weg und danach hat sie niemand mehr lebend gesehen. Eine der Studentinnen, Maria Haupt die als Fahrerin der Gruppe bestimmt worden war, bemerkte gegen 23.00Uhr das Lina immer noch nicht wieder zurück war und versuchte sie telefonisch zu erreichen. Dies blieb allerdings erfolglos. Sie beschloss mit ein paar der anderen Studenten Lina suchen zu gehen und fand sie dann 2 Straßen weiter in einer Nebengasse. Sie war blutüberströmt und hatte insgesamt 25 Stichverletzungen. 10 davon waren tödlich. Sie konnten ihr nicht mehr helfen.“ Er brach ab. Auch ihm ging der fall sehr nah. Sein Mund war trocken und rau. Er musste schlucken und schaute kurz zu der jungen Frau, die vor ihm im Bett saß. Ich krallte meine Hände in das Laken. So stark ich auch sein wollte, wieder bahnten sich Tränen über meine Wangen. Ich zitterte. Und trotz alledem verließ nicht ein laut meine Lippen. Ich litt still in mich hinein, ja ich schrie innerlich gerade zu. Er sah den Kampf den Zahra mit sich focht und er konnte sich nur zu gut vorstellen was sie jetzt fühlen musste. Dennoch begann er leise weiter zu sprechen, als sie ihn auffordernd mit ihren verweinten Augen ansah. „Das rätselhafte an den Fall ist nur, das es nicht einen Verdächtigen gibt. Es gibt keine Spuren vom Täter. Es fehlte nichts. Selbst Handy und ihre Handtasche mit allen was sich darin befand waren am Tatort zu finden. Aber keine Spuren die auf einen Täter hindeute. Weder in ihren Telefonaten die sie geführt hatte noch in ihrem Mailverkehr oder bei ihnen zu hause.“ schloss er. „Sie waren bei uns zu Hause?“ fragte ich leise. „ Ja. Das erste Mal als uns Linas Eltern baten nach ihnen zu sehen, da sie ,während des Telefonats mit ihnen, plötzlich nicht mehr geantwortet hatten. Als wir sie fanden, waren sie bewusstlos und daher haben wir sie in ein Krankenhaus einweisen lassen.“ erklärte er. „Also habe ich es ihnen zu verdanken das ich jetzt hier bin?!?“ meinte ich ruhig. Das war keine Frage, das war eine Feststellung. Ich konnte das einfach nicht glauben. Wie konnte es sein das es nicht einen Hinweis gab? Jeder Mensch hinterlässt seine Spuren, egal wie gründlich er ist. Irgendetwas musste es doch geben. Mein Denken gliederte sich wieder in eine rationale Richtung ein. Ich bemerkte wie mein Verstand dabei war das gesamte Emotionscaos, welches in mir tobte, in eine der hintersten Ecken meines Geistes zurück Zudrängen und meine logisch-analytischen Denkprozesse ansprangen. „Bedeut also, dass sie das zweite Mal in unserer Wohnung waren um Hinweise auf den Täter zu finden. Und nachdem sie dort nichts fanden, bin ich ihre letzte Chance einen brauchbaren Hinweis in dem Fall zu bekommen, da ich sowohl die beste Freundin als auch die Mitbewohnerin des Opfers war.“ faste ich zusammen. Meine Stimme klang ganz ruhig und sachlich. Ich analysierte die Situation, so wie ich es immer tat. Auch wenn der Schmerz über Linas Verlust tief saß und ich mir sicher war, das er wohl nie wieder ganz verschwinden würde, so sicher wusste ich auch das Emotionen mir jetzt nicht helfen würden. Im Gegenteil. Sie würden mich höchstens dazu verleiten, mich blindlinks auf die erstbeste Theorie einzuschießen, um einen Verantwortlichen für Linas Tod zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Nein. Trauern konnte ich auch später noch, wenn der Mörder von Lina hinter Gittern saß. „Herr Wagner…..ich würde gerne an dem Fall mitarbeiten…….. Ich möchte nicht, dass so ein Mord sich noch einmal wiederholt. Mir würde dadurch der Tod von Lina noch sinnloser erscheinen, wenn wir es nicht schaffen würden ihren Tod aufzuklären und damit neue potentielle Opfer zu schützen……Wer einmal auf so grausame Art mordet wir es auch wieder tun…“sprach ich mit fester Stimme und sah ihm dabei unnachgiebig in die Augen. Sein Blick wirkte plötzlich erschrocken und überrascht zu gleich. Ich hatte ihn wohl aus der Fassung gebracht. Herr Wagner hörte Zahra aufmerksam zu und beobachtet jede ihrer Regungen. Und ihm entglitten nach und nach die Gesichtszüge. Die eben noch so zerbrechlich wirkende, von Trauer und Schmerz gezeichnete jung Frau vor ihm sah ihm nun mit einer unbarmherzigen Entschlossenheit aus ihren roten, geschwollenen Augen entgegen. Ihre Stimme hatte sich von einer Sekunde auf die andere vollkommen verändert. Noch vor wenigen Minuten hätte er schwören können, Zahra wäre nicht mal in der Lage mehr als zwei Sätze hervorzubringen, so dünn und brüchig war ihre Stimme gewesen. Und jetzt sprach sie mit einer Sachlichkeit über den Tod ihrer besten Freundin, als wäre sie ein Opfer in einem Fall der ihr gerade zugewiesen wurde. Und sie wollte auch noch allen Ernstes an dem Fall persönlich mitwirken? „ Zahra….hören sie….ich kann sehr gut verstehen, dass sie den Täter hinter Gittern wissen wollen,…..aber sie sind in der Sache persönlich betroffen……“ er hielt kurz inne und schaute sie an. Zahras Blick hatte sich nicht verändert. Er zeigte immer noch die gleiche Entschlossenheit. „ Verstehen sie was ich meine…..?“ setzte er nach. Ich sah ihm immer noch in die Augen. Natürlich verstand ich was er mir sagen wollte. Und ich hätte auch nichts anderes erwartet. „Sie denken, dass meine persönliche Beziehung zu Lina meine Objektivität für den Fall beeinträchtigen würde.“ sprach ich seine Gedanken aus. „Es tut mir leid…… aber wenn sich etwas Neues ergibt werde ich mich sofort bei ihnen melden Zahra. Das verspreche ich Ihnen.“ Er lächelte sanft während er das sagte. Herr Wagner war verunsichert. Wusste er doch irgendwie schon das Zahra sich damit nicht abspeisen lassen würde. „Schon gut Herr Wagner……Aber trotzdem Danke.“ meinte ich mit einem leicht traurigem Unterton und blickte aus dem Fenster. Jetzt war er erst recht verwirrt. Er hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen Zahra gegenüber, obwohl er doch nur die Regelungen befolgte. „ Falls ihnen irgendetwas einfallen sollte…..“ weiter kam er nicht, denn in dem Moment beendete ich schon seinen Satz. „ …..werde ich mich bei ihnen melden…..…natürlich…….ich wäre jetzt gerne allein.“ Danach stand er auf und verabschiedet sich noch kurz bevor er aus dem Zimmer verschwand.

Einige Tage später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Es war der Tag meines 24. Geburtstags und gleichzeitig auch der Tag an dem Lina ihre letzte Ruhe fand. Es war ein sonniger warmer Tag. Einer der Tage die Lina so geliebt hatte. Er passte irgendwie zu ihrer Beerdigung. Die Beisetzung war schon seit gut 2 Stunden vorbei und noch immer stand ich an ihrem Grab. In meinem schwarzem schlichtem Kleid und mit einem großem Strauß weißer Lilien in der Hand. Immer wieder lass ich die Worte, welche auf dem Grabstein standen. Lina Heise, geliebte Tochter und Freundin, du wirst für immer in unserem Herzen weiterleben. Eine einzelne Träne lief an meinem Gesicht hinab und tropfte lautlos zu Boden. „ Lina…“ flüsterte ich. „ Ich werde die Person finden die dir das angetan hat. Das verspreche ich dir…..“ liebevoll legte ich die Lilien auf ihr Grab. Eine letzte Träne befreite sich aus meinen Augen und benetzte eine der weißen Lilien. Danach stand ich auf und ging.

Die Jagd beginnt…

Die Jagd beginnt…
 


 

Ich betrat unsere gemeinsame Wohnung. Die Wohnung die ich 5 Jahre lang mit Lina geteilt hatte. Und nun war sie fort. Fort für immer. Plötzlich wirkte die sonst so gemütliche Bleibe kalt und leer. Einsam. Ich zog meine Schuhe aus und schlurfte mit hängenden Schultern in die Küche. Wie oft hatten wir hier gemeinsam gefrühstückt? Den restlichen Tag geplant oder einfach nur gequatscht? Ich seufzte. Der Schmerz über ihren Verlust saß noch immer tief, aber ich durfte ihn jetzt nicht zulassen. Nicht bis ich ihren Mörder dingfest gemacht hatte. Die Polizei tappte immer noch im Dunkeln. 2 Wochen waren nun seid Linas Beerdigung vergangen und ich setzte alles daran mein Versprechen, das ich ihr gegeben hatte, ein zuhalten. Zumindest waren meine Eltern mal zu irgendwas gut. Auch wenn sie sich nie um mich gekümmert hatten, brauchte ich finanzielle Hilfe so schlugen sie mir diese nicht ab. Und mit Geld konnte man bekanntlich viel erreichen. Ich machte mir einen Kaffee und kramte eine Tafel Schokolade aus meinem Vorratsschrank. Danach begab ich mich ins Wohnzimmer zu meinem Laptop und ließ mich aus das Sofa nieder. Nachdem ich diesen hochgefahren und meine eingegangenen Mails gescheckt hatte, begann ich mich meiner Tafel Schokolade zu widmen. Wieder kamen mir Linas Worte in den Sinn. „ Schokoholiker“ murmelte ich vor mich hin und wieder einmal schlich sich ein seichtes Lächeln auf meine Lippen. Ja Lina fehlte mir. Sie war die extrovertierte von uns beiden. Immer im Mittelpunkt des Geschehens und einen kessen Spruch auf der Lippe. Oft ging sie mir mit ihrer offenen und wenig zurückhaltenden Art auf die Nerven, aber jetzt…..Es war viel zu still. Ich nahm einen großen Schluck von meinem Kaffee und begann mich ganz den Mails hinzugeben. Ich hatte die Möglichkeit alle Informationen und Hinweise zum Fall vom BKA, genauer gesagt von Herrn Wagner, einzusehen. Dafür musste ich ihm versprechen mich nicht aktiv an dem Fall zu beteiligen und im Hintergrund zu bleiben. Gott, anderen Leuten ein schlechtes Gewissen zu machen half doch immer. Aber auch mir war es nicht gelungen einen Tatverdächtigen zu bestimmen. Dieser Kerl war ganz schön gerissen, aber das spornte meinen Ehrgeiz erst recht an. Ich gönnte mir ein weiteres Stück Schokolade und sah die ungeklärten Mordfälle der letzte Jahre durch. Diese Person hatte gemordet. Und zwar auf eine so grausame Art und Weise, welche nicht auf eine Affekttat schließen ließ. Hätte Lina ernst zu nehmende Feinde gehabt hätte sie mir davon erzählt. Da war ich mir sicher. Somit war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das diese Person zuvor schon einmal gemordet hatte oder es zu mindestens in naher Zukunft wieder tun würde. Sie schien es sichtlich zu genießen. Was für ein abscheulicher Gedanke. Da ich allerdings keinen schlüssigen Zusammenhang zwischen den ungeklärten Morden in Deutschland und dem Mord an Lina ziehen konnte, beschloss ich mein Suche auszuweiten. Wie ich bereits erwähnte, Geld öffnet einem alle Türen. So saß ich nun vor einer Überflut an Mails aus aller Herren Länder, welche nicht gerade wenige Fälle beinhaltete. ``Oh man, wie viele Morde es auf dieser Welt doch gab, die wohl niemals aufgeklärt werden würden.`` dachte ich resigniert. Nicht dass diese nicht zu lösen wäre. Es machte sich nur niemand die Mühe Fakten zu hinterfragen, welche als bewiesen galten oder auch nur schwer zu wiederlegen waren. Der allbekannte ´Blick hinter die Kulissen´ war zwar so gut wie jedem bekannt, jedoch einen Schritt über den Tellerrand hinaus zu wagen traute sich so gut wie niemand. Ich ließ also die Flut an Mails durch mein Übersetzungsprogramm laufen. Auch wenn ich mehrere Sprachen beherrschte, es war doch deutlich bequemer sie in meiner Muttersprache zu lesen. Nachdem ich meine Kaffeetasse geleert hatte, beschloss ich erst einmal duschen zu gehen. Die Übersetzung würde ihre Zeit brauch und einen kleine Entspannungspause würde mir sicher gut tun. Während das warme Wasser über meine Haut rann und die wohlige Wärme jeden meiner verspannten Muskeln zur merklichen Entspannung verhalf, dachte ich wieder zurück an meine vergangene Zeit mit Lina. Sie war diejenige gewesen, die mir den Umgang mit anderen Menschen offenbart hatte. Welche mir zeigte, was die Leute von einem erwarteten und wie ich mich in Ihrer Umgebung verhalten musste um zu ihnen zu gehören. Nicht aufzufallen. Lina war diejenige gewesen, die mir, wenn auch unwissentlich, beibrachte inwiefern und mit welchen Mitteln ich andere Leute manipulieren konnte. Sie diejenige sehen zu lassen, wer ich in ihren Augen sein sollte. Sie zeigte mir was es hieß menschlich zu sein. Gefühlen zu haben und auf diese von anderen Menschen einzugehen. Und wieder huschte mir bei diesen Gedanken ein Lächeln über die Lippen. Was wohl aus mir geworden wäre wenn ich Lina niemals getroffen hätte? Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und zog mir meine zuvor bereitgelegten Klamotten über. Als ich wieder ins Wohnzimmer zurück kehrte und mich an meinen Laptop setzte, war die Übersetzung der Mails bereits abgeschlossen. Ich seufzte auf. „ Das kann ja Tage dauern, bis ich die alle durchgesehen habe.“ brabbelte ich entnervt vor mich hin. Dabei war dieser Mistkerl immer noch auf freiem Fuß und konnte jederzeit wieder morden. Ich selbst wusste ja nicht mal, wonach ich genau suchen sollte…
 

4 Tage zogen ins Land und ich hatte es endlich geschaft den Berg an ungeklärten Morden aus aller Welt zu durch forsten. Allerding stellte sich auch hier kein Erfolg ein. Es gab absolut keine offensichtlichen Zusammenhänge. Resigniert beschloss ich etwas spazieren zu gehen, da mein Kopf mich schmerzlich daran erinnerte, das auch er seine Grenzen hatte. Also erhob ich mich vom Sofa und machte mich auf dem Weg zum Flur. Während dessen kam ich an Linas Zimmer vorbei. Ich hielt kurz inne und öffnete dann die Tür. Oh wie sie es gehasst hatte, wenn ich unangemeldet in ihr Zimmer trat…“Schon mal was von anklopfen gehört…“ hörte ich immer noch ihre empörte Stimme in meinen Gedanken und duckte mich schon instinktiv, da sie meist die Angewohnheit hatte ihrer Empörung mit fliegenden Gegenständen Nachdruck zu verleihen. Ich blieb kurz auf dem Boden hocken und schmunzelte beim dem Gedanken jeden Moment wieder ihr Kissen in meinem Gesicht zu spüren, welches sie zuvor nach mir geworfen hatte. Das schmunzeln erlosch so schnell wie es gekommen war und ich erhob mich wieder, nur um mir danach meine Schuhe anzuziehen und die Wohnung zu verlassen. Ich lief gedankenverloren durch den Park. Die Sonne schien mir hell ins Gesicht und ich richtete meinen Blick in den Wolkenlosen Himmel. ``Irgendeinen Zusammenhang musste es doch geben. Ich musste irgendetwas übersehen.`` schoss es mir durch den Kopf. Es machte mich wahnsinnig. Ich konnte spüren dass ich die Lösung direkt vor Augen hatte, aber ich war zu blind um diese zu erkennen. Dann traf es mich plötzlich wie ein Blitz. Eine Zahl leuchtet vor meinem inneren Auge auf. 25! Ja genau „25 das ist es“ murmelte ich mir in meinen nicht vorhandenen Bart. Meine Augen blitzten auf. Ich machte auf dem Absatz kehrt und eilte zurück zur Wohnung. Jetzt hatte ich endlich den entscheidenden Punkte gefunden. Ich hatte endlich meinen Zusammenhang nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe.
 

In der Wohnung angekommen zog ich nicht einmal meine Schuhe aus. Ich eilte sofort zu Sofa und ließ mich vor meinem Laptop nieder. Meine Finger flogen nur so über die Tastatur und schnell hatte ich alle betroffenen Fälle herausgefiltert.

25…. ja das war die Magische Zahl. Lina hatte insgesamt genau 25 Stichverletzungen. Und in beinahe jedem Land gab es einen, und genau einen, ungeklärten Mordfall indem die Zahl 25 auftauchte. Und nicht nur beinahe jedes Land, Nein, es waren immer die Hauptstädte in denen diese Morde verübt wurden. Das konnte alles kein Zufall sein. Lina, Deutschland, getötet durch 25 Stichverletzungen; James Fin, England, getötet mit 25 Schüssen; Maria Janelli, Italien, 25 Jahre alt; Emma Watson, USA, getötet und gefunden in der 25. Straße; Björn Swin, Schweden, getötet und wohnhaft in Hausnummer 25…..Es konnte immer so weiter gehen. In jedem Land, jeder Hauptstadt, genau ein Mord, immer die Zahl 25. Nein das war kein Zufall. Das war das ausschlaggebende Indiz. Alle Länder waren betroffen bis auf eines…… Japan! Das wäre also sein nächstes Ziel .Japan, Tokio. Der erste Anhaltspunkt, aber wie sollte ich ihn finden? Ich wusste ja nicht einmal nach wem ich suchte. Weder das Aussehen noch das Geschlecht waren mir bekannt. Aber ich wusste schon mal wo er als nächstes zuschlagen würd. Das könnte mir ein entschiedener Vorteil sein. Zudem kam das die Morde immer in einem Abstand von exakt 3 Monaten verübet worden waren. Linas Tod war nunmehr 4 Wochen her. Das Bedeutet, dass ich noch genau 2 Monate hatte um den Mörder zu finden, bevor er erneut zuschlagen würde. Ich erhob mich erschöpft von dem Sofa und bewegte mich in Richtung Schlafzimmer. Auch wenn ich wusste, dass ich so gut wie kein Auge zu tun würde, müsste ich etwas schlafen. Es wenigstens Versuchen. Den Schlafmangel würde meine ausgeprägte Kombinationsgabe mindern. Und das konnte ich mir einfach nicht leisten. Nicht jetzt. Erschöpft entledigte ich mich meinen Klamotten und Schlüpfte in mein Nachthemd. Danach kuschelte ich mich unter meine Decke und versuchte wenigstens für ein paar Stunden Schlaf zu finden. Aber mehr als 4 Stunden ließ mich mein Verstand nicht zur Ruhe kommen. Ich hatte endlich eine Spur und somit die Gelegenheit mein Versprechen, welches ich Lina gegeben hatte, einzulösen. Noch im Halbschlaf starrte ich an die Decke meines Zimmers. Es war stockdunkel. Gerade mal 4 Uhr morgens, wie ich nach einem blick auf meinen Wecker feststellen musste. Mit einem seufzen erhob ich mich aus meinem Bett. Schlafen würde ich jetzt sowieso nicht mehr können, also schliff ich mich ins Bad und unter die Dusche. Das kühle Wasser belebte meinen Geist und wie ich mal wieder in Erinnerungen schwelgte, fiel mir eine Unterhaltung ein, welche wir vor nicht allzu langer Zeit, heißt kurz bevor sie starb, geführt hatten. Es ging um einen Bekannten von ihr….wie hieß er noch gleich….Norman Sillert glaub ich. Sie erzählte mir, dass er neu in der Stadt wäre, gerade erst hergezogen, und schon sehr viel rum gekommen sei. So eine Art Weltenbummler halt. Ich merkte damals schnell, dass Lina für diesen jungen Mann mehr als nur Sympathie empfand. Die Art und Weise wie sie über ihn gesprochen hatte. Ihr Lächeln, nachdem sie sich mal wieder mit ihm getroffen hatte. Der Blick, mit dem sie das Foto von ihm betrachtete, welche sie wie ihren wertvollsten Schatz hütete. ``Norman Sillert…...wurde er überhaupt überprüft? Es wusste doch niemand außer mir das zwischen den beiden ein Kontakt bestand. Lina wollte es geheim halten, bis sie sich 100%ig sicher war, das er auch wirklich dasselbe für sie fühlte, wie sie für ihn. Aber sie hatte doch seine Handynummer. Und die Polizei hatte ihre Telefonliste überprüft. Aber wieso hatte ich dann seinen Namen in der Liste der überprüften Personen nicht bemerkt? Oder war ich einfach schon so unaufmerksam und hatte ihn einfach nur überlesen?`` grübelte ich vor mir hin. ``Verdammt. Was ist wenn er wirklich nicht draufstand? Dann wäre er der einzige Tatverdächtige!`` schoss es mir durch den Kopf und im selben Moment stürmte ich auch schon aus der Dusche. Ich schnappte mir das erst beste Handtuch das ich in die Finger bekam und wickelte es mir wärend des Laufens um den Körper. Ich ließ mich so nass wie ich war auf das Sofa plumpsen und begann auf meinem Laptop die Berichte des BKA über die vernommenen Personen und Linas Telefonliste aufzurufen. Mit flinken Fingern durchsuchte ich die Berichte nach dem Namen Norman Sillert. Nichts. Nicht ein Eintrag. Geschockt starrte ich auf den Bildschirm. Wie konnte ich das übersehen? Wie konnte ich nur die Person übersehen, ja gar vergessen, welche Lina ihr Herz geschenkt hatte? Meine Trauer um Lina hatte wirklich mein rationales Denken beeinflusst und mich ein winziges, aber doch wichtiges Detail übersehen lassen. „Verfluchter Mist!“ presste ich wütend über mich selber hervor. Schnell öffnete ich die Datei mit den Informationen über ihre zuletzt geführten Anrufe. 21.25Uhr Unbekannte Nummer. Ihr letztes Gespräch bevor sie verschwand und später Tod aufgefunden wurde. Was war wenn er das wirklich alles geplant hatte? Vielleicht war er ja früher schon mal unangenehm aufgefallen? Ich gab sein Namen in das System der Polizei ein, aber leider ohne Erfolg. Nicht nur das er nicht vorbestraft war, nein, er existierte nicht einmal. In ganz Deutschland gab es keine gemeldet Person mit dem Namen Norman Sillert, auf die seine Beschreibung passen würde. Ein falscher Name. Aber wieso sollte er seine wahre Identität geheim halten? Drauf gab es nur eine logische Erklärung. Er hatte etwas zu verbergen und er tat dies ganz bewusst. Mittlerweile belief sich die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mann der Mörder von Lina und all den anderen Opfern dieser Serie war, auf gut 90%. Aber ich brauchte einen Stichfesten Beweis. ``Das Foto…`` schoss es mir durch den Kopf. Sollte dieser Mann wirklich der Mörder sein, so musste er logischerweise Kontakt zu den anderen Opfern gehabt haben. Ich stand auf und eilte in Linas Zimmer. Wieder ein kleines Lächeln, das mir über das Gesicht huschte. Lina hatte die Angewohnheit all die Dinge die ihr wichtig waren an einer ganz bestimmten Stelle zu verstecken. Schnell ließ ich mich vor dem Schrank mit den vielen Schubfächern nieder und zog die letzte Lade komplett heraus. Zum Vorschein kam, wie man es erwartet, der Boden des Schranks. Allerdings konnte man diesen mit einem kleinen Trick herausnehmen, was ich auch sogleich tat. Und sofort wurden Linas Schätze sichtbar. Leider sammelte sie alles, was für sie eine sentimentale Bedeutung hatte. Dementsprechend sah es eher nach einer Kramecke mit allerlei Zuges wie Muschel, Steine, Münzen usw. aus. Ich seufzte kurz auf. In dem Punkt habe ich Lina wirklich nie verstanden. Aber ich fand dort auch, wonach ich suchte. Das Foto. Es zeigte einen ca. 27 jährigen, attraktiven, blonden und sportlich gebauten jungen Mann, welcher vor einer Starbucks-Filiale stand und smart in die Kamera lächelte. ``Verdammter Bastard`` dachte ich während ich das Foto betrachtete. Langsam richtete ich mich wieder auf und lief mit dem Foto zurück zu meinem Laptop. Ich setzte mich wieder auf das Sofa und sprang augenblicklich wieder auf. Da ich vorhin so überstürzt aus der Dusche geeilt war und mich mit nichts außer dem Handtuch bekleidet, so nass wie ich war, auf das Sofa geschmissen hatte, war dies nun völlig durchnässt an der Stelle wo ich gesessen hatte. Ich verzog das Gesicht. Überlegte kurz ob ich mir doch schnell was anziehen sollte bevor ich weiter arbeitete, entschied mich aber dann dagegen und setzte mich einfach auf dem Fußboden vor das Sofa. Ich verfasste eine Mail und hing das Foto als Anhang dran. Diese ließ ich dann durch mein Übersetzungsprogramm laufen und schickte sie danach an allen Angehörigen der anderen Opfer. Darin erklärte ich die momentane Sachlage und meine persönliche Verwickelung in den Fall. Auch bat ich darum den Mann auf dem Foto, wenn möglich, zu Identifizieren und die Beziehung zum Opfer dazustellen. Allerdings gab ich ihn wissentlich als potentiellen Zeugen aus und nicht als Tatverdächtigen. Das Risiko einer falschen Beschuldigung gegenüber diesem Mann, nur weil die Möglichkeit bestand einen Verantwortlichen für diese Morde zu haben, war einfach zu hoch. Nach dem ich die Mails abgeschickt hatte klappte ich meinen Laptop zu. Seufzend erhob ich mich vom Boden und beschloss mich nun endlich anziehen zu gehen. Jetzt konnte ich erstmal nur abwarten. Aber wenigstens hatte ich eine Spur. Ich hatte Hoffnung.
 

5 Tage waren seither Vergangen. Ich saß mit einem Kaffee vor meinem Laptop und ging die Antworten auf meine Mails durch. Schnell bestätigte sich mein Verdacht. Alle Opfer kannten diesen Mann. Aber zwei Dinge vielen mir besonders auf. Das erste war, das jedes Mal ein anderer Name für diesen Mann auftauchte. Aber das hatte ich schon längst vermutet. Das zweite und somit viel interessantere war, das er sich mit jedem Opfer in einem Starbucks getroffen hatte. Und auch das Foto ließ darauf schließen, dass er für diesen Laden eine Schwäche hatte. Es schien eine Art Tick von ihm zu sein. Aber jetzt hatte ich endlich die Beweise die ich brauchte. Ein Mann, der zu allen Opfern eine Persönliche Beziehung hatte, der nach den Morden verschwunden war, welcher seinen Namen wechselte wie die meisten ihre Unterwäsche und der es verstand nie von der Polizei mit den Fällen in Verbindung gebracht zu werden. Ich hatte den Mörder gefunden. Ein Phantom von dem ich nur das Gesicht kannte. Aber ich wusste wo er als nächstes zu schlagen würde. Und ich hatte noch einen Monat. Ich würde ihn finden.
 

Langsam erhob ich mich von meinem Sofa und ging zum Fenster. Ich schaute mit festem, entschlossenen Blick in den Sonnenuntergang und ein lächeln legte sich auf meine Lippen. „ Gut, dann also Japan…….Ich werde ihn das Handwerk legen, Lina………………die Jagd beginnt“

Erstens kommt es anders

Erstens kommt es anders….
 

Tokio. Eine Stadt mit ca. 9.2 Mio. Einwohner und zudem noch die bevölkerungsreichste in ganz Japan. Und auch ich gehörte jetzt dazu. Nachdem ich, gut 2 Monaten nach Linas Tod, endlich einen Tatverdächtigen hatte und ich obendrein noch wusste wo er seinen nächsten Mord verüben würde, hatte ich beschlossen mein bisheriges Leben in Deutschland aufzugeben und ihm zu folgen. Ich hatte ja eh nichts mehr was mich dort noch hielt. Lina war meine einzige Bezugsperson gewesen und diese war jetzt Tod. Ermordet. Und meine Eltern? Sie interessierte es nicht wirklich was ich machte, solange ich ihren guten Ruf nicht schädigen würde. So hatte ich nur das wichtigste nach Japan mitgenommen. Alles andere hatte ich verkauft und alle Verträge einschließlich der Wohnung und meinem Arbeitsplatz beim BKA gekündigt. Heute, 2 Wochen später, saß ich in Tokio, in meiner neuen 2 Zimmerwohnung, und überlegt wie ich diesen Mistkerl in einer Stadt wie dieser aufspüren sollte. Wie sollte man eine Person unter 9 Millionen finden? Noch dazu in nur 2 Wochen, denn dann würde er erneut zuschlagen. Ich seufzte hörbar auf. Meine Motivation begann allmählich wieder zu sinken. Die Auswanderung nach Japan war völlig reibungslos verlaufen. Es wunderte mich auch nicht, denn Japanisch hatte ich schon früh gelernt und die Kultur sowie die Geschichte Japans waren mir bestens vertraut. Das wohl einzige positive an meiner Kindheit. Um Geld brauchte ich mir ja keine Sorgen zu machen, aber sobald ich konnte würde ich mir wieder eine eigene Anstellung suchen um mich selbst versorgen zu können.

Ich erhob mich langsam von dem neuen Ecksofa, welches ich mir neben ein paar anderen Möbeln, gegönnt hatte und lief gemütlich in die Küche. „Erst mal ein Kaffee…“ murmelte ich vor mich hin und gähnte ausgiebig. Oh man diese Zeitverschiebung machte mir ganz schön zu schaffen. Immerhin lagen zwischen Deutschland und Japan 9 Stunden Zeitunterschied. Zwar war es hier schon 12.00Uhr mittags, aber in Deutschland war es jetzt erst 3.00Uhr morgens. Ob ich mich daran je gewöhnen würde? Mit dem Kaffee in der Hand begab ich mich zurück zu meinem Laptop ins Wohnzimmer. Ich starrte auf meine Tasse und überlegte wie ich diesen Bastard nur aufspüren konnte. Blitzartig kam mir auch schon eine Idee und ein breites Grinsen legte sich auf mein Gesicht. ``Ich werde mir einfach seinen Tick zu Nutze machen...`` überlegte ich mir und nahm genüsslich einen Schluck von meinem Kaffee. Nur wie sollte ich das richtige Starbucks ausfindig machen? Immer hin gab es in Tokio sicher mehr als nur eine Filiale. ``Das Foto….ja genau….`` meldete sich schlagartig mein Verstand ``….wenn ich es in den Filialen dem Personal zeigen würde, mit der Begründung, das ich einen alten Freund suchen würde welcher schon lange verschollen ist….`` sinnierte ich weiter und nahm noch einen weiteren Schluck von meinem Kaffee ``….die Wahrscheinlichkeit besteht, das er sich vielleicht eine Stammfiliale ausgeguckt hatte. Wenn dem so wäre ist es eben so wahrscheinlich, das das Personal ihn auf dem Foto wieder erkannte….`` beendete ich meinen Gedankengang. Ja ein Versuch war es wert. Vielleicht hatte ich ja wirklich glück und begegnete ihm schon beim erstem Laden? „Bleib realistisch Mädchen…“ hörte ich mich selbst tadeln, denn ich wusste das dies genauso wahrscheinlich war, wie ein Sechser im Lotto mit nur einem Tipp. Nicht unmöglich, aber genauso könnte ich versuchen die berühmte Stecknadel im Heuhaufen mit nur einem Handgriff zu erwischen. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief aus. Halbwegs zufrieden klappte ich mein Laptop zu und widmete mich dem Fernseher. Heute war Sonntag. Also musste ich gezwungener Maßen bis morgen warten um meinen Plan umzusetzen. Ich schnappte mir die Fernbedienung vom Tisch und schalte einfach mal ein. Das erste Mal seit ich in Tokio angekommen war. Sakura TV. Es lief gerade eine Sondersendung über Kira, dem Erlöser der Welt. Angewidert verzog ich das Gesicht. Diese Kiramanie ging mir langsam aber sicher auf den Zeiger. Kira hier Kira dort. Auch wenn ich momentan mit meinen Eigenen Fall voll und ganz beschäftigt war, bekam ich immer noch mit was um mich herum passierte. Und dieser Wahnsinn ging nach meinem Geschmack viel zu weit. Ich verachtete ihn einfach nur. Er war nichts weiter als ein Mörder! Genauso ein Mörder, wie der Kerl, welcher Lina auf dem Gewissen hatte und den ich sogar bis nach Japan gefolgt war. Klar verstand ich die Menschen. Sie wünschten sich eine Welt frei von Gewalt und Angst. Einen sichere, heile Welt, in der man seine Kinder unbesorgt draußen spielen lassen oder auch mal des Nachts unbehelligt durch den Park gehen konnte. Wer tat das nicht? Aber das war doch reine Utopie! Wo Licht ist, da wird auch immer Schatten sein. Es gab einfach kein einfaches Schwarz und Weiß. Nein. Jeder Mensch hatte beides in sich. Gute, wie auch schlechte Seiten. Bei dem einen überwiegten die guten, bei anderen die schlechten Seiten. Aber nur nach Gut und Böse zu kategorisieren, das war bei einem Individuum wie dem Menschen schier unmöglich. Aber warum machte ich mir da eigentlich Gedanken drum? Der Fall ging mich nichts an. Klar hatte ich meine eigene Meinung zu dem Ganzen und hieß es nicht gut, aber ich hatte doch schon mit meinem Fall genug zu tun und genügend Probleme um mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich schüttelte diesen. Warum versuchte mein Verstand nur immer sich in jedes Rätsel einzuklinken? Außerdem gab es da noch L, den Meisterdetektiv. Er untersuchte schließlich den Fall und er hatte bisher, soweit ich wusste, jeden seiner Fälle gelöst. „Also hör auf dir deinen Kopf über Kira zu zerbrechen. Du hast ein Versprechen einzuhalten meine Liebe“ wies ich mich selbst zurecht. Somit schaltete ich den Fernseher wieder aus und widmete mich stattdessen meiner Lieblingsbeschäftigung. Kaffee, Schokolade und einem gutem Buch.
 

Am nächsten Tag machte ich mich sogleich daran meinen Plan umzusetzen. Nachdem ich mir eine erholsame Dusche und einen ersten Kaffee gegönnt hatte, verließ ich die Wohnung. Die Sonne schien hell und ich schlenderte zielstrebig in Richtung U-Bahn Haltestelle. Bevor ich gestern Abend zu Bett gegangen war, habe ich mich noch dran gemacht und alle Starbucks-Filialen von Tokio in einen Stadtplan eingezeichnet. Und selbst das hatte mich schon knapp 2 Stunden Zeit gekostet. Tokio war riesig und hatte mehr als 200 Starbucks. Ich seufzte schwer auf. Schon allein wenn ich daran dachte, das dieser Bastard vielleicht keine Stammfiliale hatte wurde mir echt schlecht. Ihn dann ausfindig zu machen wäre in einer so kurzen Zeitspanne ein Glücksspiel. Dennoch versuchte ich positiv zu denken. Ich würde mein Versprechen halten. Etwas anderes würde ich mir nie verzeihen. Ich stieg also die Treppe zur U-Bahn hinab und mischte mich in die Menge. Ich hasste dieses Gedränge und Gequetsche. Mal ganz abgesehen von den Menschenmassen, welche einen unerbittlich mit sich zogen, wie eine Flutwelle das Treibholz im Wasser. Ich ließ mich genervt auf einen der Sitzplätze fallen und beobachtete die Leute um mich herum. „Hey kleine na wie wär’s….nicht Lust auf nen Kaffee?“ sprach mich plötzlich mein Sitznachbar an. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und musterte ihn mit meinen blaugrauen Augen. Er war etwas jünger als ich und besah mich mit einem eindeutig Lüsternen Blick. Genervt hob ich eine Augenbraue und beschloss ihn erst einmal einfach zu ignorieren. Somit wandte ich mein Blick wieder in den Wagon. „Hey Süße ich habe dich was gefragt“ erwiderte der links liegen gelassene und griff nach meinem Arm. Jetzt wurde es mir echt zu bunt. Erneut richtete ich meinen Blick zu meinen aufdringlichen Sitznachbar und löste seine Hand von meinem Arm. „Erstens bin ich weder süß noch klein. Zweitens habe ich kein Interesse daran mit ihnen einen Kaffee trinken zu gehen. Und drittens sollten sie noch einmal Hand an mich legen, so versichere ich ihnen, dass sie wohl keine Nachkommen mehr zeugen werden.“ erklärte ich ihm sachlich jedoch mit einem Blick der selbst ein Vulkan hätte zufrieren lassen bevor ich diesen wieder abwandte. Ich kannte solche Typen schon. Diese war die einzige Sprache, welche sie verstanden. Und es zeigte Wirkung. Kurz sah ich eine Mischung aus Erschrecken und Überraschung in seinen Augen aufblitzen, bis er sich kurz darauf mit einem „ Prüde Tussi“ abwandte. Ich belies es dabei und stieg an der nächsten Station aus. Mit der Menge schwimmend erreichte ich den Ausgang. Gott erwähnte ich schon mal wie sehr ich sowas hasste? Endlich wieder an der frischen Luft atmete ich erst einmal tief durch. Warum mussten U-Bahnen auch nur immer so stickig und voll sein? Danach begab ich mich zu dem Starbucks in der Nähe. Deswegen war ich ja schließlich hier. Nachdem ich den Laden betreten hatte, wendete ich mich prompt dem erst besten Verkäufer zu dem ich über dem Weg lief. „ Entschuldigen sie bitte, aber ich hätte da mal eine Frage“ sprach ich ihn mit einem freundlichen Lächeln an. „Natürlich, was gibt es denn?“ kam auch gleich genauso freundlich vom Verkäufer zurück. „ Nun ja, ich bin auf der Suche nach einem alten Freund, der hier in der Nähe wohnen soll….“ Sprach ich weiter und klaubte nebenbei das Foto aus meiner Handtasche. „ Vielleicht haben sie ihn ja schon mal gesehen und können mir weiter helfen.“ Schloss ich, immer noch mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen, und reichte ihm das Foto. Er besah es sich kurz und schüttelte dann den Kopf. „ Tut mir leid Miss. Nein, nicht das ich mich erinnern könnte…“ „Schade…..aber haben sie trotzdem vielen Dank“ meinte ich leicht lächelnd und sah ihn mit traurigen Augen an. Danach wandte ich mich noch an die restlichen Verkäufer, aber das Ergebnis blieb dasselbe. Also verließ ich den Laden wieder. ``War ja klar. Wäre auch zu schön gewesen.`` dachte ich mir enttäuscht . Aber ich würde nicht aufgeben. Also setzte ich meinen Weg entschlossen fort. Leider hatte ich in den weitern 20 Filialen, die ich abklapperte, genauso viel Glück. Schlussendlich machte ich mich mit schmerzenden Füssen und abgekämpften Nerven betrübt auf den Heimweg. Konnte der Tag eigentlich noch schlimmer werden? Und ja er konnte. Ich stand gerade an meinem Briefkasten und sah die Post durch, als mir ein Flyer in die Hände fiel. <Kira unser Retter! Er wird uns alle von dem Bösen erlösen und uns eine neue gerechtere Welt erschaffen. Kira unser neuer Gott!>Na Super! Das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Kira unser Gott??? Waren die jetzt alle Banane? Da konnte ich ja auch gleich den Joker von Batman verehren! Das war doch Krank! Wie konnten die einem Mörder verehren, welcher Leute umbrachte die keinen Deut besser waren als er selbst? Versteh einer diese Welt. Meine Laune war nun so ziemlich auf dem Nullpunkt angelangt. ``Gott Lina wenigstens musst du diesen Mist hier nicht mehr miterleben.`` dachte ich und schlagartig sank meine Laune bis in den Minusbereich. Der Gedanke an Lina brachte die Trauer mit sich. Trauer und das Gefühl heute versagt zu haben. Meine Augen begannen wieder zu brennen. Ich knüllte den Flyer mit all meiner Kraft zusammen und warf ihn danach in den nächst besten Mülleimer. Dann schmiss ich die Tür von meinem Briefkasten zu und begab mich hinauf in meine Wohnung. Es war der erste Abend seit 2 Monaten, an dem ich es nicht mehr schaffte meine Trauer und meinen Schmerz zu unterdrücken. Der erste Abend an dem ich meine Gefühle, welche ich eigentlich bis zur Lösung dieses Falles und wahrscheinlich auch für den Rest meines Lebens, hatte wegsperren wollen die Oberhand erlangten. Und ich konnte mich nicht dagegen wehren.
 

Auch in den darauf folgenden drei Tagen hatte ich keinen Erfolg. In Jeder Filiale in die ich kam hieß es „Nein tut mir Leid…“ oder „Ich kann mich an niemanden Erinnern, der dieser Person ähnlich sah….“. Ich war mittlerweile zutiefst deprimiert. ``Verdammt…ich habe nur noch 10 Tage, um diesen Mistkerl zu finden..…`` schrien meine Gedanken mir entgegen. Ich war gerade auf dem Weg zu einem Starbucks im Stadtteil Shibuya. Wieder betrat ich das Café und stellte, wie schon in den letzten 4 Tagen, den Verkäufern meine Fragen. Und dieses Mal war Fortuna auf meiner Seite. „ Ja ich kenne diesen Mann. Er kommt jeden Tag in unseren Laden. Immer zwischen 15.00 und 16.00 Uhr.“ Schloss die junge Verkäuferin. Volltreffer. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Schon fasst hatte ich die Hoffnung aufgegeben und jetzt stand ich tatsächlich im Stammlokal dieses Mistkerls. Und es war genau 14.50Uhr. „ Oh wirklich…. Das ist ja wunderbar“ ließ ich mit einem freudestrahlendem Lächeln verlauten. „Dann werde ich hier warten. Vielen Dank.“ fügte ich dann noch hinzu. Perfekt. Ich hatte ihn gefunden, aber wie sollte es jetzt weiter gehen? Für mich waren meine Schlussfolgerungen schlüssig genug und auch die Beweise die ich gesammelt hatte reichten mir, um ihn zu 90% als Täter zu überführen. Aber wie sähe das Ganze vor Gericht aus. Es gab keine Beweise die ihn direkt mit den Morden in Verbindung brachten. Ich brauchte etwas Hieb- und Stichfestes um ihn ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Aber wie sollte ich das nur anstellen? „ Miss….Hallo Miss…..“ riss mich die Verkäuferin aus meinen Gedanken. „ Äh….Ja?“ fragte ich. „Möchten sie vielleicht etwas bestellen?“ kam es sogleich freundlich zurück. „Natürlich….Entschuldigen sie bitte…..einen Kaffee hätte ich gerne.“ Beantworte ich ihr ihre Frage und lächelte sie entschuldigend an. „ Sehr gerne. Setzen sie sich doch“ und schon verschwand sie hinterm Tresen. Ich kam ihrer freundlichen Aufforderung nach und suchte mir einen Platz, von welchem aus ich das gesamte Café überblicken konnte. Jetzt musste ich mir nur noch schleunigst etwas einfallen lassen, wie ich an meinen sicheren Beweis kommen könnte. Unruhig tippte ich mit meinen Fingern auf der Tischplatte und hing meinen Gedanken nach. Es dauerte nicht lange, da kam auch schon die Verkäuferin mit meiner Tasse Kaffee und stellte sie mir mit einem höflichen „ bitte sehr“ auf meinen Tisch. Ich nickte ihr nur kurz zu, bis gleich darauf eine Person am Eingang meine volle Aufmerksamkeit vereinnahmte. Das war der Kerl. Der Bastard, nachdem ich mehr als 2 Monate gesucht hatte. Der Mann, welcher der Grund dafür war, das ich nach Japan ausgewandert war. Der Mörder von Lina. Von Lina und vielen weiteren Opfern. Dort stand er. Nur ein paar Meter entfernt. In mir zog sich alles zusammen. Ich krallte meine Finger in meine Knie und versuchte die in mir brodelnde Wut irgendwie unter Kontrolle zu behalten. Meine Augen starrten ihn unentwegt an. In ihnen spiegelte sich Wut, Schmerz und wieder diese eiserne Entschlossenheit. Die Entschlossenheit, diesen Kerl hinter Gittern zu bringen und mein Versprechen gegenüber Lina einzulösen. Er lächelte und begrüßte die Verkäuferin freundlich, welche ihn daraufhin, ebenso freundlich, bat sich zu setzten. Kurz darauf setzte er sich in Bewegung und platzierte sich am hinteren Ende vom Café. Während dessen ließ ich ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Ich studierte seine Mimik, seine Gestik. Einfach jede Bewegung die er tat und sei es nur ein kurzes zucken mit dem Finger. Keine zwei Minuten später hatte er auch schon seine Bestellung vor sich stehen. Er nahm einen kleinen Schluck von seinem Getränk und widmete sich dann seiner Zeitung, die er mitgebracht hatte. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Mich zur Ruhe zu zwingen. Würde ich mich jetzt von meinen Emotionen hinreißen lassen, könnet mir die einzige Chance diesen Mistkerl zu fassen durch die Lappen gehen. Ich atmete ein paar Mal tief durch. Mein Verstand fuhr Achterbahn. ``Auweia, und wieder beeinflussten meine Gefühle mein rationales Denken…..ich muss mich zusammenreißen…..Verdammt nochmal!!!`` durchfuhr es mich in Gedanken. Und wieder einmal übernahm mein Verstand die Vorherrschaft über meinen Körper und die Gefühle zogen sich in die Dunkelheit zurück. Es ergab sich für mich nur eine logische Möglichkeit, diesen Bastard aus der Reserve zu locken. Ich musste ihn dazu bringen, dass ich sein nächstes Opfer werden würde. Nur so konnte ich ihn überführen. Auch wenn es in den Augen andere schon fast an Selbstmord grenzen musste, ich hatte immerhin den Vorteil, dass ich um sein Vorhaben wusste. Und außerdem war ich eine BKA Beamtin, wenn auch zurzeit nicht im Dienst, mit zusätzlich 10 jähriger Kampfsporterfahrung. So leicht würde ich mich nicht ausschalten lassen. Und schon gar nicht ohne Gegenwehr. Also beschloss ich, in den wohl bittersten Apfel meines Lebens zu beißen und diesen Mistkerl meine Freundschaft anzubieten. Ich erhob mich langsam von meinem Platz und nahm meinen Kaffee in die Hand. Mit jeden Schritt, mit dem ich mich auf den Mörder meiner besten Freundin zubewegte, schien mein Herz einen Takt schneller zu schlagen. Vor seinem Tisch blieb ich stehen und schluckte einmal schwer. „Hallo…..Mein Name ist Zahra…..Ich wollte sie nicht stören, aber dürfte ich ihnen vielleicht Gesellschaft leisten?“ fragte ich mit einem strahlendem Lächeln. Gott war mir schlecht. Das war wohl die härteste Prüfung die ich jemals auferlegt bekommen hatte. Er schaute von seiner Zeitung auf und direkt in meine blaugrauen Augen. Er musterte mich kurz bis plötzlich ein warmes Lächeln seine Lippen zierte und er mir antwortete. „Aber natürlich gerne……Ich bin Connan.“ Ich setzte mich zu ihm und musste mich das erste Mal wirklich beherrschen meine Maske nicht fallen zu lassen. „ Ich bin gerade erst hierher gezogen und kenne so gut wie niemanden. Wohnen sie hier in Tokio oder sind sie nur ein Tourist?“ Fragte ich mit gespielter Neugier. Er lachte kurz auf „Nein. Ich bin kein Tourist. Ich bin selbst erst vor 3 Monaten hier her gezogen. Ich kann ihnen also gut nachfühlen wie es ihnen gerade geht. Woher kommen sie, wenn ich fragen darf?“ Ich musterte jede seiner Bewegungen während er sprach. Achtete auf jedes Wort, auf jede noch so kleine Änderung in seiner Tonlage. Meine Nerven waren zu zerreißen gespannt. Dennoch bewahrte ich nach außen hin den Schein, ich wäre die Ruhe selbst und würde nur versuchen mit ihm ein zwangloses Gespräch zu führen. „Ich komme aus Deutschland. Dort habe ich japanische Geschichte studiert und wollte nun einfach selbst Teil dieser Kultur werden.“ log ich.“ Und wie sieht ihre Geschichte aus?“ „Nun ich komme ebenfalls aus Deutschland. War dort aber nur etwa ein Jahr. Ich halte es nie lange an einem Ort aus. Dafür ist die Welt einfach viel zu Aufregend.“ Schloss er und schenkte mir wieder ein freundliches Lächeln. Dieser Bastard. Aufregend? Ja, sein Nervenkitzel bestand darin zu morden und nicht erwischt zu werden. Ich hatte wirklich zu kämpfen die Fassung zu bewahren. Aber ich würde nicht aufgeben. Nein ich würde ihn besiegen und hinter Gittern bringen. „ Spannend ist zum Beispiel gerade dieser Kira Fall. Finden sie nicht?“ begann er plötzlich „Ich meine jemand der die Bösen bestraft und die Welt ein Stück verbessert….fast schon wie ein moderner Ritter in strahlender Rüstung.“ sinnierte er weiter und lachte dann über seine eigen Worte kurz auf. Herr im Himmel, jetzt fängt der auch noch damit an. Nicht nur das sich mir schon der Magen umdreht bei dem Gedanken mit dem Mörder meiner besten Freundin an einem Tisch zu sitzen und Smalltalk zu betreiben, nein jetzt lenkt er auch noch das Thema auf diesen Massenmörder Kira und will ihn ernsthaft als einen modernen strahlenden Ritter hinstellen? Das war doch alles nur ein schlechter Scherz, den das Leben sich da grad mit mir erlaubte. Was um alles in der Welt hatte ich verbrochen um vom Leben immer wieder enttäuscht, verletzt und verraten zu werden. Mein Verstand begann sich langsam selbst zu fragen, ob ich nicht langsam verrückt würde….
 

Einige Stunden später stand ich erschöpft unter der Dusche meiner Wohnung und versuchte mir krampfhaft den Dreck und Ekel, welchen ich bei dieser Unterhaltung empfunden hatte, von meinem Körper und auch meinem Seele zu waschen. Ich hatte es zwar geschaft sein Vertrauen zu gewinnen und auch ihn dazu zu bringen uns demnächst wieder zu treffen, aber zu welchem Preis? Ich fühlte mich elend. Pflegte ich doch ein, nach außen hin, freundschaftliches Verhältnis zu Linas Mörder. Aber nur so konnte ich mein Versprechen, welches ich ihr an ihrem Grab gegeben hatte, halten. Und dafür war mir kein Preis zu hoch. Aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas an der ganzen Geschichte komisch war. Ich konnte nur noch nicht sagen was. Nach einer Stunde ausgiebigen duschen, begab ich mich müde in mein Schlafzimmer und kuschelte mich in mein gemütliches Bett. Auch wenn mein Körper noch so müde war, mein Versand war hell wach. Und auch wenn ich wusste, dass ich das richtige Tat, das einzige was ich tun konnte um meinen Beweis zu bekommen und die Morde aufzuklären, so beschlich mich dennoch ein seltsames Gefühl. Das Gefühl das irgendetwas nicht stimmte.
 

In den kommenden Tagen traf ich mich immer wieder mit Connan, wie er sich jetzt nannte. Dem Mörder von Lina. Aber je öfter ich ihm begegnete, desto mehr beschlich mich dieses komische Gefühl. Ein Gefühl, welches ich immer noch nicht beschreiben konnte, aber sich wie ein kriechender Nebel immer weiter in meine Gedanken zog. Bis jetzt hatte ich es immer Geschaft meine Fassade, der freundlichen und aufgeschlossenen jungen Frau, ihm gegenüber zu waren. Aber mit jedem Tag der verging stiegen der Ekel, die Wut und die Trauer in mir. Jedes Mal, wenn ich ihm in die Augen sah, sah ich Linas Gesicht vor mir. Und jedes Mal war der Schmerz, der sich in mein Herz fraß ein Stück schlimmer. Diese Augen, waren die letzten, die Lina vor ihrem Tod erblickt hatte. Heute wollte er sich erneut mit mir treffen. Und ich wusste, es würde das letzte Mal sein. Ein Blick auf das Datum genügte um das zu wissen. Samstag der 25. März. Heute würde er wieder zuschlagen. Wieder versuchen zu morden. Exakt 3 Monate nachdem Lina auf so tragische Weise ihr Ende gefunden hatte. Aber dieses Mal würde es anders laufen. Dies würde sein letzter Mordversuch werden. Denn er hatte sich eindeutig die Falsche ausgesucht.

Am Abend begab ich mich zum ausgemachten Treffpunkt. Es war mittlerweile 21.00Uhr. Er hatte also nur noch 3 Stunden, wollte er den Mord wirklich heute, dem 25. März, begehen. Und alle Hinweise welche ich bisher in diesem Fall gesammelt hatte, deuten eindeutig darauf hin. Nein. Er war ein Serienmörder und würde nicht von seinem Muster abweichen. Das hieß für mich besonders wachsam zu sein. Schließlich wollte ich ihn dingfest machen und diese Serie aufklären und nicht selber ein Teil von dieser werden. Meine Nerven waren angespannt. Alle meine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Ein Fehler, nur eine kleine Unachtsamkeit und ich könnte mein Versprechen nicht einhalten. Wir saßen im Kino, wo gerade die letzten 15 Minuten des Films liefen. Danach würde er zuschlagen, da war ich mir sicher. Aber irgendetwas war heute anders. Die ganzen Tage über, welche ich bisher mit diesem Connan verbracht hatte, beschlich mich immer wieder das Gefühl, irgendetwas zu übersehen. Irgendein Detail, welches mir sich nicht erschließen wollte. Und dieses Gefühl wurde mit jedem Tag lauter. Aber heute? Heute hatte sich abermals etwas verändert. Etwas an diesem Connan wirkte heute nahezu gefährlich. Seine ganze Art und Weise, seine Bewegungen, seine Wortwahl. Einfach alles hatte irgendwie eine andere Nuance. Nur eine Spur. Eine winzige Veränderung in seinem Charakter, welche jedem anderem Menschen wahrscheinlich gar nicht auffallen würde. Es war ein andres Gefühl, was sich heute einstellte. Etwas warnte mich, tief in mir drin. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch. Er war ein Mörder und würde heute abermals ein Menschenleben auslöschen. Sowas hinterließ doch bei jedem Menschen seine Spuren. Demzufolge auch bei ihm. Er war ja schließlich keine Maschine. Der Film war vorbei. Jetzt wurde es ernst. „Na Zahra, war doch ganz nett. Was hältst du davon, wenn wir noch was trinken gehen würden?“ fragte er mich mit einem strahlenden Lächeln, bevor er aufstand und mir meine Jacke reichte. „Ja war ganz gut. Klar können wir noch etwas um die Häuser ziehen, schließlich ist die Nacht ja noch jung oder?“ meinte ich gespielt freundlich und zwinkerte ihm kurz zu, bevor ich ihm meine Jacke abnahm. „ Da hast du Recht. Dann lass uns gehen. Ich kenne da eine schöne Bar und sie ist nicht weit von hier.“ Gab er freudestrahlend zurück und ging voran. Ich lächelte kurz, bevor dies schlagartig verlosch, nachdem er sich umgedreht hatte. ``Bastard`` schoss es mir durch den Kopf. Mein ganzer Körper war mehr als angespannt. Jetzt musste ich auf der Hut sein. Also folgte ich ihm stillschweigend aus dem Kino.
 

Es war dunkel und die Gegend durch die wir liefen, war nahezu Menschenleer. Das ungute Gefühl in meiner Magengegend nahm immer mehr zu. In meinem Kopf ging ich alle mir nur möglichen Szenarien durch, um mich mental schon mal auf einen Angriff und die entsprechende Verteidigung vorzubereiten. Wir bogen in eine Nebengasse ein. ``Wenn er jetzt hier zuschlug, würde es niemanden in der Umgebung auffallen`` ging es mir durch den Kopf, als ich auch schon ziemlich unsanft am Arm ergriffen wurde und ich mich gegen die nächste Hauswand gedrückt wiederfand. Ich keuchte kurz auf, ehe mein Körper auch schon auf Selbstverteidigung umschaltete und ich mich mit einem gezielten Tritt in den Unterleib, sowie einer flinken Drehung aus seinem Griff befreit hatte. Dennoch spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem linken Oberarm und bemerkte schon kurz darauf wie sich etwas Warmes den Weg durch meinen Pullover und meinen Arm hinab suchte. Ich brachte mich mit ein paar schritten aus seiner Reichweite, ohne ihn dabei auch nur für eine einzige Sekunde aus den Augen zu lassen und sah danach kurz prüfend auf meinen Arm. Eine tiefe Schnittwunde zog sich quer darüber und blutete stark. Er hatte ein Messer und wohl sein eigentliches Ziel, während meiner Befreiungsaktion, verfehlt. ``Na wenigstens keine Schusswaffe…`` dachte ich erleichtert, aber das bedeutete noch keine Entwarnung. Auch mit Messer war er immer noch ein gefährlicher Gegner, aber meine Chancen hier lebend raus zu kommen stiegen dadurch erheblich. Und was ich in seinen Augen sah, machte mir klar, dass er es mir nicht leicht machen würde. Es spiegelte sich pure Mordlust darin wieder und die Enttäuschung, das ihm sein Opfer überrumpelt hatte. Er sah mich mit einem eiskalten Blick und einem noch kälteren Lächeln auf den Lippen an, während er sich schnaufend erhob und mir sein Messer bedrohlich entgegen streckte. „So Zahra….du willst also Spielen?.....Schön, dann wird es wenigstens mal interessant…!“ brachte er mir bedrohlich entgegen und seine Stimme klang befremdlich grausam. Langsam kam er auf mich zu. Schritt für Schritt. Immer näher. Meine Gedanken überschlugen sich. Es bereitete ihm wirklich Freude. Er sah es also als ein makabres Spiel? Ein Spiel auf Leben und Tod. Aber dieses Mal würde ich der Sieger sein. Dieses Mal würde er sein Spiel verlieren. „Lina…“ flüsterte ich und im gleichen Moment griff er wieder an. Ich brachte mich mit einer schnellen Bewegung außer Reichweite seines Messer, bevor ich zum Gegenschlag aus holte und ihm mit einer fließenden Bewegung erst das Messer aus der Hand schlug und gleichzeitig einen kräftigen Schlag vor die Brust versetzte, sodass er rückwärts taumelte. Ehe er begreifen konnte, was hier eigentlich geschah, hatte ich ihm auch schon mit einem gezielten Tritt von den Füßen geholt und sogleich am Boden fixierte. Erst jetzt realisierte er, in welcher Situation er sich befand und begann sich mit aller Kraft zu wären und mich auf das übelste zu beschimpfen. Doch ich hielt ihn Eisern fest und brachte ihn mit einem gezielten schlag in den Nacken zum Verstummen. Erschöpft sah ich auf den nun unter mir liegende, bewusstlosen Mann. Ich hatte gesiegt. Es war vorbei. Er würde nie wieder morden. „ Jetzt kannst auch du in Frieden ruhen Lina. Ich habe mein Versprechen an dich gehalten“ flüsterte ich, immer noch schwer atmet, in den Sternklaren Nachthimmel hinein. Eine einzelne Träne löste sich aus meinen Augen und lief an meinem Gesicht hinab. Trotzdem lächelte ich. Auch wenn es ein trauriges Lächeln war, es war für Lina. Kurz darauf erhob ich mich von dem Mistkerl und informierte die Polizei.
 

3 Tage später erhielt ich einen Anruf aus dem zuständigen Polizeirevier. Meine Augen begannen sich zu weiten und ich konnte einfach nicht glauben, was der Ermittler mir da gerade erklärte. Dieser Mann, der Lina ermordet hatte und auch versucht hatte mein Leben zu beenden, litt an einer dissoziativen Identitätsstörung. Er hatte eine gespaltene Persönlichkeit. Und schlagartig wurde mir auch klar, warum ich in seiner Nähe immer das Gefühl hatte, das etwas nicht stimmte….das Gefühl, das ich etwas übersehen hatte…..

und zweitens als man denkt

….und zweitens als man denkt
 

Geschockt saß ich in meiner Wohnung auf dem Sofa und hörte mir die Erläuterungen des Polizisten an, welchen ich am Telefon hatte. Vor drei Tagen hatte ich den Mann gefasst, welcher meine beste Freundin Lina und etliche weitere Menschen auf dem Gewissen hatte. Nachdem ich die Polizei informiert und diese ihn festgenommen hatten, wurde ich in ein Krankenhaus gebracht um meine Verletzung versorgen zu lassen. Er hatte mir einen tiefen Schnitt am linken Oberarm zugefügt. Dieser musste mit acht Stichen genäht werden und würde wohl für immer eine schmerzliche Erinnerung, in Form einer Narbe bleiben. Eine Erinnerung an den Mann, den man nicht zur Rechenschaft für seine Taten ziehen konnte. Nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte, ließ ich all meine gesammelten Beweise und Gedanken zu dem Fall der Polizei zukommen. Nun eröffnete mir der Beamte am Telefon, das dieser an einer dissoziativen Identitätsstörung litt und somit nicht im herkömmlichen Sinne unter Strafe gestellt werden konnte. Ich schluckte schwer. Dieser Mann hatte eine gespaltene Persönlichkeit. Und jetzt wusste ich auch was dieses Gefühl, welches ich immer wieder in seiner Nähe verspürte, zu bedeuten hatte. Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Das ich irgendetwas übersah. Ich hatte die ganze Zeit über, in welcher ich mich mit ihm getroffen hatte, mit zwei grundverschiedenen Menschen zu tun. Sie steckten zwar in ein und demselben Körper, aber sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Der eine war ein intelligenter, gutherziger und hilfsbereiter Mensch. Der andere hingegen ein eiskalter Mörder, welcher sich an den Qualen seiner Opfer erfreute. Das wurde mir plötzlich mit einem Schlag klar. Und jetzt, da ich über diese Information verfügte, klärten sich auch die offenen Fragen über seine charakterlichen Schwankungen, welche mir immer mal wieder aufgefallen waren. Manchmal wirkten seine Mimik und Gestik offen und ehrlich gemeint. Das warmherziges lächeln und die Freundlichkeit in seinen Augen, als ich ihm das erste Mal im Café begegnet war. So oft ich es auch versucht hatte, ich konnte einfach keine Anzeichen für eine Unwahrheit darin erkennen. Und auch mein Gefühl sagte mir immer wieder, das jene Gesten ehrlich gemeint waren. Und dann wiederum gab es Begegnungen, in denen ich nicht eine Sekunde gezögert hätte unter Eid zu beschwören, das alles was er mir zeigte und sagte eine einzige große Lüge war. Nun kannte ich den Grund dafür. Mein Gefühl hatte Recht behalten. Zwar hatte ich gewisse Charakterveränderungen hin und wieder bemerkt, allerdings für eine konkrete Schlussfolgerung welche auf diese psychische Störung hinwies, waren diese nicht aussagekräftig genug gewesen. Das fehlende Detail. Der Beamte erörterte mir, dass dieser Mann nicht in den normalen Strafvollzug eingegliedert werden kann, da die unterschiedlichen Persönlichkeiten sich nicht an das Handeln der jeweils anderen erinnern konnte. Somit wäre das eine unzumutbare Situation für die Persönlichkeit, welche nichts mit den Morden zu tun hatte. Daher wurde beschlossen, ihn in einer geschlossenen Einrichtung unterzubringen, wo er sich frei bewegen könnte, jedoch immer unter Beobachtung stand. Er erklärte mir, dass es dieser Mann als eine Art Black-out beschrieben hatte. Danach wäre er jedes Mal in einem Land und mit einem andren Namen aufgewacht und die Person, mit welcher als letztes Kontakt hatte, war ermordet aufgefunden worden. Aus Angst hatte er dann einfach das Leben weiter geführt, indem er sich grad befand.
 

Nachdem das Telefonat beendet war, schloss ich die Augen und holte erst einmal tief Luft. Diese Informationen musste ich erst mal verarbeiten. Ich erhob mich von meinem Sofa und holte mir, wie ich es immer tat, zunächst einen Kaffee und kramte gleichzeitig meine geliebte Schokolade aus dem Schrank. Dann verzog ich mich auf meinen kleinen Balkon und lies mich dort auf einem Stuhl nieder. Die Beine auf der Brüstung, halb sitzend, halb liegend in dem Stuhl und mit meiner Tasse Kaffee in der Hand, sowie der Tafel Schokolade auf dem Bauch, schaute ich hinauf in den Wolkenlosen Himmel. `` gespaltene Persönlichkeit……..`` ging es mir durch den Kopf. Ich hatte ihn gestellt. Hatte die Mordserie und somit auch Linas Tod aufgeklärt. Doch auch wenn ich wusste, dass die Polizei das richtige tat, viel es mir schwer diese Tatsache zu akzeptieren. Auch wenn jetzt sichergestellt war, dass er nie wieder morden würde, kam es keiner gerechten Strafe gleich. Er konnte sich immer noch, bis zu einem gewissen Grad, frei bewegen. Das Leben eines ganz normalen Durchschnittsbürgers führen. Seine andere Persönlichkeit hingegen wurde ein Stück seiner Freiheit beraubt. Er konnte nicht mehr das ganz normale Leben leben. Sich komplett frei entfalten. Es hinterließ eher den Eindruck als wenn dieser Teil dieses Menschen bestraft wurde. Denn schließlich musste er etwas aufgeben, was er vielleicht ja nicht einmal wirklich verstand, wo hingegen dem Mörder in ihm mehr als nur Luxushaftbedingungen zu teil kamen. Ich seufzte deprimiert auf. „ Das Leben kann so ungerecht sein…“ murmelte ich leise und nippte traurig an meinem Kaffee. ``Es kann nicht nur, es ist ungerecht……mein Leben ist doch das beste Beispiel…`` dachte ich mir und brach ein Stück von der Schokolade ab. Ich betrachtete es kurz und wieder war Linas Stimme in meinen Gedanken. „Ja Lina ich weiß. Du hast ja Recht. Ich bin ein Schokoholiker.“ meinte ich leise zu dem Stück Schokolade, bevor ich es in meinem Mund verschwinden ließ. So blieb ich noch einen Weile sitzen und hing meinen Gedanken und Erinnerungen nach, während ich die vorbeifliegenden Vögel beobachtet.
 

Irgendwann wurde mir diese ganze Grübelei zu viel und ich beschloss mich wieder nach drinnen zu begeben. Somit erhob ich mich mit einem leisen stöhnen vom Stuhl und schlenderte ins Wohnzimmer. Die geleerte Kaffeetasse stellte ich beiläufig auf dem Tisch und ließ mich dann aufs Sofa sinken. Was sollte ich jetzt tun? Der Fall war gelöst. Der Mörder mehr oder weniger hinter Schloss und Riegel gebracht. Und ich saß hier mitten in Tokio und musste mir jetzt überlegen, wie ich mein weiteres Leben gestalten wollte. Japan gefiel mir. Trotz allem was passiert war, wollte ich hier bleiben. Das hieß auch, dass ich mir einen Job suchen musste. ``Nun ja ich bin eine BKA Beamtin. Vielleicht könnte ich ja bei der japanischen Polizei anfangen?`` ging es mir durch den Kopf. Ich würde mich morgen einfach mal schlau machen. Somit beschloss ich es für heute gut sein zu lassen und mich ausnahmsweise mal nicht einem Buch, sondern dem hiesigen Fernsehprogramm zu widmen. Ich griff mir also die Fernbedienung vom Tisch. Das hieß ich versuchte es, denn irgendwie hatte ich wohl meinen Schwerpunkt nicht ganz korrekt berechnet, was dazu führte, das ich im nächsten Moment schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Fußboden machte. „ Au…...verfluchter Mist!“ presste ich hervor und rieb mir meinen pochenden Ellenbogen, welcher den Sturz unsanft abgefedert hatte. `` Oh ja das Leben liebte mich echt…`` dachte ich mir sarkastisch und erhob mich etwas umständlich wieder vom Boden. Kurz darauf musste ich unweigerlich lachen. Was hatte Lina mal gesagt? Es wunderte sie das ich noch nicht durch die Gegend rollte bei meinem Schokoladeproblem? `` Nun ja Lina das hätte sich somit wohl geklärt`` dachte ich und schmunzelte selbst über meine Art der Interpretation. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Ich vermisste sie wirklich sehr. Bevor sie damals aufgetaucht war, war ich immer alleine gewesen und es hatte mir nie etwas ausgemacht. Nun, nachdem Sie wieder aus meinem Leben verschwunden war, fühlte ich mich irgendwie Einsam. Schon seltsam wie sehr sie mein Leben doch beeinflusst hatte. ``Tja was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen`` dachte ich und ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Trotz allem war ich froh, dass ich sie hab kennen lernen dürften. Ich besah mir kurz die Fernbedienung, welche ja indirekt für meinen unfreiwilligen Abgang vom Sofa, verantwortlich war und nahm sie dann vom Tisch. Ich setzte mich wieder und schaltete den Fernseher ein. Es liefen gerade die Nachrichten und ich erkannte sofort das Foto, welches gerade gezeigt wurde. Es war der Mann mit der gespaltenen Persönlichkeit, den ich vor drei Tagen gestellt hatte. Interessiert machte ich lauter.

< Vor drei Tagen wurde der Serienmörder, James Walter, welcher für den Tod von unzähligen Menschen verantwortlich gemacht wird, von einer jungen, ehrgeizigen BKA Beamtin aus Deutschland überführt. Der 27 jährige Amerikaner hatte es über mehrere Jahre hinweg geschaft, die Polizei auf der ganzen Welt zu täuschen und unbehelligt von einem Land ins andere zu flüchten, ohne den geringsten Verdacht auf sich zu lenken. Erst durch die Beweise der jungen BKA Beamtin konnten er mit diesen Fällen in Verbindung gebracht werden, welches dann zu seiner Verhaftung geführt hatte. Desweitern teilte die Polizei mit, dass der Täter aufgrund einer sogenannten dissoziativen Identitätsstörung, also einer gespaltenen Persönlichkeit, nicht in den normalen Strafvollzug, sondern in einer speziell dafür ausgerichteten Einrichtung untergebracht wurde. Die junge BKA Beamtin wollte sich jedoch zu dem gesamten Vorfall nicht äußern……>

Oh ja die letzten 2 Tage waren wirklich die Spitze des Eisberges. Wo auch immer diese Sensation Piranhas meinen Namen her hatten, ließ sich für mich nicht feststellen. Den von Seiten der Polizei war es ausgeschlossen, da ich extra darum gebeten hatte, anonym gegenüber den Medien zu bleiben um genau das zu vermeiden, was sich in den letzten zwei Tagen abgespielt hatte. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, wie man freiwillig in der Öffentlichkeit stehen kann und somit riskiert, das sobald man auch nur einen Fuß vor die Tür setzt, von Reportern wie ein frisches Stück Aas ,auf das sich die Geier stürzen, behandelt zu werden. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit ich auch versuchte das Haus zu verlassen, kaum war ich draußen, sprang mich auch schon ein Reporter an. Gott ich überlegte echt schon ob ich nicht mal nach einem Paparazzi-Abwehrspray googeln sollte. Irgendwie mussten doch auch die Promis ihre Privatsphäre wahren. Denn auch diese hatten nicht ständig einen Bodyguard um sich. Zudem kam das ständig das Telefon klingelte. Ich spielte wahrlich mit dem Gedanken, es einfach aus dem Fenster zu werfen, besann mich aber dann eines besseren und zog einfach das Telefonkabel aus der Buchse. Zum Glück hatte ich noch mein Handy und diese Nummer bekamen diese Blutegel nicht raus. Dafür war ich wirklich mehr als dankbar. Aber jetzt, wo der Bericht ausgestrahlt wurde, sollte sich dieses ganze Theater auch wieder legen. Hoffte ich doch mal und schließlich hatten die Herrschaften doch noch so viel Anstand wenigstens meinen Namen nicht preis zu geben. Bei den Gedanken daran konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Ich widmete mich somit wieder dem Fernseher und verfolgte weiter die Nachrichten.

<……und wieder wurden von Kira mehrere Straftäter hingerichtet. Die Polizei verweigerte weiterhin eine Stellungnahme zu dem Fall…..>

``Ach ja, der war ja auch noch da. Noch ein Massenmörder, welcher sich allerdings darauf zu spezialisieren schien, andere Straftäter zur Strecke zu bringen.`` grübelte ich nach und schnaufte verächtlich aus. Diese Welt schien wirklich einen ziemlich schwarzen Humor zu haben. Gab es den nur noch Verrückten? Und die Welt schien ihm auch noch Sympathie entgegen zu bringen. Irgendwie war mir das alles zu hoch. Leute verehrten jemanden dafür, dass er Verbrecher umbrachte, obwohl er doch selbst einer war? Gut in einigen Ländern, und das leider nicht in wenigen, wurde noch immer die Todesstrafe verhängt. Auch das hieß ich nicht gut. Gleiches mit gleichem zu vergelten brachte nur Unheil und tilgte die Schuld in meinen Augen nicht, sondern ließ sie nur den Besitzer wechseln. Niemand hatte das recht über das Leben eines anderen zu urteilen. Nicht einmal die Staatsgewalt sollte sich, meiner Meinung nach, das Recht herausnehmen und Gott spielen. Aber leidergab es immer noch Menschen die anders dachten. Und genau diese sympathisierten mit diesem Kira. Klar konnte ich seine Bewegründe verstehen, doch war dies der Flasche weg. Gerechtigkeit musste anders zu erreichen sein, als mit Mord. So lange war dieser Fall jetzt schon in den Medien. Ob die Polizei und L vielleicht nicht weiter kamen? `` Hm….vielleicht sollte ich mal meine eigenen Nachforschungen anstellen und….`` begann sich mein rationaler Verstand wieder zu melden ehe ich mich erneut selber zurecht wies. `` Verdammt Mädchen hör endlich auf mit diesen Unsinn……..das ist nicht dein Fall und außerdem ist dieser L der beste Detektiv der Welt…….meinst du wirklich du könntest diesen Fall lösen, wenn selbst L nicht weiter kam?....`` Ich schüttelte erneut den Kopf. Warum zerbrach ich mir eigentlich schon wieder den Kopf über diesen Kira-Fall? Dieser L würde ihn schon lösen, auch wenn ich manche seiner Aktionen, die er startete, nicht gut hieß. Aber das sollte mir jetzt egal sein. Also schaltete ich kurz entschlossen der Fernseher aus und machte mich auf den Weg ins Bad. ``Eine kühle Dusche wird meinen heiß gelaufenen Verstand schon wieder abkühlen`` überlegte ich mir und begab mich unter den kühlen Kunstregen. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, zog ich mein Nachthemd über und begab mich in mein Schlafzimmer. ``Noch ein paar Seiten lesen um auf andere Gedanken zu kommen und dann gute Nacht`` erklärte ich mir selber ehe ich mich ins Bett sinken ließ. Keine 5 Seiten später befand ich mich auch schon im Land der Träume.
 

Als ich erwachte hielt ich immer noch mein Buch umklammert. Kurz musste ich überlegen warum überhaupt. Dann viel mir ein das ich wohl mit dem Ding eingeschlafen sein musste. Ich setzte mich auf und streckte mich erst mal ausgiebig. „Guten Morgen Lina“ murmelte ich als ich ihr Foto in die Hand nahm. Ja ich hatte mir angewöhnt ihr Foto als Lesezeichen zu verwenden. Als Erinnerung für mein Versprechen, welches ich ihr damals am Grab gegeben und welches ich auch eingehalten hatte. Jetzt ließ ich es als Erinnerung an all die kleinen, früher so unwichtig erschienenen Dinge, im Buch, welche sie mich gelehrte hatte. Ich steckte es wieder behutsam zwischen die Seiten und legte das Buch danach auf meinen Nachtschrank. Verschlafen robbte ich aus dem Bett und begab mich in die Küche. Ohne Kaffee würde ich meine Augen sicherlich keine fünf Minuten offen halte können. Nachdem ich mir noch schnell ein Brot geschmiert hatte bezog ich meinen Stammplatz auf dem Sofa und ließ nebenbei die Nachrichten im Fernsehen laufen. Gerade nahm ich den ersten Schluck von meinem Kaffee, als sich dieser auch schon über meine Beine ergoss. Ich hatte die Tasse einfach fallen gelassen und war aufgesprungen. Nein, das konnte nicht sein was die Nachrichtensprecherin da gerade verkündete.

< ……von Kira getötet. Darunter auch der vor kurzem verhaftete Serienmörder James Walter, welcher aufgrund seiner Erkrankung in einer gesonderten Einrichtung untergebracht war…..>

Ich stand da wie ein begossener Pudel und starrte auf den Fernseher. Das konnte doch jetzt nicht ihr ernst sein? Der Mann, James Walter, welcher ihre beste Freundin ermordet hatte, denn sie ganze 3 Monate lang gejagt und dann überführt hatte, welchen sie bis nach Japan gefolgt war und welcher unter einer gespaltenen Persönlichkeit litt, war von Kira ermordet worden? Kira der sonst nur verurteilte Straftäter, nicht das dies weniger schlimm wäre, zur Rechenschaft zog? Er oder Sie ermordete einen Mann, welcher mit zwei Persönlichkeiten bestraft war und nur eine davon schuldig ist? Das passte doch nicht. Klar er war ein Mörder. Ich selbst hatte ihn gejagt. Aber dieser Mann hatte es nicht verdient zu sterben. Das hatte keiner. Immerhin war da eine Persönlichkeit in ihm, die unschuldig war. Welche wie jeder andere Bürger auch, nichts mit der Mordserie zu tun gehabt hatte. ``Großer Gott….was tu ich hier eigentlich?`` fragte ich mich verwirrt. Ich verteidigte doch gerade allen Ernstes einen Serienmörder. Den Mann der Lina ermordet hatte! ``Nein….Ganz im Gegenteil, so verrückt es auch klingen mag….. dieser Mann, James Walter, war des Mordes schuldig und gleichzeitig auch genauso unschuldig….`` meldete sich mein Verstand. `` Sowas nennt man dann wohl Ironie des Lebens`` führte ich den Gedanken weiter. Aber dieser Kira ging endgültig zu weit. Wenn er jetzt alles umbrachte, was im gleichen Atemzug mit einem Verbrechen genannt wurde, konnte ich, Nein, wollte ich einfach nicht mehr tatenlos rumsitzen. Schließlich gab es auch genügend Fälle von zu Unrecht verurteilten und beschuldigten. Das wollte, konnte und durfte ich einfach nicht mehr ignorieren. Ich musste Handeln, das sagte mir einfach mein Verstand. Und ob nun mit oder ohne L´s Hilfe, dieser Kira würde nicht ungeschoren davonkommen. Das schwor ich mir. In meinem von Kaffee durchtränkten Nachthemd stand ich am Fenster und sah der gerade aufgegangenen Sonne entgegen. In meine Augen spiegelte sich wieder diese Entschlossenheit. Dieselbe Entschlossenheit, welche sich auch bei der Suche nach dem Mörder meiner Freundin in meinen blaugrauen Augen abgezeichnet hatte. Mein Entschluss stand fest. Ich würde auch Kira jagen, genauso jagen, wie ich den Mörder von Lina gejagt hatte. Und Aufgeben befand sich nicht in meinem Vokabular. „ Kira. Jetzt gibt es einen weiteren Menschen der dich jagen wird…..“ richtet ich mit fester Stimme an die Welt hinter meinem Fenster. Und ein erneutes lächeln zierte meinen sonst so entschlossenen Gesichtsausdruck.

Der erste Schritt

Der erste Schritt
 

`Ja Kira. Auch dich werde ich jagen. Auch du wirst dich früher oder später für deine Taten verantworten müssen. Das verspreche ich dir!` dachte ich entschlossen, ehe ich mich vom Fenster abwandte und erstmal unter die Dusche wanderte. Während ich mein kaffeegetränktes Nachthemd auszog und mich unter das säubernde Nass begab, liefen meine Gehirnzellen schon auf Hochtouren. Ich hatte noch nicht mal ganz den Entschluss gefasst gehabt, mich nun auf die Jagd nach Kira zu begeben, da hatte der analytische Bereich meines Verstandes schon längst begonnen, alle Informationen die sich über diesen Fall in meinem Gedächtnis befanden, durchzugehen und zu analysieren. Wirklich viele waren es nicht, schließlich hatte ich das Geschehen nur am Rande mitverfolgt, während ich den Mörder meiner besten Freundin jagte. Ich musste also erst einmal eine gründliche Recherche betreiben. „ Gut….Jetzt habe ich wieder eine neue Aufgabe zu lösen……Einen neuen Zielpunkt auf dem Spielbrett meines Lebens.“ Überlegte ich während das warme Wasser sanft meine Haut streichelte. Ja so einen richtigen Sinn schien mein Leben nicht zu haben. Es ähnelte in gewisser Hinsicht schon fast der geordneten und geplanten Lebensliste meiner Eltern, auf welcher sie fein säuberlich, Punkt für Punkt abharkten. Nur mit dem Unterschied, dass ich mein Leben nicht voraus plante, sondern eher wie bei einem Aufgabenblatt, Punkt für Punkt abarbeitete. `Und irgendwann sind alle Aufgaben gelöst…`dachte ich und seufzte kurz auf, bevor ich mich aus der Dusche begab und mich abtrocknete. Ich ging ins Schlafzimmer und zog mir schnell eine Jogginghose und ein T-Shirt über, ehe ich mich daran machte das Sofa und den Boden von restlichen Kaffee zu befreien. Nachdem alle Spuren beseitigt waren holte ich mir schnell einen neuen Kaffee und setzte mich auf eine trockene Stelle meines Sofas um die Recherche zu beginnen. Als erstes beschloss ich alle Informationen zu den Morden, welche Kira zugeordnet wurden, heraus zu suchen und danach mich mit den Maßnahmen der Polizei und L zu beschäftigen. Ich brauchte zuerst mal einen Überblick. Einen Überblick über die Aktionen und Reaktionen beider Seiten, sowie sämtliche Informationen die ich über die bisher begangenen Morde bekommen könnte, um ein erstes Täterprofil über diesen Kira erstellen zu können. Leider lief dieser Fall schon einige Monate und die Sympathisanten von Kira machten es mir auch nicht gerade leichter. Das Internet bot, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Sintflut an Informationen zu Kira. Ich atmete tief aus. `Oh man das wird einige Zeit dauern, bis ich mich da durchgewühlt habe…` dachte ich genervt und verdrehte kurz die Augen. Dennoch machte mich voller Tatendrang sogleich an die Arbeit. Im Hintergrund lief immer noch der Fernseher. Falls sich was Neues ergeben würde, bekäme ich es wenigstens mit. Ich erstellte mir auf meinem Laptop eine Übersicht, indem ich sämtliche Aktionen und Reaktion beider Seiten gegenüberstellte. Eine Art tabellarischer Zeitstrahl. Das tat ich öfters, um schneller Zusammenhänge und Veränderungen in einem Muster erkennen und darauf reagieren zu können. Leider waren die Informationen, welche die Polizei an die Presse raus gab, nicht gerade umfassend. Und viele Maßnahmen der Polizei und auch von L ließen sich für mich nur erahnen. Trotz allem brauchte ich , nur für das zusammen tragen der Daten und die zeitgleiche Erstellung der Übersicht, einen vollen Tag. Es war mittlerweile 2.00Uhr morgens, als ich meinen letzten Eintrag in die Tabelle tätigte. Erschöpft ließ ich mich in die Kissen meines Sofas zurücksinken und rieb mir müde die Augen. Ein pochender Schmerz hämmerte inzwischen unerbittlich gegen meine Schläfen und wies mich wiedermal erneut darauf hin, dass auch mein Verstand eine Kapazitäts-und Leistungsgrenze besaß. Daher beschloss ich mir eine kurze Pause zu gönnen und schloss langsam die Augen, um den pochenden Schmerz in meinem Kopf ein wenig zu besänftigen. Als ich meine Augen wieder öffnete, war es schon hell. Ich schrak hoch und sah auf die Uhr. Das Display der digitalen Uhr, welche auf dem Tisch stand, lachte mir eine 8 und zwei 00 entgegen. `8.00Uhr, oh man ich war wirklich eingeschlafen…` erfasste mein Verstand die Sachlage. War aber auch kein Wunder, denn jeder Mensch musste hin und wieder schlafen. Nur durch Schlaf konnte das Gehirn alle Informationen verarbeiten und den geistigen Zustand des Menschen stabil halten. Ohne Schlaf würden wir unweigerlich erst verrückt werden und schlussendlich sterben. Wenn man dieses mit berücksichtigte, was war dann schon ein paar Stunden im Vergleich zum Rest des noch verbleibenden Lebens? Ich streckte mich also ausgiebig und massierte mir danach meinen schmerzenden Nacken. So eine Nacht auf dem Sofa hinterließ doch seine Spuren. Mal wieder holte ich mir einen Kaffee und bewaffnete mich gleichzeitig mit einer Tafel Schokolade. ` Nervennahrung….Das brauche ich jetzt einfach` rechtfertigte ich mir mein ungesundes Frühstück selber. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Laptop und meine zuvor erstellte Übersicht. Wenigstens hatte ich jetzt alle Informationen zusammen, welche mir zugänglich waren. Doch wirklich zufrieden war ich damit nicht. Sie waren einfach an vielen Stellen zu schwammig und an manchen Stellen waren einfach noch zu viele Fragen offen. ` Wenn ich doch nur auf die Ermittlungsdaten zugreifen könnte…. ` grübelte ich vor mich hin. Ja mit Geld konnte man vieles kaufen, das hatte sich im meinem letzten Fall mal wieder bestätigt. Jedoch in einer laufenden Ermittlung war es selbst mit Geld so gut wie unmöglich an Informationen zu kommen. Und L? Gut auch er wäre eine Option, allerdings verstand er sich bestens darauf seine Identität zu verschleiern und war selbst für die Polizei nicht ausfindig zu machen. Den konnte ich also auch abharken. Als letztes bliebe da nur noch die Sonderkommission, welche von der japanischen Polizei im Fall Kira gegründet wurden. Aber auch hier war die Wahrscheinlichkeit gering, das eine vor kurzem erst hergezogene junge Beamtin vom BKA in Deutschland einfach so in die SOKO aufgenommen wurde. Meine Chancen an Ermittlungsdaten zu kommen waren gleich null. Genervt verdrehte ich die Augen und atmete einmal tief durch. Ich würde einfach versuchen, das Beste aus dem zu machen was mir zur Verfügung stand. Daher beschloss ich zunächst einmal meine Übersicht zu analysieren und ein Täterprofiel zu erstellen, sowie eine erste Theorie zu entwickeln. Nach guten fünf Stunden der Grübelei vielen mir immer mehr Ungereimtheiten in diesem Fall auf. Und anstatt das sich Fragen klärten offenbarten sich nur immer wieder neue. Meine Gedanken schienen sich mittlerweile total verknotet zu haben. Ich massierte meine Schläfen und schüttelte unwillig meinen Kopf. Was ich wusste, war das Kira Straftäter umbrachte, welche zurecht verurteilt waren. Jene, die aus Affekt gehandelt oder ihre Taten ehrlich bereut hatten, blieben verschont. Aber wie um alles in der Welt passte da Linas Mörder, James Walter, hinein? Der viel doch komplett aus Kiras bisheriges Opferprofil? Zudem hatte sich nach anfänglichen Schwankungen in den Opferzahlen ein konstante bleibende Anzahl heraus kristallisiert. Aber warum auf einmal immer eine feste Anzahl? Was hatte ihn dazu bewogen? Zudem kam, dass sich mir einfach nicht erschließen wollte wie Kira tötete. Wie konnte er so viele Strafgefangene auf der ganzen Welt umbringen? Oder noch interessanter L`s Doppelgänger im Fernsehen? Wie konnte Kira Menschen an Herzversagen sterben lassen ohne anwesend zu sein? Klar gab es Gifte, welche einen Herzstillstand auslösen konnten, aber trotzdem wie ein natürlicher Tod wirkten. Dazu hätte Kira aber in der Nähe seiner Opfer sein müssen oder zu mindestens Komplizen haben. Dies schien aber mehr als unwahrscheinlich, da es, wenn man sich die Mengen an Opfern ansah, sehr viele hätte geben müssen und Kira dann mit hoher Wahrscheinlichkeit schon geschnappt worden wäre. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Komplizen einen fatalen Fehler begann und sich verriet, wuchs potentiell mit deren Anzahl. Somit war davon auszugehen, dass Kira ein Einzeltäter war. Aber wie tötete er dann? Er konnte nicht überall gleichzeitig sein. Eine Übernatürliche Kraft? ` Quatsch….so ein Unsinn Mädchen…..überleg doch mal ……dann wäre L doch schon längst Tot…` verwarf ich diesen Gedanken wieder. Mein Kopf würde wirklich bald anfangen zu rauchen, wenn ich so weiter machte. `L……Ja genau….alle Straftäter waren in den Medien zu sehen…..und die, welche unter falschen Namen veröffentlicht wurden oder ohne Foto, aber dennoch in sein Opferprofil passten, waren verschont geblieben…..Und L hatte er nach seinem Auftritt im Fernsehen auch nicht getötet..` schoss es mir durch den Kopf. `Ganz einfach des halb, weil er es nicht konnte.` schloss ich den Gedankengang ab. Ja Kira konnte L nicht töten, denn er war ein Phantom. Nur ein Buchstabe, von dem niemand die wahre Identität oder das Aussehen kannte. Daraus ließ sich nur eine Schlussfolgerung ziehen „Kira braucht den Namen und das Gesicht des Opfers“ murmelte ich überrascht vor mich hin. Erklärte aber immer noch nicht wie er tötete. Aber zu mindestens wusste ich jetzt was er bauchte um zu töten. Jetzt war ich einmal mehr erleichtert, dass ich mich entschlossen hatte den Medien gegenüber anonym zu bleiben. `Das hätte sonst ganz schön schief gehen können` überlegte ich nachdem sich mein Verstand diese Informationen erschlossen hatte. Das hieße ich musste wirklich sehr behutsam bei den Ermittlungen vorgehen, wenn ich noch etwas länger leben wollte. Die Sache konnte richtig gefährlich werden. Es waren trotzdem noch so viele Fragen offen. Und nur mit Spekulationen könnte ich ganz schnell mein Leben verkürzen. `Diese verdammten Ermittlungsdaten….` dachte ich ärgerlich und bis mir auf die Lippe. Was sollte ich nur machen? Wenn ich so weiter ermitteln würde, könnte ich auch gleich russisches Roulette spielen. Und dann erhaschte etwas im Fernsehen meine Aufmerksamkeit. Kira richtete gerade per Sakura TV eine Nachricht an die Welt. Was sollte das den jetzt? Und wieso brachte er Moderatoren um nur weil sie sein tun in Frage stellten bzw. nur um die Echtheit der Videos zu untermalen? Das passte doch alles nicht. Gespannt sah ich auf den Bildschirm und knapperte nebenbei auf meiner Unterlippe. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Er sieht die Polizei nicht als Feind? Und er wollte das L sich im Fernsehen zeigte? Da kann er sich auch gleich an den Weihnachtsmann wenden. Das hätte den gleichen Effekt. Gott wurde mir schlecht, während ich dem Geschwafel von diesem Kira folgte. Aber gleichzeitig beschlich mich auch das Gefühl, das hier irgendetwas nicht stimmte. Irgendetwas war hier anders. Und mein Gefühl hatte mich auch in letzten Fall nicht im Stich gelassen. Plötzlich wechselte das Bild in den Außenbereich, wo gerade ein Mann zusammenbrach. Ich riss meine Augen auf und starrte ungläubig und mit offenem Mund auf das, was sich da gerade vor dem Sender abspielte. `Kira` war mein erster Gedanke. Und nachdem ich die Szene realisiert hatte, meldete sich wieder mein Verstand. Dieser Mann war allen Anschein nach ein Zivilpolizist. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er gerade jetzt eine normale natürliche Herzattacke erlitt, war in Anbetracht der Situation gleich null. Nein, das musste Kira gewesen sein. Aber wieso einen vermeintlichen Polizisten? Vielleicht war er ja Ermittler bei der SOKO? Aber doch trotzdem kein Verbrecher? Und woher kannte Kira seinen Namen und wusste, dass er dort war? Vielleicht beobachtete Kira ja das Gebäude oder war sogar dort anwesend. Und vielleicht war er dem Ermittler ja schon mal begegnet und kannte daher seinen Namen. Tausende Fragen verfestigten sich mit einem Schlag in meinen Gedanken. Es war ein wahres Karussell, aus den ich, wenn ich nicht aufpasste, in jedem Moment hinaus katapultiert werden konnte. Das alles ergab doch keinen Sinn. Warum änderte Kira sein Verhaltensmuster? Warum? Das tut doch ein Mörder, nicht ohne Grund. Mir wurde schwindlig. Es spielten sich tausende Szenarien vor meinem inneren Auge ab. Mein Verstand versuchte krampfhaft eine logische Schlussfolgerung aus all den Informationen zu ziehen. Was war der Schlüssel? Was hatte das alles zu bedeuten? Dann traf es mich plötzlich wie ein Blitz. „ Zwei…“ rief ich aus und das Karussell stoppte augenblicklich. Ja das wäre eine plausible Erklärung auf eine Menge meiner fragen. Wenn dieser Kira dort ein Trittbrettfahrer wäre, dann würden sich auch die Änderungen im Verhaltensmuster der Morde erklären. Und auch den Mord an James Walter, dem Mörder von Lina. Aber wie wahrscheinlich war diese Theorie? Ob L wohl zu den gleichen Schluss kommen würde? Oder hatten sich meine Gedanken mittlerweile so verknotet, das ich nur noch ein verzehrtes Bild der Realität wahr nam? Allerdings wenn dem so wäre würde es jetzt noch gefährlicher werden. Vor allem wenn zwei von denen zusammenarbeiten würden. „Verdammter Mist aber auch….“ rief ich wütend und raufte mir die Haare. Dass dieser Fall so kompliziert sein würde, hätte ich nie vermutet. Und unter den gegebenen Umständen und unter Betrachtung meiner Theorie, wäre es blanker Selbstmord, alleine weiter zu ermitteln. Aber aufgeben wollte ich nicht. Nein das Wort fehlte in meinem Wortschatz. Schon vor langer Zeit hatte ich dieses einfach ausgestrichen. Aber welche Möglichkeiten hatte ich? Was waren meine Optionen um weiter ermitteln zu können? Ich schlug meine Faust auf den Tisch. L konnte ich vergessen. An ihn kam ich nicht ran auch wenn ich mich noch so sehr auf den Kopf stellte. Meine einzige Möglichkeit war die SOKO. Und L arbeitete ja schließlich mit der Polizei zusammen. Also warum nicht auch ich? Ich musste es nur schaffen sie von mir zu überzeugen. `Das wird ein hartes Stück Arbeit werden` überlegte ich und begann schon darüber zu grübeln, wie ich das am besten anstellen sollte.
 

Am nächsten Tag war ich auch schon auf dem Weg ins Präsidium. Ich hatte beschlossen ehrlich zu bleiben und ihnen meine Bewegründe, wie auch meine bisherigen Ermittlungsergebnisse und Theorien zu erläutern. Es war meine einzige Chance an dem Fall dran zu bleiben und nicht gleichzeitig mein Leben überstürzt in Gefahr zu bringen. Ich lief also mit meinem Laptop unter dem Arm auf das Gebäude zu und beobachte währenddessen die Leute um mich herum. Die Schiebetür zum Revier öffnete sich und ich betrat langsam aber entschlossen den Eingangsbereich. Am Empfang standen zwei Polizisten und ich steuerte diesen direkt an. „ Guten Tag. Mein Name ist Zahra Camino und ich würde gerne mit jemanden sprechen, der den Kira- Fall bearbeitet“ ließ ich mit einem freundlichem Lächeln verlauten. „ Natürlich Miss Camino. Tragen sie sich doch bitte hier in diese Liste ein. Ich werde dem zuständigen Kollegen dann bescheid geben.“ Meinte er ebenso freundlich zurück. Ich nahm ihm den Stift ab und trug mich ein. Währenddessen telefonierte er kurz und meinte dann „ Es wird gleich jemand für sie da sein“ Ich bedankte mich und wartete geduldig. Zehn Minuten später kam ein Mann auf mich zu der sich mit dem Namen Moggi auswies. „ Guten Tag. Ich bin Herr Moggi. Und sie sind die Zeugin, welche Informationen zum Kira- Fall haben?“ fragte er mich höflich. `Zeugin ist gut` dachte ich mir und antwortete ihm freundlich. „ Ja richtig. Mein Name ist Zahra Camino. Aber nennen sie mich doch bitte einfach Zahra.“ Er runzelte kurz die Stirn und bedachte mich mit einem skeptischen Blick, wandte sich dann aber um und meinte „ Gut Zahra. Folgen sie mir bitte“ ich setzte mich in Bewegung und wir betraten kurz darauf ein Büro. „Bitte nehmen sie Platz“ sagte er und wies auf einem der Stühle. Ich bedankte mich höflich und kam seiner Aufforderung sogleich nach. „ Nun…“ begann er „Sie haben Hinweise im Fall Kira?“ sprach er ernst weiter und nahm sich einen Stift zu Hand. „ Nein, nicht direkt, ich…“ fing ich an und erläuterte im dann, unterwelchen Umständen ich nach Japan gekommen bin. Er unterbrach mich kurz. „ Dann sind sie also die junge BKA Beamtin, welche diesen rätselhaften Serienmörder gefasst hat?!?“ stellte er fest und setzte dann noch ein „Sie haben meinen vollen Respekt“ nach. „ Vielen Dank Herr Moggi“ lächelte ihm entgegen und wurde dann schlagartig ernst. Ich klappte meinen Laptop auf und öffnete die Daten und Übersichten, welche ich zu dem Fall erstellt hatte. „Aber der Grund warum ich hier bin, ist,….“ begann ich sachlich und erklärte ihm dann anhand meiner Daten, wie und warum ich angefangen hatte an dem Kira-Fall zu ermitteln und zu welchen Schlussfolgerungen ich gekommen war. Seine Mimik zeigte zwischenzeitig alles von Überraschung, über Anerkennung, bis hin zu Erschrecken. Ich musste innerlich schmunzeln. Hatte ich ihn wirklich so überrascht? Er schien mir das ganze wohl nicht zugetraut zu haben, obwohl er mir doch noch vor ein paar Minuten seinen Respekt für meinen anderen Fall ausgesprochen hatte. „ Und da ich die Vermutung hege, das es mittlerweile zwei Kira sein könnten, wäre es ein zu hohes Risiko die Ermittlungen allein fort zuführe.“ Ich holte tief Luft ehe ich mit den Worten „ Daher würde ich gerne der Sonderkommission beitreten und ihnen bei den Ermittlungen helfen“ schloss und ihm entschlossen in die Augen sah. Herr Moggi folgte aufmerksam ihren Ausführungen und war wirklich überrascht wie sie das Puzzle zusammengefügt hatte, ohne Zugriff auf die Ermittlungsdaten zu haben. Und im nächsten Moment fuhr er zusammen. Wie kam sie darauf, dass es einen zweiten Kira gab? Schon die Vorstellung jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Aber sie war gut, das musste er ihr anerkennen. Und diese Entschlossenheit, die er in ihren Augen und in ihrer Stimme ausmachen konnte, machte ihm klar, dass sie es wirklich ernst meinte, mit dem, um was sie ihn da gerade gebeten hatte. Er sah ihr ernst in die so entschlossen dreinblickenden blaugrauen Augen. „Nun Zahra, Sie sind eine wirklich gute Ermittlerin und sicher eine fähige Beamtin beim BKA in Deutschland gewesen. Allerdings kann ich das alleine nicht entscheiden, sondern muss das erst mit meinen Vorgesetzten besprechen.“ erwiderte er. „Ja das ist mir bewusst. Aber ich möchte das sie wissen, dass ich fest Entschlossen bin diesen Kira zu fassen. Ob allein oder mit ihrer Hilfe. Es wäre nur durchaus sicherer, wenn ich nicht alleine ermitteln müsste.“ gab ich sachlich wieder. Ich schaute ihm immer noch starr in die Augen. Ich war zu allem entschlossen. „Das dachte ich mir schon. Ich werde sehen, was ich für sie tun kann. Denn meiner Meinung nach wären sie wirklich eine Bereicherung für das Team.“ Schloss er und schenkte mir das erste Mal ein lächeln. „Vielen Dank Herr Moggi. Ich weiß ihre Worte zu schätzen. Ich habe hier noch einen USB Stick mit allen Daten, welche sich auf meinem Laptop befinden“ meinte ich ruhig und auch ich schenkte ihm ein dankbares lächeln, bevor ich ihm den besagten USB-Stick in die Hand drückte. „Sehr aufmerksam, danke. Ich werde mich dann bei ihnen melden.“ Erklärte er bevor er sich von seinem Platz erhob. Ich tat es ihm gleich und hinterließ ihm noch meine Nummer. Daraufhin verabschiedeten wir uns und ich ging erleichtert nach Hause. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass ich überzeugend genug gewesen bin.
 

Währenddessen wurde Herr Moggi zu L ins Hotel beordert. Es gab wohl etwas dringendes, was Ryuzaki ihnen mitteilen wollte. Alle Mitglieder der SOKO hatten sich im Hotel eingefunden und lauschten L seinen Erläuterungen zu den Kira-Bändern und seiner damit verbundenen Schlussfolgerung, dass es sich wahrscheinlich um einen Zweiten Kira handeln könnte und auch das er beabsichtigte Light mit in die Ermittlung einzubeziehen. Herrn Moggi entglitten in diesem Moment die Gesichtszüge, als er die Worte „zweiter Kira“ hörte. Genau diesen Verdacht hatte die junge BKA Beamtin, mit welcher er vorhin gesprochen hatte, auch schon geäußert. ` Wenn sie die gleichen Schlussfolgerungen wie L gezogen hatte, konnte sie vielleicht wirklich eine Hilfe in dem Fall sein.` überlegte Herr Moggi und beschloss die junge Dame ins Gespräch zu bringen. Schließlich hatte er ihr ja auch vorhin irgendwie Versprochen, dass er wenigstens ihr Anliegen vorbringen würde. „Ryuzaki. Vorhin hatte sich im Polizeipräsidium eine junge Frau gemeldet, die sich gerne der Sonderkommission anschließen würde.“ Begann er die Aufmerksamkeit des jungen Ermittlers auf sich zu lenken. L`s Augen wanderten zu Moggi und starrten ihn ohne jegliche Regung an. „Sie ist die BKA Beamtin, welche diesen Serienmörder James Walter gestellt hat. Und sie hat selbst Ermittlungen im Fall Kira angestellt.“ Fuhr er fort. L zeigte keinerlei Reaktion. Die zwei schwarzen Augen weiterhin starr auf Moggi gerichtet. „Und sie hat ebenso wie sie, den Verdacht geäußert, dass es sich um zwei verschiedene Kiras handeln könnte.“ schloss er und blickte erwartungsvoll zu L. Dessen Augen wurden unmerklich ein Stück größer und er legte sich nachdenklich den Daumen an den Mund. `Sie hatte den gleichen Verdacht in Bezug auf den zweiten Kira geäußert. Und sie hat diesen komplizierten Walter-Mordfall gelöst. Dumm schien sie jedenfalls nicht zu sein` sinnierte er. Er ließ seinen Daumen über die Unterlippe fahren und verengte seine Augen. Auch wenn sie klug war, er hatte wirklich keine Lust noch mehr Menschen sein Gesicht und seine Identität preis zu geben. Es waren so schon zu viele. Außerdem hätte er wieder einen Menschen mehr, auf den er acht geben musste. Das gefiel ihm überhaupt nicht. „ Sie in den Fall mit einzubeziehen, halte ich für keine gute Idee. Sie mag zwar klug sein, würde sich damit aber einer großen Gefahr aussetzen. Und zudem wir wissen nicht einmal, ob sie zu so einem Opfer, wie im schlimmsten Fall ihrem Leben, bereit wäre und wir ihr zu hundert Prozent vertrauen könnten.“ erklärte er mit sachlicher tonloser Stimme. Damit war für ihn die Sache erledigt. Herr Moggi war da aber andrer Meinung. Er glaubte, dass sie das Team wirklich unterstützen könnte. „ Ryuzaki. Ich versichere ihnen, dass diese junge Frau alles tun wird um Kira zu fassen. Sie meinte selbst zu mir, dass sie fest entschlossen wäre und, ob mit oder ohne unsere Hilfe, weiter ermitteln würde. Sie weiß wie gefährlich dieser Kira ist, deswegen hat sie sich ja an uns gewandt.“ versuchte er es nochmal. L sah Moggi wieder unentwegt an. Er schien alle Möglichkeiten abzuwägen. Die restlichen Ermittler beobachteten die Scene stillschweigend. Sie machten sich ihre eigenen Gedanken zu dieser unbekannten jungen Frau, welche anscheinend ähnlich zu denken schien wie L. Aber sie kannten auch Ryuzaki und wussten mittlerweile, wie ungern er sich andren Menschen offenbarte. Trotzdem sie könnte eine große Hilfe in diesem Fall sein, wenn sie wirklich so intelligent war. „ Es bleibt bei der Antwort. Nein.“ Kam es von L ehe er sich seiner, vor ihm stehenden, Tasse Kaffee widmete. Moggi schüttelte resigniert den Kopf. „ Dann sehen sie sich wenigstens ihre Ermittlungsergebnisse an.“ Meinte er bevor er L den USB-Stick mit Zahras Daten auf den Tisch legte. Danach wandte er sich ab und verließ das Zimmer. L schaute währenddessen weiter hin auf seinen Kaffee und fixierte dann den USB-Stick mit seinen Augen. Nun ein Blick konnte nicht schaden und außerdem interessierte ihn ja doch was die junge Frau herausgefunden hatte. Seine Neugierde war schon in dem Augenblick geweckt gewesen, als er hörte, dass sie auch den Verdacht von einem zweiten Kira hatte. Also erhob er sich vom Sessel und nahm sich den USB –Stick. Kurz musterte er diesen bevor er zu seinem Laptop ging und sich vor diesen niederhockte. Schnell hatte er sich einen Überblick über die Daten und auch ihre Übersichten gemacht. Nun ihre Ansätze waren nicht schlecht, wenn man bedachte, dass sie keinerlei Zugriff auf die Ermittlungsdaten hatte. Wie wären wohl ihre Schlussfolgerungen, wenn ihr alle Informationen zur Verfügung stehen würden? „Hm….“ Machte L nachdenklich und legte sich wieder den Daumen an die Lippe. Hier ginge es schließlich darum Kira zu schnappen und ihre gute Kombinationsgabe konnte er nicht verleugnen. Vielleicht würde ihre Mithilfe wirklich etwas bringen. Er würde sie sich zu mindestens einmal persönlich Ansehen und sich dann ein Bild von ihr machen. Sie sollte ihre Chance haben beschloss er. „ Herr Yagami. Rufen sie bitte Herrn Moggi an und sagen sie ihm, das ich meine Meinung geändert habe.“ richtete sich L monoton an den entsprechenden Ermittler. „Äh…Wie? Aber warum so plötzlich? Was haben sie vor Ryuzaki?“ kam es skeptisch von Herrn Yagami zurück. „Nun, sagen wir es mal so. Ich werde diese junge Frau einen kleinen Test unterziehen.“ erklärte L. „Sie wollen was?“ erwiderte Herr Yagami sogleich. Alle Ermittler starrten L einfach nur ungläubig an. „ Sehen sie es doch einfach als eine Art Vorstellungsgespräch.“ schloss L ungerührt und überflog indessen noch einmal die Daten von Zahra.

Lass uns Spielen

Lass uns spielen…
 

Ich saß auf meinem Sofa und versuchte mich von meinen Gedanken abzulenken. Abwesend blätterte ich in meinem Buch und nippte an meinem Kaffee, während im Hintergrund der Fernseher lief. Dieser Kira-Fall hatte mittlerweile meinen gesamten Verstand eingenommen und malträtierte ihn auf schmerzliche Art und Weise. Immer wieder ging ich in Gedanken die einzelnen, mir bekannten, Fakten durch und versuchte, die sich daraus ergebenen Fragen, zu beantworten. Aber egal wie ich es auch drehte und wendete, mir fehlten einfach zu viele Details, um eine zufriedenstellende und plausible Schlussfolgerung zu ziehen. Das Ganze war wie eine unendliche Dauerschleife, in welcher man eine Tür schloss und sich zeitgleich eine andere öffnete. `Verdammt……ohne die Ermittlungsdaten komm ich einfach nicht weiter..` meldete sich mein gequälter Verstand während ich genervt die Augen schloss und das Buch auf den Tisch legte. Ich hoffte inständig, dass ich gegenüber diesem Herrn Moggi überzeugend genug gewesen war und ich eine Chance bekam der SOKO beizutreten. Wenn nicht würde mich dieser Fall entweder mein Leben oder meinen Verstand kosten. `Vielleicht sogar beides…` dachte ich resigniert und schüttelte meinen Kopf. So konnte es doch nicht weiter gehen. Ich schaute auf, als ich das Klingeln meines Handys vernahm und angelte mir dieses vom Tisch, ehe ich mich mit einem „Camino…?“ meldete. „ Hallo Zahra. Hier spricht Herr Moggi.“ Vernahm ich eine mir schon bekannte Stimme. „Ich habe gute Nachrichten für sie. Ich habe mit meinem Vorgesetzten über sie gesprochen und es wurde beschlossen sie zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.“ Ließ er weiterhin freundlich verlauten. `Das ging jetzt aber schnell…` durchfuhr es mich überrascht. Schließlich hatte ich erst heute Morgen mit ihm über mein Anliegen gesprochen. Hatte ich wirklich so einen guten Eindruck hinterlassen oder wusste die Polizei wirklich nicht weiter und griff deshalb nach jedem Strohhalm der sich ihnen bot?!? „ Wirklich? Das freut mich sehr Herr Moggi. Wann soll dieses Gespräch dann stattfinden?“ fragte ich neugierig nach. „ In einer Stunde, wenn es ihnen recht wäre.“ Kam von der anderen Seite des Handys. In einer Stunde? Jetzt wurde es wirklich skurril. Klar freute ich mich, dass ich anscheinend wirklich eine Chance bekam der SOKO beizutreten und somit auch recht bald Zugriff auf die Ermittlungsdaten haben würde, aber ging das gerade nicht alles etwas zu schnell? Gut Kira zu fassen hatte sicherlich aller höchste Priorität, aber das ich überhaupt und vor allem so schnell eine vermeintliche Zusage bekommen würde, damit hatte ich nun nicht gerechnet. `….Mensch Zahra nun freu dich doch das du so schnell deine Chance bekommst, als dich über das warum zu wundern….` meldete sich prompt mein Verstand. „ Natürlich, kein Problem Herr Moggi. Ich werde dann in einer Stunde wieder im Präsidium erscheinen.“ Meinte ich also freundlich und verdrängte meine überraschten Gedanken. „ Nun Zahra….. es ist so, dass die SOKO aus Sicherheitsgründen nicht im Präsidium sitzt, sondern von einem anderen Standort aus ermittelt. Ich würde sie dann in einer halben Stunde abholen und sie dorthin bringen.“ Meldete sich Herr Moggi erneut von der andren Seite des Handys. Ein anderer Standort? Das wurde ja immer skurriler. Obwohl, wenn man bedachte wie gefährlich dieser Kira war, erschien eine außerhalb des Präsidiums liegende Ermittlungszentrale als gar nicht so abwegig. Immerhin würde das den Beamten der SOKO einen gewissen Schutz gewährleisten, um von Kira nicht so schnell aufgespürt werden zu können. Denn schlussendlich brauchte er ja nur den Namen und das Gesicht des Opfers um töten zu können. Ich würde es mir einfach mal ansehen, denn letztendlich war es meine einzige Möglichkeit, an die Ermittlungsdaten zu kommen und somit Kira dingfest machen zu können. „ Also gut Herr Moggi. Dann bin ich in einer halben Stunde fertig und warte unten auf sie.“ erklärte ich freundlich und gab ihm meine Adresse durch. „Alles klar Zahra. Dann bin ich gleich da und hole sie ab.“ Schloss er, bevor wir uns verabschiedeten und ich das Handy sinken ließ. Irgendwie überschlugen sich die Ereignisse gerade. Gestern wusste ich nicht mehr wie es weiter gehen sollte und heute schon hatte ich die Chance der SOKO beizutreten. Ich schüttelte sachte den Kopf. Mein Blick fiel auf das Buch, welches vor mir auf dem Tisch lag und aus dem ein Stück von Linas Foto heraus lugte. Vorsichtig zog ich es heraus und betrachtete es. Der Gedanke an sie schmerzte immer noch und ich wusste, dass dieser mich wohl bis an mein Lebensende begleiten würde. Die Trauer über ihren Tod hatte ich noch lange nicht verarbeitet. Dafür saß der Schock einfach zu tief. Zumal sie die einzige Person auf dieser Welt gewesen war, die mir jemals etwas bedeutet hatte. „Lina….“ Flüsterte ich traurig und strich zärtlich über das Foto, während eine einzelne Träne sich den Weg aus meinem Augenwinkel suchte. Selten nur gestattete ich mir so offen um sie zu trauern. Zu sehr schmerzte es. Sie hatte mir die Bedeutung von Gefühlen wie Freundschaft und Vertrauen beigebracht. Aber mit ihrem Tod lernte ich auch die Schattenseiten der Gefühlswelt kennen und wollte am liebsten alle Arten von Emotionen für den Rest meines Lebens abschalten, löschen und nie wieder neu installieren. Sie würden mir jetzt eh nicht mehr viel nutzen, sondern beeinträchtigten nur das, was mir noch geblieben war. Meinen Verstand. Schnell wischte ich mir mit einer Hand über mein Gesicht und ließ dann das Foto wieder in dem Buch verschwinden. Ich atmete einmal tief durch. Für sowas hatte ich jetzt keine Zeit. Ich musste nach vorne schauen. Schließlich hatte ich einen Mörder zu fassen und in nicht mal 15 Minuten würde Moggi vor der Tür stehen und mich zur SOKO bringen. Entschlossen stand ich auf und lief hinüber ins Schlafzimmer. `Wenn ich da mit Jogginghose und T-Shirt auftauche macht das bestimmt einen sehr kompetenten Eindruck….` dachte ich sarkastisch und beschloss mich erst einmal um zuziehen und mich noch etwas frisch zu machen, bevor ich mich nach unten begab.
 

Kurze Zeit später fuhr auch schon ein Wagen vor und kam direkt vor mir zum Halten. Von innen öffnete mir ein freundlich lächelnder Herr Moggi die Tür.“ Hallo Zahra. Steigen sie ein“ kam gleichzeitig hinterher. Ich hob kurz meine Augenbrauen und warf ihm einem skeptischen Blick zu, bevor sich meine Gesichtszüge entspannten und ich mich mit einem freundlichen Lächeln in das Auto sinken ließ. „Verraten sie mir, wo die Reise hingeht?“ fragte ich neugierig und sah ihn erwartungsvoll an. „Lassen sie sich überraschen“ bekam ich als kurze Antwort ehe er den Wagen wieder auf die Straße lenkte. Na da war ich ja mal gespannt. Aber ich beschloss nicht weiter nachzuhaken und blickte stattdessen die Fahrt über aus dem Fenster. Viele Häuser und Menschen flogen an mir vorbei, bevor Herr Moggi das Auto vor einem Hotel zum Stehen brachte. „So, wir sind da“ meinte er lächelnd und begann die Fahrertür zu öffnen und um auszusteigen. `Ein Hotel?....Hier soll die Ermittlungszentrale der SOKO sein?.....Der veralbert mich doch.` war mein erster Gedanke während auch ich aus dem Wagen ausstieg. Skeptisch blickte ich den Beamten, welcher in der Zwischenzeit neben mich getreten war, an. Wollte der mir allen Ernstes weiß machen, dass die SOKO aus einem Hotel heraus ermittelte? Welches zudem, mal ganz nebenbei erwähnt, ziemlich teuer aussah. `Sowas nannte man dann wohl verschwendete Steuergelder.` schoss es mir durch den Kopf. „Ist das ihr ernst?“ fragte ich auch sogleich. „Ja, aber den Grund dafür darf ich ihnen im Moment noch nicht nennen. Ich kann mir gut vorstellen, wie das gerade auf sie wirken mag.“ Beantwortete Moggi meine Frage und kratzte sich etwas unbeholfen am Kopf. „Aber ich verspreche ihnen, dass sie es, wenn das Gespräch gut verläuft, bald erfahren werden.“ Fügte er noch hinzu und begab sich sogleich auf den Weg ins Hotel. Ich schaute ihm kurz irritiert hinterher und machte mich dann daran, ihm zu folgen. `Aaaja…was auch immer das bedeuten sollte…` war mein nächster Gedanke. Was sollte dieses ganze Spielchen hier? Es hörte sich schon beinahe so an, als ob sie etwas zu verbergen hätten, was niemals an die Öffentlichkeit gelangen sollte und nur dem Wissen der SOKO-Mitglieder vorbehalten war. Wüsste ich es nicht besser, wäre in mir die Vermutung aufgekommen, dass hier ziemlich krumme Dinger gedreht wurden oder eine Geheimorganisation hier Unterschlupf gefunden hatte, bei welcher ich gerade versuchte anzuheuern. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Ich sollte aufhören Gespenster zu sehen und mich einfach auf den Fall und vor allem auf das Gespräch vorbereiten. Aber irgendwie war die ganze Sache nicht ganz koscher. Irgendetwas stimmte hier nicht, das sagte mir mein Gefühl. Ich durchquerte mit Herrn Moggi das Hotel, bis wir schließlich vor eine der vielen Zimmertüren stehen blieben. “ Da wären wir.“ Erklärte er, bevor er mich nochmal kurz mit einem undeutbaren Blick besah und dann nach kurzem Klopfen das Zimmer betrat. Ich folgte ihm und schaute mich neugierig um. Es schien ein ganz normales Hotelzimmer zu sein, teuer eingerichtet ja, aber nichts was auf den ersten Blick auf eine polizeiliche Ermittlungszentrale schließen ließ. Letztendlich blieb mein Blick an einer Person haften, welche uns zu erwarten schien. Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte den jungen Mann ausgiebig. Was war denn das für einer? Gehörte Der etwa zur SOKO? `Und wozu habe ich mich dann überhaupt umgezogen? Da wären Jogginghose und T-Shirt wohl passender gewesen` dachte ich mir sarkastisch. Vor mir saß, nein, hockte ein junger Mann mit zerzausten schwarzen Haaren und tiefen Augenringen, in einem weißen Sweatshirt und einer zu großen Jeans auf einem Sessel und starrte mich an, als versuchte er mit seinen zwei schwarzen Augen durch mich hindurchsehen. Mir lief glatt ein Schauer über den Rücken. Das war aber mal echt ein komischer Kauz. Die ersten zwei Gedanken, die mir zu ihm einfielen waren Maskottchen bzw. verrücktes Genie. Innerlich begann ich zu schmunzeln, doch äußerlich blieb ich vollkommen ruhig. „Sie sind also Zahra Camino, welche beabsichtigt der Sonderkommission Kira beizutreten.“ begann L sachlich und ließ die junge Frau keine Sekunde aus den Augen. Er wollte jegliche Reaktion von ihr, und sei sie noch so unscheinbar, erfassen und analysieren. „Mein Name ist Ryuzaki Susuke. Aber sagen sie einfach Ryuzaki zu mir.“ Fügte er noch an. Ich besah mir den jungen Mann vor mir immer noch mit hochgezogener Augenbraue und war unschlüssig, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Er war seltsam und ich konnte ihn nicht einschätzen. Nichts in seinem Gesicht, seinen Augen oder seiner Stimme ließ auf irgendetwas schließen. Im Gegenteil. Er zeigte keinerlei Gefühlsregung. Nichts. Das war schon fast unheimlich. „Ja die bin ich. Schön sie kennen zu lernen Ryuzaki. Aber sagen sie bitte nur Zahra, das reicht.“ Meinte ich und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „ Gut. Setzen sie sich doch. Ich nehme an, dass sie nicht vorhatten während des gesamten Gespräches zu stehen.“ Kam monoton über seine Lippen und zeigte auf den noch freien Sessel, welcher ihm genau gegenüber stand. Ich beobachtet ihn weiterhin aufmerksam, blieb aber nach außen hin freundlich. Dieser Kerl war echt skurril. Und Freundlichkeit schien auch nicht gerade einer seiner Stärken zu sein. Und sowas sollte ein Polizeibeamter sein? Während ich seiner, ach so freundlichen, Aufforderung nachkam und mich in dem gegenüber stehenden Sessel sinken ließ, viel mir das erste Mal auf, das er nicht einmal Schuhe oder gar Socken trug. Der lief hier tatsächlich komplett barfuß durch die Gegend. Das alles wurde immer bizarrer. Ich konnte innerlich nur noch mit dem Kopf schütteln. Irgendetwas an der ganzen Sache war faul. Das spürte ich. Nachdem ich mich gesetzt hatte, verabschiedete sich Herr Moggi kurz und ehe ich etwas erwidern konnte, war er auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Jetzt war ich doch wirklich allein mit diesem unheimlichen Vogel, welcher mich immer noch anstarrte. Im Moment fühlte ich mich alles andere als wohl. L besah sich die junge Frau, welche im jetzt gegenüber saß und konnte in ihren Augen, in ihrem Gesicht und auch ihrer Stimme nichts weiter erkennen, als eine ruhige freundliche trotz allem neugierige Zahra, welche ihn aufmerksam zu mustern schien. Sie schien also keinen Verdacht zu schöpfen, dass er kein normaler Polizeibeamter war. Hatte er sich vielleicht doch zu viel von ihr versprochen? Nun das würde sein kleiner Test zeigen. „Sie sind also die BKA Beamtin aus Deutschland, welche den Serienmörder, James Walter, überführt und festgenommen hat.“ Begann er während er sich einige Zuckerwürfel aus der Schale klaubte und in seinen Kaffee verschwinden ließ. „ Auch einen?“ fuhr er zusammenhangslos fort und wies auf den Kaffee. Ich hörte ihm aufmerksam zu und beobachtete mit einem Stirnrunzeln, wie er einen Zuckerwürfel nach dem anderen in seinem Kaffee plumpsen ließ. Innerlich musste ich mich kurz schütteln. Ja ich mochte es auch süß, aber Kaffee mit Zucker war mir schon immer zuwider. Und dann auch noch so viel. Aber einen Kaffee könnte ich gut gebrauchen. „Ja und ja danke“ erwiderte ich lächelnd bevor ich mir selber einen Kaffee einschenkte. „Wie sind sie ihn auf die Schliche gekommen?“ War L`s Frage bevor er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. „Nun ich….“ fing ich an ihm eine kurze Zusammenfassung über den Fall zu geben. Indessen zeigte er noch immer keine Reaktion. Egal auf welches Detail der Geschichte ich auch einging. Nichts. Das war doch nicht normal. „Das mit ihrer Freundin tut mir Leid. Aber ihre Ermittlungsarbeit war ausgezeichnet. Das muss ich zugeben“ gab L emotionslos preis. „ Vielen Dank“ gab ich freundlich, aber mit einem leicht traurigen Unterton zurück. `Oh ja er scheint vor Mitgefühl ja gerade so zu zerfließen` dachte ich mir sarkastisch. Wie konnte man nur so teilnahmslos sein? Und das als Polizeibeamter bei der Kripo? Der saß bestimmt nur den ganzen Tag im Büro, denn Angehörigen zu befragen oder gar den Tod eines geliebten Menschen mitzuteilen war bestimmt nicht seine Stärke. `Nein ganz sicher nicht` fügte ich in Gedanken noch an. „ Und danach haben sie angefangen im Kira-Fall zu ermitteln. Ich habe ihre Daten durchgesehen. Ihre Ansätze sind gar nicht schlecht. Aber wie kommen sie zu dem Schluss, das es noch einen zweiten Kira geben könnte?“ harkte L nach und beobachtete weiterhin emotionslos die jung Frau. Ich nippte einmal kurz an meinem Kaffee und begann dann sachlich und ruhig zu erklären „Ganz einfach. Mir ist aufgefallen, das Kira sein Mordverhalten geändert hatte. Es starben plötzlich Straftäter, welche nicht in sein bisheriges Opferprofil passten, was äußerst ungewöhnlich für einen Serienmörder ist. Und außerdem weist der Kira, von dem die Videos stammen, charakterliche Veränderungen auf. Minimale Unterschiede, welche sich aber schon anhand seiner Ausdrucksweise abzeichnen.“ Schloss ich und sah dem jungen Ermittler in seine schwarzen Augen. Immer noch starrte er mich an und immer noch keine Regung von Emotionen oder Gedanken. So langsam könnte man glauben, man säße einer Puppe gegenüber, wenn er sich nicht bewegen würde. Das war schon alles ziemlich skurril. Und das schlimmste war, ich konnte ihn nicht einschätzen. Dann auch noch ständig dieses Starren. Das machte mich noch wahnsinnig. L beobachtete weiterhin jede ihrer Regungen. Sie schien wirklich keinen Verdacht zu schöpfen. Immer noch diese freundliche und ruhige Person, bis auf den kurzen Anflug von Trauer, der mit Sicherheit auf den Tod ihrer Freundin zurück zuführen war. Aber ihre Schlussfolgerungen zum zweiten Kira waren wirklich aufschlussreich. Sie hatte wirklich eine ausgesprochen gute Beobachtungsgabe. Nur gerade deshalb machte es ihn so stutzig, das sie keinerlei Anzeichen für Skepsis ihm gegenüber zeigte. „Sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe Zahra. „ bemerkte er tonlos. Ich schaute ihn nur weiterhin an. „Ich gebe ihn jetzt eine Liste und ich möchte, dass sie mir sagen, was sie davon halten.“ meinte er beiläufig während er in seine Hosentasche griff und die besagte Liste der jungen Frau übergab. Jetzt war er mal gespannt. Nachdem er ihr die Liste gereicht hatte, analysierte er wieder ihre Reaktionen und legte nebenbei nachdenklich den Daumen an den Mund. Ich nickte ihm kurz zu, bevor ich ihm die Liste abnahm und eingehend studierte. Es war eine Liste mit allen genauen Todeszeitpunkten der Opfer von Kira. Und auch die, von der am Anfang schwankenden Anzahl bis zu dem Zeitpunkt als sich eine klare Anzahl hinaus kristallisiert hatte, waren darunter. Es war das erste was mir auffiel. Sie schwankten auch in genau demselben Zeitraum. Aber warum? Ich überlegte und ging alle Möglichkeiten durch. Dann der entscheidende Einfall. Ich sah ihn fest in die Augen und begann sachlich meine Schlussfolgerungen offenzulegen. „Wenn man sich die Todeszeitpunkte ansieht, bemerkt man genau zwei Dinge. Erstens, das sie der gleichen Schwankung unterliegen, wie den Opferzahlen. Und zweitens, das die Todeszeitpunkte vor der Schwankung alle im Nachmittag Bereich liegt und nach der Schwankung gleichmäßig über den Tag verteilt. Zieht man nur die Zeitpunkte vor der Schwankung in Betracht, könnte man auf einen Schüler schließen. Aber wieso dann plötzlich diese Änderung im Verhaltensmuster? Ganz einfach es musste irgendetwas passiert sein, was ihn dazu bewogen hat, die Zeiten zu ändern. Führt man diesen Gedanken weiter und berücksichtigt, dass die Polizei und auch L zu den gleichen Schluss gekommen sein müssten, so kann es durchaus im Bereich des Möglichen liegen, das dieser Kira Zugriff auf vertrauliche Daten der Polizei hatte und deshalb sein Verhalten geändert hat um von sich abzulenken.“ Ich sah Ryuzaki herausfordernd an. Dieser hatte immer noch den Daumen an der Lippe. Allerdings hatte er nun die Augen zu dünnen Schlitzen verengt und starrte mich konzentriert an. Oder eher durch mich hindurch wie es mir schien. `Juhu….endlich mal eine Reaktion….also doch kein Botox-Opfer` dachte ich und musste bei dem Gedanken leicht in mich hineinschmunzeln. L hörte sich ihre Schlussfolgerungen ganz genau an und er war mehr als positiv überrascht von der jungen Frau. Unglaublich. Er hatte zwar schon auf Grund ihrer Daten und Übersichten gemerkt, dass ihre Kombinationsgabe mehr als durchschnittlich war, aber dass hier überstiegen seine Erwartungen. Sie war wirklich hochintelligent und erweckte immer mehr seine Neugierde. Vielleicht könnte sie ihm sogar ebenbürtig sein. Aber immer noch störte ihn die Tatsache, dass sie augenscheinlich noch immer keinen Verdacht gegen ihn zu hegen schien. Das passte nicht. „Und was wäre, wenn dem so wäre?“ Versuchte er ihre Gedankengänge anzuregen. Mal sehen wie weit sie kam. „Nun dann wäre es wahrscheinlich, dass sich Kira in den Reihen der Polizei oder in dessen näheren Umfeld aufhalten müsste. Daher wäre es sinnvoll ein Täterprofil zu erstellen und alle Beamte, welche mit dem Fall zu tun haben, überprüfen zu lassen, um so den Kreis der Verdächtigen einzuschränken.“ Schloss ich sachlich meine Überlegungen. Was sollte das hier eigentlich werden? Das war doch schon kein Vorstellungsgespräch mehr. Und Irgendwie beschlich mich immer mehr das Gefühl, das dieser Ryuzaki kein einfacher Polizeibeamter war. Gut er war schon mehr als seltsam, nahezu unheimlich, aber er wirkte trotz allem sehr kompetent auf mich. Aber was zum Kuckuck ging hier vor? Ein normales Gespräch war das auf jeden Fall nicht mehr. Eher beschlich mich das Gefühl, das dieser Typ mich testete. Oder spielte er etwa nur mit ihr? Ich konnte ihn einfach nicht analysieren. Nicht durchschauen. Aber irgendetwas war hier im Busch. Das spürte ich ganz deutlich. „ Aha und nehmen wir mal an sie hätten einen dringend Tatverdächtigen, aber die Beobachtung würde fehlschlagen.“ Setzte er nach und starrte sie weiterhin mit seinen schwarzen Augen an. „Wenn er dringend Tatverdächtig wäre und eine normale Beobachtung fehlschlagen würde, ließe das eigentlich nur noch eine Möglichkeit offen. Man müsste ihn versuchen aus der Reserve zu locken.“ Sinnierte ich weite, während sich immer mehr das Gefühl in mir bestärkte das ich hier gerade nach allen Regeln der Kunst getestet wurde. „Und wie würden sie das Anstellen?“ warf L gleich seine nächste Frage hinterher. Jetzt wurde es mir aber wirklich langsam zu bunt. Ich glaubte das einfach nicht, der teste mich wirklich. Wollte er etwa meine Kombinationsgabe auf die Probe stellen? Was sollte dieser ganze Mist? Und seit wann macht die Kriminalpolizei solche Vorstellungsgespräche? Nein, hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Nicht mit diesem Vorstellungsgespräch und auch nicht mit diesem Ryuzaki. „ Man müsste ihn so manipulieren, das er sich verrät oder irgendeine Information preisgibt, die wichtig sein könnte…..oder man macht sich einen Tick bzw. Eigenheit zu Nutze, wenn sowas bekannt ist.“ Beantwortete ich sachlich seine Frage und warf mit skeptischen blick noch ein „ aber sagen sie mal Ryuzaki…..warum testen sie mich auf so eine Art und Weise?“ und ich konnte sehen wie er kurz seine Fassung verlor. `oh Wunder noch eine Reaktion…..hatte ich ihn wohl erwischt` dachte ich bei mir. L entglitt für nicht mal einer Sekunde die Gesichtszüge. Sie wusste, dass er sie testete? Nachdem er sich wieder gefangen hatte, fuhr er sich nachdenklich mit dem Daumen über die Unterlippe. Aber er hatte sie doch eingehend beobachtet und nicht einen Hauch von Zweifel oder Skepsis feststellen können. Konnte sie sich wirklich so gut verstellen ohne dass er es bemerkte? Sie wurde immer interessanter. Ja sie könnte ihm bei dem Fall wirklich eine Hilfe sein beschloss er. „Sie besitzen wirklich eine beeindruckende Kombinationsgabe Zahra. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben den Test mit Bravour bestanden.“ Ließ er verlauten. Ich glaubte das jetzt nicht. Der hatte mich doch tatsächlich getestet. Jetzt war auch klar, dass er nicht irgendein dahergelaufener Polizeibeamter war. Aber wer war er dann? „Sie sind nicht wirklich Beamter bei der Kriminalpolizei, hab ich Recht?“ stellte ich ihm auch schon die entsprechende Frage und beobachtete in genau. L ließ sich nichts anmerken. Sie hatte ihn also wirklich getäuscht. „ Wie kommen sie drauf?“ wollte er wissen und sah weiterhin in ihre Augen. „Niemand bei der Kriminalpolizei würde so ein Vorstellungsgespräch führen wie sie es getan haben. Jemanden so zu manipulieren….“ Meinte ich nur ernst und schüttelte nebenbei seicht den Kopf. L verengte die Augen und nam den Daumen von der Lippe. Er sah sieh mit seinen schwarzen Augen eindringlich an. „ Da haben sie Recht. Ich bin L.“ offenbarte er ruhig. Jetzt entglitten mir die Gesichtszüge für einen Moment, bis ich mich wieder gefangen hatte und ihn leicht angrinste. Das sollte L sein. Das war sicher nur irgendein dummer Scherz von dem. L würde sich niemals, nicht mal der Polizei, zeigen. Da war ich mir sicher. Dieses Spiel beherrschte ich auch. „ Natürlich, dachte ich mir schon. Und ich bin Robin Hood.“ Gab ich sarkastisch zur Antwort. Er warf mir einen skeptischen Blick zu ehe ich als Antwort ein „ Schön dich kennen zu lernen Robin“ bekam, bevor mir wiedermal die Gesichtszüge entglitten.

L oder nicht L,das ist hier die Frage

L oder nicht L, das ist hier die Frage
 

Ich hatte wirklich damit zu kämpfen meine Fassung zu bewahren. Hatte er mich gerade tatsächlich Robin genannt? Was dachte dieser Typ sich nur? Wollte der mir gerade wirklich weißmachen, dass er L war? L, der Meisterdetektiv, welcher sich gekonnt vor allem und jedem verbarg und nichts weiter als ein wandelnder intelligenter Buchstabe in der Öffentlichkeit zu sein schien und den jeder Verbrecher fürchtete? Das konnte ich einfach nicht glauben. Nein, sowas würde L nie machen. Er würde niemals auch nur ein winziges Detail aus seinem Leben preisgeben. Dafür hatte er durch seine Arbeit viel zu viele Feinde. So ein hohes Risiko würde L niemals eingehen. Dieser Ryuzaki spielte doch nur mit mir. `Der veralberte mich doch allen Ernstes und verzog dabei nicht mal eine Miene…` ging es mir durch den Kopf. Aber was bewog ihn dazu, sich solch einen schlechten Scherz zu erlauben? Gut, dass er kein normaler Polizeibeamter ist, war mir schon klar. Um das rauszufinden musste man ja auch kein Genie sein, aber L? Ja ich musste ihm zugestehen, dass er Intelligent war und sehr kompetent auf mich wirkte, schließlich hatte er es geschaft mich zu manipulieren und mich somit seinem Test zu unterziehen. Aber das allein, ließ noch nicht darauf schließen, dass er L war. Und erzählen konnte er mir ja viel. Durch seine emotionslose Maske die er aufsetzte, war es mir nahezu unmöglich in zu analysieren und somit Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Ich musste auf der Hut bleiben. Vielleicht war dies ja auch nur ein weiter Test, den er sich da, warum auch immer, ausgedacht hatte. Dennoch blieb die Frage, mit wem ich es hier eigentlich zu tun hatte. Und noch etwas fiel mir auf. `Hatte der mich da gerade ganz dreist geduzt?` ging mir empört durch den Kopf. Der wurde ja immer besser. Wie konnte man nur so unverfroren sein? Erst manipuliert und testet er mich, dann spielt er mit mir, Wer bin ich, und jetzt nahm er sich auch noch die Dreistigkeit heraus mich einfach so zu duzen? So langsam aber sicher strapazierte er wirklich meinen Geduldsfaden. Wenn der so weiter machte, würde ich wahrlich noch meine gute Kinderstube vergessen. Der war doch echt nicht zum Aushalten. Aber gut ich konnte auch anders. Mit Freundlichkeit kam ich bei ihm anscheinend eh nicht weiter. `Wie es in den Wald rein ruft, so schallt es auch wieder heraus…` dachte ich mir und sah ihn mit ernsten Augen an, bevor ich meine Worte wiedergefunden hatte. „ Oh ja Ryuzaki, du bist wirklich ein Scherzkeks. Hast wohl nen Clown gefrühstückt, was? Nun aber mal Spaß bei Seite. Wer bist du wirklich?“ L war kurz irritiert. Sie glaubte ihm anscheinend kein Wort, was er ebenso aus ihrer sarkastischen Bemerkung, wie auch an ihre direkte Frage heraushören konnte. Außerdem hatte sie sein dreistes duzen anscheinend war genommen und sich entschlossen es ihm mit gleicher Münze zu vergelten. Das gefiel ihm. Jetzt konnte er endlich mal einen Blick auf ihre wahren Charakterzüge werfen. Aber war sie wirklich so Misstrauisch ihm gegenüber? Nun, das war ein weiterer Pluspunkt, gerade wenn man dies im Licht des Kira-Falls betrachtete. Dort war misstrauen eine äußerst wertvolle Charaktereigenschaft. Wenn nicht sogar Überlebenswichtig. Dennoch hatte er eigentlich keine Lust, sich noch ewig damit befassen zu müssen, sie von seiner wahren Identität zu überzeugen. Das würde sich spätestens beim Eintreffen der übrigen SOKO-Mietglieder von alleine klären. Er hatte schließlich einen Fall zu lösen und keine Zeit sich noch Stunden mit dieser jungen Frau zu befassen. „Das sagte ich bereits. Glaub es oder glaub es nicht Zahra. Es steht dir frei. Aber ich würde dich gerne in die Ermittlungsarbeit mit einbeziehen. Du hast eine ausgesprochen gute Kombinations- und Beobachtungsgabe. Diese könnten uns wirklich eine Hilfe sein.“ Ließ er tonlos verlauten und überging nebenbei ihre sarkastischen Bemerkungen. Ich sah ihm immer noch entschlossen in seine schwarzen Augen, welche mich unerlässlich anstarrten. Ich konnte es nicht fassen. Er überging mal eben so jede meiner Bemerkungen und das ich mich entschlossen hatte, ihm ebenfalls seine eigene Dreistigkeit mit dem nicht offiziell angebotenen Du zukommen zu lassen, schien ich auch nicht zu kratzen. Ich rollte innerlich genervt mit den Augen. Der brachte mich tatsächlich an den Rand der Verzweiflung. Ich schaffte es einfach nicht aus der Reserve zu locken. Der war doch echt zu skurril. Zudem blieb er anscheinend immer noch bei seinem Entschluss sich für L auszugeben. So ein Unsinn. War er vielleicht der Grund dafür, dass die SOKO aus einem Hotel heraus ermittelte? Da viel mir wieder einer meiner ersten Gedanken ein, welche ich beim ersten Aufeinandertreffen mit ihm vorhin hatte. `verrücktes Genie…..ja das passte..` ging es mir durch den Kopf und ich musste innerlich leicht schmunzeln. Wenn man alles berücksichtigte, von seiner Intelligenz, über seine Vorgehensweise bis hin zu diese Heimlichtuerei mit dem Hotel, könnte man schon dem Eindruck unterliegen, dass dieser Ryuzaki wirklich L war. Aber wenn dem so wäre, wieso sollte er sich dann jetzt plötzlich anderen Menschen offenbaren? Hatte es etwas mit dem Kira-Fall zu tun? Nein, ausgeschlossen. Gerade in diesem Fall war es mehr als nur wichtig seine Identität zu wahren. Es war sogar überlebenswichtig. Das konnte nicht L sein. Aber ich gab mich geschlagen und beschloss sein Spielchen erst einmal mitzuspielen. Ich würde schon noch rausfinden wer er war und außerdem hatte ich jetzt endlich die Chance der SOKO beizutreten und an Ermittlungsdaten zu kommen, um diesen Kira überführen zu können. Das würde ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch war, dass ich vielleicht ständig mit diesem Ryuzaki zusammen arbeiten musste. Das würde ich auch noch überleben. `Augen zu und durch….` dachte ich mir entschlossen, bevor ich ihm antwortete „Das klären wir noch….aber heißt das ich darf der Sonderkommission beitreten?“ und sah ihm neugierig an. „Ja das heißt es. Ich werde dir auch gleich Zugriff auf alle Ermittlungsdaten geben. Je schneller du dir einen Überblick verschafft hast, desto eher können wir weiter ermitteln.“ Kam gelassen von ihm zurück, ehe er sich vom Sessel erhob und mir anwies ihm zu folgen „Komm mit“ ließ er die knappe Aufforderung verlauten. `Ganz ruhig...` gemahnte ich mich in Gedanken und bis mir auf die Unterlippe. `Lass dich nur nicht von ihm provozieren…`warf ich dann noch hinterher. Ich war in der SOKO. Das war doch schon mal ein Erfolg und ich durfte sofort auf die Ermittlungsdaten zugreifen. Ich konnte endlich alle die noch offenen Fragen, die sich in meinem Verstand eingebrannt hatte, klären. Also atme ich einmal tief durch und erhob mich dann vom Sessel, um Ryuzaki zu folgen. Während ich ihm hinterher dackelte bemerkte ich zum ersten Mal seit ich hier war, seine gebeugte Körperhaltung. Im Sitzen sah er schon seltsam aus, aber jetzt…mir fiel nur immer wieder ein bestimmtes Wort zu ihm ein. Skurril. Ich schüttelte den Kopf. `Bei den Haltungsschäden…..man da tut mir ja bloß schon vom Zusehen der Rücken weh..` dachte ich. Wir kamen in ein Nebenzimmer, auf dessen Tisch sich viele verschiedene Ermittlungsunterlagen, von Papier bis hin zu Videos, stapelten. „ Das sind alle Ermittlungsunterlagen, welche wir bisher zusammengetragen haben. Ich möchte, dass du dir alle genau ansiehst und mir dann später sagst, was du davon hälst.“ Meinte er, während er sich zu mir wendete und mit einer Hand auf den Tisch zeigte. Ich legte kurz den Kopf schief und beäugte skeptisch den Stapel an Daten. Gut ich wusste, dass es viel sein wird, aber so viel? Das könnte eine ganze Weile dauern. Ich besah mir den jungen Ermittler neben mir nochmal mit einem kurzem Blick, bevor ich ihm ein bestätigendes Nicken zukommen ließ und mich mit einem seufzen auf das Sofa, welches vor dem Tisch stand, sinken ließ. L beobachtete Zahra genau. Sie schien immer noch skeptisch zu sein, aber solange sie ihre Arbeit gut machen würde, war ihm das auch egal. Allerdings musste er sie im Auge behalten. Gerade weil sie nicht dumm oder durchschnitt war, konnte er sie so schlecht einschätzen. Und ob man ihre wirklich zu hundert Prozent vertrauen konnte, würde sich noch zeigen. „Du darfst keinerlei Ermittlungsdaten aus diesem Zimmer entwenden. Nichts verlässt diesen Raum.“ Richtete er sich erneut an sie. „Ja ja ist klar“ gab ich nur nebenbei von mir, denn meine gesamte Aufmerksamkeit richtete sich jetzt auf die Ermittlungsdaten. Er bedachte sie noch mit einem skeptischen blick ehe er das Zimmer wieder verließ. L hockte sich vor seinem Laptop und übermittelte Watari eine Nachricht in der er ihm mitteilte, dass die restlich SOKO-Mietglieder wieder zur Zentrale zurückkommen könnten. Danach widmete er sich genüsslich einem Stück Erdbeertorte und machte sich wieder seine eigenen Gedanken zum Kira-Fall. Trotz allem schweiften seine Gedanken immer wieder zu der jungen Frau im Nebenzimmer. Sie hatte wirklich sein Interesse geweckt. L war sehr gespannt darauf, zu welchen Schluss sie nach der Durchsicht der Unterlagen kam und nachdenklich legte sich wieder sein Daumen an die Unterlippe. Ich saß währenddessen vor einem Stapel von Ermittlungsunterlagen die ich gerade durchsah und fuhr mir seufzend durch die Haare. Dieser Test, den dieser Ryuzaki vorhin mit mir durchgeführt hatte und auch meine damit verbundenen Schlussfolgerungen, warfen ziemlich viele Parallelen zu den Ermittlungsunterlagen auf. Ich hatte also gut kombiniert und damit sicher den Test bestanden. `Ja vielleicht hatte ihn sogar ein wenig beeindruckt? ` schoss es mir durch den Kopf, bevor ich diesen unwillig schüttelte. Das konnte mir doch egal sein, ob ich ihn beeindruckt hatte oder nicht. Wichtiger waren jetzt die Ermittlungen gegen Kira. Und dieser war allen Anschein nach ein Schüler Namens Light Yagami, dessen Vater auch bei der SOKO war. Ja sogar der leitende Oberinspektor der Kriminalpolizei. `Na super…` war mein erster Gedanke dazu. Was sollte ich denn nun davon halten? Zwar war es nur ein Verdacht, der sich bis jetzt noch nicht, laut den Unterlagen, beweisen ließ, aber die Annahme an sich jagte mir schon einen Schauer über den Rücken. Dieser Herr Yagami tat mir leid. Wie sollte man seinen eigenen Sohn verdächtigen und das auch noch bei so einem schlimmen Verbrecher wie Kira? Sowas wollte ich mir lieber nicht vorstellen. Zudem hatte dieser Kira mehrere FBI Agenten umgebracht, die L anscheinend hinter dem Rücken der Polizei angefordert hatte, um dieselben zu überwachen. Ich schüttelte nur erneut den Kopf. Das L an dem Fall mitarbeitete war mir schon längst klar, aber konnte es wirklich sein, das dieser komische Vogel im Nebenzimmer tatsächlich L war. Musste er aufgrund der Tatsache, dass er die japanische Polizei aufgrund eines Verdachts vom FBI beschatten ließ, sein Gesicht zeigen um das Vertrauen dieser nicht zu verlieren? Aber er hatte doch sonst auch immer alleine ermittelt. War er bei diesem Fall vielleicht an seine Grenzen gestoßen und benötigte nun so dringend die Hilfe der Polizei? Ich schnaufte aus und ließ mein Gesicht in meinen Händen verschwinden. Diese ganzen Spekulationen um diesem Ryuzaki und L machten mich noch verrückt. Zwar hatte ich jetzt einen Überblick über alle Ermittlungsdaten, nur wusste ich immer noch nicht wie ich diesen Ryuzaki da einordnen sollte. Meine Gedanken überschlugen sich und irgendwie war da schon wieder dieses sich ständig drehende, nicht aufhören wollende Karussell in meinem Verstand, dessen erlösende Notbremse ich noch nicht gefunden hatte. „ Alles Ok?“ vernahm ich mit einem mal eine Stimme neben mir und schrak hoch. Ich riss meinen Kopf in die Höhe und in die Richtung aus der die Stimme kam und stoppte keine zwei Zentimeter vor Ryuzaki Gesicht, ehe ich erschrocken die Augen aufriss und zurückprallte. Mein Herz raste. `Verdammt….muss der sich so anschleichen?` dachte ich mir genervte und prompt folgte auch schon meine Antwort. „Sag mal hast du sie noch alle?.......Du kannst dich doch nicht einfach so anschleichen und dann mir auch noch so dicht auf die Pelle rücken…………Mir wäre fast das Herz stehen geblieben!“ meinte ich und warf ihm einen bösen blick zu. „Tschuldigung“ war seine ungerührte Antwort, welche mich noch mehr anstachelte. „Wenn du das nochmal machst, bekommt Kira in dir einen ernsthaften Konkurrenten“ warf ich ihm noch zusätzlich an den Kopf, ehe ich mir mit einer Hand auf die Brust faste und versuchte mein Herz daran zu hindern herauszuspringen. Das konnte doch echt nicht wahr sein. Der brachte mich noch zur Weißglut. Und das hatte bei mir schon was zu heißen. L war lautlos in das Zimmer getreten, um zu überprüfen wie Zahra mit der Durchsicht der Ermittlungsdaten vorankam und um sie darüber zu unterrichten, dass die restlichen Mitglieder der SOKO eingetroffen waren. Er fand Zahra mit dem Kopf in den Händen auf dem Sofa sitzend vor und diese machte irgendwie einen verzweifelten Eindruck auf ihn. Warum wusste er nicht, aber er würde es herausfinden. Also beschloss er sie anzusprechen, aber mit einer so einer heftigen Reaktion von ihr hatte er nicht gerechnet. Sie hatte sich wahrscheinlich erschrocken und machte nun ihm gegenüber ihrem Ärger Luft. Er begutachtet die Szene und analysierte ihre Reaktion und die ihm zugewiesenen Worte genau. Zwischenzeitlich ließ er eine Entschuldigung verlauten, um die Situation wieder zu entspannen. Aber damit erzielte er nicht den gewünschten Effekt, wie er bald darauf feststellen musste. Mit einem Schlag verengten sich seine Augen, während er keine zwei Sekunden später mit einem Fuß auf dem Boden und dem anderen auf dem Sofa gebeugt über ihr stand und Zahra, mit einem finsterem Blick, in die nicht mal mehr fünf Zentimeter entfernten Augen Blickte. „Vergleiche mich nie wieder mit diesem Kira.“ Wies er sie zurecht. Was fiel ihr eigentlich ein Ihn mit diesem Kira zu vergleichen? Das war schon mehr als respektlos und konnte er unterkeinen Umständen dulden. Ich erschrak erneut, als Ryuzaki plötzlich vor mir stand und mich mit diesem finsterem Blick ansah und mich zurechtwies. Damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Dass er so reagieren konnte. Allerdings dauerte dieser Schockzustand nur einige Sekunden, ehe ich mich wieder gefangen hatte und begriff in was für einer Situation ich mich gerade wiederfand. Ich fühlte mich extrem eingeengt und konnte nicht vor noch zurück. Zudem war sein Gesicht nur einige Zentimeter von meinem Entfernt. Das war für meinen Geschmack einfach zu nah. Schnell meldete sich mein Verstand zurück und schaltete wiedermal auf Selbstverteidigung um. Im Bruchteil einer Sekunde wechselte mein Gesichtsausdruck von erschrocken zu ernst und ich stieß ihn beherzt von mir weg, sodass er erschrocken die Augen aufriss und sich kurz darauf auf dem Tisch mit dem Ermittlungsdaten wiederfand. Ich stand aus der gleichen Bewegung heraus auf und blickte in seine nun wieder finster dreinblickenden schwarzen Augen. „ Ich sagte dir doch bereits, dass du mir nicht auf die Pelle rücken sollst. Wer nicht hören will muss fühlen“ gab ich ärgerlich zurück, bevor ich mich umdrehte und ehe er reagieren konnte den Raum verlies. L saß auf dem Tisch und schaute der jungen Frau nach, die ihn gerade mal wieder überrascht hatte. Er hatte nur seinen Standpunkt verdeutlichen und Zahra ein wenig Respekt ihm gegen über lehren, ja vielleicht auch ein bisschen einzuschüchtern wollen, aber das war wohl nach hinten losgegangen. Sie hatte sich mit aller Entschlossenheit gewehrt und er hatte nicht mal mehr reagieren können. Und sie gab ihm auch noch die Schuld an dem Ganzen. Mittlerweile begann er zu überlegen, ob es wirklich einen so gute Idee war, sie in die SOKO aufzunehmen. L konnte sie einfach nicht zu hundert Prozent durchschauen oder ihre nächsten Schritte vorhersehen. Klar würde ihm ihre Intelligenz und ihrer Fähigkeiten bei dem Fall sicher weiterhelfen. Ihre Kompetenz konnte er nicht abstreiten, aber ihr Charakter und ihre Persönlichkeit könnten ihm so einige Probleme bereiten. Besonders weil er spürte, dass sie anscheinend nicht gewillt war, sich ihm unterzuordnen oder ihm mit den nötigen Respekt zu begegnen. So etwas kannte er bis jetzt noch nicht. Bis zu heutigen Tag waren immer alle nach seiner Pfeife getanzt. Er könnte es aber auch als eine Art Herausforderung sehen beschloss er, ehe sich ein kleines grinsen auf sein Gesicht schlich und L sich vom Tisch erhob und ihr folgte. Ich stapfte in das Hauptzimmer und fand mich mit einmal vor einer Gruppe Männer wieder, unter welchen ich auch Herr Moggi ausmachen konnte. Er bemerkte mich sofort und kam auf mich zu. „Zahra. Alles in Ordnung mit ihnen? Ist etwas vorgefallen? „fragte er mich besorgt. Ich zog eine Augenbraue hoch, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn ärgerlich an. „ Nein Herr Moggi. Alles bestens. Abgesehen von diesem Ryuzaki, der mir weiß machen will er wäre L und das ich gerade nur knapp dem Herztod entgangen bin geht es mir wirklich super, danke.“ Meinte ich in das nunmehr erschrockene Gesicht des Ermittlers. „ Ich muss kurz an die frische Luft, entschuldigen sie mich bitte.“ Warf ich noch hinterher, bevor ich mich auch schon auf dem Weg aus dem Hotelzimmer machte und eine Gruppe erstaunt blickender Männer im Raum zurück ließ. Ich ließ mich vor dem Hotel auf einen Stein nieder und atmete einmal tief durch. Man dieser Ryuzaki hatte es wirklich geschafft, das mir die Nerven durch gingen. Seine Art machte mich einfach wahnsinnig und das obwohl ich doch eigentlich ein ruhiger und sonst so kontrollierter Mensch war. Es war mir alles echt zu bizarr. Ich ließ das Geschehe noch einmal Revue passieren. `Vielleicht habe ich auch einfach nur über reagiert…` dachte ich resigniert. Das alles war so untypisch für mich. Es ist schon wahr, dass ich mir nichts gefallen lasse und auch meine Ansichten verteidigte, aber das? `Das konnte ja noch heiter werden…` grübelte ich weiter während ich meine Hände in meinen Haaren vergrub.
 

Im Hotel betrat indessen L wieder das Hauptzimmer. Sein grinsen war verschwunden und hatte der alten Maske Platz gemacht. Sofort wurde er von Moggi angesprochen. „Ryuzaki, Zahra hat gerade ziemlich wütend das Zimmer verlassen und irgendetwas von einem beinahe Herztod gesagt. Was ist denn nur Vorgefallen?“ kam aufgebracht von Moggi. „ L sah kurz zu ihm rüber, ehe er es sich wieder auf dem Sessel bequem machte und sich ein paar Süßigkeiten zu widmen. „Nichts was sie beunruhigen sollte Herr Moggi. Es war nur ein kleiner Disput, mehr nicht“ erklärte er monoton. Moggi starrte ihn an. „Das sah aber ganz anders aus.“ Meinte er daraufhin skeptisch. „Wie ich schon sagte. Nichts worüber sie sich Gedanken machen müsste.“ Kommentierte er die Bemerkung und fügte dann sachlich „Aber ich habe beschlossen, sie in die Sonderkommission aufzunehmen. Sie hat den Test mit Bravour bestanden.“ an. Moggi war erstaunt. „Das ist ja wunderbar. Ich wusste doch das sie es Schaft.“ Meinte er zu L. „Ja mit ihrer Hilfe werden wir Kira in null Komma nichts dingfest gemacht haben“ meldete sich nun auch Matsuda euphorisch. L besah diesen nur mit einem skeptischen Blick. „Das wird sich zeigen“ war seine emotionslose Antwort. „Aber Ryuzaki, sagen sie, kann es sein, das Zahra ihnen ihre wahre Identität nicht ganz abkauft?“ schaltete sich nun auch Herr Yagami ein. „Ja durchaus. Sie ist mir gegenüber äußerst misstrauisch.“ Gab er zurück. In dem Moment klopfte es an der Zimmertür.
 

Ich hatte beschlossen, wieder ins Hotelzimmer zurück zu kehren. Von jemanden wie Ryuzaki würde ich mich nicht klein kriegen lassen. Mir wurde die Tür von einem jungen Mann, der sich als Matsuda vorstellte, geöffnet. Ich begab mich wieder in das Hauptzimmer und wurde dann freundlich von den anderen Ermittlern begrüßt. Nachdem die erste Vorstellungsrunde abgeschlossen war, saß ich nun auf einen der Sofas und erläuterte meine Standpunkte zu den Ermittlungsdaten. „ Somit komm ich zu dem Schluss, dass es sich beim Hauptverdächtigen Light Yagami, tatsächlich um den gesuchten Kira handeln könnte.“ Erklärte ich und schenkte dem mich schockiert anschauenden Herrn Yagami ein entschuldigendes Lächeln. „Des Weiteren besteht aber trotz allem weiterer hin mein Verdacht, dass es möglicherweise einen zweiten Kira geben könnte.“ Schloss ich und sah einmal in die Runde. „Genau wie L…“meinte her Yagami traurig. Ich horchte auf und sah ihn fragend an. „Sie ziehen die gleichen Schlussfolgerungen bezogen auf meinen Sohn und Kira 2 wie Ryuzaki“ gab er erklärend von sich und sah mich traurig an. Ich stockte kurz und schaute dann ungläubig zu Ryuzaki. Hatte Herr Yagami da gerade bestätigt, dass er L war. Aber das konnte doch nicht sein oder doch? Nur um es noch einmal zu bestätigen erhob Herr Yagami nochmals sein Wort „Ja Zahra dieser junge Mann da ist L“ Ich starrte den besagten nur an. Aber das konnte doch einfach nicht sein. Mein Verstand begann zu rasen. Hatte ich nicht alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, die genau das wiederlegten? Hatte ich etwas übersehen? L beobachtete die ihn nun ungläubig anstarrende junge Frau. Und es war das erste Mal, dass er sich wirklich sicher war, in ihren Augen die Wahrheit zu lesen. Und dort zeichnete sich eine ganz bestimmte Frage ab. Das Warum. Und er verstand sie. Er blickte ihr mit seinen schwarzen Augen direkt in die ihren. „Dir ist sicher beim Durchgehen der Unterlagen der Tod von mehreren FBI Ermittlern aufgefallen“ begann er ruhig und mehr musste er auch gar nicht mehr sagen, denn er konnte sehen wie sich ihr Verstand klärte. Ich starrte ihn nur an. Und während mein Verstand immer neue Muster webte, ließ ich meine Maske fallen. Ich hörte seinen Ausführungen zu und begriff sofort. Er hatte anscheinend meine nicht ausgesprochene Frage verstanden. Und jetzt war ich mir sicher, dass ich vorhin schon den richtigen Gedanken hatte. Er musste sich also zeigen, um das Vertrauen der Polizei nicht zu verlieren. Trotzdem traf es mich wie ein Schlag. Ryuzaki war wirklich L. Das musste ich erstmal verdauen. Eine ganze Weile war es still und irgendwann hatte ich endlich wieder meine Fassung zurück erobert und blickte L entschlossen entgegen. Ich würde also mit ihm und der SOKO zusammen an den Kira-Fall arbeiten. Und ich wusste jetzt schon, dass dies ziemlich anstrengend werden würde. Nicht nur, das Kira ein sehr ernst zu nehmender Gegner war, den man besser nicht unterschätzen sollte, da es einem sonst das Leben kostete. Nein. Auch die Zusammenarbeit mit L würde nicht einfach werden. Auch wenn ich jetzt sicher wusste wer dieser Ryuzaki war, änderte das noch lange nicht meine Meinung über ihn. Der sollte mich bloß nicht unterschätzen. Über meine Lippen zog sich ein freches Grinsen „Du bist ganz schön anstrengend, weißt du das L?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, aber irgendwie wusste ich, dass er es verstand. „ Das kann ich nur zurückgeben, Robin“ meinte er tonlos, bevor sich auch bei ihm ein kleines grinsen abzeichnete. Währenddessen starrten wir uns ungerührt in die Augen. Die Blicke der andren Ermittler fuhren irritiert erst zwischen einander und dann zwischen mir und L immer hin und her. „Wieso auf einmal Robin?“ fragte Matsuda verwirrt, bekam darauf allerdings keine Antwort.

Herausforderung

Herausforderung
 

Kurze Zeit später erläuterte mir L seine Schlussfolgerungen zu Light und das er sich dazu entschlossen hatte, sich ihm gegenüber zu offenbaren. Zuerst sah ich ihn nur ziemlich geschockt an. Er hatte wirklich dem vermeintlichen Kira gegenüber seine wahre Identität offen gelegt? War er den Lebensmüde? Dieser kannte jetzt sein Gesicht und würde er auch noch seinen Namen irgendwie raus bekommen, wäre das sein sicheres Ende. Gerade wenn man davon ausging, dass dieser Light an Intelligenz L augenscheinlich in nichts nachstand. Dann begannen sich meine rationalen Denkprozesse wieder in Gang zu setzten und ich begriff, was er damit bezweckte. Meine Gesichtszüge entspannten sich wieder und nahmen einen nachdenklichen Ausdruck an. `Sehr clever….` überlegte ich, während ich mir noch einen Kaffee einschenkte. Er hatte also einen Schritt auf Light zugemacht, um ihn in gewisser Weise zu überrumpeln, da wirklich niemand damit rechnen würde, das L sich zu erkennen gibt. Schon gar nicht einem so gefährlichen Gegner wie Kira. Zudem war es auch ein ausgezeichneter Schutz gegen ihn da, würde er jetzt sterben, zu hundert Prozent bewiesen wäre, das Light Kira ist. Denn außer den SOKO-Mitgliedern und ihm wusste ja niemand, dass er L war. Und er hatte gleichzeitig noch die Möglichkeit, Light so zu manipulieren und im Auge zu behalten, um eventuell einen Beweis dafür zu bekommen, welcher diese Theorie zur Gewissheit werden ließ. „ Sehr clever Ryuzaki. Dadurch, dass niemand außer der SOKO deine wahre Identität kennt, ist es ein mehr als ausgesprochen guter Schutz gegen Kira und gleichzeitig einen sehr gut Möglichkeit um an Beweise zu kommen, welche die Theorie, das Light Kira ist, untermauern könnten.“ Gab ich anerkennend zu und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. L beobachtete, wie sich ihr geschockter Gesichtsausdruck zu einem nachdenklichen veränderte und vernahm kurz darauf ihre, aus den Informationen, gezogenen Schlussfolgerungen. Sie war wirklich gut. Sie konnte sein Handeln und seine damit verbundenen Gedankengänge nachvollziehen. Aber war das jetzt etwas Gutes oder doch eher schlecht für ihn? Ja sie wird in dem Fall eine große Hilfe sein, da war er sich sicher. Aber wenn sie anfing ihn zu durchschauen, würde ihm das gar nicht passen. Er musste vorsichtig sein. Es reichte ihm schon, dass mittlerweile so vielen Menschen sein Gesicht bekannt war. Mehr wollte und durfte er einfach nicht von sich preisgeben. Erst recht nicht, was in seinem Kopf vorging. Zu seinem eigenen Schutz. „Vielen Dank“ meinte er beiläufig und beobachtete weiterhin aufmerksam jeder ihrer Reaktion mit seinen schwarzen Augen. Er erklärte mir ebenso, dass sich trotz allem noch keine Beweise gegen Light hatten finden lassen und obendrein, das er nicht nur ebenfalls von der Existenz eines zweiten Kiras ausging, sondern dass dieser allem Anschein nach nur noch das Gesicht des Opfers brauchte um töten zu können. Meine Augen weiteten sich ein Stück und spiegelten den Schock, welchen ich bei dieser Information bekam, wieder. Dieser Zivilpolizist, der damals vor dem Sender Sakura TV zu Tode kam, wurde also, nach L`s Aussage, vom zweiten Kira getötet. Und dieser braucht jetzt nur noch das Gesicht? Aber woher kannte er den Namen? Das ergab doch immer noch alles keinen Sinn. Und zudem, wenn Light wirklich dieser Kira war und es dem zweiten Kira gelang mit ihm Kontakt aufzunehmen, dann wurde es nicht nur einfach noch gefährlicher, sondern könnte L auch ganz schnell das Leben kosten. Denn dieser wusste wer er war und wenn er es schaffte, dass die beiden sich begegnen würden… Ich wollte diesen Gedanken lieber nicht zu Ende denken. Unwillig schüttelte ich den Kopf und sah wieder hinüber zu L. Dieser starrte sie einfach nur weiterhin an. L konnte sehen, das sie in Gedanken war und ihre eigenen Schlüsse zog. Aber auch ihm war die Gefahr, welche von dem zweiten Kira ausging bewusst. „Wenn das wirklich stimmt und die beiden sich aus irgendeinem Grund zusammenschließen würden….“begann ich und wurde auch schon von L unterbrochen. „….dann wäre mein Leben wahrscheinlich schneller beendet als mir lieb ist.“ schloss er ruhig und begann wieder seinen Kaffee mit Zuckerwürfeln zu verdicken. „ Daher müssen wir von Anfang an versuchen, den Kontakt zwischen den beiden Kiras zu unterbinden. Ich hatte nämlich noch nicht vor den Löffel abzugeben.“ Erläuterte er weiter, während er seelenruhig seinen Kaffee umrührte. `Wie kann er nur so ruhig bleiben…?`ging mir durch den Kopf und schüttelte diesen innerlich. Aber er hatte auch irgendwie Recht. Sich aufzuregen oder gar in Panik zu verfallen, wäre wohl das dümmste, was man in solch einer Situation tun könnte. Und immerhin, war ja noch kein Kontakt entstanden. Hoffte ich zu mindestens. Während ich L beobachtete musste ich mich unweigerlich schütteln. Das war wirklich viel zu viel Zucker im Kaffee. L bemerkte ihre körperliche Reaktion, konnte aber keinen Rückschluss ziehen, woher diese rührte. „Ist was?“ fragte er neugierig und fixierte sie mit seinen Augen, ehe er ein schluck von seinem Kaffee nahm. Als ich das sah, schüttelte ich mich erneut. Schon der Gedanke an so eine Zuckerbrühe, ließ sich mir den Magen umdrehen. Ich bedachte ihn nur mit einen skeptischen Blick. Zuerst ihn, dann seine Tasse, bevor ich ihn meine Gedanken offen legte. „Wäre es nicht einfacher, den Kaffee in den Zucker, als den Zucker ich den Kaffee zu geben?“ und grinste ihn schief an. L begutachtete erst seinen Kaffee und dann die junge Frau. „Nein. Dann wäre der Zuckeranteil höher als der des Kaffees.“ war seine logische Schlussfolgerung auf ihre Frage. `So schlau bin ich auch….`dachte ich mir genervt und verdrehte kurz die Augen. „Das weiß ich selbst…“ murmelte ich vor mich hin. Aber er hatte sie trotzdem ganz genau verstanden. „Wenn du die Antwort schon weißt, warum fragst du mich dann?“ stellte er ungerührt seine Frage. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Gott dieser L brachte mich schon wieder an den Rand der Verzweiflung. Der provozierte mich gerade ganz ungeniert. Wollte er etwa testen, in wie weit ich mich unter Kontrolle hatte? Was sollte dieses Spielchen? Ich merkte, wie ich mich schon wieder über ihn aufzuregen begann. Aber diesen Sieg würde ich ihm nicht gönnen. Also ließ ich mir nach außen hin nichts anmerken. Ich merkte genau wie er mich beobachtete und auf eine Reaktion von mir wartete um sein Profil über mich zu erweitern. Ich ging ja selber immer so vor, aber so leicht würde ich es ihm nicht machen beschloss ich. Plötzlich ging die Tür zum Hotelzimmer auf und ein älterer Herr mit einem Servierwagen betrat das Zimmer. Ich schaute zu ihm rüber, um den Neuankömmling zu mustern. Er machte den Eindruck eines netten und freundlichen Herrn, als er zu uns herüber kam. Da viel mein Blick das erste Mal auf den Inhalt des Servierwagens und mir gingen fast die Augen über. Er war voll mit süßen Sachen. `Wow..` ging mir durch den Kopf als ich die Speisen begutachtete. Man Zucker könnte ich jetzt echt gut gebrauchen, um meine strapazierten Neven zu beruhigen. „Das ist Watari. Er erledigt ab und zu ein paar Dinge für mich und unterstützt mich bei meiner Arbeit.“ Lenkte der junge Ermittler Zahras Aufmerksamkeit zuerst wieder auf sich selbst und dann auf den besagten Mann. „Hallo. Es ist mir eine Freude sie kennen zu lernen. Sie müssen Zahra sein.“ Begrüßte mich der Mann und schenkte mir ein warmes lächeln. „Ja die bin ich. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ Gab ich mit einem ebenso freundlichen Lächeln zurück. L machte sich in der Zwischenzeit einen ersten Eindruck von den Süßspeisen, ehe er sich bediente. Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und musste schmunzeln. „Und da sagen die Leute immer ich wäre ein Zuckerjunkie….“ Brabbelte ich vor mich hin. L hatte es trotzdem vernommen und schaute kurz zu Zahra auf. „Zucker ist gut für das Gehirn. Es regt die Denkfähigkeit an und liefert genügend Energie.“ War seine kurze tonlose Bemerkung ehe er nochmal auf den Wagen schielte. Ich schüttelte amüsiert den Kopf und nahm mir, nach einer freundlichen Aufforderung Wataris, ein Schokoladentörtchen, bevor ich mich wieder zu L umwandte. „Die Ausrede ist gut. Die muss ich mir merken.“ Gab ich ihm zur Antwort und biss beherzt ein Stück von meinem Törtchen ab. Wieder suchten seine schwarzen Augen die meinen. „Das ist keine Ausrede, das ist eine Tatsache.“ Ließ er verlauten. Fing der schon wieder an? Machte ihm das etwa Spaß? `Ich sollte sowas wohl einfach ignorieren…`überlegte ich und beschloss diesem Gedanken zu folgen. Desweilen beobachteten die restlichen Ermittler und auch Watari stillschweigend, aber mit einem leichten Schmunzeln die Szene. Ich nahm einen weiteren schluck von meinem Kaffee und sah L an, bevor ich meine nächste Frage stellte. „Und wie gehen wir jetzt weiter vor?“ L musterte Zahra und schien kurz zu überlegen, während er sich einen Daumen an die Lippen legte. „ Nun, ich habe vor Light in die Ermittlungsarbeit mit einzubeziehen.“ Gab er dann zu Antwort. Ich zog eine Augenbraue hoch, während ich L weiterhin in seine schwarzen Augen blickte und begann zu grübeln. Warum wollte er jetzt Light in die Ermittlungsarbeit einbinden? Wäre das nicht zu gefährlich? Gerade jetzt wo ein zweiter Kira aufgetaucht war? Und dann fügte mein rationaler Verstand das Puzzle Stück für Stück zusammen. Nein, es war sogar eine sehr gute Idee. Wenn nicht sogar Genial. Denn wenn Light wirklich Kira war konnte L ihn in Ruhe beobachten und somit überwachen, was vielleicht sogar zum entscheidenden Beweis gegen ihn führen könnte. Und sollte Light gegen jegliche Vermutungen doch nicht Kira sein, würde seine erstklassige Intelligenz uns in dem Fall eine ausgesprochen große Hilfe sein. Ich schenkte ihm nur ein verstehendes Lächeln und er fuhr mit seinen Ausführungen fort. „Wir werden ihn morgen um seine Mithilfe bitten und ich bin mir zu 90% sicher, dass er uns diese nicht verweigern wird. Aber wir werden ihn vorerst verschweigen, dass wir die Vermutung haben, dass es noch einen zweiten Kira geben könnte. Nur solange bis er die Videos gesehen hat.“ Schloss er und sah mir wieder starr in die Augen. Ja ich verstand schon, worauf er hinaus wollte, Schließlich wollte der zweite Kira, das L im Fernsehen erscheint um ihn vermutlich aus den Weg zu schaffen und wenn Light wirklich Kira war dann…. Ich nickte ihm nur erneut kurz zu, als Zeichen, das ich verstanden hatte. Es war schon mehr als seltsam, dass wir uns auch so verständigen konnten. Das war echt schräg. Wir schienen ganz ähnliche Gedankengänge zu haben. „Allerdings wäre es in meinen Augen sicherer, wenn ich Light vorerst meinen richtigen Namen verschweigen würde.“ Merkte ich an und sah zu L hinüber. „Zu dem Schluss bin ich auch schon gekommen.“ Meinte er sachlich, während er die junge Frau musterte. Es gefiel ihm gar nicht, wie sich die ganze Sache mit Zahra entwickelte. Er brauchte nur ein Gedankengang aussprechen und sie führte in genauso in ihren Gedanken weiter, wie er es getan hätte. An sich war es positiv, so vermied er unnötige Debatte und Erklärungen, welche nur wertvolle Zeit kosteten. Andrerseits könnte das wirklich ein Problem werden, wenn sie sich ihm nicht unterordnen würde. Alleingänge konnte er hier wirklich nicht gebrauchen. „ Gut, das können wir ja dann morgen klären. Ich werde jetzt erstmal nach Hause fahren. Es ist schon gleich 23.00Uhr.“ meinte ich mit einem leichten Gähnen und erhob mich aus dem Sessel. „Da hast du Recht. Dann bis morgen.“ War alles was er mir darauf antwortete, während er mich weiterhin ansah. Ich verabschiedete mich noch von den anderen Anwesenden, ehe ich mit einen letzten Blick auf L das Hotelzimmer verließ und mich in einem Taxi auf den Weg nach Hause begab.
 

Erschöpf öffnete ich die Tür zu meiner Wohnung und trat ein. Beiläufig zog ich mir meine Schuhe aus, ehe ich mich mit hängenden Schultern ins Bad schlief. Der Tag hatte mich ganz schön an Nerven gekostet. Eine entspannende Dusche war jetzt genau das richtige beschloss ich und ließ auch schon meinen Pullover auf den Fußboden fallen. Ich besah mir meinen linken Arm, an welchem immer noch ein Verband die schmerzlichen Erinnerungen an Linas Tod und die Jagd nach ihrem Mörder, sowie dessen Festnahme in Form einer Wunde verdeckte. Vorsichtig entfernte ich diesen und strich zaghaft über die Wunde. Ich zog kurz scharf die Luft ein. Sie war zwar schon gut verheilt, aber bis sie ganz abgeheilt war, würde es noch eine Weile dauern. Und Verblassen würde sie niemals mehr. Traurigkeit machte sich in mir breit und auch die so schmerzenden Erinnerungen an Lina kamen dadurch zurück. Immer noch hatte ich mit ihrem Tod zu kämpfen. Würde dieser Schmerz jemals verblassen? Aber schon jetzt kannte ich die Antwort auf diese Frage. Nein. Sie würden niemals verblassen, genauso wenig, wie diese Wunde am Arm niemals wieder ganz verheilen würde. Diese Wunde am Arm würde eine für jeden sichtbare Narbe werden und die schmerzlichen Erinnerungen an Lina würden eine unsichtbare Narbe auf meiner Seele hinterlassen. Die unsichtbare Zwillingsschwester der sichtbaren. Ich wischte mir die einzelne Träne, welche sich in meinen Augen gebildet hatte weg und zog auch den Rest meiner Kleidung aus. Dann begab ich mich unter die Dusche und genoss, wie das warme, entspannende Wasser sich seinen Weg über meinen Körper suchte. Ich dachte zurück. Zurück an den Tag der mein Leben so aus der Bahn geworfen hatte. Den Tag, als Lina aus meinen Leben verschwunden war. Einfach weg. Ausgelöscht. Und ich dachte zurück an die Monate, welche seitdem Tag vergangen waren. Mein Leben hatte sich vollkommen verändert. Ich hatte den Mörder von Lina gejagt und war ihm bis nach Japan gefolgt. Hatte alles, was ich in Deutschland besaß, aufgegeben. Hatte meinen Job gekündigt und war einfach fort gegangen. Ich habe gekämpft. Gegen ihren Mörder, gegen meine Trauer und auch gegen die Einsamkeit, welche mich immer wieder einholte. Und nun? Nun hatte ich eine neue Aufgabe. Ein neues, altes Ziel. Einen Serienmörder zu fassen. Einen Serienmörder Namens Kira. Aber dieses Mal war es anders. Dieses Mal hatte ich Hilfe. Schließlich war ich jetzt Teil eines Teams. Ich war Teil der Sonderkommission, welche Kira jagte. Und dann war da noch L. Ein kleines unbewusstes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich an den jungen Ermittler dachte. Er war schon seltsam. `Ein echt skurriler Vogel.` dachte ich und musste schmunzeln. Ja er schaffte es echt mich mit seiner Art in den Wahnsinn zu treiben. Er spielte mit mir und provozierte mich, nur um sein Profil über mich zu vervollständigen. Er hatte mich getestet und mich manipuliert. `Aber ganz durchschaut hat er mich wohl noch nicht…` dachte ich und grinste frech. Und ich würde auch dafür sorgen, dass es so bleiben würde. So einfach würde ich es ihm nicht machen. Er sollte mich nur nicht unterschätzen und denken ich würde mich ihm unterordnen, nur weil er L ist. Nein ganz sicher nicht. Ich würde niemals etwas tun, was mit meinen Grundsätzen und Ansichten nicht konform ging. Komischer weise war meine Laune auf einmal wieder gestiegen. Aber wieso? Nur durch die Gedanken an diesen L? ich schüttelte den Kopf. Nun gut ich musste zugeben, dass er mich auf die eine oder andere Art reizte. Er war für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ein Rätsel, das ich nicht sofort durchschauen konnte. Er war ein Mensch, welchen ich nicht sofort analysiert und durchschaut hatte. Es war wie eine Herausforderung. „Und ich nehme die Herausforderung an“ sagte ich mit einem entschlossenen Lächeln zu mir selbst. Irgendwie würde ich ihn schon knacken und in seinen Kopf kommen. Er wäre sonst der erste Mensch, den ich nicht einschätzen konnte. Und das Wort Aufgeben war mir fremd. Ich stellte den Wasserhahn ab und trat aus der Dusche. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, wickelte ich erneut einen Verband um meine Wunde am Arm und schlüpfte in mein Nachthemd. Müde ließ ich mich in mein Bett fallen und starrte an die Zimmerdecke. Der heutige Tag war wohl einer, den ich nicht so schnell vergessen würde. Heute Morgen war ich noch eine ehemalige BKA Beamtin, welche gerade erst nach Japan gekommen war und den Mörder ihrer besten Freundin geschnappt hatte, um sich dann an einem Fall wie Kira die Zähne aus zubeißen. Und jetzt war ich Mitglied der Sonderkommission Kira, hatte alle Ermittlungsunterlagen durch gesehen und bin zudem noch auf L getroffen. Mein Leben überschlug sich mittlerweile nur noch. Aber wenigstens lenkte mich das von meiner Trauer ab. Und morgen würde ich dem vermeintlichen Kira, Light Yagami, das erste Mal begegnen. `Noch sonderbarer kann mein Leben doch gar nicht mehr werden…` dachte ich bevor ich mit gemischten Gefühlen einschlief.
 

Das Klingeln meines Handys weckte mich. Verschlafen setzte ich mich auf und kramte dieses von meinem Nachtschrank. „Camino…?“ murmelte ich in den Lautsprecher. „Guten Morgen Miss Camino. Hier ist Watari. Entschuldigen sie bitte wenn ich sie geweckt habe.“ Kam freundlich von der anderen Seite. „Nein, nein Herr Watari schon gut. Was gibt es denn?“ fragte ich während ich nebenbei die Beine aus dem Bett schwang und ein gähnen unterdrückte. Er erklärte mir, das Ryuzaki das Hotel gewechselt hatte und gab mir die neue Adresse, bevor wir uns verabschiedeten und das Telefonat beendeten. Ich schmiss mein Handy auf das Bett und sah nebenbei auf die Uhr. Es war acht Uhr, wie ich feststellte und kurz aufseufzte. `Na schön….` dachte ich mir und begann mich anzuziehen und etwas frisch zu machen. Danach machte ich mich mit dem Taxi auf den Weg zur besagten Adresse. Ich besah mir das Hotel. `Oje, der muss echt zu viel Geld haben…` überlegte ich, den das sah mindestens genauso teuer aus wie das letzte. Ich schüttelte den Kopf. `Na dann….auf in den Kampf…` ging mir durch den Kopf, während ich auf das Hotel zusteuerte. Vor dem Zimmer blieb ich stehen und holte noch einmal tief Luft, ehe ich an Tür klopfte. Herr Yagami öffnete und bat mich mit einen freundlichen „Guten Morgen Zahra“ herein. Ich schritt ein und es hatte sich nichts verändert. L saß mit einer Tasse Kaffee auf dem Sessel, immer noch im selben Aufzug, und unterhielt sich mit den restlichen Ermittlern. `Als wäre ich nie weg gewesen` dachte ich und bekam kurz darauf die Aufmerksamkeit aller, als ich mit einem freundlichen „Guten Morgen die Herrn“ auf den noch freien Sessel Platz nahm. Ich schenkte mir einen Kaffee ein und besah mir alle erstmal genau. Sie sahen ganz schön abgekämpft aus. Also viel schlafen war hier wohl nicht. Mein Blick blieb an dem von L hängen, der mich wiedermal anstarrte. Ich starrte einfach nur zurück. Beinahe ganze zehn Minuten blieb es still. Niemand sagte was. Alle Anwesenden sahen wiedermal irritiert zwischen L und mir hin und her. Es mutete mittlerweile schon wie ein Starrkampf an, dem keiner von uns beiden unterliegen wollte. Ich versuchte ihn zu analysieren und er mich. Derjenige, welcher als erstes wegschaute hatte verloren. Es ging mir aber indessen schon ziemlich auf den Wecker. Auch wenn ich nicht unterliegen wollte, es nervte einfach nur angestarrt zu werden. Da kam mir eine Idee. Ich beschloss zu Handeln. Ich nahm mir meine Handtasche und kramte mit einer Hand in dieser, während ich nicht eine Sekunde den Blick von L nahm. Dieser schien zwar zu bemerken, dass ich irgendetwas vorhatte, ließ aber dennoch den Blickkontakt nicht abbrechen. Ich fand schnell was ich suchte und hob mir meinen Handspiegel so vors Gesicht, das ich ihm weiter ansehen konnte, aber er gezwungen war in den Spiegel zu schauen. Über meine Lippen zog sich ein freches grinsen. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte er irritiert? Überrascht? So genau konnte ich es nicht feststellen, da sich sogleich wieder seine alte Maske in seinem Gesicht breit machte. Die restlichen Ermittler wirkten immer noch irritier und einige konnten sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Was soll das?“ Fragte er sogleich. „Dir auch einen guten Morgen Ryuzaki. Dachte schon du hast über Nacht deine Sprache verloren.“ Antwortete ich mit einem nun freundlichen Lächeln. L sah missmutig zu Zahra hinüber. „Das beantwortet nicht meine Frage“ kommentierte er meine Antwort. „Nun du hast mich die ganze Zeit über angestarrt und es ging mir gewaltig auf den Zeiger. Da ich kein Foto von mir dabei habe, dachte ich dein eigenes Spiegelbild tut’s auch.“ War prompt von mir zu hören und wieder schlich sich dieses freche Grinsen auf mein Gesicht. Ja ich hatte das Spielchen gewonnen. Wenn auch mit unfairen Mitteln, aber das war mir gerade egal. Ich hatte einfach keine Lust mehr gehabt die ganze Zeit über angestarrt zu werden. L war wirklich kurz überrascht. Dieses kleine Machtspielchen hatte sie wohl, wenn auch auf unfaire und kindliche Art gewonnen. Aber das würde er niemals zugeben. Er haste es zu verlieren. Aber er wusste, jetzt auch, dass sie genauso wenig verlieren konnte. So hatte dieses ganze Spielchen doch eine wichtige Information über ihren Charakter preisgegeben. Aber das würde er ihr heimzahlen. „ Nun, aber sag mal Ryuzaki, wie machen wir das ganze jetzt mit meinen Namen? Soll ich mich einfach anders vorstellen wie zum Beispiel…..“ ich überlegte kurz „…..mit Zahra Schneider“ fragte ich, während ich den Handspiegel wieder in meiner Tasche verschwinden ließ. L legte den Daumen an die Lippe und überlegte kurz. „Ja das wäre eine Möglichkeit. Schneider ist immerhin einer der geläufigsten Deutschen Namen und als Japanerin können wir dich schlecht ausgeben.“ Meinte er dann nachdenklich an Zahra gewandt. „ Gut also dann heiße ich hier ab jetzt Zahra Schneider“ bestätigte ich nochmal die Aussage und sah ihn wieder in die schwarzen Augen. Dann klopfte es an der Zimmertür. „Das wird Light sein“ bemerkte Herr Yagami und machte sich auf dem Weg diese zu öffnen. Ein junger, schlanker Mann mit braunen Harren und braunen Augen betrat das Zimmer. Die Ermittler begrüßten ihn freundlich und auch Ryuzaki hatte ihn in Empfang genommen. Dann war ich jetzt wohl an der Reihe. Also stand ich auf und ging auf den jungen Mann zu. „Hallo. Mein Name ist Zahra Schneider.“ Gab ich äußert freundlich von mir und lächelte ihn an. „Hallo. Ich bin Light Yagami.“ Gab er eben so freundlich lächelnd zurück und gab mir die Hand. Das war also Light Yagami. Der vermeintliche Kira. Und irgendwie hatte ich gerade ein Déjà-vu.

Freund oder Feind

Freund oder Feind
 

Ja es kam mir wirklich wie ein Déjà-vu vor. Hier stand ich nun und reichte dem vermeintlichen Kira, einem Serienmörder, höflich die Hand. Ich gab mich wiedermal, nach außen hin, als eine freundliche aufgeschlossene Person aus. So wie damals, als ich das erste Mal, in dem Starbucks in Shibuya, auf Linas Mörder getroffen war. Auch dort hatte ich mich verstellt und mir so die Freundschaft von ihm erschlichen, um an Beweise für seine Verbrechen zu kommen. Und jetzt fand ich mich plötzlich in einer ähnlichen Situation wieder. Aber zeitgleich kam mir auch schon ein neuer Gedanke. `Wenn es damals so gut funktioniert hatte, warum nicht die Chance nutzen und auch Light meine vermeintliche Freundschaft anbieten….?` überlegte ich im Stillen. Nur dieses Mal würde es nicht so einfach werden. Light war um einiges intelligenter als Linas Mörder und auch um einiges gefährlicher, wenn er wirklich Kira war. Aus diesem Grund müsste ich bei ihm noch mehr auf der Hut sein, als ich es bei Linas Mörder schon gewesen bin wenn ich an meinem Leben hing und nicht wollte, dass er etwas merkte. Aber es war eine gute Möglichkeit, um diese Theorie zu überprüfen und eventuell etwas Verdächtiges offen zulegen. Auch wenn L die gleiche Strategie verfolgte und damit allerdings bis jetzt noch keinen wirklichen Erfolg erzielt hatte, gab es einen entscheidenden Unterschied. Er war ein Mann und ich eine Frau. Somit hatte ich ganz andere Möglichkeiten, als er. Mein Entschluss stand also fest. Ich würde Light meine Freundschaft anbieten auch wenn ich wusste, dass es mich im schlimmsten Fall mein Leben kosten könnte. Aber immerhin bin ich dieses Risiko ja schon damit eingegangen, das ich mich offiziell der SOKO angeschlossen hatte. Es machte für mich dementsprechend ohnehin keinen Unterschied mehr. Außerdem hatte ich mir schließlich geschworen, dass ich alles tun werde um diesen Kira dingfest zu machen und ich ihn so lange jagen würde, bis er seine gerechte Strafe erhalten hatte. Und ich hielt immer meine Versprechen, denn Aufgeben würde mir nie im Leben einfallen. So etwas könnte ich mir selber nie verzeihen.
 

„Sie sind nicht von hier oder?“ fragte Light freundlich. `Blitzmerker….` dachte ich mir und begann jedoch artig auf seinen Smalltalk einzugehen. „ Nein. Ich komme aus Deutschland. Aber sag doch bitte nur Zahra und Du zu mir. Beim Sie komme ich mir immer so alt vor.“ Meinte ich mit einem kleinen Zwinkern zu ihm. „Gerne. Aber ich kann dich beruhigen Zahra, bei deinem Aussehen gibt es keinen Grund sich alt vorzukommen.“ War seine charmante Antwort und lächelte mir zu. „Vielen Dank“ antwortete ich sogleich und setzte einen verlegenen Gesichtsausdruck auf. „Aber sag mal….darf ich fragen, was dich nach Japan verschlagen hat?“ fragte Light ehe er nach einer kurzen Überlegung fortfuhr. „Oder bist du etwa die BKA Beamtin, welche diesen Serienmörder, von dem in den Medien berichtet wurde, überführt hat?“ warf er sogleich hinterher. Ich merkte wie er mich musterte und ich tat es ihm gleich. Nur blieb ich unauffällig und weiterhin die Freundlichkeit in Person. Bis jetzt lief es doch ganz gut. „Ja die bin ich.“ Beantworte ich ihm seine Frage. Er wirkte nicht wirklich überrascht, nur schien es mir so, als würde er über etwas nachgrübeln. „Wow….das ist wirklich beachtlich Zahra.“ Bemerkte er anerkennend, bevor er seinen nächsten Satz in den Raum warf. „ Und jetzt hilfst du der Sonderkommission diesen Kira zu fassen.“ Stellte er immer noch lächelnd fest. „Danke Light. Und was diesen Kira betrifft….nun er ist ein Mörder und muss gefasst werden. Soviel steht fest. Andererseits muss ich ehrlich zu geben, das mich der Mensch hinter Kira interessiert, denn schließlich scheint er nicht unbedingt die Art von Mörder zu sein, welcher aus Spaß mordet, sondern vielmehr weil er damit ein bestimmtes Ziel verfolgt.“ Erklärte ich gespielt freundlich. Mal sehen ob er anbiss. Light wirkte kurz überrascht, bevor er zur Antwort ansetzte. „Nun Kira ist und bleibt ein Mörder egal welches Ziel er verfolgt. Er muss bestraft werden.“ Kam es von Light zurück, während er mich eingehend zu mustern schien.
 

L beobachtete die ganze Zeit über sehr aufmerksam das vermeintlich harmlose Gespräch zwischen Light und Zahra. Was sollte das werden? Sie spielte ihm allen Anschein nach etwas vor. Da war er sich zu 70% sicher. Aber was wollte sie damit bezwecken? Hatte sie etwa vor Light ihre Freundschaft anzubieten, um ihn hinter seinen Rücken auszuhorchen und eventuell Beweise gegen ihn zu sammeln? Die Wahrscheinlichkeit dafür war nicht gerade gering, denn immer hin hatte sie den gleichen Trick auch schon bei dem Serienmörder James Walter angewandt. Und er selbst verfuhr ja auch so. Aber das konnte er nicht zulassen. Solche Alleingänge waren genau das, was er verhindern wollte. Er hatte es sich ja schon gedacht, dass es mit Zahra Probleme geben würde. Und wenn sich seine Vermutung bestätigte, wäre das alles andere als gut. Er musste seine Vermutung, ja allein den Gedanken an die bestehende Möglichkeit, bereits jetzt schon im Keim ersticken. L durfte Zahra keine Chance geben, solch einen Plan in Erwägung zu ziehen oder gar umzusetzen. Er musste handeln.
 

„Sorry, das ich eure Plauderstunde unterbreche, aber dafür habe ich dich nicht hergebeten Light.“ Wendete sich L auch umgehend tonlos an diesen. Light wirkte kurz irritiert und sah dann zu Ryuzaki. Auch ich richtete jetzt meine Aufmerksamkeit auf den schwarzhaarigen Detektiv und erhaschte einen kurzen nicht gerade freundlichen Blick von ihm. Was sollte das denn jetzt? Hatte er etwa meinen Plan durchschaut und wollte mir jetzt einen Strich durch die Rechnung machen? Wenn dem so wäre, konnte er dies getrost vergessen. Mein Entschluss stand fest und ich würde mich nicht daran hindern lassen diesen auch umzusetzen. „Äh….Ja natürlich. Tut mir leid Ryuzaki.“ Richtete Light entschuldigend an L. Danach wandte er sich noch mal kurz an mich. „Wäre schön, wenn wir diese Unterhaltung ein andermal fortführen könnten.“ Sagte er mit einem freundlichen Lächeln zu mir. Ich schielte nochmal kurz rüber zu L. So leicht würde ich es ihm nicht machen. „Ja das wäre nett, aber ich glaube wir sollten unser Gespräch dafür wo anders hin verlegen. Nicht das unser guter Ryuzaki hier noch ne Stresspustel bekommt, weil ich dich von den Ermittlungen abhalte.“ Kam es auch prompt von mir und lächelte Light smart an, während ich aus dem Augenwinkel beobachtete, wie sich L´s Blick für eine winzige Sekunde mehr als verfinsterte. `Volltreffer…` dachte ich triumphierend. Er hatte also meinen Plan bemerkt und wollte mir doch allen Ernsten einen Strich durch meine Rechnung machen. Aber so nicht. Light sah erst mich und danach L zunähst irritiert und dann skeptisch an, bevor Ryuzaki schon wieder das Wort erhob und sich an diesen wandte. „Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig Light. Zahra kann ziemlich hinterlistig sein, glaub mir.“ meinte er ernst mit ernster Stimme zu Light. L war sich jetzt sicher, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Und er musste versuchen, das so schnell wie möglich zu unterbinden. Auch wenn er damit riskierte, das Light gegenüber Zahra misstrauisch werden und sich diese wohl angemessen dafür bei ihm revanchieren würde. Aber immer noch besser als ein Alleingang von Zahra, der im schlimmsten Fall Menschenleben kosten oder seine Ermittlungen gefährden könnte. Mir entglitten kurz die Gesichtszüge und ich starrte Ryuzaki einfach nur an. Hatte der ne Macke? Wie kam er dazu Light sowas zu erzählen? Ich hätte ihm in diesem Moment einfach nur an die Gurgel springen können. Er brachte mich schon wieder zur Weißglut. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Was hatte er denn für ein Problem? Jetzt war ich mir mehr als nur sicher, dass er meinen Plan durchschaut hatte. Aber ich gemahnte mich innerlich zur Ruhe und er bekam prompt meine Retourkutsche. Ich trat auf ihn zu, sodass mein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt war und ich ihm direkt in seine schwarzen Augen blicken konnte. „Das sagt gerade der richtige. Fass dir mal lieber an deine eigene Nase Ryuzaki, bevor du dir ein Urteil über andere erlaubst.“ Wies ich ihn zurecht, während ich ihn finster in die Augen blickte. L sah gelassen zurück. Dennoch war die Spannung fast greifbar. Auch er war angespannt. Hatte er doch schon mal zu spüren bekommen was passieren konnte, wenn er sie provozierte. Er durfte sie nicht unterschätzen. Und gerade da er sie nicht zu hundert Prozent einschätzen konnte, waren solche Situationen unkalkulierbar für ihn. Sie war weder dumm noch wusste sie sich nicht zu verteidigen. Aber es reizte ihn dennoch ihre und seine Grenzen auszutesten. Denn nur so hatte er die Möglichkeit sein Profil über sie zu erweitern. Aber er musste auf der Hut sein. „ Was hat meine Nase damit zu tun?“ fragte er gespielt ahnungslos um sie noch etwas weiter zu provozieren. Mein Blick wurde noch eine Nuance finsterer. Mein ganzer Körper begann sich zu verspannen. Ich hatte wirklich mühe mich zurück zu halten und meine Wut zu unterdrücken. Der fing schon wieder an. Der verarschte mich doch tatsächlich erneut. Ich biss mir auf die Zunge und schluckte alles was mir auf der Zunge lag herunter. So leicht lies ich mich nicht aus der Reserve locken.
 

Light hingegen hatte sich die ganze Szenerie zwischen Ryuzaki und Zahra aufmerksam mit angesehen und bedachte die beiden mit einem skeptischen Blick. Ryuzaki wollte anscheinend nicht, das er sich mit Zahra hinter seinem Rücken traf. Aber warum? War sie vielleicht eine heimliche Kira-Sympathisantin und L hatte das erst zu spät bemerkt, sodass er sie jetzt unter Kontrolle behalten wollte. Nein, das wäre unwahrscheinlich. Er überprüft jeden bis ins kleinste Detail. Vor allem ehe er jemanden in die SOKO aufnehmen würde. Die Spannung zwischen den beiden konnte er ganz deutlich fühlen. Sie provozierten sich gegenseitig. Es hinterließ den Eindruck, dass sie sich nicht gerade mochten und auch allen Anschein nach schlecht miteinander auskamen. Aber vielleicht konnte er sich diese Spannungen ja zu Nutze machen? Wenn er es schaffen würde Zahra auf die Seite von Kira zu bringen, hätte er in ihr einen wertvollen Soldaten im Kampf gegen L. Sie war ein Mitglied der SOKO und somit ständig in seiner Nähe. Dazu musste er nur raus finden, wie sie wirklich über Kira dachte. Ein Versuch war es wert beschloss er.
 

„ Ryuzaki, ich muss Zahra recht geben. Besonders nett war das nicht gerade.“ Fing er an die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. L und auch ich wandten unsere Aufmerksamkeit nun wieder Light zu, nachdem wir etwas Abstand zwischen uns gebracht hatten. „Aber es war die Wahrheit Light und diese kann man nun mal nicht beschönigen.“ Warf er ungerührt in den Raum. Das brachte mein Blut schon wieder zum Kochen. Der hatte doch echt nen Vogel. Ich beobachtete sowohl Light als auch L genau. Und auch Ryuzaki ließ die beiden nicht einen Moment aus den Augen. Ich lächelte Light dankbar zu, bevor ich noch einen bösen Blick Richtung L abschoss. Dieser ignorierte dies allerdings gekonnt und würdigte Zahra nicht mal eines Blickes. Der machte mich noch wahnsinnig. Jetzt ignorierte er mich auch noch oder was? Ich konnte innerlich nur noch vor mich hin fluchen. „Trotzdem muss man nicht jede Wahrheit aussprechen. Aber wie dem auch sei, du wolltest doch das ich dir bei den Ermittlungen helfe, oder?“ meinte Light an L gewandt und schenkte mir noch ein kleines Lächeln, das ich freundlich erwiderte. „ Ja du hast Recht Light, deswegen bist du ja schließlich hier. Komm mit.“ Forderte er diesen auf, bevor er mich mit seinem starren und undeutbaren Blick noch einmal musterte und sich dann mit Light in Richtung Ermittlungsunterlagen in Bewegung setzte. Die restlichen Mitglieder der SOKO hatten sich die ganze Zeit über, als stille Zuschauer in der ersten Reihe, zurückgehalten. Keiner sagte etwas dazu, aber jeder von ihnen machte sich seine eigenen Gedanken zu dem Vorfall. Positive wie auch negative.
 

L hatte es geschafft Light und auch Zahra vorerst von diesem Thema abzulenken und nun musste er nur noch dafür sorgen, dass es auch dabei blieb. Später würde er sich dann mal mit ihr in aller Ruhe über das Thema Alleingänge unterhalten müssen. Auch wenn er jetzt schon ahnte, dass er sie nicht von diesem Vorhaben abringen konnte. Zahra würde sich ihm nicht unterordnen. Das war ihm jetzt klar und es gefiel ihm überhaupt nicht. Jetzt musste er neben Light auch noch Zahra im Auge behalten. Hätte er das geahnt, hätte er sie niemals in die Sonderkommission aufgenommen. Aber jetzt blieb ihm wohl oder übel nichts andres übrig. L musste sich gezwungener maßen schon mal was überlegen, wie er sie, ohne dass sie es bemerkte, überwachen konnte. Denn ihr kluges Köpfchen zu hintergehen würde nicht einfach werden. Aber er würde schon einen Weg finden, da war er sich sicher. Also beobachtete er Light wie er die Ermittlungsunterlagen und die Videos durchging, während er wieder mal seinen Daumen an die Lippen legte und darüber nachsann, was er gegen Zahras Alleingang unternehmen konnte.
 

Ich sah den beiden nach und seufzte leise auf. Dieser L kostete mich wirklich mehr Nerven, als ich gedacht hatte. Ich ließ mich auf eines der Sofas sinken und massierte nebenbei meine pochenden Schläfen. Ich wusste, dass er sicher versuchen würde mich davon abzuhalten mich mit Light zu treffen, ohne das er etwas von dem Geschehen mitbekam. Aber warum? Ich war doch schließlich auch Teil der SOKO und ermittelte gegen Kira. Sollte ich etwa jeden Schritt den ich machte von ihm absegnen lassen? Wie ein kleines Kind, das seine Eltern fragte ob es auf dem Spielplatz durfte? Das konnte er aber getrost vergessen. Ich war eine erwachsene Frau und ich wusste sehr genau was ich tat. Niemals würde ich etwas tun, was ihn, der SOKO oder anderen Menschen, sowie die Ermittlungen gefährden würde. Aber anscheinend wollte er immer die komplette Kontrolle über jeden Schritt in diesem Fall haben. Ich verdrehte genervt die Augen und sah zu ihm hinüber. Warum war er nur so? Konnte er mir denn nicht ein wenig Vertrauen entgegen bringen? Aber ich wusste auch, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Dann wanderte mein Blick von L zu Light, der gerade eines der Videos in Augenschein nahm. Meinem ersten Eindruck nach war er ein gebildeter, freundlicher und höflicher junger Mann. Aber der Eindruck konnte bekannter maßen täuschen. Vor allem, wenn man bedachte, das er der Hauptverdächtige im Fall Kira war. Wenn man sich das vor Augen hielt, erschien ein die Szenerie, welche sich dort gerade abspielte mehr als nur seltsam. Der Hauptverdächtige eines Falles wird in diesen als Unterstützung eingebunden und hatte Zugang zu sämtlichen Ermittlungsdaten. Ich schüttelte den Kopf. Auch wenn ich wusste warum L das tat war es trotzdem ein bizarres Bild welches sich mir da bot. Aber wie sollte ich Light einschätzen. Er war hochintelligent und wenn er sich genauso gut verstellen konnte wie L oder ich selbst, dann würde es echt schwierig werden ihm etwas zu entlocken was hilfreich wäre. Nein, dann musste ich verdammt aufpassen nicht in irgendeine Falle zu tappen sollte er Verdacht schöpfen. Das würde sicher nicht einfach werden.
 

Kurz darauf war Light fertig mit den sichten der Unterlagen und erklärte, das er ebenfalls die Vermutung hatte, dass es einen zweiten Kira geben könnte. Ich beobachtete stillschweigend das Schauspiel. Sein Vater schien erleichtert. Nun kein Wunder, denn somit sank die Wahrscheinlichkeit, L´s Aussage nach, dass er Kira war. Auch ich musste zugeben, dass es unwahrscheinlich war, dass wenn Light Kira wäre den Verdacht eines zweiten Kiras äußern und sich somit die Chance L aus den Weg zu räumen nehmen würde. Aber Light war intelligent. Was wenn er dieses bewusst tat, um von sich abzulenken? Was wenn er bewusst alle manipulierte? Aber andererseits was wäre wenn er wirklich unschuldig war und die ganze Zeit über sich mit einem Massenmörder vergleichen lassen musste? Ich fuhr mir durch die Haare und atmete einmal tief durch. Diese „Was wäre wenn“ Spielchen würde meinen Verstand noch wie eine Käsereibe zermürben. Dieser Fall ging wahrlich an die Substanz. L hatte gerade eröffnet, das sie eine Antwort vom „echten Kira“ auf diese Botschaft verfassen würden, um den zweiten Kira aus der Reserve zu locken und somit die Existenz von diesen zu bestätigen. Und er hatte natürlich Light für diese Rolle vorgesehen. Ich schüttelte wiedermal den Kopf. Das war einmal mehr eine gekonnte Provokation von L. Wenn Light Kira war musste er sich, meiner Meinung nach, schon ziemlich zusammenreißen, um nicht auf diese anzuspringen und sich durch irgendeine unbedachte Reaktion zu verraten. Ich beschloss mir erstmal einen Kaffee zu holen und meine eigenen Gedanken zu den Thema Light-Kira erneut zu ordnen. Durch dieses Chaos stieg doch keiner mehr durch und wenn ich meinen Plan verfolgen wollte, musste ich einen klaren Kopf bewahren. Außerdem konnte ich jetzt eh nichts weiter tun als beobachten.
 

Nach ein paar Stunden war alles erledigt und Light beschloss für heute nach Hause zu fahren. Bevor er aber das Hotelzimmer verließ verabschiedet er sich noch von allen und kam zuletzt auf mich zu. Er reichte mir höflich die Hand und verabschiedete auch mich freundlich. Aber in dem Moment, wo er mir die Hand gab merkte ich, das sich darin noch etwas anderes befand. Schnell begriff ich, dass er mir einen Zettel zugespielt hatte und lächelte ihn wissend an. Er zwinkerte mir noch einmal kurz zu, ehe er endgültig aus dem Zimmer verschwand. Ich selbst schaute kurz zu L und den Ermittlern, um mich zu vergewissern, dass mich niemand beobachtete, bevor ich einen kurzen Blick auf den Zettel warf. Darauf stand eine Adresse von einem Café in Shibuya, sowie 15.30Uhr. Dieser Light überraschte mich tatsächlich. Er hatte anscheinend bemerkt, das L es vermeiden wollte, dass wir uns beide außerhalb des Hotels trafen und reagiert. Aber wieso? Gut ich hatte erreicht was ich wollte, aber was bezweckte Light damit, sich hinter L´s Rücken mit mir zu treffen. Schon allein die Tatsache, dass er den Unwillen von Ryuzaki bemerkt hatte machte mir klar, wie vorsichtig ich sein musste. Er war ein äußert guter Beobachter wie ich feststellen musste und diese Heimlichtuerei machte ihn in meinen Augen nur verdächtig. Light hatte irgendetwas vor, das war mir klar. Das sagte mir schon allein das Gefühl in meiner Magengegend, welches sich spontan einfand und mich so selten täuschte. Eigentlich nie. Aber was? Nun ich würde es herausfinden. Das war sicher. Ich würde die Einladung annehmen. Schnell ließ ich den Zettel unauffällig im Körbchen meines BHs verschwinden. Wer weiß auf was für Ideen Ryuzaki kommt, wenn ich mich dazu entschließen sollte, ihn über mein Treffen mit Light und dem Zettel zu unterrichten. Denn auch wenn ich mich allein mit Light treffen und unterhalten wollte, ohne von ihm in irgendeiner Form überwacht zu werden, so wollte ich L auch nicht hintergehen oder sein Vertrauen missbrauchen, welches er mir entgegenbrachte. `Wenn man nach der ganzen Geschichte von Vertrauen reden konnte…`dachte ich mir resigniert. Dennoch würde ich mich nicht beugen. Ich wollte meinen Plan durchziehen.
 

Es war schon spät, als sich die Ermittler dazu entschlossen für heute Schluss zu machen und nach Hause zu fahren. Auch ich war bereits auf dem Weg zur Zimmertür, als ich von Ryuzaki noch einmal zurück gehalten wurde. „Warte Zahra. Es gib da etwas, das ich mit dir gerne noch besprechen würde.“ Kam es tonlos aus dem Zimmer. Ich hielt inne und sah über die Schulter zu ihm zurück. „Sag mal, hat das nicht bis morgen Zeit? Es ist schon spät und…“weiter kam ich nicht, denn L schnitt mir einfach das Wort ab. „ Nein. Wir werden das jetzt besprechen“ sagte er sogleich und fixierte mich mit seinen Augen. Sein Blick zeigte mir, dass er keine Ruhe geben würde. Ich zog unwillig eine Augenbraue hoch und bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick. Es war spät, ich war müde und er wollte jetzt unbedingt reden? Das war ja mal ganz was Neues. Aber irgendwie konnte ich mir schon denken um was es ging, also gab ich mich geschlagen und trottete genervt zurück zum Sessel, auf welchen ich mich nieder ließ. „Was gibt’s den so wichtiges, dass es nicht bis morgen Zeit hätte?“ fragte ich genervt und sah ihm in seine schwarzen Augen. „ Was sollte das mit Light?“ begann er auch sofort und beobachte mich genau.` Wusste ich doch, dass es darum geht…` ging mir durch den Kopf, aber ich beschloss mich erstmal unwissend zu stellen. Wenn er sowas schon mitten in der Nacht mit mir besprechen musste, würde er schon sehen, was er davon hat. „Ich weiß nicht was du meinst Ryuzaki. Wir haben uns doch nur ganz normal unterhalten. Wusste nicht das so etwas hier verboten wäre.“ Erwiderte ich gelangweilt. L starrte mich genervt an, ehe er antwortete. „Stell dich nicht dumm. Du weißt ganz genau was ich meine.“ Ich tat kurz so als müsste ich angestrengt überlegen und setzte dann ein ernstes Gesicht auf. „Weißt du, dasselbe könnte ich dich auch fragen. Eigentlich kannst du froh sein, dass ich nach dieser Aktion überhaupt noch ein Wort mit dir wechsle“ gab ich zurück. Er schien kurz darüber nachzudenken und starrte an die Zimmerdecke. „Ich habe Light lediglich vor dir gewarnt. Aber das beantwortet nicht meine Frage.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. „Und wer warnt die Leute vor dir? Du hast echt die Sozialkompetenz eines Butterbrotes, hat dir das schon mal einer gesagt?“ gab ich provokativ zurück. Seine Augen verengten sich schlagartig und er maß sie mit einem mehr als kalten Blick. Wie konnte sie es nur wagen und seine Kompetenz in Frage stellen? So etwas hatte sich noch nie jemand getraut. Niemand. Und es war ja nicht das erste Mal, dass sie so respektlos mit ihm sprach. Erst verglich sie ihn mit diesem Kira und jetzt zweifelte sie seine Kompetenz an? Das konnte er unmöglich ignorieren. Aber er hatte auch die letzte Auseinandersetzung dieser Art nicht vergessen. Und er hatte daraus gelernt. Ich beobachtete seine Reaktion und erinnerte mich an das letzte Mal, als ich mir diesem Blick von ihm eingefangen hatte und mein Körper spannte sich schon automatisch. Ich hatte anscheinend wiedermal einen wunden Punkt getroffen. Doch diesmal blieb er dort wo er war. `Na wenigstens was…` ging mir durch den Kopf und ließ ihn dennoch nicht eine Sekunde aus den Augen. Nicht das er seine Meinung noch änderte. „Ich glaube es wäre besser wenn du jetzt gehst.“ Gab er dunkel zurück. Ich zog die Augenbrauen hoch und musterte ihn überrascht. Wo war sein Kampfgeist geblieben? Hatte ich ihn etwa mit meinen Worten verletzt? Eigentlich wollte ich ihn doch nur etwas provozieren. Und plötzlich meldete sich mein schlechtes Gewissen.
 

Ich stand auf, aber anstatt seiner Aufforderung nach zu kommen, bewegte ich mich direkt auf ihn zu und ließ mich dann auf die Armlehne des Sessels nieder. L beobachtete währenddessen jeden Schritt den Zahra machte und war überrascht als sie, anstatt zu gehen, sich plötzlich neben ihn auf die Armlehne des Sessels platzierte. Er musterte sie mit skeptischen Blicken und versuchte ihre nächsten Schritte voraus zu ahnen. Er konnte sich auf ihre Verhaltensweise gerade keinen Reim machen. Ich bemerkte wie er mich beobachtete und auch, wie er sich innerlich verspannte. Ich sah ihn entschuldigend in die Augen, als ich weiter sprach. „Ryuzaki, hör zu es tut mir leid, wenn ich dich in irgendeiner Form gekränkt haben sollte. Ich weiß, dass Worte sehr verletzend sein können…... Aber du solltest aufhören mich immer zu provozieren, wenn du das Echo nicht vertragen kannst, auch wenn ich gerade vielleicht ein bisschen übertrieben habe. Außerdem denke ich, dass du ganz genau weißt, was ich mit meinem Verhalten Light gegenüber bezweckt habe.“ Schloss ich und beobachtete währenddessen die Reaktionen von L. Er hingegen hörte sich Zahras Worte sehr genau an und war wieder überrascht, dass sie sich plötzlich entschuldigte. Und das erste Mal wusste er nicht wirklich wie er sich jetzt verhalten sollte. Einerseits hatte sie ihren Fehler eingesehen, aber andererseits konnte er ihr diese Dreistigkeiten auch nicht einfach so durchgehen lassen. Er musterte sie und überlegte wie er jetzt darauf reagieren sollte, ließ sie dabei aber nicht eine Sekunde aus seinen misstrauisch blickenden Augen. Dann griff er plötzlich unvermittelt nach ihren Handgelenken und zog sie so mit den Oberkörper näher zu sich runter, sodass er nun auf Augenhöhe mit ihr war. „Gut ich nehme deine Entschuldigung an, aber wage es nicht nochmal meine Kompetenzen in Frage zu stellen.“ Wies er sie trotz der Entschuldigung mit scharfer Stimme zurecht, bevor er sie wieder los ließ. Ich keuchte kurz erschrocken auf, als ich mich wiedermal so dicht vor L´s Gesicht wiederfand. Er hatte immer noch diesen finsteren Blick mit dem er mich aus seinen schwarzen Augen anstarrte. Er nahm zwar meine Entschuldigung an, wies mich aber trotzdem unmissverständlich zurecht. Ich war gleichermaßen erleichtert, wie auch erschüttert. Selbst jetzt, wenn ich einen Schritt auf ihn zuging, hatte ich das Gefühl das er mich einfach nur mit seiner Art und Weise in den Wahnsinn treiben wollte. Ich merkte wie mein schlechtes Gewissen sich sofort wieder verflüchtigte und das alte Gefühl, nämlich das er mich zur Weißglut brachte, sich wieder einstellte. Aber bevor ich irgendwie auf seine körperliche Attacke reagieren konnte, ließ er mich auch schon wieder los. Ich saß etwas belämmert da und starrte ihn nur an. Den sollte echt mal jemand verstehen. Jetzt hatte er doch wirklich innerhalb von ein paar Sekunden wieder seine alte Maske aufgesetzt und starrte mich an wie eh und je. Der war echt seltsam. „Und wegen der Sache mit Light….Ja ich weiß was du vor hattest und ich möchte, dass du solche Alleingänge unterlässt.“ Kam es nun wieder sachlich von dem Detektiv. Ich starrte ihn einfach nur ungläubig an. Also hatte ich doch Recht. Das konnte doch mal wieder nicht wahr sein. Der hatte mich doch vorhin schon wieder…. Wenn der so weiter machte, würde ich mich echt mal vergessen. Aber ich gemahnte mich innerlich wiedermal zur Ruhe. Erstens war es spät und zweitens wollte ich ins Bett. Je eher wir hier fertig waren, desto eher konnte ich nach Hause. „Vergiss es. Ich werde bestimmt nicht jeden Schritt von dir absegnen lassen. Ich weiß sehr genau, was ich mache. Du kannst mir ruhig mal vertrauen.“ Meinte ich genervt, bevor ich versöhnlicher fortfuhr. „Und damit du merkst, das ich dich nicht hintergehen will…..“Ich machte eine kurze Pause und schloss kurz meine Augen, bevor ich wieder die seinen fixierte. “Light hat mir hinter deinem Rücken einen Zettel zukommen lassen…..Er will sich morgen mit mir treffen und ich werde dort auch hingehen. Ich wollte aber, dass du es wenigstens weißt.“ Schloss ich und sah im entschlossen an. L blick verfinsterte sich erneut. Wie er es sich schon gedachte hatte, sie würde sich ihm nicht unterordnen. Aber sie hatte ihm immerhin darüber unterrichtet, das Light sich heimlich mit ihr verabredet hatte. Trotzdem konnte er das nicht zulassen. „Zeig mir den Zettel.“ Gab er darauf zurück. Ich blickte ihn weiterhin an. „Nein, vergiss es. Ich habe ihn gut versteckt, da ich mir schon denken konnte, dass du so reagieren würdest. Ich werde mich alleine mit ihm treffen. Ich weiß was ich mache, vertrau mir einfach, ok?“ fragte ich nun etwas sachter. „Warum willst du dich unbedingt alleine mit ihm treffen? Du weißt, das Light im Verdacht steht Kira zu sein.“ Kam prompt von ihm zurück und sah mich forschend an. „Ja ich weiß, aber nur so kann ich mit ihm ungezwungen reden. Wenn Light auch nur den geringsten Verdacht schöpft, das es etwas anderes als ein harmlos Treffen sein könnte, kann ich die ganze Sache vergessen.“ Erklärte ich ihm mit einem milden Lächeln. L besah Zahra weiterhin misstrauisch. Egal, was sie sagte er würde solche Alleingänge nicht dulden, auch wenn sie noch so plausibel und gut durchdacht klangen. Es war schließlich sein Fall und er trug für alles die volle Verantwortung. „Hör zu L…“ begann ich erneut auf ihm einzureden und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Jedoch merkte ich sofort, wie er sich unter dieser Berührung verspannte und ein kurzer Anflug von Irritation in seinen Augen aufblitzte, als er kritisch meine Hand musterte. Daher zog ich diese sofort zurück, bevor ich fortfuhr. „…Ich habe bereits bemerkt, wie schwer es anscheinend für dich ist jemanden zu vertrauen, gerade wenn nicht alles bis ins letzte Detail geplant ist und du keine Kontrolle über die Situation hast……..Aber ich versichere dir, das ich niemals irgendjemanden, weder dich noch sonst wem ,genauso wie die Ermittlungen in diesem Fall, in Gefahr bringen würde.“ schwörte ich und schenkte ihm ein warmes und ehrliches Lächeln. L sagte dazu nichts. Er sah sie einfach nur weiterhin mit einem undefinierbaren Blick an. Ich wusste, dass ich jetzt nichts mehr tun konnte und entschloss mich den Rückzug anzutreten. „Also. Ich werde dann jetzt auch gehen. Wir sehen uns morgen.“ Meinte ich erschöpft und erhob mich von dem Platz, bevor ich mich aufmachte und das Zimmer verließ. L beobachtete jede von Zahras Reaktionen genau. Er machte sich seine eigenen Gedanken zu der ganzen Geschichte. Und während Zahra aus dem Zimmer ging, legte er wiedermal nachdenklich den Daumen an seine Unterlippe. Trotz allem blieb er stumm und sah ihr einfach nur starr hinterher. Nicht einmal ein Wort des Abschieds kam über seine Lippen.

Taktik

Taktik
 

Am nächsten Morgen saß ich grübelnd auf dem Sofa in meiner Wohnung. Einen frisch gebrühten Kaffee in der einen und eine Tafel Milchschokolade in der anderen Hand. Immer noch versuchte ich das Chaos in meinem Kopf zu sortieren und den Knoten im meinem Verstand zu lösen. Ich wurde weder aus L noch aus Light schlau. Resigniert nahm ich einen Schluck aus meiner Tasse und begutachtete nachdenklich meine Schokolade. L war mir einfach nur ein Rätsel. Ständig versuchte er mich zu analysieren, zu manipulieren oder zu provozieren. Und er brachte mich mit diesem Verhalten echt aus meinem sonst so ausbalancierten Gemüht. Er war einer der wenigen Menschen, welche es schafften mich nicht nur aus der Ruhe, sondern auch aus der Fassung zu bringen. Eigentlich hatte diesen Part immer nur Lina inne gehabt. Aber L besaß wirklich das einmalige Talent, mich in den Wahnsinn zu treiben. Nur warum war er so? War es für ihn wirklich so schwer, mir einfach nur dieses eine Mal zu vertrauen? Gut ich verstand ja, dass er mich ständig analysierte. Ich selber wollte ja auch immer ganz genau wissen, wie mein Gegenüber tickte. So konnte man wenigstens nicht unangenehm überrascht werden oder schlimmstenfalls rechtzeitig darauf reagieren. Zudem war es dadurch auch leichter, andere Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken und so ein geplantes Ziel zu erreichen. Aber das er einem Teammitglied der Sonderkommission so wenig vertrauen schenkte, konnte ich beim besten Willen nicht verstehen. Immerhin war doch dies das wichtigste in einem Team. Vertrauen. Allerdings hatte ich ja auch schon bemerkt, dass er nicht gern die Zügel aus der Hand gab. Genau genommen sträubte er sich mit aller Macht dagegen. Die Kontrolle über jedes Detail und sei es noch so unscheinbar, war ihm anscheinend sehr wichtig. Andererseits hatte ich aber auch so etwas wie Verständnis, denn als Leiter der Ermittlungen hatte er bei allem was passierte die volle Verantwortung zu tragen. Auch hatte mir der gestrige Abend gezeigt, dass er mit sozialer Interaktion, auf der zwischenmenschlichen Ebene, anscheinend nicht umzugehen wusste. Die Frage war nur warum? Ich biss ein Stück von meiner Tafel ab und ließ es mir genüsslich auf der Zunge zergehen. Und dann schoss mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. `Lina….was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich sie damals nicht getroffen hätte?` überlegte ich.
 

Ich legte meine Schokolade bei Seite und stellte nebenbei meine Tasse auf den Tisch, ehe ich mich vom Sofa erhob und in Richtung Schlafzimmer aufmachte. Wiedermal zog ich ihr Foto aus meinem Buch auf dem Nachtschrank und setzte mich auf mein Bett. Sanft berührte ich es. „Sag Lina, wäre ich dann vielleicht genauso geworden wie er?“ fragte ich traurig das Bild, aber selbstverständlich bekam ich auf meine Frage keine Antwort. Sie lächelte mir nur weiterhin glücklich vom Foto entgegen. Ja vielleicht wäre es so gekommen, denn immerhin war sie es gewesen, die mir den richtigen Umgang mit anderen Menschen gelehrt hatte. Aber warum war L so? Klar er hatte durch seine Arbeit als Detektiv sicher nicht den umfangreichsten Freundeskreis, aber sich sozial komplett abzuschotten war doch für einen Menschen gar nicht möglich oder? Und Watari war ja, soweit ich es verstanden hatte, auch noch da und somit in seiner Nähe. Gut ich gebe zu, dass ich auch gerne für mich alleine war und riesige Menschenansammlungen lieber mied, aber so ganz alleine würde es mir irgendwann doch zu einsam werden. Dank Lina. Der Mensch zählte doch mehr zu der geselligen Gattung der Erdbewohner. Aber was sollten eigentlich diese ganzen Spekulationen über L und seine Verhaltensmuster schon wieder? Hatte ich nicht andere Probleme und vor allem an erster Stelle diesen Kira zu fassen? Ich schüttelte unwillig den Kopf, bevor ich Linas Foto wieder in dem Buch verschwinden ließ.
 

Entschlossen ging ich zurück ins Wohnzimmer und leerte meinen Kaffee. Danach beschloss ich, dass es Zeit war wieder zur SOKO zurück zu kehren. Es war immerhin schon 10.15Uhr. Und somit machte ich mich auf dem Weg ins Hotel. Unterwegs hing ich erneut meinen Gedanken nach. Nur dieses Mal vereinnahmte nicht L, sondern Light und unser späteres Treffen meinen Verstand. Wirklich kennen gelernt hatte ich ihn ja noch nicht. Von der einen kurzen Begegnung und den paar gewechselten Worten mal abgesehen, hatte ich nur aus Berichten der SOKO und von L Eindrücke über ihn sammeln können. Aber das reichte doch noch nicht, um mir ein Urteil über ihn erlauben zu können oder? Klar war die Übereinstimmung zwischen Light und dem Täterprofil, welches ich mir von diesem Kira erstellt hatte, nicht zu übersehen. Aber andererseits gab es auch keine stichhaltigen Beweise gegen ihn. Und hieß es nicht eigentlich, dass bis zum Beweis der Schuld ein Verdächtiger als unschuldig galt? Nur waren die Parallelen zwischen Light und Kira nicht einfach so von der Hand zu weisen und er gehörte zudem auch zu der Gruppe, welche von den FBI Agenten überwacht wurde, da Kira vermeintlichen Zugriff auf die Ermittlungsdaten hatte und somit im näheren Umfeld der Polizei vermutet wurde. Und Lights Vater war ebenso auch der Oberinspektor der Kriminalpolizei. Es machte ihn einfach verdächtig. Und dazu kam noch, dass er der einzige Verdächtige war. Aber machte ihn das alles gleich zum Täter? Ich fuhr mir fahrig mit der Hand durch die Haare. Ich musste einfach das Treffen heute abwarten, um weitere Schlüsse ziehen zu können. Denn ich persönlich hatte ihn nur als netten und wohlerzogenen, intelligenten Studenten kennen gelernt. Aber was wenn er sich einfach nur verstellt hatte? Es war für mich im Moment nicht möglich ihn einzuschätzen. Ich seufzte einmal gequält auf. Ich sollte mich einfach überraschen lassen, aber dennoch davon ausgehen, dass er Kira war. `Denn Vorsicht ist besser als Nachsicht…` bestätigte ich mir selbst diesen Gedanken und stoppte dann direkt vor der Hotelzimmertür von L.
 

Ich klopfte und ein freundlich dreinblickender Herr Yagami öffnete mir die Tür. „Zahra. Schön sie zu sehen.“ Kam sogleich freundlich von ihm und er trat ein Schritt zur Seite, um mich einzulassen. „Danke Herr Yagami. Ich freue mich auch sie zu sehen.“ Gab ich mit einem ebenso freundlichen Lächeln zurück und betrat das Zimmer. „Hallo zusammen.“ Begrüßte ich den Rest und suchte mir einen noch freien Platz. „Und gibt es irgendwas neues?“ fügte ich an, während ich mir einen Kaffee eingoß und nebenbei auf Ryuzakis Kuchenstück schielte. „Nein, außer das wieder Verbrecher hingerichtet wurden nicht“ beantwortete mir Matsuda meine Frage und schien resigniert. Ich schenkte ihm nur einen aufmunternden Blick, bevor ich diesen auf L richtete, welcher gerade sein Stück Erdbeertorte genoss. Er bemerkte genau, wie Zahra seinen Kuchen musterte und nahm einen weiteren Bissen von diesen zu sich, während er sie mit seinen schwarzen Augen fixierte. Er hatte den gestrigen Abend nicht vergessen und sich lange Gedanken dazu gemacht. Aber sein Entschluss hatte sich nicht geändert. Er würde ihren Alleingang unter keinen Umständen dulden. Zahra allerdings aus der SOKO zu entlassen, war auch keine Option. Denn erstens wusste sie über seine wahre Identität Bescheid, auch wenn er nicht glaubte, dass sie ihm damit mutwillig schaden würde. Das war einfach nicht ihre Art. Zweitens hingegen, und das war der ausschlaggebende Punkt, wusste er auch, das Zahra in diesem Fall ihre Ermittlungen alleine fortführen würde. Und das wäre noch schlimmer, als ein Alleingang. So hatte er wenigstens einigermaßen die Kontrolle über sie, auch wenn ihm das entschieden gegen den Strich ging, dass sie sich ihm nicht unterordnen wollte. Aber er hatte sich schon etwas überlegt wie er trotzdem dem Gespräch zwischen ihr und Light beiwohnen konnte, auch wenn er es lieber komplett unterbunden hätte.
 

„Auch ein Stück?“ fragte er kauend an Zahra gerichtet und blickte sie fortwährend an. Ich musterte interessiert sein Stück Torte. Zu sowas konnte man doch einfach nicht nein sagen und gefrühstückt hatte ich ja auch noch nicht, sah man vor der Schokolade ab, welche ich mir neben meinen Kaffee gegönnt hatte. Zudem machte mein Magen sich langsam aber sicher bemerkbar. Dennoch war ich misstrauisch. Wieso sollte er nach dem ganzen Geschehen am Vortag plötzlich so nett zu mir sein? Ja er hatte meine Entschuldigung angenommen, aber dennoch hätte ich erwartet, dass er weithin versuchen würde mich von dem Treffen mit Light abzuhalten. Hier stimmte doch irgendetwas nicht. Das war nicht typisch für ihn. Oder sah ich etwa nur Gespenster, wo keine waren? „Wo ist der Harken?“ fragte ich dennoch misstrauisch und besah ihn mit einen ebensolchen Blick. L maß sie kurz abschätzend mit den Augen. Sie hatte also bemerkt, das er was im Schilde führte. Er musste sich wirklich vor ihr in Acht nehmen, aber wenigstens ging sein Plan auf. „Du musst mir lediglich versprechen, dass du dich nachher nicht mit Light triffst“ meinte er gelassen, während er immer noch die Gabel im Mund hatte. `Wusste ich doch das hier was oberfaul ist…` dachte ich und biss mir auf die Unterlippe. Es hätte mich auch stark gewundert, wenn er einfach so klein bei gegeben hätte und die Sache mit Light auf sich beruhen ließe. Wäre auch zu schön gewesen. Das er mir nicht einfach Vertrauen konnte? Ich sah ihn argwöhnisch an. „Hatten wir das Thema nicht gestern schon geklärt?“ fragte ich leicht genervt. „Ich werde meinen Entschluss nicht mehr ändern, egal was du versuchst.“ Stellte ich entschlossen klar. Also ob ich für ein Stück Torte meine Meinung ändern würde. Was dachte er sich überhaupt? Der kam echt auf die schrillsten Ideen. „Dann werde ich mithören.“ Gab er seinen Beschluss preis und sah ihr entschieden in die blaugrauen Augen. Ich zog beide Augenbrauen hoch und atmete einmal tief durch. Hatte ich etwa irgendetwas verpasst? Der hatte echt nen Vogel. War ich gestern nicht deutlich genug gewesen oder litt er mittlerweile schon an Alzheimer? „ Sag mal spreche ich vielleicht chinesisch?“ gab ich angesäuert zurück. „Ich sagte dir doch bereits, dass ich mit Light alleine sprechen will. Das bedeutet nur er und ich, ok? Und das heißt auch ohne Zuhörer.“ erklärte ich ihm nachdrücklich. Ich hatte zwar nichts zu verbergen was er nicht hätte hören dürfen, aber schon aus Prinzip sträubte ich mich dagegen, in dieser Sache klein bei zu geben. Er konnte mir ruhig mal vertrauen. L starrte sie weiterhin an und beobachtet sie ruhig. „Der chinesischen Sprache bedienst du dich gewiss nicht. Und ich denke das weißt du auch.“ War die gelassene Antwort auf meine erste Frage, was mir wiedermal kurz die Gesichtszüge entgleiten ließ. Dem war echt nicht zu Helfen. Konnte der eigentlich auch mal einen Tag ohne Provokationen? Ich spürte wie ich mich erneut über ihn aufzuregen begann. `Also mal ehrlich….wenn das hier vorbei ist, brauche ich echt nen guten Psychiater.` meldete sich mein Verstand, der mal wieder einfach nur schreiend davon laufen wollte. Der trieb mich noch ins Irrenhaus, wenn der so weiter machte. Aber bevor ich auch nur etwas erwidern konnte fuhr er fort. „ Warum willst du unbedingt ungestört mit ihm sein?“ fragte er sogleich lauernd und fügte dann noch „Oder hast du etwa ein privates Interesse an Light und der Fall ist nur ein Vorwand um dich mit ihm zu treffen?“ provokativ hinzu und musterte sie währenddessen eingehend.
 

Dieses Mal entglitten mir mehr als nur die Gesichtszüge. Ich starrte ihn einfach nur ungläubig und mit offenen Mund an. Ich war das erste Mal in meinem Leben sprachlos. Wie kam er den jetzt auf die Schiene? Hatte er den einen Vollschatten? Er hatte mich damit so überrascht, dass ich sogar vergaß, das ich eigentlich wütend hätte sein sollen. Das war doch jetzt nicht wirklich eine ernsthafte Frage oder? Mir würde niemals, nicht einmal im Traum, einfallen Ermittlungen für mein privates Vergnügen zu missbrauchen. Der hatte doch ein Ei am wandern. Das war jetzt wirklich der Höhepunkt des Ganzen. `Aber wie du mir, so ich dir…`dachte ich und beschloss das Spiel einfach umzudrehen. „Und was wäre wenn?“ fragte ich herausfordernd, nachdem ich meine Fassung wiedergefunden hatte. L beobachtete indessen jede ihrer Reaktionen und die Empörung, sowie auch die Überraschung über seine indiskrete Frage spiegelten sich mehr als deutlich in ihren Augen. Er hatte es geschafft sie komplett aus der Fassung zu bringen, was ihm ein kleines grinsen entlockte, welches jedoch sofort wieder verschwand. Hingegen seinen Erwartungen, war sie nicht erbost, sondern schien auf das Spielchen einzugehen. Hatte Zahra womöglich doch ein ernsthaftes Interesse an Light? L schien ihre Reaktion mal wieder falsch voraus berechnet zu haben. Und diese Tatsache führte ihm erneut vor Augen, wie wenig er sie durchschauen konnte, was seine Freude über den Triumph, sie komplett aus der Fassung gebracht zu haben, erheblich minderte. „Dann wäre das nicht sehr professionell von dir.“ Stellte er fest und blickte sie mit einem undeutbaren Blick an. „Na dann ist ja gut. Hatte schon Angst, du wärst vielleicht eifersüchtig auf Light.“ Gab ich gespielt erleichtert zurück, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ. Für einen kurzen Moment spiegelte sein Gesicht Überraschung, Irritation und Unverständnis wieder. Ja er sah sogar etwas geschockt aus musste ich ehrlich zugeben und ich freute mich innerlich wie ein Schneekönig. `Touché..` dachte ich schadenfroh. Jetzt hatte ich es geschafft ihn aus der Fassung zu bringen, auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde war und sich danach ein eher unwilliger Gesichtsausdruck breit machte. Und dann auch noch so viele verschiedene Regungen….`Mein Gott würde mich nicht wundern, wenn er morgen Muskelkater im Gesicht hatte….` war mein nächster Gedanke und ich grinste ihn frech an. Dann sah ich kurz auf die Uhr und erhob mich von dem Sofa. Ich ging direkt auf ihn zu und bemerkte, wie sein Blick mir misstrauisch folgte. Ich klaubte mir dreist die Erdbeere von seinem Teller, was mir den nächsten überraschten Blick einbrachte und mit einem empörtem „Hey…“ begleitet wurde. Wieder zog sich dieses freche Grinsen über meine Lippen. „Vielen Dank für die Erdbeere Ryuzaki. Ich muss jetzt zu meinem Date. Also bis morgen.“ Meinte ich keck und zwinkerte ihm kurz zu, bevor ich diese in meinen Mund verschwinden ließ. Ich winkte den erschrocken und überrascht blickenden SOKO Mitgliedern noch einmal freundlich zu, ehe ich meine Tasche schnappte und das Hotel verließ.
 

L hatte das ganze ziemlich missmutig verfolgt. Sie überraschte ihn doch immer wieder und hatte ihn diesmal sogar um seine Erdbeere gebracht. Zahra wurde immer dreister. So langsam hatte er genug von diesen Spielen. Sie ordnete sich nicht unter, war respektlos ihm gegenüber und stand ihm selbst in Dreistigkeit wohl in nichts nach. Sie war wirklich eine ziemlich anstrengende Person. Und zu allem Überfluss konnte er sie nie richtig einschätzen. Sie war schon mehr als nur eine Herausforderung für ihn. Sie war mehr wie eine Bewährungsprobe. Und jetzt wurde ihm auch wieder klar, warum er lieber alleine ermittelte. Aber um Kira zu schnappen ging es dieses Mal leider nicht anders. Immerhin, hatte er seinen Plan erfolgreich umsetzten können, auch wenn es nicht ganz so gelaufen war, wie er es geplant hatte. Dennoch hatte er Zahra erfolgreich ablenken können, sodass Herr Yagami heimlich eine Abhörwanze an ihrer Tasche anbringen konnte. Er würde nicht einfach so tatenlos rumsitzen und ihr ihre Alleingänge durchgehen lassen. L würde das Gespräch genauestens mitverfolgen, um im schlimmsten Fall eingreifen zu können. Und diese Dreistigkeit mit der Erdbeere würde auch noch ein Nachspiel haben.
 

Ich verließ das Hotel und grinste immer noch vor mich hin. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Der hatte echt Nerven mir so was Infames zu unterstellen. Als wenn ich mein privates Vergnügen über die Ermittlungen stellen würde. Ich würde ja nur zu gerne mal wissen, was manchmal so in seinem Kopf vorging. Bis jetzt hatte ich zwar unermüdlich versucht ihn zu durchschauen, aber gelingen wollte es mir dennoch nicht. Aber ich konnte mir auch wahrlich nicht vorstellen, dass er jetzt so schnell aufgegeben hatte. L musste noch irgendetwas in der Hinterhand haben. Da war ich mir sicher. Bloß was? Unterdessen machte ich mich auf den Weg zu der Verabredung mit Light. Während der Fahrt im Taxi sann ich darüber nach, was er sich nun hatte noch einfallen lassen. Dass er so leicht das Handtuch warf, konnte ich mir nicht vorstellen. Und dann traf es mich wie ein Blitz. `Wanzen…` schoss es mir durch den Kopf und ich musste unter einem erneuten Grinsen diesen schütteln. Warum hatte ich da nicht gleich dran gedacht. Sagte er nicht selbst, dass er, wenn ich mich mit Light traf, mithören würde? Also machte ich mich in aller Ruhe auf die Suche. Viele Orte kamen nicht in Frage, da mich niemand körperlich berührt hatte. Am wahrscheinlichsten wäre also meine Handtasche. Mit flinken Fingern suchte ich diese ab und hatte wenig später Erfolg. Grinsend schüttelte ich erneut den Kopf und zugleich betrachtete ich das kleine technische Teil zwischen meinen Fingern. Das war irgendwie typisch für ihn. Ich wusste ja gleich, dass das dort oben im Zimmer nicht alles gewesen sein konnte. `Na warte L…` dachte ich, bevor ich aus dem Taxi stieg und die Wanze unauffällig in diesem versteckte. Sollte er doch den nächsten Fahrgästen lauschen, vielleicht hatten die ihm ja was Interessantes mitzuteilen. Danach machte ich mich in aller Ruhe auf dem Weg zum vereinbarten Café, indem ich mich mit Light treffen würde.
 

L saß derweil vor seinem Laptop und belauschte Zahra heimlich, während er konzentriert Zuckerwürfel übereinander stapelte. Sie hatte wohl bis jetzt noch nichts von seiner Abhöraktion bemerkt und befand sich nun in einem Taxi Richtung Shibuya. Dort würde sie sich also mit Light treffen. Bis jetzt lief alles nach Plan. Er würde schon seinen Willen bekommen. Alles andere wäre wie eine Niederlage und das war etwas, was er ungern erleiden wollte. Denn genauso wie Light oder Zahra konnte auch er nicht verlieren. Plötzlich horchte er auf. Irgendetwas stimmte da nicht. Es hörte sich gerade an wie ein ganz normales Gespräch zwischen einem Taxifahrer und seinen Fahrgästen. Nur Zahra war doch seit wenigen Minuten gar nicht mehr im Wagen. Mit einem Schlag verengten sich seine Augen. Sie hatte die Wanze entdeckt und allen Anschein nach im Taxi versteckt. Mit einer schnellen Bewegung zückte er sein Handy und wählte eine Nummer. „ Watari. Zahra hat die Wanze entdeckt. Leiten sie Plan B ein.“ Gab er bestimmend an diesen weiter. „Jawohl Ryuzaki“ kam sogleich die bestätigende Antwort von der anderen Seite, bevor das Telefonat beendet wurde. L wusste wie klug Zahra war und das er niemals den Fehler begehen sollte, diese zu unterschätzen. Aber eben weil er darum wusste, hatte er vorgesorgt. Und es hätte ihn wahrscheinlich mehr verwundert, wenn er nicht auf seinen Notfallplan hätte zurückgreifen müssen.
 

Ich kam derweil am vereinbarten Café an und erspähte Light schon von weiten. Er lächelte mir freundlich zu, während ich auf ihn zu schritt. „Hallo Zahra. Schön dass du dich entschlossen hast meine Einladung an zunehmen.“ Begrüßte er mich. „Du warst wohl ziemlich überzeugt von dir, das ich dieser nachkomme, was?“ fragte ich schelmisch. Er öffnete mir galant die Tür. „Na ja du hast doch selbst vorgeschlagen, das wir unser Gespräch woanders fortführen sollten. Und da dachte ich mir, ein Café wäre eine gute Wahl.“ Erklärte er mir smart lächelnd, bevor er mich höflich hinein bat. Ich maß ich mit einen abschätzenden Blick, blieb aber nach außen freundlich und lächelte brav. Auch wenn er unschuldig sein sollte, im Moment war er der Hauptverdächtigte und bei Kira musste man aufpassen, um noch den nächsten Morgen zu erleben. Ich blieb also wachsam. Nett lächelnd folgte ich seiner bitte und betrat das Lokal. Light folgte mir auf dem Schritt und steuerte einen Tisch im hinteren Teil des Cafés an. Wir machten es uns gemütlich und bestellten jeweils einen Kaffee, bevor Light die Unterhaltung wieder aufnahm. „Und du bist also diese geheimnisvolle BKA Beamtin, welche diesen Serienmörder festgenommen hat. Darf ich fragen, wie du ihn überführt hast, denn schließlich war laut den Medien nicht mal die Polizei in der Lage, ihn mit den Taten in Verbindung zu bringen.“ Fragte er neugierig, während er sie ganz genau beobachtete. Ich lächelte artig weiter und erklärte ihm ganz genau, wie ich Linas Mörder zuerst überführt und dann in Japan festgenommen hatte. Dabei beobachtete auch ich jede seiner Reaktionen und er schien überrascht. Aber gleichzeitig spürte ich auch, dass dies nicht alles war, was er gerade dachte. Verstellte er sich also doch? „Wow. Jetzt verstehe ich auch, warum Ryuzaki dich in die Sonderkommission aufgenommen hat. Du hast wirklich eine beeindruckende Kombinations- und Beobachtungsgabe.“ Gab er anerkennend von sich. Light musste wahrlich sehr gut aufpassen, was er in ihrer Nähe sagte oder wie er sich verhielt. Das wurde ihm spätestens jetzt klar. Sie war noch intelligenter, als er gedacht hatte und konnte ihm genauso lästig werden wie L. Andererseits, wenn er sie wirklich dazu bekommen könnte für ihn, Kira, zu arbeiten, wäre sie ein mindestens genauso gefährlicher Gegner für Ryuzaki, wie er selbst. Wenn nicht sogar noch gefährlicher, da sie ja nicht unter Verdacht stand, sondern man davon ausging, das sie Kira zur Strecke bringen wollte. Sie könnte also sehr nützlich für ihn sein. „Vielen Dank Light“ gab ich brav zurück und behielt mein freundliches Grinsen bei. „Und wie bist du zur Sonderkommission gekommen?“ fragte er vorsichtig und ließ sie nicht aus den Augen. Wenn sie den gleichen Trick, welchen sie bei diesem Sereinmörder angewandt hatte, bei ihm versuchte musste er achtsam sein. „Ganz einfach. Er hat den Mörder meiner Freundin auf dem Gewissen. So bin ich in gewissermaßen auf ihn aufmerksam geworden.“ Erzählte ich ihm meine Halbwahrheit. Wenn ich ihm meine wahren Gedanken über Kira offen legen würde, bräuchte ich dieses Spielchen hier gar nicht mit ihm zu spielen, sollte er wirklich Kira sein. Dann wäre meine ganze Aktion sinnlos. Light beobachtete sie weiterhin unauffällig. Das war doch schon mal eine wichtige Information. „Und dann hast du beschlossen auch ihn festzunehmen.“ führte Light den Satz zu ende. „Aber sag mal wie denkst du eigentlich wirklich über diesen Kira.“ Begann er erneut. „Ich meine gestern im Hotel hattest du erwähnt, das du dich für den Menschen, welcher hinter diesen Namen steckt interessieren würdest?“ warf er dann neugierig und erklärend zu gleich hinterher. Ich maß ihn aufmerksam. Er schien irgendetwas vor zu haben. Das unbestimmte Gefühl in meiner Magengegend meldete sich wieder. Auch wenn ich nichts Genaues an ihm erkennen konnte, was seinen Worten oder Regungen lüge strafen würde, war da doch eine innere Stimme die mich warnte. „Ich weiß nicht ob es so eine gute Idee ist, mich mit dir über Kira zu unterhalten. Schließlich bist du Ryuzakis Hauptverdächtiger in diesem Fall. Und aus diesem Grund sollte ich mich doch eigentlich vor dir in Acht nehmen oder?“ kam provokant, aber trotz allem scherzhaft klingend von mir und ich zwinkerte ihm kurz zu. Aber insgeheim behielt ich jede seiner Reaktionen im Auge. Light lachte kurz auf. „Da hast du allerdings Recht, aber ich kann dir versichern, dass ich nicht Kira bin, glaub mir.“ Gab er amüsiert zurück. Im Verborgenen musste er zugeben, dass sie gut war. Sie versuchte ihn auszuhorchen, was aber immer noch nicht darauf schließen ließ, ob sie für oder gegen Kira war. Nur das er sehr wachsam sein musste. „Also schön.“ Kam es ebenfalls schmunzelnd von mir. „Wie ich schon sagte. Kira ist und bleibt ein Mörder, aber ich denke nicht, das er ein durch und durch schlechter Mensch ist und aus Spaß mordet. Er verfolgt ein bestimmtes Ziel, welches vielleicht in seinen Augen als rechtschaffend erscheinen mag, für welches er aber eindeutig den falschen Weg gewählt hat.“ Gab ich nun erklärend von mir. Light hingegen maß sie mit einen etwas skeptischen Blick. Er wusste noch nicht was er davon halten sollte. Ihrer Aussage nach, hatte er zwar das richtige Ziel, aber den falschen Weg eingeschlagen. Aber nur er konnte die Welt zu einem besseren Ort machen. Wenn er sie auf Kiras Seite bringen wollte, musste er behutsam an die Sache rangehen und dürfte nichts überstürzen. Zahra war nicht einfach mal so zu manipulieren, wie ihm jetzt klar wurde. Er würde sich erst einmal heran tasten müssen. „Ich finde du hast Recht. Nach Gerechtigkeit zu streben ist eine positive Charaktereigenschaft, die nebenbei erwähnt, jeder Polizist besitzen sollte. Aber Kira ist und bleibt trotz allem ein Mörder.“ Gab er sachlich zu. Ich musterte ihn kritisch. Er verbarg etwas, das war mir jetzt klar. Aber konnte er wirklich Kira sein? Nun die Wahrscheinlichkeit dafür wuchs mit jedem seiner Worte. Er hatte etwas in seiner ganzen Art und Weise, was mich mehr als misstrauisch werden ließ. Doch bevor ich etwas sagen konnte, ergriff Light schon wieder das Wort. „Aber was mir gestern aufgefallen ist….Kann es sein, das du und Ryuzaki nicht sehr gut miteinander auskommt?“ richtete er mit einem prüfenden Unterton an sie. Ich blinzelte kurz. Wie kam er den jetzt darauf? Klar ich hatte schon bemerkt, dass er ein sehr guter Beobachter war und auch, das er unseren kleinen Disput gestern bemerkt hatte. Nur deshalb saß ich ja jetzt hier. Aber hatte es tatsächlich den Eindruck bei ihm hinterlassen, das L und ich nicht gut miteinander konnten? Ich begann innerlich zu grinsen. `Da hat mir L doch anscheinend unwissentlich unter die Arme gegriffen und mich sogar unterstützt, anstatt mir einen Strich durch die Rechnung zu machen.` ging mir durch den Kopf. Ich sollte mich bei Gelegenheit bei ihm bedanken. „Er ist ziemlich anstrengend, ja.“ Gab ich ehrlich zu. „Aber er sollte mich nicht unterschätzen. Ich lass mich von ihm nicht rum schubsen.“ Erklärte ich anschließend mit ernsten Blick. Light hatte sie eingehend beobachtet. Zahra schien ihm die Wahrheit zu sagen, obwohl er sich nicht zu hundert Prozent sicher sein konnte. Sicher war ihre offensichtliche Undurchschaubarkeit eine der Ursachen für ihr schlechtes Verhältnis. Aber sie wurde langsam misstrauisch ihm gegenüber. Es wäre wohl besser, erstmal nicht weiter auf das Thema Kira und L einzugehen. „Da kann ich dich gut verstehen Zahra. Ryuzaki ist bei weiten nicht einfach. Aber lass uns für heute nicht mehr von sowas reden ok?“ kam auch sogleich beschwichtigend von Light und schenkte ihr ein lächeln. Was sollte das denn werden? Hatte er etwa was bemerkt? Hatte ich mich mit irgendetwas verraten? Oder hatte er einfach keine Lust mehr darüber zu reden? Aber ihn jetzt weiter auszuhorchen würde erst recht verdächtig sein. „Ja du hast Recht Light. Lass uns von was anderem reden.“ Lenkte ich freundlich ein. So saßen wir noch eine Weile im Café und unterhielten uns über allerlei belanglose Sachen, ehe wir uns verabschiedeten und ich den Heimweg antrat.
 

L hatte währenddessen das gesamte Gespräch zwischen Zahra und Light verfolgt. Sein Notfallplan hatte funktioniert. Watari hatte seine Anweisungen befolgt und eine dritte, außenstehende Person damit beauftragt, sich in dem Café in die Nähe der beiden zu setzten, so dass er über ein weiteres Abhörgerät die Unterhaltung mitverfolgen konnte. Und sowohl Zahra wie auch Light, hatten keinen Verdacht geschöpft. Er hatte seinen Willen bekommen und war somit als Sieger aus diesem Spiel hervor gegangen. Aber irgendwie wollte sich keine rechte Befriedigung darüber einstellen. Nur warum, das wusste er nicht genau zu sagen. Und zudem verstand er nicht, warum Zahra ihm bei diesem Gespräch nicht hatte zuhören lassen wollen. Sie hatte Light, und da war er sich mittlerweile fast sicher, die ganze Zeit über getäuscht. Sie war eine hervorragende Schauspielerin und wusste sich geschickt zu verstellen, wie er es selbst schon so oft zu spüren bekommen hatte. Sie hatte Light getäuscht um an Beweise zu kommen, was aber allem Anschein nach fehlgeschlagen war. Und an dem Gespräch war nichts zu finden, was sie ihm hätte verschweigen müssen. Es erschloss sich ihm einfach kein Grund dafür. Weder für die fehlende Befriedigung noch für Zahras Verhalten.

Ein wolkenverhangener Tag

Ein wolkenverhangener Tag
 

Ich stand auf dem Balkon meiner kleinen 2 Zimmerwohnung und hing wiedermal meinen Gedanken nach, während ich die fantasievollen Figuren der Wolken bestaunte. Ein sanfter Morgenwind spielte schmeichelnd mit meinen Haaren, sodass ich immer wieder mal gezwungen war, mir diese aus dem Gesicht zu streifen. Die Sonne stand schon eine Weile am Himmel und hüllte meinen Körper in eine angenehme Wärme. Das Treffen mit Light war leider nicht so aufschlussreich gewesen, wie ich es erhofft hatte. Leider war es mir nicht möglich gewesen ihm irgendetwas wirklich Nützliches zu entlocken, was man als stichhaltigen Beweis gegen ihn, dem vermeintlichen Kira, hätte verwenden können oder auch nur eine Möglichkeit aufzeigte an eben solche zu gelangen. Aber immerhin war ich mir jetzt sicher, dass mit Light irgendwas nicht stimmte. So harmlos, wie er vorgab zu sein, war er nicht. Das sagte mir einfach mein Gefühl und dieses hatte mich schließlich noch nie getäuscht. Nicht nur, das er genau auf das Täterprofil von Kira passte und zudem noch im unmittelbaren Umfeld der Polizei zu finden war. Nein. Es war seine ganze Art und Weise die mich stutzig machte. Ich wusste nun mittlerweile, dass er sich verstellen konnte. Das hatte ich sehr wohl während der Unterhaltung mit ihm bemerkt, auch wenn ich ihn nicht durchschauen hatte können. Allerdings, und das war auch der Punkt mit dem er sich für mich verraten hatte, tat er das zu perfekt. Er ließ sich keinen, nicht einen einzigen, kleinen menschlichen Fehler anmerken. Jeder hatte doch irgendeinen Makel. Aber er? Light war einfach zu fehlerfrei. Alles an ihm schien Perfekt und das war einfach nicht normal. Wenn ich das alles berücksichtigte, war die Wahrscheinlichkeit, das Light wirklich Kira war, für mich einfach sehr hoch. Ich würde es zwar noch nicht beschwören, gerade weil ich keinerlei greifbare Beweise hatte, aber alle Fäden liefen für mich immer wieder bei Light zusammen. Er passte einfach zu deutlich in Kiras Profil. Nur konnte man niemanden aufgrund einer Vermutung aufhalten oder gar festnehmen. Ich fuhr mir nachdenklich, durch die vom Wind zerwühlten Haare und schloss dann mit einem kurzen Seufzer die Augen. Wie konnte man ihn nur überlisten? Das einzige, womit man Kira wohl sicher überführen könnte war, das man wusste wie er tötete. Doch noch immer hatte ich nicht auch nur den Hauch einer Ahnung, wie man mit dem Gesicht und den Namen eines Menschen töten konnte. Und dieser zweite Kira war allen Anschein nach noch schlimmer. Der braucht nur noch das Gesicht. Aber wie konnte man nur anhand dieser Informationen töten? Mir fiel einfach keine logisch klingende Möglichkeit ein, wie man sowas handhaben könnte. Nichts in meinem Kopf ergab einen rationalen Sinn. Sollte ich jetzt ehrlich anfangen, etwas Übersinnliches in Betracht zu ziehen, wäre es wohl besser mir gleich einen guten Psychiater zu suchen. Denn das war im Moment die einzige fantasievolle Lösung, welchem meinem Verstand einfiel. `Reiß dich gefälligst zusammen da oben…` maßregelte ich diesen selbst. Ich öffnete wieder die Augen und lauschte dem Wind. `Er kennt sicher die Antworten auf meine Fragen` ging mir durch den Kopf und schüttelte diesen sogleich unwillig. Dieser Fall machte mich wahrlich total konfus. Er beraubte mich meinen rationalen Verstand, knebelte ihn und warf ihn in ein feuchtes, kaltes Loch, aus dem dieser versuchte sich vehement zu befreien. Das alles sorgte schlicht weg dafür, dass ich langsam aber sicher an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln begann. Und L tat sein Übriges um mein Nervenkostüm weiter zum einlaufen zu bringen.
 

Ich schaute noch ein letztes Mal hinauf in den Himmel, bevor ich deprimiert ins Wohnzimmer ging und mich auf mein Sofa schmiss. Vorher griff ich mir noch meine Tafel Milchschokolade, welche ich auf dem Tisch liegen hatte, und machte mich dann daran, diese zu vernichten. Wie sagt man immer so schön? Schokolade macht glücklich. `Und vor allem einen Schokoholiker wie mich….` dachte ich und begann sogleich traurig zu schmunzeln. In diesem Zusammenhang, schlich sich auch wieder Lina in meine Gedanken. Es würde wohl niemals aufhören zu schmerzen, aber es erinnerte mich trotz allem immer daran, dass es auch positive Dinge im Leben gab, wenn man nur genau hinsah. `Meistens merkt man erst, was man an jemanden hatte, wenn er fort ist.` dachte ich bitter. Denn so groß der Schmerz über ihren Verlust auch war und auch immer sein würde, so verband ich ebenso mit den Erinnerungen an Lina die wohl bis jetzt schönste Zeit in meinem Leben. Die Zeit, seit ich sie damals als 14 jähriges Mädchen kennen und schätzen gelernt hatte bis zu dem Zeitpunkt, als mir diese für mich wertvollste Person genommen wurde. Diese schöne Zeit würde jetzt wohl für immer einen bitteren Nachgeschmack für mich haben und trotzdem würde ich Lina niemals vergessen. Sie war so etwas wie eine Schwester für mich gewesen. Meine Familie. Ich blinzelte die in mir aufkommenden Tränen weg und setzte mich auf. Nein, ich durfte jetzt nicht aufgeben. Lina hatte immer an mich geglaubt und schon darum musste ich kämpfen. Kämpfen um diesen Kira und seinen Trittbrettfahrer endgültig hinter Gittern zu bringen. In meinen Augen erschien wieder diese unbarmherzige Entschlossenheit. Ich würde nicht ruhen, bis Kira überführt war. Egal wie lange es dauern würde. Somit stand ich auf und machte mich festen Schrittes auf dem Weg zur SOKO und folglich auch zu L.
 

Während ich im Taxi saß, ließ ich die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Es war viel in den letzten Tagen passiert. Ich hatte eine Überflut an Informationen zu dem Fall Kira erhalten und immer wieder meine Theorien überarbeitet. Zudem hatte ich viele neue Menschen kennen gelernt, denen ich vertraute und welche ich unterstützte, um diesen Fall aufzuklären. Auch sie schienen mir zu vertrauen. Jedenfalls alle bis auf einen. L. Ich seufzte resigniert auf. Dieses Machtspielchen in Bezug auf das Treffen mit Light, hatte ich wohl gewonnen. Nur wie würde er jetzt reagieren? War er vielleicht sauer auf mich? Hatte ich es am Ende vielleicht doch übertrieben und würde jetzt sogar aus der SOKO entlassen werden? Immerhin wusste ich ja, dass er meinen Alleingang nicht gerade befürwortet hatte. L hatte ihn sogar mit allen Mitteln verhindern wollen. Aber ich konnte mindestens genauso stur sein wie er. Und ich hasste es genauso zu verlieren, nur deshalb hatte ich nicht nachgegeben. Ich wollte ihm beweisen, dass er mir Vertrauen konnte und mich nicht wie ein kleines Kind im Auge behalten musste. Zudem kam noch seine provozierende Art, die mich jedes Mal fast in den Wahnsinn trieb und meinen Kampfgeist weckte. Egal wie die Sache ausgehen würde. Ich wusste, dass ich in dem Fall Kira trotz allem weiter ermitteln würde, ob nun mit oder ohne SOKO. Ich stand zu meinen Handlungen und Entschlüssen. L würde mich niemals dazu kriegen, das ich nach seiner Pfeife tanzte. Er war in seinem Handeln auch nicht rücksichtsvoller, also warum sollte ich mir jetzt Gedanken darum machen, ob er nun verärgert war oder nicht? Ich wusste immer was ich tat und war mir auch immer im Voraus über alle möglichen Konsequenzen bewusst die eintreten konnten. Ich sah aus dem Fenster des fahrenden Wagens und ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Irgendwie wurde mir gerade bewusste, das mir diese kleinen Auseinandersetzungen mit ihm auf die eine oder andere Weise sogar Spaß machten. Er war wohl der erste Mensch den ich begegnet war, welcher mir intellektuell ebenbürtig war und das schien nicht nur meinen Kampfgeist zu wecken, sondern mich auch in gewissen Weise zu reizen. Es war eine Herausforderung. Eine Art Spiel, indem keiner von uns beider unterliegen wollte, indem aber auch keiner von uns den Ernst der Lage aus den Augen verlor. L war mir intellektuell ein ebenbürtiger Gegner. Und das war auch der Grund dafür, dass er es schaffte mich so aus der Fassung zu bringen, wie mir jetzt klar wurde. Aber ich würde mich ihm nicht unterwerfen. Diesen Sieg würde ich ihm nicht gönnen beschloss ich, ehe ich fest entschlossen aus dem Taxi stieg und weiterhin grinsend auf das Hotel zusteuerte.
 

Als ich in dem Hotelzimmer ankam, saß L vor seinem Laptop und stapelte in aller Ruhe Zuckerwürfel. Ich maß ihn nur mit hochgezogener Augenbraue und einem skeptischen Blick. `Man vielleicht sollte ich ihm mal ein paar Lego Bausteine besorgen...`ging mir durch den Kopf und ich musste bei der Vorstellung wirklich schmunzeln. Ich begab mich zu den restlichen Ermittlern auf eines der Sofas und begann mit ihnen nach der üblichen Begrüßung über die neusten Hinrichtungen von Kira zu diskutieren. L ignorierte mich derweil gekonnt wie mir schien. `Aber wenn er schmollen will soll er nur….` dachte ich und warf einen kurzen Blick zu dem schwarzhaarigen Detektiv. L hingegen hatte Zahras erscheinen zwar ganz genau mitbekommen, dennoch grübelte er im Moment darüber nach, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Würde er die Sache einfach auf sich beruhen lassen, würde Zahra ganz sicher misstrauisch ihm gegenüber werden, da war er sich sicher. Denn auch auf seine Nachfragen hin, würde sie ihm wohl eher wenig von dem Treffen preisgeben, womit er sich unter normalen Umständen nicht zufrieden geben würde. Und das wusste auch Zahra, da war er sich ebenso sicher. Aber wenn er sie darüber in Kenntnis setzte, und somit seinen Sieg über sie bekannt geben würde, stellte sich damit vielleicht nicht nur die fehlende Befriedigung über seinen Triumph ein, sondern auch eine entsprechende Reaktion von ihr. Allerdings konnte er abermals nicht abschätzen, wie sie darauf reagieren würde. L war es immer noch nicht gelungen, sie bis ins letzte Detail zu analysieren und somit einschätzen zu können, was ihm mehr als nur störte. Aber eines wurde ihm gerade klar. Egal wie er sich verhalten würde, Zahra würde früher oder später dahinter kommen. Dafür war sie einfach zu intelligent und misstrauisch, als das sie so etwas nicht bemerken würde. Er hielt mit dem stapeln der Zuckerwürfel inne und sein Daumen legte sich nachdenklich an seine Unterlippe, während er aus dem Augenwinkel zu Zahra schielte. Da er sie so schlecht einschätzen konnte, wäre es wohl sicherer, wenn er in die Offensive gehen würde. So konnte sie ihm immerhin nicht mit irgendetwas überraschen, falls sie Verdacht schöpfen sollte. Er hätte die Situation wenigstens etwas unter Kontrolle. Damit löste er den Daumen von seiner Lippe und begab sich hinüber zu den restlichen Ermittlern, sowie auch zu Zahra. Er hockte sich auf den freien Sessel und starrte sie prüfend an.
 

Ich blickte auf, als Ryuzaki sich erhob und auf uns zukam. Nachdem er den Platz auf dem Sessel eingenommen hatte, starrte er mich einfach nur an. Ich legte den Kopf etwas schief und musterte ihn, bevor ich seine schwarzen Augen fixierte. Irgendwie beschlich mich gerade das Gefühl, das er irgendwas vorhatte. Auch er konnte nicht verlieren und würde sich sicher für Gestern revanchieren. Aber was hatte er vor? Wollte er mich jetzt vielleicht einfach nur in Grund und Boden starren? L hatte sicher schon bemerkt, dass er mich damit zur Weißglut bringen konnte. Ganz einfach deshalb, weil ich es mochte, wenn man mich wie ein Bild in der Galerie anstarrte oder als wäre ich eine außerirdische Lebensform, die sich aus versehen auf die Erde verirrt hatte. Ich musste wachsam sein. „Schön, dass du dich entschlossen hast uns Gesellschaft zu leisten. Dachte schon du ignorierst mich.“ Gab ich freundlich, aber ebenso prüfend von mir und behielt ihn ganz genau im Auge. Wer weiß was er im Schilde führte. L musterte sie eingehend und er bemerkte ihr misstrauen sofort. Sie hatte also schon Verdacht geschöpft, dass hier irgendetwas im Busch war. Er musste wahrlich achtsam sein. „Tut mir leid Zahra. Ich hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen.“ Begann er ruhig. „Aber wie war eigentlich dein Date mit Light gestern? Hattet ihr einen schönen Tag?“ kam wie nebenbei desinteressiert hinterher, jedoch ließ er sie nicht eine Sekunde aus seinen prüfenden Augen. Ich beäugte ihn weiterhin kritisch. War ja klar, dass er nachfragen würde, aber irgendwie klang das alles hier gerade mehr nach Smalltalk als nach Verhör, was eigentlich eine untypische gesprächsweise für ihn in so einer Situation war. Bis auf die kleine Provokation mal abgesehen, welche ich einfach mal überhörte. Das ließ nur drei mögliche Schlussfolgerungen für mich zu. Entweder war er krank, man hatte ihn gegen einen Doppelgänger ausgetauscht oder er heckte irgendetwas aus. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er krank war oder hier ein Doppelgänger vor mir saß, war gleich null. „Nun ja. Leider konnte ich ihm in dem Gespräch nichts Brauchbares entlocken, aber meine Vermutung, dass er Kira ist, hat sich dahingehend noch weiter gefestigt.“ Faste ich sachlich das Treffen kurz zusammen, während meine Augen immer noch die seinen fixierten. Herr Yagami schien darüber mehr als erschrocken und ziemlich betrübt, aber ich konnte ihn verstehen. Immerhin war er Lights Vater. L sah ihr weiterhin fest in die Augen und bereitete sich schon mal auf alle möglichen Reaktionen von Zahra vor, ehe er wie beiläufig antwortete. „ Das weiß ich. Ich habe es von hier aus mitverfolgt.“ Ich riss die Augen auf und sah ihn einfach nur geschockt und mit offenem Mund an. Meine Gedanken standen mit einem Schlag still und eine unbändige Wut machte sich in meinem Körper breit, nachdem ich das eben gehörte verarbeitet hatte. Ich war nicht nur sauer auf ihn, sondern genauso auch auf mich selbst. Wie konnte ich ihn nur so unterschätzen? Ich hätte gleich wissen müssen, dass er genauso wie ich nie aufgeben würde. Er hatte es doch tatsächlich geschafft mich zu überlisten. Ich versuchte mich krampfhaft unter Kontrolle zu behalten. Mit Niederlagen konnte ich noch nie gut umgehen. Und das hier war definitiv eine für mich. L sah wie sich ihr Blick verfinsterte und sie mit aller Macht versuchte sich unter Kontrolle zu behalten. Er spannte sich und behielt sie mit festem Blick im Auge. In solch einer Situation konnte er sie noch weniger einschätzen als ohnehin schon. L musste jetzt auf alles gefasst sein. Ich stand mit einer schnellen Bewegung auf und ging einen Schritt auf ihn zu. „Du hast was?“ fragte ich dunkel. L wich unmerklich wenige Millimeter zurück als sie plötzlich aufstand und auf ihn zu trat. Misstrauisch folgte er jeder noch so kleinen Bewegung von ihr und studierte nebenbei jede ihrer Regungen, um sofort auf eventuelle Angriffe reagieren zu können. „Ich habe Mitgehört.“ Bestätigte er ihr nochmals und fügte dann erklärend „Du hattest zwar die Wanze entdeckt, aber ich hatte noch einen Notfallplan für den Fall, dass dies eintreten würde. Ich habe dich ebenfalls beschatten lassen und konnte so über ein weiteres Abhörgerät eure Gespräch verfolgen.“ noch hinzu und ließ sie währenddessen nicht eine Sekunde aus den Augen. „Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum du etwas dagegen hattest. In dem Gespräch gab es für mich nichts offensichtliches, was du mir hättest verschweigen müssen.“ War seine nächste Feststellung, welche auch gleichzeitig als Frage galt. Indessen musterte er sie weiterhin kritisch mit seinen schwarzen Augen. Mein ganzer Körper spannte sich an und ich wäre ihm in diesem Moment am liebsten an die Gurgel gesprungen. Aber ich hielt mich zurück. Soweit durfte ich es einfach nicht kommen lassen. Ich starrte ihn nur finster an und ballte meine Hände, um die Kontrolle über die Situation nicht zu verlieren. In meinem Kopf begann sich wieder das Karussell in Bewegung zu setzten und langsam aber sicher wurde mir schwindlig. Ich wollte gerade nur noch weg. Ich musste hier raus. „Du….so etwas wie Vertrauen ist dir scheinbar ein Fremdwort oder?“ gab ich wütend und gleichzeitig bitter von mir und machte dann auf den Absatz kehrt. Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, war ich auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Ich brauchte jetzt einfach frische Luft.
 

Die Ermittler, welche in Zahras Weg standen machten eilig einen Schritt zur Seite und starrten dieser erschrocken und mitleidig hinterher. Mit so einer Reaktion von ihr hätte hier niemand gerechnet. Sie war doch sonst immer so besonnen und ruhig. Aber sie verstanden auch, dass dieses Misstrauen ihr gegenüber, welches Ryuzaki ihr entgegenbrachte, die junge Frau anscheinend gekränkt hatte. Auch L war überrascht von Zahras Reaktion. Er hatte ihr einfach nur perplex hinterher geschaut, als sie das Zimmer verließ. L hatte ja gewusst, dass sie nicht wirklich begeistert sein würde und genauso wusste er darum, dass sie nicht verlieren konnte, aber damit hatte selbst er nicht gerechnet. Für ihn hatte es eher so ausgesehen, als würde sie ihm im nächsten Moment versuchen den Kopf abzureißen, aber dass sie so plötzlich den Rückzug antrat hätte er nicht vermutet. Sie gab ihm immer wieder neue Rätsel auf. Und das er ihr nicht vertraute, stimmte ja auch nicht in seinen Augen. Würde er ihr nicht Vertrauen, hätte er ihr gegenüber niemals seine wahre Identität preisgegeben. Aber das er ihre Alleingänge nicht dulden konnte, da es seine Ermittlungen und schlimmstenfalls Menschenleben in Gefahr bringen könnte und er zudem derjenige war, der die volle Verantwortung für alles trug was passierte, hatte für ihn doch nichts mit Misstrauen zu tun. Oder sah sie das etwas anders? Hatte er sie damit vielleicht gekränkt? War das vielleicht einer der Gründe, warum sie so reagiert hatte? L starrte einfach nur die Tür an, hinter der Zahra gerade verschwunden war und legte wieder nachdenklich den Daumen an die Lippen. Zudem kam, dass sich die Befriedigung über seinen Triumph immer noch nicht einstellen wollte. Im Gegenteil. Er hatte irgendwie das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Aber warum? Und auch die anderen SOKO-Mitglieder sahen ihn nicht gerade freundlich an, wie er feststellen musste.
 

Ich lief derweil durch den in der Nähe befindlichen Park und versuchte mich abzureagieren und zu beruhigen. Ich war wütend. Sehr sogar, aber mehr auf mich selbst, als auf L. Natürlich war ich irgendwie gekränkt, das er mir so sehr misstraute, aber andererseits konnte ich ihn ja auch irgendwie verstehen. Ich atmete ein paar Mal tief durch und lies mich dann mit einem gequälten Seufzer auf eine der Parkbanken sinken. Ich hatte einfach daraus gemusst. Es war mehr eine Flucht gewesen. Eine Flucht vor mir selbst und vor meinen Gefühlen. Ich stütze meine Ellenbogen auf meine Beine und vergrub die Hände in meinen Haaren. Wieso um alles in der Welt, hatte ich nicht bemerkt, dass ich beschattet worden war? Warum habe ich ihn so unterschätzt und mich viel zu schnell in Sicherheit gewogen? Das war doch alles überhaupt nicht typisch für mich. Ich hätte einfach ahnen müssen, dass er nicht aufgeben würde. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich vermutlich genauso gehandelt. Aber dennoch, egal wie logisch und rational mein Verstand mir versuchte einzuhämmern, das ich an seiner Stelle genauso gehandelt hätte und ich das alles einfach so akzeptieren musste wie es jetzt ist, war in mir die Wut über mein eigenes Versagen stärker. Diese Niederlage warf mich einfach aus der bahn. Es war nicht die erste die ich erlitt, sicher. Allerdings so schlimm wie diese war für mich bisher noch keine gewesen. Aber warum? Ich schnaufte aus und richtete meinen Blick in die Baumwipfel über mir. War es dieses Mal vielleicht so heftig, weil es eine Niederlage gegen L war? Jemanden, der mir intellektuell gleichgestellt war und mich trotzdem überlistet hatte? So langsam erkannte ich mich selbst nicht mehr wieder. Der ganze Fall und alles was damit zusammenhing zerrte immer mehr an meinen Nerven. Vielleicht sollte ich mich einfach nur auf den Fall konzentrieren und alles andere, insbesondere L und seine ständigen Provokationen, ausblenden. Es war wohl erstmal das sinnvollste was ich machen konnte beschloss ich resigniert. So erhob ich mich mit einem erneuten seufzen von der Bank und machte mich halbwegs gefasst auf dem Weg zurück ins Hotel.
 

Als ich im Zimmer angekommen war, begegneten mir sogleich die mitleidsvollen Blicke der restlichen Mitglieder. `Na super…` dachte ich genervt. Das war wirklich das letzte, was ich im Moment gebrauchen konnte und anscheinend spiegelte das mein Gesicht auch gerade wieder, denn plötzlich hatten alle scheinbar etwas unsagbar Interessantes im Raum entdeckt. Ich maß sie nur mit hoch gezogener Augenbraue und einem skeptischen Blick. Wie es schien hatte ich meine Kontrolle noch nicht hundert prozentig zurück erlangt. „Ah Zahra, da bist du ja. Hast du dich wieder beruhigt?“ kam plötzlich tonlos aus der anderen Richtung des Raumes. L war gerade in das Zimmer getreten und musterte misstrauisch die zurück gekehrte. Nicht, das sie jetzt doch noch auf die Idee kam, sich in irgendeiner Form an ihm zu rächen. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und bedachte ihn mit einen argwöhnischen Blick. „Lass uns das ganze einfach abharken, ok? Ich habe dich unterschätz und muss jetzt damit Leben. Aber tu mir einen Gefallen und belasse es einfach dabei, als mich in irgendeiner Art damit provozieren zu wollen. Verstanden?“ gab ich ihm angesäuert zu verstehen und schenkte ihm einen Blick, der mehr als unmissverständlich zeigte, dass das ganze jetzt für mich erledigt war. L beobachtete sie aufmerksam. Und nicht nur ihre Worte sondern auch ihr Blick zeigte ihm, dass er die ganze Sache lieber auf sich beruhen lassen sollte, wollte er nicht den nächsten Streit vom Zaun brechen. Auch wenn er sie zu gerne noch etwas provoziert hätte, um seine Überlegenheit ihr gegenüber auszukosten. Denn schließlich war dies sein erster richtig Sieg, den er Zahra gegenüber erzielt hatte. Aber Unruhe konnte er im Team nicht gebrauchen. Wenn er Kira dingfest machen wollte, mussten sie alle zusammenarbeiten. Und Kira zu schnappen hatte allerhöchste Priorität. „Schön“ war seine kurze Bemerkung dazu und maß sie nochmals mit einem kritischen Blick. „Danke.“ Meinte ich kurz angebunden und machte mich zu einen der Sofas auf, die etwas abseits standen, während ich unterwegs meine Tasche griff und mitschliff. Ich brauchte einfach noch ein paar Minuten für mich, um mein immer noch wallendes Gemüht weiter zu beruhigen. L beschloss währenddessen Zahra erstmal in Ruhe zu lassen und wandte sich nun wieder dem Fall und den SOKO-Mitgliedern zu.
 

So blieb es eine Weile ruhig und ich beschloss, nachdem ich mich wieder vollkommen gefasst hatte, dass ein wenig Nervennahrung nicht schaden könnte. Somit setzte ich mich auf und kramte in meiner Tasche nach meiner Notfallschokolade. Zucker beruhigte einfach die Nerven. Somit begann ich in aller Ruhe diese auszuwickeln und wollte gerade herzhaft ein Stück von dieser abbeißen, als sie mir plötzlich aus der Hand entwendet wurde. Ein empörtes „Hey…“ war von mir zu hören und überrascht blickte ich mich in die Richtung um, in welche meine Schokolade gerade geflüchtet war, um den vermeintlichen Dieb ausfindig zu machen. Hinter dem Sofa stand Ryuzaki und hielt meine Schokolade in die Höhe, während er mich ungerührt anblickte. „Du schuldest mir noch was für die Erdbeere.“ Meinte er gleichgültig zu mir, indessen er von mir einen bösen Blick kassierte. L hatte bemerkt, wie Zahra die Schokolade aus ihrer Tasche geholt hatte und sogleich seine Chance darin erkannt, sich für Ihre Dreistigkeit mit der Erdbeere zu revanchieren. Ein kleines Grinsen schlich sich kurz auf sein Gesicht, ehe er lautlos hinter das Sofa trat, auf welchem sie saß und ihr diese einfach stibitzte. Ihre Empörung und der böse Blick, den er sich damit einfing, waren für ihn so etwas wie Genugtuung. Ich starrte ihn einfach nur böse an und versuchte im gleichen Moment, mir meine zu Unrecht entwendete Süßigkeit wieder zu holen. Ich griff nach der Tafel doch Ryuzaki war schneller und beförderte diese mit einer schnellen Handbewegung aus meinem Aktionsradius. Leider war meine impulsive Reaktion so unbeholfen, das ich mit der anderen Hand, mit welcher ich mich auf dem Sofa abstützte, wegrutschte. Mit einem erschrockenem Aufschrei landete ich unsanft auf dem Boden und als wenn das noch nicht genug wäre, machte mein Kopf eine schmerzhafte Bekanntschaft mit der Tischkante. `Au verdammter Mist…` brachte ich gequält zwischen den zusammen gepressten Zähnen hervor und rieb mir meinen schmerzenden Kopf. Also noch schlimmer konnte dieser Tag doch gar nicht mehr werden. Die restlichen Ermittler waren aufgesprungen und schauten ziemlich erschrocken auf mich runter. „Hey Zahra, ist alles ok bei dir? Du solltest vorsichtiger sein. Deinen Kopf brauchen wir noch.“ Meinte Ryuzaki ruhig und blickte sie über das Sofa hinweg mit seinen schwarzen Augen an. Ich hob meinen Kopf und funkelte ihn nur finster an. Was sollte das den jetzt? Ging es ihm noch gut? Es war ja schließlich seine Schuld, dass ich jetzt hier unten auf dem Boden hockte. Der hatte echt Nerven. Heute ging er echt zu weit. Meine Geduld hielt sich ja heute sowieso schon in Grenzen und dann bringt er auch noch solch eine Aktion? Hatte das vorhin denn nicht schon gereicht? Jetzt hatte er wirklich den Bogen überspannt. Erst das Ding vorhin, dann klaut er mir meine Schokolade und jetzt verspottete er mich auch noch? Mein Geduldsfaden war endgültig gerissen. `So nicht L….` dachte ich mir und merkte wie mein ganzer Körper sich anspannte. `Klaue niemals einem Hund seinen Knochen, er könnte beißen….` war mein letzter Gedanke, bevor ich nach dem erst besten griff, was ich in die Finger bekam und es als Wurfgeschoss missbrauchte. Eines der Kissen, die meinen unfreiwilligen Sturz vom Sofa begleitet hatte, flog jetzt genau auf Ryuzaki zu. Dieser machte kurz ein überraschtes Gesicht, bevor er sich schnell zur Seite lehnte und dem Kissen auswich. Ich gleichem Moment bemerkte dieser allerdings, wie etwas Schweres gegen ihn stieß und mit sich zu Boden riss und er keuchte kurz mit einer Mischung aus erschrecken und schmerz auf, als er unsanft auf dem Boden aufschlug. Ich war im demselben Moment als ich das Kissen los ließ aufgesprungen und mit einem Satz über das Sofa direkt auf L zugesprungen, womit ich ihn unweigerlich zu Boden warf. Jetzt war ein für alle Mal genug. Meine Nerven waren am Ende und irgendwann war das Maß ein für alle Mal voll. Und genau das war gerade passiert. Er hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Jetzt saß ich auf Ryuzaki und entriss ihm flink sein Diebesgut, welches er immer noch in der Hand hielt, während ich ihn weiterhin böse anfunkelte. L lag rücklings auf dem Boden und sah die auf ihm sitzende Zahra mit einer Mischung aus Überraschung und Unglaube an, bevor sich von eine Sekunde auf die andere sein Blick verfinsterte und er nach den Handgelenken dieser griff, um sie von sich runter zu schubsen. Die restlichen Ermittler hatten gerade ihren ersten Schock über diese bizarre Situation überwunden und wollten gerade eingreifen, als es an der Zimmertür klopfte. L und ich hielten inne und blickten zur Tür. Jetzt endlich kehrte auch mein rationaler Verstand zurück und ich begriff, was ich hier eigentlich gerade tat. `Man heute ist echt nicht mein Tag…` dachte ich genervt und erhob mich von Ryuzaki, welcher es mir gleich tat und sich dann ein paar Schritte von mir entfernte, ehe er mich misstrauisch musterte. Auch ich behielt ihn im Auge. Sicher war sicher.
 

In diesem Moment betrat Light das Zimmer und beäugte die vor ihm befindliche Gruppe und das zerwühlte Sofa skeptisch. Sein Blick wanderte von einem Ermittler zum nächsten und blieb schlussendlich an Zahra und L hängen. „Was ist denn hier passiert? Habe ich irgendwas verpasst?“ fragte er sogleich in die Runde. Ich seufzte genervt auf. Den konnte ich beim besten Willen jetzt nicht auch noch gebrauchen. Ich musste für heute wirklich hier verschwinden, ansonsten würde ich den Tag bestimmt nicht mehr heil überleben. Und ein auf freundlich und nett gegenüber Light zu machen war mir heute auch nicht mehr möglich. „Nein überhaupt nichts Light, wie kommst du nur darauf?“ War meine sarkastische Antwort auf seine Frage und ich erntete einen misstrauischen, wie auch irritierten Blick von ihm. „Du kommst, ich gehe. Wie sehen uns dann morgen.“ Gab ich danach genervt von mir und schaute zu den restlichen Ermittlern, welche mich unschlüssig musterten. Dann sah ich nochmal kurz zu L, welcher mich weiterhin skeptisch anstarrte. Ich bemerkte, dass ich immer noch die Schokolade in der Hand hielt und beäugte diese noch einmal argwöhnisch, bevor ich zu L ging und ihm diese in die Hand drückte. „Die kannst du von mir aus behalten, wenn dich das glücklich macht.“ Meinte ich mit einen finsteren Blick in seine Augen, welche mich überrascht musterten, ehe ich mich umdrehte und mit einem „Bis morgen“ aus dem Hotelzimmer verschwand. Die zurück gelassenen starrten ihr nur ungläubig und erstaunt hinterher.
 

L sah kurz prüfend auf die Schokolade, bevor er sich aufmachte und in einem der Sessel niederhockte. Wiedermal legte er sein Daumen an die Lippe. Zahra hat ihn erneut überrascht und diesmal sogar überrumpelt. Er hätte niemals gedacht, dass sie wirklich mal so reagieren würde. L war in dem Moment tatsächlich erschrocken gewesen, als sie ihn zu Boden geworfen hatte. Er musste in Zukunft noch vorsichtiger sein, wenn er sie wieder mal provozieren sollte. Zahra machte ihm jedes Mal aufs Neue deutlich, wie wenig er sie einschätzen konnte. Und das gefiel ihn überhaupt nicht. Aber da war noch etwas, was ihm zum Nachdenken brachte. Die Schokolade. Wieder sah er kritisch auf die Tafel. Diese war doch der eigentliche Grund für die eben so eskalierte Auseinandersetzung gewesen. Wieso gab sie jetzt nach und schenkte sie ihm? War das denn nicht auch wieder eine Niederlage für sie? Irgendwie verstand er sie gerade noch weniger, als jemals zuvor. Sie war ihm einfach nur ein Rätsel, welches er aber früher oder später lösen würde. Da war er sich sicher. Er würde das Rätsel lösen, so wie er bis jetzt jedes Rätsel gelöst hatte.
 

Erschöpft setzte ich mich in mein Taxi und wies dem Fahrer an, mich nach Hause zu bringen. Ich rieb mir genervt und verärgert meinen immer noch pochenden Kopf und versuchte mich erneut zu beruhigen. Wie konnte das gerade alles nur so eskalieren? Das war doch nicht mehr ich selbst. Sonst war ich so ausgeglichen und konnte mit jeder Art von Provokation locker umgehen. Aber L hatte es heute geschafft, das mir die Nerven durchgingen. Der ganze Tag war einfach nur beschissen. Noch schlimmer konnte es nicht mehr werden. Aber ich musste da für heute unbedingt weg. Wer weiß was noch alles passiert wäre? Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Das war einfach alles zu bizarr für mich. Wie konnte ich nur so die Kontrolle verlieren? Und plötzlich wurde ich schlagartig aus den Gedanken gerissen, als der Fahrer unvermittelt anfing zu schreien. Ich konnte gar nicht so schnell realisieren, was hier gerade eigentlich passierte. Ich hörte das Quietschen von Autoreifen und ein gewaltiger Schlag erschütterte das gesamte Auto. Ich wurde hart nach vorne geschleudert und ein unerträglicher grausamer Schmerz breitete sich blitzartig in meinem gesamten Körper aus, als wollte man ihn Zerreißen. Dann wurde es abrupt Dunkel und ich viel in ein Meer aus schwarzer Dunkelheit, welches mich komplett einhüllte und den Schmerz auslöschte.

Spekulation

Spekulationen
 

Das Erste was ich hörte, war ein piepen und das monotone Summen von Maschinen irgendwo in meiner Nähe, welche in mein Unterbewusstsein vordrangen. Was waren das für Geräusche? Woher kamen sie und was war das für ein Geruch? Es roch nach….. nach Sterilium und Jod. Es roch wie…..wie in einem Krankenhaus. Aber wieso? Wo war ich? Mein Geist glitt zähflüssig wieder aus der Dunkelheit in die Realität zurück. Ich versuchte langsam die Augen zu öffnen, aber diese fühlten sich an wie zugeklebt. Sie waren schwer wie Blei, sodass ich es nur mit sehr viel Mühe schaffte, diese überhaupt einen Spalt weit zu öffnen. Mein Blick war verschleiert. Alles was ich wahrnahm, war ein unerträglich grelles Licht, welches mehr als schmerzhaft meine Augen quälte. Schnell kniff ich diese wieder zusammen und versuchte stattdessen meine Hand zu heben, um mit dieser meine Augen abschirmen zu können. Aber ich schaffte es nicht. Es kam mir vor, als würde mein gesamter Körper mehrere Tonnen wiegen. Ich hatte nicht mal die Kraft, auch nur einen Finger zu rühren. Was war mit mir passiert? Warum war ich so schwach und konnte mich nicht bewegen? Panik stieg in mir auf und mein Herz begann unerbittlich hart gegen meine Brust zu schlagen. Wo war ich? Was war passiert? Warum konnte ich mich nicht bewegen? Es schossen mir immer wieder dieselben Fragen durch den Kopf und ich versuchte krampfhaft mich an irgendetwas zu erinnern. Aber es passierte nichts. Da war nur ein dichter schwarzer Nebel, den ich nicht schaffte zu durchdringen. Mein Kopf schaffte es nicht auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich war verwirrt und in mir stieg eine unbändige Angst auf. Angst vor dem was mit mir passiert war. Angst vor dem Ungewissen und der Unwissenheit die ich gerade in mir spürte. Mein Atem beschleunigte sich und das Piepen stieg parallel zu meinen immer schneller rasenden Herzschlag an. Immer weiter kam mein Verstand aus dem Meer der tiefsten Finsternis zurück und suchte krampfhaft nach einer Erinnerung. Eine Erinnerung die alles hier erklärte. Aber da war nichts. Garnichts. Ich öffnete wieder meine Augen. Diesmal allerdings immer nur für wenige Millimeter. Ganz langsam und vorsichtig schaffte ich es endlich, auch wenn der Schmerz eine nicht enden wollende Flutwelle an Blitzen durch meinen Kopf jagte. Es dauerte ein paar Minuten, bis mein Blick sich schließlich klärte und ich eine weiße Zimmerdecke über mir erkannte. Ich ließ mein Blick schweifen. Jede Bewegung, welche ich mit meine Augen machte jagte neue schmerzhafte Blitze durch meinen Kopf. Es war eindeutig ein Krankenhauszimmer, indem ich mich hier befand wie ich schnell begriff. Und die Geräusche, welche mich als erstes hier begrüßt hatten, stammten eindeutig von dem EKG und dem Blutdruckmessgerät, an welchem ich augenscheinlich angeschlossen war. Aber was war nur mit mir passiert? Wie kam ich hierher? Angestrengt begann ich wieder zu grübeln, aber der Nebel weigerte sich jedoch stur zu verschwinden. Mein Blick schweifte vorsichtig zur anderen Seite. Dort konnte ich einen Tropf ausmachen, welcher gleichmäßig seinen Inhalt abgab. Noch einmal unternahm ich den Versuch meine Finger zu bewegen und diesmal hatte ich Glück. Es funktionierte. Mehr war aber leider nicht drin. Eine Weile lag ich da und starrte einfach nur die Decke an, währenddessen ich nach meinen verschollenen Erinnerungen suchte. Irgendetwas war passiert. Das war klar. Aber was? Ein Teil des Nebels begann sich langsam zu lichten, allerdings das Letzte an was ich mich erinnern konnte, war die Auseinandersetzung mit L und das Auftauchen von Light. Danach kam nur noch Dunkelheit. Resigniert und verwirrt schloss ich wieder die Augen. Wie lange war ich hier eigentlich schon? Ein paar Stunden, Tage oder vielleicht Wochen? Jegliches Zeitgefühl war mir verloren gegangen. Und immer wieder stellte sich mir die Frage, was denn überhaupt passiert war. Mein Körper begann langsam aber stetig zu kribbeln. Abermals versuchte ich meine Hand zu heben und es gelang mir. Ich hob diese vor mein Gesicht und betrachtete sie kurz, bevor ich mir über mein Gesicht und meinen Kopf tastete. Allein meine Hand war mit unzähligen Schnittverletzungen und Schürfwunden übersehen, welche ich auch in meinem Gesicht ausmachen konnte. Um meinen Kopf konnte ich einen Verband fühlen und beim betasten meiner rechten Schläfe zog ich scharf die Luft ein. Und wieder schlich sich bei mir die Frage ein, was überhaupt passiert war. Mit dem wieder erlangen meiner Beweglichkeit, kam aber zeitgleich auch etwas anderes zurück, auf welches ich getrost hätte verzichten können. Schmerzen. Mein Körper explodierte plötzlich geradezu vor Schmerz und mein Kopf schien sich soeben entschieden zu haben, ab sofort eine Handgranate Konkurrenz machen zu wollen. Ich biss erschrocken und gequält die Zähne zusammen und seufzte gepeinigt auf. Man hatte mir allen Anschein nach ein starkes Schmerz- und Beruhigungsmittel verabreicht gehabt, was mir nicht nur die Schmerzen genommen, sondern auch meine Muskeln gelähmt hatte. Das erklärte immerhin, warum ich mich vorhin nicht rühren konnte. Aber das Mittel ließ jetzt offensichtlich nach und somit spürte ich jede noch so kleine malträtierte Faser meines Körpers. Am schlimmsten für mich war jedoch der unsagbar grausame Schmerz in meinem Kopf, welcher in mir unendliche Übelkeit aufsteigen ließ. Ich schloss die Augen und versuchte mit aller Macht meinen Magen irgendwie zu beruhigen, als mich auf einmal jemand von der Seite ansprach. „Oh Miss sie sind wach….Wie geht es ihnen? Ist Ihnen schlecht? Müssen sie sich vielleicht übergeben?“ war die besorgte Stimme einer jungen Frau zu hören. Ich deutete nur ein kurzes Nicken an und hörte dann rasche sich entfernende Schritte, welche nach nicht einmal einer Minute wieder näher kamen. „Hier ich helfe Ihnen“ war freundlich zu hören, bevor ich mich mit ihrer Hilfe auf die Seite drehte und meinen Mageninhalt in ihren mitgebrachten Beutel entleerte. „Geht es wieder?“ fragte diese fürsorglich, ehe sie mir half mich wieder auf den Rücken zu legen, wo ich erschöpft die Augen schloss. „Ich werde die Stationsarztin informieren, dass sie wach sind.“ Gab sie freundlich erklärend von sich und eilte wieder aus dem Zimmer. Ich lag einfach nur da und kämpfte immer noch mit den Schmerzen und meinen rebellierenden Magen. Was zu Kuckuck war hier los? Wie um alles in der Welt war ich hier gelandet? Aber egal wie oft ich darüber nachgrübelte, ich fand einfach keine Erinnerungen, die das erklären würden. Es machte mich einfach Wahnsinnig. Kurz darauf erschien eine ältere Frau, die sich als Doktor Chima vorstellte. „Ich freue mich sehr, dass sie endlich wach sind. Wie geht es Ihnen? Können sie sich an irgendetwas erinnern? Wissen sie wer sie sind?“ fragte sie freundlich an mich gewandt. Ich zog mich ganz langsam und sachte etwas hoch, so dass ich halbwegs saß. Auch wenn das eine neue Welle von grausamen Schmerz durch meinen Körper jagte, sowie mit erneuter Übelkeit gepaart und einer Runde Karussell fahren in meinem Kopf quittiert wurde. Ich kniff die Augen zusammen und hielt mir meinen schmerzenden Kopf. Von der Ärztin bekam ich jedoch nur einen beunruhigten und alarmierten Blick zugeworfen. „Ehrlich gesagt tut mir alles weh….. Und ja ich weiß wer ich bin….mein Name ist Zahra……Zahra Camino“ kam krächzend über meine Lippen und ich musste schlucken. Mein Hals fühlte sich an wie Schleifpapier. „Schön Miss Camino. Dann wissen wir jetzt wenigstens schon mal ihren Namen. Können sie sich an noch irgendetwas erinnern? Vielleicht warum sie hier sind?“ kam mit einem freundlichen Lächeln zurück. Ich schüttelte nur sacht den Kopf, was das Karussell noch einmal anspornte. „Nun sie hatten gestern Nachmittag einen schweren Autounfall und sind seit dem bei uns in Behandlung.“ Fing Frau Doktor Chima an zu erklären. „Sie hatten Glück. Außer einer schweren Gehirnerschütterung, Prellungen und ein paar äußeren Blessuren, sind sie da heil raus gekommen. Sie hatten wirklich einen Schutzengel gehabt.“ Fügte sie dann noch weiter an. Ich blickte sie nur erschrocken an und musste erst einmal verarbeiten, was sie mir da gerade offenbart hatte. Einen Autounfall? Aber wieso konnte ich mich daran nicht erinnern? Hatte ich vielleicht sowas wie eine retrograde Amnesie? Kam ja bei einer Gehirnerschütterung nicht selten vor. „ Wenn keine Komplikationen auftreten und es ihnen soweit körperlich gut geht, können wir sie nach 24 Stunden Beobachtung wieder entlassen.“ Meinte sie, als sie keine Antwort von mir bekam. Ich sah nur einmal zu ihr auf und nickte stumm. Irgendwie überforderte mich die ganze Situation gerade. „Gibt es jemanden, den wir für sie benachrichtigen sollen?“ erkundigte sie sich. Ich überlegte kurz. Wen sollte man schon informieren? Ich hatte doch niemanden hier in Japan der sich um mich sorgte. Da war höchstens die SOKO, welche sich bestimmt schon wundern würde, wo ich war. Wie spät war es überhaupt? „Nun ja ich lebe alleine hier in Japan…ich habe niemanden der sich Sorgen um mich machen könnte……aber sagen sie …….wie spät ist es jetzt eigentlich“ kam immer noch krächzend aus meinen Mund. Frau Doktor Chima legte kurz den Kopf schief und bedachte mich mit einen mitleidsvollen Blick. „Es ist 18.30Uhr. Haben sie den gar niemanden, der nach ihrer Entlassung nach ihnen sehen könnte?“ meinte sie besorgt. Es gefiel ihr nicht, ihre Patientin alleine nach der Entlassung zu wissen, denn mit einer Gehirnerschütterung war nicht zu spaßen und wenn es später Komplikationen gab, konnte das böse enden. „Es gäbe da schon jemanden, den sie für mich informieren könnten.“ Begann ich leise und richtete nun meinen Blick wieder auf die Ärztin. „Es wäre sehr freundlich, wenn sie bei der japanischen Polizei anrufen könnten und Herrn Yagami darüber informieren würden, dass ich hier bin.“ Fügte ich noch lächelnd hinzu, während ich einen überraschten Blick von dieser erntete. „Gut das werde ich tun“ kam bestätigend von ihr und ich konnte ihre unausgesprochene Frage in ihren Augen lesen. „Er ist so etwas wie ein Arbeitskollege.“ Erklärte ich sachlich und fügte dann noch bittend hinzu „Könnte ich vielleicht noch etwas gegen die Schmerzen bekommen?“ Sie nickte kurz und verschwand danach mit einer freundlichen Verabschiedung aus dem Zimmer. Ich ließ mich erschöpft wieder in die Kissen sinken. Die Schmerzen und die Übelkeit, waren einfach unerträglich. Zudem versuchte ich mich nun krampfhaft an den besagten Unfall zu erinnern, was allerdings erfolglos blieb. Genervt schloss ich die Augen. Der gestrige Tag war also doch noch wirklich schlimmer geworden, als ich es für möglich gehalten hatte. Und nun störten mich bereits drei Dinge. Erstens, wie ich L so unterschätzen und dann auch noch so die Kontrolle hatte verlieren können. Zweitens, dass ich mich nicht an diesen angeblichen Unfall, welcher mich hierher verfrachtet hatte, erinnern konnte. Und drittens, das Kira immer noch auf freien Fuß war und ich immer noch nicht wusste wie er tötete. Anstatt eines dieser Rätsel aufzulösen, wurde das Labyrinth in meinem Kopf nur immer komplexer.
 

L saß derweil grübelnd an seinem Laptop und hatte mal wieder den Daumen an den Mund gelegt. Gestern war ein neues Video von Kira Nummer 2 aufgetaucht, welches nicht nur für Verwirrung, sondern ebenso für Erschrecken gesorgt hatte. Die Erwähnung von Shinigamis wie auch das Kira Nummer 1 angeblich keine Augen hatte waren zwei Faktoren, welche ihm zu denken gaben. Wenn es ein Code war, war es ihm so gut wie unmöglich diesen zu entschlüsseln. Denn an die Existenz von solch übernatürlichen Wesen zu glauben, ließ sein rational logischer Verstand nicht zu. Es musste also irgendeine Form von Code sein. Aber wie sollte er diesen knacken? Zudem beschäftigte den jungen Detektiv noch etwas ganz anderes. Zahra. Welche gestern so überstürzt das Hotel verlassen hatte. Ihr Verhalten gab ihm einfach immer mehr Rätsel auf. Jedes Mal, wenn er dachte sie einschätzen und ihren nächsten Schritt voraus ahnen zu können, überraschte sie ihm aufs Neue. Er schaffte es einfach nicht sie zu durchschauen und das fraß gewaltig an seinem Ego. Sie war der erste Mensch, welchen er nicht analysieren und manipulieren konnte, wie es ihm gerade passte. Auch der gestrige körperliche Angriff von Zahra war etwas, was er nie von ihr erwartet hatte. Er durfte einfach nicht zu leichtfertig sein und den Fehler machen, sie in irgendeiner Art und Weise zu unterschätzen. Allerdings beunruhigte L heute noch etwas. Seid Zahra gestern das Hotel verlassen hatte, gab es keinerlei Lebenszeichen von ihr. Sie hatte in ihrer überstürzten Handlung nicht mal ihre Handtasche mitgenommen und war bis jetzt noch nicht wieder im Hotel aufgetaucht. Es war Mittlerweile schon 18Uhr und es passte einfach nicht zu Zahra, so einfach fern zu bleiben und somit aufzugeben, egal was gestern passiert war. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Da war L sich sicher. Auch wenn sie sauer sein sollte, war ihr Entschlossenheit gegenüber Kira zu fassen, bei weitem größer. Soweit konnte er sie sicher einschätzen. Zudem kam, dass sich mit ihrer Handtasche ebenso ihr Schlüssel und ihre Geldbörse hier im Hotel befanden. Natürlich hatten viele Leute irgendwo einen Zweitschlüssel deponiert, falls mal der Fall eintrat, dass man den Erstschlüssel verlor oder man sich aus versehen aussperrte. Dessen war er sich bewusst. Dennoch hätte sie auf jeden Fall, egal ob sie nun verärgert war oder nicht, wenigstens ihre Handtasche abgeholt. Es beschlich L einfach das ungute Gefühl, dass irgendetwas vorgefallen sein musste. Die Wahrscheinlichkeit war einfach zu hoch wenn man bedachte, dass sie einen Serienmörder wie Kira jagten, der nur Namen und Gesicht eines Menschen brauchte um zu töten. Und dieser war erbarmungslos, wenn ihm jemand in die Parade fuhr. Das bewies schon allein der Tod der FBI Ermittler und auch das spurlose Verschwinden von Naomie Misora. Sollte Zahra vielleicht auch ein Opfer von Kira geworden sein? Aber Light war den ganzen Abend über hier im Hotel gewesen. Hätte er in dem Fall nicht etwas bemerken müssen? Oder war Light etwa doch nicht Kira? Hatte er einfach etwas übersehen? Oder gab es einen ganz andren plausiblen Grund dafür, das Zahra heute nicht aufgetaucht war? Wie auch immer er das Puzzle zusammen fügte, es war einfach unwahrscheinlich, das sie ohne triftigen Grund einfach so den Ermittlungen fern blieb. Dafür war ihr Ehrgeiz und ihre Entschlossenheit diesen Kira zu fassen einfach zu mächtig. Sie würde unter keinen Umständen einfach so die Ermittlungen aufgeben. Auch wenn sie in vielen Punkten für ihn bis jetzt nicht zu durchschauen gewesen ist, konnte er diese Tatsache mit hundertprozentiger Gewissheit bezeugen. Es blieb ihm also erstmal keine andere Wahl, als auf die Rückmeldung von Watari zu warten.
 

Den ganzen Tag über hatte die SOKO versucht Zahra auf ihren Festnetzanschluss zu erreichen. Dies war allerdings erfolglos geblieben. Eine Ortung des Handys kam nicht in Betracht, da dies ebenfalls in ihrer Handtasche zu finden war. Somit hatte L sich entschlossen, das Watari Zahra einen Besuch abstatten und bei einem aufkommenden Verdacht das etwas nicht in Ordnung war, sich mit Hilfe des Schlüssels Zutritt zu ihrer Wohnung beschaffen sollte. Und kurz darauf klingelte auch schon sein Handy. Mit einer schnellen Bewegung angelte er dies aus seiner Hosentasche und nahm ab. Die restlichen Mitglieder der SOKO, welche sich mittlerweile auch begannen sorgen um die junge Frau zu machen, blickten nun allesamt in L´s Richtung. „Ryuzaki. So wie es aussieht, war Zahra seit gestern früh nicht mehr zu Hause gewesen. Ihr Briefkasten wurde seit zwei Tagen nicht geleert und in ihrer Wohnung deutet ebenso nichts darauf hin, dass sie sich seitdem dort aufgehalten hatte. Niemand im Haus hat sie seit gestern früh mehr gesehen.“ Schloss Watari beunruhigt seinen Bericht. L´s Augen verengten sich und nahmen einen konzentrierten Ausdruck an. Dies alles bestätigte seine Vermutung, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Das Zahra seit gestern nicht mehr zu Hause gewesen ist, war ein eindeutiges Indiz dafür. Soweit er wusste, war sie hier alleine in Japan und pflegte auch mit niemanden hier irgendeine Art von Verhältnis. Was zugleich hieß, das sie demzufolge nicht bei jemand anderen untergekommen sein konnte. Und für ungezwungene Arten von Kontakten, war sie einfach zu misstrauisch und vorsichtig. So etwas schloss er ebenfalls aus. Auch dass sie einfach Hals über Kopf in ein Flugzeug gestiegen und in ihre Heimat zurückgekehrt war. Damit hätte sie den Fall Kira aufgegeben und sowas wäre mehr als untypisch für sie. Immerhin war sie dem Mörder ihrer Freundin bis nach Japan gefolgt und hatte in ihrer Heimat alles aufgegeben gehabt. Zahra war kein Mensch der einfach so aufgab oder weg lief. War ihr vielleicht wirklich das Gleiche passiert wie Naomie Misora? Oder war ihr einfach nur etwas zugestoßen und befand sich jetzt vielleicht in einem Krankenhaus? „Alles klar. Danke Watari.“ Kam es alarmiert von ihm, ehe er das Telefonat beendete und sich den restlichen Ermittlern zu wandte und diesen die eben erhaltenen Informationen weitergab. Auch die Mitglieder der SOKO waren beunruhigt und machten sich inzwischen ernsthafte Sorgen um die junge Frau. Es war unleugbar, das ihr irgendetwas zugestoßen sein musste und das erschrecken darüber, ebenso wie die Besorgnis spiegelte sich in dessen Gesichter deutlich wieder. Eine spekulative Diskussion entbrannte indessen unter den Ermittler, was mit Zahra wohl geschehen sein könnte. L überlegt derweil, wie sie jetzt weiter verfahren sollten und legte wiedermal nachdenklich seinen Daumen an die Unterlippe, als Aizawa plötzlich die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. „Ryuzaki. Sehen sie sich das an.“ Kam aufgeregt von diesen und machte nebenbei den Ton des Fernsehers lauter. L schaute auf und fixierte aufmerksam mit seinen schwarzen Augen den Bildschirm, auf welchem gerade die Abendnachrichten liefen. Auch die anderen Mitglieder der SOKO hielten in ihrer Diskussion inne und richteten ihr Augenmerk auf die Geschehnisse im Fernsehen.

< Gestern Nachmittag ereignete sich in Shibuya ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem zwei Menschen getötet wurden. Der wegen schweren Raubes und Körperverletzung verurteilt, 32 jährige Akeno Hoshie, war nach einem missglücken Überfall in einem gestohlenen Kleintransporter geflüchtet und hatte dann auf einer Kreuzung ein ihm entgegen kommendes Taxi frontal gerammt. Beide Fahrer waren sofort Tod. Der Fahrgast des Taxis, eine junge, unbekannte Europäerin, welche vermutlich als Touristin in Japan unterwegs war, wurde als einzige überlebende in eines der örtlichen Krankenhäuser eingeliefert. Nach Angaben der Polizei, befinde sich die auf circa mitte zwanzig geschätzte Frau nicht in akuter Lebensgefahr.>

Die Augen der Anwesenden weiten sich vor Schreck und auch L starrte ebenso alarmiert auf den Bildschirm. Wenn diese junge Frau von der dort die Rede war Zahra war, dann würde sich alles aufklären. Die Zeitangaben, wie auch die Personenbeschreibung passten zu der jungen Frau und ihr verschwinden. Die Wahrscheinlichkeit war also sehr hoch. Von den restlichen Ermittlern, war nur schockiertes Gemurmel zu hören, als das klingen eines Handys für abrupte Ruhe sorgte. Herr Yagami zückte dieses mit einer geschickten Bewegung. Die Nummer, welche ihm auf dem Display entgegen leuchtete war ihm nicht bekannt. Alle Augen fixierten nun den Oberinspektor der Kriminalpolizei aufmerksam, während er das Telefongespräch entgegen nahm und sein Gesichtsausdruck immer wieder von erschrocken zu besorgt wechselte. Am anderen Ende der Leitung war Frau Doktor Chima, welche ihm über Zahras Unfall und ihrer momentanen gesamt Situation in Kenntnis setzte. Nähere Details gab sie ihm allerdings, aus ihrer Plicht zur ärztlichen Verschwiegenheit, nicht preis. Er ließ sich resigniert in den Sessel sinken, nachdem er das Gespräch beendet hatte. „Was ist los?“ kam sogleich von L, welcher ihn angespannt musterte. Auch die restlichen Anwesenden sahen abwartend und besorgt zu ihm hinüber. Er seufzte einmal kurz, ehe er den Inhalt des Telefonates offenbarte. Erschrocken und besorgte Gesichter blickten ihm nun entgegen. „Das ist gar nicht gut. Aber wenigstens lebt sie noch und wir können Kira in diesem Fall ausschließen.“ Meinte Ryuzaki ruhig an Herrn Yagami gerichtet. Seine Vermutungen hinlänglich Kira waren also unbegründet gewesen. Zudem war sie am Leben und schien sich auch nicht mehr in Lebensgefahr zu befinden. Und bis sie genaueres über ihren jetzigen Zustand wussten, musste er erstmal davon ausgehen, dass sie nicht mehr weiter in diesem Fall mit ermitteln würde. Ihrer Hilfe hätten sie sicherlich weiterhin gut gebrauchen können, aber vielleicht war es ja auch besser so. Zahra war schließlich so etwas wie eine unbekannte Variable in seinen Ermittlungen gewesen, welche ihm bis jetzt nur Kopfzerbrechen bereitet hatte. Allerdings beruhigten ihn diese Informationen nicht so, wie sie eigentlich hätten tun sollten. Natürlich hatte ihr verschwinden ihm Unruhe bereitet. Er hatte ja auch die Verantwortung für jede in der SOKO befindlichen Personen zu tragen, denn er war schließlich der Leiter der polizeilichen Ermittlungen gegen Kira. Und dieser Fall könnte für jeden von ihnen tödlich enden. Das wussten alle. Herr Yagami riss L aus seinen Gedankengängen indem er erklärte, dass er zum Krankenhaus rüber fahren würde um nach Zahra zu sehen. „Gut machen sie das Herr Yagami“ war alles was Ryuzaki ihm darauf tonlos antwortete, bevor er sich an den Süßspeisen bediente, welche Watari gerade ins Zimmer gebracht hatte.
 

Als Herr Yagami auf der Station im Krankenhaus an kam, wurde er sogleich von Frau Doktor Chima in Empfang genommen. Sie begrüßte ihn freundlich, bevor sie ihm ihr Anliegen erläuterte. „Wie ich schon am Telefon sagte, geht es Miss Camino den Umständen entsprechend gut und wenn keine Komplikationen auftreten können wir sie Übermorgen wieder entlassen.“ Er sah die Ärztin erleichtert an. „ Das sind ja mal gute Nachrichten. Als ich die Bilder vom Unfall gesehen hatte, befürchtete ich schon das schlimmste. Aber dann scheint sie wohl großes Glück gehabt zu haben.“ Kam sogleich beruhigt von ihm. „Ja man könnte sagen, dass sie einen sehr fleißigen Schutzengel hatte.“ Meinte sie freundlich. „Aber worum es mir eigentlich geht ist das Miss Camino mir gegenüber erwähnt hatte, das sie alleine lebt und es niemanden gibt der nach ihrer Entlassung nach ihr sehen könnte.“ Fügte sie nun ernster an. Herr Yagami schenkte ihr nur einen überraschten Blick. „Kann es denn nach ihrer Entlassung noch zu Komplikationen kommen?“ fragte er sogleich nach. „Nun ja, es ist nicht auszuschließen, dass es noch weitere Verletzungen gibt, die aufgrund der momentanen Verletzungsvielfalt noch nicht diagnostiziert werden konnten. Manchmal treten Symptome erst ein paar Tage später auf oder es bilden sich neue Probleme heraus. Verstehen sie was ich meine?“ Meinte sie nun erklärend an diesen. „Es ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, das eine meiner Patientinnen nach so einem schweren Unfall die nächste Zeit ganz und gar unbeobachtet ist. Aber ich kann sie nur so lange hier behalten, wie ein medizinisch notwendiger Grund dafür besteht.“ Fügte sie ihre Gedanken noch sachlich an und lächelte ihn bittend an. Her Yagami verstand worauf die Ärztin hinaus wollte und nickte ihr bestätigend zu. „Ich verstehe Frau Doktor Chima. Ich werde sehn was ich tun kann.“ Versicherte er ihr freundlich, bevor er sich von dieser verabschiedete und sich auf den Weg zu Zahras Zimmer machte.
 

Ich hatte mittlerweile wieder die vollständige Gewalt über meinen Körper zurück erlangt. Das Mittel, welches mir die Schwester verabreicht hatte, stumpfte den Schmerz in meinem Körper zwar etwas ab, aber verschwinden ließ es ihn nicht. Immer noch fühlte ich jede Prellung, jeden Bluterguss und jeder der äußeren Blessuren, von welchen es nicht gerade wenige gab. Zudem führte jede unbedachte Bewegung in meinem Kopf zu einer bunten Farbvielfalt an Blitzen, wie sie noch nie in meinem Leben erlebt hatte. Wenn ich daran dachte, dass es einige Tage brauchen würde, bis die Kopfschmerzen, die Übelkeit und auch das sich auf immer neue Arten bewegende Karussell in meinem Kopf abklingen würden, wurde mir jetzt schon ganz anders. Typische Nachwehen einer Gehirnerschütterung. Das hieß aber auch, dass ich die nächsten Tage etwas kürzer treten musste, um meinen Kopf zu schonen. Trotz alledem wusste ich jedoch jetzt schon, dass ich weiterhin an in dem Fall ermitteln würde. Gehirnerschütterung hin oder her beschloss ich. Somit setzte ich mich sachte in meinem Bett auf und schwang die Beine über die Kante. Für ein paar Minuten blieb ich einfach nur still sitzen und beruhigte meinen rebellierenden Magen. Als sich meine Umgebung endlich aufgehört hatte zu drehen, stand ich langsam auf. Mein Körper war dennoch ziemlich wacklig, wie ich feststellen musste und in meinem Kopf hämmerte beharrlich ein kleiner grausamer Specht gegen meine Schläfen, dem es offensichtlich gefiel mich zu quälen. Ich seufzte kurz gepeinigt auf und begann dann Schritt für Schritt in Richtung Toilette zu schlurfen. So langsam wie jetzt hatte ich mich wahrscheinlich noch nie bewegt und mir konnte sicherlich selbst eine Schnecke zu ernsthaften Konkurrentin werden. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln und schüttelte vorsichtig den Kopf über mich selbst, was jedoch sogleich mit einer neuen schmerzhaften Karussellfahrt belohnt wurde. Ich hielt kurz inne und biss die Zähne zusammen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Und ich war nicht mal in der Lage mich an den Unfall zu erinnern. `Vielleicht werde ich es auch nie sein…` dachte ich resigniert und setzte zaghaft meinen Weg fort. Jede Bewegung schmerzte und als ich es nach sage und schreibe geschlagenen 30 Minuten geschafft hatte, endlich das Badezimmer zu erreichen, bekam ich gleich den nächsten Schock. Aus dem Spiegel grinste mich eine ziemlich demolierte Gestalt an. War das etwa ich? Ich trat ein paar Schritte näher und hielt mich am Waschbecken fest, um mir den Fremdling genauer anzusehen. `Au weier… ich sehe ja aus, als hätte ich auf einer Käsereibe geschlafen..` dachte ich schockiert und besah mir nun zum ersten Mal meinen Körper etwas genauer, was sich bei diesen halben Nachthemden der Krankenhäuser als nicht sonderlich schwer herausstellte. `Die Sparen wirklich überall……aus eins mach zwei` war mein spontaner Gedanke und ich musste kurz grinsen. Dieses verging mir allerdings schlagartig, als ich meinen geschundenen Körper besah. `Na wenn das mal kein Monet ist..` ging mir sarkastisch durch den Kopf und ich schnaufte erschöpft aus. Jetzt war auch klar, warum mir alles weh tat. Gab es eigentlich eine Stelle an meinem Körper, welche unversehrt geblieben war?
 

Plötzlich vernahm ich ein Klopfen an der Zimmertür. Ich drehte mich langsam in den Türrahmen und lehnte mich schwer gegen diesen, bevor ich den Besucher herein bat. Als die Tür sich öffnete stand ein ziemlich geschockt blickender Herr Yagami vor mir. „Großer Gott Zahra. Sie sehen ja furchtbar aus.“ Entfuhr es ihm sogleich. Ich blickte ihn ziemlich unwillig entgegen. „Vielen Dank für das Kompliment. Wollte mal was Neues ausprobieren.“ Meinte ich ärgerlich und sah ihn etwas gekränkt an. Dieser blinzelte kurz, bevor er etwas betreten zu Boden guckte. „Tut mir leid Zahra. Ich wollte nicht unhöflich sein.“ Meinte er Entschuldigend an mich gewandt. Ich atmete einmal tief durch und meine Gesichtszüge entspannten sich etwas. „Schon gut Herr Yagami. Ich weiß ja selber, wie ich im Moment aussehe. Aber wären sie so freundlich mir wieder zurück ins Bett zu helfen?“ fragte ich schüchtern. Ich wollte eigentlich nicht auf Hilfe angewiesen sein, aber mein Kopf hörte einfach nicht auf das, was ich ihm sagte. Dieser Specht hatte sich dort anscheinend ein nettes Nest gebaut. Zudem kam, dass mein Magen und das Karussell ab jetzt anscheinend gemeinsame Sache machten. Ich war gerade schlicht und einfach überfordert, auch wenn ich es mir eigentlich nicht eingestehen wollte. Her Yagami sah auf und reagierte sofort. „Natürlich Zahra.“ Kam sogleich bestätigend von ihm, ehe er zu mir hinübereilte und mich vorsichtig zurück zu meinem Bett brachte. Geistesgegenwärtig hielt ich mir schnell noch das halbe Nachthemd am Hintern zu, bevor ich dieses Mal in Rekordgeschwindigkeit wie mir schien den Weg zurücklegte. Es dauerte aber trotzdem ganze 10 Minuten bis ich wieder in meinem Bett lag und versuchte das Karussell zu stoppen und den Specht zu besänftigen. Her Yagami setzte sich neben mich auf einen Stuhl und nahm anschließend das Gespräch wieder auf. „Sie haben uns allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Wir hatten schon befürchtet, dass sie Kira zum Opfer gefallen sein könnten.“ Begann er und lächelte mich mitleidig an. An diese Blicke würde ich mich wohl in nächster Zeit gewöhnen müssen, auch wenn sie mir alles andere als gefielen. „Keine Sorge Herr Yagami, so schnell lass ich mich nicht ausschalten. Da gehört schon mehr dazu, als ein kleiner Autounfall.“ Erklärte ich ihm lächelnd. „Aber können sie mir sagen, was eigentlich passiert ist…… Ich kann mich nämlich nicht mehr an den Unfall erinnern.“ Fügte ich dann traurig hinzu. Er sah mich zuerst skeptisch und dann wieder mitleidsvoll an und erklärte mir kurz, was denn eigentlich passiert war. Ich hörte ihm derweil genau zu, aber es kam nicht eine Sekunde der Erinnerung daran zurück. Resigniert ließ ich den Kopf hängen und erläuterte ihm kurz die Diagnose der Ärztin, welche ich erhalten hatte, ehe ich wieder zu ihm aufblickte. „Vielleicht ist es auch besser, wenn ich mich nicht erinnern kann….Aber sagen sie…gibt es etwas Neues im Kira Fall?“ kam es auch schon neugierig von mir. Ich wollte mich jetzt einfach von meinem Grübeln abhalten. Außerdem würde mich das auf andere Gedanken bringen und mich von dieser ganzen Unfallsache etwas ablenken. Zudem wollte ich immer noch ermitteln. Er sah mich abschätzend an. Auch wenn die Diagnose nicht so schlimm klang, wie nach so einen Unfall erwartet wurde, hatte er das Gespräch mit der Ärztin nicht vergessen. „Vielleicht sollten sie sich erstmal schonen und wieder ganz Gesund werden.“ Gab er dann freundlich zu bedenken. Ich schloss genervt die Augen. Mit so etwas hatte ich schon gerechnet. „Herr Yagami. Ich werde mich nicht durch einen Unfall von den Ermittlungen abhalten lassen. Ich verspreche ihnen, dass ich es nicht übertreiben werde, aber ich will dennoch weiterhin Kira festnehmen koste es was es wolle. Kira ist es völlig gleich, ob ich jetzt gerade angeschlagen bin oder nicht. Er wird trotzdem weiter morden und solange das der Fall ist, werde ich ihn auch jagen. Können sie das denn nicht verstehen?“ fragte ich ernst. Er blickte zu Boden. Natürlich verstand er sehr wohl, was in der jungen Frau vorging, denn er selbst hatte ja damals auch das Krankenhaus verlassen, um diese Kira Videos zu stoppen. Man konnte Zahra ihre Entschlossenheit ansehen und er bewunderte diese an ihr. Selten gab es Menschen, welche sich so für einen Fall einsetzten. So entschloss er sich Zahra alles über das neu aufgetauchte Kira Video zu erzählen und sie hörte ihm sehr genau zu. Mein Gesicht spiegelte von Erschrecken bis hin zu Überraschung alles wieder. Was sollte so ein dämliches Gerede von Shinigamis und wieso sollte Kira keine Augen haben? Das ergab doch keinen rationalen Sinn? Hatte das etwa etwas mit den Fähigkeiten der beiden Kiras zu tun, wie sie Leute töteten? Oder war es etwa so etwas wie ein Code? Meine Gedanken begannen erneut zu rasen und der logische Teil meines Gehirns hatte schon längst wieder die Führung übernommen. Auch wenn ich momentan angeschlagen war, ich würde nicht aufgeben. „Zahra…?“ holte mich Herr Yagami Stimme wieder zurück in die Realität. Ich blinzelte kurz, bevor ich meinen Blick wieder auf diesen richtete. „Entschuldigen sie. Ich war gerade in Gedanken.“ Meinte ich und lächelte ihn entschuldigend entgegen. „Sie sollte sich noch etwas ausruhen und nicht die ganze Zeit über diesen Kira grübeln.“ Stellte er tadelnd, aber dennoch fürsorglich fest. Ich lächelte ihn schelmisch an und bekam als Antwort nur ein Kopfschütteln, bevor er sich verabschiedete und das Zimmer verließ. Ich begann derweil schon wieder in meine Gedankenwelt zu verschwinden.
 

Einige Zeit später kehrte Herr Yagami wieder ins Hotelzimmer zurück und erläuterte kurz seine Erlebnisses im Krankenhaus und vor allem die Gespräche mit Zahra, sowie ihrer behandelnden Ärztin. Er erntete erneut erschrockene und besorgte Blicke von den Mitgliedern der SOKO. Auch L hatte sich die Ausführungen von Herrn Yagami sehr genau angehört. Zahra hatte demnach großes Glück gehabt, aber er musste auch der Ärztin Recht geben. Folgeschäden waren bei solchen Unfällen nicht auszuschließen und wenn sie sich jetzt überanstrengte, könnte das böse enden. Dennoch war ihm nicht entgangen, das Zahra weiterhin fest entschlossen war, an den Ermittlungen teilzunehmen und Kira zu stellen. Es erstaunte ihn, dass sie selbst jetzt noch so vehement an dem Fall festhielt. Er persönlich würde es für ratsamer halten, wenn sich Zahra zuerst vollständig erholen würde, bevor sie sich weiter mit dem Fall beschäftigte. Allerdings wurde ihm auch jetzt schon klar, dass sie sich nicht davon abhalten lassen würde, egal was passiert war oder noch passieren würde. Sie war in dem Punkt genauso Stur wie er selbst. Plötzlich schaltete sich Watari in das Gespräch ein, der dieses ebenso besorgt verfolgt hatte. „Ryuzaki. Entschuldigen sie, wenn ich mich einmische, aber Zahra könnte doch so lange bis sie wieder vollständig Gesund ist mit im Hotel bleiben.“ Begann dieser seine Idee zu erläutern. Mit verengten Augen fixierte nun der schwarzhaarige Detektiv seinen Assistenten. Diese Idee gefiel ihm gar nicht. „Ja das ist eine hervorragende Idee Herr Watari. Wir sind ja meist immer alle hier und könnten Zahra so im Auge behalten und dafür sorgen, dass sie sich nicht überanstrengt.“ Warf nun auch Matsuda euphorisch ein. „Es steht gerade wieder ein Hotelwechsel an und ich könnte dann dementsprechend planen.“ Meldete sich nun Watari erneut. Auch die andren Ermittler schienen diese Idee zu befürworten. Immerhin wäre Zahra dann weiterhin unter Beobachtung und könnte trotzdem ermitteln. L hingegen bemaß die gesamte Situation mit einem unwilligen Gesichtsausdruck. Allerdings ließen die Ermittler sich allen Anschein nach auch nicht mehr von der Idee abringen, weswegen er Watari einen bösen Blick zuwarf. Dieser lächelte ihn nur freundlich an. „Ich vermute zwar, das Zahra sich nicht auf diese Ideen einlassen wird, aber von mir aus kann sie mit im Hotel bleiben.“ Meinte dieser nun wiederwillig zu den Anwesenden und schenkte Watari nochmals einen bösen Blick. „Ich werde mich dann um alles kümmern“ meinte dieser sogleich an L und verschwand danach mit einem Grinsen im Gesicht aus dem Zimmer.

Kompromiss

Kompromiss
 

Am nächsten Tag befand sich Watari auf dem Weg ins Krankenhaus, um Zahra einen Besuch abzustatten und ihr von der Idee, der übergangsweisen Einquartierung im Hotel, zu berichten. Herr Yagami wurde wie alle anderen Mitglieder der SOKO gerade bei den Ermittlungen gebraucht, sodass man ihn damit beauftragt hatte. Es war ihm auch ganz recht, denn er mochte Zahra und so ganz ohne Hintergedanken war sein kleiner gestriger Einwurf ja nicht gewesen, wenn er ehrlich war. Zwar war er am späten Abend, nachdem alle Ermittler gegangen waren, von Ryuzaki in dieser Angelegenheit scharf zurechtgewiesen worden, aber damit konnte er leben. Das dies nicht ausbleiben würde, war ihm schon vor der Aussprache seiner Idee bewusst gewesen, denn er kannte den jungen Detektiv schließlich lang genug. Selbstverständlich hatte auch er sich Sorgen um die junge Frau gemacht und hielt es für eine beruhigenden Gedanken, wenn sie vorerst nach dem Unfall nicht alleine war. Dennoch war dies nicht alles, was ihn zu seinen Vorschlag verleitet hatte. Er selbst kannte L jetzt schon sehr lange. Genau genommen seit er ihn als Kind ins Wammys Waisenhaus geholt hatte und er wusste nur zu genau wie kompliziert der junge Mann sein konnte. L war ein Genie und zugleich der beste Detektiv der Welt. Watari war zwar immer an seiner Seite und unterstützte ihn in allen Lebenslagen wo er nur konnte, allerdings beinhaltete dieses Leben auch sehr viel Einsamkeit. Sicherheit stand an erster Stelle bei L´s Arbeit und genau diese verhinderte jeglichen persönlichen Kontakt zur Außenwelt, wenn man von diesem Fall mal absah. Freilich war Ryuzaki nicht vollends sozial Inkompetent das wusste er, denn dieser hatte sich genügend Wissen um das Sozialverhalten des Menschen durch Theorie und Beobachtung angeeignet. Jedoch fehlten ihm seiner Meinung nach die persönlichen, ganz individuellen Erfahrungen auf der sozialen Ebene. Erfahrungen wie Freundschaft und Vertrauen, welchen einen andere Menschen entgegen brachten. Die Sensibilisierung gegenüber anderen könnte für L eine wertvolle Erfahrung sein. Und genau hier kam Zahra ins Spiel. Sie war anders als all die Leute, welche immer genau das taten was L wollte, auch wenn diese damit ihre eigenen Ideale und Moralvorstellungen übergehen mussten. Zahra tat dies nicht, sondern bot ihm die Stirn und wiedersetzte sich L. Sie war genauso provokant, dreist und stur wie er und ihm zudem intellektuell gewachsen. Watari hatte schon bemerkt, wie wenig seinem Schützling diese Umstände zusagten und auch das dieser Zahra nicht wie üblich durchschauen und manipulieren konnte. L wäre gezwungen sich mit ihr als Mensch, als Persönlichkeit, auseinander zusetzten, wenn er etwas bei ihr erreichen wollte. Genau diese Tatsachen wollte er sich zu Nutze machen, wenn sich wie jetzt schon mal die Gelegenheit dafür bot. Zahra war anders und konnte dem jungen Ermittler in diesen Punkt unbewusst noch etwas beibringen. Und aus diesem Grund hatte er sich auch endgültig dazu entschlossen gehabt seine Idee anzubringen. Er war der Meinung, dass ein wenig sozialer Umgang für L nur von Vorteil sein könnte. So schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe, ohne das Ryuzaki etwas von dem Hintergedanken mitbekam. Denn die Sorge um Zahra stand bei der Sache im Vordergrund.
 

Vor Zahras Zimmertür machte er halt und klopfte manierlich an, bevor er von der jungen Frau hinein gebeten wurde. „Guten Tag Zahra. Wie geht es ihnen?“ kam sogleich freundlich von ihm und besah sich diese mitleidig. Ich war ziemlich überrascht, als ich nach dem Öffnen der Tür Watari erspähte. Mit ihm hatte ich nun gar nicht gerechnet. „Hallo Herr Watari. Was machen sie den hier?“ kam sogleich die entsprechende Frage über meine Lippen. Dieser lächelte mich gütig an und kam zu mir herüber, um sich dann mit einen Stuhl an mein Bett zu setzten. „Die anderen Ermittler sind mit dem Fall beschäftigt, deshalb besuche ich sie heute. Ich hoffe sie sind nicht allzu enttäuscht deswegen. Aber ich soll sie von den Anderen grüßen.“ Kam es erklärend zurück. Ich setzte mich vorsichtig ein Stück auf und drehte mich danach in seine Richtung, sodass ich ihm genau gegenüber saß. Aus meinem Kopf wurde mal wieder ein lauter Rummelplatz und ich schloss für einen Moment genervt meine Augen um die Schmerzen, sowie die in mir aufkommende Übelkeit zu bekämpfen. Danach schaute ich freundlich lächelnd wieder zu ihm auf und schenkte ihm zudem einen entschuldigenden Blick. „Nein Herr Watari. Ich bin überhaupt nicht enttäuscht über ihre Anwesenheit. Im Gegenteil ich freue mich, dass sie mich besuchen. Ich war nur etwas überrascht. Gibt es denn neue Ergebnisse im Fall Kira?“ Gab ich ehrlich, wie ebenso neugierig von mir und erspähte in diesem Moment den von ihm mitgebrachten Gegenstand. Meine Handtasche, welche ich schon für verloren geglaubt hatte. Er folgte ihrem Blick und reichte ihr dann höflich das Objekt ihrer augenscheinlichen Begierde. „Das freut mich zu hören Zahra. Nein, bis jetzt gibt es noch keine neuen Hinweise, leider. Aber Zahra es reicht auch aus, wenn sie nur Watari zu mir sagen.“ Folgte sogleich seine Antwort. Ich nahm ihm meine Tasche erleichtert ab und schaute ihn mit resignierten Augen an. Dann aber nickte ich ihm jedoch dankbar, wie auch bestätigend zu, was allerdings sogleich meinen alten Freund den Specht wach rief. Mal wieder biss ich die Zähne zusammen und schielte mit einem Auge rüber zu Watari, welcher mich sogleich besorgt musterte. „Gucken sie mich bitte nicht so an“ entkam es mir augenblicklich flehend, als ich seinen Blick bemerkte. Ich mochte es einfach nicht, wenn man mich so offensichtlich bemitleidete. Er schenkte ihr nur ein entschuldigendes Lächeln, ehe er fortfuhr. „Herr Yagami hatte uns berichtet, dass sie Morgen wahrscheinlich wieder entlassen werden können.“ Auf meinem Gesicht erschien ein freudiges Lächeln und ich deutete ganz sacht ein Nicken an. „Ja werde ich und da bin ich auch mehr als froh drüber. Von hier aus lässt es sich nämlich ziemlich schlecht gegen Kira ermitteln.“ Stellte ich mit einen Zwinkern fest. Watari zog die Augenbrauen hoch und konnte nur noch den Kopf schütteln. Sie war wirklich ziemlich vernarrt in den Fall und lies sich anscheinend durch nichts von den Ermittlungen abhalten. Zahra war wahrlich genauso Stur wie L, was ihn ein leichtes Schmunzeln abverlangte. Ich musterte ihn eingehend und musste bei seinem Anblick ebenfalls schelmisch meine Lippen verziehen. Das meine Entschlossenheit immer wieder die Menschen zu überraschen schien, wunderte mich selbst jedes Mal aufs Neue. Für mich gab es nun einmal so etwas wie Aufgeben nicht. „Ja Herr Yagami erwähnte uns gegenüber schon, dass sie trotz ihrer schweren Gehirnerschütterung und dem Unfall am liebsten sofort wieder mit ihm zurück zur SOKO gekommen wären. Aber sie sollten sich erstmal noch etwas zurück halten, auch wenn es ihnen schwer fällt.“ Kam tadelnd aber dennoch mit einem warmen Lächeln auf den Lippen von ihm zurück. War ja klar, dass das jetzt wieder kam. Diese Platte verlor wohl auch nie ihrer Popularität, aber ich konnte ihm ja immerhin ebenso schlecht vorwerfen, dass er sich Sorgen machte. Selbst wenn ich es überhaupt nicht mochte mit Mitleid und Besorgnis überschüttet zu werden. Ich wusste alleine sehr genau, was ich mir zutrauen konnte und was nicht. Immerhin war ich kein kleines Mädchen mehr. Mein Gesicht spiegelte dies auch sinn genau wieder und ich schenkte ihm zudem noch einen eindeutigen Blick. Watari schüttelte abermals den Kopf und besah sich schmunzelnd die sture Person vor ihm. „Da wir wissen, dass sie sich nicht von den Ermittlungen im Fall Kira abhalten lassen werden und wir ebenfalls wissen wie anstrengend die Ermittlungen sind, haben wir uns einen kleinen Kompromiss für sie überlegt.“ Meinte er sogleich versöhnlich. Ich wurde hellhörig und maß ihn augenblicklich mit einem skeptischen Blick. Ein Kompromiss? Was sollte das werden? Schon allein das Wort ließ meine Alarmglocken läuten. „Was für ein Kompromiss?“ fragte ich direkt misstrauisch und beobachtete ihn währenddessen ganz genau. Watari bemerkte dieses sofort und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Nun wissen sie Zahra….uns alle beunruhigt der Gedanke ein wenig, sie nach so einen schweren Unfall alleine zu Hause zu wissen. Immerhin können Spätfolgen oder neu auftretende Symptome nach so kurzer Zeit noch nicht ausgeschlossen werden.“ Begann er erklärend und schenkte ihr nochmals ein sanftes Lächeln. „Daher haben wir uns überlegt, dass es vielleicht keine schlechte Idee wäre, wenn sie bis zu ihrer vorkommenden Genesung bei uns mit im Hotelzimmer wohnen würden“ schloss er und sah sie auffordernd an.
 

Mir entglitten einfach nur die Gesichtszüge und ich starrte Watari ungläubig an. Was ging den jetzt ab? Wollten die mich allen Ernstes 24 Stunden unter Beobachtung halten? Das war doch nicht ihr ernst? Gut ich hatte einen Unfall, welcher vielleicht nicht ganz ohne war und ja ich wusste, was für Komplikationen bei einer schweren Gehirnerschütterung auftauchen könnten. Gerade wenn man dies auf die leichte Schulter nahm und sich überanstrengte. Aber ich war doch kein kleines Kind mehr. Ich wusste sehr wohl, dass ich vorerst kürzer treten musste bis ich wieder komplett genesen war. Das hieß doch allerdings nicht, dass ich jetzt rund um die Uhr ein Babysitter brauchte. Mein Puls war auf hundert achtzig. Ich mochte es überhaupt nicht, wenn man mich wie ein rohes Ei behandelte und mich ständig bedauerte. Was sollte den das für ein Kompromiss sein? „Nein Watari. Vergessen Sie das mal ganz schnell wieder. Ich hatte bereits Herrn Yagami gesagt, dass ich vorsichtig sein und mich nicht überanstrengen werde, aber trotz allem weiterhin an den Ermittlungen teilnehme. Dazu muss ich nicht bei L und ihnen im Hotel wohnen auch wenn ich weiß, dass sie sich wahrscheinlich alle nur Sorgen um mich machen. Aber das brauchen sie nicht. Wirklich.“ Kam energisch mein Einspruch und ich unterstrich diesen noch indem ich die Arme vor der Brust verschränkte, sowie entschlossen meinen Kopf schüttelte. Dies bereute ich allerdings schon im nächsten Moment wieder, da der Rummel erneut öffnete und mich quälte. Watari besah sich besorgt die junge Frau, welche gerade mit den Folgen des Unfalls kämpfte und begann dann erneut auf diese einzureden. „Hören sie Zahra. Wir können sie selbstverständlich zu nichts zwingen, aber es würde uns alle etwas mehr beruhigen, wenn wir sie nicht alleine wüssten. Sollte doch etwas Unvorhergesehenes eintreten, wäre immer einer von uns in ihrer Nähe und könnte ihnen helfen. Wir meinen es doch nur gut mit ihnen.“ Sprach Watari fürsorglich auf sie ein. Ich schaute wieder zu ihm auf und man musste mir meinen Unwillen ganz deutlich ansehen, denn er schenkte mir nur einen bittenden Blick. Was sollte das jetzt alles? Wollte er mir jetzt wirklich ein schlechtes Gewissen machen? Nur weil ich lieber selbständig war und nicht die ganze Zeit über bemuttert werden wollte? Ich atmete einmal tief durch und schloss genervt die Augen. „Watari tut mir leid, aber ich werde nicht mit ins Hotel ziehen. Ich sagte schon, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Ich pass schon auf. Und außerdem wie sollte ich mich da erholen? Ryuzaki provoziert mich am laufenden Band und sie werden sicherlich mitbekommen haben, wie sehr das ganze vor meinen Unfall schon eskaliert ist. Da bin ich zu Hause sicherer.“ Schloss ich meine Erklärung und grinste ihn zum Abschluss schief an. Dieser zog überrascht die Augenbrauen hoch und dachte kurz über Zahras Worte nach, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Ja ich habe von dem Vorfall gehört, aber ich kann ihnen versichern, dass Ryuzaki sich in so einer Situation wie dieser zurücknehmen wird. Davon bin ich überzeugt Zahra. Und sie würden damit auch den anderen Mitgliedern entgegen kommen, da diese dann ihrer Unruhe ablegen und sich auf voll und ganz auf die Ermittlungen konzentrieren könnten. Außerdem sehen sie es doch einfach positiv. Würden neue Hinweise von Kira auftauchen, wären sie immer schon vor Ort als erst von ihrer Wohnung zum Hotel fahren zu müssen.“ Versuchte er erneut Zahra zu überreden. Ich schloss abermals die Augen und biss mir unwillig auf die Unterlippe. Watari versuchte mir doch gerade allen Ernstes ein schlechtes Gewissen zu machen und mich mit eventuell neu auftretenden Hinweisen zu locken. Und das alles nur weil sie sich Sorgen machten? Da war doch irgendetwas faul. Irgendwie beschlich mich mal wieder das Gefühl, das ich hier nur die halbe Wahrheit zu hören bekam. Aber was wollte er damit bezwecken? Steckte etwas L dahinter? Nein. Die Wahrscheinlichkeit, dass er auf solch eine Idee kam, dass ich bei ihnen im Hotel wohnen sollte, war gleich null. Oder wollte er mich so etwa von erneuten Alleingängen abhalten und mich kontrollieren? „Ok Watari was ist hier los? Sie pochen doch nicht so energisch darauf, dass ich ins Hotel ziehe, nur weil es meiner Gesundheit dient oder?“ fragte ich sogleich lauernd nach und behielt ihn wachsam im Auge. Dieser sah sie überrascht an und zog erneut die Augenbrauen hoch. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Zahra hatte ihn doch tatsächlich erwischt und die Lunte gewittert. Aber den wahren Grund, neben ihrem gesundheitlichen Aspekt, konnte er ihr nicht sagen. Dann würde sie sich erst recht nicht dazu entschließen, auf seinen Vorschlag einzugehen. So setzte er ein irritiertes Gesicht auf und fuhr freundlich fort. „Wie kommen sie den auf so etwas? Wir meinen es wirklich nur gut mit ihnen Zahra. Wir machen uns alle nur Sorgen,versprochen.“ Beteuerte er ihr sanft und legte abermals eine Hand auf ihre Schulter. Ich musterte ihn hingegen weiterhin aufmerksam und blieb dennoch skeptisch. Irgendetwas war hier nicht so wie es schien. Aber was? Watari sah sie einfach nur weiterhin mit diesen bittenden Blick an. „Nur solange, bis es ihnen wieder besser geht Zahra. „ fügte er sogleich noch an. Ich maß ihn weiterhin misstrauisch. Was sollte ich jetzt machen? Ich wollte eigentlich nicht zu L und Watari ins Hotel ziehen. Schon allein, da ich dann volle 24 Stunden ständig mit Ryuzaki zusammen wäre und ob dies meine armen Nerven aushalten würden war fraglich. Aber ich konnte auch niemanden eine gut gemeinte Bitte abschlagen. Schon gar nicht, wenn dies meine Arbeitskollegen waren und sich nur um mich sorgten. In so einem Punkte meldete sich wieder mein schlechtes Gewissen. Und irgendetwas sagte mir auch, das Watari solange Argumente finden würde, bis ich zusagte. Ich atmete einmal tief durch und senkte erschöpft den Kopf. Diese ganze Diskussion machte mich gerade nur extrem müde. „Also schön Watari. Ich ziehe mit ins Hotel.“ Gab ich dann wiederwillig nach und lies mich sachte wieder in die Kissen fallen, um meinem Kopf und meinem Magen nicht noch mehr Gründe zu geben um mich zu quälen. Dieser lächelte mich zufrieden an und schenkte mir einen warmen Blick. „Es freut mich zu hören Zahra, das sie sich jetzt doch entschlossen haben unseren Vorschlag anzunehmen.“ Warf er noch hinterher. Ich maß ihn nur nochmals mit einem skeptischen Blick. Dieses Gefühl, das er mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, wollte einfach nicht verschwinden. „Ich hole sie dann Morgen ab und bringe sie ins Hotel.“ Erklärte er freundlich weiter. Ich nickte ihm nur kurz zu, bevor mir noch ein neuer Gedanke kam, den ich noch gar nicht bedacht hatte. „Ich habe nicht mal Sachen zum Wechseln hier. Könnten sie mir vielleicht welche aus meiner Wohnung holen?“ Fragte ich sogleich an diesen gewandt und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. „Natürlich Zahra. Das mache ich gern. Und wenn ich schon mal dort bin, soll ich ihnen dann gleich schon mal ein paar Sachen ins Hotel bringen?“ kam zuvorkommend von ihm. Ich grübelte kurz über sein Angebot nach und schrieb Watari dann eine Liste mit allen, was ich in den nächsten Tagen brauchen könnte. Kurz erklärte ich ihm noch wo er welche Dinge finden würde, ehe er sich höflich und mit einem sanften Lächeln verabschiedete und das Zimmer verließ. Erneut ließ ich mich erschöpft in die Kissen sinken. Seit diesem Unfall war ich ständig müde und ausgepowert. Zudem tat mir immer noch alles weh und mein Kopf hatte mit meinen Magen anscheinend eine Übereinkunft getroffen, mich wann immer es ging zu malträtieren. Langsam schloss ich die Augen. Auf was hatte ich mich da nur eingelassen? Mit L in einem Hotelzimmer? Das konnte doch nicht gut gehen. Ich seufzte einmal schwer auf. Das würde eine ziemlich anstrengende Zeit werden, wie mir gerade bewusst wurde. Der brachte mich doch mit seinen ständigen Provokationen fortwährend in Rage und raubte mir den letzten Nerv. Aber vielleicht hatte Watari ja auch die Wahrheit gesagt und er würde sich mal etwas zurück nehmen. Mehr konnte ich im Moment ohnehin nicht hoffen und wenn es der Beruhigung der restlichen Ermittler dienlich war, konnte ich ihnen diese Bitte doch nicht abschlagen, auch wenn sie mir gewaltig gegen den Strich ging. Aber irgendetwas sagte mir auch, dass dies nicht der einzige Grund hierfür war. `Ich muss mich wohl einfach überraschen lassen…` ging mir durch den Kopf, bevor meine Gedanken in die Dunkelheit des Schlafes sickerten.
 

Am nächsten Tag erschien Watari pünktlich zu meiner Entlassung in meinem Zimmer und übergab mir freundlich die mitgebrachten Sachen aus meiner Wohnung. Ich bedankte mich höflich bei ihm, ehe ich mehr oder weniger schnell im Bad verschwand und mich umzog. Dies dauerte schon alleine 45 Minuten, da die Folgen des Unfalls mich immer wieder zwangen kurz inne zu halten. `Gott vielleicht sollte ich mal den Vogelfänger rufen…`drohte ich dem in meinem Kopf eingenisteten Specht genervt. Es behinderte mich doch alles zusehends, was mich einfach nur ärgerte. Zuletzt begutachtete ich mich nochmals kurz im Spiegel und verließ danach halbwegs zufrieden das Krankenhaus zusammen mit Watari. Der Verband um meinem Kopf hatte einem Pflaster Platz gemacht und den Rest meines demolierten Körpers, hatte ich mit langen Sachen, sowie ein wenig Abdeckpudder denn schlimmsten Schrecken genommen. Jedenfalls war ich jetzt auf den ersten Blick keine wandelnde Kunstgalerie mehr, auch wenn ich immer noch so aus sah wie Dornröschen, welche gerade versucht hat durch die Dornenhecke zu flüchten. Jetzt saß ich also im Auto und war auf dem Weg ins Hotel, wo ich die nächste Zeit wohnen würde. Ich sah resigniert aus dem Fenster und wieder beschlich mich die Frage, wieso ich diesem Kompromiss, wie Watari ihn nannte, überhaupt zugestimmt hatte. Mein Leben wurde immer bizarrer. Es hatte mich anscheinend wirklich zum fressen gern, wenn ich überlegte wie oft es mich nun schon hinterrücks verraten und dann wieder ausgespuckt hatte. Ich atmete einmal tief durch, was auch Watari bemerkte und sich sofort nach meinem Befinden erkundigte. „Alles Ok Watari. Wirklich.“ Versicherte ich ihm eingehend, bevor wir am Hotel ankamen und er mir aus dem Wagen half. Ich hasste es wirklich unsagbar auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, denn ich konnte damit einfach nicht umgehen. Nämlich genau dann erschien ich mir selbst immer als Schwach und Angreifbar, was mich mehr als alles andere störte. Mitleid war das letzte was ich brauchte, auch wenn ich selbst ständig welches für anderen Menschen empfand. Ich mochte es einfach nicht. Trotz allem ließ ich mich von Watari brav ins Hotel begleiten und machte regelmäßig kleine Pausen, um das Karussell und die damit aufkommende schwärze in meinem Bewusstsein zurück Zudrängen. Es kam mir selbst wie ein Gewaltmarsch vor, bis wir endlich vor der Zimmertür des teuren Hotels standen und dieses nach kurzem Klopfen betraten.
 

Als ich das Hauptzimmer mit Watari schritt, erntete ich zunächst einmal erneut erschrockene und mitleidige Blicke von den restlichen SOKO Mitgliedern. `Ja genau das brauche ich jetzt….`dachte ich genervt und verdrehte die Augen. „Nur ein Wort…“ warf ich drohend in den Raum und maß die Anwesenden mit einen prüfenden Blick, ehe dieser bei L hängen blieb. Dieser starrte mich einfach nur ungerührte dennoch aufmerksam musternd an. Die restlichen Ermittler hatten sich in der Zwischenzeit von der ersten Überraschung, über meine ungewöhnliche Begrüßung, erholt und begannen dann mich ebenfalls zu begrüßen, sowie mir ihre Erleichterung über mein „wohlauf sein“ auszudrücken. Ich bedankte mich zwar artig, maß sie aber dennoch mit einen skeptischen Blick und setzte mich dann vorsichtig auf einen freien Platz. Nun bemerkte ich, wie mich L schon wieder mit seinen schwarzen Augen fixierte und ich zwang mich innerlich zur Ruhe, während ich stumm zurück starrte. „Du siehst ziemlich mitgenommen aus.“ Waren die ersten Worte, welche L an die junge Frau richtete und wiedermal jede ihrer Reaktionen zu analysieren versuchte. Ich biss indessen die Zähne zusammen. Hatte ich nicht gerade etwas gesagt gehabt? Soviel zu Thema er nimmt sich mit seinen Provokationen zurück, denn nichts anderes war das gerade. „Was für ein Kompliment. Vielen Dank Ryuzaki. Ich freue mich auch dich zu sehen.“ Kam es sogleich sarkastisch von mir zurück. L beobachtete derweil Zahra bis ins kleinste Detail. Ihm passte es gar nicht, dass sie jetzt mit im Hotel wohnte und er hätte zudem auch nie gedacht, dass sie sich darauf einlassen würde. Wiedermal hatte sie ihm überrascht und seine Hoffnungen, Wataris glorreiche Idee mit dem Hotel umgehen zu können, zunichte gemacht. Und auch jetzt konnte er erneut nicht erkennen, was in ihr wirklich vorging oder was sie beabsichtigte als nächstes zu tun, was ihm ohnehin schon gewaltig störte. Aber allen Anschein nach sprang sie zumindest immer noch auf seine Provokationen an, was hieß, dass ihr Charakter wohl immer noch derselbe war und vom Unfall nicht beeinflusst wurde. Zudem musste er zugeben, dass sie wirklich ziemlich fertig aussah. „Vielen Dank“ war seine schlichte Antwort darauf. Ich merkte, wie sich mein Körper schon wieder verspannte und atmete zunächst einmal tief durch. Ich sollte das jetzt einfach übergehen und zeitgleich wurde mir nun vollständig bewusst, auf was ich mich hier eigentlich eingelassen hatte. ` Vielleicht sollte ich, solange ich hier bin, es einfach mal mit Meditation versuchen` schoss es mir durch den Kopf. Das konnte wahrlich heiter werden. Und bei sowas sollte ich mich erholen? „Kommen sie Zahra. Ich zeige ihnen ihr Zimmer.“ Sprach mich nun plötzlich Watari freundlich von der Seite an. Ich sah zu ihm auf und lächelte ihm dankbar zu, bevor ich mich von meinem Platz erhob und ihm vorsichtig folgte. Das Zimmer war riesig und hatte ein großes Doppelbett, sowie einen ebenso großen Kleiderschrank. Ich sah Watari nur ungläubig an. Das Ding war so groß wie meinen Wohn- und Schlafzimmer zusammen. Ich fühlte mich gerade einfach nur klein und winzig. Watari beobachtet amüsiert das Gesichtsspiel der jungen Frau. „Na Zahra gefällt es ihnen?“ fragte er sogleich und lächelte mich freundlich an. Ich ließ mich einfach nur auf den erstbesten Stuhl sinken und beobachtete stillschweigend das sich mittlerweile drehende Zimmer. Mein Kopf war gerade einfach nur überfordert. „Alles OK bei ihnen“ kam es nun sofort besorgt von ihm hinterher und kniete sich zu mir runter. Ich sah ihm mit einem müden Lächeln in die Augen und nickte ihm kurz zu. „Ja geht schon Watari. Danke“ fügte ich dann noch bestätigend an. Er maß mich nochmals mit einem abschätzenden Blick, ehe er sich wieder erhob und sein Wort erneut an mich richtete. „Sie sollte sich etwas ausruhen Zahra. Möchten sie vielleicht was essen?“ Ich schüttelte nur sacht den Kopf, immer darauf bedacht, das Karussell nicht erneut an zustupsen, während ich mich langsam wieder erhob. „Nein Danke Watari. Ich habe keine Hunger.“ Meinte ich sanft Lächelnd und begab mich danach wieder zusammen mit ihm ins Hauptzimmer. Dort angekommen ging ich direkte auf Ryuzaki zu, um ihn um etwas zu bitten. „Ryuzaki ich würde mir gerne das neue Kira Video ansehen.“ Gab ich sogleich von mir, als dieser zu mir aufsah. L musterte sie skeptisch. „Solltest du dich nicht lieber etwas ausruhen Zahra?“ kam prompt die Gegenfrage. Ich zog eine Augenbraue hoch und besah mir den jungen Detektiv prüfend. Was sollte den das jetzt werden? Machte er jetzt etwa ein auf besorgt? Ich schüttelte innerlich den Kopf. „Mach ich später. Erst möchte ich mir das Video ansehen, schließlich bin ich hier um zu ermitteln und nicht um mich zu erholen.“ Erklärte ich sachlich und fixierte währenddessen seine schwarzen Augen. Er maß Zahra nochmals abschätzend, ehe er sich erhob und ihr tonlos anwies ihm zu folgen. Somit setzte ich mich auch sofort in Bewegung, während die restlichen Ermittler mich besorgt musterten.
 

Schnell hatte ich das kurze Videomaterial gesichtet und erneut konnte ich nur über Aussagen wie Shinigamis und Kira hätte keine Augen den Kopf schütteln, was ich wiedermal bereute. Ich zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und hielt mir meinen schmerzenden Kopf. Das machte mich einfach wahnsinnig. Dieser Unfall machte mir doch mehr zu schaffen, als ich es mir eingestehen wollte. Und dann diese wirren Wortspiele von Kira 2. Kurz darauf vernahm ich Ryuzakis Stimme neben mir. „Und was hältst du davon?“ war neugierig zu hören. Ich hob langsam meinen Kopf und sah in die Richtung, aus der seine Stimme kam, was mir augenblicklich ein kurzes schmunzeln entlockte, welches aber sofort wieder verschwand. Er stand etwas gut einen halben Meter neben mir und beäugte mich skeptisch. Anscheinend hatte er aus unserer ersten Auseinandersetzung gelernt. „Nun ja ich finde es ziemlichen Schwachsinn. So etwas wie die Existenz von Shinigamis halte ich für irrational und daher ausgeschlossen. Dennoch könnte es so etwas wie ein Code sein, gerade wenn man bedenkt das Kira 1 angeblich keine Augen hat. Denn was wir wissen ist das dieser Namen und Gesicht des Opfers braucht und dieser Kira 2 nur noch das Gesicht. Vielleicht ist ja genau das damit gemeint.“ Schloss ich meine Analyse und sah L herausfordernd an. Dieser schien kurz zu überlegen, ehe er mir ungerührt antwortete. „Nun wir gehen ebenfalls davon aus, dass dies eine Art Code sein muss. Nur ist mir noch nicht ganz schlüssig, wie wir diesen entschlüsseln sollen.“ Ich besah ihn kurz mit einen nachdenklichen Blick, ehe ich mich von dem Sofa erhob und ein paar Schritte auf ihn zu machte. L beobachtete Zahra genau. Sie hatte wiedermal hervorragend kombiniert, aber das hatte er nunmehr auch nicht anders erwartet. Jetzt jedoch bewegte sie sich wiedermal auf ihn zu und er konnte erneut nicht abschätzen, aus welchen Grund sie dies tat, sodass er sie misstrauisch im Blick behielt. Er folgte jeder ihrer Bewegungen und studierte jede ihrer Reaktionen, um wenn nötig schnell reagieren zu können. Ich bemerkte wie er mich skeptisch mit seinen Augen fixierte und musste innerlich wiedermal schmunzeln. Er konnte mich wirklich nicht einschätzen, wie mir schien und das freute und amüsierte mich zugleich. „Ja das dürfte schwierig werden, aber ich denke das kriegen wir schon irgendwie hin.“ Meinte ich mit einen aufmunternden Lächeln zu ihm und erhielt dafür einen überraschten Blick. „Na gut ich denke es reicht für heute. Ich werde mich jetzt etwas ausruhen gehen.“ fügte ich erschöpft noch hinzu. L maß sie erneut abschätzenden. Das war wiedermal eine Reaktion von Zahra gewesen, welche er in dieser Situation nicht vermutet hätte. Das ganze fraß mittlerweile gewaltig an seinem Ego. „Ja mach das.“ War die ungerührte Antwort von ihm, bevor ich ihn mir noch ein letztes Mal prüfend besah und mich dann auf den Weg unter die Dusche machte. Als ich durch das Hauptzimmer ging, begegneten mir erneut die besorgten Blicke der anderen SOKO Mitglieder, was mich sogleich dazu bewegte die Augen zu verdrehen. „Schon gut ich ruh mich ja jetzt aus.“ Kam prompt genervt von mir, was mir ein paar überraschte Blicke einbrachte, während ich mich langsam weiter ins Bad schlich. Dort angekommen entkleidete ich mich und begutachtete nochmals resigniert meine Körper, bevor ich mich unter das entspannende Nass der Dusche begab. Es war wirklich eine Wohltat für meine geschundenen Körper, wie das Wasser sanft über meine Haut streichelte und meine verspannten Muskeln löste. Eine Weile stand ich einfach nur mit geschlossenen Augen da und genoss das Gefühl, wie die Wassertropfen auf meine Haut prasselten. Wenn ich ehrlich war nahm mich das alles doch viel mehr mit und vor allem die ständige Müdigkeit machte mit zu schaffen. Erschöpft trat ich vorsichtig wieder aus der Dusche und trocknete sacht meinen gemarterten Körper ab, ehe ich mir das Handtuch umband und plötzlich erschrocken inne hielt. Mir viel gerade auf, das ich mir nicht mal frische Sachen mitgenommen hatte und um zu meinen momentanen Zimmer zu gelangen, musste ich einmal quer durchs Hauptzimmer watscheln. Mein Blick viel auf die alten Sachen, welche ich vorher getragen hatte und ich überlegte, ob ich diese einfach nochmal anziehen sollte. Ich zuckte kurz mit den Schultern und besah mir kritisch das Handtuch um meinen Körper. Es reichte mir gerade so von der Brust bis über den Hintern, aber es verdeckte ja alles Wichtige. Zudem hatte ich kein Problem mit meinem Körper oder gar mit der natürlichen Nacktheit, denn Lina war eine überzeugte FKK Anhängerin gewesen, was mich allerdings nie gestört hatte. Bei dem Gedanken huschte wiedermal ein trauriges Lächeln über meine Lippen. An sie konnte ich mich glücklicher weise noch erinnern. `Und außerdem….wer hat schon einen Monet auf seinen Körper..` dachte ich amüsiert. Somit schnappte ich mir also meine alten Sachen, welche ich mir unter den Arm klemmte und begab mich dann zurück auf den Weg in mein Zimmer. Als ich ins Hauptzimmer trat, wurde ich sofort mit einer Mischung aus Erschrecken, Überraschung und Verlegenheit gemustert. Ich blieb kurz stehen und besah mir belustigt das Schauspiel, wie dort eine Hand voll erwachsender Männer mich mit offenen Mund anstarrten. Auch L besah mich irritiert? überrascht? Ich konnte diesen Ausdruck in seinem Gesicht nicht wirklich deuten, aber es vergrößerte mein Schmunzeln nochmals, bevor ich erneut mit den Schultern zuckte und mich gelassen an die Anwesenden wandte. „Hab vergessen mir Sachen mit zunehmen.“ War alles was ich ungerührt hervorbrachte, bevor ich nach einen letzten Blick auf die entgleisten Gesichter belustigt in mein Zimmer verschwand. Dort ließ ich die alten Sachen einfach fallen und legte mich so wie ich war behutsam auf mein Bett. Ich schloss erschöpft die Augen, um das sich erneut drehende Karussell in meinem Kopf zu besänftigen, was mich allerdings hingegen meinen Erwartungen immer weiter in die Dunkelheit führte und ich letztendlich einschlief.

zwei Gesichter

Zwei Gesichter
 

Zahra war wiedermal für eine Überraschung gut gewesen, mit der keiner der Anwesenden gerechnet hatte. Immer noch sahen die Ermittler hin und wieder irritiert und ungläubig zu der Zimmertür, hinter der die leicht bekleidete Zahra vor ein paar Minuten verschwunden war und konnten nur wiederholt den Kopf schütteln. Auch L hatte ihr Aufzug überrascht, wenn nicht sogar etwas verwirrt. Erneut hatte sie etwas getan, womit er bei der so unvorhersehbaren jungen Frau nicht gerechnet hätte. Sie gab ihm wahrlich schon wieder neue Rätsel auf, von welchen er bis jetzt noch keines zu hundert Prozent lösen konnte. Zudem musste er sich wiederwillig eingestehen, dass er diesem Anblick auch nicht so ganz abgeneigt gegenüber war, wie er gerade versuchte sich einzureden. Schlussendlich war er auch nur ein Mann und unterlag den biologischen Gesetzen der Hormone. Unwillig sah er zu ihrer Zimmertür und legte nachdenklich seinen Daumen an die Unterlippe. Er hatte ja gleich gewusst, dass es keine gute Idee war, wenn sie hier mit im Hotel wohnen würde. Dafür war sie einfach zu unkalkulierbar, in allem was sie tat. Er hätte es einfach nicht zulassen dürfen. Seid sie der Sonderkommission bei getreten war, zweifelte er an der Richtigkeit seiner Entscheidung bezüglich Zahra. So klug und kompetent sie auch war, sie bedeutete für ihn ebenso ein schwer kalkulierbares Risiko in seinen Ermittlungen. Auch wenn L wusste das sie die Lösung des Falls niemals absichtlich gefährden würde, so konnte ihre Sturheit seine eigenen Pläne in Gefahr bringen. Und das alles störte ihn gewaltig. Aber einen Vorteil hatte diese ganze Farce für ihn. Denn so hatte er sie wenigstens vorerst 24 Stunden lang unter Beobachtung und somit etwas mehr die Kontrolle über Zahra. Vielleicht gelang es ihm sogar, sie während dieser Zeit endgültig zu durchschauen. Irgendwie würde er schon einen Nutzen aus dieser für ihn ungewollten Situation ziehen beschloss er, als Watari in diesem Moment das Zimmer mit einem Servierwagen betrat. Dieser hielt kurz inne und beäugte skeptisch die auf die eine oder andere Art seltsam dreinblickenden Ermittler im Raum und auch L schien im Moment irgendetwas zu beschäftigen. Die einzige, welche er nicht im Zimmer ausfindig machen konnte, war Zahra. Schnell wurde ihm bewusst, dass wohl etwas vorgefallen sein musste. Aber ob dies mit Zahra oder Kira zusammenhing vermochte er in diesem Moment nicht zu sagen. „Wo ist Zahra?“ fragte er neugierige in den Raum, während er den Wagen zu Ryuzaki hinüberschob, welcher sich auch sofort an diesem bediente. „Sie ist in ihrem Zimmer und wollte sich etwas ausruhen.“ Kam auch sogleich von L und nahm sich indessen ein paar der Süßspeisen vom Wagen. Watari besah sich die Anwesenden nochmals mit hoch gezogener Augenbraue, bevor er sich zu Zahras Zimmer aufmachte und leise anklopfte. Jedoch bekam er von dieser keine Antwort, weder auf sein mehrmaliges Klopfen noch auf das Rufen ihres Namens. Besorgt öffnete er vorsichtig die Tür und klopfte nochmals an diese währenddessen er erneut ihren Namen aussprach. Auch diesmal bekam er keinerlei Reaktion und lugte darauf hin behutsam in den Raum hinein. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er die nur mit einem Handtuch bekleidete, schlafende Zahra entdeckte. Und plötzlich schlich sich bei ihm ein Gedanke ein, welcher das seltsame Verhalten der Männer im Hauptzimmer erklären würde. Er schüttelte darüber leicht den Kopf, ehe er leise in das Zimmer schritt und die von ihr so achtlos hingeworfenen Sachen wegräumte. Danach trat er an das Bett und legte fürsorglich eine der Decken über die ruhig atmende Person vor ihm. Er wollte ja nicht, dass sich Zahra zu allem Überfluss auch noch erkälten würde. Leicht Lächelnd schaute er nochmals kurz zu der junge Frau, bevor er dann vorsichtigen Schrittes wieder den Raum verließ und die Zimmertür behutsam wieder hinter sich schloss. Die Anwesenden hatten natürlich Wataris erfolgloses Bemühen bemerkt gehabt und blickten nun etwas besorgt in seine Richtung. Auch L hatte das Ganze aufmerksam verfolgt, beschäftigte sich aber in erster Line mit dem nun vor ihm befindlichen Stück Erdbeertorte. „Kein Sorge meine Herren, Zahra schläft und ich glaube das dies momentan das Beste für sie ist.“ Meinte Watari beruhigend an die Anwesenden gewandt, als er ihre Besorgnis bemerkte. Ein erleichterter Gesichtsausdruck schlich sich auf ihre Gesichter, woraufhin Watari kurz darauf Lächelnd den Raum wieder verließ.
 

Am nächsten Morgen waren neue Hinweise im Fall Kira aufgetaucht. Genau genommen waren es Tagebucheinträge, welche von Kira 2 verschickt worden waren. L hockte nachdenklich auf einem der Sessel und grübelte über die augenscheinlich schwachsinnigen Einträge, welche einfach viel zu offensichtlich waren, während die restlichen Ermittler darüber angeregt diskutierten. Herr Yagami hatte inzwischen Light über dessen auftauchen in Kenntnis gesetzt und somit fehlte nur noch ein Mitglied der SOKO, welches immer noch im Nebenzimmer lag und schlief. L richtete seinen Blick nachdenklich auf Zahras Zimmertür. Es war gut das sie sich ausruhte, nur zu viel Schlaf war auch ungesund und beeinträchtigte den Kreislauf. Außerdem würde ihm ihre Meinung zu den Tagebucheinträgen brennet interessieren und zudem hatte sie ja selbst gesagt, dass sie hier war um an den Ermittlungen weiter teilnehmen zu können und nicht um sich zu erholen. Somit stand er entschlossen auf und machte sich auf den Weg zu Zahras Zimmer. „Ryuzaki. Wo wollen sie hin?“ fragte sogleich Herr Yagami, welcher L´s entfernen bemerkt hatte und diesen nun skeptisch musterte. „Ich werde Zahra wecken. Sie ist immerhin auch ein Mitglied der Sonderkommission und ich würde gerne ihre Meinung zu den Tagebucheinträgen hören.“ Meinet dieser ungerührt, während er sich nicht einmal umschaute, sondern seinen Weg unbeeindruckt fortsetzte. Herr Yagami sah ihm nur ziemlich überrascht hinterher und ihm schwante nichts Gutes bei dem Gedanke an dessen Vorhaben. Auch die anderen Ermittler, welche den Wortwechsel bemerkt hatten, sahen L etwas ungläubig hinterher und schüttelten nebenbei erstaunt den Kopf. Keiner von ihnen, hatte die letzte Auseinandersetzung der beiden vergessen und niemand von ihnen konnte eindeutig sagen, was Ryuzaki unter wecken verstand. Dieser war derweil an ihrer Zimmertür angekommen und versuchte Zahra mit permanenten Klopfen und gelegentlichen Rufen auf sich aufmerksam zu machen, was allerdings nicht den gewünschten Erfolg mit sich brachte. Unwillig besah er sich die Tür. Zahra schien wirklich einen mehr als festen Schlaf zu haben, aber er wollte einfach zu gerne wissen, welche Gedanken sie zu diesen Einträgen äußern würde. Daher öffnete er vorsichtig die Zimmertür und linste behutsam hinein, nicht das sie vielleicht doch schon wach war und ihn mit irgendeiner unvorhergesehenen Reaktion ihrerseits überraschte. Aber alles was er erblickte war ein schlafende Zahra, welche zusammen gerollt unter ihrer Bettdecke lag und einen ruhigen Atemzug nach dem anderen tat. Wachsam betrat er den Raum und hielt dann direkt vor ihrem Bett inne. Abschätzend besah er sich die junge Frau, welche vor ihm im Bett lag und deren Brustkorb sich mit jedem Atemzug sanft hob und senkte. L konnte nur in etwa erahnen wie sie reagieren würde, wenn sie ihn direkt nach dem Aufwachen hier erblicken würde. Sorgfältig ging er im Kopf alle möglichen Szenarien durch, um auf jegliche Eventualität vorbereitet zu sein. Aber noch etwas fiel ihm beim Mustern von dieser auf. Sie schlief allen Anschein nach ohne jegliche Kleidung, was ihm ihr entblößter Rücken verriet, welcher nicht von der Bettdecke verhüllt wurde. Diese Tatsache verwunderte den jungen Detektiv nicht nur, sondern könnte die Sachlage, wenn sie ihn hier vorfand nochmals verschärfen. Er musste also auf alles vorbereitet sein. Entschlossen aber dennoch wachsam sprach er sie erneut an, was allerdings auch diesmal ohne Reaktion der Schlafenden blieb. Unwillig verzog er abermals das Gesicht und versuchte dann diese mit Zuhilfenahme seines Zeigefingers erneut zu wecken. Achtsam tippe er ihr mit diesem mehrmals auf die Schulter und wiederholte währenddessen immer wieder ihren Namen, bis diese endlich eine Rührung zeigte. Aufmerksam verfolgte er jede ihrer Reaktionen und ließ sie nicht eine Sekunde aus seinen schwarzen Augen. Jetzt musste er wachsam sein.
 

Langsam glitt der träge Schlaf aus meinen Gedanken und ich bemerkte, wie mich etwas permanent an meiner Schulter berührte und jemand wie in einer Dauerschleife meinen Namen immer wieder aussprach. Verschlafen drehte ich mich auf den Rücken und lauschte der penetranten Stimme in meinem Kopf, welche wie ein Echo nachhallte. `Aber das ist doch die Stimme von….` war mein erster klarer Gedanke und ich war mit einem Schlag hell wach. Ruckartig riss ich die Augen auf und drehte meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme gekommen war und starrte plötzlich entsetzt in das Gesicht von Ryuzaki, welcher neben meinem Bett stand und mich misstrauisch musterte. Mit einem Satz war ich an das andere Ende des Bettes geflüchtet. Dort hockte ich nun und umklammerte erschrocken meine Decke vor meinem Oberkörper, während ich versuchte mein Herz wieder in einen halbwegs normalen Rhythmus zu bekommen, indessen ich den Eindringling entgeistert anblickte. Dieser starrte nur etwas irritiert zurück. Einen Augenblick später hatte mein Verstand die gesamte bizarre Situation in der ich mich gerade wieder fand verarbeitet und sogleich begann sich mein Blick zu verfinstern. „Sag mal hast du nen Knall Ryuzaki? Was in drei Teufels Namen machst du hier.“ Fuhr ich ihn prompt verärgert an und schenkte ihm einen Blick, nachdem es mich nicht gewundert hätte, wenn er auf der Stelle tot umgefallen wäre. Hatte der sie noch alle? Wie kam er dazu mich beim Schlafen zu beobachten? Wie kam er überhaupt dazu, so einfach in mein Zimmer zu kommen? Zudem saß ich hier noch komplett nackt unter meiner Decke wie ich erschrocken feststellen musste. Ich war gestern wohl einfach eingeschlafen und hatte es nicht mehr geschafft mir noch etwas anzuziehen. Und wer weiß wie lange der da schon stand. In mir kochte es im wahrsten Sinne des Wortes. Der hatte doch echt nicht mehr alle Latten am Zaun. Und sowas schon am frühen Morgen. L beobachte indessen sehr genau jede ihrer Bewegungen, aber anstatt auf ihn los zugehen kauerte sie sich wie ein verschrecktes Huhn zusammen und beschimpfte ihn. Wiedermal etwas, was er nicht erwartet hatte, sondern ihn eher irritierte. Dennoch war er auf der Hut, denn die Spannung im Raum konnte er ganz deutlich fühlen. „Wir haben einige Tagebucheinträge von Kira Nummer 2 erhalten, welche im Fernsehen ausgestrahlt werden sollen und ich wollte dich lediglich darüber in Kenntnis setzten.“ Begann er seine Anwesenheit in ihrem Zimmer zu rechtfertigen. „Zudem würde ich gerne wissen, was du davon hältst.“ Schloss er sachlich seine Ausführungen und hielt ihr das Blatt mit den besagten Einträgen entgegen, entließ Zahra allerdings nicht eine Sekunde aus seinen prüfenden Blick. Ich musterte ihn ebenfalls aufmerksam und wurde bei seinen Worten hellhörig. Mit einem letzten kritischen Blick zu ihm, lehnte ich mich etwas nach vorne und entzog ihm nicht gerade sanft den besagten Zettel. Schnell überflog ich die Einträge und schon übernahm mein rationaler Verstand erneut die Führung. Ich begann den Inhalt genauestens zu analysieren und dieser machte mich mehr als nur stutzig. Sie schienen einfach zu offensichtlich auch wenn ich schon bemerkt hatte, dass dieser zweite Kira nicht ganz so helle war wie der erste. Aber so blöd konnte doch niemand sein. Da musste doch noch irgendetwas anderes dahinter stecken. Zudem kam, dass ich aus den Augenwinkel bemerkte wie Ryuzaki mich die ganze Zeit über weiterhin ungerührt anstarrte. Dies ließ meine gerade so unterdrückte Wut erneut auflodern. Nicht nur das es mich wahnsinnig machte, wenn er mich ununterbrochen anstarrte. Nein. Dazu kam das ich auch vollkommen nackt in meinem Bett saß, wenn auch die Decke alles verhüllte. Der hatte echt Nerven. Wie konnte man nur so dreist sein? „Und was hältst du davon?“ fragte er neugierig nach auch wenn er bemerkte, dass die Spannung im Raum sich wiedermal verschärft hatte. Ich sah ihm finster in die Augen und versuchte ernsthaft nicht die Kontrolle zu verlieren. Wollte er das jetzt gerade allen Ernste in so einer Situation besprechen? Mir viel zu ihm einfach nichts mehr ein. Ich konnte nur noch innerlich ungläubig den Kopf schütteln. Ich fixierte seine schwarzen Augen und erläuterte ihm dann kurz sachlich meine Überlegungen zu den Tagebucheinträgen, bevor ich ihm den Zettel wieder in die Hand drückte. „Und jetzt würde ich mich gerne Anziehen. Wenn du also die Freundlichkeit hättest aus meinem Zimmer zu verschwinden….“ Kam direkt angesäuert hinterher und ich bemaß ihn noch einmal mit einem bösen Blick. L hatte sich ihre Ausführungen genauestens angehört und wieder mal hatte sie die gleichen Schlussfolgerungen wie er selbst gezogen. Zahra war wirklich erstaunlich. Ebenso hatte er ihre nicht gerade freundliche Aufforderung vernommen und besah sie nun mit einen nachdenklich Blick, während er darüber nachgrübelte. „Wieso? Nach deinem gestrigen Auftritt hätte ich vermutet, das dich so etwas eigentlich nicht stört.“ Kam sogleich provokativ zurück und er behielt sie währenddessen ganz genau im Auge. Mir entglitten augenblicklich die Gesichtszüge und ich starrte Ryuzaki entgeistert an. Hatte der eigentlich nen Vollschatten? Jetzt drehte der wohl völlig ab. Erst schleicht er in meinem Zimmer rum und beobachtet mich beim Schlafen, obwohl ich komplett nackt im Bett liege. Dann ist er der Meinung mit mir ein Gespräch in dieser sowieso schon skurrilen Situation führen zu müssen und jetzt wollte er allen Ernstes auch noch, dass ich mich vor ihm umziehe? Was ging da eigentlich in seinem kranken Kopf vor? Obwohl wenn ich genau darüber nachdachte, wollte ich das wahrscheinlich ohnehin nicht wirklich wissen. Der war doch einfach echt unglaublich. Mein ganzer Körper stand unter Strom und mein Blick, mit welchem ich ihn maß war schon mehr als nur dunkel. Ich knirschte mittlerweile vor Wut und Empörung mit den Zähnen. Das war wirklich die absolute Spitze des Ertragbaren für mich. Jetzt hatte ich wahrlich die Schnauze voll von seinen Provokationen. Das ging bei weitem zu weit. Ich griff mir einfach alles was ich in die Finger bekam und stellte den nun etwas entsetzt dreinblickenden Ryuzaki unter Dauerfeuer, während ich mit der anderen Hand meine Decke vor meinem Körper festhielt, um meine Blöße zu verdecken. „Du hast sie doch wohl nicht mehr alle! Mach das du hier raus kommst, aber pronto! Sonst vergess ich mich endgültig!“ schrie ich L wütend hinterher, indessen ich weiterhin alles Mögliche als Wurfgeschoss einsetzte, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. L hingegen hatte seine provokanten Worte schnell bereut und wich entsetzt einem Geschoss nach dem anderen aus, während er zur Tür eilte. Dennoch traf ihn eines treffsicher am Hinterkopf, was ihm ein schmerzvolles Keuchen entlockte, ehe er schnell die Tür hinter sich schloss.
 

Schwer atmend hielt ich inne und ließ das Buch, welches ich gerade in der Hand hielt sinken. Mein Kopf hämmerte mindestens genauso intensive wie mein rasendes Herz und das Karussell hatte dieses Mal seine bisherige Rekordgeschwindigkeit erreicht. Seufzend und gequält schloss ich die Augen. Das war echt zu viel des Guten gewesen. Wie konnte man nur sowas von dreist sein? Er hatte mich wahrlich an die Grenzen meiner momentanen Belastbarkeit getrieben und es geschafft, dass ich mal wieder die Beherrschung verloren hatte. Der war einfach nur unfassbar. Ich saß doch allen Ernstes gänzlich Nackt auf meinem Bett mit nichts außer einer Decke vor dem Körper und warf mit allen möglichen Gegenständen nach einem Mann wie eine hysterisch gewordene Hausfrau. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Zu so etwas konnte mich wirklich nur L bringen, denn nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich zu solch einer Reaktion überhaupt imstande war. Der erweckte wahrlich Seiten an mir, welche mich selbst erschreckten. Ich, die sonst so ruhige und kontrollierte Person, begann plötzlich total die Beherrschung zu verlieren und mich zu Affekttaten hinreißen zu lassen. Das alles nahm immer absonderlichere Ausmaße an. Erschöpft ließ ich mich auf das nunmehr zerwühlte Bett sinken und zog mir genervt die Decke über den Kopf. Zu der ganzen Geschichte machten sich nun auch wieder die Nachwirkungen des Unfalls bemerkbar, wie ich schmerzhaft feststellen musste. L hingegen stand derweil vor der gerade geschlossenen Tür und rieb sich seinen schmerzenden Kopf. Er wusste ja schon das sie ausrasten konnte, aber das war ja schon beinahe Lebensgefährlich gewesen. War er vielleicht doch zu weit gegangen? L hatte zwar erreicht was er wollte, dennoch hatte ihn ihrer Reaktion mehr als nur entsetzt. Erneut war ihm eine derartige Situation mit Zahra entglitten und dies stieß ihm ziemlich sauer auf. Nachdem er sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, machte L sich wieder auf den Weg ins Hauptzimmer und sogleich machte sich ein ziemlich unwilliger Gesichtsausdruck bei ihm breit. Alle Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet, denn Zahras Ausraster war wohl nicht zu überhören gewesen, sodass ihn nun ziemlich entrüstete Blicke zugeworfen wurden, welchen sich zugleich empörtes Kopfschütteln anschloss. Auch Light befand sich nunmehr unter den Anwesenden und hatte derweil bereits von Ryuzakis Weck-Aktion wind bekommen. „Du bist wirklich unglaublich Ryuzaki“ meinte er leicht amüsiert an diesen gewandt und bedachte ihn ebenfalls mit einem ungläubigen Kopfschütteln. „Auf jeden Fall ist Zahra jetzt wach und kann uns bei der Entschlüsselung der Tagebucheinträge helfen. Dafür ist sie ja schließlich hier.“ Kam prompt gelassen als Antwort von L zurück und reichte Light währenddessen den Zettel, bevor er diesen prüfend musterte. Jeder im Raum konnte allerdings über den jungen Detektiv nur noch den Kopf schütteln.
 

Nachdem ich mich wieder gesammelt und es endlich geschafft hatte mich einzukleiden, betrat ich langsam das Hauptzimmer. Anfangs begegneten mir erneut diese mitleidigen Blicke, welche nach einen eindeutigen Blick meinerseits sofort wieder aus deren Gesichter verschwanden. Ich hasste es einfach und würde mich damit wohl auch nie anfreunden können. Meine Augen wanderten zu L, welchem ich nochmals einen bösen Blick schenkte, den dieser jedoch ungerührt ignorierte und mich stattdessen seelenruhig mit seinen schwarzen Augen fixierte. Das ganze begann sich schon fast wieder zu einem Starrkampf zwischen uns zu entwickeln, bis ich allerdings plötzlich von Light freundlich angesprochen wurde. „Hallo Zahra. Schön das es dir wieder besser geht. Ich hatte mir schon ernsthaft Sorgen um dich gemacht, als ich von dem Unfall erfahren habe.“ Unterbrach er den Blickkontakt zwischen L und mir, während er ein scheinheiliges Lächeln aufsetzte. Oje der hatte mir an diesem Morgen wirklich noch gefehlt. Ich merkte schnell, dass sein Lächeln wohl etwas ganz andres verbergen mochte, aber ich hatte ihn ja immerhin als „Freund“ gewonnen. Das hieß also dem vermeintlichen Kira brav anlächeln und immer schön freundlich sein. Somit setzte ich artig mein strahlendstes Lächeln auf, welches mir im Moment möglich war, und tat hoch erfreut über seine Besorgnis um mich. „Ach Light das ist lieb von dir, aber das musst du nicht. Ich bin schon fast wieder ganz die Alte.“ Meinte ich nett Lächelnd und behielt ihn allerdings prüfend im Auge. L beobachtete die erneut aufkommende Gesprächssituation zwischen Light und Zahra wiederwillig. Er hatte nicht vergessen, was aus der letzten so begonnenen Unterhaltung schlussendlich geworden war. Noch so einen Alleingang würde er nicht dulden. „Ja das kann ich bezeugen. Du brauchst dir also keine ernsthaften Sorgen machen Light.“ Mischte L sich sogleich in das Gespräch ein. Ich zwang mich erneut zur Ruhe, denn meine Geduld war heute eigentlich schon erschöpft und bemaß ihn mit einen kalten Blick, welchen er mal wieder gekonnt ignorierte. Auch Light sah überrascht zu Ryuzaki und zog eine Augenbraue hoch sagte jedoch nichts weiter dazu, sondern wandte sich nun wieder an mich. „Jedenfalls bin ich froh, dass dir nichts wirklich Schlimmes passiert ist und vielleicht können wir ja später noch einen Kaffee trinken gehen. Frische Luft hilft bekanntlich immer.“ Kam freundlich Lächelnd von ihm. Ich nickte ihm lediglich bestätigend zu und schenkte ihm zudem noch ein warmes Schmunzeln, ehe ich es mir auf einen der Sofas bequem machte. Light folgte mir sogleich und beschlagnahmte den Platz direkt neben mir, bevor er mir zuvorkommend einen Kaffee einschenkte. Ich bedankte mich höfflich bei diesem und schielte dann aus dem Augenwinkel zu L hinüber, welcher sich gerade auf einen freien Sessel hockte und nicht sehr erfreut zu mir rüber sah. Ryuzaki passte das ganze schon wieder gar nicht. Alles schien sich genauso wie beim letzten Mal zu entwickeln, ohne dass er etwas Entscheidendes dagegen ausrichten konnte. Schon wieder begann ihm eine Situation mit Zahra zu entgleiten. Ich besah ihn nur nochmals mit einem skeptischen Blick, bevor ich mich wieder dem neu aufgetauchten Problem zu wandte. „Also was machen wir jetzt mit den Tagebucheinträgen? Wer weiß was dieser zweite Kira anstellt, wenn wir diese nicht veröffentlichen würden. Allerdings halte ich ihn auch nicht für so minderbemittelt, dass er sich allen Ernstes im Dom mit Kira treffen will. Meiner Meinung nach, sollten wir die restlichen Einträge nicht außer Betracht lassen.“ Nahm ich die Ermittlungsarbeit sachlich wieder auf. Ich bekam daraufhin ein bestätigendes Nicken von einigen der SOKO Mitgliedern und auch L schien sich nun wieder dem Fall zu widmen. Light hingegen bemaß mich prüfend aus dem Augenwinkel was ich zwar registrierte, jedoch unkommentiert ließ. Ryuzaki besah sich indessen nochmals genau die Einträge auf dem Zettel und verkündete dann, dass das Spiel abgesagt sowie der Dom überwacht werden sollte. Ebenso schloss er sich meinen Gedankengängen an, dass alle weiteren Orte die Namentlich genannt wurden unter Beobachtung gestellt werden sollten, wofür sich sogleich Matsuda und Light freiwillig meldeten. Ich hielt kurz inne und blickte skeptisch zu Light hinüber. Wenn er Kira war, könnte er vielleicht die genaue Botschaft aus den Einträgen entschlüsseln und ebenso könnte dieser Schlüssel mit einen der Orte zu tun haben, für dessen Überwachung er sich gerade freiwillig gemeldet hatte. So würde er nicht mal auffallen. Aber ich war ja auch noch da und wenn dies der Fall war, müsste ich ihn im Auge behalten. „Ich werde Matsuda und Light ebenfalls begleiten.“ Verkündete ich somit entschlossen und erntete überraschte, wie auch besorgte Blicke von den restlichen Ermittlern. L fixierte nun Zahra, wie er auch zuvor schon Light prüfend beobachtet hatte. Sie hatte also wirklich schon wieder ihren eigenen Weg eingeschlagen, um Light im Auge zu behalten wie er nach kurzem Überlegen genervt feststellte. Zahra konnte es anscheinend einfach nicht lassen und würde sich ihm auch niemals unterordnen egal was er anstellte. Sie war wahrlich unkalkulierbar. Aber er musste wenigstens versuchen etwas zu unternehmen. „Zahra denk an deine Gesundheit. Noch bist du nicht wieder ganz gesund.“ Versuchte er sie somit von ihrem Plan abzubringen und auch die restlichen Mitglieder stimmten ihm überrascht, aber dennoch bekräftigend zu. Ich hob nur eine Augenbraue und besah mir diese unwillig. Was sollte das denn jetzt werden? Machte er jetzt etwa ein auf besorgt, nur um mich davon abzuhalten und die anderen auf seine Seite zu bringen? `Was du kannst, kann ich alle mal L….` dachte ich entschieden, ehe ich mich wieder an die Ermittler wandte. „Erstens sind bis dahin noch ein paar Tage Zeit in denen ich mich erholen kann und zweitens sind Matsuda und Light ja mit dabei. Die werden schon auf mich aufpassen, oder?“ fragte ich scheinheilig und blickte zwischen den beiden ebenso fragend immer wieder hin und her. Light war der erste, welcher sich nun einschaltete und mir unterstützend unter die Arme griff. „Ich finde Zahra hat Recht. Matsuda und ich werden schon gut auf sie Acht geben und wie wir wissen, hat sie eine sehr gute Beobachtungsgabe, welche sicher nützlich sein wird.“ Schloss er und schenkte mir ein scharmantes Lächeln. Oh man der hatte echt Nerven und das ich einen auf schutzbedürftiges Mädchen machen musste, ging mir auch gewaltig gegen den Strich. Aber ich mahnte mich innerlich zur Ruhe, denn nun stimmte auch Matsuda meinen Vorschlag zu, was den Rest augenscheinlich zu beruhigen schien. L beobachtete währenddessen stillschweigend die Szenerie. Zahra hatte es doch tatsächlich geschafft mit Lights Hilfe die restlichen Ermittler umzustimmen und somit mal wieder ihren Willen durchzusetzen. Sie spielte erneut mit den gleichen Waffen wie er und zwang ihn so abermals in die Defensive. Das alles fraß wahrlich an seinem Ego. „Du solltest dich trotzdem nicht übernehmen.“ Versuchte L es nochmals die Situation zu wenden. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich seine schwarzen Augen mit meinen fixierte. Ich wusste ja mittlerweile schon, dass er niemals nachgab. Dieses Mal jedoch wollte ich es nicht soweit kommen lassen, wie das letzte Mal. „Ich werde die beiden begleiten, ob es dir nun passt oder nicht Ryuzaki. Immerhin bin ich ebenso Teil der Sonderkommission, auch wenn ich im Moment vielleicht etwas angeschlagen bin. Aber an dieser Entscheidung werde ich nichts mehr ändern verstanden.“ Kam mit fest entschlossener Stimme von mir, bevor sich wiedermal die Folgen des Unfalls in meinem Kopf meldeten und ich mir genervt an den Kopf faste. „Alles ok bei dir?“ fragte Light sofort besorgt und legte mir sacht eine Hand auf die Schulter. Ich nickte kurz und merkte, wie mir mal wieder diese eindeutigen Blicke zugeworfen wurden. Das wurde mir gerade echt schon wieder alles zu viel. „Sagte doch du sollst dich nicht überanstrengen.“ Gab nun auch L sein ungerührtes Kommentar dazu, was das Fass für mich gerade einfach nur erneut zum Überlaufen brachte. Ich stand mit einem Ruck auf und hielt mich im nächsten Moment auch schon halt suchend an Lights Schulter fest, welcher mich sogleich alarmiert stützte. Ich warf Ryuzaki nur einen eiskalten Blick zu. „Wenn ich es mir recht überleg hast du sogar Recht Ryuzaki und das heißt für mich folglich ebenso, dass ich in der Gesellschaft von Matsuda und Light wesentlich besser aufgehoben bin, als bei dir hier im Hotel.“ erwiderte ich ihm mit scheidender Stimme, bevor ich mich noch einmal entschuldigend Lächelnd an die restlichen Ermittler wandte. „Entschuldigt mich bitte, aber ich werde mich jetzt noch etwas ausruhen gehen.“ Mit einen letzten Blick auf den mich aus finsteren Augen anblickenden L machte ich mich langsam auf den Weg zurück in mein Zimmer, während mir überraschte und erschrockene Gesichter folgten.
 

Ich hatte wiedermal einfach nur da raus gemusst, denn heute war meine Geduld am Ende und für solche Provokationen war mein Kopf und auch mein Verstand einfach noch nicht wieder bereit. Somit lag ich nun erneut auf meinem Bett und machte mir mal wieder meine Gedanken zu den beiden Kiras, sowie ebenso zu L, der es jedes Mal aufs Neue schaffte mich so in Rage zu bringen. Das war doch einfach alles nicht normal. Und ich erkannte mich mittlerweile auch nicht mehr wieder. Machte ihm das etwa Spaß mich immer wieder an die Grenzen meiner Belastbarkeit zu bringen? Erneut drängte sich mir wieder die Frage auf, was mich eigentlich geritten hatte diesen Irrsinn hier zu zustimmen. Wie sollte man sich da bitteschön erholen? Und Watari hatte mit seiner Vermutung, das L sich etwas zurück nehmen würde, ebenso ganz und gar falsch gelegen. Seufzend legte ich meinen Kopf auf die Knie und schloss die Augen. Wie schlimm konnte mein Leben eigentlich noch werden? Mir gingen Tausend Fragen durch den Kopf und für keine hatte ich eine klare Antwort. Nur eins wusste ich und zwar, dass ich mich niemals, von nichts und niemanden, unterkriegen lassen würde. Kurz darauf klopfte es leise an der Tür und ein freundlicher Watari lugte ins Zimmer, um sich nach meinem Befinden und meinen Appetit zu erkundigen. Ich schenkte ihm allerdings nur ein müdes Lächeln und wies ihn höflich ab, sodass er nach kurzem bedauern die Tür wieder schloss. Mir war im Moment einfach nicht nach Essen, denn mein Magen hatte die Rebellion immer noch nicht aufgegeben. Watari machte sich nach der Ablehnung betrübt wieder auf den Weg ins Hauptzimmer, in welchen Mittlerweile nur noch einige wenige Ermittler neben Ryuzaki anwesend waren. Light und Aizawa waren bereits gegangen und Moggi hatte den Dienst im Präsidium übernommen. „Zahra bereitet mir wahrlich ein wenig Sorgen. Seid sie hier ist, hat sie noch nicht gegessen.“ Wandte dieser sich nun besorgt an die restlichen Anwesenden, welche ihn sogleich ebenso betrübt musterten. L hingegen saß an seinem Laptop und rührte unterdessen nachdenklich seinen Kaffee um. Zahras Worte hatten ihn trotz allem in gewisser Weise getroffen, auch wenn er dies niemals zugeben würde. Erneut hatte sie anders reagiert als er vermutet hatte, denn er hätte damit gerechnet, dass sie sich eher bis aufs Blut verteidigen würde. Denn schon allein die Tatsache, dass sie es nicht mochte bemitleidet zu werden, war ihm nicht entgangen. Allerdings war er nicht so unaufmerksam, dass er Wataris Worte nicht gehört hatte, denn auch darüber begann er nun nachzugrübeln. Das Zahra nichts aß war nicht gerade gesundheitsfördernd und könnte ihren Aufenthalt hier im Hotel im schlimmstenfalls noch verlängern. „Watari. Vielleicht sollten sie es einfach mal mit Schokoladenkuchen versuchen. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, wird sie diesen gewiss nicht ablehnen.“ Bemerkte er beiläufig und nahm danach eine schluck von seinem Kaffee. Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet und diese hatten alle einen überraschten Ausdruck angenommen. Alle bis auf einen. Watari lächelte sanft und besah sich seinen Schützling. Anscheinend ging sein kleiner Plan auf. „Danke Ryuzaki. Ich werde es sogleich mal ausprobieren.“ Meinte dieser freundlich und verließ danach das Zimmer, nur um eine halbe Stunde später wieder mit einem Stück Schokoladenkuchen in diesem zu erscheinen. Er eilte sofort zu Zahras Zimmer und klopfte manierlich an, bevor er in dieses einschritt. Ich schaute auf und bekam große Augen, als ich das Stück Kuchen erblickte. Auch mein Magen machte sich sofort hörbar bemerkbar und ein sanftes Lächeln huschte über Wataris Gesicht, als er mir den Kuchen ans Bett brachte. „Vielen Dank Watari. Aber sagen sie…..wie sind sie jetzt plötzlich auf Schokoladenkuchen gekommen.“ Fragte ich sogleich neugierig, nachdem der erste Bissen in meinem Mund verschwunden war. Dieser sah mich erleichtert an, ehe er mir antwortete. „Nun ja, eigentlich war das Ryuzakis Idee nicht meine, aber ich bin froh, dass sie endlich etwas zu sich nehmen.“ Schloss er und schenkte mir wieder sein warmes Lächeln. Ich verschluckte mich prompt, als ich seine Worte vernahm und sah dann überrascht zu ihm hoch. Watari nickte mir nochmal freundlich und bestätigend auf meine unausgesprochene Frage zu, bevor er sich mit einem sanften Lächeln von mir verabschiedete und mich total perplex dort sitzen ließ. Kurz musste ich ein paar Mal blinzeln und besah mir dann den Kuchen vor mir. L hatte also meine Vorliebe für Schokolade bemerkt und Watari anscheinend darüber in Kenntnis gesetzt. Aber warum? Machte er sich vielleicht doch seine Gedanken um mich? War vielleicht gerade sowas seine Art von Nettigkeit oder hatte er nur eine sachliche Feststellung zu meiner Person geäußert gehabt? Was hatte denn das nun schon wieder zu bedeuten? Hatte ich ihm vielleicht vorhin Unrecht getan? Mein Kopf begann wieder zu schwirren und während ich genüsslich meinen Kuchen aß machte ich mir weiterhin meine Gedanken zu L, welcher mich gerade mal ausnahmsweise positiv zu überraschen schien.
 

Spät in der Nacht wurde ich plötzlich wach und setzte mich etwas unwillig, sowie schläfrig auf. Mein Hals war trocken und rau. Ich sah auf den Wecker auf meinem Nachttisch und musste genervt feststellen, dass es gerade mal drei Uhr morgens war. Allerdings konnte ich das Gefühl in meinem Hals nicht einfach ignorieren und stand somit wiederwillig aus meinem warmen, kuschligen Bett auf, um mir etwas zu trinken zu besorgen. Da ich dieses Mal wenigstens meine Unterwäsche anbehalten hatte, so jedoch nicht ins Hauptzimmer latschen wollte, zog ich mir meine Decke wärmend um die Schulter und setzte mich danach in Bewegung. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete musste ich feststellen, dass das Hauptzimmer bis auf das Licht, welches L´s Laptop abgab vollkommen Dunkel war. Ich schüttelte nur verwundert den Kopf. Das er bei diesem Licht und zudem um diese Zeit immer noch arbeitete war mir ein Rätsel, denn ich konnte vor dem Laptop ganz genau seine Silhouette ausmachen. `Mir würden ja sowas von die Augen wehtun…` dachte ich nur verwundert und zuckte dann kurz mit den Schultern. Waren ja seine Augen die er da versaute. `Ob der auch irgendwann mal schlief…`war die nächste Frage, welche sich in meinen Kopf breitmachte, welche ich aber sogleich wieder abschüttelte. Warum machte ich mir eigentlich über sowas Gedanken? Ich atmete noch einmal tief durch und schlich mich dann leise an ihm vorbei, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass er mich nicht bemerken würde. Aber gegen jede meiner Erwartungen blieb es still. Somit nahm ich mir leise eine Flasche Wasser aus der Minibar und drehte mich langsam um, als mein Blick auf L hängen blieb und ich verdutzt inne hielt. Von dieser Position aus konnte ich genau in sein Gesicht sehen, welches vom hellen Licht des Laptops beleuchtet wurde. Ich blinzelte ein paar Mal und sah nochmal genauer hin. `Das gibt’s doch nicht…..der hockte da ernsthaft und schläft…` ging mir überrascht durch den Kopf und ich starrte einfach nur verdattert auf das sich mir bietende Bild. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Der war wirklich eine Nummer für sich. Langsam und vorsichtig schlich ich mich näher an den Schlafenden heran und begutachtete still sein Gesicht. Ich konnte sachte und gleichmäßige Atemzüge war nehmen und nun viel mir auch auf, das auf dem Laptop nur der Bildschirmschoner aktiv war. Erneut schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Der hockte doch allen Ernstes auf dem Sessel und schlief seelenruhig, als könnte er keiner Fliege etwas zu leide tun. `Wenn ich ihn jetzt anstupsen würde…..ob er dann einfach umfiel oder wie ein Stehaufmännchen wieder in seine alte Position zurück zwitschen würde….` Überlegte ich amüsiert und musste ein leises Kichern unterdrücken. Die Vorstellung war einfach zu komisch. Noch einmal besah ich mir L mit einem leichten Schmunzeln und schüttelte abermals amüsiert den Kopf, ehe ich mir die Decke von den Schultern nahm und ihm diese behutsam umlegte. Vielleicht war er ja auch gar nicht so schlimm wie ich immer dachte, denn jeder Mensch hatte doch schließlich auch seine guten Seiten. Dann nahm ich leise meine Flasche und machte den Laptop aus, sodass mich nun die vorkommende Dunkelheit einhüllte. Mit einen letzten kurzen Blick auf die nunmehr schwarze Gestallt neben mir, machte ich mich dann behutsam und immer noch schmunzelnd auf den Weg zurück in mein Zimmer.

Choco

Choco
 

L öffnete langsam seine Augen und blinzelte ein paar Mal um den Schleier des Schlafes, welcher diese trübte zu verbannen. Sogleich bemerkte er, dass hier etwas nicht stimmte. Es war immer noch stockdunkel im Zimmer, aber dennoch war das erste was er erfasste, das nicht nur sein Laptop ausgeschaltet, sondern er ebenso allen Anschein nach mit irgendetwas zugedeckt worden war. Aber wieso und vor allem von wem? Was hatte das zu bedeuten? Verwirrt ließ L die Decke von seinen Schultern gleiten und machte sich nachfolgend daran seinen Laptop wieder hoch zufahren. Die Uhr zeigte ihm, dass es kurz nach vier war. Er hatte also nicht sehr lange geschlafen. Genau genommen gerade mal drei Stunden, aber das reichte ihm völlig denn mehr brauchte er nicht. Schlaf war ein notwendiges Übel, welches ihm nur die kostbare Zeit für seine Arbeit stahl. Nicht mehr und nicht weniger. Allerdings muss während dieser drei Stunden jemand hier gewesen sein und er hatte dies nicht mal bemerkt. Eine Tatsache, die ihm alles andere als gefiel. L legte nachdenklich seinen Daumen an die Lippe und sinnierte indessen über die Frage nach der verantwortlichen Person und ihre möglichen Beweggründe für diese Aktion. Watari kannte er schon sehr lange und dieser hatte bisher noch niemals während er schlief solch eine Art von Verhalten gezeigt. Zudem zog dieser sich zu so später Stunde meist selbst etwas zurück, sodass er ihn schon mal ausschloss. Somit blieb logischerweise nur noch eine Person übrig, welche außer Watari Zugang zu diesem Zimmer hatte. Zahra. Und wenn er sich die Decke, welche sich nach eingehender Betrachtung als solche herausstellte, besah konnte er diese eindeutig als Eigentum des Hotels identifizieren. Die Wahrscheinlichkeit das Zahra für diese Handlungen verantwortlich war, stellte sich als fast ausnahmslos bewiesen heraus. Aber was sollte sie zu solchen Taten bewogen haben? Was hatte sie für einen Grund solche, ja man könnte schon fast sagen fürsorglichen, Gesten ihm gegenüber zu handhaben? Bisher war Zahra in Bezug auf ihn immer distanziert gewesen und hatte ihn zuletzt auch noch als Gefahr für ihre Gesundheit eingestuft. Obendrein war seither beinahe jedes Gespräch, was sie geführt hatten in irgendeiner Art und Weise eskaliert oder von gegenseitiger Provokation durchsetzt gewesen. Zahra war ihm seit ihrer ersten Begegnung immer ein Rätsel gewesen, was er bis heute noch nicht geschafft hatte gänzlich zu entschlüsseln und jetzt verwirrte sie ihm vollends. Nun verstand er wirklich Garnichts mehr. Ihm erschloss sich nicht ein einziger Grund, welcher ihre augenscheinlichen Handlungen erklären würde. Wiedermal etwas, was er unter der Betrachtung aller bislang vorgefallenen Geschehnisse zwischen ihnen, nie von ihr erwartet hätte. Sie tat mittlerweile immer genau das, womit er am wenigsten bei ihr rechnete. Nur aus welchem Grund hatte sich ihr Verhalten ihm gegenüber so plötzlich verändert? L verstand ihre unerwartete Handlungsweise ganz und gar nicht. Die gesamte Situation mit Zahra wurde von Tag zu Tag komplizierter und undurchsichtiger für ihn. Sie verwirrte ihn zusehends mit ihren Aktionen und brachte ihn somit in eine völlig neue, für ihn bisher unbekannte Lage. In eine Lage, in der er nicht wusste wie er mit ihr umzugehen hatte. Denn bis zu dem Tag als Zahra in seinem Leben aufgetaucht war hatte er sich nie ernsthafte Gedanken zu den Menschen gemacht, welche für ihn arbeiteten. Sie taten immer genau das was er wollte und mehr war ihm nicht wichtig, solange dies zur Lösung seines Falls führte. Bei Zahra allerdings fruchteten seine herkömmlichen Methoden in keinster Weise, egal was er versuchte. L wurde inzwischen bewusst das er so bei ihr nicht weiter kam und genau diese Tatsache bereitete ihm Kopfzerbrechen, denn es war das erste Mal in seinem Leben das ihm jemand in solch eine Situation gebracht hatte. Zahra brachte ihn wirklich dazu, dass er sich seine Gedanken über sie machte. Sie hatte es geschafft sein Interesse und seine Neugier an ihrer Person zu wecken, gerade da er sie jetzt überhaupt nicht mehr verstand. L wollte zu gerne Wissen was für ein Mensch wirklich hinter ihrer Fassade steckte, welcher es schaffte ihn, den Meiserdetektiv, so in die Irre zu führen und zu täuschen. Jedoch war ihm genau diese Situation, sowie das Begreifen dieser Tatsache um Zahras Person, mehr als befremdlich.
 

Ich öffnete verschlafen meine Augen und schielte noch im Halbschlaf zu dem Wecker auf meinem Nachtschrank, welcher mir sagte das es gerade mal 7.30Uhr war. Mit einem seufzend drehte ich mich auf den Rücken und starrte genervt an die Decke meines Zimmers. Es war eigentlich noch viel zu früh zum Aufstehen, dennoch konnte ich nicht mehr schlafen. Meine Gedanken wanderten zu meiner nächtlichen Begegnung mit L und wieder schlich sich dieses amüsierte Schmunzeln auf meine Lippen. Wie konnte man nur so Schlafen? Der war doch einfach nur skurril der Typ. Es wunderte mich ehrlich, denn ich würde in solch einer Position sicher niemals auch nur ein Auge zu tun können. `Und wenn würde ich sicherlich irgendwann wie eine Unkrautkugel im Wilden Westen durch das Zimmer rollen…` ging mir belustiget durch den Kopf und ich konnte mir ein leise Lachen nicht verkneifen. L war schon wahrlich ein komischer Kauz, welcher einfach nur verdammt dreist war und ständig die Kontrolle über alles und jeden haben wollte. Er schaffte es mich mit seinen Provokationen an meine nervliche Belastungsgrenze zu bringen und ich schaffte es einfach nicht in seinen Kopf zu kommen. Wenn ich ihn mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich wahrscheinlich spontan das Wort Unmöglich wählen. So jemand wie er war mir in meinem ganzen Leben noch nie begegnet. Allerdings hatte mich seine Aktion mit dem Schokoladenkuchen wahrlich positiv überrascht, auch wenn ich nicht genau wusste aus welchem Grund er diese Information über mich preisgegeben hatte. Dies und das Bild eines unschuldig wirkenden, schlafenden L`s hatten mich in gewisser Weise zum Nachdenken gebracht. Für alles gab es einen Grund im Leben, ob nun positiv oder negativ. Und auch für sein manchmal sehr merkwürdiges Verhalten musste es somit einen Grund geben, denn kein Mensch wurde so geboren wie er jetzt war. Nein, das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen machte uns zu dem was wir sind und mit jeder neuen Erfahrung wachsen wir ebenso, wie wir uns auch gleichzeitig verändern. Aber was war ihm zugestoßen umso zu werden? Vielleicht war er mir ja in gewisser Weise sogar ähnlich und verbarg genauso wie ich einfach nur einen großen Teil seiner Persönlichkeit hinter einer Maske. Es könnte auch etwas ganz anderes dahinter stecken, aber ich war mir mittlerweile sicher, dass in diesem Menschen noch mehr zu finden sein musste, als das was man auf den ersten Blick sah. Und vielleicht war ja genau das der Schlüssel, welcher mir bei ihm fehlte um L einschätzen zu können. Denn wenn ich eins gelernt hatte, dann das man nur einen Menschen einschätzen und durchschauen kann, wenn man seinen wahren Charakter erkennt. Mich würde wahrlich brennend interessieren, was wohl für eine Persönlichkeit er wirklich war. Was für ein Mensch sich hinter dieser Maske verbarg und wieso er so war. Jeder Mensch hat eine gute Seite und ich würde diese bei L schon irgendwie ans Licht bringen beschloss ich. So wie es im Moment lief, konnte es doch einfach nicht weiter gehen, denn wenn wir Kira überführen wollten mussten wir alle an einem Strang ziehen. Das schloss L und mich ebenso mit ein. Somit setzte ich mich entschlossen auf und fuhr als aller erstes zunähst mal eine Runde Karussell, bis sich nach etlichen Umdrehungen der kleine sadistische Specht in meinem Kopf wieder zurück meldete. Genervt schloss ich die Augen und blieb vollkommen regungslos ein paar Minuten auf meiner Bettkante sitzen. Zwar ging es mir von Tag zu Tag besser, aber leider war so eine Gehirnerschütterung nicht in zwei, drei Tagen ausgestanden und mein Körper wechselte in der Zwischenzeit seine Farben wie ein Chamäleon. Es war wirklich unglaublich für mich, welche Farbvariationen doch auf einem menschlichen Körper entstehen konnten. Resigniert stand ich auf und beschloss mich zunächst einmal anzuziehen, bevor ich dann leise mein Zimmer verließ.
 

Als ich das Hauptzimmer betrat viel mein Blick sogleich auf den jungen schwarzhaarigen Detektiv, welcher bereits schon wieder wach zu sein schien. „Guten Morgen Ryuzaki. Na gut geschlafen?“ fragte ich sogleich fröhlich, während erneut ein amüsiertes Lächeln meine Lippen umspielte. L horchte auf und musste nach einem Blick auf die Uhr feststellen, das Zahra heute mehr als früh dran war. Sonst schlief sie für gewöhnlich länger und zudem war sie auch noch ungewöhnlich freundlich, was ihn mehr als misstrauisch werden ließ. „Gut. Und selbst?“ fragte er monoton, während er sich umdrehte und diese prüfend musterte. „Geht so.“ bemerkte ich nebenbei und ging indessen zu ihm hinüber, um meine Decke wieder in Besitz zu nehmen. Derweil ließen wir uns gegenseitig nicht eine Sekunde aus den Augen und fixierten einander aufmerksam. „Dachte mir schon, dass die dir gehört.“ Kam sofort lauernd von ihm, als ich mir die Bettdecke von seinem Sessel krallte und ich in seine prüfenden schwarzen Augen sah. „Ja, aber jetzt braust du sie ja nicht mehr.“ Folgte prompt meine Antwort und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Daraufhin kehrte ich ihm den Rücken zu, um diese wieder in mein Zimmer zu verfrachten. L beobachtete sie weiterhin skeptisch und schon wieder viel ihm diese überaus freundliche Zahra auf, zu welche er sich immer noch keinen Reim machen konnte. Nur eines war ihm jetzt definitiv klar und zwar, das sie irgendetwas vorhaben musste. „Was sollte das mit der Decke?“ fragte er daher forschend nach und behielt sie dabei ganz genau im Auge. Jede noch so kleine Reaktion von ihr könnte ihm wichtige Hinweise liefern. Ich hielt inne und sah schmunzelnd über die Schulter zu ihm zurück. „War nur gut gemeint.“ Ließ ich unschuldig mit einem Schulterzucken verlauten, ehe ich in meinem Zimmer verschwand. L sah ihr einfach nur starr hinterher. Es war nur gut gemeint? So ganz wusste er immer noch nicht was er davon halten sollte. Er wusste einfach überhaupt nichts mehr von ihren Äußerungen einzuordnen. Geschweige denn richtig einzuschätzen, denn aus welchen Grund sollte sie sich entschließen ihm von heut auf morgen so wohlwollend geneigt zu sein, wenn sie nicht irgendetwas vorhatte? Kurz darauf kam ich wieder aus meinem Zimmer geschlendert und musste erneut Schmunzeln, als ich den Blick von Ryuzaki bemerkte. Irgendwie schien ich ihm gerade ein wenig mit meiner Freundlichkeit zu irritieren, was ich schon alleine an seinen misstrauischen Blick festmachen konnte mit dem er mir folgte. Und um ehrlich zu sein machte mir dieses Spielchen auch irgendwie Spaß. An der Hotelzimmertür blieb ich noch einmal kurz stehen und drehte mich lächelnd zu ihm herum. „Ich werde mal schnell zu Watari gehen und mir einen Kaffee besorgen. Möchtest du auch einen?“ kam zuvorkommend fröhlich von mir und ich bemerkte, wie ihm für einem ganz kurzen Moment die Gesichtszüge entglitten. Ich grinste ihn nur frech an und schüttelte sacht den Kopf. „Ich werte das mal als ja.“ Warf ich noch belustigt in den Raum, bevor ich auch schon hinaus geeilt war. L hingegen starrte nun mehr oder weniger verwirrt die Zimmertür an, hinter welcher Zahra gerade verschwunden war. Das war doch nicht mehr die Zahra, welche er kennen gelernt hatte. Waren das etwa Nachwirkungen von dem Unfall? Nein dafür war die Wahrscheinlichkeit zu gering. Sie hatte einfach nur wieder irgendetwas ausgeheckt und ihm war es erneut nicht möglich sie zu durchschauen. Ein mehr als unwilliger Gesichtsausdruck machte sich bei ihm breit und er legte wiedermal nachdenklich den Daumen an seine Unterlippe. Er verstand einfach nicht wieso Zahra sich jetzt plötzlich so verhielt.
 

Keine halbe Stunde später war ich wieder zurück im Hauptzimmer und schenkte uns beiden einen Kaffee ein, während L mich nicht eine Sekunde aus seinen mehr als misstrauischen Blick entließ. „Was soll das werden?“ fragte er schließlich lauernd nach, als sie ihm eine Tasse vor die Nase stellte. Ich besah mir L mit hochgezogener Augenbraue und machte es mir dann auf einem der Sofas gemütlich. „Ich weiß nicht was du meinst Ryuzaki?“ meinte ich sogleich scheinheilig und sah ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. Dieses wurde sofort mit einem skeptischen Blick, sowie einem argwöhnischen Gesichtsausdruck von L quittiert. „Du weißt genau was ich meine, also stell dich nicht dumm. Was willst du mit diesem Verhalten bezwecken?“ war auch sogleich die dementsprechend forschende Frage an Zahra. Ich schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. Er hatte mich also erwischt, aber das wunderte mich eigentlich nicht wirklich bei ihm. Allerdings hatte ich auch nicht vor gleich wieder den nächsten Streit vom Zaun zu brechen und mahnte mich daher innerlich zur Ruhe. „Also schön Ryuzaki du hast mich erwischt. Ich wollte einfach nur nett zu dir sein, weil ich es ehrlich gesagt nicht unbedingt förderlich für die Ermittlungen finde, wenn wir zwei uns ständig in den Haaren liegen und uns gegenseitig das Leben schwer machen. Um Kira zu stellen müssen wir beide zusammen arbeiten.“ Gab ich unwillig einen meiner Beweggründe preis. L besah sich die junge Frau vor ihm immer noch skeptisch. Es klang in erster Line plausibel und ehrlich was sie ihm als Grund für ihr Verhalten erläuterte, aber trauen tat er dem Frieden nicht wirklich. Es würde zwar einige seiner offenen Fragen zu Zahra beantworten, dennoch waren da immer noch zu viele Ungereimtheiten für ihn. Und er durfte nicht vergessen, dass sie sich genauso gut Verstellen konnte wie er selbst, was auch der Grund dafür war wieso er nie wusste was ihre wahren Absichten hinter jeden ihrer noch so unscheinbar wirkenden Gesten waren. Nur eines der ihm fehlenden Puzzleteil im Rätsel namens Zahra. „Da hast du Recht. Es ist wirklich nicht förderlich für den Fall und könnte ihn früher oder später sogar gefährden. Das Problem hätten wir nicht, wenn du dich einfach unterordnen und machen würdest was man dir sagt.“ war seine ungerührte Feststellung und musterte sie weiterhin aufmerksam. Er wusste genau, dass er sie mit dieser Aussage verärgern würde, aber für ihn war genau dies der Auslöser für ihre ständigen Diskrepanzen. Mein Blick verfinsterte sich schlagartig und ich biss mir gereizt auf die Unterlippe. Von einem Augenblick auf den anderen war meine Ruhe und Freundlichkeit wie weg gefegt. Es war doch einfach unfassbar. Was sollte dieser Mist jetzt schon wieder? Er gab mir doch allen Ernstes die Schuld an dem ganzen Chaos, obwohl dazu immer zwei gehörten. L war doch genauso daran schuld. Der hatte sie doch nicht mehr alle. Jedoch gemahnte ich mich innerlich erneut zur Ruhe und versuchte abermals ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. „Fass dir lieber an deine eigene Nase Ryuzaki. Wie sind beide nicht besser und außerdem gehören wir beide zum selben Team, falls du das vergessen haben solltest. Das bedeutet man arbeitet Hand in Hand und nicht einer sagt und der Rest springt.“ Gab ich so ruhig und sachlich wie möglich von mir, während ich ihn kampflustig in die Augen sah. L war mittlerweile wieder in Alarmbereitschaft, denn er spürte erneut diese gereizte Spannung zwischen ihnen. Dennoch hielt er gelassen den Blickkontakt zu Zahra stand. „Ich weiß wie man Team definiert. Allerdings bin ich derjenige, welcher diese Ermittlungen leitet und trage somit auch die Verantwortung für die Sonderkommission. Wenn hier jeder macht was er will, werden wir diesen Fall nie lösen können.“ Kam monoton erklärend zurück und behielt sie genauestens im Auge. `Ich gebs auf…dem ist nicht zu helfen…` ging mir genervt durch den Kopf. Hörte er mir überhaupt zu? Es hatte doch niemand davon gesprochen, dass hier jeder machen soll was er will. Mir ging es rein um die Zusammenarbeit als Team, ansonsten hätte ich auch alleine weiter ermitteln können. Das wurde mir gerade alles schon wieder zu bunt und ich spürte wie ich mich wiedermal über ihn aufzuregen begann. Jedoch hatte ich nun wahrlich keine Lust darauf, dass er mich erneut dazu brachte das ich erneut die Kontrolle über mich verlor. `Der Klüger gibt nach….` redete ich mir selbst gut zu, auch wenn ich es haste den Rückzug anzutreten, aber so würde ich hier nicht weiter kommen. Es wurde wirklich mal Zeit, dass ihm jemand mal gehörig die Meinung sagte. Entschlossen stand ich auf und richtete mich erneut mit einem bösen Blick an L. „Ganz ehrlich, ob ich nun mit dir oder der Wand rede das Ergebnis ist das gleiche. Ich hab es einfach satt. Du gehst mir gehörig auf den Wecker Ryuzaki. Selbst wenn ich dir entgegen kommen und nett sein will stufst du es sofort als Hinterhalt ein. Jede menschliche Geste, egal von wem sie kommt, scheint für dich anscheinend immer mit einen Hintergedanken behaftet zu sein. Aber ist dir vielleicht auch schon mal in den Sinn gekommen, dass eine Geste auch einfach nur eine Geste sein könnte, die nichts weiter ausdrückt, als das womit man diese verbindet?“ machte ich meinem Ärger angesäuert Luft und begab mich anschließend auf den Weg in mein Zimmer. Kurz bevor ich dieses betrat drehte ich mich noch ein letztes Mal zu ihm um. „ Und noch etwas….Du magst vielleicht wissen wie man Team definiert, aber du hast anscheinend keine Ahnung was es heißt ein Teil von diesem zu sein.“ fügte ich noch bitter an, ehe ich hinter der Tür verschwand. L saß einfach nur perplex auf dem Sessel und starrte Zahra verwirrt hinterher. Was hatte er nun schon wieder falsch gemacht? Er blickte mittlerweile einfach nicht mehr durch. Zahra schwankte ständig in ihrer Persönlichkeit und ließ niemals wirklich erkennen, ob sie sich nun Verstellte oder nicht. Was von ihrem bisherigen Verhalten war nun ehrlich gemeint gewesen und was gespielt? Hatte er sie jetzt doch schwer gekränkt oder war das nur wieder eine Art Ablenkung von ihr, um ihre wahren Absichten zu verschleiern? Nachdenklich legte sich wieder sein Daumen an die Lippe und er versuchte erneut krampfhaft hinter Zahras wahren Charakter und ihre Gedanken zu kommen. Das alles beschäftigte ihn doch mehr, als ihm lieb war.
 

Die nächsten Tage blieb es weitestgehend ruhig. Meinem Kopf ging es wahrlich von Tag zu Tag besser und außer gelegentlichen Kopfschmerzen und Schwindelattacken war ich fast wieder genesen. Auch von den Schrammen und blauen Flecken war zum Glück nicht mehr viel zusehen und die Prellungen waren weitestgehend abgeklungen. Viel weiter waren wir im Kira Fall noch nicht gekommen, außer dass wir durch die Umschläge in dem die Videos vom zweiten Kira verschickt worden waren, zwei Verdächtige ermitteln konnten die momentan überprüft wurden. Es hieß also erstmal abwarten. Wir hatten in der Zwischenzeit erneut das Hotel gewechselt und ich hatte mich dazu entschlossen, dass ich wenn der nächste Wechsel in ein paar Tagen anstand, wieder in meine Wohnung zurückkehren würde. Solange hatte ich mir vorgenommen Ryuzaki einfach aus den Weg zu gehen, um erneute Konfrontationen zu vermeiden. Und genau das Tat ich seit ein paar Tagen. Ich ignorierte ihn entschieden und besprach nur das nötigste mit ihm, wenn es den Fall Kira betraf. Wozu sollte ich mich auch die ganze Zeit von ihm provozieren lassen und meine Nerven grundlos aufs Spiel setzten, wenn es doch eh nichts brachte? Egal was ich versucht hatte, ob im Guten oder mit gleicher Münze, immer hatte er mir das gleiche Misstrauen entgegen gebracht. Ich verstand einfach nicht warum er nur so war. Und ich hatte immer gedacht, dass ich Vorsichtig wäre. Aber er? Es war mir mittlerweile bei weitem zu viel geworden. So gern ich auch mal einen Blick auf den tatsächlichen Menschen hinter der Fassade geworfen hätte, so wollte ich dies jedoch nicht um jeden Preis und meine Schmerzgrenze war inzwischen wahrlich erreicht. Auch L hatte in den letzten Tagen bemerkt, das sich Zahra immer weiter zurückgezogen hatte und nur noch das wichtigste mit ihm besprach. So ungern er sich das eingestand, aber je länger sie ihm anschwieg, desto mehr erhoffte er sich wieder eine dieser kleinen Sticheleien zwischen ihnen, wenn sie doch mal mit ihm redete. Aber ganz gleich was er versuchte, sie ging nicht darauf ein. Er hatte ihren letzten Disput nicht vergessen und je mehr er über ihre Worte nachgegrübelt hatte, desto mehr schlich sich in ihm erneut das Gefühl ein etwas falsch gemacht zu haben. Zudem erwischte er sich immer wieder selbst dabei, dass er darüber nachgrübelte wie Zahras wahre Persönlichkeit wohl sein mochte. Er konnte sich einfach nicht erklären, was ihn an dieser jungen Frau so beschäftigte und wieso ihm die eigentlich für ihn so unliebsamen Diskussionen mit ihr offenbar fehlten. Diese ganze Situation in der er sich befand und in welche Zahra ihn getrieben hatte, war mehr als abwegig für ihn. Er verstand weder Zahra noch seine mittlerweile auf Irrwegen geratenen Gedanken zu ihr. Selbst die restlichen Ermittler, wie auch Light hatten die veränderte Spannung zwischen Zahra und L bemerkt. Light freute sich über die Zuspitzung der Situation, denn immerhin trieb L sie somit vielleicht genau in seine, Kiras Arme. Ein gutes augenscheinlich freundschaftliches Verhältnis hatte er immerhin schon zu Zahra aufgebaut, was Ryuzaki allen Anschein nach ohnehin schon gegen den Strich zu gehen schien, und bald könnte er mit ein bisschen Geschick die Früchte seiner Arbeit ernten. Die anderen Ermittler hielten sich hilflos zurück und beobachteten lediglich mit gemischten Gefühlen die angespannte Situation zwischen den beiden. Sie wollten sich unter keinen Umständen in die Schusslinie begeben. Watari war der einzige neben Light der diese Entwicklung als positiv betrachtete, denn ihm war nicht entgangen, dass seinem Schützling die neu geschaffene Distanz durch Zahra nicht so recht zusagte. Und auch ihr schien diese Situation einiges an Kampfgeist abzuverlangen, um nicht erneut auf Ryuzakis offensichtliche Provokationen einzugehen. Auch wenn es nicht den Anschein erweckte, so schien sein Plan doch aufzugehen wie er zufrieden feststellte.
 

Heute war der Tag an dem ich mit Light und Matsuda zusammen den Tagebucheintrag, in welchen Aoyama erwähnt wurde, überprüften. L hatte ich einfach wie bisher ignoriert, als er mal wieder versucht hatte mich von meinem Vorhaben abzubringen. So war ich den halben Tag mit den zwei und ein paar weiteren Studenten unterwegs und behielten die Umgebung im Auge, während die restlichen Mitglieder der SOKO einschließlich L uns über Kameras verfolgten. Die gesamte Überwachung über behielt ich Light sehr aufmerksam im Auge und zog meine übliche lieb Mädchen Nummer mit ihm ab, indessen ich hin und wieder innerlich einfach nur mit dem Kopf schütteln konnte oder genervt die Augen verdrehte. Light konnte ziemlich anhänglich sein, denn mittlerweile war mir bewusste geworden, dass auch er auf irgendetwas drauf hin arbeitete. Ebenso wie ich versuchte ihn mit dieser Maskerade zu überführen und zu beweisen, das er Kira 1 war, so hatte auch er irgendwelche Hintergedanken bei dieser gespielten Freundschaft, da war ich mir sicher. Dennoch konnte ich in der gesamten Zeit nichts wirklich Auffälliges entdecken, weder bei Light noch in Bezug auf Kira 2, so dass diese Aktion äußerst unbefriedigend für mich endete. Ich verspürte allerdings noch keine große Lust mich wieder zurück ins Hotel zu begeben, weshalb ich mich entschloss noch etwas im nahegelegenen Park spazieren zu gehen. Einfach ein wenig Ruhe war genau das, was ich nach einen halben Tag unterwegs mit Light brauchte. Dieses Versteckspiel kostete ganz schön was an Kraft. Mit einem erschöpften Seufzen legte ich mich in die Mitte einer Wiese und beobachtete nachdenklich die Wolken. Immer noch wusste ich nicht, wie ich Light alias Kira überführen konnte oder wie er nur mit dem Gesicht und dem Namen tötete. Aber mein Gefühl sagte mir unmissverständlich, das genau er einer der beiden Kiras war. Vielleicht sollte ich einfach in Ruhe die Auswertungen der Überprüfung von den beiden verdächtigen Personen hinlänglich Kira 2 abwarten. Vermutlich würde uns das sogar einen Hinweis auf den anderen Kira bescheren oder die Art wie diese beiden tötete. Ich atmete einmal tief durch, während mir eine frische Brise über den Körper strich und schloss resigniert die Augen. Zurzeit war wirklich alles nur noch kompliziert und ich drehte mich am laufenden Band ständig im Kreis. Auch L verfolgte mich wiedermal in meinen Gedanken. Zwar hatte ich es geschafft ihn die letzten Tage gekonnt zu ignorieren, aber irgendwie fehlten mir auch diese nervigen Diskussionen mit ihm, selbst wenn er mich mit seiner Art jedes Mal dadurch aufbrachte. Nur viel mir jetzt auf, das gerade diese intellektuellen Streitigkeiten mir ernsthaft Spaß gemacht hatten. `Na wunderbar jetzt fang ich auch noch an diese ewigen Zwiste zwischen uns zu vermissen oder was…?` begann ich indessen selbst an meinem geistigen Zustand zu zweifeln. Das war doch nicht mehr normal. Wieso um alles in der Welt sollte ich so etwas Unnützes wie Streit vermissen? Und dann auch noch mit L? Ich wurde mittlerweile wohl wirklich total Banane. `Such dir nen guten Psychiater Mädchen…` gab ich mir selbst einen guten Rat und seufzte erneut auf. Und trotz allem ließ mich einfach der Gedanke nicht los, was er wirklich versteckte und warum er so war wie er war. Der hatte es doch tatsächlich geschafft sich mit seiner unmöglichen Art in mein Gehirn ein zu brennen und ich ahnte schon, das ich diesen Parasit da erst wieder raus bekam, wenn ich das Rätsel ein für alle Mal gelöst hatte. Mein ganzes Leben stand inzwischen auf den Kopf und wurde von Tag zu Tag bizarrer. Mit Linas Tod war wohl nicht nur mein Halt, sondern auch das ganz normale Leben aus meiner Welt geflüchtet. Langsam entstand wieder ihr mir so wohlbekanntes Gesicht vor meinem inneren Auge und ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, während ich in alten Erinnerungen schwelgte. Der Schmerz über ihren Verlust war immer noch nicht abgeklungen, jedoch hatte sich dieser in eine der hintersten Ecken meines Verstandes zurückgezogen und pochte dort permanent im Hintergrund vor sich hin. Sie fehlte mir einfach in solchen Momenten sehr, denn egal bei welchem Problem Lina war immer an meiner Seite gewesen und hatte mich gestützte oder mich einfach mit ihrer Art zum Lachen gebracht und somit wieder aufgebaut.
 

Plötzlich berührte etwas Kaltes und Feuchtes mein Gesicht, was mich erschrocken zusammen fahren ließ und mir einen spitzen Schrei entlockte. Ich riss meine Augen auf und setzte mich im selben Augenblick kerzengerade auf, während ich mich nach der Ursache für meinen Schrecken umschaute. Was ich sah jagte mir einen Schauer über den Rücken und ein schmerzender Stich machte sich in meinem Herzen bemerkbar. Keine zwei Meter von mir entfernt kauerte ein vor Dreck stehender, völlig verwahrloster, abgemagerter Hund und schaute mich aus seinen großen braunen Augen ängstlich an. Ich schüttelte ungläubig und bestürzt den Kopf, indessen ich das Tier nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Wie konnte man nur einem Tier so etwas antun? Ich verstand die Menschen einfach nicht, welche sich erst einen Hund anschafften und später einfach aussetzten. Nun ja vielleicht war er ja auch einfach nur weg gelaufen? Jedoch je genau ich mir das verwahrloste Tier besah musste ich feststellen, dass dieser sicher schon sehr lange ohne Zuhause sein musste. Die Wahrscheinlichkeit, dass er jemanden gehörte war also erschreckend gering. Ich drehte mich vorsichtig in eine Position, aus der ich den Hund zwar im Auge behalten konnte, ich ihm jedoch nicht direkt in die seinen sah. Ich sprach ihn sanft an und hielt ihm ein wenig meine Hand entgegen. Trotz all dem Mitleid, welches ich für dieses arme Geschöpf empfand blieb ich wachsam, denn ich wusste nicht wie er sich verhalten würde. Wer weiß was er durchgemacht hatte oder wo er herkam? Eine ganze Weile blieb ich einfach nur geduldig und ruhig sitzen, denn wenn so musste das Tier den ersten Schritt auf mich zu machen. Und keine halbe Stunde später begann dieser sich mir sehr vorsichtig zu nähern. Schritt für Schritt kam er näher und schnuppert zaghaft an meiner ausgestreckten Hand. Ein sanftes Lächeln huschte über mein Gesicht, derweil ich einfach nur entspannt sitzen blieb und ihn gewähren ließ. Je länger wir so saßen, desto mutiger und zutraulicher wurde das Tier, sodass ich es nach gut zwei Stunde geschafft hatte, dass ich ihn ohne Probleme berühren konnte. Ein trauriges Lächeln erschien auf meinem Gesicht, denn viel dran war an dem armen Ding nicht. Allerdings schien er auf den ersten Blick auch nicht verletzt zu sein, wie ich erleichtert feststellte. Mittlerweile hatte der Streuner vertrauen zu mir gefasst und begann nun eingehend um Aufmerksamkeit zu betteln und ganz ungeniert mit mir zu schmusen. Ich ließ ihn gewähren und besah ihn mir nochmals eingehend, derweil dieser es sich dreist auf meinem Schoss bequem machte. Amüsiert schüttelte ich den Kopf und grinste ihn an. „Irgendwie erinnerst du mich gerade an jemanden.“ Flüsterte ich ihm belustigte zu und kraulte derweil eingehend seinen Rücken. Ja irgendwie erinnerte mich seine Art gerade an L. `Zerzaust, Misstrauisch und zugleich genauso dreist…` dachte ich schmunzelnd. `Nur das dieser Gott sei Dank bis jetzt noch nicht auf die Idee gekommen ist sich bei mir auf den Schoss setzten zu wollen….denn das würde er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überleben` fügte ich erleichtert und überzeugt noch in Gedanken hinzu und musste über diesen Einfall erneut amüsiert den Kopf schütteln. Plötzlich riss mich eine entsetzt klingende Stimme aus meinen Gedanken und das Häufchen Elend auf meinem Schoss begann dunkel zu knurren. „Miss…halten sie sich von diesem Hund fern. Der ist gemein gefährlich.“ Erklärte ein erschrocken drein blickender Mann, welcher auf mich zugeschritten kam. Ich zog eine Augenbraue hoch und schenkte ihm nur einen zweifelnden Blick, während ich beruhigend den Hund tätschelte. „Wie kommen Sie denn auf solch einen Unsinn?“ fragte ich sogleich verächtlich nach und behielt nebenbei alle beide ganz genau im Auge. „Das Mistvieh jagen wir schon eine ganze Weile und er hat auch schon versucht mich zu beißen.“ Kam drohend von dem Mann, welcher mit etwas Abstand vor uns stehen blieb. Ich besah den Mann nur mit einem bösen Blick und drückte den angespannten Hund beschützend an meinen Körper. „Wundert mich nicht. Wenn auf sie ein Bus zugefahren käme, würden sie sicherlich auch nicht stehen bleiben und auf den Aufprall warten, oder?“ warf ich ihm provokant an den Kopf, welcher mich augenblicklich total entgeistert anstarrte und nach Luft schnappte. „Tun sie nicht so, als wären sie ein Fisch auf den Trockenen. Der tut keinem was, sondern ist einfach nur total verängstigt. Ich werde mich um ihn kümmern, also verschwinden sie jetzt ok?“ folgte auch prompt meine nächste Spitze und ich unterstrich dies noch mit einem entschlossenen Blick in seine Richtung, ehe ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Hund widmete. Dem Mann fiel in dem Moment wirklich alles aus dem Gesicht und er wandte sich dann stinksauer von mir ab. „Wie sie wollen. Aber ich habe sie gewarnt.“ Meinte er nochmals aufgebracht, bevor dieser wütend davon stampfte. Indessen hatte ich das verängstigte Tier erneut beruhigt und kraulte ihm liebevoll hinter dem Ohr. „Du gehörst jetzt zu mir, dann ist keiner von uns beiden mehr alleine ok?“ flüsterte ich ihm sanft ins dieses und schaute auf, als ich meinen Namen vernahm.
 

Es war mittlerweile dunkel geworden und Watari hatte sich besorgt auf die Suche nach mir begeben. Als er den Streuner erblickte war er zu allererst völlig irritiert, bis ich ihm die Geschichte unserer Begegnung und auch meinen Entschluss den Hund zu behalten erläutert hatte. Danach wirkte er erschrocken und überrascht zu gleich, was ich mir mit einem sanften Schmunzeln besah. Zwar machte er mich darauf aufmerksam, das dieser Umstand Ryuzaki wohl nicht wirklich zusagen würde, aber das war mir egal. Ich war ohnehin nur noch ein paar Tage im Hotel und würde danach sowieso wieder zurück in meine Wohnung ziehen. Die wenigen Tage musste L wohl oder übel mit dem Hund leben müssen und nachdem auch Watari schnell eingesehen hatte, das ich in dieser Hinsicht nicht mehr von meinem Vorhaben abzubringen war machten wir uns zurück auf den Weg ins Hotel. Am Hotel angekommen trennten wir uns, denn er wollte noch etwas Futter für den Neuankömmling besorgen gehen und ich begab mich unter den wiederwilligen Blicken des Hotelpersonals auf den Weg in unser Zimmer. Der Hund folgte mir auf Schritt und Tritt, was ich ihm mit einer kleinen Streicheleinheit entlohnte. Als ich mit ihm das Hauptzimmer betrat, brach im ersten Moment sogleich die Hölle los. Der Streuner hielt kurz prüfend seine Nase in die Luft, bevor er auch schon mit ein paar wenigen Sätzen bei Ryuzaki war und diesen seinen Kuchen entledigte. L war erschrocken von seinem Sessel gesprungen und starrte nun völlig verdattert auf den Hund, welcher sich gerade sein Stück Erdbeertorte schmecken lies, bevor sich sein Gesicht verfinsterte und er mich mit seinem schwarzen Augen fixierte. „Was soll das? Was hat der Hund hier zu suchen?“ kam auch sogleich dunkel von ihm und sein Blick schien sich noch einmal zu verfinstern. Ich stand einfach nur völlig überrumpelt da und hatte belustig das Schauspiel verfolgt. „Hab ich gefunden und was man findet darf man behalten. Bin eh nur noch ein paar Tage hier, also reg dich ab.“ Gab ich amüsiert Grinsend von mir und besah ihn mit hochgezogener Augenbraue. Dann widmete ich mich erneut meinen neuem Freund, welcher inzwischen mit seiner Zwischenmahlzeit fertig war und verzog mich mit ihm ins Badezimmer, um diesen zu allererst einmal zu säubern. L´s Blick hatte sich in der Zwischenzeit noch weiter verdunkelt. Jetzt schleppte sie auch noch einen streunenden Hund in das Hotel und er sollte das einfach so hinnehmen? Das ging ihm jetzt wirklich zu weit. Ich hatte derweil das Tier in die Badewanne verfrachtet, welche halb voll mit Wasser war und bemühte mich seine ursprüngliche Farbe wieder frei zulegen. Jetzt konnte ich auch erkennen, dass sein Fell ein warmes Schokoladenbraun hatte und nur die Pfoten, sowie der Brustbereich sich in einem strahlenden weiß davon abhoben. Er war recht groß und ich fand, dass er in gewisser Weise einem Border Collie ähnelte. „Du bist wahrlich ein schönes Tier und ich glaube ich werde die Choco taufen.“ Redete ich freudig auf diesen ein, was mir ein zustimmendes Bellen einbrachte. Ich grinste ihn zufrieden an, bevor mich dieser aus heiterem Himmel komplett überraschte. Er hatte anscheinend genug vom Baden und die Flucht nach vorne angetreten, wodurch ich entsetzt den Halt verlor und mich nach einem überraschten Aufschrei, sowie einem lauten Platscher selber in der Wanne wieder fand. L war das geräuschvolle Treiben im Bad nicht entgangen und machte sich nun mit einem mehr als unwilligen Gesichtsausdruck daran, der Ursache auf den Grund zu gehen. Als er jedoch die Tür öffnete wurde er sogleich von einem tropfnassen Hund von den Beinen geholt und landete mit einem erschrockenen Keuchen rücklings auf den Boden, während Choco mit einem Satz über diesen im Hauptzimmer verschwand. Ich selbst saß total perplex in der Wanne, während meine Beine über den Rand baumelten und schaute amüsiert zu den sich aufrappelnden L hinüber. Dieser warf ihr erneut einen finstern Blick zu, ehe er sich vollends aufrichtete und aufmerksam nach den Übeltäter Ausschau hielt. Dieser rannte wie von der Tarantel gestochen Kreutz und Quer durch das Zimmer um sich trocken zu laufen, wie L genervt feststellen musste. Danach wanderte sein Blick erneut zu der scheinbar amüsierten Zahra, welche immer noch in der Wanne hockte und ihn mit ihren Augen fixierte. Ganz langsam kam Ryuzaki auf mich zu und ich war schon am überlegen, was er jetzt wohl mit mir anstellen würde denn sein Blick mit dem er mich besah bezeugte nichts Gutes. Jedoch starrte ich kurz darauf völlig perplex auf seine Hand, welcher er mir augenscheinlich hinhielt, um mir aus meiner prekären Lage zu helfen. Ich verstand seine Geste sofort und ein freches Grinsen machte sich auf meinen Lippen breit. Ich ergriff seine Hand und ehe er reagieren konnte landete er mit einem ebenso verwunderten, wie erschrockenen Keuchen neben mir in der Wanne und schenkte mir sofort einen ziemlich bösen Blick, welchen ich belustigt erwiderte. Keine Minute später tauchte Choco´s Kopf über dem Wannenrand auf und legte diesen nebenbei etwas schief. Jetzt hielt mich einfach nichts mehr und ich begann schlagartig herzhaft loszulachen. So lange hatte ich nicht mehr befreit Lachen können und jetzt schienen die letzten so furchtbaren Monate einfach von mir ab zufallen. Ich hatte bereits Tränen in den Augen und mein Bauch tat mir schon mehr als weh, aber ich konnte einfach nicht mehr aufhören, als plötzlich ein völlig verdatterter Watari im Bad auftauchte. Auch bei ihm schlich sich und ein amüsiertes Grinsen auf die Lippen. Es musste wirklich ein zu komisches Bild abgeben, wie L und ich in voller Montur komplett durchnässt in der Wanne saßen. Ich, die einfach nur befreit und lauthals Lachte, während L ziemlich missmutig daneben saß und finster wie ein begossener Pudel dreinblickte, sowie der tropfnasse Choco welcher mit schräg gelegten Kopf über den Wannenrand blickte und fröhlich mit dem Schwanz wedelte.

Eine unerwartete Wendung

Eine unerwartete Wendung
 

Frisch geduscht und erschöpft lag ich mittlerweile auf einem der Sofas im Hauptzimmer und streichelte liebevoll den auf dem Boden liegenden Hund vor mir. Seit Linas Tod hatte ich nicht mehr so ausgiebig und befreit Lachen können, wie es in den letzten Minuten der Fall gewesen war. Die Situation war einfach nur unheimlich komisch gewesen und L´s missmutiger Gesichtsausdruck hatte sein Übriges getan, um bei mir einen totalen Lachflash auszulösen. Auch er hatte eine reinigende Dusche dem verdreckten Badewasser vorgezogen und saß nun allen Anschein nach etwas beleidigt vor seinem Laptop und würdigte mich keines Blickes mehr. Ich schielte schmunzelnd zu ihm hinüber und musste mir krampfhaft ein erneutes Kichern verkneifen. Nachdem er wie ein begossener Pudel aus der Wanne gestiegen war, hatte er mir lediglich nochmal einen finsteren Blick zugeworfen und ignorierte mich seitdem entschieden. Allerdings bereute ich meine kleine Aktion nicht im Geringsten. Nein, ich hatte mich sogar inzwischen dazu entschlossen, mich ab sofort ihm gegenüber nicht mehr zu verstellen, sondern nur noch ich selbst zu sein. Denn nicht nur das mir unsere kleinen Dispute gefehlt hatte, wie ich mir wohl oder übel wiederwillig eingestehen musste, sondern auch das mich die Frage nach seiner wahren Persönlichkeit nicht mehr los ließ. Jedoch wenn ich dieses Rätsel lösen wollte so durfte ich mich selbst nicht mehr verstellen, denn nur unter der Voraussetzung das ich ebenfalls meinen wahren Charakter offenbarte, hatte ich eine Chance das auch L sich mir gegenüber öffnen würde. Alles andere war von vornherein zum Scheitern verurteilt, wie ich nach eingehender Überlegung feststellen musste. Was aber dennoch nicht hieß, dass ich mich ihm jetzt unterordnen oder gar überfreundlich werden würde. Gleichfalls würde ich mich hüten ihm alles was in meinem Kopf vor sich ging, auf seine neugierige Nase zu binden. Er würde lediglich ein paar neue Seiten an mir kennen lernen und selbst wenn ich jetzt schon ahnte, dass diese zu neuen Problemen führen würde stand mein Entschluss fest. Auch L sann derweil über die neu entstandene Situation nach. Zahra war wahrlich immer wieder überraschend für ihn. Zwar hatte er sich in der Zwischenzeit an diesen Umstand gewöhnt, jedoch war er damit immer noch genauso unglücklich wie am ersten Tag und er hatte bis heute noch keine Idee, wie genau er das ändern konnte. Die Tatsache, dass sie nun zuletzt auch noch einen streuenden Hund mit ins Hotel geschleppt hatte, war ihm ebenfalls mehr als zuwider und ebenso ihre letzte Aktion im Bad fand er überhaupt nicht amüsant. Dennoch schlich sich für einen winzigen Augenblick ein kleines Grinsen auf sein Gesicht, denn trotz all der neuerlichen unliebsamen Ereignisse, war ihm ihre offensichtliche Provokation gleichwohl willkommen gewesen. Diese hatte ihm nämlich gezeigt, dass wohl die Phase der völligen Ignoranz ihm gegenüber bei Zahra vorbei war. Und dies hob ungewöhnlicher weise etwas seine Laune, auch wenn er sie seinerseits im Moment mit vehementer Nichtbeachtung strafte. Verwundert drehte L den Kopf zu dieser, als er gleichmäßige, ruhige Atemzüge vernahm und fixierte Zahra prüfend mit seinen schwarzen Augen. Sie lag seitlich auf dem Sofa und eine Hand ruhte auf dem Rücken des Hundes auf dem Boden. Sie schien tatsächlich eingeschlafen zu sein. Sanft hob sich gleichmäßig ihr Oberkörper im absoluten Einklang mit ihren leisen vernehmbaren Atemgeräuschen. Still beobachtete er die junge Frau, während er erneut darüber nachgrübelte was genau ihm nur so an ihr beschäftigte. Aber auch diesmal verliefen all seine Gedankengänge zu Zahra im Sand und er erinnerte sich stattdessen an den Morgen, welcher ihn so verwirrt hatte. Es war nur gut gemeint hatte sie ihm erklärt, aber war das wirklich die ganze Wahrheit gewesen? Konnte es sein, das diese Geste von ihr wahrlich nur eine unbedeutende nett gemeinte Geste gewesen war, ohne irgendwelche Hintergedanken? Er konnte diese Frage einfach nicht zu hundert Prozent beantworten und musterte währenddessen weiterhin die schlafende Person. Nach einer ganzen Weile, in der er Zahra nicht für einen Moment aus den Augen ließ, stand er auf und begab sich leise in ihr Zimmer, nur um wenig später dieses mit einer Decke wieder zu verlassen. Aufmerksam beobachtete er den Hund ebenso wie Zahra, während er sich vorsichtig dem Sofa näherte. Choco hob nur kurz den Kopf als L auf ihn zuschritt, stufte ihn jedoch nicht als Bedrohung für sein neues Frauchen ein und drehte sich stattdessen gemütlich auf den Rücken. Ryuzaki besah sich skeptisch den Hund, der allerdings keinerlei Anzeichen für eine unerwünschte Reaktion zeigte und breitete kurzerhand behutsam die mitgebrachte Decke über der jungen Frau aus. Warum er dies tat erschloss sich ihm selbst nicht. Vielleicht wollte er einfach nur überprüfen, aus welchem Grund Zahra diese Geste bei ihm gezeigt haben könnte und erhoffte sich so eine Antwort auf seine Frage. Er musterte diese nochmals eingehend, aber sein gewünschter Erfolg blieb aus. Im Gegenteil, denn nun beschlich ihm ernsthaft die Frage, was ihn selbst zu solch einer Geste bewogen hatte und erneut machte sich ein unwilliger Gesichtsausdruck bei ihm breit, bevor er sich abwandte und zurück zu seinem Sessel schlich.
 

L fuhr schlagartig hoch, als er Wataris entsetzten Aufschrei registrierte und besah sich verwirrt das Hauptzimmer. Er musste wohl eingeschlafen sein, jedoch störte ihn erneut ungemein die Tatsache, dass er anscheinend zum wiederholten Mal nicht mitbekommen hatte, was um ihn herum passiert war. So etwas war eigentlich mehr als untypisch für ihn. Sämtliche Türen und Schränke waren geöffnet und als sein Blick über das Sofa huschte, auf welchem Zahra vorhin geschlafen hatte, musste er feststellen, dass dieses nun verlassen war. Auch den ungewollten Hund konnte er nirgends im Raum ausmachen und schaute anschließend zu dem erschrocken dreinblickenden Watari hinüber. „Was ist den hier passiert und wo ist Zahra?“ fragte dieser sofort besorgt, derweil er sich ebenfalls suchend im Raum umschaute. L beobachtete währenddessen Watari nachdenklich und erhob sich dann von seinem Sessel, um nach der augenscheinlich verschwundenen Person zu suchen. „Das wüsste ich auch gern.“ Ließ er nebenbei genervt verlauten, bevor er sich mit Watari bei machte und die wenigen Zimmer überprüfte. Jedoch fehlte jegliche Spur von dieser und ihrem Hund. L sah alarmiert zu seinem Assistenten, welcher von Minute zu Minute immer bekümmerter drein blickte. Was hatte sie nun schon wieder angestellt? Das alles passte doch nicht zusammen. Zwar waren alle Türen und Schränke geöffnet, aber dessen Inhalt war scheinbar unangetastet geblieben. Warum sollte Zahra so etwas machen und dann einfach verschwinden? Irgendetwas war hier faul. Ihm erschloss sich jedoch keine rationale Erklärung, wie das alles zusammen passen sollte. „Wir müssen sie suchen Ryuzaki. Irgendetwas muss passiert sein, denn warum sollte sie einfach so ohne ein Wort und mit solch einem Caos verschwinden. Zudem hatte sie nicht einmal die Eingangstür hinter sich geschlossen.“ warf Watari nun ebenfalls alarmiert in den Raum, indessen er sich schon zur Tür begab und dort ungeduldig auf seinen Schützling wartete. Dieser horchte bei seinen Worten augenblicklich auf. „Die Eingangstür war nicht verschlossen?“ fragte er prüfend noch einmal nach und machte sich nun doch auf Watari zu folgen. Es gab eigentlich nur eine logische Erklärung für die ganze Sachlage, allerdings war diese nur eine Vermutung von ihm, denn sie hatte bisher noch keinerlei Ausfälligkeiten in dieser Richtung hin gezeigt. Jedoch wenn seine Annahme stimmte mussten sie Zahra schleunigst finden. Sie konfrontierte ihm aber auch ständig mit neuen Problemen. Er erläuterte Watari knapp seine Theorie, was ihm einen überraschten wie ebenso erschrockenen Blick von diesem einbrachte und wies ihn nebenbei an, die Polizei zu informieren und sich anschließend selbst auf die Suche nach ihr zu begeben. Er selbst setzte sich sogleich unverzüglich in Bewegung und begab sich misslaunig, wenn auch trotz allem etwas beunruhigt aus dem Hotel. Nach einer halben Stunde erfolgloser Suche wurde er plötzlich mit einem fröhlichen Bellen von den Füßen gerissen und versuchte sogleich den übermütigen Hund der auf ihm saß daran zu hindern, ihm auch noch das Gesicht unangenehm zu befeuchten. Missmutig aber bestimmt schob er das Tier von sich runter und besah sich diesen finster, bevor er sich genervt wieder aufrichtete. Choco störten die bösen Blicke, die L ihm weiterhin zukommen ließ nicht, sondern begann verspielt diesen zu umrunden. Er schaute abermals mürrisch zu diesem hinunter und machte sich gleichzeitigt wieder auf den Weg. Wo der Hund war, konnte auch Zahra nicht weit sein. Und somit schaute er sich unterdessen aufmerksam um, behielt aber dennoch Choco wachsam im Auge. Nur wenige Schritte entfernt erspähte er bereits unweit von ihm die gesuchte Person, welche auf einer Parkbank lag und seelenruhig zu schlafen schien. Erneut legte sich ein unwilliger Ausdruck auf sein Gesicht, während er auf Zahra zuschritt und sich sogleich daran versuchte diese zu wecken. Choco saß in der Zwischenzeit neben der Bank und begutachtete wachsam und mit schief gelegtem Kopf den offensichtlich erfolglosen Weckversuch von L. Dieser gab schließlich sein wirkungsloses Bemühen resigniert auf und angelte indessen sein Handy aus seiner Hosentasche, um Watari vom auffinden Zahras zu unterrichten. Er hatte mit seiner Vermutung also tatsächlich recht gehabt, denn sie schlief nicht nur ungewöhnlich fest, sondern begann jetzt anscheinend auch noch zu Schlafwandeln. Sie bescherte ihm wirklich immer neue Probleme, auf welche er sich notgedrungen einstellen musste. Zuerst ihr Alleingang mit Light, dann der Unfall aufgrund dessen sie nun bei ihm im Hotel wohnte, nachfolgend der streunende Hund welchen sie ihm einfach vor die Nase gesetzt hatte und nun begann sie zusätzlich noch nächtliche Sparziergänge im Schlaf zu unternehmen. Zahra stellte sein sonst so ruhiges Leben einfach völlig auf den Kopf. Prüfend besah er sich nochmals die schlafende Person auf der Bank, aber er konnte glücklicherweise keine neuen Verletzungen ausmachen, was ihn merklich ruhiger stimmte. Wenigstens hatte sie ihren nächtlichen Ausflug bis jetzt unbeschadet überstanden. Jedoch blieb ihm im Moment wohl nichts anderes übrig als sie zurück zum Hotel zu tragen, denn er wusste mittlerweile, dass er Zahra im Augenblick unmöglich wach bekommen würde. L war nicht gerade begeistert von diesem Umstand, ergab sich jedoch seinem unfreiwilligen Schicksal und nahm diese vorsichtig auf seinen Arm. Im selben Augenblick weitenden sich völlig überrascht seine Augen und er hielt erstarrt inne, als sie sich zaghaft rührte nur um mit einem kaum hörbaren Seufzen ihren Kopf an seine Schulter zu legen und danach unbeirrt weiter zu schlafen. Sein Herz hatte einen winzigen Moment ausgesetzt und er schielte irritiert kurz hinunter zu dem Gesicht, welches der jungen Frau gehörte die sich gerade ganz ungeniert an ihn schmiegte. Natürlich war ihm klar, dass dies eine völlig unbewusste Reaktion von Zahra war. Aber nichts desto trotz war ihm bisher noch kein Mensch so nahe gewesen und diese so scheinbar vertraute Nähe war für ihn mehr als fremdartig wie auch verwirrend zugleich. Es löste eine ausnahmslos unbekannte Unruhe in ihm aus. Letztendlich überwand er aber seine Starre und ein schmollender Ausdruck spiegelte sich nunmehr auf seinem Gesicht. Missmutig setzte er sich mit der schlafenden Zahra auf dem Arm in Bewegung und machte sich somit umgehend zurück auf den Weg ins Hotel, wo ein besorgter Watari schon auf ihn wartete. Choco hingegen hatte indessen die Szenerie aufmerksam verfolgt und lief sogleich folgsam hinter L und seinem Frauchen her, während er wachsam die Umgebung im Auge behielt.
 

Unmittelbar nachdem ich erwachte viel mir auf, das ich mich nicht mehr auf dem Sofa im Hauptzimmer, sondern in meinem Bett befand. Verwirrt setzte ich mich auf und schaute an mir herab. Meine Sachen waren immer noch dieselben, in welchen ich gestern auf dem Sofa eingeschlafen war. Aber wie um alles in der Welt war ich in mein Bett gekommen? Ich konnte mich nicht erinnern mich hierher begeben zu haben. War ich vielleicht im Halbschlaf in mein Bett geschlichen und hatte es nur wieder vergessen? Es war jedenfalls die einzig logische Erklärung die mir einfiel, denn das Watari oder gar L mich freiwillig her getragen und mich ins Bett gelegt hatten, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Entweder hätten sie mich schlafen lassen oder geweckt, aber tragen? Ich schüttelte bei der Vorstellung belustigt den Kopf. Das hätte ich sicherlich mitbekommen. Mit einem sanften Lächeln besah ich mir derweil meinen neuen Freund, welcher neben mir auf dem Bett lag und mich schwanzwedelnd anblickte. Liebevoll strich ich ihm durchs Fell und wünschte Choco einen guten Morgen, was mit einem kurzen Laut seinerseits beantwortet wurde. „Na was hältst du von Frühstück und etwas frische Luft?“ kam fröhlich von mir, während ich mich aus dem Bett schälte und anschließend anzog. Dieser sprang sogleich auf und stand kurz darauf überschwänglich wartend vor der Zimmertür. Ich lachte amüsiert und strich ihm noch einmal über den Kopf, bevor ich die Tür öffnete und mit Choco zusammen das Hauptzimmer betrat. Diese stürmte umgehend auf L zu, welcher sich gerade ein Stück Kuchen schmecken ließ. Ryuzaki registrierte den vermeintlichen Dieb sofort und hielt augenblicklich schützend den Teller über seinen Kopf, während er mit der anderen Hand versuchte das Tier mühevoll auf Abstand zu halten. Die Blicke der restlichen Ermittler wanderten verblüffte unstetig zwischen den beiden hin und her, dennoch kam anscheinend niemand auf die Idee L zur Hilfe zu kommen. Daher faste ich mir ein Herz und schritt belustigt Grinsend auf die zwei zu, nur um mir wenig später seinen Teller mit dem Kuchen zu stibitzen. Ein überraschter wie auch sogleich finsterer Blick traf mich seinerseits und unverzüglich war auch Choco zur Stelle, um sein betteln bei mir fortzusetzen. „Was denn? Ich dachte ich nehm dir was ab, damit du beide Hände frei hast.“ Gab ich schmunzelnd meine Erklärung ab, während ich mir mit der Gabel ein Stück von den Kuchen in den Mund steckte. L´s blick wurde noch eine Nuance dunkler unterdessen er unwillig Zahras tun beobachtete. Sie wurde wahrlich immer dreister und tanzte ihm ständig auf der Nase rum. Auch wenn ihm dieses provokante Verhalten von ihr in gewisser Weise gefiel, so überwog doch jedes Mal die Unmut in ihm bei solchen Situationen. Entschlossen stand er auf und entwendete nun dieser wieder den Teller. „Der gehört mir und ich halte es für angebracht, das du diesem Hund unter Kontrolle bringst, solange er hier im Hotel ist.“ Meinte er erklärend zu Zahra und fixierte sie düster mit seinen schwarzen Augen. Ich besah ihn nur knapp mit hochgezogener Augenbraue und schüttelte genervt den Kopf. Man hatte der ne Laune, aber wirklich gut drauf war er ja eh nie. Zudem was kann ich dafür, wenn er sich nicht gegen einen Hund durchsetzen kann? Aber bevor ich etwas sagen konnte wandte sich bereits Herr Yagami an uns, welcher als erster seine Überraschung überwunden hatte. „Könnte uns vielleicht mal jemand erklären, was das mit dem Hund hier im Hotel auf sich hat?“ kam sogleich prüfend von ihm und sah skeptisch in meine Richtung. Auf meinem Gesicht erschien ein freches Grinsen und ich streichelte indessen ausgiebig über Choco Fell. Kurz und knapp erläuterte ich ihnen flüchtig den Sachverhalt und blickte nun zunehmend in ziemlich verdutze Gesichter. L hatte sich inzwischen wieder auf seinen Sessel zurückgezogen und behielt die Lage um ihn herum genauestens im Auge, derweil er sich beeilte seinen Teller zu leeren, bevor der Hund nochmal auf dumme Gedanken käme. Er hörte den Ausführungen von Zahra verstimmt zu, ehe er sich selbst wieder in die Unterhaltung mit einbrachte. „Ein äußerst lästiges Problem ja….“ Begann er misslaunig und schaute erneut zu dem unliebsamen Gast, was ihm von Zahra einen mehr als bösen Blick einbrachte. Diesen ignorierte er jedoch unbeeindruckt und richtete sich als bald wieder an die restlichen Anwesenden. „Allerdings haben wir seit heute noch ein weiteres.“ Gab er sogleich anknüpfend preis und besah Zahra nun mit einen eindeutig vorwurfsvollen Blick. „Was zum Teufel hab ich bitte jetzt schon wieder gemacht?“ kam prompt gereizt über meine Lippen, als ich seinen Blick bemerkte und sah ihn mit einen unwillig fragenden Gesicht entgegen. Auch die anderen SOKO Mitglieder blickten nun erwartungsvoll zu dem jungen Detektiv, welcher Zahra immer noch anstarrte. „Du Schlafwandels und hast dadurch letzte Nacht eine ziemliches Chaos ausgelöst.“ Erklärte er missbilligend die neue Situation und entsinnte sich erneut der gestrigen befremdlichen Lage in welche Zahra ihn gebracht hatte, was ihn ihm für einen kurzen Moment wieder diese seltsame Unruhe aufblitzen ließ. Die Ermittler starrten mich und ich wiederum Ryuzaki ungläubig, sowie mit offenem Mund an. Ich sollte Schlafgewandelt sein? So ein Unsinn. Wollte er mich etwa verarschen? So etwas konnte ich mir beim besten Willen einfach nicht vorstellen. „Natürlich sicher Ryuzaki. Ich habe noch nie freiwillig mein warmes Bett verlassen. Obwohl wenn man bedenkt, das ich mit dir zusammen in einem Zimmer wohne……“ Gab ich provokativ von mir und verschränkte nachdrücklich noch die Arme vor der Brust. Sein Blick verfinsterte sich erneut und fixierte forschend ihre blaugrauen Augen. Was sollte diese letzte Anmerkung bedeuten? War das eine unterschwellige Eröffnung oder lediglich wieder einmal eine ihrer typischen Provokationen? Er wusste es wiederholt nicht zu sagen. „In der letzten Nacht schon und du hast dich zusätzlich noch dazu entschlossen einen Parkspaziergang im Mondschein zu unternehmen.“ Erwiderte er tonlos und behielt sie prüfend im Auge. Jetzt war ich einfach nur baff. Was sollte ich denn bitteschön davon halten? „Ich laufe doch nicht des Nachts wie ein Zombie durch den Park, ohne davon etwas mitzubekommen.“ Sprach ich nochmals entschieden gegen seine Behauptung. Mein Leben war zwar inzwischen total aus dem Ruder gelaufen, aber so bizarr nun auch wieder nicht. „Doch tust du. Du hast schon beinahe einen komatösen Schlaf wie ich feststellen musste. Ich hab dich schlafend auf einer Bank gefunden und dich zurückgebracht.“ Merkte er nur noch zusätzlich an. L hatte langsam keine Lust mehr, sich weiter mit diesem unliebsamen Vorfall im Park zu beschäftigen und ewig darüber zu diskutieren. Ich zog derweil beide Augenbrauen hoch und musterte ihn überrascht. Er hatte mich gesucht und auch noch zurück gebracht? Getragen? Die Vorstellung alleine gab schon ein abstruses Bild in meinem Kopf ab. Und seit wann hatte ich so einen festen Schlaf? Das alles verwirrte mich von Minute zu Minute mehr. Ich wurde mir mittlerweile selbst zum Rätsel. „Das sind wahrlich keine guten Neuigkeiten. Wenn das öfters vorkommen sollte, könnten sie sich ernsthaft verletzen Zahra.“ Kam sogleich besorgt von Herrn Yagami und besah mich, wie der anwesende Rest, etwas beunruhigt an. `Klasse und da ist die alte ….alle machen sich Sorgen um Zahra….Nummer wieder…`ging mir genervt durch den Kopf und verdrehte daraufhin die Augen. Musste das jetzt auch noch sein? „Herr Yagami jetzt machen sie sich doch nicht gleich wieder Sogen um mich. Vielleicht war es ja auch nur eine einmalige Sache.“ Meinte ich mit einem beschwichtigtem Lächeln zu diesem und versuchte mir meinen Unmut über diese Entwicklung nicht anmerken zu lassen. Ich hoffte inständig, dass dies nur ein einmaliger Aussetzer meines Körpers gewesen war. „Trotzdem solltest du dich nochmals neurologisch untersuchen lassen. Bei neu erscheinen von solch einem Verhalten kann immer eine Erkrankung dahinter stecken.“ Warf L nun sachlich in den Raum, während er Zahra erneut musterte. „Ryuzaki hat Recht Zahra und wenn das noch öfters vorkommt, sollte sie vielleicht besser hier im Hotel bleiben.“ Bestätigte Herr Yagami sogleich und sah auffordernd zu der jungen Frau hinüber. L´s wie auch mein Blick lagen sekundengleich auf diesem, nachdem wir die Worte „Hotel“ und „bleiben“ vernommen hatten. Diese Idee gefiel weder ihm noch mir. Auch das ich nun erneut einen Arzt aufsuchen und somit die Ermittlungen im Fall Kira unterbrechen sollte missfiel mir zusehends. Das Ganze entwickelte sich wiedermal in eine von mir nicht befürwortete Richtung. Und auch L war eine Verlängerung ihres Aufenthalts nach den Erlebnissen der letzten Nacht alles andere als willkommen. Zudem hieße das auch, das er weiterhin mit diesem Hund unter einen Dach leben müsste, was ihm jetzt schon mehr als genug Nerven kostete. Jedoch die anderen Mitglieder der Sonderkommission schienen Herr Yagamis Einfall voll und ganz zu unterstützen.
 

Wiederwillig ergab ich mich letzten Endes und suchte noch am selben Tag einen Neurologen auf. Dieses ständige gestarre und gestachel, das ich mich doch wenigstens untersuchen lassen sollte war mir irgendwann einfach zu viel geworden. Dieses überschwängliche Mitleid konnte ich einfach nicht lange ertragen, weshalb ich nun doch in einer Klinik für neurologische Erkrankungen saß. Fast zwei volle Stunden verbrachte ich mit seltsamen Test und Untersuchungen, bis ich endlich nach geschlagenen vier Stunden wieder ins Hotel zurückkehrte. Als ich das Hauptzimmer betrat trafen mich sogleich die erwartungsvollen Blicke der SOKO Mitglieder, was ich lediglich mit einem resigniertem Aufstöhnen kommentierte. Aber noch etwas fiel mir auf. Light war inzwischen zu den Ermittlern gestoßen und sah bei genauerem Betrachten ein wenig angefressen aus. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Was ist denn mit dir passiert?“ kam auch prompt die entsprechende Frage über meine Lippen und musterte ihn prüfend mit hochgezogener Augenbraue. Light schenkte mir jedoch nur einen misslaunigen Blick, als L auch schon erklärend eingriff. „Dein Hund mag ihn wohl nicht besonders.“ War seine nebensächliche Bemerkung und besah Zahra mit einem undeutbaren Blick. Mir entglitten entsetzt die Gesichtszüge und maß die Anwesenden mit einem ungläubigen Blick. Choco sollte Light angegriffen haben? Aber warum sollte er so etwas tun? Er hatte sich doch bis jetzt noch niemals jemanden gegenüber Aggressiv gezeigt. `Naja mal abgesehen von dem Hundefänger…` grübelte ich, während ich Light ein entschuldigendes Lächeln zu warf. „ Schon gut Zahra. So schlimm war es ja nun auch nicht. Aber es stimmt. Choco mag mich wohl nicht sonderlich.“ Gab nun Light auch erklärend sein Kommentar dazu. Trotz allem konnte ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen und machte mich sogleich auf die Suche nach dem Streuner. „Wie haben ihn in dein Zimmer gesperrt.“ Merkte L an, welcher Zahra aufmerksam mit seinen schwarzen Augen folgte. Sogleich hatte ich auch schon die besagte Tür geöffnet und ein freudig wedelnder Choco kam mir bellend entgegen. Ich kniete mich zu ihm hinunter und kraulte ihn liebevoll zur Begrüßung, als dieser auch schon Light erblickte und augenblicklich zu knurren begann. Perplex sah ich zu dem angespannten Tier hinunter und wies ihn nachdrücklich zurecht. Light beobachtete indessen angespannt die Situation und ließ den Hund nicht eine Sekunde aus den Augen. Choco fügte sich meinem Wort und legte sich wachsam in einer Ecke nieder, behielt aber dennoch Light misstrauisch im Auge. Ich schüttelte nochmals ungläubig den Kopf und richtete anschließend abermals ein paar entschuldigende Worte an Light, derweil ich mit einem erschöpftem Seufzen neben ihm Patz nahm. „Schon gut. Vielleicht braucht er ja auch nur eine Zeit um warm zu werden.“ Kam charmant Lächelnd von diesem zurück und legte freundschaftlich ein Hand auf meine Schulter. Freundlich wie immer erwiderte ich sein Lächeln und warf einen kurzen Blick zu L, welcher mich immer noch mit seinen Augen fixierte. „Und was ist bei der Untersuchung raus gekommen?“ wollte nun unvermittelt Herr Yagami von mir wissen, nachdem sich die erste Aufregung wieder gelegt hatte. Postwendend lagen erneut diese erwartungsvollen Augenpaare auf mir, was mir erneut ein resigniertes Stöhnen entlockte. Ich holte noch einmal tief Luft, ehe ich ihnen die Auswertung zu schildern begann. „Die Ärzte konnten nichts feststellen. Neurologisch ist alles in Ordnung und wer weiß vielleicht war das ganze ja wirklich nur eine einmalige Sache.“ Gab ich erklärend preis und erleichtert entspannten sich auch sofort die Gesichter der Ermittler. „Das freut uns zu hören Zahra.“ Begann Matsuda überschwänglich zu verkünden. „Und vielleicht war es ja wirklich nur das eine mal.“ Folgte sogleich hinterher. Ich besah ihn lediglich mit hochgezogener Augenbraue und lächelte ihn schief an. „Wollen wir’s hoffen.“ Merkte Ryuzaki nüchtern an und besah sich diese erneut forschend. Auf noch so eine Aktion wie letzte Nacht, konnte er getrost verzichten.
 

Am späten Abend hatte Zahra sich nach einem wohltuenden warmen Bad in ihr Zimmer zurückgezogen. Ruhe und Entspannung sollten so etwas wie Schlafwandeln ja vorbeugen. Jedenfalls hatte sie sowas mal irgendwo gelesen und sie hoffte inständig, dass die letzte Nacht nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen war. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie wohl wirklich Glück gehabt, das die Fenster nicht zu öffnen waren und sie nicht auf ihrem ungewolltem Spaziergang die Treppe übersehen oder ein Auto geküsst hatte. Noch ein Unfall war das letzte was sie im Moment gebrauchen konnte. Schließlich wollte sie diese beiden Kiras dingfest machen und nicht ständig in irgendeinem Krankenhaus aufwachen. L saß derweil vor seinem Laptop und versuchte sich mit dem Fall zu beschäftigen, um sich von seiner ständigen Grübelei um Zahra abzulenken. Die Auswertungen der Überprüfung der zwei verdächtigen Personen in Bezug auf Kira 2 lagen noch nicht vor und zu Light hatten sich bis jetzt auch noch keine neuen Schlüsse ziehen lassen. Nachdenklich rührte er in seinem Kaffee und blickte plötzlich verblüfft zur Deckenlampe, welche immer wieder an und ausging. Sein Kopf wandte sich zu Zahras Zimmertür und sogleich machte sich ein genervter Ausdruck auf seinem Gesicht breit. An dieser stand eine junge Frau mit offenen Augen, aber dennoch völlig ausdruckslosem Gesicht und betätigtet konstant immer wieder den Lichtschalter. Sie Schlafwandelte also schon wieder, wie er nach einer eingehenden Musterung dieser misslaunig feststellte.

Langsam erhob er sich von seinem Sessel und schritt vorsichtig zu dieser hinüber. Nochmals besah er sich prüfend die junge Frau und schwenkte dann ein paar Mal seine Hand vor ihrem Gesicht auf und ab. Nichts. Zahra betätigte gleichbleibend den Lichtschalter und zeigt keinerlei Reaktionen auf sein bemühen. Bestimmte packte er ihr Handgelenk, um sie so von ihrer bisherigen Beschäftigung abzubringen, denn das ständige an und aus der Lampe ging ihm gehörig auf den Wecker. „Komm. Ich bring dich zurück in dein Zimmer.“ Sprach er diese tonlos an und drehte sie dann behutsam an den Schultern in die Richtung ihres Zimmers. Zahra folgte der Drehung wie eine Puppe und starrte weiterhin ausdruckslos gerade aus. Dann setzte sie sich jedoch völlig unerwartet in Bewegung und umgriff mit ihren Armen L´s Oberkörper, während sie ihren Kopf an seiner Halsbeuge bettete und die Augen schloss. Ryuzaki versteifte sich schlagartig unter ihrer Umarmung und starrte mit weit aufgerissenen Augen vor sich hin. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper, als er ihren Atem an seinem Hals spürte und er hielt augenblicklich die Luft an. Sofort packte ihn wieder diese für ihn unbegreifliche Unruhe und sein Herz setzte erneut für einen Schlag aus. Außer Stande sich zu rühren stand er einfach nur da und versuchte nicht zu ersticken. Das war ihm eindeutig viel zu viel Körperkontakt und am liebsten wollte er sie jetzt einfach von sich stoßen, aber er war zu keiner Reaktion in der Lage. Als Zahras Körper plötzlich erschlaffe fing er sie geistesgegenwärtig auf und ließ sich mit ihr zu Boden sinken. Völlig überrumpelt starrte er auf die nunmehr friedlich schlafende Person in seinen Armen. Die Unruhe die er spürte hatte sich immer noch nicht gelegt, aber wenigstens war nun die einnehmende Starre von ihm abgefallen. Mit unwilligen und zugleich prüfenden Augen besah er sich die schlafende Zahra noch ein letztes Mal, ehe er sie erneut auf seinen Arm hob und diese zurück in ihr Zimmer brachte.

Fangen und Gefangen werden

Fangen und Gefangen werden
 

Nachdem L Zahra wieder zurück in ihr Bett gebracht hatte, war es für den Rest der Nacht glücklicherweise ruhig geblieben. Er hatte wachsam ihre Zimmertür im Auge behalten, während er vor seinem Laptop hockte und sich erneut nochmals ausführlich mit den bis jetzt gesammelten Informationen zum Fall Kira beschäftigte. Geschlafen hatte er in dieser Nacht nicht, denn dafür saß der Schock, welcher die letzte unerwünschte Begegnung mit Zahra bei ihm ausgelöst hatte, noch zu tief. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu der abstrusen Situation, in der er nicht mal in der Lage gewesen war zu reagieren. Ihre unbedachte Reaktion und die damit ausgelöste für ihn immer noch so rätselhafte Unruhe in seinem Körper, hatten seine sonst so perfekte Selbstbeherrschung einfach außer Kraft gesetzt und ihn komplett paralysiert gehabt. Die Tatsache, dass er der Situation scheinbar machtlos ausgeliefert gewesen war beunruhigte ihn zutiefst, genauso wie die damit verbundene unerklärliche Unruhe ihn irritierte. L ärgerte sich schlicht und ergreifend über sich selbst. Noch nie in seinem Leben hatte es eine Situation gegeben, in der er das Gefühl gehabt hatte nicht weiter zu wissen. Die gesamte Konstellation mit Zahra und die damit zusammenhängenden Entwicklungen verwirrten ihn zunehmend. Diese Frau und ihr gesamtes Wesen waren nicht gut für ihn. Die Neugierde und das Interesse, welches er ihrer Person gegenüber empfand behinderten seine rationalen Gedankengänge und demzufolge auch seine Ermittlungen im Fall Kira wie er missmutig feststellte. Zahra lenkte ihn schlussendlich mit ihrer Undurchschaubarkeit, ihren Aktionen und die durch sie entstehenden Probleme ab. Das alles ging ihm gewaltig auf die Nerven und wurmte ihn zutiefst. Sie in die Sonderkommission zu holen war wohl das schlimmste was er hatte tun können, denn sie war nicht nur eine große Hilfe, sondern wie sich nun herausstellte ein wohl noch größeres Problem für ihn, was er sich infolge dessen selbst geschaffen hatte. Diese Erkenntnisse verstimmten ihn nur noch mehr. Dies war das erste und letzte Mal beschloss L, dass er persönlich mit anderen Menschen zusammen in einem Fall ermitteln würde. Denn dann konnten solche Probleme von vornherein ausgeschlossen werden und er könnte sich wieder voll und ganz auf seine Fälle konzentrieren, so wie er es seit jeher gehandhabt hatte. Aber dieses Mal musste er wohl oder übel mit der gegebenen Sachlage leben und diese notgedrungen akzeptieren. Dennoch würde er auch dieses Mal beide Fälle lösen, soviel war sicher. L würde den Fall Kira sowie auch das Rätsel um Zahra aufklären, denn alles andere wäre wie eine Niederlage für ihn. Und er hasste es zu verlieren.
 

Als ich das Hauptzimmer betrat fiel mein Blick sofort auf den jungen schwarzhaarigen Detektiv, welcher in einem Sessel hockte und mich nicht gerade freundlich besah. Mit einem unguten Gefühl, welches sich immer weiter in meiner Magengegend ausbreitete ging ich zu ihm hinüber und ließ mich auf eines der Sofas sinken. L beobachtete mich indessen ununterbrochen und mit jedem Schritt mit dem ich mich näher auf ihn zu bewegte, wurde sein Blick eine Nuance dunkler. War in der letzten Nacht also wieder etwas vorgefallen? Hatte ich erneut geschlafwandelt? Das ungute Gefühl in mir wurde mit jeder Sekunde die verstrich lauter und L´s Reaktion auf mein Erscheinen ließ die sich aufdrängende Vermutung zu einer beinahe schon unerträglichen Gewissheit werden. Mit dieser Erkenntnis sank meine bis eben noch gute Laune erheblich, während ich nervös auf meiner Unterlippe kaute. Die beklemmende Stille im Raum wurde mit jeder Minute die verging unangenehmer und ich schielte unsicher hinüber zu Ryuzaki, welcher mich weiterhin ungerührt mit diesem unheilvoll verheißenden Blick anstarrte. `Verdammt noch eins was ist hier eigentlich los…?` ging mir genervt durch den Kopf und griff derweil nach der Kaffeekanne um mir selbst etwas einzuschenken. Warum sagte er nicht einfach was passiert war, sondern starrte mich die ganze Zeit über einfach nur an? So schlimm konnte es doch nun auch wieder nicht sein. Oder doch? Die momentane Lage und die damit verbundene Ungewissheit über meine wohl unbewussten Handlungen während ich geschlafen hatte, zerrten immer mehr an meinen Nerven. Es war einfach nicht zum Aushalten. „Also schön Ryuzaki. Raus mit der Sprache. Was habe ich diesmal angestellt?“ fragte ich daher wiederwillig während ich meine Tasse füllte, nur um dieses erdrückende Schweigen zwischen uns endlich zu lösen. L musterte Zahra eingehend. Ihr erscheinen und die damit wiederkehrenden Erinnerungen an die unerwünschte Lage in welche sie ihn gebracht hatte, lösten ebenso erneut diese für ihn mittlerweile lästige Unruhe in seinem Körper aus. Er konnte diese weder wirklich erklären noch erfolgreich verdrängen, was ihm zusätzlich noch weiter aufs Gemüt schlug. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust sich noch einmal in irgendeiner Form mit diesem Vorfall zu befassen. „ Du hast unaufhörlich den Lichtschalter betätigt.“ Begann er dennoch unwillig ihre nächtlichen Aktionen zu beschreiben, entließ sie aber nicht eine Sekunde aus seinen finster blickenden Augen. Ich hob eine Braue und sah ihm misstrauisch entgegen. Das ich anscheinend permanent den Lichtschalter bedient hatte, stellte für mich keinen plausiblen Grund dar, wieso er sich im Moment so verhielt. Da musste also dementsprechend noch etwas anderes vorgefallen sein. Aber was? „Und weiter?“ kam auch sogleich lauernd von mir, während ich einen Schluck von meinem Kaffee nahm. „Du hast mich umarmte.“ Eröffnete er nach ein paar Minuten des Schweigens widerstrebend der jungen Frau und registrierte nebenbei jede ihrer nun folgenden Reaktionen aufmerksam. Ich hatte gerade einen weiteren Schluck aus meiner Tasse genommen gehabt und verschluckte mich prompt bei dem soeben gehörten. Schnell stellte ich diese zurück auf den Tisch und versuchte krampfhaft den Kaffee wieder aus meiner Luftröhre zu bekommen. Nach einem quälenden Hustenanfall und des unermüdlichen Ringens nach Sauerstoff blickte ich nun umso überraschter zu L. Ich hatte was getan? Ich war zu gleichen Teilen geschockt wie auch fassungslos, denn das ich solche Aktionen im Schlaf bringen würde, hätte ich nicht vermutet. Aber wieso hatte ich ihn umarmt? Das Bild, welches sich allmählich in meinem Kopf zusammensetzte, ließ mich lediglich amüsiert und gleichzeitig verwirrt den Kopf schütteln. Wenigstens erklärte sich nun sein nicht gerade begeisterter Gesichtsausdruck für mich. Denn in diesem Moment fiel mir wieder die Situation ein, in welcher er sich damals schon bei meiner beruhigend auf die Schulter gelegte Hand komplett versteift hatte und eine Umarmung musste demnach der absolute Horror für ihn sein. Diese Arten von körperlicher sozialer Interaktion lagen ihm ganz und gar nicht. Das war eines der ersten Dinge, welche ich über ihn gelernt hatte, aber das wieso erschloss sich mir bis heute noch nicht. „Mach dir nichts draus Ryuzaki. Vielleicht habe ich dich ja nur mit meinem Kissen verwechselt……Wobei wenn ich mir dich so anschaue erweckst du bei nicht unbedingt den Eindruck das du besonders weichen und gemütlich bist….“ Meinte ich scherzhaft und grinste ihn schief an, um die Situation ein wenig zu entspannen, nachdem ich den ersten Schock verdaut hatte. Mir selbst war diese Vorstellung ihn als Kissen zu missbrauchen mehr als befremdlich. Ich konnte mir mein Handeln einfach nicht logisch erklären. Aber gab es im Schlaf überhaupt so etwas wie Logik? L´s Blick verdunkelte sich noch weiter, sagte aber nichts dazu. Er hatte wohl gemerkt, das Zahra die unangenehme Lage nur überspielen wollte und dennoch klangen die eigentlich scherzhaft gemeinten Worte für ihn ganz anders. Stumm starrte er die junge Frau vor ihm einfach nur düster an. Normalerweise beschäftigten ihn solche Dinge in keinster Weise, aber bei Zahra wirkte jede Situation in seinen Gedanken nach und brachte ihn somit zum Nachdenken. Was hatte sie nur an sich, das sie sich immer wieder gegen seinen Willen in seinen sonst so logischen Verstand schleichen konnte und es schaffte ihn dadurch ganz unbewusste abzulenken. Prüfend besah ich mir L, welcher nicht auf meine Worte einging sondern mir lediglich weiterhin diesen finsteren Blick schenkte. Hatte ich jetzt irgendetwas Falsches gesagt oder schmollte er einfach nur, weil ihm diese ganze Sache anscheinend unangenehm war? Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Zugern würde ich wissen, was wohl jetzt in seinem Kopf vorging. Das Ganze sorgte auch bei mir nicht unbedingt dafür, dass ich vor Freude Luftsprünge machte. Im Gegenteil, es irritierte mich wirklich sehr, wieso ich so etwas überhaupt getan hatte. Wer weiß was ich noch alles anstellen würde? Wie weit würde ich gehen? Es wurde wahrlich immer beunruhigender je länger ich darüber nachgrübelte. Im Schlaf hatte ich schließlich keinerlei Kontrolle über meine Handlungen und solch eine Aktion wie letzte Nacht hätte ich im wachen Zustand niemals freiwillig gebracht. Jedenfalls nicht ihm gegenüber, denn L war nur so eine Art guter Arbeitskollege für mich. Nicht mehr und nicht weniger.
 

„Ist etwas passiert Ryuzaki?“ riss mich die alarmiert klingende Stimme von Herrn Yagami aus meinen Gedanken und ich wandte meinen Kopf verblüfft in die Richtung aus der diese kam. Auch L richtete nunmehr sein Augenmerk auf die restlichen Ermittler, welche uns beunruhigt musterten. Weder er noch ich hatten allen Anschein nach mitbekommen, wie die anderen SOKO Mitglieder den Raum betreten hatte. War ich wirklich so sehr in Gedanken gewesen? Seit wann war ich bitte so unaufmerksam? Herr Yagami blickte weiterhin erwartungsvoll zu Ryuzaki. Dieser ärgerte sich im Moment erneut darüber, das Zahra ihn in solch einem Umfang abgelenkt und er somit die Neuankömmlinge nicht sofort bemerkt hatte. Ein missmutiger Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Er musste wahrlich aufpassen, dass er den Fall nicht aus den Augen verlor und durch Zahra unaufmerksam wurde. Das könnte ihm sonst ganz schnell seinen Kopf kosten. „Zahra ist des Nachts erneut geschlafwandelt.“ Stellte er somit nüchtern in den Raum und warf nochmals einen unwilligen Blick zu dieser, ehe er sich wieder Herrn Yagami zu wandte. „Das sind keine guten Nachrichten. Was hat sie denn diesmal angestellt?“ kam prompt besorgt zurück und besah sich mitleidig die junge Frau. Jetzt erwachte auch ich endgültig aus meinen überraschten Gedankengängen und warf Herrn Yagami zu aller erst einen mehr als eindeutigen Blick zu. Irgendwann musste die es doch mal schnallen, dass ich solche Blicke nicht mochte. Genervt seufzte ich auf und sah aus den Augenwinkel nochmals zu dem immer noch misslaunig dreinblickenden Detektiv, bevor ich mich schlussendlich erneut an die restlichen Mitglieder wandte. „Keine Panik. Es ist nichts Schlimmes passiert, außer das ich die Lampe dort oben einen kleinen Belastungstest unterzogen habe. Mehr nicht.“ Erklärte ich schlecht gelaunt und zeigte nebenbei auf die Deckenlampe im Raum. Den Rest behielt ich wohlwollend für mich, denn L schien auch nicht gerade interessiert daran, dass diese andere Sache unbedingt zur Sprache kam. Es könnte im schlimmsten Fall nur für unnötige Gerüchte sorgen und auf so etwas konnte ich getrost verzichten. Nun trafen mich plötzlich mehr als nur belustigte Blicke und ich registrierte, wie der eine oder andere sich versuchte ein Lachen zu verkneifen. Dieses besah ich mir allerdings nur kurz mit einem misslaunigen Gesichtsausdruck, bevor ich mich mit einem resignierten Kopfschütteln wieder meinem Kaffee zu wandte. Mir selbst war nicht wirklich zum Lachen zu mute. Das alles ging mir inzwischen gehörig auf den Zeiger. Auch L hatte aufmerksam Zahras Worte verfolgt und diese in der gesamten Zeit ganz genau beobachtet. Sie schien den unliebsamen Vorfall ebenfalls für sich behalten zu wollen, was ihn selbst mehr als recht war. Dennoch bemerkte er trotz allem auch den skeptischen Blick, welchen Herr Yagami ihr zuwarf. Dieser ahnte bereits, dass in der Nacht noch mehr vorgefallen sein musste. Jedoch hielt er es für ratsamer nicht weiter nach zuhaken. Es würde schon seine Gründe haben, warum die beiden den Rest geheim halten wollten. Somit war das Thema Gott sei Dank beendet und ich war heil froh darüber, dass niemand mehr nochmals ein Wort darüber verlor. Es war ohnehin wichtiger sich jetzt auf die kommenden Stunden vorzubereiten, denn schließlich stand Heute die Überwachung von Shibuya an, welche wir aufgrund der Tagebucheinträge durchführten und das würde mich schon genug Nerven kosten.
 

Nachdem Light kurz darauf ebenfalls im Hotel angekommen und ihm knapp die nächtlichen Ereignisse von seinem Vater geschildert worden waren, hatten wir uns nach einer abschließenden Besprechung bezüglich der Überwachung auf den Weg nach Shibuya begeben. Choco hatte ich vorsorglich im Hotel gelassen, da schon das bloße Erscheinen von Light wiedermal ein wahres Knurr-Konzert ausgelöst hatte und ich konnte während der Aktion keine Ablenkungen dieser Art gebrauchen. Warum Choco ausgerechnet ihn nicht zu mögen schien, war für mich immer noch nicht ersichtlich. Aber jedes Mal wenn ich so darüber nachgrübelte kam mir immer wieder ein ganz bestimmter abstrus klingender Gedanke, welcher mich einfach nicht mehr los ließ. Immerhin sagte man doch, dass Hunde so etwas wie einen sechsten Sinn hätten und es dementsprechend spüren würden, wenn ein Mensch etwas Schlechtes im Schilde führte. Und Light war letztendlich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einer dieser beiden Kiras, auch wenn es bis jetzt noch nicht zu beweisen war. Für mich allerdings stand diese Tatsache so gut wie fest, was ebenso einer der Gründe war warum ich Light nicht aus den Augen lassen wollte. Seine Freundschaft hatte ich mir auf jeden Fall schon gesichert und früher oder später würde er einen Fehler begehen, welcher ihn verraten würde. Da war ich mir sicher. Dennoch ließ mich in seiner Gegenwart einfach das Gefühl nicht los, das er selbst hinter meinen Rücken irgendetwas plante. Nur was hatte sich mir bis jetzt noch nicht erschlossen. Das einzige was ich registriert hatte war, das er sich auffällig oft in meiner Nähe aufhielt und zudem ständig das Gespräch mit mir suchte. Aber dieser Umstand kam mir gleichfalls auch entgegen, denn so musste ich ihm wenigstens nicht ständig bequatschen, um die vermeintliche Freundschaft mit ihm aufrecht zu erhalten und gegebenenfalls noch zu vertiefen. Trotz allem waren diese Tage, in denen ich viel Kontakt zu Light hatte für mich unsagbar anstrengend. Er war schließlich nicht dumm und umso schwerer war es für mich den Schein in seiner Nähe zu waren. Nur eine falsche Reaktion oder ein falsches Wort und ich würde auffliegen. Noch hinzu kam das L jedes Mal versuchte mir in die Parade zu fahren und mich von weiteren Treffen mit Light abzuhalten. Mittlerweile kannte ich aber sein permanentes Eingreifen schon und dies brachte mir den Vorteil, dass er es damit nicht mehr schaffte mich aus dem Konzept zu bringen, sondern ich diesen Umstand von vornherein mit einberechnen konnte. Selbstverständlich hatte ich bemerkt wie sehr ihn das missfiel, aber ich hatte mir geschworen Kira zu fassen und ich würde mich von niemanden, nicht mal von L, davon abringen lassen. Auch wenn ich mich inzwischen ihm gegenüber nicht mehr verstellte, sondern versuchte vielleicht so etwas wie eine oberflächliche Freundschaft zu ihm aufzubauen, war ich immer noch ich selbst. Ebenso nahm ich bewusst in Kauf, dass ich ihn damit verärgern könnte, denn mein Interesse an seiner wahren Person stand dennoch hinter meinem Interesse Kira zu fassen. Und jetzt hatte ich erneut die Chance Light vielleicht dazu zu bringen, das ich etwas über seine zweite Identität als Kira erfuhr und somit einen entscheidenden Beweis zu erhalten. Stunden lang liefen wir durch Shibuya und hielten die Augen nach einem potenziellen zweiten Kira offen, während L uns zusammen mit den anderen SOKO Mitgliedern wiedermal über Kameras verfolgte. Ich gab mich wie gewohnt als freundliche Person aus und behielt Light, sowie jede seiner noch so winzigen Bewegungen genauestens im Blick. Allzu schwer gestallte sich dies nicht, denn er wich erneut nicht einen Moment von meiner Seite. Im Gegenteil. Light war Charmant wie eh und je, während er mich immer wieder in ein angeregtes Gespräch verwickelte. Auch Matsuda mischte sich hin und wieder in unsere Unterhaltungen mit ein und wenn man es nicht besser wusste konnte man denken, das hier lediglich ein paar sehr gute Freunde ein wenig bummeln waren. Nichts desto trotz war dieses scheinheilige Verhalten, welches ich Light gegenüber an den Tag legte mehr als anstrengend. Letzten Endes führte allerdings auch dieser Versuch Light etwas Nützliches zu entlocken zu keinem befriedigenden Ergebnis und auch eine verdächtige Person in Bezug auf Kira Nummer zwei, war für uns nicht ausfindig zu machen. Kurz bevor die Geschäfte zumachten entschlossen wir uns die Überwachung abzubrechen und uns wieder zurück zum Hotel zu begeben. Matsuda war schon vorgegangen und ich war gerade im Begriff ihm resigniert zu folgen, als ich plötzlich an der Hand zurück gehalten wurde.
 

„Zahra warte mal kurz.“ Folgte sogleich Lights freundliche Stimme und ich sah fragend über die Schulter zu ihm zurück. „Was gibt’s denn noch Light?“ Dieser lächelte mir smart zu, bevor er mir bestimmend seinen Arm um die Schulter legte und mich somit zwang, mich mit ihm in Bewegung zu setzten. „Ich wollte noch kurz was mit dir besprechen.“ Kam währenddessen erklärend von ihm und zog mich einfach mit sich mit. Ich war im ersten Moment völlig überrumpelt und spielte wahrlich mit dem Gedanken ihm ernsthaft zu zeigen, was ich von seiner einnehmenden Geste hielt. Aber schlussendlich entschied ich mich dagegen, auch wenn sich in mir gerade alles gegen diese vertraute Berührung sträubte. Zu lange hatte ich einfach an dieser augenscheinlichen Beziehung gearbeitet um an Beweise zu kommen und diese Chance würde ich mir jetzt bestimmt nicht durch eine Affekthandlung meinerseits zunichte machen lassen. Aber was hatte er vor? Was wollte er ausgerechnet jetzt mit mir bereden? „Was gibt es denn so wichtiges mit mir zu besprechen?“ wollte ich auch sogleich neugierig wissen und erwiderte widerwillig seine Umarmung, während ich ihm ein aufgesetztes Lächeln schenkte. Innerlich seufzte ich schwer auf. Das alles gefiel mir zugegeben nicht wirklich, aber da musste ich jetzt wohl oder übel durch. Allerdings waren in diesem Moment alle meine Nerven zum Zerreißen gespannt, auch wenn man es mir nach außen hin nicht ansah. Ich konnte Light einfach nicht einschätzen und dem vermeintlichen Kira traute ich nunmehr alles zu, was für mich gerade hieß mehr als nur wachsam zu sein. „Wirst du gleich sehen.“ Meinte er zwinkernd und steuerte mit mir geradewegs eins der vielen Geschäfte an. Ich zog die Augenbrauen hoch und besah mir meinen Begleiter misstrauisch aus den Augenwinkel. Was hatte er bloß vor und wieso ging er mit mir in eines dieser Modegeschäfte? Meine Alarmglocken schrillten immer lauter. Irgendetwas war hier nicht ganz koscher. Nett lächelnd löste er sich aus der Umarmung und hielt mir höfflich die Ladentür auf. „ Nach dir.“ Ich blieb kurz stehen und musterte ihn nochmals ausgiebig. Was um alles in der Welt wollte er da drin? Das ganze entwickelte sich in eine äußerst skurrile Richtung, welche mir mit jeder Minute immer weniger gefiel. Trotz allem behielt ich meinen strahlenden Gesichtsausdruck bei und betrat artig, aber gleichwohl ebenso misstrauisch den Laden. Sofort begrüßte uns freundlich eine Mitarbeiterin, welche zu meiner Überraschung Light ganz genau zu kennen schien und eilte sofort in den hinteren Teil des Ladens. Verwirrte schaute ich ihr hinterher und blickte danach fragend zu Light, welcher mir lediglich ein wissendes Lächeln schenkte. Jetzt schrie mein Misstrauen wahrlich mit aller Kraft in mir. Was zum Kuckuck ging hier vor? So langsam hatte ich auf dieses Spielchen keine Lust mehr. Als die Verkäuferin wieder auftauchte blieb mir vor Verwunderung und Überraschung der Mund offen stehen. Ich starrte einfach nur völlig entgeistert auf das, was diese in ihren Händen hielt. „Gefällt es dir?“ fragte Light neugierig, nachdem er sich zu mir gesellt hatte. Langsam schaffte ich es meine Fassung wieder zu erlangen und schaute nun meinen Begleiter völlig irritiert an. „Light was soll das werden wenn’s fertig ist?“ kam lauernd über meine Lippen und ich behielt ihn währenddessen prüfend im Auge. Dieser setzte nun ein etwas enttäuschtes Gesicht auf, ehe er fortfuhr. „Es gefällt dir nicht hab ich recht?“ Ich rief mich innerlich zur Ruhe und atmete einmal tief durch. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber das überforderte mich gerade gewaltig. Eigentlich wollte ich nur noch hier raus. „Doch es ist wirklich sehr schön Light, aber wozu brauche ich bitteschön ein Kleid?“ meinte ich nun etwas sanfter und schenkte ihm zudem noch ein entschuldigendes Lächeln. Was sollte das hier eigentlich werden? Das war doch alles total verrückt. Light hingegen machte nun wieder einen zufriedenen Eindruck, bevor er mir dieses makabere Theater zu erklären begann. „Weißt du Zahra, als ich das Kleid gesehen hatte musste ich sofort an dich denken. Und für den Anlass habe ich mir auch schon was überlegt.“ Meinte er sodann mit einem smarten Lächeln und zwinkerte mir erneut zu. `Ok jetzt ist er völlig durch geknallt…` ging mir durch den Kopf und besah ihn mir weiterhin skeptisch. Das alles wurde immer skurriler und es machte mir offen gestand auch etwas Angst. Klar jedes andere Mädchen würde sich über solch eine Geste von ihm sicherlich in Grund und Boden freuen, aber ich hatte eher das Gefühl, das hier etwas gewaltig schief lief. „Ahja….und was soll das für ein Anlass sein?“ war die nächste lauernde Frage, welche meine Lippen verließ, indes ich ihn nicht eine Sekunde aus meinem misstrauischen Blick entließ. „Das wirst du heute Abend schon sehen Zahra.“ Warf er den nächsten wagen Satz in den Raum, welcher mich nur noch skeptischer werden ließ. Was hatte er bloß vor? Er wollte also allen Anschein nach mit mir ausgehen und dafür hatte er extra ein Kleid für mich ausgesucht? Mir lief schon allein bei dem Gedanken ein kalter Schauer über den Rücken und ich musste mich neuerlich krampfhaft zusammenreißen, um mich nicht schütteln zu müssen. Das ging gerade alles wirklich zu weit. Was sollte ich denn davon bitteschön halten? Der hatte doch nen totalen Knall. Wieso war er sich eigentlich so sicher, dass ich mit ihm ausgehen würde? War vielleicht genau das sein Plan? Wollte er mich einwickeln und dafür sorgen, dass ich ihm verfallen würde? Denn das er ein wirklich Interesse an mir hatte, konnte und wollte ich mir einfach nicht vorstellen. Andererseits war es auch für mich eine fast perfekte Gelegenheit, um Light noch etwas auszuspionieren. Aber ich musste wachsam sein. Light war für mich Kira und ich durfte ihn einfach nicht unterschätzen. Auch wenn ich mir etwas besseres Vorstellen konnte, als mit einem vermeintlichen Massenmörder den Abend zu verbringen und so zu tun als würde mir dieses Theater von ihm imponieren. Meine Neugierde und mein Ehrgeiz waren einfach zu übermächtig und somit nahm ich der Verkäuferin entschlossen das Kleid ab, um es wenigstens einmal über zu probieren. Und während Zahra in der Umkleidekabine stand breitete sich auf Lights Gesicht ein siegessicheres, böses Lächeln aus.
 

Als ich wieder im Hotel ankam war es draußen bereits dunkel. Light wollte mich in knapp einer halben Stunde abholen, was demzufolge hieß, das ich nicht sehr viel Zeit hatte um mich für seine nette Einladung zurecht zu machen. Und als ich das Hauptzimmer betrat traf mich sogleich ein ziemlich düsterer Blick von L. Genervt verdrehte ich die Augen und wandte mich danach entschlossen in die Richtung meines Zimmers. Meine Gedanken waren immer noch bei Kira und seiner vermeintlich harmlosen Einladung. Immer und immer wieder rotierten in meinem Kopf die gleichen Fragen. Was hatte er vor? Wo wollte er mich hin ausführen? Und was würde mich dort wohl erwarten? Auf was musste ich mich einstellen? Wie sollte ich mich verhalten? Mein Verstand war eine einzige Achterbahn und auf eine längere Diskussion mit einem missgelaunten L konnte ich somit getrost verzichten. Gerade hatte ich ganz andere Probleme. Ryuzaki hingegen hatte die ganze Entwicklung zwischen Light und Zahra über die Kameras mehr als missmutig verfolgt und er wollte unbedingt wissen warum Light sie in das Geschäft geführt hatte. Es missfiel ihm jedes Mal aufs Neue, wenn er Zahra und Light so vertraut miteinander umgehen sah. Immerhin war Light mit großer Wahrscheinlichkeit dieser Kira und Zahras Alleingänge hatten ihm von Anfang an nicht in den Kram gepasst. Er wollte einfach jeglichen Kontakt zwischen ihnen unterbinden, um weitere Probleme zu vermeiden. „Was wollte Light von dir und was ist in der Tüte?“ fragte er prompt forschend nach und folgte ihr weiterhin mit seinen schwarzen Augen, während sie durch das Zimmer schritt. An meiner Tür blieb ich stehen und drehte mich mit hoch gezogenen Brauen noch einmal zu dem jungen Detektiv um. „Wir waren shoppen. Ist nicht verboten oder? Und nur um weitere Fragend deinerseits im Voraus zu beantworten…..Bis jetzt konnte ich noch nichts Neues in Bezug auf Kira herausfinden, aber wir haben nachher noch ein Date. Und jetzt entschuldigt mich bitte.“ Erklärte ich ihm sachlich und grinste ihn danach frech entgegen, was mir nicht nur eine kurzzeitige Entgleisung von L´s Gesichtszügen, sondern auch denen der restlichen Ermittler einbrachte. Belustigt besah ich mir kurz das Schauspiel und verschwand dann in meinem Zimmer um mich umzuziehen. L´s Gesicht verfinsterte sich schlagartig und fixierte dann unwillig Zahras Zimmertür. Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten? Hatte sie vielleicht wirklich ein ernsthaftes Interesse an Light oder wollte sie ihm mit dieser Aussage nur wieder provozieren? Schließlich hatte sie das damalige Treffen mit Light ebenfalls als Date bezeichnet. Und zudem war sie doch entschlossen Kira festzunehmen und setzte nur deswegen ständig ihre Alleingänge irgendwie durch. Aber was wenn Light etwas gelungen war, was ihm bisher misslang? Was wenn Light es tatsächlich geschafft hatte Zahra in irgendeiner Art und Weise zu manipulieren? Dann konnte dies unter der Voraussetzung das Light Kira war ganz schnell sehr gefährlich für ihn werden. Er musste unbedingt herausfinden was genau sich hinter diesem Treffen verbarg. Ob dies nur wieder ein für Zahra so typischer Alleingang war oder doch genau das, als was es ausgelegt wurde. Ein Date. Ich stand derweil in meinem Zimmer vor dem Spiegel und hatte mir das neue Kleid übergestreift. Prüfend drehte ich mich einmal vor diesem und musste Light trotz allem zugestehen, das er einen guten Geschmack hatte. Es war das typische kleine Schwarze. Schlicht, aber dennoch elegant und mit einem tiefen Wasserfallausschnitt am Rücken. Dennoch missfiel mir immer mehr die Vorstellung mit Light zu einem Date zu gehen, denn als nicht anderes war es zu bezeichnen. Mir erschloss sich aber immer noch nicht was er damit eigentlich bezwecken wollte und wie ich mich letztendlich in dieser Situation ihm gegenüber verhalten sollte. Es war selbstverständlich eine einmalige Chance an eventuelle Beweise zu kommen, trotzdem meldete sich abermals dieses ungute Gefühl in meiner Magengegend. Es war für mich schon eine enorme Kraftanstrengung ihm diese Freundschaft vorzuspielen und jetzt spielte ich wahrlich mit dem Gedanken ihn ein ernsthaftes Interesse an seine Person vorzugaukeln? Normalerweise war so etwas nicht wirklich schwer, aber Light war mir intellektuell ebenso ebenbürtig wie L, nur das er mir im schlimmsten Fall das Leben kosten könnte. Resigniert seufzte ich auf und wandte mich vom Spiegel ab, wo mich im nächsten Moment der Schock meines Lebens traf und ich mit einem spitzen Schrei ein paar Schritte zurücktaumelte. Nach Atem ringend drückte ich meine Hand auf die Brust und starrte gleichzeitig düster in die zwei schwarzen Augen vor mir. „Sag mal hast du nen Knall Ryuzaki? Was willst du hier und wieso schleichst du schon wieder ungefragt in meinem Zimmer herum?“ kam sofort angesäuert über meine Lippen und ich stemmte nachdrücklich meine Hände in die Hüften. Der hatte mir jetzt gerade noch gefehlt. Das er nicht einfach anklopfen konnte wie normale Menschen, machte mich schon wieder einfach nur wahnsinnig. Dieses einmalige Talent von ungenierter Dreistigkeit besaß wahrscheinlich nur er, denn ich kannte niemanden der sich in so kurzer Zeit so viel herausgenommen hatte. L musterte indessen ungerührt die junge Frau vor ihm. „Steht dir gut.“ Gab er ehrlich zu und maß sie nochmals prüfend, bevor er sein eigentliches Anliegen preisgab. „Aber was steckt wirklich hinter diesem Date mit Light?“ fügte er somit lauernd an. Ich musste im ersten Moment ein paar Mal verwirrt blinzeln, bevor ich überhaupt begriffen hatte, was er mir da gerade gesagt hatte. War das etwa ein Kompliment gewesen? `Was hat er den genommen?……Aber wie sagt man so schön?...Wunder gibt es immer wieder….`war mein nächster Gedanke, welcher mir durch den Kopf schoss. Mit so etwas hatte ich nun gar nicht gerechnet, allerdings wurde mein Gesicht im nächsten Augenblick wieder schlagartig ernst, als ich erkannte wo hier der Hase im Pfeffer lag. Das Date mit Light ging ihm mal wieder gehörig gegen den Strich. `Hätte ich mir ja gleich denken können….` dachte ich ernüchtert und wandte mich dann von ihm ab, um in meine gleichfarbigen Pumps zu schlüpfen. „Was soll denn dahinter stecken?“ entgegnete ich keck und beobachtete ihn aufmerksam aus dem Augenwinkel, während ich mich erneut vor den Spiegel begab um meine Haare hochzustecken. „Du hast mit Sicherheit kein ernsthaftes Interesse an Light. Ich denke du willst ihm so einen Beweis entlocken, der unsere Vermutung das er Kira ist bestätigt.“ Eröffnete er sodann seine Gedankengänge und verfolgte weiterhin jede ihrer Bewegungen wachsam. Ich band gelassen meine Haare zusammen und drehte mich danach mit einem amüsierten Schmunzeln zu ihm um. „Du bist doch hier der Meisterdetektiv. Wenn du das sagst wird es schon stimmen.“ Meinet ich provokant mit einem Achselzucken und wandte mich dann zur Tür, um mich wieder ins Hauptzimmer zu begeben. „Ich möchte es aber von dir bestätigt haben.“ Warf er ihr prompt hinterher und erneut legte sich ein unwilliger Ausdruck auf sein Gesicht. Auf solche Diskussionen hatte er im Moment wahrlich keine Lust. Ich hielt inne und blickte mit einem frechen Grinsen zu ihm zurück. „Was ist los Ryuzaki? Du bist doch wohl nicht etwa Eifersüchtig oder?“ erwiderte ich angriffslustig und sah ihn herausfordernd an. „Nein.“ Folgte keine Sekunde später seine deutliche Antwort und sein Blick wurde nochmals eine Spur dunkler. „Dann weiß ich nicht, warum es dich so sehr interessiert, ob es nun wirklich ein Date ist oder nicht.“ Konterte ich nochmals und verschwand danach mit einem belustigtem Kopfschütteln im Hauptzimmer, wo mich sofort überraschte und erstaunte Blicke musterten. Kurz besah ich mir vergnüglich die verdattert dreinblickenden Ermittler und begab mich dann mit einer freundlichen Verabschiedung aus dem Raum, um mein vermeintliches Date mit Light anzutreten. L war inzwischen ebenso wieder aus Zahras Zimmer heraus getreten und verfolgte ihr entschwinden mit einem mehr als finsteren Gesichtsausdruck, während er unaufhörlich in ihre Richtung starrte.

Into the Darkness

Into the Darkness
 

Langsam schritt ich aus dem Hotel und erblickte sogleich einen charmant lächelnden Light, welcher vor einem Taxi stand und auf mich wartete. Ich setzte umgehend mein strahlendstes Gesicht auf und während ich mich auf ihn zu bewegte, begutachtete ich mein augenscheinliches Date zunächst einmal eingehend. Auch er hatte sich umgezogen und empfing mich nun in einer schwarzen Hose und einen weißem Hemd, welches er nicht ganz zugeknöpft hatte. Wieder meldete sich das ungute Gefühl in meinem Bauch und wurde mit jeden Schritt den ich auf ihn zumachte immer bedrückender. Ich musste sehr vorsichtig heute Abend sein, denn mit Kira war nicht gut Kirschen essen und ich tappte über seine wahren Absichten bisher immer noch im Dunkeln. `Das wird wohl der Spießrutenlauf meines Lebens werden…` dachte ich genervt und unterdrückte ein resigniertes Seufzen. Ich war im Moment ganz klar im Nachteil. Zwar erahnte ich seine zweite Identität, aber ich wusste weder was er vorhatte, noch konnte ich ihn in irgendeiner Art und Weise einschätzen und das machte die ganze Sache gefährlich. `Hoffentlich kommt L nicht auch noch auf dumme Gedanken….` durchfuhr es mich beunruhigt und ich unterdrückte den in mir aufkommenden Zwang zu dem Hotelfenster unseres Zimmers hinauf zu blicken. Mittlerweile wusste ich ja wie hartnäckig L sein konnte, denn ich hatte die letzte Überwachungsaktion von ihm nicht vergessen, welche er bei meinem damaligen Treffen mit Light durchgeführt hatte. Und auch jetzt ahnte ich schon, dass er sich nicht einfach so abspeisen lassen würde. Ihm missfielen meine Verabredungen ebenso wie meine vermeintliche Freundschaft zu Light und er setzte steht’s alles daran diese zu unterbinden. Das wusste ich und genau diese Tatsache könnte heute Abend zu einem ernsthaften Problem für mich werden. Denn im Moment sah es für Light augenscheinlich so aus, als wenn Ryuzaki und ich uns nicht ausstehen konnten und nur zusammen arbeiteten, um Kira so schnell wie möglich zu fassen. Dies kam mir beim erschleichen seines Vertrauens mehr als zu gute. Zudem kam, das L jederzeit versuchte den persönlichen Kontakt zwischen uns weitestgehend zu unterbinden, somit war die Wahrscheinlichkeit gering das Light auf Idee kam, das ich ihn für L ausspionieren könnte. Jedoch wenn Ryuzaki dieses Mal wiederholt eingriff und Light das mitbekam, könnte meine Tarnung aller Wahrscheinlichkeit nach auch schnell auffliegen. Und das würde mich vielleicht nicht nur den entscheidenden Beweis, sondern auch im unglücklichsten Fall mein Leben kosten. Wenn L sich also einmischte, musste ich im Notfall versuchen Light davon zu überzeugen, das ich damit nichts zu tun hatte. Dennoch mahnte ich mich innerlich zur Ruhe. Ich durfte mich jetzt nicht in meinen Gedankengängen verlieren und unachtsam werden, sondern ich musste jetzt voll und ganz bei der Sache bleiben und einfach hoffen, das L sich diesmal ausnahmsweise zurück hielt. „Wow du siehst toll aus Zahra. Wusste ich`s doch, das es dir hervorragend stehen wird.“ Kam schmeichelnd die Begrüßung von Light und musterte mich eingehend. `Pass bloß auf, das dir nicht gleich die Augen aus dem Kopf fallen….` dachte ich genervt und hoffte inständig, das er nicht den ganzen Abend einen auf Süßholzraspler mache würde. „Danke Light, aber du siehst auch nicht schlecht aus. Und außerdem verdanke ich es ja immerhin dir, das ich jetzt in diesem wundervollen Kleid stecke. “ Gab ich mit einem süffisanten Schmunzeln zurück und zwinkerte ihm kurz zu. Innerlich schüttelte ich mich selbst über meine Worte. Das ganze würde mit Sicherheit kein angenehmer Abend werden, soviel stand jetzt schon mal fest. Aber diese Chance wollte ich mir einfach nicht entgehen lassen. „Es freut mich wirklich, dass es dir gefällt. Wollen wir dann?“ meinte er charmant und hielt mir zuvorkommend die Tür des Wagens auf. Ich nickte ihm dankbar zu und maß ihn gleichzeitig mit einem mehr als skeptischen Blick, bevor ich seiner Geste folgte und mich in das Taxi setzte. `Na dann, auf in die Höhle des Löwen…` ging mir entschlossen durch den Kopf und schenkte ihm nochmals ein verträumtes Schmunzeln, nachdem er neben mir Platz genommen hatte. „Willst du mir nicht doch schon verraten, wohin du mich heute Abend entführen möchtest?“ versuchte ich abermals charmant den eigentlichen Zielort aus ihm heraus zu kitzeln, während ich weiterhin dieses schmachtende Gesicht aufsetzte. Indessen fragte ich mich immer wieder, wie um alles in der Welt ich dieses Theater einen ganzen Abend lang durchhalten sollte. Am liebsten wäre ich jetzt schon sofort wieder ausgestiegen, aber hier musste ich jetzt durch. „Lass dich einfach überraschen Zahra.“ War seine smarte Antwort und strich mir sanft eine Strähne von meinem Pony, welche ich absichtlich nicht mit hochgesteckt hatte, aus meinem Gesicht. Für ein paar Sekunden versteifte ich mich unter seiner Berührung und musste mich mit aller Macht zusammen reißen, um ihn nicht einfach die Finger zu brechen. Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte mit aller Kraft gegen den in mir aufbrausenden Protest. Der hatte doch nen totalen Vogel. Warum rückte er mir jetzt plötzlich so auf die Pelle? Wenn der so weiter machte würde das Date schneller zu Ende sein, als er blinzeln konnte. Es reichte mir wahrlich schon, dass er mich offensichtlich ganz ungeniert anbaggerte, aber wenn er jetzt auch noch auf die Schnappsidee kommen sollte mich ständig antatschen zu müssen, konnte ich für nichts mehr garantieren. Auch ich hatte meine Grenze und da war es mir egal ob er Kira oder Jesus höchst persönlich war. Gucken ok aber anfassen geht gar nicht. Wiedermal mahnte ich mich innerlich zur Ruhe und schenkte ihm lediglich ein etwas enttäuschtes Gesicht, das er mit einem amüsierten Schmunzeln quittierte. Als sich dann das Auto in Bewegung setzte, warf ich doch noch einen letzten Blick auf das Hotel. Ich musste mich jetzt einfach zusammen reißen und versuchen mir den Abend zunutze zu machen, auch wenn es mir sichtlich schwer viel.
 

L hatte indessen die Szenerie aufmerksam vom Fenster aus beobachtet und blickte nun unwillig dem sich entfernenden Taxi hinterher. Dieses völlig unvermittelte Treffen der beiden, hatte ihn einfach schlicht und ergreifend kalt erwischt. Er wusste zwar um Zahras Alleingänge, aber mit einem so spontanen Date hatte er nicht gerechnet. Zudem kam, dass er demzufolge nicht einmal die Gelegenheit gehabt hatte, irgendeine Art von Überwachungssystem bei Zahra zu deponieren. Somit musste er wohl notgedrungen erneut auf einen Hintermann zurückgreifen und die beiden unter Beobachtung stellen, um das Treffen trotz allem mitverfolgen zu können. Umgehend hatte er Watari von der neu entstandenen Situation und seinen damit zusammenhängenden Plan in Kenntnis gesetzt, welcher sich sofort daran machte diesen umzusetzen. „Ryuzaki. Denken sie wirklich, das Zahra ein ernsthaftes Interesse an meinem Sohn hat?“ unterbrach Herr Yagami die mittlerweile unangenehm werdende Still im Raum. L grübelte selbst schon seit Zahras letzter Aussage über diese Möglichkeit nach, denn mit hundert prozentiger Sicherheit ausschließen ließ sie sich nicht. Auch wenn ihm diese Vorstellung aus irgendeinem unerfindlichen Grund alles andere als zusagte, sie war schlussendlich auch nur ein Mensch und diese unterlagen nach seinen Erfahrungen schnell mal einem spontanen Gefühl, was infolge dessen zu mehr als unüberlegten Handlungen führen konnte. Und wenn Zahra auf die Seite vom vermeintlichen Kira wechseln würde, wäre das bei ihrem Intellekt eine Katastrophe. „Ich weiß es nicht Herr Yagami. Aber ganz ausschließen lässt es sich nicht. “ folgte kurz darauf L´s tonlose Antwort, während er weiterhin aus dem Fenster in die Richtung starrte, in welcher das Taxi mit Zahra und Light vor wenigen Minuten verschwunden war.
 

Während der gesamten Fahrt hatte ich schweigend und in Gedanken versunken aus dem Fenster geschaut. Ich versuchte mir wenigstens einen vagen Plan zurecht zulegen, auch wenn ich immer noch nicht wusste wohin genau die Reise eigentlich ging. Dennoch wollte ich so gut wie möglich vorbereitet sein, denn Light durfte ich unter keinen Umständen unterschätzen. Er hatte Gott sei Dank weitere Annäherungsversuche unterlassen, was aber noch nicht hieß, dass ich jetzt aufatmen konnte. Denn eines wusste ich mit großer Bestimmtheit. Und zwar, dass er irgendetwas mit mir vorhatte. Damit war allerdings kein normales nettes Date gemeint. Nein er hatte anscheinend einen Plan, welchen er verfolgte und hatte mir in diesem ganzen Theaterstück wohl eine der Hauptrollen zugedacht. Diese ganzen Spekulationen und die damit einhergehende Ungewissheit raubten mir wirklich meine Nerven. Und eigentlich brauchte ich diese doch so dringend, wenn ich diesen Abend irgendwie überstehen wollte. Angespannt unterdrückte ich ein gequältes Aufseufzen und versuchte einfach mich ein wenig zu besinnen. Nachdem der Wagen zu stehen gekommen und Light mit einem „Da wären wir.“ ausgestiegen war, hielt er mir Gentleman like die Tür auf damit auch ich das Taxi verlassen konnte. Aufmerksam musterte ich meine Umgebung und behielt trotz allem Light immer wachsam im Auge. So wie es aussah standen wir vor einem Restaurant, aber irgendetwas sagte mir, dass dies wohl kein gewöhnliches Lokal war. Und nach einem Blick auf das Schild, welches über der Tür hing, bestätigte sich auch sogleich meine Vermutung. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah völlig perplex hinüber zu Light, welcher mich lediglich smart anlächelte. „Na Zahra, damit hast du nicht gerechnet was?“ meinte er frech zu ihr und bot dieser höflich seinen Arm an, um mit ihr zusammen den Laden zu betreten. Nein damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet und es steigerte in mir auch sogleich das ungute Gefühl in meinem Magen erheblich. Was um alles in der Welt wollte er in einem Dunkelrestaurant? Da war es doch stockfinster drin und das verhängnisvollste daran war für mich, das ich ihn demzufolge in diesem Lokal nicht mehr beobachten konnte. Das ganze Date wurde irgendwie immer unheimlicher und machte mich inzwischen wirklich etwas nervös. Eigentlich war so etwas ja mehr als untypisch für mich, aber wenn ich dran dachte mit einem unkalkulierbaren vermeintlichen Massenmörder wie Kira in einem stockdunklen Raum zu sitzen und nicht eine einzige seiner Bewegungen und Reaktionen verfolgen zu können, liefen mir ganze Eisberge den Rücken hinunter. Was hatte er bloß vor? Mein Verstand begann sich mittlerweile erneut zu verknoten, denn mir viel einfach kein Grund dafür ein, warum er mit mir in so einem Restaurant essen gehen wollte. Wenn ich ihn nicht sah, konnte er mich folglich auch nicht sehen. Also was sollte das dann? Was bezweckte er damit? `Es sei denn Light hat ein mini Nachtsichtgerät in seiner Hosentasche versteck….` ging mir amüsiert durch den Kopf, was mir sogleich ein kleines Schmunzeln entlockte. Nein bei sich trug er sicherlich nichts dergleichen, das konnte ich mit einem geübten Blick ausschließen, aber dennoch wurde mir von Minute zu Minute immer unbehaglicher bei dem Gedanken mit ihn da rein zugehen. „Und dafür hast du mir jetzt extra dieses Kleid ausgesucht Light? In dem Laden siehst du mich doch eh nicht.“ Spielte ich die Empörte, während ich mich wiederwillig bei ihm einhakte und Light misstrauisch aus dem Augenwinkel musterte. „Stimmt, aber ich wollte dich zu gerne mal darin sehen.“ Kam prompt seine selbstsichere Antwort und zwinkerte mir nochmals zu, bevor er sich mit mir in Bewegung setzte. Ich biss mir schmerzhaft auf die Zunge, um mir eine entsprechende Entgegnung zu verkneifen. Er wollte mich nur mal darin sehen? Der hatte sie doch nicht mehr alle. Da musste noch etwas ganz andres dahinter stecken, das er solch einen Aufwand betrieb, denn sein Interesse an mir war sicher nicht echt. Er konnte sich vielleicht sehr gut verstellen, aber diese eine Tatsache war eine der wenigen Dinge, welche ich ganz deutlich in seinen Augen ablesen konnte. Und es beunruhigte mich zutiefst. Doch so sehr mich diese Gedanken auch alarmierten, ein positives war dem ganzen Spektakel dort drin doch noch abzugewinnen. Die Dunkelheit würde ebenso mich vor seinen Blicken schützen was bedeutete, dass ich mich wenigstens körperlich nicht mehr zu verstellen brauchte, sondern nur noch auf meine Stimme achten musste. `Na wenigstens bekomme ich schon mal keinen Krampf im Gesicht von diesem ständigen aufgesetzten Lächeln….`dachte ich ironisch und seufzte innerlich schwer auf. Mir wollte jedoch einfach nicht in den Kopf kommen, was er sich bei dieser Aktion dachte. „Darf ich bitten schöne Frau?“ holte mich Light wieder zurück in die Realität und hielt mir zuvorkommend die Eingangstür auf. Ich schenkte ihm erneut nur ein dankbares Lächeln, ehe ich erhobenen Hauptes an ihm vorbei schritt. `Oh Mann, das der auf seiner riesen Schleimspur noch nicht ausgerutscht und sich das Genick gebrochen hat grenzt ja schon fast an ein Wunder…` meldete sich mein gemarterter Verstand und ich schloss für einen Moment genervt meine Augen. Man konnte es mit Komplimenten auch übertreiben und Leute die mir ständig versuchten krampfhaft in den Allerwertesten zu kriechen, waren ohnehin schon ein rotes Tuch für mich. Gerade hatte ich es plötzlich ganz eilig, endlich in der erlösenden Dunkelheit des Restaurants zu verschwinden, bevor ich mir vor lauter Unmut noch selber ein Zungenpiercing verpassen würde. Das versprach wirklich ein langer Abend zu werden.
 

Light sein Plan schien lückenlos aufzugehen und nach diesem Abend würde er schlussendlich die Entscheidung darüber fällen, ob er Zahra vertrauen konnte oder nicht. Der Plan war eigentlich recht simpel und er hatte alles bis ins kleinste Detail durchdacht, um Unannehmlichkeiten von vornherein auszuschließen. Zu allererste wollte er Zahra dazu bringen, das sie mehr als nur schlichte Freundschaft für ihn empfand, denn das war der effektivste Weg sich jemanden gefügig zu machen. Er wusste sehr genau wie er auf das andere Geschlecht wirkte und das wollte er sich hier zu Nutze machen. Auch wenn sie älter war als er, einem charmanten und gut aussehenden, intelligenten Mann konnte selten eine Frau widerstehen und mit kleinen Aufmerksamkeiten war einem die Zuneigung fast schon sicher. Das Kleid, welches er für sie ausgesucht hatte, war genau so eine kleine Aufmerksamkeit gewesen und Zahra schien wirklich auf seine Masche rein zufallen. Auch wenn er es bis jetzt nicht zu hundert Prozent bezeugen konnte, der heutige Abend würde ihm jedoch die absolute Gewissheit bringen. Dennoch hatte das Kleid noch einen zweiten, wesentlich wichtigeren Hintergrund, denn es war zeitgleich auch ein effektives Mittel um L auszutricksen. Das kurzfristig geplante Date mit dem dazugehörigem Kleid und der knapp bemessenden Zeitspanne für Zahra, um sich vorher noch etwas frisch zu machen und sich umzuziehen, gaben L so gut wie keine Chance Wanzen oder ähnliches an ihr anzubringen. Light war immerhin sehr wohl bewusst, dass sein Widersacher mit absoluter Sicherheit alles versuchen würde, um das Date irgendwie mit verfolgen zu können. Die zweite Absicherung, um genau das zu verhindern war dieses Restaurant. Man bekam nur mit Vorbestellung einen Platz und auch wenn es L trotzdem irgendwie gelingen sollte jemanden hier herein zu schleusen, dann war es für denjenigen nahezu unmöglich ihn und Zahra in der Dunkelheit ausfindig zu machen. Somit hielt er die Gefahr, das L dem Gespräch beiwohnen könnte bei einer Wahrscheinlichkeit von knapp unter fünf Prozent, dennoch musste er mit diesem Restrisiko achtsam umgehen. Und zu guter Letzt konnte er mit diesem hübschen Plan vielleicht auch Zahra überlisten. Wenn diese ihm nämlich nur genauso etwas vorspielte wie er es bei ihr tat, um an einen Beweis gegen ihn als Kira zu kommen so würde sie sich mit Sicherheit in der Dunkelheit verraten. Er hatte nämlich einen entscheidenden Vorteil gegenüber Zahra und der hieß Ryuk. Der Shinigami hatte die dienliche Eigenschaft auch in dieser tiefen Schwärze die Gesichter der Menschen erkennen zu können und wenn Zahra den Fehler beging, ihre eventuell vorhandene Maske in der scheinbaren Sicherheit der Finsternis fallen zu lassen, würde er es sofort bemerken. Auch wenn Ryuk ihm niemals persönlich auf solch eine Beobachtung hinweisen würde, kannte er den Shinigami mittlerweile gut genug, um an seinen unbedachten Reaktionen eine wahrscheinliche Lüge heraus hören zu können. Und sollte auch nur der kleinste Verdacht in ihm aufkommen, das Zahra wirklich nur mit ihm spielte, würde er sich sicher nicht mehr weiter die Mühe machen sie auf seine Seite bringen zu wollen und ihr eventuell seine zweite Identität als Kira preis zugeben. Dieser Abend würde für ihn alles Entscheiden. Inzwischen saßen die beiden in totaler Dunkelheit an einem Tisch und warteten neugierig auf ihr Erlebnisessen, währenddessen sie sich mit ein bisschen gepflegtem Smalltalk die Zeit vertrieben. Light verhielt sich weiterhin sehr charmant und machte Zahra ein nettes Kompliment nach dem anderen, indessen er zeitgleich sehr aufmerksam die Reaktionen von Ryuk studierte. Ich hatte mittlerweile echt die Faxen dicke. Der Kerl machte mich schier verrückt mit seinem dämlichen Geschwafel und zudem suchte seine Hand ständig die meine, welche ich allerdings ihm jedes Mal unter einem Vorwand wieder entledigte. Noch immer stellte sich mir die Frage, was er mit dieser ganzen Aktion eigentlich bezweckte, aber mir wollte sich die Lösung einfach nicht erschließen. Mein Gesicht sprach Bände, aber meine Stimme verriet genau das Gegenteil. Wenigstens konnte ich mich so ab und zu halbwegs abreagieren und mich somit voll und ganz auf diese bizarre Situation fixieren. Wenn er zumindest mal mit dieser ständigen Schleimerei aufhören würde, wäre das schon ein Halleluja wert. Mir war inzwischen von seinen Gelaber echt schlecht und mein Appetit hatte sich ebenfalls schon lange verabschiedet. Ich wollte nur noch hier raus. Weg von Light und raus aus dieser beunruhigenden Dunkelheit um mich. Das ungute Gefühl schrie unterdessen unaufhörlich in mir, aber ich schaffte es ungeachtet dessen vollkommen Ruhig zu erscheinen. „Sag mal Zahra du hattest doch mal erwähnt, das es dich interessiert, wer wirklich hinter diesem Kira steckt oder?“ fragte Light neugierig in die Dunkelheit hinein. Ich horchte auf und starrte misstrauisch in die Finsternis, zudem Fleck wo ich ihn vermutete. Was sollte denn das jetzt werden? „Richtig. Und ich glaube ich hatte dir diese Frage auch schon mal beantwortet gehabt Light.“ Gab ich nun freundlich klingend zurück, während mein Gesicht weiterhin skeptisch in die vorkommende Schwärze blickte. „Ja stimmt das hast du. Aber was wäre, wenn L´s Vermutung richtig und ich dieser Kira sein würde?“ fragte er lauernd und achte indessen weiterhin auf jegliches Geräusch, welches Ryuk von sich gab. Mein Blick wurde auf einem Schlag mindestens genauso dunkel wie dieser Raum und ich biss mir gleichzeitig ärgerlich auf die Lippe. `Dir überschwänglich um deinen dann nicht mehr vorhandenen Hals fallen….` ging mir sarkastisch durch den Kopf und ballte nebenbei die Hände. Wollte der mich jetzt etwa verarschen oder war das gerade wirklich so etwas wie ein Geständnis gewesen? Was wollte er mit dieser Frage bezwecken? Machte er sich etwas Lustig über uns? Mein innerstes begann immer mehr zu brodeln und ich musste mich bei so viel Dreistigkeit wahrlich zusammen reißen, um ihn nicht jetzt schon einen Kopf kürzer zu machen. Allerdings wusste ich, dass ich mich egal was passierte unter Kontrolle behalten musste und nicht vergessen durfte, warum ich diese Farce hier auf mich nahm. `Bleib ganz ruhig Mädchen…..Entspann dich…` riet ich mir selbst und atmete leise einmal tief durch. „Bis jetzt gibt es ja dafür noch keine Beweise Light und solange bis das Gegenteil der Fall ist, bist und bleibst du für mich ein guter Freund. Und auch wenn du wirklich dieser Kira sein solltest, würde das nichts an deinem Charakter ändern oder?“ meinte ich sanft zu ihm und behielt derweil allerdings einen Blick bei, der jeden Menschen sofort tot umfallen lassen würde. Jedoch würde Light diesen ohnehin in diesem Raum nicht sehen und somit konnte ich wenigstens etwas von meinen wahren Gedanken ausdrücken, welche ich anderenfalls komplett hätte unterdrücken müssen. Das waren nach meiner Meinung die bisher schwersten Worte, welche ich jemals in solch einem Tonfall über die Lippen hatte bringen müssen. Diese ganze Situation kotzte mich einfach nur an. Spätestens jetzt stand für mich endgültig fest, das Light wirklich dieser Kira war und uns allen nur ganz gekonnt etwas vorspielte. Dennoch konnte ich diese These immer noch nicht beweisen und solange ich nicht wusste wie er tötete, konnte ich nicht das Risiko eingehen ihm meine Gedanken offen zu legen. Das wäre im ungünstigsten Fall dann schlicht und ergreifend blanker Selbstmord und ich wollte diese Welt eigentlich noch nicht so schnell den Rücken kehren. Light hörte indessen Zahra sehr aufmerksam zu, konnte allerdings keinen Funken Unwahrheit in ihren Worten feststellen. Allerdings bemerkte er ebenso das schadenfrohe Lachen von Ryuk und in diesem Moment konnte er ihre Worte eindeutig Lügen strafen. Sie verstellte sich wahrlich perfekt, aber hatte dennoch den winzigen und somit fatalen Fehler begangen, sich in der absoluten Dunkelheit in Sicherheit zu wiegen. Sein Plan war also perfekt aufgegangen und hatte ihm letztendlich das Leben gerettet. Wäre der Shinigami nicht gewesen oder hätte Zahra trotz des scheinbar sicheren Lichtverhältnisses ihre Maske aufbehalten, hätte er vermutlich ihren Worten Glauben geschenkt und sich damit schlussendlich das Genick gebrochen. Das hieß folglich auch, dass er sich in Zukunft wohl zwei sehr lästige Personen vom Hals schaffen musste. L genauso wie Zahra. Denn diese war nicht minder gefährlicher als Ryuzaki, wenn sie gegen und nicht für ihn arbeitete.
 

Light hatte nach meinen vermeintlich netten Worten das Thema Kira relativ schnell wieder beendet gehabt, was mich mehr als verwundert hatte. War ich vielleicht nicht überzeugend genug gewesen? Hatte er etwa Verdacht geschöpft und zog sich deshalb nun wieder zurück? Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, denn obendrein fiel mir ebenso auf das er nun nicht mehr versuchte der Baggerkönig des Abends zu werden, sondern es bei einem hin und wieder nett gemeinten Kompliment beließ. Einen wirklichen Reim konnte ich mir allerdings nicht darauf machen, auch wenn ich heil froh war das diese lästigen Annäherungsversuche nachgelassen hatten und mein Magen sich etwas beruhigen konnte. Was hatte er nur mit diesen Abend bezwecken wollen und warum hatte er nach der Hälfte seine offensichtliche Taktik abermals geändert? Egal wie sehr ich auch durch das Labyrinth in meinen Gedanken hetzte, ich fand einfach keinen logischen Ausgang, welcher diese Verhaltensänderung erklären konnte, außer dass er irgendwie Verdacht geschöpft haben musste und dies schien mir in unserer momentanen Lage schier unmöglich. So verlief der Rest des Abends ab da an weitestgehend Ruhig, was das ungute Gefühl in mir jedoch noch weiter anzuspornen schien. Irgendwie schlich sich in mir das Gefühl ein, das ich ab nun an noch vorsichtiger im Umgang mit Light sein musste, als ich es bisher schon gewesen war. Umso erleichterte war ich, als wir endlich diese erdrückende Dunkelheit des Restaurants wieder verließen und Light mich mit einem Taxi zurück zum Hotel gebracht hatte. Während der Fahrt musste ich mich noch ein letztes Mal konzentriert Zusammennehmen, um meine wahren Gedanken ihm gegenüber verbergen zu können. Dieser Abend hatte mich einfach nur total ausgelaugt und zusätzlich noch mehr Fragen offen gelegt, als er beantwortet hatte. Nicht mal einen winzigen Beweis hatte mir diese Theater eingebracht, sondern nur das unangenehme Gefühl ich hätte genau das Gegenteil von dem erreicht, was ich eigentlich hatte erreichen wollen. Nachdem Light mich mit einer mehr freundschaftlichen Umarmung verabschiedet hatte, welche mir erneut einen kompletten Fluss aus Eisregen über den Rücken laufen ließ und sich das Taxi mit ihm endlich außer Sichtweite befand, sank ich mich mit einem erschöpften Seufzen resigniert zu Boden. Diesen Abend würde ich mit Sicherheit so schnell nicht vergessen und mit absoluter Wahrscheinlichkeit auch niemals wieder wiederholen.
 

L hatte derweil die Verabschiedung zwischen Light und Zahra wiederwillig verfolgt. Sein Plan mit Hilfe eines Hintermannes das Date heimlich mit zu verfolgen war gründlich gescheitert. Light hatte sich wahrlich alle Mühe gegeben, damit die beiden an diesem Abend ungestört waren, und schon allein diese Tatsachen ließen seine Laune noch weiter sinken. Er sah diesen Rückschlag als eine derbe Niederlage an und das war etwas, was er überhaupt nicht ausstehen konnte. Er hasste es einfach überlistet zu werden, besonders wenn es so jemand wie Light war, der vermeintliche Kira. Misslaunig hockte er sich wieder auf seinen Sessel und klaubte sich ein paar Zuckerwürfel aus der Schale, um diese dann nachdenklich in seinen Kaffee plumpsen zu lassen. Als ich endlich völlig fertig das Hauptzimmer betrat blieb mein Blick zuerst an dem schwarzhaarigen Detektiv hängen, welcher mir nicht gerade wohlwollend entgegen blickte. Ich maß ihn knapp prüfend mit hoch gezogenen Brauen und begrüßte dann zunächst einmal den völlig euphorischen Choco, welcher schwanzwedelnd um meine Beine wuselte. Ich konnte mir schon denken, welche Laus L über die Leber gelaufen war, denn immerhin war es den Abend über erstaunlich ruhig geblieben und bei den akribischen Vorbereitungen von Light würde es mich nicht wundern, wenn eine geplantes Eingreifen seinerseits Fehl geschlagen war. Und ich wusste ja nur zu gut, wie sehr er es hasste wenn etwas nicht so lief, wie er es geplant hatte. „Und wie war dein Date mit Light?“ kam auch prompt lauernd von ihm und musterte diese aufmerksam. Ich schloss für einen Moment genervt meine Augen und atmete einmal tief durch, bevor ich zu einer Antwort ansetzte. „Dunkel.“ War alles was ich entnervt preisgab und machte mich nach einem letzten skeptischen Blick zu ihm auf den Weg in mein Zimmer, während ich mir beim Laufen mit den Händen meine Pumps von den Füßen streifte. „Ist in einem Dunkelrestaurant so üblich. Aber das meinte ich nicht und das weißt du auch Zahra.“ Folgte sogleich misstrauisch und behielt sie währenddessen wachsam im Auge. `Also doch ein missglückter Überwachungsversuch….` dachte ich unwirsch und drehte mich mit einem Seufzen nochmals zu ihm um. „Kurz gefasst….Ich konnte erneut nichts Nützliches aus ihm heraus bekommen und auch sonst war der Abend ein totaler Reinfall. Ach ja und um deine nächste Frage auch gleich zu beantworten….Nein ich habe kein solcherlei geahndetes Interesse an Light, wie es vielleicht den Anschein erweckt haben mochte. Ich will ihn lediglich als Kira überführen nicht mehr und nicht wenigen. Und nun wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mich für heute mit diesem Theater in Ruhe lassen würdest. Ich bin einfach nur total am Ende glaub mir. Dieser Light kann einem noch mehr auf den Wecker gehen als du Ryuzaki.“ Gab ich übellaunig erklärend von mir, bevor ich mit Choco zusammen in meinem Zimmer verschwand. L starrte derweil missmutig hinüber zu Zahra und beobachtet forschend jede ihrer Reaktion, während er ihr nebenbei aufmerksam zuhörte. Und mit jedem gesprochenem Wort verdunkelte sich sein Blick eine Nuance weiter. Nachdenklich legte sich sein Daumen an die Unterlippe, während er weiterhin auf ihre Zimmertür starrte. Sie hatte wirklich seine Fragen vorher gesehen und im vornherein beantwortet. Hatte sie es etwa geschafft ihn zu durchschauen? Wusste Zahra etwa, welche Pfade seine Gedanken einschlugen und konnte deshalb seine einzelnen Gedankengänge nachvollziehen? Dieser Umstand missfiel ihm zusehends und seine Laune sank abermals erheblich. Dennoch schien sie ihm eben die Wahrheit mitgeteilt zu haben, denn so etwas wie Lüge hatte er in ihren Augen nicht war nehmen können. Trotzdem musste er vorsichtig sein. Sie konnte sich wahrlich meisterhaft verstellen und hatte ihn inzwischen schon mehr als einmal damit getäuscht gehabt. Und doch schienen ihre Worte auf einen unerklärliche Weise für ihn erleichternd, was ihn zudem ohnehin schon komplexen Rätsel namens Zahra noch weiter irritierte.
 

/ Eine undurchdringlich schwarze Dunkelheit umgab mich und meine Herz hämmerte permanent panisch gegen meine Brust. Ich rannte unaufhörlich durch die Finsternis, doch nirgends war auch nur ein Hauch von Licht. Nichts. Ich war allein. Ganz allein. Meine Lungen brannten und gezeitigt fühlte es sich an, als würde ich in diesem Meer aus schwärze ertrinken. Wo war ich und wie kam ich hierher? Ich schrie so laut ich konnte in den dichten allumfassenden Nebel hinein, welcher jedes meiner Worte sofort zu verschlucken schien. Mein Hals schmerzte und einen unbeschreibliche Angst loderte in meinen Augen. Mein ganzer Körper schien schwer wie Blei, denn ich hatte das Gefühl mich nicht einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen, egal wie sehr ich mich anstrengte. Angsterfüllt blickte ich mich immer wieder um, aber da war nichts. Nur Dunkelheit, welche immer schwerer auf mir zu Lasten schien und mich drohte einfach zu ersticken. Mein Puls raste und mein Herz fühlte sich an, als würde es in jedem Moment auseinander reißen, dennoch lief ich unbeirrt weiter. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht und schienen meine Haut regelrecht zu verätzen. Alles was ich empfand war ein unsagbar grausamer Schmerz und eine mich erdrückende Angst, welche meinen Körper in jeden Moment zerspringen lassen würde. Dann plötzlich blieb ich stehen und starrte fassungslos auf die hell leuchtende Person vor mir. „Lina…“ flüsterte ich und erneut brach ein wahrer Schwall von ätzenden Tränen schmerzvoll aus meinen gemarterten Augen. „Lina“ brüllte ich ihr nun entgegnen und versuchte mit aller Macht sie zu erreichen. Immer und immer wieder schrie ich ihren Namen in die Dunkelheit, dem einzigen Lichtpunkt in diesem schwarzem Labyrinth entgegen. Aber je näher ich ihr kam, desto mehr begann ihr Körper zu zerreißen. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus, nur um danach nur noch schmerzvoller gegen meine Brust zu schlagen. Ich schrie und rannte mit aller Kraft die ich aufbringen konnte auf sie zu. Doch kurz bevor ich Lina erreichen konnte, zersprang sie einfach unter einen markerschütternden Schrei in tausende von Einzelteilen. Wieder brüllte ich voller Panik ihren Namen und brach sogleich gequält zusammen. Ich schlug meine Hände vor mein Gesicht und weinte bitterliche Tränen, welche tausendmal mehr schmerzten, als mein eigenes Herz es vermochte. Gepeinigt sah ich auf meine blutverschmierten Hände und brüllte erneut auf. Und im gleichen Moment brach die Dunkelheit wie ein zerreißendes Stück Papier auf und ein Meer aus blutigen Tränen begann mich zu erfassen. Erneut erfasste Panik meinen Körper und mein Herz versuchte mit allermacht schmerzvoll meinen Brustkorb zu sprengen. Wieder begann ich zu schreien und suchte angsterfüllt einen Ausweg aus meiner bedrohlichen Lage. Immer wieder zog mich das rote Nass nach unten und begrub mich unter sich, bis ich kaum noch atmen konnte. Das Gefühl zu ertrinken wurde übermächtig und ich konnte das warme Blut in meinem Mund schmecken, welches versuchte meine schmerzenden Lungen zu erreichen. Dann ganz plötzlich fühlte ich Boden unter meinen Füßen und hustete gequält, um das rote Nass wieder aus meinen Körper zu bekommen. Benommen und panisch rang ich nach Atem. Doch mit dem Boden kam auch die Dunkelheit zurück. Diesmal jedoch materialisierte sich diese zu einer Person und ich schrie erneut angsterfüllt auf. Der Mörder von Lina, James Walter, und er lachte mich mit einer hohnerfüllten Fratze an, welche sich im nächsten Moment zu einem neuem Gesicht verzog. Ungläubig starrte ich auf die sich verformende Schwärze, welche mit jeder Sekunde näher auf mich zukam. Verschreckt versuchte ich zurückzuweichen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Wieder schrie ich erschrocken auf als ich bemerkte, dass ich eine Stück weit in den Boden eingesunken war und dieser mich wie eine Schraubzwinge gnadenlos festhielt. Erneut stieg Panik in mir auf und mit angsterfüllten Augen sah ich auf die schwarze Gestallte, welche immer näher auf mich zu schritt. Allmählich begann sich ein Gesicht heraus zu lösen und erneut entfuhr mir ein spitzer Schrei. Das war Light und er kam immer näher und näher. Unaufhaltsam mit jedem Schritt und ich war gefangen in einem Boden aus Dunkelheit. Hecktisch sah ich mich um und erblickte hinter mir eine weitere Person, welche genau wie Lina hell leuchtet und mir ihre Hand entgegen streckte. Mein Herz machte einen Sprung, als ich das Gesicht erkennen konnte. „L“ flüsterte ich ungläubig und begann gleich darauf immer und immer wieder seinen Namen zu rufen. Ich schrie so laut ich konnte und sah mich panisch gleichzeitig permanent nach meinem Verfolger um. Light kam mir kontinuierlich Stück für Stück näher und so sehr ich es auch versuchte, der Boden hielt mich eisern fest. Erneut sah ich zu L, welcher immer noch dort stand und seine Hand nach mir ausstreckte. Ich schrie weiterhin seinen Namen und versuchte trotz allem vergeblich mich zu befreien. Wieder rannen diese heißen Tränen über mein Gesicht und immer wieder schrie ich L´s Namen, doch er bewegte sich nicht. Angsterfüllte drehte ich mich erneut nach Light um und in diesem Moment hatte er mich auch schon erreicht. Wilde Panik loderte in meinen Augen auf und ich schrie noch einmal nach dem einzigen Licht in dieser allumgebenden Dunkelheit. Ich schrie nach L und im gleichen Moment erfüllte mich ein grausamer vernichtender Schmerz. /
 

Es war spät und L hockte wiedermal vor seinem Laptop, um sich mit den vorhanden Informationen zum Fall Kira von seinen Grübeleien zu Zahra abzulenken, als er plötzlich alarmiert aufhorchte. Ruckartig wandte er seinen Kopf zu der Zimmertür von dieser und fixierte sie aufmerksam mit seinen schwarzen Augen, während er angespannt auf die dahinter liegenden Geräusche lauschte. Gerade war er der Meinung gewesen, das sie seinen Namen, das sie nach L und nicht nach Ryuzaki gerufen hatte. Keine Minute später war er auch schon von seinem Sessel aufgesprungen und machte sich beunruhigt auf den Weg zu ihrem Zimmer. Er hatte sich nicht verhört, denn wieder vernahm er ganz deutlich Zahras Stimme, welche panisch nach ihm rief. Ohne anzuklopfen öffnete er eilig die Tür und blieb dann sogleich völlig verdutzt stehen. Unschlüssig musterte er prüfend die junge Frau, welche wild um sich schlagend in ihrem Bett lag und nach ihm rief. Sie schien zu schlafen, aber von Schlafwandeln konnte hier nicht die Rede sein. Nein sie träumte und dem rufen nach zu urteilen träumte sie wohl von ihm. Verwirrt schritt er näher auf sie zu und beobachtete stillschweigend die für ihn ziemlich befremdliche Szene. Zwar schien es eher ein Alptraum zu sein, aber die Tatsache, dass sie überhaupt von ihm träumte irritierte ihn gründlich. Er sah bei ihr einfach nicht mehr durch. Zahra war für ihn inzwischen so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln. Immer wenn er dachte der Lösung dieses Rätsels ein Stück näher gekommen zu sein, tat sie wieder etwas schier Unerwartetes und machte alle seine möglichen Lösungsansätze erneut zu nichte. Abermals schlich sich in ihm diese rätselhafte Unruhe ein, während er die unruhig schlafende junge Frau mit kritischen Blick abschätzend maß und erneut begann über diese zu sinnieren. Unwilligkeit machte sich auf seinem Gesichte breit, je länge er das Schauspiel beobachtete. Wenn sie weiterhin so unkontrolliert um sich schlug, würde sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit bald aus versehen selbst verletzten. L grübelte kurz über seine möglichen Optionen in dieser Situation nach, bevor er sich misslaunig auf die immer noch nach ihm rufende Zahra zu bewegte und versuchte ihre Handgelenke zu packen, ohne das diese ihn selbst erwischte. Dafür brauchte er schon alleine mehrere Anläufe, aber letztendlich bekam er diese doch zu fassen und schon eröffnete sich ein neues Problem, welches ihn ein weinig erstaunte. Zahra war zwar eine Frau, aber gegen jegliche Erwartungen konnte sie eine Unmenge an Kraft aufbringen, was es ihm sichtlich erschwerte diese unbändige Person auf dem Bett von ihrem Tun abzuhalten. Aufmerksam behielt er währenddessen ihren Körper ganz genau im Auge und musste ein paar Mal flink ihren Bewegungen ausweichen, wenn er keine schmerzhafte Bekanntschaft mit ihrer kraftvollen Gegenwehr machen wollte. Wiederholt sprach er Zahra mit ihren Namen an und versuchte wie jedes Mal vergeblich diese aus ihrer Traumwelt zurück zu holen. Mittlerweile gingen ihm diese Spielchen gehörig auf die Nerven und somit fixierte er diese nun kurzentschlossen mit seinem gesamten Körpergewicht, indem er sich rittlings auf sie setzte und ihre Arme mit aller Macht neben ihren Kopf in das Laken drückte. L hatte es wahrlich schwer, gegen ihrer unbewussten Bewegungen zu kämpfen und nicht im nächsten Augenblick wieder von der buckelnden Zahra abgeworfen zu werden, als diese unvermittelt mit einem kurzen Aufschrei ihre Augen öffnete und ihn panisch entgegen blickte. Mein Atem ging stoßweise und mein gesamter Körper war schweißgebadet, als ich mit rasendem Herzen plötzlich angsterfüllt in das Gesicht von Ryuzaki starrte. „L“ flüsterte ich völlig verwirrt und hatte in diesem Moment nicht mal den Hauch einer Ahnung wo ich überhaupt war. Der angesprochene musterte Zahra aus wachsamen Augen, welche ihm immer noch voller Panik entgegen sah und anscheinend noch nicht vollends wieder in der Realität angekommen zu sein schien. Und erneut sprach sie seinen Namen aus, indessen sie zeitgleich mit ihren blaugrauen Augen die seinen suchte, was erneut diese irritierende Unruhe in ihm aufflackern ließ. „Schon gut Zahra. Du hast geträumt.“ Sprach er diese nun missmutig an und besah sich nochmals prüfend die junge Frau unter ihm. Total verwirrt starrte ich einfach nur in seine schwarzen Augen und versuchte zu begreifen, was hier eigentlich los war. Ich hatte geträumt? Was hatte das alles zu bedeuten? Und mit einem Schlag holte mich mein rationaler Verstand zurück aus der bis eben noch so befremdlichen Traumwelt. Jetzt war ich plötzlich hell wach und registrierte somit sofort erschrocken in was für einer Lage ich mich gerade befand. Ich lag in meinem Bett und L saß auf mir, wodurch ich nicht die geringste Chance hatte mich zu bewegen. Von einem Augenblick auf den nächsten verschwand jedoch diese einnehmende Panik aus meinen Augen und ein gefährliches verärgertes Funkeln begann darin zu leuchten. „Sag mal hast du nen Vogel Ryuzaki? Mach sofort das du von mir runter kommst, aber ein bisschen plötzlich.“ Warf ich ihm verärgert entgegnend und versuchte gleichzeitig mich aus seiner Gewalt zu befreien, was dieser jedoch vehement unterband. L musterte abermals prüfend die nun altbekannte Zahra, welche von ihrer momentanen Situation alles andere als angetan schien, was er deutlich an ihren Reaktionen ablesen konnte. Jedoch ließ er sie nicht los, denn die Frage, warum sie ausgerechnet von ihm träumte und welche ihn grundlegend irritierte, wollte er unbedingte erläutert haben. „Du hast wild um dich geschlagen und da blieb mir keine andere Wahl als dich aufzuhalten. Zudem hast du immer wieder nach mir gerufen. Warum?“ fragte er sogleich lauernd und beobachte Zahra weiterhin wachsam. Ich blinzelte kurz verwirrt, ehe erneut dieser beängstigende Traum wie ein Film vor meinen Augen ablief. Ich hatte wirklich von ihm geträumt und anscheinend demzufolge auch im Schlaf nach ihm gerufen. Diese gesamte Situation überforderte mich plötzlich komplett, denn ich konnte mir im Augenblick diesen bizarren Traum selbst nicht erklären. Alles in mir begann sich gegen diese Tatsache, dass ich nach ihm gerufen hatte zu sträuben und erneut spannte sich mein Körper vor Wut über mich selbst. Ich sah gerade einfach selbst nicht mehr durch. „Ich hab nur geträumt du Vollidiot und jetzt mach endlich das du von mir runter kommst.“ Giftete ich ihn nochmals an und versuchte mich abermals vergeblich aus seinen Griff zu befreien. „Nein. Nicht solange bist du mir erklärt hast, warum du von mir geträumt hast.“ Konterte er misslaunig und hielt Zahra weiterhin eisern fest. Hatte der eigentlich einen totalen Sockenschuss? Das alles ging mir gerade wiedermal gehörig zu weit und ich konnte mich noch nicht mal zur wehr setzten. Erneut brachte mich L einfach nur zur Weißglut. Was dachte er sich eigentlich dabei mich hier einfach so fest zuhalten? Der spinnt doch völlig. „Woher soll ich denn wissen, was ausgerechnet du in meinem Kopf zu suchen hast? Auf solche Alpträume von dir kann ich auch getrost verzichten Ryuzaki.“ Meinte ich nunmehr finster, während ich mich so weit wie möglich mit meinem Oberkörper aufbäumte und seinem Gesicht somit trotz allem gefährlich nahe kam. L hingegen starrte der nun ziemlich wütende junge Frau unter ihm ebenfalls finster entgegen, während er sie weiterhin in sein Griff gefangen hielt und grübelte eingehend über ihre soeben geäußerten Wort nach. Einige Minuten starrten wir uns lediglich dunkel entgegen, bis wir plötzlich auf ein unvermitteltes Geräusch an der Tür aufmerksam wurden und gleichzeitig überrascht in die Richtung blickten, wo diese lag. Dort stand ein total verblüffter Watari, welcher sich ihm nächsten Augenblick auch schon wieder mit einem „Entschuldigt bitte. Ich wollte nicht stören.“ blitzartig aus dem Zimmer verkrümelte und die Zimmertür schnell hinter sich schloss. Verwirrt besah ich mir die so eben hektisch geschlossene Tür, bevor sich ein mehr als genervter Ausdruck auf meinem Gesicht breit machte und ich mich mit einem lauten Seufzten zurück in die Kissen fallen ließ. Mit jeden Tag entwickelte sich mein Leben immer weiter zu einer einzigen unberechenbaren Freakshow, aus der es für mich wohl kein anderen Ausweg zu geben schien, als den vor alles schützenden Umhang des Wahnsinns.

ungewollte Gesten

ungewollte Gesten
 

Was um alles in der Welt hatte ich nur verbrochen, das mein Leben von Tag zu Tag immer skurriler werdende Züge annahm? Seit Linas Tod hatte es keinen einzigen Tag mehr gegeben, welcher halbwegs normal verlaufen war. Ständig fand ich mich in solch seltsamen Situationen wie diese wieder, die sich zu allem Überfluss jetzt auch noch miteinander zu verketten schienen. Immer wenn ich dachte es könnte nicht mehr schlimmer werden meldete sich umgehend die ironische Realität und belehrte mich eines Besseren. Wie hatte ich es bitte eigentlich nun wieder geschafft, mich in solch eine abstruse Lage zu manövrieren? Ich hatte geräumt ja und ich hatte im Traum nach L gerufen, aber wieso musste mein krankes Hirn ausgerechnet diese Hilfeschreie in die Realität übertragen? Hatte sich jetzt selbst mein Unterbewusstsein gegen mich verschworen? Was sollte diese wirre Illusion überhaupt bedeuten? Das ich von Lina träumt hatte verwunderte mich nicht, den sie wahr bildlich gesprochen wirklich mein Licht in der Dunkelheit namens Einsamkeit gewesen. Aber was hatten dann Light und L darin zu suchen gehabt? Und vor allem wie kam mein Gehirn auf die Idee, diese beiden Situationen auf solch eine Art und Weise miteinander zu kombinieren? Wollte mir mein Verstand jetzt etwa weiß machen, das nun wo Lina aus meinem Leben verschwunden war, L das neue Licht in meiner Finsternis sein sollte und Light das Monster, welches es versuchte auszulöschen? Nun ja Kira versucht schließlich tatsächlich L umzubringen, aber trotzdem war diese Vorstellung in Vergleich zu meinen Erfahrungen mit Lina, nicht mehr als ein konfuser Denkfehler für mich. `Vielleicht werde ich inzwischen wirklich schon verrückt und mein Verstand bringt einfach langsam aber sicher gegebene Tatsachen schlicht und ergreifend durcheinander…` ging mir genervt durch den Kopf, während ich immer noch eisern von Ryuzaki in mein Bett gedrückt wurde. Mittlerweile lag ich nun völlig regungslos und mit geschlossenen Augen unter dem schwarzhaarigen Detektiv, derweil ich krampfhaft versuchte, das Chaos in meinen Gedanken wieder in einen halbwegs geordneten Zustand zu versetzten. Allerdings je mehr ich über diesen Traum nachgrübelte, desto undurchsichtiger und verwirrender wurde er für mich. Mein Kopf war zwischenzeitlich weiderholt zu einem einzigen rasenden Karussell geworden, welches mein rationalen Verstand mit aller Macht versuchte abzuschütteln. Dieser ganze Tag brachte mich geradewegs an die Grenze meiner mentalen Belastbarkeit und was wohl im Moment in Wataris Kopfkino Saison hatte, war etwas worüber ich am liebsten erst gar nicht anfangen wollte nachzugrübeln.
 

Auch L hatte Wataris fluchtartiges Verlassen des Zimmers ein wenig irritiert, jedoch beschäftigte ihn im Moment mehr, warum Zahra im Schlaf nach ihm gerufen hatte und wieso sie ausgerechnet von ihm geträumt zu haben schien. Eine Zeitlang maß er immer noch prüfend die junge Frau unter ihm, welche allerdings keine weiteren Versuche mehr unternahm sich erneut irgendwie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Nur warum hatte sie so plötzlich ihre Gegenwehr aufgegeben? Das war doch gar nicht Zahras art. Oder war das nur die Ruhe vor dem Sturm? L war angespannt und verwirrt zu gleich, denn solch ein lammfrommes Verhalten war für sie schlicht weg unnormal. Zwar hatte Zahra ihre Augen geschlossen, jedoch schlafen tat sie gewiss nicht. Das konnte er eindeutig an ihrem Gesichtsspiel erkennen. Aber was hatte diese ganze, für sie so untypische Verhaltensweise zu bedeuten? Was bezweckte sie damit? Erneut hatte er nicht mal den Hauch einer Ahnung, warum sie das eigentlich tat und vor allem was sie als nächstes tut würde. Der Missmut über seine eigene Unfähigkeit, das er diese junge Frau nicht wenigstens nur ein einziges Mal durchschauen konnte, schlich sich immer tiefer in sein ohnehin schon wegen ihr angefressendes Ego und verstimmte ihn mit jeden Tag nur noch mehr. Unwilligkeit spiegelte sich erneut auf seinem Gesicht, bevor er sich abermals nachforschend an Zahra richtete. „Du hast mir meine Frage immer noch nicht klar beantwortet Zahra.“ Gab er lauernd von sich und behielt sie währenddessen wachsam im Auge. Ich horchte auf und verzog neuerlich genervt mein Gesicht, bevor ich ganz langsam meine Augen öffnete, nur um danach die seinen eindringlich zu fixieren. Ich hatte wirklich absolut keine Lust mehr mich noch länger auf diese absonderliche Diskussion mit ihm einzulassen. Im Augenblick wollte ich nur noch meine Ruhe haben und mich unter meiner Bettdecke verkriechen. Mir schwirrte wahrlich der Kopf von diesem ohnehin schon undurchdringbaren Labyrinth aus Fragen, da hatte ich nicht auch noch die Nerven für eines seiner geliebten Verhörspielchen. „Hör zu Ryuzaki. Ich habe es dir bereits erklärt und ich habe wirklich keine Lust alles doppelt zu wiederholen. Mehr werde ich dazu auch nicht sagen und jetzt möchte ich bitte meine Ruhe haben ok? Also wenn du nun so nett wärst und von mir runter gehen würdest....“ meinte ich daher erschöpft zu dem mich immer noch musternden Detektiv über mir und blickte ihm auffordernd entgegen. L behielt derweil jede ihrer Reaktionen genauestens im Auge, falls sie sich doch noch irgendeine Art von Vergeltungsschlag überlegt haben sollte. Aber sie machte lediglich den Eindruck einer völlig aufgezehrten Person, welche eher jeden Moment wieder ins Land der Träume entschwinden würde, als sich in irgendeiner Form hinterhältig auf ihn zu stürzen. Zudem bemerkte er auch, dass sich abermals diese seltsame Unruhe in ihm einzuschleichen begann, was seinen im Moment ohnehin schon verwirrten Verstand noch weiter verstreute. Sorgfältig analysierte er die momentane Situation in der sie sich gerade befanden und durchdachte gleichzeitig jede seiner ihm möglichen Optionen. L konnte es überhaupt nicht leiden, wenn er in einer Sache nachgeben musste die eigentlich für ihm noch nicht geklärt war. Allerdings würde er aus Zahra in ihrer aktuellen Verfassung wohl nicht mehr die gewünschten Informationen herausbekommen, sondern vermutlich eher einen ihrer unkalkulierbaren Wutausbrüche auslösen und darauf hatte er beim besten Willen gerade überhaupt keine Lust. Somit lockerte er widerwillig seinen Griff und stieg gleichzeitig wachsam von der jungen Frau runter, indessen er sie genauestens beobachtete. Schnell hatte er ein paar Schritte Sicherheitsabstand zwischen sich und ihr gebracht, aber ein ungewollte Reaktion ihrerseits blieb erstaunlicher Weise aus, weswegen er sie dennoch weiterhin misstrauisch im Auge behielt. Ich atmete einmal tief durch, nachdem das störende Gewicht von meinem Körper verschwunden war und drehte mich auch gleich auf die Seite, während ich mir erleichtert die Decke über den Kopf zog. „Danke Ryuzaki. Mach das Licht aus, wenn du raus gehst ok?“ meinte ich noch schläfrig und gähnte danach einmal ausgiebig. Ich wollte im Augenblick einfach nur noch dem ganzen unsinnigen Chaos um mich herum entfliehen und hoffte inständig, dass dies die letzte Störung in dieser Nacht gewesen war. Im Moment war ich nicht mal mehr wirklich in der Lage dazu, mich mit irgendwem zu streiten. L maß Zahra weiterhin skeptisch, bevor sich ein mehr als unwilliger Gesichtsausdruck bei ihm breit machte, nachdem er ihre Reaktion wahrgenommen hatte. Sie drehte sich doch tatsächlich einfach um und wollte weiter schlafen, als ob nichts gewesen wäre. Wie so oft etwas, was er bei der sonst eigentlich so impulsiven Zahra nicht erwartet hatte und ihm zudem noch zusätzlich erneut vor Augen führte, wie sehr er doch im Grunde genommen bei dieser Person im Dunkeln tappte. Ein letztes Mal besah er sich die junge Frau im Bett mit einem finsteren Blick, ehe er sich dann schließlich missmutig aus dem Zimmer begab und erneut versuchte irgendeine Form von Logik in ihrem sich ständig wechselnden Verhaltensmuster aus zumachen.
 

Der Rest der Nacht war glücklicher weise Ereignislos verlaufen und ich war wahrlich mehr als erleichtert, dass mich nicht erneuter ein so abstruser Alptraum heimgesucht hatte. Dennoch schweiften meine Gedanken unbewusst immer wieder in diese bizarre Traumwelt ab und ich schüttelte jedes Mal verärgert meinen Kopf, wenn ich mir dessen bewusst wurde. Es beschäftigte mich doch mehr, als ich bisher angenommen hatte und dazu kam noch, das L mich den ganzen Morgen schon mit einem undeutbaren, wenn gleich auch nicht gerade freundlichen Blick maß. `Der Tag fängt ja echt spitzenmäßig an…..der schreit ja geradezu schon nach guter Laune…` dachte ich sarkastisch, während ich genervt zwischen den SOKO- Mitgliedern saß und den Auswertungen von unseren Überwachungen in Shibuya und Aoyama lauschte. An beiden Tagen hatten wir nichts erreicht und auch bei Light war ich nicht weiter gekommen. Im Gegenteil, ich hatte eher das Gefühl das ich mich seit unserem ach so romantischem Date immer mehr von ihm entfernte. Oder besser gesagt er von mir und das gefiel mir gar nicht, denn somit konnte ich meinen Plan, Beweise gegen ihn als Kira zu sammeln, vergessen. Noch eine Tatsache, welche meine sowieso schon miese Laune noch weiter sinken ließ. Ich hasste es einfach, wenn ich eine meiner Zielsetzungen nicht erreichte und somit mich eher einen Schritt zurück als vorwärts bewegte. Aufmerksam beobachtete ich Light aus dem Augenwinkel, welcher sich heute das erste Mal nicht sofort auf den Platz neben mir gestürzt hatte und auch sonst nur die Gespräche auf belanglose Plänkeleien und den fallspezifischen Austausch reduzierte. Endlos grübelte ich darüber nach, was zu Geier ich eigentlich falsch gemacht hatte, das er sich so plötzlich von mir abwandte. Light musste irgendetwas im Restaurant bemerkt haben, aber wie und vor allem was? Womit hatte ich mich verraten? Es waren mittlerweile schlicht und ergreifend einfach zu viele Baustellen in meinem Kopf, sodass ich inzwischen nicht mal mehr die Zeit hatte, meine eigenen Gedankengänge irgendwie zu ordnen oder in aller Ruhe zu analysieren. Ich fühlte mich derweil schon mehr wie ein Informationsmessie, welcher langsam aber sicher in seinem zugestopften Durcheinander unter zu gehen schien und wenn ich so weiter machte, würden sich bald die Insekten des Wahnsinns in meinem Kopf einnisten. Auch L hatte die veränderte Nähe zwischen Light und Zahra sofort registriert, behielt jedoch seine Beobachtung für sich. Denn nicht nur der Grund für die Änderung in Lights ursprünglichen Muster gegenüber Zahra beschäftigte ihn, sondern auch das Empfinden von so etwas wie Erleichterung, welches er in Bezug auf diese Tatsache verspürte gab ihm erneut zu denken. Es würde ihm nur zu sehr interessieren, was gestern im Restaurant zwischen Zahra und Light passiert war. Es musste etwas sein, was diese eigentlich unscheinbaren Veränderungen bei Light ausgelöst hatte und ihm vielleicht den entscheidenden Schritt weiter gebracht hätte, wenn er das Date mitverfolgen hätte können. Nur leider war Light sehr gut auf seine eventuellen Überwachungsmaßnahmen eingestellt gewesen und hatte ihn somit ganz klar ausgetrickst. Diese unabdingbare Sachlage war etwas, was L mehr als nur sauer aufstieß und zu alledem schlich sich auch noch immer wieder das Rätsel namens Zahra in seine Gedanken ein, egal wie sehr er auch versuchte es zu unterbinden. Gerade nach dem letzten nächtlichen Vorfall begann sie erneut einen größer werdenden Teil seines Verstandes einzunehmen, was ihm aber dennoch kein Stück weiter brachte sondern lediglich in seinen Ermittlungen behinderte.
 

Die Sonderkommission horchte auf, als sich plötzlich Watari über den Laptop von L zuschaltete und das erneute Auftauchen eines Kira-Videos verkündete. Aufmerksam lauschten wir den Ausführungen des Videos und mir lief es sogleich kalt den Rücken runter. Dieser Mistkerl von Trittbrettfahrer dankte der Polizei doch tatsächlich für ihre Hilfe und hatte nach eigenen Angaben auch noch den richtigen Kira gefunden. `Verdammter Mist nochmal…` durchfuhr es mich verärgert und ich biss mir schmerzhaft auf die Unterlippe. Das Video wurde bereits ein Tag nach unserer Überwachung in Aoyama abgeschickt, somit blieb eigentlich nur die Möglichkeit, dass er Kira da gefunden hatte. Zwar erwähnte der zweite Kira diesen eigentlich offensichtlichen Umstand nicht direkt, aber ich war mir fast hundert Prozentig sicher das Light dieser echte Kira ist und zudem hatten wir zusammen die Überwachung in Aoyama durchgeführt. Das wiederum hieß, dass die Wahrscheinlichkeit beunruhigend hoch war, dass der zweite Kira Light in Aoyama gefunden und ich nichts davon mitbekommen hatte. Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein? Prüfend musterte ich Light aus dem Augenwinkel, welcher nicht minder überrascht zu sein schien. Allerdings durfte ich auch nicht vergessen, dass er ein hervorragender Schauspieler war und selbst mich des Öfteren getäuscht hatte. Dennoch hatte ich das Gefühl, das seine Gesichtsspiegelungen im Moment nicht gespielt waren. Das hieße demnach, dass es vielleicht noch keine Kontaktaufnahme zwischen den beiden gegeben hatte, denn davon war im Video schließlich auch nicht die Rede. Trotzdem war alleine der Gedanke, dass die beiden Kiras vielleicht früher oder später gemeinsame Sache machen könnten mehr als beängstigend. Einer alleine war ja schon schlimm genug, aber beide zusammen und unter der Betrachtung das einer der beiden nur das Gesicht braucht um zu töten, reichte aus das sich bei mir die Nackenhaare aufstellten. Light war immerhin Mitglied der SOKO Kira und wenn er es schaffen sollte, den zweiten Kira irgendwie hier einzuschleusen, würden wir uns wahrscheinlich bald alle die Radieschen von unten ansehen können. Meine Gedanken überschlugen sich abermals, während ich angespannt und zugleich wachsam Light im Auge behielt. Mein analytischer Verstand hatte wiedermal die Kontrolle übernommen und scannte in Rekordgeschwindigkeit alle nur möglichen Szenarien durch, um eine halbwegs annehmbare Lösung zu finden. Irgendetwas mussten wir unternehmen, um den hoffentlich noch nicht entstandenen Kontakt zwischen den beiden Kiras zu unterbinden. Wenn Light nicht plötzlich so distanziert mir gegenüber wäre, hätte ich vielleicht die Möglichkeit ihn weiterhin auszuhorchen und zu überwachen. Auch wenn mir seine aufdringliche Nähe derbe auf den Keks gegangen war, hatte es dennoch den Vorteil gehabt, dass ich ihn besser im Auge behalten konnte. Nun jedoch würde ich mir diese Überlegung wohl in die Haare schmieren können. Ich seufzte resigniert auf und mein gemarterter Verstand wollte gerade erneut begingen sich durch das Chaos in meinem Kopf zu wühlen, als ich auf die soeben geäußerten Worte von L aufmerksam wurde. `Wir als Polizei müssen jetzt in Erscheinung treten…` fasste ich seine Äußerungen in Gedanken nochmals zusammen und blickte nun nachdenklich zu dem jungen Detektiv hinüber. Der Ansatz war nicht schlecht und seine nachfolgend erläuterte Idee, diesem zweiten Kira ein Angebot zu machen, welches an seinen eigenen Überlebenswillen appelliert und ihn somit vor dem richtigen Kira zu warnen, könnte vielleicht sogar funktionieren. „Die Idee ist wirklich gut Ryuzaki. Hoffen wir mal, dass dieser zweite Kira wenigstens so etwas wie ein Gewissen hat und sich einsichtig zeigt. Zudem könnte uns das wertvolle Informationen zum echten Kira liefern, wenn der zweite sich drauf einlässt.“ Sinnierte ich laut über den Vorschlag und schielte nebenbei kurz skeptisch zu Light. „Das waren auch meine Überlegungen Zahra.“ Kam tonlos von L und fixierte diese wachsam mit seinen schwarzen Augen, welche es ihm umgehend gleich tat. Es war jedes Mal aufs Neue erstaunlich, wie nahe die Gedankengänge von Zahra und L beieinander lagen, wie auch die restlichen Mitglieder der Sonderkommission fanden. Dennoch stimmten auch diese den soeben hervorgebrachten Vorschlag wohlwollend zu. Nur Light war der einzige, dem diese Entwicklung der Sachlage im Augenblick alles andere als gefiel.
 

Am späten Abend hatte L beschlossen, die gesamten Videoaufnahmen von Aoyama nochmals alleine zu sichten, was ich stirnrunzelt von meinem Platz auf einem der Sofas aus vernahm. Zudem hatte er Herrn Moggi angewiesen Lights Verhalten zu observieren, was ich in bei der gegenwärtigen Sachlage ebenso für ratsam hielt. Schließlich wussten wir nicht, ob der zweite Kira sich auf das Angebot einlassen würde und wenn nun plötzlich eine neue Person in Lights Umfeld auftauchte, könnte es sich dabei höchst wahrscheinlich auch um den gesuchten Trittbrettfahrer handeln. Ich hatte es mir derweil mit Choco gemütlich gemacht und grübelte seither angestrengt nochmals über sämtliche Informationen, welche ich zu diesem Fall hatte nach. Meinen eigenen Laptop auf dem Schoss ging ich sämtliche Übersichten, die ich mir erstellt hatte abermals aufmerksam durch, denn wenn man sich zu sehr an einer einzigen Sache fest biss, übersah man schnell das Offensichtliche. Es half manchmal einfach das Bild als gesamtes zu betrachten und nicht jedes Puzzleteil einzeln zu analysieren. Aber je länger ich auf meine Diagramme und Tabellen starrte, desto mehr verknoteten sich wiedermal meine Gedanken. Dazu kam noch, dass ich ständig über meinen wohl unbewussten Fehler im Restaurant zu grübeln begann, da ich mir dadurch anscheinend selbst einige Steine in den Weg gelegt hatte, was mich mehr und mehr über mich selbst erboste. Des weitern schlich sich zu allem Überfluss auch noch fortwährend L und dieser verwirrende Traum in meinen Verstand, sodass ich einfach nicht anders konnte als vor dem immensen Chaos in meinem Kopf zu kapitulieren und eine kleine Pause einlegen musste. In der Zwischenzeit waren nun auch die letzten Ermittler aus dem Hotel verschwunden und bis auf den Fernseher, welchen L in Beschlag hatte und meinem Laptop war es im Raum mittlerweile stockdunkel. Watari hatte mir vor ein paar Minuten einen kleinen Wunsch erfüllt und mir ein ganzen Liter Schokoladeneis gebracht, welches nun vor mir auf dem Tisch stand, wohingegen L sich mit einem Stieleis zufrieden zu geben schien. Zucker war nun mal gut für das Gehirn und Nervennahrung brauchte ich im Augenblick mehr als dringend. Allerdings konnte ich mich nicht, während ich mich dem Eis widmete, auch gleichzeitig in Ruhe an meinem Laptop arbeiten, weshalb ich mich nach einem prüfenden Blick zu L von meinem Platz erhob, mir mein Eis krallte und zu ihm hinüber ging.
 

Kurz maß ich ihn skeptisch und beobachtete aufmerksam, wie er immer wieder das Band vor und zurück spulte, ehe ich mich mit einem Schulterzucken einfach neben ihm auf das Sofa plumpsen ließ. Choco folgte mir umgehend, begnügte sich jedoch damit, sich auf dem Boden genüsslich auszustrecken. L hatte Zahras Bewegungen sofort bemerkt und aufmerksam ihre Geräusche verfolgt, welche sie durch ihr näher kommen verursachte. Jedoch wollte er erstmal abwarten, was sie vorhatte und war etwas überrascht, als diese sich ohne ein Wort zu ihm auf das Sofa setzte. „Was soll das werden?“ fragte er umgehend prüfend und maß sie misstrauisch aus dem Augenwinkel. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute kurz abschätzend zu ihm hinüber, bevor ich es mir im Schneidersitz gemütlich machte und voller Vorfreude mein Eis öffnete. „Ich mache eine kleine Pause und dachte ich leiste dir währenddessen etwas Gesellschaft.“ Meinte ich nebenbei und ließ den ersten Löffel mit Schokoladeneis genüsslich in meinem Mund verschwinden, indessen ich interessiert auf den Fernseher blickte. L musterte Zahra weiterhin skeptisch, denn dass sie ihm einfach nur Gesellschaft leisten wollte, konnte er ihr irgendwie nicht recht glauben. Immerhin heckte sie doch ständig irgendetwas aus und das sie sich hier ganz ohne Hintergedanken hingesetzt hatte, war mehr als unwahrscheinlich. Wenn sie anfing freundlich zu ihm zu sein, musste er auf der Hut sein, denn das war bisher noch nie ein gutes Zeichen gewesen. Wollte sie sich vielleicht für seine Aktion von letzter Nacht rächen oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Warum er Zahra auch einfach nicht durchschauen konnte wie jeden anderen nervte ihn gewaltig. „Und weiter?“ fragte er daher sogleich lauernd nach, wobei er sie weiterhin wachsam fixierte. Ich blickte überrascht zu ihm hinüber und konnte ein amüsiertes Schmunzeln beim besten Willen nicht unterdrücken. Man war der mal wieder Misstrauisch. Er sah wohl wirklich in jeder meiner Handlungen einen potentiellen Hinterhalt. `Sowas nennt man dann wohl total paranoid…` ging mir belustigt durch den Kopf und ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, seiner Paranoia vielleicht doch noch etwas Zunder zu geben. „Nichts weiter. Entspann dich mal Ryuzaki. Ich werde dich schon bestimmt nicht versuchen aufzufressen. Da ziehe ich mein leckeres Eis doch eher vor.“ Meinte ich scherzhaft und gab mich dann wieder ganz meiner Schokoladensucht hin. L verwirrte ihre erneute Verhaltensänderung abermals. Sagte sie jetzt die Wahrheit oder spielte sie ihm einfach nur wie schon so häufig etwas vor? Ihm missfiel diese zweifelhafte Situation, in welche Zahra ihn schon wieder gebracht hatte zusehends. Dennoch ließ er sich nicht von seinen verstrickten Gedankengängen aus der Ruhe bringen, sondern behielt seine undurchschaubare Maske problemlos bei. „Sag mal Zahra ist das nicht ein bisschen viel Eis für dich? Dachte eigentlich das Frauen immer so sehr auf ihre Figur fixiert sind?“ begann er nun provokativ anzusetzen und besah sich die junge Frau neben ihm nochmals skeptisch, ehe sein Blick an ihrem Eis hängen blieb. Missmutig zog ich meine Brauen hoch und schenkte ihm sogleich einen bösen Blick. Was sollte denn das jetzt heißen? Soll er sich doch mal lieber an seine eigene Nase fassen, denn er selbst war doch auch nicht besser. Zudem hatte doch jeder sein Laster und ich bin und bleibe nun einmal Schokoholiker. Fing der etwa schon wieder an mich provozieren zu wollen? Konnte man sich den nicht wenigstens nur ein einziges Mal ganz normal mit ihm unterhalten? Inzwischen begann ich wirklich daran zu zweifeln, ob die Idee mich zu ihm zu setzten wahrlich so gut gewesen war. „Sehr schmeichelhaft Ryuzaki. Vielen Dank auch.“ Begann ich prompt im sarkastischen Ton und verdreht genervt die Augen. Der hatte doch echt nen Vogel. Dann jedoch kam mir auch schon eine Idee, wie ich ihn vielleicht endlich mal wieder aus dem Konzept bringen konnte. Ein freches Grinsen schlich sich in mein Gesicht, bevor ich mich rasch ein Stück vor beugte, nur um mir dann geschickt seinen Kaffeelöffel vom Tisch zu klauben und ihm diesen herausfordernd unter die Nase zu halten. „Hier. Sag doch einfach das du was abhaben möchtest, anstatt mich so schräg von der Seite anzuquatschen.“ Folgte auch gleich amüsiert aus meinem Mund und brachte mir für einen witzigen Augenblick die erhoffte Gesichtsentgleisung von L ein, welcher nun ziemlich irritiert auf den Löffel starrte. Ich biss mir angestrengt auf die Lippe, um das in mir aufkommende Lachen zurück zu halten, was allerdings nach wenigen Sekunden bereits scheiterte und ich auch schon einfach nur erlösend los gackerte. Dieses Bild war einfach nur unsagbar komisch. ` Wenn man ihn so sieht könnte man glatt denken, dass er versucht genauso wie Uri Geller den Löffel mit bloßen niederstarren zu verbiegen….` durchfuhr es mich belustigt, was mein herzhaftes Lachen nur noch mehr anstachelte. L hingegen besah sich immer noch völlig perplex den Kaffeelöffel, welchen Zahra ihm unter die Nase hielt und postwendend machte sich auch schon ein missmutiger Gesichtsausdruck bei ihm breit, als er ihren Lachflash registrierte. Sie hatte doch tatsächlich seine Provokation übergangen und allem Anschein nach den Spieß einfach umgedreht. Erneut hatte die junge Frau ihn einfach nur überrascht und gleichzeitig eine neue verwirrende Variable in diese ohnehin schon undurchsichtige Gleichung von Person hinzugefügt. So langsam begann er ernsthaft daran zu zweifeln, ob es für eine Aufgabe wie Zahra überhaupt irgendeine Art von Lösungsweg gab. Der Gedanke allein vielleicht an diesem unberechenbaren Individuum namens Zahra zu scheitern, war schon eine mehr als nur eine unakzeptable Niederlage für ihn. Das durfte er einfach nicht zulassen. Somit nahm er ihr mürrisch den Löffel ab und wandte sich ohne ein weiteres Wort wiederholt den Überwachungsvideos zu. Ich quittierte seine Reaktion lediglich mit einem weiteren amüsierten Kopfschütteln, bevor ich mir atemlos die Tränen aus den Augen wischte und mich ebenfalls dem Fernseher zuwandte.
 

Eine ganze Weile durchforsteten wir nun nochmals die Videos von der Überwachungsaktion in Aoyama, was jedoch bisher leider nicht von dem erwünschtem Erfolgt geprägt war. Die ganze Zeit über saßen wir stillschweigend neben einander und teilten uns meinen Liter Schokoladeneis, denn L war nach kurzer Zeit doch noch auf mein Angebot eingegangen, was ich mir wortlos mit einem lachenden, wie auch einem weinenden Auge besah. Mittlerweile war es schon recht spät und ich merkte, wie mir langsam aber sicher begannen die Augen zu zufallen. Dieses fortwährende sichten dieser Videos war wahrlich mehr als ermüdend und wenn ich nicht langsam etwas unternahm, würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit bald unweigerlich einschlafen. Ich gähnte zunächst erstmal ausgiebig, ehe ich mich genüsslich Streckte und danach vom Sofa erhob. „Du kannst ruhig zu Bett gehen Zahra. Ich schaff das hier auch alleine.“ Merkte er nebenbei an und musterte diese kurz aufmerksam, bevor er sich wieder dem Fernseher zuwandte. Ich musste zugeben, dass diese Option für mich mehr als verlockend klang, jedoch hatten wir endlich wieder einen neuen Anhaltspunkt in Bezug auf diesen zweiten Kira und diesem wollte ich unbedingt nachgehen. Schlafen konnte ich auch später noch, aber ich musste notgedrungen irgendetwas gegen diese ermattende Müdigkeit in meinen Knochen machen und sah mich grübelnd im Raum um, als mein Blick schlussendlich an Choco hängen blieb. „Nein danke Ryuzaki, aber ich werde jetzt erstmal einen kleinen Spaziergang machen, um meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Frische Luft wirkt wahre Wunder.“ Meinte ich mit einem fröhlichen Lächeln und schritt auch schon auf meinen Hund zu, welcher schwanzwedelnd zu mir aufsah. „Meinst du nicht das es schon ein wenig spät für einen Spaziergang ist? Immerhin ist Tokio nachts nicht ganz ungefährlich.“ Gab er ungerührt zu bedenken und fixierte Zahra prüfend über die Schulter hinweg. Zwar wusste er aus eigener Erfahrung, das man sie nicht unterschätzen sollte und ebenso das sie sich ausgezeichnet zu wehren verstand, aber dennoch missfiel ihm irgendwie die Vorstellung, das sie um knapp ein Uhr morgens alleine durch irgendwelche Parks streifte. Er hatte schon zu viele Fälle gehabt, in denen Frauen solch eine Leichtsinnigkeit mit ihrem Leben bezahlt hatten. Skeptisch besah ich mir den Detektiv und atmete etwas genervt tief durch. Immer diese typischen Vorträge, von wegen Frauen nachts alleine auf der Straße. Ich war nicht eine dieser kleinen wehrlosen Frauen, welche sich in der Dunkelheit fürchteten. Ich konnte schon auf mich aufpassen. Obwohl wenn ich so darüber nachdachte, Lina war ja eigentlich auch nicht wehrlos gewesen und doch musste sie ihr Leben lassen, als sie nachts alleine unterwegs war. Erneut machte sich bei dem Gedanken an meine beste Freundin Traurigkeit in meinen Augen breit, aber konnte man ihre damalige Situation mit meiner vergleichen? Immerhin war hier kein Massenmörder, von Kira mal ganz abgesehen, hinter mir her und Choco hatte ich schließlich auch noch. „Ich pass schon auf mich auf, keine Sorge Ryuzaki. Und Choco ist ja auch bei mir oder?“ meinte ich somit entschlossen und musterte nachdenklich seine schwarzen Augen. Dann jedoch schlich sich in mir eine neue abstruse Idee ein, welche ich zu allererst ein wenig irritiert abschüttelte, nur um diese letztendlich doch nach eingehender Überlegung zu äußern. „Aber sag mal Ryuzaki, wie wäre es wenn du mich einfach begleiten würdest? Dann wäre diese Diskussion aus der Welt und ein wenig frische Luft würde dir sicher auch ganz gut tun.“ Legte ich meine Überlegungen mit einem auffordernden Grinsen offen und beobachte indessen gespannt seine darauf folgenden Reaktionen. L entglitten neuerlich kurz die Gesichtszüge und starrte völlig verdattert zu der jungen Frau hinüber, welche ihn weiterhin amüsiert zu mustern schien. Hatte er sich gerade verhört? Sie wollte das er sie begleitete? Sah er etwa so aus, als hätte er jetzt alles ernstes Lust um diese Zeit durch die Gegend zu spazieren, nur damit sie sich zusammen mit diesem unliebsamen Hund ein wenig die Beine vertreten konnte? Das konnte sie aber ganz schnell vergessen, denn immerhin hatte er einen Fall zu lösen und würde zudem auch nicht ihren Babysitter mimen. „Vergiss es Zahra. Bleib einfach hier und geh schlafen, dann hätten wir das Problem auch erledigt.“ Gab er verstimmt von sich und maß sie zusätzlich noch mit einem mürrischen Blick. Dies quittierte ich jedoch nur mit einem verärgerten Gesichtsausdruck und zog mir unterdessen schon mal meine Ballerina an. „Dann lass es halt. Ich gehe, ob nun mit dir oder ohne dich, ist mir auch egal.“ Kam gereizt von mir zurück und machte mich dann daran meinen Hund anzuleinen. L´s Gesicht verfinsterte sich derweil noch weiter, während er misslaunig Zahras tun beobachtete. Er hatte wahrlich keine Lust jetzt mit ihr durch die Weltgeschichte zu wandern und würde sich unter normalen Umständen auch niemals zu solch einer Begleitaktion überreden lassen, aber sie hatte leider die lästige Angewohnheit sich ständig in neue Probleme zu manövrieren, welche er hinterher ausbaden musste. Immer wieder hatte sie ihm neuen Ärger bereitet gehabt, welcher ihn zudem noch bei seinen Ermittlungen behindert hatte. Wenn er sie jetzt einfach so gehen lassen würde lief er demnach wieder Gefahr, dass dieser harmlos wirkende nächtliche Spaziergang erneut unerwünschte Konsequenzen mit sich bringen könnte und das war das letzte was er im Augenblick gebrauchen konnte. Was also sollte er jetzt tun? Gründlich wog er die verschiedenen Optionen gegeneinander ab und fixierte indessen dunkel die junge Frau, welche schon auf dem Weg aus der Tür war. „Also schön Zahra. Ich begleite dich.“ Gab er nun mehr als widerwillig nach und setzte sich somit schweren Herzens doch in Bewegung, um ihr zu folgen.
 

Nachdem ich meine erst Überraschung über seine so gänzlich unerwartete Meinungsänderung überwunden hatte, schritten wir auch schon wenige Minuten später aus dem stickigen Hotel heraus und hinein in die klare frische Nachtluft. Es war eine angenehm warme und sternenklare Nacht, welche ich schon als Kind immer so gerne gemocht hatte. Der schützende Schleier der Dunkelheit und die endlosen weiten des Himmels, auf welchem abertausende von funkelnden Sternen stumm auf die Erde niederblickten, hatten mich schon damals so oft einfach mit sich genommen und in eine bessere Welt entführt. Bevor Lina in mein Leben getreten war, hatte ich lediglich meinen stillen, aber dennoch jede Nacht wiederkehrenden Freund den Mond, welchem ich heimlich so manchen Gedanken anvertraut hatte. Wenn ich irgendwann mal nicht mehr weiter wusste, ganz egal in welcher Lebenslage das auch war, half mir diese beruhigende Atmosphäre mich wieder zu sammeln und meinen überarbeiteten Verstand zurück auf den richtigen Weg zu bringen. Ich konnte wahrlich Stunden damit verbringen hinauf in das funkelnde Himmelszelt zu blicken und einfach meine Gedanken schweifen zu lassen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Nur ab und zu begegneten wir dem einen oder anderen Nachtschwärmer, ansonsten war es vollkommen still. Ein kurzer Blick zu L verriet mir, das ihm diese ganze Situation anscheinend alles andere als glücklich stimmte. Seit wir das Hotel verlassen hatten, lief er lediglich schweigend und ziemlich finster dreinblickend neben mir her, während Choco neugierig den Straßenrand absuchte. Warum war er dann überhaupt mit gekommen, wenn ihm doch diese Idee von Anfang an missfallen hatte? Wieso hatte er so plötzlich seine Meinung geändert? Machte er sich vielleicht doch Sorgen, das mir zu so später Stunde möglicherweise etwas passieren konnte? „Du sag mal, warum bist du jetzt plötzlich doch mitgekommen Ryuzaki?“ fragte ich auch gleich neugierig und sah abwartend zu ihm hinüber, währenddessen wir langsam in den nun mittlerweile nur noch spärlich beleuchteten Park einbogen. „Ganz einfach Zahra. Du hast einfach die schlechte Angewohnheit, dass du ständig in irgendwelche neuen Probleme hinein gerätst. Ich bin lediglich mitgekommen, um genau diesem Umstand entgegen zu wirken.“ Gab er schlecht gelaunt von sich und musterte diese kritisch aus dem Augenwinkel. Schon möglich, das er sie damit mal wieder verärgern würde, aber es war nun einmal die Wahrheit und zudem ging ihm dieser immer länger werdende Spaziergang inzwischen gehörig auf den Wecker. Ich schnappte sogleich empört nach Luft und sah dem jungen Detektiv völlig entrüstet engten. Hatte der eigentlich ne Macke? Er war also nur mitgekommen um mich im Auge behalten zu können, damit ich frei übersetzt seiner Meinung nach keinen Blödsinn anstellen konnte? Das ging doch schon wieder gehörig zu weit. Wie kam er überhaupt auf diese schwachsinnige Idee, dass ich gelind gesagt vom Pech verfolgt wurde und demnach einen Aufpasser brauchte? In mir begann es neuerlich zu brodeln und ich knirschte inzwischen wütend mit den Zähnen. Was um alles in der Welt hatte mich eigentlich geritten, dass ich auf diese dämliche Idee gekommen war ausgerechnet L mitzunehmen? Es hätte mir doch von Anfang an klar sein müssen, dass diese ganze Schnappsidee nach hinten losgehen würde. Ich hätte schon stutzig werden müssen, als er sich dann schließlich doch dazu bereit erklärt hatte mich zu begleiten, nachdem er meinen Vorschlag anfangs so entschieden abgelehnt hatte. „Jetzt hör mal zu du….“ Weiter kam ich nicht, denn schon im nächsten Moment entfuhr mir ein erschrockener Aufschrei, ehe ich durch einem kräftigen Ruck ziemlich unsanft im See des Parks landete. Schockiert hielt ich den Atem an, als das eiskalte Nass meinen Körper umschloss und brach keinen Moment später auch schon wieder aus der Wasseroberfläche hervor, nur um völlig entsetzt nach Luft zu ringen.
 

Fassungslos sah ich mich nach dem Übeltäter um, welcher freudig seine Runden im Wasser zog. L stand derweil komplett überrumpelt am Rand des Sees und beobachtete irritiert die sprachlos wassertretende Zahra und den neben ihr verspielt schwimmenden Hund. Er hatte keine Zeit mehr gehabt irgendwie zu reagieren, als Choco plötzlich aus heiterem Himmel in das Wasser gehechtet war und die junge Frau einfach mit sich mitgezogen hatte. Langsam errang ich meine Fassung zurück und schenkte meinem Hund einen mehr als finsteren Blick. Zitternd umschlang ich meinen Oberkörper mit den Armen, denn auch wenn es draußen mittlerweile meist erdrückend warm war, so hatte das Wasser trotz allem die gefühlte Temperatur eines Eisschrankes. Als ich mich gerade daran machen wollte mein mehr als unfreiwilliges Bad zu beenden, blieb ich jedoch augenblicklich wie versteinert stehen und sah an mir herunter. Ich hatte nur ein helles leichtes Neckholderkleid an, welches zwar durch seinen weit ausgeschnittenen Rücken einen sehr angenehmen Effekt an warmen Tagen hatte, unter dem ich allerdings genau durch diesen Umstand keinen BH trug. Das schlimmste hingegen war, das diese hellen Stoffe die unerfreuliche Eigenschaft hatten durch die Berührung des Wassers nahezu durchsichtig zu werden. Schnell verdeckte ich meine Oberweite mit meinen Armen und stöhnte genervt auf. `War ja klar, dass so etwas wiedermal nur mir passieren konnte…..den Sieg beim Weet T-Shirt Kontest habe ich auf jeden Fall schon mal in der Tasche…` ging mir sarkastisch durch den Kopf und überlegte angestrengt, wie ich aus dieser unangenehmen Lage wieder heraus kommen sollte. „Findest du es nicht etwas spät für ein Bad im See?“ kam nun ungerührt von L, welcher weiterhin vom Ufer aus das bizarre Bild beobachtete. „Ha ha sehr lustig Ryuzaki echt.“ Gab ich angesäuert zurück und blickte ihm finster entgegen. Wenn der jetzt auch noch anfing sich über mich lustig zu machen, dann ticke ich hier wirklich gleich aus. Meine Lage war ohnehin schon mehr als ungemütlich. „Kommst du da heute noch wieder raus oder willst du die ganze Nacht dort im See hocken?“ fragte er provokant weiter nach. Er hatte wohl auch diesmal Recht behalten. Zahra machte wahrlich nichts als Ärger. Mein Blick wurde noch eine Nuance dunkler und ich bewegte mich dann widerwillig aus dem kalten Wasser, jedoch immer darauf bedacht meine Blöße bestmöglich zu verdecken, während ich nebenbei die Leine von Choco angelte um diesen wortlos hinter mir her zu ziehen. „Ich habe da ein kleines Problem. Wärst du vielleicht so freundlich und würdest mir mal kurz dein Sweetshirt leihen.“ Meinte ich gereizt und starrte ihm auffordernd entgegen. L maß Zahra mit einem mehr als verwirrten Gesichtsausdruck und erneut schlich sich in ihm diese unliebsame Unruhe ein. Ihr Kleid versteckte so gut wie Garnichts mehr, sondern klebte regelrecht wie eine zweite Haut an ihrem Körper. „Du willst mein Sweetshirt haben? Ich dachte dir macht es nichts aus, wenn andere Leute dich so sehen.“ kam sofort provokative von ihm und behielt sie jedoch wachsam im Auge. Er wusste ja wohin so etwas führen konnte. Meine Wut steigerte sich inzwischen ins unermessliche und das Leder der Leine begann gefährlich unter meinem Druck zu knirschen. Wenn ich mich nicht vor neugierigen Blicken schützen müsste, wäre er spätestens jetzt einen Kopf kürzer. „Ich zeig dir gleich wie wenig mir das ausmacht.“ Warf ich ihn bedrohlich entgegen und funkelte ihn giftig an. L wich schnell einen Schritt zurück. Wenn sie in solch einem Zustand war, dann würde gewiss nicht mal mehr ihr Schamgefühl sie aufhalten können. Widerwillig zog er sich dann doch sein Sweetshirt über den Kopf und hielt es ihr entgegen, während er ihr ununterbrochen mehr als unwillig entgegen blickte. Mit einem „Hier halt mal kurz.“ drückte ich ihm launisch die Leine in die Hand und nahm ihm gleich darauf das trockene Kleidungsstück ab. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm um und streifte mir das für mich viel zu große Sweetshirt über, was mir bis knapp über die Knie reichte. Gerade, als ich mich dann doch wenigstens bei ihm bedanken wollte, sauste auch schon etwas an mir vorbei, was von einem entsetzten Aufkeuchen begleitet wurde und mit zwei lauten Platschern endete. Perplex schaute ich zurück zum See und konnte mir ein schadenfrohes Lachen einfach nicht mehr verkneifen, als ich nun L im kalten Wasser erblickte, welcher ziemlich dunkel erst den Hund und dann mich anstarrte. „Tja manchmal ist das Leben eben doch gerecht Ryuzaki.“ Rief ich ihm belustigt entgegen und konnte ein erneutes Kichern nicht unterdrücken. Meine Laune stieg genauso schnell wieder, wie sie vorher gefallen war. Diese Genugtuung tat einfach nur unsagbar gut. L hingegen hatte nun endgültig die Schnauze voll diesem ganzen Theater. Sollte sie doch machen was sie wollte, er zu mindestens würde jetzt unweigerlich zurück zu Hotel gehen. Nie wieder würde er sich auf irgendeiner ihrer Aktionen einlassen. Das Maß war nun wirklich voll für ihm. Ohne Zahra auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt er langsam und mehr als missgestimmt aus dem Wasser, um sich sofort auf den Rückweg zu machen. Ich beobachtete amüsiert den ziemlich griesgrämigen L bei seinem Tun und musterte ihn dennoch aufmerksam. „Wow Ryuzaki du hast ja richtig Muskeln. Hätte ich dir irgendwie gar nicht zugetraut.“ Gab ich überrascht zu, als ich das erste Mal einen Blick auf seinen freien Oberkörper erhaschen konnte. Auch wenn man es nicht erwartete, schlecht gebaut war er zu mindestens nicht, wie ich mir eingestehen musste. L sah kurz verwirrt erst zu Zahra und danach auf seinen Oberkörper, ehe sich erneut dieser finstere Ausdruck auf sein Gesicht legte. „Training“ war alles was er dazu missmutig von sich gab, bevor er sie erneut ignorierte und den Heimweg antrat. Ich blickte in kurz mit hoch gezogener Braue verdutzt hinterher und schüttelte dann belustigt den Kopf. Man der war vielleicht sauer. Schließlich holte ich nach ein paar Minuten, in welchem ich ihm einfach nur skeptisch nachsah, Choco wieder zurück aus dem See und beeilte mich den beleidigten Detektiv einzuholen. „Hey Ryuzaki sieh es doch mal positiv. Auf jedenfalls sind wir beide jetzt wieder vollkommen wach.“ Meinte ich scherzhaft zu ihm, nachdem ich endlich zu ihm aufgeschlossen war. L hingen schwieg Zahra weiterhin nur stur an und ignorierte sie vehement ohne ein einziges Mal mit der Wimper zu zucken, während er mit einem mehr als finsterem Gesicht weiterhin seinen Weg fortsetzte.

Gleich und Gleich gesellt sich gern

Gleich und Gleich gesellt sich gern
 

Seit dem Vorfall im Park waren nunmehr einige Tage ins Land gezogen und wir hatten bisher leider immer noch keine neuen Fortschritte im Fall Kira gemacht, was die Stimmung innerhalb der Sonderkommission merklich bedrückte. Die Sichtung der Überwachungsaufnahmen von Aoyama hatte ebenso wenig einen Hinweis auf diesen Kira Nummer 2 geliefert, wie die bislang erfolglose Überwachung von Light durch Herrn Moggi. Zudem ärgerte es mich zunehmend, dass ich offensichtlich keine Möglichkeit mehr hatte Light nochmals in irgendeiner Form näher zu kommen, um eventuell mein kleines Spielchen wieder aufnehmen zu können und ihn als echten Kira zu überführen. Er hielt mich seit dem Restaurant besuch entschlossen auf Abstand und ließ jeden meiner erneuten Annäherungsversuche im Sande verlaufen. Noch immer grübelte ich eisern darüber nach wie er eigentlich hatte etwas bemerken können, jedoch erschloss sich mir auch nach einer sorgfältigen Analyse der damaligen Situation kein rational erklärbarer Lösungsansatz. Diese Sachlage ließ mir einfach keine Ruhe, aber auch den Einbezug von unnatürlichen unterstützenden Umständen, welche sich mir mittlerweile immer weiter aufdrängten, verwarf mein logischer Verstand vehement als fantasievollen Unsinn innerhalb meiner irreführenden Thesen. Dazu kam, dass sich mein zerstreutes Gehirn anscheinend ebenfalls noch dazu entschieden hatte, L zu so einer Art unterbewusstes Dauerthema zu erklären, weshalb auch noch die restlich vorhandene Kapazität meines Verstandes stark eingeschränkt wurde. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich einfach nur irgendwo sinnlos rum hockte, vor mich hinstarrte und wie ganz automatisch begann über L nachzudenken. Die Fähigkeit des selbständigen kontrollierten Denkens schien mir mit jeden Tag immer mehr abhanden zu kommen, ohne dass ich auch nur irgendetwas dagegen unternehmen konnte. Inzwischen sehnte ich mich wirklich nach meinen eigenen ruhigen vier Wänden, in denen ich endlich mal vollkommen aus diesem Chaos entschwinden könnte. Jedoch hatte sich mein kleines Problem mit den nächtlichen Wanderschaften nicht einfach wieder wie erhofft gelegt, sodass ich leider Gottes nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl hatte, mit welchen sich die Mitgliedern der Sonderkommission zufrieden geben würden. Möglichkeit Nummer eins war, dass ich weiterhin bei L im Hotel wohnen würde und Möglichkeit Nummer zwei bestand darin, mich und meine Wohnung durch das ausstatten von Kameras zu überwachen. Mir missfielen beide Optionen, den so oder so würde ich ständig unter Beobachtung stehen. Allerdings war nur die Vorstellung, das ich auf Schritt und Tritt von Kameraobjektiven verfolgt werden würde, die weitaus grauenhaftere von den Beiden. Somit hatte ich mal wieder in den sauren Apfel gebissen und mich für eine unfreiwillige Verlängerung des Hotelaufenthaltes bei L entschieden, was ihn ebenfalls nicht gerade zu begeistern schien. Dennoch hatte ich hier zu mindestens noch einen Bruchteil von Privatsphäre, wenn man mal von L´s dreisten unangekündigten Besuchen in meinem Zimmer absah. Zudem kam, dass mir diese ständigen Hotelwechsel gehörig auf den Geist gingen. Erst vor ein paar Tagen waren wir erneut mit Sack und Pack umgezogen. So langsam kam ich mir schon vor wie ein Vagabund oder ein Zigeuner, den es offensichtlich nie lange an einem Ort zu halten schien. Aber immer noch erträglicher als die Vorstellung, in jeder freien Minute, welche ich in meiner Wohnung verbrachte von L und den Ermittlern überwacht zu werden. Mein Leben war doch ohnehin mittlerweile schon ein einziger Zirkus. Warum dann also nicht gleich ein Wanderzirkus? Einen Unterschied machte es ja sowieso nicht mehr. Das nannte man dann wohl Ironie des Lebens.
 

In der Zwischenzeit war erneut ein Video von Kira Nummer zwei eingetroffen, welches wir nun wiedermal eingehend unter die Lupe nahmen. Es war die Antwort auf unsere Warnung vor dem echten Kira, welche wir vor einiger Zeit mit den Abendnachrichten ausgestrahlt hatten, aber irgendetwas kam mir seltsam an dieser Nachricht vor. Zum einem wollte der zweite Kira den ersten nun nicht mehr Treffen, hingegen es für mich jedoch bisher immer den Anschein erweckt hatte, das genau dieses Ziel der Hauptgrund für seinen Herantreten an die Öffentlichkeit war. Das jemand wie dieser Kira Nummer zwei, welcher skrupellos tötet und sich bewusst an die Massen wandte nur um den echten Kira ausfindig zu machen, sich einfach so von einer einfachen Warnung aufhalten ließ, klang für mich nicht gerade realistisch. Dennoch wollte er laut seinen eigenen Angaben den ersten Kira weiterhin unterstützen und ebenso erreichen, dass dieser ihn als seinen Helfer akzeptierte. Aber wie meinte er das mit dem „seine Kräfte auf Personen verteilen, die ihm würdig erscheinen“ ? War hier etwa doch etwas Übersinnliches im Spiel? Nein das war mehr als nur lächerlich, jedoch wenn dem so wäre würden wir alle hier ganz schön tief in der Patsche stecken. Andererseits auch falls diese wirre These in Bezug auf diese übernatürlichen Kräfte greifen sollte, warum hatte keiner der beiden Kiras uns bisher in irgendeiner Form geschadet? Oder waren diese Kräfte in ihrer Wirkungsweise begrenzt? Das alles ergab doch hinten und vorne keinen schlüssigen Zusammenhang. Eher schlich sich in mir der Verdacht ein, dass die beiden vielleicht schon einen Kontakt geknüpft hatten und diesen mit dieser ganzen Farce hier verschleiern wollten. Egal wie ich es auch drehte und wendete mein Gefühl sagte mir permanent, das mit dem Video und den damit verbundenen Verhalten von Kira Nummer zwei etwas ganz und gar nicht stimmte. Niemand würde solch einen Aufwand betreiben, um dann bei der kleinsten Witterung von Gefahr den sprichwörtlichen Schwanz ein zu ziehen. Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe und beobachte indessen aufmerksam den jungen Detektive, welcher seit der Sichtung des neuen Videos ebenso grübelnd im Sessel vor dem Fernseher hockte. L hatte sich bisher noch nicht dazu geäußert und ich hatte auch schon einen vagen Verdacht, warum er die anderen Ermittler nicht an seinen Gedankengängen teilhaben ließ. Diese standen mittlerweile beisammen und waren in eine angeregte Diskussion zu den neuen Informationen vertieft. Wachsam ließ ich meinen Blick einmal durch den gesamten Raum wie auch über die restlichen Mitglieder der SOKO streifen, bevor ich mich von meinem Platz erhob und leise zu Ryuzaki hinüber ging und mir mal eben ganz nebenbei einen der Donuts aus der Packung klaubte, welche vor ihm auf dem Tisch stand. Sofort hatte ich seine volle Aufmerksamkeit und handelte mir gleichfalls einen nicht gerade freundlichen Blick ein, was ich jedoch lediglich mit einem frechen Grinsen quittierte. „Du wartest auf Light stimmt’s Ryuzaki? Du willst seine Reaktion und seine Gedanken in Bezug auf das Video überprüfen, um den vermeintlichen Kira eventuell aus der Reserve locken zu können und um die Wahrscheinlichkeit eines vielleicht doch schon zustande gekommenen Kontaktes zwischen den beiden zu berechnen. Hab ich nicht recht?“ legte ich herausfordernd meine Überlegungen offen und besah mir amüsiert seine kurze überraschte Gesichtsspiegelung, welche mich in meiner eigentlichen hypothetischen Vermutung bestätigte und nahm indessen einen Bissen von dem soeben eroberten Donut. Auch wenn es mir immer noch nicht gelang ihn zu durchschauen, so konnte ich aber dennoch in etwa erahnen was in seinem Kopf vorgehen musste. Eins hatte ich seit unserem widerwilligen Zusammenleben begriffen und zwar, das L nicht so ganz anders zu ticken schien als ich es selbst tat. Ergo war die Wahrscheinlichkeit hoch, das er ganz ähnliche Gedankengänge wie ich gehabt hatte, was sich jetzt im Nachhinein auch zu bestätigen schien. L hatte sich die Worte auf dem neuem Video eindringlich durch den Kopf gehen lassen und sich dann dazu entschlossen, seinen Reflexionen vorerst für sich zu behalten. Auch hatte er ebenso registriert, wie Zahra sich ihm unbemerkt von den restlichen Ermittlern genähert hatte, nur das warum war ihm bis eben noch völlig unklar gewesen. Wie immer hatte er auch schon in diesem Moment damit begonnen gehabt, über ihre möglichen Absichten für dieses Verhalten zu grübeln und musste sich dann neuerlich auf eine mehr als unvorhergesehene Äußerung ihrerseits einstellen. Sie hatte ihn tatsächlich mal wieder überrascht, nur allerdings stimmte ihm das zum wiederholten Male alles andere als gutmütig. Im Gegenteil, es verärgerte ihn zusehends, denn sie hatte es doch wirklich ganz offensichtlich geschafft, sich seine Überlegungen zu erschließen. Ihm selbst war es bis zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ein einziges Mal bei Zahra gelungen, was diese ganze unerfreuliche Wendung nur noch unerträglicher für ihn machte. „Du weißt also was ich vorhabe?“ kam sofort lauernd wie auch zugleich ein wenig verwirrt von diesem zurück und maß sie derweil prüfend mit seinen Augen. Erneut machte sich ein belustigtes Schmunzeln auf meinem Gesicht breit, als ich seinen Missmut über meine gerade geäußerten Worte vernahm. Hatte ich ihn also doch erwischt und dabei hatte ich eigentlich nur meine eigenen Gedanken auf ihn reflektiert. Trotz allem war es aber auch irgendwie unheimlich diese indirekte Bestätigung von ihm zu erhalten, denn so sehr ich mich auch über meinen kleinen Sieg freute, es waren und blieben ungeachtet dessen meine eigenen Überlegungen. Das diese nun so beachtlich hoch mit denen von L überein zu stimmen schienen, war mir nicht wirklich geheuer. „Jetzt schon. Weißt du Ryuzaki ursprünglich habe ich dir lediglich eine Theorie eröffnet, welche mir durch den Kopf gespukt war. Anscheinend denken wir beide gar nicht so verschieden, auch wenn diese Vorstellung für mich ehrlich gesagt etwas befremdlich ist.“ Meinte ich somit nachdenklich und musterte währenddessen aufmerksam seine schwarzen Augen. Ein erneuter Anflug von Überraschung huschte für wenige Millisekunden über sein Gesicht, bevor er sich grübelnd seinen Daumen an die Lippe setzte und Zahra mit einem undeutbaren Blick besah. Jetzt war er wiedermal vollkommen verwirrt von ihr. Sie hatte bloß ihre eigenen Vermutungen geäußert und vereinfacht gesagt auf ihn übertragen, ohne dass sie seine wahren Gedankengänge auch nur im Ansatz durchschaut hatte? Hatte sie ihn wirklich mit ihren Äußerungen getäuscht oder war sie gerade in Begriff ihn mit den soeben gesprochenen Worten in die Irre leiten zu wollen? Was steckte nun in Wirklichkeit hinter ihrer Aussage? Es war ihm nicht möglich klar abzugrenzen, was Lüge und was Wahrheit war und das ging ihm gerade mal wieder gehörig gegen den Strich. Die Vorstellung, das Zahra vielleicht nur mit ihm spielte, so wie er sonst andere Personen wie eine Art Schachfiguren für sich benutzte, nagte immer tiefer an seinem Ego. Hatte sie ihn nun durchschaut gehabt oder nicht? Dennoch schon der Umstand, dass sie vielleicht einfach nur ähnlich tickte wie er, sagte ihm genauso wenig zu. Allerdings wenn dem so wäre, könnte ihm das ein wichtiger Schlüssel sein, um das Rätsel in Bezug auf diese sonst so undurchsichtige Person endlich zu lösen. Diese junge Frau bereitete ihn letzten Endes bloß neuerliches Kopfzerbrechen und lenkte ihn abermals von seinen Ermittlungen ab, was ihn wiederholt zutiefst verstimmte, als er sich dessen mal wieder misslaunig bewusst wurde.
 

Wirklich lange hielt diese offenkundig angespannte Atmosphäre zwischen den Beiden jedoch nicht an, denn nur kurze Zeit später betrat Light das Hotelzimmer, was ihm sofort jegliche Aufmerksamkeit der Anwesenden einbrachte. Kurz wurde ihm von L erläutert, das erneut ein Video vom zweiten Kira aufgetaucht war und im gleichen Zug dazu aufgefordert, es sich ebenso einmal anzuschauen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit wieder ein wenig zurückgezogen, um die gesamte Situation besser beobachten zu können. Seit Light den Raum betreten hatte haftete mein beobachtender Blick unmerklich an ihm und ich studierte jede noch so kleine Regung. Nach außen hin gab er sich wie jedes Mal perfekt unwissend, aber ich wusste ja nun inzwischen wahrlich gut genug, wie begabt er in Sachen Schauspielerei war. Das hatte also nichts zu bedeuten, sondern erschwerte nur jedes Mal aufs Neue eine korrekte Einschätzung des jungen Studenten, wenn es so etwas nicht gar schon nahezu unmöglich machte. Vielleicht hatte es ja wirklich schon ein Kontakt zwischen den beiden Kiras gegeben und Light wusste sehr genau, was er auf dem Video zu sehen bekommen würde. Was war wenn er es genauso geplant hatte? Hatte er vielleicht einen sich uns bis jetzt noch unerschlossenen Hintergedanken bei der Nachricht gehabt oder verlief sich mein Verstand gerade nur abermals hoffnungslos in diesem sich ständig erweiternden Labyrinth aus Informationen? Gespannt wartete ich auf seine Reaktionen und ließ weder L noch Light auch nur für eine Sekunde aus den Augen. Jedes noch so unscheinbare Detail und wenn es nur ein kurzes Blinzeln war, konnte ihn eventuell verraten. Nachdem das Video geendet und L Light seinen Gedanken dazu offen gelegt hatte, war ich für einen winzigen Augenblick dazu gezwungen, meinen eigenen Verstand nochmals neu zu sortieren. Diese nahezu unheimliche Übereinstimmung unserer Gedankenketten hatte mich ganz kurz abermals aus dem Konzept gebracht. Ich schloss für einige Sekunden meine Augen während ich zunächst einmal beruhigend tief durchatmete, bevor sich mein wachsamer Blick erneut entschlossen auf Light richtete. Ich durfte mich jetzt einfach nicht von meinen Überlegungen zu L ablenken lassen, sondern musste mich auf meine Arbeit konzentrieren. Somit begann ich aufmerksam Lights nun geäußerten Worten zu lauschen, nach welchen ich mir gezielt auf die Zunge biss, um meine Fassungslosigkeit weiterhin geschickt verbergen zu können. Er eröffnete L, dass wenn er Kira wäre es anders gemacht hätte und zudem auch noch wusste wie Ryuzaki zu ticken schien. Schon allein sein ewiges „wenn ich Kira wäre…“ ging mir gehörig auf den Wecker, den das „wenn“ und das „wäre“ waren für mich in dieser Satzstellung lediglich vergeudeter Atem. Light war für mich eindeutig dieser Kira. Punkt, Aus, Ende. Aber das konnte ich ihm ja nicht einfach so an den Kopf werfen, denn dafür war das mitschwingende Risiko einfach zu groß. Außerdem machte mir die Vorstellung, das Light L eventuell durchschaut hatte wesentlich mehr Sorgen. Diese Tatsache könnte uns allen ganz schnell das Leben kosten und noch zu allem Überfluss Kira einen wirklich unvorstellbar großen Vorteil gegenüber der Polizei liefern. Immerhin hatte Light allen Anschein nach auch mich im Restaurant durchschaut gehabt, weshalb er sich schlussgleich von mir abgewandt hatte. Wenn ich das nun mit meinen vorhin gezogenen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Ähnlichkeit von L`s und meiner Denkweise miteinander kombinierte, lief es mir sogleich eiskalt den Rücken hinunter. Die Möglichkeit bestand zu mindestens, das Light sich bis zu einem gewissen Grad in mich und L hinein versetzten konnte, denn auch Ryuzakis verwunderte Nachfrage auf diese Eröffnung hin ließ ebenfalls darauf schließen. Was hatte Light nur vor? Warum lenkte er indirekt erneut den Verdacht mit dieser Äußerung auf sich? Nur um von den wohl augenscheinlichen stattgefundenen Kontakt zwischen ihm und dem zweiten Kira abzulenken? Oder wollte er sich gar mit dieser offensiven Geste entlasten, denn immerhin rechnete wohl niemand der restlichen Ermittler damit, dass sich der vermeintliche Kira so offenkundig outen würde. Angespannt rasten meine Gedanken völlig verquer in alle Himmelsrichtungen und suchten krampfhaft nach dem richtigen Weg. War es vielleicht genau das was er damit bezwecken wollte? Legte er absichtlich mikroskopisch feine Brotkrummen aus, um damit gekonnt Verwirrung zu stiften und uns von eventuell ersichtlichen Hinweisen abzulenken? Unruhig glitten meine Augen kritisch zwischen L und Light umher, als diese auch schon im nächsten Moment ungläubig an Ryuzaki hängen blieben und mir sprachlos der Mund offen stehen blieb. Dieser bestätigte soeben offenbar die Unschuld von Light und bezeichnete ihn auch noch allen Ernstes als Freund. Augenblicklich maßregelte ich mich selbst und bemühte mich darum, meine gerade verloren gegangene Fassade wieder aufzusammeln. Hatte der sie eigentlich noch alle? Das meinte er doch jetzt wohl hoffentlich nicht ernst? Nun ja Light schien er damit zu mindestens ebenso verblüfft zu haben wie mich, dennoch war dies ein total absurder Gedanke. Wieso sollte L so etwas behaupten? `Einen Moment mal….` ging mir sogleich grübelnd durch den Kopf, währenddessen ich L eindringlich misstrauisch zu mustern begann. Konnte es vielleicht sein, das diese völlig abstruse Aussage einfach nur schlicht und ergreifend eine gut kalkulierte Konterattacke war? Etwas, um sich eventuell mit Hilfe von Lights Gewissen vor dem eigentlichen Kira zu schützen oder auch nur um ihn damit bewusste aus dem Konzept zu bringen und ihn gegeben falls sogar in trügerischer Sicherheit zu wiegen? Mein Blick wanderte erneut skeptische zwischen den beiden hin und her. Ich konnte mir einfach beim besten Willen keine wahre Freundschaft zwischen ihnen vorstellen und eigentlich war ich mir beinahe schon fast sicher, dass diese sogenannte Freundschaftserklärung nichts weiter als ein weiterer gut durchdachter Schachzug von L gewesen war.
 

Denn gesamten verbleiben Abend verbrachte ich schließlich damit, mir erneut meine Gedanken zu diesem seltsamen und doch auf gewisse Art und Weise interessanten jungen Detektiv zu machen. Nichts um mich herum ergab eigentlich noch einen begreifbaren Zusammenhang für mich. Light alias Kira, in welchen somit der Fall inbegriffen war, wie auch L machten mein früher so schön geordnetes und geregeltes Leben wahrlich zu einem einzigen Chaos. Kein Tag verging in welchem ich nicht das Gefühl hatte, das mein Kopf schon bald wie eine Wassermelone auf Stein zerplatzen würde. Endlos suchte ich mittlerweile nun schon den einen klaren Gedanken, die lichtspendende Taschenlampe, welche es mir vielleicht endlich ermöglich würde, mich in diesem dunklem Irrgarten zurechtzufinden. Allerdings schien sich dieser so wichtige Schlüsselgedanke auf einer immerwährenden Flucht vor mir zu befinden, sodass ich allen Anschein nach weiterhin dazu verdammt war fortwährend durch diese beunruhigende Finsternis aus Chaos und Verwirrung zu stolpern. Ich hatte wahrlich keine Lust mehr ständig die immer gleichen Gänge in meinem Verstand abzusuchen und am Ende doch nur erneut vor einer Sackgasse zum Halten zu kommen. Erschöpft hatte ich mich also dazu entschieden, meinen Verstand für diesen Abend einfach mal runter zufahren und mich etwas bei einem heißem Bad zu entspannen, bevor ich mich resigniert unter meiner Bettdecke verkriechen würde. Ich wollte heute lediglich nur noch meine Ruhe haben und niemanden mehr sehen. Die Sonderkommission hatte sich glücklicher weise heute schon etwas früher getrennt, sodass ich es demnach bloß noch mit L zu tun bekommen könnte. Jedoch wenn ich mir das so recht überlegte, wäre mir die gesamte SOKO, mal abgesehen von Light, wohl entschieden lieber gewesen. L konnte nämlich wesentlich anstrengender seine, als vier erwachsende Männer zusammen. Noch dazu kam das Watari mir vorhin mitgeteilte hatte, das in den nächsten Tagen abermals ein Hotelwechsel anstehen würden, was ich jedoch lediglich mit einem genervten Augenrollen quittiert hatte. Wie war ich nur in diesen nicht enden wollenden Strudel aus immer neuen unerwarteten Ereignissen geraten? Und was zum Geier ging eigentlich in Wataris Kopf vor? Immer wenn er das Zimmer betrat schlich sich ein kaum merkliches Schmunzeln auf seine Lippen, sobald er mich und L erblickte. Auch wenn er es versuchte gekonnte zu verstecken ich hatte es schon beim ersten Mal bemerkt. Angefangen hatte alles mit diesen mich immer noch nicht loslassenden Traum, in welchen ich nach L gerufen hatte. Seither benahm sich Watari eindeutig anders als früher, aber wieso? Was glaubte seine wohl blühende Fantasie zu erkennen, dass er ständig dieses Dauergrinsen aufsetzte? Ein bizarrer Gedanke jagte den nächsten und immer wieder schlich sich auch Lina in diese abstrusen Bildfolgen ein. Es war in der Zwischenzeit einfach zu viel, was fort und fort auf mich einprasselte. Light und der damit unweigerlich verbundene Kira Fall, welcher mich ständig marterte, frustrierte, verwirrte und mein gesamtes Maß an Selbstbeherrschung abverlangte. L der mich mittlerweile nicht nur aus der Fassung bringen konnte, sondern mich zusehends immer mehr beschäftigte und ebenso mit seinen dreisten Aktionen irritierte, so das ich inzwischen weder wusste was ich eigentlich in seiner Nähe denken oder fühlen sollte. Zu guter Letzt war da noch Lina, die ich nach wie vor schrecklich vermisste und an welches mich auch sogleich jeder Gedanke daran aufs schmerzlichste erinnerte. Ebenso wie daran, was es hieß einsam zu sein.
 

L horchte auf, als er das leise Winseln des unliebsamen Hundes aus Zahras Zimmer vernahm. Es war spät und sie war schon vor einer ganzen Weile zu Bett gegangen, was in ihm sogleich einen unguten Verdacht aufkeimen ließ. Misslaunig blickte er hinüber zu ihrer Tür und lauschte aufmerksam auf die dahinter liegenden Geräusche. Die gesamte Zeit über hatte er abermals grübelnd vor seinem Laptop gehockt und den unerfreulichen Nachmittag mit Light Revue passieren lassen. Trotz allem hatte in ebenso das erneut verwirrende Verhalten dieser jungen Frau beschäftigt, zu welche sich ihm noch immer kein Lösungsweg aufgezeigt hatte. Sie machte ihm nichts als Ärger und zur Steigerung seines ohnehin schon aufgestauten Unmutes über die gesamte Entwicklung mit ihr in den letzten Monaten, hatte Zahra sich nun auch noch dazu entschlossen ihm weiterhin mit ihrer dauerhaften Anwesenheit im Hotel zu beglücken. Die Option mit den Kameras wäre ihm eindeutig lieber gewesen. Denn dann hätte er zu mindestens mal auch nur den Hauch einer Chance gehabt, seine komplett verworrenen Gedanken über sie zu ordnen. Jetzt musste er sich also noch länger mit ihrer Gegenwart abfinden und zu allem Übel auch noch weiter hin ebenso ihre Macken ertragen. Ihre regelmäßigen nächtlichen Ausflüge nervten ihn von Tag zu Tag mehr, aber glücklicherweise hatte sie seit dem einen unliebsamen Mal nicht erneut seine Nähe währenddessen gesucht, sondern sich artig zurück ins Bett führen lassen. Dennoch reichte schon der bloße Gedanke an dieses ungewollte Erlebnis aus, um ihn nicht nur erneut einen Schauer über den Rücken laufen, sondern auch um diese lästige Unruhe erneut in ihm aufsteigen zu lassen. Warum dies so war vermochte er bis jetzt noch nicht zu sagen, allerdings versuchte er entschieden diese unerfreulichen Reaktionen zu unterbinden. Zahra war so etwas wie ein unbekanntes Phänomen für ihn, dessen Auswirkungen weder zu erklären noch irgendwie vorhersehbar waren. Dennoch musste er nun wiederholt den nächtlichen Aktivitäten von Zahra auf den Grund gehen, weshalb er sich widerwillig von seinem Sessel erhob und sich unwillig zum Tatort begab. Vorsichtig öffnete er einen Spalt breit ihre Zimmertür und lugte misstrauisch hindurch, denn L wusste nie was ihm bei jemanden wie sie erwartete. Seine schwarzen Augen wanderten aufmerksam einmal quer durch ihren Raum, bevor er perplex vollends die Tür öffnete. Zahra war nirgends zu sehen was ihn ihm ersten Augenblick sichtlich verwirrte, denn ihr Zimmer hatte sie unter gar keinen Umständen verlassen. Sobald sie auch nur einen Fuß aus dieses gesetzt hätte wäre ihm das sofort aufgefallen, denn er behielt diese des Nachts sehr genau im Auge. Eine spontane mitternächtliche Suchaktion hatte ihm voll und ganz gereicht, daher schloss er sicherheitshalber jeden Abend die Haupttür vorsorglich ab und blieb trotz allem immer wachsam. Suchend schaute er sich nochmals im Raum um während er sich skeptisch durch das Zimmer schlich. Zahra konnte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Und im nächsten Augenblick blieb sein kritischer Blick abrupt an Choco hängen, welcher schwanzwedelnd da lag und ihn aufmerksam musterte. L´s Gesicht spiegelte nun deutlich seinen gesamten Unmut wie gleichfalls auch neuerliche Irritation wieder, als sich in ihm eine Vermutung einschlich wo er die scheinbar vermisste Person aller Wahrscheinlichkeit nach finden würde. Langsam schritt er auf den Hund zu und verscheuchte ihn mit einer knappen Handbewegung von seinem Platz, ehe er die Tür vom Schrank behutsam öffnete. Augenblicklich hielt er inne und starrte auf das für ihn völlig verwirrende Bild, welches sich nun vor ihm auftat. Zahra hockte doch wirklich mit angezogenen Beinen, welche sie mit ihren Armen fest umklammerte in diesem Schrank und starrte ausdruckslos vor sich hin. An diese kuriosen Bilder der schlafwandelnden jungen Frau würde er sich wohl nie gewöhnen. Eine Weile stand er lediglich reglos da und begutachtete diese völlig bizarre Situation, währenddessen er darüber nachdachte wie er sie nun wieder aus diesen Schrank heraus bekommen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie jedes Mal wenn er sie fand gestanden und niemals gesessen. Einfach umdrehen und zum Bett zurückführen fiel also flach. Genervt ließ er sich neben ihr in die Hocke sinken und musterte sie zunächst nochmals misstrauisch aus seinen schwarzen Augen. Entschlossen packte er dann jedoch ihre Oberarme und versuchte sie sogleich mit sanfter Gewalt zum Aufstehen zu bewegen was ihm allerdings kläglich misslang, denn Zahra stemmte sich mit all ihrer Kraft gegen seine Bemühungen. Verärgert gab er seinen missglückten Versuch auf und starrte ihr ziemlich finster entgegen, indessen er sich bemühte einen neuen Plan zu ersinnen um Zahra irgendwie aus dem Schrank zu bekommen. Er könnte sie theoretisch auch einfach erneut auf den Arm nehmen und tragen. Allerdings konnte er nicht abschätzen, wie sie sich in ihren jetzigen Zustand dabei verhalten würde, da sie sich im Augenblick ja nicht einmal aufhelfen ließ, sondern sich mit aller Macht dagegen gewehrt hatte. Was sollte er also tun? Mehr als verstimmt dachte er über seine weiteren Optionen nach, als sein Gesicht plötzlich von einer Sekunde zur anderen Entsetzten, Verwirrung und Überraschung zugleich wieder spiegelte, bevor er letztendlich mit einem erschrockenen Aufkeuchen neben Zahra im Schrank landete und erstarrte. Diese hatte sich urplötzlich auf L zu bewegt und ihn abermals in die Arme geschlossen, ehe sie sich danach einfach wieder nach hinten sinken ließ. Er konnte in diesem Bruchteil einer Sekunde einfach nicht Reagieren und wurde gnadenlos von ihrer Umarmung mitgerissen, welche sie auch jetzt nicht mal für einen winzigen Moment lockerte. L saß nunmehr völlig überrumpelt neben dieser jungen Frau im Schrank und versucht krampfhaft unter dieser extremen Nähe das Atmen nicht zu vergessen. Erneut rasten seine Gedanken und ebenso meldete sich auch die lästige Unruhe in ihm immer stärker zurück. Die Kontrolle über seinen Körper hatte sich einfach davon gestohlen und lähmte ihn somit vollkommen. Zahra klammerte sich weiterhin unerbittlich an ihm fest und bette nun zu seinem neuerlichen erschrecken ihren Kopf auf seine Brust, sodass ihm das Atmen noch schwerer viel und er die Wärme ihres Körper an seinem Spüren konnte. Sein Herzschlag beschleunigte sich und er war zu nichts weiter im Stande als vollkommen erschüttert den unliebsamen Hund anzustarren, welcher vor dem Schrank saß und freudig mit dem Schwanz wedelt. L wusste nicht wie lange er in ihrem Griff gefangen war, aber mit jeder Minute die verstrich wurde er sichtlich immer nervöser. Das war ihm eindeutig viel zu viel Nähe. Dann nach einer ganzen Weile erschlaffe die schlafende Person doch noch in seinen Armen und er schob diese zunächst erstmal erleichtert von sich weg, um die verloren gegangene Kontrolle nun endgültig zurück zu erlangen. Geschlagene zehn Minuten hockte er einfach nur da und starrte Zahra verwirrt entgegen, während er sich langsam aber sicher wieder fing. Sein Gesicht verdunkelte sich zutiefst, ehe er sich schließlich verärgert und genervt vom Boden erhob und die nun wieder friedlich schlafende junge Frau zurück in ihr Bett brachte.

Schicksalhafte Fügung

Schicksalhafte Fügung
 

Meine Laune war mittlerweile wirklich auf dem Tiefpunkt angelangt und ich suchte inzwischen schon unbewusste mit meinen Augen die Umgebung nach etwas ab, was ich L einfach mal eben an seinen sturen Dickschädel werfen würde, wenn er so weiter machte. Seit einigen Tagen hatte er sich anscheinend mal wieder dazu entschlossen, mich einfach so von heute auf morgen zu ignorieren und überhörte gekonnte jeden meiner Versuche den dafür ausschlaggebenden Grund heraus zu finden. Egal was ich auch anstellte, L war und blieb unnachgiebig und das brachte mein Blut schlussendlich erneut zum kochen. Zwar bemühte ich mich mit aller Kraft darum die Situation nicht mal wieder eskalieren zulassen, aber diese Unwissenheit darüber warum er sich neuerlich so verhielt, war einfach unerträglich für mich. Unaufhörlich rasten meine Gedanken durch die letzten Tage und suchten nach einem Anhaltspunkt. Allerdings gefiel mir die einzige logische Schlussfolgerung, welche ich daraus zog ganz und gar nicht. Ich erinnerte mich plötzlich wieder an einen ganz bestimmten Morgen, an dem ich solch eine ablehnende Haltung von L schon einmal zu spüren bekommen hatte. Es war der Morgen gewesen, nachdem ich ihm während meiner nächtlichen Zombiephase angeblich umarmt hatte. Ruckartig richteten sich meine blaugrauen Augen prüfend auf den jungen Detektiv, währenddessen ich gleichzeitig damit begann unruhig auf meiner Unterlippe herum zu kauen. Hatte ich etwa erneut etwas im Schlaf angestellt worüber er nun so derartig unglücklich war, das er mir jetzt nur noch die kalte Schulter zeigte? Tief in Gedanken versunken stützte ich meinen Kopf auf die Hand und seufzte einmal schwer auf. Wenn ihn damals eine einfache Umarmung schon so aus den Konzept gebracht hatte, was musste ich dann angestellt haben, um ihn dazu zu bringen sich nun komplett von mir fern zu halten? Mir war ganz und gar nicht wohl bei der absurden Richtung, in die meinen Verstand sich gerade zu verirren begann. Allein die Vorstellungen, welche sich in meinem Kopf zu manifestieren begannen, ließen mir einen kurzen Schauer über den Rücken laufen, woraufhin ich mich unweigerlich leicht schütteln musste. Die Gedanken und Gefühle, die mich gerade durchströmten verwirrten mich völlig und ich begann mich vehement gegen meine eigene Fantasie zu wehren. Schon allein der Traum von ihm hatte mich mehr beschäftigt gehabt, als gut gewesen war und nun empfand ich auch noch die Möglichkeit ihm vielleicht noch näher gekommen zu sein, als ich es bei meiner letzten unbedachten Aktion schon gewesen war, nicht einmal als störend. Mir wurde sogar schlagartig bewusste, das mich solch eine wohl mögliche Tatsache durchaus irgendwie erfreuen würde. Irritiert schloss ich die Augen und fuhr mir völlig konfus durch die Haare. Fing ich jetzt vielleicht noch wirklich an, so etwas wie Sympathie für diesen seltsamen Kautz zu empfinden? Begann ich etwa wahrlich ihn zu mögen? Das wurde doch immer alles skurriler. Wie um alles in der Welt konnte man jemanden sympathisch finden, der einen ständig nur an den Rand eines Nervenzusammenbruchs führte oder einem fortwährend misstraute? L interessierte mich als Person ja und das war mir auch relativ schnell bewusst geworden, denn er war wie eine komplex ineinander verkettete Aufgabe für die es bis jetzt noch keinen exakt definierten Lösungsweg gab. Er war eine Herausforderung, ein Schloss zu dem es unendlich viele Schlüssel gab, aber nur ein Einzigen bis jetzt noch verschollenen, der sicher passte. Jedoch seit wann hatte ich angefangen, ihn eventuell sogar so etwas wie gern zu haben? Wenn ich ehrlich darüber nachdachte viel mir schon auf, das ich ihm mit der Zeit immer mehr habe durchgehen lassen, als wie ich es zu Beginn unserer gemeinsamen Ermittlungen getan hatte. Zudem pflegte ich inzwischen einen man könnte manchmal schon fast sagen freundschaftlichen Umgang mit ihm, was mich in diesem Augenblick nur noch weiter verwirrte. Versuchte ich intuitiv eventuell sogar sowas wie eine Freundschaft zwischen uns zu schaffen, ohne das es mir selbst richtig bewusst war? Trat ich vielleicht auch deshalb während meines Schlafwandelns einen Schritt auf ihn zu und vollzog solche bizarr anmutenden Aktionen? Das war doch alles totaler Irrsinn, der sich da in meinem Verstand zusammen knotete. Ich wurde langsam aber sicher wirklich verrückt. Der tägliche Umgang mit L und seine kuriosen Macken machten mich tatsächlich allmählich mürbe im Kopf wie mir schien. Ich musste einfach Wissen, was denn nun der eigentlich Auslöser für dieses distanzierte Verhalten war, ansonsten könnte ich zweifelsohne nicht mehr ruhig schlafen. Diese nagende Ungewissheit und die damit aufkommenden mehr als wirren Gedankengänge mussten endlich ein für alle Mal ein Ende haben.
 

Ich hatte mich gerade dazu entschlossen L nun definitiv und unumgänglich zur Rede zu stellen, als im nächsten Augenblick gänzlich unerwartet die Haupttür geöffnet wurde und ein freundlich lächelnder Watari eintrat. „Es wäre dann alles soweit erledigt. Wir können jetzt los.“ Erklärte er knapp, ehe er auch schon wieder aus dem Zimmer verschwand, um sich bereits zum Wagen zu begeben und dort auf uns zu warten. Genervt blickte ich diesem hinterher und bemerkte aus den Augenwinkel zeitgleich, wie L sich in Bewegung setzte um ihm zu folgen. An diese ständigen Wanderschaften von Hotel zu Hotel würde ich mich wohl nie gewöhnen. Allerdings galt im Moment meinem Interesse eher einem anderem Thema, als das ich mich noch lange über diese unfreiwillige Reisebereitschaft aufregen konnte. So einfach würde ich nicht aufgeben. Da konnte Ryuzaki sich auf den Kopf stellen und einen auf sturen Esel machen, wie er wollte. Ich würde diesen Raum nicht eher verlassen, bevor ich nicht endlich meine Antworten hatte. Genauso wenig wie er und während ich diesen Gedankengang noch nicht mal ganz zu Ende gedacht hatte, stand ich auch schon mit verschränkten Armen vor der Tür und versperrte ihm kurzerhand einfach den Weg. „Vergiss es Ryuzaki. Wir beide verlassen erst diesen Raum, wenn du mir erklärt hast, warum du mich in den letzten Tagen nach allen Regeln der Kunst ignoriert hast. Was hab ich dir bitte schon wieder getan?“ kam prompt gereizt über meine Lippen und starrte ihn herausfordernd entgegen. L blieb stehen und besah sich misslaunig die junge Frau vor ihm, welche alles andere als freundlich auf ihn wirkte. Im Gegenteil, er konnte ganz genau die sich aufbauende negative Spannung zwischen ihnen fühlen und wusste sogleich alarmiert, dass er sich in dieser Situation besser nicht zu weit aus dem Fenster lehnen sollte. Dennoch hatte L wahrlich keine Lust darauf, sich in irgendeiner Art und Weise auf ein Gespräch mit ihr einzulassen oder sich wie auch immer vor ihr zu rechtfertigen. Seit dem letzten unerfreulichen Zusammentreffen mit ihrer Zombiegestallt, war ihm Zahras permanente Anwesenheit nur noch lästiger geworden. Diese Nacht und die damit erneut einher gegangenen Erfahrungen, hatten ihn schlussendlich nur noch mehr verwirrt gehabt. L verstand einfach nicht, warum ihn diese Nähe zu einem anderen Menschen so sehr aus der Bahn warf. Nicht nur sein Verstand, nein auch sein Körper hatte abermals eindeutig auf ihrer einfachen Berührungen reagiert und das verärgerte ihn zutiefst. Er hatte sich in solch einer Situation einfach nicht unter Kontrolle und ganz egal wie sehr er es auch versucht hatte diese zurück zu gewinnen, die Lähmung welche von seinem Geist besitzt ergriffen hatte, ließ sich nicht abschütteln. Zudem kam, dass sich mit jeder weiteren Annäherung von Zahra diese Symptome zu verstärkten schienen und die unergründliche Unruhe in ihm immer weiter wuchs. L wusste sich einfach nicht zu erklären, auf was genau diese Reaktionen gründeten und wie er sie umgehen konnte, außer sich vorerst von Zahra fern zu halten. Er hasste es einfach, wenn sich etwas seinem sonst so allumfassenden Verständnis entzog und ihn infolge dessen mit quälender Unwissenheit strafte. Es gab für alles eine logische Erklärung, nur diesmal tappte sein gemarterter und wirrer Verstand einfach nur im Dunkeln, was ihm schon fast körperliche Schmerzen bereitete. Normalerweise konnte er jedes Problem lösen, denn er war schließlich L der Meisterdetektiv. Aber aus diesem für ihm bisher unlösbare Rätsel wurde er einfach nicht schlau. „Lass den Unsinn Zahra, dafür haben wir jetzt keine Zeit. Watari warten unten bereits auf uns.“ Ließ er knapp unwirsch verlauten und musterte diese mit einem mehr als finsteren Blick. Ich besah ihn nur kurz mit hochgezogener Augenbraue und schüttelte anschließend nachdrücklich den Kopf. „Je eher du mir sagst, was ich dir eigentlich schon wieder getan habe, umso weniger muss Watari auf uns warten. Es ist deine Entscheidung.“ Gab ich entschiedene von mir, während ich ihm weiterhin kampflustig im Blick behielt. L fixierte sie wachsam mit seinen dunklen Augen und trat dann bestimmt einen Schritt auf sie zu. „Ich habe wirklich keine Lust, jetzt mit dir über irgendwelche unwichtigen Dinge zu debattieren. Geh aus dem Weg, sonst muss ich mir diesen eigenhändig frei machen und ich will dir nicht unnötig wehtun Zahra.“ Warf er ihr dunkel entgegen und ließ sie dabei keine Sekunde aus seinen wachsamen Blicken. L wusste sehr genau, wie dünn das Eis war auf dem er sich gerade bewegte, aber ihm war im Augenblick alles andere als nach einer stundenlangen Diskussion mit dieser verwirrenden Person. Mein Gesicht verfinsterte sich schlagartig und ich biss mir wütend auf meine Lippe, um ihn nicht sofort einfach den Hals um zudrehen. Hatte er mir da gerade ganz offen gedroht? Der hatte wohl mittlerweile echt einen an der Klatsche. Er ließ es lieber drauf ankommen, anstatt mir einfach mal eben meine Frage zu beantworten und damit diesen ganzen Quatsch hier endlich zu beenden? Was in drei Teufels Namen hatte ich den bitte angestellt? „Versuch´s doch, aber es wäre um einiges angenehmer für uns beide, wenn du mir meine Frage kurz beantworten würdest. Mehr will ich doch gar nicht.“ Kam postwendend bissig von mir zurück, währenddessen sich mein Körper immer weiter zu spannen begann. L trieb mich mit diesem sinnlosen Spielchen erneut zur Weißglut und irgendetwas sagte mir, das ihm das auch ganz genau bewusste war. Er beobachtete misstrauisch jede ihrer Reaktionen und merkte schnell, dass es nun letztendlich nur noch zwei Auswege aus dieser Lage für ihn gab und diese sagten ihm beide ganz und gar nicht zu. Entweder er gab ihr eine Erklärung für sein Verhalten oder er müsste versuchte sie mit handfesten Argumenten von ihrem jetzigen Platz zu vertreiben. Würde er die Situation auflösen, dann wäre dies erneut so etwas wie eine Niederlage für ihn. Wenn er aber versuchen sollte sie mit Händen und Füßen dazu bewegen zu wollen, dass sie Tür wieder frei gab musste er auf jeden Fall mit ihrer Gegenwehr rechnen. Auch wenn L normalerweise kein Problem damit hatte, sich in jeder Situation den nötigen Respekt mit allen erdenklichen Mitteln zu verschaffen, so hatte er vor Zahra in der Zwischenzeit einen gewissen Respekt entwickelt. Sie war zwar eine Frau, aber er hatte schon mehr als einmal den Fehler begangen Zahra in diesem Punkt zu unterschätzen. Allerdings hatte er daraus schlussendlich auch nur gelernt. Daher überlegte er wirklich, welche dieser beiden Optionen wohl die klügere von beiden wäre. Egal welche er wählte, beide hatten Vor- und Nachteile zu verzeichnen, welche L nun sorgfältig gegen einander abwog. Was sollte er jetzt tun? Aufmerksam musterte er die junge Frau, welche ihm ebenfalls keine Sekunde aus ihrem prüfenden Blick entließ. Die Anspannung zwischen den beiden war schon fast körperlich greifbar und wenn man genau hingehört hätte, wäre mit Sicherheit ein elektrisierendes Knistern vernehmbar gewesen. Gerade als L sich endlich für eine ihm brauchbar erscheinende Option entschieden hatte, wurde ihre Aufmerksamkeit abrupt umgelenkt. „Entschuldigen Sie bitte. Ich will Sie ja nicht stören, aber wir sollten uns langsam wirklich auf den Weg machen.“ War auch schon die räuspernde Stimme von Watari zu hören, welcher nun abermals zum Zimmer zurückgekehrt war, um nach dem Grund für die Verzögerung zu forschen. Ich schaute mich genervt zum Verursacher dieser Worte um und auch L richtete nun sein Augenmerk auf den älteren Mann im Flur. „Entschuldigen sie Watari. Wir können jetzt los.“ Ergriff Ryuzaki geistesgegenwärtig seine Chance aus diesem momentanen Zwiespalt zu entfliehen und machte sich auch sogleich daran sich missmutig an Zahra vorbei zuschieben, welche ihm zwar nun doch widerwillig passieren ließ, aber ihm trotzdem das durchkommen so schwer wie nur irgend möglich machte. Übellaunig folgten meine Augen dem jungen Detektiv und ich musste mich schon sehr zusammen nehmen, um ihn nicht einfach fest zuhalten. Das war ja mal wahrlich einer der unpassendsten Augenblicke für Watari gewesen hier einfach so aufzutauchen, denn nun lief meine erhoffte Antwort schnurstracks Richtung Aufzug und ich konnte ihm bloß noch verärgert nachstarren. Genervt schnaufte ich aus und maß Watari verstimmt aus den Augenwinkel, bevor ich mich resigniert umwandte um dem flüchtenden L zu folgen. Watari blickte den beiden irritiert hinterher und schüttelte dann mit einem leicht amüsierten Schmunzeln den Kopf. Sein Plan ging sogar noch besser auf, als er es für möglich gehalten hatte.
 

Die gesamte Fahrt über blieb es bedrückend still im Auto und auch danach wechselten die Beiden nicht ein einziges Wort miteinander. Nachdem schlussendlich auch die restlichen Mitglieder der Sonderkommission im neuen Hotel eingetroffen waren, hielt ich diese unerträgliche Ignoranz von Ryuzaki einfach nicht mehr länger aus und machte mich kurzentschlossen dazu auf, mit Choco etwas spazieren zu gehen. Im Augenblick hatte ich jedenfalls noch keine neue Gelegenheit dazu gehabt, L nochmals für sein nerviges Verhalten zur Rede zu stellen und da wir ohnehin im Moment nicht weiter kamen, war mir ein wenig Abstand von diesem sturen Typen ganz recht. Somit hatte ich mir entschlossen meinen Hund geschnappt und nach einem knappen „Muss mal eben mit Choco raus.“ das Hotel hurtig verlassen. Nun lief ich mittlerweile schon eine halbe Stunde angefressen mit meinem Hund durch die Stadt und grübelte abermals angestrengt über die mögliche Ursache für sein Verhalten nach. Jedoch kam ich immer wieder zu dem Schluss, dass es nur mit meinem Problem namens Schlafwandeln zu tun haben konnte und neuerlich schlich sich in mir die Frage ein, was ich denn eigentlich so schlimmes angestellt haben konnte. Zudem verwirrte mich ebenso die sich aufdrängende Fragestellung nach meinen scheinbar sich entwickelnden freundschaftlichen Gefühlen für ihn, was ich mir bei seinen bisher mehr als dreisten Verhaltensweisen mir gegenüber nun wirklich nicht erklären konnte. Dieser L machte mich wahrlich irre und das im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwie musste ich ihn doch dazu bringen können, sich mir zu erklären. Es konnte doch jetzt nicht ewig so weiter gehen und hinzu kam ebenfalls, dass wir schließlich einen Fall zu lösen hatten, bei welchem dieses permanente verbohrte Anschweigen nun wirklich nicht förderlich war. In Gedanken versunken ließ ich mich blindlinks von meinem treuen Gefährten durch die Straßen Tokios ziehen und wich dabei hin und wieder einen vorbeikommenden Passanten aus, als im nächsten Moment auch schon ein spitzer Aufschrei zu hören war, welcher mich ruckartig wieder zurück in die Realität holte. Perplex starrte ich auf das sich vor mir auftuende Bild und ich brauchte ein paar wenige Minuten, um die neue Lage überhaupt erstmal zu begreifen und darauf reagieren zu können. Dann als die neuen Informationen sich endlich durch den tiefen Sumpf meines Verstandes durch gearbeitet hatten, war ich auch schon bei dem jungen Mädchen das vor mir auf dem Boden saß und beeilte mich schleunigst Choco von dieser herunter zu bekommen. Dieser hatte sich genüsslich sein erbeutetes Eis schmecken lassen und versteckte sich nun mittlerweile gescholten hinter meinen Beinen, während ich entschuldigend dem Mädchen wieder auf half. „Es tut mir wirklich schrecklich leid. Haben Sie sich weh getan?“ fragte ich unterdessen und reichte ihr hilfsbereit wie auch zerknirscht die Hand. Diese schenkte mir sofort einen bösen Blick, nahm aber dennoch meine Hilfe an. „Sagen Sie mal können Sie nicht besser auf ihren blöden Hund aufpassen? Was wäre gewesen, wenn der mich gebissen hätte?“ kam sogleich sauer über ihre Lippen und funkelte mich wütend an. Choco und ein blöder Hund? Ich biss mir auf die Zunge, um eine entsprechende Erwiderung zu unterdrücken. Meine Laune war eh schon miserabel, aber immerhin war ich es gewesen, welche nicht richtig aufgepasst hatte und somit stand mir im Augenblick wahrlich nicht das Recht zu, sie zurecht zuweisen. Abermals setzte ich gekonnt meine freundliche Maske auf und zeigt ein betroffenes Gesicht, welches ich nochmals mit einer Entschuldigung untermalte. Das Mädchen konnte schließlich nichts dafür, dass ich eben so unaufmerksam gewesen war. „Hören Sie, ich möchte mich wirklich bei ihnen für meinen Hund entschuldigen. Ich war in Gedanken und habe daher nicht auf den Rabauken geachtet. Kann ich es vielleicht mit einem Kaffee wieder gut machen?“ gab ich nun zermürbt von mir und lächelte Sie etwas schief an. Kritisch wurde ich eine Weile von dem Mädchen beäugt, denn sie schien über meinen soeben geäußerten Vorschlag ernsthaft nach zudenken. „Sagen Sie wissen sie überhaupt wer ich bin?“ kam nun lauernd die Gegenfrage von ihr und musterte mich währenddessen misstrauisch. Ich blinzelte kurz verwirrt und besah mir zunächst nochmals eingehend das junge Mädchen, bevor ich erneut mit einem entschuldigenden Lächeln den Kopf schüttelte. „Nein tut mir ehrlich leid. Ich wüsste gerade nicht, wo ich sie hinstecken sollte.“ Meinte ich nachdenklich und blickte ihr fragend entgegen. Diese wirkte im ersten Augenblick ein wenig überrascht von meiner Offenbarung und begann dann sogar ein kleines Schmunzeln auf ihre Lippen zu zaubern. „Ehrlich nicht? Na ja also schön. Ich nehme ihr Angebot an, aber dann möchte ich auch ein neues Eis dazu haben.“ Kam mit einer Mischung aus Enttäuschung und Empörung fordernd von dieser als Antwort und maß mich nochmals abschätzend, bevor sie nun wieder ein Lächeln auflegte. Irritiert und mit hoch gezogener Augenbraue musterte ich abermals das Mädchen, während ich in Gedanken leise vor mich hin fluchte. Die war ganz schön frech und außerdem hatte ich ihr dieses Angebot eigentlich nur höflichkeitshalber unterbreitet. Ich hatte ganz sicher nicht damit gerechnet gehabt, dass sie dieses auch tatsächlich annehmen würde. `Na ganz toll jetzt darf ich mir auch noch den Nachmittag mit so einer augenscheinlichen frechen Göre um die Ohren schlagen…..` ging mir prompt verstimmt durch den Kopf und ich seufzte kurz kaum hörbar auf. Dazu hatte ich nun wahrlich keine Lust, aber jetzt hatte ich wohl keine andere Wahl mehr, als mich meinen eigenen Vorschlag zu beugen. Mich schien das Pech inzwischen wirklich zu verfolgen und mehr als nur gern zu haben. ` Hoffentlich will es mich nicht auch noch Heiraten…..bis das der Tod euch scheidet…` war das nächste, was mir sarkastisch durch den Kopf schoss. Mein Leben das Chaos, also warum nicht auch mein Mann das Pech? Trotz allem behielt ich meine erfreut wirkende Fassade bei und lächelte ihr begeistert zu. „Das ist doch das mindeste. Ich freue mich ehrlich, dass Sie meine Einladung annehmen und ich diesen kleinen Fauxpas wieder gut machen darf. Ich bin übrigens Zahra Schneider und der da heißt Choco.“ Gab ich mit einem netten Lächeln zurück und zeigte indessen zuerst auf mich und danach auf meinen Hund. „Freut mich. Mein Name ist Misa Amane.“ Erwiderte diese umgehend und besah mich nochmals ziemlich skeptisch, bevor sie mich erneut anlächelte. Kurz ließ ich mir eingehend ihren Namen durch den Kopf gehen, allerding konnte ich ihn auch nach längerem grübeln einfach nicht zuordnen und beließ es vorerst auch dabei. Spätestens beim Kaffee wäre das sicherlich eines der ersten Gesprächsthemen, weshalb ich diese Frage erstmal überging und mich somit anschließend mit Misa auf den Weg ins nächste Café machte.
 

Ich hing wahrlich sehr lange in dieser unfreiwilligen Verabredung mit dieser Misa Amane fest und zuletzt hatte ich einfach nur noch schreiend weg laufen wollen. Diese Mädchen war doch nicht zum Aushalten. Sie war laut, naiv und redete ununterbrochen, wodurch mir bereits nach einer halben Stunde begannen die Ohren zu klingeln. Wie immer hielt ich auch währenddessen meine freundliche Fassade aufrecht, aber innerlich hätte ich ihr am liebsten den Mund gestopft und anschließend zu genäht. Sie erzählte mir, dass sie wohl als Model und Schauspielerin arbeiten würde, was aber nichts an meiner Unwissenheit über Misa änderte. Ich interessierte mich nicht für solche Dinge und da war es für mich auch nicht verwunderlich, dass ich sie nicht erkannt hatte. Jedoch tat ich ihr gegenüber begeistert, was sich im Nachhinein als großer Fehler heraus gestellt hatte, denn damit hatte ihr Mundwerk sprichwörtlich von der Leine gelassen. Genervt hatte ich ihre Ausführungen über mich ergehen lassen und indessen missmutig meinen Kaffee geschlürft, ehe ich es wahrlich nicht mehr ausgehalten und mich mit einer höfflichen Entschuldigung verkrümelt hatte. Misa war darüber sichtlich enttäuscht gewesen, denn wie sie sagte gab es wohl nicht viele Leute, welche sie nicht so wie ich nur als einfache Person wahrnahmen. Oh man berühmte Menschen konnten wirklich alberne Probleme haben. Dennoch hatte ich mich schlussendlich dazu breit schlagen lassen, mich demnächst abermals mit ihr zu Treffen und ihr zuletzt doch noch meine Handynummer gegeben, was ich im Umkehrschluss bereits schon wieder bereute. Eigentlich hatte ich nur noch raus gewollt und mich deshalb ihrer quälenden Bettelei danach ergeben. Sie war wie eine nervige kleine Schwester und ich war noch keine zwei Minuten aus ihrer Reichweite entfernt gewesen, als auch schon die erste Nachricht auf meinem Telefon eingegangen war. /Hat mich sehr gefreut. Danke für den schönen Nachmittag. Hoffentlich können wir das bald mal wiederholen. Ach ja und Choco ist eigentlich echt niedlich. Misa / Genervt rollte ich mit den Augen und seufzte schwer auf. Auf was hatte ich mich da nur schon wieder eingelassen? Vielleicht hätte ich ihr doch lieber eine gefakte Nummer geben sollen und wäre Sie damit ein für alle Mal losgeworden, aber dann hätte sich auch prompt mein schlechtes Gewissen gemeldet. Resigniert ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden und machte mich dann erschöpft auf dem Heimweg. Derweil grübelte ich nicht nur schlecht gelaunt über meine gerade, eigentlich für mich unübliche Handlungsweise nach, sondern auch ebenso abermals über L, auf den ich gleich erneut unausweichlich stoßen würde. Wenn das alles hier endlich vorbei und die beiden Kiras geschnappt waren, würde ich einen sehr sehr langen Urlaub nötig haben.
 

Völlig fertig und verstimmt betrat ich das Hotelzimmer und schaut mich sogleich aufmerksam um. Selten kam es vor, dass alle Mitglieder der SOKO sich im Hotel versammelten und auch die bisher getrübte Stimmung im Raum hatte sich inzwischen eindeutig verändert. Man konnte ganz deutlich neue Entschlossenheit und Hoffnung in deren Augen ausmachen und sofort war ich wieder voll da, denn das konnte nur eines bedeuten. Wir hatten eine neue Spur. Alarmiert blickte ich hinüber zu L und brauchte keine fünf Schritte, um mich dann auch schon ungefragt neben ihm auf einem der Sessel nieder zu lassen. Die Zwistigkeiten zwischen uns waren für diesen Moment vergessen und ich fixierte abwartend seine schwarzen Augen. „Also was gibt´s neues Ryuzaki. Sag schon.“ Begann ich auch schon auf ihm einzureden, während ich mir nebenbei eine Tasse von dem Kaffee einschenkte, welcher auf dem Tisch stand. L musterte die junge Frau kritisch, denn auch wenn es nun wichtiger war an dem Fall weiter zu arbeiten, hatte er eigentlich immer noch keine Lust mit ihr zu reden. Allerdings wusste er auch, dass sich Zahra nicht einfach so von ihm abspeisen lassen würde, denn egal wie sehr sie sich auch über ihn ärgerte, seine Meinung war ihr dennoch immer wichtig gewesen. Sie trennte Arbeit und Privates strikt voneinander, was L sehr schnell bei ihr begriffen hatte und somit würde sie auch in dieser Situation keine andere Möglichkeit offen lassen. Das Team agiert ihrer Meinung nach gemeinsam und daher zählten für Zahra auch die Überlegungen eines jeden Einzelnen. Das schloss ihn selbstverständlich mit ein. „Herr Moggi hat eine äußerst interessante Beobachtung in Bezug auf Light und seinem Bekanntenkreis gemacht.“ Fing er an tonlos die neuen Fakten zu schildern und behielt sie indessen prüfend im Auge. Ich starrte ihn weiterhin neugierig entgegen und gab ihm per Handzeichen zu verstehen, dass er es nicht so spannend machen sollte, was ich zusätzlich noch mit einem „Und weiter?“ auffordernd unterstrich. „Er hat neben dieser Takada noch eine weitere neue weibliche Person in seinem Umfeld, welche erst vor kurzem hier nach Tokio gezogen ist. Genauer gesagt kurz bevor die ersten Kira Videos aufgetaucht sind.“ Führte er nachfolgend an und beobachtete die nicht gerade freundlichen Gesichtsspiegelungen von Zahra derweil genau. Ich rollte genervt mit den Augen und atmete tief durch. Musste man ihm heute denn alles aus der Nase ziehen? Was sollte dieses Spielchen eigentlich schon wieder? „Und hat diese ominöse neue weibliche Person auch einen Namen?“ kam nun bereits gereizt von mir zurück, während ich einen kleinen Schluck von meinem Kaffee nahm. „Ja hat sie.“ Ließ er knapp verlauten und begann trotz all dem Unmut, welchen er in den letzten Tagen ihr gegenüber empfunden hatte, dennoch erneut Spaß an diesem kleinem provokanten Schauspiel zu finden. Zweifelsohne verwirrte ihn diese neue Beobachtung nur noch weiter, jedoch war der Reiz an dieser unausgesprochenen Herausforderung zwischen ihnen für L wesentlich größer, als sich diese Gelegenheit unausgenutzt entgehen zu lassen. Was sollten denn jetzt eigentlich wieder diese Provokationen von ihm? Erst ignoriert er mich vollkommen und jetzt will er ganz plötzlich diesen inzwischen schon fast alltäglichen Brauch praktizieren? Ja es war mittlerweile schon beinahe so etwas wie ein Ritual unter uns beiden, das wir einander ständig und bei jeder Gelegenheit zu provozieren begannen. Ihm schien es also mindestens wohl genauso viel Spaß zu machen, wie mir selbst. Es amüsierte mich irgendwie und diesen Umstand hatte ich mir wohl oder übel bereits eingestehen müssen. Auch wenn er mich damit in den Wahnsinn treiben konnte, war mir diese Art von Unterhaltung doch ganz eindeutig lieber, als seine starrsinnige Ignoranz mir gegenüber. „Man Ryuzaki, komm endlich zum Punkt. Ich will hier nicht die ganze Nacht sitzen.“ Meinte ich grimmig und funkelte ihm unfreundlich an, was er mir sofort mit gleicher Münze quittierte. Ein paar quälende Minuten ließ L nochmals ganz bewusst verstreichen, um diesen kleinen Augenblick seine Überlegenheit ihr gegenüber auszukosten, bevor er dann doch noch mit der Sprache rausrückte. „Ihr Name ist Misa Amane.“ Schloss er nun ungerührt seine Ausführungen und besah sich die Reaktionen der jungen Frau aufmerksam. Ich blickte ihm nur ungläubig entgegen und wiederholte völlig überrumpelt den Namen des Mädchens, mit welchem ich noch vor wenigen Stunden Kaffee getrunken hatte. Misa war die neue Bekannte von Light und somit folglich auch die neue Hauptverdächtige in Bezug auf den zweiten Kira? Das war doch wohl jetzt ein schlechter Scherz oder? Sie passte zwar laut L´s Aussage in den Zeitlichen Ablauf, aber bei ihrem Intelligenzquotienten kamen mir erhebliche Zweifel. Dieses naive vorlaute Mädchen konnte doch nie im Leben der zweite Kira sein. Wenn dem so war, hatte sie sich entweder verdammt gut dumm gestellt oder ich bin mittlerweile unglaublich unaufmerksam geworden, dass ich solch einen Sachverhalt übersehen haben konnte. Ich hatte jedenfalls nicht den Eindruck gehabt, das Misa mir etwas vorgespielt hatte, aber wiederum war sie nach ihrer eigen Aussage ja immerhin einen Schauspielerin. Konnte es denn nicht auch sein, das dies gerade alles nur eine unglückliche Verkettung von Umständen war, die einfach nur das Bild erschufen das Misa dieser zweite Kira sein könnte? Mein Kopf rotierte in immer enger werdenden Kreisen und verfiel abermals in den einnehmenden Strudel meiner rationalen Denkprozesse, ehe mich L noch rechtzeitig zurück in die Realität holte, bevor sich meine Verstand heiß zulaufen begann. „Was ist los Zahra? Kennst du Misa Amane etwa?“ sprach er misstrauisch die mehr als abwesend wirkende Person im Sessel neben ihm an und musterte diese prüfend. Er hatte sofort gemerkt, das Zahra beim erwähnen des Namens fast unmerklich zusammen gezuckt war und auch ihre Überraschung darüber war ihr mehr als deutlich anzusehen gewesen. Er kannte Zahra nun mittlerweile lang genug, um bei solchen Reaktionen mehr als wachsam zu werden. Für einen kurzen Augenblick sah ich Ryuzaki einfach nur perplex entgegen, bevor sich mein Verstand wieder zurück in die reale Welt gekämpft hatte und ich meine Fassung zurück erlangte. „Natürlich kenn ich Misa Amane. Sie ist doch dieses berühmte Model und wenn mich nicht alles täuscht schauspielert sie nebenbei auch noch.“ Gab ich nun gleichgültig erklärend von mir und bemühte mich, mir von meinen wahren Gedanken zu ihr nichts anmerken zu lassen. Vorerst war es vielleicht besser, wenn ich ihm nichts von meinem kleinen Zusammenstoß mit Misa erzählen würde. Ich hatte so etwas wie einen Stein bei ihr im Brett und konnte mir dies eventuell sogar zu Nutze machen, wenn ich schon nicht mehr an Light heran kam. Mir war zwar nicht wirklich wohl bei dem Gedanken Ryuzaki diese Informationen vorzuenthalten, aber wenn ich ihm davon unterrichten würde, hätte ich ihn neuerlich wieder permanent im Nacken zu sitzen. Das war mir bei Light schon unheimlich auf den Wecker gegangen und hatte mich indirekt in meinen Ermittlungen behindert. Nochmal würde mir so etwas nicht passieren, daher entschloss ich mich diese Tatsache zunächst mal für mich zu behalten. L maß Zahra mehr als misstrauisch mit seinen schwarzen Augen, den irgendwie schlich sich in ihm das unbestimmte Gefühl ein, das sie ihm etwas verheimlichte. Selbstverständlich wusste er um die Berühmtheit des Mädchens, aber es schien aus Zahras Mund nicht die ganze Wahrheit gewesen zu sein. „Richtig. Und du bist sicher, dass du ihr nicht schon mal begegnet bist?“ warf er nun doch lauernd hinterher und behielt sie indessen fest in seinem kritischen Blick. Ich hob die Brauen und ein zweifelnder Gesichtsausdruck machte sich unbewusst bei mir breit, welchen ich jedoch sogleich gekonnt für meine Zwecke ausnutzte. „Seh ich aus, als ob ich in solchen Kreisen verkehren würde? Wenn ich jemanden wie ihr zu nahe komme, denn nur aus beruflichen Gründen und diese Leute sind durch unglückliche Umstände leider nicht mehr sehr gesprächig.“ Konterte ich umgehend und schenkte ihm zudem noch einen eindeutigen Blick, welcher meine Aussage weiter untermauerte. Misstrauisch beobachtete L Zahra stillschweigend und legte sich nachdenklich den Daumen an die Lippen. Sagte sie ihm nun die Wahrheit oder spielte sie ihm abermals etwas vor? Sah er vielleicht nur Gespenster und interpretierte in ihre Reaktionen auf den Namen Misa Amane etwas hinein, was gar nicht da war? Er konnte es nicht hundertprozentig bestimmen und doch ließ ihm das Gefühl nicht los, das sie ihm etwas verschwieg. „Wie auch immer. Wir werden jedenfalls ihre Wohnung durchsuchen und vielleicht finden wir ja etwas, das uns Hinweise zu einen der beiden Kiras liefern kann.“ Gab er nun erneut tonlos von sich, während er weiterhin Zahra forschend fixierte. Ich hielt seinen bohrenden Blicken problemlos stand und besann mich nun darauf, mir mein weiteres Vorgehen in dieser neuen Situation zu überlegen. Vielleicht war dieser Nachmittag ja doch gar nicht so vergeudet gewesen, wie ich bisher angenommen hatte. „Das ist eine sehr gute Idee. Vielleicht haben wir ja wirklich Glück und kommen einen der beiden somit etwas näher.“ Meinte ich nachdenklich zu L, währenddessen mein Verstand selbst schon längst an einem neuen Plan arbeitete. „Ja vielleicht.“ Kam kurz angebunden von Ryuzaki zurück, welcher immer noch die nun abermals abwesend wirkende junge Frau vor ihm mit seinen schwarzen Augen kritisch musterte und derweil sich seine eigenen Gedanken zu ihrem jetzigen Verhalten machte.

Gerüchteküche

Gerüchteküche
 

Seit L´s unerwarteter Eröffnung über Misa Amanes Kontakt mit Light und den damit verbundenen mehr als beunruhigenden Anhaltspunkt zur wahrscheinlichen Identität von Kira Nummer 2, hatten meine Gedanken nicht mehr aufhören wollen einen Nutzen aus dieser unvorhergesehenen Fügung des Schicksals zu ziehen. Ständig kreisten in meinen Verstand alle nur mir erdenklichen Möglichkeiten, wie ich Misa unbemerkt aushorchen konnte, ohne auch nur den geringsten Verdacht über mein wahres Interesse an ihrer Person zu erwecken. Allerdings wenn sie wirklich dieser zweite Kira war, hätte Misa denn eigentlich nicht schon längst Skeptisch mir gegenüber werden müssen? Immerhin brauchte dieser Kira unseren Vermutungen nach schließlich nur das Gesicht des Opfers, um es zu töten. Hätte sie denn dann nicht im Grund merken müssen, das ich bloß einen Decknamen verwendet hatte, anstatt ihr meinen richtigen Namen preis zu geben? Aber wenn dem so wäre, wie sollte sie es überhaupt mitbekommen haben? Vielleicht war sie mir gegenüber tatsächlich misstrauisch geworden und hatte dies nur gut überspielt, um eventuell hinterher meine wahren Identität zu ermitteln. Bei diesen Gedankengängen lief es mir jedes Mal eiskalt den Rücken hinunter, jedoch konnte ich mir wahrlich nicht vorstellen, das Misa eine so ausgeprägte Beobachtungsgabe hatte. Sie schien mir einfach nicht den dafür notwendigen Intellekt zu besitzen. Dennoch wenn ich mich in ihr so arg täuschen würde, könnte das ein fatales Ende für mich nehmen. Es stand trotz allem aber schlussendlich noch nicht einmal wirklich fest, dass sie einer dieser beiden Kiras war. Auch wenn ich zugeben musste, das Misa im Moment sehr gut in den Ablauf der bisherigen Geschehnisse passte und somit nun einmal eine der Hauptverdächtigen war, hieß das für mich lediglich das ich mich in ihrer Nähe zur Sicherheit besser etwas bedeckt halten sollte. Wenigstens solange bis die Ergebnisse der Zimmerdurchsuchung vorlagen und bis dahin würde ich halt erstmal vom schlimmsten ausgehen müssen. Dennoch konnte mir dieser unglückliche Zusammenstoß von Nutzen sein, denn auch wenn Misa letztendlich doch keiner der beiden Kiras sein sollte, konnte ich über sie vielleicht ein paar neuerliche Informationen zu Light erhalten. Diese Chance würde ich mir auf gar keinen Fall entgehen und gleichfalls auch nicht von Ryuzakis ausgeprägten Kontrollwahn zunichte machen lassen. Ich würde schon irgendetwas aus dieser zufälligen Begegnung herausholen, so viel stand jetzt schon für mich fest. Aber zunächst müsste ich allerdings erstmal überprüfen, in wie weit ich Misa vielleicht doch unterschätzt haben könnte und dafür gab es für mich nur einen einzigen Weg. Ich musste erneut ihre Nähe suchen und mich mit Misa verabreden, um mich ganz bewusst auf ihre Reaktionen konzentrieren und somit eventuell hinter die bestehende Fassade blicken zu können. Egal wie, aber ich würde mich auf jeden Fall noch einmal unbemerkt mit dieser Misa Amane treffen und ich hatte auch schon eine spontane Idee, wie ich das bewerkstelligen würde. Somit angelte ich entschlossen nach meinem Handy und wählte Misa´s Nummer, um den eben von mir gefassten Plan sogleich in die Tat umzusetzen. Ihre nervige Bettelei nach meiner Handynummer wandelte sich wohl nun doch zum Vorteil für mich.
 

Schnell hatte ich mich mit Misa verabredet, was bei dieser einen erneuten Anflug von ihrer überaus nervigen Euphorie ausgelöst hatte. Resigniert schloss ich die Augen und ließ mein Handy wieder in meiner Tasche verschwinden, bevor ich mich nochmals prüfend im Spiegel besah und mein Zimmer mit eiligen Schritten verließ. Dieser Tag mit Misa würde mindestens genauso anstrengend werden, wie meine ungeliebten Treffen mit Light es gewesen waren. Ganz egal ob sie nun dieser zweite Kira war oder nicht, ihre laute naive Art war für mich allein schon ein sehr aussagekräftiger Grund dafür, dass sich inzwischen alles in mir gegen diese Zusammenkunft zu sträuben begann. Doch da musste ich jetzt durch, denn solange diese einmalige Chance bestand hinter Lights Rücken vielleicht doch noch an Informationen über ihn und damit die beiden Kiras zu kommen, musste ich sie nutzen. Nur musste ich aufpassen, dass ich mich in L´s Nähe nicht durch irgendetwas verriet und er sich wiedermal in irgendeiner Form in diese Sache einmischen würde. Solange ich nicht genau wusste, ob Misa nun wirklich dieser vermeintliche zweite Kira war oder nicht, würde ich unweigerlich kein einziges Wort über diese Treffen verlieren. Es fühlte sich für mich zwar auf eine ganz seltsame Art und Weise falsch an, ihm diese Informationen zu verheimlichen, aber seine aufdringliche Spürnase wäre mir bei meinem Vorhaben schlussendlich nur im Weg und zudem musste ja auch jemand Light im Auge behalten. Außerdem würde es auch ohnehin reichen, wenn einer von uns beiden im schlimmsten Fall drauf ging. Immerhin war Misa eine der Hauptverdächtigen im Fall Kira und könnte mich ebenso ganz schnell aus den Weg räumen, wenn sich diese Vermutungen bewahrheiten würden. Mein Ziel bestand letzten Endes immer noch darin, diesen Fall aufzuklären und die Verantwortlichen für diese grausame Mordserie zu stellen. Ich würde nicht aufgeben, bevor diese Verbrechen gesühnt worden waren und wenn ich dafür mein Leben aufs Spiel setzten musste, war es für mich die Sache wert. Wenn jedoch wir beide, L wie auch ich selbst, den beiden Kiras zum Opfer fallen würden hieße das höchstwahrscheinlich, das diese beiden Serienmörder vermutlich niemals überführt werden würden und somit die Mordserie an Straftätern ungerührt weiter gehen würde. Das konnte und wollte ich einfach nicht zulassen. Einer von uns beiden musste auf jeden Fall überleben und die Ermittlungen erfolgreich abschließen, komme was da wolle. Und bis zu jetzigen Zeitpunkt, hatte meines Wissens nach Misa, der vermeintliche zweite Kira, L noch nie zu Gesicht bekommen und dieser Umstand stellte seine Überlebenschancen im Augenblick über die meinigen, wenn unser Verdacht sich bewahrheiten sollte. Diese zwei Tatsachen waren für mich im Moment der Antrieb für meine verbohrte Verschwiegenheit gegenüber Ryuzaki. Zwar hatte auch ich wahrlich noch keine Lust dazu den Löffel abzugeben, allerdings musste ich zurzeit vorerst vom unheilvollsten ausgehen. Misa hatte schließlich Kontakt zu Light, dem echten Kira und wenn sie ihm von unserem Zusammentreffen unterrichtet hatte, könnte dieser Tag vielleicht ein ziemlich böses Ende nehmen. Somit schnappte ich mir kurz um meinen Hund und gab mal wieder an, dass ich einen kleinen Spaziergang tätigen würde, bevor ich hoch erhobenen Hauptes das Hotelzimmer verließ, während mir sämtliche Augenpaare der Anwesenden stillschweigend folgten. Jedoch ehe ich die Tür leise hinter mir ins Schloss zog um mich heimlich auf den Weg zu Misa zumachen, warf ich noch einen letzten einschätzenden Blick hinüber zu L, welcher mich indessen mit seinen undeutbaren schwarzen Augen misstrauisch fixierte. Ich hoffte inständig, dass meine schlimmsten Erwartungen nicht erfüllt werden würden und wir diesen Fall erfolgreich wie auch Lebend lösen könnten.
 

Nachdem ich circa eine halbe Stunde Fußmarsch gebraucht hatte, um den von mir vorgeschlagenen Treffpunkt zu erreichen, ließ ich mich mit einem kurzen Seufzen auf einen der großen Steine nieder, welche sich am Ufer des kleinen Sees befanden. Hier konnten wir beide ungestört reden und auch Choco würde im Freien niemanden stören. Zudem hatte ich vorher darauf geachtet, das sich an meiner Kleidung keinerlei Dinge befanden, die Ryuzaki zu seinen Gunsten nutzen konnte sollte er doch irgendwie einen Verdacht geschöpft haben. Wenn überhaupt konnte er mich nur verfolgen lassen, was mir allerdings in diesem weitläufigen und übersichtlichen Gelände sofort auffallen würde und selbst dann könnte er ein Gespräch zwischen uns nicht mitverfolgen. Sollte L also etwas spitz gekriegt haben, würde ich es immerhin merken und könnte mich wenigstens schon mal auf seine Verhörspielchen vorbereiten. Nachdenklich schaute ich hinüber zu den beruhigenden Bewegungen des Wassers und tätschelte nebenbei liebevoll Choco´s Rücken, der es sich neben mir gemütlich gemacht hatte. Ständig kreisten meine Gedanken um die uns bis jetzt bekannten Fakten des Kira-Falls, aber auch L schlich sich erneut immer wieder unbewusst in meinen gemarterten Verstand und ließ diese eigentlich so wichtigen Gedankengänge zu Kira im Hintergrund verschwinden. Warum nur beschäftigte er mich so? War es nur seine unstrukturierte Natur, welche mich so sehr ins Grübeln brachte oder hatte es eher etwas mit meinen wohl sich entwickelnden freundschaftlichen Emotionen für ihn zu tun? Wieso schaffte ich es im Augenblick eigentlich selbst nicht, mich zu verstehen? Dieser Fall verlangte mir allmählich viel mehr ab, als ich es jemals vermutet hätte. Gedankenverloren fuhr ich mir abermals mit der Hand durch die Haare und schloss erschöpft die Augen, als mich plötzlich einen schrille nervenaufreibenden Mädchenstimme zurück aus meinem gedanklichen Chaos holte. „Heeeyyy Zaaahhrrraaa.“ War freudestrahlend von Misa zu hören, die sich lächelnd winkend auf die soeben Gerufene zubewegte. `Mit dieser Stimme kann sie auch genauso gut den morgendlichen Weckdienst des Hahnes übernehmen….` war mein erster Gedanke welcher mir in den Kopf schoss, als ich Misa´s rufen vernahm und mich nach einem tiefen bestärkenden Atemzug mit meinem strahlendsten Gesicht zu ihr umdrehte. „Hallo Misa. Schön das du es einrichten konntest.“ Meinte ich ebenfalls winkend zurück und gemahnte mich innerlich selbst zur Ruhe. `Wenn ich mich noch öfter mit ihr Treffen müsste, sollte ich mir vielleicht vorher doch ein paar Meditationsübungen zeigen lassen….` kam auch schon nachfolgend die nächste geistige Meldung von meinem Verstand, was ich mit einem innerlichen gequälten Aufstöhnen nochmals unterstrich. Warum mussten ausgerechnet diese Verdächtigen solche schwierigen wie gleich so nervenaufreibenden Persönlichkeiten sein? Trotzdem wirkte ich äußerlich weiterhin wie die Gelassenheit in Person und behielt meine freundliche Ausstrahlung ihr gegenüber mühelos bei. „Ja ich habe mich wirklich sehr über deine Einladung gefreut Zahra. Und auch auf dich Choco.“ Meinte Misa fröhlich grinsend und machte sich umgehend daran, den Hund mit ausgiebigen Streicheleinheiten zu begrüßen. Ich rollte indessen unbemerkt von ich mit den Augen und besah mir das Schauspiel mit hoch gezogener Braue. Misa verhielt sich wahrlich wie eine nervige kleine Schwester, die sich gerade im pubertierenden Alter befand und zudem noch ein scheinbar mehr als vorlautes Mundwerk hatte. Allerdings würde ich auch das hier in irgendeiner Form überstehen. Also wartete ich geduldig ab, bis sie mit ihrer überschwänglichen Begrüßungszeremonie beendet hatte und mal für wohltuende zwei Minuten den Mund hielt um nicht zu ersticken, bevor ich erneut mein Wort erhob.
 

„Es hat mir letztens auch sehr viel Spaß gemacht.“ Nahm ich wiederwillig ihrer zuletzt gesprochenen Worte sinngemäß mit auf und blickte ihr freudig entgegen. „Ich kenne hier in Tokio ja immer noch so gut wie niemanden und da kommt mir ein bisschen Gesellschaft ganz gelegen.“ Fügte ich in einen etwas traurigeren Tonfall an und beobachtete sie derweil aufmerksam aus dem Augenwinkel. „Stimmt ja. Du hast mir ja noch Garnichts über dich erzählt Zahra. Also dann sag mal…..Wo kommst du her und was machst du so beruflich? Was sind deine Hobbys?“ kam prompt neugierig aus ihrem Mund und ihr Gesicht nahm einen fragenden wie auch gespannten Ausdruck an. Am liebsten hätte ich gerade meinen Kopf in meinen Händen vergraben und mir die Ohren zu gehalten, um meine heiß geliebte Ruhe wenigstens für ein paar wenige Sekunden zurück zu erlangen, aber das hätte auch sogleich meinen gesamten schönen Plan zunichte gemacht. Die war wirklich noch schlimmer als L und Light zusammen und ihrer ausgedehnte Fragerei war mir auch schon wahrlich mehr als über. Aber ich hatte diese Situation in der ich mich gerade befand schließlich absichtlich herbeigeführt, um ihr eventuell entstandenes Misstrauen wegen meines falschen Namens, für den Fall das sie wirklich dieser zweite Kira war, hoffentlich gleich im Keim ersticken zu können. Angriff ist manchmal halt tatsächlich die beste Verteidigung. „Nun ja…..ich komme eigentlich aus Deutschland und habe dort beim BKA gearbeitet, bis….“ Begann ich leise ihre Fragen zu beantworten, während sich in meinem Gesicht abermals diese tiefe Traurigkeit wieder zu spiegeln begann und ich den sich bildenden Kloß in meinem Hals mühsam herunter schluckte. Misa´s Blick wurde lauernd, denn trotz allem hatte sie bei ihrem ersten Zusammenstoß dank ihrer Shinigamiaugen sofort bemerkt gehabt, das der Name den Zahra ihr genannt hatte, nicht ihr richtiger Name gewesen war, was sie sogleich hatte misstrauisch werden lassen. Allerdings konnte es für solch einen Umstand mehrere Ursachen geben und Misa hatte Zahra trotz diesem unerfreulichen Anfang sehr schnell sympathisch gefunden, weshalb sie sich damals auch auf die Einladung eingelassen hatte. Immerhin konnte sie Zahra ja dank ihres Death Notes auch hurtig aus den Weg räumen, falls sie in irgendeiner Art und Weise gefährlich für sie oder Light werden würde. Dennoch schrillten bei ihr, bei der Erwähnung des BKA´s sofort die Alarmglocken. „Damals wurde meine beste Freundin von einem Serienmörder ermordet und ich hatte mich schlussendlich dazu entschlossen, ihn dafür zur Strecke zu bringen.“ Folgte nach ein paar Minuten des Schweigens meine weiteren schmerzvollen Ausführungen und ich hatte erneut schwer mit den qualvollen Erinnerungen an Lina zu kämpfen. „Ich hatte es ihr an ihrem Grab versprochen und für dieses Versprechen hatte ich alles aufgegeben, was ich besaß. Dann bin ich ihrem Mörder hier her nach Japan gefolgt und nachdem ich ihn gestellt hatte, habe ich hier in Tokio ein völlig neues Leben angefangen.“ Wieder ließ ich ein paar Minuten vergehen und schaute Misa aus traurigen Augen entgangen, bevor ich ihr ein kleines müdes Lächeln schenkte und fort fuhr. „Seit ich hier bin versuche ich diese schrecklichen Ereignisse zu verarbeiten, allerdings leider mit mittelmäßigem Erfolg. Und eine neue Arbeit habe ich seitdem auch noch nicht wieder gefunden…….“ Schloss ich resigniert und beobachtet unauffällig ihre Reaktionen auf meine halb wahre Gesichte. Wenn alles gut ging, konnte ich sie damit im besten Fall in trügerischer Sicherheit wiegen und mir somit vielleicht ihr Vertrauen erschleichen. Misa´s Gesicht wurde traurig und sie sprach Zahra betroffen ihr Mitgefühl über den Verlust ihrer Freundin aus. Jetzt hatte sie ihre Erklärung für den falschen Namen, welchen ihr Zahra genannt hatte. Sie musste sich wohl offensichtlich vor dem Serienmörder ihrer Freundin schützen und hatte daher ihre Identität verschleiert. Nun hatte Zahra anscheinend mit diesem Decknamen ein neues Leben angefangen, um diesen furchtbaren Ereignissen zu entfliehen. Misa konnte ihren Schmerz irgendwie nachvollziehen, denn schließlich hatte auch sie jemanden wichtiges durch die Hand eines Mörders verloren. „Das tut mir wirklich Leid Zahra. Ich weiß wie du dich fühlst. Auch ich habe meine Eltern durch einen Mörder verloren….“ Kam nun bitter aus ihrem Mund und schaute mitfühlend zu der neben ihr sitzenden Person hinüber. Ich lächelte ihr zwar dankbar zu, aber im inneren biss ich genervt die Zähne zusammen. Wie ich solche mitleidsvollen Blicke von anderen hasste, aber wenigstens scheint mein Plan vorerst aufgegangen zu sein. Ihre Reaktionen auf meine Erläuterungen wirkten echt und ich auch wenn mich die Erinnerungen an Lina neuerlich mehr als schmerzlich zu quälen begannen, musste ich im Moment trotz alledem wachsam bleiben. Selbst wenn sie sich nicht verstellte, konnte ich mir im Augenblick noch kein Urteil darüber bilden, ob sie nun dieser zweite Kira war oder nicht. „Es tut mir aufrichtig Leid Misa, das zu hören……..wurde der Mörder deiner Eltern wenigstens gefasst?“ gab ich nun doch ebenso mitfühlend von mir, als wir plötzlich durch ein lautes Geräusch aus unserem Gespräch gerissen wurden.
 

Mein Handy klingelte unerbittlich, wie ich nach einem kurzen aber unwilligen Moment feststellte und es kurzerhand aus meine Tasche klaubte, um mich nach dem Störenfried zu erkundigen. `Unterdrückte Nummer……Das wird doch wohl nicht….` ging mir postwendend durch den Kopf, als ich mir den eingehenden Anruf auf meinem Display begutachtete. Mit einem knappen „Hallo?“ Nahm ich das Gespräch wiederstrebend entgegen, nachdem ich mich mit ein paar knappen Worten bei Misa entschuldigt hatte, bevor mir nur wenigen Sekunden später meine Gesichtszüge ungläubig entglitten. „Hallo Zahra. Hier spricht Ryuzaki.“ Kam tonlos von der anderen Seite und ich schlug mir zeitgleich genervt die Hand vor den Kopf. Irgendwie hatte ich sowas schon vermutet gehabt, aber das er sich wirklich dazu herab ließ mich anzurufen gefiel mir in meiner augenblickliche Situation gar nicht. „Hey. Was gibt’s den?“ kam prompt meine ebenso klingende Antwort zurück und maß Misa derweil prüfend aus dem Augenwinkel. Nur ein falsches Wort und ich könnte geliefert sein. Wieso musste mir L das Leben auch nur immer so schwer machen? Konnte er sich denn nicht wenigstens einmal zurückhalten und mich einfach nur machen lassen? „Ich wollte dir lediglich mitteilen, dass die Ergebnisse der Zimmerdurchsuchung eingetroffen sind. Es wäre äußerst hilfreich, wenn du dich auf den Rückweg machen und mit uns weiter an dem Fall ermitteln würdest, anstatt dich Stundenlang in der Gegend rum zutreiben.“ War seine wiedermal provokante Antwort auf Zahras Frage, während er versuchte ihre möglichen Reaktionen aus ihrer Stimme herauszuhören. L hatte seit dem Gespräch mit ihr über Misa Amane ständig das ungute Gefühl beschlichen, das Zahra ihm etwas verheimlicht hatte. Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, das sie zu solchen Methoden griff um auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Er konnte ihre ständigen Alleingänge wahrlich nicht ausstehen und hatte sich daher eingehend Gedanken über eine weitere Überwachung von ihr als Absicherung gemacht. Allerdings war ihm ebenfalls aufgefallen, dass sie seit den letzten zwei Vorfällen wesentlich vorsichtiger geworden war und das schränkte ihn in seinen Möglichkeiten unweigerlich ein, was ihm neuerlich mehr als nur gegen den Strich ging. Zahra raubte ihn wahrlich noch seinen letzten Nerv mit ihrer undurchschaubaren und verwirrenden Art. Dennoch hatte er sie mit seinem unerwarteten Anruf wohl wiedermal erfolgreich überrumpelt, was ihm zudem noch einen Einblick in eventuell vorhandene Hintergrundpersonen in ihrer Nähe einbringen konnte. Meine Hand umschlang das Handy noch ein wenig fester, um mein erneut aufbrausendes Blut ein wenig zu beruhigen. Hatte der sie eigentlich noch alle? Wie redete er denn bitteschön mit mir? Ich biss mir schmerzhaft auf die Lippe, um die in mir aufkommenden Wort nicht einfach in den Hörer zu brüllen. Misa war immerhin noch in meiner Nähe und das könnte nicht nur für mich, sondern auch für L ganz schnell gefährlich werden, wenn sie etwas Unerwünschtes mit bekam. Gerade wollte ich etwas auf seine nicht gerade nette Anforderung erwidern, als sich plötzlich Misa im Hintergrund bemerkbar machte und mir im selben Moment wortwörtlich das Blut in den Adern gefror. „Hey Zahra. Alles ok? Du bist mit einmal so blass?“ ließ diese mit besorgter Stimme verlauten und trat einen Schritt auf mich zu, was mein Gesicht noch mehr seiner Farbe entsagte. „Wusste ich´s doch. Du hast dich heimlich mit Misa Amane getroffen.“ Kam auch schon im nächsten Augenblick böse von der anderen Seite des Handys, was mich sogleich dazu veranlasste resigniert meine Augen zu schließen und innerlich laut auf zu stöhnen. `Herrgott musste diese blöde Kuh sich jetzt unbedingt zu Wort melden…?` kam mir augenblicklich angesäuert in den Sinn und maß diese knapp mit einem unfreundlichen Blick. Jetzt hatte ich den Salat und irgendwie wurde mir auch gerade bewusst, dass genau das es gewesen war, auf was L hinaus gewollt hatte. Dies war der einige Grund für seinen Anruf gewesen und nicht die Tatsache, dass die Ergebnisse der Durchsuchung vor langen. Wie konnte ich nur so blauäugig sein und diesen Umstand nicht sofort bemerken? Meine Gedanken kreisten anklagend um meine soeben erlittene Niederlage und die Wut über mich selber erreichte abermals seinen Höhepunkt. Ich könnte im Augenblick Misa genauso wie auch L den Hals umdrehen und dennoch musste ich gerade jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Ich durfte jetzt einfach nicht vergessen, mit wem ich hier auf der Wiese saß, weshalb ich mich neuerlich zur Ruhe gemahnte bevor ich fort fuhr. „Ich erkläre dir alles später ok? Versprochen. Aber im Moment möchte ich das du mir einfach mal vertraust.“ Versuchte ich nun beschwichtigend auf Ryuzaki einzureden, ehe er sich noch irgendeine andere geniale Idee ausdachte und mich noch tiefer in diesen Schlammassel hinein zog. Für einen kurzen Moment herrschte Stille, doch dann meldete sich seine wohl bekannte Stimme neuerlich zu Wort. „Nein. Ich möchte dass du mir das erklärst Zahra. Jetzt.“ War nun mit dunkler Stimme zu hören, welche einem schon fast wie eine Drohung vorkam. L wollte eine Erklärung für ihr Verhalten und das sofort. Es störte ihn gewaltig, das sie ihm wiedermal ein so wichtiges Detail verschwiegen hatte und wie sollte er ihr Vertrauen, wenn sie es selbst ihm gegenüber nicht tat. Sie machte wahrlich nur Probleme und ihre Undurchschaubarkeit machte es für ihn nur noch komplizierter. Er konnte Zahras handeln einfach nicht nachvollziehen und nicht nur der Umstand, dass sie es wieder einmal gewagt hatte, ihm ein so wichtiges Detail zu verschweigen was im schlimmsten Fall auch ihre Ermittlungen behindern konnte ärgerte ihm. Nein, da war noch etwas anderes. Etwas das er nicht genau identifizieren konnte, ihn aber dennoch auf eine Art und Weise kränkte, welche er vorher noch nicht gekannt hatte. Jede ihrer Handlungen hinterließ immer öfters eine irritierende Spur von Verwirrung bei ihm und ließ ihn ständig neue Seiten an sich entdeckten, welche er nie eindeutig zuordnen konnte. Jetzt reichte es mir wirklich ein für alle Mal. Hatte der den nen Vollschatten? Das war abermals der tropfen, welcher das Fass erneut zum Überlaufen brachte. Meine Hand ballte sich zu Faust und ich musste mich mehr als nur zusammen reißen, um das Handy nicht einfach vor Wut in den See zu schmeißen. L hatte es mal wieder geschafft mich zur Weißglut zu treiben und ich war wahrlich kurz davor zu explodieren. Was zu viel war, war zu viel. „Jetzt hör mir mal genau zu du Vollidiot. Ist dir vielleicht schon mal in den Sinn gekommen, dass ich genauso handele weil du mir nicht Vertraust? Du hast wahrscheinlich nicht mal eine Ahnung, was Vertrauen eigentlich ist oder? Und jetzt lass mich einfach in Ruhe.“ Warf ich ihm stinksauer an den Kopf und beendete danach umgehend das Telefonat, während ich ihm selben Augenblick mein Handy endgültig abschaltete. Noch so ein Anruf und ich würde vielleicht erneut die Kontrolle verlieren. Das konnte ich mir gerade wahrlich nicht leisten. L hingegen starrte nunmehr etwas verdattert auf das tutende Handy in seiner Hand und begann anschließend wieder einmal damit sich eingehend seine Gedanken über Zahra und ihre unerwünschten Auswirkungen auf ihn zu machen. Die Lage fing mittlerweile wirklich an ihm mehr und mehr aus den Händen zu gleiten, was ihn überhaupt nicht gefiel.
 

Sauer fixierte ich nachdenklich mein Handy und begann nachfolgend damit mir meine nunmehr schmerzhaft pochenden Schläfen zu massieren. „Hey Zahra. Alles in Ordnung mit dir?“ meldete sich nun abermals das blonde Mädchen neben mir und legte mir beruhigend ihr Hand auf die Schulter. Mein Körper spannte sich, aber ich unterdrückte den in mir aufkommenden Zwang, ihre Hand einfach wieder von dieser abzustreifen und auch ihr im selben Atemzug mal gehörig die Meinung zu geigen. Wenn ich mich jetzt dazu hinreißen ließ, waren meine ganzen Bemühungen um sonst gewesen und diesen Sieg würde ich L mit Sicherheit nicht gönnen. „Ja keine Sorge Misa. Ist alles ok. Dieser Kerl macht mich einfach nur Wahnsinnig.“ Erklärte ich dieser erschöpft, während ich versuchte mein kochendes Blut wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Diese schaute mir nun etwas skeptisch entgegen, ehe sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht abzeichnete und ein mädchenhaftes Kichern ihren Mund verließ, was mich sogleich irritiert wie auch alarmiert in ihre Richtung blicken ließ. „Sag mal Zahra…..könnte es vielleicht sein, das dieser Kerl gerade dein eifersüchtiger Freund war?“ meinte sie lauernd und maß mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck, bevor sie abermals zu kichern begann. Mir selbst viel beim vernehmen ihrer Worte sprichwörtlich alles aus dem Gesicht und ich starrte ihr einfach nur völlig Fassungslos entgegen. Wie war die den drauf? Hatte sie sie eigentlich noch alle? Wie kam sie den auf solch eine abstruse Idee, das L und ich……? Auwei diesen Gedanken wollte ich nicht einmal zu Ende denken. Das war doch schon mehr als nur bei den Haaren herbei gezogen. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, wie ich überhaupt auf solch einen skurrilen Gedankengang reagieren sollte. Dieses Bild was sich gerade in meinem Kopf zu manifestieren begann, ließ mir wahrlich einen Schauer über den Rücken laufen, weshalb ich krampfhaft versuchte dieses durch ein vehementes Kopfschütteln von mir zu weisen. „Ohhhh nein Misa. Ganz bestimmt nicht. Vergiss das mal ganz schnell wieder. So etwas wird niemals passieren, glaub mir. Dieser Kerl ist einfach nur nervenaufreibend.“ Gab ich ihre postwendend nachdrücklich zu verstehen und hob indessen abwehrend die Hände. Diese grinste mich weiterhin nur wissend an und hob nebenbei mahnend den Zeigefinger. „Für mich hörte sich das aber eben ganz anders an. Du musst mir sowas nicht verschweigen Zahra. Eifersucht ist ein Zeichen der Liebe und eigentlich voll romantisch.“ Meinte sie verträumt und zwinkerte mir schelmisch zu. Spinnt die? Die fantasierte sich hier doch gerade wirklich irgendwelche Geschichten zusammen. Der Gedanke war einfach nur zu abstrus, sodass ich lediglich ungläubig mit dem Kopf schüttelte und es immer wieder nachdrücklich verneinte. Ich musste mir wahrlich etwas einfallen lassen, um sie von dieser Schnapsidee abzubringen und vom Gegenteil zu überzeugen, bevor Misa noch anfing irgendwelche Gerüchte über mich in die Welt zu setzten. „Hör zu Misa. Das ist totaler Unsinn, ok? Er ist lediglich so etwas wie mein Mitbewohner. Nicht mehr und nicht weniger, also hör bitte auf da etwas hinein zu interpretieren, was gar nicht da ist.“ Ließ ich nun mit einem ernsten Gesichtsausdruck verlauten und sah sie eindringlich an, was allerdings ihrer Euphorie leider keinen Abbruch tat. „Na wenn du meinst, aber ich glaube dir kein Wort.“ Kam entschlossen Schmunzelnd von dieser zurück und kicherte nochmals vor sich hin. Ich seufzte sogleich hörbar schwer auf und versuchte nochmals sie von Gegenteil zu überzeugen, was mir allerdings neuerlich keinen Erfolg einbrachte. Was sollte ich jetzt nur tun? Irgendwie musste ich Misa doch von diesem Schwachsinn ablenken können? Grübelnd beobachte ich eingehend die noch immer begeistert daher Redende neben mir und kaute derweil auf meiner Unterlippe, als mir doch noch endlich die rettende Idee kam. Light. Immerhin war auch er genau einer der Gründe, warum ich mich überhaupt mit ihr verabredet hatte und irgendwie musste ich ja auf ich zu sprechen kommen. Es war meine Chance, diesem skurrilen Gerede von ihr über mich und L zu entfliehen und durch dieses Thema vielleicht doch noch an Informationen zu gelangen. „Aber sag mal Misa…. Wo wir beide schon mal bei dem Thema sind……Wie sieht´s bei dir aus? Hast du eigentlich einen Freund?“ fragte ich zwinkernd und hoffte inständig, das sie ihre Wahnvorstellungen von L und mir ganz schnell wieder vergaß, während abermals ein Bild von Ryuzaki und mir in meinem Kopf begann Gestalt anzunehmen, welches ich sogleich aber erneut unwillig abschüttelte. Der Umgang mit Misa tat meinem gemarterten Gehirn wahrlich nicht gut und fing sich zudem mal wieder an selbständig zu machen, indem es diese skurrilen Ideen von Misa in bizarren Bildern aufzugreifen begann. „Also nun ja…..Ich habe einen Freund. Sein Name ist Light.“ War ein wenig verlegen, aber dennoch verliebt von dieser zu hören und schaute lächelnd zu Boden. Ich schloss kurz die Augen und atmete erleichtert durch. Na wenigstens lief das Gespräch jetzt endlich mal in eine für mich brauchbare Richtung. „Das ist ja ein Zufall. Weißt du ich kenne auch jemanden der Light heißt. Light Yagami um genau zu sein.“ Begann ich nunmehr mit einem freundlichen Lächeln erklären und konnte nebenbei auch sofort beobachten, wie sich in ihren Augen die bloße Eifersucht zu spiegeln begann. „Das ist mein Freund. Was hast du mit ihn zu tun?“ war auch prompt lauernd von ihr zu vernehmen, während sie mich böse anfunkele. Ein wenig überrascht besah ich mir das aufgebrachte Mädchen neben mir und hob abwehrend die Hände. Wenn ich sie zu sehr verärgern würde, könnte das ziemlich böse enden. Ich musste wirklich aufpassen, was ich bei dieser impulsiven Person sagte. „Hey schon gut Misa. Light und ich wir sind nur Freund. Ich habe ihn an der Uni getroffen, da ich mich vielleicht nochmal in ein Studium stürzen will und er war so nett und hat mich ein wenig herum geführt. Mehr nicht.“ Meinte ich versichernd schmunzelnd zu ihr und behielt sie indessen trotzdem wachsam im Auge. Solche Menschen konnten ziemlich unüberlegt handeln und beim vermeintlichen zweiten Kira, war solch eine Reaktion weitaus noch gefährlicher als bei Light. „ Na dann ist ja gut. Light gehört nämlich mir und außerdem hast du ja bereits einen Freund nicht wahr Zahra? Also brauche ich mir ja bei dir keine Sorgen zu machen.“ erklärte Misa lachend und zwinkerte mir nochmals wissend zu, was mir erneut den Mund sprachlos herunter klappen ließ. Fing die jetzt wahrlich schon wieder mit diesem Schwachsinn an? Alles in mir sträubte sich vehement gegen so eine haltlose Behauptung. Allerdings, gerade als ich wieder einmal etwas Entsprechendes erwidern wollte klingelte abermals ein Handy. Diesmal war es Misa´s und nachdem sie das Gespräch beendet hatte erläuterte sie mir traurig, dass sie heute wohl noch etwas arbeiten musste. Ich schickte indessen ein Stoßgebet zum Himmel und dankte den Göttern dafür, mich aus dieser mehr als unglaublich nervenaufreibenden Lage befreit zu haben, auch wenn in dem ganzen wiederum ebenso ein Tropfen Wehmut mit schwang. Jetzt erst hatte ich es geschafft gehabt, das Gesprächsthema auf Light zu lenken und nun konnte ich sie für heute zu mindestens nicht mehr über ihn aushorchen, was meine Laune für den Moment merklich drückte. „Tut mir ehrlich Leid Zahra, aber vielleicht können wir uns ja bald wieder Treffen……..Ich hab’s. Du kommst demnächst einfach mit zu einem Shooting von mir und wer weiß, vielleicht wirst du ja auch bald ein bekanntes Model. Hübsch genug bist du ja jedenfalls.“ War nun erneut ihre Euphorie geweckt und ihre Begeisterung für ihre eigene Idee stieg zusehends in unermessliche. Ich schaute nur völlig irritiert zu der hüpfenden Person vor mir und wich instinktive ein paar Schritte vor ihr zurück. Ich und Model? Die hat doch nen Vollschuss. Jetzt fing sie allen Ernstes auch noch an mich in ihrer Arbeit zu verwickeln? Misa entwickelte sich immer mehr von der nervigen kleinen Schwester zu einem ungeliebten Klammeraffen. Wie kam sie nur immer wieder auf solche wirren Ideen? „Naja ich weiß nicht Misa. Ich glaube nicht so recht, das das etwas für mich ist.“ Meinte ich such sogleich skeptisch und rollte innerlich genervt mit den Augen. Die war einfach nur durchgeknallt. „Ach quatsch. Das wird schon. Aber ich muss jetzt wirklich los. Also bis dann Zahra. Ich ruf dich dann an.“ Kam prompt über ihre Lippen und fiel mir zum Abschied überschwänglich um den Hals, was ich total perplex über mich ergehen ließ. Nachdem sie sich ebenso übereifrig auch von Choco verabschiedet hatte, war sie auch schon verschwunden und ich konnte ihr lediglich bloß noch ungläubig nachstarren. Was hatte ich mir mit ihr nur ans Bein gebunden?
 

Nachdem ich mich schlussendlich wieder gefangen und meine mit ihr erlebten Ereignisse halbwegs sortiert wie auch verarbeitet hatte, machte ich mich mit Choco auf den Rückweg ins Hotel, wo L mit Sicherheit schon auf mich warten würde. Diese Tatsache hob meine Laune nicht im Geringsten, denn auf weitere endlose Diskussionen mit ihm hatte ich inzwischen überhaupt keine Lust mehr. Misa hatte mein Nervenkostüm für heute wahrlich mehr als ausgereizt und sein ungefragtes dazwischenfunken hatte den übrigen Rest zunichte gemacht. `Vom Regen in die Traufe…..` war mein erschöpfter Gedanke zu der bevorstehenden Auseinandersetzung und erneut schlich sich Misa´s abstruse Idee in Form eines unwirklichen Bildes in meinen Verstand. Schmerzhaft biss ich mir auf die Zunge, um dieses unnachgiebig aus meinen Gedanken zu verbannen. Wieso beschäftigte mich abermals diese skurrile Behauptung von ihr nur so? War es, weil meine Gedankengänge zu L ohnehin schon völlig durcheinander geraten waren? Oder hatte es etwas mit der wohlmöglich entstehenden Freundschaft zwischen uns zu tun? Ich verstand mich mittlerweile ehrlich gesagt selbst nicht mehr. Das unendliche Chaos in meinem Verstand begann sich immer mehr auszubreiten und eine Netzt von Verwirrung entstand um meine sonst so klaren und logischen Gedanken. Was war hier eigentlich los? Erschöpft betrat ich das Hauptzimmer von unserem Hotel und erhaschte sogleich einen mehr als unfreundlichen Blick von L, welchen ich lediglich mit einem genervten Kopfschütteln quittierte. Langsam bewegte ich mich auf einen der Sessel zu und ließ mich anschließend mit einem kurzen Seufzen darin nieder, während ich abwartend zu Ryuzaki hinüber blickte. „Und was hat die Durchsuchung von Amanes Zimmer ergeben?“ fragte ich ihn auch sogleich müde und maß ihn indessen prüfend aus dem Augenwinkel. Dieser starrte einfach nur finster zurück und musterte die junge Frau skeptisch. Das Telefonat und auch ihr erneuter Alleingang nagten immer noch an seiner Laune, aber er wollte dennoch eine Erklärung für ihr unangemessenes Verhalten, welches sie ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte. Auch sein eingehendes Grübeln über ihre am Handy geäußerten Worte, hatte für ihn keine logische Erklärung aufzeigen können. Im Gegenteil, sie hatten ihn nur noch weiter verwirrt, den nach seiner Meinung vertraute er Zahra in dem Maß, welches er für angemessen in diesem Fall hielt. „Wir haben genügend Beweise dafür gefunden, dass es sich bei Misa Amane um den zweiten Kira handelt.“ Gab er nun knapp tonlos von sich und behielt sie aufmerksam im Blick. Meine Augen wurden dunkel und ich fixierte nun sehr ernst die schwarzen Augen des jungen Detektivs vor mir. Also war Misa wirklich dieser zweite Kira und das bedeutet, dass ich mich heute wahrlich in sehr große Gefahr begeben hatte. Nur ein einziges falsches Wort und ich wäre erledigt gewesen. Moment mal wer sagte mir eigentlich, dass sie mich nicht doch noch umbrachte? Immerhin wusste ich ja nicht einmal wie sie wirklich tötete. Urplötzlich lief mir eine erschreckende Gänsehaut über den Körper und ich schüttelte mich instinktive, um diese abermals von mir ab zu streifen. Meine Gedanken schnellte erneut in das mir schon so gut bekannte rasende Karussell ein, welches meine letzten Stunden mit Misa nochmals Revue passieren ließ und nach auch nur einen einzigen von mir eventuell begangen Fehler zu suchen begann. „Warum hast du mich nicht über dein Treffen mit Misa in Kenntnis gesetzt?“ holten mich die lauernden Worte von L plötzlich zurück auf den Boden der Realität, weshalb ich ihn im ersten Moment nur verständnislos entgegen blinzelte, bevor sich mein Verstand doch noch durch den trägen Sumpf in meinem Kopf kämpfen konnte. Sogleich stieg in mir die unterdrückte Empörung von dem unerfreulichen Gespräch mit ihm wieder hoch und ich schenkte ihm umgehend einen ziemlich bösen Blick. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dir den Grund dafür bereits am Telefon erläutert. Du vertraust mir nicht.“ Warf ich ihm abermals angesäuert an den Kopf und verschränkte nachdrücklich die Arme vor der Brust. „Falsch. Ich vertraue dir Zahra, aber du versuchst ständig hinter meinem Rücken eigene Ermittlungen anzustellen. Und das lässt nur eine Schlussfolgerung zu. Du vertraust mir nicht.“ Kam umgehend seine entsprechende Antwort zurück, während er sie weiterhin genauestens beobachtete. Ich stieß ungläubig die Luft aus und schüttelte ebenso den Kopf. Ich vertraue ihm nicht? Wer spioniert mir den ständig hinter meinem Rücken hinterher? Der hatte wirklich nerven. „Du vertraust mir? Ha. Das ich nicht lache. Du hast mir doch ständig hinterher geschnüffelt, anstatt mich einfach mal machen zu lassen.“ Gab ich empört zurück und erhob mich sauer von meinem Platz. So langsam gingen seine Anschuldigungen wirklich zu weit. L begutachtete sehr genau jede ihrer Bewegungen und versuchte wiedermal hoffnungslos ihre nächsten Schritte voraus zu ahnen. Die Entwicklung des Gespräches lief für ihn erneut in eine mehr als unerfreuliche Richtung und auch die angespannte Atmosphäre zwischen ihnen war nun neuerlich ganz deutlich zu spüren. „Hättest du mir diese Tatsachen nicht verschwiegen, hätte ich dich auch nicht überwachen müssen.“ Erwiderte er postwendend ungerührt, was die junge Frau nur noch weiter in Rage zu versetzten schien. Ich biss mir abermals auf die Zunge und versuchte nicht in irgendeiner Form die Kontrolle zu verlieren. Der drehte sich die Worte auch so wie er sie gerade brauchte. Hatte er sich auch nur ein einziges Mal darüber Gedanken gemacht, wie sein andauerndes Verhalten aus meiner Perspektive wirkte? „Selbst wenn ich es dir erzählt hätte, wärst du trotzdem dazu übergegangen mich zu überwachen. Und wage es jetzt bloß nicht, diese eindeutige Sachlage zu verneinen Ryuzaki. Du bist und bleibst ein Kontrollfreak. Vielleicht ist das ja der Grund dafür, dass es dir so schwer fällt, anderen Menschen einfach mal zu vertrauen.“ War das nächste was wütend meinen Mund verließ, bevor ich mich stinksauer einfach aus dem Zimmer stahl und den Balkon aufsuchte. Meine Nerven waren am Ende und die Gewissheit, dem zweiten Kira heute so schutzlos ausgeliefert gewesen zu sein, machte das Ganze nicht besser. Im Augenblick wollte ich nur noch meine Ruhe haben. L hingegen folgte der aufgebrachten Person nachdenklich mit seinen schwarzen Augen, ehe sich abermals sein Daumen grübelnd an seine Unterlippe legte. Ganz unrecht hatte Zahra mit ihrer Aussage ja nicht gehabt, aber dies würde er ohnehin niemals zugeben. Noch viel mehr störte ihm der Umstand, dass sie ihn anscheinend besser einschätzen konnte, als er sie. Zudem empfand er seltsamer weise diese ernsthaften Meinungsverschiedenheiten mit Zahra als unangenehm, was ihn weiterhin nur noch mehr irritierte. Was hatte sie nur an sich, das sie solche Auswirkungen auf sein Handeln zu haben schien? Und während L immer noch grübelnd über die junge Frau in seinem überzuckertem Kaffee rührte, stand Zahra nachdenklich auf dem Balkon und richtete ihren Blick gedankenverloren in die unendliche Weite des Universums, welches von abertausenden funkelnden Sternen erhellt wurde.

Die Macht des Unterbewusstseins

Die Macht des Unterbewusstseins
 

Ich stand noch eine ganz Weile gedankenversunken an der Brüstung des Balkons und beobachtete schweigend die mir so wohl vertrauten Spieglungen des Nachthimmels, während mir ein sanfter abendlicher Sommerwind schmeichelnd über die Haut streichelte. Genüsslich schloss ich die Augen und sog den angenehmen Duft eines heraufziehenden Regenschauers tief in mir auf. Diese Ruhe war einfach unbezahlbar, wenn man mal von den leisen Nebengeräuschen des Tokioer Nachtlebens absah. Dennoch drang die Geräuschkulisse nur schwach an mich heran, da zu Glück unser Hotelzimmer im höher gelegenen Bereich des Gebäudes angesiedelt war. Der Ausblick über die funkelnden Lichter der Metropole erinnerte mich an einen bunten Sternenhimmel, welcher das fantasievolle Abbild des nächtlichen Himmelzeltes wieder spiegelte. Erneut ließ ich mein bisher Erlebtes in Japan Revue passieren und wieder einmal beschlich mich diese innere Traurigkeit. Auch wenn die sich täglich überschlagenden Ereignisse mich erfolgreich von meinen Schmerz über Linas Verlust abzulenken vermochten, so war des Nachts doch eine unendlich erdrückende Niedergeschlagenheit in meinem Herzen zu beklagen. Es war egal, wie viele Menschen es um mich herum gab, denn trotz allem war ich allein mit meinem Kummer. Ich hatte niemanden, mit dem ich über meine Not reden konnte und ebenso war dort niemand, an dessen Schulter ich meinen sich immer mehr quälenden Kopf vertrauensvoll hätte anlehnen könnten. Dieser Fall brachte mich wahrlich an meine psychischen wie auch physischen Grenzen, von meinem Seelenheil mal gar nicht zu sprechen. L und seine mich immer mehr verwirrende Art, machten das Ganze auch nicht gerade besser. Ich wusste inzwischen einfach nicht mehr, wie ich eigentlich zu ihm stand. Meine Gedanken zu L liefen immer zu in ständig neue irritierende Richtungen, welche ich mittlerweile weder zu deuten noch zu handhaben wusste. Ich selbst kam mir mehr und mehr wie eine völlig fremde Person vor, die ich lediglich von außen zu beobachten schien, denn egal ob es nun meine ausgeführten Handlungen oder mein sich unaufhörlich windendes Gefühlschaos betraf, ich konnte mich manchmal einfach selbst nicht mehr verstehen. Seit ich in den Fall Kira und somit auch in die SOKO eingetreten war, entglitt mir mit jeden Tag neuerlich unbewusst ein Stück mehr meiner sonst so perfekten Selbstkontrolle und da war niemand, der mich auffing. Nur mein treuer Freund der Mond stand eisern jede Nacht an meiner Seite und gab mir ein kleines bisschen von seiner trügerischen Wärme der Vertrautheit.
 

L hatte indessen ungerührt, aber dennoch tief in seine wirren Gedanken zu Zahra versunken den Rest des Abends auf dem Sessel hockend verbracht und rührte weiterhin unaufhörlich in seinem nunmehr schon kaltem Kaffee, welcher immer noch vor ihm stand ohne das er auch nur einen einzigen Schluck davon getrunken hatte. Alles um ihn herum nahm er lediglich wie durch einen dichten gedämpften Nebel war und auch das Zahra sich nach einigen Stunden beinahe lautlos in ihr Zimmer schlich, registrierte er nur am Rande. Viel zu sehr war L im Augenblick damit beschäftigt, seine eigenen Handlungen und seine immer wieder kehrenden verwirrenden ungewollten Reaktionen wie auch Gedanken in Bezug auf diese junge Frau zu sortieren und zu analysieren. Es wollte sich ihm aber einfach nicht erschließen was genau der Grund dafür war, das sie ihn immer öfters zu für ihn eigentlich untypische Verhaltensweisen verleitete und er selbst diese mehr als unverständlichen Umstände erst im Nachhinein zu bemerken schien. Und je länger er über diese völlig absurd klingenden Tatsachen nachgrübelte, desto schneller sank seine Laune, welche nach der letzten Auseinandersetzung zwischen ihnen ohnehin schon im Keller war. L ärgerte sich schlicht und ergreifend über sich selbst, denn noch nie hatte ihn jemand geschafft so zu verwirren, wie Zahra es tat. In Bezug auf sie konnte er weder zu ihren noch zu seinen eigenen Gedankengängen irgendwelche in sich schlüssigen Ergebnisse erzielen und dies wurmte ihn gewaltig. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas wie Unwissenheit oder Hilflosigkeit bei einer Sache empfunden, was das Miteinander mit Zahra für ihn auf eine völlig neue Stufe hob. Auf diese neue Art von Erfahrung hätte er auch getrost verzichten können, denn es zeigte ihm unmissverständlich auf das es Dinge gab, welche sich selbst seinem messerscharfen Verstand entzogen. Missmutig klaubte er sich umständlich einen Zuckerwürfel aus der Schale, welche auf dem Tisch stand und begann nach einer kurzen aber eingehenden Begutachtung grübelnd an diesem herum zu nagen. Irgendeine logische Erklärung musste es doch für diese immer misslicher für ihn werdende Lage geben. Schlagartig allerdings wurde er jedoch plötzlich aus seinen Gedankengängen gerissen und erstarrte mit ungläubig geweiteten Augen in seiner momentanen Position, während er im selben Augenblick den Zuckerwürfel fallen ließ. Von einer Sekunde auf die andere war er wieder zurück auf den Boden der unliebsamen Tatsachen aufgeschlagen und vernahm nun letztendlich auch das eindeutige rascheln von Kleidung hinter ihm. Irritiert drehte er langsam seinen Kopf und schielte aus den Augenwinkel hinauf zu der Mal wieder traumwandelnden Zahra, welche sich gerade permanent damit begnügte, ihm wie einem lausigen Hund immer wieder über den Kopf zu tätscheln. Wenige verwirrende Minuten später erlangte L seine soeben entschwundene Fassung zurück und verengte unwillig seine schwarzen Augen, ehe er nachdrücklich nach ihrem Handgelenk griff, um sie in ihrem bizarren Tun zu stoppen. Diese ständigen deplatzierten nächtlichen Ausfälle von ihr, machten ihn einfach nur wahnsinnig. Jedes Mal fand er sich erneut in einer für ihn völlig skurrilen Situation wieder, mit welcher er niemals gerechnet hätte. Warum musste eigentlich ausgerechnet er Zahras Babysitter spielen? Wie war er bloß in diese für ihn absolut abstruse Situation geraten? Er war immerhin L der Meisterdetektiv und nicht irgendein daher gelaufener Aufpasser vom Dienst. Prüfend maß er die ausdruckslos blickende schlafende Person hinter ihm und bereitete sich schon mal auf ein eventuell nötiges Ausweichmanöver vor, denn nochmal würde er sich bestimmt nicht von diesem Zombie kampflos überrumpeln lassen. Zu sehr scheute er diese dadurch in ihm aufkommende unerklärliche Unruhe, welche sich dann mit Sicherheit erneut einstellen würde. L hatte wahrlich langsam genug von neuen Erfahrungen. Diese, welche er bereits jetzt schon mit Zahra gesammelt hatte, reichten ihm allemal für den Rest seines Lebens. Da die junge Frau jedoch keine offensichtlichen Annäherungsversuche zu starrten schien, sondern nur wie eine Schaufensterpuppe regungslos in der Gegend herumstand, entschloss sich L dazu sich langsam aber wachsam von seinem Platz zu erheben, ohne sie auch nur für eine Sekunde aus seinen misstrauischen schwarzen Augen zu entlassen. Ihr Handgelenk hielt er aber sicherheitshalber weiterhin vehement fest und führt die schlafwandelnde Person anschließend mit einem angemessenen Sicherheitsabstand vorsichtig zurück zu ihrem Bett. Zahra folgte ihm bereitwillig und ließ sich auch anstandslos wieder in dieses sinken. Allerdings tat sie dann doch erneut etwas völlig unvorhergesehenes für L. Nur einen kurzen aber entscheidenden Moment war er unaufmerksam geworden und als hätte Zahra dies gerochen packte sie den jungen Detektiv am Arm und zog ihn unausweichlich zu sich aufs Bett. L, welcher sich jetzt abermals in einer mehr als fremdartigen Situation wieder fand, starrte nunmehr perplex wie gleich auch irritiert zu der sich an ihm festklammernden Person hinunter. Einige Minuten beobachtete L ungläubig die junge Frau neben ihm, welche seinen Arm von Minute zu Minute wie ein Kissen fester an ihrer Oberkörper drückte, sodass er neben der Wärme ihres Körpers auch ihren gleichmäßigen Herzschlag spürten konnte. Ganz sacht folgte ihr improvisiertes Kissen unweigerlich den gleich bleibenden Bewegungen ihrer Brüste, die sich in Rhythmus ihres Atems sanft hoben und wieder absenkten. Allmählich aber unerbittlich stieg abermals diese unliebsame Unruhe in ihm auf und ließ sein Herz sogleich einen schnelleren Rhythmus anschlagen, welches ihn erneut wie ein langsam kriechendes Nervengift zu lähmen begann. Als sich diese unbestreitbare Tatsache endlich in seinen Verstand vorgekämpft hatte und seine Alarmglocken hell aufschrien, war es jedoch schon zu spät. Sein Körper verweigerte ihm wieder einmal den gehorsam und auch sein rationaler Verstand schien sich auch diesmal zu einer zähen Masse entwickelt zu haben. L konnte in diesem Augenblick keinen klaren strukturierten Gedanken fassen und fixierte daher wahllos irgendeinen Punkt an der gegenüber liegenden Wand, in der Hoffnung er könnte dort seine rettende Antwort ablesen, um dieser ungewollten Situation zu entkommen. Aber da war nichts. Jedoch wenn er nur lang genug wartete, würde Zahra sich früher oder später sicher wieder von selbst von ihm lösen. Etwas anderes blieb ihm wohl vorerst auch nicht übrig, wie er nach einer eingehenden Überlegung übellaunig feststellen musste.
 

\ Langsam dämmerte ich aus der mich umgebenden dunklen Stille und hörte gespannte auf die immer lauter werdenden Geräusche, welche sich ihren Weg in die absolute Finsternis bahnten. Ich glaubte das leise Rauschen von Blätter identifizieren zu können, mit welchen ein sanfter warmer Wind zu spielte schien und gleichzeitig vernahm ich auch das beruhigende plätschern von Wasser, das melodisch seinen einsamen Pfad folgte. Zaghaft bewegte ich meine Hand und konnte unter mir einen dichten weichen Grasteppich erfühlen, während irgendwo ein Vogel mit seiner wohlklingenden Stimme die Luft erfüllte. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und schaute hinauf in das grüne Blätterdach, durch dem sich funkelnd die hellen Strahlen der Sonne brachen. Wo war ich hier? Und wie war ich hierhergekommen? Behutsam begann ich mich aufzurichten und besah mir nachdenklich die fremde, wie auch gleich so vertraute Umgebung. Alles um mich herum gab mir das Gefühl von Geborgenheit und ein seichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. War das alles nur ein schöner Traum? Es fühlte sich einfach so unglaublich Real an, das ich es im Moment nicht genau zu sagen vermochte. Tief atmete ich den süßen Duft des Waldes ein, bevor ich mich in die Richtung des vermeintlichen Wassers aufmachte. Wenige Schritte nur, dann stand ich an einen kristallklaren kleinen See, welcher von einem in der Sonne glitzernden Wasserfall gespeist wurde. Völlig überwältigt von dessen Schönheit, beobachtete ich verträumt die sich reflektierenden Strahlen der hellen Scheibe im klaren Nass, als sich unerwartet von hinten zwei sanfte Hände um meinen Körper schlossen und ich die wohltuende Wärme einen anderen Körpers an den meinen spürte. Kurz zuckte ich erschrocken zusammen, doch mein Gefühl sagte mir, das ich diese Person nicht zu fürchten brauchte. Im Gegenteil, diese uneingeschränkte Vertrautheit welche diese mit jeder Faser ausstrahlte, ließ mich sogar wohlig aufseufzen, sodass ich gleich darauf genießerisch die Augen schloss und meine Hände schützend auf die seinen legte. Ich hatte wahrlich keine Ahnung wer die Person war, die mich einfach so in eine solch vertraute Geste schloss, aber ich hatte sofort gespürt, wie sehr ich genau diese Nähe zu einem anderen Menschen vermisste und mich dankbar in dieses tiefe Gefühl von Geborgenheit fallen gelassen. Im wollte diesen Augenblick nur noch genießen und meine verwundete Seele ein wenig heilen lassen. Es erfüllte eine tief verankerte Sehnsucht in mir und gab mir das Empfinden von Sicherheit. Unser Herzschlag folgte einem gemeinsamen Rhythmus, wodurch ich mich dieser Person zugehörig zu fühlen begann, ganz so als wären wir Eins. Leicht öffnete ich meinen Mund, um im nächsten Moment diese angenehme Ruhe zu durchbrechen und mich nach dessen Identität zu erkundigen, aber dies wurde durch eine sachte Berührung meiner Lippen mit einem zarten Fingerdruck bereits im Ansatz unterbunden. „Nicht. Lass uns diesen Moment einfach nur genießen.“ Vernahm ich sogleich ein bittendes Flüstern neben meinem Ohr und öffnete im selben Augenblick nachdenklich meine Augen. Diese Stimme kam mir so bekannt vor und gleichzeitig ließ mir dessen Klang einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. Wer war er nur? Grübelnd beobachtete ich die seichten Bewegungen des Wassers, ehe ich mich sanft aber ebenso nachdrücklich aus dessen Umarmung befreite. Unwillig wurde ich frei gegeben und drehte mich anschließend zaghaft zu den Unbekannten um, bevor ich mitten in der Bewegung erstarrte. Verwirrt und ebenso ungläubig starrte ich in zwei tief schwarze Augen, während meine Gedanken ohne Vorwarnung blitzartig einfroren und mein Herz einen gänzlich unerwarteten Hüpfer machte. Der Unbekannte, welcher hier vor mir stand und der mir in den letzten Minuten so viel gegeben hatte, war L. Aber wie war das nur möglich? Ich war einfach nicht dazu im Stande einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, sondern ertappte mich dabei wie ich mich von Sekunde zu Sekunde immer mehr in diesen dunklen Tiefen seiner Augen verlor und ich ihm unbewusst ein warmes Lächeln schenkte. L sagte nichts, sondern zog mich sacht näher an seinen Körper, während er mir mit der anderen Hand zärtlich über die Wange strich. Mein Herz setzte kurzzeitig aus, nur um danach in einen sehr viel höherem Tempo erneut fahrt aufzunehmen und meinen Körper in einen gefühlten Fieberwahn zu versetzen. Jede seiner Berührungen hinterließ auf meiner Haut eine brennende Spur aus elektrisierender Spannung, sodass ich mich ihm nicht mehr erwehren konnte. Mein Kopf war vollkommen leer. Da war nur noch Wärme und Geborgenheit, welche meinen gesamten Körper bis in den letzten Winkel ausfüllte. Behutsam näherte sich sein Gesicht und im nächsten Moment berührten auch schon seinen warmen Lippen ganz sanft die meinen, während ich wohlwollend die Augen schloss und mich einfach fallen ließ. \
 

Schlagartig war ich wach und starrte mit weit aufgerissenen Augen geschockt vor mich hin, derweil ich versuchte irgendwie meinen wild rasenden Herzschlag wieder zu beruhigen. `Was um alles in der Welt war denn bitte das gerade gewesen…..?` ging mir umgehend durch den Kopf und kämpfte gegen die übermächtige Flut an Bildern, welche unaufhörlich über mir zusammen brach. Mein Verstand befand sich auf einer mehr als beängstigenden Achterbahnfahrt querfeldein durch das heillose Chaos in meinem Gedanken, in der es mir einfach nicht gelingen wollte die rettende Notbremse zu ziehen. Alles um mich herum drehte sich bereits, denn meine logisch rationalen Denkprozesse hatten umgehend mit den Versuch begonnen, dieses Durcheinander in meinem Gehirn zu defragmentieren. Wie ein Aufräumkommando, welches sich voller Übereifer der bestehenden Unordnung entschlossen entgegenstellte und nun drohte in dieser unweigerlich unter zu gehen. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso träumte ich abermals von L und dann auch noch solch einen durchgeknallten Schwachsinn? Hatten mich Misa´s realitätsfremde Wahnvorstellungen so sehr beschäftigt, dass ich diese im Schlaf in solch einem Ausmaße verarbeitete? Nichts ergab im Moment einen Sinn für mich und auch mein aufgewühlter Körper hatte Schwierigkeiten, sich aus diesem unwirklichen Traum erfolgreich zurück zu ziehen. ` Jetzt ist es endgültig soweit……ich bin ein für alle Mal verrückt geworden…` war die nächste eigenständige Meldung meines Verstandes, dessen Sicherungen hämisch vor sich hin schmorrten und mich ganz ungeniert auszulachen schienen. `Hab mich Lieb-Jacke ich komme….` dachte ich sarkastisch und sah mich schon gedankenversunken schaukelnd auf dem Bett einer Klappsmühle sitzen. Ruckartig stoppten meine sich windenden Gedankengänge plötzlich und ich begann zu ersten Mal seit meinem Erwachen wirklich bewusst meine nähere Umgebung wahrzunehmen. Hatte da sich nicht gerade etwas bewegt? Und ohnehin, auf was lag ich hier eigentlich? Mein Kissen war es auf jeden Fall nicht, den ich konnte zudem eine fremde wenn auch abermals irgendwie sich vertraut anfühlende Wärme in meinem Gesicht und an meinen Händen spüren. Überrascht zuckte ich zusammen, als ich diese undeutbare Wärmequelle ebenfalls an meinem Oberkörper ausmachen konnte und diese sich auch noch im nächsten Augenblick leicht regte. Erschrocken schielte ich hinunter auf mein improvisiertes Kissen und tastet gleichzeitig vorsichtig mit den Fingern über das sich in meinen Händen befindliche etwas. Ein stummer Aufschrei verließ meine Lippen, als ich das weiß von Stoff mit meinen Augen erblickte, welche meine sich immer weiter aufdrängende Vorahnung mehr und mehr zu bestätigen schien. Erneut schoss mein Puls in die Höhe, während ich beunruhigt mit meinem Blick langsam dem weißen Unheilsboten folgte und kurz darauf ungläubig an dem Gesicht von dessen Besitzer hängen blieb. Neuerlich begannen sich die unwirklichen Bilder aus meinem Traum in meine Gedanken zu schleichen, nachdem ich entsetzt feststellen musste, dass ich mich gerade wie eine Ertrinkende haltlos an L´s Arm festklammerte. Als diese realitätsfremde Tatsache endlich in mein überfordertes Gehirn vorgedrungen war, entglitten mir unverzüglich ausnahmslos alle meine Gesichtszüge und ich wich mit einen abermals unhörbaren Schrei an die andere Seite des Bettes zurück. Wieder einmal hörte ich nur das Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren und fühlte nur quälend das unerbittliche harte Klopfen meines eigenen Herzens gegen meinen Brustkorb, indessen ich völlig schockiert dem jungen Detektiv auf meinem Bett entgegen starrte. Meine momentane Lage schien sich wahrlich von Minute zu Minute zu verschlimmern, während mein Verstand sich inzwischen schon selbst die Kugel geben wollte. Nichts hiervon war für mich begreiflich oder auch nur im Ansatz wirklich fassbar. Träumte ich etwa schon wieder? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Und vor allem, was machte er bitte schön in meinem Bett? Zitternd und überfordert massierte ich ungläubig meine pochenden Schläfen, während ich immerzu nachdrücklich meinen Kopf schüttelte. Was zu Geier war hier eigentlich los? Was zum Kuckuck war mit MIR los? Abermals begab sich mein Verstand in dieses überwältigend schnell drehende Karussell aus Verwirrung, um eine irgendwie plausibel klingende Erklärung für meine jetzige überaus abstruse Situation zu ermitteln, bis sich jäh der einzig logische Gedanke einstellte. Ich musste wieder einmal Geschlafwandelt haben, wie sonst sollte L in mein Bett gekommen sein? ` Aus freien Stücken ja bestimmt nicht…..` ging ich diesen sich bietenden Rettungsanker gedanklich nach und schweifte mit meinem Blick prüfend hinüber zu L, was mir im nächsten Augenblick völlig perplex den Mund offen stehen ließ. Erst jetzt hatte ich ihn zum ersten Mal richtig war genommen und ich musste überrascht feststellen, dass der doch allen erstes zu Schlafen schien.
 

Eine Weile starrte ich nunmehr total entgeistert auf den tatsächlich schlafenden Detektiv in meinem Bett und begann mich erneut zu fragen, was ich eigentlich verpasst hatte. Mein Leben stand mittlerweile einfach nur noch Kopf, egal ob ich schlief oder wach war. War das hier wirklich noch mein Leben oder war ich in der Zwischenzeit vielleicht doch schon einen der beiden Kiras zu Opfer gefallen und befand mich nun in einem mehr als nur verzehrten Abbild der eigentlichen Realität. Aufmerksam beobachtete ich nachdenklich den unerwünschten Gast neben mir und hielt augenblicklich erschrocken die Luft an, als sich ruckartig seine Augen öffneten und mich mit einem mehr als nur unfreundlichen Ausdruck darin fixierten. Mein Herz machte erneut einen erschrockenen Hüpfer, aber ich war in diesem Moment nicht einmal dazu in der Lage, auch nur irgendetwas von mir zu geben, geschweige denn mich bloß zu rühren. Zu skurril war alles was mich im Augenblick umgab und beschäftigte. Es schien meinen Verstand ohne große Mühe einfach außer Gefecht gesetzt zu haben, sodass ich nichts weiter tun konnte, als wie festgewachsen vor mich hin zu starren. L musterte misstrauisch die leichenblasse Person am anderen Ende des Bettes eine Zeit lang, bis er sich letztendlich mit einem mürrischen „Danke fürs loslassen.“ wachsam wieder von diesem erhob. Zwar war er wirklich froh darüber, das sich Zahra nun nicht mehr wie eine Schraubzwinge um seinen Arm schloss, aber trotzdem war seine Laune mehr als im Keller. Zum einem war da immer noch diese leidliche Unruhe in ihm, welche ihn verwirrte und seinen Verstand in seiner Funktion unglücklich behinderte. Zum anderen nun aber noch zusätzlich der mehr als ärgerliche Umstand, dass er zudem auch noch eingeschlafen war und das in so einer unliebsamen Situation. Dennoch bemerkte er, dass diesmal etwas anders war als sonst, denn Zahra verhielt sich ungewöhnlich still und das war etwas, was in so einen Moment seine ungeteilte Aufmerksamkeit erregte. Wachsam maß er die junge Frau abschätzend, welche sich immer noch nicht rührte, sondern lediglich abwesend mit ihren graublauen Augen durch ihn hindurch zu starren schien. „Alles in Ordnung Zahra?“ erkundigte L sich skeptisch bei der immer noch stumm bleibenden jungen Frau und konnte regelrecht dabei zu sehen, wie sie aus ihrem augenscheinlichen Wachkomma zurück zu kehren schien. Meine Gedanken hatten sich abermals in das einengende Netz der Verwirrung verfangen, was mich unaufhaltsam tiefer in den Sumpf des Grübelns hinab gezogen hatte. Abgestumpft drangen die Worte von L an mein Ohr, wodurch sich mein Verstand dann doch letztendlich dazu entschloss umzukehren und sich wieder auf das Licht der Realität zu zubewegen, sodass ich nach einigen Minuten erneut bewusst in die wirkliche Welt zurück schritt. Ich blinzelte ein paar Mal und lauschte angestrengt nach dem Rhythmus meinem weiterhin trommelnden Herzen in meiner Brust, ehe ich schlussendlich meine Sprache wieder fand. „Ja…..Ja es ist alles in Ordnung Ryuzaki…….Ich brauch nur ein wenig Ruhe….“ Kam schleppend über meine Lippen, während ich mir überfordert mit der Hand an die Stirn faste und die Augen schloss. Was sollte ich ihm auch sagen? Im Augenblick wusste ich ja selbst nicht mal mehr, was hier eigentlich los war oder warum sich meine Fantasie von ihm so beflügelt sah, dass sie mir solche bizarren Streiche spielen musste. Mein Verstand war schlicht und ergreifend einfach nur heillos überlastet. L besah sich Zahra nochmals eingehend, denn irgendwie glaubte er ihren gesprochenen Worten keine einzige Silbe. Irgendetwas stimmte hier nicht, aber er konnte einfach nicht durchschauen was sie hinter ihrer Fassade verbarg und das machte die ganze Situation für ihn nicht gerade angenehmer. Nachdenklich fixierte er abermals die junge Frau und grübelte über seine nächst möglichen Schritte nach, denn für ihn waren solche Umstände immer noch genauso befremdlich wie am ersten Tag. Letztendlich jedoch entschied er sich dazu ihrer Bitte nachzukommen und verließ kurz darauf missmutig ihr Zimmer, da trotz dessen auch er selbst endlich aus dieser unliebsamen Lage entkommen wollte, welche ihn neuerlich nur noch weiter irritiert hatte. Bevor L jedoch endgültig die Tür hinter sich ins Schloss zog, schweifte sein unwilliger Blick noch ein letztes Mal prüfend zu der jungen verwirrenden Frau namens Zahra zurück, die nun erneut geistesabwesend auf ihrem Bett saß und gedankenverloren vor sich hinstarrte.
 

Ich konnte im Nachhinein nicht genau bestimmen, wie lange ich meinen Gedanken nachgehangen hatte, aber ein Blick aus dem Fenster verriet mir, das die Sonne inzwischen bereits aufgegangen war. Resigniert schloss ich die Augen und seufzte einmal bestürzt auf, bevor ich mich quälend langsam aus meinem Bett schälte und mir kurzerhand das erst beste überstreifte, was mir zwischen die Finger kam. Trotz dem stundenlangen Versuch das Chaos in meinem Kopf irgendwie zu sortieren und eine realistisch klingende Erklärung für meine wirren Gedankengänge und Träume zu finden, war ich immer noch genauso so schlau wie vorher. Ich verstand mich selbst einfach überhaupt nicht mehr, was mich ehrlich gesagt ziemlich erschreckte, denn bisher war mir so etwas noch nie unter gekommen. Mit einem müden Lächeln tätschelte ich Choco liebevoll über den Kopf, welcher sich die ganze Zeit über trostspendend nicht einen Zentimeter von meiner Seite bewegt hatte, bevor ich die einnehmende Verwirrung in meinem Verstand entschlossen in die hinterste Ecke meines Bewusstseins verbannte und mich mit gestrafften Schultern auf den Weg ins Hauptzimmer machte. Dort angekommen hielt ich augenblicklich inne und ließ meinen perplexen Blick einmal quer durch den Raum gleiten, ehe ich mich dann langsam bis zur Mitte des Zimmers vorwagte. Nochmals schaute ich mich aufmerksam nach allen Seiten um, aber da war niemand. Der Raum war komplett verlassen und auch sämtliche Ermittlungsunterlagen waren verschwunden. Nichts, kein einziges Detail ließ Rückschlüsse auf die ehemaligen Bewohner oder ihren jetzigen verbleib zu. Hatte ich irgendwas verpasst? Wo waren die denn alle hin? Und warum wurde ich allen Anschein nach zurück gelassen? Was war hier eigentlich los? Verwirrt begannen sich erneut meine Gedanken zu verknoten, um einen mir eventuell entgangenen Anhaltspunkt in meine Erinnerungen ausfindig zu machen, aber da war nichts. Ich konnte mich an nichts erinnern, was diese für mich gerade sehr merkwürdige Situation erklären würde. Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe und suchte indessen weiter die Umgebung nach irgendeinem Indiz ab und sei es nur eine kleine Haftnotiz. Die konnte doch nicht einfach so verschwinden und mich hier zurück lassen. Hatten die sie nicht mehr alle. Meine erste Überraschung wandelte sich allmählich erst in Empörung und dann zu Wut um, was nicht nur erneut meinen Herzschlag beschleunigte. Sauer drehte ich mich um und wollte gerade aus der Hauptzimmertür stürmen, da wurde diese auch schon urplötzlich von außen geöffnet und gab die Sicht auf einen übers ganze Gesicht strahlende Watari frei, was mich sofort irritiert wieder in meiner Bewegung inne halten ließ. „Guten Morgen Zahra. Ich dachte schon ich müsste sie wecken, damit sie sich auch endlich mal blicken lassen.“ Kam prompt freundlich aus seinem Mund und blieb dann direkt vor mir stehen. Ich maß in völlig verständnislos mit hochgezogenen Brauen und blickte ihm fragend entgegen. „Sagen sie Watari…..was ist hier eigentlich los? Wo sind denn alle hin?“ stellte ich auch schon umgehend die entsprechende Frage, während ich ihm aufmerksam im Auge behielt. Dieser wirkte im ersten Moment sichtlich verwirrt, bevor sich sogleich ein verstehendes Schmunzeln auf seinen Lippen abzuzeichnen begann. „Wir wechseln wiedermal das Hotel. Ich war eigentlich in der Annahme, das Ryuzaki sie davon in Kenntnis gesetzt hatte.“ War auch sofort erklärend von ihm zu vernehmen, während er sich ein leicht amüsiertes verziehen der Mundwinkel nicht verkneifen konnte.
 

Ich stieß verständnislos die Luft aus und schüttelte sogleich entrüstet den Kopf. Das durfte doch schon wieder nicht wahr sein. Machte L das etwas absichtlich, nur um mich zu ärgern oder warum hatte er mich im ungewissen darüber gelassen? Dass er es schlicht und ergreifend einfach vergessen hatte, war für mich mehr als unwahrscheinlich. So etwas passte einfach nicht zu ihm. Nein, das war mit Sicherheit pure Absicht von ihm gewesen. Aber warum? Wollte er mich vielleicht etwa für meine unbewussten Handlungen bestrafen, die mich des Nachts ungewollt überkamen? Der hatte doch einfach nur nen Knall und von so einem träumte ich auch noch solchen Mist. Meine Nerven waren an diesem Morgen ja eh schon nicht die stärksten, aber so eine Aktion war für meinen Geschmack einfach nur unnötig, was mein gemarterter Kopf sogleich mit einem schmerzhaften penetranten Pochen zu bestätigen schien. „Offensichtlich nicht Watari. Aber bei ihm wundert mich inzwischen gar nichts mehr. Wie halten sie das nur ständig mit ihm aus?“ kam genervt von mir zurück, indessen ich mir beruhigend vorsichtig meine Schläfen massierte. Wataris schmunzeln wurde noch ein kleines Stück breiter, derweil sich ein belustigtes funkeln in seinen Augen bemerkbar machte. „Nun Zahra, wissen sie Ryuzaki mag nicht ganz einfach sein, aber er hat auch seine guten Seite.“ War seine knapp bemessende Antwort und schenkte ihr zusätzlich noch ein aufmunterndes Lächeln. Ich maß ihn jedoch lediglich mit einem mehr als skeptischen Blick, während sich unterbewusst abermals die realitätsfremden Bilder aus meinen Traum in meine Gedanken zu schleichen begannen. „Ach ja? Dann weiß er sie allerdings gut zu verstecken.“ Gab ich missmutig zurück und schüttelte nachdrücklich meinen Kopf, um diese unwirklich Abbildungen in meinen Verstand erneut abzuschütteln. „Wie schon gesagt…..Ryuzaki ist nicht einfach zu verstehen, aber ich denke das sie ihm gut tun Zahra.“ Merkte Watari geheimnisvoll an und legte mir bestärkend eine Hand auf die Schulter, währenddessen mir in diesem Moment erneut alles aus dem Gesicht viel. Was sollte denn das jetzt schon wieder heißen? Fing Watari jetzt etwa auch noch mit solchen Wahnvorstellungen an? Kein Wunder, wenn sich mein Gehirn inzwischen mit dieser anscheinend umherschleichenden Seuche angesteckt hatte. Wie kamen nur alle auf solche unsinnigen Ideen? „Ich soll L gut tun? Ha das ich nicht lache. Ganz ehrlich dieser Kerl treibt mich einfach nur ins Irrenhaus, wenn der so weiter macht. Dagegen haben die beiden Kiras wirklich Kindergartenniveau.“ Konterte ich umgehend empört und verschränkte unwillig die Arme vor der Brust. Mittlerweile hatte ich wahrlich genug von diesem Detektiv. Egal was ich machte oder wo ich war, selbst im Schlaf schien er mich ständig zu verfolgen. Ich wollte nur noch, dass er aus meinen Kopf wieder verschwand und ich wenigstens einmal meine geliebte Ruhe haben konnte. Es war mir einfach alles zu viel. Wataris Grinsen wurde abermals ein undefinierbares Stück breiter und in seinen Augen spiegelte sich nun mehr so etwas wie Gewissheit, als er sich die starrköpfige junge Frau vor ihm näher betrachtete. Sein Plan hatte augenscheinlich sogar noch besser funktioniert, als er es am Anfang vermutet hatte. „Nun Zahra mir scheint es, als würden sie Ryuzaki eigentlich ganz gern haben.“ Kam auch prompt die unterschwellige Andeutung und beobachtet amüsiert die ihm entgeistert entgegenblickende Zahra, welche wie ein Fisch auf dem Trockenen haltlos nach Luft schnappte. Ich konnte es einfach nicht glauben, was ich da gerade aus seinem Mund vernommen hatte und starrte ihm lediglich fassungslos entgegen. Ich und L gern haben? Die ganze Welt schien sich inzwischen wohl gegen mich verschworen zu haben. Und wieder schlich sich das Bild unseres Kusses aus dem Traum in meinen Verstand, was mir in dieser ohnehin schon abstrusen Situation tatsächlich einen kleinen rotschimmer auf die Wangen zauberte. „Reden sie nicht so einen Unsinn Watari. Wir arbeiten zusammen und nicht mehr.“ Gab ich sofort entrüstet wie auch unmissverständlich zurück, während ich mich immer mehr gegen diese fremdartigen Bilder in meinen Gedanken stellen musste. Mir wuchs gerade alles über den Kopf und ich wollte eigentlich einfach nur noch aus dieser skurrilen Lage flüchten, als ich plötzlich das rettende klingeln meines Handys vernahm. Schnell angelte ich dieses aus meiner Hosentasche und gab Watari ein entschuldigendes Handzeichen, ehe ich mich dem eingehenden Anruf widmete.
 

Mit einem erleichterten „Hallo?“ meldete ich mich, ohne mich vorher auf dem Display nach meinem eigentlichen Retter erkundigt zu haben und schlug mir umgehend genervt die Hand gegen die Stirn, als ich die Stimme auf der anderen Seite vernahm. „Hallo Zahra…..Ich bin´s Misa…..Ich habe gleich ein Shooting und wollte fragen ob du nicht vielleicht Lust hättest mich dorthin zu begleiten?.....Komm schon bitte……Das wird bestimmt Lustig und wir können uns mal wieder über unsere Freunde austauschen.“ War prompt die schrille Stimme des blonden Mädchens zu hören, welches mir euphorisch wie auch flehend ihr Anliegen vorbrachte und abschließend erneut albernd zu kichern begann. Meine Stimmung kippte nochmals weiter Nuancen tiefer in den Abgrund und ich hätte am liebsten das Gespräch umgehend wieder beendet, aber da war trotz allem immer noch der Kira-Fall und den durfte ich egal was passierte nicht aus den Augen verlieren. Dennoch war gerade Misa wohl die Letzte, welche ich an diesem Tag gebrauchen konnte und so ein hirnrissiger Modelschwachsinn interessierte mich im Augenblick am aller wenigsten. Noch dazu war sie ja wohl der offensichtliche Auslöser für meine aberwitzigen Wahnvorstellungen in der Nacht, was dem ganzen noch zusätzlich die Krone aufsetzte. Aber es war anscheinend egal wo ich mich rum trieb, denn L war immer in irgendeiner Art und Weise präsent und außerdem konnte ich so wenigstens dieser unliebsamen Situation mit Watari entfliehen. „Hey Misa…..Klar ich begleite dich gern. Sag mir nur wo wir uns treffen wollen.“ Gab ich somit unwillig aber dennoch erfreut klingend von mir und merkte mir den von ihr vorgeschlagenen Treffpunkt, ehe ich das Gespräch so schnell wie nur möglich wieder beendete. `Oh ja das Leben meint es wahrlich gut mit mir…..` ging mir sarkastisch durch den Kopf, bevor ich mich nach ein paar bestärkende Atemzüge knapp bei Watari verabschiedete und das Hotelzimmer eilig verließ. Dieser Tag konnte eigentlich nicht noch schlimmer werden. Nein, mein Leben war einfach nur noch ein allumfassendes Chaos, in dem mich jeder Schritt in ein neues katastrophales Loch aus Verwirrung stürzte. Watari hingegen hatte die gesamte Szenerie mit einem belustigten Lächeln verfolgt und machte sich alsdann daran, weiterhin zufrieden Schmunzelnd die restlichen Sachen von Zahra aus dem Hotel hinüber ins neue zu schaffen.

Prekäre Situation

Prekäre Situation
 

Den gesamten Weg über verfolgte mich dieser wahnwitzige Traum in meinen Gedanken und wollte mich einfach nicht mehr los lassen. `Wieso ausgerechnet L? ` war die eine mich besonders quälende Frage, welche mir wie in einer Dauerschleife immer und immer wieder durch den Kopf schoss. Was hatte er nur an sich, das sich mein durchgeknalltes Hirn so an ihm fest zubeißen schien? War es vielleicht doch nur eine mehr als seltsame Art der Verarbeitung meiner zuvor am Tage erlebten Ereignisse mit Misa oder begann mein Unterbewusstsein wirklich etwas in diese scheinbar zufällige entstandene „Freundschaft“ zwischen uns hinein zu interpretieren, was gar nicht da war? Wurde ich eventuell schlicht und ergreifend einfach nur verrückt? Hatte es möglicherweise bloß etwas mit meinem Verlust von Lina und der damit mich umgebenen unangenehmen zurückgekehrten Einsamkeit zu tun, welche ich unter Umständen versuchte mit solchen Fantasiegebilden zu kompensieren? Ich konnte es im Moment wahrlich nicht verstehen, denn es verwirrte mich einfach nur zu sehr als das ich im Augenblick dazu im Stande gewesen wäre, mich selbst oder meine wirren Gedankengänge zu analysieren. Mein ganzes Wesen und auch mein Leben waren völlig durcheinander geraten, denn nicht einmal ich konnte noch hinten von vorne unterscheiden. Alles um mich herum war mir zurzeit ein einziges Rätsel, was meinen ohnehin schon mehr als gemarterten Verstand zunehmend überforderte. Doch eigentlich hatte ich derzeit überhaupt keinen Raum für solche Art von Ablenkungen, denn ich durfte trotz alledem nicht vergessen, hinter wem wir hier eigentlich her waren. Wenn ich mir auch nur einen einzigen Fehler erlaubte könnte das nicht nur mein eigenes, sondern auch das Leben vieler weiter Menschen in Gefahr bringen. Nur ein unkonzentrierter Moment reichte aus, um etwas Entscheidendes in so einem Fall wie diesen zu übersehen oder sich ungewollt zu verraten. Sowas konnte und durfte ich einfach nicht zu lassen. Also beschloss ich mich von diesen irritierenden Gedanken und Träumen so weit wie nur irgends möglich abzuschotten und diese einnehmende wie auch gleichzeitig behindernde Grübelei auf nach den Fall zu verschieben. Die Ermittlungen waren zum jetzigen Zeitpunkt wichtiger, als meinen zerbrochenen Verstand zu flicken. Schon in Bezug auf mein anstehendes Treffen mit Misa musste ich endlich einen klaren Kopf bekommen und sollte mir nicht diesen ununterbrochen über L zerbrechen. Auch wenn Misa nicht unbedingt den Eindruck bei mir erweckte, das sie sich geistig mit Light messen könnte so dufte ich dennoch nicht außer Acht lassen, das sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der zweite Kira war und zudem noch mit Light, den ersten Kira, in Verbindung stand. Ich musste sehr behutsam mit dieser freundschaftlichen Beziehung zu Misa umgehen, da ich auch wenn ich noch so aufmerksam war mit Sicherheit nicht eindeutig bestimmen konnte, ob die beiden über mich bereits gesprochen hatten. Sollte das der Fall sein würde Light es wohl in jeder Form zu verhindern wissen, sodass ich davon vermutlich nicht mal etwas mitbekommen würde. Doch bis jetzt hatte glücklicherweise noch nichts darauf schließen lassen, das er etwas von meinem Kontakt zu Misa wusste. Jedenfalls ist mir nichts Verdächtiges in seiner Gegenwart aufgefallen gewesen, aber das hatte bei Light ja nicht viel zu bedeuten. Noch dazu kam, dass ich wenn er es wüsste wohl ein ziemlich großes Problem hätte, gerade weil ich aller Wahrscheinlichkeit nach geschickt getäuscht werden würde. Jedoch blieb mir immer noch die Hoffnung, das dieser unglücklich Umstand noch nicht eingetroffen war und ebenso die Annahme, das dank L´s kleine Racheaktion heute Morgen wenigstens dieser nichts von dem Ganzen hier mitbekommen würde. L konnte ich gerade wahrlich nicht gebrauchen. Noch ein allerletztes Mal atmete ich bestärkend durch, während ich meine Augen schloss und nebenbei versuchte meine rational logischen Gedankengänge wieder in den Vordergrund meines Verstandes zu holen. Ich würde nicht aufgeben. Nicht solange dieser Fall nicht abgeschlossen war und die beiden Kiras zur Rechenschaft gezogen worden waren. L hin oder her, jetzt musste ich all meine Konzentration auf Misa und die Ermittlungen fokussieren, komme was da wolle. Somit öffnete ich mit einem festen Blick erneut meine Augen und begab mich entschlossen in das von Misa benannte Gebäude, indessen ich mich abermals mit meine Maske der purer Unschuld umgab.
 

Sofort wurde ich jedoch nachdrücklich von zwei Security-Männern gestoppt, welche mich mehr als kritisch zu beäugen schienen. „Wer sind sie?“ kam auch schon prompt die lauernde Standartfrage hinterher, während mir einer der beiden unmissverständlich den Weg versperrte, derweil sich der andere sichernd etwas abseits hielt. Ich maß die beiden lediglich mit hoch gezogener Augenbraue und rollte kurz darauf bereits genervt die Augen. Gott auf so etwas hatte ich ja mal gerade überhaupt keine Lust, was es mir umso schwerer machte meine freundliche Fassade aufrecht zu erhalten. Trotzdem fiel ich nicht aus meiner Rolle, sondern schenkte den beiden vielmehr ein smartes Lächeln. „Mein Name ist Zahra Schneider. Ich bin hier mit Misa Amane verabredet.“ erklärte ich gelassen aber dennoch höfflich meine Absichten, was den zweien ein abfälliges kurzes Auflachen entlockte. „Richtig und ich bin der Kaiser von China.“ merkte der eine postwendend spöttisch an, derweil mich der andere abfällig musterte. Mein Blick verfinsterte sich nur für einen winzigen Moment lang, was allerdings keiner der beiden wirklich zu bemerken schien. `Das sind ja mal ein paar Flitzpiepen…….und so etwas nennt sich heutzutage Sicherheitsdienst….` ging mir schlagartig durch den Kopf und entlockte mir ein amüsiertes Grinsen. `Aber schön, wenn sie unbedingt mit mir spielen wollen…..` war mein nächster belustigter Gedanke, während ich ein unwissendes Gesicht aufsetzte. „Oh wirklich? Das wusste ich nicht. Tut mir ehrlich leid, eure Hoheit.“ entkam es auch sogleich sarkastisch meinen Lippen und ich konnte dem Mann regelrecht dabei zusehen, wie zuerst sein Gehirn anfing diese Aussage zu verarbeiten ehe sich dann sein Gesicht in eine entrüstete Fratze verwandelte. „Wie können sie es wagen….“ Begann dieser auch sofort zu protestieren, als er plötzlich unsanft durch eine schrille Mädchenstimme zusammen gefaltet wurde. „Was geht denn hier ab? Habt ihr zwei Idioten eigentlich keine Augen im Kopf? Das ist Zahra und sie ist meine Freundin, also lassen sie sofort durch.“ war aufgebracht vom anderen Ende der Halle zu hören, währenddessen eine mehr als aufgebrachte Misa sauer diese zu durchqueren begann. Ich blickte unwirsch dem wetternden blonden Mädchen entgegen und schüttelte nur entnervt meinen Kopf. Warum hatte ich mich gleich nochmal auf dieses Treffen hier eingelassen? Ach ja richtig, ich wollte die beiden Kiras überführen. Aber wenn die meine Nerven so weiter strapazierte, würde ich dafür wohl bald keine Gelegenheit mehr haben. Die beiden Security- Männer starrten erschrocken immer wieder zwischen mir und die auf sie zustürmende Misa umher, während sich ein wahrer Schwall von Entschuldigungen aus ihrem Mund heraus löste. Das Mädchen ignorierte die zwei allerdings aufs sträflichste und schritt geradezu begeistert auf mich zu, ehe sie mich überschwänglich in ihre Arme schloss. Meine Fassade spiegelte in der Zwischenzeit erneut die freundliche junge Frau wieder, welche mir jedoch bei Misa´s stürmischer Begrüßung beinahe abhandengekommen wäre. Was bitte sollte das denn jetzt werden? Sie verhielt sich wahrlich mehr als kindisch und kreischte mir indessen lautstark ihre Freude ins Ohr, was mein eigenes Launenbarometer umgehend in die Antarktis beförderte. Krampfhaft biss ich mir auf die Zunge, um diese kleine Nervensäge nicht einfach wieder von mir weg zu stoßen und mich selbst schnellstmöglich letztendlich doch noch von hier zu verkrümeln. Ich hatte ja schon viele „Undercover-Missionen“ durchgeführt, aber dieses Kind war schlicht und ergreifend einfach viel zu laut für mich. `Mein Ohrenarzt wird sich freuen, wenn ich ihm hiernach einen Besuch abstatten würde…` meldete sich auch sogleich mein gequälter Verstand, welcher mich mittlerweile schon auf Knien anflehte hier zu verschwinden. Das konnte ja echt heiter werden. Sachte schob ich die quietschende Misa ein wenig von mir weg, um ihr wenigstens in ihr freudestrahlendes Gesicht blicken zu könne, wenn ich mit ihr sprach. „Ich freue mich auch dich zu sehen Misa“ gab ich ebenso überfreudig Grinsend von mir, indessen ich von ihr unbemerkt noch zwei weiter Schritte Sicherheitsabstand zwischen uns brachte. „Und ich erst. Komm mit. Ich zeig dir alles.“ kam auch sofort freudig von ihr zurück, währenddessen sie meinen Arm ergriff und mich völlig überraschend und ohne Vorwarnung hinter sich her schleifte.
 

Mir kam es vor wie eine nicht enden wollende Ewigkeit, in der mich Misa quer durch das Gebäude schliff und mir euphorisch jeden einzelnen Winkel von diesem erklärte. So langsam schrie wahrlich alles in mir nach nur wenigstens mal zwei Minuten Ruhe, aber diese war mir leider nicht vergönnt. Mein Verstand hatte sich längst ergeben und arbeitete nun mehr im Hinterzimmer meines Kopfes, während der Rest meiner Nerven gleich so wie überspannte Gitarrensaiten nur noch zerreißen wollten. Ich hatte wirklich immer mehr mein Tun damit, diese überfreundliche Maske ihr gegenüber nicht zu verlieren und mich somit schlussendlich zu enttarnen. Aber wenn wir noch länger so weiter machten, würden bei mir auch noch meine letzten verbliebenen Sicherungen durch knallen. Zudem kam noch erschwerend hinzu, dass ich während ihrer ausführlichen „Führung“ nicht einmal die Zeit dafür fand, Misa in irgendeiner Form über Light oder den Kira-Fall aus zuhorchen, was mir nur zusätzlich noch weiter aufs Gemüt schlug. Dann endlich waren wir an der letzten Station ihrer kleinen Besichtigungstour angekommen und ich wollte gerade einmal erleichtert durchatmen, als mich schon der nächste Schock erwartete. Kaum hatten wir den Raum betreten, wurde ich auch schon mit einem „Überraschung. Du wirst jetzt um gestylt.“ auf einen der darin befindlichen Stühle fixiert, derweil es sich Misa neben mir auf einem der anderen gemütlich machte. Völlig überrumpelt fand ich mich nun auf diesem Ding sitzend wieder und war im Augenblick wahrlich schon kurz davor, mein Heil in der Flucht zu suchen. Hatte die denn nen Vollschaden? Was hatte dieses überdrehte Mädchen den jetzt schon wieder vor? Die Antwort auf meine nicht ausgesprochene Frage folgte schon kurz darauf und ließ mir für wenige Sekunden alles aus dem Gesicht fallen. Total entgeistert starrte ich verständnislos hinüber zu der abermals kichernden Misa neben mir und musste ihre mir eben offenbarten Pläne erst einmal verdauen, bevor bei mir von einen Moment auf den nächsten sämtliche Alarmglocken zu schellen begannen. `Hatte die da gerade wirklich das Wort Umstyling in den Mund genommen….` durchfuhr es mich entsetzt, während ich auch schon zwei fremde Hände in meinen Haaren ausfindig machen konnte. Schlagartig stand mein bis eben noch zurückgezogener rationaler Verstand erneut auf der Matte, welcher nun wieder die gesamte Kontrolle über diese immer skurriler werdende Situation zu übernehmen begann. „Was?....Nein Misa. Tut mir leid, aber das kommt mal gar nicht in die Tüte. Ich bleibe wie ich bin verstanden?“ folgte auch prompt meine empörte Reaktion, ehe ich abwehrend die Hände hob und die Fremdlinge auf meinen Kopf umgehend verscheuchte. Jetzt wurde es mir ein für alle Mal zu bunt mit ihr. Ich hatte es zwar bis jetzt geschafft ihre gesamtes Geschwafel und ihre nervenaufreibende Anwesenheit zu ertragen, aber das sie mir in wahrsten Sinne des Wortes an die Klamotten wollte, ging mir entschieden zu weit. Die war doch einfach nur durch geknallt. Völlig Banane das Mädchen. Misa verzog enttäuscht das Gesicht und tat sich umgehend daran gütlich, mich mit ihrem Gejammer und Gebettel in den Wahnsinn zu treiben. Am liebsten hätte ich mir die Ohren zu gehalten oder ihr den Mund gestopft, allerdings wären beide Optionen unserer freundschaftlichen Beziehung nicht besonders dienlich gewesen. Also was sollte ich jetzt tun? Wie konnte ich dieses schrille Ding neben mir, welches im Augenblick eher einem nervigen Wecker am Morgen glich, endlich abstellen? Würde ich jetzt einfach aufstehen und gehen, wären mein Plan über sie an Informationen zukommen wohl ein für alle Mal gescheitert und ebenso eventuell auch noch mein Leben beendet. Die Ermittlungen standen im Vordergrund ja, aber musste ich mich dafür wirklich auf so etwas einlassen? Meine Gedanken begannen allmählich heiß zu laufen, denn egal wie ich mich jetzt entscheiden würde, alles hatte einen bitteren Nachgeschmack für mich. Angespannt ging ich alle Möglichkeiten in meinem Kopf bis ins kleinste Detail durch, derweil ich aufmerksam die protestierende Misa neben mir genauestens im Auge behielt. Was sollte ich jetzt bloß machen? Missmutig ergab ich mich schlussendlich doch ihrem ohrenbetäubenden Flehen, denn auch wenn ich sie für diese Aktion aus einen der Fenster hätte werfen können, so war es doch für mich wahrscheinlich die einzig noch bestehende Möglichkeit die Ermittlungen schnellstmöglich weiter voran zu treiben. „Na schön Misa. Aber nur für heute. Ist das klar?“ war unwillig von mir zu vernehmen, währenddessen mir das unliebsame Mädchen überfreudig dankend um den Hals fiel. Erneut ließ ich ihre unstete Art kommentarlos über mich ergehen, aber in mir drin brodelte es gewaltig. Irgendwann war selbst meine Geduld erschöpft und heute kroch sie schon nahezu auf dem Zahnfleisch.
 

Die meiste Zeit über versuchte ich das Gezupfte und Gezerre an meiner Person einfach gekonnt zu ignorieren, was aber unglücklicherweise mit dem voranschreiten meiner „Verwandlung“ immer schwieriger wurde. Ich hatte inzwischen wirklich die Schnauze voll und traktierte meine geschundene Unterlippe weiterhin ununterbrochen mit meinen Zähnen, um meinen Ärger wenigstens unbemerkt etwas Luft zu verschaffen. Misa hingegen schien es sichtlich zu genießen, wenn sich alles um sie zu drehen schien und textete mich unterdessen mit allerlei unwichtigen Modelgeschwafel zu, welches mir mittlerweile wahrlich mehr als nur zu den Ohren wieder heraus kam. Hörte die den heute gar nicht mehr auf? So langsam konnte und wollte ich einfach nicht mehr wie eine dumme Puppe in der Gegend herum geschuppst und zurecht gemacht werden. Ich musste jetzt endlich mal versuchen mich vorsichtig an das Verhör heran zu tasten, denn dafür war ich ja schließlich hier her gekommen. Kurz kniff ich schmerzvoll die Augen zusammen, als mir von einem meiner Peiniger unglücklich in den Haaren gezogen wurde, was ich jedoch absichtlich unkommentiert ließ, bevor ich mich freundlich an Misa wandte, um das Gespräch endlich mal in eine für mich nützliche Richtung zu lenken. „Hey sag mal Misa…..hattest du nicht letztens erwähnt, das du so etwas wie einen Freund hast?“ meinte ich wie beiläufig und blickte gespannt zu dieser hinüber. Sie schien kurz über meine Worte nachzudenken, ehe sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht abzuzeichnen begann, welches anschließend in ein kindliches Kichern überging. „Nicht wie, sondern Light IST mein Freund. Wir führen eine richtige Beziehung.“ Kam nachdrücklich über ihre Lippen, während sie mir verträumt entgegen blickte und einmal verliebt aufseufzte. „Ach Zahra ist es nicht einfach wunderbar, wenn man jemanden so sehr liebt wie ich meinen Light?“ folgte sogleich schwärmerisch von ihr und langsam schlich sich eine verlegene Röte auf Misa´s Wangen. Ich maß sie indessen skeptisch mit hoch gezogener Braue und konnte mir trotz all der Antisympathie zu den beiden, ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. Auch wenn mir ihre maßlosen Übertreibungen in diesem Punkt ein wenig lächerlich vorkamen, so konnte ich im Herzen dennoch ihr Gefühl irgendwie nachvollziehen. Jeder wünschte sich doch schließlich jemanden, der einen so akzeptierte wie man war und genauso bedingungslos liebte, ohne irgendeine Art von Forderungen geltend zu machen. Es war seltsam, aber aus einem mir nicht ersichtlichen Grund spürte ich plötzlich einen schmerzhaften Stich in meinem Herzen, welcher mich unbewusst kurz zusammen zucken ließ. Ja, auch ich sehnte mich nach einer Person, welcher ich bedingungslos Vertrauen konnte. So ein uneingeschränktes Vertrauen, wie es damals zwischen mir und Lina vorgeherrscht hatte und welches ich nun ganz bewusst mit jeden neuen Tag mehr zu vermissen schien. War ich wirklich so einsam? Erneut schlich sich diese tiefe Traurigkeit in mein Gemüht, als sich meine Gedanken neuerlich in meine gemeinsame Vergangenheit mit Lina verirrten und das schien sich ebenfalls in meinem Gesicht wieder zu spiegeln, denn schon wenig später konnte ich die besorgt klingende Stimme des blonden Mädchens neben mir vernehmen. „Hey Zahra…..alles okay bei dir?......Du wirkst mit einmal so traurig. …….Hast du dich etwa mit deinem Freund gestritten?“ gab diese auch umgehend ihre Gedanken mitfühlend preis, was mich sogleich aus meinen schmerzvollen Erinnerungen riss und mich wieder einmal völlig entsetzt in ihre Richtung starren ließ. Fing die etwa schon wieder mit diesem schwachsinnigen Wahnvorstellungen an? Hörte sie mir überhaupt zu oder ignorierte sie meine Worte zu diesem Thema schlicht und ergreifend einfach? Das schlimmste an der ganzen Geschichte war allerdings, das sich mit dieser unvorhergesehenen Aussage von ihr, auch ebenso plötzlich die unwirklichen Bilder aus meinem Traum und ebenfalls die mehr als verwirrenden Gedanken zu L zurück meldete, was meinen Verstand erneut einen K.O. Schlag verpasste. Das Karussell in meinem Kopf hatte sich ruckartig abermals in Bewegung gesetzt und begann nunmehr ein Tempo vorzulegen, was es mir beinahe unmöglich machte dort so schnell wie möglich wieder ab zu springen. „Habt ihr euch wirklich so sehr gestritten Zahra? Das tut mir wirklich leid. Ich weiß wie du dich jetzt fühlen musst. Ich will gar nicht daran denken was passieren würde, wenn ich mich mit Light streiten würde…..“ meinte Misa noch eine Spur mitfühlender und nahm mich tröstend in ihre Arme, während ich immer noch absolut geschockt auf meinem Stuhl saß und immer wieder versuchte, mein Gehirn erneut zu starten. Dann jedoch taute mein schockgefrosteter Verstand endlich wieder auf und ich lernte ebenso umgehend meine Sprache wieder zu gebrauchen, bevor diese ungewollte Knuddelaktion von ihr am Ende noch in irgendwelchen aberwitzigen Gerüchten enden würde. „Halt mal Misa. Da verstehst du aber gerade was völlig falsch. Ich habe mich mit niemanden gestritten und nun zum hundertsten Mal……. Ich habe keinen Freund klar.“ Gab ich ihr entschlossen wie ebenso nachdrücklich zu verstehen, währenddessen ich sie bestimmt von mir abklettete und ihr eindringlich in die Augen sah. Diese musterte mich ziemlich misstrauisch, ehe sie in schallendes Gelächter ausbrach und mir wissend auf die Schulte klopfte. „Sicher Zahra….. Verstehe schon es ist noch nichts festes…..aber was nicht ist kann ja noch werden oder?.....Du darfst nur nicht aufgeben.“ Kam belustigt als Antwort zurück, derweil sie mir verräterisch zu zwinkerte. Mir klappte lediglich ungläubig der Mund auf, bevor ich mir dann doch genervt eine Hand vor die Stirn schlug. So schwer von Begriff konnte doch nun wahrlich niemand sein, oder doch? ´Ich geb´s auf……der ist beim besten Willen nicht mehr zu helfen……mich würde nur mal die Farbe des Flummis interessieren, welcher in ihrem Hirn alles so durcheinander zu bringen schien….` ging mir auch schon fassungslos durch den Kopf, während ich Misa nochmals kopfschüttelnd einen kritischen Blick zuwarf. Diese schien nun vollauf der Überzeugung zu sein, das Problem am Schopf gefasst zu haben, jedoch wechselte ihr Gesichtsausdruck schlagartig von überglücklich zu einem schelmischen Grinsen, was meine Alarmglocken erneut aufschreien ließ. Dieser Ausdruck von ihr gefiel mir gar nicht, denn das bedeutete, dass in ihrem verwirrten Kopf abermals etwas vor sich ging, was mir wahrscheinlich erneut nicht gefallen würde. Misstrauisch beobachtete ich sie aus den Augenwinkel und wurde auch schon im nächsten Augenblick komplett überraschend von meinem Stuhl gezerrt. „Komm mit Zahra. Mir ist da gerade was eingefallen. Ich glaube darüber wirst du dich freuen und den dummen Streit mit deinem fast Freund erstmal vergessen.“ meinte Misa geheimnisvoll kichernd, während sie mich haltlos hinter sich her zerrte. Was ging den nun schon wieder bei ihr ab? Die hatte doch wahrlich Nerven, mich jedes Mal völlig unvorbereitet einfach so durch die Gegend zu schleifen und mein Gefühl sagte mir jetzt schon, das ich lieber schreiend weglaufen sollte, als ihr bereitwillig zu folgen. Aber ich hatte mich auf dieses Spielchen eingelassen und würde es jetzt auch konsequent durch ziehen, selbst wenn es Misa war, welche mich mit ihrer gesamten Art einfach nur gaga machte. Somit ließ ich mich abermals wiederwillig von diesem unliebsamen Nervenbündel durch die Weltgeschichte schleifen, indessen ich versuchte einfach nur ruhig zu bleiben und mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Was blieb mir auch anderes übrig?
 

Misa eilte mit mir durch das Gebäude, vorbei an den uns ziemlich perplex hinterherschauenden Security-Männer, hinaus auf die öffentliche Straße. Wo verdammt noch mal wollte sie eigentlich hin? Mein Gedanken raste und ich suchten nach allen erdenklichen Optionen, welche ich in so einer Situation zur Verfügung hatte und ehrlich gesagt waren das nicht gerade viele. Im Inneren bereitete ich mich schon einmal auf alles vor, was mir in dem Moment nützlich sein könnte. Kampf, Verteidigung, Verhandlung, Flucht…….es konnte alles Mögliche passieren, denn immerhin durfte ich nicht vergessen das ich mich hier gerade in der „Gewalt“ von einen der beiden vermeintlichen Kiras befand und demzufolge mit allen rechnen musste. „Sag mal Misa….Wo wollen wir eigentlich hin?“ rief ich dem voran rennenden Mädchen zu, was mich unnachgiebig weiterhin hinter sich her zog. „ Wirst du gleich sehen“ kam die knappe Rückantwort von ihr und legte nochmals einen Zahn zu. Großer Gott, wäre sie nicht eine der Hauptverdächtigen in diesem Fall, hätte ich ihr schon längst gezeigt was ich von ihren dämlichen Aktionen hielt. Der gesamte Tag war einfach nur beschissen und wurde anscheinend von Minute zu Minute schlimmer. `Wozu bin ich heute Morgen überhaupt aufgestanden…` meldete sich prompt meinem Verstand und ich musste mich wahrlich zusammen reißen, um nicht einfach so stehen zu bleiben und Misa somit zu einem unfreiwilligen stopp zu zwingen. Wenn ich von ihr irgendetwas erfahren wollte, dann musste ich notgedrungen ihre Sperenzien mitspielen, ob sie mir nun gefielen oder nicht. Und ich konnte mir wahrlich was Besseres vorstellen, als mit diesem Nervenschreck durch Tokio zu rennen. Wenig später kam unser augenscheinliches Ziel auch schon in Sicht und mir wurde schlagartig heiß und kalt zu gleich, als ich dieses erblickte. Mit einem Mal wusste ich ganz klar, was dieses durchgeknallte Mädchen vorhatte und es gefiel mir ganz und gar nicht. Im Gegenteil, es lies mir wahre Eisberge den Rücken hinunter laufen, denn das auf was wir uns hier gerade zu bewegten, war die Uni. Lights Uni und das bedeutete für mich, dass meine kleine Lügengeschichte zu Light in ein paar Minuten unweigerlich auffliegen würde. Panisch begann mein Puls in die Höhe zu schnellen und mein Verstand arbeitete auf Hochtouren, um einen Fluchtweg aus dieser Situation zu ermitteln. Wenn mir jetzt nichts einfiel, hatte mein letztes Stündlein geschlagen, denn mit beiden Kiras auf einmal konnte ich es gewiss nicht aufnehmen. Zum ersten Mal, seit Anbeginn der Ermittlungen wünschte ich mir, das L sich erneut seinem Naturell hingegeben hatte und in dieser aussichtlosen Lage eingreifen würde. Wie sonst sollte ich mich hier raus alleine wieder befreien? Selbst wenn ich jetzt einen Plan entwickeln würde, wie aus dieser Situation mit Misa flüchten konnte, so würde diese ganz sicher misstrauisch werden. Selbst in dem unwahrscheinlichsten Fall, dass sie es nicht werden würde, wäre jedoch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch das sie spätestens jetzt Light von unserem Kontakt unterrichtete und das wäre mein sicheres Ende, wenn mich nicht alles täuschte. Flucht war also keine Möglichkeit, aber was blieb mir dann noch offen? Angestrengt kramte ich in meinem Gedächtnis nach irgendeiner plausiblen Lösung, während wir den Unigelände immer näher kamen. Noch nie hatte ich mich jemals so in die Enge getrieben gefühlt, aber ich hatte auch noch nie mit zwei Serienmörder solcher Art zu tun. Keine wusste wie die beiden töteten, allerdings war der körperliche Angriff nahezu ausgeschlossen, was meine Verteidigung mehr als nur einschränkte. Gegen was sollte man sich auch Verteidigen, wenn man keine Ahnung hatte womit man es hier zu tun hat? Hektisch sah ich um und grübelte indessen umso intensiver nach dem doch noch rettenden Lösungsweg, als ich auch schon Misa´s markdurchdringendes Rufen vernahm. „Liiiiggghhhtt.“
 

Meine Augen richteten sich starr geradeaus, als ich den klang seines Namens in meinen Ohren vernahm und mir blieb augenblicklich das Herz stehen, als ich das sich mir bietende Bild vor mir verarbeitet hatte. Da stand Light, aber neben ihm war noch jemand zuerkennen, welchen ich nun wirklich am allerwenigstens hier erwartet hatte. Wie gebannt klebte mein ungläubiger Blick am schwarzhaarigen Detektiv, der ebenso irritiert zu mir zurück starrte. Auch Light sah nicht gerade begeistert aus, weder beim Anblick von Misa noch bei meinem. Überschwänglich begrüßte das blonde Mädchen ihren „Freund“ und widmete sich dann neugierig dem Fremden neben ihm, während ich einfach nur völlig Perplex daneben stand und versuchte die nun neu entstandene Lage irgendwie abzuschätzen. Aufmerksam und ebenso skeptisch musterte ich erst Light und danach L, welche mich ebenfalls aus den Augenwinkel kritisch beobachteten. Jetzt war ich wahrlich komplett überrumpelt, denn mit solch einer Konstellation hatte ich nicht mal im Traum gerechnet. Was zur Hölle machte L überhaupt hier? Versuchte er wiedermal Light auszuhorchen? Natürlich, was auch sonst, aber wieso wurde ich darüber nicht in Kenntnisse gesetzt? War es vielleicht eine spontane Aktion gewesen oder wollte er es mir nun wirklich mit barer Münze heimzahlen? Ungeplante Handlungen entsprachen nämlich eigentlich nicht seinem Charakter, jedoch wenn dem so war wieso wurde ich dann im Unklaren darüber gelassen? Mein Kopf begann abermals schmerzhaft zu pochen und das Karussell in meinem Verstand bewegte sich mittlerweile schon mit Lichtgeschwindigkeit, denn je länger ich über diese seltsame zufällige Zusammenkunft nachgrübelte, desto unwohler wurde mir bei der ganzen Geschichte. Was war, wenn das jetzt unser beider Todesurteil war und der Fall somit wahrscheinlich ein für alle Mal ungelöst blieb? Hatten die beiden Kiras diese ganze Farce letzten Endes vielleicht sogar geplant und somit schlussendlich über uns gesiegt? Was war hier los? Meine Gedanken wollten sich einfach nicht in eine strukturierte Richtung gliedern, sondern würfelten ständig nur heillos durcheinander. „Hey Zahra lange nicht mehr gesehen. Du hast mir ja gar nicht erzählt, das du mit Misa befreundet bist und zudem, wie siehst du eigentlich aus?“ holten mich die prüfenden Worte von Light zurück aus den schwindelnden Höhen meiner verwirrten Gedanken und ich blinzelte kurz verständnislos in die Runde. War ich etwa so sehr in meinen Überlegungen gefangen gewesen, das ich nichts um mich herum mitbekommen hatte? Seit wann war ich eigentlich so unaufmerksam geworden? Das passte doch alles gar nicht mehr zu mir. Light beäugte mich weiterhin kritisch und auch L war anscheinend nicht gerade begeistert über mein unvorhergesehenes Auftauchen, denn er maß mich und Misa mehr als misstrauisch aus den Augenwinkel. Nur Misa schien ihr euphorische Art wohl niemals zu verlieren, sondern über nahm sogar gleich das Antworten für mich, während sie sich abermals freundschaftlich an meine Arm kettete. „Mensch Light jetzt freu dich doch mal, wenn ihr euch so lange nicht gesehen habt. Wir sind uns in der Innenstadt das erste Mal begegnet, als Zahra ihren Hund ausgeführt hatte. Danach haben wir uns einfach angefreundet. Und Ihr Outfit ist echt cool oder? Hab sie mit zu nen Shooting genommen.“ meinte diese fröhlich, was ihr von Light sofort eine zweifelnden Blick bescherte und dieser mich nochmals kritisch besah. Ich nickte nur zustimmend, denn vorerst war es vielleicht besser erst einmal zu beobachten, als mich durch ein zu viel gesagtes Wort sprichwörtlich noch um Kopf und Kragen zu reden. Im Moment stand ich wahrlich zwischen den Stühlen, genauer gesagt zwischen den beiden vermeintlichen Kiras. Dann jedoch wechselte meine eben noch so unangekratzte freundliche Fassade zu einem entgleiten sämtlicher Gesichtszüge und eines vor Unglauben aufklappenden Mund, als ich L´s Enthüllung vernahm, das er schon seit der A-Teen Augustausgabe ein Fan von Misa sei und er Light nach seiner eigen Aussage um diese beneidete. Was ging denn bitteschön jetzt ab? Hatte der denn den Schuss nicht mehr gehört? Tickte der noch ganz sauber? Seit wann war er den bitte ein Fan von Misa? Ich konnte es einfach nicht fassen, so etwas ausgerechnet aus seinem Mund zu hören. Ich war in diesem Augenblick einfach nur Baff und spürte ebenso ein undefinierbares schlechtes Gefühl in meinem Bauch. Aus irgendeinem Grund gefiel mir diese Eröffnung von ihm ganz und gar nicht, was mich selbst im nächsten Moment extrem irritierte. Dann jedoch ging alles ganz schnell und plötzlich standen mehrere ihrer Bewunderer um uns herum, was meine Laune noch einmal sinken ließ. Was fanden die eigentlich alle nur an ihr? Gut, sie war hübsch und berühmt, aber das war dann meiner Meinung nach auch schon alles. Das man andere Menschen nur durch sein Äußeres so für sich vereinnahmen konnte, war mir von jeher ein Rätsel gewesen. Genervt begutachtete ich die sich abspielende Fanszene mit einem bemessenden Abstand und behielt derweil Light wie auch Misa sehr genau im Auge. Egal wie sehr auch gerade alles drunter und drüber ging, die Ermittlungen standen immer noch im Vordergrund. Die scheinbar harmlos wirkende Situation konnte sich auch postwendend in ein bitterböses Ende verwandeln, wenn wir nicht aufpassten. Trotz allem interessierte mich brennend, warum ausgerechnet L sich hier aufhielt und zudem noch solch ein für ihn eigentlich unnormales Verhalten an den Tag legte. Mein Kopf würde wirklich noch explodieren, wenn diese Netzt aus Verwirrung, welches mich gerade umgab sich noch weiter verheddern würde. Plötzlich jedoch wurde ich abermals durch einen spitzen Schrei aus meinen Gedanken gerissen und ich schaute fassungslos auf die sich mir bietende Szene, welche sich vor mir abspielte. Hatte L Misa gerade wirklich an den Hintern gegrabscht? Mir viel neuerlich wahrlich alles aus den Gesicht und versuchte krampfhaft diese bizarre Vorstellung davon in meinem Kopf zu verarbeiten. Das war jetzt nun ehrlich entschieden zu viel für mich. Das konnte doch nicht wirklich sein ernst sein? So etwas hätte ich nun beim besten Willen nicht von ihm erwartet, weshalb ich ihm lediglich weiterhin mit meine ungläubigen Augen entgegen starrte. Zugleich bemerkte ich allerdings auch, das sich in mir in diesem Augenblick eine unbekannte Wut anzustauen begann, welche ich zähneknirschend versuchte nieder zu ringen, indessen ich mir schmerzhaft abermals auf die Zunge biss. Was war den bitte das jetzt schon wieder? Ich hatte inzwischen wirklich keinen blassen Schimmer mehr, was eigentlich mit mir los war. Solche Gefühle waren nicht nur mehr als untypisch für mich, sondern auch in so einer Situation wie dieser mehr als unangebracht. Ich schloss für einen Moment meine Augen und atmete einmal tief durch, ehe ich durch das wettern einer weiteren Person erneut jäh in meiner Konzentration gestört wurde. Misa´s Managerin war in der Zwischenzeit aufgetaucht und hatte diese unsanft vom Platz befördert, was das blonde Mädchen aber wohl eher weniger zu stören schien. Im Gegenteil sie winkte uns unermüdlich fröhlich zum Abschied zu, während ich diese Spektakel schwer aufseufzend und erleichtert zugleich verfolgte. Na wenigstens schon mal ein Problem weniger, aber aus dem Schneider war ich hier noch lange nicht, den die lauernde Gefahr war trotz allem Allgegenwärtig zu spüren.

komplemetäre Meinungen

Komplementäre Meinungen
 

Die Menschenansammlung um uns herum, hatte unterdessen bereits wieder damit begonnen gehabt sich aufzulösen, wie ich nach einem kurz schweifenden Blick durch meine nähere Umgebung erleichtert feststellte. Solche Massen an Menschen erschwert es einen schon ziemlich, ein oder wie in diesem Fall sogar zwei Personen genauestens im Auge zu behalten. Zumindest war ich jetzt erstmal Misa wieder los, wodurch ich mich nunmehr erneut ganz und gar auf Light konzentrieren konnte, denn schließlich wusste er jetzt unbestreitbar von meinem Kontakt zu Misa Amane. Ich hatte ihm ansehen können, wie wenig ihm dieser, für ihn anscheinend neu entstandenen Aspekt zu gefallen schien, aber immerhin hielt sich durch Misa´s plötzlichen Aufbruch eine Enttarnung meiner Lügen ihr gegenüber wenigstens vorerst in Grenzen. Dennoch musste ich mehr als wachsam bleiben, da die Gefahr welche in dieser soeben überstandenen Situation mitgeschwungen war, nur einen vermeintlichen Aufschub bekommen hatte, trotz allem aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gebannt war. Irgendetwas musste ich mir einfallen lassen, um das sich immer weiter zusammenbrauende Unheil doch noch irgendwie abzuwenden, denn eines wollte ich im Augenblick am aller wenigsten. Mein Leben verlieren, bevor der Fall Kira endgültig abgeschlossen war. Aber wie sollte ich das nur bewerkstelligen? Was konnte ich letztendlich tun, um einen mit Sicherheit bevorstehenden Informationsaustausch zwischen den beiden vermeintlichen Kiras zu unterbinden? Angestrengt begann ich abermals über dieses scheinbar schier ausweglose Problem nach zu grübeln, während ich abwechselnd L wie auch Light aufmerksam aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. Wenn mir nicht schleunigst etwas einfiel, konnte ich mir wahrscheinlich bald die Radieschen von unten ansehen. Plötzlich blieb mein Blick wie versteinert an L hängen und meine Gedanken machten einen erschrockenen Rückwärtssalto, als mir mein Verstand ein neues unglückliches Detail in dieser Geschichte zuwarf. Nicht nur ich, nein sondern auch Ryuzaki war höchstwahrscheinlich genauso in Lebensgefahr, wenn meine Gedankengänge zum Kira-Fall wirklich zu trafen. Immerhin stand für mich nicht nur schon fast eindeutig fest, das Light und Misa die beiden gesuchten Kiras waren, sondern zudem war da auch noch der mehr als beunruhigende Umstand, dass der zweite Kira ja vermutlich nur das Gesicht brauchte um zu töten und Misa kannte sowohl meines wie auch inzwischen das von L. `So ein verfluchter Mist….` ging mir postwendend durch den Kopf, was mich folglich abermals zu der Frage brachte, was Ryuzaki hier eigentlich zu suchen hatte und warum ich von dieser ganzen Aktion nichts wusste. Prüfend maß ich Light, welcher sich derweil wieder an L gewandt hatte, bevor meine Augen erneut zu dem jungen schwarzhaarigen Detektiv hinüberglitten. War ihm die unterschwellig lauernde momentane Gefahr dieser Lage ebenso bewusst wie mir? Hatte er vielleicht sogar schon einen Plan, um sich dieser aufkommenden Bedrohung zu entziehen? Wenn ja, würde er mich in diesen Berücksichtigen und auch mein Leben schützen oder mich wie eine Schachfigur in seinem Spiel zu seiner eigenen Sicherheit opfern? Meine Gedanken rasten durch das nicht enden wollende Labyrinth aus Fragen, welche sich zu immer neuen prekären Formulierungen zu entwickeln begannen. `Verdammt Mädchen, warum musst du auch immer mit dem Kopf durch die Wand und versuchen mit allen Mitteln einen Fall zu lösen oder an Informationen dafür zu gelangen?...` maßregelte mich mein gemarterter Verstand, ehe ich von Lights fragender Stimme zurück in die Realität geholt wurde.
 

„Hey Zahra. Wolltest du hier festwachsen oder willst du uns vielleicht Gesellschaft leisten?“ vernahm ich auch schon seine Worte, während er mir auffordernd entgegen sah. Light gefiel es gar nicht, das er von den Kontakt zwischen Misa und Zahra hinter seinem Rücken nichts mitbekommen hatte, denn das könnte ihm sehr schnell gefährlich werden, wenn dieses blonde Mädchen auch nur einen kleinen Fehler begangen hatte. Er musste jetzt einfach herausfinden, wieviel Zahra schon wusste und konnte eventuell beide Störenfriede auch sogleich mit einer Klappe schlagen. Misa kannte schließlich dank ihrer Shinigamiaugen die Namen von seinen beiden Kontrahenten und er würde sich das auch umgehend zunutze machen, um ein für alle Mal die Gefahr überführt zu werden umgehend zu beseitigen, wodurch er endlich unaufhaltsam zum Gott einer neuen Welt werden würde. Ich blinzelte Light zuerst ein wenig verwirrt entgegnen, ehe ich einen kurzen aber abschätzenden Blick zu L riskierte, welche mir jedoch lediglich ungerührt entgehen starrte und die Sache vorerst nur zu beobachten schien. Was hatte Light denn nun schon wieder vor? Irgendetwas an der ganzen Situation war seltsam, denn warum sollte er plötzlich wieder meine Gesellschaft suchen, nachdem er mich zuvor so verdrossen auf Abstand gehalten hatte? Wollte er mich etwa über meine Beziehung zu Misa aushorchen? Aber was sollte ihm das nützen, wenn L mit dabei war? Light würde sich dadurch doch nur noch verdächtiger machen? Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, das sagte mir schon allein das mehr als ungute Gefühl, welches sich mit jeder vergehenden Sekunde weiter in meinen Bauch auszubreiten begann. Wäre es nicht vielleicht klüger, wenn ich doch Misa folgen würde, denn immerhin stand Light ja mehr oder weniger schon unter den prüfenden Augen von L. Was sollte ich jetzt nur tun? „Entscheide dich Zahra. Wir haben nicht ewig Zeit.“ Mischte sich nun auch Ryuzakis Stimme unter meine Gedanken, indessen er mir einen ziemlich unfreundlichen Blick zuwarf. Was hatte er denn nun schon wieder für ein Problem? Ich war doch nicht mit Absicht in diese Situation geraten, sondern wurde von Misa gewissermaßen einfach ins kalte Wasser geschmissen. Es war für mich allerdings auch nicht zu übersehen, das L mein Auftauchen nicht gerade glücklich gestimmt hatte und diese unerwartete Einladung von Light schien seine Laune auch nicht wirklich zu verbessern, sondern eher noch zu verschlimmern. Ärgerlich hob ich eine Braue und maß ihn mit einem genervten Seitenblick, bevor ich mich Zustimmend an Light wandte. Jetzt würde ich erst Recht seine unverhoffte Einladung annehmen, denn egal in was für einer Situation wir auch momentan steckten, so ließ ich nicht mit mir umspringen und schlimmer konnte die Lage ja bei weitem auch nicht mehr werden. „Schön Zahra. Aber geht ihr zwei doch schon mal vor. Ich will vorher noch schnell zur Toilette.“ meinte Light auch sogleich an uns gewandt und schenkte mir erneut dieses smarte Lächeln von ihm, welches ich ihm seit unserer ersten Begegnung noch nie abgekauft hatte. Genervt verdrehte ich innerlich abermals die Augen, den diese unehrliche Gesten gingen mir jedes Mal erneut gegen den Strich. Gleichfalls merkte ich aber auch augenblicklich alarmiert auf, denn es konnte einfach nichts Gutes bedeuten, wenn er sich so plötzlich von uns absetzten wollte. Bei jedem anderen hätte ich mich solch eine Aussage vermutlich kalt gelassen, aber bei Kira war die Sachlage eine ganz andere. Gerade als ich etwas dazu erwidern wollte, funkte mir L mit einem „Klar. Komm Zahra.“ dazwischen, was mich umgehend irritiert zu den jungen Detektiv hinüber schauen ließ, welcher sich bereits in Richtung Unigebäude in Bewegung setzte. Hatte der sie noch alle? Der konnte Light doch jetzt nicht so einfach unbeaufsichtigt zurück lassen. Oder hatte er dabei vielleicht irgendeinen mir unbekannten Hintergedanken? Warum verdammt noch mal wurde ich hier einfach so im Ungewissen gelassen? Unschlüssig und verärgert über seinen mal wieder angeschlagenen Befehlston, kaute ich nachdenklich auf meiner Unterlippe und maß sowohl Light wie auch L nochmals mit einem skeptischen Blick. Was hatte ich denn bitteschön jetzt noch für eine Wahl? Wie sähe es denn aus, wenn ich Light jetzt einfach so auf seinen vermeintlichen Toilettengang begleiten würde? Missmutig ballte ich meine Hände und drehte mich anschließend doch in Ryuzakis Richtung, welchen ich auch keine zwei Minuten später wieder eingeholt hatte. Sauer besah ich mir diesen aus den Augenwinkel, was mir dieser mit einen ebenso finsteren quittierte.
 

„Was zum kuckuck machst du überhaupt hier Ryuzaki und warum wurde das vor mir geheim gehalten?“ stellte ich umgehend die mich quälenden Fragen lauernd den neben mir herlaufenden Detektiv, ohne dass jemand außer ihm es verstanden hätte. L maß Zahra aufmerksam von der Seite, denn eigentlich hatte er im Augenblick wahrlich keine Lust sich ausgerechnet ihr zu erklären. Ihm selbst interessierte es im Moment viel mehr, was die junge sture Frau schon wieder heimlich bei Misa zu suchen gehabt hatte und wieso sie hier mit dieser an der Uni aufgetaucht war. Zwar konnte oder besser wollte er es sich nicht vorstellen, das Zahra sich eventuell doch den beiden Kiras angeschlossen hatte, aber ganz ausschließen konnte er es leider auch nicht. Warum sollte sich die bisher immer so unnachgiebige Person neben ihm sonst so von Misa herumschubsen und kostümieren lassen? Auch gemäß dem Fall, dass sie sich so erhoffte an für die Ermittlungen wertvolle Informationen zu kommen, wäre so etwas schon mehr als untypisch für Zahra. Er konnte einfach nie abschätzen, was diese nun wirklich vorhatte oder wie sie wirklich tickte. Es deprimierte ihn jeden Tag aufs Neue und diese durch Zahras Anwesenheit aufkommenden verwirrenden Gedanken und Reaktionen machten ihm sein Leben zurzeit auch nicht gerade leichter, sondern ließen es wahrlich immer mehr aus allen Fugen geraten. Diese junge Frau war wirklich Segen und Fluch zugleich. „Dasselbe könnte ich dich auch Fragen Zahra.“ kam monoton, aber trotz allem prüfend von diesem zurück, während L sie weiterhin aufmerksam im Auge behielt. `War ja klar das dazu eine Gegenfrage folgen musste…` meldete sich beim vernehmen seiner Worte mein überhitzter Verstand, indessen ich einmal beruhigend durchatmete und gereizt meine Augen schloss. Umgehend öffnete ich diese wieder, als ich das penetrante klingeln eines Handys neben mir vernahm und schaute verwirrt zu den grinsenden jungen Mann neben mir, welcher dieses mit zwei spitzen Fingern begeistert in die Luft hielt. Sprachlos wie ebenso heillos irritiert begutachtete ich das bizarr anmutende Schauspiel und konnte mir dann doch ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. `Der kann ja sogar ernsthaft Lächeln………das ich das noch erleben darf…..` dachte ich belustigt und konnte in diesem Moment lediglich fassungslos meinen Kopf schütteln. Dieser Tag wurde wahrlich von Minute zu Minute immer abstruser für mich und hielt eine unglaubwürdige Situation nach der nächsten für mich bereit. Die überraschende Regung in seinem Gesicht verschwand allerdings umgehend, als er kurzerhand das Gespräch annahm und meine Aufmerksamkeit auf etwas viel wichtigeres lenkte. Gespannt verfolgte ich das kurze Telefonat und kurz darauf entglitten mir für einen winzigen Augenblick entgeistert die Gesichtszüge, als ich plötzlich Light hinter mir ausmachen konnte, welcher verkündete das diesen unbekannte Handy Misa gehörte. Schlagartig sprangen meine Gedankengänge abermals wild durcheinander, gleich so wie abertausende von Flummis, welche man alle mit einen Mal fallen ließ. Hatte er vorhin deshalb Misa an den Hintern gefasst, um sich so Zugang zu ihrem Handy zu beschaffen? Hatte er eventuell sogar geahnt, das Light die Lage ausnutzen würde und sich somit vor dem drohenden Unheil bewahrt? Unbewusst merkte ich, wie mein Herz bei diesen Gedanken einen erleichterten Hüpfer tat und eine scheinbar erdrückende Last von mir abzufallen begann, was mich neuerlich zusehends irritierte. Was zum Geier war das nur ständig? Unwillig schüttelte ich abermals meinen braunen Haarschopf, um diese skurrilen Überlegungen erneut von mir abzuschütteln, als ich wieder das Klingeln eines Handys wahrnehmen konnte und mich suchend nach den Übeltäter umsah. Diesmal kam das Schellen ganz eindeutig von L´s eigenem Telefon, was nicht nur meine sondern auch Lights Aufmerksamkeit zu erregen schien, welcher sich in der Zwischenzeit bereits erneut ein Stück von uns entfernt hatte. Kurz wechselte Ryuzaki ein paar knapp bemessende Wort mit dem Anrufer und eröffnete uns sodann, dass die Polizei Misa, unter dem Verdacht das sie Kira Nummer 2 war, festgenommen hatten. Mir klappte lediglich erschüttert der Mund auf, während ich den Detektiv entgeistert entgegen starrte. Erneut begannen meine Gedanken sich zu überschlagen, sodass ich nicht einmal mehr dazu im Stande war, irgendeine Reaktion von Light im Auge behalten oder nur auch registrieren zu können. Sie hatten Misa wirklich verhaftet? Wieso wurde das alles vor mir geheim gehalten? Warum nur wurde ich nicht von diesen Vorhaben in Kenntnis gesetzt? Vertraute mir die SOKO oder besser gesagt L nun gar nicht mehr? Was war hier eigentlich los? Ich fühlte mich, als ob mir der Boden unter den Füßen weggerissen wurde, denn ich konnte diese mir unverständlichen Tatsachen einfach nicht begreifen? Es versetzte erneut einen schmerzhaften Stich und ein nicht enden wollendes „Warum?“ halte immer und immer wieder in meinen Gedanken nach. In diesem Augenblick fühlte ich mich zum aller ersten Mal wirklich wie eine fremde, ausgegrenzte Person in dieser riesige großen japanischen Stadt namens Tokio und der darin beheimateten Sonderkommision Kira.
 

Nach L´s Bekanntgabe über die Verhaftung vom vermeintlichen Kira Nummer 2, hatten wir uns sehr bald von Light verabschiedet und uns anschließend auf den Weg ins derzeitige Hotel gemacht. Die gesamt Fahrt über hatte ich vergeblich versucht, irgendeine Antwort zu meinen nicht enden wollenden Fragen aus L heraus zu bekommen, aber ich hatte leider nur mäßigen Erfolg. Alles was er mir erörterte war, das ich wohl noch geschlafen hätte und somit dem Treffen heute Morgen, in dem dieser unerwartete Schritt beschlossen wurde, nicht beigewohnt hatte. Meine Nachfragen darauf, warum man mich denn dann nicht geweckt hatte, waren stets unbeantwortet geblieben, sodass ich dies resigniert und verärgert nach dem wohl tausendsten Mal unwillig einstellte. Irgendwie kam ich mir in dieser gesamten Situation nämlich ein wenig blöd vor. Ungefähr so, wie jemand der stundenlang auf eine Wand ein quatschte und versuchte vergeblich von dieser eine Antwort zu bekommen. Es verwirrte mich zusehends, denn ich konnte mir einfach nicht erklären, warum mir auf einmal die kalte Schulter gezeigt wurde, obwohl ich nach meiner eigenen Einschätzung keinen mir ersichtlichen Anlass dazu gegeben hatte.

L war seit der vergangenen unliebsamen Nacht abermals dazu übergegangen Zahra vorerst erneut so gut es ging aus den Weg zu gehen. Wieder hatten ihn diesen verwirrenden Gedanken und unerwünschten Regungen seines Körpers unaufhörlich gequält und beschäftigt, was ihn schlussendlich zu dieser eigentlich nicht sonderlich dienlichen Maßnahme getrieben hatte. Solange er nicht eindeutig bestimmen konnte, was es mit diesen seltsamen Erscheinungen zu seiner Person auf sich hatte, würde er versuchen einen Bogen um sie zu machen. Mit jeden Tag, welchen sie in seiner Nähe verbrachte und mit jeder unliebsamen Aktion, die ihre nächtlichen Schlafwandelattacken mit sich brachten, drangen diese immer weiter in seinen Verstand vor und behinderten dadurch seine Ermittlungen erheblich. Natürlich hätte sie davon unterrichtet werden sollen, aber hätte er Watari damit beauftragt, so wäre diesem sicherlich ebenso sofort aufgefallen, das er Zahra auch nicht vom bevorstehenden Hotelwechsel in Kenntnis gesetzt hatte und das wollte er ganz bewusst verhindern. L wollte wenigstens einmal ein paar Stunden nicht in ihrer irritierenden Nähe verbringen müssen, um zu mindestens ein paar seiner Gedankengänge analysieren zu können und da bot sich diese Gelegenheit geradezu an. Hätte er geahnt, dass sie sich abermals mit Misa treffen würde hätte er vermutlich anders gehandelt, denn die nicht von der Hand zuweisende Gefahr, in welche sie sich vorhin unwissend begeben hatte, war von ihm nicht mit einkalkuliert gewesen und hätte ziemlich unglücklich ausgehen können. So langsam wurde ihm die ganze Geschichte mit Zahra wahrlich zu anstrengend. Schon allein ihr heutiges erscheinen und vor allem in so einem Outfit hatte ihn erneut nicht kalt gelassen, wie er verärgert hatte feststellen müssen. Gerade in solch einer Situation wie eben mit Light hatte er all seine Konzentration gebraucht, um mit seinen Gedanken bei dem Fall zu bleiben und nicht unbewusst diese wieder an die junge Frau zu verschwenden. Es war für L einfach nicht rational begreiflich und beschäftigte ihn trotz alledem in jeder freien Minute gänzlich unbewusst in seinen Gedanken.
 

Vor dem Hotel angekommen traf ich zu ersten Mal seit gestern Abend wieder auf den Rest der Sonderkommission, wo ich mit einem freudigen „Da sind sie ja Zahra. Wir haben sie schon vermisst.“ von Matsuda strahlend empfangen wurde. Ich maß ihn lediglich mit hochgezogener Augenbraue und einem eindeutigen Gesichtsausdruck, während ich mich mit einem genervten „Sicher.“ zu ihnen gesellte, ehe wir anschließend zusammen die neue provisorische Ermittlungszentrale betraten.

Die Ermittler schenkten mir allesamt ein irritiertes wie auch überraschtes Gesicht, ließen allerdings ihre aufkommenden Fragen umgestellt. Wir folgten L nacheinander kommentarlos in das Zimmer, während er sich schwunghaft in einen der Sessel nieder ließ und Watari anwies ihm etwas zu zeigen, was bei mir schon jetzt ein ungutes Gefühl herauf beschwor. Der Ton, in welchem die Beiden sprachen und auch das nochmalige Nachfragen von Watari gefielen mir in diesem Augenblick gar nicht und mein Bauchgefühl sollte mich auch dieses Mal nicht enttäuschen. Angespannt und beunruhigt starrte ich auf das nun mehr kurze flackern des Fernseher, ehe mir wie auch allen anderen Anwesenden ein erschrockenes Aufkeuchen entkam, als wir die uns nun offenbarten Bilder erkannten. Sie zeigten Misa Amane gefesselt an einer Art Sackkarre und mit verbundenen Augen, welche nur noch so etwas wie ein augenscheinliches Nachthemd trug. Erschrocken wich ich ein paar Schritte zurück und fixierte weiterhin fassungslos die abstruse Szenerie auf dem Monitor. Was um alles in der Welt war den bitteschön das? Hatten die jetzt völlig den Verstand verloren? So etwas konnte man doch nicht machen. Das war Freiheitsberaubung aller erster Güte. Spinnen die jetzt vollkommen? Schockiert vernahm ich die Stimme von L, welche Watari den ausdrücklichen Befehl gab, Misa egal wie zum reden zu bringen. Erneut entkam mir ein entsetztes Keuchen und ich starrte nunmehr entsetzt zu dem schwarzhaarigen Detektive, während um uns herum leise Proteste und Empörung von Seiten der Ermittler zu hören waren. Ich konnte es einfach nicht glauben. Er wollte Misa wirklich foltern lassen? War er denn jetzt völlig durch geknallt? Auch wenn sie im Verdacht stand der zweite Kira zu sein, konnte man doch so etwas nicht machen. Das war doch einfach nur menschenverachtend. Langsam aber stetig errang ich meine verloren gegangene Fassung zurück und die übermächtige Empörung in mir verwandelte sich umgehend in eine noch größere Wut, sodass mein Körper leicht zu zittern begann. Sauer ballte ich meine Hände und spannte verärgert meine Muskeln an, um diesen angeblichen Meisterdetektiv nicht sofort den Kopf abzureißen. Wie konnte man sich nur auf so ein Niveau herablassen? Das ging wahrlich gegen alles wofür ich kämpfte und weshalb ich mich zur Polizistin hab ausbilden lassen. So etwas konnte und wollte ich einfach nicht zulassen. „Sag mal hast du sie eigentlich noch alle Ryuzaki? Ihr könnt doch Misa nicht auf solch eine Art und Weise festhalten. Das geht jetzt wirklich zu weit.“ gab ich auch prompt wutentbrannt von mir und blickte L mehr als finster entgegen. Dieser hatte sogleich bemerkt, wie die Stimmung im Raum deutlich gekippt war, als seine eigenwilligen Verhörmethoden offenbart wurden. L hatte bereits mit solchen Reaktionen gerechnet, denn er wusste sehr wohl um den Eindruck, welchen seine manchmal recht skrupellose Vorgehensweise bei anderen hinterlassen konnte. Aber es war für ihn schlicht und ergreifend die Sicherste wie auch erfolgversprechendste Lösung, um schnellstmöglich an Beweise und somit zum Abschluss des Falles zu gelangen. Egal wie, er würde diesen lösen und dafür war ihm jedes Mittel recht, ob es den anderen nun gefiel oder nicht. Allerdings bereitete ihm gerade Zahras Reaktion einiges Kopfzerbrechen, auch wenn er diese bereits im Vorfeld schon vermutet hatte. Sie war anders als die anderen Ermittler und durchaus dazu in der Lage, seine gesamten Pläne ins Wanken zu bringen, da er ihre Handlungen einfach nicht vorrausahnen konnte. Ihre sture und undurchsichtige Art stellten ihn ständig vor immer neue Probleme, welche ihn oftmals völlig unvorbereitet trafen. „Keine Sorge Zahra. Misa wird nichts geschehen. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Hast du etwa schon wieder vergessen, dass der zweite Kira nur das Gesicht seines Opfers braucht, um es zu töten?“ gab er ungerührt monoton zur Antwort und behielt indessen diese wachsam im Auge. Bei ihr musste er einfach auf alles gefasst sein. Fassungslos fixierte ich Ryuzaki mit meine bitter böse blickenden blaugrauen Augen, während die in mir aufsteigende Wut beinahe schon überzukochen begann. Der hatte doch wirklich nen Vogel. Aber so nicht L. Nicht mit mir. Das lasse ich niemals zu. Ich schenkte ihm nochmals einen Blick, welcher wahrscheinlich jeden sofort schockgefrostet hätte und drehte mich dann entschlossen auf den Absatz herum, um das Hotelzimmer aufgebracht zu verlassen. L hatte ihre extreme Abneigung zu seinen Ermittlungsmethoden bereits sehr schnell bemerkt und verengte umgehend seine schwarzen Augen, als er ihre unliebsame Reaktion bemerkte. „Wo willst du hin Zahra?“ kam sofort drohend von diesem und verfolgte aufmerksam jeden weiteren ihrer Schritte Richtung Tür. Sauer stürmte ich einfach weiter geradeaus, indessen ich ihm ein knappes „Ich werde Misa da rausholen. Sowas werde ich mir nicht mit ansehen, klar?“ an den Kopf warf. Der junge Detektiv reagierte sofort und sprang mit einem Satz über den Sessel, bevor er Zahra eilig einholte und diese unsanft gegen die nächstbeste Wand drückte. Er hatte so etwas irgendwie schon geahnt und sich demensprechend auf diese Situation vorbereitet. Er würde es nicht zulassen, das Zahra ihm in seine Ermittlungen dazwischen funkte. Aber er wusste inzwischen ebenso auch, dass er die junge Frau vor ihm nicht unterschätzen durfte.
 

„Das wirst du nicht tun Zahra“ entgegnete L dunkel und verstärkte nachdrücklich nochmals ein wenig den Druck um ihre Handgelenke, mit welchen er sie unnachgiebig an der Wand fixierte. Mir entkam ein kurzer erschrockener Aufschrei, als ich mich plötzlich schmerzhaft an die Wand gedrückt in seinem Griff wiederfand und starrte ihm nur ungläubig in seine finster dreinblickenden Augen, bevor sich der erste Schreck bei mir schlagartig zu legen begann, was die für den Moment zurückgedrängte Wut abermals umgehend hell in mir auflodern ließ. „Hast du nen Knall Ryuzaki? Lass mich sofort los verstanden.“ Entgegnete ich postwendend, derweil ich mich mit aller Macht versuchte aus seinen eisernen Griff zu befreien. „Nein. Das mache ich erst, wenn du wieder bei klaren Verstand bist Zahra.“ gab dieser dunkel zurück und behielt die sich windende junge Frau vor ihm wachsam im Auge. Sie konnte wirklich eine enorme Kraft entwickeln, wodurch es ihm sichtlich Mühe bereitete, ihre vehemente Gegenwehr nicht durchbrechen zu lassen. Meine Augen verengten sich wütend und mein Blick wurde von Sekunde zu Sekunde nur noch dunkler. Das war jetzt wirklich nicht sein Ernst oder? Wie konnte er es wagen, mich so zu beleidigen? Er war doch derjenige, welcher hier nicht mehr bei klaren Verstand war. Allerdings war er ein Mann und hatte somit erheblich mehr Kraft als ich, was es mir eigentlich schon fast unmöglich machte, ihn mit purer Muskelkraft von mir wegzustoßen und mich aus diesem Gefängnis zu befreien. Angestrengt grübelte ich über eine mir logisch klingende Möglichkeit nach, um seine Fesseln doch noch sprengen zu können ohne ihm ernsthaft wehtun zu müssen, denn das wollte ich ihm trotz alldem eigentlich nicht. Und dann plötzlich überkam mich ein Geistesblitz, was mir umgehend ein boshaftes Schmunzle entlockte. Ja auch L hatte einen Schwachpunkt und ich glaube ich hatte ihn gerade herausgefunden. Somit beugte ich meinen Kopf soweit vor wie es mir in dieser Lage möglich war, sodass ich zuletzt genau neben seinem Ohr zu stehen kam. „Es wäre besser für uns beide, wenn du mich nicht provozieren würdest L.“ flüsterte ich ihm mit verruchter Stimme zu und merkte umgehend, wie mein kleiner hinterhältiger Angriff seine Wirkung nicht verfehlte und sich sein Griff schlagartig lockerte. Beunruhig und alarmiert registrierte L das nichts Gutes vorausheißende hinterlistige Grinsen auf Zahras Lippen, aber ehe er auch nur hätte reagieren können, vernahm er bereits schon die rauchige Stimme von ihr an seinem Ohr, was ihn umgehend in seine altbekannte Schockstarre fallen ließ und die verhasste Unruhe in ihm zurück auf den Plan rief. Schlagartig schnellte sein Puls in die Höhe und auch sein Herz begann abermals einen neuen Rekordversuch in schnellschlagen zu starten, währenddessen ihm ein wahrer Schwall von Schauer immer wieder über den Körper lief. Mit geweiteten Augen starrte er auf die vor ihm befindliche Wand und war nunmehr unfähig sich ihrer Gegenwehr zu stellen. Ich nutzte meine sich mir bietende Chance sofort und hatte mich mit zwei flinken Bewegungen geschickt aus seinem nunmehr lockeren Griff befreit, derweil ich nun den Spieß umdrehet und jetzt L an der Wand fixierte. Dieser wusste im ersten Augenblick gar nicht recht wie ihm geschah, als er sich nun selbst in dieser unglücklich Lage wieder fand. Dann allerdings kehrte sein Verstand schlagartig aus der ihn einnehmenden Schockstarre zurück und sein Blick wurde mehr als nur dunkel. Nicht einmal ihre verwirrende Nähe oder diese irritierende Unruhe konnte ihn jetzt noch zurück halten. Er war zum ersten Mal in seinem Leben wirklich sauer, denn noch nie hatte ihn jemand so zu überwältigen gewusst und eine Schwäche beim gefunden gehabt, gleich so wie es Zahra gerade eindrucksvoll gemeistert hatte. Es war für L in dem Moment mehr als nur eine Niederlage, da schon alleine der Umstand das noch weitere Anwesenden diese Überwältigung seiner selbst miterlebt, ihn schlichtweg so hilflos gesehen hatten, mehr als wütend machte. Kraftvoll stieß er sich von der Wand ab und warf nun die ziemlich erschrocken wirkende Zahra mit sich zu Boden, was diese umgehend mit einen spitzen Aufschrei kommentierte. Völlig geschockt starrte ich den nun auf mir sitzenden Detektiv entgegen und konnte im ersten Augenblick gar nicht wirklich verarbeiten, was hier eben gerade geschehen war. Dieser Blick in seinen Augen flößte mir wahrlich Respekt ein, denn noch nie hatte ich solch einen Ausdruck in ihnen erblickt. Hatte ich wirklich seinen wunden Punkt getroffen? Er schien mir jedenfalls ziemlich sauer zu sein und ich begann abermals angestrengt darüber nachzugrübeln, wie ich nun aus dieser erneuten für mich ziemlich misslingen Lage heraus kommen sollte, als sich plötzlich die erschrocken klingende Stimme von Herrn Yagami unter das Geschehen mischte. „Auseinander ihre beiden. Jetzt reicht es aber wirklich. Genug jetzt.“ war polternd von diesem zu vernehmen, während er sich nachdrücklich vor uns aufzubauen begann. L besah sich dennoch weiterhin böse die junge Frau unter ihm, welche ihn erst eben so gedemütigt hatte und besann sich jedoch dann eines besseren, nachdem er die Worte von Lights Vater registriert hatte. Auch diesen durfte er nicht unterschätzen, denn er würde mit absoluter Wahrscheinlichkeit alles Erdenkliche tun, um diesen Streit endlich zu beenden. Aber noch mehr Unruhe konnte er innerhalb der SOKO wirklich nicht gebrauchen. Daher entschloss er sich dann doch dazu, sich unwillig von Zahra wieder zu erheben. Allerdings griff er zuvor noch in eine ihrer Hosentaschen, um dieser wenigstens ihres Handys zu entledigen und somit weitere Störungen seiner Ermittlungen vorerst zu unterbinden. Mit einen letzten finsteren wie ebenso abschätzenden Blick maß er nochmals die verstört zu ihm aufblickende Zahra am Boden, ehe er sich erneut missmutig auf seinen Sessel begab.
 

Aufmerksam hatte ich erleichtert beobachtet, wie L nun doch endlich wieder von mir herunter stieg, als mir im nächsten Augenblick jedoch erschrocken ein erneuter Schrei entfuhr, als ich merkte wie sich dieser allen Anschein nach an meiner Hose zu schaffen machte. Was um Himmels willen machte er da? War er komplett durchgedreht? Geschockt griff ich reflexartig nach meiner Tasche und weitete umgehend fassungslos die Augen, als sich mir sein Handeln endlich erschloss.

Er hatte mir doch tatsächlich mein Handy abgenommen. Mit einem Satz war ich wieder auf den Beinen und wollte mir gerade empört Luft verschaffen, als ich eindringlich von Herrn Yagami bei den Schultern erfasst wurde. „Nicht Zahra. Lassen sie ihn einfach. Ich glaube sie haben ihn heute schon genug verärgert.“ kam mit ruhiger Stimme von diesem und schüttelte unterdessen nachdrücklich seinen Kopf. Ungläubig starrte ich diesem entgegen und konnte es ihm Moment einfach nicht fassen. Stellte er sich jetzt auch schon auf L’s Seite? Hatte er den gar kein Gewissen gegenüber Misa, in was für einer menschunwürdigen Lage sie sich gerade befand? Verstand er denn nicht, dass ich sowas nicht zulassen konnte? Gerade wollte ich dazu ansetzten ihm zu widersprechen und mich zu erklären, als ich abermals von ihm entschlossen unterbrochen wurde. „Ich verstehe was in ihnen vorgeht Zahra. Ich finde es selbst ebenso unverantwortlich, welche Verhörmethoden er bei Miss Amane anwendet, aber ich glaube auch, das L sehr genau weiß was er tut. Ich will dieses Handeln nicht schön reden, aber ich glaube, um Kira zu fassen müssen wir ihm vertrauen.“ folgte nun mit einem sanften Lächeln von ihm und legte mir bestärkend eine Hand auf die Schulter. Ich ließ mir seine Worte kurz durch den Kopf gehen, aber es änderte an meiner Wut und meinen Ansichten rein gar nichts. Vielleicht hatte er Recht, jedoch konnte ich doch nicht einfach hier rumsitzen und dabei zusehen, wie Misa gefoltert wurde. Niemand hatte so etwas verdient. Niemand. Allerdings würde ich im Augenblick so wie es aussah wahrscheinlich nichts mehr unternehmen könne, denn raus kam ich hier vorerst nicht und mein Handy hatte L einkassiert. Was sollte ich also tun? Ich hasste es aufzugeben, aber in dieser Konstellation musste ich mich wohl erst einmal fügen. Vorerst jedenfalls. Somit schloss ich resigniert die Augen und seufzte schwer auf, bevor ich mich mit einen nochmals bösen wie auch prüfenden Blick zu dem jungen Detektiv umsah, ehe ich sauer auf mein Zimmer verschwand. Genervt schrie ich dort einmal kurz auf und raufte mir immer noch wütend die Haare. Dieser L machte mich einfach nur wahnsinnig. Gleich darauf bekam ich auch schon den nächsten Schock, als ich in dem großen Spiegel mein vermeintliches Ebenbild entdeckte. Ungläubig trat ich ein paar Schritte näher an diesen heran und schlug mir sogleich fassungslos hart die Hand vor den Kopf. War das da wirklich ich? Großer Gott was hatten die den bitte mit mir angestellt? Ich hatte zwar die Kleidung gesehen, welche ich jetzt anhatte, aber das Gesamtbild hätte ich nun wahrlich nicht erwartet. Das da im Spiegel war einfach nicht mehr ich. Erschöpft und verärgert ließ ich mich einfach auf meine Knie fallen und besah mir kopfschüttelnd, das sich mir nunmehr präsentierende Ergebnis von dem unfreiwilligen Umstyling. Dieser Tag war wohl mit einer der Schlimmste in meinem ganzen Leben und dieses Bild setzte dem ganzen zusätzlich noch die Krone auf.

Zwiespalt der Gefühle

Zwiespalt der Gefühle
 

Immer noch fassungslos starrte ich der fremdartigen jungen Frau entgegen, welche jeder meiner noch so kleiner Bewegungen geisterhaft zu folgen schien. Das war einfach nicht mehr mein Spiegelbild, welches mir hier offenbart wurde. Diese Frau dort hatte rein gar nichts mehr mit meiner Selbst zu tun, sondern ähnelte nur noch einer verkleideten Puppe, wie man sie aus Modelzeitschriften gewohnt war. `Jetzt weiß ich auch, was dieser komische Stylist vorhin mit …….“mein neustes Kunstwerk“……gemeint hatte…..` dachte ich resigniert und trat noch einen weiteren Schritt auf die Unbekannte vor mir zu. Nachdenklich, wie gleich auch mit einem skeptischen Stirnrunzeln musterte ich eingehend mein momentanes unwirkliches Erscheinungsbild und schüttelte umgehend nochmals nachdrücklich den Kopf. Und so war ich vorhin wirklich in der Öffentlichkeit herumgerannt? `Herr steh mir bei…..` war mein nächster ersuchender Gedanke und schlug mir abermals ungläubig meine Hände vors Gesicht. Wieso hatte ich mich eigentlich nur auf so etwas eingelassen? Meine Beine zierte eine schwarze Netzstrumpfhose, während meine Füße von ebenso farbigen Stiefeln mit nicht ganz unbedenklichen Absatz gekleidet wurden und eine leuchtend rote mit schwarzen Nähten abgesetzte Hotpants, die für meinen Geschmack viel mehr zeigt als mir lieb war, den unteren Teil des „Outfits“ komplettierte. Obenrum blitzte ein ebenfalls rot leuchtender Triangelbikini unter einem schwarzen Hauch von Stoff hindurch, welcher wie ein Minikleid locker bis über meine Hüften fiel und durch einem schmalen rotschwarz gemusterten Gürtel Figur bekam. Links war das „Oberteil“ komplett schulterfrei, während es auf der rechten Seite wie ein offenes Tuch lediglich an der Außenseite des Armes verlief und durch ein Armreif am Handgelenk befestigt war. Passend dazu erstrahlten meine Fingernägel in einem satten Rotton, währenddessen meine Harre leicht auf toupiert und in lockerer Form zusammen gesteckt worden waren, sodass mir einige Strähnen lockig ins Gesicht hingen. Dieses hingegen sah für mich einfach nur noch so aus, als ob ich in einen Farbtopf gefallen wäre oder mich gerade auf den Weg zu Fasching befand. Kräftig geschminkte black-smokey-eyes, welche zusätzlich noch mit künstlichen Wimpernverlängerungen unterstrichen wurden und ein klassischer tiefroter Kussmund, waren schlussendlich der Höhepunkt in diesem Gesamtkonzept, welches mich gerade hatte aus allen Wolken fallen lassen. Kurz gesagt, es wirkte zwar letztendlich nicht wirklich wie das Outfit eines leichten Mädchens, aber es versprach meiner Meinung nach trotz allem mehr als ich für angebracht hielt, denn wahrlich viel verstecken taten diese Klamotten ganz und gar nicht. Auch wenn ich keine Probleme damit hatte meinen Körper zu zeigen, so fühlte ich mich dennoch überhaupt nicht wohl in dieser Kleidung. Es war einfach nicht mein Stil und würde es wohl auch niemals sein, denn für mich persönlich überwogen die inneren Werte immer mehr als der äußere Schein. Sich als Frau allein nur auf seine äußeren Reize zu verlassen, konnte auch ganz schnell nach hinten losgehen und zudem eine Situation im schlimmsten Fall sogar noch verschärfen. Genervt warf ich nochmals einen letzten prüfenden Blick auf die mir weiterhin fremde Person im Spiegel, bevor ich mir mit einem erschöpften Seufzen ein paar frische Klamotten aus meinem Schrank klaubte und mich auf den Weg ins Badezimmer machte, um die alte Zahra wieder aus ihrem momentanen Zwangsexil zurück zu holen.
 

Es dauerte beinahe schon gute zwanzig Minuten, diese Maske aus Make-Up wieder von meinem Gesicht zu entfernen und meine Haare wenigstens einigermaßen zu bändigen, sodass ich danach halbwegs zufrieden in mein nunmehr gerötetes Ebenbild blickte und anschließend resigniert die Augen schloss. Ein wenig Make-Up war ja ok, aber so viel Spachtelmasse konnte auf Dauer doch gar nicht gesund sein. Da wunderte es mich auch nicht mehr, dass solche Leute immer so makellos erschienen, denn schließlich war vom eigentlichen Hautbild unter dieser Zwiebelschicht von Abdeckpudder rein überhaupt nichts mehr zu erahnen gewesen. Erschöpft ließ ich mir ein entspannendes Bad ein, während ich mich nach und nach immer noch kopfschüttelnd von meinem ungewollten Kostüm befreite und mich im Anschluss langsam in das warme Wasser gleiten ließ, was mir sogleich ein wohliges Aufseufzen entlockte. Nach so einem Tag wie diesem brauchte ich einfach mal ein wenig Ruhe und Zeit für mich, denn dieser hatte mir wahrlich mehr Nerven und Kraft gekostet, als ich mir eigentlich selbst eingestehen wollte. Wäre die überraschende Festnahme von Misa nicht gewesen, wer weiß ob ich jetzt überhaupt noch leben würde. Diese Aktion war wirklich ziemlich knapp gewesen, aber trotzdem war die Gefahr noch immer nicht ganz gebannt. Wir hatten zwar jetzt Misa, den vermeintlichen zweiten Kira in Gewahrsam, jedoch blieb da trotz alledem immer noch Light und ich konnte im Augenblick nur vermuten, wie viel er wirklich über meine Beziehung zu Misa Amane wusste. Zwar hatte er bei mir den Eindruck erweckt gehabt, das ihm diese Tatsache zum aller ersten Mal untergekommen war, aber so etwas hatte bei ihm letzten Endes nur sehr wenig Aussagekraft. Ich musste ihm gegenüber wahrscheinlich jetzt noch vorsichtiger sein, als ich es ohnehin schon war. Zu groß war für mich einfach die mitschwingende Bedrohung, dass ich mit nur einer unüberlegten Handlung neben mein eigenes auch noch andere Menschenleben gefährdete. Doch was sollte ich tun? Wie konnte ich mir nur so etwas wie Gewissheit in diesen Punkten verschaffen? Zudem kam ja noch, das Light sich seit unserm Abendessen im Restaurant auffällig unauffällig von mir fern hielt. Aber warum hatte er dann vorhin erneut versucht Kontakt zu mir aufzunehmen und mich zu dem Gespräch mit L eingeladen gehabt? Wollte er mich vielleicht wirklich nur aushorchen oder steckte da ein weiterer, mir sich noch nicht erschließender Hintergedanke dahinter? Wäre es sogar möglich, das ich mir sein erneutes augenscheinliches Wohlwollen doch irgendwie zu Nutze machen und ihn eventuell vielleicht genau wie Misa verhaften zu können? Ihn lediglich nur unter Beobachtung zu stellen brachte nicht viel, das hatten unsere bisherigen Ermittlungsversuche ja schon bewiesen. Allerdings war ein direkter „Angriff“ bei weiten nicht ganz so ungefährlich, wie ich es anfangs geglaubt hatte. Was also sollte ich tun, um diese mich quälende Ungewissheit über Kiras Identität loszuwerden, ohne das ich dabei drauf ging? Wie sollte ich Light nur überlisten? Genervt atmete ich einmal schwer auf und ließ mich nebenbei noch ein Stückchen tiefer in das mich wohltuende umgebene Wasser sinken, während ich nachdenklich meine Augen schloss. Es waren im Moment einfach viel zu viele Fragen in meinen Kopf. Viel zu viele Wege, die mich durch ein Labyrinth aus marternder Verwirrung jagten und meinen Verstand heillos zu überfordern schienen. Light war die eine Sache, ein bestehendes nicht zu verachtendes Problem. Aber was sollte ich denn nun eigentlich wegen Misa unternehmen? Klar stand sie unter dem dringen Tatverdacht Kira Nummer zwei zu sein, jedoch war solche Arten von Ermittlung, wie L sie an den Tag legte wider meiner Natur. Ich konnte mich doch nicht allen Ernstes als Kriminalbeamtin bezeichnen, wenn ich so ein offensichtliches Verbrechen an den Menschenrechten akzeptieren oder sogar unterstützen würde. Dafür war ich nicht zum BKA gegangen, sondern um genau solche Methoden ein für alle Mal zu verhindern. Ich war bei der Polizei, um andere Menschen zu schützen und nicht um diese zu quälen. Auch nicht dann, wenn damit ein Verbrechen aufgeklärt wurde. Erneut stieg diese brodelnde Wut in mir auf und ich ballte instinktive meine Hände, um mich wenigstens ein wenig unter Kontrolle zu behalten. So etwas durfte ich einfach nicht passieren lassen. Auch nicht wenn es der einzige Ausweg war, damit diese gottverdammte Verbrechensserie endlich endete. Ich konnte L ja schon irgendwie verstehen, warum er so handelte und dennoch war das in keinster Weise eine Rechtfertigung für mich, einen anderen Menschen so zu behandeln, ja gar ihn wortwörtlich zu foltern. Verärgert kaute ich unstets auf meiner Unterlippe, derweil ich versuchte mich abermals irgendwie zu beruhigen. Klar war es augenscheinlich der schnellste Weg, Misa zu einem Geständnis zu bringen und so die erhoffte Bestätigung zu Kiras wahrer Identität zu erhalten und somit schlussendlich den Fall erfolgreich abzuschließen. Trotzdem war das für mich alles andere als Akzeptabel, denn ich würde damit nicht nur mich selbst, sondern ebenso die Ideale von Lina verraten und das wäre für mich unerträglich. Gedanklich befand ich mich gerade wahrlich in einem mich zunehmend immer mehr verwirrenden Zwiespalt, da ich einerseits meinen Zielen treu bleiben wollte und andererseits ebenso sehr wollte, dass dieser Fall endlich endete. Doch wenn ich mich gegen L und seine Methoden stellte, würde ich aller Wahrscheinlichkeit nach sicher nicht mehr lange der Sonderkommission angehören, was nebenbei zudem noch eine vernichtende Niederlage für meiner Selbst wäre. Was verdammt noch mal sollte ich also tun? Wie sollte ich mich entscheiden? Konnte man wirklich Menschen auf solch perfide Art behandeln, nur um andre zu retten? Selbst Herr Yagami und die restlichen Ermittler vertrauten L in diesem Punkt und unternahmen nichts gegen dieses Unrecht. Aber war das moralisch wirklich vertretbar? Die in mir kochende Wut und Verzweiflung über diesen neu entstandenen Zwiespalt begann jedoch immer schneller abzuebben, denn mit diesen so irritierenden und aufwühlenden Gedankengängen folgte auch sogleich ein mir altbekanntes Bild, welches mir ein tiefen Stich versetzte. „Lina….“ flüsterte ich kaum hörbar den Namen, der zu dem sich manifestierenden Gesicht in meinen Kopf gehörte, während sich in diesem Augenblick schon eine einzelne verlorene Träne aus meinem Augenwinkel löste und sich einsam ihren Weg über meine Wange suchte.
 

Schlagartig kehrten meine zurückgedrängten Erinnerungen an das ermordete Mädchen, meiner besten Freundin Lina, zurück und überrannten beinahe meinen Verstand. Lange hatte ich mich vor diesen Bildern versteckt und nun flossen dieses unaufhörlich wie ein reißender Bach durch meine gemarterten Kopf und überschwemmten alles in mir mit tiefster Traurigkeit und Schmerz. Eine übermächtige quälende Pein breitete sich gleichzeitig in meinen Magen aus, während sich eine zweite lautlose heiße Träne ihren Pfad durch mein Gesicht suchte. Salzig schmeckende Nässe benetzte bald schon meine bebenden Lippen, jedoch verließ nicht einziger Laut meinen Mund. Ich blieb stumm und schaute nur bitter den sich bildenden Kreisen auf der Wasseroberfläche zu, welche von meinen kleinen salzigen Perlen der Traurigkeit erzeugt wurden. Es war seit wirklich langen malwieder das erste Mal, das ich meinen Schmerz über ihren Verlust nicht mehr zurückhalten konnte. In diesem Moment wurde mir einfach zu deutlich vor Augen geführt, wie sehr ich Lina doch vermisste, ja sie eigentlich brauchte. Seit ihrem Tod hatte ich niemanden mehr, mit dem ich über meine Probleme, Gefühle, Wünsche und Ängste hatte reden können und dieses Bedürfnis danach war gerade jetzt einfach nur überwältigend für mich. Nur sie hätte verstanden, was in mir wirklich vor geht und wie es um meiner selbst im Augenblick bestimmt war. Unbewusst gilt meine Hand langsam meinen Arm hinauf. Genau zu der Stelle, wo sich inzwischen eine gut sichtbare Narbe gebildet hatte. Die Narbe, welche ihr Mörder bei mir kurz vor seiner Verhaftung hinterlassen hatte und mich somit jeden Tag aufs Neue an diesen schrecklichen Vorfall und somit ihren sinnlosen Tod erinnerte. „Was soll ich nur tun Lina?“ fragte ich kaum hörbar in die Stille hinein, auch wenn ich wusste, das ich von niemanden eine Antwort erhalten würde, hoffte ich doch vergeblich auf das erklingen ihrer vertrauten Stimme. Wieder schweiften meine Gedanken zurück zu unserer gemeinsamen Zeit, was mir abermals körperliche wie auch seelische Schmerzen bereitete. Mit jeder neuen Minute die verging verstärkte sich dieser quälende Effekt zunehmend und hielt mir unweigerlich vor Augen, wie einsam ich eigentlich wirklich war. Wie viel mir Lina, nur ein einzelner Mensch, doch bedeutet hatte und wie sehr ihr Verlust mein Herz für immer vereinnahmen würde. Gerade konnte ich nur allzu gut nachvollziehen, wieso so viele Menschen hinter Kiras Taten standen und ihm im Stillen zujubelten. Ich wusste mittlerweile nur zu genau, wie grauenhaft es sich anfüllte einen geliebten Menschen durch die Hand eines Mörders zu verlieren und dennoch würde ich sein Handeln niemals akzeptieren. Egal wie sehr es auch schmerzte, Lina würde sich schon allein bei dem Gedanken daran im Grabe umdrehen und ich würde es vor Scham wahrscheinlich niemals wieder wagen, mich auch nur in die Nähe ihrer letzten Ruhestätte zu begeben. Gedankenverloren zog ich meine Beine noch ein Stück näher an meine Körper, währenddessen ich diese hilfesuchend mit meinen Armen fest umklammerte. Völlig lautlos weinte ich einsam in mich hinein in der Hoffnung, dass dieser unaussprechliche Schmerz in meinem Herzen dadurch ein wenig besser wurde, aber ich wusste sehr genau, dass dies nur reines Wunschdenken war. Lina fehlte einfach in meiner Welt und das würde auch für den Rest meines Lebens so bleiben. Immer tiefer versank ich in meiner Trauer und Erinnerungen, bis sich plötzlich ganz unerwartet neue Bilder in meinen Verstand zu schleichen begann, welche mich langsam aber stetig zurück in diese für mich im Moment sehr befremdlich wirkende Realität holten.
 

Es waren Bilder aus meinen Träumen. Bilder von L, welche mich nicht nur abermals völlig verwirrten, sondern auch zusätzlich noch den mich quälenden Schmerz in meinen Inneren merkliche Linderung zu verschaffen schienen. Irritiert blickte ich auf, als ich mir dessen bewusst wurde und schüttelte umgehend perplex meinen braunen Haarschopf. Was war denn das gewesen? Warum hatten diese unwirklichen Träume nur solch einen Einfluss auf mich? Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich erneut zurücklehnte und kurz darauf resigniert mit meinem gesamten Körper im schützenden Wasser verschwand. Leises Rauschen umgab mich, während meine Lungen nach wenigen Minuten anfingen unaufhörlich nach den erlösenden Sauerstoff zu schreien, den ich ihn zwangsweise entzog und was mich letztendlich dann doch dazu bewegte wieder aufzutauchen. Atemlos japste ich nach Luft, indessen ich mir durch meine nassen Haare fuhr und nachdenklich auf das beschwerende pochen meines Herzen lauschte. Was war denn nur mit mir los? Warum schlich sich selbst in so einer Situation L in meine Gedanken und warum wirkte dies sogar irgendwie beruhigend auf mich? Langsam senkte sich mein rasender Puls und auch meine Lunge verstummte dankbar, indessen ich damit begann grübelnd mit dem Schaum des Badewassers zu spielen und meine Gedanken einfach schweifen zu lassen. Mit den Erinnerungen an die Träume kam ebenso das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zurück, welches ich in diesen verspürt hatte und auch mein Herz begann merklich in diese unwirkliche Realität zurück zu kehren. Was war es nur, was mich an diesen seltsamen Detektiv so sehr zu beschäftigen schien? Und wieso reagierte ich nur so sehr auf diese trügerischen Träume? Warum hatte ich so etwas überhaupt geträumt? War es die unbestreitbare Einsamkeit in mir, die mich dazu brachte so etwas zu träumen oder hatte das ganze einen ganz anderen Grund? Wollte mir mein Unterbewusstsein irgendetwas mitteilen, was mein Verstand im wachen Zustand vehement versagte? War da vielleicht doch mehr als nur die unbewusste Freundschaft, welche ich wohl augenscheinlich für ihn empfand? Waren die Träume vielleicht eine Reflexion meiner tief in mir verborgensten Wünsche und Hoffnungen? `Manchmal sind seine kuriosen Angewohnheiten schon ziemlich niedlich…` ging mir nachdenklich durch den Kopf und sogleich schlich sich ein warmes Lächeln auf meine Lippen, während sich vor meinem inneren Auge abermals die Szene des Kusses zu manifestieren begann. Sogleich jedoch riss ich schlagartig die Augen auf und stoppte entschlossen meinen anscheinend mittlerweile durchgedrehten Verstand in seiner Arbeit. Halt, Stopp, Zurückspulen und noch mal auf Anfang. Wie war das gerade? Manchmal sind seine kuriosen Angewohnheiten schon ziemlich niedlich? `Sag mal läufst du da oben eigentlich noch ganz rund?.......` schimpfte ich gedanklich mit meiner eigenen Geisteskraft und schüttelte nachdrücklich unterstreichend meinen Kopf. Was ging den bitteschön jetzt ab? Wie um alles in der Welt kam mein kranker Kopf den auf solchen Unsinn? L und niedlich? Das ich nicht lache. `Da haben wir es ……jetzt bin ich wirklich völlig hinüber….` war mein nächste darauf folgender Gedanke und ließ mich missmutig wieder ein wenig weiter zurück unter die wärmende Wasseroberfläche sinken. Wie konnte mein Hirn nur so weit von der Realität abdriften? Es war mir einfach nur unerklärlich, was zurzeit in mich gefahren war, das ich auf solche abstrusen Ideen kam. Ich und L auf so eine Art und Weise mögen? Nein ganz sicher nicht. Er verstieß gegen die Menschenrechte, hatte keinen wirklichen Respekt vor dem Gesetz, war zudem noch nervig und brachte mich ständig mit seinen unangebrachten Provokationen zur Weißglut. L vertraute mir ja nicht einmal, ganz zu schweigen von seine sturen Dickschädel und seinen übertriebenen Kontrollwahn. Nochmals schüttelte ich nachdrücklich meine braunen Haare und verschränkte unterstreichend die Arme vor der Brust. ``Nie im Leben….` unterstützte ich abermals gedanklich meine Handlungen und schrak urplötzlich hoch, als ich ein mich ziemlich beunruhigendes Geräusch vernahm.
 

L hatte in der Zwischenzeit missmutig mal wieder seinen Gedanken zu Zahra nachgehangen und versuchte abermals vergeblich, diese ganzen irritierenden Ereignisse und Gefühle zu sortieren wie auch zu verstehen. Was war nur los mit ihm? Warum hatte er vorhin schon wieder die Kontrolle über sich verloren gehabt? Wie konnte er sich nur durch ein paar gesprochene Worte so sehr aus dem Konzept bringen lassen? Was hatte Zahra nur an sich, das sie solch eine Macht über ihn ausüben konnte, welche sich ihm einfach nicht erschließen ließ? Aber dies war nicht das einzigste, was ihm in diesem Moment so sauer Aufstieß. Denn es war nicht nur allein der Umstand, dass sie ihn so scheinbar mühelos überwältigt hatte, nein, sondern auch die Tatsache, dass es sämtliche Ermittler der Sonderkommission mitbekommen hatten und dies ging ihm gewaltig gegen den Strich. Es machte L wahrlich zu schaffen, das es Zahra gelungen war einen Schwachpunkte bei ihm zu finden, welchen er selbst bis vor ein paar Augenblicken nicht mal gekannt hatte. Es hatte ihn wirklich völlig überrumpelt, dass sie diese unliebsame Unruhe in ihm schon alleine mit ein paar gezielten Worten, durch den einfachen Klang ihrer Stimme, bei ihm auslösen konnte und selbst jetzt beunruhigte ihn diese Sachlage von Minute zu Minute immer mehr. Für L war es schlicht und ergreifend nicht ein zu kalkulieren und zudem ein immer noch ungelöstes Rätsel, welches ihm inzwischen fast schon den letzten Nerv raubte. Warum reagierte er nur so auf ihre Anwesenheit? Ja schon allein ihr optischer Auftritt vorhin hatte in ihm Dinge ausgelöst, die ihm beinahe von seinen Ermittlungen abgebracht hätten und was ihm in einer anderen Situation auch sehr schnell hätten gefährlich werden könnten. Aber was war das nur und wo kam es her? Zudem wieso löste ausgerechnet Zahra diese Reaktionen bei ihm aus? L´s Laune sank wahrlich von Gedankengang zu Gedankengang immer weiter ins bodenlose, denn noch nie hatte er sich in so einer unwissenden Position befunden, wie mit ihr. Alles was Zahra betraf war für ihn mittlerweile ein sich immer schneller erweiterndes Labyrinth aus Fragen, zu welchen er kein Ausweg zu finden schien. Noch dazu kam, dass ihm ebenso immer noch der Umstand beschäftigte, was Zahra eigentlich dort zu suchen gehabt hatte und das zusätzlich noch zusammen mit Misa Amane. War sie vielleicht doch auf die Seite von Kira gewechselt? Immerhin hatte sich Zahra vorhin ja auch vehement gegen seine Verhörmethoden ausgesprochen und wollte Misa sogar daraus befreien. Andererseits war dies, wenn er es sich genau überlegte, bei ihr wohl auch nicht anders zu erwarten gewesen. Immerhin hatte sie einen sehr ausgeprägten Sinn für Recht und Ordnung, wobei sich Zahra immer brav im Rahmen der Gesetzmäßigkeiten bewegte. Jedoch warum hatte sie sich erneut hinter seinem Rücken mit Misa getroffen gehabt? Zwar wusste er, dass sie wohl fast alles tat um an einen Beweis und somit zum Abschluss des Falles zu kommen, aber dennoch konnte er sich nicht ganz der wahren Absichten von Zahra sicher sein. Sie war dafür einfach zu unberechenbar für ihn und überraschte ihn jedes Mal aufs Neue mit einer ihrer unerwarteten Aktionen. Allerdings wie sollte er zu hundert Prozent feststellen können, ob sie nun für oder gegen Kira war? Schon allein der Gedanke, dass er nun eventuell auch gegen Zahra vorgehen müsste, wenn sich diese unerfreuliche Vermutung bewahrheiten würde, hinterließ bei ihm einen ziemlich bitteren Nachgeschmack. Das warum jedoch erschloss sich ihm aber auch dieses Mal nicht, dennoch vermutete er stark, das es wohl mit ihrer nicht von der Hand zuweisenden Undurchschaubarkeit zusammenhängen musste. Falls nämlich dieser Fall eintreten sollte, so hatte er gleich zwei ihm ebenbürtige Gegner zu verzeichnen und das wäre für seine Ermittlungen wie auch für die gesamte SOKO wahrscheinlich nicht tragbar. Allerdings konnte ihre Unberechenbarkeit auch der entscheidende Schüsselpunkt für all seine offenen Fragen bezüglich dieser jungen Frau sein, denn immerhin hatte er sich, bevor er sie getroffen hatte, niemals intuitiv Verhalten müssen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte L jegliche Reaktionen und höchstwahrscheinliche Handlungselemente von Personen durch sorgfältigen Analysen derer voraus kalkulieren können. Aber seit sie in seinem Leben aufgetaucht war, musste er ständig situationsabhängig gezielt handeln, was ihm folglich seine geplanten Ermittlungsschritte oft zu nichte machte und ihm somit etwas von seiner Sicherheit nahm. War das vielleicht wirklich der Grund für seine ihn immer weiter einnehmenden abstrusen Gedankenmuster und körperlichen Reaktionen, die ihm jedes Mal aufs Neue in ihrer Nähe überraschten und irritierten? Mit dem Daumen an der Lippe saß L weiterhin tief versunken in seinen Gedankengängen auf einem Sessel und versuchte sich irgendwie einen plausibel klingenden Weg aus diesen bizarren Irrgarten zu erschließen, als er plötzlich aufhorchte, während seine schwarzen Augen skeptisch das klingelnde Handy auf dem Tisch fixierten. Es war Zahras Mobiltelefon, was ihn gerade so unsanft aus seinen Überlegungen gerissen hatte und nach einer kurzen Minute, in welcher er lediglich misstrauisch das entwendete Gerät begutachtete, hatte sich seine Neugier auch schon die Oberhand erkämpft. Mit spitzen Fingern nahm sich L das Handy vorsichtig vom Tisch und begann aufmerksam die eingegangene Nachricht auf ihrem Telefon zu studieren. Augenblicklich erschien ein kleines Grinsen auf seinen Lippen, denn mit ein wenig Glück hatte er wahrscheinlich schon bald ein paar Antworten auf einige seiner ihn verwirrenden wie ebenso noch offenen Fragen. Jedoch musste er sich diesmal sehr genau überlegen, wie er mit dieser Information weiter verfahren sollte, ohne dass irgendjemand seine eigentlichen Hintergedanken mitbekam. Doch L hatte da schon eine Idee und begann umgehend damit, mit seinem scharfen Verstand die verschiedensten Optionen, welche sich ihm boten konzentriert durchzugehen.
 

Erschrocken blickte ich zurück und bekam beinahe einen Herzinfarkt, während mir im selben Moment wirklich alles aus dem Gesicht viel, als ich den Grund für das mich eben so beunruhigende Geräusch entdeckte. In der Badzimmertür stand L und starrte mir lediglich ungerührt entgegen, bevor er sich dann langsam in meine Richtung in Bewegung zu setzten begann. Im ersten Augenblick stand mir einfach nur ungläubig der Mund offen, indessen ich fassungslos jede seiner Schritte mit meinen blaugrauen Augen völlig perplex verfolgt. Dann jedoch meldete sich umgehend mein Verstand zurück und ich stieß ein entsetztes Aufkeuchen aus, währenddessen ich mich hastig ein Stück weiter unter die Oberfläche des Wassers gleiten ließ, sodass nur noch mein Kopf aus diesem herausragte. Was zum Geier machte er den hier? Wieso kam er überhaupt hier herein, wenn er doch ganz genau wusste, das hier drin war? Hatte der jetzt völlig den Verstand verloren? Der hatte doch wahrlich schon mehr als einen Vogel. Der hatte inzwischen wohl schon seine eigene Zucht aufgemacht, wie es mir schien. Was glaubte er den eigentlich wer er war, das er einfach so und dazu auch noch ohne anzuklopfen herein kommen konnte? Das war ja mal wieder die Höhe. L trieb mich gerade schon wieder zur Weißglut, denn ich spürte neben meiner überraschten Empörung auch ebenso die in mir aufschäumende Wut über seinen wie immer unangemeldeten Besuch. „Sag mal hast du sie eigentlich noch alle Ryuzaki? Was willst du hier? Mach das du wieder verschwindest, aber ein bisschen dalli.“ Gab ich sofort sauer von mir und funkelte ihm böse entgegen, während ich mir trotz des Schaumes, welcher hoffentlich alles verdeckte, schützend die Arme vor die Brust hielt. L hatte sich nach einer guten Stunde Wartezeit letztendlich genervt dazu entschlossen, diese in ihrem Tun zu unterbrechen und war einfach ohne jegliche Vorankündigung ins Bad geplatzt. Er hatte sich inzwischen einen Plan zurecht gelegt und wollte diesen auch umgehend umsetzten, dafür brauchte er allerdings Zahra. Da diese jedoch keinerlei Anstalten machte, auch nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder aus dem Badezimmer herauszukommen, hatte er sich eben missmutig dazu entschieden die Wartezeit von sich aus einfach mal eben so zu verkürzen. Sogleich fiel im ihre eindeutige unwillige Reaktion auf sein unangekündigtes Eindringen auf, aber damit hatte er schon gerechnet gehabt. Ihm selbst störte diese Situation eigentlich nicht und trotzdem bemerkte er erneut diese unterschwellige Unruhe, welche sich abermals in ihm aus zubereiten begann, als er die junge Frau in der Wanne erblickte. Konzentriert ließ er sich jedoch nichts von dem inneren Chaos, welches abermals in ihm herrschte, anmerken sondern versuchte es irgendwie zu ignorieren, was aber nichts an seinen unnachgiebig schneller pochenden Herzen zu ändern schien. Irritiert schob er diese erneuten unerfreulichen Reaktionen so weit weg, wie es ihm nur möglich war und blieb dann mit einen bewusst gewählten Sicherheitsabstand vor ihr stehen, derweil er Zahra wachsam im Auge behielt. Er wusste sehr genau, wie wenig angetan sie von dieser Situation sein würde und ebenso wusste er auch, zu was für Reaktionen diese junge Frau fähig war. Vorsicht war in so einer Lage wie dieser also durchaus angebracht. „Ich wollte etwas mit dir besprechen Zahra. Da du nicht raus kommst, musste ich eben rein kommen. Du sitzt hier schon eine ganze Stunden drin.“ Erklärte er kurz tonlos seinen Auftritt und maß sie weiterhin aufmerksam. Ich starrte ihm immer noch ungläubig wie auch bitter böse entgegen, während mein Verstand krampfhaft versuchte diese nun wirklich bizarre Situation hier irgendwie zu verarbeiten. Ging es ihm eigentlich noch gut? Der hatte echt Nerven sich überhaupt hier herein zu trauen. `Na warte L wenn ich aus der Wanne bin dann….` schoss mir sauer durch den Kopf und spannte instinktive abermals meinen Körper. Das war schon wieder alles zu viel für mich. Was hatte ich den nur getan, das ausgerechnet mir so etwas passieren musste? „Und da kannst du nicht wenigstens anklopfen? Dir ist schon klar, dass ich hier gerade völlig nackt in der Wanne sitze oder? Bist du wirklich der Annahme, das ich gerade jetzt Lust habe mit dir ein Kaffeekränzchen abzuhalten und ein wenig zu plaudern?“ kam gepresst über meine Lippen und schenkte ihm nochmals einen eiskalten Blick. L beobachte misstrauisch jede ihrer Regungen, denn er konnte ganz genau fühlen wie sauer Zahra in diesem Augenblick auf ihn war. Schon allein das unterdrückte dunkle Beben in ihrer Stimme ließ ihm nichts Gutes erahnen, jedoch hatte er auch absolut keine Lust mehr gehabt noch länger sinnlos herum zu sitzen und auf sie zu warten. Er musste jetzt wirklich sehr überlegt vorgehen und diese unaufhörliche Unruhe in ihm, machte es L in dieser Situation wahrlich nicht einfacher. „Dessen bin ich mir durchaus bewusst, aber du hast mir ja keine andere Wahl gelassen.“ merkte L wie nebenbei seelenruhig an, derweil er seinen Blick abermals wachsam über die Person in der Badewanne gleiten ließ. Ich zog die Augenbrauen hoch und besah mir immer noch sprachlos den Eindringling neben mir, welcher mir lediglich unumwunden kontinuierlich entgegen blickte. Mir fehlten einfach nur noch die Worte. Das war doch echt nicht zu glauben. Jetzt war ich plötzlich schuld daran, dass er hier einfach mal so hereingeschneit kam, als wäre dies das normalste der Welt? Der war doch wirklich nicht mehr ganz normal im Kopf. Immer weiter steigerte sich mein Ärger ungebremst ins Unermessliche und am liebsten wäre ich ihm in diesem Moment einfach nur an die Gurgel gesprungen. Das einzigste was mich noch davon abhielt, war das Wissen um meine im Augenblick ziemlich prekäre Lage. `Da bekommt die Redewendung……Jemanden mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen……doch eine völlig neue Bedeutung…` warf bitter und zugleich mehr als sauer mein rasender Verstand in den Ring, was mich erneut dazu veranlasste meine Lippen wiedermal schmerzhaft mit meinen Zähen zu traktieren. L war im Augenblick leider deutlich im Vorteil und das war etwas, was ich mir vorerst unwillig eingestehen musste. „Wenn du nicht gleich verschwunden bist Ryuzaki, dann…….“ begann ich nochmals mehr als dunkel L zurecht zuweisen, als mich dieser jedoch im nächsten Moment mit einem unbeeindruckten „Lies.“ unterbrach und mir gleichzeitig ein Handy unter die Nase hielt.

Eine unerwartete Bitte

Eine unerwartete Bitte
 

Völlig perplex starrte ich auf das Telefon, während ich immer und immer wieder die darauf angezeigte Nachricht mit den Augen überflog. Man konnte mir wahrscheinlich dabei zusehen, wie ich von Minute zu Minute immer blasser und mein Gesicht von der anfänglichen Überraschung, die sich darin spiegeln musste zu einer nunmehr erschrockenen Maske wurde. Meine eben noch so aufschäumende Wut war mit einem Schlag verschwunden und machte einem mich mehr und mehr beklemmenden Gefühl platz, indessen ich weiterhin ungläubig das Handy fixierte. Das Karussell in meinem Kopf setzte sich erneut mit einer unerwarteten Wucht in Bewegung und begann sofort damit einen neuen Rekordversuch zu starten. Mir wurde mit jeden mich ersuchenden Gedankengang immer schwindliger, denn mein Verstand kämpfte gerade mit aller Macht an einer irgendwie plausibel klingenden Erklärung für diese unerwartete Wendung, was mir umgehend mit rasenden Kopfschmerzen entlohnt wurde. `Was um Himmels Willen hatte den das jetzt nun schon wieder zu bedeuten?` war der einzige Gedanke, welcher sich unumwunden durch meinen gemarterten Verstand zog und meinen rationalen Geist erneut zu Höchstform auf laufen ließ. Abermals las ich die einzelnen Worte der SMS und fügte sie gedanklich zu den sich daraus bildenden Sätzen zusammen, währenddessen ich mich immer weiter in die Gefangenschaft meiner eigenen Gedankenwelt begab. \ Hallo Zahra. Ich würde sehr gerne mal wieder einen Kaffee mit dir trinken gehen. Als ich dich vorhin auf dem Campus getroffen habe, ist mir bewusst geworden, wie sehr ich unsere niveauvollen Gespräche doch vermisse. Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, wenn es klappen würde. Light / Was sollte das bloß? Wieso schrieb Light mir plötzlich so eine Nachricht, obwohl er mir doch die gesamte letzte Zeit über immer aus den Weg gegangen war? Hatte es etwas mit Misas Verhaftung zu tun? Es konnte nur damit zu tun haben, denn schließlich war er Kira und sie allen Anschein nach Kira Nummer zwei, was ihn wohl im Augenblick in eine ziemlich unglückliche Lage brachte. Eigentlich sogar in eine lebensbedrohliche wenn man es ganz genau nahm, denn hier in Japan gab es leider immer noch die Todesstrafe und diese war Kira nach seiner Festnahme schon so gut wie sicher. Aber was wollte er damit bezwecken? Wollte er mich über Misa aushorchen oder vielleicht gar eine günstige Gelegenheit finden, mich ganz einfach aus den Weg zu räumen? Ehrlich gemeint war diese Nachricht ganz sicher nicht, das war mir durchaus sehr genau bewusst, aber was ging nur in seinem kranken Kopf vor? Und zudem, wie sollte ich darauf bloß reagieren? Wäre es mein Todesurteil, wenn ich dieser so harmlos wirkenden Einladung folgen würde oder brächte es mir eventuell doch noch einen entscheidenden Beweis gegen ihn? Mein Verstand begann sich abermals in seinen eigenen gesponnenen Fäden zusehends zu verheddern und drohte jeden Moment ohne Vorwarnung abzustürzen. Light war gefährlich, das wusste ich inzwischen, aber sollte ich diese Chance einfach so ungenutzt lassen? War es im Endeffekt vielleicht doch nur eine simple Falle, welche ich unter normalen Gegebenheiten sofort durchschauen würde? Wo war nur der Harken an der ganzen Geschichte? Welchen Hintergedanken hatte Light gehabt, als er mir diese Nachricht geschickt hatte? Immer schneller rannte mein Verstand durch den nicht enden wollenden Irrgarten aus verwirrenden Fragen und wohl möglichen Antworten, ohne auch nur ein einziges passendes Bindungsglied zwischen diesen zu entdecken. Dann jedoch kehrte ich ruckartig zurück in die mittlerweile weit entfernte Realität und meine Augen wanderten abschätzend zu L, welcher mich immer noch ungerührt anstarrte und zu beobachten schien. Was war, wenn er diese SMS aus irgendeinen Grund gefälscht hatte? Vielleicht wollte er mich auch nur mit einen seiner kleinen Spielchen auf die Probe stellen? War es eventuell doch nur einer seiner bizarren Tests, um meinen Verstand oder gar meine Reaktionen zu testen? Aber warum sollte L so etwas tun? Wollte er vielleicht doch einfach nur überprüfen, in wie fern er mir noch vertrauen konnte? Immerhin hatte er mir ja auch die geplante Festnahme von Misa verschwiegen gehabt und das mir seinen Ermittlungsmethoden nicht grün waren, könnte auch problematisch für ihn sein. Was sollte ich also glauben? War die Nachricht nun wirklich von Light oder doch nur ein Plagiat von L? Misstrauisch huschte meine Blick unstets zwischen dem Display des Handys und dem dunkelhaarigen Detektiv umher, derweil mein Kopf die Wahrscheinlichkeiten für die beiden bestehende Möglichkeiten sorgfältig abwog. Dann jedoch fiel mir ein winziges, aber entschiedenes Detail auf und mit dessen bewusst werden kehrte ebenso die vorhin so abrupt verrauchte Wut in mir zurück.
 

In diesem Augenblick wurde mir erst jetzt wirklich vollkommen klar, das L da doch tatsächlich MEIN Handy in der Hand hielt. Das Telefon, welches er mir noch vor ein paar Stunden einfach so geklaut und in dem er jetzt vermutlich völlig schamlos herumgeschnüffelt hatte, um wahrscheinlich sein Profil über mich erweitern zu können. Diese empörende Feststellung, wie auch das Wissen um sein unerhörtes eindringen in meine Privatsphäre, ließ den zuvor erstickten Ärger in mir erneut wieder hell auflodern und diesmal hätte man Eisberge damit schmelzen können. Wie kam er eigentlich dazu einfach so ohne Erlaubnis meine Nachrichten zu lesen? Hatte man ihm damals eigentlich mit dem Klammerbeutel gepudert? Wie konnte man nur so dreist sein? Das ging mir schon wieder alles zu weit. Das er mir mein Handy einfach mal so abgenommen hatte war ja schon mehr unerhört gewesen, aber jetzt auch noch so offensichtlich darin herum zu Schnüffel war ganz und gar unakzeptabel für mich. Der hatte doch nen totalen Vollschuss. Hatte er den nicht mal ein ganz klein bisschen Respekt vor den privaten Leben eines anderen Menschen? Mein Blick verfinsterte sich abermals und mein Körper begann vor Zorn regelrecht zu erzittern, währenddessen ich meine Fingernägel sauer in meine Oberarme krallte. So sehr ich auch gerade das Bedürfnis verspürte ihm einfach nur den Hals umdrehen zu wollen, so wenig hatte ich aber auch meine augenblickliche Situation vergessen. Schließlich saß ich immer noch nackt in der Wanne und hatte ehrlich gesagt so was von überhaupt keine Lust, L noch mehr zu präsentieren, als er ohnehin schon durch seine ständigen unangemeldeten Besuche von mir gesehen hatte. Langsam zählte ich in Gedanken von eins bis fünf, um mich nicht doch noch zu irgendwelchen dummen überhasteten Aktionen hinreißen zu lassen und schloss derweil konzentriert meine Augen. `Ruhig…..bleib ganz ruhig Zahra…` sprach ich mir gedanklich selber gut zu und blickte danach erneut missmutig zu den noch immer anscheinend nur beobachtenden Detektiv neben mir. Der würde schon noch sehen, was passierte wenn man mich in so einer Form hinterging, aber im Augenblick war die SMS von Light und demzufolge der weitere Verlauf der Ermittlungen wesentlich bedeutender. Die Nachricht war unbestreitbar von Light, das hatte ich mit einem einzigen gezielten Blick hundert Prozentig feststellen können. Das eine winzige aber dennoch entscheidende Detail, welches diese SMS zweifelsohne als echt brandmarkte, war die Nummer des Versenders. Es war ganz eindeutig Lights, denn leider hatte mein Hirn die mehr oder weniger erfreuliche Eigenschaft, Zahlen welche ich auch nur einmal gesehen hatte, dauerhaft in meinem Verstand abzuspeichern. Somit konnten folglich diese Worte nur von ihm verschickt worden sein, denn L hätte zwar den Namen zu einer Nummer verändern können, nicht aber die Nummer des eigentlichen Versenders selbst manipulieren. Abermals begann mein Verstand in den reißenden Fluss meine Gedankengänge beinahe zu ertrinken, da sich mir nunmehr immer wieder zwei ganz bestimmte Fragen aufdrängten, zu welchen sich bis jetzt noch keine mir völlig schlüssige Erklärung aufzeigen wollte. Erstens warum schrieb Light mir überhaupt diese Nachricht, wenn er sich doch vorher permanent versucht hatte von mir abzukapseln und zweitens, warum zeigte mir L diese SMS, wenn er doch ganz genau ahnen musste, wie ich auf so eine Chance wahrscheinlich wieder reagieren würde? Was war hier eigentlich los und wie sollte ich nur darauf reagieren? Skeptisch blickte ich erneut zu L auf, welcher sich inzwischen wieder ein paar unmerkliche Schritte von mir entfernt hatte. „Also gut Ryuzaki. Was erwartest du jetzt von mir? Warum zeigst du mir ausgerechnet jetzt diese Nachricht?“ kam auch prompt lauernd über meine Lippen und behielt ihn derweil wachsam im Auge.
 

L hatte die gesamte Zeit über die junge Frau vor ihm in der Badewanne sehr aufmerksam beobachtet gehabt und abermals versucht in jede ihrer noch so kleinen Regungen irgendetwas heraus zu lesen. Die Reaktionen in ihrem Gesicht spiegelten sich von erschrocken zu überrascht, bis hin zu offensichtlich ziemlich verärgert, was ihn neuerlich dazu veranlasst hatte den Sicherheitsabstand zwischen ihn vorsichtshalber wieder zu vergrößern. Er konnte in diesem Moment einfach nicht genau abschätzen, wem dieser Zorn welcher sich in ihrem Gesicht ausbreitete galt und sich somit selber zur Vorsicht ermahnt. Wenn Zahra wirklich sauer war, dann wusste er mittlerweile, dass diese junge Frau beinahe zu allen möglichen unvorhergesehenen Aktion im Stande zu sein schien und darauf hatte er im Augenblick wahrlich keine Lust. Dennoch konnte er wiedermal keine eindeutigen Schlüsse aus ihren Regungen ziehen, was ihn abermals mehr als missfiel. L hasste es einfach, das er Zahra nicht mal ebenso analysieren und lenken konnte, wie jede andere Person auch und es erschwerte ihm folglich ebenso erneut, seinen vorhin gefassten Plan erfolgreich um zusetzten. Aber er würde sich nicht geschlagen geben, denn das könnte er sich selber niemals verzeihen. Irgendwie würde er schon an seine Antworten kommen und daran würde weder Zahra, noch diese unliebsame Unruhe in ihm etwas ändern können. „Ich dachte es würde dich vielleicht interessieren, das Light sich wieder mit dir Treffen möchte? Freust du dich denn nicht darüber?“ folgte provokant seine Antwort und maß diese dabei abschätzend mit den Augen. Natürlich wusste L, in was für eine Situation er sich hier gerade hineinzumanövrieren begann, aber sie zu provozieren war die einzige Möglichkeit diese sture junge Frau aus der Reserve zu locken. Mir klappte beim vernehmen seiner Worte einfach bloß fassungslos der Mund auf, währenddessen ich ihm völlig entgeistert entgegen starrte. Sag mal hatte der nen Sockenschuss? Was sollte dieser Mist den jetzt? Wie kam er überhaupt auf solche abstrusen Ideen? Und dafür war er extra hier herein geplatzt? Gereizt knirschte ich mit den Zähnen und schenkte ihm umgehend einen ziemlich finsteren Blick, indessen ich abermals meine Hände noch fester in meine Oberarme krallte. `Nein ganz sicher nicht…..Herr Meisterdetektiv versucht nur anscheinend wiedermal eines seiner Spielchen mit mir spielen zu wollen….` merkte umgehend mein nun erneut vollkommen erwachter Verstand an, was meine Laune abermals ein weiteres Stück sinken ließ. Der war doch wirklich nicht normal. „Ha ha Ryuzaki. Wirklich sehr lustig. Entweder du redest jetzt Klartext mit mir und verrätst mir den wahren Grund für dieses Spektakel oder du siehst zu, das du dich so schnell wie möglich in Sicherheit bringst….“ entgegnete ich ihm eiskalt, währenddessen ich mich vorsichtig ein Stück weiter aufrichtete, um meiner Drohung noch etwas Nachdruck zu verleihen, jedoch achtete ich wohlweißlich darauf nichts von meiner Blöße preis zugeben. L trat abermals einen Schritt zurück und studierte misstrauisch die Reaktion der wütenden Zahra vor ihm, währenddessen er sich überlegte wie genau er diese sturen Frau unauffällig dazu bewegen konnte, diese unerwartete Einladung von Light anzunehmen. Ein erneutes Treffen der beiden würde ihm sicherlich einige seiner Fragen beantworten können, nur musste er irgendwie dafür sorgen, dass sie erstens da auch hin ging und zweitens er dem ganze Geschehen unauffällig beiwohnen konnte. Sie von dieser Nachricht in Kenntnis zu setzten war zwar ziemlich auffällig, aber hätte er ihr ohne Umschweife einfach so das Handy mit der eingegangen SMS zurückgegeben, wäre sie wahrscheinlich erst recht misstrauisch geworden. Normalerweise hätte L alles erdenklich versucht, um noch so ein Zusammentreffen zwischen den Beiden mit allen Mitteln zu verhindern, denn schließlich waren seine Einflussmöglichkeiten währenddessen dank Zahras Unberechenbarkeit stark eingeschränkt. Aber er wollte endlich Gewissheit darüber haben auf welcher Seite die junge Frau nun wirklich stand, um die weiteren Ermittlungen nicht in irgendeiner Art und Weise zu gefährden. Dank Wataris Hilfe konnte er ein Kopierprogramm auf ihrem Handy installieren, welches für den Nutzer zwar nicht sichtbar war, aber ihm auf einem separaten Gerät sämtliche Anrufe und Nachrichten aufzeigte. So konnte L sicher stellen, das er den nächsten Treffpunkt der Beiden sicher in Erfahrung bringen und er folglich seine heimliche Überwachung besser vorbereiten konnte, ohne das Zahra etwas davon mitbekommen würde. Es bereitete ihm wahrlich einige Mühe diese intelligente unkalkulierbare Frau doch noch irgendwie aus zu tricksen. „Warum will sich Light mit dir Treffen?“ folgte tonlos die Antwort von ihm auf ihre unmissverständliche Drohung und besah sich misstrauisch die wütende Person vor ihm. Ich maß L mit hochgezogener Braue, indessen ich mich achtsam ein Stückchen weiter in seine Richtung drehte, derweil ich weiterhin schützend die Arme vor meiner Brust verschränkte. Was sollte das hier eigentlich werden? Was hatte er denn nun schon wieder ausgeheckt? Wieso zeigte er mir überhaupt diese SMS, wenn er doch sonst immer alles daran gesetzt hatte, mich von solchen Treffen mit Light abzuhalten? Wollte er mich vielleicht doch auf die eine oder andere Art auf die Probe stellen? Dachte er wirklich, dass ich mich eventuell mit diesem Kira verbrüdert hätte? „Glaub mir Ryuzaki, wenn ich es wüsste müsste ich jetzt nicht überlegen, ob ich diese Einladung von ihm annehmen soll oder nicht. Ich habe absolut keine Ahnung von dessen, was in Lights Kopf so vor sich geht.“ gab ich genervt zurück und behielt ihn in der Zeit ganz genau im Auge.
 

Die Worte von Zahra klangen ehrlich, aber entsprachen diese auch wirklich der Wahrheit? Spielte sie ihm etwas vor oder wusste sie tatsächlich nicht, warum Light sich erneut mit ihr unterhalten wollte? Abschätzend fixierte er ihr Gesicht, während er sich immer wieder dabei erwischte, wie seine Augen unbewusst über die Oberfläche des Wassers huschten. Die Unruhe und auch sein erhöhter Puls nahmen von Minute zu Minute immer weiter zu, was ihn innerlich schon fast wahnsinnig machte. Warum nur passierte ihm das ständig in ihrer Nähe? Wieso fiel es ihm bloß so schwer die Kontrolle über sich bei dieser Person zu behalten? Es verärgerte ihm zutiefst, dass es ihm nicht mal mehr möglich war auch nur ein einfaches Gespräch mit ihr zu führen, ohne das diese ihn so verwirrenden Reaktionen in ihm ausgelöst wurden. Dennoch konzentrierte er all seine Gedanken verdrossen auf seine Ermittlungen und versuchte diese immer unangenehmer werdende Situation so schnell wie nur irgends Möglich wieder zu entkommen. „Aha, du willst dich also wirklich wieder mit ihm Treffen ja?“ folgte sofort forschend seine nächste Frage und legte sich indessen nachdenklich seinen Daumen an die Lippe. Ich rollte gereizt mit den Augen, ehe ich diese für ein paar Sekunden entnervt schloss, bevor ich ihm abermals grübelnd entgegen blickte. Hörte der mir überhaupt zu? Aber eigentlich hatte L ja gar nicht so Unrecht, mit dem was er da gerade gefragt hatte. Diese erneute so unverhoffte Chance reizte mich tatsächlich, aber sollte ich dieses Risiko nach allem was mit Misa gewesen ist wirklich eingehen? War es nicht doch zu gefährlich, sich ganz alleine mit Light zu treffen ohne zu wissen, wie viel er wirklich wusste? Was sollte ich jetzt nur tun? Wie sollte ich mich entscheiden? Es könnte vielleicht unsere letzte Gelegenheit sein, in der ich Lights augenscheinliches Vertrauen genoss. Gedanklich suchte mein gehetzter Verstand nach einer halbwegs sicheren Lösung, derweil ich L nachdenklich mit meinen blaugrauen Augen fixierte. `Was wäre wenn….` begann mein Geist einen der wohl plausibelsten Pfade entlang zuschreiten, welcher mir zwar eigentlich nicht wirklich zusagte, aber anscheinend meine einzigste Option war. „Ja…… ich denke es ist vielleicht meine letzte Chance, um sein Vertrauen doch noch irgendwie zu gewinnen, aber…..“ begann ich überlegend meine Gedankengänge offen zulegen, bevor ich in einem weitaus leiserem Tonfall fortfuhr „ Aber es ist nicht ganz ungefährlich. Nach der Aktion mit Misa ist mir klar geworden, das ich alleine ziemlich aufgeschmissen bin, also……..“ zaghaft biss ich mir auf die Lippe, den die nächsten Worte wollten mir nur ziemlich schwer über diese kommen, allerdings hatte ich keine andere Wahl. Somit holte ich noch einmal tief Luft, bevor ich ihm kaum hörbar den Satz „Ich nehme diese Einladung nur an, wenn………….wenn ich in der gesamten Zeit, die ich mit Light verbringe, zur Sicherheit von dir überwacht werde Ryuzaki……..“ entgegen brachte und senkte resigniert meinen Kopf. Jetzt war es raus, doch es war die einzigste Option nicht nochmal in so eine Lage wie mit Misa zu geraten, auch wenn ich dadurch eine ziemlich niederschmetternde Niederlage gegen L einstecken musste. Die Sicherheit meines eigenen Lebens ging vor, auch wenn dieser Umstand ihn um Hilfe zu bitten wahrlich an meinem Stolz kratzte. L´s Augen weiteten sich unmerklich vor Überraschung, denn damit hatte nun wahrlich nicht gerechnet. Jetzt war er wirklich völlig verwirrt und starrte die junge Frau mit seinen schwarzen Augen ungläubig entgegen. Sie bat ihn tatsächlich um Hilfe? Zahra, die sonst so sture Frau, welche sich immer vehement gegen seine Einwände gesträubt und lieber im Alleingang ihren Kopf durchgesetzt hatte, bat ihn L um Hilfe? Und wieder brachte diese unberechenbare Frau seinen gesamten Plan mit einer einzigen nicht einkalkulierten Reaktion völlig durcheinander.
 

Was sollte er jetzt davon halten? War es ein Trick von ihr oder war ihre unerwartete Bitte ernst gemeint gewesen? Hatte sie ihn eventuell tatsächlich durchschaut und wollte den Spieß jetzt umdrehen? Misstrauisch maß er abschätzend die nun mehr stur aufs Wasser blickende Zahra und grübelte angestrengt über die Ehrlichkeit ihrer Worte nach. Wenn sie sich gerade tatsächlich verstellte, konnte er sich dann wirklich antworten von diesem Treffen versprechen? Wurde er gerade nur geschickt getäuscht oder war sie sich endlich doch noch der unterschwelligen Gefahr bewusste geworden? Wie sollte er jetzt darauf reagieren? „Woher kommt der plötzliche Sinneswandel Zahra. Wenn ich mich recht entsinne, hast du meine Hilfe doch sonst immer so vehement abgelehnt.“ Folgte auch schon umgehend die lauernde Nachfrage und fixierte diese nachdenklich mit seinen Augen. Ich ballte gereizt die Hände und knabberte unruhig auf meiner Unterlippe, derweil ich weiterhin die leise platzenden Schaumblasen auf der Wasseroberfläche mit den Augen festhielt. War ja klar, dass er unbedingt in dieser Wunde herumstochern musste. Konnte er nicht das Warum übergehen und es einfach so hinnehmen? Es war ohnehin für mich schon schwer genug über meine eigenen Schatten zu springen, da musste er doch nicht auch noch so dumm fragen. Zudem hatte ich ihm doch seine Fragen schon längst beantwortet gehabt. „Hab ich dir doch gerade schon erklärt. Es ist sicherer so oder meinst du ich habe Lust, im schlimmsten Fall jetzt schon den Löffel abgeben zu müssen?“ kam wiederwillig von mir zurück, indessen ich meinen Unwillen zwangsweise krampfhaft herunter schluckte. L hörte konzentriert auf ihre Worte, konnte aber abermals keine Anzeichen für eine Lüge darin entdecken. Hatte sie vielleicht tatsächlich einfach nur ein ungutes Gefühl, wenn sie Light alleine gegenüber treten sollte? Vertraute sie ihm jetzt doch mehr, als er anfangs vielleicht vermutet hatte? Er würde die Gelegenheit auf jedenfalls nutzten, auch wenn er sich noch nicht ganz sicher war, ob sie ihn nun etwas vorspielte oder nicht. „Also gut Zahra. Ich werde mir etwas überlegen.“ Ließ er knapp tonlos verlauten, ehe die beiden von einer empörten Stimme aus ihren Gedanken gerissen wurden. „Ihr beide wollt doch nicht wirklich schon wieder gegen meinen Sohn ermitteln?“ erklang die verstimmte Stimme von Herrn Yagami, was nicht nur Zahra sondern auch L überrascht zur Tür blicken ließ. Wir waren anscheinend belauscht worden und keine zwei Minuten später folgten auch sogleich die restlichen Ermittler der SOKO dem empörten Ausruf ihres Chefs ins Badezimmer. Perplex starrte ich in sämtliche Gesichter der Ermittlungsmitglieder, bevor mir nach wenigen Minuten schlagartig meine eigentlich ziemlich peinliche Lage, in der ich mich gerade befand, umgehend wieder ins Bewusstsein schlich. Ruckartig drehte ich mich in ihre Richtung, indessen ich mit dem einem Arm schützend meine Brust verdeckte, während ich mit dem anderen reflexartig nach dem Duschkopf griff und ihnen diesen bedrohlich entgegen streckte. „Sag mal habt ihr sie noch alle? Seid ihr jetzt alle völlig durchgehallt? Macht dass ihr hier raus kommt. Alle und damit meine ich auch dich Ryuzaki!!“ kam dunkel über meine bebenden Lippen, während mein Gesicht eine schon mehr als ungesunde Farbe anzunehmen begann. Erschrockene und peinlich berührte Blicke trafen den meinen, bevor sich diese mit einer überhasteten Entschuldigungswelle eilig wieder aus dem Bad zurückzogen. Lediglich L besah sich stillschweigend stirnrunzelnd das bizarre Szenario, welches sich hier gerade abspielte, ehe auch er sich endlich aus dem Zimmer zurück zog, sodass schlussendlich nur eine völlig empörte und stinksaure Zahra allein zurück blieb.
 

Für den Rest des Abends hatte ich mich verärgert auf mein Zimmer zurückgezogen, um mich von diesen unliebsamen Tag doch noch irgendwie ein wenig zu erholen und gleichfalls mich schon mal gedanklich auf mein erneut anstehendes Treffen mit Light vorzubereiten. Ich hatte der Einladung zugestimmt, aber diesmal würde alles anders verlaufen, als es bei meinen letzten Zusammentreffen mit ihm der Fall gewesen war. Diesmal würde ich unter den wachsamen Augen der Sonderkommission und folglich auch denen von L stehen, was mir schlussendlich doch ein klein wenig mehr Sicherheit einbrachte. Ich hatte ihnen das von Light vorgeschlagene Café mitgeteilt, sodass sich Watari gleich daran machen konnte, dieses mit Überwachungskameras auszustatten. Zudem hatte dieser mir an diesem Morgen noch eine paar kleine Extras mitgebracht, wodurch die Überwachung noch effektiver wurde und trotz allem unauffällig blieb. Eine kleine zierliche Halskette mit einem harmlos wirkenden Onyx-Anhänger daran und die passenden Ohrringe dazu, beinhalteten jedoch die neuste Generation von Überwachungstechnik, was mich ehrlich gesagt schon ziemlich beeindruckte. Der Anhänger enthielt ein winziges unscheinbares Mikro, was man erst erahnen konnte wenn man um dessen Existenz wusste. Die Ohrringe hingegen waren so konzipiert, das sie hervorragend von den ohnehin schon nicht auffallenden kleinen Knopf im Ohr ablenkten, was mir somit eine komplikationsfreie Verbindung zur SOKO sicherstellte. Nachdem wir nochmals alle uns bekannten Details zu Kira und den von L extra erstellten Plan für dieses Treffen durchgegangen waren, machte ich mich missmutig auf den Weg zum Café. Immer noch schlug es mir unheimlich aufs Gemüt, das ich Ryuzaki in diesem Fall um seine Mithilfe bitten musste, aber Sicherheit ging nun mal vor Stolz. Wenigstens hatten die restlichen Ermittler keine unangenehmen Fragen dazu gestellt, allerdings hatten mir ihre verwirrten wie gleich auch fragenden Blicke schon gereicht gehabt. Diese von mir eigens herbeigeführte Niederlage gegen L würde wohl noch eine ganze Weile an meinem Ego nagen. Jetzt musste ich mich aber erstmal auf meine mir bevorstehende Aufgabe konzentrieren und das alleine sorgte schon für ein ziemlich mulmiges Gefühl in meinem Bauch. Auch L hatte die halbe Nacht damit verbracht gehabt darüber nachzugrübeln, warum sich Zahra nun so plötzlich dazu entschlossen hatte, ihm um Hilfe zu bitte. Es war eigentlich überhaupt nicht ihre Art, aber wenigstens musste er so nicht aufpassen, dass sie etwas von der Überwachung merkte. Nein, er war nun noch dichter am eigentlichen Geschehen dran, als es ihm ansonsten möglich gewesen wäre. Dennoch ließ ihn die Frage nach dem warum nicht mehr los und auch ihr erneutes Treffen mit Light gefiel ihm von Gedankengang zu Gedankengang immer weniger.
 

Unwillig schritt ich die Straße entlang, welche zu dem von Light benannten Café führte und in den L durch Watari die Kameras hatte anbringen lassen. Die Geschäftsinhaber des Ladens hatten von dieser heimlich gestarteten Aktion glücklicher weise nichts mitbekommen und ich musste mir wirklich eingestehen, dass mich Watari trotz seines Alters immer wieder aufs Neue überraschen konnte. Unschlüssig blieb ich vor dem Laden stehen und spähte unauffällig in dieses hinein, um mir ein ersten Überblick zu verschaffen. Light saß bereits an einem der hinteren Tische und trank genüsslich einen Kaffee, während er auf mich zu warten schien. Das ich dieses Mal durch L überwacht wurde gab mir zwar ein wenig mehr Sicherheit, aber es irritierte mich ebenso auf eine mir völlig fremde Art und Weise. Ich wusste nicht warum, allerdings bereitete mir bereits der Gedanke daran, mich vor seinen Augen in gewisser Weise abermals an Light hereinschmeißen zu müssen ein ziemlich ungutes Gefühl im Magen. Es war für mich nicht zu erklären, aber es fühlte sich irgendwie falsch an und das war auch der Grund, welcher mich kurzzeitig zögern ließ. Wieso hatte ich auch um seine Hilfe gebeten? Gerade ihn konnte ich doch eigentlich in so einer Situation am allerwenigsten gebrauchen, denn schließlich spukte mir dieser seltsame Detektiv schon mehr als genug in meinen verwirrten Gedanken herum. „Worauf wartest du Zahra?“ erklang plötzlich seine Stimme leise in meinem Ohr und ließ mich kurz zusammenzucken. Genervt schloss ich die Augen und versuchte mein gerade so erschrockenes Herz wieder in seinen ursprünglichen Rhythmus zu bringen. `Wieso war ich eigentlich auf so eine beknackte Idee gekommen?...`schoss es mir Augenblicklich durch den Kopf, indessen ich noch ein letztes Mal bestärkend durchatmete und im Anschluss mit einem strahlenden Lächeln das Café betrat. Schnell schritt ich zu dem jungen Studenten hinüber, welcher mein Erscheinen mit einem charmanten „Schön das du es geschafft hast Zahra.“ begrüßte. Ich nickte ihm kurz zu, bevor wir uns gemeinsam an den Tisch setzten und ich mir freundlich ebenfalls einen Kaffee bestellt, bevor wir uns in eine zwanglos wirkende Unterhaltung stürzten. Etwa eine geschlagene Stunde redeten wir über völlig belanglose Dinge, was mir inzwischen wahrlich schon wieder ziemlich auf den Senkel ging. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er mich tatsächlich nur zu einer kleinen harmlosen Plauderstunde eingeladen hatte. Also was sollte das hier werden? Was hatte er nur vor? Mir fiel es von Minute zu Minute immer schwere abermals meine überfreundliche Maske auf zubehalten, denn immer noch war neben meiner Abneigung zu Light auch dieses beklemmende Gefühl um das Wissen, das mich L in jeder einzelnen Sekunde beobachtete mehr als präsent. Es hemmte mich sogar in meiner gespielten Zuneigung zu Light, was mich erneut wahrlich erschreckte. Wieso hatte ich mich auf sowas nur eingelassen? Light hingegen beobachtete die ihm gegenüber sitzende junge Frau sehr genau, konnte allerdings aber auch dieses Mal nichts Ungewöhnliches an ihr entdecken. Sie wirkte auf ihn immer noch wie eine freundliche junge Frau, welche sich gerade sehr amüsierte und seine Anwesenheit augenscheinlich genoss. Jedoch wusste er auch, dass es bei so einer Frau wie Zahra niemals schadete sich doppelt und dreifach abzusichern. Immerhin war sie nicht nur intelligent, sondern noch dazu eine durchaus fähige Kriminalbeamtin und zudem ein Mitglied der Sonderkommission, welche gegen ihn ermittelte. Allerdings musste er einfach herausfinden, was sie über ihn und Misa wusste und zusätzlich beschäftigte ihn immer noch die Frage, ob er damals nicht doch vielleicht zu vorschnell gehandelt hatte. Was wenn sie doch nützlich für ihn sein könnte? Heute würde er dafür sorgen, dass sich alle seine offenen Fragen diesbezüglich klären würden und nebenbei konnte er eventuell noch überprüfen, ob Misa schon irgendetwas seit ihrer Festnahme ausgeplaudert hatte, was ihm unter Umständen gefährlich werden könnte.
 

„Hey Zahra. Ich weiß, dass ich eigentlich am allerwenigsten das Recht dazu habe dich das zu fragen, aber…… wie geht es eigentlich Misa?“ gab er nun einen seiner Gründe für dieses Treffen preis und blickte Zahra aufmerksam entgegen. Meine Augen ruckten zu Light, derweil mein verloren gegangener Verstand aus meine irritierenden Gedankenwelt zurückkehrte und sich nun mehr hellwach auf mein Gegenüber konzentrierte. `Wusste ich doch, das hier weitaus mehr hinter steckte, als es anfänglich den Anschein machte….` war mein erster Gedanke zu seiner eben geäußerten Frage, währenddessen ich ein traurig wirkendes Gesicht aufsetzte. „Wenn man deine momentane Lage in diesem Fall betrachtet hast du vermutlich Recht Light, aber ich kann dich beruhigen. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“ meinte ich niedergeschlagen und schenkte ihm unterstreichend noch ein kleines Lächeln. Light besah sich ihre Reaktionen sehr genau, aber er konnte einfach nicht abschätzen ob sie ihm die Wahrheit offenbarte oder nicht. Wenn er wirklich sicher gehen wollte, dann musste er wohl doch schwerere Geschütze auffahren. „Das hört sich ja nicht gerade sehr überzeugt an…..du magst Misa, hab ich Recht?“ folgte umgehend die nächste lauernde Frage, derweil er ebenfalls ein enttäuschtes Gesicht aufsetzte. `Nein….sie ist einfach nur nervenaufreibend, genau wie du…` warf mein Verstand ihm umgehend gedanklich an den Kopf, jedoch blieb ich äußerlich vollkommen sicher in meiner Rolle. „Ja…Sie war inzwischen schon so etwas wie eine gut Freundin für mich……Ich wusste zwar, dass sie verdächtigt wurde nur konnte ich es mir wahrlich nicht vorstellen, dass es auch stimmte……..Ihre Verhaftung kam für mich genauso überraschend wie für dich Light…“ ließ ich bitter klingend verlauten und musste mich innerlich wirklich sehr zusammen reißen, um mich bei diesem Geschwafel nicht schütteln zu müssen. Dieser maß sie lediglich abschätzend mit den Augen, indessen er sich ihre Worte nochmals genauestens durch den Kopf gehen ließ, bevor er sich nun endgültig dazu entschloss, alles auf eine Karte zu setzten und seinen direkten Angriff zu starten. Jetzt würde sich ein für alle Mal zeigen, ob sie ihm nur etwas vorspielte oder ob er sie einfach nur falsch eingeschätzt hatte. Langsam erhob sich Light von seinem Platz, ehe er sich nach ein paar wenigen Schritten vorsichtig neben Zahra nieder ließ und diese tröstend in seine Arme zog. „Es tut mir wirklich sehr Leid Zahra. Es muss wahrscheinlich furchtbar für dich sein schon wieder eine Freundin zu verlieren. Glaub mir, ich hätte auch niemals damit gerechnet, das Misa der zweite Kira sein soll.“ flüsterte er ihr sanft ins Ohr und strich beruhigend über ihre Brauen Haare und ihren Rücken. Ich versteifte mich in derselben Sekunde, in welcher ich Lights Körper an dem meinen spürte und war in diesem Augenblick einfach nur unfähig mich auch nur irgendwie gegen ihn zu wehren. Was sollte denn das jetzt bitte schön werden? Und warum zog er Lina da mit hinein? Seine Worte hallten immer wieder in meinem Kopf nach, denn mit dem erwähnen meiner ermordeten Freundin hatte er schlicht und ergreifend einen wunden Punkt bei mir getroffen. Meine Gedanken rasten durch den Irrgarten aus Fragen und Gefühlen und so sehr ich auch gerade körperlich versuchte Light von mir weg zustoßen, ich war komplett unfähig auch nur einen einzigen kleinen Finger zu rühren. Überrascht wie auch erschrocken starrten meine Augen einfach nur gerade aus, währenddessen Light mich weiterhin fürsorglich fest hielt. Mit solch einer Reaktion von ihm hatte ich nun beim besten Willen nicht gerechnet und es sollte noch schlimmer kommen, wie ich nach einigen Minuten feststellen musste. Light hingegen führte seine Attacke noch einen Schritt weiter, denn er merkte sehr genau, dass er bei Zahra irgendetwas ausgelöst hatte. Sachte schob er sie ein winziges Stück von sich weg und sah in ihre ihm überrascht entgegen blickenden Augen, bevor er sich im nächsten Moment ohne jegliche Vorwarnung vorbeugte, nur um ihr im nächsten Augenblick einen einzigen Kuss zu stellen. Meine Augen weiteten sich erschrocken und in der Sekunde, als seine Lippen die meinen berührten kehrte schlagartig mein in der Vergangenheit gefangen gewesener Verstand zurück. Kraftvoll und empört stieß ich Light von mir weg, wonach sogleich noch eine schallende Ohrfeige folgte. Geschockt besah ich mir den nun mehr auf dem Boden sitzenden Studenten, welcher mir nicht gerade freundlich entgegen blickte und begann dann prompt meine Ärger Luft zu machen. „Sag mal hast du sie noch alle Light? Was sollte denn das gerade? Spinnst du denn jetzt völlig?“ gab ich wutentbrannt von mir und erhob mich im gleichen Atemzug sauer von meinem Platz. Das war jetzt endgültig zu viel des Guten gewesen. Ich hatte sowas von die Schnauze voll von diesem Typen und wollte nur noch so schnell wie möglich weg von ihm. Es war mir egal ob er Kira war oder der Teufel höchstpersönlich. Jetzt war er wirklich zu weit gegangen. Stinksauer verließ ich umgehend das Café, ohne Light nochmals irgendeines Blickes zu würdigen und es störte mich gerade so was von überhaupt nicht, das mir der gesamte Laden überrascht hinterherblickte. Light hingegen erhob sich langsam wieder vom Boden und sah der abrauschenden jungen Frau zufrieden hinterher. Jetzt hatte er endlich seine absolute Gewissheit über Zahra.
 

L hingegen hatte das gesamte Geschehen zusammen mit den restlichen Ermittlern auf dem Monitor verfolgt und schon alleine das Bild, Zahra in Lights Armen zu sehen, hatte in ihm eine Neue, ihm bis jetzt völlig unbekannte Reaktion ausgelöst. Es machte ihn aus irgendeinem Grund wütend und der Kuss hatte ihm sogar so etwas wie körperliche Schmerzen bereitet. Es verwirrte ihn alles nur noch mehr, denn die unliebsame Unruhe in ihm schrie gerade nur so, sodass er im Augenblick nicht mal einen einzigen klaren Gedanken fassen konnte. Was war bloß los mit ihm und warum wurde es von Tag zu Tag immer einnehmender? Wieso störte es ihn offensichtlich so sehr, dass sich Light ihr auf so eine Art und Weise genähert hatte? Missmutig besah er sich den weiteren Verlauf auf dem Fernseher, derweil er gedanklich immer wütender auf sich selbst wurde. Es macht ihn einfach nur krank, das er sich so sehr im Ungewissen darüber befand und er bis jetzt noch immer keine Lösung für dieses immer schlimmer werdende Problem gefunden hatte. Es fraß sich jeden Tag tiefer in seinen sonst so logischen Verstand und zerrte wahrlich an seinen Nerven. Plötzlich wurde er allerdings durch einen spitzen Schrei von Zahra aus seinen Gedanken gerissen und legte all seine Konzentration auf die Geräusche, welche ihm aus dem Mikrofon entgegen schallten. Ich war erzürnt aus dem Café gestürmt und einfach immer weiter geradeaus gerannt. Ich wollte nur noch weg. Weg von Light und weg von dem eben erlebten. Meine Gedanken rasten nur noch wild durcheinander und meine Gefühle fuhren Achterbahn. Mir war gerade alles einfach nur zu fiel. Mein Herz stürmte jenseits aller Grenzen und meine Lungen brannten bereits, als ich plötzlich vor einem Mann zum Halten kam, welcher mir unerwartet in den Weg getreten war. „Na Puppe…..Erinnerst du dich noch an mich?“ gab dieser drohend von sich und starrte mir finster entgegen. Ich hielt auf der Stelle inne und begutachtete alarmiert den Fremden vor mir. Wachsam maß ich diesen einmal komplett von oben bis unten und ja ich hatte diesen Mann schon mal irgendwo gesehen. Aber wo und was wollte er von mir? Schlagartig setzte sich erneut das Karussell in meinem Kopf in Bewegung und suchte krampfhaft nach den dazu gehörigen Erinnerungen zu der vermeintlich fremden Person vor mir. Immer schneller hetzte mein Verstand durch die zurückliegende Zeit, aber mir wollte einfach nicht einfallen, wo ich dieses Gesicht schon mal gesehen hatte. „Na hat es dir die Sprache verschlagen Süße?“ folgte nach ein paar Minuten verächtlich aus seinen Mund, bevor er etwas aus seiner Manteltasche hervorholte und damit in ihre Richtung zeigte. Ich stieß eine spitzen Schrei aus, als ich sah was dieser Irre mir da gerade entgegen hielt und wich umgehend ein paar erschrockene Schritte zurück. „Na na meine Hübsche. Du bleibst schön hier…“ kam sogleich mit einem bösen Grinsen von diesen und kurz darauf erklang ein lauter Knall. Ich spürte einen explodierenden Schmerz in meinem Körper, welcher mir sofort den Boden unter den Füßen wegzog und mich mit einem gequälten Schrei auf den Boden aufschlagen ließ. Das Letzte was ich hörte, war ein bitter böses Lachen und L´s Stimme in meinem Ohr, welche immer und immer wieder meinen Namen rief. Kurz darauf flammte ein neuer grausamer Schmerz in mir auf und dann wurde es von eine Sekunde auf die andere einfach Dunkel.

Ein alter Bekannter

Ein alter Bekannter
 

Ungläubig starrte L auf das Mikrofon vor sich, mit welchem es ihm möglich gewesen war, mit Zahra in Kontakt zu treten. Es waren nun mehr fast fünf Stunden vergangen und immer noch fehlte von der jungen Frau jegliche Spur. Ein Schrei, ein Schuss gefolgt von einem weiteren schmerzerfüllten Aufschrei, dann war es schlagartig still geworden. Lediglich das böse Lachen eines Mannes und kaum hörbare Verkehrsgeräusche waren noch für kurze Zeit zu vernehmen gewesen, bevor die unerträgliche Ruhe des Ungewissen Einzug gehalten hatte. Was war nur mit ihr passiert? Hatte sie diesen unbestreitbaren Angriff überhaupt überlebt? Wer war dieser Kerl und warum hatte er es auf Zahra abgesehen gehabt? Wo war sie jetzt und viel wichtiger noch, wie sollte er sie finden? Tausende von Fragen rasten unaufhörlich durch seinen auf Höchstleistungen arbeitenden Verstand, derweil L versuchte das beklemmende Gefühl, welches sich vehement in seinem Inneren immer weiter ausbreitete, unter Kontrolle zu behalten. Ihr markerschütternder gequälter Schrei und der ohrenbetäubende Knall der Waffe hallten immer und immer wieder in seinen Gedanken nach, was seine logischen Denkprozesse zunehmend in ihrer vollständigen Funktion nachhaltig zu beeinflussen schien. Die unliebsame Unruhe in ihm hatte sich in diesen einem Moment augenblicklich komplett verändert gehabt und war seitdem nicht mehr nur verwirrend für ihn, sondern beinahe schon körperlich schmerzhaft geworden. Jedoch hatte L im Augenblick weder den Nerv noch die Lust dazu, diesen neu entstandenen, scheinbar zusammenhängenden Aspekt in irgendeiner Art und Weise zu ergründen oder zu analysieren, sodass er fürs Erste versuchte es so gut wie eben möglich einfach zu ignorieren. Nachdem erschreckenden Vorfall hatte er umgehend die anwesenden Ermittler damit beauftragt gehabt, die nähere Umgebung des Cafés zu überprüfen und somit Zahra zu suchen, währenddessen er sich daran gemacht hatte ihr Handy zu orten, um ihren genauen momentanen Aufenthaltsort bestimmen zu können. Zwar hatte er auch Erfolg damit und konnte den Beamten unverzüglich konkret Koordinaten übermitteln, aber schon alleine das der kleine rot blinkende Punkt auf seinem Monitor sich nicht bewegte, hatte ihm wahrlich Kopfzerbrechen bereitet. Diese Tatsache hatte nur zwei logische Schlussfolgerungen zugelassen und keine von beiden war wirklich positiv gewesen. Im Gegenteil, sie hatten ihn zutiefst beunruhigten gehabt. Vielleicht sogar noch mehr als das, denn es konnte nur bedeutete, das entweder Zahra im schlimmsten Fall diesen hinterhältigen Angriff nicht überlebt hatte oder andernfalls ihr Handy nicht mehr bei sich trug. Beide Optionen hatten sein Herz ungewollt einen Tackt schneller schlagen lassen, allerdings hatte er inständig gehofft das sich zu mindestens die erste Möglichkeit nicht bewahrheiten würde. Erst nachdem der Anruf von Herrn Aizawa eingegangen war, hatte er Gewissheit über die tatsächliche Lage vor Ort gehabt und diese bereitete nicht nur ihm erhebliche Sorgen. Zahra war nicht aufzufinden gewesen, dafür war aber jedoch neben ihrer Handtasche mit ihrem Handy auch noch eine erhebliche Menge an Blut gefunden worden und dies versprach nach dem eindeutig zuhören gewesenen gebrauch einer Schusswaffe wahrlich nichts Gutes. Auch wenn sie zu dem Zeitpunkt, als sie angeschossen worden war noch gelebt hatte, so konnte sie mittlerweile schon je nach Schweregrad ihren vermeintlichen Verletzungen erlegen sein. Die Stimmung in der Ermittlungszentrale der Sonderkommission war inzwischen mehr als düster, denn mit jeder Stunde die verging sank die Wahrscheinlichkeit, dass sie Zahra jemals lebend wieder sehen würden beachtlich und das war jeden einzelnen der hier Anwesenden nur allzu gut bewusst. Die gesamten letzten fünf Stunden hatten die Ermittler ein weitläufiges Gebiet rund um den Tatort herum abgesucht und Befragungen durchgeführt, aber all ihre Mühen waren umsonst geblieben. Zahra war und blieb verschwunden und ihnen rann nicht nur allmählich die Zeit davon, sondern ebenso gingen ihnen langsam aber sicher die Ermittlungsansätze aus, denn viele Spuren gab es leider nicht. Sämtliche Polizeistreifen in der Stadt war über das Verschwinden der jungen Frau informiert worden und hielten konzentriert die Augen nach einer Person offen, auf welche ihre Beschreibung passte. Watari war in der Zwischenzeit damit beauftragt worden, die Medien über diesen Vorfall in Kenntnis zu setzten, da sich durch das Einschalten der Öffentlichkeit die Chance für Zahras auffinden vermutlich erhöhte. Es waren die ganz normalen Routineabläufe, welche ihnen im Augenblick die einzigste Handlungsalternative bot, um wenigstens irgendetwas unternehmen zu können und nicht einfach nur tatenlos herumsitzen zu müssen, während das Labor die gefundenen Spuren auswerte. L hockte derweil weiterhin nachdenklich vor dem Mikrofon und legte sich geistesabwesend den Daumen an die Unterlippe, indessen er trotz allen immer noch Misa auf einem separaten Bildschirm im Blick behielt. Auch wenn das Verschwinden der jungen Frau ihn ganz und gar nicht kalt ließ, so durfte er dennoch nicht den Kira-Fall aus den Augen verlieren. Was mit Zahra passiert war beschäftigte ihn zwar unterbewusst in jeder einzelnen Sekunde, aber L würde deshalb bestimmt nicht die Ermittlungen gegen diesen Massenmörder Kira vernachlässigen. Nein, er würde beides aufklären. Sowohl das Verschwinden der jungen BKA Beamtin, als auch diese schon viel zu lange anhaltende Mordserie an Verbrechern. Immerhin war er L, der Meisterdetektiv, und hatte schon ganz andere Probleme in den Griff bekommen. Prüfend sah er sich zu den restlichen SOKO Mitgliedern um, welche ziemlich niedergeschlagen in der Ermittlungszentrale saßen und über das weitere Vorgehen der Suchaktion nach Zahra beratschlagten. Im nächsten Moment jedoch weiteten sich überrascht seine schwarzen Augen, während sein Herz einen kurzen erschrockenen Aussetzte tat und er sich schlagartig zurück zu seinem Laptop drehte, um angespannt auf die ihm leise daraus entgegen klingenden Laute zu horchen.
 

Gepeinigt seufzte ich auf und biss mir umgehend gequält auf meine Unterlippe, als ich den mich schützenden Umhang der Dunkelheit wieder verließ und ich mit den grausamen Schmerzen der Realität konfrontiert wurde. Mein Kopf hämmerte ununterbrochen im qualvollen Gleichtakt meines Herzschlags, während der Rest meines Körpers dieses entsetzliche Konzert mit jeder einzelnen Faser begeistert zusätzlich noch zu unterstützen schien. Vorsichtig drehte ich mich auf den Rücken und lauschte zunächst erstmal aufmerksam in meine gemarterte Hülle hinein, bevor ich ganz sachte damit begann meine blaugrauen Augen behutsam zu öffnen. Das grelle Licht ließ die Qualen in meinem Kopf nochmals erneut mit ungeheurer Wucht explodieren, sodass abermals ein schmerzvolles Aufstöhnen meine trockenen Lippen verließ. Ich brauchte nahezu eine gefühlte Ewigkeit, bis ich es endlich schaffte diese wirklich offen zu halten und meiner Umgebung einem ersten Studium unterziehen zu können. Im selben Augenblick jedoch war ich schlagartig wieder voll da, denn ich befand mich in einem mir völlig unbekannten Zimmer, was mich sofort in allerhöchster Alarmbereitschaft versetzte. Ruckartig setzte ich mich auf, was mir meine gesamter Körper aber sogleich mit einer neuen bitteren Welle des Schmerzes vergolt und ich erneut geschunden meine Augenlider aufeinander presste. Beruhigend atmete ich einmal tief durch und besah mir abermals misstrauisch die fremde Umgebung, indessen ich versuchte mir die letzten Momente bevor die einnehmenden Finsternis mich verschluckt hatte, wieder zurück ins Gedächtnis zu rufen. Angespannt kramte mein angeschlagener Verstand in meinen Erinnerungen, derweil ich mich immer noch prüfend vorsichtig im Raum umsah. Er war sehr schlicht eingerichtet, denn es standen neben dem Bett auf welchem ich erwacht war, lediglich noch ein Tisch mit zwei Stühlen und ein ziemlich altersschwach wirkender Schrank darin. Der Irrgarten der Erinnerungen führte mich immer weiter zurück durch die schwarzen Schatten der Bewusstlosigkeit, als sich plötzlich ganz unerwartet die hell erleuchteten Bilder des Überfalls erschreckend zurück meldeten und ich mir entsetzt an die schmerzlich pochende Stelle meines Kopfes fasste. Scharf zog ich die Luft ein, als ich die verkrustete Beule mit spitzen Findern achtsam betastete und ich schloss abermals fassungslos die Augen. Der blöde Mistkerl hatte mich doch tatsächlich zuerst angeschossen und dann auch noch niedergeschlagen gehabt. Wie hatte mir eigentlich nur so etwas passieren können? `Momentchen mal…….angeschossen????.....` warf mein erneut rasender Verstand umgehend ein und ich schlug mit einer schnellen gezielten Bewegung die Decke von meinem Körper weg. Erschrocken starrte ich einfach bloß auf den Verband, welcher sich fest um meinen rechten Oberschenkel schnürte und schüttelte sogleich sprachlos meinen braunen Haarschopf, bevor ich das weiße Wundmaterial dann zaghaft mit meinen Fingerspitzen berührte. Sofort breitete sich ein stechender Schmerz in meinem Bein aus, was mich abermals dazu veranlasste verkrampft meine Lippen mit den Zähnen zu traktieren. Wieso wurde ich seit ich in Japan war anscheinend regelrecht vom Pech verfolgt? Aber viel wichtiger in diesem Moment war jedoch die Frage, wer dieser Typ überhaupt war und was er von mir wollte? Ja ich hatte diesen Kerl schon mal irgendwo in meinem Leben gesehen, allerdings wollte mir immer noch nicht einfallen, wo genau das gewesen war. Was hatte ich ihm den bitteschön getan, das ihn dazu bewegt hatte solche Maßnahmen ergreifen zu müssen? Wo war ich hier überhaupt? Hatte der mich wirklich während ich bewusstlos gewesen war einfach so verschleppt? Was hatte er bloß mit mir vor? Außerdem, was war mit der Sonderkommission und vor allem mit L? Sie mussten doch von diesem Zwischenfall mitbekommen haben? Ob sie eventuell sogar schon nach mir suchten? Wie lange war ich überhaupt bewusstlos gewesen? Millionen und Abermillionen Fragen erweiterten stetig den ohnehin schon völlig überfüllten Katalog an ungelösten Rätseln und sich mir bis jetzt noch nicht bestätigten Vermutungen in meinen überlasteten Verstand. Irgendwann würde ich wahrlich noch durchdrehen, wenn das nicht bald ein Ende nahm. Angespannt grübelte ich über alle mich durchschwirrenden Fragen nach, ohne auch nur eine einzige wirklich selbsterklärende Antwort zu finden. Das einzigste, was mir in meiner augenblicklichen Lage übrig blieb, waren Vermutungen aufzustellen und dieser Umstand bereitete mir wahrlich ziemlich Bauchschmerzen. Und während mein immer noch qualvoll pochender Kopf weiterhin krampfhaft nach einer Lösung für dieses ganze verwirrende Fiasko suchte, wanderte meine Hand wie von selbst zu meinem Halsansatz, wo sich noch vor kurzem die kleine zierliche Kette mit dem unscheinbaren schwarzen Onyx Anhänger befunden hatte.
 

Dann jedoch stoppte ich augenblicklich in der Bewegung und griff mir überrascht wie ebenso gepeinigt an meinen nun erneut aufschreienden gemarterten Kopf, als ich plötzlich eine mir nicht ganz unbekannte Stimme meinen Namen rufen hörte. „L….“ schoss es mir umgehen in meine Gedanken und ich ließ meine Hand vorsichtig zu meinem Ohr hinab gleiten, um mich selbst davon zu überzeugen, das ich inzwischen nicht doch schon verrückt geworden war. Meine Augen begannen sich unmerklich zu weiten, als ich tatsächlich den kleinen Ohrring an diesem ausmachen konnte und tastete sogleich ungläubig nach dem dazugehörigen Gegenstück an meinem Hals. Auch dieses konnte ich ohne jeden Zweifel immer noch an seinem alten Platz erfühlen, was mich jedoch in Anbetracht der Umstände nur noch mehr verwirrte. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet gehabt, dass ich diesen unscheinbaren Schmuck immer noch am Körper tagen würde, jedenfalls wenn man meine augenblickliche Lage mit einbezog. Allerdings aus welchen Grund sollte dieser Irre auch auf die Idee kommen, dass sich in diesen so harmlos wirkenden Stücken die neueste Überwachungstechnik versteckte? Mein Herz machte sogleich einen erleichterten Sprung und ich war wirklich schon kurz davor Ryuzaki umgehend zu antworten, als ich mich selbst jedoch vehement zur Ordnung rief. Es war schon seltsam, dass ich hier ganz alleine in einem Zimmer hockte, welches sogar über ein Fenster verfügte, ohne das es augenscheinlich irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen gab. Wenn sich dieser Irre schon die Mühe gemacht hatte mich zu überwältigen und hier her zu bringen, würde er mich doch sicherlich nicht einfach so frei rumlaufen lassen. Nein, so dämlich war wirklich niemand, das es nicht zu mindestens eine kleine Absicherung geben würde und somit die bestehende Gefahr eines Fluchtversuches gebannt war. Misstrauisch blickte ich mich aufmerksam nach allen Seiten um und scannte wachsam jede einzelne Ecke dieses schon beinahe fast leeren Raumes, als mein Augenmerk schlussendlich bestätigend an dem alten Schrank hängen blieb. Ich hatte es doch geahnt, denn nicht mal dieser völlig verrückte Kerl würde mich hier einfach so unbeaufsichtigt lassen. Mein Gesicht verfinsterte sich in dem Moment, wo ich die hämisch grinsende Linse einer Kamera erspähte und wollte mich auch prompt daran machen, mir diese aus der Nähe einmal genauer zu betrachten, bevor ich allerdings schlagartig entsetzt in meiner Bewegung innehielt. Erst jetzt bemerkte ich das eiserne Ding an meinem Fuß und mir stockte geschockt der Atem, währenddessen mir augenblicklich sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. `Ich bin tatsächlich angekettet, wie ein räudiger Hund…..` schrie mir auch schon panisch mein ohnehin bereits überforderter Verstand entgegen, derweil ich mich einfach nur ungläubig wieder auf das Bett zurück plumpsen ließ. Erneut setzte sich das schwindelerregende Karussell in meinem Kopf in Bewegung und das Labyrinth in meinen Gedanken begann allmählich nach und nach, Stein für Stein in sich zusammen zu brechen. Wie sollte ich hier jemals ohne Hilfe wieder heraus kommen? Ich war wortwörtlich gefangen und wer weiß, was dieser geisteskranke Typ noch mit mir vorhatte. Auch wenn ich glücklicher Weise noch immer die Möglichkeit hatte mich mit der SOKO in Verbindung zu setzten, wie sollte ich das nur bewerkstelligen, ohne dass dieser Kerl hinter der Kamera davon etwas spitz bekam? Was sollte ich jetzt nur tun? Krampfhaft versuchte ich mir irgendeine, nur eine winzig kleine Option zu ergründen, wie ich unauffällig mit L Kontakt aufnehmen konnte, aber mit jeden mich verfolgenden Gedankengang schwand auch die Wahrscheinlichkeit für eine plausible Lösung des Problems. Meine Augen wurden traurig, denn die wohl mögliche Rettung für mich war so nah, nur ein einziges Wort entfernt, aber für mich im Moment einfach nur unerreichbar. Immer noch hörte ich, wie L weiterhin versuchte Kontakt zu mir aufzunehmen, indem er abermals meinen Namen wiederholte. Dennoch blieb ich still, während sich eine einzelne kleine Tränen ihren verbrennden Weg durch mein Gesicht suchte und mit jeden vernehmen seiner Stimme, durchzog es mein Herz mit einem qualvollen Stich. Wie gerne würde ich ihm in diesem Moment antworten, aber ich durfte es nicht. Es blieb mir keine andere Wahl, denn sonst lief ich Gefahr aufzufliegen und das könnte mein unausweichliches Ende bedeuten. Aber irgendetwas musste ich doch tun können? Ich konnte es einfach nicht glauben, dass ich mich einfach so geschlagen geben sollte und darauf warten musste, dass mich hier jemand raus holt. Nein, ich hatte noch niemals aufgegeben und das würde ich auch jetzt nicht tun. Es gab immer einen Weg, man musste ihn nur finden. Mein Verstand kehrte ruckartig zurück aus der sich schleichend in mir ausbreitenden Resignation und begann abermals damit, nach einem möglichen Weg hier raus zu suchen, indessen sich in meinen Augen wieder diese sich über alles erheben Entschlossenheit einfand. Es brauchte schon mehr als einen Schlag auf den Kopf und eine Kette, um meinen Willen zu brechen. Außerdem würde ich es mir niemals verzeihen können, wenn L mitbekam das ich einfach so klein bei gab, denn dafür war mein Stolz noch immer viel zu groß. Und kurz darauf sah ich endlich Licht am Ende des Tunnels, was mir auch schon im nächsten Moment ein unmerkliches Lächeln auf die Lippen zauberte.
 

Inzwischen hatten sich sämtliche Mitglieder der Sonderkommission wie auch Watari ebenfalls den erschreckenden Geräuschen, welche aus dem Laptop drangen, zugewandt und blickten beunruhigt wie ebenso schockiert einander immer wieder an. L hatte mehrmals versucht gehabt mit Zahra in Kontakt zu treten, was bis jetzt jedoch ohne Erfolg geblieben war. Nachdenklich legte er abermals seinen Daumen an die Unterlippe und grübelte angestrengt über die sich derzeit darstellende Lage nach. Irgendetwas stimmte hier nicht, das wusste er ganz genau. Aber was? Die Geräusche waren nicht gerade beruhigend, denn man konnte sehr genau ausmachen, dass die junge Frau offensichtlich Schmerzen hatte. Aber wieso antwortete sie ihm nicht? Er konnte sie hören, was bedeutete dass sie immer noch diese Kette trug, jedoch war es mehr als unwahrscheinlich, dass sie demzufolge die Ohrringe aus irgendeinem Grund abgelegt hatte. Falls der Täter ihr diese entwendet haben sollte, warum hatte er denn dann die Kette gänzlich unbeachtet gelassen? Das alles passte für L so ganz und gar nicht zusammen. Es wäre allerdings möglich, dass sie aus irgendeinem Grund geknebelt wurde, jedoch verwarf er diesen Gedanken umgehend wieder. Wenn dem so wäre, dann hätte Zahra nicht solche Geräusche von sich geben können, was also folglich hieß, das es eigentlich nur eine wirklich plausible Lösung geben konnte. Zog man ihren Intellekt hinzu, war es sogar mehr als wahrscheinlich, dass es eigentlich nur sein konnte, das Zahra im Augenblick einfach keine Möglichkeit hatte frei zu sprechen. Alles andere wäre unlogisch gewesen zu schlussfolgern und das wiederum sagte ihm, dass sie nicht nur lebte, sondern auch immer noch bei klaren Verstand war. Es waren Bestätigungen, welche es schafften diese unliebsame, sich ständig verändernde Unruhe in ihm anscheinend ein wenig zu beruhigen, aber trotzdem wollte sich einfach kein Gefühl der Erleichterung bei ihm einstellen. Was auch immer es war, das ihn in dieser Lage scheinbar sogar körperlich zu verletzen schien, es verbarg sich weiterhin für ihn im Ungewissen. Vorerst musste L die Grübeleien darüber aber unerfreulicher Wiese erstmal auf später verschieben, denn nun wusste er das Zahra noch Kontakt zu ihm hatte und das hieß, das er sich eine Strategie überlegen musste, um mit ihrer Hilfe an nähere Informationen zum Täter und ihren jetzigen Aufenthaltsort zu kommen. Nur wie sollte er das anstellen, wenn sie nicht mit ihm sprechen konnte? Welche Optionen blieben ihm noch, um mit Zahra doch noch in irgendeine Form zu kommunizieren ohne sie dabei unnötig in Gefahr zu bringen? Sein Blick wanderte zu den besorgten Gesichtern der restlichen Ermittler, welche offensichtlich noch nicht zu den einzig logischen Schlüssen der ganzen Geschichte gekommen waren, weshalb er diese nun unwillig darüber aufzuklären begann. Das erste was ihm begegnete waren entsetzte wie aber trotz allem nicht minder beunruhigte Reaktionen der Anwesenden, welche er jedoch lediglich zur Kenntnis nahm und ansonsten allerdings völlig unkommentiert ließ. Was hätte er auch schon sagen sollen, denn ihnen war allen sehr wohl klar, dass sie noch lange nicht außer Gefahr war und das musste er nun wahrlich nicht nochmals aussprechen. Wohlweißlich hatte er aber dennoch das Mikrophon eingeschaltet gelassen, sodass Zahra die Möglichkeit hatte jede einzelne seiner Ausführungen folgen zu können, denn somit ersparte er sich nicht nur Zeit, sondern auch ebenso das lästige wiederholen der Fakten. Gerade als er noch etwas dem hinzufügen wollte, vernahm er überrascht die ziemlich sauer klingende Stimme der jungen Frau, was ihm sogleich alarmiert aufhorchen ließ. Was hatte diese sture und unberechenbare Person den nun schon wieder vor? Konzentriert lauschte dieser der nun neu entstehenden Situation auf der andern Seite des Mikros, was ihm einerseits nach kurzer Zeit ein wissendes kaum wahrnehmbares Grinsen entlockte, aber andererseits auch ebenfalls diese seltsame Unruhe in ihm erneut aufflammen ließ.
 

Mein Plan stand fest und ich wollte Antworten. Antworten auf alle meine Fragen, welche mich seit diesem unerfreulichen und zudem ziemlich schmerzhaften Zwischenfall quälten. Es gab für mich gerade nur einen einzigen Weg und der hieß einfach gerade Wegs durch die Wand. Niemand durfte auf solche eine Art und Weise mit mir umspringen und dieser Irre hatte sich aber ganz gewaltig geschnitten wenn er glaubte, dass ich so einfach aufgeben würde. Wutentbrannt richtete ich meinen zu allem entschlossenen Blick geradewegs in die Kamera und begann dann umgehend damit, meinen sich aufgestauten Ärger Luft zu machen. „Hey du Vollidiot……Lass mich hier sofort raus verstanden?.........Was willst du eigentlich von mir? ……………..Kannst du mir das vielleicht mal erklären?...............Was habe ich dir überhaupt getan?“ warf ich dem vermeintlichen Täter hinter dem Bildschirm aufgebracht an den Kopf, indessen ich unterstreichend nebenbei meine Hände in die Hüften stemmte. Ich war sauer und zwar richtig, sodass ich beinahe sogar schon die körperlichen Qualen, welche in mir permanent aufschrien, komplett ignorierte. Was bildete sich dieser Lackaffe eigentlich ein? Abwartend fixierte ich angespannt das Objektiv, derweil ich wachsam gleichfalls die Tür des Zimmers im Auge behielt. Ich wusste, in was für eine gefährliche Lage ich mich hier gerade selbst zu manövrieren begann, aber wirklich schlimmer konnte es im Augenblick ja wahrlich nicht mehr werden. Dieser Vogel da draußen hatte irgendetwas mit mir vor und dazu schien er mich wohl lebend zu brauchen, ansonsten hätte ich seinen Angriff vermutlich nicht überlebt. Einige Minuten vergingen, in denen ich lediglich angespannt auf dem Bett saß und der Dinge ausharrte, welche da kommen würden. Aber hingegen allen Erwartungen passierte nichts. Wütend ballte ich die Hände, während ich mir nochmals versuchte mit meinen provokanten Worten endlich verhör zu verschaffen. „Sag mal bist du taub?...........Ich hab dich was gefragt?.............Bekomm ich nun ein paar Antworten oder verkriechst du dich lieber hinter deinem Fernseher?................Macht dir wohl spaß mich zu beobachten was du Mistkerl?...............Und nur zu deiner Information………….ich habe Durst…..wäre nett, wenn du mir wenigstens etwas zu trinken bringen könntest…………..“ setzte ich erneut an und ärgerte mich schon viel mehr über die scheinbare Ignoranz dieses Typen, als über meine momentane wirklich unschöne Situation. Wieder vergingen etliche Minuten, in denen ich anscheinend immer noch völlig ungehört blieb, sodass ich mich inzwischen schon wieder resigniert vollständig auf das Bett zurück gezogen hatte, als ich im darauffolgenden Augenblick das eindeutige klimpern eines Schlüssels im Schloss vernahm. Ruckartig schnellte mein Kopf alarmiert Richtung Tür und ich fixierte angespannt die sich langsam nach unten drückende Klinke. Die Zeit schien beinahe still zu stehen, während ich das Gefühl hatte mein eigenes Blut immer schneller durch meine Körper fließen zu spüren. Als diese sich dann vorsichtig öffnete erkannte ich in dem jungen dunkelhaarigen Mann sofort meinen Angreifer wieder und spannt instinktive meinen Körper. Fast schon in Zeitlupe schritt der Kerl hämisch Grinsend auf mich zu, bevor er außerhalb meiner Reichweite vor dem Bett zum Halten kam und mich zu allererst einmal ausgiebig zu mustern schien. „Na Süße. Sind wir endlich aufgewacht? Hatte die Werte Dame denn auch einen erholsamen Schlaf?“ folgte sogleich spöttisch aus seinem Mund, während er weiterhin mit seinen Blicken ganz ungeniert über meinen Körper tastete. Mein Gesicht wurde schlagartig dunkel, derweil ich ihn mit hochgezogener Braue mehr als nur verächtlich entgegen sah. „Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?“ kam sogleich angriffslustig von mir zurück, bevor ich noch ein bitterböses „Und nennen Sie mich gefälligst nicht Süße klar.“ hinterher warf. Ein kurzes aber dennoch umso abfälligeres Auflachen war alles, was er mir darauf entgegen brachte, ehe er sich nochmals ein paar weiter Schritte zu nähern begann. „Du hast mich so wie es aussieht wohl völlig vergessen was meine Hübsche? Aber ich habe dich aber niemals vergessen……..Nein, ich war seit unserer ersten Begegnung immer in deiner Nähe gewesen.“ ließ er danach weiterhin abfällig Grinsend verlauten und besah mich nochmals mit einen eindeutig lüsternen Blick. Schnell rutschte ich eiligst so weit wie es mir möglich war von ihm weg, bis ich schlussendlich unsanft gegen das Bettende stieß. Dieser Kerl machte mir ehrlich gesagt ziemlich Angst, denn er hatte etwas in seinen Augen von dem ich nicht sagen konnte, ob es Wahnsinn war oder einfach nur schiere Bosheit. Vielleicht war es auch sogar beides, jedenfalls war dieser Typ wirklich gefährlich und das bedeutete, dass ich wahrlich sehr vorsichtig sein musste, wenn ich hier jemals wieder lebend raus kommen wollte. Aber immer noch wusste ich absolut nicht, wo ich dieses Gesicht hinstecken sollte. Wer war dieser Kerl und was wollte der verdammt noch mal ausgerechnet von mir? Was meinte er eigentlich damit, er wäre immer in meiner Nähe gewesen? Hatte der mich etwa gestalkt? Schon bei dem Gedanken daran, stellten sich mir sämtliche Nackenhaare auf und ich musste mich in diesem Augenblick ziemlich zusammen reißen, um mich nicht schütteln zu müssen. „Was meinen Sie damit? Wer sind Sie? Können Sie mich vielleicht mal aufklären und mir sagen, was diese ganze Show hier werden soll?“ warf ich prompt hinterher und machte mich gedanklich schon mal auf mögliche Angriffe von ihm gefasst. Auch wenn ich im wahrsten Sinne des Wortes an der Kette lag, ich würde niemals kampflos aufgeben. Abermals lachte er kurz boshaft auf, indessen er zum wiederholten Male damit begann, mich mit seinen lüsternen Augen völlig schamlos auszuziehen. „Nun gut mein Täubchen…….Falls du dich nicht mehr erinnerst……wir haben uns damals in der U-Bahn getroffen gehabt und du hast dich auf nicht gerade freundliche Art geweigert mit mir einen kleinen harmlosen Kaffee trinken zu gehen…….Anfangs hielt ich dich nur für prüde, aber dann habe ich mich entschlossen dir ein wenig zu folgen…….Du bist so anders, als die anderen Frauen die hier in Tokio so rumlaufen………Es wäre doch schade gewesen, dich einfach so wieder gehen zu lassen……“ begann er mir anzüglich zu erklären, indessen er sich abermals ein klein wenig mehr auf mich zu bewegte. Mir stockte in diesem Moment der Atem, denn schlagartig hatte ich diese unangenehme Situation in der U-Bahn erneut vor Augen. Stimmt, jetzt wo er es sagte erinnerte ich mich auch wieder und schon sein damaliger Blick hatte mich mehr als wachsam werden lassen. Der hatte doch wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun. Da war der mir doch tatsächlich hinterher gedackelt? Der Typ war einfach nur komplett irre und ich befand mich fast völlig hilflos in seiner Gewalt. Diese Umstände ließen nicht nur mein Herz unruhig schneller schlagen, sondern machten mir mit jeden weiteren Schritt, welchen er auf mich zutrat mehr und mehr Angst. Solche Menschen waren wahrlich zu allen in der Lage und ich sollte mich wirklich vorsehen, dass ich ihn nur nicht zu sehr reizte.
 

„Nun da ich dann aber feststellen musste, das du dich jedoch, anstatt mit mir, lieber mit diesen Mörder der in den Nachrichten zusehen war und ebenfalls mit jungen Studenten getroffen hast………….na ja sagen wir mal es hat mir nicht wirklich gefallen……und dann auch noch dieser komische schwarzhaarige Kerl, mit dem du seit einiger Zeit von Hotel zu Hotel ziehst………..tttzzz……..bei so einem Geschmack wundert es mich nicht, das du meine Einladung damals nicht angenommen hattest…..“ gab er fortfahrend geringschätzig von sich, was mir im selben Augenblick einfach nur ungläubig den Mund aufklappen ließ. Der hatte mich wirklich gestalkt und er wusste von L. Das alles gefiel mir immer weniger. Dieser Mensch dort war vollkommen übergeschnappt und einfach nur krank. Mein Verstand rannte inzwischen nur noch gehetzt zwischen den eventuell plausibel klingenden Optionen umher, ohne auch nur einen einzigen wirklich greifbaren Gedanken festhalten zu können. Mehr und mehr stieg eine bisher noch nie dagewesene Panik in mir auf, derweil mein Körper unweigerlich zu zittern begann. Von einer Sekunde auf die andere jedoch erstarrte ich augenblicklich zur Salzsäule, als ich seine schmierigen Hände an meinem Gesicht ausmachen konnte. Meine Gedanken waren mit einem Schlag sprichwörtlich eingefroren und mein Körper stellte augenblicklich auf Selbstschutz um. Fordernd strich er mit diesen hinab bis zu meinem Dekolleté, was meinen Verstand ebenso urplötzlich zurück in die grausame Realität holte, sodass ich diese mehr als empört reflexartig grob wegschlug und dem Typen bitterböse entgegen funkelte. „Fass mich ja nicht an sonst……“ begann ich finster, als ich durch einen erneuten unvorstellbaren Schmerz jäh unterbrochen wurde und mich sogleich benommen am anderen Ende vom Bett wiederfand. Meine Augen füllten sich mit Tränen aus Wut und Pein, während ich mir geschockt meine brennende Wange hielt und diesen Mistkerl mehr als sauer fixierte. „Das kommt davon Püppchen….“ meinte er abfällig, derweil er sich zum Schrank begab und aus diesen einen Verbandskasten hervor zauberte, welchen er mir sodann einfach achtlos aufs Bett schmiss. „Damit kannst du deine Wunden versorgen…..brauchst du sonst noch was?“ war sein abfälliges Kommentar, bevor er sich mit einen letzten Blick zum Gehen wenden wollte. Ich starrte ihn weiterhin finster hinterher, währenddessen ich mich in der Zwischenzeit vorsichtig wieder auf zu rappeln begann. „Ja ……hatte doch vorhin schon in die Kamera gesagt, dass ich Durst habe…..“ gab ich missmutig von mir und schenkte ihm nochmals einen Blick, welcher selbst die Hölle hätte zufrieren lassen. Er schien kurz zu überlegen und begab sich dann abermals zu den alten Schrank, nur um kurz darauf eine kleine Tafel mit einem daran befestigten Stück Kreide hervor zu holen, welche er mir ebenfalls aufs Bett warf. „Wenn du was brauchst, schreib es auf und halt es in die Kamera……..…bei dem Ding ist der Ton kaputt, aber immerhin muss ich mir so wenigstens nicht dein dümmliches geflennte anhören….“ Ließ er abschließend mit einem abermaligen bösen Lachen verlauten, bevor er nun endgültig das Zimmer verließ. Verwirrt wie gleich auch überrascht schaute ich immer wieder zwischen der Tafel und der Tür hin und her, indessen ich mir vorsichtig den Verbandskasten angelte. Umgehend jedoch schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf meine Lippen, denn nun hatte ich meine Antworten und damit würde ich hier sicherlich einen Weg nach draußen finden. Trotz allen aber blieb die Angst, welche ich in der Nähe dieses Irren gespürt hatte, unterschwellig bestehen. Denn egal was ich auch tun würde, ich war diesen Grobian was die körperliche Stärke anging weit unterlegen und obendrein noch dazu festgekettet. Ich musste mir wahrlich schnell etwas einfallen lassen, um diesen Alptraum endlich wieder zu entfliehen.

Einsicht

Einsicht
 

Noch immer hielt ich mir meine vor Schmerzen glühende Wange, derweil ich mit der anderen Hand in dem Verbandskasten herum kramte, welchen mir dieser Irre freundlicher Weise hatte zukommen lassen. Inzwischen hatte ich mich mit dem Rücken zur Kamera gedreht, denn ich würde diesem geisteskranken nicht auch noch die Genugtuung geben, sich an meinen Qualen zu erfreuen und außerdem wenn er wirklich die Wahrheit über die eingeschränkte Funktionstüchtigkeit des mich beobachtenden Geräts gesagt hatte, so konnte ich damit gleichfalls die Wahrscheinlichkeit gering halten, das dieser kranke Typ irgendetwas von meinen kleinen Extras, die sich in meinem Schmuck befanden mit bekam. Es blieb zwar trotz alledem die unterschwellig im Raum schwebende Möglichkeit bestehen, das mich dieser Wahnsinnige mit seiner Aussage nur versuchte auszutricksen, aber bei seinem augenscheinlich nicht gerade hohen Intellekt war diese jedoch verschwinden gering. Wenigstens wusste ich nun, das L mich immer noch hören konnte, denn ich hatte seine kleine Ausführung über meine jetzige Lage durchaus mithören können. Auch meinen kleinen Plan schien er offensichtlich durchschaut gehabt zu haben, aber das wunderte mich bei ihm inzwischen nun wirklich nicht mehr. Immerhin war er der beste Detektiv der Welt und allein zu wissen, dass jemand wie er meine gesamte Situation zu mindestens akustisch verflogenen konnte, gab mir ein Stückchen mehr Sicherheit in dieser sonst so scheinbar schier ausweglosen Lage. Doch ganz egal was immer auch passieren mochte, ich würde niemals damit aufhören zu kämpfen. Schließlich hatte ich einen Massenmörder zu fangen und im Moment wahrlich noch keine Zeit dazu, mich hier von irgend so einem daher gelaufenen Stalker abmurksen zu lassen. Ich war eine hervorragend ausgebildete BKA Beamtin und kein kleines verängstigtes Mädchen, dessen Willen er mit Schmerz und Folter brechen konnte. `Der kann sich an mir meinetwegen gerne die Zähne aus beißen…………wenn ich ihm diese nicht vorher eigenhändig breche, falls er nochmal auf die widerliche Idee kommen sollte, Hand an mich zu legen…` ging mir bitter böse durch den Kopf und schielte nebenbei aus dem Augenwinkel finster zurück zum Objektiv auf dem Schrank. Vorsichtig nahm ich mir darauf hin behutsam den inzwischen vollgesogenen Verband ab und begutachtete fachmännisch die sich mir nun präsentierende Wunde an meinem rechten Oberschenkel. Sie blutete noch immer stark, war aber zum Glück nicht allzu tief, sodass es mir prompt ein erleichtertes Aufseufzen entlockte. Es schien lediglich ein Streifschuss gewesen zu sein, wodurch ich Gott sei Dank „nur“ mit einer ziemlich schmerzhaften Fleischwunde davon gekommen war. Angenehm war die ganze Geschichte aber dennoch nicht und sie wurde noch weitaus unangenehmer, als ich mich anschließend daran machte, diese sorgfältig zu säubern und neu zu verbinden. Tapfer biss ich die Zähne zusammen und konnte trotz allem dennoch nicht verhindern, ab und an erneut gequält aufzustöhnen, wenn die Schmerzen einfach zu übermächtig wurden. Nachdem ich zuletzt auch noch mehr blind als sehend meine fühlbare Wunde am Kopf versorgt hatte, ließ ich mich einfach erschöpft bäuchlings zurück auf das Bett fallen und schloss nachdenklich meine Augen. Immer noch hatte ich keine Ahnung wie ich hier bloß wieder herauskommen und wie ich mich im Falle eines erneuten Angriffs meines Entführers verhalten sollte. Er war mir klipp und klar körperlich gänzlich überlegen, was mir im Normalfall gar nicht mal so sehr zu schaffen gemacht hätte, wäre da nicht dieser mehr als unglückliche Zustand, das ich an diesem beschissenen Bett angekettet war. Jedoch wenigstens war ich nicht mehr vollkommen alleine in diesem Alptraum gefangen, auch wenn es mir nur möglich war sprachlich mit einem andren außenstehenden Menschen in Kontakt zu treten, so gab es mir dennoch das Gefühl, das ich es irgendwie schon schaffen würde diesem Gefängnis wieder zu entfliehen. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal sagen würde……aber es tut wirklich gut deine Stimme zu hören Ryuzaki…“ flüsterte ich leise vor mich hin und achtete stehst darauf, dass meine Lippen außerhalb des Sichtfelds des Kameraobjektives lagen. Ich musste es jetzt einfach riskieren, auch wenn immer noch die unwahrscheinliche Möglichkeit bestand, dass dieser Irre da draußen sich nur dümmer stellte als er wirklich war, denn mir war mittlerweile schlagartig bewusst geworden, das ich nur mit L´s Hilfe eine Chance hatte hier jemals wieder lebend rauszukommen.
 

Mit schreckensgeweiteten Augen verfolgten die Ermittler der SOKO die Geschehnisse auf der anderen Seite des Lautsprechers, derweil ihnen beinahe jegliche Farbe aus dem Gesicht wich und ungläubig geschockte Ausrufe unter ihren Reihen laut wurden. Auch L starrte düster auf den Monitor seines Laptops und biss sich wütend auf die Unterlippe, währenddessen er entsetzt die ihm daraus entgegen klingenden Geräuschen aufmerksam studierte. Zahra wurde doch tatsächlich von diesem Schwein bedrängte und geschlagen, indessen er im Moment dazu Verdammt war hier lediglich nur tatenlos herumsitzen und nichts dagegen unternehmen konnte. Abermals meldete sich diese schon fast körperlich schmerzende Unruhe in ihm und ließ seine Laune bis unter den Gefrierpunkt sinken, derweil sein Herz erneut damit begann sein sonst so ruhiges Blut immer schneller durch seinen Körper zu jagen. Der Umstand so hilflos und untätig dabei zuhören zu müssen und nicht doch noch irgendwie eingreifen zu können, verärgerte ihn zutiefst. Angespannt begann sein scharfer Verstand abermals alle ihm bekannten Fakten zu ihrem Verschwinden durchzugehen, um nicht doch irgendein winzig kleines Schlupfloch, ein einziges augenscheinlich unbedeutendes Detail übersehen zu haben, aber es wollte sich ihm einfach nichts offenbaren. Immer und immer schneller rasten seine Gedanken durch die verschiedenen Türen des Labyrinths, doch jedes Mal fand er sich umgehend vor einer massiven Wand aus weiteren Fragen und Problemen wieder, welche es ihm nicht gelang einzureißen. Plötzlich wurde er jedoch augenblicklich durch die Bewegung einer Person aus seinen Gedankengängen gerissen und schaffte es gerade noch so mit einer schnellen gezielten Handbewegung, diese von ihrem Vorhaben abzuhalten. "Lassen sie das Matsuda………wenn wir jetzt eingreifen und dieser Mistkerl noch in ihrer unmittelbaren Nähe ist, dann könnte er etwas von dem Überwachungssystemen bemerken……..Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen aus zuschließen…….daher werden wir erstmal abwarten, bis Zahra sich von alleine meldet.“ wies er diesen prompt nachdrücklich zurecht und blickte derweil weiterhin missmutig auf den Bildschirm seines Laptops. Matsuda Augen weiteten sich abermals erschrocken, als er seinen beinahe begangenen Fehler gewahr wurde und begann sogleich damit sich kleinlaut bei Ryuzaki dafür zu entschuldigen, als ihm plötzlich fürsorglich eine Hand auf die Schulter gelegt wurde. „Schon gut Matsuda. Ich glaube wir können alle sehr gut nachvollziehen, warum sie gerade so gehandelt haben. Aber Ryuzaki hat Recht, wenn wir jetzt gänzlich unbedacht mit Zahra Kontakt aufnehmen, könnten wir sie dadurch in große Gefahr bringen.“ meldete sich Herr Yagami und besah sich indessen nachdenklich den jungen Detektiv auf dem Sessel. Weder ihm noch Watari war das kaum merkliche zittern seines Körpers entgangen gewesen, jedoch machten sich beide ihre ganz eigenen Gedanken dazu und ließen ihrer überraschende Beobachtung wissentlich unkommentiert. L versuchte derweil diese ungewollte Reaktion so gut es ging zu unterbinden, denn so etwas wie Schwäche durfte und konnte er sich einfach nicht erlauben. Er hatte bei seiner Arbeit einfach keinen Platz für solche Empfindungen wie Ärger oder Wut, denn diese behinderten den menschlichen Verstand in seiner logischen Arbeitsweise erheblich und das konnte folglich ziemlich gefährlich werden. Es waren lediglich die sehr wenigen Niederlagen in seinem Leben gewesen, welche in ihm bisher solche Gefühle ausgelöst hatten, aber seit Zahra bei ihm aufgetaucht war, schien sein Körper ein mehr als unerfreuliches Eigenleben entwickelt zu haben, welches sich seinem geistigen Verständnis weder unterwerfen wollte noch erklärte. So sehr ihn das alles auch beschäftigte und inzwischen wirklich auf den Wecker ging, so wenig hatte er jedoch jetzt gerade die Zeit dazu, dieses bisher ungelöste verwirrende Rätsel weiter zu ergründen. L musste im Augenblick wahrlich seine ganze Konzentration auf das Lösen der beiden Fälle fixieren und so schnell wie möglich mit seinen Ermittlungen vorankommen, bevor noch mehr Menschen ihr Leben verloren. Im nächsten Moment jedoch machte sein Herz einen erneuten überraschten Hüpfer, als sich Zahras Stimme ganz unverhofft in seine Gedanken schlich und ihn zurück in die Realität holte. Aufmerksam hörte er auf die leise geflüsterten Worte, welche sich nach und nach zu Sätzen formten und ihn neuerlich komplett irritierten. Hatte er das gerade richtig verstanden? Sie freute sich darüber seine Stimme zu hören? Seltsamer weise schien er bei diese Aussage von ihr sogar so etwas wie Wohlwollen zu empfinden, was allerdings doch vollkommen unlogisch war, denn in Anbetracht ihrer Lage wäre sie wohl über jede ihr bekannte Stimme glücklich gewesen. Aber wieso machte er sich überhaupt darüber Gedanken? Es gab doch gerade viel wichtigere Dinge, mit denen er sich auseinander setzten musste. Verärgert über sich selbst und seine mal wieder von alleine abschweifenden Überlegungen, legte er missmutig den Finger auf den Knopf, welcher das vor ihm stehende Mikrofon aktivierte, indessen sich die restlichen Mitglieder der Sonderkommission mit einer Mischung aus Erleichterung und Unbehagen hinter ihm aufzustellen begannen und gespannt auf das nun Folgende warteten.
 

„Wie geht es dir Zahra?“ erklang seine tonlose Stimme leise in meinem Ohr, was mein immer noch pochender Kopf erneut dazu veranlasste, sich umgehend mit einer neuen Welle aus Qualen merklich zu beschweren. Gepeinigt kniff ich meine Augen zusammen und versuchte diesen unmissverständlichen Widerspruch meines geschundenen Körpers einfach zu ignorieren, bevor ich mich darauf besann L zu antworten. „Den Umständen entsprechend würde ich sagen. Ein Streifschuss am Oberschenkel und eine kleine Platzwunde am Kopf, ansonsten bin ich unverletzt. Nur der Blutverlust macht mir ein wenig zu schaffen, aber dieser Irre hat mir ja wenigstens Verbandszeug da gelassen, sodass ich schlimmeres vorerst verhindern kann. Habt ihr vielleicht schon eine Ahnung davon, wo ich hier bin?“ gab ich nun erschöpft von mir und zog die Decke des Bettes schützend über meinen Körper. Wenn ich Glück hatte konnte ich diesen Typen damit vorgaukeln das ich schlafen würde, derweil ich mich mit der SOKO unterhielt. „Nein. Bis jetzt haben wir noch keinen Anhaltspunkt ermitteln können, wo sich dein momentaner Aufenthaltsort befindet. Allerdings wäre eine detaillierte Täterbeschreibung von dem Kerl und deiner für dich sichtbaren Umgebung sicherlich hilfreich.“ folgte sogleich erklärend von ihm, währenddessen ihn der Umstand, dass sie sich durch ihrer Verletzungen nicht in unmittelbarer Gefahr befand, zusehends ruhiger stimmte. Wieder versuchte ich die neue Flut an marternden Schmerzen in meinem Kopf zu verdrängen und ebenso die Enttäuschung, welche durch seine Worte in mir aufzukeimen begann. Eigentlich war mir schon fast klar gewesen, dass das Auffinden meines Gefängnisses doch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, aber die Hoffnung es könnte anders sein hatte sich trotz alledem in meinem zweiflerischen Unterbewusstsein fest gebissen gehabt. Resigniert holte ich einmal tief Luft, bevor ich die Augen schloss und versuchte mir das Gesicht des geisteskranken Vollidioten zurück ins Gedächtnis zu rufen, um L eine möglichst genaue Beschreibung dessen abliefern zu können. „Mmhh…..Also er ist wesentlich jünger als ich……würde bald sagen so um die zwanzig und hat kurze schwarze Haare…….mehr wie ein Igelschnitt…….er ist ca. einen Kopf größer als ich, wobei er allerdings eher schmächtig wirkt…….was noch……achso seine Augen sind Braun, wenn ich das vorhin richtig mitbekommen habe …….und außerdem trägt er im Augenblick eine schwarze Hose und einen ebenso farbigen Pullover…..“ ließ ich nachdenklich verlauten und suchte weiterhin in meinen Erinnerungen nach irgendwelchen Besonderheiten an ihm, welche ich aber auch nach mehreren Minuten des angestrengten Grübelns einfach nicht ausmachen konnte. „Mehr fällt mir zu dem Kerl beim besten Willen nicht ein…..Tut mir leid….Und zu meinem Zimmer kann ich auch nicht viel sagen…..Es hat zwar ein Fenster, aber durch das kann ich leider nicht hinausschauen, da mich dieser Typ an dem Bett festgekettet hat…“ schloss ich ermattend und suchte indessen krampfhaft nach einer Möglichkeit, unseren Kontakt doch noch irgendeinen weiteren Nutzen abzugewinnen. Es konnte doch absolut nicht wahr sein, das ich nur hilflos herumliegen konnte und es nichts gab, um mich selbst aus dieser unschönen Lage zu befreien oder wenigstens die SOKO dabei zu unterstützen, als ihnen nur meine Informationen zukommen zu lassen. Das Ganze machte mich einfach nur krank. Und dann urplötzlich durchfuhr es mich wie ein Blitz, was das sich überhöht drehende Karussell in meinem Kopf schlagartig zum Halten brachte. „Sag mal Ryuzaki….. wäre es nicht vielleicht unter Umständen möglich die ein und ausgehenden Signale von den Überwachungsgeräten irgendwie zu lokalisieren?......Ich meine, ich weiß es sind keine Wanzen oder ortungsspezifische Frequenzen wie bei einem Handy…..aber auch wenn diese absolut abhörsicher und nicht zurück verfolgbar sein sollen…….mit irgendetwas müssen diese doch empfangen und gesendet werden…….kann man sich diese Codierung nicht irgendwie zu Nutze machen…“ legte ich umgehend meine Gedankengänge offen und warte dann gespannt auf eine Antwort des schwarzhaarigen Detektivs. L hörte sich die leise ertönenden Worte von Zahra sehr genau an, währenddessen sich Herr Aizawa das soeben durchgegebene Aussehen des vermeintlichen Entführers notierte und dieses kurz darauf an die einsatzhabenden Streifenwagen weiterleitete. Nachdenklich legte sich abermals sein Daumen die Unterlippe, indessen er konzentriert die Möglichkeiten für so eine fast unmögliche Aktion überdachte und er sich dann kurz darauf an seine immer treue Unterstützung namens Watari wandte. „Gäbe es einen Weg, diese Signale abzufangen und einzugrenzen?“ Dieser hatte das Gespräch ebenso aufmerksam verfolgt und schon bei der Erwähnung dieser verrückten Option damit begonnen gehabt, sich etwas zu überlegen um diese Idee auf irgendeine Weise umsetzten zu können. „Nun ja ich denke ich könnte es versuchen….“ Kam sofort von Watari als Antwort und nickte L nochmals bestätigend zu. „Gut dann machen Sie sich bitte umgehend an die Arbeit Watari. Aber bleiben Sie bitte in der Zwischenzeit trotzdem weiterhin an Miss Amane dran. Sie hatte inzwischen wahrlich genug Zeit gehabt sich auszuruhen.“ Gab dieser sogleich ungerührt von sich und ignorierte dabei gekonnte die ihm nun mal wieder völlig entsetzt entgegen blickenden Gesichter der restlichen Ermittler, während er prüfend zu Misa auf den andren Monitor schielte. Ich hörte dem treiben in der Ermittlungszentrale lediglich mit einem imaginären Kopfschütteln aufmerksam zu und seufzte sogleich hörbar genervt auf. Mir war schon klar, das L nebenbei weiter am Kira-Fall arbeiten würde und das störte mich auch nicht im Geringsten, denn ich würde an seiner Stelle vermutlich nicht anderes handeln. Trotzdem missfielen mir seine eigenwilligen Ermittlungs-und Verhörmethoden immer noch und schon allein der Gedanke daran, das Misa schlussfolglich eine nicht bestreitbare neue Folter erwartete, ging mir selbst in meiner jetzigen Lage nicht minder gegen den Strich. Es gab einfach nichts was ich tun konnte, um dieses Unrecht zu unterbinden und dieses Gefühl war in meiner jetzigen Situation nur noch schlimmer als nur allein das Wissen darum. Ich bemerkte sofort die erneut in mir aufschäumende Wut darüber, aber es würde jetzt sowieso nichts bringen wenn ich mich darüber aufregte. Daher kämpfte ich mit zusammen gebissenen Zähnen den aufbrodelnden Missmut verdrossen wieder zurück in die tiefen Abgründe meines Verstandes und besann mich erneut auf mein eigens viel größeres Problem, in welchem ich zu Zeit ungewollt fest steckte. „Hey Ryuzaki….sag mal wie lange war ich eigentlich weggetreten gewesen?“ fragte ich somit beunruhigt nach, denn bis jetzt wusste ich ja noch nicht einmal, wie lange ich hier überhaupt schon weggesperrt war. Waren es nur Stunden gewesen oder gar ganze Tage? Mein Zeitgefühl hatte mich nach meinem Aufwachen unerbittlich im Stich gelassen gehabt und wäre dieses für mich unerreichbare Fenster nicht, so könnte ich mir nicht mal sicher sein, ob es Tag oder Nacht war. „Insgesamt waren es knapp fünf Stunden gewesen, in denen wir nichts von dir gehört hatten. Seit deiner Entführung sind bis jetzt mittlerweile aber schon gut sechs Stunden vergangen.“ Meldete sich auch prompt abermals die Stimme des dunkelhaarigen Detektivs, was mich erneut in meinen verworrenen Gedankengängen versinken ließ. Ganze fünf Stunden? Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was dieser Irre mit mir innerhalb dieser Zeit alles Angestellte haben könnte. Schon der Gedanke daran ließ mir unweigerlich mehrere kalte Schauer über den Rücken laufen, welche ich allerdings zwanghaft zu unterdrücken versuchte, denn ich durfte nicht vergessen, dass ich immer noch von diesen Perversling beobachtet wurde. Gerade als ich mich erneut an Ryuzaki wenden wollte, ruckten schlagartig meine blaugrauen Augen Richtung Tür, als ich erneut das leise Klimpern eines Schlüssels vernahm.
 

Von einer Minute zur anderen saß ich wieder aufrecht auf dem Bett, was mir mein Kopf abermals schmerzhaft quittierte, indem erneut ein wahrer Orkan aus Pein in diesem zu toben begann. Gequält biss ich mir auf die Lippen, währenddessen ich jedoch die Tür nicht einen einzigen Moment aus den Augen ließ. Sogleich betrat erneut der junge Mann das Zimmer, dank welchen ich mich in dieser prekären Lage befand und schritt mit einem voll beladenden Tablett hämisch Grinsend auf mich zu. „Tut mir leid dass es so lange gedauert hat Zuckerpuppe, aber ich dachte du hast nicht nur Durst sondern vielleicht auch Hunger.“ ließ dieser erklärend verlauten, indessen er sein Mitbringsel vorsichtig auf meinem Bett ablud. Ich starrte dem Kerl einfach nur fassungslos entgegen und mir fiel im selben Moment geradezu ein Stein vom Herzen. Im allerersten Augenblick hatte ich wirklich damit gerechnet, dass ich doch noch aufgeflogen war und er mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt hatte, aber dass er mir tatsächlich etwas zu Essen brachte, hätte ich nun wahrlich nicht vermutet. Wachsam rutschte ich sogleich zurück ans Bettende, indessen ich ihn keine Sekunde aus meinem boshaften Blick entließ und gleichzeitig misstrauisch die Speisen begutachtete. Glaubte der wirklich, dass ich davon etwas essen würde? Der hatte sie doch nicht mehr alle. Woher sollte ich mir denn bitteschön sicher sein, das er da nicht irgendetwas hinein gemischt hatte, um mich gefügig zu machen? Mir war gerade schlicht und ergreifend wahrlich der Appetit vergangen, sodass ich ihm weiterhin nur finster entgegen starrte. „Jetzt sei nicht so stur Süße……Das schmeckt gut, glaub mir…...“folgte prompt hinterher, denn er musste wohl mein Unwillen bemerkt haben, bevor er sich selbst ein bisschen von dem Brot abzweigte, um wahrscheinlich seine eben geäußerten Wort nochmals zu unterstreichen. Wachsam verfolgte ich jede seiner noch so kleinen Bewegungen, ohne dass ich auch nur eine einzige Silbe mit ihm wechselte, denn auf ein gedientes Plauderstündchen mit einem geistig Verwirrten hatte ich im Moment nun wahrlich keine Lust. Dem Typen schien das allerdings eher weniger zu gefallen, denn ich konnte sehen wie sich sein Gesichtsausdruck in der nächsten Minute eindeutig zu einer verärgerten Fratze entwickelte, was mich sofort in aller höchster Alarmbereitschaft versetzte. Langsam aber unnachgiebig bewegte sich der Kerl erneut bedrohlich auf mich zu, derweil sich auf seinen Lippen ein böses Lächeln breit machte und er mich abermals mit seinen lüsternen Augen abzutasten begann. Ich drückte mich umgehend noch ein Stück dichter an die Wand des Bettendes, währenddessen meine Nerven zum Zerreißen gespannt waren. Was ging den jetzt schon wieder in seinem kranken Kopf ab? Der kam doch jetzt nicht wirklich auf die Schnapsidee mich nochmals antatschen zu wollen oder? Mein Puls schnellte in die Höhe und meinen Körper bedeckte eiskalter Schweiß, derweil mein rasender Verstand versuchte mir irgendeinen plausibel klingenden Fluchtweg zu erschließen. Nach außen hin wirkte ich zwar gefasst und starrte ihm immer noch mehr als dunkel mit meinen blaugrauen Augen entgegen, aber innerlich starb ich bereits bei dem Gedanken an die bevorstehenden Möglichkeiten tausend Tode. Immer näher kam der Kerl auf mich zu und schien sein vorhin so abruptes Vorhaben nun erneut wieder aufnehmen zu wollen, als er plötzlich unerwartet kurz bevor er mich erreichte stehen blieb und in einem böse amüsierten Gelächter verfiel. „Kein Sorge meine Hübsche…..Ich will dich doch nicht kaputt machen……. oder meinst du wirklich, das ich mit einem so zugerichteten Ding wie dir gerade Spaß haben könnte?..........Nein, noch nicht……..dafür haben wir noch genug Zeit, wenn du dich von deinen Verletzungen wieder gänzlich erholt hast…..“ hauchte er mir mit seinen nach Alkohol stinkenden Atem verrucht entgegen, was mich trotz jeglicher Gegenwehr doch nicht davon abhalten konnte, mich angewidert schütteln zu müssen. Sauer ballte ich die Hände und mein gesamter Körper begann vor Empörung abermals zu zittern, währenddessen ich wütend mit den Zähnen zu knirschen begann. „Du….du widerst mich an Arschloch…..“ zischte ich ihm finster entgegen, was ihm jedoch nur ein abfälliges erneutes Auflachen entlockte. „Ja wehr dich ruhig meine Süße…….das gefällt mir…“ flüsterte er mir sogleich lüstern zu, was meine Wut augenblicklich zum Explodieren brachte. Kraftvoll warf ich mich nach vorne, um diesen Mistkerl sein dreckiges Mundwerk zu stopfen, allerdings hatte dieser Irre anscheinend genau mit solch einer Reaktion gerechnet gehabt und sich sofort hurtig außerhalb meiner Reichweite gebracht, sodass ich mit einen gequälten Aufkeuchen unsanft neben dem Bett landete. „Na du bist ja eine richtige Wildkatze was?......Aber jetzt solltest du dich erstmal etwas ausruhen…..Zeit zum Spielen haben wir noch genug…“ gab dieser sogleich anzüglich grinsend von sich und machte sich dann daran, das Zimmer abermals wieder zu verlassen. Jedoch bevor er die Tür wieder hinter sich ins Schloss zog, zwinkerte er mir nochmals hämisch zu, was meine Wut abermals aufschäumen ließ. Ich griff das erst beste was ich in die Finger bekam und warf es mit voller Wucht gegen die Zimmertür, durch welche er gerade verschwunden war. Es brachte wie erwartet nichts, aber dennoch fühlte ich mich in diesen Moment ein klein wenig besser, ehe ich mich wieder vom Boden erhob und danach verärgert zurück aufs Bett fallen ließ. L hatte, wie auch der Rest der anwesenden Ermittler, abermals entsetzt das Geschehen auf der anderen Seite des Mikrofons verfolgt und erneut stieg diese mehr als verwirrende Wut in ihm auf, weshalb er sich wahrlich darauf konzentrieren musste seine Körper neuerlich gänzlich unter Kontrolle zu behalten. Jedes gesprochene Wort und schon allein die gewählte Tonlage, hatten ihn jedes Mal einen merklichen Stich versetzt und auch wenn er immer noch nicht wirklich wusste, woher diese übertriebenen ungewollten Reaktionen rührten, so sehr wollte er jedoch das diese endlich aufhörten. Aber irgendwie ahnte L inzwischen, dass diese ihn so irritierende Unruhe und diese immer heftiger werdenden unliebsamen Reflexe seines Körpers nur mit dieser jungen Frau zusammen hängen konnten. Auf eine seltsame, ihm nicht zu erklärende Art und Weise wurden diese nicht nur anscheinend von Zahra ausgelöst, sondern sie ganz alleine schien das Problem zu sein. Sie war offensichtlich also nicht nur der Auslöser sondern viel mehr der eigentlich Grund dafür. Jedoch anstatt das ihn diese Erkenntnis weiter brachte, verhedderte sich sein sonst so rationaler Verstand dadurch nur noch weiter in dem verwirrenden Netzt aus Fragen und Rätseln, welches ihn nun schon so lange beschäftigte und mit Unwissenheit quälte.
 

Es hatte lange gebraucht, bis sich mein aufkochendes Blut endlich wieder vollkommen abgekühlt und ich mich einigermaßen ruhig wieder unter der schützenden Decke des Bettes zusammen gerollt hatte. Inzwischen war es bereits dunkel geworden und nur das schwache Licht des Vollmondes erhellte noch den spärlich eingerichteten Raum, welcher im Moment mein Gefängnis darstellte. Das Essen hatte ich nicht angerührt, sondern so wie es war einfach unter mein Bett geschoben, denn auch wenn ich noch so hungrige war konnte ich nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen, ob es wirklich so harmlos war wie es aussah. L hatte sich nach dem Vorfall nur kurz nochmal gemeldet gehabt, um mit mir nochmals die einzelnen Fakten durch gehen zu können. Danach war es still geblieben, aber was sollte er mir auch schon erzählen? Watari war dabei ein Weg zu finden, wie wir die abfangsicheren Signale meines Schmuckes doch noch irgendwie orten konnten und die restlich Ermittler waren wohl damit beschäftigt, mit Hilfe des von einem Profilers erstellten Profils weitere Befragungen im Umfeld des Tatortes durch zuführen. Vorerst war alles besprochen, was es zu besprechen gab und somit hatte ich die erdrückende Wartezeit damit verbracht, endlich mal all meine wirren Gedanken und Gefühle zu sortieren wie auch zu entknoten. Eigentlich hatte ich mich ja schon lange mal wieder nach ein wenig Ruhe und Zeit für mich alleine gesehnt gehabt, aber so nötig hatte ich es nun auch wieder nicht, dass sich das Schicksal mit einer Entführung revanchieren musste. Andrerseits hatte ich gerade ja auch nicht wirklich etwas Besseres zu tun, denn auch wenn es inzwischen schon ziemlich spät sein musste, so würde ich hier doch niemals ruhigen Gewissens schlafen können. Meine Gedanken driften mehr und mehr in die sinkende Flut der Vergangenheit ab und wieder einmal verbrachte ich eine ganze Zeit damit, mich einsam in meinen Erinnerungen mit Lina zu vergraben. Ein paar verlorene Tränen verließen unbemerkt meine traurigen Augen, derweil ich sowohl die schönen wie auch die schlechten Momente, welche ich mit ihr verbringen durfte nochmals durchlebte. Es zerriss mir abermals schier das Herz und ich weinte ungehört all meinen mich quälenden Schmerz von meiner zerrüttenden Seele. Wie lange ich so da lag hätte ich im nach hinein gar nicht einmal zu sagen vermocht, aber es tat mir gut und es ließ all die Wunden in meinen Inneren ein kleines Stückchen mehr heilen. Dann jedoch schlich sich eine andere, mir inzwischen schon wahrlich vertraute Person in meine Gedanken und diesmal ließ ich es einfach geschehen. Abermals zogen all meine bisher erlebten Ereignisse mit diesem wunderlichen Detektiv an mir vorbei und entlockten mir hin und wieder ein warmes friedliches Lächeln. Auch die mich vorher so verwirrenden Träume manifestierten sich abermals vor meinem inneren Auge und ich wollte mich in diesem Augenblick einfach nicht mehr der wohligen Wärme in meinem Körper, welche nur durch die bloße Erinnerung daran ausgelöst wurde, entziehen. Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu, mich gegen meine eigenen Gefühle zu wehren und zu sehr genoss ich es einfach in diesen Moment, diese übermächtige Geborgenheit in mir zu spüren. Meine geschundene Seele hatte wahrlich schon genug gelitten, als das ich dieser eigenmächtig noch mehr Qualen zu führen musste, denn bisher hatte ich mich vehement gegen jedes einzelne dieser Gefühle gesträubt. Nichts hatte mich seither dazu gebracht gehabt, endlich mal meinen gemarterten Verstand einfach abzuschalten und lediglich auf die Emotionen in meinem Körper zu hören, aber nun in dieser misslichen Lage gefangen, war es beinahe schon wie eine Flucht. Eine Flucht in eine schönere und bessere Welt, die mich all meine Probleme um mich herum vergessen ließ. Es war einfach falsch gewesen, mich grundsätzlich vor der Wahrheit verschließen zu wollen, welche ich doch schon längst Unterbewusst begriffen und trotz alledem nicht für Real zu erklären versucht hatte. Wieder erschien das Gesicht von L vor meinem inneren Auge und eine kleine einsame salzige Perle suchte sich flüchtig ihren Weg über meine Wange, derweil sich abermals ein sanftes Lächeln auf meine Lippen legte. Ja. Ich sah es nun endgültig ein. Ich hatte mich tatsächlich verliebt. Verliebt in einen seltsamen, sturen und kontrollsüchtigen Meisterdetektiv namens L. `Wie hatte mir so etwas nur passieren können….` ging mir nachdenklich durch den Kopf und entlockte mir erneut ein kleines Schmunzeln. Dieses Eingeständnis war wie eine Befreiung für mich und ließ mein Herz augenblicklich mehrere Takte höher schlagen, indessen sich in meinem Bauch ein wahrer Regenbogen an Schmetterlingen zu entfalten begann. Ja ich konnte und wollte es einfach nicht mehr leugnen. „Ryuzaki?“ fragte ich leise flüsternd in die finstere Stille hinein und schloss müde meine Augenlider. „Was gibt´s Zahra?“ kam sofort alarmiert zurück, was mir umgehend ein weiteres Lächeln entlockte. „Bitte versprich mir, das du mich hier rausholen wirst….….L“ folgte sogleich sanft aus meinen Mund und lauschte abwartend auf seine Antwort. Eine ganze Weile blieb es vollkommen ruhig, bis sich dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit erneut seine Stimme leise in meine Gedanken schlich. „Wir werden dich daraus holen, das verspreche ich dir……..Robin“ Bei dem vernehmen seiner Worte schlich sich erneut dieses warme sanfte Lächeln auf meine Lippen, bevor ich glücklich allmählich in das Land der Träume hinüber glitt.

In letzter Minute

In letzter Minute
 

Seit gut zwei Tagen wurde ich nun schon in diesem kargen Zimmer von einem geisteskranken Irren festgehalten und noch immer lag eine baldmögliche Rettung für mich in ferner Zukunft. Das ich hier drin überhaupt ein wenig Schlaf gefunden hatte, war für mich eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, aber meine Gefühle für L und die darin mitschwingende Geborgenheit und Wärme, welche diese in mir unweigerlich auslösten, wie auch das Wissen um seine indirekte Anwesenheit hatten mir so etwas wie Sicherheit gegeben gehabt. Nie hätte ich vermutet, dass schon allein die Erkenntnis von solchen Emotionen einen so gravierenden Einfluss auf einen Menschen und vor allem auf mich haben könnte, jedoch wäre es eine Verleugnung meiner Selbst gewesen, wenn ich diese nun mehr unbestreitbare Tatsache weiterhin versucht hätte zu verdrängen. Seit ich aus meiner Traumwelt zurückgekehrt war, setzte mein rationaler Verstand alle bisher gesammelten Puzzleteile zu diesem seltsamen schwarzhaarigen Detektiv zu etwas Neuem, für mich bisher nicht erfassbar gewesenen zusammen, denn mit der Einsicht meiner Gefühle für ihn, öffneten sich für mich ebenso bis vor kurzen noch fest verschlossene Türen in dem weitläufigen Labyrinth aus Fragen in meinem Kopf. Wie hatte ich eigentlich nur so blind sein und mein eigenes Befinden in so einem Maße aus Acht lassen können? Das alles passte doch überhaupt nicht zu meiner sonst so logischen und distanzierten Denkweise, denn im Normalfall war das miteinbeziehen von persönlichen Empfindungen und Reaktionen immer ein wichtiger Bestandteil für meine Ermittlungsarbeit gewesen. Klar musste man wahrlich aufpassen, dass man einen Fall nicht zu sehr an sich heran ließ, aber dennoch waren die eigenen Gefühle immer anwesend und niemand war in der Lage diese einfach so mir nichts dir nichts abzuschalten. Wir waren schließlich Menschen und keine Roboter, auch wenn es in den meisten Lehrbüchern anders verlangt wurde. Was jedoch sollte ich jetzt tun? Und warum war es ausgerechnet L, der mein sonst so verschlossenes Herz mit einmal zum höherschlagen brachte? Gerade er, der es immer wieder aufs Neue geschafft hatte, mich aus der Fassung zu bringen oder sogar zur Weißglut zu treiben? Jemand der mich pausenlos provozierte und allen Anschein nach nicht einmal eine Spur von Feingefühl besaß? Das Ganze ergab ganz rational betrachtet doch überhaupt keinen Sinn und dennoch war es eindeutig Liebe, welche ich für diesen sturen Detektiv empfand. Gedankenversunken und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen schüttelte ich sacht meinen braunen Haarschopf, derweil ich einmal einsichtig tief durchatmete und anschließend meine Augen schloss. So etwas wie Liebe war für mich von jeher immer mit Leid und Schmerz verbunden gewesen, denn noch niemand hatte mich jemals so akzeptiert gehabt, wie ich wirklich war. Trotz alledem aber war sie auch mir nicht verborgen geblieben und nun musste ich erneut wieder einmal feststellen, was für bizarre Wege dieses nicht abschätzbare und doch so starke Gefühl einschlagen konnte. Dennoch wurde mir mit jeden meiner sich windenden Gedankengänge zu L und meinen Gefühlen immer klarer, das es vollkommen egal war was auch immer ich tun würde, denn nichts würde etwas an dieser Empfindung änderte und es gab somit folglich auch keine logische Erklärung für die völlig unerwartete Wahl meines Herzen. Es war einfach so. Punkte, Aus, Ende. Das Warum und Wieso würden wohl für mich bis ans Ende meiner Tage ein ungelöstes Rätsel bleiben, denn wie sagte man so schön…..“Die Wege der Liebe sind unergründlich“. Auch wenn ich nicht wusste, wie ich mit diesen neuen Informationen weiter umgehen sollte und ob dieses Gefühl jemals eine wirkliche Chance hatte, war es dennoch eine Regung voller Hoffnung. Eine Hoffnung, die zum erstem mal seit Linas Tod ein wenig Wärme zurück in mein geschundenes Herz brachte und die schmerzhaften Wunden auf meiner Seele spürbar linderte.
 

Langsam ließ ich mich rücklings zurück auf das Bett sinken und blickte nachdenklich hinauf zur Zimmerdecke, indessen mein Verstand nochmals die letzten vergangenen Stunden Revue passieren ließ. Seit meinem unfreiwilligen Ausflug war inzwischen mehr als 48 Stunden vergangen und dieser Mistkerl hatte immer wieder versucht gehabt, sich mir ungebührlich zu nähern. Es schien ihm durchaus Spaß zu machen, aber ganz so leicht ließ ich mich nicht unterkriegen, weshalb ich bis jetzt zum Glück das Schlimmste zu verhindern wusste. Die Frage war nur, wie lange das noch gut gehen würde und ob ich irgendwann überhaupt noch die Kraft dazu hatte, mich gegen diesen perversen Grobian zu wehren. Mein Willen war zwar ungebrochen, aber körperlich war ich schon fast an meine Grenzen gestoßen, da ich mich bis jetzt immer noch vehement dagegen verweigerte, irgendwelche Art von Nahrung von diesem Vollidioten anzunehmen. Zum einen konnte ich mir niemals sicher sein, das mit dem Essen oder dem Wasser, welches er mir anbot, auch wirklich alles in Ordnung war und zum anderen verhinderte ich somit die mehr als unangenehme Situation, mit diesem Irren zusammen aufs Klo gehen zu müssen. So lange es mir möglich war würde ich mich auch weiterhin nicht von diesem Plan abringen lassen und konnte von daher nur inständig hoffen, das L und die Sonderkommission mich hier bald raus holen würden. Bisher hatte ich mit L nur sporadischen Kontakt gehalten, denn immerhin wäre es ziemlich auffällig, wenn ich mich ständig schlafend stellen würde und für den Austausch der wichtigsten Informationen bedarf es schließlich nur ein paar wenige Minuten. Somit verbrachte ich wohl die meiste Zeit damit, meine Wunden zu versorgen und meinen sich langsam klärenden Gedankengängen nach zuhängen, indessen ich allzeit wachsam die Tür meines Gefängnisses im Auge behielt. Es waren wahrlich mehr als quälende Stunden, in denen ich einfach nur tatenlos herumliegen zu konnte und nie wusste, wann sich dieser geisteskranke Irre wieder einmal in mein Zimmer verirren würde. Es machte mich schlicht und ergreifend krank, dass ich in so einer hilflosen Situation gefangen war und mich nicht ohne fremde Hilfe wieder daraus befreien konnte. Zeit konnte wirklich grausame Strukturen annehmen, vor allen wenn man sich in meiner jetzigen Lage befand und nichts anderes tun konnte, als über vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges nachzugrübeln, ohne jedoch wirklich Gewissheit darüber zu erlangen. In der Zwischenzeit begann mein Magen derweilen damit, sich schon mal selbst verdauen zu wollen und mein Hals glich eigentlich schon mehr einer Wüste, was jedenfalls das trockene ziemlich schmerzhafte Kratzen darin erklären würde. So langsam bekam ich immer mehr die marternden Proteste meines Körpers auf meine unfreiwillige Fastenkur zu spüren, dennoch versuchte ich diese so gut es eben Möglich war gekonnt zu ignorieren, denn solange mein Kreislauf noch einigermaßen beisammen war, würde ich eisern bleiben egal was auch immer passierte. Meine einzigste Rückzugsmöglichkeit, welche mir blieb war mein Verstand und somit konzentrierte ich all meine noch vorhandene Energie auf meine Gedanken zu L und den Kira-Fall, denn so konnte ich mich wenigstens für einige Stunden fluchtartig aus der mich erdrückenden Realität zurück ziehen.
 

Schlagartig öffnete ich meine blaugrauen Augen, als ich dir mir so wohlbekannte Stimme des jungen Detektives in meinem Ohr vernahm und drehte mich sogleich mit einem gespielten Gähnen vorsichtig aus dem Blickwinkel der Kamera auf die Seite, währenddessen ich aufmerksam auf seine gesprochenen Wort lauschte. „Zahra…….Wir haben ihn. Wir wissen jetzt, wo er dich festhält.“ hallte es tonlos in meine Gedanken und ich hörte von einer Sekunde zur andren urplötzlich auf zu atmen, derweil mein Herz umgehend damit begann, ungläubig hart gegen meinen stillstehenden Brustkorb zu hämmern. Immer und immer wieder durchfuhren mich L´s Worte wie ein Blitz, wobei es mir wahrlich von Mal zu Mal schwerer viel, deren Bedeutung wirklich vollständig zu begreifen und darauf auf irgendeine Art und Weise reagieren zu können. Was hatte er da gerade gesagt? Sie hatten mich tatsächlich gefunden? Quälend langsam setzte sich das pulsierende Karussell in meinen Kopf in Bewegung und wurde mit jeden realisierten Wort schneller und schneller, sodass ich mir hart auf die Lippe beißen musste, um mich nicht durch eine unangemessene Reaktion meines Körpers gegenüber dem mich beobachtenden Objektiv zu verraten. Auch wenn meine Lokalisierung verhältnismäßig rasch von statten gegangen und ich bisher nur ca. 2,5 Tage eingesperrt gewesen war, so kam es mir doch trotz allem vor wie eine Ewigkeit. Hier drin tickten die Uhren einfach anderes und auch mein sonst so scharfer Verstand schien sich inzwischen an diesen zähen versetzten Fluss der Zeit angepasst zu haben. Mit starrem Blick verarbeitete mein Gehirn nach und nach die mich erreichenden Sätze aus dem Mikrophon, bevor sich in ihnen wahre Freude und Hoffnung wieder zu spiegeln begannen. „Ihr habt mich also wirklich gefunden Ryuzaki?....Wie?.....Wer ist er?“ folgte dann endlich eine leise Reaktion von mir und sofort meldete sich mein entschlossener Wille wie auch meine logischer Spürsinn zurück, denn nun hatte ich die Aussicht endlich diesen Alptraum wieder zu entrinnen, was mir einen erneuten ungeahnten Kraftschub zu versetzten schien. L konnte ohne jeden Zweifel den neu entflammten Kampfgeist der jungen Frau in ihren Worten ausmachen und das verlangte diesen unweigerlich ein kaum erkennbares Grinsen ab, denn er hatte sehr wohl bemerk gehabt, das Zahra ihre momentane Lage doch mehr zu schaffen gemacht hatte, als sie es sich nach außen hin anmerken ließ. Jedoch um sich so etwas einzugestehen, war dieses weibliche Wesen einfach viel zu stur und allein schon dieser Umstand hatte ihm auf eine gewisse Art und Weise wahrliche Sorgen bereitet. Noch immer beschäftigte L das Gespräch, welches sie in dieser ersten Nacht geführt hatten, denn noch nie hatte Zahra sich dazu herab gelassen gehabt ihn in solch einer Form um Hilfe zu bitten, ja ihm gar ein Versprechen ab zunehmen. Sie hatte in diesem Augenblick auf eine undefinierbare, dennoch nicht wirklich unangenehme Art mit ihm gesprochen gehabt, welche diese unliebsame Unruhe in ihm erneut hatte aufschreien lassen und was ihn abermals in Bezug auf Zahra vollkommen verwirrt hatte. Er konnte ihre sich ständig verändernden Verhaltensweisen ihm gegenüber einfach nicht nachvollziehen und umso mehr hatte es ihm regelrecht die Sprache verschlagen gehabt, warum sich in so einer Situation plötzlich nicht nur neuerlich ihren Charakter veränderte, sondern sie ihn auch gänzlich unbewusst bei seinem richtigen Namen nannte. Es war vorher wahrlich sehr selten gewesen, das die braunhaarige ihn mit L angesprochen hatte, denn bisher hatte sie sich immer auf sein pseudonym Ryuzaki beschränkte gehabt. Nur wenn sie ihn provozieren wollte, dann hatte sie ein paar wenige Male seinen wahren Namen verwendet. Wieso aber ausgerechnet in so einer Situation? Zudem hatte es sich weder provokant noch sonst irgendwie abfällig klingend angehört gehabt. Nein, im Gegenteil, es hatte ihm viel mehr ein warmes unergründliches Gefühl in seiner Magengegend verschafft, welches ihn im ersten Augenblick hatte wahrlich aus allen Wolken fallen lassen. Abermals war er über diese unschönen Reaktionen seines Körpers auf diese geheimnisumwobene junge Frau mehr als verärgert gewesen und hatte somit umgehend zum Gegenschlag ausholen wollen, denn er hatte ihre kleine Plänkelei um seine wahre Identität bei ihrem ersten Treffen nicht vergessen gehabt. Jedoch hatte ihm seine angedachte Provokation leider nicht den erwünschten Erfolg eingebracht, was ihn danach nur noch mehr verstimmt hatte. Seitdem hatte er sich damit begnügt gehabt, seine beiden Fälle endlich zu einem Abschluss bringen zu wollen und jeglichen unnötigen Kontakt zu Zahra zu vermeiden. Trotz allen blieb dennoch unterschwellig diese im Raum schwebende Frage nach dem Warum für ihn bestehen und auch das Eigenleben seines Körpers schien sich mehr und mehr zu verselbständigen, was ihn von Minute zu Minute immer mehr auf die Nerven zu gehen schien.
 

Gespannt lauschte ich der ausführlichen Antwort des schwarzhaarigen Detektives und ließ unterdessen immer wieder meinen prüfenden Blick zurück zu meiner verschlossenen Zimmertür gleiten. L erläuterte mir, dass es sich bei meinem Entführer wohl um den 20 Jährigen Takumi Kato handelte, welcher bereits schon mehrmals wegen Gewalttaten und illegalen Waffenbesitzes vorbestraft war. Nach seine Angaben zufolge, befand ich mich wohl im 18 Stock eines Mehrfamilienhaus in Shinjuku, welches dieser alleine bewohnte und durch gelegentliche Nebenjobs finanzierte. Watari war es anscheinend tatsächlich gelungen gewesen, den Sende- und Empfangsradius meines Schmuckes auf ein bestimmtes Gebiet einzugrenzen und durch meine Beschreibung des Täters, konnten die restlichen Ermittler demzufolge den Verdächtigen anhand von Befragungen namentlich identifizieren. Mit dem Namen war es sicherlich für jemanden wie L ein leichtes gewesen, an dessen Adressdaten zu kommen und mich somit schlussendlich doch in einer Stadt wie Tokio wieder zu finden. Sorgsam sog ich jegliche Information, die ich von ihm bekam in mich auf und mein rationaler Verstand begann danach umgehend damit anhand dieser eine ausführliche Analyse über das Profil des Irren zu erstellen und meine gesamte momentane Lage nochmals abzuschätzen. Es war wie ich es vermutet hatte, denn dieser Volltrottel da draußen vor dem Fernseher war wirklich nicht zu unterschätzen. Auch wenn sein IQ wahrscheinlich zu wünschen übrig ließ, so wog er diesen fehlenden Teil mit Skrupellosigkeit und Grobheit gekonnte wieder auf. Er war gefährlich und auch diesmal hatte mich mein Bauchgefühl absolut nicht im Stich gelassen gehabt. Aber eines war mir bei der ganzen Geschichte nicht ganz klar. Wie um alles in der Welt hatte es dieser Mistkerl geschafft, mich in einem bewohnten Mehrfamilienhaus unbemerkt unter zubringen? Ich meine, es muss doch irgendjemanden Auffallen, wenn eine bewusstlose und dazu noch verletzte Frau von jemanden in eine private Wohnung gebracht wird? Das ergab doch irgendwie keinen Sinn, denn immerhin war Tokio nicht gerade eine Geisterstadt, sondern immer und zu jeder Tageszeit von irgendwelchen Leuten bevölkert. Wie also hatte er das bitte schön angestellt? Abermals raste mein nun wieder gänzlich funktionierender Verstand durch die neu entstandenen Gänge meines vor kurzen noch neu sortierten Labyrinths in meinen Gedanken und sucht ganz gezielt nach Antworten auf meine sich ergeben Fragen. „Ryuzaki? Hast du eine Ahnung wie er es geschafft hat mich vollkommen unbemerkt hier herein zu bringen? Ich meine du hast doch sicherlich einen Grundriss von dem Gebäude nicht wahr?“ richtete ich nun flüsternd erneut meine Stimme an den schwarzhaarigen und riskierte nochmals eine achtsamen Blick zur vermeintlich verschlossenen Tür zu meinem Gefängnis. L´s Augen richteten sich von dem einen Monitor, welcher immer noch die in Gewahrsam befindliche Misa Amane zeigte, nachdenklich zu seinem Laptop, denn dieser Frage war ihm auch sofort als erstes durch den Kopf geschossen, als er Zahras augenblicklichen Aufenthaltsort ermittelt hatte. Egal wie er es gedreht und gewendet hatte, so gab es nach seinen Recherchen nur eine einzige plausibel klingende Option und wenn er den Entführungszeitpunkt der jungen Frau mit einberechnete, so wurde diese eine Möglichkeit immer wahrscheinlicher. „Ja den hab ich und es gibt eigentlich in Anbetracht der vorliegenden Tatsachen nur eine einzige Erklärung. Die meisten Bewohner des Hauses sind in den frühen Nachmittagsstunden nicht zu Hause und zudem verfügt dieser Gebäudekomplex zusätzlich noch über eine Tiefgarage. Wenn….“ Begann dieser nun ungerührt zu erläutern, als er jedoch bereits von meinen eigenen Gedankengängen unterbrochen wurde. „Das heißt also, wenn ich diese Informationen berücksichtige und den Zeitpunkt, als mich dieses Schwein überwältigt hat, dann hatte er genau einen Moment abgepasst gehabt, indem das Haus nahezu leer war und mich anschließend über die Tiefgarage nach oben verfrachtet. So wie ich dich mittlerweile kenne Ryuzaki, hast du sicherlich auch schon die Überwachungskameras dieser überprüfen lassen und wenn ich richtig liege, hat es dieser Hirni doch tatsächlich geschafft, diese zu umgehen. Richtig?“ gab ich nun grübelnd meine Überlegungen flüsternd preis und zog mir unterdessen noch ein klein wenig mehr die Decke über die Schultern. „Stimmt.“ Ließ dieser nun unwillig knapp verlauten und schaute missmutig hinunter zu dem Micro, welches immer noch vor ihm auf dem Tisch stand. Er hasste es wahrlich von anderen Leuten unterbrochen zu werden, aber wenigstens konnte er nun zweifelsohne ausmachen, das Zahra wieder vollständig anwesend war, was die in ihm aufkommende Verstimmung seltsamer Weise abermals ein wenig abschwächte. Aber dafür sich darüber wieder einmal den Kopf zu zerbrechen, war gerade wahrlich ein schlechter Zeitpunkt, denn nun mussten sie Zahra da irgendwie herausholen und L hatte alles nötige dafür bereits schon in die Wege geleitet. „Und wie sieht nun der weitere Plan aus?“ folgte prompt die entsprechende Frage der jungen Frau, was L sogleich dazu bewegte, sich wieder aus seinen abschweifenden Gedankengängen zurück zuziehen und dieser einen kurzen Einblick in seine nächsten Schritte gewährte.
 

Mit ein paar flink eingebenden Befehlen auf seinem Laptop übertrug L nun das Gespräch mit Zahra auf ein von Watari extra dafür eingerichtetes Head-Set, welches er sich sogleich aufsetzte, währenddessen er sich mit einer fließenden Bewegung von seinem Sessel erhob und hinüber zu den dort aufgebauten Monitoren ging. Sein engster Vertrauter hatte wirklich gute Arbeit geleistet, denn über die vier aufgestellten Bildschirme konnte L jedes noch so kleine Detail mitverfolgen, welches den Ermittlern unter die Augen trat. Die sogenannten Augenkameras erlaubten ihm genau dieselben Dinge zu erblicken, wie die Polizeibeamten und somit konnte L ganz gezielt die einzelnen Personen nach seinen Vorstellungen lenken, wie auch auf sich verändernde Gegebenheiten schnellstmöglich reagieren. Er selbst konnte schließlich nicht vor Ort sein, denn jemand musst hier bleiben und Misa Amane im Auge behalten. Auch wenn für ihm Zahras Befreiung gerade im Vordergrund stand, so würde er die Ermittlungen zum Kira-Fall in keinster Weise vernachlässigen und somit Gefahr laufen, wegen anderen Ermittlungen bei Kira irgendetwas zu übersehen oder nicht rechtzeitig darauf reagieren zu können. So etwas würde er sich selbst niemals verzeihen können. Um jedoch die bestmöglichsten Erfolge im Falle der jungen Frau erzielen zu können, ohne sie damit in noch größere Gefahr zu bringen, musste er allerdings immer einen vollständigen Überblick über die gegebene Situation behalten können und dies hatte ihn auf diese etwas ungewöhnliche Maßnahme gebracht gehabt. Anfangs waren ihm die restlichen Mitglieder der Sonderkommission wahrlich skeptisch gegenüber getreten und hatten sich sogar teilweise darüber empört, das L ihrem Können und ihrer Arbeit nicht genug vertrauen entgegen brachten. Dann jedoch hatte sich abermals Herr Yagami in das Geschehen eingeschaltet und mit ein paar wenigen appellierenden Worten an ihre Vernunft und der momentanen Lage Zahras erneut Ruhe in die Reihen der Beamten gebracht gehabt. Nach einer eingehenden Besprechung des Einsatzplanes und einer gezielten Einführung durch Watari in die ebenfalls mit Head-Sets ausgestatteten Kameras, hatten sich die Polizisten umgehend auf ihre Positionen begeben und wartenden nun auf weitere Anweisungen durch den schwarzhaarigen Detektiv in der provisorischen Ermittlungszentrale. Dieser führte nochmals einen kurzen Test der Mikrophone durch, welche sogfältig nebeneinander auf dem sich vor ihm befindlichen Tisch standen, bevor er sich abschließend nochmals an braunhaarige junge Frau wandte. „Zahra….ist alles klar bei dir?“ folgte sogleich die entsprechende Frage und blickte abermals kontrollierend von Bildschirm zu Bildschirm, wobei ebenso sein Augenmerk auf den Monitor von Misa Amane fiel. Ich lag in der Zwischenzeit mit klopfenden Herzen und hochkonzentriert auf dem mich gefangen haltenden Bett, unterdessen ich immer und immer wieder L´s Plan genauestens durchging. Jedes Detail wurde akribisch von meinem Verstand nochmals analysiert und überprüft, denn immerhin ging es hier um mein Leben und da wollte ich einfach nicht das Risiko eingehen, irgendeinen klitze kleinen Logikfehler in der ganzen Geschichte zu übersehen. Aber wie ich es vorher schon vermutet hatte, gab es nicht eine einzigste kleine Lücke in seinem Plan, welche für mich im Moment erkennbar gewesen wäre. Schon allein dieses Wissen beruhigte mich ungemein und auch der Umstand, dass meine Kollegen sich bereits in meiner unmittelbaren Umgebung befanden, verschaffte mir in der bevorstehenden Situation ein ganzes Stück mehr Sicherheit. Ich vertraute ihnen allen, jeden erzielen von ihnen blind, aber meine eigene Hilflosigkeit machte mir immer noch schwer zu schaffen. Normalerweise war ich nicht auf solch eine Art von Unterstützung angewiesen, sondern hatte es bisher immer irgendwie geschafft, mich ganz alleine aus jeglicher Lage wieder zu befreien und dies nagte gerade trotz alledem an meinem Ego. Aber anders ging es im Augenblick einfach nicht, weshalb ich mich nun vollkommen auf die SOKO verlassen musste und lediglich dafür zu sorgen hatte, dass ich nicht doch noch in irgendeiner Form in die Schusslinie geriet. „Alles klar Ryuzaki. Von mir aus könnt ihr anfangen.“ Gab ich somit entschlossen und trotzdem so leise wie möglich zurück, indessen ich unbemerkt meinen Körper spannte und wachsam mit meinen blaugrauen Augen die bisher noch immer verschlossene Tür fixierte.
 

Das war das Zeichen gewesen, welches L umgehend dazu brachte, seine genau geplante Aktion durch die Kontaktaufnahme mit den Beamten der Sonderkommission zu starten. „Alles klar. Wir fangen an.“ Gab dieser auch schon tonlos von sich und behielt unterdessen konzentriert jeden noch so kleinen Winkel der verschiedenen Bilder der Augenkameras im Blick. Die Ermittler setzten sich nach einem bestätigenden „Ok.“ sogleich behutsam in Bewegung und stiegen nach einander, immer im Abstand von guten zehn Minuten aus ihren Wagen aus, bevor Sie sich in verschiedene Richtungen begaben, nur um schlussendlich sich an einer vorher festgelegten Stelle in der Tiefgarage erneut zu versammeln. Ein kurzes innehalten nur, ehe sich jeder nach einem letzten bestätigenden Zunicken daran machte, seine ihm von L vorgegebene Position einzunehmen. Herr Moggi behielt den Hinterausgang und somit die Tiefgarage im Auge, unterdessen Herr Matsuda den vorderen Zugang zum Haus absicherte. Herr Aizawa und Herr Yagami hingegen bahnten sich achtsam ihren Weg hinauf durch das Treppenhaus, indessen sie gezielt auf die Benutzung des Fahrstuhls verzichteten und sich nebenbei gegenseitig den Rücken stärkten. Wachsam folgten die schwarzen Augen des jungen Detektives den unsteten Bewegungen auf den Monitoren, derweil sein Herz ungewollt mit jeden gemachten Schritt der Polizisten einen Takt schnellen zu schlagen schien. Wenn auch nur einer von ihnen einen Fehler beging, konnte das Zahra ganz schnell das Leben kosten und dieses Wissen schien die Unruhe in ihm wahrlich zum überkochen zu bringen. Nach außen hin starrte er jedoch weiterhin konzentriert von Bildschirm zu Bildschirm und scannte die gesamte Umgebung immer und immer wieder kontrollierend ab. Sollte etwas Unvorhergesehenes passieren, würde L sofort eingreifen. Vor der vermeintlichen Haustür des Entführers hielten die beiden Ermittler mit ihrer geladenen Waffe in den Händen inne und warfen sich abermals einen abschließenden vielsagenden Blick zu, bevor Herr Yagami den Bewohner der Wohnung lautstark auf sich aufmerksam machte. „Herr Takumi Kato…..Hier spricht die Polizei….wir wissen das sie eine junge Frau gegen ihren Willen bei sich festhalten……Öffnen sie sofort die Tür und ergeben sie sich, ansonsten sehen wir uns gezwungen uns eigenmächtig Zutritt zu ihrer Wohnung verschaffen zu müssen.“ Hallte sogleich die laute Stimme des Kriminaloberinspektors autoritär durch das Treppenhaus, derweil er ein paar Mal kräftig mit der Faust gegen die Tür schlug. L beobachtete indessen angespannt die gesamte Szenerie auf seinen Monitoren und ihm beschlich beinahe schon ein mehr als ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Es war zu still. Viel zu still für diese gesamte Sachlage, denn normalerweise ergaben sich die Täter oder man konnte zu mindestens irgendwelche Fluchtgeräusche vernehmen. Aber da war nichts. Vorkommende Ruhe, welche die Sekunden wahrlich zu einer Ewigkeit auszudehnen schienen. L´s Daumen wanderte nachdenklich an seine Unterlippe, derweil er damit begann angestrengt eine plausible Erklärung für diesen unnormalen Umstand zu finden, als sich seine Augen im nächsten Augenblick jedoch schon erschrocken weiteten und von eine Sekunde auf die andere die Hölle losbrach. In letzter Minute sprangen die beiden Polizisten fluchtartig zur Seite, als sich eine wahre salve an Pistolenschüsse ihren erbarmungslosen Weg durch das Holz der Tür suchte und diese nur knapp verfehlte. Ein gewaltiger Regen aus splitternden Holz und tödlichen Geschossen prasselten unaufhörlich lautstark auf die Beiden ein, welche sich unterdessen Schützend an die Wände des Flures pressten. Ich lag währenddessen auf meinem Bett und konnte ganz deutlich die Stimme von Herrn Yagami identifizieren, was meinen Puls sofort in die Höhe schnellen ließ und ich mich sogleich ruckartig aufsetzte. Abgespannt lauschte ich in die sich nunmehr breitmachende Stille hinein, was mir in so einen Moment überhaupt nicht gefiel und mein Herz umgehend in einem neuen beängstigenden Rhythmus aufschlagen ließ. Ruhe war nie ein gutes Zeichen und ich konnte nicht einmal eingreifen, sollte irgendetwas schief gehen. Ich hörte das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren und meine Muskeln begannen inzwischen schon vor Spannung wahrlich zu schmerzen, als ich nächsten Augenblick völlig entsetzt die Augen aufriss und geschockt auf die ohrenbetäubenden Geräusche hinter der Tür lauschte. Das waren ganz eindeutig Schüsse und das nicht gerade wenige, was mir im darauffolgenden Moment wohl jegliche Farbe aus dem Gesicht entweichen ließ, ehe ich mich wieder auf L´s Anweisungen besann und mich mit einer schnellen Bewegung unter das Bett gleiten ließ.
 

Mit einem lauten Knall zerbarstete die Tür zu meinem Gefängnis, bevor ein ziemlich wutentbrannter Irrer sich suchend ihm Raum umzuschauen begann. „Wo bist du Püppchen?......Komm raus….sofort.“ schrie dieser durch das Zimmer und stampfte sauer auf das nunmehr leere Bett zu, um sich kurz darauf auch schon an der mich fesselnden Kette zu schaffen zu machen. Wachsam fixierte ich die sich auf mich zubewegenden Füße und mein Körper begann gleichzeitig vor Wut und Anspannung zu zittern, derweil mein Blick immer wieder zurück zu der nun offen stehenden Tür huschte. Wenn die beiden Beamten nicht schleunigst hier auftauchten war ich geliefert, denn in meiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit hatte ich nicht die geringste Chance gegen einen bewaffneten geisteskranken wie diesen Mistkerl dort. Konzentriert versuchte ich meinen gehetzten Atem zu beruhigen und mein Verstand suchte inzwischen krampfhaft nach irgendeinem andern Ausweg, falls die beiden Polizisten aus irgendeinem Grund doch nicht auftauchen sollten, als ich plötzlich grob bei den Haaren ergriffen wurde und somit unweigerlich den sicheren Unterschlupf verlassen musste. Schmerzhaft biss ich die Zähne zusammen und versuchte mich vergeblich aus den quälenden Griff des Irren zu befreien, ehe ich kurz darauf wortwörtlich zur Eissäule erstarrte, als ich das unverkennbare entsichern einer Waffe neben meinem Kopf vernehmen konnte. „So nicht meine Süße…..wenn dann gehen wir beide drauf……ich werde dich niemals wieder gehen lassen meine Hübsche….“ Folgten auch schon seine flüsternden Worte an meinem Ohr, sodass mir nicht nur alles vollkommen entsetzt aus dem Gesicht viel, sondern mir ebenso ein angeekelter eiskalter Schauer den Rücken hinunter lief. In dem Moment tauchten Herr Aizawa und Herr Yagami unter dem Rahmen der störten Zimmertür auf und richteten finster dreinblickend ihre Waffen auf meinen mich fest umschlungen haltenden Entführer. „Lass Sie sie sofort los Kato oder…..“ brachte Herr Yagami mit dunkel bebender Stimme hervor und ließ diesen nicht eine Sekunde aus den Augen. Mein Herz machte mehrere Saltos, als ich der beiden Polizisten gewahr wurde und dennoch konnte ich mich nicht einen winzigen Zentimeter bewegen. Alles um mich herum schien still zu stehen und meine Gedanken schweiften immer wieder und wieder nur zu einer einzigen Person. „Hilf mir Ryuzaki….“ Flüsterte ich kaum hörbar vor mich hin und ein paar vereinzelte Tränen lösten sich leise aus meinen erstarrten Augen, derweil sich die kalte Waffe noch ein wenig fester in die ohnehin schon pochende Stelle meiner Schläfe drückte. „Halt dein Maul Püppchen…..Keiner kann dir jetzt noch helfen…“ war erneut das leise bösartige Flüstern an meinem Ohr zu vernehmen, ehe er sich immer näher mit mir rückwärts zu Fenster hinbewegte. Die beiden Ermittler konnten im Augenblick jedoch nur entsetzt und vollkommen hilflos zusehen, denn wenn sie abdrückten würden sie unweigerlich auch Zahra treffen. L verkrampfte unterdessen wütend seine Hände in seinen Knien, denn alles was er hatte tun können war schon veranlasst worden nachdem die beiden Ermittler unter Beschuss gestanden haben und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sein Trumpf doch noch in letzter Minute eintreffen würde. Alles in ihm krampfte sich inzwischen mehr als schmerzlich zusammen und auch sein Körper reagierte mit eindeutigen Signalen auf die mehr als lebensgefährliche Situation, in welcher Zahra sich gerade befand. Eine einzige falsche Bewegung und der Vollidiot würde abdrücken, was nicht nur hieße das er damit den Kampf verloren hätte, sondern ebenso auch die junge sture unberechenbare Frau, welche ihm seit ihrer ersten Begegnung nichts als Rätsel aufgab. Als er ihre hilflosen Worte vernahm, durchzog ein abermals mehr als schmerzhafter Stich sein ohnehin schon auf Hochleistung arbeitendes Herz und raubte ihm beinahe den Atem. Was wenn seine Hilfe zu spät kam? Ein kleiner Fehler seinerseits, der ihr unweigerlich das Leben kosten könnte. Schlagartig jedoch zerriss ein weiterer lauter Knall die bedrohlich angespannte Stimmung und Zahras Augen begannen sich umgehend ungläubig zu weiten. Ganz deutlich fühlte ich den gewaltigen Rückstoß einer Kugel, welche sich ihren Weg durch das menschliche Gewebe suchte und riss völlig fassungslos geschockt die Augen auf, derweil ich die schockierten Gesichter meiner Kollegen nicht eine Sekunde aus den Augen verlor. Ein lauter Knall und das zersplittern von Glas, ehe ich ein überraschtes Aufstöhnen an meinem Ohr gewahr wurde und keine Sekunde später auch schon durch ein enormes Gewicht unweigerlich mit zu Boden gerissen wurde, wo ich mit einem schmerzverzerrten Aufschrei aufschlug und benommen liegen blieb. Irgendwo spürte ich, wie etwas Warmes und Flüssiges meinem Körper benetzte, aber ich war einfach zu schwach, um mich von der enormen Last auf mir zu befreien, bis sich plötzlich eine mir wohl vertraute Stimme in meine Gedanken schlich. „Zahra?....Ist alles ok bei dir?“ drang alarmiert ein Flüstern in mein Ohr, welches ganz eindeutig nur L gehören konnte. So sehr ich mich auch bemühte, aber meine Stimme verweigerte mir vehement ihren Dienst. Dann wurde ich jedoch sofort von dem mich erdrückenden Gewicht befreit und ein ziemlich besorgt dreinblickender Yagami trat in mein Sichtfeld, welcher nach ein paar Minuten endlich seine Schockstarre überwunden hatte und mir zur Hilfe eilt war. Indessen legte Aizawa meine Entführer sorgfältig die Handschellen an und forderte danach sogleich einen Krankenwagen an, um den angeschossenen Straftäter zu versorgen. Ich schenkte Herrn Yagami lediglich ein warmes Lächeln und bildete mit meinen Lippen ein lautloses Danke, bevor er mir vorsichtig zurück auf die Beine half und ich zum ersten Mal seit ich hier war aus dem einzigen Fenster meines Gefängnisses blicken konnte. Auf dem Gegenüber liegenden Gebäude konnte ich eine Person ausmachen, was mir erneut ein sanftes und warmes Lächeln entlockte, als ich mir deren Identität bewusste wurde. `Watari……hab vielen Dank...........und auch dir Danke ich….L…` waren meine letzten glücklichen Gedanken und ein liebevolles Lächeln legte sich auf meine Lippen, bevor mich der schützende Nebel der Ohnmacht einholte und ich vollkommen erschöpft und entkräfte einfach in den Armen von Herrn Yagami zusammen sackte.

Ein Selbstversuch mit Folgen

Ein Selbstversuch mit Folgen
 

Langsam öffne ich müde meine Augen und starrte für einige Sekunden einfach nur verständnislos auf das grüne Ding an meiner Hand, das sich unangenehm spürbar unter meinen meine Haut zu bohren schien. Mein Verstand bewegte sich wie eine zähflüssige Masse unbeholfen durch die verschleierten Gänge des Labyrinths in meinem Kopf und warf in mir immer wieder zwei ganz bestimmte Fragen auf. Wo war ich? Und wie war ich hier her gekommen? Im Augenblick war ich gerade einfach nicht in der Lage dazu, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, denn in meinem Verstand herrschte immer noch die träge Dunkelheit des schützenden Schlafes vor und verwehrte mir vehement das Begreifen meiner momentanen Situation. Verwirrt sah ich mich um, derweil ich krampfhaft in meinen Erinnerungen nach den vergangenen Geschehen suchte, welches eine plausibel Erklärung für meine jetzige mir unverständliche Lage da bot und blieb abrupt an dem Gesicht einer Person hängen, die sanft Lächelnd auf einen der Stühle im Zimmer Platz genommen hatte. „Schön dass sie wieder wach sind Zahra. Wie geht es ihnen?“ kam sogleich fürsorglich von dieser und erhob sich unterdessen von seinem Stuhl, nur um sich danach mit diesem neben meinem Bett zu platzieren, derweil er mir weiterhin freundlich entgegen blickte. Aufmerksam folgte ich jeden seiner Schritte und wandte trotz allem nicht ein einziges Mal mein Augen von den seinen ab, währenddessen in meinem gemarterten Kopf nach und nach die Bilder der vergangenen quälenden Tag erkenntnisbringend zurückkehrten. Der dichte Nebel des Verdrängens begann sich Schritt für Schritt zu lichten, wodurch sich auch die meinen Verstand einengenden Fesseln langsam aber sicher zu lösen schienen und somit meine rationalen Gedankengänge sich schlagartig in ihrem alten Leistungsniveau einzufinden begannen. In dem Bruchteil einer Sekunde lief all das Erlebte abermals wie in einem bizarr anmaßenden Film vor meinem inneren Augen ab und erschütterte mein Herz erneut mit all den überwältigen Gefühlen, welche ich in der gesamten Zeit durchlebt hatte. Trauer, Wut, Angst, Hoffnungslosigkeit, aber auch Zuversicht, Freundschaft, Dankbarkeit und vor allem Liebe. Die Liebe, welche ich nun mir ganz bewusst endlich eingestanden hatte und die einzig und allein diesen sturen, unberechenbaren schwarzhaarigen Detektiven gehörte. Ein mildes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich dankbar an meinen noch immer wartenden Besucher wandte. „Haben Sie vielen Dank Watari……..Sie haben mir mein Leben gerettet……Ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann.“ Gab ich anerkennend von mir, indessen ich mich behutsam in meinem Bett aufsetzte und ihm nochmals ein warmes Lächeln schenkte. „Schon gut Zahra. Ich glaube sie haben schon mehr getan, als ich von ihnen jemals hätte erwarten dürfen.“ Kam umgehend liebevoll von diesem zurück und ein zufriedenes Grinsen schlich sich sogleich merklich in sein Gesicht. Irritiert besah ich mir den alten Herrn und versuchte mir irgendeinen Reim auf seine soeben geäußerten Worte zu machen, aber mir wollte beim besten Willen nichts einfallen, auf was er mit dieser Aussage anspielen könnte. Nachdenklich kramte mein Verstand in den tiefen weiten meiner Erinnerungen, aber da war einfach nichts was sich mir in irgendeiner Form erklärend offenbarte. Doch dann fiel mir plötzlich etwas ganz anderes an dem sonst so zurückhaltenden Mann auf. In seinen Augen konnte ich etwas lesen, wovon ich nicht zu sagen vermochte ob es mir gefiel oder nicht. Sie zeugten von Wissen und einer unbestreitbaren Erkenntnis, welche sofort meine Alarmglocken hell auf schrillen ließen, indessen mein Puls eine unnatürliche Geschwindigkeit anzunehmen begann.
 

Was war hier eigentlich los? Wovon sprach er überhaupt? Dieses funkeln in seinen Blick versetzte mein Herz in ein immer schneller währendes Klopfen, auch wenn ich keine Ahnung hatte, um was für eine Art Wissen es sich handelte. Es gab mir dennoch das Gefühl durchschaut worden zu sein und das war etwas, womit ich beim besten Willen nicht umgehen konnte, denn von jeher hatte ich stets dafür gesorgt gehabt das die Menschen von mir nur das zu sehen bekamen, was ich ihnen auch wirklich zeigen wollte. Mein Blick wurde skeptisch, derweil mein Verstand weiterhin die wild durcheinander wirbelnden Puzzleteile in meinen Gedanken versuchte, irgendwie in einen logischen Zusammenhang zu bringen. „Was ist los Watari? Warum schauen Sie mich so an? Was haben Sie vorhin gemeint, als Sie sagten……Ich hätte schon mehr getan, als Sie erwarten dürften……?“ folgte sogleich lauernd meine entsprechende Nachfrage und zog indessen misstrauisch eine Braue in die Höhe, währenddessen ich ihn forschend mit meinen blaugrauen Augen fixierte. „ Nun ja Zahra……Sie haben vorhin im Schlaf gesprochen……..aber machen Sie sich keine Sorgen…….Ich werde Ryuzaki nichts von ihren Gefühlen für ihn verraten…“ ließ dieser nun erklärend die Bombe platzen und zwinkerte mir kurz verschwörerisch zu, ehe erneut dieses wissende Funken in seinen Augen Einzug hielt. In derselben Minute in der ich seine Worte vernahm, blieb mir augenblicklich das Herz stehen und gleichzeitig entglitten mir nebenbei völlig entsetzt sämtliche meiner Gesichtszüge. Ich hatte was getan? Hatte ich wirklich während meiner Bewusstlosigkeit angefangen von meinen Gefühlen für L zu sprechen? Das konnte doch jetzt alles nicht wahr sein. Erlaubte sich Watari wohl möglich nur einen schlechten Scherz mit mir? Aber wieso sollte er so etwas tun? Schneller und schneller begann sich abermals das schwindelerregende Karussell in meinem Kopf in Bewegung zu setzten, indessen ich Watari einfach nur vollkommen ungläubig entgegen starren konnte. Wenn ich so etwas schon im Schlaf ausplauderte, wollte ich mir gar nicht ausmalen was ich des Nachts wohl so noch alles von mir gab. Und zudem, was wäre wenn mir so etwas in Ryuzaki nähe passieren würde? Von einem Moment zu nächsten wurde ich kreidebleich, denn schon allein bei dem Gedanken daran wurde mir wahrlich mehr als flau im Magen. Ich schämte mich zwar nicht für meine eindeutigen Gefühle für ihm, aber vorerst musste ich selbst erstmal lernen damit klar zu kommen, denn schließlich hatte ich diese bis vor kurzen noch vehement versucht mir selbst gegenüber zu verleugnen. Warum um alles in der Welt, musste eigentlich so was immer nur mir passieren? Und wieso machte mein Körper ständig was er wollte, wenn ich mich ob nun freiwillig oder unfreiwillig ins Land der Träume begab? Resigniert und entnervt fuhr ich mir fahrig mit meiner Hand durch die Haare und schloss nachdenklich meine Augen, derweil ich nebenbei kurz hörbar aufseufzte. Es zu leugnen wäre zwecklos gewesen, denn Watari hatte schon einmal so etwas wie einen Verdacht dahingehend geäußert gehabt und nun hatte er dank meines unfreiwilligen Geständnisses wohl die unausweichliche Gewissheit darüber. „Ja es stimmt Watari und ich wäre ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie es vorerst für sich behalten würden. Bisher bin ich mir noch nicht einmal sicher, ob es da überhaupt irgendetwas zwischen uns gibt oder jemals geben könnte. Immerhin ist Ryuzaki wie es scheint wohl nicht gerade sehr interessiert, was die Gefühle anderer Menschen angeht.“ Folgte sogleich leise aus meinen Mund und besah ihn kurz darauf mit einem traurigen Lächeln. Wie oft hatte ich mir nun schon Gedanken darüber gemacht gehabt und immer wieder kam ich zu dem einen, am wahrscheinlichsten klingenden Schluss, dass diese Liebe wohl niemals eine wirkliche Chance haben würde. Natürlich konnte ich diese starke Zuneigung zu ihm weder abstreiten noch in irgendeiner Art und Weise unterdrücken, aber wahrlich Hoffnung machte ich mir bei jemanden wie L nun auch wieder nicht. Er war anderes und so wie ich ihn in den letzten Monaten kennen gelernt hatte, wohl auch nicht wirklich geübt im emotionalen Umgang mit anderen Personen. Daher empfand ich es als klüger, niemanden über meinen wahren Gefühlen für den seltsamen Detektive in Kenntnis zu setzten, denn auch wenn ich mir diese traute Geborgenheit aus meinen Träumen wünschte, so war die Angst davor verletzt zu werden, doch weitaus größer.
 

Unvermittelt spürte ich wie sich eine warme Hand sanft auf die meine legte und diese leicht tröstend drückte, sodass ich sogleich vollkommen überrascht aus meinen mich immer weiter einnehmenden trübsinnigen Gedanken gerissen wurde, nur um kurz darauf in das aufmunternd dreinblickende Gesicht des alten Herren zu schauen. „Wenn Sie erlauben Zahra……ich denke ich weiß sehr genau was Sie meinen und ich verstehe ihre Zweifel durchaus, aber ich glaube Sie sollten nicht allzu vorschnell darüber urteilen……..Ryuzaki mag zwar sehr verschlossen erscheinen, allerdings bin ich mir inzwischen beinahe Sicher, das er sich mittlerweile sehr viele Gedanken um Sie macht……….“ Erklang beruhigend aus dessen Mund und entlockte mir ungewollt ein kleines sachtes Schmunzeln, während ich den leichten Druck seine Hand dankbar erwiderte. Warum musste sich mein Herz auch ausgerechnet den wohl kompliziertesten Menschen auf dieser Erde aussuchen? Vielleicht hatte Watari ja auch Recht und ich durfte nicht schon im Voraus das Handtuch werfen, ohne diesen Gefühlen auch nur eine kleine Chance gegeben zu haben. Jedoch tat es trotz allem unendlich gut, mit jemanden über diese unbestreitbare Tatsache zu reden und einfach nur mal die Last der mich beschäftigenden Fragen mit einem anderen Menschen teilen zu können. Seit Linas Tod hatte ich dieses Gefühl von Verständnis und Vertrautheit, welches so eine Unterredung unumwunden mit sich brachte, doch ziemlich vermisst gehabt und irgendwie gab mir dieses kleine erleichternde Gespräch mit ihm wieder etwas Hoffnung und Kraft. Das erste Mal seit ich in Tokio angekommen war, hatte ich jemanden gefunden mit dem ich über meine Sorgen reden konnte und welcher mir in jeder dieser kostbaren Minuten einfach nur zuhörte. Dass es ausgerechnet Watari war, zudem ich so viel Vertrauen gefasst hatte entlockte mir abermals ein kleines dankbares Lächeln, welches er ohne ein Wort mit einem einzigen Blick augenscheinlich auch sofort zu verstehen schien. Dann jedoch fielen mir erneut seine vorhin so seltsam formulierten Worte ein und mein Gesichtsausdruck wurde umgehend Fragend, was dieser mit einem zufriedenen Grinsen sogleich quittierte, ehe er sich auch schon erneut erklärend an mich wandte. „Ich denke, ich weiß was für Fragen Ihnen gerade durch den Kopf spuken, aber wenn ich es Ihnen erläutern soll dann müssen Sie mir versprechen, das Sie mir nicht böse sein werden..“ kam prompt fordernd über seine Lippen und behielt jedoch dennoch sein überaus freundliches Gesicht derweilen bei. Abermals wurde mein Blick skeptisch und ich beobachtete ganz genau jede einzelne Regung in seinem freundlich ausschauenden Gesicht, währenddessen ich mir allerdings ein belustigtes Schmunzeln trotzdem nicht verkneifen konnte. Was ging nur immer in diesen Kopf des alten Herrn vor? Inzwischen hatte ich wahrlich schon bemerkt gehabt, dass Watari durchaus nicht ganz so harmlos war, wie es oft den Anschein machte. Nein, irgendetwas hatte er hinter unserem Rücken getrieben gehabt, nur was war mir bis jetzt noch immer ein Rätsel gewesen und auch L schien nicht wirklich etwas von Wataris offensichtlichen Hintergedanken erfasst gehabt zu haben. Aus irgendeinem Grund jedoch beschlich mich das seltsame Gefühl, das es tatsächlich etwas mit meiner Beziehung zu L zu tun haben musste, auch wenn ich nicht klar definieren konnte woher dieses rührte. „Na schön….dann mal raus mit der Sprache Watari……was haben sie hinter unserm Rücken ausgeheckt…..“ gab ich auch schon lauernd von mir und maß ihn mit einen eindeutig vielsagenden Blick, derweil ich abwartend zu diesem aufschaute. „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir erhofft, dass Sie sich mit Ryuzaki ein wenig anfreunden würden Zahra. Der Kontakt zu anderen Menschen ist ihm durch seine Arbeit unentwegt verwehr geblieben und ich fand das es eine positive Erfahrung für ihn sein könnte. Sie waren mit Abstand die erste Person, welche ihm deutlich die Stirn geboten hatte.“ Meinte dieser sachlich, indessen er mich offensichtlich ganz genau zu beobachten schien. Meine Augenbraue zuckte misstrauisch nach oben und mit einem Schlag fiel bei mir auch endlich der bis eben noch fest verklemmte Groschen laut klimpernd zu Boden, sodass sich völlig perplex meine Augen reflexartige zu weiten begannen, bevor ich kurz darauf ungläubig mit einem lauten Keuchen die Luft ausstieß. Er hatte doch tatsächlich dafür gesorgt gehabt, das L und ich uns näher kamen und nun verstand ich auch den Sinn dahinter, dass er mir damals nachdrücklich versucht hatte einzutrichtern, dass ich zu Ryuzaki und ihm ins Hotel ziehen musste. Watari hatte es seit meinem Unfall also geplant gehabt, allerdings konnte ich trotz der sich in mir ausbreitenden Empörung irgendwie verstehen, weshalb die in mir allmählich aufsteigende Wut ebenso schnell wieder verrauchte. „Sie sind ja ganz schön hinterlistig Watari…“ merkte ich kopfschüttelnd an und schenkte ihm zusätzlich noch einen gespielten beleidigten Blick, ehe ich ihm ein ziemlich schiefes Grinsen zuwarf. „Entschuldigen Sie bitte vielmals Zahra…..Ich hätte mich nicht einfach so einmischen dürfen.“ Entkam diesen umgehend, derweil sich ein wahrlich zerknirschter Gesichtsausdruck bei ihm breit zumachen begann. In diesen Augenblick konnte ich mir ein kurzes amüsiertes Auflachen nicht mehr verkneifen und schaute daraufhin in das nun mehr verdatterte Gesicht des älteren Herrn vor mir, als dieser meiner unerwarteten Reaktion gewahr wurde. „Ich verzeihe Ihn wirklich, aber in Zukunft unterlassen Sie bitte solche Arten der Einmischung in mein Privatleben ok? Auch wenn ich weiß, das Sie durchaus nur gute Absichten hatten Watari“ folgte prompt tadelnd aus meinem Mund und musterte nebenher belustigt den nun völlig verwirrt dreinblickenden Mann vor mir, bevor sich auf dessen Lippen ebenfalls ein erleichtertes Schmunzeln abzuzeichnen begann. „Natürlich Zahra. So etwas wird nie wieder vorkommen. Versprochen.“ Warf er umgehend etwas klein laut hinterher und besah sich eingehend, aber dennoch zufrieden die junge Frau vor sich. Sein Plan hatte wahrlich bestens funktioniert und auch das Sie nicht wirklich sauer auf ihn war, sondern seine eigentlich positiven Absichten nachvollziehen konnte, erleichterten ihn zusehends. Er war mit dieser Eröffnung ihr gegenüber wahrlich ein verdammt großes Risiko eingegangen, aber Zahra hatte einfach die ganze Wahrheit über sein arrangiertes Theater erfahren müssen, um schlussendlich für sich die absolute Gewissheit über ihre Gefühle für seinen sturen Schützling erlangen zu können.
 

Kurz darauf öffnete sich nach einem leichten Klopfen die Tür des Raumes und ein ganz in weiß gekleideter Arzt betrat freundlich Lächelnd das Zimmer. Nachdem er uns beide höflich begrüßt und sich selbst vorgestellt hatte, erläuterte er mir nach meinem Einverständnis, das Watari mit im Raum bleiben durfte alle Einzelheiten meiner Behandlung, welche während meiner Bewusstlosigkeit durchgeführt worden war. „Nun….die Schusswunde an ihrem rechten Oberschenkel und die kleine Platzwunde an ihrem Kopf haben wir vernäht. Es wird jeweils nur eine kleine Narbe bleiben, denn dank der guten Erstversorgung haben sich die Wunden Gott sei Dank nicht entzündet gehabt. Über den Tropf haben sie Flüssigkeit, sowie eine ausgewogene Nährlösung erhalten, um ihren Kreislauf und den Entzug von wichtigen Nährstoffen für ihren Körper wieder auszugleichen. Ein paar Tage werden Sie noch etwas Müde und Erschöpft sein, aber das lässt sich am besten mit Ruhe, Schlaf und einer ausgewogenen Ernährung behandeln. Wenn Sie also keine weiteren Beschwerden haben, können wir Sie auch wieder aus dem Krankenhaus entlassen.“ Gab dieser sachlich erklärend von sich, währenddessen er mir den mich piesackenden Zugang des Tropfes behutsam aus meinem Handrücken wieder entfernte. „Vielen Dank Herr Doktor. Mir geht’s es soweit wirklich wieder besser. Bin nur noch ein wenig schwach auf den Beinen, aber ansonsten ist alles in Ordnung.“ Ließ ich umgehend verlauten und stellte mich vorsichtig tastend auf meine noch immer zitternden Füße. Der Blutverlusts und meine unfreiwillige Fastenkur wie auch der plötzliche Adrenalinstoß hatten meinen Körper doch ganz schön ausgelaugt, aber wenigstens hatte ich diesen Alptraum ansonsten einigermaßen heil überstanden. Nach einem letzten abschließenden Gespräch half mir eine der Schwestern behutsam beim Betreten des Badezimmers, denn meine letzte erfrischende Dusche lag nun schon mehrere Tage zurück und ich fühlte mich einfach nur noch schmutzig. Egal wie sehr es mich auch störte, dass ich es nicht alleine schaffte dem säubernden Nass entgegen zu treten, umso sehr wollte ich jedoch all den Dreck, das Blut und die Erinnerungen an die vergangenen Tage endlich von meinen Körper entfernen. Watari hatte mir zum Glück geistesanwesend ein paar frische Klamotten aus dem Hotel mitgebracht, sodass ich nicht wieder in die alten blutverkrusteten Sachen steigen musste. Das letzte Mal, als ich in so einem Zimmer aufgewacht war, hätte ich glatt als ein Gebilde der modernen Kunst durchgehen können, dieses Mal jedoch waren es zwar nur ein paar Kratzer auf meiner Haut, aber die Wunden in meiner Seele, welche dieser Alptraum bei mir hinterlassen hatte, war dafür umso tiefer. Gedankenversunken genoss ich, wie das wärmende Wasser vorsichtig über meinen verdrecken Körper floss, indessen ich mir nochmals Watari Worte eingehend durch den Kopf gehen ließ. Er hatte es sicherlich nur gut gemeint und wirklich böse konnte ich ihm deswegen auch nicht sein, aber dennoch beschäftigten mich seine Aussage unumwunden. Hatte sie L wahrhaft Sorgen um mich gemacht gehabt? Beschäftigte ich ihn in Gedanken vielleicht genauso sehr, wie er mich beschäftigt hatte? War es eventuell nur seine persönliche Art mit solchen Dingen umzugehen oder versuchte ich hier irgendetwas zu sehen, was gar nicht da war? Es waren immer noch viel zu viel offene Fragen, die sich mehr und mehr in meinen Gedanken breit zumachen begannen, denn auch wenn ich mir nun über meine wahren Gefühle für L in klaren war, so hinterließ diese Einsicht doch eine ganzes Packet an neue für mich sich nun auftuende Wege in diesem riesigen Labyrinth aus Verwirrung in meinen Kopf. Seufzend trat ich vorsichtig aus der Dusche und zog mir behutsam die frisch duftende Kleidung über, bevor ich mich unterstützend von Watari auf den Weg zurück ins Hotel machte. Jedoch noch ehe wir das Zimmer verlassen hatten hielt ich ein letztes Mal inne, was mir einen ziemlich fragenden Blick von dem älteren Herrn einbrachte, welcher sich sogleich nochmals vertiefte, als ich diesen gänzlich unerwartet einfach in die Arme schloss. „Haben Sie nochmals vielen Dank Watari. Für alles. Ich glaube L weiß gar nicht wie gut er es hat, jemanden wie Sie an seiner Seite zu haben.“ Flüsterte ich ihm leise zu und löste mich dann auch prompt wieder von diesen, ehe ich in die mich mild anlächelnden Augen von Watari blickte. Dieser sagte nichts, sondern schenkte der jungen, im Augenblick so zerbrechlich wirkenden Frau vor ihm nur ein dankbares und warmes Lächeln, bevor er sich mit Zahra fürsorglich stützend wieder erneut auf den Weg zurück zum derzeitigen Hotel machte.
 

Erschöpf betrat ich mit Watari Hilfe langsam das Hauptzimmer des Hotels und das Erste was mir begegnete waren die abermals mehr als besorgt dreinschauenden Gesichter der anwesenden Ermittler. Umgehend schenkte ich ihnen einen mehr als eindeutigen Blick, denn langsam mussten diese doch mal begriffen haben, dass ich solch eine Art von Bemitleidung auf den Tod nicht ausstehen konnte. Sogleich brach unter ihren Reihen ein kurzes amüsiertes Gelächter aus, was ich lediglich mit einem entnervten Augenrollen quittierte, bevor sich Herr Yagami auch schon zu Wort meldete. „Es scheint Ihnen auf jeden Fall wieder besser zu gehen Zahra. Wir hatten uns alle nämlich ganz schöne Sorgen um Sie gemacht.“ Ließ dieser sofort erleichtert verlauten und schenkte mir ein ebenso beruhigtes Lächeln. Amüsiert zog ich eine Braue nach oben und schüttelte nebenbei belustigt meinen braunen Haarschopf, derweilen meine Augen ganz instinktive damit begann nach den schwarzhaarigen jungen Detektive zu suchen, welchen ich mein eigentliche Rettung zu verdanken hatte. Unmerklich scannten mein Blick den gesamten Raum und mein Herz machte einen augenblichen Satz nach oben, als dieser auf die zwei schwarzen mir ungerührt entgegenstarrenden Augen von L traf, in denen ich für den Bruchteil einer Sekunde nahezu zu ertrinken drohte. Keiner von uns sagte etwas, sondern wir blickten uns einfach nur unumwunden einander entgegen, sodass eine mehr als seltsame Stille in den Raum Einzug hielt und ich das Gefühl hatte, man könnte mein erbittert schlagendes Herz bis ans andere Ende der Welt hören. L hatte sich seit dem wiederauffinden von Zahra versucht, mit dem eigentlichen Kira-Fall ein wenig abzulenken, denn auch wenn Sie in dem Krankenhaus in guten Händen war, so blieb die unliebsame Unruhe in ihm weiterhin unterschwellig bestehen. Den Überwachungsschmuck hatte er von den Ermittlern vor Ort vorsorglich entfernen lassen, denn in so einem Gebäude konnte es durch die veränderten Frequenzen des Senders und Empfängers zu erheblichen Beeinflussungen der Maschinen kommen. Jedoch hatte er Watari damit beauftrag gehabt, die junge Frau sicherheitshalber im Auge zu behalten, denn auch wenn ihr Entführer nun endlich festgenommen wurde, so musste er bei dieser unergründlichen Frau doch stets auf alles gefasste sein und er hatte wahrlich keine Lust darauf, das Zahra nochmals aus irgendeinem Grund abhandenkam. Jedes Mal wenn er damit begann über diese unergründliche Person und die allen Anschein nach damit zusammenhängenden unerwünschten Reaktionen seines Körpers nach zudenken, verstrickte er sich immer wieder aufs Neue in dem verwirrenden Netz aus tausenden von Fragen, welches seinen Verstand wie eine sich windende Fliege festhielt und nicht mehr los ließ. Jetzt wo er ihr das erste Mal seit ihrer Entführung wieder persönlich in die Augen blickte, verspürte er sogleich so etwas wie Erleichterung in sich aufkeimen und auch sein Herz beschleunigte spürbar seine eigentlichen Arbeitsrhythmus, was er jedoch gekonnt nach außen hin überspielte. Dennoch machte sich im selben Moment ebenso ein unangenehmes Ziehen in seiner Magengegend breit, als er sich der sonst so starken und eigensinnigen jungen Frau in ihrer jetzt so zerbrechlich wirkenden Verfassung gewahr wurde und dies missfiel ihm abermals zunehmend. Immer noch war es für ihn vollkommen unverständlich, warum er sich augenscheinlich so viele Gedanken um das Wohlergehen von Zahra zu machen schien und das ihn dies sogar von seinen so wichtigen Ermittlungen abhielt, ging ihm zusätzlich noch gewaltig auf die Nerven. Irgendetwas musste die undurchschaubare Frau an sich haben, das Sie es schaffte seinen Gedanken so nachhaltig zu beeinflussen und gleichzeitig seinen gesamten Körper zu einem Eigenleben zu verhelfen. Nur wie sollte er jemals dieses immer unangenehmer werde Rätsel lösen, ohne sich in irgendeiner Form verraten zu müssen, denn mit bloßen Nachdenken hatte er nicht die geringste Chance, wie er inzwischen missmutig begriffen hatte.
 

Noch immer starrten wir uns einfach nur wortlos in die Augen, indessen ich abermals Gefahr zu laufen begann, in diesen zwei schwarzen See vollkommen zu versinken. Plötzlich jedoch wurde ich völlig unerwartet aus meinen Starrkampf mit L gerissen und konnte im Augenwinkel nur noch ein lautstark herannahendes Objekt ausmachen, als ich auch schon im nächsten Moment mit einem entsetzen Aufschrei unsanft auf meinen vier Buchstaben landete. Watari konnte gerade noch so zur Seite springen, als sich Choco auch schon mit einem übereifrigen Sprung den Platz auf seinem Frauchen sicherte und diese überschwänglich lauthals begrüßte. Völlig überrumpelt versuchte ich meinen überglücklichen Hund davon abzuhalten, mein Gesicht mit seinen feuchten Küssen zu bedecken, derweil ich beruhigend auf das quirlige Packet über mir einzureden begann. Nach gut fünf Minuten schaffte ich es dann endlich, das vollkommen überdrehte Tier einigermaßen von mir herunter zu bugzieren und diesem mit ein paar ausgedehnten Streicheleinheiten ein wenig milder zu stimmen, derweil sich nun auch bei den restlichen Anwesenden die Schockstarre zu lösen schien, welche mit Choco`s Übereifer Einzug gehalten hatte. Liebevoll tätschelte ich immer noch auf den Boden sitzend meinen völlig aufgelösten Hund und drückte diesen glücklich ganz fest an meine Brust, indessen ich meinen Kopf friedlich in seinem langen Fell vergrub. „Du hast mir auch gefehlt mein Schöner. Jetzt lass ich dich nicht mehr alleine. Versprochen.“ Sprach ich zärtlich auf das noch immer winselnde Knäul in meinem Arm ein und ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, während ich weiterhin tröstend meine Krauleinheiten fortsetzte. L besah sich die ganz Szenerie mit einen ziemlich skeptischen Blick und auch wenn er nicht wusste warum, missfiel ihm dieser vertraute Umgang wie auch die Art und Weise, in der Zahra mit dem Hund sprach. Es war zwar nur ein Tier und doch löste es diese schreiende Unruhe in ihm aus, weshalb er sich im nächsten Augenblick einfach kommentarlos abwandte, ehe er sich abermals auf den Bildschirm mit der unter Bewachung befindlichen Misa Amane zuwandte. Eine ganze Weile brauchte ich noch, bis sich Choco endlich dazu entschloss mich wenigstens aufstehen zu lassen, wonach ich mit Watari´s erneuter Hilfe schlussendlich doch noch auf einen der Sofas erschöpft Zuflucht fand. Die Blicke der Ermittler ignorierte ich einfach, denn im Normalfall hätte ich mir niemals vor all den Leuten so viel Blöße gegeben, aber bei Watari war das etwas ganz andres. Kaum war ich auf diesem angekommen, folgte auch schon mein vollkommen aufgewühlter Hund und legte sich sogleich schützend auf meine ausgetreckten Beine, derweil er seinen Kopf winselnd auf meinen Bauch platzierte. Abermals tätschelte ich liebevoll über den flauschiegen Kopf von Choco, bevor meine Augen erneut nachdenklich den jungen Detektiv suchten und ich diesen nochmals eingehend musterte. Ein warmes Kribbeln begann sich von Sekunde zu Sekunde immer weiter den Weg durch meine Körper zu suchen, aber trotz allem achtete ich wohlweißlich darauf, dass mir nach außen hin nichts von meinem pochenden Herzen anzumerken war. Es war schon seltsam, das ausgerechnet so jemand wie er es geschafft hatte, mein sonst so verschlossenes Herz für sich einzunehmen und mich auf eine solche Art und Weise zu fesseln. Kurz zuckte ich zusammen, als sich eine warme Hand vorsichtig auf meine Schulter legte und mein Blick wanderte sofort hinauf in das Gesicht der dazugehörigen Person, welche mir abermals ein warmes Lächeln schenkte. Ich nickte Watari kaum merklich zu, denn ich wusste, dass er wieder zurück zu Misa musste, aber trotzdem verstand ich die letzte darin versteckte Botschaft in seinem Blick. Geben Sie nicht auf Zahra. Nochmals huschte ein kleines sanftes Lächeln über meine Lippen, ehe ich den älteren Herrn mit meinen Augen aus den Zimmer folgte und anschließend diese erneut zurück zu L wanderten, wo ich sogleich einen überraschten Aufschrei unterdrücken musste. L hatte sehr wohl die anscheinend inzwischen entstandene Vertrautheit zwischen Zahra und Watari bemerkt gehabt und aufmerksam aus dem Augenwinkel jede Reaktion der Beiden wachsam im Blick behalten. Es sagte ihm nicht gerade zu, das die junge Frau sich offensichtlich so gut mit seinem treuen Begleiter verstand und schon gar nicht, das die Beiden wohl so wie es aussah irgendeine Art von Geheimnis vor ihm hatten. Er hasste es, wenn Leute hinter seinem Rücken irgendwelche Pläne schmiedeten oder etwas vor ihm zu verbergen versuchten und vor allen der Umstand, dass es ausgerechnet abermals dieser ohnehin schon für ihn vollkommen undurchschaubare junge Frau war, ging ihm gewaltig gegen den Strich. Was hatten die zwei innerhalb der Krankhausmauer besprochen gehabt, wovon er augenscheinlich nichts mitbekommen dufte? Grübelnd legte sich sein Daumen erneut an seine Unterlippe, derweil er mit einem ziemlich finsteren Blick die Watari hinter schauende Zahra auf dem Sofa wachsam fixierte.
 

Mein Herz hatte für einen kurzen Moment aufgehört zu schlagen, als sich gänzlich unerwartet unsere Blicke trafen und ich mir seiner prüfenden schwarzen Augen gewahr wurde, mit welchen er mich ungerührt zu mustern schien. Ich atmete einmal tief durch und schloss beruhigend meine Augen, derweil ich versuchte den ersten Schreck einfach nur zu verdauen. Skeptisch besah ich mir anschließend den mich noch immer anstarrenden Detektiv vor mir und hob sogleich fragend eine meiner Augenbrauen. „Was ist los Ryuzaki? Was guckst du mich so an?“ kam prompt aus meinen Mund und beobachte wachsam seine weiterhin starr ausgerichteten Augen, derweil ich unwillig die Arme vor der Brust verschränkte. „Was hattest du mit Watari zu bereden gehabt?“ folgte auch umgehend die entsprechende Gegenfrage von Ryuzaki und beobachte sehr genau die sich immer mehr verändernden Gesichtsspiegelungen der jungen Frau vor ihm, derweilen er weiterhin nachdenklich seinen Daumen an seiner Lippe platzierte. Genervt biss ich mir auf die Zunge, währenddessen abermals diese brodelnde Wut langsam ihren Weg durch meine Adern zu suchen begann und ich instinktiv meinen Körper anspannte. Was sollte denn dieser Mist schon wieder? Hatte der eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Was ging es ihm den bitteschön an, was ich mit Watari besprochen hatte? Der war doch einfach nur unfassbar. Wie konnte man nur so neugierig sein? „Das geht dich einen feuchten Kehricht an, worüber ich mich mit Watari unterhalte. Du musst deine Spürnase nicht ständig in anderer Leute Angelegenheiten stecken.“ Entkam es sofort verärgert meinen Lippen und schenkte ihm zudem noch einen mehr als finsteren Blick, bevor ich versuchte das Gespräch in eine für mich wesentlich angenehmere Richtung zu lenken. „Mich würde es eher interessieren, ob in der Zwischenzeit schon irgendwelche neuen Erkenntnisse zum Kira-Fall vorliegen.“ Warf ich daher sogleich unwillig hinterher, ehe L die Gelegenheit dazu hatte, noch weiter auf diesem Thema herum zureiten. Seine schwarzen Augen wurden beim vernehmen ihrer Worte nochmals eine Spur dunkler, denn er konnte es ganz und gar nicht leiden, wenn andere Leute in so einem Tonfall mit ihm sprachen. „Sag ich dir, wenn du mir eine Antwort auf meine Frage gegeben hast.“ Gab dieser nun postwendend provokant zurück und maß Zahra weiterhin abschätzend mit seinem unbeugbaren Blick, welcher die junge Frau jedes Mal beinahe zur Weißglut trieb. Sauer schlug ich mir ungläubig die Hand vor mein Gesicht und schüttelte nebenher fassungslos den Kopf. Der hatte doch wahrlich nen Vogel. Und in so jemanden hatte ich mich verlieben können? Mein Verstand war wohl auch nicht mehr der, welchen ich mal zu kennen geglaubt hatte. „Vergiss es Ryuzaki. Das ist privat und geht dich beim besten Willen nichts an verstanden? Entweder du sagst mir jetzt, wie es zurzeit mit den Ermittlungen steht oder ich frage jemand anderen aus der Sonderkommission.“ Warf ich ihm nunmehr entnervt an den Kopf, bevor mich ein eiskalter Blick des Schwarzhaarigen traf und mir umgehend einen kurzen Schauer über den Rücken jagte. L`s Augen waren schmal geworden und fixierten Zahra nun mehr bitter böse, indessen er sie prüfend besah und erst einmal ihre Worte irgendwie verdauen musste. Sie wagte es doch tatsächlich ihn zu erpressen und er konnte rein gar nichts dagegen tun, außer entweder zu schweigen oder dieser sturen Person nach zugeben. Beides schlug L gewaltig auf die Stimmung, jedoch war diese unumgängliche Niederlage für ihn so oder so nur schwer zu tragen, denn sein Ego ließ solche Arten von Überlistungen einfach nicht zu. Das alles zerrte bereits wieder an seinen Nerven, denn abermals hatte er durch einen nicht vorausberechneten Fehler diese verwirrende Person unterschätzt. Verärgert über sich selbst und mit einem von Missmut gezeichneten Gesicht drehte er sich sogleich einfach wieder zurück zu seinen Monitor und würdigte Zahra nicht eines Blickes mehr. Mit hochgezogenen Brauen besah ich mir kopfschüttelnd den beleidigten Detektiv auf dem Sessel und musste sogleich ein belustigtes Schmunzeln nahezu krampfhaft unterdrücken. Der war doch wahrlich nicht normal. Wie konnte man wegen so etwas eingeschnappt sein? L konnte offensichtlich genauso wenig verlieren wie ich und auch wenn mir diese erneute Erkenntnis zu einem triumphierenden Grinsen verhalf, so hatte ich dennoch immer noch nicht meine angestrebten Informationen über die bisherigen Ermittlungsergebnisse erhalten. Irgendwo hatten wir also beide den Kürzeren gezogen und keine zwei Minuten später holte sich mein erschöpfter Körper unerwartet das zurück, was er im Augenblick wohl am meisten brauchte. Schlaf.
 

L hockte derweilen weiterhin unwillig auf seinem Sessel und beobachtete nachdenklich das junge blonde Mädchen auf dem Bildschirm vor ihm. Trotz allen waren seine verworrenen Gedanken abermals in den tiefen Abgründen namens Zahra gefangen und ließen ihn einfach keine klaren Schlussfolgerungen zu seinen Ermittlungen im Fall-Kira ziehen. Wieso nur hatte er sich erneut von dieser jungen Frau so überrumpeln lassen und warum löste sie ständig solche seltsamen Reaktionen bei ihm aus. War es wirklich Zahra, welche so einen Einfluss auf ihn ausübte oder hatte er irgendetwas Wichtiges in Bezug auf diese übersehen gehabt? Wie sollte er dieses ihn so einengende und verwirrende Rätsel nur lösen? Nachdenklich wanderten seine schwarzen Augen zurück zu der leise atmenden Person auf dem Sofa und sogleich merkte er überrascht auf, als er mit einem prüfenden Blick erkannte, das Zahra wohl ohne das er es bemerkt hatte eingeschlafen war. Erneut machte sich ärger in ihm breit, denn je länger diese unberechenbare Person in seiner Nähe war, desto unaufmerksamer schien er zu werden und das machte L gerade wahrlich zu schaffen. Aufmerksam ließ er sein Augenmerk über die friedlich schlafende Zahra gleiten und suchte in seinem scharfen Verstand nach einen plausibel klingenden Lösungsweg für dieses unberechenbare Rätsel, welches auf dem Sofa lag. Irgendwie musste er doch herausfinden können, ob tatsächlich Zahra der Auslöser für all diese seltsamen Reaktionen seines Körpers oder ob seine Vermutung nur ein Trugschluss seiner eigenen Gedankengänge war. Grübelnd wanderte sein Daumen über seine Unterlippe und im nächsten Augenblick kam ihm auch schon eine Idee in den Sinn, wie er diese ihn quälenden Fragen ein für alle Mal aufklären könnte. Es gab nur eine Möglichkeit endlich Gewissheit darüber zu erlangen und diese bestand unumgänglich in einem kleinen Selbstversuch. Abschätzend besah er sich nochmals die ruhig atmende junge Frau, denn wenn sie aufwachte, könnte es wahrlich ziemlich ungemütlich für ihn werden. Die restlichen Mitglieder der SOKO waren bereits nach Hause gegangen, sodass nur noch er und sie sich in diesem Zimmer aufhielten und L wusste sehr genau, das er bei seinem kleinen Test äußerst wachsam bleiben musste, wenn er keine böse Überraschung von Seiten der jungen Frau erleben wollte. Ein letztes Mal noch ging er seinen Plan sorgfältig in Gedanken durch, bevor er sich behutsam von seinem Sessel erhob und vorsichtig zu der schlafenden Person hinüber schlich. Choco beobachtet jeden seiner Schritte sehr genau und hob für einen kurzen Moment prüfend den Kopf, ehe er sich dann erneut auf den sich sanft heben und senkenden Bauch seines Frauchens zurücksinken ließ. L behielt den wachsamen Hund gleichfalls aufmerksam im Augen und kam indessen direkt vor dem Sofa der schlafenden Zahra zu stehen, ehe er forschend seinen Blick ganz bewusst über jede einzelne Kontur ihres Körper gleiten ließ. Konzentriert fuhren seine schwarzen Augen achtsam über ihre Gesicht, die Haare und ihre Lippen, wo sein Augenmerk für einen winzigen Moment ganz unbewusst hängen blieb, ehe er sich weiter über ihren Hals und ihre Brüste hinab zu ihrem Bauch und schlussendlich ihren langen Beinen hinab tastete. Inzwischen achtete er ganz bewusst auf jede noch so kleine Veränderung in seinem Körper und schon allein das konzentrierte Erforschen des ihren ließ sein Herz einen wesentlich schnelleren Rhythmus anschlagen, derweilen sich die unliebsame Unruhe erneut heftig zurück meldete und sich gleichzeitig ein warmes unbekanntes Gefühl in seiner Magengegend bemerkbar machte. Irritiert hielt er inne und versuchte das eben Erlebte irgendwie in seine Gedankengänge zu Zahra einfließen zu lassen, aber trotz allen schien sich seine Vermutungen nur weiterhin zu erhärten. Diese Person war allen Anschein nach wirklich der Auslöser für all die in ihm vor sich gehenden verwirrenden Veränderungen, aber warum ausgerechnet sie? Misstrauisch glitt sein Blick prüfend hinüber zu dem immer noch wachsam daliegenden Hund, ehe er sich dazu entschloss die zweite Phase seines Planes doch noch in die Tat umzusetzen. L wollte einfach endlich die absolute Gewissheit darüber haben, ob seine Vermutungen zutrafen oder nicht. Somit machte er sich anschließend vorsichtig daran, sich der schlafenden jungen Frau ganz behutsam und Stück für Stück immer weiter zu nähern, derweilen er jede einzelne Bewegung von dieser sorgfältig im Auge behielt. Je weiter sich L auf ihr Gesicht zubewegte, desto schneller begann sein Herz unerbittlich hart gegen seine Brust zu schlagen und auch die anderen Symptome wurden mit jeden einzelnen Millimeter den er sich ihr näherte immer präsenter. Nur noch wenige Zentimeter von einer Berührung ihrer Nasenspitzen hielt er inne und konnte nicht verhindern, dass ihr Geruch unweigerlich den direkten Weg in seine Nase fand, was die Reaktionen seines Körpers nochmals explosionsartig anzuheizen schien. Vollkommen verwirrt starrte er auf die geschlossenen Augenlider der jungen Frau und war für den Bruchteil eines Moments einfach nur bewegungsunfähig, indessen in seinem inneren ein unvorstellbares Chaos zu toben begann. Nicht mehr dazu in der Lage auch nur eine klaren Gedanke zu fassen, versuchte L krampfhaft seinen Bewegungsapparat erneut unter Kontrolle zu bringen und dieser fesselnden Unruhe in ihm irgendwie wieder zu entkommen, als er sich einem zaghaften flattern ihrer Augenlider gewahr wurde und sich sogleich entsetz seine Augen zu weiten begannen.

Zwischen Theorie und Praxis

Zwischen Theorie und Praxis
 

Schleppend kehrte mein Bewusstsein langsam aus den dunklen Sphären meiner Traumwelt zurück in die für mich zurzeit immer etwas Neues bereitzuhalten scheinende Realität des Lebens und bemerkte sofort, dass mir irgendjemanden gerade ganz nah sein musste, denn ich konnte deutlich die Wärme, den Geruch und auch den leichten Atem einer andren Person auf meiner Haut wahrnehmen. Sofort schnellte mein Puls in die Höhe und beschleunigte mein erschrockenes Herz auf eine beängstigende Geschwindigkeit, welche mir das Gefühl gab, das dieses sogleich den Versuch unternehmen würde, sich flüchtend einen Weg aus meinen Brustkorb zu suchen. Ein wahrer Schwall an kribbelnden Gefühlen begann gleichzeitig meinen Körper zu ergreifen, währenddessen ich weiterhin alarmiert den nicht gerade unangenehmen Geruch der vermeintlich anderen Person in mich aufnahm und sich bei jeden mich treffenden gehauchten Atemzug eine wohlige Gänsehaut auf meiner Haut auszubreiten begann. Was war hier los und warum war mir jemand so verdammt nahe, obwohl ich doch schlief? Wer machte so etwas? Alle meine Sinne waren bis aufs äußerste geschärft und überfielen meinen überraschten Körper mit einer regelrechten Explosion aus den verschiedensten Emotionen, sodass mir immer wieder abwechselnd erneut heiß und kalt wurde. Auf jede noch so kleine Berührung oder Wahrnehmung schien ich gerade einfach nur hypersensibel zu reagieren, wodurch mein Verstand von einer Sekunde zur anderen mit ständig wechselnden Wellen aus aufwühlenden Gefühlen konfrontiert wurde, die mich gerade einfach nur vollkommen überforderten. Alles in mir spielte anscheinend nur noch komplett verrückt und entzog meinen Körper somit regelrecht meiner Kontrolle, sodass ich es erst nach einigen Minuten überhaupt schaffte, die Befehlsgewalt über meine Augenlider wieder zu erlangen. Quälend langsam begann sich diese endlich meinem Willen zu unterwerfen und als ich es dann doch noch schaffte meine Augen müde blinzelnd zu öffnen, starrte ich völlig überrascht wie ebenso ungläubig in die zwei dunklen Seen von L, welche nur noch wenige Zentimeter von den meinen entfernt waren. Schlagartig stand die Welt um mich herum still, als ich mir seiner unerwarteten Nähe bewusst wurde, indessen mein Herz schmerzhaft noch einen Gang zu legte und mich abermals eine wahre Welle an atemraubenden Gefühle überrollte. Was hatte das hier gerade alles zu bedeuten? Wieso war er so nah an meinem Gesicht? Was machte er hier überhaupt? Eine unzählige Masse an Fragen brach in einem einzigen Moment unweigerlich über mich herein und verwirrten meine ohnehin schon abstrusen Gedankengänge nur noch mehr. Nicht um mich herum schien im Moment noch existent zu sein, denn alles zu was ich im Augenblick im Stande war, wurde unweigerlich von dem nun tobenden Chaos in meinem Inneren bestimmt, so dass ich abermals vollkommen Willenlos in diesen dunkeln Augen heillos zu ertrinken drohte und das versorgen meiner Lunge mit Sauerstoff zu einer wahren Herausforderung wurde. L starrte geschockt wie ebenso ungläubig auf die sich langsam öffnen Augenlider der jungen Frau unter ihm und konnte sich dennoch nicht dem bevorstehenden Unheil in irgendeiner Art und Weise entziehen, denn immer noch hatte die fesselnde Unruhe von ihm Besitz ergriffen, was es ihm schier unmöglich machte sich zu bewegen. Wie versteinert fixierte er entsetzt das Gesicht von Zahra, derweilen in ihm ein noch nie zuvor dagewesenes Chaos an Gefühlen tobte und seinen Herzschlag ins unermessliche trieb. Keinen seiner Gedanken konnte er mehr analysieren oder gar deuten, denn alles in seinem Kopf schien auf einmal bedeutungslos zu sein, als er in die ihm völlig schockiert entgegenblickenden blaugrauen Augen der jungen Frau unter ihm geradezu versank. Noch nie war er freiwillig jemanden so nahe gekommen wie in diesem einen Augenblick und auch wenn ihm die brausenden Wellen an Emotionen gerade einfach nur zu überrennen drohten, konnte er dennoch nicht vor ihnen fliehen. Weder sein Verstand noch sein Körper wollten ihm jetzt noch gehorchen und so sehr L auch im Moment versuchte sich aus diesem lähmenden Bann zu befreien, es gelang ihm einfach nicht. Nur noch wenige unbedeutende Zentimeter trennten noch ihre Gesichter von einer Berührung und doch war keiner der Beiden dazu imstande sich dem Andren in diesem Augenblick zu entziehen, sodass sie sich einander weiterhin nur wortlos in die entsetzt dreinblickenden Augen starrten. Sekunden wurden zu Minuten. Minuten, in denen weder Zahra noch L zusagen vermochten was gerade mit ihnen geschah, denn je mehr sie sich gegen diese unsichtbaren Fesseln stemmten, welche die Beiden so unnachgiebig in dieser Position gefangen hielten, desto enger schienen sich diese um sie herum zusammen zu ziehen. Jeder von ihnen versuchte für sich alleine das sie aufwühlende Chaos an Emotionen in ihrem Innersten auf die ein oder andere Art erfolgreich zu bekämpfen und dieser sich immer weiter zuspitzenden wie gleichfalls verwirrenden Situation zu entfliehen, aber weder L noch Zahra hatten die Kraft dazu ihren gelähmten Körper endlich wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.
 

Plötzlich jedoch wurde ich völlig überraschend aus diesen mich gefangen haltenden dunklen Seen gerissen und vernahm kurz darauf perplex wie ebenso erschrocken ein kurzes schockiertes Aufkeuchen gefolgt von einem dumpfen poltern, welches mich im selben Moment wieder in die irritierende Realität des hier und jetzt zurück stieß. Ruckartig setzte ich mich auf und schaute mich eiligst nach dem Verbleib des schwarzhaarigen Detektives wie auch nebenbei für den Grund seines unerwarteten Abgangs um, was mir beim Erkennen dieses im darauf folgenden Augenblick umgehend ungläubig die Gesichtszüge entgleiten ließ. Vollkommen verdattert hockte ich auf dem Sofa und besah mir fassungslos die sich abspielende Szene vor meinen Augen, bevor sich ein amüsiertes Grinsen auf meine Lippen schlich und ich kurz darauf belustigt Auflachen musste. Da lag nun der große Meisterdetektiv wie ein Maikäfer auf dem Rücken und versuchte sich vergeblich gegen meinen Retter in der Not zur Wehr zu setzten, währenddessen dieser triumphierend auf ihm thronte und ihm nachdrücklich drohend seine Zähne zeigte. L hatte es gerade einfach nur kalt erwischt gehabt, denn durch den lähmenden Bann des in ihm tobenden Chaos, hatte er weder den unliebsamen Hund von Zahra bemerkt gehabt, noch schnell genug reagieren können um sich gegen diesen irgendwie zu verteidigen, sodass ihn Choco durch einen gezielten Sprung mit Leichtigkeit von den Füßen geholt hatte. Nun lag er hilflos wie ebenso verärgert unter dem ihm böse entgegen blickenden Tier und verfluchte sich in Gedanken selbst für seinen mehr als missglückten Selbstversuch, der ihn unbestreitbar in diese für ihm nicht gerade angenehme Lage gebracht hatte. Niederlagen waren ohnehin schon eine unbestreitbare Qual für ihn, aber gleich zwei dieser Art und zudem noch durch einen streunenden Hund wie Choco, ließ seine inzwischen eh schon abtrünnige Laune bis unter den Gefrierpunkt sinken. Er hatte sich selbst schlichtweg überschätzt und diese unerwünschten Gefühle in ihm, wie auch die unfreiwilligen Regungen seines Körper einfach nur heillos unterschätzt gehabt, was ihn zweifelsohne zusätzlich noch weiter gegen den Strich ging, denn so ein Chaos hatte er nun wahrlich nicht vorausberechnet gehabt. Zwar hatte L gedanklich alle ihm erdenklich Optionen im Vorfeld sorgfältig abgewogen gehabt, aber nicht mal die für ihn schlimmste Möglichkeit war an das zuletzt eingetroffene heran gekommen. Dass er sich mit dieser Aktion selbst ausschalten könnte, war ihm zwar unterbewusst sehr wohl bekannt gewesen, dennoch hatte er es einfach nicht wahr haben wollen und das war im Nachhinein gesehen wohl die am schwerwiegendste Niederlage von allen. Nun steckte L wirklich in einer ziemlich verstrickten Zwickmühle, denn nicht nur das er die Situation unterschätzt und Zahra ihn bei seinem kleinem Versuch erwischt hatte, nein, jetzt lag er auch noch wehrlos auf den Boden und hatte einen anscheinend recht wütenden Choco auf sich zu sitzen, welcher ihm zur Zeit gerade mal so das Atmen zu erlauben schien. Noch immer tobte diese beängstigende Flut an Emotionen durch seinen ohnehin schon verwirrten Körper und jagten seinen Puls in schwindelerregende Höhen, indessen er mehr als missmutig abwechselnd die allen Anschein nach recht amüsierte Zahra und dann wieder den leise knurrenden Hund auf ihm mit seinen schwarzen Augen fixierte. Ich saß derweilen belustigt den Kopf schüttelnd und mit angezogenen Beinen auf dem Sofa, währenddessen ich mir immer noch ungläubig das skurrile Bild vor mir besah. Choco hatte wohl meine körperlichen Veränderungen gespürt gehabt und wollte mich demzufolge wahrscheinlich so auf seine eigen Art und Weise beschützen, in welcher Ryuzaki ganz klar den Kürzeren gezogen hatte. Immer noch schossen mir tausende und abertausende an Fragen durch den Kopf, derweilen mein Herz trotz allen noch immer keinerlei Anstalten machte, sich endlich wieder seinem normalen Rhythmus anzupassen und somit aufhörte, mein Blut wie auf einer Wildwasserbahn durch meine Adern zu jagen. Was hatte das alles zu bedeuten gehabt? Wieso war er mir so nahe gewesen und das obwohl ich geschlafen hatte? Mit hochgezogen Brauen blickte ich nachdenklich hinunter zu L, welcher nicht gerade wohlgesonnen zu mir heraufschielte und behielt indessen wachsam den aufgewühlten Choco im Auge. Hatte der Hund vielleicht irgendetwas gespürt was ihn so sehr verunsichert hatte, das er Ryuzaki zurecht wies oder war dieser einfach nur Eifersüchtig auf die ihm entgangene Aufmerksamkeit gewesen? Das L mir etwas tun würde hielt ich für absolut ausgeschlossen, denn auch wenn viele seiner Ermittlungsmethoden und Marotten mir nicht wirklich in den Kram passten, so war er doch trotz allem ein Mann der für die Gerechtigkeit einstand. Wieso war mein Hund also der Meinung gewesen, mich beschützen zu müssen? Mit einem hörbaren Seufzen atmete ich erstmal tief durch und versuchte die wallenden Gefühle in meinem Herzen ein wenig milder zu stimmen, ehe ich mich doch endlich dazu entschloss L aus seiner unglücklichen Lage wieder zu befreien. „Schluss Choco. Es reicht.“ Mahnte ich sogleich mit deutlich fester Stimme das immer noch aufgewühlte Fellknäul, welcher augenblicklich aufhorchte und mit einem letzten irgendwie warnend wirkenden Blick hinunter zu dem Schwarzhaarigen nun wieder von diesem abließ. „Wurde aber auch Zeit. Wenn du den Hund nicht Händeln kannst, dann solltest du ihn lieber wieder abgeben bevor noch irgendjemanden was passiert.“ Kam auch schon prompt missmutig von dem jungen Detektiv, welcher nebenbei misstrauisch den sich nun entfernenden Hund wachsam im Auge behielt. Beim vernehmen seiner Worte fror meine eben noch so gute Laune schlagartig ein und meine Augenbraue begann verärgert unkontrolliert zu zucken, währenddessen ich mürrisch meine Arme vor der Brust verschränkte. Hatte der sie eigentlich noch alle, sich nach dieser Aktion auch noch über meinen Hund beschweren zu müssen? Wer weiß was passiert wäre, wenn Choco nicht dazwischen gefunkt hätte. Was hatte er damit überhaut bezwecken wollen? Wieso war er mir überhaupt erst so nahe gekommen? Die ganze Situation gerade war nicht nur völlig abstrus, sondern machte mich inzwischen sogar wirklich sauer, was in meinem Gesicht wohl auch deutlich abzulesen sein musste. Wie konnte er es eigentlich wagen, sich nach diesem Mist auch noch beschweren zu wollen? Der war doch echt vollkommen daneben. Von Minute zu Minute konnte ich immer deutlicher die in mir aufkommende Empörung und Wut über diesen seltsamen Detektiv spüren, welche sich leidlicher weise auch noch zusätzlich mit meinen sowieso schon aufgewühlten Gefühlen für ihn vermischte und so zu einer wahrhaft explosiven Mischung wurde.
 

„Sag mal geht’s noch? Ich weiß sehr wohl, wie ich mit meinem Hund umgehen muss. Erklär du mir mal lieber, was zum Henker du hier gerade gemacht hast. Warum rückst du mir eigentlich so auf die Pelle, wenn ich schlafe?“ folgte auch prompt verstimmt aus meinem Mund, was ihm gleichzeitig noch einen eiskalten Blick von mir einbrachte. L konnte regelrecht die sich verändernde Stimmung der jungen Frau auf dem Sofa spüren und das ließ ihn augenblicklich alarmiert aufmerken, denn noch mehr Ärger konnte er beim besten Willen nicht gebrauchen. Sein Verstand war bereit an seiner persönlichen Leistungsgrenze angekommen und sein Körper schien an diesem unheimlichen Eigenleben doch tatsächlich Gefallen gefunden zu haben, sodass es dieses wohl gar nicht mehr aufgeben wollte. L wollte einfach nur noch seine Ruhe haben und so schnell wie möglich dieses bizarre Erlebnis mit Zahra vergessen. Wenigstens solange bis sich sein aufgewühltes Inneres endlich wieder beruhigt hatte, aber irgendwie schwante ihm schon, dass er sich gerade nur noch tiefer in dieses Schlamassel hinein manövriert hatte. Doch was sollte er ihr schon sagen? Die Wahrheit war für ihn ausgeschlossen, denn er wusste ja nicht einmal selbst, wie er mit diesem ebend Erlebten umgehen sollte. Also was blieb ihm dann noch, außer ihr eine Notlüge aufzutischen? „Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir gut geht. Also lassen wir das Thema.“ Log er unwillig, indessen er sich behutsam wieder vom Boden erhob und unterdessen aufmerksam Zahra wie auch Choco im Blick behielt. Mein Gesichtsausdruck wurde septisch, währenddessen ich den Schwarzhaarigen prüfend bei seinem Tun beobachtete und nebenbei verbissen versuchte, meinen Ärger weiterhin unter Kontrolle zu behalten. „Sicher……Hör auf mich zu verarschen Ryuzaki…….was hatte das gerade zu bedeuten gehabt…?“ gab ich sofort bohrend zurück, was mir von ihm sogleich einen ziemlich finsteren Blick bescherte, ehe er sich verstimmt zurück auf seinen Sessel hockte und mich mal wieder gekonnt zu ignorieren schien. L hatte jetzt gerade sowas von überhaupt keine Lust dazu, sich in irgendeiner Art und Weise ihr gegenüber zu erklären oder für seine Taten Rechenschaft ablegen zu müssen. Er war im Augenblick einfach nur sauer auf sich selbst und seinen vermasselten Versuch, wobei ihm diese unliebsame Unruhe nur noch weiter verstimmte. Meine Augen wurden noch eine Spur dunkler und erneut vergrub ich meine vor Wut zitternden Hände in die Haut meiner Oberarme, derweilen ich schmerzhaft auf meiner Unterlippe zu kauen begann. Was sollte denn das jetzt schon wieder? Er musste doch inzwischen sehr genau wissen, dass er mich mit solch einem Verhalten zur Weißglut trieb. Warum wollte er mir nicht sagen, was der wahre Grund für seine unerwartete Annäherung gewesen war? War es ihm vielleicht unangenehm oder wusste er es selbst nicht so genau? Ein kurzer verächtlicher wie ebenso empörter Laut verließ prompt meinen Mund, währenddessen ich ungläubig hinüber zu dem schwarzhaarigen Detektiv starrte und nebenher fassungslos den Kopf schüttelte. Der war doch echt ne Nummer für sich. Das ging mir gerade einfach nur alles schon wieder zu weit. Konnte er denn nicht einfach mal den Mund aufmachen und mit mir wie ein ganz normaler Mensch reden? `….nein……ganz sicher nicht……eher friert die Hölle zu und Red Bull verleiht wirklich Flügel……` war mein folgender sarkastischer Gedanke dazu und besah mir resigniert den starrsinnigen Mann auf dem Sessel. „Du hast echt nen Vogel Ryuzaki…….aber gut wenn du nicht darüber reden willst, dann lass es halt………ich gehe jetzt schlafen und wehe ich erwische dich nochmals so dicht an meinem Gesicht….“ Meinte ich schlussendlich verärgert und erhob mich ruckartig beleidigt von meinem Platz, was mir mein geschundener Kreislauf umgehend mit einer schwindelerregenden Karussellfahrt entlohnte, welche mir im nächsten Moment einfach den Boden unter meinen Füßen wegriss und ich mich sogleich haltlos auf diesem wieder fand. L hatte sehr deutlich ihre wütenden Worte vernommen und sie versetzten ihm aus irgendeinem Grund abermals einen schmerzlichen Stich, was ihm umgehend unwillig dazu bewegte sich ruckartig doch noch zu der jungen Frau umzudrehen. Doch sogleich durchfuhr ihn erneut dieses unwohle Gefühl und seine Augen begannen sich gleichsam erschrocken zu weiten, als er Zahra benommen zu Boden gehen sah. Mit einer schnellen Bewegung erhob er sich geschickt von seinem Platz und ließ sich achtsam neben der sturen Person nieder, welche dort zitternd auf dem Teppich hockte. „Hey Zahra…..Alles ok?“ sprach er sogleich das Häufchen Elend vor ihm an und ließ abermals prüfend seine schwarzen Augen wachsam über ihren bebenden Körper gleiten. Mein Kopf schien geradezu zu explodieren und meine Kraft entschwand mir mit jeder vergehenden Sekunde mehr und mehr, sodass ich gequält meine Augen zusammen kniff und unterdessen versuchte, mein unfreiwilligen Rummelbesuch irgendwie zu entfliehen. Gedämpft vernahm ich plötzlich die tonlose Stimme des Detektiven neben mir und blickte müde hinauf in seine zwei dunklen Seen, was meinen Puls abermals heftig beschleunigte. Meine Gedanken schnellten erneut durch die Gänge aus dunklen verwirrenden Wegen in diesem riesigen Labyrinth aus Fragen und doch schien mein Herz gerade einen wahren Freudensprung zu machen. Machte er sich vielleicht doch Sorgen um mich? Was sollte ich jetzt tun? Ich hasste es, wenn ich so hilflos war und vor allem in seiner Nähe, aber irgendwie freute es mich auch, dass ausgerechnet L jetzt gerade bei mir war, wo es mir nicht gut ging. Bloß durfte ich wirklich Schwäche zeigen? Konnte ich ihm wahrlich um Hilfe bitten? Ich atmete hörbar schwer ein, ehe ich mich endlich dazu durch rang und ihm mit einen kleinem Lächeln doch noch eine Antwort gab. „Entschuldige……Ich bin wohl doch noch etwas schwach auf den Beinen…..Würdest du…..?“ begann ich kleinlaut, unterdessen ich völlig fertig meine Augen schloss und mir mit meiner Hand meinen pochenden Kopf hielt. L besah sich Zahra mit gemischten Gefühlen, denn sie in so einer Verfassung zu sehen behagte ihm gar nicht, aber er verstand sofort worauf die junge Frau hinaus wollte. „Natürlich……Komm…“ ließ er knapp verlauten, indessen er ihren Arm um seine Schultern legte und mit seiner anderen Hand behutsam um ihre Taille griff, bloß um sie keine zwei Minuten später vorsichtig stützend auf die Beine zu ziehen. Mein Herz setzte kurz aus, als ich seine warmen Hände an meinem Körper spürte und schnellte dann abermals ein beängstigendes Tempo ein, sodass mir ein kurzer wohliger Schauer über den Rücken lief. So sehr ich es auch hasste bemitleidet zu werden oder auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein, so sehr genoss ich jedoch gerade die Nähe und Wärme seines Körpers an dem meinem. Langsam ließ ich mich von ihm auf die Beine ziehen und schenkte ihm daraufhin ein ermüdetes aber dankbares Lächeln, was er mit einem emotionslosen Blick starr erwiderte. L spürte erneut diesen beängstigenden schwall an Gefühlen in seinem Inneren aufwallen und auch sein Puls folgte nun nicht mehr den normalen Gesetzten der Biologie, sodass es ihm wirklich schwer fiel, sich mit der jungen Frau in seinen Armen behutsam in Bewegung zu setzten. Er konnte deutlich die von ihr ausgehende Wärme und ihren unverkennbaren Duft vernehmen, was seinen Verstand abermals zu lähmen drohte, jedoch schaffte er es sich all diesen unliebsamen Regungen zu wiedersetzten und Zahra ein paar Minuten später vorsichtig auf ihrem Bett abzuladen. Erschöpft ließ ich mich auf die weiche Schlafstätte fallen und hielt zunächst erstmal für einem Moment inne, um meinen sich empörenden Kopf ein wenig Zeit zugeben, sich wieder etwas zu beruhigen. „Ich bin nebenan falls noch etwas sein sollte…“ kam kurz drauf missmutig von Ryuzaki, welcher sich nochmals abschätzend die junge Frau besah, ehe er sich umwandte und gleich darauf das Zimmer wieder verlassen wollte, um seine eigenen verwirrten Verstand ein wenig Ruhe zu gönnen. Leise drangen seine Worte an mein Ohr und sogleich richtete ich meine blaugrauen Augen auf den sich abwendenden Detektiv, bevor ich mit letzter Kraft nach seiner Hand griff und ihn zurück hielt. „Warte….“ Kam kaum hörbar über meine Lippen, indessen ich müde meinen Kopf senkte und einmal tief durchatmete. L durchfuhr es wie ein elektrischer Schlag, als Zahra plötzlich nach seiner Hand griff und schaute sofort ruckartig zurück auf die für ihn immer wieder rätselhafte Person auf dem Bett. „Danke…….Danke L das du dein Versprechen gehalten und mich da raus geholt hast…“ verließ leise meinen Mund und schaute ihm sodann mit einem warmen Lächeln auf den Lippen direkt in seine dunklen Augen, unterdessen ich immer noch eisern seine Hand fest hielt. Überrascht und nachdenklich blickte er hinab auf Zahra, in deren Gesicht sich eine ihm vorher noch nie aufgefallene Wärme spiegelte, welche ihm erneut ein unheimliches kribbelndes Gefühl in der Magengegend bescherte und ihn nur noch weiter verwirrte. Für ein paar Minuten sahen sich die Beiden nur wortlos in die Augen, bevor sich Ryuzaki mit einem emotionslosen „Keine Ursache..“ aus ihrem Griff löste und mit einem letzten misstrauischen Blick auf die junge Frau sogleich eiligst das Zimmer verließ. Ein kleines Schmunzeln machte sich auf meinen Lippen breit, als ich seine übereilte Fluch bemerkte und schoss nochmals kurz meine Augen, um mich voll und ganz auf das mich wohlig durchströmende Gefühl in meinem Herzen zu konzentrieren welches er abermals in mir ausgelöst hatte, ehe ich mich erschöpft wie dennoch nachdenklich zur Ruhe begab.
 

Inzwischen hockte L nun gute drei Stunden geistesabwesend vor dem Monitor, welcher die schlafende Misa Amane zeigte und verstrickte sich immer weiter in die abstrusen Analysen zu seinem kleinen Selbstversuch mit Zahra. Irgendwie waren all seine Erklärungsversuche bisher gescheitert und auch der Umstand, dass dieses Experiment in so einem leidigen Umfang misslungen war, machte ihn von Minute zu Minute immer mehr zu schaffen. Wieso nur hatte er sich selbst so sehr überschätzt gehabt? Das war doch schon mehr als untypisch für ihn. Und auch das er diese lähmende Starre durch seinen außer Kontrolle geratenen Körper nicht mit einberechnet hatte, ließ ihm mittlerweile schon an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln. Er war schließlich L, der Meisterdetektiv und noch nie hatte es eine einzige Person geschafft, sich seines Geistes in so einem Umfang zu bemächtigen. Nur eines war ihm in der Zwischenzeit ganz deutlich bewusst geworden. Zahra war unbestreitbar der Auslöser für alle seine ihn verwirrenden und quälenden Probleme, nur das wieso ließ ihm einfach keine Ruhe. Nachdenklich schloss er seine Hand, an welche ihm die junge Frau zurück gehalten und was in ihm einen regelrechten Elektroschock ausgelöst hatte, ehe er sich diese nochmals prüfend besah. Was war es was sie nur an sich hatte, um ihn so durcheinander bringen zu können? Zahra löste Dinge in ihm aus, welche er noch nie in seinem Leben zuvor gespürt hatte und welche ihm zwar seither mehr als nur auf die Nerven gingen, aber trotzdem nicht unbedingt unangenehm waren, wenn er ehrlich darüber nachdachte. Nur warum war das so? Warum war diese sture und unberechenbare Person ständig in seinem Kopf? Es verwirrte ihn einfach, denn es war für ihn alles nicht rational erklärbar und somit vollkommen unlogisch. Betrachte man die einzelnen Reaktionen getrennt voneinander und fügte sie in das Schema für das soziale menschliche Verhalten ein, welches er seit seiner Kindheit eingehend für seine Arbeit studiert hatte, so passten diese eigentlich nur in die Spalte der Zuneigung. Jeder Reaktion und jedes Gefühl, was er seit er Zahra kannte registriert und analysiert hatte, fand er ausschließlich in der Benennung von Zuneigung zu einem anderen Menschen wieder. Anders gesagt, alles was er abgespalten von seinem eigenem Standpunkt aus betrachtete, ließ nur eine Schlussfolgerung zu und diese nannte sich schlicht und ergreifend Liebe. Aber das war für jemanden wie ihn doch vollkommen ausgeschlossen. Seit seiner Kindheit, waren Gefühle für ihn lediglich eine zwischenmenschliche theoretische Regung, mit deren Hilfe er andere Menschen nach seinem Belieben steuern konnte, nicht mehr und nicht weniger. Bei sich selbst, haben sich noch niemals solche irrationalen Reaktionen eingestellt gehabt und das war auch gut so, denn eines hatte ihm seine jahrelange Arbeit als Detektiv gelehrt. Gefühle brachten nur Unglück und verführten Menschen zu unlogischen Handlungen, welche sie oft im Nachhinein bereuten. Also warum sollte er jetzt plötzlich so etwas wie Zuneigung für einen anderen Menschen empfinden? Aus welchem Grund, hätte sich seinem Verstand so etwas wie Liebe bemächtigen sollen? Was sollte an dieser jungen sturen Frau denn schon so besonderes sein, das er sich auf einmal zu dieser hingezogen fühlen sollte? Sie war auch nur eine Frau, wie viele andere denen er schon unfreiwillig begegnet war und noch nie hatte es ihm in irgendeiner Form interessiert gehabt, was mit diesen passierte. Unwillig fixierte L abermals seine Hand und ballte diese kurz darauf verärgert zur Faust. Nein, so etwas Unlogisches wie Liebe oder Zuneigung konnte er nicht empfinden. Auch wenn ihm sein scharfer Verstand nur diesen einen wirklich plausiblen Weg offen legte, so konnte und wollte er das einfach nicht glauben. Plötzlich jedoch wurde er abrupt aus seinen bizarren Gedankengängen gerissen und blickte perplex auf die dampfende Tasse Kaffee, welche nun unerwarteter weise vor ihm stand, ehe er ruckartig hinauf zu der sich neben ihm befindliche Person schaute. „Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht stören Ryuzaki.“ Folgte sogleich entschuldigend Lächelnd von seinem treuen Begleiter, welcher ihm nun zusätzlich noch eine Schale Zucker auf dem Tisch stellte. L´s Blick wanderte einmal prüfend über seinen freundlich dreinblickend Gehilfen, bevor er sich wortlos wieder von diesem abwandte und erneut grübelnd auf dem Fernseher starrte. Watari besah sich irritiert wie gleich auch abschätzend seinen jungen Schützling, denn sonst hatte ihn dieser immer sofort bemerkt gehabt, wenn er sich ihm näherte. Irgendetwas war nicht in Ordnung, das konnte der alte Mann ganz deutlich spüren. Allerdings wusste er auch, dass er den sturen Detektiv nicht dazu zwingen konnte mit ihm zu reden, weshalb er sich nach einem letzten besorgten Blick sogleich wieder zum Gehen abwandte. „Watari……..Sagen Sie, woran merkt man das man für einen andren Menschen Zuneigung empfindet?“ verließ unvermittelt tonlos die Frage seine Lippen und fixierte indessen weiterhin regungslos den flimmernden Monitor vor sich. L wollte es jetzt einfach wissen, denn nur aus seiner Theorien etwas zu schließen wäre für ihn nicht gerade aussagekräftig, besonders wenn es sich um ein so unlogisches Gebiet wie Emotionen handelte. Auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte, er selbst war einfach nicht in der Position dazu sich ein rational Urteil über solche Dinge zu erlauben, denn diese waren für ihn von jeher ein vollkommen unergründliches Verhaltensmuster der Menschen gewesen. Watari erstarrte mitten in der Bewegung und blickte völlig überrascht zurück zu seinem jungen Schützling, welcher nach wie vor regungslos vor dem Fernseher hockte. Noch nie hatte L ihn auf solch ein heikles Thema wie Gefühle angesprochen und nun hatte er ihn einfach so mit so einer Frage überrumpelt gehabt, sodass er im ersten Moment nicht wirklich wusste, wie er darauf reagieren sollte. Grübelnd sah er hinüber zu dem jungen Detektiv und ahnte indessen irgendwie schon, dass diese unerwartete Frage irgendetwas mit Zahra zu tun haben musste, was ihm sogleich ein amüsiertes Schmunzeln entlockte. „Nun ja Ryuzaki……Wenn man sich zu jemanden hingezogen fühlt, dann……“ begann er schleppend und überlegte angestrengt, wie er es am besten seinem Schützling begreifbar machen konnte. „Nun also…..dann möchte am diese Person ständig ansehen und man möchte in ihrer Nähe sein…..verstehen Sie?.......Ich meine, wenn man für jemanden diese Zuneigung empfindet, dann fühlt man sich bei dieser geborgen und außerdem steigen die biometrischen Werte nachweislich an……..es reagiert der gesamte Körper mit einem angenehmen und warmen Gefühl….“ Schloss er seinen Erklärungsversuch und maß abwartend wie ebenso neugierig den schwarzhaarigen Detektiv vor ihm. L hörte sich sehr genau die ihm erreichenden Worte seines treuen Begleiters an und diese bestätigten ihn nur noch weiter in seinen skurrilen Theorien, was ihm jedoch nicht gerade glücklicher stimmte. „Danke Watari…….Sie können jetzt gehen.“ Folgte sogleich emotionslos von diesem, was Watari abermals ein kleines Schmunzeln entlockte. „Gut. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, dann können Sie jederzeit zu mir kommen Ryuzaki.“ Ließ dieser hilfsbereit verlauten, bevor er sich mit einem zufriedenen Lächeln wieder aus dem Zimmer begab und somit den jungen Detektiv abermals mit seinen Gedanken allein ließ.
 

Am nächsten Tag fühlte ich mich schon wieder wie neu geboren, denn der ausgiebige Schlaf hatte mir wie es schien wirklich gut getan, sodass ich gut gelaunt auf einem der Sofas Platz genommen hatte und mich ausgiebig mit den restlichen Ermittlern über die neuen Entwicklungen im Kira-Fall unterhielt. Laut ihren Informationen hatte Misa inzwischen darum gebeten gehabt ihr Leben zu beenden, was mich trotz der Umstände des bestehenden Verdachts von Kira Nummer zwei traurig stimmte. Durch die letzten durchlebten Tage war mir mehr als schmerzlich bewusst geworden, wie sehr so eine Verhörmethode und die vorkommende Isolation nach außen an den Nerven eines Menschen zerren musste, sodass ich ihren Wunsch auf eine gewisse Art und Weise recht gut nachvollziehen konnte. Jetzt wo ich am eigenen Leib erfahren hatte was es hieß eingesperrt zu sein, missfielen mir L´s Spielchen nur noch mehr, was nichts desto trotz rein gar nichts an meiner eigentlichen Hilflosigkeit dahingegen änderte, sondern mir diese nur noch nachdrücklicher vor Augen geführt wurde. Ryuzaki sagte zu alledem nichts und hockte weiterhin nachdenklich auf einen der Sessel, währenddessen er unauffällig Zahra ständig im Auge behielt. Noch immer beschäftigte ihn das gestrige Gespräch mit Watari und auch wenn dieses seine theoretischen Erkenntnisse zur sozialen zwischenmenschlichen Ebene nur untermauerte, so konnte er sich doch solche Gefühle in Bezug auf sich selbst nicht eingestehen. Zu unlogisch waren diese Emotionen einfach für ihn und ließen ihm allerdings dennoch keine Ruhe. Unbewusst huschte mein Blick immer wieder hinüber zu L und beschwörte jedes Mal von neuen dieses wohlig warme kribbeln in meinem Bauch. Das ich ihn liebte war für mich nun nicht mehr zu bestreiten, aber was sollte nun daraus werden? Hatten diese tiefen Gefühle in mir überhaupt eine Chance? Wenn ich an den vorangegangen Abend dachte, machte mein Herz jedes Mal aufs Neue ein Wettlauf mit der Zeit, denn noch immer wusste ich nicht, was genau er damit hatte bezwecken wollen. Konnte es vielleicht sein, das er tief in seinem Inneren vielleicht doch etwas für mich übrig hatte? Hatte er mich eventuell sogar küssen wollen? Sogleich schlich sich abermals das Bild meines verrückten und doch so wundervollen Traums in meine Gedanken, was mir umgehend eine leichte röte auf die Wangen zauberte und ich schmunzelnd den Kopf schüttelte. `Das ist doch Kinderkram Mädchen……reiß dich mal zusammen und benimm dich deinem Alter entsprechend…` schimpfte ich mich selbst in Gedanken und konzentrierte mich anschließend wieder auf mein Gespräch mit den Ermittlern der SOKO. Kurz darauf jedoch tat sich etwas auf dem Monitor und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf das nun erwachende junge Mädchen darauf. Ich blieb beobachtend im Hintergrund auf meinem Platz sitzen und verfolgte aufmerksam wie gleich auch interessiert das kurze Gespräch zwischen L und Misa. Irgendwie wirkte Sie extrem verwirrt auf mich und faselte die ganze Zeit etwas von einem Stalker, was meinen rationalen Verstand nun endlich erneut auf den Plan rief, indessen sich ein konzentrierter Ausdruck auf meinem Gesicht breit zumachen begann. Wieso meinte Misa plötzlich in der Gewalt eines Stalkers zu sein? Ich dachte, dass Sie ganz genau über den Grund ihrer Festnahme in Kenntnis gesetzt wurde. Und außerdem rief sie ständig nach Light, was diese laut den Angaben der Ermittler vor ihrem Ohnmachtsanfall nicht getan hatte. Wieso änderte sich jetzt so urplötzlich ihr Verhalten? Erst bestreitet Sie Light zu kennen und jetzt gab sie offen und ehrlich zu das die beiden ein Paar waren? Irgendetwas stimmte hier doch hinten und vorne nicht. Und immer wieder dieses unsinnige Gerede von einem Stalker. Noch dazu kam, das Sie jetzt tatsächlich den Eindruck erweckte Angst zu haben und das, obwohl sie doch am Anfang so gefasst gewirkt hatte. Es schien beinahe so, als hätte sich Misa während ihrer Ohnmacht um 180 Grad gedreht, ja fast so als hätte Sie ihr Gedächtnis verloren oder zu mindestens einen Teil davon. Aber wie war das nur möglich? Was war hier bitteschön los? Das war doch alles nicht mehr normal. Immer schneller begann sich erneut dieses rasende Karussell in meinem Kopf zu drehen und mein Verstand suchte krampfhaft nach irgendeiner plausibel klingenden Lösung für ihre unerwartete Verhaltensänderung, aber mir wollte sich einfach kein schlüssiger Weg aufzeigen, der dieses erklärte. Angespannt fixierte ich den Fernseher und schüttelte nebenher verständnislos den Kopf, denn Misa hatte sich tatsächlich verändert, nur das warum war mir unerklärlich. Was hatte das alles nur zu bedeuten? War sie im Endeffekt doch nicht dieser Kira Nummer zwei? Aber alle Indizien sprachen doch dafür, ansonsten hätte L sie niemals zum Verhör geladen gehabt, ob nun freiwillig oder unfreiwillig. Das ergab doch hier alles gar keinen Sinn? Plötzlich jedoch weiteten sich überrascht meine Augen und sofort machte sich ein belustigtes Schmunzeln auf meinen Lippen breit, als Misa L gerade tatsächlich allen Ernstes als Perversling beschimpfte und dieser das Ganze auch noch ungläubig wiederholte. In gleichen Augenblick stoppten meine rationalen Gedanken abrupt und drehten sich in eine vollkommen abstruse Richtung, sodass ich ein kurzes amüsiertes Kichern nicht mehr unterdrücken konnte. `Auweia……Kopfkino lässt grüßen…….`meldete sich auch prompt mein genervter Verstand, indessen ich versuchte die in mir aufkommenden Bilder schleunigst wieder zu verdrängen, ehe ich auch schon einen ziemlich schrägen Blick von L einkassierte. „Was ist so lustig?“ folgte auch sogleich missmutig von diesem und maß mich abschätzend mit seinem dunklen Augen, unterdessen ich mir ein weiteres Auflachen nicht verkneifen konnte. Mit einem amüsierten Grinsen besah ich mir kopfschüttelnd den Schwarzhaarigen auf dem Sessel, welcher mir weiterhin unwillig entgegen starrte. „Nichts…..Alles gut Ryuzaki…..Mir ist nur gerade was eingefallen..“ vermeldete ich mit einem belustigten Schmunzeln, was mir L prompt mit einem skeptischen Blick entlohnte, bevor unser Augenkontakt durch das Klingeln eines Handys abrupt unterbrochen wurde. Umgehend angelte der junge Detektiv das Gerät aus seiner Hosentasche und legte nach ein paar knapp gewechselten Worten sofort wieder auf, bevor er sich mit einem tonlosen „Light wird gleich hier sein.“ an die restlichen Mitglieder der Sonderkommission wandte. Mein Gesicht gefror schlagartig zu einer verzehrten Maske und meine Laune kroch noch weiter Richtung Antarktis, als ich die Worte von Ryuzaki vernahm. `Der hatte mir jetzt gerade noch gefehlt…` durchfuhr es mich auch schon missmutig in Gedanken, denn ich hatte seinen letzten Angriff auf meine Lippen ganz und gar nicht vergessen. Schon allein bei dem Gedanken daran lief es mir abermals eiskalt den Rücken hinunter, sodass ich mich sogleich unwillig schüttelte und mein Gesicht unglücklich verzog. Für ihn hatte ich im Augenblick am aller wenigsten Nerven und nach seiner letzten Aktion konnte er sich glücklich schätzen, wenn ich ihm überhaupt noch eines Wortes würdigte. Das konnte ja jetzt echt heiter werden, aber was auch immer er hier wollte, es bedeutete im Umkehrschluss nichts Gutes. Light war Kira und das er die Sonderkommission aufsuchte, hatte sicherlich irgendeinen Hintergedanken der für unsere Ermittlungen und unser Leben eine nicht gerade zu unterschätzende Gefahr darstellte. Egal was er dieses Mal in seinem kranken Kopf ausgeheckt hatte ich würde es schon herausfinden, denn ich werde nicht zulassen, das Light irgendjemanden aus der SOKO ein Leid zufügen würde und ganz besonders nicht L.

Mitgefühl und vereitelte Pläne

Mitgefühl und vereitelte Pläne
 

Die Minuten des Wartens vergingen wie im Flug, denn mein Kopf malte sich in der Zwischenzeit alle sich mir erschließenden Möglichkeiten an abstrusen Situationen aus, in welche uns Light mir seinen kranken Spielchen treiben konnte. Ich saß sprichwörtlich auf glühenden Kohlen, denn Kira war zu allen im Stande und zudem auch noch vollkommen unberechenbar, was ich selbst in zwischen schon mehr als einmal unglücklicherweise am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte. Egal wie oft ich versucht hatte Light zu überlisten oder ihn aus der Reserve zu locken, es war stets ohne nennenswerten Erfolg geblieben und hatte mich zusätzlich noch in die bizarrsten Lagen gebracht, auf welche ich jetzt im Nachhinein gesehen auch getrost hätte verzichten können. Vor allem seine letzte Aktion hatte das Fass für mich zum Überlaufen gebracht und ich hatte mich in dieser absolut überraschenden wie ebenso skurrilen Situation einfach nicht mehr Kontrolle, sodass ich mir wohl von nun an sämtliche weitere Annäherungsversuche getrost in die Haare schmieren konnte. Auch wenn es mir nicht wirklich behagte, mir diese eindeutige Niederlage in Bezug auf meine Ermittlungsversuche gegen Light einzugestehen, war es dennoch eine wahre Erleichterung für mein Herz, denn ihm weiterhin mein Interesse an seiner Person vorzugaukeln während L in der Nähe war, wäre für mich selbst wohl kaum möglich gewesen. So albern es sich für mich selbst auch anhörte, aber seit ich mir meiner wahren Gefühle für diesen Detektiv bewusst war, sträubte sich alles in mir entschieden gegen solch geahndete Aktionen. Mein Herz gehörte ganz allein dem skurrilen schwarzhaarigen jungen Mann auf dem Sessel, ob ich es nun wollte oder nicht und das hinterließ bei mir bloß schon bei dem Gedanken an vorgetäuschte Gefühle für andere Männer ein ziemlich schlechtes Gewissen. Nachdenklich wanderten meine Augen abermals hinüber zu Ryuzaki und schon schlich sich unbewusst ein warmes sanftes Lächeln auf meine Lippen, als sich erneut dieses wohlige Kribbeln bei seinem Anblick in meinem Körper bemerkbar machte. Noch immer war es für mich nicht nachzuvollziehen was genau es war, das mich an ihm so sehr anzog und in mir dieses übermächtige Gefühl von Liebe und Geborgenheit wach rief, aber eines wusste ich inzwischen nur allzu deutlich. Sich dagegen zu wehren war zwecklos, denn so rational und biochemisch erklärbar diese Vorgänge auch im Grunde genommen waren, eine Medizin gegen Liebe gab es nicht. Und so schön diese Emotionen auch waren, sie konnte ebenso unsagbar grausam werden, wenn diese tiefe Zuneigung nicht erwidert wurde. Ein leises Seufzen entfuhr mir und ich mein Blick wanderte traurig zurück zu den auf meinen Schoss gefalteten Händen, währenddessen in mir dieser Gedanke aufloderte. Hatte ich wirklich eine Chance oder würde ich auch diesmal die volle Wucht des Schmerzes zu spüren bekommen? Noch nie in meinem Leben war ich einem Mann begegnet, der meine Gefühle offen und ehrlich erwidert hatte und mich so akzeptierte, wie ich wirklich war. Immer wieder hatte ich schmerzhaft erfahren müssen, das selbst ein so wundervolles Gefühl wie Liebe sehr schnell in einem unaufhaltsamen Strudel der Qualen enden konnte und diese Wunden heilten nur langsam, erschreckend langsam sogar. Was also sollte ich mit meinen Gefühlen für L nur anstellen? Sollte ich alles auf eine Karte setzten und es einfach riskieren wieder verletzt zu werden? Oder sollte ich mir im vornhinein gar nicht erst die Mühe machen, mich auf die Ergründung seiner Gefühle für mich zu begeben, denn immerhin war Ryuzaki vollkommen anders als alle anderen Männer, welchen ich bisher begegnet war und solche Dinge wie menschliche Emotionen scheinen ihm nicht gerade vertraut zu sein. War alles was ich fühlte von vorneherein vergebens und unweigerlich zum Scheitern verurteilt? Je weiter ich diesen Pfad in meinen Gedanken entlang schritt, desto schwere wurde mein Herz und dennoch konnte ich nicht zurück, denn ich war gefangen in dieser verzweifelten Einbahnstraße in meinen trüben Verstand. Egal was Watari im Krankenhaus zu mir gesagt hatte, es schien mir einfach alles viel zu unwahrscheinlich, das ausgerechnet jemand wie L sich auf irgendeine Art und Weise für mich interessieren konnte, ganz geschwiege denn davon für mich so etwas wie Zuneigung zu entwickeln. Nein, an mir war nichts Besonderes was jemanden wie L, den Meisterdetektiv höchstpersönlich ansprechen finden oder gar zu solch einem Gedanken wie Liebe bewegen könnte. Verbissen kämpfte ich gegen die Flut von Traurigkeit in mir und krallte unbemerkt meine Hände in den Stoff meines leichten Sommerkleides, unterdessen mich ein winselnder Choco achtsam von der Seite anzustupsen begann. Augenblicklich hielt ich inne und schaute hinunter zu dem braunen gemusterten Hund an meiner Seite, welcher meinen innerlichen Schmerz wohl instinktiv gespürt haben musste und nun liebevoll versuchte, mir auf seine Art Trost zu spenden. Sanft nahm ich das warme Fellknäul in meine Arme und kraulte dankbar durch sein weiches Fell, indessen sich erneut ein warmes Lächeln auf meine Lippen schlich. Wenigstens hatte ich einen Freund in meiner Nähe, auf dessen uneingeschränktes Vertrauen ich jederzeit bauen konnte, auch wenn dieser nur ein ehemaliger kleiner Streuner war.
 

L beobachtete unterdessen unbemerkt die junge braunhaarige Frau auf dem Sofa sehr genau aus dem Augenwinkel und es entging ihm nicht, mit welchem Blick ihn diese maß, was ihm sofort einen kurzen wohligen Schauer durch seinem Körper jagte. Wieder strahlten ihre Augen eine für ihn unbegreifliche Wärme aus und erneut erschütterte diese sein Inneres mit dieser unliebsamen Unruhe in ihm. Noch immer gingen ihm seine eigentlich logischen Schlussfolgerungen zu seinen momentanen verwirrenden Zustand und auch das Gespräch mit Watari nicht aus den Kopf, aber so sehr ihm sein logischer scharfer Verstand auch immer wieder das Wort Liebe regelrecht entgegenschrie, L wollte solch irrationalen Emotionen in Bezug auf seine eigene Person einfach nicht akzeptieren. Er war niemand, welcher sich einfach mal ebenso in irgendeine andere Person verliebte oder sich auch nur in irgendeiner Art und Weise zu dieser hingezogen fühlte. Nein, diese Dinge waren für ihn genauso unwahrscheinlich, wie dass er einen seiner Fälle nicht lösen könnte. So etwas passte weder zu ihm, noch zu seiner Lebensweise und er würde daran bestimmt auch nichts ändern wollen. Im nächsten Augenblick bemerkte er allerdings, das sich ihre sanften Gesichtszüge zu einer traurigen Maske verzogen und dies machte sich umgehend auch körperlich bei ihm bemerkbar, denn er verspürte plötzlich ein kurzes schmerzhaftes ziehen im Magen, was ihn abermals mehr als unglücklich stimmte. Was war auf einmal los mit ihr? Warum kippte ihr Gemütszustand so urplötzlich in die völlig entgegengesetzte Richtung? Was ging nur in Zahras Kopf vor? Zu gerne würde L gerade wissen, was die junge Frau so intensive zu beschäftigen schien und ihm damit ungewollt mit beeinflusste, aber leider waren ihre Gedanken von jeher vor ihm verborgen geblieben. So sehr im dieser Umstand immer noch auf den Wecker fiel und seine Laune abermals in den Keller fallen ließ, so sehr beunruhigte es ihm auch, die junge Frau auf dem Sofa so traurig zu sehen. Selbst ihr Hund schien diesen Umstand zu bemerken und versuchte verdrossen seinem Frauchen Trost zu spenden, was diese wohl auch dankbar anzunehmen schien. Wieder machte sich in Zahras Gesicht diese ihn so aufwühlende sanfte Wärme breit, aber dieses Mal galt diese ganz eindeutig dem Hund, was in L unweigerlich ein weiteres krampfhaftes zusammenziehen seines Magens auslöste. Unwillig besah er sich die vertraute Szene zwischen Zahra und ihrem Hund und bemerkte sogleich, wie ihm dieses Bild eindeutig sauer aufstieß, weswegen er sich im nächsten Moment missmutig abwandte und kurz heftig seinen schwarzen Haarschopf schüttelte. Warum störte ihn das ganze eigentlich so sehr? Es konnte ihm doch egal sein, wie sich Zahra in der Gegenwart ihres Hundes verhielt. Abermals kehrten seine Gedanken zurück zu seinem eindeutig logischen Schlussfolgerungen zu dieser rätselhaften jungen Frau und biss sich sogleich verärgert über sich selbst auf die Unterlippe. Wieso wollte ihm sein Verstand nur solch einen Schwachsinn einreden? Warum kam er eigentlich immer wieder auf dieselben vollkommen unmöglichen Erkenntnisse, wenn es um seine momentane Lage in Bezug auf Zahra ging? Er hatte keine solcherlei geahndeten Gefühle und würde sie auch niemals haben, denn er war nicht so wie die anderen leichtsinnigen und vor allem durchschaubaren Menschen um ihn herum. Es konnte einfach nicht so sein und demzufolge musste es noch eine andere vollkommen plausible Erklärung für sein Problem geben, welche ihn nicht in die sentimentale unnütze Welt der restlichen Menschen eingliederte. Seine Augen wurden nochmals mehrere Nuancen dunkler, indessen er sich selbst seine eigenen logischen Erschließungen zu Zahra krampfhaft versuchte zu widerlegen und diese als einen unwahrscheinlichen Umstand zu erklären, welchen er sich fälschlicher Weise zusammen gereimt hatte. Aber je mehr L versuchte Gegenargumente für diese Theorie zu finden, desto mehr untermauerte er diese schlussendlich nur noch, was ihn sogleich abermals unwillig auf seinen Daumen kauen ließ und er kurz darauf nochmals kräftig seinen Kopf zur Unterstützung schüttelte. Mein Blick wurde plötzlich fragend wie skeptisch zu gleich, als ich die merkwürdigen Reaktionen von Ryuzaki gewahr wurde und maß diesen sofort kurzum prüfend mit meinen blaugrauen Augen. Er schien nicht gerade glücklich zu sein, sondern machte auf mich eher den Eindruck, als wenn er etwas unbedingt aus seinem Kopf herausschütteln wollte. Was war nur los mit ihm? Woran dachte er gerade, was ihm wohl eindeutig ziemlich zu missfallen schien? Ging es um das bevorstehende Treffen mit Light und den damit zusammenhängenden Kira-Fall oder beschäftigte ihm vielleicht etwas ganz anderes? Was ging nur in seinem Kopf vor? „Hey Ryuzaki……Alles ok?“ folgte auch schon prompt meine prüfende Nachfrage und fixierte weiterhin misstrauisch den jungen Detektiv auf dem Sessel. L´s Augen ruckten augenblicklich hinüber zu Zahra, als er ihre unerwarteten Worte vernahm und maß diese sogleich mit einem abschätzenden Blick. Hatte er sich etwa unbewusst auffällig verhalten, als er mal wieder seine momentane undeutbare verwirrende Lage überflogen hatte? Sofort machte sich ein unwilliger Gesichtsausdruck bei ihm breit und die Wut auf sich selbst und sein unkonzentriertes Verhalten stieg im selben Moment in unermessliche. Warum war er eben schon wieder so abwesend gewesen? Das alles wurde immer komplizierte für ihn, denn wenn er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte, war das ein wirklich schlechtes Zeichen. Meine Augenbraue rutschte misstrauisch nach oben, als ich keinerlei Antwort von diesem bekam, sondern L mir nur unentwegt mit seinen schwarzen Augen unfreundlich entgegen starrte und mich offensichtlich zu beobachten schien. Was war denn nun schon wieder kaputt bei den? Wollte er damit vielleicht etwa andeuten, das ich sein unliebsames Problem war oder was? Konnte er denn nicht einmal den Mund aufmachen und sagen, wo sein Problem lag? Genervt atmete ich einmal tief durch und wollte ihm gerade eine entsprechende Antwort zu kommen lassen, als meine Aufmerksamkeit abrupt von diesem abgelenkt wurde.
 

Light betrat zusammen mit zwei weiteren Ermittlern der Sonderkommission das Hauptzimmers der provisorischen Ermittlungszentrale des Hotels und blieb im nächsten Augenblick ruckartig wie angewurzelt stehen. Unmerklich weiteten sich erschrocken seine Augen, als er die braunhaarige junge Frau auf dem Sofa erblickte und musste sich im nächsten Moment wahrlich zusammen reißen, das ihm niemand etwas von seinem Erschrecken anmerkte. Alle Augen waren auf ihm gerichtet, nur L saß weiterhin regungslos auf seinem Sessel und beobachtete heimlich die Reaktionen von Light in den Spiegelungen des nun dunklen Monitors vor ihm. Light hingegen starrte unterdessen ungläubig hinüber zu Zahra, welche ihm nicht unbedingt freundlich entgegenblickte und versuchte unterdessen seine schützende Maske nicht fallen zu lassen, wie ebenso das hämisch belustigte glucksen seines Shinigamis Ryuk hinter ihm zu ignorieren. Wie war das nur möglich, dass sie immer noch am Leben war? Er hatte ihren Namen doch eigenhändig ins Death Note geschrieben gehabt? Zahra müsste eigentlich schon längst tot sein und nicht kerngesund wie quitschlebendig hier auf dem Sofa der SOKO sitzen. Das konnte doch gar nicht möglich sein. Nach seinem letzten kleinen Test und ihre damals mehr als eindeutige Reaktion, hatte er ein für alle Mal erkannt gehabt, das Sie ihm die ganz Zeit über nur etwas vorgemacht hatte. Wäre Zahra wirklich an ihm interessiert gewesen, hätte sie trotz seiner Scheinbeziehung zu Misa wenigstens kurz den Kuss erwidern oder zu mindestens eine körperliche Regung zeigen müssen, aber nichts von dem war in eingetroffen. Sie hatte sich vollkommen untypisch für ein angeblich verliebtes Mädchen verhalten und somit hatte das Ganze für Light nur eine mögliche Schlussfolgerung offen gelassen. Zahra hatte ihm etwas vorgespielt, um an Beweise für seine zweite Identität als Kira zu kommen und so etwas konnte er nicht durch gehen lassen. Es war schwer genug gewesen diese Frau zu durchschauen und nach diesem ganzen Theater mit ihr wollte er einfach nicht riskieren, das Sie ihm vielleicht doch noch überlisten würde. Zahra war mindestens genauso gefährlich wie L und wenn er Sie am Leben gelassen hätte, hätte das sein eigenes Todesurteil werden können, denn zwei von denen konnte er wahrlich nicht im Auge behalten. Somit hatte er beschlossen gehabt, Zahra nach einer exakt vorausberechneten Zeit sterben zu lassen und das genau dann, wenn er sich mit ihnen zusammen im Zimmer befand, um den Verdacht von sich abzulenken. Dann jedoch war ihm diese Entführung in die Quere gekommen, aber das hatte seine Plan im Endeffekt nur noch sicherer gemacht, denn wer würde schon Kira vermuten, wenn sie in der Gewalt eines Verbrechers war. Kira würde doch niemals eine Unschuldige umbringen und den Entführer am Leben lassen. Nein, das Schicksal hatte ihm in diesem Fall sogar unterstützend unter die Arme gegriffen, sodass er mit diesem Mord nicht in Verbindung zu bringen gewesen wäre. Light hatte es so geplant gehabt, das Zahra Selbstmord begehen würde und auch in dem Fall, das ihr dies nicht möglich war, wäre die junge Frau an Herzversagen gestorben und das wäre selbst für jemanden ihres Alters in so einer Situation nicht unbedingt völlig abstrus gewesen. Alles war perfekt und laut den Aussagen seines Vaters hatten sie angeblich bisher nicht die geringste Spur von der jungen Frau und ihrem Entführer gehabt. Jetzt jedoch saß Zahra vollkommen gesund und munter vor ihm, obwohl er sich bis dahin sicher gewesen war, dass sein Plan funktioniert hatte. Achtsam huschte sein Blick hinüber zu L und dann erneut wieder zurück zu der totgeglaubten Zahra, ehe sich im selben Augenblick schlagartig wütend seine Muskeln verkrampften und sich ihm endlich die einzig plausible Lösung für die geisterhafte Erscheinung erschloss. Dieser unberechenbare Detektiv hatte ihn doch wahrlich absichtlich in dem Glauben gelassen, das Zahra immer noch verschollen ist, denn diese List trug ganz eindeutig die Handschrift von L. Er hatte ihn doch tatsächlich abermals getäuscht und diese junge Frau wahrscheinlich vorsichtshalber mit einem falschen Namen geschützt, als diese ihm damals das erste Mal begegnet war, denn immerhin war er L´s Hauptverdächtiger im Fall Kira. Wieso verdammt noch mal war er da nicht schon früher drauf gekommen? Es lag doch eigentlich auf der Hand, das Zahra sich nicht mit ihrem richtigen Namen ausweisen würde und selbst wenn es nicht auf L´s Mist gewachsen war, so hätte ihm doch spätestens nach dem Kuss der Gedanke kommen müssen, das Sie sich irgendwie bei ihren Ermittlungen gegen ihn schützen würde. Die Beiden waren ihm einfach zuvor gekommen und hatten ihn wieder dran gekriegt, aber jetzt konnte er an der ganzen Sachlage auch nichts mehr ändern. So sehr es Light auch verärgerte, so musste er jetzt eingehend darauf achten, dass er sich in deren Gegenwart nichts anmerken ließ und sich so natürlich wie nur möglich verhielt. Er musste sich jetzt einfach so verhalten, wie es Light Yagami, der Student von nebenan tun würde und seinen Plan treu bleiben. Wenn er nicht wollte, das L und Zahra hinter sein gut gehütetes Geheimnis kamen oder Rem ihm das Licht auspustete, weil er Misa nicht aus ihrem Gefängnis befreite, so war er einfach gezwungen sich jetzt vollkommen auf seinen gefassten Plan zu konzentrieren. Wenn er eingesperrt war, konnte er sich dann in aller Ruhe überlegen, wie er sich im Nachhinein die beiden Störenfriede ein für alle Mal vom Hals schaffen konnte. Misstrauisch wie gleichfalls prüfend beobachtete ich skeptisch den vermeintlichen Kira und wieder lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, als mir unser letztes Treffen unweigerlich wieder ins Gedächtnis zurückkehrte. Irgendwie wirkte Light auf mich ein wenig irritiert. Fast so, als hätte er nicht mit meinem Erscheinen gerechnet gehabt, was bei mir umgehend einen ziemlich unangenehmen Nachgeschmack hinterließ. Alles in mir schrie geradezu danach ihm nochmals für seine letzte Aktion an die Gurgel zu springen, aber ich hielt mich kontrolliert zurück und ballte unterdessen angespannt die Hände zur Faust. Nein, diese Blöße würde ich mir nicht geben. Zuerst wollte ich wissen, was dieser Mistkerl nun schon wieder in seinem kranken Kopf ausgeheckt hatte und schielte derweilen aus dem Augenwinkel abschätzend hinüber zu L. Was hatten die beiden am Telefon vorhin besprochen gehabt? Was wollte Light hier und wieso schwieg Ryuzaki die gesamte Zeit über? Nicht mal eines Blickes würdigte er Light und als ich erneut in die Augen des jungen Studenten sah, wurde mir sofort eines schlagartig klar. Hier stimmte etwas nicht und das gefiel mir ganz und gar nicht. Da war etwas in seinem Blick, das mir Angst machte und umgehend meinen Herzschlag unruhig beschleunigte, währenddessen eine immer erdrückendere Ruhe in das Hotelzimmer Einzug hielt. Der Ausdruck mit dem er mich maß, hatte mit Sicherheit nichts Gutes für mich zu bedeuten.
 

Die unangenehme Stille und die sich daraus ableitende Spannung wurden immer unerträglicher, bis diese dann endlich durch den schwarzhaarigen Detektiv mit dem knappen Satz „Du sagtest am Telefon, das es sein könnte, das du Kira bist Light.“ durchbrochen wurde und ein überraschendes wie ebenso ungläubiges Keuchen durch die Reihen der Ermittler ging. Überrascht und irritiert hob ich meine Brauen, indessen ich misstrauisch zu dem jungen Studenten hinübersah und wahrlich um meine Fassung kämpfen musste. Er hatte was gesagt? Light gab offen und ehrlich zu, das die Möglichkeit bestand, dass er Kira war? Prompt meldete sich dieses ungute Gefühl in meinem Bauch und mein Verstand hetzte erneut durch das riesige Labyrinth an Optionen, welche solch eine Aussage von diesem offen ließen. Das konnte doch jetzt wirklich nicht sein, das Light sich tatsächlich outen würde? Was wollte er damit bezwecken? Mein Kopf begann sich durch die Anstrengung meiner rational logischen Denkprozesse bereits schon wieder schmerzlich zu drehen, denn solch ein Schritt passte doch hinten und vorne nicht zu Kira. Worauf bloß lief das alles hier hinaus? Meine Augen wanderten unruhig zwischen L und Light immer wieder hin und her, indessen ich einen flüchtigen Blick zu dem aufgewühlten Herrn Yagami warf, welcher vollkommen entsetzt seinen Sohn fixierte. Light hingegen blieb völlig ruhig und bestätigte kleinlaut die Aussage von L, was nur noch mehr Verwirrung und Erschrecken unter den Mitgliedern der Sonderkommission auslöste. Laut seiner Erklärung, wäre es ihm wohl wahrscheinlich gar nicht bewusst oder er würde sich einfach nicht an diese Taten erinnern. Light sagte aus, das es vielleicht sogar unterbewusst geschah, das er Verbrecher hinrichtete oder auch eventuell nur dann wenn er schlief. Ich traute meinen Ohren kaum, als ich die Worte von Light vernahm und ein misstrauischer wie ebenso abfälliger Ausdruck schlich sich unweigerlich auf mein Gesicht. Was sollte denn das jetzt bitteschön werden? Machte er jetzt allen Ernstes einen auf unschuldiges Bübchen, der versucht seinen Kopf mit Unwissen aus der Schlinge zu ziehen? Warum stellte er solch eine Aussage in den Raum und bat auch noch darum, ebenfalls in Haft genommen zu werden? Hatte er jetzt vollkommen den Verstand verloren? Nein, das sicher nicht. Er musste irgendeinen Plan damit verfolgen, nur welchen? Was hatte Light vor? Wenn die Mordserie jetzt aufhören würde, wenn er ebenfalls in Haft saß, dann wäre seine Schuld doch so gut wie bewiesen. Hatte er etwa einstweilige Vorkehrungen getroffen, die sicherstellen würden, dass die Morde an Verbrechern trotzdem weiter gingen? Wenn dem so wäre, würde das sogar seine Unschuld beweisen, aber wieso sollte Light sich plötzlich zu so einem Schritt entschließen? Da stimmte doch etwas ganz und gar nicht, das konnte ich inzwischen schon drei Meilen gegen den Wind riechen. Was aber wollte er damit erreichen? Das passte weder zu Light noch zu Kira, sondern war im Gegenteil vollkommen untypisch für jeden der Beiden, auch wenn sie sicherlich ein und dieselbe Person waren. Gleichzeitig behielt ich Ryuzaki aufmerksam im Auge und auch er schien wie es aussah nicht gerade viel glauben in die Worte des jungen Studenten zu setzten, was mein ungutes Gefühl nur noch weiter verstärkte. Sogleich jedoch richtete sich mein Augenmerk auf den vollkommen aufgelösten Herrn Yagami, welcher krampfhaft versuchte seinen Sohn zu Vernunft zu bringen und diese für ihn beinahe haltlosen Vorwürfe von ihm zu weisen. Light jedoch blieb eisern und L gab kurz darauf auch schon die Anweisung diesen in Gewahrsam zu nehmen, was ich nebenher sehr aufmerksam wie ebenso nachdenklich verfolgte. Das Kira aufgab, stand für mich eigentlich schon längst außer Frage, denn so etwas würde jemand wie er niemals tun, aber mir wollte einfach nicht einfallen, was dieses ganze Theater hier zu bedeuten hatte. Was nur ging in seinem kranken Kopf vor, um sich freiwillig unter dem Verdacht ein Serienmörder zu sein, einsperren zu lassen? Das war doch alles total verrückt und schien offensichtlich nicht nur mir einige neue Rätsel aufzugeben, wie ich nach einem kurzen erneuten Blick zu L feststellen musste. Kurz bevor er jedoch abgeführt wurde, erhob Light noch einmal sein Wort und verließ dann gefesselt zusammen mit zwei Ermittlern zufrieden das Hotelzimmer. „Ich bin wirklich froh, dass es dir gut geht Zahra.“ Verließ erleichtert seine Lippen und meine blaugrauen Augen verdunkelten sich im selben Moment, als ich diesen für mich mehr als hämisch klingenden Satz vernahm. Ein eiskalter Schlauer lief unwillkürlich über meine Rücken und gleichzeitig stieg eine unsagbar brodelnde Wut in mir auf, welche ich mit einem tiefen Atemzug halbwegs unter Kontrolle behalten konnte. Jetzt hatte ich meine endgültige Antwort, denn Kira war immer noch genauso präsent wie früher, wenn nicht sogar noch weitaus schlimmer. Das was ich vorhin in seinem Blick gesehen hatte und was mir gerade durch seine so harmlos klingenden Worte entgegen prallte, war eindeutig eine unverkennbare offene Drohung gewesen. Light wusste also sehr genau, das ich mit ihm nur genauso gespielt hatte, wie er mit mir und das anscheinend nur ich diese versteckte Botschaft bemerkte, ließ mein Unbehagen nur noch weiter beunruhigend an meinen Nerven zerren. Schlagartig wurde ich sogleich aber unwirsch aus meinen Gedanken gerissen und starrte kurz darauf schon fassungslos hinüber zu dem mehr als niedergeschlagenen Oberinspektor Yagami, welcher L gerade um seine eigene Inhaftierung bat. Mir klappte vor entsetzten regelrecht der Mund auf, als ich sein ersuchen vernahm und sogleich beschlich mich eine mehr als schmerzhafte Traurigkeit, denn irgendwie konnte ich ihn durchaus verstehen. Immerhin wurde sein Sohn gerade verhaftet, weil er im Verdacht stand dieser Kira zu sein und dieses sogar selbst noch untermauert hatte. Gerade für ihn musste im Augenblick wahrlich eine Welt zusammen brechen, aber konnte er wirklich so unberechenbar werden, wie er selbst von sich behauptete? Es gab wohl möglich tausende an traurigen Beispielen, welche solch einen Fall belegen konnten, aber trotzdem wollte ich das bei ihm beim besten Willen einfach nicht glauben. Wehmütig besah ich mir die sich nun abspielende Szenerie vor mir, denn so sehr sich alle anwesenden gegen eine Festnahme ihres Chefs sträubten, so liefen meine Meinung wie auch die Meinung von L wohl dieses Mal vollkommen konform. So wenig ich an so eine Verhaltensänderung bei jemanden wie Herrn Yagami glauben wollte, so sehr wusste ich doch auch um sein sehr temperamentvolles Gemüt und die daraus mitschwingenden Probleme. Jeder Mensch konnte sich in etwas verändern, was mit dem ursprünglichen Charakter nicht mehr viel gemein hatte, wenn es um eine Person ging, die man liebte und die einem sehr viel bedeutete. Erneut driften meine Erinnerungen schmerzlich zurück zu Lina und die mehr als absurden Umstände ihres Todes, wodurch sich die tiefe Traurigkeit in meinem Herzen nochmals verstärkte. Abermals legte sich meine Hand auf die blasse Narbe an meinem Oberarm, welche mir für immer als eine quälende Erinnerung an diesen Vorfall bleiben würde und dachte zurück an die Zeit, als ich ihren Mörder jagte. Ja auch ich hatte mich in dieser Zeit verändert und auch ich war seit ihrem Tod nicht mehr dieselbe wie früher, auch wenn ich nach außen hin stets stark wirkte. Meine Seele hatte einen tiefen Kratzer davon getragen gehabt und dieser würde wohl nie wieder verheilen, wodurch ich in dieser Situation eine Bewachung von Herrn Yagami für eine durchaus angebrachte Idee hielt. Nur missfiel mir der Gedanke eine so gutherzige und gerechte Person wie ihn hinter Gittern zu wissen, aber hier hörte meine eigene Entscheidungsgewalt gegenüber L leidlicher weise auf, weshalb ich ihm lediglich betroffen hinterherschauen konnte und hoffte, das er sich in dieser quälenden Ungewissheit in Bezug auf seinen Sohn nicht verlieren würde.
 

Seit der Inhaftierung von Light und seinem Vater war die Stimmung innerhalb der SOKO mehr als bedrückt gewesen, denn niemand wagte diese unangenehme Stille mit irgendeinem unbedachtem Wort zu durchbrechen. Die restlichen Ermittler wirkten mehr als niedergeschlagen, nachdem nun auch zwei Monitor mit den Bildern von Herrn Yagami und seinem Sohn das Zimmer erhellten und hatten sich nach quälenden Stunden doch noch dazu entschlossen, für heute wenigstens ein wenig Abstand von der sich neu entwickelten Sachlage zu nehmen. So saß ich seit dem auch das letzte Mitglied der Sonderkommission nach Hause gegangen war, nachdenklich wie auch resigniert auf dem Sofa und beobachtete stillschweigend die drei flackernden Fernseher, vor welchen noch immer der schwarzhaarige Detektiv hockte. Seither hatte Ryuzaki nicht ein Wort über die gesamten neu entstandenen Umstände verloren und ich fragte mich von Minute zu Minute immer mehr, was wohl in seinem Kopf vorgehen mochte. Was hielt er von der ganzen Geschichte mit Light und machte ihm das traurige Bild, welches Herr Yagami abgab, nicht auch irgendwie zu schaffen? Grübelnd besah ich mir L und gerade als ich diesen auf seine Schlussfolgerungen zu dem Geschehen befragen wollte, meldete sich winselnd ein freudiger Choco neben mir. Meine Augen glitten hinab auf meinen Hund, welcher mich immer wieder auffordernd mit seiner Pfote an stupste und mir verspielt seinen durchweichten Stoffball entgegenstreckte. Ein kleines warmes Lächeln huschte abermals über meine Lippen, als ich mir das bettelnde Fellknäul besah und kraulte diesem erstmal liebevoll hinter den Ohren, ehe ich ihm mit einem kurzen Seufzen sein Spielzeug abnahm. Er konnte nun am allerwenigsten für diese augenblickliche unschöne Lage und außerdem würde mich seine Gesellschaft von meinen ewigen Grübeleien zu diesem ganzen absurden Tag ein wenig ablenken. Somit hob ich spielerisch meine Hand mit dem Ball, was sofort freudig von diesem Begrüßt wurde und warf ihn achtsam durch das Hauptzimmers des Hotels. Sofort sprang Choco von Sofa und verfolgte mit Begeisterung das Objekt seiner Begierde, nur um es mir wenig später erneut schwanzwedelnd vor die Füße zu werfen. Abermals warf ich das Spielzeug durch den Raum und mit jeden geworfenen Ball und die daraus begeisterte Reaktion meines Hundes, hob sich auch nachdrücklich meine eigene bisher so getrübte Laune. L saß inzwischen immer noch nachdenklich auf seinem Sessel und grübelte über Lights mögliche Gründe für sein heutiges Verhalten, wie ebenso über seinen letzten Satz den dieser zu Zahra gesagt hatte konzentriert nach. Das Herr Yagami sich nun ebenfalls in Haft befand, stimmte ihn nicht gerade glücklich, aber er war durchaus darauf vorbereitet gewesen, denn diese menschlichen Verhaltenszüge waren ihm durch seine Arbeit als Detektiv durchaus bekannt. Dennoch missfiel ihm nicht nur dieser Umstand, sondern auch Lights Verhalten gegenüber Zahra. Wieso hatte er diese letzten Worte gewählt gehabt? Was wollte er damit bezwecken? War da vielleicht doch mehr zwischen der jungen Frau und dem vermeintlichen Kira, was er bis jetzt einfach nur übersehen hatte? Erneut machte sich bei diesem Gedanke ein beklemmendes Gefühl in ihm breit, was ihm kurz darauf dazu veranlasste sich prüfend wie ebenso nachdenklich zu dieser umzudrehen. Sofort schlich sich ein mehr als unwilliger Ausdruck in sein Gesicht, als er Zahra mit ihrem Hund rumalbernd erblickte, denn wieder versetzte ihn dieses losgelöste Miteinander der Beiden einen merklich Stich. „Kannst du bitte damit aufhören solch einen Lärm zu veranstalten?“ Folgte auch sogleich missmutig von diesen und fixierte die nun ein wenig perplex dreinschauende Person auf dem Sofa aufmerksam mit seinen schwarzen Augen. Überrascht richtete sich nun mein Augenmerk auf den jungen Detektiv und sofort zog ich skeptisch beide Brauen in die Höhe, derweilen ich ihn mit einem entnervten Blick ausgiebig maß. Was bitte hatte er denn nun schon wieder für ein Problem? Ich spielte doch nur ein wenig mit meinem Hund und das machte nun wahrlich nicht so viel Lärm, das man sich nicht mehr konzentrieren konnte. „Jetzt hör aber auf Ryuzaki. Lass Choco aus dem Spiel ja….. Der kann beim besten Willen nicht dafür.“ Mahnte ich diesem prompt unwirsch und versuchte in der Zwischenzeit das quirlige Packte zu meinen Füßen wieder ein wenig ruhiger zu bekommen. „Stimmt. Kann er nicht. Du warst es schließlich, die ihn hier angeschleppt hat. Ein Hund hat hier während den Ermittlungen nicht zu suchen.“ Gab dieser postwendend übellaunig zurück und maß indessen abschätzend das wuselnde Tier zu ihren Beinen. Abermals klappte mir beim vernehmen seiner Wort einfach nur sprachlos der Mund auf, was ihm sogleich zusätzlich noch einen finsteren Blick von mir einbrachte, währenddessen ich unwillig auf meiner Unterlippe zu kauen begann. Hatte der sie eigentlich noch alle? Wenn er schlechte Laune hatte, dann musste er sie doch nicht an meinem Hund auslassen. Was zum Geier ging eigentlich schon wieder in seinem Kopf vor? Also so etwas musste ich mir doch wahrlich nicht bieten oder unterstellen lassen. Ich hatte Choco ja nicht zum Spaß mit ins Hotel gebracht, sondern weil er mir leid getan hatte und ich ihm helfen wollte. Abermals stieg eine unkontrollierbare Wut in mir auf, denn auf meinen Hund ließ ich beim besten Willen nicht kommen. Er war inzwischen so etwas wie ein Freund für mich geworden und ich würde ihn bestimmt nicht mehr hergeben. Sauer ballte ich meine Hände und merkte sogleich den sabberdurchtränkten Ball in meiner Faust, welchen ich kurz darauf auch schon missmutig in L´s Richtung abfeuerte, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an die vielleicht entstehenden Konsequenzen zu verlieren. Mein Verstand setzte in diesem Augenblick einfach aus und mein Ärger überwog aller Vernunft, sodass ich erst als Choco sich in Bewegung setzte, die eigentlichen Ausmaße meines Handelns erkannte. L keuchte erschrocken auf, als das nasse Geschoss völlig überraschend gegen seine Brust prallte, denn das Zahra etwas in ihren Händen gehalten hatte, war ihm unglücklicher weise eingegangen gewesen. Angewidert hob er den völlig durchweichten Ball mit zwei spitzen Fingern von seinem Schoss auf und sofort entfuhr ihm abermals ein entsetzter Laut, als ihm vollkommen unvermittelt die gesamte Wucht des herannahenden Hundes traf und ihm mitsamt des Sessels unsanft zu Boden beförderte. Mit schock geweiteten Augen versuchte er vergeblich dem verspielten Tier zu entkommen, welches schwanzwedelnd auf ihm saß und freudig nach seinem Spielzeug schnappte. Ungläubig starrte ich auf die kuriose Szene vor mir und sprang nebenbei erschrocken von meinem Platz auf, als ich mir dem gesamten Ausmaß bewusst wurde. Sofort lief ich eiligst hinüber zu dem überrumpelten Detektiv am Boden und nachdem ich mich versichert hatte, dass es offensichtlich nur halb so schlimm gewesen war, wie es vom Sofa aus ausgesehen hatte konnte ich mich einfach nicht mehr halten und brach prompt in ein schallendes Gelächter aus. Haltlos erklang mein Lachen im dem sonst so still daliegenden Hotelzimmer, während ich belustigt zu dem mir finster entgegenblickenden L hinabschaute, der immer noch damit beschäftigt war, den aufgedrehten Hund von sich fern zu halten. „Na Ryuzaki…..wer kann denn jetzt nicht mit dem Hund umgehen….?“ Mahnte ich diesen scherzhaft wie gleichfalls mit einem amüsierten Schmunzle und musste eine erneuten Lachanfall krampfhaft unterdrücken, bevor mich ein mehr als straffender Blick von diesem ereilte. L hatte gerade wahrlich die Schnauzte voll von dem ganzen Theater und das Zahra ihm auch noch offensichtlich Auslachte, ging ihm nun wirklich zu weit. Mit einer gezielten Bewegung beförderte er verärgert das nasse Spielzeug postwendend zurück an den Absender, was ihm sogleich mit einem empörten Aufschrei belohnt wurde. Völlig unerwartet traf mich das durchweichte etwas im Gesicht, wodurch sich Choco sogleich erneut berufen fühlte und mit einen Satz auch mich von den Füßen geholt hatte, bevor ich überhaupt auf irgendetwas reagieren konnte. Ein kurzer spitzer Schrei verließ perplex meine Lippen, ehe ich unsanft mit dem Hintern auf dem Boden landete und sofort dem neben mir finster dreinblickenden Detektiv mit einem ziemlich bösen Blick strafte. Sogleich wollte ich ihm seine Tat abermals mit gleichem vergelten, doch dann huschte mein Blick unbewusst hinüber zu den Monitoren und sofort ließ ich langsam meinem Arm wieder sinken. Was machte ich hier eigentlich? Ich amüsierte mich und das obwohl jemand wie Herr Yagami gerade wohl tausende von Qualen litt? Das war doch alles nicht richtig. Meine Augen wurden traurig und mit einer fließenden Bewegung erhob ich mich eiligst vom Boden, ehe ich mit einem kleinlauten „Tut mir leid….“ flüchtend auf dem Balkon verschwand. L beobachtete unterdessen wachsam die sich abermals verändernden Regungen der jungen Frau neben ihn und auch ihr Blick zu den Bildschirmen der Fernseher blieb ihm nicht verborgen. Skeptisch wie gleichfalls verwirrt besah er sich die nun eindeutig traurigen Spiegelungen in ihrem Gesicht, was ihm nicht nur erneut einen schmerzhaften Stich versetzte, sondern ihm viel mehr beunruhigt zum Nachdenken anregte. Eigentlich hatte er schwören können, dass nun erneut eine Retoure von Zahra auf seinen Angriff folgen würde, aber wider Erwarten war sie einfach aufgestanden und hatte sich mit einer Entschuldigung einfach zurückgezogen. Das alles war einfach viel zu untypisch für diese junge Frau, als das es ihm kein Kopfzerbrechen bereitet hätte und irgendwie war da auch noch so etwas wie ein Gefühl der Enttäuschung in ihm, das ihre kleine Auseinandersetzung einfach so abrupt geendete hatte.

Wünsch dir was….

Wünsch dir was….
 

Schlagartig wurde mein Körper von der kühlen frischen Nachtluft eingehüllt, als ich eiligst hinaus auf dem Balkon trat und mich nachdenklich wie ebenso traurig gegen die Brüstung von diesem lehnte. Ich schloss meine Augen und atmete tief beruhigend ein, als ein kalter Windhauch sanft über meine Haut strich und jedes kleinen Härchen auf dieser dazu brachte, sich protestierend aufzustellen, ehe ich meinen Blick hinauf in den sternenklaren Himmel richtete. Mein Herz fühlte sich so unendlich schwer an, denn in diesem Augenblick waren meine Gefühle und Gedanken einfach nur so entsetzlich zwiegespalten, wie ich es noch niemals zuvor in meinem Leben erlebt hatte. Einerseits genoss ich wirklich jede noch so glückliche Minute, welche ich mit L verbringen konnte und durfte, denn dadurch ließ sich die tiefe Zuneigung für ihn und die daraus entstehende Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit tatsächlich ein wenig milder stimmen. Andererseits hingegen hinterließen der gequälte Anblick von Herrn Yagami und das Mitgefühl für seine mehr als ausweglosen Lage um Light einen bedrückend großen Kloss in meinem Hals, welcher mir wahrlich aufs Gemüt schlug. Ich konnte und wollte mir auch gar nicht vorstellen, wie sehr ihn die Inhaftierung von seinem Sohn wie ebenso sein inoffizielles Geständnis vor der gesamten SOKO getroffen haben und was für unerträgliche Gedanken in seinem Kopf vorherrschen mussten, bei dem Wissen das Light höchstwahrscheinlich dieser Kira war. Was für furchtbare Gefühle musste diese Unwissenheit und das Bangen um sein eigenes Kind in einem Vater auslösen? Ich seufzte hörbar schwer auf, indessen ich meinen trüben Gedanken darüber nachhing und mir grübelnd eine Strähne von meinem braunen Haar aus dem Gesicht strich. Hatte ich in so einer Situation überhaupt das Recht, so unbeschwert Lachen zu dürfen? Das Recht, einen kleinen Moment der Unbeschwertheit und des trügerischen Glücks genießen zu dürfen, währenddessen jemand wie Herr Yagami um die Zukunft seines Sohnes bangte? Es fühlte sich irgendwie so Falsch an, aber dennoch liebte ich diese kleinen Auseinandersetzungen mit diesen seltsamen Detektiven, welcher mir inzwischen so viel mehr bedeutete als ich es anfangs jemals für möglich gehalten hätte. Noch immer hatte ich nicht den Hauch einer Ahnung wie ich nun mit diesen starken Gefühlen für L letztendlich umgehen sollte, denn wie zuvor waren da immer noch diese unnachgiebigen Zweifel in mir, ob meine Liebe ihn überhaupt jemals erreichen könnte. Er schien einfach so unnahbar für jemanden wie mich zu sein und trotzdem blieb seit meiner Einsicht der stetige Wunsch bestehen, ihm dennoch nahe sein zu dürfen. Es hatte lange gedauert, bis ich mir meine wahren Gefühle für ihn tatsächlich selbst eingestehen konnte, denn schon allein der Umstand, dass wir mitten in einem Kriminalfall solchen Ausmaßes steckten, machte die ganze Sache bereits unnötig kompliziert. Wenn ich eines in meinem Leben gelernt hatte denn das, dass man berufliches und privates strikt voneinander trennen sollte, also war nicht schon allein der Gedanke daran von vornherein zum Scheitern verurteilt? Konnte so etwas überhaupt jemals gut gehen? Auch wenn ich mir geschworen hatte, niemals etwas aufzugeben ohne es zu mindestens versucht zu haben, so nagten die Zweifel dennoch in jeder einzelnen Minute an meinem sonst so sicheren Selbstvertrauen. Hilfesuchend richte sich mein Blick auf den hell strahlenden Mond zwischen den Abermillionen von glitzernden Sternen am dunklen Firmament, welchen ich seit jeher all meine geheimsten Wünsche und Gedanken anvertraut hatte, doch natürlich erhielt ich von diesem keinerlei Antwort auch meine mich quälenden Fragen. In solchen Momenten hatte ich stets Zuflucht bei Lina gefunden, welche jederzeit ein offenes Ohr für meine Probleme, Ängste und Sorgen hatte, aber seit ihrem Tod war nur noch der stumm scheinende Mond der Anker für meine mich quälenden Fragen. Wortlos schaute ich hinauf in die unendlich weiten des Universums und abermals löste sich eine winzige kleine Perle der Traurigkeit aus meinen Augen, als ich mich wiedermal in die bereits weit entfernten Erinnerungen an Lina flüchtete, welche erneut den tief sitzenden Schmerz über ihren Verlust in mir wach riefen. Jeden Tag vermisste ich sie ein Stück mehr und mit jeden Tag konnte ich den Worten von so manchen Dichter mehr und mehr Lügen strafen, denn auch wenn es hieß, dass die Zeit alle Wunden irgendwann heilte, so spürte ich selbst nicht dergleichen. Was würde Sie mir wohl raten, wenn sie noch am Leben wäre? Wieder einmal erschien ihr so vertrautes Gesicht vor meinem inneren Auge und schon kurz darauf schlich sich ein sanftes Lächeln auf meine Lippen, als in meinem Kopf ihre mich mahnende Stimme hörte. „Hey Zahra….jetzt reiß dich mal zusammen Mädchen……Seit wann gibst du denn bitteschön auf?.......Habe ich dir nicht beigebracht, das man jede Chance nutzen sollte egal wie klein und unbedeutend sie auch erscheinen mag?.....Carpe Diem Mädchen…..“ hallte es anklagend in meinen Gedanken nach und sogleich schüttelte ich ungläubig wie auch belustigt über mich selbst nachdrücklich meinen braunen Haarschopf. So langsam wurde ich anscheinend doch wirklich verrückt, wenn ich jetzt schon anfing zu glauben, dass ich wahrlich die Stimme meiner verstorbenen Freundin hörte, welche mich hier gerade zurecht wies. Dennoch waren immer genau das ihre Worte gewesen, welche sie mir stets in ihrer lebenslustigen und aufgeschlossenen Art vorgepredigt hatte und seltsamer Weise fühlte ich mich gleich bei dem Gedanken daran ein wenig besser. Egal wie ich es auch drehen und wenden würde, in dieser Situation gab es einfach kein schwarz und weiß, sondern ich musste die Umstände einfach so nehmen wie sie wahren. Liebe und Mitgefühl, waren zwei Dinge die sehr nahe bei einander Lagen, aber auch ebenso meilenweit voneinander entfernt sein konnten. Abermals huschte ein warmes Lächeln über meine Lippen, unterdessen ich mich erneut hinauf zum Himmel wandte und im Stillen Lina für ihre wahren Worte dankte. „Carpe Diem Lina….“ Verließ sanft flüsternd meinen Mund, indessen der Wind wie als wollte er mir eine Antwort darauf geben, erneut verspielt über meine Haut und durch meine Haare strich, was mich abermals sogleich schmunzelnd frösteln ließ.
 

Eine ganze Weile stand ich einfach nur an der Brüstung des Balkons und schwelgte wieder einmal mit gemischten Gefühlen in meinen Erinnerungen der Vergangenheit, währenddessen ich stillschweigend die winzigen Punkte am Nachthimmel beobachtete, als mir plötzlich beinahe vor Schreck das Herz stehen blieb und sogleich ein überraschter Aufschrei mein Mund verließ. „Stört es dich so sehr, dass wir Light inhaftiert haben?“ erklang vollkommen unerwartet die tonlose Stimme des schwarzhaarigen Detektivs hinter meinem Rücken, was mich sogleich schlagartig aus meinen Gedanken riss und ich vor Überraschung fast das Atmen vergaß. Mit einem Ruck drehte ich mich erschrocken in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und legte unterdessen beruhigend die Hand auf meine Brust, um meinen außer Tackt geratenen Herzschlag irgendwie wieder zu normalisieren. Schwer atmend und mit überhöht rasenden Puls starrte ich völlig perplex in die schwarzen Augen von L, welcher mir einfach nur ausdrucklos aber dennoch irgendwie prüfend entgegenblickte, ehe ich endlich die Kontrolle über meinen verschreckten Körper wie auch meinen durcheinander gewirbelten Gedanken wieder fand. „Sag mal hast du nen Knall Ryuzaki?.....Wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass du dich nicht so an mich heranschleichen sollst?...... Wenn du so weiter machst, werde ich den Fall garantiert nicht überleben…..“ Kam sogleich aufgebracht aus meine Mund, indessen ich ihn einem verärgerten Blick zu warf und anschließend tief durchatmend die Augen schloss. Was sollte das denn schon wieder werden? Konnte er sich den nicht mal irgendwie vorher bemerkbar machen? Noch immer hämmerte mein erschrockenes Herz unerbittlich hart gegen meine Brust und versuchte mit aller Macht meinen Puls auf ein neues Rekordhoch zu beschleunigen, was es mir zusätzlich nur noch weiter erschwerte den in mir aufbrausenden Ärger irgendwie unter Kontrolle zu behalten. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, als ob so etwas mit voller Absicht machte, nur um durch diese skurrile Art von Provokation und Manipulation irgendwelche unbewussten Reaktionen von mir zu erhalten, welche ihm letztendlich Aufschluss über meine wahren Gedanken gaben. Ich hatte mir inzwischen wahrlich ein sehr gutes Bild von seiner Arbeitsweise machen können, denn auch wenn ich ihn immer noch nicht durchschauen konnte, so hatte ich trotz dessen sehr schnell begriffen, das L die Menschen um sich herum sehr genau analysierte und diese dadurch ohne das sie es selbst mitbekamen für seine Zwecke in bestimmte Richtungen lenkte. Aber auch ich beobachtete stetes sehr genau die Menschen in meiner Umgebung und wusste somit dementsprechend ebenso sehr gut mich solchen Spielchen unmerklich zu entziehen, ehe es jemanden gelingen konnte sich heimlich in meine Gedanken zu schleichen. Viel zu groß war einfach die Gefahr, durch die damit einhergehende Offenlegung des eigenen Ichs verletzt zu werden, denn das Wissen um das wahre Wesen einer Person machte diese schlicht und ergreifend manipulierbar und somit zu einem leichten Opfer. Allerdings hatte ich auch bemerkt, dass seit ich mir meiner wahren Gefühle für ihn bewusst geworden war, ebenso genau diese schützende Mauer um mich herum Risse bekam und das bereitete mir mittlerweile ernsthafte Sorgen. Dabei war es nicht einmal wirklich die Angst davor, das L herausfinden könnte wie ich tatsächlich für ihn empfand, sondern mehr noch beunruhigte mich der Umstand, dass meine Gefühle für ihn meine Objektivität in dem Fall beeinflussen könnten und das war etwas, was mir wahrlich Bauchschmerzen bereitete. Einige Minuten vergingen, in denen wir uns einfach nur wortlos forschend entgegen starrten, bevor sich der schwarzhaarige Detektiv endlich dazu durch rang, die immer unangenehmer werden Stille um uns herum zu durchbrechen. „Tschuldigung…….Aber du hast damit noch nicht meine Frage beantwortet…….Stört es dich, das wir Light fest genommen haben?“ folgte nun erneut die prüfende Nachfrage von L, unterdessen er Zahra nicht für eine Sekunde aus seinen abschätzenden Blick entließ und jede einzelne kleine Reaktion von dieser eingehend zu analysieren versuchte. Missmutig fixierten dabei seine schwarzen Augen die von Zahra, denn auch wenn er es ihr gegenüber sehr gut verbarg, so hatten ihn ihrer unbedachten Worte doch abermals deutlich getroffen gehabt, was ihn selbst ziemlich sauer aufstieß. Nach der plötzlichen für die jungen Frau so vollkommen untypischen Beendigung ihrer kleinen Auseinandersetzung, hatte er eine ganze Weile einfach nur nachdenklich auf dem Boden gehockt und intensive versucht hinter den ihm bisher sich noch nicht erschließenden Grund dafür zu kommen. Die unerwartete Veränderung ihres Gemütszustandes, hatte ganz offensichtlich etwas mit den unter Beobachtung stehenden Personen auf den Monitoren zu tun, denn das war das Einzigste was er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausmachen konnte. Trotz allem blieb für ihn dennoch die unergründliche Frage bestehen, was genau es war, das Zahra auf solch eine Art und Weise verstimmt und in ihm somit ebenfalls abermals eine dieser unliebsamen Regungen in seinem Körper ausgelöst hatte. Ganz deutlich war da wiederholt ein Gefühl der Enttäuschung in ihm gewesen, welches er durch ihre überhastete Flucht verspürt hatte und ebenso hatte sich bei dem Anblick ihrer traurigen Augen ein beklemmendes Unwohlsein in seinem Magen ausgebreitet gehabt, was ihn wie schon so oft umgehend verwirrte wie auch verärgert hatte. Sogleich waren in seinem Kopf wieder diese wirren Gedanken zu Light und seiner fragwürdigen Beziehung zu Zahra aufgetaucht, denn auch wenn sie ihm bereits mehrmals glaubhaft versichert hatte, dass alles zwischen ihnen nur der Überführung von Kira diente, so schlichen sich doch immer wieder diese ihn auf seltsame Art beunruhigenden Zweifel in seinen Verstand. Was war, wenn Zahra ihre Meinung über Light schlussendlich doch geändert hatte? Was, wenn sie ihm am Anfang wirklich nur getäuscht, aber in der Zwischenzeit tatsächlich Gefühle für ihn entwickelt hatte? Immerhin schien Light wahrlich erleichtert über ihre Unversehrtheit nach der Entführung zu sein. War es vielleicht genau der Schlüssel zu der Frage, weshalb sie der Anblick auf den Bildschirmen so traurig gestimmt hatte? Schon der Gedanke an eine solche eine bestehende Möglichkeit, hinterließ erneut einen deutlich unangenehmen Stich in seinem Herzen und das ließ seine eigene Laune abermals schlagartig sinken. Wieder kam ihm unterdessen das Gespräch mit seinem treuen Gehilfen Watari ins Gedächtnis zurück, was ihn sogleich dazu veranlasst gehabt hatte unwillig seinen Kopf zu schütteln und ihn schlussendlich dazu bewegte, diesen Fragen ein für alle Mal auf den Grund zu gehen. L versuchte sich währenddessen nachdrücklich selbst ein zureden, das diese Nachforschungen einzig und alleine der Sicherheit seinen Ermittlungen dienten und nicht eine offensichtliche Reaktion auf seine unerwünschten Regungen waren, derweilen er sich auf den Weg zu der jungen Frau auf dem Balkon gemacht hatte.
 

Mir entglitten ungläubig die Gesichtszüge, als ich abermals diese abstruse Nachfrage von ihm vernahm und sogleich schlich sich ein belustigtes Schmunzeln auf meine Lippen, derweilen ich mir die Worte nochmals eindringlich durch den Kopf gehen ließ. Wie kam L den bitteschön jetzt auf so etwas? Natürlich waren die Räumlichkeiten und Umstände, unter welchen die drei „Beobachtet“ wurden nicht gerade nach meinen eigenen moralischen Vorstellungen, aber trotzdem hatte ich mit Light nicht wirklich viel Mitleid in dieser Situation. Immerhin war er der Hauptverdächtige in diesem Fall und für mich persönlich schon lange als Kira überführt, also wieso sollte ich dann ein Problem mit seiner Inhaftierung haben? Light war Kira und Kira war ein eiskalter Mörder, der ohne Umschweife hinter Schloss und Riegel gehörte, auch wenn wir ihm bisher nichts Eindeutiges nachweisen konnten. Alles was mich mit ihm verbunden hatte, war ein gut inszeniertes Theater gewesen, um an die Beweise für seine wahre Identität zu kommen, nicht mehr und nicht weniger. Also warum sollte ich dann damit ein Problem haben? „Wie kommst du denn jetzt auf solch einen Schwachsinn Ryuzaki?.......Wenn Light tatsächlich dieser Kira ist und das ist etwas, was für mich persönlich bereits jetzt schon feststeht, dann sitzt er vollkommen zurecht in Haft……..Der Einzige, um den ich mir ernsthaft Sorgen mache ist Herr Yagami….“ Gab ich prompt erklärend zurück und besah mir skeptisch wie ebenso amüsiert den jungen Detektiv neben mir mit hochgezogener Braue. L studierte hochkonzentriert jedes einzelne ihrer Worte und jede einzelne ihrer Reaktionen auf seine Frage und doch konnte er nicht den Hauch einer Lüge in diesen erkennen. Hatte er sich etwas so sehr getäuscht oder waren es einfach nur diese seltsamen Zweifel in ihm, welche ihm das einzureden versuchten? Warum störte ihm das Ganze nur so sehr und warum beschäftigte ihn das nur immer und immer wieder in seinen Gedanken? Bisher war es ihm doch auch stets egal gewesen, ob sich jemand an der Durchsetzung des Gesetzes störte oder es ihm Emotional zu schaffen machte. Wieso also missfiel ihm der Gedanke, das zwischen Zahra und Light doch mehr sein könnte nur so sehr, dass es für ihn schon fast körperlich schmerzhaft spürbar war? Wenn man es genau analysierte dann könnte man ja schon beinahe mutmaßen, dass er so etwas wie Eifersucht empfand, aber so etwas war für L absolut ausgeschlossen. Für solch ein Gefühl musste man nach der Theorie ebenso so etwas wie Liebe für eine der beiden Personen empfinden und die Wahrscheinlichkeit für solch eine irrationale Emotion war für ihn in Bezug auf sich selbst gleich null. Was also war es bloß, das ihn nur so sehr daran zu schaffen machte? „Aha…..Also machst du dir um Herrn Yagami sorgen und nicht um Light….richtig?“ erklang sogleich misstrauisch aus seinem Mund, unterdessen er Zahra weiterhin prüfend musternd fixierte. Wieder zuckte meine Augenbraue unkontrolliert nach oben, als ich die eindeutige Skepsis in seinen Worten ausmachen konnte, bevor mein Blick abermals von Traurigkeit erfüllt wurde und ich mich erneut nachdenklich hinauf zum Nachthimmel wandte. Der Gedanke an den ebenfalls in Haft sitzenden Oberinspektor tat meiner Laune erneut einen schweren Abbruch, aber irgendwie war da trotzdem so etwas wie ein leichtes und warmes Gefühl der Freude, das sich im selben Moment in mir breit zumachen begann. Auch wenn mir das Bild von Lights eingesperrten Vater neuerlich bitter vor Augen schwebte, so rief diese auf eine gewissen Art und Weise recht seltsam anmutenden Diskussion mit L wieder diese tiefen Gefühle in mir für ihn auf den Plan, was mein Herz unbewusst erneut einen Tackt schneller schlagen ließ. „Ja, das mache ich mir wirklich….Er ist so ein herzensguter Mensch……… und ich glaube wenn wir Light wirklich überführen können, dann wird er selbst daran zerbrechen…….meinst du nicht auch?“ gab ich kurz darauf leise von mir und richtete nebenbei traurig fragend meinen Blick hinüber zu L, der mich in der Zwischenzeit einfach nur forschend zu beobachten schien. „Das vermute ich auch…“ war das einzigste, was dieser sogleich drauf tonlos erwiderte und bemerkte sofort neuerlich dieses unangenehme Ziehen in seiner Brust, als sich in selben Augenblick ihre Blicke trafen. Was sollte er jetzt tun? Konnte er ihr wirklich glauben? Sagte Zahra ihm tatsächlich die Wahrheit und all ihrer Sorgen und ihre Traurigkeit galten der unerfreulichen bedrückenden Lage von Herrn Yagami? Grübelnd legte sich sein Daumen an seine Unterlippe, indessen er stillschweigend die Lösung des Problems in ihren blaugrauen Augen zu finden versuchte, als sich diese völlig unvermittelt von den seinen abwandten und einen neuen Punkt zu fixieren begannen.
 

Im Augenwinkel bemerkte ich plötzlich ein kleines Funkeln und sofort richtete sich mein Blick suchend in die Richtung, in welcher ich die mir so vertraute Ursache dafür vermutete. Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich dem unverkennbaren leuchten einer Sternschnuppe am Nachthimmel gewahr wurde und sogleich erklangen in meine Gedanken die alten Geschichten, welch ich seit jeher als vollkommen sinnlosen Aberglauben abgetan hatte. Aber dieses eine Mal nur wollte ich einfach an diese glauben, sodass ich dieser wortlos einen Wunsch mit auf den Weg schickte. Einen Wunsch, der sich seit einiger Zeit tief in mein Herz gebrannt hatte und den ich mit jeder Faser meines Körpers spüren konnte, denn nach nichts sehnte ich mich inzwischen mehr, als das dieser seltsame Detektiv neben mir meine Gefühle für ihn erwiderte. L´s Augen folgten stumm wie ebenso neugierig dem Blick der jungen Frau, bevor er das offensichtliche Objekt ihrer Aufmerksamkeit erkannte und sich sofort ein unwilliger Ausdruck auf seinem Gesicht wieder zu spiegeln begann. Natürlich wusste er um die Mythen und Legenden, welche sich um diese banalen Naturphänomene rankten, aber an solch einen irrationalen Unsinn zu glauben, war für jemanden wie ihn absolut unverständlich. Das selbst jemand wie Zahra, welche sich sonst immer auf so absolut rational logischen Pfaden bewegte, sich anscheinend für solch einen Schwachsinn zu interessieren schien, hinterließ bei ihm nur wieder ein völlig neues verwirrendes Puzzleteil in Bezug auf diese Person. Mit einem sanften Schmunzeln drehte ich mich anschließend zurück zu den ziemlich überrascht wirkenden L neben mir und maß eingehend nachdenklich seinen dunklen Augen, ehe ich leise meine Wort an diesen richtete. „Ich weiß das es vollkommen abwegig ist an so etwas zu glauben, denn immerhin sind es rein wissenschaftlich gesehen lediglich viele Millionen Kilometer entfernte Meteoriten, welche in der Erdatmosphäre verglühen……………Aber trotzdem schafft die Vorstellung auf eine gewisse Art und Weise so etwas wie Hoffnung…..“ flüsterte ich schon mehr zu mir selbst als das ihn tatsächlich ansprach, währenddessen ich ihm weiterhin gedankenverloren in seine schwarzen Seen blickte. L´s Blick wurde umgehend skeptisch, als er ihre unlogischen Schlussfolgerungen vernahm und doch merkte er prompt wie sein Puls abermals an Geschwindigkeit aufnahm, als ihn erneut dieser milde Blick ihrer Augen traf. Wieder machte sich diese unliebsame Unruhe in ihm deutlich bemerkbar und neuerlich wurde ihm in diesem Moment nur allzu klar vor Augen geführt, das nur Zahra der unausweichliche Auslöser für diese sein konnte. „ Hoffnung……Eine unlogische emotionale Regung, welche die Menschen in ihrem Glauben bestärkt…….Sowas ist absoluter Unsinn……Jeder kann die Richtung seiner Zukunft selbst bestimmen, wenn man sich eingehend mit dieser auseinander setzt……“ folgte auch sogleich missmutig seine Erläuterung dazu und maß nochmals abschätzend das Gesicht der jungen Frau vor ihm. Erneut huschte ein Lächeln über meine Lippen, denn von jemanden wie ihm hatte ich nun wahrlich keine andere Antwort erwartet gehabt und wenn man es ganz genau nahm, habe auch ich früher nicht anderes über solche Dinge gedacht. „Ja da hast du vermutlich Recht…….aber dennoch gibt es denn Menschen das Gefühl, ihrem sehnlichsten Wunsch ein Stück näher zu sein…….“kam postwendend von mir zurück, was sein Gesicht umgehend noch eine Spur unwilliger werden ließ. „Wer sich seine Wünsche erfüllen möchte, der musst dafür schon mehr tun, als es sich nur vorzustellen…….“ Warf er kurz angebunden zurück, denn so langsam hatte er wahrlich keine Lust mehr, über solch eine unsinniges Thema zu debattieren, welches ohnehin keinen logischen Gesetzten unterlag. Amüsiert schüttelte ich leicht meinen Kopf, denn irgendwie hätte ich früher stetes dasselbe geantwortet, hätte irgendjemand mit mir eine solch Art von Diskussion begonnen und unterdessen viel mir nebenbei wieder etwas ganz anderes ein, was mich seit Anbeginn dieser Unterhaltung mehr als verwirrt hatte. „Nun ja……Manche Träume sind und bleiben aber auch trotz harter Arbeit für immer unerreichbar……“ merkte ich abschließend leicht Schmunzelnd an, ehe ich mich nun irritiert meinem andern Gedanken widmete.
 

„Aber sag mal Ryuzaki…….Wieso bist du eigentlich sofort davon ausgegangen gewesen, das ich mir um Light Sorgen gemacht hätte und nicht um seinen Vater?“ kam auch schon umgehend die entsprechende Nachfrage, währenddessen ich ihm skeptisch wie ebenso prüfend mit hochgezogener Braue maß und in das nun etwas überrascht wirkende Gesicht des Detektiven blickte. „Ganz einfach…..du hast während den Ermittlungen sehr viel Zeit mit ihm verbracht und mir schien es so, als ob Light sich sehr über deine Unversehrtheit gefreut hatte……..Zudem kommt der Kuss im Café…..Ist es da nicht denkbar, dass du für Light doch irgendeine kleine Schwäche hast?….“ Gab dieser auch postwendend tonlos erklärend seine Gedankengänge preis, indessen sich sein Herzschlag sogleich ungewollt nochmals ein gutes Stück erhöhte, derweilen er angespannt auf ihr Antwort wartete und Zahra septisch beäugte. Ungläubig zog ich meine Braun nach oben, währenddessen ich L fassungslos wie gleich so belustigt entgegenstarrte, ehe ich mich einfach nicht mehr halten konnte und kurzerhand herzhaft auflachen musste. Sofort begegnete mir ein mehr als unwilliger Blick von ihm, als er meiner Reaktion gewahr wurde und prompt folgte auch schon die entsprechend missmutige Nachfrage, was daran wohl so lustig sein. Es dauerte wahrlich einige Minuten, bis ich mich halbwegs wieder beruhigt hatte und dem nun ziemlich verärgert dreinblickenden jungen Detektiv neben mir eine Antwort zukommen lassen konnte. „Also ehrlich Ryuzaki……Das hätte ich nun wirklich am aller wenigsten von dir erwartet……So wie ich dich kennen gelernt habe, bist du doch selbst ein Meister der Manipulation von Menschen…….müsstest denn nicht eigentlich gerade du bemerkt haben, das Light nur genauso mit mir gespielt hatte wie ich mit ihm?.......“verließ noch immer amüsiert Grinsend meine Lippen, unterdessen ich mich nun vollkommen zu ihm umdrehte und ihn weiterhin belustigt musterte. „Ja ich gebe zu, das Light sehr genau weiß wie man die Gefühle eines Mädchens manipuliert…….aber glaub mir, mich kann man nicht so leicht um den Finger wickeln…….dazu gehört schon ein wenig mehr……..Und was den Kuss angeht……“ gab ich weiterhin aufklärend von mir, ehe ich mich kurz selbst unterbrach und noch einmal tief durchatmete, bevor ich leise fortfuhr und mir L unterdessen mild Lächelnd besah. „ Ein Kuss bedeutet nichts, wenn er nicht wirklich ernst gemeint ist…“ schloss ich flüsternd, währenddessen mein Herz im gleichem Augenblick einen deutlich merklichen Hüpfer tat und sich wiederholt diese warme Kribbelnde Gefühl in meinem Bauch breit zumachen begann. L hörte sich inzwischen sehr aufmerksam die sanft gesprochenen Worte der jungen Frau an und auch bei ihm meldete sich im selben Augenblick dieses unbekannte und dennoch warme Gefühl in seinem Körper zurück, unterdessen sich eine ungemeine Erleichterung in ihm breit zumachen begann. Auch wenn er überhaupt nicht erfreut darüber war, dass diese unergründliche junge Frau es abermals wagte, seine Kompetenzen in Frage zu stellen, so überwogen doch gerade diese seltsamen und gleich so neuen Gefühle in ihm über seinen eindeutigen Ärger, was ihm erneut umgehend zum Nachgrübeln anregte. „Und woher willst du wissen, ob dieser Kuss von Light ehrlich gemeint war oder nicht….?“ Folgte sofort skeptisch von diesem und beobachte neuerlich misstrauisch die Spiegelungen auf ihrem Gesicht. Als ich seine Worte vernahm, musste ich unweigerlich liebevoll Schmunzeln und machte anschließend zaghaft einen Schritt auf ihn zu, ehe ich sanft meine Hand auf seine Brust legte und ihm dabei eindringlich nachdrücklich in die Augen sah. „Das spürt man einfach, glaub mir…….“ Verließ leise flüsternd meinen Mund und merkte sofort, wie sich L wieder einmal unter dieser harmlosen Berührung umgehend verspannte. Es durchfuhr ihm wie ein Blitz, als er plötzlich ihre warme Hand auf seinem Oberkörper spürte und er erstarrte sogleich mitten in der Bewegung, sodass er abermals beinahe das Atmen vergaß. Mit perplex aufgerissenen Augen fixierte er das Gesicht der jungen Frau, welche ihm mit einem mal so unheimlich nahe war und versuchte in der Zwischenzeit krampfhaft, sein wild klopfendes Herz wieder in einen geordneten Rhythmus zu bringen. Erneut konnte ich nur amüsiert Lächelnd den Kopf über seine eigenwillige Reaktion schütteln und gleichzeitig fühlte sich diese einfache Geste für mich selbst wie tausende von Schmetterlingen in meinen Bauch an welche sich heftig kribbelnd darin austobten, indessen ich einfach nur für diesen kleinen Augenblick die von ihm ausgehende Wärme genoss. Kurz schloss ich meine Augen und atmete noch ein letztes Mal die kühle und doch so unendlich guttuende Nachtluft ein, ehe ich mich anschließend doch noch dazu durchrang mich für heute auf mein Zimmer zurück zu ziehen. „Manchmal würde ich wirklich zu gerne wissen, was da eigentlich in deinem Kopf vorgeht Ryuzaki….“ Kam es flüsternd über meine Lippen, bevor ich mir ihn noch ein letztes Mal mit einem sanften Lächeln besah, ehe ich mich einfach vorbeugte und ihm zaghaft einen sanften Kuss auf die Wange hauchte, bevor ich mit einen leisen „Gute Nacht L…“ glücklich Lächelnd vom Balkon verschwand. L wusste in diesem Augenblick weder wie er reagieren sollte, noch wie ihm eigentlich geschah, als die junge Frau sich ohne Vorwarnung seinem Gesicht näherte und er kurz drauf ihre warmen Lippen auf seiner Haut spürte. Im selben Moment schien die gesamte Welt mit einem Schlag komplett still zu stehen und diese unliebsame Unruhe in ihm explodierte geradezu in seinem Körper, sodass es schon beinahe wirklich schmerzte. Sein gesamter Verstand war mit einem mal vollkommen lahm gelegt und auch seine Atmung und sein Herz schienen einfach so ihre Arbeit einzustellen, währenddessen er lediglich mit weit ungläubig aufgerissenen Augen da stand, als er wäre er zur Salzsäule erstarrt. Es dauerte nur wenige Sekunden, aber es kam L vor wie eine Ewigkeit bis sich Zahra endlich wieder von ihm löste und kurz darauf lächelnd einfach verschwand. Wie von selbst, wanderte seine Hand forschend zu der Stelle in seinem Gesicht, wo sich gerade noch die Lippen der jungen Frau befunden hatte, indessen er nur vollkommen perplex wie ebenso fassungslos dastand und die noch immer offenstehende Tür des Balkon anstarren konnte, durch welche Zahra gerade verschwunden war. L war völlig überrumpelt wie gleich so durcheinander, denn nichts in seinem Verstand schien noch an selben Ort wie vorher zu sein, währenddessen in seinem inneren ein heilloses Chaos herrschte. Was hatte das Ganze zu bedeuten? Wieso hatte sie das getan und warum brachte es ihn nur so sehr durcheinander? Wieso nur reagierte sein Körper so heftig auf solch eine winzig kleine Berührung? Es war das erste Mal in seinem Leben, in dem L nicht mal mehr dazu im Lage war zu sagen, was und wie er sich gerade fühlte und ob er nun verärgert darüber war oder nicht. Alles schien gerade für ihn komplett aus den Fugen geraten zu sein und auch sein Körper machte keinerlei Anstalten, sich irgendwann wieder zu beruhigen, sodass er weiterhin noch eine ganze Weile wie festgewachsen einfach auf dem Balkon stand und sich selbst versuchte, das eben Geschehene irgendwie zu erklären.

Die Wahrscheinlichkeit des Unmöglichen

Die Wahrscheinlichkeit des Unmöglichen
 

Mit einem milden Lächeln auf den Lippen und einem wild klopfenden Herzen machte ich mich kurz darauf zufrieden auf den Weg in mein Zimmer, wo ich mich mit einem leichten Seufzer vorsichtig auf mein Bett fallen ließ. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich jemals zu so etwas hinreißen lassen würde, aber anders schien L das Ganze wohl nicht verstehen zu wollen. Warum machte er sich überhaupt solche Gedanken zu der Beziehung zwischen mir und Light oder wie meine Gefühle für diesen Aussahen, wenn er doch eigentlich ganz genau wusste, dass ich dieses ganze Theater zwischen uns nur für die Überführung von Kira veranstaltet hatte? Vertraute er mir nach allem was passiert war immer noch nicht und hatte tatsächlich Bedenken an meiner Aufrichtigkeit ihm gegenüber? Das war doch alles absoluter Unsinn. Light bedeutete mir nichts und daran würde sich auch nichts ändern, denn schon alleine die Tatsache dass er Kira war ließ mir einen unwohlen Schauer über den Rücken laufen, wenn ich allein schon an all seine Berührungen zurück dachte. Nein, der Einzigste der mir wirklich so viel bedeutete das es schon beinahe schmerzte, saß vermutlich schon wieder neben an vor seinem Laptop und versuchte mit aller Macht einen Fall zu lösen. Nachdenklich zog ich mir mein Nachtzeug an und vergrub mich anschließend fröstelnd unter meine Decke. Die ganze Zeit über, in welcher ich auf dem Balkon gestanden hatte, war mir die kühle frische Nachtluft ganz recht gewesen, aber nun merkte ich deutlich das mich diese ziemlich ausgekühlt hatte. Grübelnd blickte ich hinauf an die Zimmerdecke und ließ alles ebend Geschehende nochmals Revue passieren, ehe sich abermals ein sanftes Schmunzeln in mein Gesicht schlich, während meine Fingerspitzen unbewusst zärtlich über meine Lippen strichen. Noch immer konnte ich seinen Geruch in meiner Nase wahrnehmen und noch immer spürte ich die Wärme seiner Haut unter meinen Lippen, als ich ihn mit meiner unbedachten Geste anscheinend vollkommen überrumpelt hatte. Ich wusste selbst nicht genau, warum ich mich letztendlich doch zu diesem Schritt endschieden hatte, aber ich hatte diese kurze unscheinbare Berührung letztendlich doch sehr genossen. Nur wie würde L diesen Kuss aufnehmen? Würde er mich jetzt wieder unnachgiebig ignorieren oder hatte ich ihm damit sogar mehr von mir preisgegeben, als ich im Vorfeld beabsichtigt hatte? Konnte er aus diesen Ereignissen vielleicht sogar auf meine wahren Gefühle für ihn schließen und wenn was würde er dann wohl dazu sagen? Seine Reaktionen hatten mir abermals gezeigt gehabt, dass er offensichtlich noch nicht oft mit dieser Art von menschlichen Kontakt in Berührung gekommen war und dass ihm generell körperliche Nähe nicht gerade zu behagen schien. Hatte ich also eventuell sogar einen Fehler mit dieser Aktion begangen, welchen ihn nur noch weiter von mir entfernten würde? Schon allein dieser Gedanke hinterließ einen ziemlich schmerzhaften Stich in meiner Brust und sogleich schloss ich meine müden Augenlider, indessen ich nochmals tief durch atmete. Erneut hallten Linas nachdrückliche Worte durch meinem Kopf und abermals wirkten diese sofort den neuerlich aufkommenden Zweifel in mir beruhigend entgegen. `Nein Lina…..du hast ganz recht…..ich werde nicht aufgeben…….` antwortete ich ihr umgehend in meinen Gedanken und drehte mich nebenbei langsam auf die Seite, sodass mein Blick gedankenverloren an der Tür meines Zimmer hängen blieb. Nur diese trennte mich im Augenblick noch von ihm und irgendwie war es ein unglaublich beruhigendes und warmes Gefühl zu wissen, dass genau dort der Mann war den man liebte, auch wenn diese Liebe vielleicht nur einseitig sein mochte. ``Was hab ich denn schon noch zu verlieren……..????`` meldete sich sogleich zustimmend mein Verstand, bevor mir erneut ein sanftes verträumtes Lächeln über die Lippen huschte und ich mit neuer Hoffnung im Herzen das Licht meiner Nachttischlampe löschte.
 

L hatte unterdessen noch eine ganze Weile vollkommen perplex wie ebenso nachdenklich wie versteinert auf dem Balkon gestanden und geistesabwesend die Stelle an seiner Wange prüfend befühlt, wo er vor kurzem noch völlig unerwartet die warmen Lippen von Zahra gespürt hatte. Wieso nur hatte sie das getan und warum hatte ihn das nur so sehr aus der Bahn geworfen? Ein heilloses Chaos hatte sich inzwischen in seinem sonst so geordneten Verstand breit gemacht und auch diese innerliche Unruhe in ihm, malträtierte seinen Körper mit einer ganzen Fassette an ihm noch immer fremd erscheinenden Reaktionen. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Warum machte ihm eine einzige menschliche Berührung nur so sehr zu schaffen? Verwirrt und tief in seinen durcheinander geratenden Gedanken versunken, setzte er sich dann doch noch endlich schleppen in Bewegung und trottete langsam zurück zu seinem Sessel, auf welchen er sich sofort völlig automatisiert nieder ließ. Seine schwarzen Augen starrten einfach nur ins leere und noch immer ruhte seine Hand forschend auf seiner Wange, ehe sein Blick prüfend über die vor ihm aufgebauten Monitore huschte. Hatte ihm Zahra wohlmöglich doch die Wahrheit gesagt und ihr Mitleid richtete sich voll und ganz auf Lights Vater? Er selbst verspürte bei dem Anblick des am Boden zerstörten Oberinspektors ebenfalls ein ziemliches Unbehagen, aber war das tatsächlich alles, was die junge Frau so sehr beschäftigt hatte? L konnte sich nicht helfen, aber irgendwie wirkte dieser Gedanke daran schlicht und ergreifend beruhigend auf dieses quälende Ziehen in seinem Magen, doch warum schien ihm dieser Umstand abermals regelrecht zu erleichtern? Erneut schlich sich das letzte Gespräch mit seinem treuen Gehilfen Watari in seine Gedanken, sodass er sogleich unwillig seine schwarzen Haare schüttelte und sein Blick missmutig wie ebenso nachdenklich zu der geschlossenen Zimmertür von Zahra huschte. Das konnte doch alles gar nicht stimmen. Warum musste er nur immer wieder an dieses unlogische Gespräch zurück denken? Und dazu auch noch ausgerechnet jetzt, wo ihn die junge Frau abermals vollkommen überrumpelt hatte mit ihrer Aktion? Es konnte doch gar nicht sein, das jemand wie er sich zu solchen irrationellen Gefühlen wie Liebe hinreißen ließ oder doch? War es für jemanden wie ihn überhaupt möglich solche völlig unlogischen Dinge zu empfinden, welche nicht mal die Wissenschaft schaffte vollends zu entschlüsseln und zu erklären? Doch so sehr sich auch alles ihn ihm dagegen sträubte und so sehr er sich im Stillen selbst einen Narren schimpfte, um so deutlich musste er einsehen, dass das die einzige wirklich plausible Erklärung wäre, wenn er alle seine Symptome und Erlebnisse mit ihr in ein Schema einordnen müsste. Missmutig und nachdenklich zugleich schloss er langsam seine Augen, bevor sich diese erneut auf dem Zugang zu ihrem Zimmer richteten und er sich wie von selbst von seinem Platz erhob, ehe er sich verwirrt wie ebenso verstimmt auf diese zu bewegte. Behutsam und vorsichtig legte sich seine Hand auf das kühle Metall der Klinke und sogleich begann sich merklich sein Herzschlag abermals deutlich zu erhöhen, als er sachte diese herunterdrückte und wachsam seinen Kopf durch den Spalt in ihr Zimmer steckte. Alles war absolut Still und ihm schlug nichts als die alles umgebende Dunkelheit der Nacht entgegen, als er anschließend leise den Raum betrat, wo er sogleich kurz innehielt und angespannt auf die sich darin befindenden Geräusche lauschte. Ganz deutlich konnte er den ruhigen Atem der schlafenden jungen Frau ausmachen und umgehend kehrte dieses unüberwindbare Chaos an Gefühlen schlagartig in seinen Körper zurück, sodass er erst einmal tief durchatmete, ehe sich ein missmutiger wie aber trotzdem irgendwie neugieriger Ausdruck auf seinem Gesicht breit zumachen begann. L wusste selbst nicht, was ihm gerade dazu trieb und warum er hier überhaupt her gekommen war, aber auf eine seltsame Art und Weise schien ihm Zahra regelrecht anzuziehen. Behutsam öffnete er nun vollständig die Tür des Zimmers, sodass das schwache Licht des Hauptzimmers den Blick auf die junge Frau preisgab, welche friedlich lächelnd in dem großen Bett lag und schlief. Für einige Minuten stand L einfach nur wortlos im Raum und beobachtet eingehend die schlafende Person vor ihm, währenddessen er erneut versuchte die unruhigen Reaktionen seines Körpers zu analysieren und sich nebenher vollkommen irritiert zu fragen begann, was er hier überhaupt trieb. Wieder wanderte seine Hand prüfend an die Stelle seiner Wange und neuerlich konnte er ihre sanften Lippen regelrecht auf seiner Haut spüren, was seinen Puls noch einmal zu beschleunigen schien. Was waren das nur für Emotionen, die sich von Tag zu Tag immer deutlicher in ihm abzuzeichnen begannen? Konnte es denn wirklich möglich sein, das er sich, L der Meisterdetektiv, tatsächlich und gegen seinen Willen verliebt hatte? Das war doch einfach nur absolut unwahrscheinlich und irrational. Unwillig trat er vorsichtig an das Bett heran und fixierte mit schräg gelegten Kopf forschend das Gesicht von Zahra, ehe seine Augen erneut über ihren restlichen Körper zu tasten begannen. Die Decke war durch ihre unbewussten Bewegung des Schlafes beinahe vollständig hinunter gerutscht, sodass seinem Blick nur wenig verborgen blieb, denn das schlichte Trägertop und die kurze Hotpants versteckten nicht wirklich viel von ihrer schlanken zierlichen Gestalt. Abermals spürte er dieses warme und zugleich verstörende Gefühl in seinem innersten, als er die Konturen ihres Körpers nachfuhr und ein wohliges wenn auch fremdartiges Kribbeln machte sich in seiner Magengegend breit, unterdessen seine Augen schlussendlich an ihren Lippen hängen blieben. Behutsam ließ er sich vor ihr in die Hocke sinken und hob zögerlich seine Hand, unterdessen sich eine neue Welle von dieser unliebsamen Unruhe in ihm auszubreiten begann. Nachdenklich wie ebenso neugierig berührte er zaghaft und mit spitzen Fingern ihren Mund, bevor er dann einmal prüfend über die weichen Konturen von diesem Strich, was sogleich eine neue Explosion in seinem Körper zur Folge hatte und ihn ruckartig erschrocken innerhalten ließ. Doch kurz darauf schon weiteten sich überrascht wie ebenso entsetzt seine schwarzen Augen und im selben Moment schien ihm beinahe das Herz stehen zu bleiben, als die junge Frau vor ihm schlagartig wie vollkommen unerwartet ihre Lider öffnete und ihm entgegen sah.
 

Perplex und geschockt blickte er in die blaugrauen Augen von Zahra und sein Puls verirrte sich in einer rasanten Achterbahnfahrt, währenddessen sein Verstand urplötzlich aussetzte, nur um danach mit einem sich überschlagenden Chaos wieder zurück zu kehren. Schnell zog L seine Hand zurück und brachte eiligst ein paar Schritte Sicherheitsabstand zwischen sich und der jungen Frau, unterdessen er versuchte seinen Körper wieder unter seine Kontrolle zu bringen und sich nichts gegenüber der Person im Bett von dieser inneren Unordnung anmerken zu lassen, sodass sich sogleich ein mehr als unwilliger Ausdruck auf sein Gesicht zu legen begann. Wachsam und alarmiert beäugte er Zahra skeptisch, welche einfach nur regungslos da lag und ausdruckslos vor sich hin zu starren schien. Was hatte er hier überhaupt zu suchen gehabt und warum hatte er sich nur zu solch einer Aktion verleiten lassen? Wieder einmal verärgert über sich selbst und seinen außer Kontrolle geratenen Reaktionen und Handlungen maß L prüfend sein gegenüber und bemühte sich krampfhaft, diese unlogischen Gefühle in ihm irgendwie wieder zu verdrängen, ehe sich auf seinem Gesichtsausdruck eindeutige Überraschung zu spiegeln begann und er sich grüblerisch den Daumen an seine Unterlippe legte. Warum blieb die junge Frau eigentlich so ruhig? Normalerweise wäre sie ihm doch schon längst vollkommen empört an die Gurgel gesprungen, wenn sie seine Aktion von eben bemerkt hätte. Wieso also blieb Zahra absolut wortlos liegen und sah ihn nicht einmal an? Irgendetwas stimmte hier nicht und nach einem genaueren Blick in ihre Augen, wurde ihm auch schlagartig klar was mit der jungen Frau vor eigentlich sich ging. Ihre Reaktion auf diese Situation und der gesamte Ausdruck auf ihrem Gesicht machten ihm schlagartig klar, das Zahra einfach nur mal wieder im Begriff war zu schlafwandeln und mit dieser Erkenntnis machte sich prompt ein Gefühl der Erleichterung in ihm breit. Seine Muskeln begannen sich wieder zu entspannen und auch sein rasender Puls wurde mit dieser Einsicht abermals ein wenig ruhiger, unterdessen er unwillig ihrer Bewegungen im Auge behielt, denn schon oft genug hatten ihn ihre Aktion in diesem Zustand unliebsamer weise einfach überrascht gehabt. Wachsam und absolut regungslos stand er da und konnte kurz darauf mit genervter Mine beobachten, wie sich die junge Frau langsam in ihrem Bett aufrichtete und keine zwei Minuten später sicher auf ihren Beinen stand. Seine Augen wurden noch eine Spur dunkler, als er sich dessen bewusst wurde und maß diese aufmerksam, unterdessen er ganz bewusst einige Schritte von ihr entfernt blieb. Der heutige Abend und das eben Erlebte hatte in ihm schon genug Chaos angerichtete gehabt, sodass er auf noch mehr Körperkontakt mit ihr getrost verzichten konnte. Noch immer schrie diese unergründliche Unruhe in ihm und auch der Rest seines Körpers sah es offensichtlich nicht ein, wieder den normalen biologischen Gesetzten zu folgen, was ihn zusätzlich noch weiter verstimmte. Wieso nur hatte er sich bloß auf diese Aktion eingelassen gehabt? Damit bezweckte er doch augenscheinlich eher genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich erreichen wollte. Aber irgendetwas musste er jetzt tun, denn wenn Zahra schlafwandelte wurde sie unberechenbar und L wollte nicht dafür verantwortlich sein, das sie sich in diesem Zustand auf irgendeine Art und Weise verletzte. Somit setzte er sich behutsam wie ebenso wachsam in Bewegung und unternahm wie schon so oft missmutig den Versuch, die sture Person wieder in ihr Bett zu bekommen. Vorsichtig griff er nach ihren Armen und versuchte Zahra mit sanfter Gewalt zurück auf ihre Schlafstätte zudrücken, als sich diese urplötzlich aus seinem Griff wandte und sich abermals einfach ohne Vorwarrnung an seinen Körper klammerte.
 

L erstarrte erneut zur Salzsäule, als die junge Frau ihren warmen Leib gegen den seinen presste und starrte ungläubig wie ebenso erschrocken mit überrascht geweiteten Augen hinter zu der zierlichen Person. Nur ein winziger Moment der Unachtsamkeit von ihm hatte ausgereicht und schon wieder befand er sich schlagartig in einer ihm vollkommen fremdartigen Situation, welche er eigentlich hatte vermeiden wollen. Wie hatte das nur passieren können? Erneut ergriff dieses ihn so sehr aufwühlende Chaos an Gefühlen sein Herz und hielt ihn unweigerlich in seiner lähmenden Position gefangen, unterdessen sich sein Verstand in all nur erdenklichen Richtungen unnachgiebig zu zerstreuen begann. Doch dieses Mal war irgendetwas anders, das bemerkte L schnell, denn diese ihn ergreifende Starre hielt ihn nur wenige Sekunden in seinem Bann, ehe sich ein neues und dazu sich nicht einmal schlecht anfühlendes Gefühl in ihm breit machte. Verwirrt und mit noch immer rasenden Puls spürte er wie sich etwas warmes und irgendwie wohliges Anfühlendes in seinem inneren ausbreitete, das ihm auf seltsamer Art zu gefallen schien. Irgendwo tief in ihm drin, war da so etwas wie Geborgenheit und Wohlwollen, welches er eindeutig unter ihrer Umarmung verspürte und das war etwas, was ihn in dieser skurrilen Lage einfach nur vollkommen überwältigte wie ebenso irritierte. Wieso hatte sich auf einmal sein Empfinden unter diesen Umständen so sehr verändert? Warum schien ihm offensichtlich dieser nahe Kontakt zu der jungen Frau zu gefallen? Was war es nur, das diese unerklärliche Schwankung in ihm ausgelöst hatte? War es etwa genau das, worüber er schon so viel gelesen und was er mehr als einmal eingehend studiert hatte, um manche so unlogisch erscheinenden Handlungsweisen von Menschen nachvollziehen zu können? Hatte er sich vielleicht tatsächlich in seinen eigenen sonst so logischen Gedankengängen getäuscht gehabt? Konnte es wirklich sein, dass das was er hier gerade so intensive verspürte, tatsächlich das war, was man als Liebe bezeichnete? Eine Emotion so unerklärbar und irrational, das sie ihm in Bezug auf sich selbst einfach nur vollkommen unmöglich erschienen war? Abermals wanderten L´s Gedanken zurück zu seinem Gespräch mit Watari und auch zu der für ihn völlig überraschenden wie ebenso verwirrenden Situation auf dem Balkon vor ein paar Stunden mit Zahra, unterdessen sich ihre sanfte Stimme zurück in seinen Verstand schlich. „Das spürt man einfach…..“ halten ihre Worte wie ein Echo immer und immer wieder in seinem Kopf nach und plötzlich wurde ihm urplötzlich bewusst, was die junge undeutsam Frau mit diesem Kuss eigentlich bezwecken wollte. Es war, als hätte er in diesem Augenblick eine ganz individuelle Lernaufgabe bewältigt, als er endlich den Sinn hinter ihrer Handlung begriff und sofort richtete sich sein Augenmerk wieder auf die schlanke Frau, welche sich noch immer unnachgiebig an seinem Körper schmiegte und inzwischen ihren Kopf in seiner Halsbeuge positioniert hatte. Behutsam hob er seine Arme und legte diese zaghaft wie ebenso vorsichtig um ihren Körper, sodass er nun vollends die gesamte von ihr ausgehende Wärme an seinem eigen spüren konnte. Was ihm im Endeffekt zu dieser Geste bewegte hatte, war L in diesem Moment auch nicht so recht bewusst, aber so verwirrend und fremdartig ihm diese Lage auch vorkam, es fühlte sich trotz allem auf eine schwer zu beschreibende Art und Weise gut an. Nachdenklich stand er einfach nur eine ganze Weile mit Zahra in seinen Armen da und machte sich eingehend Gedanken zu all seinen bisherigen Erlebnissen und die damit zusammenhängenden Regungen in ihm, unterdessen er erneut aufmerksam auf die Empfindungen in seinem inneren lauschte. Wenn es stimmte was er vermutete, dann ließen alle diese Umstände letztendlich doch nur einen einzigen Schluss zu und der wiederum bedeutete, das er sich doch tatsächlich in Zahra verliebt hatte. Aber wie hatte ihm so etwas nur passieren können? Wie konnte man sich verlieben, ohne es zu wollen oder gar zu bemerken? Hatte er es sich selbst schlussendlich einfach nur versucht gehabt auszureden, weil ihm diese Dinge vollkommen unmöglich erschienen? Und vor allem, wie sollte er jetzt mit dieser für ihn absolut neuen Sachlage umgehen? Immerhin hatte er sich mit solchen Dingen bisher niemals auseinander gesetzt gehabt, da ihm so was in Bezug auf sich selbst stets mehr als abwegige erscheinen war. Plötzlich bemerkte L jedoch, wie die junge Frau in seinen Armen schlagartig erschlaffe und festigte instinktiv seinen Griff um ihren Körper, nur um sie dann kurz darauf vorsichtig erneut in ihr Bett zu legen. Eingehend maß er nochmals abschätzend die Person vor ihm, ehe er behutsam die Decke über ihren Körper zog und sich unbewusst ein kleines wenn auch nur kurzes Lächeln auf seine Lippen schlich, bevor sich sein Gesicht wieder zu einer unwilligen Maske verzog und sich umgehend sein logischer Verstand erneut zurück meldete. So sehr er diese außergewöhnliche Situation gerade auch auf eine gewisse Art und Weise genossen hatte, so sehr verärgerten ihn seine ihm nun eindeutig klar gewordenen Gefühle für diese junge Frau auch, denn so etwas wie Schwäche konnte er sich beim besten Willen nicht leisten. Immerhin hatte er einen Fall zu lösen und auch sonst war L stete ohne die verwirrenden und fremdartigen Emotionen in seinem bisherigen Leben ausgekommen gewesen. Auch wenn er es jetzt nicht mehr bestreiten konnte, würde es doch nichts an seinem Leben oder seiner Einstellung zu seiner Arbeit ändern. Jetzt wusste L endlich, was es war das ihn so sehr an Zahra zu fesseln schien und so unlogisch und unwirklich für ihm diese Einsicht auch sein mochte, leugnen konnte er selbst das Unmögliche nicht, so sehr er sich selbst jetzt immer noch wünschte. Dennoch hatte es den Vorteil, dass er seine Gefühle für Zahra nun mit einkalkulieren konnte und somit weiteren unliebsamen Handlungengen damit entgegen wirkte. Bis der Fall beendet war, musste er sich nun mehr oder weniger einfach von ihr fern halten und danach würden sie sich eh niemals mehr wiedersehen. Spätestens dann würden diese unliebsamen Emotionen schon wieder von selbst verschwinden und sein Leben würde endlich wieder ganz normal verlaufen können. Und mit dem Abschluss dieser Gedankengänge, machte L sich nach einem letzten prüfendenden Blick auf die nun erneut friedlich schlafende Zahra zurück auf den Weg ins Hauptzimmer, wo er sich abermals voll und ganz dem Kira-Fall zu widmen begann.
 

Seit dem Abend auf dem Balkon war inzwischen eine gute Woche vergangen und irgendetwas hatte sich ganz eindeutig verändert gehabt, das konnte ich mit jeder Faser meines Körpers spüren. L sprach nur noch das Nötigste mit mir und auch sonst schien der sonst so provokante Detektiv mir gegenüber sehr zurück haltend geworden zu sein, was mich mit jeden Tag mehr und mehr bedrückte. Oft saß ich einfach nur gedankenverloren auf einen der Sofas und dachte zurück an diesen Abend, wobei sich in mir immer mehr die Vermutung verstärkte, das ich mit meiner Aktion wohl doch einen Schritt zu weit gegangen war. Hatte ich ihn mit diesen unbedachten Kuss doch zu sehr verärgert gehabt? Waren nun alle meine vielleicht bestandenen Chancen und Hoffnungen mit einem Schlag dahin? Immer mehr trübe Gedanken schlichen sich in meinen gequälten Verstand und mit jeden neuen Gedankengang, welcher sich zu L und meinen Gefühlen für ihn in mir auftat, wuchs auch der Schmerz in meiner Brust. Egal was ich auch versuchte, dieser sture Detektiv ignorierte mich nach Strich und Faden, aber trotzdem spürte ich seit diesen Tag regelrecht seinen prüfenden Blick auf mir ruhen. Was war nur los mit ihm? Und wie sollte ich diese ganze Sache nur wieder gerade biegen? Mein Herz wurde mit jeden Tag immer schwerer, denn das Gefühl von einer geliebten Person missachtet zu werden, konnten einem unerträgliche Qualen bereiten. Wieder huschten meine Augen hinüber zu dem schwarzhaarigen Detektiv und wie schon so oft trafen sich prompt unsere Blicke, als wäre es irgendein geheimes Signal gewesen. Sofort machte mein Herz einen gewaltigen Hüpfer und auf meinen Lippen legte sich ein sanftes Lächeln, welches allerdings umgehend gleich wieder verschwand, als L sich im selben Moment einfach wieder kommentarlos von mir abwandte. Erneut machte sich ein schmerzhafter Stich in meiner Brust bemerkbar und meine Augen wurden traurig, denn ich verstand einfach nicht warum er mich seither so sehr zu verachten schien. Was war nur so schlimm daran gewesen, das er sich jetzt mir gegenüber so verhielt? So langsam war ich wahrlich mit meinem Latein am Ende, denn es war mir nicht einmal gelungen, in den letzten Tagen auch nur so etwas wie einen kleinen Streit mit ihm provozieren zu können. Es war einfach, als hätten wir wieder bei null angefangen und das nur weil ich ihm einen Kuss auf die Wange gegeben hatte? Das war doch alles absolut lächerlich. Abermals atmete ich tief durch und ein kaum hörbares Seufzen verließ leise meine Lippen, unterdessen ich mich anschließend wieder versuchte auf unseren Fall zu konzentrieren. Immerhin war das der Hauptgrund, warum ich eigentlich der Sonderkommission beigetreten war, das durfte ich schlicht und ergreifend auch nicht vergessen, denn noch immer hatten wir Kira schlussendlich noch immer nicht zu hundert Prozent überführt. Zudem hatte ich so die Möglichkeit, mich von meinen Gedanken zu L abzulenken, auch wenn es nur wenig half. Dieser hingegen hatte sich die letzten Tage eignend darauf konzentriert gehabt, seine eindeutigen Empfindungen für diese junge Frau irgendwie zu ignorieren. Dieser eine Abend hatte ihn zwar letztendlich die Augen geöffnet gehabt und somit viele seiner ihn quälenden Fragen beantworten können, aber damit hatten sich für ihn nur genauso viele neue Probleme ergeben, zu welchen er einfach keine Lösung wusste. Es war für ihn schon fast unerträglich zu wissen, dass ausgerechnet ihm solche unlogischen Dinge wie Liebe wiederfahren konnten und umso mehr verärgerte es ihn zusätzlich noch, das er sich so lange vor dieser offensichtlichen Enträtselung gesperrt hatte, denn nur so war es überhaupt möglich gewesen, das er sich vollkommen unbewusst diesen eine schwachen Moment geleistet hatte. Warum er an diesem Abend ihre Umarmung erwidert hatte, war für ihm selbst noch jetzt ein Mysterium und ließ seine Laune nur weiter in den Keller sinken, aber dennoch konnte er trotz dessen jedes Mal wenn er daran zurück dachte, noch immer diese wohlige Wärme in seinem inneren spüren. Jedoch hatte sich L danach entschlossen gehabt, diesen irrationalen Emotionen keine weiteren Gelegenheiten zu geben, ihn in solche seltsamen Situationen zu bringen und sich nur noch auf den nötigsten Kontakt mit Zahra zu beschränken. Solange er sie ignorierte und sich bewusst von ihr fern hielt, konnten ihm diese unliebsamen Gefühle nicht erneut überrumpeln, was somit auch die Wahrscheinlichkeit gering hielt, das sich diese auf irgendeine Art und Weise nochmals zum ungünstigen veränderten. Natürlich bekam er die eindeutig traurigen wie ebenso verwirrten Blicke der jungen Frau mit, welche ihm immer wieder selbst ein ungutes Gefühl bereiteten und schon nahezu schmerzhaft in seiner Brust protestierten, aber dennoch würde er nicht nachgeben. In seinem Leben und in seinem Beruf, durfte er sich einfach keine Schwächen wie Gefühle oder der gleichen leisten, denn das war etwas was einem ganz schnell gefährlich werden konnte. Irgendwann würden sich auch diese Gefühle für Zahra wieder legen, denn wenn der Fall erst einmal gelöst war, würde er nach England zurückkehren und alles andere wie sonst auch hinter sich lassen. Jedoch konnte er leider nicht verhindern, dass seine schwarzen Augen unbewusst immer wieder die der jungen Frau suchten und somit jedes Mal aufs Neue dieses heillose Chaos in ihm auslösten, welches er doch eigentlich vermeiden wollte.
 

Aufmerksam richtete sich mein Blick hinüber zu den Monitoren, auf welchen die drei inhaftierten Personen zu sehen waren, als ich die besorgt klingende Stimme von L vernahm, welche mich schlagartig zurück aus meinen trüben wie ebenso schmerzhaften Gedanken riss. Neugierig lauschte ich auf das Geschehen und ein sanftes Schmunzeln schlich sich in mein Gesicht, als ich die Worte des schwarzhaarigen Detektives realisierte. Erschein sich tatsächlich Sorgen um das Wohl von Lights Vater zu machen und auch diesem wie ebenso Misa fragte er ganz offensichtlich nach ihrem befinden. Es war schon seltsam, wenn man bedachte das er selbst diese Art von Verhör angeordnet hatte und somit doch ganz genau wissen musste, in welcher Verfassung sich die drei nach so einer Tortur befinden mussten. Dennoch weckte diese Szene mein Interesse und somit erhob ich mich langsam von meinem Platz, ehe ich mich leise hinüber zu den restlichen Ermittler gesellte. Der Anblick des Oberinspektors veranlasste meinen Magen dazu, sich neuerlich krampfhaft zusammen zu ziehen, denn diesem schien die ganze Sachlage wohl am meisten zu schaffen zu machen. Noch immer viel es mir unsagbar schwer so einen gutherzigen Mann in solch einer ausweglosen Lage zusehen, aber er selbst hatte darauf bestanden ebenfalls inhaftiert zu werden. Meine Augen huschten hinüber zu Misa, welche in der Zwischenzeit wenigstens eine Sitzgelegenheit bekommen hatte, ehe mein Blick auf Light selbst, den vermeintlichen Kira fiel. Alle drei sahen mittlerweile wirklich fertig aus und selbst bei jemanden wie Kira verspürte ich in diesem Augenblick so etwas wie Mitleid, denn nach meiner Entführung wusste ich nur zu gut, wie sich Fesseln und augenscheinliche Isolation auf die Psyche auswirken konnten. Allerdings hatten sämtliche Morde seit Lights Inhaftierung schlagartig aufgehört gehabt und somit war schon fast ausnahmslos bewiesen, dass er tatsächlich dieser Kira war. Dennoch drängte sich mir immer weiter die Frage auf, warum er sich dann hatte einsperren lassen? Eigentlich hätte ich erwartet gehabt, dass er irgendwelche Vorkehrungen getroffen hatte, sodass trotz seiner Haft die Morde weiter gehen würden. Jedoch wider Erwarten hatten sie aufgehört und das machte die ganze Geschichte mehr als verdächtig für mich. Weder Light noch Kira würden jemals so etwas Dummes tun und ihr eigenes Todesurteil so leichtfertig unterschreiben. Also was hatte er vor, was ich bisher zu übersehen schien? Plötzlich jedoch ruhten meine blaugrauen Augen ruckartig wie ebenso misstrauisch auf Lights Gesicht, welches sich von einer Minute auf die andere irgendwie zu verändern schien. Und als ich dann seine Worte vernahm, klappte mir vor Unglauben einfach nur fassungslos der Mund runter, unterdessen ich vollkommen perplex auf den Bildschirm starrte. Die gesamte Zeit über hatte Light sich nur mit wenigen Worten zu der ganzen Geschichte geäußert und mit einem Male stritt er vehement alle Anschuldigungen gegen ihn ab und verharrte auf seine Freilassung? Was war denn jetzt bitte schön los? Was hatte das Ganze zu bedeuten? Sogleich setzten sich meine rational logischen Gedankengänge schlagartig wieder in Bewegung und mein Blick klebte regelrecht mehr als skeptisch an den Augen von Light, unterdessen ich aufmerksam das Gespräch zwischen ihm und L verfolgte. Das alles war doch absolut unverständlich. Es war fast so, als hätte man Light einer Gehirnwäsche unterzogen oder von eine Sekunde zur nächsten einfach ausgetauscht. Er widersprach sich selber und das war für jemanden wie ihn mehr als untypisch, sodass mir völlig verwirrt der Kopf zu schwirren begann. Was war gerade passiert? Schon allein das was ich in seinen Augen lesen konnte, ließ mir beinahe das Herz still stehen, denn darin konnte ich nichts mehr von dem lesen, was noch vor eine paar Minuten darin zu erkennen geglaubt hatte. Sie wirkten auf einmal warm und ehrlich, denn auch wenn ich mittlerweile sehr gut wusste, das sich Kira wahrlich gut verstellen konnte, so war in ihnen gerade nichts mehr was mich an diesen erinnerte. Aber wie war das möglich? Wollte Light jetzt einfach nur der Todesstrafe entgehen, indem er behauptete von alle dem nichts gewusst zu haben? Hatte er jetzt vielleicht plötzlich seine Strategie geändert und versuchte nun einen auf unwissend zu machen? Spielte er uns hier tatsächlich so etwas wie eine gespaltene Persönlichkeit vor oder war das, was ich hier gerade in seinen Augen lesen konnte wirklich die Wahrheit? Im Augenblick war ich einfach nur vollkommen verwirrt und versuchte mir das eben Geschehende irgendwie plausibel zu erklären, aber irgendetwas sagte mir schon jetzt, das ich dazu im Moment einfach nicht in der Lage war. Schon mein Bauchgefühl verriet mir, dass diese Person dort auf dem Bildschirm nicht mehr viel mit dem Mörder namens Kira gemein hatte und dass das was er sagte wohl wirklich der Wahrheit entsprach. Nur wie konnte so etwas nur möglich sein? Das war doch absolut unlogisch und ergab doch überhaupt keinen Sinn. Irritiert schweifte mein Augenmerk hinüber zu L, welche in Gedanken versunken und mit dem Daumen an der Lippe auf seinem Sessel hockte, indessen sein Blick auf den nun scheinbar völlig veränderten Light ruhte. Irgendetwas in mir drin, ließ in diesem Moment meine Alarmglocken hell auf schrillen, denn irgendwie wurde ich einfach das ungute Gefühl nicht los, das diese seltsame Veränderung von Light nichts Gutes verheißen konnte.

Aller Anfang ist schwer

Aller Anfang ist schwer
 

Seit Stunden saß ich nun bereits gedankenverloren auf einem der Sofas im Hauptzimmer und starrte unentwegt hinüber zu den leise vor sich hin flackernden Monitoren, welche uns weiterhin ununterbrochen den Blick auf die unter Beobachtung stehenden Personen in ihren kargen Gefängnissen preisgaben. Light hatte sich definitive verändert, nur das Warum und Wieso wollte sich mir einfach nicht erschließen. Irgendetwas war mit ihm passiert, das ich so sehr ich es auch versuchte nicht zu erklären vermochte, denn in seinen Augen war inzwischen nichts mehr von dem zu erkennen, was mir noch vor wenigen Stunden eine unwohle Gänsehaut über den Rücken hatte laufen lassen. Aber wie war das nur möglich? Wie konnte es sein, das man sich von einer Minute auf die Andere so stark veränderte? In meinen Kopf hatte sich derweilen erneut das Chaos der Verwirrung und des Unverständnisses eingenistet, welches meinen logischen Verstand unerbittlich immer weiter zurück in die finsteren Abgründe des Wahnsinns zu treiben schien und meine rationalen Gedankengänge zu der zähflüssigen Masse einer Lavalampe werden ließ. Resigniert und erschöpft massierte ich genervt meine schmerzenden Augenlider, ehe ich mich mit einem kurzen Aufseufzen von meinem Platz erhob und hinüber zum Servierwagen schlenderte, auf welchen neben süßen Snacks und frischen Obst ebenso eine Kanne mit duftenden Kaffee stand, dessen Geruch mir mit jedem Schritt immer verlockender in die Nase stieg. Genüsslich streckte ich zu allererst einmal ausgiebige meine verspannten Muskeln, bevor ich mir anschließend voller Vorfreude eine Tasse von dem braunen Muntermacher gönnte, nur um meinem Blick danach sogleich wieder zurück auf die eingesperrten Personen zu richten. Wie in einer Endlosschleife durchforstete mein Gehirn immer und immer wieder nochmals jeden Winkel und jedes Detail mir aller bekannten Fakten in dem Fall, aber irgendwie schien sich erneut alles nur im Kreis zu drehen ohne das sich mir etwas Neues, wirklich brauchbares eröffnete. Bis vor kurzen hätte ich noch Stein und Bein darauf geschworen, das Light tatsächlich dieser Massenmörder Kira war, doch nun verspürte ich bei seinem Anblick nicht mehr diese mich unterschwellig warnende Mahnung in meinem Bauch. Das ungute Gefühl gegenüber dem jungen Studenten hatte sich nunmehr zu etwas Neuem geformt, das sich jedoch genauso quälend in meine Gedanken fraß und mich einfach nicht mehr los lassen wollte. Ungewissheit, Selbstzweifel und das unergründliche Gefühl, das sich die Gefahr welche durch Kira ausging nur irgendwie verlagert haben könnte, machten mir mit jeder Minute die verging mehr Sorgen. Vorsichtig nahm ich einen Schluck aus meiner Tasse und huschte sodann mit meinen Augen abermals nachdenklich über die flackernden Bilder. Hatte ich doch irgendetwas übersehen gehabt? War da vielleicht irgendein offensichtlicher Fakt, denn ich gerade deswegen außer Acht gelassen hatte und welcher mich nun vor dieses erneute Rätsel stellte? Was wusste ich eigentlich über die beiden Kiras? Sie brachten Straftäter um und wollten dadurch eine neue, gerechtere Welt erschaffen. Nur wie hatten Sie es bloß geschafft, dass niemand etwas davon mitbekam wie sie töteten? Wie war es möglich einen Menschen nur mithilfe von Gesicht und Namen in den sicheren Tod zu schicken? Sollte ich vielleicht doch damit anfangen an übernatürliche Mächte zu glauben? An die Existenz von Shinigamis? Was wäre, wenn Kira selbst nur eine Art Macht war, welche die Menschen nur für seine Zwecke missbrauchte? Würde das eventuell sogar erklären, wieso sich Light von eine Sekunde auf die Andere schlagartig verändert gehabt hatte? War er nur von diesem Kira besessen gewesen und nun, wo er ihm nicht mehr von Nutzen war, war er wieder frei gegeben worden? Wenn dem so wäre, dann hieße es auch das Light auf gewisse Art und Weise sogar unschuldig sein könnte. Jedoch warum sollte er sich dann freiwillig inhaftieren lassen? Was hätte denn diese angenommene Macht davon, außer dass sie sich somit augenscheinlich enttarnte? Sofort schüttelte ich unwillig meinen braunen Haarschopf und schloss missmutig die Augen, indessen ich mich in Gedanken selber einen Narren schimpfte. ` Hör auf dir solch einen Blödsinn zusammen zu fantasieren Mädchen….` folgte auch prompt die Zurechtweisung meines logischen Verstandes. `…Wenn es tatsächlich eine über uns stehende Macht wäre, dann gäbe es die SOKO und auch L mit sehr großer Sicherheit schon längst nicht mehr…….Also bleib in der Realität verstanden…..` erklang erneut meine eigene verärgerte Stimme in meinem Kopf, was mir abermals ein kurzes Kopfschütteln abverlangte. Das war doch alles nur an den Haaren herbeigezogen. Simple hypothetische Überlegungen, welche sich nach eingehender Analysierung als absolut unmöglich herausstellten. Es musste einfach eine andere Lösung dafür geben. Aber sollte wider aller Gesetzte der Natur doch solch ein Wesen existieren, so musste es in seiner Handlungsweise wohl aus einen mir nicht bekannten Grund eingeschränkt sein und den Menschen demzufolge nur als so eine Art Wirt benutzen, sonst würden wir uns wirklich alle schon mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Radieschen von unten ansehen. Wieder blieb mein Augenmerk an Light hängen, derweilen ich mir nochmals eindringlich die seinen forschend besah. Ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen, dass er sich tatsächlich an nichts erinnern konnte. Er war definitive der gesuchte Massenmörder gewesen soviel stand für mich fest, denn seit er in der Zelle saß hatte die Verbrechensserie abrupt aufgehört und alle Fäden in diesem Fall liefen immer wieder aufs Neue bei ihm zusammen. Wieso aber dieses ganze Theater? Warum waren die Morde nicht einfach weiter gegangen? In dem Fall würde man doch viel eher auf seine Unschuld plädieren. Was hatte er vor? Nur egal irgendwie sehr ich mich auch bemühte, ich suchte trotz allem vergebens nach irgendeinem Anhaltspunkt in seinen Augen, welcher diese im Moment Lügen strafte.
 

Mit einem hörbaren Seufzen stellte ich ermattet die halb geleerte Tasse wieder zurück auf den Servierwagen und ließ meinen Blick hinüber zu dem schwarzhaarigen Detektiv gleiten, welcher ebenfalls seit einigen Stunden regungslos auf seinem Sessel hockte und mit seinen dunklen Augen konzentriert die Bilder der Überwachungskameras fixierte. Befand er sich vielleicht auf ganz ähnlichen Gedankenpfaden wie mein verwirrter Verstand es gerade zu tun pflegte? Schon öfter hatte ich schließlich bemerkt gehabt, das unsere Denkweisen sich wohl nicht gerade viel voneinander unterschieden, was mich hin und wieder wahrlich gehörig irritiert hatte. Zu gerne würde ich mich gerade einfach nur mit ihm über diese abstrusen Ideen meines Verstandes austauschen, doch in der letzten Zeit, genau genommen seit einem ganz bestimmten Abend, war er abermals dazu übergegangen gewesen mich vehement ganz gekonnt zu ignorieren und besprach wirklich nur noch das Allernötigste mit mir. Ja er hatte mich schon des einen oder das anderen Mals mit nachdrücklicher Nichtbeachtung gestraft gehabt, nur dieses Mal war es irgendwie anders. Eigentlich brachte mich genau dieses Verhalten an ihm immer zur Weißglut und sorgte dafür, dass ich meine kontrollierte und selbstsichere Art nahezu vergaß, jedoch spürte ich davon zurzeit nur einen Bruchteil in mir. Klar machte es mich sauer, vor allem da mir der Sinn seines Verhaltens mehr als kindisch vor kam, dennoch je länger sein verbohrtes Schweigen mir gegenüber anhielt, desto mehr machte sich eine beklemmende Enge in meinem Brustkorb breit. Mit dem bewusstwerden und dem annehmen der eindeutigen Tatsache, dass ich mich in diesen sturen Kerl verliebt hatte, mischte sich nun jedes Mal ein neues Element dem Ärger hinzu, welchen ich bei solchen Aktionen ihm gegenüber empfand. Es verletzte mich irgendwie und so sehr ich auch versuchte diesen Schmerz zu unterdrücken, es gelang mir einfach nicht. Ich vermisste unsere kleinen Dispute und die Provokationen, welche schon zu so einer Art täglichen Brauch geworden waren und die mir trotz alledem schon so oft den letzten Nerv geraubt hatten. Es war irgendwie so etwas wie ein Stückchen verrückte Normalität, welche sich dadurch in mein so durcheinander geratenes Leben eingeschlichen hatte und letztendlich auch mein Herz hatte höher schlagen lassen. Auch wenn ich wusste wie sehr ihn körperliche Nähe zu missfallen schien, so war seine Reaktion auf meinen harmlosen Kuss doch wahrlich ein wenig übertrieben. Ich hatte es langsam wirklich satt, dass er jeden meiner Versöhnungsversuche in den Wind schlug und sich weiterhin in dieses unangenehme Schweigen hüllte, denn schließlich waren wir doch keine kleinen Kinder mehr. Nicht nur das es mir immer und immer wieder einen schmerzhaften Stich versetzte, nein, es behinderte auch in einem nicht zu verachtenden Maße unsere Ermittlungen. Selbst wenn ich mit meinem letzten Schritt vielleicht zu weit gegangen sein sollte, das unsere gemeinsame Arbeit darunter litt konnte doch selbst ihm nicht entgehen. Entschlossen atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich mich zielstrebig in seine Richtung bewegte und mich provokant direkt vor ihm aufbaute. „Also schön Ryuzaki…..So langsam habe ich echt genug von diesem ständigen Anschweigen…..Es tut mir ja leid, wenn ich irgendetwas getan habe, was dir missfallen hat…… aber du kannst dich nicht die ganze Zeit über in dein Schneckenhaus zurück ziehen……“ begann ich ernst auf den mir nun ziemlich unwillig dreinblickenden Detektive einzureden, welcher nicht gerade erfreut über die plötzliche Unterbrechung seiner Gedankengänge zu sein schien. Verstimmt richtete sich L´s Blick hinauf in das herausfordernde Geschichte der jungen Frau, welche sich völlig unerwartet in sein Sichtfeld geschoben hatte und ihn somit in seinen Überlegungen zu Light abrupt stoppte. Natürlich hatte er bemerkt gehabt das sich Zahra hinter seinem Rücken in Bewegung gesetzt hatte, jedoch hatte er gehofft das Sie aus einem anderen Grund als diesen eindeutig in seine Richtung steuerte, denn auf eine gepflegte Unterhaltung mit dieser Person stand ihm gerade überhaupt nicht der Sinn. „War das alles?“ folgte auch prompt emotionslos aus seinem Mund, unterdessen er Zahra misstrauisch beäugte. Sofort zuckte meine Augenbraue bedrohlich nach oben und erneut machte sich spürbar diese bedrückende Enge in meiner Brust breit, als ich seine Worte vernahm. Was sollte das den werden? Konnte er mir denn nicht einmal eine vernünftige Antwort auf meine Frage geben und dieses sinnlose Spielchen einfach sein lassen? Wollte er etwa allen Ernstes dieses Spiel bis zum Ende der Ermittlungen vorführen? Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Beruhigend schloss ich die Augen und holte nochmals tief Luft, denn erneut spürte ich wie der Ärger über seine Worte in mir aufzusteigen begann, aber wenn ich jetzt erneut einen Streit vom Zaun brechen würde käme ich erst recht nicht weiter bei ihm. „Jetzt hör aber mal auf…..Du benimmst dich wirklich wie ein bockiges Kind L……..Hast du etwa schon vergessen, dass wir hier einen Fall zu lösen haben?......Wie sollen wir zusammen arbeiten, wenn du dich weigerst mehr als nur zwei Worte mit mir zu wechseln?......Ich habe mich doch schon bereits mehrmals bei dir Entschuldigt, also was um alles in der Welt erwartetes du denn noch von mir?........Wo liegt bitteschön dein Problem?“ entkam es nun wesentlich versöhnlicher aus meinem Mund, indessen ich ihm abwartend in seine zwei schwarzen Seen schaute und unterdessen die Hände nachdrücklich in die Hüften stemmte. Inzwischen kam ich mir wahrlich schon ziemlich dumm vor, denn ich wusste einfach nicht mehr weiter und hatte das Gefühl mich ständig nur im Kreis zu drehen. Abermals hörte sich der schwarzhaarige Detektiv konzentriert jedes ihrer gesprochenen Wörter an und er selbst wusste nur zu gut, wie Recht sie damit hatte, denn für ihre Ermittlungen im Fall Kira war diese Verschwiegenheit wahrlich nicht dienlich. Zahra hatte in dem letzten Tage tatsächlich mehrmals versucht gehabt, den abgerissenen Kontakt zwischen ihnen irgendwie wieder zu flicken, aber er hatte dieses Bemühen ganz bewusst mit jeden Mal erneut unterbunden gehabt. Die Nähe zu dieser Frau tat ihm absolut nicht gut und vernebelte ihm auf ihre ganz eigene Weise immer und immer wieder seinen sonst so scharfen Verstand, was ihm schon bereits seit Beginn ihrer Zusammenarbeit mehr als sauer aufgestoßen war. Seit diesem einen Abend allerdings hatte sich für L jedoch alles verändert und noch immer wusste er nicht wie er damit richtig umzugehen hatte, sodass ihm ein anderer Ausweg im Augenblick nahezu unmöglich schien. Selbst jetzt nach nur ein paar wenigen gesprochen Sätzen mit dieser undurchschaubaren jungen Frau meldeten sich in seinem Innersten abermals diese eindeutigen und für ihn doch so fremdartigen Gefühle wieder zurück, wodurch seine Laune nochmals ein ganzen Stück nach Unten rutschte. Er wollte nur noch, dass es endlich aufhörte. „ Wo mein Problem liegt?.....Du Zahra bist mein Problem und zwar seit ich dich in die Sonderkommission aufgenommen habe……Einen Fehler, denn ich niemals hätte begehen dürfen….“ Erklang auch schon dunkel aus seinem Mund, indessen er ihr unerbittlich finster in ihre blaugrauen Augen starrte und sogleich deutlich erkennen konnte, wie sich etwas in ihnen veränderte. Mein Herz setzte zur selben Zeit aus, als ich seine Worte vernahm und die Welt um mich herum schien im selben Augenblick einfach nur zu zerbrechen, sodass ich für eine gefühlte Ewigkeit nur wortlos in seine mich düster fixierenden Augen blicken konnte. Immer und immer wieder hallten die Sätze in meinen Gedanken nach, wie ein Echo das sich nur quälend langsam wieder aufzulösen schien. Hatte ich das gerade wirklich richtig verstanden? Sah er mich wahrlich nur als einen Fehler, ein Problem das man irgendwie beseitigen musste? War das tatsächlich sein voller Ernst? Die Achterbahn in meinem Kopf nahm mit jeden einhergehenden Gedankengang nochmals an Geschwindigkeit zu, sodass ich irgendwann aus dieser einfach hinauskatapultiert werden würde, wenn ich nicht schnell irgendetwas dagegen unternahm. Wenige Minuten wurden für mich zu unerträglichen Stunden, in denen sich ein wahrer Regenbogen aus Gefühlen in meinen Inneren auszudehnen begann, bevor sich der erschütternde Pein in meinem Herzen explosionsartig in alle Teile meines Körpers ausbreitete und zu einem neuen Gefühl zusammensetzte. Wut und diese spiegelte sich nun auch ganz deutlich in meinen Augen wieder, denn seine Worte hatten mich wirklich hart getroffen. „Vollidiot…“ war alles, was ich in diesem Augenblick bitter zwischen meine zusammengepressten Lippen hervorbrachte, ehe ich mich auf dem Absatz umdrehte und zusammen mit meinem Hund stinksauer und gekränkt das Hotelzimmer Hals über Kopf verließ. L hingegen beobachtete seelenruhig die sich veränderten Gesichtsspiegelungen der jungen Frau, bevor diese ziemlich verärgert lautstark aus dem Zimmer verschwand und er allein darin zurück blieb. Auch wenn er im Moment das erreicht hatte was er eigentlich wollte, so hinterließ dieser Sieg bei ihm jedoch nicht die gewünschte Erleichterung welche er ursprünglich erwartet hatte. Im Gegenteil, denn es schlich sich bei ihm immer mehr und mehr der Gedanke ein, gerade einen Fehler begangen zu haben, sodass er abermals nachdenklich den Daumen an die Lippe legte und irritiert die geschlossene Tür des Hotelzimmers fixierte.
 

Gedankenversunken und mit wild klopfenden Herzen rannte ich blindlings durch die Straßen von Tokio, unterdessen mir Choco stillschweigend folgte. Ich wollte nur noch weg. Weg von dem Hotel, weg von L und weg von meinen Gefühlen. Alles in mir schrie in dem Chaos aus Wut, Schmerz und Enttäuschung, welches mich nur unaufhörlich immer weiter hinab in die tiefen Schwärzen meiner Gedanken zog. Unermüdlich trugen mich meine Beine immer weiter fort, währenddessen ich meine vor Sauerstoffentzug protestierenden Lungen einfach ignorierte und das schmerzlich schlagende Herz in meiner Brust nur somit noch weiter anheizte. Es war mir gerade alles nur egal, denn mein Verstand hatte sich in die hintersten Ecke meines Kopfes vergraben und weigerte sich vehement seinen Aufenthaltsort preis zugeben. Die Wut in mir und der Ärger über mich selbst hatte vollkommen die Kontrolle über meinen Körper übernommen und lenkte mich wie eine Puppe, die sich willenlos in ihr Schicksal ergab. Ein unerwarteter stechender Ruck ging augenblicklich durch meinen Körper, als sich meine außer Kontrolle geratenen Beine in der Wurzel eines Baums verfingen und ich kurz darauf mit gequält verzehrtem Gesicht die harte Bekanntschaft des Parkbodens machte, wo ich vorerst wortlos liegen blieb. Ermattend hörte ich auf das rauschende Blut in meinen Ohren und denen mich marternden Argumenten meines Körpers, welcher die ihm zugemuteten Überbelastung einfach nur müde war. Ein leises Winseln und das feuchte an stupsen einer kühlen Nase in meinem Gesicht holte mich langsam wieder zurück aus meinen träge wegdämmernden Verstand, sodass ich mich nach wenigen Minuten blinzelnd endlich wieder in eine senkrechte Position bewegte und ich meine sich überschlagenden Gedanken krampfhaft unterdessen zur Ruhe zu zwingen versuchte. Sachte schweifte mein Blick zu dem mich noch immer umrundenden Choco und ein sanftes Lächeln legte sich traurig auf meine Lippen, als ich meinen kleinen Freund schutzsuchend in meine Arme zog. Wenigstens ihn hatte ich noch und auch wenn er nur ein Hund war, so gab er mir zu mindestens gerade jetzt das Gefühl nicht allein zu sein. Denn das war es, was ich im Moment am allermeisten verspürte. Einsamkeit. Erneut schlichen sich meine Erinnerungen zurück zu L und die eben durchlebte Situation im Hotelzimmer, was abermals diese unbändige Wut und Traurigkeit in mir wach rief, die meinen Geist wie ein kriechendes Gift nach und nach erneut zu lähmen begannen. Sogleich bemerkte ich missmutig, wie meine Augen zu brennen anfingen und vergrub meine zitternden Hände noch ein gutes Stück weiter in das warme und weiche Fell von Choco, unterdessen ich krampfhaft gegen dir in mir aufsteigenden Tränen anzukämpfen versuchte. Nein, ich wollte nicht weinen. Das wäre nur eine noch größere Niederlage für mich, als die welche ich eh schon durch L erlitten hatte und ich war doch stark. Seit wann kümmerte es mich, was andere Menschen von mir dachten? Ich wollte einfach nicht so schwach sein und das alles nur weil mir dieser dämliche Detektiv ein paar Worte an den Kopf geknallt hatte. Es konnte mir doch eigentlich vollkommen egal sein, wie er über mich dachte oder? Warum also trafen mich seine Worte dann nur so sehr? Nur weil ich mich in ihn verliebt hatte? Ein verächtlicher Laut verließ meine bis eben noch so unerbittlich hart zusammengepressten Lippen, währenddessen ich erneut versuchte die salzigen Perlen meiner Trauer aus meinen Augen zu verbannen. Das war doch absolut lächerlich. So oft war ich nun schon unglücklich verliebt gewesen und ja so etwas konnte wahrlich sehr schmerzhaft sein, aber deswegen war ich doch noch niemals so ausgetickt. Was war nur eigentlich los mit mir? Normalerweise hätte ich jeden der mir in so einer Art und Weise Unrecht getan hätte, gehörig die Meinung gegeigt. Warum also hatte ich gerade nichts weiter tun können, als mein Heil in der Flucht zu suchen? Ein erneutes Winseln holte mich zurück aus meinen mich quälenden schwarzen Gedanken, sodass ich mein Augenmerk nachdenklich hinunter zu den auf meinem Schoss sitzenden Hund legte. Liebevoll tätschelte ich über seinen Kopf und vernahm kurz darauf ein lautes Grollen, welches mich überrascht hinauf in den Himmel blicken ließ. Kurz darauf spürte ich auch schon das kühle prasselnde Nass auf meiner Haut, welches sich von Minute zu Minute in eine wahre Sintflut zu verwandeln schien und mich bald darauf auch schon gänzlich durchweicht hatte. Langsam schloss ich meine Augen und genoss einfach nur das frische belebende Wasser, in welches sich trotz aller Mühe bereits wenig später das brennende Gefühl meiner heißen Tränen auf meinem Gesicht mischte. Der Himmel weinte und in dem Meer seiner Tränen würden meine einfach nur ungehört untergehen. Niemand würde es jemals merken, denn der Regen verwischte die salzigen Spuren auf meiner Haut und würde damit auch meine mich übermannende Traurigkeit ungesehen verstummen lassen. Grübelnd und klitschnass saß ich nun zusammen mit meinem Hund auf der Wiese des menschenleeren Parks und beobachtete stillschweigend das sich abwechselnde Spiel des Gewitters über mir. Lautlos ließ ich den Schmerz in meinem Herzen freien Lauf, unterdessen ich noch immer darüber nachsann, weshalb das alles gerade mir passierte. Lina war aus meinem Leben verschwunden und seitdem hatte ich das Gefühl, das mein gesamtes Dasein komplett aus den Fugen geraten war. Kein Tag war wie der Vorherige und seit meinem ersten Aufeinandertreffen mit L schien sich rein Garnichts mehr um mich herum auf logischen oder rationalen Bahnen zu bewegen. Wieso musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben? Jegliche Erinnerungen mit ihm waren von Provokation, Eskalation und dem entgleiten meiner früher so unumstößlichen Selbstkontrolle durchsetzt, was mir Seiten aufgezeigt hatte, die ich an mir selbst niemals vermutet hätte. War ich vielleicht wirklich einfach nur einsam gewesen? Dieses Ganze Verhalten passte doch überhaupt nicht mehr zu mir. Früher war ich doch auch stets ruhig, besonnen und immer darauf bedacht gewesen meine Gefühle und Gedanken vor allen Menschen zu verbergen, denn nur so konnte man nicht verletzt werden. Aber seit Lina in meinem Leben aufgetaucht war, hatte ich mehr und mehr meine Fassade fallen gelassen und vielleicht war genau das ein Grund dafür, warum mich seine Worte vorhin so sehr gekränkt hatten. Je länger ich mit L Zeit verbracht hatte, umso mehr hatte ich ihn ein Stück weit hinter meine Mauer aus Selbstschutz blicken lassen und ihm letztendlich vertraut. War das eventuell sogar mein Fehler gewesen? Nachdenklich strich ich fürsorglich durch das nasse Fell meines Hundes, ehe ich durch eine mir bekannte Stimme plötzlich aus meinen immer dunkler werdenden Gedankengängen gerissen wurde und überrascht in das Gesicht eines mir wohlvertrauten Mannes starrte.
 

In der Zwischenzeit hockte L noch immer grübelnd auf seinem Sessel und versuchte vergeblich das schlechte Gefühl in seiner Brust, welches ihn seit Zahras verschwinden immer weiter quälte zu verdrängen. Hatte er wirklich einen Fehler gemacht? War er vielleicht doch zu weit gegangen? Allerdings hatte er doch nur die Wahrheit ausgesprochen. Wieso also bereitete ihm dieser Umstand jetzt plötzlich schon beinahe körperliche Schmerzen? Missmutig fixierte er abermals die Zimmertür des Hotels, hinter welcher die junge Frau vorhin Hals über Kopf verschwunden war und erneut erschien ihr Gesicht vor seinem inneren Auge, sodass sich wiederholt ein merkliches ziehen in seiner Brust abzuzeichnen begann. L wollte doch eigentlich nur das dieses ganze befremdliche emotionale Chaos in ihm endlich wieder aufhörte, aber irgendwie nahm dieses mit jeden vergehenden Tag nur noch weiter zu, wie er übellaunig feststellen musste. Er war schlicht und ergreifend sauer auf sich selbst. Sich und seine durcheinander geratenden wie ebenso irrationalen Gefühle für diese unberechenbare sture junge Frau, welche ihm seit ihrer ersten Begegnung ein Rätsel nach dem anderen aufgegeben hatte. Noch immer konnte er sie nicht durchschauen, aber inzwischen war das bei weitem nicht mehr sein größtes ihn quälendes Problem. Nein, viel schlimmer für ihn war nunmehr die Tatsache, dass er selbst doch wahrlich einer so unlogischen Emotion wie der Liebe unterlegen war und das Ganze auch noch viel zu spät bemerkt hatte. Wie hatte ihm eigentlich nur so etwas passieren können? Was hatte Zahra nur an sich, dass sie es schaffte solche Seiten in ihm wach zurufen und ihn damit aus seiner sonst so aufgeräumten und rationalen Welt zu reißen? Ihre Anwesenheit hatte ihn anfangs einfach nur verwirrt, aber nach und nach musste er sich eingestehen, dass er selbst ständig die Nähe von ihr gesucht hatte. Diese kleinen Plänkeleien und Provokationen hatten ihm doch irgendwie mehr und mehr zugesagt gehabt und auch ihre Unberechenbarkeit hatte auf ihn wohl einen gewissen Reiz ausgeübt. Immerhin war Zahra die erste Person in seinem Leben gewesen, welche sich ihm in kleinster Weise unterworfen hat und welche er nicht mit ein paar wenigen gezielten Sätzen wie eine Schachfigur über sein Spielbrett bewegen konnte. Waren es etwa genau diese Dinge, welche ihn dazu verleitet hatte, so etwas wie Liebe für sie zu empfinden? Unwillig schüttelte dieser sogleich seinen schwarzen Haarschopf und klaubte sich anschließend ein paar Süßigkeiten von dem neben ihm stehenden Servierwagen, welche er sogleich konzentriert aufeinanderzustapeln begann. Warum nur suchten ihn plötzlich solche Gefühle wie Sorge, Eifersucht und Liebe heim? Sein ganzes Leben lang hatte ihm die emotionalen Seiten der Menschen doch auch nichts ausgemacht oder ihn in irgendeiner Art und Weise gar dazu verleitet, sich selbst mit solchen in Verbindung zu bringen. L hatte nie etwas dergleichen auch nur ansatzweise Vermisst oder es sich in irgendeiner Form herbeigesehnt gehabt, denn Gefühle gründeten nun einmal nicht auf wissenschaftlichen Fakten die man analysieren und erklären konnte. Sie ergaben für ihn letztendlich keinen in sich schlüssigen Zusammenhang, mit welchen er einen genau festgelegten Verlaufsplan erstellen konnte und wurden somit schlicht weg nur als unnötig oder gar gefährlich von ihm eingestuft. Zwangsweise hatte er sich wohl oder übel durch seine Arbeit mit diesem irrationalen Sachgebiet auseinandersetzten müssen, ja, allerdings ergab sich für ihn aus diesen Erfahrungen nur eine unumstößliche Schlussfolgerung und diese besagte, das Emotionen das logische Denken nachhaltig beeinflussten. Schon alleine deswegen war ihm bereits das in Erwägung ziehen solch eines Erlebnisses in Bezug auf sich selbst ein Dorn im Auge. Warum konnte er diese befremdlichen Empfindungen denn nur nicht einfach ignorieren oder gänzlich ausschalten? Selbst das Ignorieren von Zahra fiel ihm von Tag zu Tag sichtlich schwerer und immer wieder hatte er sich selbst dabei erwischt, wie er diese minutenlang völlig unbewusst mit seinem Blick gefangen gehalten hatte. Erneut tauchten in seinen Erinnerungen die ihn so verstimmenden Erlebnisse mit dieser jungen Frau auf und abermals legte sich wie von selbst seine Hand an seine Wange, welche Zahra mit ihren Lippen so überraschend flüchtig berührt hatte und sogleich schlich sich neuerlich diese unbekannte wenn auch irgendwie angenehme Wärme in sein Herz. Perplex und verärgert besah er sich umgehend seine anscheinend ein Eigenleben entwickelnde Hand und erhob sich anschließend unwillig von seinem Platz, bevor er sich zum Fenster begab wo er seinen Blick missmutig über die Dächer von Tokio schweifen ließ. Wie schon so häufig wenn er die Augen schloss, konnte L wieder die wohlige Wärme von Zahras Körper in seinen Armen spüren und auch das sanfte kribbeln ließ nicht lange auf sich warten, was ihn erneut sichtlich verstimmte. Aus welchem Grund nur fühlten sich diese Erfahrungen mit ihr auch noch auf eine beunruhigende Art gut an? Wieso nur schien ihm dieses Gefühl der Liebe mehr und mehr zuzusagen, obwohl er doch alles in seiner Macht stehende tat, um genau das Gegenteil zu erzeugen? Er konnte einfach nicht verstehen, warum ihn Zahra in gewisser Weise regelrecht anzog und er sich dadurch zu Aktionen hinreißen ließ, welche er selber niemals für möglich gehalten hatte. Handlungen, die für ihn nahezu befremdliche Züge annahmen und ihm doch irgendwie zu gefallen schien. Was sollte er also anderes tun, als sich von dieser Person so gut es eben ging fernzuhalten bis der Fall Kira gelöst war und er endlich aus ihrer verwirrenden Nähe entfliehen konnte?
 

Seine Augen fixierten reflexartig die Tür, als sich an dieser durch ein kurzes bittendes Klopfen Besuch ankündigte und L somit schlagartig aus seinen Grübeleien zu Zahra gerissen wurde. Einen Moment war es still, ehe sich diese beinahe lautlos zu öffnen begann und den Blick auf seinen treuen Gehilfen Watari frei gab, welcher sich sogleich daran machte den Servierwagen mit dem benutzten Geschirr zu bestücken. Irritiert besah sich Watari den Raum, denn ihm war sofort aufgefallen das hier irgendetwas nicht stimmte und er brauchte auch nicht lange, um diese Unstimmigkeit genauestens zu definieren. „Sagen Sie Ryuzaki….Wo ist eigentlich Zahra?.....Es ist äußerst ungewöhnlich, dass sie einfach so verschwindet….. und das auch noch ohne eines der Schokotörtchen angerührt zu haben……..Ist vielleicht irgendetwas Vorgefallen?“ wandte sich der besorgte ältere Herr nun umgehend an seinen Schützling, denn inzwischen kannte er die junge Frau und ihre Vorlieben nur zu gut, um bei solch einer Sachlage nicht hellhörig zu werden. Watari hatte bereits gemerkt, dass das Verhältnis zwischen L und Zahra abermals seit einiger Zeit angespannt war und er wusste nur zu gut, wie stur beide Parteien sein konnten, denn weder Sie noch Er würden sich jemals einen Fehler eingestehen. L musterte unterdessen stillschweigend seinen fragend dreinblickenden Assistenten und irgendwie schwante ihm schon, dass dieser sich nicht mit einer belanglosen Antwort zufrieden geben würde, denn immerhin schien der alte Mann Zahra wirklich ins Herz geschlossen zu haben. Dennoch hatte er gerade jetzt am aller wenigsten Lust darauf, sich auch noch mit diesem über sein ohnehin schon leidiges Problem namens Zahra auseinanderzusetzen. „Ich habe ihr gesagt, dass ich sie niemals hätte in die Sonderkommission aufnehmen dürfen.“ Folgte somit wahrheitsgetreu tonlos von diesem, währenddessen er sich erneut missmutig auf seinen Sessel niederließ und eingehend die Reaktionen seines Gegenüber zu studieren begann. In dessen Gesicht spiegelten sich beim Vernehmen der Worte sämtliche Fassetten von Unglauben, über Fassungslosigkeit bis hin zum eindeutigen Ärger über die unangebrachte Äußerung des jungen Detektives. „Sie haben Ihr damit großes Unrecht getan und das wissen sie auch L. Zahra ist eine sehr kluge und äußerst fähige Ermittlerin. So etwas hätten sie nicht sagen dürfen.“ Kam auch prompt mahnend die entsprechende Zurechtweisung von Watari, was ihm lediglich einen nicht gerade freundlichen Blick von seinem Gegenüber bescherte. „Kann es nicht eher sein, das Sie angefangen haben eine gewisse Sympathie für diese junge Frau zu entwickeln und Zahra deshalb bewusst Unrecht tun?“ warf dieser nach einer wiederholten eingehenden Musterung seines Schützlings lauernd ein, was dieser jedoch umgehend ärgerlich mit einer scharfen Ermahnung kommentierte. „Sie übertreten bei weiten ihre Befugnisse Watari.“ Gab dieser sogleich dunkel zur Antwort, unterdessen er seinen Assistenten mit einen ebenso finsteren Blick strafte. Der ältere Herr jedoch ließ sich nicht wirklich beirren, denn auch wenn er stets auf die Bedürfnisse des schwarzhaarigen Detektives achtete, so war er selbst in seinem Alter noch lange nicht blind. Zudem kannte er den jungen sturen Mann vor sich nun inzwischen schon zu lange, um nicht zu bemerken wenn diesen irgendetwas wirklich beschäftigte. Manchmal brauchten selbst die klügsten Menschen einen Stoß in die richtige Richtung, vor allem wenn sie so stur und uneinsichtig waren wie L. „…Ich bitte vielmals um Verzeihung…“ ließ dieser daher umgehend versöhnlich verlauten, bevor er sich den Servierwagen schnappte und auf den Weg aus dem Hotelzimmer machte. Jedoch kurz bevor er gänzlich aus der Tür verschwunden war, wandte er sich entschlossen nochmals an den nun abermals verstimmt dreinblickenden L „Wissen Sie…..Ich bin der Meinung Zahra tut ihnen wirklich gut und das L beruht Gegenseitigkeit…....vertrauen Sie einem alten Herrn….“ Verließ abschließend mit einem sanften Schmunzeln die Lippen von Watari und er hoffte inständig, das sein Schützling die darin versteckte Botschaft doch noch irgendwie verstand, ehe er kurz darauf leise die Tür des Zimmers ins Schloss zog und einen vollkommen verwirrten wie ebenso missgelaunten Detektiv darin zurück ließ, welcher erneut grübelnd seinen Daumen an die Lippe legte.

Diebesgut

Diebesgut
 

Überrascht richtete sich mein Blick blinzelnd auf die Person vor mir, welche mich so plötzlich aus meinen immer dunkler werdenden Gedankengängen gerissen hatte und versuchte im selben Augenblick die deutlich sichtbaren Spuren meiner Traurigkeit irgendwie aus meinem Gesicht zu verbannen. Ich wollte einfach nicht dass mich irgendjemand in so einer Verfassung sah, denn wie es um die Fassade der immer freundlichen wirkenden Zahra tatsächlich bestellt war, sollte niemand jemals erfahren. Es machte mich schlicht und ergreifend auf einer Ebene angreifbar, auf welcher ich mich nicht mit Worten oder körperlichen Argumenten verteidigen konnte, sondern ich stattdessen meinem Gegenüber schutzlos ausgeliefert war und das bedeute für mich eine unkalkulierbare Schwachstelle meiner selbst. Das Gefühl schwach zu sein, war für mich seit jeher einfach nur unerträglich und genau das war es gerade, was sich im Moment so unerbittlich schwer immer stärker in meinem Inneren abzuzeichnen begann. In meinem gesamten Leben hatte es bisher stets nur einen Menschen gegeben, dem ich es aus freien Stücken und gänzlich ohne Scham gestattet hatte, genau diesen Teil meines Ichs zu Gesicht zu bekommen, welchen ich seit meiner Kindheit vehement zu verstecken versuchte. Denn Teil meiner Persönlichkeit, der mich schon in so vielen Stunden immer wieder heimgesucht und welchen ich schon so oft verflucht hatte. Tief in meinem Herzen war ich stets Einsam gewesen und hatte mich jedoch immer öfters dabei erwischt, wie ich mich selbst nach einem mir bedingungslos vertrauenden Menschen gesehnt hatte, dem auch ich dieses gleich tun konnte. Einen Menschen der mich so akzeptierte wie ich wirklich war und bei welchen ich mich in keinster Weise zu verstecken oder zu verstellen brauchte. In Lina hatte ich genau so eine Person gefunden gehabt, wofür ich ihr heute wirklich mehr als dankbar war, denn sie hatte mir in solch einem Augenblick nicht das Gefühl von Schwäche gegeben, sondern nahm mir sogar etwas von diesen trüben Gedanken, sodass es mir jedes Mal sogleich etwas leichter ums Herz geworden war. Durch Lina hatte ich gelernt was es hieß füreinander da zu sein und mit einem anderen Menschen eine Last zu teilen, nur seitdem sie aus meiner Welt wieder verschwunden war, nahm diese mich erdrückende Einsamkeit erneut mehr und mehr Raum in meinem Herzen ein. Hatte ich mich deshalb vielleicht sogar auf solche Art und Weise auf L eingelassen, weil ich erhoffte in ihm erneut so eine Person zu finden? War es eventuell doch diese unbestreitbare Angst vor dem neuerlichen Alleinsein, welche mich dazu gebracht hatte, mich ihm gegenüber bis zu einem gewissen Punkt hin sogar zu öffnen? Hinterließen Linas Einflüsse auf mich noch immer eine so große Wirkung auf mein Leben? Wieder schweiften meine Gedanken immer weiter hinab in die finsteren Welten meines Verstandes und ein sachtes Lächeln schlich sich das erste Mal seit Stunden auf meine Lippen, als ich so darüber nachsann, bis mich abermals diese vertraute Stimme zurück in die Realität holte und ich erneut verwirrt zu dessen Verursacher hinauf sah.
 

„Hey Zahra….Was machen Sie den hier bei diesem Mistwetter?......Sie sind ja vollkommen durchnässt…… Ist irgendetwas passiert?..“ versuchte dieser nun erneut die junge Frau aus ihren scheinbar wolkenverhangenen Gedanken zurück zu holen, nachdem sein erster Versuch ein Gespräch mit dieser einzugehen gründlich gescheitert war. Für einige Sekunden ruhten meine perplex wie ebenso irritiert dreinblickenden Augen stillschweigend auf das beunruhigt und fragend dreinschauende Gesicht meines Gegenübers, ehe sich endlich quälend langsam mein bereits begraben geglaubter rationaler Verstand schlagartig zurückmeldete und ich schlussendlich doch noch meine Stimme wieder fand. „Matsuda…..Was um alles in der Welt suche Sie den hier?.....Sollten Sie nicht eigentlich bereits längst schon wieder im Hotel sein?“ entkam es nun ein wenig verwirrt aus meinem Mund, unterdessen sich mein Blick ein wenig verwundert auf das schwarze schützende etwas über mir richtete. Dieses stellte sich nach eingehender Betrachtung als ein einfacher Regenschirm heraus, welcher nicht nur das feuchte Nass unerbittlich von meinem Körper fern hielt, sondern zu meinem Bedauern mir auch ebenso die Sicht auf das naturelle Schauspiel am Himmel nahm. „Nun ja…..Da ich hier in der Nähe wohne, nehme ich öfters mal den Weg durch diesen Park…… Es lenkt einen ein wenig von den unschönen täglichen Dingen ab, die ich durch die Arbeit leider viel zu häufig zu Gesicht bekomme…“ folgte sogleich erklärend von diesem, indessen er sich ein wenig unbeholfen am Kopf zu kratzten begann, bevor seine Augen erneut wieder diesen besorgten Ausdruck annahmen. „Aber was machen sie hier Zahra und das noch dazu ganz ohne Schirm?......Sie holen sich hier noch den Tod, wenn sie weiterhin so schutzlos im Regen sitzen.“ Warf dieser anschließend unruhig hinterer und streichelte währenddessen den ebenfalls durchgeweichten Hund freundlich über den Kopf, welcher sich schwanzwedelnd über die Aufmerksamkeit des jungen Polizisten zu freuen schien. Nachdenklich beobachtet ich schmunzelnd die sich abspielende Szene zwischen Choco und Matsuda, den ihn schien der Kleine tatsächlich irgendwie zu mögen und das beruhte meines Erachtens wohl auf eindeutiger Gegenseitigkeit. Doch kurz darauf verschwand dieses auch schon wieder von meinem Gesicht und abermals begann sich die so perfekt einstudierte Maske auf diesem auszubreiten, unterdessen ich mir einmal mit meinen Händen unwillig über dieses und durch meine tropfnassen Haare fuhr und sodann mein Augenmerk erneut auf den jungen Polizisten richtete. „Eigentlich nichts Besonderes…….Ich musste nur mal wieder raus und dann zog das Gewitter auf……Dieses schöne und doch so zerstörerische Wetter hat mich bereits als Kind schon immer fasziniert gehabt wissen sie……“ meinte ich freundlich und schenkte ihm noch zusätzlich ein unterstützendes Lächeln, bevor auch ich meinem Hund liebevoll über das nasse braune Fell strich. Matsuda besah sich irritiert die nun wieder altvertrauten Spiegelungen auf dem Gesicht der jungen Frau und fragte sich indessen, was sie eigentlich wirklich zu beschäftigen schien, denn irgendwie wollte er ihr nicht ganz abkaufen, das Zahra nur einen kleinen Spaziergang unternommen hatte. Als er die junge Frau vorhin so ganz alleine auf der Wiese im strömenden Regen sitzend entdeckte, hatte diese einen eindeutig traurigen Eindruck auf ihn gemacht und so sehr konnte doch selbst er sich nicht täuschen. „Sind sie sicher Zahra?.....Ich meine…..Verstehen Sie mich nicht falsch, aber für mich sah es eher so aus, als ob Sie…….naja…. geweint hätten….“ Versuchte dieser nun nochmals ein wenig unsicher nachzuhaken und sofort begegnete ihm ein ziemlich unfreundlicher Blick von dieser, sodass ihn in selben Moment jedes weitere Wort im Hals stecken blieb. Meine Augen wurden dunkel und fixierten missmutig den nervös dreinblickenden Matsuda vor mir, währenddessen ich mir ernsthaft darüber Gedanken machte, wie ich aus dieser leidlichen Situation jetzt bloß wieder heraus kommen sollte. Hatte er es tatsächlich bemerkt gehabt? Was sollte ich jetzt nur sagen, ohne dass er Verdacht schöpfte? Er mochte ja vielleicht ziemlich naiv sein und dazu noch zu gänzlich unbedachten Handlungen neigen, aber vollkommen dämlich war Matsuda gewiss nicht. Wie also sollte ich mich jetzt verhalten? Nachdenklich ruhte mein Augenmerk weiterhin stillschweigend auf seinem Gesicht, unterdessen sich mein Verstand abermals regelrecht zu überschlagen schien, um mir doch noch irgendeinen glaubhaften Ausweg aus dieser Lage zu erschließen. „Da haben Sie sich aber gehörig verguckt Matsuda….“ Begann ich mit einem gespielten Auflachen und bedachte ihn nebenher mit einem zweiflerischen Blick, ehe ich in einem ernsteren Tonfall fortfuhr. „Nein, das gewiss nicht……Aber wenn Sie die Wahrheit hören möchten……Ich spiele zurzeit mit dem Gedanken, die Sonderkommission wieder zu verlassen und auf eigene Faust weiter zu ermitteln….“ Gab ich abschließend meine Halbwahrheit zum Besten und hoffte inständig, dass er nicht doch noch irgendwie hinter den wahren Grund kommen würde.
 

Diesem fiel im selben Augenblick wirklich alles aus dem Gesicht, als er die erklärenden Worte der jungen Frau vernahm und konnte dieser im ersten Moment lediglich nur fassungslos entgegen starren, bevor er sich dann endlich von dem ersten Schock erholt hatte. „Waasss?......Das kann doch nicht ihr Ernst sein Zahra?.....Ich meine, ohne ihre Hilfe werden wir diesen Kira doch niemals fangen können….Und außerdem gehören sie doch schließlich zum Team….“ Meinte dieser prompt entsetzt und besah sich die ihm noch immer missmutig entgegenblickende sture Frau. Meine Augenbraue rutsche zweiflerisch ein gutes Stück nach oben, unterdessen ich Matsuda abschätzend im Blick behielt. War er wirklich der Meinung, dass ich tatsächlich ein richtiger Teil des Teams war? Brauchte die SOKO den überhaupt meine Hilfe? Sie hatten doch immerhin L und der war unbestritten der beste Detektiv der Welt. Er selbst hatte doch noch vor einigen Stunden gesagt, dass ich nur ein Problem sei seit ich dieser beigetreten war. Wozu also brauchten sie da eigentlich noch mich? Außerdem müsste ich in diesen Fall auch nicht mehr diesen eigensinnigen Detektiven unter die Augen treten, was mir mein Seelenheil sicherlich wohlwollend danken würde. Eigentlich war das ja gar keine so schlechte Idee, nur würde ich dann andererseits auch keinen Zugriff auf die Ermittlungsdaten mehr haben und das wiederum hieße, das meine Arbeit stark beeinträchtigt und zudem noch erschwert werden würde. `L würde mir diesen Wunsch sicherlich nicht verwehren….` dachte ich bitter und sogleich schlich sich wieder diese unangenehme Enge in mein Herz, sodass ich den sich anbahnenden Kloß in meinen Hals mit aller Mühe zurück Zudrängen versuchte. Warum auch musste ich mich ausgerechnet in ihn verlieben und damit alles nur so unnötig kompliziert machen? „Meine Hilfe ist nicht unbedingt von Nöten Matsuda……L ist schließlich der beste Detektiv der Welt…..Ihr würdet das sicher auch ohne mich hinbekommen……Außerdem sieht er die Sache recht ähnlich……Ich bin ein Problem, das die Sonderkommission nur behindert…..Und alleine wäre ich ohnehin viel unauffälliger, also….“ Legte ich leise meine Überlegungen offen, währenddessen sich mein Blick abermals haltsuchend zum Himmel hinauf wandte. Wäre Lina nicht gewesen, wäre ich sowieso mein ganzes Leben lang allein geblieben, also was machte es da noch für einen Unterscheid? Warum hatte ich mir überhaupt etwas vorgemacht und geglaubt, dass ich es irgendwann schaffen könnte einen Blick auf den wahren Charakter dieses skurrilen Kerles zu werfen oder das meine Gefühle ihn in irgendeiner Form erreichen könnten? ` Das Ganze war doch einfach nur naiv von mir gewesen….` meldete sich auch prompt bestätigend mein Verstand und wieder merkte ich dieses ungewollte brennen in meinen ohnehin bereits geröteten Augen, sodass ich erneut hart gegen die in mir aufsteigende Traurigkeit ankämpfen musste. Wieso nur war ich nur so hin und her gerissen, wenn es um diesen seltsamen Typen ging? Mit jeden Gedanken an Ihn füllte sich mein Herz mit Liebe, Wut, Schmerz, Freude, Hoffnung und Ärger. Das war doch einfach nicht normal und schon gar nicht für jemanden wie mich. „Was reden Sie denn da?.....So etwas würde L niemals sagen…..glauben Sie mir, Sie sind die klügste Frau die mir jemals unter gekommen ist Zahra…….Sie und L zusammen sind ein unschlagbares Team……da hat Kira doch überhaupt keine Chance…..Wieso also, sollte Ryuzaki sie aus der Sonderkommission entlassen wollen?......In meinen Augen wäre das echt dumm von ihm….“ Entkam es auch umgehend nachdrücklich aus seinem Mund und lächelte der jungen Frau vor ihm aufmunternd zu. „Meiner Meinung nach sind Sie und L das einzigste, was diesen Kira aufhalten kann……Sie beide sind wie Bonnie und Clyde……naja nur das sie beide keine Leute umbringen und auch sonst Gott sei Dank auf der anderen Seite stehen….“ Folgte sogleich lachend hinterher und schenkte Zahra abermals einen aufmunternden Blick. Mein Gesichtsausdruck wurde skeptisch, unterdessen ich gerade ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln begann und dennoch legte sich bei dem Gedanken an den Vergleich ein amüsiertes Schmunzeln auf meine Lippen. Wie kam er denn bitteschön auf so etwas? Der hatte wahrlich eine viel zu sehr blühende Fantasie. L und Ich ein perfektes Team? Neuerlich schlich sich eine ungeahnte Traurigkeit in mein Herz, als ich nochmals gedankenversunken über seine Worte nachzugrübeln begann und trotz all der Dispute welche ich mit diesem sturen Detektiv auch hatte, in einem Punkt hatte Matsuda doch irgendwie recht. Um Kira zu schnappen und diese grausame Mordserie endlich zu stoppen, mussten L und Ich wohl einfach zusammen arbeiten. Keiner von uns konnte diesen Wahnsinnigen alleine aufhalten. Nicht einmal L, der Meisterdetektiv war dazu in der Lage und auch ich würde so einen Versuch aller Wahrscheinlichkeit nach schlussendlich wohl mit dem Leben bezahlen. Dieser Fall war schließlich der Grund gewesen, warum ich der SOKO überhaupt beigetreten war und ich hatte doch bisher noch niemals in meinem Leben einfach so das Handtuch geworfen, ganz egal wie schwer es auch gewesen war. Ja ich liebte diesen seltsamen Detektiv und ja es tat weh, dass er meine Gefühle nicht zu erwidern schien, aber deswegen durfte ich doch nicht meine Grundprinzipen vergessen. Ich durfte einfach nicht mein Wohl über das von hunderten, ja wenn nicht sogar tausenden von Menschenleben stellen. Ganz egal was es auch für Konsequenzen für mich haben mochte, ich würde mich nicht kampflos geschlagen geben und diesen Fall ohne Widerworte ablegen, da konnte L sagen was er wollte. Erneut spiegelte sich eine Entschlossenheit in meinen Augen, welche ich schon beinahe vollkommen vergessen hatte, bevor ich mein Wort wieder an den irritiert dreinblickenden Matsuda neben mir richtete. „Sie haben Recht Matsuda….um Kira zu stoppen müssen wir alle zusammen arbeiten, ob wir wollen oder nicht…..Irgendwie werden wir das schon schaffen….“ Gab ich mit einem milden Lächeln von mir und tätschelte nochmals bestätigend über den Kopf des tropfnassen Hundes neben mir. „Das ist die Zahra die ich kenne…..Auch wenn ich nicht recht weiß, was ich gerade eigentlich gemacht habe….Ich freue mich jedenfalls, wenn es ihnen jetzt besser geht….Gemeinsam werden wir Kira dingfest machen und diesen Fall lösen…“ folgte auch prompt die ein wenig euphorisch angehauchte Antwort von ihm, bevor er der jungen durchnässten Frau hilfsbereit aufhalf und dieser freundlich seine Jacke um die Schultern legte. „Hier…..nicht das Sie uns doch noch krank werden…“ Verwundert blieben meine blaugrauen Augen auf dem wärmenden Stück Stoff hängen und sogleich schenkte ich ihm zusätzlich doch noch einen dankbaren Blick. „Danke….Sie sind zwar nicht perfekt, aber sie haben das Herz am rechten Fleck Matsuda“ meinte ich leise zu ihm, was mir nun abermals ein ziemlich verwirrt ausschauendes Gesicht von diesem einbrachte und mir sogleich ein kurzes belustigtes Auflachen entlockte. „Schon gut….lassen Sie uns einfach zurück zum Hotel gehen ok?“ gab ich schmunzelnd von mir, bevor ich noch einen letzten prüfenden Blick auf meinem wieder einmal umherstreunenden Hund warf und wir uns danach gemeinsam langsam auf dem Rückweg machten.
 

Es waren nunmehr schon einige Stunden vergangen seit die junge Frau so Hals über Kopf das Hotelzimmer verlassen hatte und draußen kündigte sich bereits die dunkler werdenden Schatten der heraufziehenden Nacht an, währenddessen L noch immer nachdenklich auf seinem Sessel hockte und immer wieder über die letzten Worte seines Assistenten nachsann. Wie kam Watari nur auf den Gedanken, das Zahra ihm gut tun würde? Und was meinte er damit, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte? Hatte er irgendetwas in Bezug auf diese sture junge Frau übersehen, was eigentlich völlig offensichtlich sein mochte? Lenkten ihn seine unerwünschten Gefühle für Sie so sehr von seiner sonst so ausgeprägten Beobachtungsgabe ab? Was hatten diese Worte nur zu bedeuten gehabt? Worauf wollte er hinaus? Missmutig rührte er gedankenversunken unermüdlich in seinem bereits kalt gewordenen, überzuckerten Kaffee und versuchte unterdessen krampfhaft eine plausibel klingende Lösung auf seine Fragen zu bestimmen. Warum nur war das Ganze für ihn nur so unheimlich kompliziert? Er hatte doch sonst immer eine Antwort auf all seine Probleme gefunden. Wieso also hatte er jetzt ständig das Gefühl, das egal was er tat einen Fehler zu begehen? So richtig ihm seine Handlungen auch für den Augenblick vorkahmen, hinterließen diese im Nachhinein jedoch jedes Mal einen ziemlich bitteren Nachgeschmack und das verärgerte ihn zusehends. Auch dieses Mal war es nicht anderes, denn seit Zahra aus dem Zimmer verschwunden war, nagte an ihm ein mehr als ungutes Gefühl und dieses schien sich mit jeder verlängerten Minute ihres Fortbleibens nur noch weiter zu intensivieren. War er dieses Mal tatsächlich zu weit gegangen? Hatte er sie vielleicht sogar auf eine gewisse Art und Weise verletzt und verspürte deshalb dieses erdrückende Gefühl, von dem man meinen könnte es wäre so etwas wie Reue? Nur warum sollte er etwas bereuen, was doch streng genommen der Wahrheit entsprach? Diese leidlichen Emotionen bereiteten ihm wahrlich Tag für Tag neues Kopfzerbrechen und hinterließen in ihm ein ungelöstes Rätsel nach dem anderen. Wo bitte war da die Logik in diesem gesamten durcheinander von Fragen in seinem Kopf? Verstimmt richteten sich seine Augen abermals auf eines der Fenster des Zimmers und erneut keimte in seinen Inneren dieses bedrückende Gefühl auf, was in ihm immer und immer wieder eine ganz bestimmte Frage aufwarf. Wo war diese junge unberechenbare Frau in diesem Moment? Es wurde immerhin bereits dunkel und noch immer war Zahra nicht wieder zurückgekehrt. Fing er jetzt plötzlich wirklich an, sich ernsthafte Sorgen um sie zu machen? Das war doch einfach nur lächerlich, denn immerhin wusste sie sich schließlich ausgesprochen gut zu verteidigen, wie er selbst es schon oft genug zu spüren bekommen hatte. Also wieso bereitete ihm ihre längere Abwesenheit nur solch eine innere Unruhe? Hing das vielleicht einfach nur mit diesem irrationalen Gefühl der Liebe zusammen, welches er unerfreuliche Weise für Zahra zu empfinden schien? So langsam hatte er wahrlich keine Lust mehr, das sich bereits seit Stunden beinahe jeder seiner Gedanken um diese junge Frau drehte und er somit keine neuen Schlussfolgerungen zum Kirafall ziehen konnte. Selbst wenn sie nicht anwesend war, behinderte sie ihn in seinen Ermittlungen und seinen sonst so klaren Gedankenfluss. Nur warum hatte Watari bloß gemeint, dass sie ihm gut tue und dies auch noch auf Gegenseitigkeit beruhte? Diese Worte ließen L einfach nicht mehr los und kreisten wie in einer Dauerschleife immer wieder und wieder in seinem Verstand, was ihn inzwischen schon gehörig gegen den Strich ging. Abermals ging er all seine Erlebnisse mit Zahra in seinen Gedanken durch und erneut verursachten diese Erinnerungen eine Achterbahnfahrt von Gefühlen in ihm, auf welche er auch ebenso getrost verzichten hätte können. Doch je öfter er die einzelnen Szenarien mit ihr nochmals durchspielte, umso mehr formte sich nach und nach eine neues Bild vor seinem inneren Auge, welches ihm in gewisser Hinsicht doch noch eine plausibel klingende Erklärung zu den Worten seines Assistenten eröffnete. Konnte es eventuell sein, das Zahra ebenfalls eine emotionale Bindung zu ihm aufgebaut hatte? Lag es vielleicht durchaus im Bereich des Möglichen, das diese junge sture Frau ihn sogar irgendwie mochte und deswegen so unnatürlich stark auf seine Worte reagiert hatte? Schon allein der Gedanke an eine solch bestehende Möglichkeit ließ sein Herz im selben Moment deutlich einen Takt schneller schlagen und auch dieses befremdliche, wenn auch irgendwie sich gut anfühlende warme Kribbeln machte sich schlagartig erneut in seinem Körper bemerkbar, was ihn abermals zusehends irritierte. Konnte es tatsächlich des Rätsels Lösung sein, welches die so undeutsamen Worte von Watari erklären würde? Nachdenklich legte sich neuerlich sein Finger an seine Lippe, unterdessen er wiederholt die Tür des Hotelzimmers mit seinen schwarzen Augen fixierte und die damit zusammenhängenden Wahrscheinlichkeiten zu analysieren begann. Plötzlich jedoch wurde er ruckartig aus seinen immer weiter abschweifenden Gedankengängen gerissen, als sich unerwarteter weise die von seinem Blick gefangen gehaltene Tür langsam öffnete und die Sicht auf die dahinter liegenden Personen preis gab, was ihm sogleich durch ein neuerliches kurzes aussetzten seines Herzens quittiert wurde.
 

Matsuda und ich waren nach einen nicht enden wollenden Fußmarsch schlussendlich wieder im Hotel angekommen und inzwischen war ich für die Jacke, welche er mir gegeben hatte wirklich dankbar, denn meine klitschnassen Sachen und der mittlerweile aufgezogene abendliche Wind hinterließen einen wahrlich eiskalten Film auf meiner Haut, sodass ich mir frierend diese noch etwas enger um meine Schultern zog. Als wir dann endlich an der Tür zu dem Zimmer, welches ich mit L zusammen bewohnte, angekommen waren und der junge Polizist diese leise öffnete, fiel mein Blick sofort auf den schwarzhaarigen Detektiv. Sogleich wurden meine Augen erneut mehre Nuancen dunkler, als ich L auf seinen Sessel hockend erspähte und in meiner Brust machte sich ein merklicher schmerzhafter Stich breit, so das ich abermals den sich in meinen Hals anbahnenden Kloß schwer herunterschlucken musste. Auch wenn mein Wille stark war und ich mir geschworen hatte diesen Fall wie ebenso die SOKO für nichts auf der Welt aufzugeben, so saßen mir doch weiterhin meine Gefühle für ihn unnachgiebig im Nacken, was mir dieses neuerliche aufeinander treffen mit ihm zusehendes erschwerte. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort, nein, wir fixierten einander gegenseitig und wieder einmal trat eine immer unangenehmer werdende Stille im Raum ein, unterdessen wir abermals einen wahren Starrkampf untereinander ausfochten. Mein Herz schlug mir sprichwörtlich bis zum Hals und in meinem inneren tobte ein komplettes Chaos aus einem wahren Regenbogen an Gefühlen. Einerseits war da dieses wohlige Kribbeln in mir, welches ich jedes Mal bei seinem Anblick empfand. Andererseits hatte ich auch nicht seine kränkenden Worte vergessen, für welche ich ihm immer noch an die Gurgel springen könnte. L besah sich derweilen ebenso missmutig die zurückgekehrte junge Frau und ihr Anblick hinterließ bei ihm abermals ein schmerzhaftes Ziehen in seiner Brust, währenddessen ihn wiederholt das Gefühl beschlich etwas Falsches getan zu haben. Unnachgiebig hielt er ihre blaugrauen Augen mit seinen gefangen und trotz all den verwirrenden Emotionen in ihm, konnte er eines ganz deutlich aus diesen herausfiltern. Erleichterung. Ja er konnte wahrlich spüren, wie diese beklemmende Enge von ihm abfiel und sich sein Puls im gleichen Augenblick deutlich erhöhte, denn mit Zahra kam auch zeitgleich dieses warme Gefühl wieder in ihm zurück. Aber was sollte er jetzt tun? Er konnte sich doch nicht für etwas bei ihr Entschuldigen, was seiner Meinung nach der Wahrheit entsprach. Immer noch ruhte mein verärgerter Blick unnachgiebig auf dem jungen Mann, welcher in mir ein so unvorstellbares Chaos aufgeworfen hatte und ich wusste, dass ich irgendetwas tun musste um dieser immer erdrückender werdenden Stille um uns herum entfliehen zu können. „Was ist Ryuzaki?.....Hast du etwa geglaubt, ich würde so leicht aufgeben?......Vergiss es…..Du hast mich in die Sonderkommission aufgenommen und ich bin jetzt ein Teil des Teams, ob es dir passt oder nicht…….Ich werde diesen Fall mit oder ohne deine Hilfe lösen……. aber solange Kira existiert werde ich dieses Team nicht verlassen, verstanden?…..“ gab ich düster von mir und beobachte genau jede einzelne seiner Reaktionen darauf. L hingegen hörte sich ihre Wort sehr genau an, unterdessen er die aufgebrachte Person vor sich nicht für eine Sekunde aus seinem prüfenden Blick entließ. „Dachte ich mir schon…“ war alles, was von diesem tonlos als Antwort kam, denn etwas anderes hatte er von dieser sturen jungen Frau eigentlich auch nicht erwartet gehabt. Meine Brauen zuckten gefährlich nach oben und ich maß ihn nebenher mit einem eiskalten Blick, ehe ich mir die inzwischen ebenso durchnässte Jacke von den Schultern zog und diese dem völlig irritiert dreinschauenden Matsuda neben mir zurückgab. „Danke nochmals……Ich werde mir jetzt erst einmal etwas trocknendes Anziehen gehen.“ Meinte ich mit einem freundlichen Lächeln zu den sprachlosen Polizisten neben mir und verließ sodann erhobenen Hauptes mit einem letzten strafenden Blick zu L das Zimmer, indessen mir mein treuer Freund Choco schwanzwedelnd folgte. Matsuda sah nur noch vollkommen perplex immer wieder zwischen Zahra und L hin und her, unterdessen er sich zu fragen begann, was wohl wirklich zwischen den Beiden passiert war, ehe er sich dazu entschloss, für heute doch lieber den Rückzug anzutreten und nach einer knappen Verabschiedung eilig das Hotel wieder verließ. L hingegen besah sich derweil verstimmt die sich vor ihm abspielende Szene und folgte anschließend stillschweigend der immer noch verärgerten jungen Frau mit seinen schwarzen finster dreinblickenden Augen, bevor sie endgültig hinter ihrer Zimmertür verschwand und er sich erneut seine eigenen Gedanken zu dieses zu machen begann, ohne das er von dem flüchtenden Matsuda wirklich bewusst Notiz nahm.
 

Eine ganze Weile saß ich völlig gedankenverloren in meinem Zimmer, nachdem ich mir nach einem kommentarlosen Weg ins Bad ein Handtuch organisiert hatte und mich fröstelnd meiner durchnässten Kleidung entledigt hatte. Wie sollte es jetzt nur weitergehen? Wir konnten uns doch nicht die ganze Zeit über aus den Weg gehen und uns gegenseitig Totschweigen? Das war doch alles mehr als kindisch, obwohl mir sein Anblick jedes Mal aufs Neue einen schmerzhaften Stich versetzte. Nur, wenn ich weiter an den Fall Kira arbeiten wollte, musste ich notgedrungen in der SOKO bleiben und es war ebenso wenig hilfreich, wenn ich mich die ganze Zeit über in meinem Zimmer verschanzte. Von hier aus bekam ich schließlich nur einen Bruchteil von dem mit, was sich im Hauptzimmer eigentlich abspielte. Somit erhob ich mich letztendlich mit einem tiefen Seufzer von meinem Bett und betrat kurz darauf missmutig den großen Raum, wo L wie gewohnt auf seinem Sessel vor den Monitoren hockte, derweilen er sich ein Stück Erdbeertorte gönnte. Nachdenklich besah ich mir kurz den sturen Detektiv, bevor ich mich mit einem resignierten Schulterzucken hinüber zu einen der Sofas schlich und es mir dort mit meinem Buch gemütlich machte. Es war wahrlich nicht leicht für mich, sich in seiner Nähe aufzuhalten und doch zu wissen, dass er nicht das Geringste für mich übrig zu haben schien. Somit blieb mir im Moment nur ein Ausweg um mich von meinen trüben Grübeleien zu L abzulenken und das war ein gutes Buch, denn so war mein ständig arbeitender Verstand mit etwas anderem beschäftigt und ich konnte nebenher weiterhin die Bildschirme mit den unter Beobachtung stehenden Personen im Auge behalten. L hatte Zahras erneute Anwesenheit sehr wohl bemerkt gehabt, nur war er sich noch immer nicht ganz schlüssig wie er sich jetzt ihr gegenüber verhalten sollte, deshalb hatte er sich vorerst dazu entschlossen gehabt ihr in diesem Augenblick keinerlei Beachtung zu schenken. Dennoch hatte er sichtlich damit zu kämpfen, denn in ihm aufkeimenden Zwang Zahra anzusehen zu unterdrücken und dieses sich abermals meldende ungute wie ebenso quälende Gefühl in seinen inneren zu ignorieren. Er hatte doch schließlich nichts Falsches getan. Warum also ließ es ihm dann keine Ruhe und marterte seinen Verstand wie ein zermalmendes Mühlwerk das Korn? Trotz aller Willenskraft die er aufbringen konnte, schlichen sich seine Augen jedoch dennoch vollkommen unbewusst zu der jungen Frau auf dem Sofa und sogleich machte sich erneut ein schmerzhafter Stich in seiner Brust breit, als er einen kurzen Blick auf ihr Gesicht erhaschen konnte. Es wirkte traurig und zugleich hinterließ die sonst so stark erscheinende Zahra bei ihm einen neuen, vollkommen ungewohnten Eindruck, was ihn nicht nur in seinen Gedanken zu schaffen machte. Sie wirkte mit einem Mal so verletzlich und einsam, was ihm bei ihr seid er sie kannte noch niemals untergekommen war, denn sonst war Zahra stets stark und voller Willensstärke für ihn gewesen. Was also mochte diese unberechenbare Person nur so sehr beschäftigen? War das eventuell sogar immer noch eine Reaktion auf seine Worte? Hatte er sie damit tatsächlich so sehr verletzt oder war es etwas ganz anderes, was ihr so sehr zu schaffen machte? Erneut bemerkte er misslaunig, wie sich auch bei ihm immer mehr eine gewisse Traurigkeit breit zumachen begann, je länger er die in Gedanken versunkende Person auf dem Sofa beobachtete. Was war nur mit ihr los? Was war nur mit ihm los? So langsam wurden diese unschönen Emotionen in ihm immer unerträglicher und er wusste nur zu genau, das solange er keine Antwort auf seine Fragen hatte, diese wohl auch nicht mehr verschwinden würden. Er hatte also keine andere Wahl als es heraus zu finden, wie er missmutig feststellen musste. Daher erhob er sich vorsichtig wie ebenso unwillig von seinem Platz, um anschließend lautlos zu der traurigen Zahra hinüberzuschleichen und den Dingen auf den Grund zu gehen.
 

Meine versuchte Ablenkung mit Hilfe eines Buches war leider gehörig schief gegangen, denn schon beim Aufschlagen des nächsten Kapitels fiel mir etwas in die Hände, was meinem ohnehin schon ziemlich durcheinander geratenes Gefühlschaos nochmals einen schwerer Schlag versetzte. Zwischen den Seiten des dicken Wälzers lag das Foto von Lina und sogleich schlich sich erneut diese tiefe Traurigkeit in mein Herz, als in das lächelnde Gesicht meiner verstorbenen Freundin blickte. Wie ein Kartenhaus stürzten alle meine Erinnerungen mit mir schlagartig wieder über mich herein und auch die Sehnsucht nach diesem geliebten Menschen hielt erneut Einzug in meine Seele. So lange hatte ich dieses Bild nicht mehr in Händen gehalten und umso mehr spürte ich nun den damit zusammenhängende Schmerz und die mich erdrückende Einsamkeit in mir. Sie fehlte mir einfach nur und gerade jetzt hätte ich alles dafür gegeben, noch ein aller letztes Mal mit ihr sprechen zu können. Lina hätte mich und meine durcheinander geratenen Gefühle verstanden, sie hätte mich getröstet und mir Mut gemacht. Sie wäre einfach nur für mich da gewesen. Wieder spürte ich diese heiße nahende Flut in meinen Augen, währenddessen meine Finger zärtlich über ihr Foto strichen und ich mich einfach nur ganz weit weg wünschte. In der nächsten Sekunde jedoch entschwand ihr Bild aus meinen zitternden Händen und meine Augen suchten empört wie ebenso panisch den dafür verantwortlichen Verursacher, ehe mein Blick bitterböse an dem Gesicht von L hängen blieb. „Sag mal geht’s noch Ryuzaki?.....Gib das zurück….sofort.“ folgte auch prompt verärgert aus meinem Mund, unterdessen ich von meinem Platz aufsprang und umgehend versuchte diesem seiner Beute wieder zu entledigen. L hatte sich stillschweigend hinter Zahra geschlichen und kurz darauf überrascht erkannt, dass die Verstimmung der jungen Frau wohl nicht mit ihm, sondern mehr mit dem Foto dieses fremden Mädchens zusammen hängen musste. Perplex hatte er das Ganze für einen Moment wortlos beobachtet und überlegt wie er sich nun verhalten sollte, denn eigentlich hatte er sich ja vorgenommen gehabt der jungen Frau aus den Weg zu gehen. Dann aber hatte letzten Endes doch seine Neugierde über ihn gesiegt und er hatte sich kurzum entschlossen Zahra aus ihren Gedanken zu holen, was ihn sogleich einen mehr als finsteren Blick von dieser einbrachte. „Wer ist das?“ überging er kommentarlos ihre empörten Einwende und brachte trotz allem wohlwissend ein paar Schritte Sicherheitsabstand zwischen Zahra und sich, denn er hatte nicht vergessen wie temperamentvoll die junge Frau sein konnte wenn sie wütend war. Meine Augen wurden noch eine Spur dunkler, unterdessen ich mich bedrohlich in seine Richtung zubewegen begann, um mir meine wertvolle Erinnerung notfalls auch mit Gewalt wieder zurück zu holen. „Das geht dich gar nichts an…..Es gehört mir und ich möchte es wieder haben…..und zwar sofort.“ Verließ ebenso drohend meine Lippen, welche vor Wut inzwischen schon beunruhigend zu zittern begannen. L wurde umgehend hellhörig, denn in solch einer Tonlage hatte sie bisher noch niemals mit ihm gesprochen und das verhieß bei dieser Frau wahrlich nichts Gutes. Hatte er mit diesem Foto einen wunden Punkt bei ihr getroffen, was ihm im nächsten Augenblick wortwörtlich den Teufel auf den Hals jagen würde? „Erst wenn du mir sagst wer das ist Zahra.“ kam erneut die sture Antwort von ihm, derweilen er die brodelnde Person vor sich nicht eine Sekunde aus seinen wachsamen Augen ließ und sicherheitshalber nochmals ein paar Schritte vor dieser zurück wich. In mir kochte es gewaltig, denn wenn es um Lina ging verstand ich beim besten Willen keinen Spaß und meine Nerven waren heute bereits eh am Ende. Wenn er den Bogen wirklich überspannen wollte, musste er auch mit den Konsequenzen leben. Was viel ihm denn überhaupt ein, sich einfach so fremder Leute Eigentum zu nehmen? Hatte der den ne Vollmeise? Dieses Bild war alles, was mir noch von ihr geblieben war und ich würde es mir zurückholen. Koste es was es wolle. Und dann als ich abermals seine uneinsichtigen und sturen Worte vernahm, riss bei mir endgültig der Geduldsfaden. Was hatte es ihm eigentlich zu interessieren wer diese Person war? Musste er den überall seine Nase reinstecken? Hatte er mich denn nicht heute schon genug malträtiert? Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft auf eine langatmige Diskussion mit ihm, weshalb ich im nächsten Moment auch völlig unvermittelt zum Sprint ansetzte und einfach los stürmte. Für einige wenige Sekunden starrte L einfach nur fassungslos auf das herannahende Unheil vor sich, ehe sich sein Verstand schlagartig einklinkte und er hastig die Flucht nach hinten antrat. Wutentbrannt stürmte ich hinter dem Schwarzhaarigen her, welcher sich wie ein Hase harken schlagend quer durchs Zimmer bewegte und letztendlich in die Richtung meines Zimmers stürmte. Der konnte etwas erleben, wenn ich ihn erwischen würde. L war sichtlich erschrocken über die heftige Reaktion der jungen Frau, denn mit so etwas hatte er mal wieder nicht gerechnet gehabt. Eiligst schaute er sich nach einem rettenden Fluchtplan um, denn auch wenn er selbst sonst niemals vor etwas davon lief, in diesem Fall lag die Sachlage ganz anders. Zahra war vollkommen außer Kontrolle und er hatte wahrlich keine Lust auf eine körperliche Auseinandersetzung mit ihr, sodass er sich hastig in ihrem Zimmer verbarrikadieren wollte, nur leider hatte er nicht mit ihrer flinken Reaktion gerechnet. Missmutig verfolgte ich sein offensichtliches Ziel und setzte nochmals einen Gang zu, sodass ich im letzten Augenblick noch meinen Fuß zwischen die sich schließende Tür bringen konnte und somit kurz darauf auch diesen Raum stürmte, währenddessen ich gleichzeitig zum Sprung ansetzte. L wusste gar nicht wie ihm geschah, als er auch schon kurz darauf mit einem entsetzten Keuchen von den Beinen geholt wurde und mit Zahra rücklings auf ihrem Bett landete, wo ihm diese erneut versuchte das ihr entwendete Foto abzujagen. „Jetzt gib es schon her Ryuzaki…..“ verließ abermals verärgert meinen Mund, unterdessen ich unnachgiebig auf dem Schwarzhaarigen hockte und versuchte das Bild zwischen die Finge zu bekommen. L hingegen blieb stur und bemühte sich währenddessen die wütende Person auf ihn irgendwie wieder von ihm herunter zu bekommen, was ihn dann schlussendlich nach einem Minutenlangen hin und her doch noch irgendwie gelang. Mit einem überraschten Aufschrei landete ich auch schon unsanft neben L auf dem Bett, wo ich vorerst einfach nur schwer atmend liegen bleib und meine durcheinander wirbelnden Gedanken irgendwie zu sortieren versuchte, um letztendlich doch noch meine so wertvolle Erinnerung zurück zu erobern. Auch L hatte sichtlich damit zu kämpfen, seine schmerzenden Lungen erneut mit dem wohltuenden Sauerstoff zu versorgen, aber immerhin hatte er diese kleine Schlacht wohl offensichtlich gewonnen und damit hatte er auch vorerst über Zahra gesiegt.

Ein Licht in der Dunkelheit

Ein Licht in der Dunkelheit
 

Mit schnell klopfenden Herzen und nach Atem ringend lag ich minutenlang einfach nur stillschweigend neben L und versuchte allmählich wieder zu Kräften zu kommen. Diese kleine Hetzjagd mit ihm hatte mich auf seltsamer Art und Weise ganz schön ausgelaugt und trotz alldem war es mir bisher leider noch nicht gelungen, ihm meine wertvolle Erinnerung wieder abzuluxen. Immer noch brodelte diese unerbittliche Wut und Empörung über sein dreistes Verhalten in mir, jedoch würde ich auf diesem Wege im Augenblick wohl nicht weiter kommen, denn viel zu sehr hatten die Ereignisse der letzten Monate ihre deutlich spürbaren Spuren bei mir hinterlassen und mein Körper wie auch mein Geist waren der ständigen Überbelastung einfach müde geworden. Jeder hatte eine Grenze, ganz egal wie stark er auch sein mochte und jeder Tag der verging zeichnete einen Menschen auf irgendeine Art und Weise. Nichts ging einfach so spurlos an einem vorüber, denn auch wenn sich mache Erlebnisse unbestritten wesentlich länger in den Gedanken eines jeden einnisteten, so blieb doch ebenso auch das oft so unbedeutend, alltäglich erscheinende irgendwo im Gedächtnis zurück. Auch meine Seele hatte seit meiner Geburt schon einige schmerzhafte Furchen davon getragen und leider gab es auf der Welt nur sehr wenige Dinge, welche im Stande waren diese wieder ein wenig zu glätten. Einer dieser Dinge war Lina gewesen, ein Licht in dem Meer aus Dunkelheit um mich herum und umso tiefer war die Wunde, die sie durch ihr viel zu frühes Ableben bei mir hinterlassen hatte. Das Foto, welches sich im Augenblick in den Händen dieses sturen und unnachgiebigen Detektivs befand, war alles was mir neben meinen persönlichen Erinnerungen noch von diesem geliebten Menschen geblieben war und das allein machte das Bild für mich zu einem unbezahlbaren Schatz. Ich musste es einfach wieder zurückbekommen. Nur stellte sich mir immer und immer wieder erneut die Frage, wie ich das in dieses leidlichen Lage bloß bewerkstelligen sollte, denn eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust darauf ihm meinem größten Schwachpunkt offen zulegen. Es war für mich bereits schlimm genug, dass sich mein Körper zurzeit mit allen Mitteln gegen mich zu wehren schien, da brauchte ich nicht auch noch einen geistigen burn out ausgelöst durch die schmerzhaften Hinterfragungen eines überneugierigen L`s. Nur was hatte ich für eine Wahl? Was konnte ich schon tun? Gedankenverloren und von zwiegespaltenen Gefühlen erfüllt drehte ich meinen Kopf zur Seite und drohte im nächsten Augenblick abermals in den mich wachsam beobachtenden zwei schwarzen Seen von L zu versinken, unterdessen sich mein Pulsschlag erneut merklich erhöhte. Ja ich war immer noch sauer auf ihn und ja könnte ihm gerade einfach nur den Hals umdrehen dafür das er meinen Wunsch in Bezug auf meine Privatsphäre so sehr missachtete, aber dennoch war da stets und ständig dieses warme wohlige Gefühl in mir wenn ich ihn ansah. War ich in den letzten Monaten wirklich so schwach geworden? Konnte dieser seltsame Typ es tatsächlich schaffen, das mich meine Gefühle für ihn so nachhaltig beeinflussten, sodass sich mein klarer und sonst so rationaler Verstand nicht mehr zur Wehr setzen mochte? Wurde ich ihm gegenüber durch diese sich immer deutlicher abzeichnenden Sachlage wirklich nachsichtiger, wodurch mein Herz schlussendlich irgendwann die Kontrolle über meine Gedanken übernehmen würde? Forschend maß ich seine dunklen Augen und suchte in ihnen krampfhaft nach der einen alles erklärenden Antwort, aber sie verrieten mir genauso wenig über sich wie ihr Besitzer es stets zu tun pflegte. Sie waren verschlossen und unergründlich, gleichso wie die finstere Tiefe des Meeres, welche alle ihre Geheimnisse vor den neugierigen Blicken der Welt geschickt verbarg. Nichts desto trotz hatten es Menschen geschafft einen Teil von diesen geheimnisvollen verlorenen Schätzen wieder zurück ans Tageslicht zubringen und genauso musste es auch einen Weg geben, hinter diese meterdicke Schutzmauer von diesen undurchschaubaren Detektiven zu kommen, denn nur wenn mir das gelang würde ich ihn vielleicht jemals richtig verstehen und einschätzen können. Meine Gedanken zogen wie ein außer Kontrolle geratener Schnellzug mit einer unnatürlichen Geschwindigkeit an mir vorbei und auch wenn ich Linas Foto um jeden Preis zurückerobern wollte, so verrauchte dennoch mit jeder verstreichenden Sekunde spürbar meine überschäumende Wut, sodass sich nach und nach wiedereinmal der Schatten von Traurigkeit auf meinem Gesicht abzuzeichnen begann.
 

Auch L hatte dieser kleine unvorhergesehene, wenn auch selbst verschuldete Disput mit Zahra sichtlich Kraft gekostet, weshalb er ebenso erst einmal wortlos auf dem Bett liegen blieb und versuchte Körper und Geist wieder in einen einigermaßen erträglichen Einklang zu bringen. Selbst wenn er diesen kurzen Machtkampf ganz offensichtlich gewonnen hatte, so hatte er dennoch ihrer Reaktionen auf seine Handlungen wiederholt falsch eingeschätzt gehabt und sich somit unliebsamer Weise Zahras Unmut aufgehalst. Sie war schnell und schien in ihrer Wut ihrer Kräfte nochmals verdoppelt gehabt zu haben, was ihn letztendlich erst in diese skurrile Situation gebracht hatte. Es war L natürlich sehr genau bewusst, das diese junge Frau durch ihre Ausbildung beim BKA eine gewisses Maß an körperlicher Fitness besaß welches das eines Durchschnittsbürgers bei weitem übertraf, aber so etwas hatte er nun abermals nicht erwartet gehabt. Doch noch immer beschäftigte ihn unterdessen viel mehr die Frage, was an diesem Bild für Zahra nur so besonders sein mochte, das Sie es mit solchen Mitteln verteidigte. Wer war dieses Mädchen und warum beantwortete Sie nicht einfach seine Fragen, womit sie sich dieses ganze Theater hätten von Anfang an ersparen können? War die junge Frau auf dem Bild vielleicht das Mädchen, welches von diesem Serienmörder James Walter ermordet worden war und mit der Zahra zusammen studiert hatte? Die Wahrscheinlichkeit für diese Theorie war ausgesprochen hoch, doch wirklich festsetzten ließ sie nicht so ohne weiteres. Selbstverständlich könnte L Nachforschungen zu dem Walter-Fall und deren Opfern, sowie Zahras früheres näheres Umfeld in Deutschland anstellen, denn das wäre ein leichtes für ihn. Immerhin reichte sein Einfluss und seine Kontakte über Watari in fast alle Ecken der Welt, aber das würde nur unnötige Zeit in Anspruch nehmen und die hatte er im Augenblick am allerwenigsten. Schließlich forderte ihm die Ermittlungsarbeit im Fall Kira fast all seine Konzentration und Aufmerksamkeit ab und den Rest machte ihm ohnehin die junge sture Frau neben ihm schon mit ihrer bloßen Anwesenheit streitig. Trotz allen ließ es seine Neugier dennoch nicht zu, das ihm diese vielleicht vollkommen belanglose Gewissheit verwehrt blieb und aus irgendeinem Grund schien ohnehin jegliche Information über Zahra sein Interesse zu wecken, was er seit ihres ersten Aufeinandertreffen stets vehement zu leugnen versucht hatte. Doch diese Gefühle für sie und das Annehmen dieser unerfreulichen Sachlage hatten vieles um ihn herum unwillkürlich verändert, sodass ihm ein Abstreiten dessen kaum noch möglich war. L hatte wahrlich alles versucht, um diese unbekannten emotionalen Regungen in ihm zu unterbinden und diese einfach wieder zu vergessen, doch mit jedem Schritt den er sich von Zahra zu entfernen schien, wurde wiederum allen Anschein nach der Reiz an dieser Person für ihn jedoch nur noch größer. Mit allem was er tat erreichte er seltsamer Weise eher genau das Gegenteil und je länger er mit dieser jungen Frau Zeit zu verbringen schien, desto intensiver konnte er diese unliebsamen Gefühle in sich ausmachen, was ihm letztendlich inzwischen auch noch zu gefallen schien. Warum bloß musste ausgerechnet Zahra in sein Leben treten und ihn so sehr durcheinander bringen? Wie von selbst huschten seine nachdenklich dreinblickenden Augen hinüber zu der jungen Frau und sogleich verspürte er erneut diese aufwühlende Unruhe in seinem Inneren, als sich ihrer Blicke unerwarteter Weise trafen. Sein Körper reagierte prompt auf ihre Nähe und beschleunigte abermals sein sonst so ruhiges Blut auf eine erschreckenden Geschwindigkeit, währenddessen er stillschweigend forschend ihre blaugrauen Augen fixierte, derweilen sich seine Gedanken wiederholt in eine scheinbar zähflüssige Masse zu verwandeln schienen. Zahra war ihm in diesem Augenblick so nah wie schon lange nicht mehr, denn er hatte jeglichen engeren Kontakt mit Ihr durch seine Ignoranz halbwegs erfolgreich unterbinden können. Doch nun war sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt, sodass er merklich ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte und sofort machte sich neuerlich dieses warme kribbeln in seiner Magengegend bemerkbar. Wie hatte er es eigentlich geschafft, sich wiederholt in so eine Situation zu manövrieren, welche er doch ursprünglich so entschlossen vermeiden wollte? Hätte er nicht im Vorfeld schon ahnen müssen, das er sich schlussendlich nur erneut seinen unerwünschten Gefühlen stellen müsste, wenn er Ihr zu nahe kam? Dann jedoch fiel ihm plötzlich etwas in ihren Augen auf, was ihm umgehend aus seinen verqueren Gedankengängen zurück in die Realität holte, unterdessen es ihm einen kurzen schmerzhaften Stich versetzte und ihm im selben Moment unwillig innerlich zusammen zucken ließ. Da lag unverkennbar ganz deutlich Traurigkeit in ihrem Blick. Die selbe unverwechselbare Bitterkeit, welche er auch schon vorhin bei ihr bemerkt hatte, als die junge Frau so gedankenverloren das rätselhafte Foto des Mädchens betrachtet hatte. Nur warum sah sie ihn jetzt so an? Galt dieser Schmerz in ihren Augen immer noch dem Bild oder bezog sich diese Regung jetzt plötzlich auf ihn? L konnte es einfach nicht genau deuten und das verwirrte ihn abermals, denn aus irgendeinem Grund schlich sich wiederholt das Gefühl bei ihm ein, irgendetwas falsch gemacht zu haben. So langsam hatte er mal wieder wirklich genug von diesem unliebsamen Chaos in seinem Kopf, denn er war sich wahrlich keiner Schuld bewusst und das Zahras Traurigkeit tatsächlich ihm galt, erschien ihm nach eindringlicher Überlegung doch mehr als unwahrscheinlich. Es konnte also folglich nur an diesem unbekannten Mädchen liegen und ihre Identität zu klären war ja ursprünglich sein Hauptanliegen gewesen, denn auf eine erneute Konfrontation mit diesen emotionalen Reaktionen seines Körpers auf die junge Frau hatte er wahrlich abermals verzichten können. Somit wandte L missmutig sein Augenmerk zurück zu dem entwendeten Bild in seiner Hand, ehe er sich kurz darauf genervt aufsetzte und Zahra wiederholt finster beäugte. „Sagst du mir jetzt wer diese Frau auf dem Foto ist?“ folgte prompt forschend aus seinem Mund, unterdessen er Ihr auffordernd sein Diebesgut unter die Nase hielt und gleichzeitig versuchte seine Gefühle wiedereinmal zurück in die hinterste Ecke seiner Selbst zu verbannen.
 

Mein Ärger über seine unangebrachte Dreistigkeit war inzwischen zu meinem eigenen Erstaunen fast vollkommen verfolgen, denn in meinem Herzen überwog im Moment nur noch der Schmerz der Erinnerungen und des Verlustes von Lina. Wie eine reißende Flut brach alles was ich jemals mit ihr erlebt hatte über mich herein und erschütterte wiederholt meine Grundfeste bis in die allerkleinste Substanz, sodass ich einfach nicht mehr gegen die mich übermannende Trauer ankämpfen konnte. Sie fehlte mir so sehr, das es schon regelrecht körperlich weh tat und mein Magen sich immer und immer wieder qualvoll zusammenzog wenn sich abermals ihr fröhliches Gesicht in meine Gedanken schlich. Warum nur musste sie nur so früh aus dem Leben gerissen werden? Das hatte sie einfach nicht verdient gehabt. Ausdruckslos starrte ich haltsuchend in das Gesicht des schwarzhaarigen Detektivs und selbst meine spürbare Liebe für ihn war nicht mehr dazu in der Lage diesen Schmerz, welchen ich in diesem Augenblick in mir fühlte, zu verdrängen. Ich wollte nicht schwach sein, nicht vor L, aber trotz allem merkte ich deutlich wie das heiße salzige Meer der Traurigkeit mein Gesicht zu überfluten drohte und sich all der angestaute Pein in meiner Seele immer unnachgiebiger seinen Weg nach draußen zu kämpfen begann. Mein Herz hatte wohl endgültig seine Belastungsgrenze erreicht, sodass sich mein Verstand gnadenlos dazu entschloss die rettenden Pforten des überfüllten Dammes in meinem Inneren zu öffnen und somit einen Komplettausfall aller Systeme entgegen zu wirken. Im nächsten Moment allerdings folgte mein müder wie ebenso fragender Blick überrascht den Bewegungen von L, welcher sich kurzerhand umständlich aufsetzte und mir neuerlich das kostbare Foto meiner verstorbenen Freundin präsentierte, nur um wiederholt mit der selben Unnachgiebigkeit deren Identität zu hinterfragen. Sofort wurden meine Augen ein paar Nuancen dunkler und auch die mich quälende Agonie erreichte beim abermaligen erblicken des Objekts meiner Begierde einen neuen Höhepunkt. Wollte er mich jetzt tatsächlich noch weiter darüber ausquetschen? Sah er denn nicht, das ich eigentlich nicht darüber reden wollte? Machte er das etwa mit Absicht? Merkte er denn gar nicht, wie sehr mich das Ganze mitnahm? Mit einem erschöpften Seufzen richtete ich mich kraftlos auf , sodass ich ihm nun genau gegenüber saß und maß anschließend eine ganze Weile nachdenklich seine schwarzen unergründlichen Augen, welche mich unumwunden permanent wachsam fixierten.Verbissen kämpfte ich gegen die mich so arg zerwühlenden Gefühle von Schmerz, Trauer, Hoffnung und Liebe, die sich wie ein heftiges Gewitter in meinem Kopf explosionsartig die Klinke in die Hand gaben, bevor ich nach einem tiefen bestürzten Atemzug meine Gegenwehr schlussendlich doch ein Stück weit resigniert aufgab. Was hatte es auch für einen Sinn mich ständig gegen alles zu verschließen? Ich wollte L gegenüber doch eigentlich keine Schwäche zeigen, aber nach alldem was in den letzten Monaten passiert war, wie auch das gleichzeitige versuchte unterdrücken meines tief sitzenden Schmerzes, hatte ich letztendlich einfach nicht mehr Kraft dazu Stark zu sein und mich dauerhaft allen gegenüber zu verstellen. Diese Niederlage musste ich mir wohl eingestehen, ob ich wollte oder nicht. Langsam schloss ich grübelnd meine blaugrauen Augen während ich noch ein letztes mal bestärkend durchatmete, ehe mein Blick erneut den seinen suchte und ich meine Hand zaghaft auf die seine legte, in welcher sich noch immer das wertvolle Foto meiner Freundin befand. „Ich weiß zwar nicht warum es dich so sehr interessiert, aber......Ihr Name war Lina Heise......und Sie ….“ begann ich kaum hörbar L die Identität der Person auf dem Bild preiszugeben, bevor mir wiedereinmal der schwere Kloß der Trauer nahezu die Luft zum atmen nahm und meine Stimme ohne Vorwarnung einfach abbrach. Seit der Festnahme ihres Mörders hatte ich niemals wieder mit irgendjemanden über Sie gesprochen gehabt und schon allein der klang ihres Namens in meinen Ohren war für mich wie ein erneutes einschneidendes Messer in meiner zerschundenen Seele, welches zielsicher alle bereits vernarbt geglaubten Wunden eiskalt und qualvoll erneut wieder zu öffnen schien. Der Druck meiner Finger um seine Hand nahm unwillkürlich von Minute zu Minute immer weiter zu, indessen ich inständig versuchte die drohende salzige Flut in meinem Inneren krampfhaft zurück zu drängen und währenddessen schmerzhaft auf meiner Unterlippe kaute. Wieso nur war ich auf einmal so entsetzlich schwach? Ich konnte doch sonst immer alle meine Emotionen kontrolliert steuern und somit solche unangenehmen Situationen vermeiden. Was war denn nur mit mir los? L versteifte sich augenblicklich in seinen Bewegungen, als er die unerwartete Berührung von Zahra bemerkte und seine Augen fixierten überrascht wie ebenso verwirrt erst ihre ruhende Hand auf der seinen, ehe sich sein irritierter Blick fragend in ihr Gesicht richtete. Sogleich spürte er wieder diesen elektrisierenden Impuls durch seinen Körper jagen, welcher seinen Herzschlag stetig in neue Rekordhöhen trieb und seinen scharfen Verstand fast vollkommen vernebelte. Warum tat sie das so plötzlich? Was wollte Zahra damit bezwecken? Das Ganze lief für ihn doch schon wieder in eine völlig verkehrte Richtung und dennoch war er gerade nicht in der Lage, sich aus ihrem immer fester werdenden Griff zu befreien. Konzertiert bemühte sich der schwarzhaarige Detektiv darum ihren schon flüstergleichen Worten Gehör zu schenken und diese in Bezug auf ihre Reaktionen zu analysieren, ohne seinen prüfenden Blick von der jungen Frau abwenden zu müssen, was ihm durch die ihn aufwühlenden Regungen in seinem Körper unerwartet schwer viel. Und doch konnte er eines genaustens herausfiltern, denn seine Vermutung in Hinsicht auf die Identität des Mädchens auf dem Bild schien sich offensichtlich als Volltreffer herauszustellen und das holte seinen logischen Verstand postwendend zurück in den Vordergrund seiner Überlegungen. „Also ist das die junge Frau, die in Deutschland ermordet wurde und deren Mörder du bis nach Japan gefolgt bist.“ erklang sogleich schlussfolgernd aus seinem Mund und es reichte ihm nur ein einziger Blick in Zahras Augen, um zu wissen das er den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte. Traurig besah ich mir erneut das Gesicht von Lina und konnte beim vernehmen seiner Worte einfach nicht mehr verhindern, das sich eine einzelne heiße Träne erfolgreich ihren Weg durch mein Gesicht bahnte und somit ungewollt den Fluss zum überlaufen brachte. „...Richtig......und dieses Foto ist alles, was mir noch von ihr geblieben ist.....“ verließ tränenerstickt flüsternd meine zitternden Lippen, unterdessen ich Ihm betrübt entgegenblickte und inständig hoffte, das er meine stumme Bitte irgendwie verstand. L beobachtete währenddessen wortlos die deutlichen Reaktionen in ihrem Gesicht und es versetzte ihn wiederholt einen unangenehmen Stich in seiner Brust, die junge Frau in solch einer Verfassung zu sehen. Warum nur hatte ihre Emotionen nur so einen starken Einfluss auf ihn? Lag es vielleicht wirklich an diesen unliebsamen Gefühlen, welche er unbeabsichtigter Weise wohl für Zahra entwickelt hatte und er verspürte gerade tatsächlich so etwas wie Mitleid mit ihr? Allmählich wurde es dem jungen Detektiv mal wieder viel zu viel, denn noch immer wusste er nicht wie er sich nun eigentlich der jungen Frau gegenüber Verhalten sollte und diese völlig fremdartige Situation brachte ihn gerade einfach an seine körperlichen wie auch geistigen Grenzen. „Verstehe......Tut mir Leid...“ gab dieser somit tonlos von sich, ehe er seinen forschenden Blick von dem Gesicht der jungen Frau löste und im gleichem Atemzug das Foto los ließ, womit er sich ebenso der verwirrenden Berührung von Zahra entzog. Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich anschließend vom Bett und schritt zielstrebig wortlos zurück zu der noch immer offen stehenden Zimmertür, wo er jedoch noch einmal unwillig grübelnd innehielt, bevor sich sein Augenmerk erneut auf die junge in Gedanken versunkene Frau richtete. Er wollte im Moment nichts lieber als sich dieser fremdartigen Lage so schnell wie möglich wieder zu entziehen, aber irgendetwas in ihm hielt ihn unnachgiebig davon ab. L konnte selbst nicht so genau sagen was es war, dennoch war da dieses beständige ungute Gefühl in seinem Bauch bei dem Gedanken Zahra jetzt einfach so da sitzen zu lassen und das ärgerte ihn abermals gewaltig. Er hatte wahrlich keine Lust mehr darauf noch mehr Zeit in ihrer Nähe zu verbringen, vor allen da er sich immerhin auf einen Fall zu konzentrieren hatte und diese Person ihn mit allen was sie tat schlussendlich nur ablenkte. Wieso nur konnte er diese leidlichen Gefühle nicht einfach mal abschalten und sich ganz und gar seiner eigentlichen Arbeit widmen? Warum fiel es ihm gerade nur so schwer einfach aus dem Zimmer zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen? Zahra war kein kleines Kind mehr und ohnehin war sie auch nicht der Typ Mensch, um den man sich in so einer Situation ernsthafte Sorgen um die körperliche Unversehrtheit machen musste, also warum fiel es ihm dann so schwer? Missmutig fixierte er die junge Frau abschätzend mit seinen dunklen Augen und beobachte stillschweigend die sich abspielende Szene vor ihm, währenddessen er erneut über Zahra und ihre Wirkung auf ihn nachzugrübeln begann, bevor er dann doch anschließen emotionslos wie ebenso widerwillig abermals sein Wort an diese richtete. „Wie wäre es, wenn du mir noch ein wenig bei den Ermittlungen hilfst? Dafür bist du doch schließlich hier oder?...“
 

Ganz deutlich hatte ich den Verlust seiner Nähe und die Wärme seiner Hand gespürt, als sich L so plötzlich aus dieser Situation zurückgezogen und sich auf den Weg zurück ins Hauptzimmer begeben hatte. So sehr ich es auch in diesem Augenblick verleugnen wollte, so sehr verspürte ich jedoch genau in diesem Moment ein schmerzhaftes ziehen in meinem Herzen, denn nun war ich endgültig wieder alleine. Alleine mit meiner Trauer, alleine mit meinen Gefühlen für L und alleine mit meiner erneut in mir aufkeimenden Wut auf mich selbst, denn ich hatte tatsächlich den Fehler begangen mich ihm gegenüber ein Stückchen weit zu öffnen. Deutlich spürte ich die Spuren der salzigen heißen Tränen, welche sich vollkommen lautlos ihren einsamen Weg suchten, unterdessen eine nach der anderen das fröhlich lächelnde Gesicht von Lina immer mehr und mehr benetzten, sodass dieses bald in ihrem wässrigen Schein undeutbar zu verschwimmen drohte. Was hatte ich den auch schon anderes erwartet? In meinem Innersten hatte ich sehr genau gewusst, wie L sich aller Wahrscheinlichkeit nach verhalten würde und doch war da irgendwo tief in mir drin die Hoffnung gewesen, es könnte anders sein. Meine Gedanken driften immer tiefer hinab in den unaufhaltsamen Sog von trüben Erinnerungen und depressiven Gemütsregungen, sodass mein Geist haltlos darin zu ertrinken drohte, wenn ich nicht irgendetwas dagegen unternehmen würde. So sehr ich auch immer versucht hatte Stark zu sein und meine wahren Gefühle vor dem gesamten Rest der Welt zu verstecken, so sehr merkte ich nun gerade überdeutlich was es hieß, wenn man an seinen eigenen Gedanken zu zerbrechen drohte. Die Einsamkeit und die Hilflosigkeit, welche ich in jeder Faser meines Körpers verspürte drohten mich und meinen Verstand ohne Rücksicht auf Verluste zu verschlucken und meine Kraft wie auch mein Willen dagegen anzukämpfen waren inzwischen gleich null. Wie durch einen alles erstickenden Nebel vernahm ich kurz darauf jedoch die Eine mir so wohlbekannte Stimme, welche mein Herz sogleich schmerzhaft höher schlagen ließ und mir somit nachdrücklich aufzeigte, das doch noch irgendetwas in mir war, das noch nicht aufgegeben hatte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und waren doch nur wenige Sekunden, bevor ich mein ausdruckslosen Blick hinüber zu der entsprechenden Stelle im Raum schweifen ließ, wo sich meine Augen prompt überrascht zu weiten begannen. Es war vollkommen verrückt, aber das Bild welches ich dort erfasste erinnerte mich unausweichlich an einen Traum, welchen ich vor nicht allzu langer Zeit einmal gehabt hatte und der mich nun erneut heimzusuchen schien. Dort, im erhellten Rahmen der Tür stand L und wie in diesem irrationalen Gebilde meiner Fantasie bildete er in diesem die einzigste Lichtquelle in dem sonst so düsteren Zimmer. ` Das Licht in der Dunkelheit....` schoss es mir schlagartig durch den Kopf und sofort legte sich unbewusst ein kurzes Lächeln auf meine Lippen. Es war wirklich völlig irrational und dennoch war es wie ein verrückter Wink des Schicksals, welcher meine Gedanken aus dem finsteren Kerker der Trauer befreite, sodass mir nun auch deutlich seine soeben geäußerten Worte einen Sinn zu offenbaren schienen. Überrascht blinzelte ich die Perlen der Traurigkeit aus meinen Augen, ehe ich versuchte die restlichen Spuren dieser mit meinen Händen zu vertreiben und mein Augenmerk anschließend fragend an den Schatten unter der Tür richtete. „ Ähhh....Was?..“ entkam es mir perplex und starrte lediglich verdattert auf die dunklen Umrisse des Detektiven, welcher die gesamte Veränderung er jungen Frau grübelnd wie ebenso wortlos von seinem Platz aus beobachtet hatte. Er schien sie mit seinen Worten wohl völlig unvermittelt aus ihren düsteren Gedanken gerissen zu haben, aber eines verwirrte ihn in diesem Zusammenhang mehr als jemals zuvor. Zahra hatte ganz unverkennbar gelächelt als sie ihn erspäht hatte, auch wenn es nur für ein paar wenige Sekunden gewesen war. Nur warum hatte sie das getan? Ihrer Nachfrage nach, konnte es wohl kaum an seiner Aussage gelegen haben, also warum hatte sie mit einem mal gelächelt? Nachdenklich legte sich ganz automatisch sein Daumen an seine Unterlippe und suchte verdrossen nach irgendeinem Detail, welchem ihm dieses vollkommen herausgelöste Verhalten der jungen Frau erklären würde, aber es wollte sich ihm einfach nichts erschließen, was sie zu solch einer Geste hätte bewegen können. „Vergiss es einfach...“ gab dieser sodann misslaunig zurück, bevor er nach einen letzte zweiflerischen Blick seinen Weg ins Hauptzimmer ungerührt fortsetzte. Für einige Minuten saß ich einfach nur völlig baff auf meinem Bett und ließ seine letzte Aussage immer und immer wieder Revue passieren, indessen ich unaufhörlich zwischen dem Foto von Lina und der Zimmertür hin und her schaute. Hatte ich vielleicht irgendetwas verpasst? Erst ignoriere er mich Tagelang und jetzt fragt er mich tatsächlich nach meiner Hilfe? Das passte doch überhaupt nicht zu ihm. Wie kam er eigentlich auf die Idee, das mir gerade jetzt der Kopf nach Ermittlungsarbeit stand? Aber je länger ich darüber nachgrübelte, desto mehr merkte ich wie sich die alles ergreifende Traurigkeit in mir nach und nach immer weiter zurückzog, sodass ich nach einer Weile dann doch kopfschüttelnd über mich selbst Aufstand, Linas Foto sorgsam wie ebenso liebevoll auf meinem Nachtschrank platzierte und mich ebenfalls langsam auf den Weg ins Nebenzimmer machte.
 

Lange saßen L und Zahra stillschweigend nebeneinander auf einem der Sofas und fixierten gedankenverloren die flackernden Bilder der Monitore, wobei sich jeder seine eigenen Überlegung zu den vergangen Stunden des Tages machte. Mein Herz war trotz alledem immer noch schwer, denn auch wenn der tiefsitzende Schmerz sich neuerlich in eine der hintersten Ecken meiner Seele zurückgezogen hatte, so war er doch immer noch unterschwellig spürbar. Dennoch hatten mich die Erinnerungen an meinen Traum und auch L´s überraschende Worte aus dem tiefen schwarzen Loch in die Realität zurück geholt gehabt, wofür ich ihm in meinem Innersten wirklich dankbar war. Ich hatte keine Ahnung, ob er dies eventuell sogar ganz bewusst getan hatte oder einfach nur weiter an unserem Fall arbeiten wollte, aber irgendwie genoss ich den Gedanken, das es seine Art von Trost gewesen sein könnte. Immerhin war ich ihm nach alle der Zeit endlich mal wieder etwas näher gekommen und so ungern ich es auch zugeben wollte, es hatte mir tatsächlich gut getan mich ihm doch ein Stück weit zu öffnen. Nein, ich durfte einfach nicht in meiner Trauer um Lina versinken, denn ich hatte noch etwas in meinem Leben wofür es sich zu kämpfen lohnte. Zum einem war da immer noch der Kira-Fall, welcher immer noch nicht gänzlich gelöst war und mit dessen Aufklärung so viele Menschenleben gerettet werden konnten. Zum anderen war da weiterhin L, ein Rätsel das ich bis heute noch nicht durchschauen konnte und dem es dennoch gelungen war, mir mein Herz zu stehlen. Auch wenn ich manchmal schwach sein mochte, so durfte ich mich doch niemals aufgeben und mich somit selbst verlieren. Das war schließlich nicht meine Art und auch Lina würde mir so etwas wohl niemals verzeihen. Mit einem sanften Schmunzeln schloss ich abermals meine müden Augen und schaute dann sogleich überrascht hinüber zu dem dunkelhaarigen Detektiven, als diese plötzlich unerwarteter Weise sein Wort an mich richtete. „Sag mal Zahra.....Was war vorhin eigentlich so amüsant?“ durchbrach seine tonlose Stimme die alles umgebende Stille des Zimmers und richtete nun abermals seinen forschenden Blick hinüber zu der perplex dreinblickende jungen Frau neben ihm. Er hätte wahrlich nicht gedacht, das sie seiner Aufforderung nachkommen würde, was er im Nachhinein bereits schon wieder missmutig bereut hatte, denn somit war er neuerlich ihrer unmittelbaren Nähe ausgesetzt und das mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Die gesamte Zeit über hatte L krampfhaft wiederholt über alles bisher geschehende mit Zahra nachgegrübelt, aber eine bestimmte Frage beschäftigte ihn seid dem ununterbrochen. Warum nur hatte sie vorhin gelächelt? Es wollte ihm einfach keine plausibel klingende Erklärung für diese Reaktion von ihr einfallen und das wurmte ihn gewaltig. Für einen Moment starrte ich ihm einfach nur verständnislos entgegen, den so aus dem Zusammenhang gerissen ergab diese Frage für mich nur wenig Sinn. Dann jedoch erinnerte ich mich abermals an meinen fantasievollen Vergleich aus meinem Traum und wiederholt schlich sich dieses warme Lächeln auf meine Lippen, ehe ich ihm endlich eine Antwort auf seine Nachfrage gab. „Ach nichts Bestimmtes.....Es war einfach nur eine spontane Erinnerung.....“ begann ich leise vor mich hinzumurmeln, währenddessen ich unumwunden den Blick seine prüfenden schwarzen Augen auf mir spüren konnte. „Es ist schon seltsam, aber irgendwie erinnerst du mich manchmal an mich selbst....“ folgte ebenso sanft hinterher und mein Augenmerk verlagerte sich wiederholt auf den nun ein wenig irritiert wirkenden schwarzhaarigen Detektiv neben mir. L legte verwirrt den Kopf schräg, als er die Aussage von Zahra vernahm und konnte sich beim besten Willen keinen wirklichen Reim auf ihre Wort machen, denn die Vorstellung das sie sich beide auch nur irgendwie ähnelten war für ihn absolut unverständlich. „Was willst du damit sagen? Ich denke nicht, das wir uns in irgendeiner Art und Weise ähnlich sind.“ kam auch prompt skeptisch von diesem zurück, unterdessen er die Reaktionen der jungen Frau ganz genau im Blick behielt. Ein kurzes kaum hörbares Auflachen entkam meinem Mund und ich musste sogleich belustigt den Kopf schütteln, was mir erneut ein verwirrten Seitenblick einbrachte. „Da magst du vom heutigem Standpunkt aus gesehen sogar Recht haben Ryuzaki........... aber es gab eine Zeit in meinem Leben wo auch ich sehr zurückgezogen gelebt hatte........Einsamkeit prägt einen Menschen, ob man nun will oder nicht......Alles hinterlässt seine Spuren....“ erwiderte ich umgehend und zog meine Beine nochmals ein Stückchen näher an meinen Leib. „Mag sein Zahra......aber ich ziehe das Leben in Einsamkeit durchaus vor.....Es macht mir nichts aus und ist in Anbetracht meines Berufswegs ein überlebenswichtiger Vorteil, was dir eigentlich sehr wohl bewusst sein müsste......Ich hätte mich jedenfalls niemals auf eine direkte Zusammenarbeit mit der japanischen Polizei eingelassen, wenn es nicht zwingend erforderlich gewesen wäre.....So etwas behindert mich nur bei meiner Ermittlungsarbeit....“ folgte sofort erklärend von ihm und besah sich unterdessen weiterhin unwillig die leise summenden Bildschirme vor sich. Was sollte das hier eigentlich werden? Wieso erzählte sie ihm das überhaupt? Das die Ermordung dieses Mädchens nicht komplett spurlos an Zahra vorüber gegangen war wunderte ihn nicht, denn Menschen die eine ihm nahestehende Person durch ein Gewaltverbrechen verloren hatten, kämpften statistisch gesehen deutlich länger mit dessen Verlust. Aber was hatte er damit zu tun? Konnte es denn vielleicht sein, das sie sich im Augenblick einfach nur einsam fühlte und sich durch dieses Gespräch versuchte abzulenken? Was wollte Zahra mit dieser Unterhaltung nur bezwecken? Wieder wanderten seine skeptischen Augen zurück zu der jungen Frau, was die in ihm unterschwellig brodelnde Unruhe neuerlich umgehend spürbar anzufachen schien und somit seine Laune abermals ein gutes Stück sinken ließ. Wieso nur war er bloß auf diese unsinnige Idee gekommen, mit welcher er sich wiederholt selbst in diese unliebsame Lage manövriert hatte? Amüsiert schüttelte ich erneut meinen braunen Haarschopf, währenddessen ich heimlich die Reaktionen von L aus dem Augenwinkel ganz genau studierte und sich mir kurz darauf wiedereinmal ein Grinsen ins Gesicht schlich. „Das ist mir durchaus bewusst Ryuzaki.....so Blauäugig wie ich aussehe, bin ich gewiss nicht......das müsstest selbst du inzwischen begriffen haben.....“ merkte ich sogleich belustigt an und maß ihm anschließend mit einem milden Schmunzeln. „Aber ich kann dich irgendwie auch verstehen.......Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen......eine Lektion, die auch ich schmerzlich lernen musste....“ schloss ich wehmütig meine Ausführungen und ließ mein Augenmerk nachdenklich hinüber zu den Monitoren schweifen. „Weißt du......bevor ich Lina kennen lernte, habe ich ganz ähnlich darüber gedacht wie du........Erst durch sie ist mir wirklich bewusst geworden, was es heißt einem anderen Menschen nahe zu sein und dessen Gegenwart wie auch dessen Zuneigung zu schätzen......Ohne Sie wäre ich nicht die Person, die ich heute bin.....“ folgte abschließend bitter aus meinem Mund und wiedereinmal musste ich alle Kraft aufbringen, um den aufsteigenden schweren Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken. L besah sich in der zwischen zeit aufmerksam die vielen unterschiedlichsten Spiegelungen, welche sich mit jeder Sekunde aufs Neue auf dem Gesicht der jungen Frau abzuzeichnen begannen und sann derweilen intensiv über die Sinnhaftigkeit ihrer Worte nach, ehe seinen Augen abermals deutliche Verwirrung aufzeigten, als er sich unvermittelt etwas schwerem an seiner Schulter gewahr wurde. Meine Lider wurden von Sekunde zu Sekunde immer schwerer, denn so langsam siegte die Erschöpfung des Tages über meinen Verstand und ich bemerkte wie mein Kopf unaufhaltsamen weg zu sacken begann. Ich wollte und konnte mich in diesem Moment einfach nicht mehr dagegen wehren und es war mir im Augenblick auch vollkommen egal. So schwer es mir gerade auch fiel es mir selbst wirklich einzugestehen, so sehr hatte ich es seit langen mal wieder richtig genossen, das ich einfach mal wieder ich selbst sein konnte. Auch wenn ich nicht wusste, ob ich es morgen vielleicht sogar schon wieder bereuen würde, aber es tat mir in diesen Moment nur so unendlich gut diese immerwährende Maske der Verstellung einfach mal fallen zulassen und einem anderen Menschen uneingeschränkt vertrauen zu können. „Danke das du mir einfach nur zugehört hast L...“ kam nur noch schlaftrunken über meine Lippen, bevor sich der wohlige Schatten aus Dunkelheit über meine Gedanken spannte und alles Sorgen mit sich nahm. In L hingegen begann mit der Berührung ihrer Körper prompt erneut ein heilloses Chaos auszubrechen, welches ihm beinahe den Verstand raubte, denn wiedereinmal war Zahra ihm von einen Moment auf den anderen fiel näher als ihm lieb war. Erschrocken wie ebenso überrumpelt haftete sein irritierter Blick ununterbrochen auf dem Gesicht der jungen Frau, welche nun schlafend an seiner Schulter lehnte und begann sich neuerlich unnachgiebig zu fragen, wie er nur schon wieder in so eine Situation geraten war. Ihre letzten Wort und auch das gesamte Gespräch hinterließen bei ihm einen äußerst seltsamen Nachgeschmack, denn so sehr ihn seine unerfreuliche Lage gerade wiedereinmal gegen den Strich ging, so sehr war da dennoch ebenso dieses wohlige sich irgendwie gut anfühlende warme Gefühl in seinem Inneren, welches ihm trotz alle seinen Verleugnungsversuchen doch irgendwie zusagte. Lag da in ihren Worten eventuell doch mehr Wahrheit, als er zugeben wollte? Grübelnd besah er sich die ruhig atmende Zahra neben ihm und mit jedem Atemzug konnte er ganz deutlich ihre Bewegungen an seinem Körper wie gleichso die von ihr ausgehende Wärme spüren. Nichts was in ihm gerade vorging, war für ihn auch nur annähernd in Worte zu kleiden oder gar auf logischen Wegen zu erklären, denn noch immer waren diese Dinge für ihn mehr als befremdlich und doch konnte er ihnen einfach nicht entfliehen. Unschlüssig und mit schief gelegtem Kopf hob er kurz darauf vorsichtig seine Hand und verweilte erst einmal eine ganz Weile in absoluter Erstarrung, währenddessen er sich selbst über sein eigenes ihm unverständliches Vorhaben abermals zu wundern begann. Behutsam strich er mit spitzen Fingern der jungen Frau eine ihrer braunen Haarsträhnen aus den Gesicht und begutachtete anschließend verwirrt das durch die deutlichen Spuren der Traurigkeit gezeichnete Profil vor sich, indessen er sich bereits verärgert erneut zu fragen begann, was er hier eigentlich gerade schon wieder getan hatte.

Listen to your heart....

Listen to your heart....
 

Verschlafen öffnete ich langsam meine Augen und blinzelte erst einmal eine Weile verständnislos vor mich hin, währenddessen ich gleichzeitig intensiv in meine Erinnerungen nach den letzten Minuten des vergangen Abends zu kramen begann. Ich war definitiv weder in meinem Bett noch in meinem Zimmer, das Begriff ich sofort, aber wieso war ich offensichtlich wiedereinmal hier im Hauptzimmer eingeschlafen? Verwirrt spürte ich, wie sich das vermeintliche Kissen unter mir leicht bewegte und jetzt viel mir auch mit einmal auf, dass das auf was ich da lag ganz deutlich Wärme abstrahlte, sodass sich mein perplexer Blick ruckartig in die entsprechende Richtung begab. Sekundengleich setzte unverzüglich mein Herzschlag aus, als ich aus dem Augenwinkel heraus die seitliche Silhouette von L identifizieren konnte und meine Welt stand abermals mit einem Schlag still, derweilen sich spürbar erneut dieses sanfte warme Kribbeln in meinem Körper auszubreiten begann. Wieso schlief ich eigentlich an seine Schulter gelehnt? Und warum ließ er das überhaupt zu, obwohl er sich doch sonst immer sofort bei jeder menschlichen Berührung merklich verkrampft hatte? Was war hier los? Explosionsartig formte sich ein neuer weit verzweigter Irrgarten aus Fragen in meinem Kopf, welcher unaufhörlich anwachsend über mich hereinbrach und mich wiedereinmal wie ein einzelner einsamer Tropfen im weitem Meer zurück ließen. Immer schneller zogen die Bilder der letzten Nacht wie ein Film an mir vorbei und je länger ich in meinen tiefen Abgründen der Erinnerungen versankt, desto deutlicher setzten sich immer klarer zwei ganz bestimmte Puzzle in meinen Verstand zusammen. Zum einem war da das Gesicht von Lina, welche postwendend wieder einen schmerzhaften Stich in meiner Brust hinterließ, aber zum anderen war da ebenso dieser eine ganz bestimmte Traum von L, welcher sich immer stärker in den Vordergrund der Realität zu drängen schien. Blitzartig stoppten jedoch meine Gedankengänge und das gesamte vorangegangene Gespräch mit diesem starrköpfigen Detektiven nahm all meine Aufmerksamkeit für sich ein, wodurch sich gänzlich unbewusst ein kleines sanftes Lächeln auf meine Lippen stahl. Gestern Abend hätte mich meine tief sitzende Trauer um Lina doch beinahe meinen Verstand gekostet gehabt, aber er hatte dies auf seine ganz eigene Art und Weise zu verhindern gewusst. L war tatsächlich für mich da gewesen und hatte mir einfach nur zugehört. Und auch wenn er es vielleicht gar nicht so bewusst beabsichtigt gehabt hatte, dennoch hatte er mir damit unvermeidlich geholfen einen kleinen Teil der Last, welche auf meinen Schultern ruhte, zu tragen. Ja, ich vertraute ihm inzwischen blind und auch wenn es mir unterschwellig auf die ein oder andere Weise immer noch ein wenig Angst machte, so war ich trotz allem froh, das ich es gewagt hatte mich ihm gegenüber zu öffnen. Ich hasste es sonst abgrundtief anderen Menschen meine schwache und verletzliche Seite zu zeigen, denn niemand sollte wissen wie es tatsächlich in der sonst so starken fröhlichen Frau aussah. Für jemanden wie mich war es einfach leichter zu ertragen, wenn man den andren Leuten um einen herum so wenig Angriffsfläche wie nur irgends möglich bot und somit die Gefahr für eine Durchschauung der wahren Persönlichkeit auf ein Minimum beschränken konnte, aber bei ihm war es inzwischen etwas ganz anderes geworden. Ich wollte mich ihm gegenüber schlicht und ergreifend nicht mehr verstellen, den die Liebe welche ich für ihn empfand, hatte mich gegen meinen Willen in meiner Denkweise deutlich verändert. Natürlich war ich immer noch die selbe wie vorher, nur hatte ich in der Zwischenzeit begriffen, das ich ihm nur näher kommen konnte wenn ich ihm selbst ein Stück weit entgegen kam. Nur so war es möglich gewesen, das ich überhaupt in so eine Situation wie diese kommen konnte. Tief atmete ich wohlwollend seinen Geruch ein und schloss ein letztes mal glücklich die Augen, bevor ich sodann behutsam meinen Kopf hob und unsicher in sein Gesicht hinauf blickte. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, doch das was ich erspähte war das komplette Gegenteil von dem, was ich zu sehen geglaubt hätte. Im selben Moment, wie ich sein Gesicht erblickte, fiel mir vollkommen überrascht die Kinnlade herunter und ich begutachtete indessen stillschweigend eine ganze Weile fassungslos sein friedlich Spiegelungen, bevor sich mir ein warmes wie ebenso amüsiertes Schmunzeln auf die Lippen schlich, während ich sachte meinen braunen Haarschopf schüttelte. `Na kein Wunder, das er mir so bereitwillig als Kissen zur Verfügung stand......` ging mir auch schon belustigt durch den Kopf, unterdessen ich mir nochmals eingehend den ruhig schlafenden L neben mir besah und wiedereinmal darüber nachsann, wie man bloß in so einer Position zur Ruhe kommen konnte. Lautlos verließ ein Gähnen meinen Mund und ich warf anschließen prüfend einen kurzen Blick auf die Uhr, welche mir zeigte das es gerade erst einmal 7.30 war. `Eigentlich nicht wirklich meine Zeit...` merkte mein resignierter Verstand an und blickte dann nachdenklich erneut hinüber zu dem schwarzhaarigen Detektiv, bevor sich ein freches Grinsen in meinem Gesicht breit machte. `Gelegenheiten sollte man doch nutzen...` folgte auch prompt die Anmerkung aus meinen Gedanken und ließ sodann neuerlich meinen Kopf vorsichtig auf seine Schulter sinken, währenddessen sich mein Augenmerk zeitgleich grüblerisch auf die weiterhin leise flackernden Bildschirme vor mir richtete. Noch immer hatte ich nicht herausfinden können, was genau sich an Light eigentlich verändert hatte und das war etwas, was mich mittlerweile wirklich gewaltig wurmte, sodass sich auch schon im nächsten Moment mein logischer Verstand wiederholt in den Vordergrund schob, derweilen ich mich gedankenverloren wie mit ebenso wild klopfenden Herzen abermals an L zu lehnen begann.
 

Schlagartig öffnete der schwarzhaarige Detektiv seine Augen und richte sogleich prüfend sein Kopf in die Richtung, in welche Zahra gerade verschwunden war. Bereits seit Stunden schon war er aus den unvermeidbaren Reich des Schlafes wieder zurück gekehrt gewesen, aber dennoch hatte er sich ganz bewusst der jungen Frau gegenüber nicht zu erkennen gegeben. Nach dem Gespräch des letzten Abends wie ebenso seiner ihm eindeutig von seinen eigenen Gefühlen aufgezwungenen unerfreulichen Handlung, hatte er wiedereinmal die halbe Nacht intensiv damit zugebracht gehabt, nochmals über all seine befremdlichen Erfahrungen mit Zahra nachzugrübeln. Stillschweigend hatte er immer wieder die ruhig atmende Person neben sich zu studieren und gleichzeitig die so unterschiedlichen ihn aufwühlenden Emotionen zu analysieren versucht, aber erneut hatte es ihm keinen einzigen logischen Ausweg daraus aufzeigen können. Warum nur, war das Ganze bloß so schrecklich undurchsichtig für ihn? Hatte es schlicht und ergreifend einfach etwas mit den biochemischen Gesetzten der Hormone zu tun, denen selbst L, dem Meisterdetektiv, es offensichtlich nicht Möglich war zu entkommen? So sehr er sich auch immer dagegen zu wehren versucht hatte, das ihm diese fremdartige Nähe zu Zahra in gewisser Hinsicht zuzusagen schien, konnte er leidlicher Weise nicht mehr länger leugnen. Das Aufgrund einer positiven Erfahrung Serotonin im Körper freigesetzt wird und somit das Belohnungszentrum im Gehirn stimulierte war ihm hinlänglich bekannt, denn nur auf diesem Weg war es den Menschen möglich das Gefühl von Glück und Freude für eine richtig gemachte Sache zu empfinden und daraus zu lernen. Doch war es tatsächlich dieser schlichte chemische Hormoncocktail, welcher ihn dazu Zwang, sich zu der jungen Frau hingezogen zu fühlen und den daraus einstehenden Wunsch verspürte, genau diese Empfindungen immer wieder aufs Neue zu durchleben? Für den jungen Detektiv war es wahrlich unendlich schwer gewesen zu akzeptieren, das er tief in seinen Inneren sich genau danach zu sehnen schien und das begreifen dieser neu aufgedeckten Tatsache, hatte ihn abermals ziemlich verwirrt wie gleichso verärgert gehabt. Denn wenn dem tatsächlich so war, dann hatte er schlussendlich einfach keinen Einfluss mehr darauf, wie sich diese Emotionen in ihm weiter entwickelten und das bedeutete wiederum, das es vollkommen sinnlos war sich gegen diese Gefühle wehren zu wollen. War es vielleicht doch so, wie Zahra gesagt hatte? „Was man nicht kennt, das kann man auch nicht vermissen...“ Ja, das waren ihre Worte gewesen und wenn gleich sie diese auch in einem andrem Zusammenhang verwendet hatte, so beschlich ihn dennoch immer mehr diese bedrohliche Vorahnung, das sich in dieser Aussage weit mehr Wahrheit verbarg, als er es sich selbst eingestehen wollte. Immerhin war ihm solche eine Art von Gefühl wie Liebe bisher noch nie in seinem Leben untergekommen gewesen und nun, wo er sie eindeutig in sich verspürte, wurde er immer weiter in dessen Bann gezogen, ohne das er selbst irgendetwas dafür tat. Was würde passieren, wenn er sich dazu entschließen würde, sich nicht mehr gegen diese verwirrenden und doch sich irgendwie richtig anfühlenden Emotionen in seinem Körper zu wehren? Würde er damit vielleicht den Fehler seines Lebend begehen und sich somit in seiner Person selbst behindern oder würde ihm ein analysieren seiner eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet eventuell sogar helfen, seiner Arbeit als Detektiv noch effizienter durchführen zu können? Es waren unzählige für und wider in diesen Theorien, welche L die halbe Nacht lang in seinen Gedanken gegeneinander abwog, derweilen er weiterhin forschend die junge Frau neben sich unwillig mit seinem Blick fixierte. Welches war der richtige Weg? Gab es überhaupt ein richtig oder falsch in Bezug auf dieses Themengebiet? Lange schon waren seine Gedanken nur noch ein vollkommen unentwirrbares Knäuel aus Fragen, zu welchen er sich dennoch immer wieder erneut den Kopf zerbrach und schlussendlich doch nie eine zufriedenstellende Antwort darauf erhielt. Sollte er eventuell einfach mal das Risiko eingehen und sich nicht immer gleich gegen diese Reaktionen verschließen, nur um zu sehen was passierte? Eigentlich war es einen Versuch wert und vielleicht konnte er dadurch doch noch eine für ihn halbwegs erträgliche Lösung für dieses Problem finden, welche ihn endlich auch mal aus dieser ihn ständigen einholenden Gedankenblockade entlassen würde. Und mit diesen abschließenden Gedanken hatte er sich dann missmutig doch dazu entschlossen gehabt, die junge Frau genau dort zu belassen wo sie eingeschlafen war und nach kurzer Zeit schon hatte dann letztendlich auch ihn der dunkle Umhang der Träume gegen seinen Willen eingeholt gehabt.
 

Trotz alledem, lange hatte L dort nicht verweilen können, denn er hatte es sehr genau bemerkt gehabt, wie sich Zahras ruhige gleichmäßige Atmenzüge bald darauf zu verändern schienen und sich anschließend die warme schwere Last von seiner Schulter wieder entfernt hatte. Jedoch hatte er den inneren Zwang in genau diesem Moment seine Augen zu öffnen ganz bewusst unterdrückt, denn da war noch etwas anderes, das den jungen Detektiv brennend interessierte. Wie würde die junge Frau reagieren, wenn sie sich in so einer Situation wieder fand? Was würde sie tun? Hatte sie vielleicht doch irgendein gesteigertes Interesse an seiner Person? Immerhin hatte er all die vorgefallen Ereignisse mit ihr nicht vergessen und diese ließen in ihm nun immer deutlicher eine Vermutung aufkommen. Bestand eventuell sogar die Möglichkeit, das Zahra genau das selbe für ihn empfand, wie er für sie? Hatte sie möglicherweise deswegen dieses seltsame Verhalten an den Tag gelegt und er hatte es einfach nur schlicht und ergreifen übersehen? Vielleicht sogar bewusst ignoriert? Es fühlte sich irgendwie seltsam für ihn an, über solch eine bestehende Wahrscheinlichkeit nachzudenken, denn beide Gedanken hinterließen in ihm ihre eindeutigen Spuren und auch die Unruhe in ihm wuchs mit jeder Minute, in welcher er die Reaktionen der jungen Frau neben sich stillschweigend zu deuten versuchte. Eine ganze Weile verging, indem sie anscheinend einfach nur unschlüssig neben ihm zu sitzen schien und dann, als er sich gerade dazu entschließen wollte sein kleines, ihm inzwischen lächerlich vorkommendes Spiel aufzugeben, spürte er erneut ihren Kopf an seiner Schulter, was sogleich eine neue Welle an sich überschlagenden Emotionen in seinem Körper auslöste. Sein Herz setzte kurzzeitig aus, nur um Sekunden später wild schlagend seinen Betrieb wieder aufzunehmen und somit seine Körpertemperatur auf ein neues Rekordhoch zu treiben. Wieder fuhren seine Gedanken Achterbahn und er versuchte krampfhaft seine ruhige schlafend wirkende Fassade nicht fallen zu lassen, wodurch er sich sonst unausweichlich bei Zahra verraten hätte. Erneut ergriff ihn der eine sich ihm aufdrängende Gedanke, warum sie das hier gerade tat und abermals wurde diese eigentlich so unglaubwürdige Vorahnung in ihm immer lauter, sodass sich sein Verstand wiederholt in seinen eigenen Überlegungen zu verheddern drohte. Wie lange sie so dasaßen vermochte er nicht zu sagen, denn ihm war durch ihre verwirrende Nähe neuerlich jegliches Zeitgefühl verloren gegangen und doch wollte er in diesem Moment nicht nachgeben. Dann jedoch löste sich die junge Frau plötzlich wieder von seiner Schulter und ihm wurde kurz darauf überdeutlich an ihren verhallenden Schritten klar, das sie nicht wieder zurück kommen würde, was in ihm für einem winzigen Augenblick so etwas wie Bedauern aufblitzen ließ. Sogleich richtete er sein Augenmerk wachsam in die Richtung, in die Zahra gerade verschwunden war und schnell wurde ihm bewusst, das die junge Frau im Begriff war das Hotelzimmer heimlich still und leise zu verlassen, was seine Laune prompt noch ein Stück weiter sinken ließ. „Darf ich fragen, wo du um diese Zeit hin willst?“ folgte auch gleich die entsprechende Nachfrage aus seinem Mund und maß indessen aufmerksam die sichtbar zusammenzuckende Frau auf der andern Seite des Raumes.
 

Die ganze Zeit über hingen meine Gedanken wie ein Magnet an Lights unerklärlichen Veränderungen und immer wieder begann ich mich zu fragen, warum er sich so urplötzlich um scheinbar 180 Grad gedreht hatte, ohne auch nur annähernd auf eine mir plausibel klingende Erklärung zu kommen. Irgendetwas war passiert, denn seine Augen waren mit einem mal viel wärmer als vorher und in seinem Blick schien sich ausschließlich die Wahrheit zu spiegeln, aber wie konnte das nur sein? Es nagte an mir und meinem Verstand, denn mit jeder Minute die verging wurde diese seltsame Tatsache immer fragwürdiger für mich, sodass ich mich nach einer guten Stunde der Grübelei erneut von meinem improvisiertem Kissen löste und mir ein letztes mal den jungen Detektiven schmunzeln besah, ehe ich mich in Richtung Zimmertür begab. Beinahe lautlos gab ich meinem Hund ein Zeichen mir zu folgen und währenddessen ich mir meine dünne Sommerjacke überstreifte, vernahm ich mit einem Mal vollkommen unerwartet die Stimme von L hinter mir. Augenblicklich schrak ich zusammen und schaute sogleich perplex zurück zu dem mir entgegen starrenden schwarzen Augenpaar, währenddessen sich Choco erwartungsvoll schwanzwedelnd neben mir nieder ließ und mich ungeduldig beäugte. „Oh entschuldige......Hab ich dich geweckt?..“ gab ich mit einem schuldbewussten Lächeln von mir und angelte inzwischen weiterhin nach der Leine, welche ein Stück weiter neben mir auf der Kommode lag. „Das war nicht meine Frage.....Wo willst du hin?“ kam postwendend von diesem zurück und besah sich prüfend die junge Frau vor sich. Überrascht schaute ich zurück zu L, welcher mich unumwunden skeptisch begutachtete und überlegte derweilen konzentriert, ob ich ihm die Wahrheit über meinen kleinen geplanten Ausflug preis geben sollte. Immerhin waren ihm meine Alleingänge von vornherein stets ein Dorn im Auge gewesen, doch sollte ich ihn wirklich darüber in Kenntnis setzten? Er hatte anscheinend doch bemerkt, das hinter meinen harmlos aussenden Sparziergang ein weitaus größeres Vorhaben steckte und das obwohl er doch wie ich annahm geschlafen hatte. Normalerweise mochte ich es eigentlich überhaupt nicht, wenn ich mich irgendjemanden gegenüber für meine geplanten Aktionen rechtfertigen musste, aber ich hatte mir doch fest vorgenommen gehabt, mich ihm gegenüber nicht mehr zu verstellen und hieße das demzufolge nicht auch, ihm keine Informationen mehr über meine Ermittlungsarbeit vor zu enthalten? Einige geschlagene Minuten lang fixierte ich L nachdenklich mit meinen blaugrauen Augen und hatte sichtlich damit zu kämpfen, mich für einen der zwei Wege zu entscheiden, bevor ich mich dann doch widerwillig dazu entschloss meinem Herzen zu folgen. „Naja....zunächst einmal muss Choco ausgeführt werden, wenn du keine unschöne Überraschung erleben möchtest und.........und zum anderen, hatte ich vorgehabt, Light einen kleinen Besuch abzustatten......Irgendwie lässt mich einfach das Gefühl nicht los, das er sich seit kurzen vollkommen verändert hat...“ ließ ich sachlich wie gleichso resigniert von mir hören und blickte ihm unterdessen trotzig entgegen, denn das er meinen Plan einfach so hinnehmen würde, war für mich mehr als unwahrscheinlich. L´s Augen wurden schmal, als er den Worten von Zahra gewahr wurde und zeitgleich machte sich beim vernehmen des Namens vom vermeintlichen Kira abermals ein kurzes unangenehmes ziehen in seiner Brust bemerkbar. Sie wollte also tatsächlich wieder einen persönlichen Kontakt zu ihm aufbauen und das alles nur weil er sich offensichtlich verändert hatte? War das wirklich der einzige Grund dafür, das sie wiederholt seine Nähe zu suchen schien oder steckte da noch etwas anderes dahinter? Doch wenn dem so wäre, wieso hatte sie ihn dann über ihr Vorhaben in Kenntnis gesetzt? War es eine Art versuchtes Ablenkungsmanöver oder eher so etwas wie ein Vertrauensbeweis ihm gegenüber? Richtig deuten ließ sich die Angelegenheit für ihn nicht, aber gefallen tat sie ihm genauso wenig und er würde dieses bevorstehende Treffen am liebsten Unterbinden, doch würde sie dann nicht wieder irgendeinen Weg finden ihren Dickkopf dennoch durchzusetzen? Was hatte sie wirklich vor? Waren es tatsächlich nur sachliche Ermittlungsversuche? „Dachte ich es mir doch........Du willst also Light besuchen.....Was versprichst du dir eigentlich von diesem Treffen?......Und warum glaubst du, das ich dich einfach so zu ihm gehen lasse?.....Was willst du machen, wenn ich Watari verbiete dich in die Nähe von Light zu lassen?...“ folgte auch schon tonlos wenn trotzdem schneidend die lauernde Antwort des Schwarzhaarigen und entließ für nicht eine Sekunde die leicht verärgert dreinblickende Frau aus seinen Augen. Meine Braue rutschte angesäuert nach oben und ich begann indessen genervt auf meiner Unterlippe zu kauen, denn das er mir noch immer so sehr zu misstrauen schien, machte mir in diesem Moment wahrlich zu schaffen. Was hatte er eigentlich jetzt schon wieder für ein Problem? Immerhin hatte ihn doch über mein Vorhaben aufgeklärt und außerdem konnte er alles in diesem Gespräch, wie auch jede einzelne Bewegung von mir und von Light über die Kameras mitverfolgen? Was sollte das Ganze also schon wieder? Wieso nur stellte er sich jedes mal wenn es um Light ging nur so quer? „Wie ich bereits erwähnt hatte......Ich möchte lediglich mit ihm sprechen, um vielleicht einen Grund für sein verändertes Verhalten ausfindig machen zu können......und dazu muss ich ihm einfach persönlich in die Augen sehen können...Das ist wichtig für mich......Außerdem wird alles in dieser Unterhaltung von den Überwachungskameras fest gehalten, sodass ich gar nicht die Gelegenheit dazu hätte dich zu hintergehen.......Was also stört dich daran so sehr Ryuzaki?......Erzähl mir jetzt nur nicht, das du doch noch Eifersüchtig auf diesen Kira wirst...“ meinte ich misslaunig wie ebenso sarkastisch zu ihm und maß ihn nochmals abschätzend, ehe ich meinen Hund nebenher kopfschüttelnd an der Leine fest machte. Das Alles wurde mir nun wahrlich wiedereinmal zu bunt. Was sollte ich denn noch noch tun, damit er mir und meiner Arbeit endlich etwas Vertrauen schenkte?
 

Für eine einzelne kaum sichtbare Sekunde spiegelte sich der Anflug von Überraschung in den Augen des jungen Detektivs, welches allerdings von Zahra unbemerkt blieb und L abermals einen für ihn spürbaren Denkanstoß gab. War es tatsächlich das, was sie glaubte? Vermutete sie wahrlich bei ihm irgendwelche Art von Gefühle für ihre Person, gleichso wie er es bei ihr tat? Vermittelte er ihr tatsächlich so etwas wie Eifersucht mit seinem Misstrauen oder war dies wiederholt nur eine gezielte Provokation von ihr? Beide Gedankengänge missfiel ihm zu tiefst, aber dennoch bot sich ihm gerade eine nahezu perfekte Gelegenheit seine eigenen Überlegungen in Bezug auf diese junge Frau zu überprüfen, was ihn anderseits eindeutig neugierig stimmte. „Und was wäre, wenn es so wäre?“ verließ daher absolut emotionslos seine Lippen und beobachtete in der Zwischenzeit hochkonzentriert die daraus folgenden Regungen bei Zahra, währenddessen ihm sein Herz unleugbar neuerlich bis zum Hals schlug. Vollkommen überrumpelt und in dem sicherem Glauben mich gerade gründlich verhört zu haben zuckte mein Kopf ruckartig in seine Richtung, derweilen mein Puls wiedereinmal gehörig in Wallung geriet. Hatte er das gerade wirklich gesagt gehabt? Aber warum sollte er so eine wirre Vermutung in den Raum stellen? Diese Frage konnte doch nicht wirklich ernst gemeint sein oder doch? Wollte er mich hier gerade nur Testen und meine Reaktionen beobachten oder war dies tatsächlich eine ernsthafte Nachfrage von ihm? Konnte es denn überhaupt Möglich sein, das er auf jemanden wie Light eifersüchtig war? `Lass dich bloß nicht von deinem eigenen Wunschdenken in die Pfanne hauen Mädchen.....Immerhin reden wir hier von L.....` mahnte mich auch sogleich mein eigener Verstand, sodass ich mich mit einem verwirrten Kopfschütteln endlich wieder aus meiner Starre löste und ihm anschließend ein amüsiertes Grinsen zukommen ließ. Was auch immer in seinem Gehirn vorgehen mochte, das er mir gegenüber tatsächlich das selbe empfand wie ich für ihn, war bei jemanden wie L nahezu unmöglich und doch schlich sich trotz allem unaufhaltsam ein erneuter Funke der Hoffnung in meine durcheinander wirbelnden Gedanken ein. Bestand eventuell doch eine wenn auch verschwindend geringe Möglichkeit, das in dieser Aussage von ihm ein kleines Körnchen Wahrheit steckte? Es war auch schlussendlich egal, ob er nun mit mir spielte, mich testete oder es wirklich sein purer Ernst war, denn meine eigenen Gefühle für ihn waren aufrichtiger Natur und ich würde sie weder mir selbst, noch ihm gegenüber mehr zu leugnen versuchen. Doch egal was auch immer passieren würde, ihm meine Liebe einfach so frei heraus auf die Nase zu binden lag mir ebenfalls fern. Wenn müsste er sich schon selbst einen Reim darauf machen. Immerhin war er ja nicht um sonst der weltbeste Detektiv oder? Ich jedenfalls würde nichts für und nichts wider solch einer Aussage tun. „Nun ja.....wenn dem wirklich so wäre, dann würdest du den Titel Meisterdetektiv höchstwahrscheinlich zu unrecht tragen...“ meinte ich geheimnisvoll und mit einem frechen Zwinkern zu dem mir weiterhin ungerührt entgegenblickenden Detektiv auf der anderen Seite des Zimmers, bevor ich mir die Leine von meinem Hund griff und mich gemütlich schlendernd aus dem Hotel begab. L hingegen hatte sichtlich damit zu kämpfen, sich seine eindeutigen Überraschung über ihre provokante wie ebenso unerwartete Antwort nicht anmerken zu lassen, denn eigentlich hatte er Vermutet etwas anderes ganz anderes von ihr zu hören und doch hinterließ gerade diese Aussage bei ihm erneut das Gefühl, das sich darin eine unmissverständliche Botschaft versteckte, die sein Herz wiedereinmal ungewollt mehre Takte schnelle schlagen ließ.
 

Gedankenversunken schritt ich gemütlich durch die von der Morgensonne erhellten Straßen und Gassen von Tokio, unterdessen mein Verstand wie ein Ping Pong Ball immer wieder zwischen den gerade statt gefundenen Gespräch mit L und meine verzweigten Überlegungen zu Light hin und her switschte. Mich ließ einfach der Gedanke nicht los, was dieser undurchschaubare Detektiv mit seinen Worten hatte bezwecken wollen, denn so sehr ich es mir auch wünschte, das sich in diesen tatsächlich eine kleiner Funke Wahrheit verbergen mochte, war für mich nur schwer vorstellbar. Doch auf was für ein Resultat konnte man mit solch einen Test bloß kommen? War es vielleicht auch schlicht und ergreifend eine Form der Provokation von ihm gewesen und weniger ein ernst zunehmender Gedankengang? Resigniert und gefangen in meinen eigenen Chaos der Gefühle fuhr ich mir fahrig mit der Hand durch mein Haar, währenddessen ein kurzes erschöpftes Aufseufzen meinen Mund verließ. Wie oft wollte ich mir eigentlich noch den Kopf darüber zerbrechen? Was brachten mir Spekulationen und Vermutungen in Bezug auf seine Gefühle wie gleichso auf die Aufrichtigkeit seiner Worte, wenn es mich doch schlussendlich kein Stück weiter brachte? Alles was ich damit erreichte war nur, das sich das schwindelerregende Karussell in meinem Kopf nicht mehr aufhören wollte zu drehen und der kleine fiese Specht mich abermals mit pulsierenden Schnabelspitzen quälte. Ich kam nicht vor und nicht zurück, aber dennoch wollte mein Verstand nicht damit aufhören, sich immer und immer wieder mit den selben aufwühlenden Fragen zu beschäftigen. So unbeschreiblich viele Hochs und Tiefs von Emotionen auf einen Schlag hatte ich bisher in meinem gesamten Leben noch nie erlebt und je länger ich in seiner Nähe war, desto intensiver schienen sich diese zu häufen. `Jetzt mach aber mal halblang......du wanderst hier schließlich nicht so ohne Grund am frühen Morgen durch die Stadt......Konzentriere dich endlich wieder auf deine Aufgabe.....schließlich ist der Fall Kira immer noch nicht gelöst, hörst du.....` rief ich mich innerlich selbst wieder zur Ordnung, denn letztendlich war ich weiterhin eine Ermittlerin der Sonderkommission und hatte weder das Recht noch die Zeit, all meine Gedankengänge ausschließlich auf diesen starrsinnigen Detektiven zu richten. Mein emotionales Durcheinander über den Schutz der Leben von Menschen zu stellen, war mir nicht erlaubt und würde ich auch selber niemals dulden. Nur mit dieser Rückkehr in die logische und rationale Welt der polizeilichen Ermittlungen, offenbarte sich mir in just diesen Augenblick ein weiteres von mir bisher unbedacht gelassenes Problem. Wie um alles in der Welt sollte ich zu Watari Kontakt aufnehmen und somit eine Unterredung mit Light erbitten, wenn ich nicht einmal wusste wo er war? Ich hatte ja nicht einmal eine Handynummer oder dergleichen, unter welcher ich L´s Assistenten erreichen konnte. Wieso hatte ich dieses offensichtliche und gleichso wichtige Detail bloß außer Acht gelassen? `Hat mich Ryuzaki deswegen nicht versucht aufzuhalten?.....Genau deswegen, weil er um diesen winzigen unbedachten Sachbestand gewusst hatte?...` ertönte es sofort grüblerische in meinen bestürzten Gedanken und ließ mich nach ein paar wenigen Schritten kraftlos auf eine der vereinzelten Stadtbänke nieder, wo es sich Choco umgehend neben mir bequem zu machen begann. Mir war als wäre ich gerade in meine eigene unübersehbare Falle getappt, welche ich mir selbst gestellt hatte und aus welcher ich mich nicht mehr alleine befreien konnte. Hatte er es wirklich gewusst und mich auf seine eigene Art und Weise anschließend sogar verspottet oder war selbst ihm diese unbestreitbare Tatsache nicht bewusst gewesen? `Nein....so ein Fehler würde ihm wahrscheinlich niemals unterlaufen...` dachte ich bitter, währenddessen sich ein ebenso bitteres Schmunzeln auf mein Gesicht legte und ich darüber nachzusinnen begann, wie ich die ganze Sachlage jetzt weiter behandeln sollt, als ich jedoch plötzlich auf einen direkt vor mir haltenden Wagen aufmerksam wurde und umgehend aufmerksam wie neugierig zu diesem aufsah.
 

„Da sind sie ja Zahra.....Ich habe sie bereits gesucht gehabt...“ vernahm ich eine vertraute warme Stimme in meinen Ohren und musterte vollkommen überrascht den aus dem Auto steigenden Herrn, welcher mir mit einem freundlichen Lächeln langsam entgegen trat. Skeptisch zog ich meine Braun hoch und beobachtete sprachlos wie gleichso überrumpelt die sich abspielende Szene vor mir, unterdessen mein Hund neben mir freudig mit dem Schwanz zu wedeln begann. Wo kam er den jetzt so plötzlich her? Und vor allem, warum hatte er mich gesucht gehabt? War vielleicht irgendetwas passiert? Meine Gedanken begannen sich neuerlich zu überschlagen und mein Herz malträtierte hart meinen Brustkorb, so das es geschlagene fünf Minuten bedurft, bis ich es endlich schaffte mich aus meinen abdriftenden Spekulationen zu lösen und mein Wort an ihn zu richten. „Watari.....Was machen sie den hier?......Gibt es irgendwelche Probleme?...“ gab ich sogleich besorgt von mir und erhob mich rasch von meinem Platz, um auf den Älteren zu zugehen, welcher jedoch im selben Moment beschwichtigend die Hände hob und mich mit einem amüsierten wie ebenso seichten Schmunzeln bedachte. „Nein Zahra....keine Sorge es ist alles in bester Ordnung.....Ich bin lediglich hier um sie abzuholen...“ merkte er daraufhin beruhigend an, was meine Skepsis im gleichen Atemzug sofort nochmals weiter in die Höhe schnellen ließ. „Was meinen Sie damit.....Sie sind gekommen um mich abzuholen?.....Wie haben sie mich überhaupt gefunden?....“ verließ misstrauisch meinen Mund und prompt durchzog mich die Antwort auf meine eigne Frage wie ein Blitz, sodass sich keine zwei Sekunden später ein begreifendes Grinsen in mein Gesicht schlich, während ich nebenher mein Handy aus meiner Jackentasche angelte. Wie hätte es auch anders sein können? Es war das einzigste was ich am Leib trug, das eine Standortortung möglich machen konnte. Nur das warum war mir in diesem Augenblick noch nicht ganz klar und vor allem interessierte mich die Frage, wohin er mich abholen wollte. Abwartend und auffordernd zugleich besah ich mir wachsam sein Gesicht und mir entging keinesfalls dieses kurze, wenn auch kaum sichtbare aufblitzen von wissender Erkenntnis, was mir die gesamte Sachelage nur noch seltsamer werden ließ. „Kommen sie Zahra....steigen sie ein, den Rest erkläre ich ihnen dann während der Fahrt....“ gab er sanft von sich und hielt mir zuvorkommend die Tür des Wagens auf, welche ich noch einmal kurz skeptisch beäugte, ehe ich mich dann doch mit einem knappen Seufzen auf die weichen Polster sinken ließ, unterdessen ich meinen Hund auf dem Sitz neben mir platzierte. Wachsam beobachte ich, wie Watari rasch das Auto umrundete und anschließend wieder den Platz hinterm Steuer einnahm, bevor er das Gefährt umsichtig wieder auf die Straße lenkte, währenddessen sich in meinem Kopf abermals das absolute Chaos anzubahnen begann. Was zum Geier sollte das hier werden? Wo brachte er mich hin? Das er hier so urplötzlich auftauchte, musste doch einen triftigen Grund haben. Ob wirklich alles in Ordnung war? Er machte zwar nicht den Eindruck, als gäbe es wahrlich Grund dazu sich Sorgen zu machen, aber irgendwie war mir in dieser gesamten Lage doch ein wenig mulmig zumute. „Also schön Watari....Sagen sie mir jetzt, was los ist ?.....Wohin fahren wir?..“ meinte ich prüfend und versuchte indessen die Regungen auf seinem Gesicht in den Reflexionen des Rückspiegels ausmachen zu können, in welchem er mich heimlich zu mustern schien. „Nun gut Zahra......L hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, das sie beabsichtigen Light einen kleinen Besuch abzustatten....“ begann er der jungen Frau sein unerwartetes Erscheinen zu erläutern und konnte sich unterdessen ein kurzes Schmunzeln über ihre genervt wirkende Reaktion nicht recht verkneifen, sodass er erst nach einer kurzen bedachten Pause in seinen Ausführungen fort fuhr. „Er hat mich darum gebeten, sie abzuholen und ihnen diesen Wunsch zu gewähren.....Und ich muss ehrlich zugeben, das mich das Ganze doch ein wenig überrascht hat......“ sprach er freundlich weiter und konnte mit jeder Minute mehr und mehr die entgleisenden Gesichtszüge der jungen Frau auf der Rücksitzbank bewundern, was ihm wiederum ein kurzes wenn auch gutmütiges Kopfschütteln abverlangte. „Wissen sie ….ich habe von Anfang an gewusst, das sie eine außergewöhnliche Frau sind Zahra......Sie haben wahrlich ein gutes Herz.......und es freut mich wirklich sehr für ihn, wenn L neben mir in ihnen anscheinend einen weiteren Menschen gefunden hat, den er offensichtlich sein Vertrauen schenken kann....“ folgte abschließend mit einem warmen wie ebenso milden Lächeln von ihm, währenddessen er erneut einen flüchtigen Blick in das nun vollkommen verdattert dreinschauende wie gleichso verwirrt blickende Gesicht von Zahra warf. Mit jeden Wort, das ich von Watari vernahm, schoss meine Puls auf eine neues ungeahntes Rekordhoch und mein Verstand setzte kurzzeitig komplett aus, bevor sich ein gesamter Rummelplatz in meinem Kopf einzufinden begann. Was hatte das jetzt wieder alles zu bedeuten? Ich hätte vermutet, das Ryuzaki alles daran setzten würde mich von diesem Treffen mit Light abzuhalten und nun unterstützter er mich allen Ernstes noch darin? Nicht, das mich das nicht freuen würde, aber das war doch alles einfach zu abstruse oder nicht? Hatte ich mich etwa doch in ihm getäuscht? Tausende und abertausende an Fragen überschlugen sich in meinen Gedanken und in meinem Gesicht schien sich jede einzelne von diesen zeitgleich unweigerlich abzuzeichnen, was ich eindeutig an den Regungen des älteren Herrn festmachen konnte. Dennoch war es mir in diesem Moment absolut unmöglich irgendeine meiner Reaktionen zu steuern und je weiter sich das Chaos in meinem Kopf auszubreiten begann, desto auffälliger wurden zwei ganz bestimmte Aspekte für mich. Zum einen hatte Watari ihn mir gegenüber noch niemals als L benannt und zum zweiten, hatte er da nicht gerade die Behauptung aufgestellt, das mir dieser Detektiv doch irgendwie zu vertrauen schien? Der Knoten in meinen Verstand zog sich immer fester und fester um meinen rationalen Geist, sodass es mir nicht mehr möglich war zu entscheiden, was ich nun eigentlich noch glauben konnte und sollte. Zu allem Überfluss jedoch mischten sich indessen auch noch immer intensiver meine unbestreitbaren Gefühle für diesen Kerl mit ins Bild, was meinen sonst so logischen Gedankenfluss nun vollends zu blockieren drohte und mich schlussendlich völlig überrumpelt im Dunkeln stehen ließ.

Zwischen Zweifel und Vertrauen....

Zwischen Zweifel und Vertrauen....
 

Was sollte ich jetzt davon halten? War es nur eine neue Form der Provokation von L? Vielleicht nur eine Art Test, bei welchen er mich und meine Verhaltensweisen im Bezug auf Light ein wenig genauer studieren konnte? Oder war es wirklich so etwas wie Vertrauen, als welches es Watari selbst gerade bezeichnet hatte? In meinen Kopf herrschte im Augenblick einfach nur ein heilloses durcheinander von Fragen und Vermutungen, die sich wie in einem Strudel immer schneller werdend auf den Abgrund meiner geistigen Verfassung zu zubewegen schienen, ohne das ich irgendeinen Einfluss darauf nehmen konnte. Was hatte diesen sonst so sturen Detektiv jetzt plötzlich dazu bewegt mich in meinen eigenen Ermittlungsansätzen zu unterstützen, wo er sie doch bisher immer versucht hatte zu sabotieren? Konnte es denn tatsächlich sein, das er mir endlich ein wenig Vertrauen entgegenbrachte? Aber immerhin stand die Möglichkeit einer Einmischung von seiner Seite ja noch nicht völlig außer Frage, denn in Lights Zelle konnte er gezielt, wenn auch nur mit seinen Worten, in das Geschehen eingreifen und mich wenn er wollte abermals in meinen Vorhaben behindern. Hatte er dies etwa gezielt mit einkalkuliert? Sprang er deshalb über seinen sonst so unüberwindbar erscheinenden Schatten und ließ mich deswegen persönlich mit unserm Hauptverdächtigen sprechen? Die Wahrscheinlichkeit dafür war, wenn ich all meine bisherigen Erlebnisse mit ihm wie ebenso all meine Informationen die ich über seine Person besaß mit einbezog, überaus hoch, doch was wenn ich ihm mit diesen Unterstellungen unrecht tat? Was, wenn es wirklich nichts anderes war als ein eindeutiger Vertrauensbeweis seinerseits und ich nun schlussendlich diejenige war, die ihm unangemessener Weise misstraute? Meine Gedanken schwirrten mit Überschallgeschwindigkeit durch ihrer eigene kleine Welt der logischen und unlogischen Schlussfolgerungen, sodass ich den mich weiterhin schmunzelnd beobachtenden Watari am Steuer schier schlichtweg vergaß und für eine ganze Weile wortlos vor mich hin starrte, unterdessen ich mir hin und wieder fahrig durch die Haare strich. Wo war nur der Schlüssel zu diesem knifflig versiegelten Schloss namens Lösung in diesem Chaos? Alles um mich herum erschien mir währenddessen wie ein Traum, den ich nur äußerst flüchtig wahr nahm und mein Herz tat sein übriges, um mir die Sinnhaftigkeit meiner eigenen Überlegungen streitig zu machen. Die Gefühle in mir drängten meinen Verstand immer wieder in eine eindeutige Richtung, doch blieb in mir stetig die Frage bestehen, ob dies auch tatsächlich die Richtige war. Was, wenn ich aufgrund meiner Empfindungen für ihn eine offensichtliche Gabelung auf dem Weg zur Lösung verpasste, nur weil ich einem Wunschtraum folgte? Was, wenn ich aufgrund dessen irgendetwas beschloss, was ich hinterher vielleicht sogar bereuen würde? Gedankenversunken schloss ich meine Augen und schüttelte resigniert meinen braunen Haarschopf, ehe ich meinen Blick wachsam durch den Innenraum des Wagens schweifen ließ. Woher sollte ich wissen, das L mich nicht bereits jetzt schon beobachtete? Immerhin hatte er Watari extra damit beauftragt gehabt, mich abzuholen und zu Light zu bringen. Eventuell gehörte diese Fahrt bereits schon zu seinem Plan und ich war ihm vollkommen blindlings in die Falle gegangen. Misstrauisch wie gleichso prüfend blieb mein Augenmerk an dem sich im Rückspiegel reflektierenden Gesicht des älteren Herrn hängen und wog indessen sorgfältig die Möglichkeit eines Hinterhalts in meinem Kopf ab, doch nichts in seinen amüsiert dreinblickenden Augen deutete auch nur auf einen winzigen Funken der Lüge hin. Natürlich wusste ich, das Watari mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso geschickt wie L und ich darin war, seine tatsächlichen Gedanken vor anderen zu verbergen, doch irgendwie wollte ich einfach nicht glauben, das er mich mit seinen Aussagen ganz bewusst zu täuschen versucht hatte. Er war zwar der treue Assistent von diesem ungewöhnlichen Detektiv, aber dennoch hatte er mich bisher niemals in irgendeine kuriose Situation laufen lassen, ohne mich vorher in irgendeiner Form auf seine eigene Art hin zu Warnen. Welchen meiner Gedankengänge sollte ich also folgen?
 

Watari besah sich in der Zwischenzeit stillschweigend die junge Frau auf dem Rücksitz und konnte sehr genau ausmachen, das sie tief in ihren Gedanken versunken zu sein schien und dennoch entging ihm nicht das unterschwellige aufblitzen von Zweifel in ihren Augen, als sie sich nach geraumer Zeit aufmerksam im Auto umzusehnen begann. Ihm war nur allzu gut bewusst, wie verwirrend diese überraschende Lage für Zahra sein musste, denn immerhin war es eigentlich nicht die Art seines Schützlings einer anderen Person in solch einer Form Vertrauen entgegen zu bringen. Selbst für ihn war diese Bitte völlig unerwartet gekommen, denn auch wenn er um die Gefühle der Beiden füreinander wusste, so war es für den jungen Mann sicherlich nicht einfach gewesen, sein eigenes Misstrauen gegenüber einem anderen Menschen in solch einer prekären Sachlage zu überwinden. Schließlich bezog sich das bevorstehende Treffen zwischen Zahra und Light auf die Ermittlungen im Kira-Fall und L als leitende Position, trug alle Verantwortung auf seinen Schultern. Auch wenn er festen Glaubens war, das die junge Frau seinen Schützling nie in irgendeiner Form bei diesem Fall hintergehen würde, dennoch hatte dieses hohe Maß an Vertrauen, welches ihr L unleugbar entgegen brachte, selbst ihn im ersten Moment vollkommen überrumpelt gehabt. Trotz alledem freute er sich wirklich für ihn wie ebenso auch darüber, das sein anfangs gefasster Plan inzwischen immer besser auf ging als er erwartet hatte und das ohne das er irgendetwas großartiges dafür in die Wege leiten musste. Zahra hatte es offensichtlich tatsächlich geschafft, dem jungen Detektiven näher zu kommen und in ihm eine Seite zu wecken, für die es mehr als nur einen klugen Geist bedurfte. Etwas, was man nicht aus Beobachtungen oder Bücher erlernen konnte, sonder das sich nur durch eigene Erfahrungen weiter entwickeln ließ. Vertrauen, Freundschaft, Mitgefühl, ja wenn nicht sogar noch eine viel tiefer reichende emotionale Regung hatten sich in den letzten Monaten offensichtlich in dem Verhalten seines Schützlings heraus kristallisiert und das lockte umgehend ein kleines sanftes Lächeln auf die Lippen des älteren Mannes. Er kannte L nun wahrlich schon sehr lange und wusste um sein mehr als verschlossenes Wesen, weshalb ihm auch nicht die kleinste Veränderung in seiner Persönlichkeit entging, selbst dann nicht, wenn sie anderen nicht mal wahr nehmen würden. Aber gerade weil er um all diese Dinge wusste, konnte er im Moment wohl am Besten nachvollziehen, wie die junge Frau auf dem Rücksitz sich jetzt wahrscheinlich fühlen musste, denn allein das Lieben eines so komplizieren und verschlossenen Menschen wie L war seiner Meinung nach sicherlich schon ein fast unüberschaubar große Herausforderung. Es war selbstverständlich nicht absolut Unmöglich, das wusste er und Zahra war hierfür nunmehr wirklich der lebende Beweis, aber er hatte auch sehr schnell gemerkt, das es der Brünetten mehr Kraft kostete als man es vermuten würde und das sie trotz allem nicht Aufgab beeindruckte ihn. Sie war wirklich eine starke Frau und wenn es irgendwer schaffen konnte L irgendwie näher zu kommen, dann war es ausschließlich Zahra. Allerdings musste sie es jedoch letztendlich ganz alleine schaffen einen Weg dahin zu finden, sodass er ihr lediglich heimlich ein wenig unterstützend zur Seite stehen konnte und die Entwicklungen aus sicherer Entfernung beobachtete. Aufmerksam musterte er abermals ihre immer noch skeptisch dreinblickenden Gesichtszüge und wiederholt konnte er ein belustigtes Schmunzeln nicht unterdrücken, denn in gewissen Maße erinnerte sie ihn mit diesen Ausdruck unweigerlich an seinen sturen Schützling. „Machen sie sich keine Sorgen Zahra....Ryuzaki wird unsere Unterhaltung nicht mitverfolgen.....Auch ich bevorzuge hin und wieder ein wenig Privatsphäre, wissen sie....“ erklang die warme freundliche Stimme von Watari erneut in meinen Ohren und ließ mich im selben Atemzug ein wenig irritiert zu diesem aufblicken. Hatte er mein Misstrauen also bemerkt? Konnte man mir meine Gedanken tatsächlich so deutlich im Gesicht ablesen oder hatte er einfach nur seinen eigenen Überlegungen ausgesprochen? War es vielleicht nur eine Phrase, um mich aus der Reserve zu locken oder konnte ich seinen Worten wirklich glauben schenken? Erneut verfiel mein logischer Verstand in eine allumfassende Starre und hastete wie ein Jäger seiner flüchtenden Beute der am plausibel klingendsten Lösung hinterher, während mein Blick ausdruckslos am Rückspiegel klebte. Mein Herz beschwor mich darum ihm zu glauben, doch mein Kopf gemahnte mich weiterhin zu Vorsicht. Es war wie ein Tauziehen meiner eigenen Gedanken in einem Nebel aus Vertrauen und Zweifel, in welchen man sich mit nur einem falschen Schritt unweigerlich verlaufen würde. Doch je länger ich die noch immer amüsiert blitzenden Augen von Watari studierte, desto mehr und mehr gewann mein Herz die Oberhand in diesem Wettstreit, denn egal welche Position er auch inne haben mochte, dieser ältere Herr hatte mich noch niemals belogen, sondern mir im Gegenteil stets versucht mit kleinen unscheinbaren Dingen indirekt zu helfen.
 

„Wenn sie das sagen Watari, dann werde ich ihnen glauben....“ entkam es leise aus meinen Mund und ein zustimmendes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, indessen ich seufzend einmal tief durchatmete. „Ich vertraue Ihnen und ich vertraue L, aber im Augenblick bin ich ehrlich gesagt ein wenig verwirrt....Ich weiß einfach nie, woran ich bei ihm bin......“ Und mit jedem Wort, welches die junge Frau nachdenklich vor sich hin murmelte, zeichneten sich immer deutlicher die Spuren von Mitgefühl und Verständnis in den Regungen des älteren Herrn ab, denn diese ließen all seine stillen Vermutungen zu einer unbestreitbaren Gewissheit werden. Die Beiden waren sich in seinen Augen bereits so verdammt nahe und doch schienen sie im selben Moment unendlich weit voneinander entfernt zu sein, denn ihre überdurchschnittliche Intelligenz erschuf eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen, welche ihre Gefühle nur mit vereinten Kräften überwinden konnten. „Ich denke ich weiß, was sie meinen Zahra, aber.......manchmal ist es notwendig die Dinge einfachen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, um sie wirklich zu verstehen......Wissen sie....eine Tat, und erscheint sie im ersten Augenblick auch noch so bedeutungslos, kann ihnen manchmal mehr verraten, als es ein ganzes Buch voller Worte vermag....“ gab dieser geheimnisvoll zurück und schenkte ihr zugleich ein wissendes Lächeln, ohne seinen Blick jedoch auch nur einmal gänzlich von der Straße vor ihnen zu lösen. Überrascht rutschte meine Braue nach oben und ein Ausdruck der Verwunderung machte sich auf meinem Gesicht breit, als sich die Sätze nach und nach in meine Gedanken schlichen und unterdessen ein seltsames Gefühl von unterschwelliger Wahrheit darin zurück ließen. Was wollte Watari mir damit eigentlich vermitteln? Worauf wollte er hinaus? Musste er denn immer in Rätseln sprechen, anstatt mir ohne Umschweife klar heraus seine Meinung zu sagen? Erneut drohte mich der der watteartige Schleier aus Fragen in meinem Kopf nahtlos zu verschlucken, als mich jedoch kurz darauf das sachte stoppen des Wagens und der Klang einer sich öffnenden Fahrzeugtür aus den verlockenden unendlichen Weiten meines Verstandes riss und etwas kühles feuchtes ungeduldig gegen meinen Handrücken zu stupsen begann. Sofort richteten sich meine gesamte Aufmerksamkeit auf dessen Ursache und ich fuhr mit einem liebevollen Lächeln sanft durch das weiche Fell des quirligen Wollknäuels neben mir, bevor ich mich daran machte ebenfalls aus dem parkenden Auto aus zusteigen. „Da wären wir.“ erklang prompt eine wohlvertraute Stimme neben mir und streckte mir hilfsbereit die Hand entgegen. „Choco können wir leider nicht mit rein nehmen, aber ich werde solange sie mit Light sprechen auf ihn Acht geben wenn das für sie in Ordnung ist.“ folgte mit einem zuvorkommenden Schmunzeln von dem älterem Herrn und ich nickte ihm sogleich dankbar zu, währenddessen ich meinem Hund nochmals beruhigend über den Kopf tätschelte. „Sei schön brav ok?.....Ich bin gleich wieder zurück..“ mahnte ich Choco spielerisch, welcher mir jedoch nur mit schief gelegtem Kopf entgegen sah und ein fragendes Winseln von sich gab. Mit einem letzten Blick zurück auf den Wagen machte ich mich dann daran Watari wortlos zu folgen, welcher bereits zielstrebig auf des große Gebäude vor uns zu steuerte.
 

Gentlemanlike hielt er mir freundlich Lächelnd die schwere Flügeltür auf, während ich mit einem dankbaren Blick an diesem vorüber schritt und meine volle Konzentration nun wieder auf mein bevorstehendes Treffen mit Light lenkte. Immer noch spukten Wataris Worte und meine damit verbunden Gedankengänge zu L in meinem Hinterkopf herum, aber in diesem Moment hatte ich weder die Zeit noch die Nerven dazu, mich zusätzlich auch noch mit meinen Gefühlen herum zuschlagen, auch wenn diese beständig in meinem Unterbewusstsein vor sich hin brodelten. Das Einzigste, was mich jetzt im Zusammenhang mit diesen sturen Detektiven beschäftigen sollte, waren unsere Ermittlungen im Fall Kira und wie wir ihn am schnellsten Überführen konnten, ohne noch weitere Menschenleben zu gefährden. `Ich hoffe wirklich, das er mir nur dieses eine Mal stillschweigend Vertraut und sich nicht wieder in irgend einer Form einmischt...` ging mir unterdessen flehend durch den Kopf, während ich dem älteren Herrn aufmerksam durch die von Neonlampen erleuchteten Gänge des Gebäudes folgte. Wir waren, soweit ich es am Rande meines verstreuten Geistes mitbekommen hatte, in einen der vielen kleinen Außenstellen der Polizei von Tokio angekommen, in welchen es offensichtlich nicht allzu viel Personal zu geben schien. Hin und wieder begegnete uns der ein oder andere Uniformierte, welcher jedoch jedes Mal mit einem knappen Nicken rasch an uns vorüber eilte und sich nicht weiter für unsere Belange zu interessieren schien. Wahrscheinlich hatte auch dieses seltsame Verhalten abermals mit dem hohen Einfluss von L zu tun, denn das zwei „Passanten“ und ein Inhaftierter wie Light hier wortlos geduldet wurden und wir kommentarlos in der Gegend herum spazieren konnten, war alles andere als Normal. Nein, es war nicht nur wahrscheinlich sondern eigentlich zu hundert Prozent sicher, das sich dieser Detektiv und sein Gehilfe eine perfekte Geschichte hierzu ausgedacht hatten, welche vom Polizeipräsidenten in jeglicher Form unterstützt werden musste, denn wenn man es ganz genau nahm, wusste ja schließlich nur Ryuzaki und die SOKO von der wahren Identität hinter Wataris Gesicht. Niemand außer uns würde also auch nur ansatzweise Vermuten, das hinter sich Light Yagami der Hauptverdächtige im Kira-Fall versteckte und deswegen unter Beobachtung stand. Ob die Leute hier überhaupt ahnten, das sie innerhalb des Gebäudes auf Schritt und Tritt von jemanden genaustens beobachtet wurde? `Vermutlich nicht...` meldet sich auch sogleich mein gemarterter Verstand und ich ließ mein Augenmerk erneut auf den voranschreitenden Watari fallen. Waren vielleicht Lights Vater und Misa Amane ebenfalls in diesem Gebäude oder waren die Drei getrennt voneinander in unterschiedlichen Außenstellen untergebracht worden? Eigentlich wäre es sinnvoll alle an ein und denselben Ort fest zuhalten, denn auch der Assistent von L konnte schließlich nicht überall zu gleichen Zeit sein. Andererseits würde somit auch das Risiko erheblich steigen, das Light irgendwie mitbekam, das sein Vater sich ebenso hat einsperren lassen und das sollte ja unmissverständlich unterbunden werden. Schlussendlich wäre es also das Klügste, Light und Misa innerhalb dieses Hauses fest zuhalten und Herrn Yagami an einem anderen Ort unter zubringen, denn bei diesem bedarf es sicherlich nicht so ein großes Aufgebot an Sicherheitsvorkehrungen, wie bei den zwei vermeintlichen Kiras. Doch war es tatsächlich so, wie ich vermutete? Konzentriert haftete mein musternder Blick an Wataris Rücken, indessen uns lediglich der rhythmische widerhalle unserer Schritte im Gang umgab und sich meine Überlegungen immer deutlicher in diese eine Richtung bewegten, bevor ich meine Gedanken ganz offen aussprach. „Sagen sie Watari.....Ich vermute Lights Vater befindet sich nicht innerhalb dieser vier Wände, aber......Misa Amane ist wahrscheinlich nicht sehr weit von uns entfernt oder...?“ durchbrach meine prüfende Stimme die uns umgebende Stille und ich spürte prompt einen etwas irritierten Seitenblick auf mir lasten, ehe sich in dessen Augen ein kurzes amüsiertes wie gleichso zustimmendes Funkeln bemerkbar machte, welches jedoch sogleich durch ein sanftes Schmunzeln verdrängt wurde. „Auch wenn sie ein Teil der Sonderkommission sind und ich ihnen vertraue Zahra, so habe ich trotz allem strickte Anweisungen von Ryuzaki erhalten, sie über den Verbleib von Miss Amane im Ungewissen zu lassen.....Also verzeihen sie bitte, wenn ich ihnen ihre Frage nicht beantworte...“ gab dieser sogleich bedauernd preis und setzte sodann nach einem letzten musternden Blick seinen Weg unbeirrt fort, während er mir mit einem Handzeichen vermittelte ihm zu folgen. Das vernehmen seiner Worte löste bei mir sofort ein ziemlich genervtes Augenrollen aus und ein ebenso geahntes Aufseufzen verließ ungehindert meine Lippen, derweilen ich abermals nur noch fassungslos meinen dunklen Haarschopf schütteln konnte. `So viel zum Thema vertrauen...` merkte auch schon mein Verstand resigniert an und doch war da irgendwo in mir ein kurzes aufblitzen von Zufriedenheit, denn ich hatte Wataris unterschwellige Bestätigung meiner Vermutungen keines Wegs missverstanden. Aber auch wenn es mir im selben Augenblick erneut einen kurzen und doch auf eine Art und Weise sehr schmerzhaften Stich versetzte, so hatte ich mit solch einer Antwort auf meine Frage immerhin schon gerechnet gehabt. Es war und blieb doch schlussendlich noch immer L über den wir hier sprachen und wie sehr er anderen Menschen misstraute, hatte ich ja nun inzwischen schon mehr als einmal am eigenen Leib erfahren dürfen. Somit beschloss ich missmutig mich zunächst erst mal nur auf Light zu beschränken und machte mich nach einem tiefen seufzenden Atemzug rasch wieder daran, zu dem älteren Herrn vor mir aufzuschließen.
 

Kurz darauf fand ich mich auch schon vor der Zellen von Light wieder, welcher mir perplex wie ebenso ungläubig entgegen starrte und Watari stillschweigend dabei beobachtete, wie dieser die Tür zu seinem Gefängnis aufschloss. Mein prüfender Blick klebte unterdessen regelrecht an den überraschten Augen des jungen Studenten und in meinem Nacken konnte ich beinahe schon fast körperlich die mich beobachtende Kamera von L spüren, derweilen sich mein logischer Verstand wachsam erneut alle bisher gesammelten Fakten zum Fall und zu Kira selbst in Erinnerung rief. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, doch nach außen hin wirkte ich kühl und gefasst, während ich mit einem kurzen dankbaren Nicken zu Watari in den Haftraum eintrat und mich einen guten Meter vor Light auf den Boden nieder ließ. Abwartend verfolgte ich die Bewegungen des älteren Herrn, als er dem jungen Mann die Handfesseln löste und diesem eine Schüssel mit Essen überreichte, welche dieser ohne große Worte sogleich ergriff. Es schien wie eine Art Routine zu sein und doch wirkte dieses Bild mehr als befremdlich auf mich, als sich die Szene vollkommen wortlos vor meinen aufmerksamen Augen abspielte, ehe Watari mit einem letzten bedeutenden Blick zu mir die Zelle wieder sorgfältig hinter sich verschloss. Wir hatten im vorn hinein besprochen gehabt, das ich soweit es eben Möglich war vollkommen ungestört mit Light sprechen konnte und falls wider erwarten doch etwas unvorhergesehenes passieren sollte, so würde L, welcher mich ja ohnehin die gesamte Zeit über beobachtete, sich umgehend mit Watari in Kontakt setzten. Somit war ich trotz dem ich körperlich alleine mit dem jungen Studenten war dennoch halbwegs sicher. Allerdings war es eher unwahrscheinlich, das Kira mir ausgerechnet jetzt in irgendeiner Form Schaden zufügen würde, denn dann würde er sich selbst verraten und das wiederum würde ihn letztendlich ebenso überführen. Allerdings durfte ich trotzdem nicht unachtsam werden und musste mich jetzt mit all meiner Konzentration auf die Ermittlungen beschränken, doch das ich um L´s Anwesenheit wusste, machte mir die Sache nicht wirklich leichter. Meine Gefühle ließen sich schließlich nicht einfach so auf Knopfdruck ausschalten und in meinem Kopf schlichen noch immer die letzten Worte von Watari lauernd umher, sodass ein bestimmter Teil meines Verstandes nie vollständig anwesend zu sein schien. Bestärkend schloss ich kurz meine Lider, während ich ununterbrochen die musternden Blicke von Light auf mir spüren konnte und ich nach weiteren fünf Minuten des Schweigens erneut mein Augenmerk auf diesen richtete, bevor ich endlich die immer unangenehmer werdende Stille um uns herum durchbrach. „Wie geht es dir?“ begann ich mit einem kleinen Lächeln und besah mir prüfend sein Gesicht, derweilen dieser sogleich in seinem Tun innehielt und mir einen eindeutig skeptischen Blick zuwarf. „Was meinst du wohl wie es einem geht, wenn man völlig zu Unrecht in Haft genommen wurde?.....Ich weiß, das ich selbst darum gebeten habe und ich weiß auch, das sämtliche Beweise auf mich deuten,aber........Ich bin es nicht.....Ich bin nicht Kira...“ folgte prompt unerwartet aufgebracht von diesen, wobei er den letzten Teil schon beinahe schrie und ich sofort wachsam ein gutes Stück von ihm weg rutschte, unterdessen ich seine Regungen aufmerksam studierte. „Wieso hast du jetzt plötzlich deine Meinung geändert Light?....Wie du eben selbst gesagt hast.....Du hast selbst darum gebeten und ja.....alles deutet darauf hin, das du dieser Kira bist......Vor allem das die Morde seit deiner Festnahme abrupt aufgehört haben.....also warum spielst du jetzt auf einmal das Opfer.?“ gab ich postwendend lauernd zurück und überging seine Einwände einfach, während ich ihm nicht einen Moment aus den Augen ließ. Eine kleine Unachtsamkeit und selbst L könnte mir in meiner jetzigen Lage nicht mehr helfen, denn wenn Kira wirklich töten wollte, hatte ich wahrscheinlich keine Chance zu entkommen. Immerhin blieb eine gewisse Gefahr in dieser Situation unterschwellig bestehen und auch wenn es nahezu abwegig erschien, zu hundert Prozent sicher konnte ich mir da nicht sein, denn trotz alledem wussten wir bis jetzt noch nicht eindeutig zu bestimmen, wie er seine Opfer umgebracht hatte und das machte diese ganze Sache einfach beinahe unkalkulierbar. Unbewusst schaute ich hinauf zu der Stelle, wo ich die kleine elektronische Überwachungsanlage des Detektiven wusste und versuchte mir unterdessen seinen momentanen Gesichtsausdruck wie gleichso seine vermutlichen Gedankengänge vorzustellen, weshalb ich auch schon im nächsten Augenblick einmal verbissen meinen dunklen Haarschopf schüttelte. `Jetzt konzentriere dich Mädchen......das ist doch völlig unprofessionell, was du hier machst...` wies ich mich selbst zurecht und blickte dann erneut hinüber zu den mich ebenfalls begutachtenden jungen Mann, welcher bei mir auch jetzt abermals den beklemmenden Eindruck hinterließ, das er gerade wirklich die Wahrheit aussprach. Aber wie sollte das nur Möglich sein? Alles deutet auf ihn als Kira hin, doch warum war in seinen Augen nun ein völlig entgegengesetzter Ausdruck darin zu finden? Konnte er sich wahrlich so gut verstellen und mich ohne das ich es bemerkte in einen Gefühlen manipulieren? Wortlos starrte ich meinem Gegenüber unentwegt entgegen und versuchte ihn mit meinem Blick geradezu zu durchbohren, aber mein Eindruck der Wahrheit blieb tief in meinem Inneren trotz dessen bestehen. Mein Bauchgefühl hatte mich bisher noch niemals im Stich gelassen, allerdings konnte ich einfach nicht glauben, das wir uns so sehr geirrt haben sollte. Das ich mich so sehr geirrt haben sollte. „Zahra bitte du musst mir glauben.....Ich bin nicht dieser Kira....“ verließ leise beschwörend seine Lippen und in meinem Gesicht machte sich ein überraschte wie gleichso erschrockener Ausdruck breit, als Light urplötzlich meine Hand ergriff, nachdem er die kleine Distanz zwischen uns ohne das ich es richtig registrieren hätte, überwunden hatte. „Bitte Zahra.....Sieh mich an....Sehe ich etwa aus, als würde ich Lügen?.....Ich weiß, das ich dir gegenüber nicht gerade anständig war und das tut mir Leid....ehrlich....aber da war ich nicht ich selbst......Kira muss es irgendwie schaffen mich zu manipulieren....Er muss mich benutzt haben.....Doch glaub mir bitte.....Ich bin nicht er.....Ich bin nicht Kira...“ erklang schon fast flehend aus seinem Mund, derweilen er eisern an mir fest hielt und ich ihm überrumpelt wie gleichso wachsam einfach nur entgegen starrten konnte. Mein Körper wollte mir in diesem Moment nicht mehr gehorchen, denn mein Verstand hatte die absolute Kontrolle über diese bizarre Situation übernommen und versuchte in der Zwischenzeit wie ein Antivirusprogramm den Funken der Lüge aus seinen Augen herauszufiltern. Alles in mir begann sich wiederholt wie in einem außer Kontrolle geratenen Kurrassel um sich selbst zu drehen, denn meine für mich bestehenden Schlussfolgerungen bezeugte mir überdeutlich, das er und nur er unbestreitbar dieser Kira war. Doch mein Bauchgefühl hielt mit aller Macht dagegen und je länger ich die Spiegelungen in seinem Gesicht zu analysieren versuchte, desto eindringlicher beschlich mich das Gefühl, das er wiederum jetzt tatsächlich die Wahrheit sprach. Dieses unstete hin und her zwischen Logik und Gefühl drohte mich innerlich fast zu zerreißen, denn noch nie in meinem Leben schien ein Fall so klar zu sein und zur selben Zeit wie im dichten Nebel zu liegen. Es quälte mich und meine logischen Gedanken vermischten sich immer undefinierbarer mit den unlogischen optischen Eindrücke die mich umgaben, sodass sich alles in mir für einen einzigen Moment zu widersprechen schien. Erst als ich eine vertraute Stimme nachdrücklich wie gleichso bestimmend immer wieder meinen Namen rufen hörte, stoppte der Wirbel aus Verwirrung abrupt in meinem Kopf und ich entwand mich harsch aus den Händen des jungen Studenten vor mir, bevor ich mich mehrere Schritten von diesem eiligst entfernte. Im gleichen Augenblick konnte ich einen Schatten von Traurigkeit und Resignation über sein Gesicht huschen sehen, ehe plötzlich Watari wie aus dem Nichts in der Zelle auftauchte und Light mit einer schnellen gezielten Bewegung erneut die Handfesseln anlegte. Meine Herz raste noch immer vor dem Erschrecken wie ebenso einem unaussprechlichen Ärger über mich selbst, denn ich konnte mir mein Verhalten von eben gerade selbst nicht schlüssig erklären. Und noch während ich Light zeitgleich einen unerfreuten wie nebenher abschätzenden Blick zuwarf, wandte ich mich wütend von ihm ab und verließ anschließend fluchtartig wie gleichso verwirrt den Haftraum.
 

L´s Augen waren zu schmalen Schlitzen verengte, währenddessen er konzentriert wie ebenso missmutig den jungen Studenten auf dem flackernden Bildschirm vor sich intensiv fixierte und unterdessen verbissen versuchte, seinen überreagierenden Körper wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Was war da gerade passiert? Warum hatte Zahra diesen engen Kontakt zwischen sich und Light einfach so ohne jegliche Gegenwehr zugelassen? Wieso hatte sie nicht wie sonst auch geistesgegenwärtig reagiert und sich seinem Beeinflussungsversuch zu entziehen versucht? Bisher war sie doch stets eine kompetente und sehr professionelle Ermittlerin in dem Fall gewesen, denn auch wenn sie sich im Vorfeld auf dieses gut inszenierte Theater von Light eingelassen hatte, so hatte Zahra ihm dennoch mehrmals glaubhaft versichert, das ihre vermeintliche Sympathie für den jungen Mann lediglich gespielt war und nur zur Aufdeckung von Kiras wahrer Identität verhelfen sollte. Doch nach dem eben Erlebnis schlich sich erneut langsam aber beständig ein neuer zermürbender Funke des Zweifels in sein Herz und sorgte somit in seinen ohnehin schon zerstreuten Gedanken für weitere Unruhe. Er hatte ihr Vertraut und sich zähneknirschend dazu durchgerungen ihr eine Chance zu geben, um genau dieses besagte Vertrauen für sich selbst zu bestätigen, doch nun hatte die Situation ein ganz neues Gesicht bekommen. Zahra hatte wider erwarten vollkommen anders Reagiert und hatte sich augenscheinlich nicht aus dieser Lage ohne sein gezieltes Eingreifen befreien können. Nur warum? War vielleicht doch mehr zwischen den Beiden als die junge Frau behauptet hatte oder hatte Kira sie gerade in irgendeiner Form manipuliert gehabt? Konnte es sein, dass das eben Erlebte nur eine geschickte Demonstration der Macht war die Light besaß? Musste er tatsächlich in Betracht ziehen das Kira mehr war als nur ein einfacher Mensch? Was wenn er Zahra wirklich beeinflusst hatte? Aufmerksam und forschend musterte er nochmals das Gesicht des jungen Studenten in der Zelle und mit jeden neuen Gedankengang zu der jungen Frau verkrampfte sich sein Körper immer wieder qualvoll aufs Neue, sodass ihm seine Überlegungen schon beinahe körperliche Schmerzen bereiteten. Seine eindeutigen Gefühle für Zahra waren inzwischen wirklich nicht mehr zu leugnen und machten das Ganze für ihn dadurch nur unmöglich komplizierter, denn Logik allein schien in diesem Fall keine aufklärende Option für eine Lösung zu seinen Überlegungen. Doch irgendwie würde er schon einen Weg finden, um an die Antworten auf seine Fragen zu kommen und damit auch die Möglichkeit ergreifen, diese unterschwellige Unruhe in ihm wieder ein Stück weit zu besänftigen. Was immer da auch gerade zwischen den Beiden passiert war, der Anblick dieser Nähe hatte ihm merklich zu schaffen gemacht und ein eindeutiges Gefühl von Unwillen in ihm wach gerufen, das sich wie ein Netz immer enger um sein Brustkorb geschnürt hatte. L musste einfach eine klare Antwort auf seine Fragen finden. Nicht nur um Kira ein für alle Mal das Handwerk zu legen und diesen Fall erfolgreich abschließen zu können. Nein. Inzwischen war es etwas Persönliches geworden. Und so sehr er sich auch noch immer darüber ärgerte, das er selbst offensichtlich dazu im Stande war solche irrationalen Emotionen wie Liebe und Eifersucht zu empfinden, so sehr war ihm auch inzwischen sehr wohl bewusst, das er diese weder Ignorieren noch vor ihnen davon laufen konnte. Er hatte gar keine andere Wahl, als zu versuchen das Rätsel zu entschlüsseln.

Kein Wort zu viel.....

Kein Wort zu viel.....
 

Erschöpft, Resigniert und wütend über mein eigenes unprofessionelles Verhalten öffnete ich missmutig die Tür zu unserem Hotelzimmer, während ich meinen Hund nebenher von seiner Leine befreite und meinen Blick zunächst einmal abschätzend über die hier anwesenden Personen schweifen ließ. L saß wie immer in seinem Sessel vor den Monitoren und schien sich wieder einmal mehr dazu entschlossen zu haben, mich mit vollkommener Ignoranz seinerseits bestrafen zu wollen, indessen es sich die restlichen Mitglieder der Sonderkommission angeregt plaudernd auf den Sofas gemütlich gemacht hatten. Es war ein für mich inzwischen altvertrautes Bild, das bei mir trotz alldem eben Erlebten ein kurzes kaum sichtbares Schmunzeln hervorlockte, welches allerdings fast zeitgleich wieder von meinen Lippen verschwand, denn als sie mich bemerkten brachen die regen Diskussionen zwischen ihnen unvermittelt ab und eine freundliche Begrüßung ihrerseits erklang in meinen Ohren, bevor sich ein etwas besorgt wirkender Ausdruck auf ihre Gesichter schlich. „Ist alles in Ordnung bei ihnen Zahra?...Sie sehen nicht gerade erfreut aus.....Ist irgendetwas vorgefallen?“ kam auch schon die beunruhigte Nachfrage von Matsuda und auch der Rest von ihnen richtete nun ihre volle Aufmerksamkeit allein auf mich. Sogleich rollte ich instinktiv genervt mit den Augen und ein ebenso geahndeter Laut verließ hörbar meine Lippen, denn diese Form von Aufmerksamkeit hatte mir noch niemals zugesagt, ehe mein Blick neuerlich erst zu L und dann hinüber zu den Monitoren huschte. Was sollte denn jetzt diese dämliche Frage? Hatten sie den Vorfall mit Light denn nicht mitbekommen? War es Möglich, das Ryuzaki die restlichen Mitglieder der SOKO noch nicht über meinen Besuch bei Light in Kenntnis gesetzt hatte und diese somit gar nichts von meinem missglückten Ermittlungsversuch wussten? Aber warum sollte er ihnen so etwas Verschweigen? Immerhin waren sie schließlich auch Ermittler im Kira-Fall und hatten daher eigentlich ein Anrecht auf alle Informationen die diesen Fall betrafen. Was also war hier los? Prüfend fixierten meine blaugrauen Augen den noch immer wortlos dahockenden Detektiven vor den Bildschirmen und meine Gedanken driften erneut zurück zu meinem unglücklich gelaufenen Treffen mit Light, was den Ärger in mir nur wieder von Neuem anzuheizen begann. Zähneknirschend wandte ich mich kurz darauf zurück an die SOKO-Mitgliedern, welche mich allesamt mit einem äußert skeptischen wie gleichso fragenden Blick musterten und beobachtete unterdessen wie Choco freudig um ihre Beine wuselte, um sich auch ein wenig Aufmerksamkeit von diesen zu erschleichen. „Mein Treffen mit Light ist einfach nicht so gut gelaufen wie ich es erhofft hatte....“ gab ich mit einem bestürzten Seufzen von mir und besah mir derweilen stirnrunzelnd die überrascht wirkenden Reaktionen der Männer, denn diese schienen tatsächlich nichts von meinem kleinen Ausflug gewusst zu haben. „Waaassss....Sie waren bei Light?...Wieso wussten wir davon nicht?“ folgte prompt die empörte Antwort von Aizawa und auch Matsuda und Mogi schalteten sich umgehend in die entstehende Fragestunde mit ein. „Gab es einen ausschlaggebenden Grund dafür?“ erklang es von Mogi überrascht, während von Matsuda ein „Was haben sie raus gefunden?...Gab es etwa einen neuen Hinweis?“ im gleichtakt hinter kam. Erneut musste ich all meine in mir aufkeimende Wut über mich selbst mit einem tiefen Atemzug herunter schlucken, ehe ich mich nach einem erneuten flüchtigen Seitenblick zu L mit hängenden Schultern missgelaunt auf eines der Sofas plumpsen ließ und für einige Minuten stillschweigend wenn dennoch aufmerksam das Geschehen um mich herum verfolgte. Fragende und vorwurfsvolle Augenpaare klebten jetzt förmlich an mir und auch an Ryuzaki, welcher sich noch immer nicht zu den Ereignissen geäußert hatte, sondern stattdessen unumwunden stur die Monitore vor sich mit seinen dunklen Augen fixierte, ohne auch nur eine einzige aufkommende Frage der Anwesenden in irgendeiner Form zu beantworten. „Es war eine kurzfristige Entscheidung von mir gewesen Light einen Besuch abzustatten, da ich der Meinung bin, das sich irgendetwas an ihm verändert zu haben scheint.....Aber letzten Endes hat es nicht wirklich weiter geholfen...“ ließ ich nun leise erklärend verlauten, um diese immer unangenehmer werdende Situation endlich aufzulösen und sogleich waren alle Blicke abermals auf mich gerichtet. „Heißt das, das Sie daran Zweifeln das Light tatsächlich dieser Kira ist Zahra?.....Könnte es wirklich sein, das er Unschuldig ist?“ gab Matsuda hoffnungsvoll von sich und trat nunmehr einen Schritt auf mich zu, indessen sich sogleich deutliche Spuren von Zweifel auf meinem Gesicht zu spiegeln begannen. „Nein....Light ist für mich eindeutig dieser Kira.....aber dennoch ist irgendetwas anders....nur weiß ich nicht, was genau das alles zu bedeuten hat...“ warf ich mit hochgezogener Braue und einem bedeutenden Blick nachdrücklich ein, was mir jedoch nur ein paar ziemlich verwirrte Gesichter einbrachte und zudem von einer neuen irritierten Welle von Fragen begleitet wurde. „Wie meinen sie das jetzt schon wieder?....Wären sie so nett uns vielleicht mal darüber aufzuklären?..“ mischte sich nun auch wieder Aizawa mit ein, währenddessen die anderen SOKO-Mitglieder abermals auf den Sofas Platz nahmen und gespannt zu mir hinüber schauten. Kurz huschte mein Augenmerk abermals hinüber zu L, der sich noch immer in dieses eisernen Schweigen hüllte und mir somit unterschwellig das seltsame Gefühl gab etwas falsch gemacht zu haben, was meinen Ärger über mich selbst nur nochmals weiter anspornte. Müde fuhr ich mir mit den Händen durch meine Haare und massierte nebenher meine inzwischen schmerzhaft pochenden Schläfen, denn so langsam wurde mir diese Diskussion wirklich zu viel. „Ich kann es nicht erklären....Es ist mehr ein Gefühl, als eine Tatsache....Vergesst es einfach ok?....Es hat uns eh nicht weiter geholfen...“ meinte ich abschließend entnervt und erhob mich alsdann schwermütig von meinem Platz, um mich endlich dieser unschönen Lage entziehen zu können. „Denkt was ihr wollt....Fest steht jedenfalls, das wir diesen Kira endlich Dingfest machen müssen....Und so lange nicht das Gegenteil bewiesen ist, ist Light Yagami unser Hauptverdächtiger.....immerhin haben seit seiner Inhaftierung die Morde aufgehört....“ stellte ich sachlich nochmals klar und bewegte mich unterdessen schlurfend hinüber Richtung Badezimmer, bevor ich nach einem letzten prüfenden Blick in die Rund resigniert und ohne ein weiteres Wort darin verschwand, während mir mehrere ungläubig starrende Augen bis auf den letzten Meter stillschweigend folgten.
 

L hatte das Eintreffen von Zahra wie auch die nicht zu überhören gewesene Unterhaltung mit mit den restlichen Ermittlern wortlos verfolgt, derweilen er unnachgiebig seinen nachdenklichen Blick auf Light fixiert hatte. Er wusste immer noch nicht zu sagen, was in der Zelle zwischen der jungen Frau und dem Studenten tatsächlich vorgefallen war, sodass er sich zunächst erst mal dazu entschlossen hatte die später eingetroffenen Mitglieder der SOKO über dieses unerfreuliche Treffen im Ungewissen zu lassen. Sie hatten es erst, so wie er es voraus kalkuliert hatte, durch Zahras Rückkehr erfahren und er wiederum hatte dadurch den Vorteil des Überraschungsmoments auf seiner Seite, denn somit konnte er gezielt die Reaktionen der jungen Frau auf diese Tatsache hin überprüfen. Wenn Kira sie tatsächlich manipuliert haben sollte, dann würde sich das auf die eine oder andere Art in ihrem Verhaltensmuster widerspiegeln, da war er sich sicher. Und auch wenn ihm jetzt gerade keine ungewöhnlichen Reaktionen bei ihr aufgefallen waren, so würde er sich solange nicht zu diesem Vorfall äußern, bis er sich hundertprozentig sicher war das Zahra immer noch sie selbst war. Er konnte schließlich nicht das Risiko eingehen, das jemand wie Kira ein Spion in sein Team schmuggelt ohne das er es bemerkte oder gar die Ermittlungen durch jemanden wie Zahra beeinflussen ließ. Nein, bis diese Sache nicht vollständig aufgelöst war, würde er keine Informationen mehr heraus geben. Nicht einmal den anderen Ermittlern der Sonderkommission gegenüber. Es war einfach zu gefährlich. Aber das war nicht das Einzigste was dem schwarzhaarigen Detektiven Kopfzerbrechen bereitete, denn schon der Gedanke daran das die junge Frau sich doch noch, wenn auch ungewollt, auf die Seite von Kira schlug jagte seinen marternden Herzschlag an die Grenze des erträglichen. Diese Gefühle für Zahra machten ihm seine Entscheidungen und Gedankengänge zu Light immer schwerer und hatten ihn schlussendlich erst in diese verquere Situation hinein manövriert. Hätte er ihr nicht Vertrauen wollen und auf seinen Verstand statt auf sein Herz gehört, würde er jetzt nicht in dieser Zwickmühle stecken. Unwillig wie gleichso verärgert mustertet er abermals die braunen Augen des vermeintlichen Kiras und legte sich missmutig den Daumen an die Unterlippe, währenddessen er über sein weiteres Vorgehen zu sinnieren begann. Er musste einen Weg finden, um sich seiner Sache in Bezug auf Zahra sicher sein zu können. Nur wie sollte er das anstellen? Noch dazu wenn all die anderen SOKO-Mitglieder mit im Zimmer waren? Die Gefahr der Wahrscheinlichkeit, das Einer von ihnen eine unüberlegte Handlung unternahm und seinen Plan zu Überprüfung der Geschehnisse im Haftraum damit gefährdete, war ausgesprochen hoch. Vor allem da er ja inzwischen um das unstete Wesen von Matsuda wusste. Aufmerksam richtete sich sein Augenmerk folglich auf die Gruppe von Männern, welche sich abermals angeregt über den Fall und über die Reaktionen von Zahra unterhielten, bevor er sich dann vollständig zu diesen umwandte. „Sie können für heute Schluss machen meine Herren....Sollte sich irgendetwas Neues ergeben, werde ich Sie selbstverständlich über Watari informieren lassen..“ unterbrach seine emotionslose Stimme die Diskussion der Ermittler, welche nun eindeutig irritiert zu L hinüber starrten und erst einmal anscheinend einen Moment brauchten, um seine Worte einen richtigen Sinn abzuverlangen. „Was?...Aber wieso denn?... Ist das ihr Ernst Ryuzaki?...“ kam postwendend die Nachfrage von Mogi, welcher genau das Aussprach was allen anderen ganz deutlich übers ganze Gesicht geschrieben stand. „Ja ist es..“ folgte im selben Atemzug aus L´s Mund, ehe er sich erneut zu seinen Bildschirmen umwandte und somit klar machte, das jegliche Gegenrede zwecklos war. Unschlüssig und ein wenig verwundert schauten sich die Ermittler der Sonderkommission immer wieder gegenseitig an, unterdessen niemand wirklich eine Antwort auf die Stille Frage in ihren Augen zu geben vermochte. Was hatte das zu bedeuten? Eine stumme Frage, die wie ein prall gefüllter Luftballon im Raum schwebte und doch nicht beantwortet werden würde, sodass sich die Mitglieder nach einem minutenlangen hin und her dann doch schließlich schulterzuckend von dem schwarzhaarigen Detektiven verabschiedeten und die improvisierte Ermittlungszentrale kopfschüttelnd wie gleichso irritiert verließen.
 

Mit einem erschöpften Laut streifte ich das letzte Teil von meiner Kleidung von meinem Körper und betrat anschließend vorsichtig die Dusche in dem kleinem Badezimmer, ehe ich die Tür sorgfältig hinter mir zu zog. Behutsam drehte ich sogleich das erfrischende Nass auf und stellte mir die optimale Temperatur ein, bevor ich mich wohlwollend unter den belebenden Schauer begab und genießerisch die Augen schloss. `Was für ein Tag...` ging mir missmutig durch den Kopf und wieder schweiften meine Gedanken zurück zu dem missglückten Besuch beim vermeintlichen Kira. Was war nur mit mir los gewesen? Ich war doch sonst nie so unprofessionell und ließ mich so leicht von jemanden beeinflussen? Nein. Eigentlich war ich ein Profi darin meine Fassade anderen gegenüber aufrecht zu erhalten und somit an die gewünschten Informationen zu kommen, ohne das ich zu illegalen Mitteln greifen musste. Normalerweise trennte ich auch in all meinen Fällen meine Gefühle von meinen Ermittlungen, nur warum war es mir heute nicht gelungen? Wieso nur war ich unter seiner Berührung zur Salzsäule erstarrt und hatte meine eigenen Gedankengänge nicht mehr klar ordnen können? Mit einen hörbaren klatschen schlug ich meine Hand wütend gegen die Wand der Dusche und ich lehnte daraufhin genervt meinen Kopf schwer gegen die kalten feuchten Fliesen, sodass das warme mich umschließende Wasser langsam über meinen Rücken hinabfloss. Nachdenklich beobachtete ich die funkelnden Perlen, welche sich wie in einer Tropfsteinhöhle langsam von den durchnässten Spitzen meiner Haare lösten und versuchte nur einen klaren Gedanken in dem Chaos meines Verstandes zu finden. Was hatte sich an Light nur so sehr verändert, das es mich in solch einer Form in meinen Ermittlungsergebnissen verunsichern konnte? Er war Kira. Punkt, Aus, Ende. Das bewiesen sämtliche Fakten die wir zu diesem Fall gesammelt hatten, auch wenn wir immer noch nicht wussten wie er all die Verbrecher töten konnte, ohne auch nur in irgendeiner Form eine Spur zu hinterlasse. Doch wieso wollte mich mein Bauchgefühl einfach nicht in Ruhe lassen? Warum war da ständig diese mahnende Stimme in mir, welche mich versuchte vom Gegenteil zu überzeugen? Das Alles wollte einfach keinen Sinn für mich ergeben. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, doch war ich immer noch nicht in der Lage dazu, das „Was“ genau zu bestimmen. Es wurmte mich einfach nur unaussprechlich, das mir die Situation mit Light so sehr entglitten und ich zudem tatsächlich auch noch auf L´s Hilfe angewiesen gewesen war, um mich aus meiner Blockade wieder zu befreien. Was wenn er nicht da gewesen wäre? Was wenn ich wirklich ganz alleine mit dem vermeintlichen Kira in der Zelle gesessen hätte und ich mich nicht selbständig aus diesem Karussell der Verwirrung entziehen hätte können? Schon alleine bei dem Gedanken daran lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken, welcher mich sogleich beunruhigt frösteln ließ, sodass sich jedes feine Haar auf meinem Körper widerwillig aufzustellen begann. Das Geschehende heute hatte mir gezeigt, wie unvorsichtig und schwach in den letzten Monaten geworden war und das mich dieser Fall ausnahmslos an den Rand meiner physischen und psychischen Grenzen trieb. Es war der ein Fall, der mit keinem anderen auf der Welt vergleichbar war und der einem im nur einem Bruchteil einer Sekunde der Unvorsichtigkeit alles nehmen konnte, was man besaß. Einschließlich des eigenen Lebens.
 

Abermals durchlief ich in Gedanken all meine Erinnerungen an die bereits vergangenen Monate, in welchen ich nun schon ein offizielles Mitglied der SOKO war und in welchen sich fast mein gesamtes Leben um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Lina´s Tod war der Auslöser für meine Auswanderung nach Japan gewesen und nur durch die Jagd auf ihren Mörder war es für mich möglich gewesen, überhaupt an diesen Fall zu geraten. Hätte sich dieser Mistkerl eine andere Person als Opfer ausgesucht, dann wären seine Taten sicherlich immer noch nicht aufgeklärt worden und es hätten noch mehr Menschen ihr Leben lassen müssen. Bei dem Gedanken wurde mein Herz erneut so unendlich schwer und abermals ergriff diese unsagbar quälende Traurigkeit Besitz von mir, denn wie so oft schlich sich gleichzeitig auch wieder das Gesicht von Lina in meinen Verstand zurück. Doch eines hatte ich inzwischen Begriffen. Der Schmerz des Verlusts und meine damit verbundenen Erinnerungen würden niemals ganz verschwinden. Ich konnte sie lediglich in eine weit entfernte Ecke meiner Selbst verbannen und musste einfach lernen mit dieser Tatsache zu leben. Bestärkend atmete ich einmal tief durch und versuchte mein gemartertes Herz wieder ein wenig zu beruhigen, bevor sich daraus ein ganz anderer Gedanke in meinen Kopf zu manifestieren begann. Hätte es diesen Vorfall damals nicht gegeben, dann wäre ich jetzt nicht in Japan und würde versuchen diesen Massenmörder namens Kira zu überführen. Das bedeutete ebenso auch, das ich ohne Lina´s Ableben wahrscheinlich niemals auf L getroffen wäre und mich somit auch niemals hätte in ihn verlieben können. Ein trauriges wie gleichso wehmütiges Schmunzeln legte sich bei diesen Gedankengängen auf meine Lippen und eine kleine salzige Träne fand ihren Weg lautlos über mein Gesicht. `Das nennt man wohl Ironie des Schicksals...` dachte ich bitter und schüttelte leicht meinen braunen Haarschopf. Es war seltsam und ich hasste mich alleine auch nur für das aufkommen dieses Gedanken, aber auf eine gewisse Art und Weise war ich Lina in diesem Augenblick aus ganzem Herzen mehr als dankbar. Sie hatte mich Dinge gelehrt die ich ohne sie niemals erfahren hätte und mir die positiven Seiten des Lebens gezeigt. Nur durch Sie war ich hier und hatte den Menschen gefunden, dem mein Herz gehörte. Lina war der Grund dafür, das ich gelernt hatte was Liebe ist und wie man sie mit anderen Menschen teilte. Meine Freundschaft mit ihr hatte mich zu L geführt. Ein erneutes trauriges Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit und meine heißen Tränen vermischten sich vollständig mit dem sanftem Kribbeln des wärmenden Schauers über mir, während sich in meinem Herzen ein seltsamer Zwiespalt zwischen Schmerz und Glück einfand. Ich hatte nach all den Monaten der Trauer und der Einsamkeit endlich wieder einen Sinn in meinem Leben gefunden. Etwas wofür es sich zu leben lohnte und wofür ich mit all meiner mir noch verbleibenden Kraft kämpfen würde. Erst hatte es nach ihrem plötzlichen Tod nur noch meine Arbeit als Kriminalbeamtin gegeben, welche sich wie eine Stütze in meiner Seele auf mein Leben ausgewirkt hatte. Doch nun wurde mir schlagartig bewusst, das meine Tätigkeit als Ermittlerin nicht mehr das einzigste war, das meinen Willen zu Leben aufrecht erhielt. Nein, es war ein sturer und undurchschaubarer Detektiven, welcher mich ständig mit seiner Art auf die Palme brachte und dessen wahres Ich noch nicht geschafft hatte zu entschlüsseln. Sofort schlug mein Herz einen neuen schnelleren Takt an, denn auch wenn ich mir inzwischen selbst eingestanden hatte das ich mehr als nur simple Zuneigung für L empfand, so war mir dennoch nie wirklich bewusst gewesen wie wichtig er tatsächlich für mich geworden war. Selbst wenn er meine Gefühle vielleicht nicht erwidern mochte, so machte mich diese tiefe Liebe für ihn doch irgendwie stärker und ich war fest dazu entschlossen für meine Ziele kämpfen, sodass mich nicht einmal Kira davon abhalten könnte. So etwas wie heute würde mir nicht noch ein zweites Mal passieren. Ich durfte nicht zulassen, das jemand wie Kira die Oberhand in diesem Spiel auf Leben und Tod gewann und dadurch die Chance bekam, seine furchtbaren Taten fort zu setzten. Nein. Light hatte sich zwar in irgendeiner Form verändert, aber ich durfte mich nicht davon beeinflussen und mich dadurch von eindeutigen Beweisen abringen lassen. Um diesen Fall zu lösen brauchte ich beides. Kopf und Herz. Soviel war mir inzwischen klar. Aber ich musste aufpassen, das ich die Grenze die das Gleichgewichts der beiden Faktoren in der Waage hielt, nicht einfach blindlings überschritt und mir somit das Genick brach.
 

Mit neuer Entschlossenheit in den Augen trat ich erhobenen Hauptes aus der Dusche und klaubte mir eines der frisch duftenden Handtücher vom Stapel, unterdessen ich den noch immer in mir brodelnden Ärger über mein eigenes Versagen versuchte einfach tapfer herunter zu schlucken, bevor ich mein nasses Ebenbild nachdenklich im Spiegel begutachtete. Die Geschehnisse der Vergangenheit waren noch immer ganz deutlich als blasse Narben auf der Haut meiner Körpers zu erkennen und würden mich wohl immer wie ein stummes Mahnmal für den Rest meines Lebens begleiten. Vorsichtig strich meine Hand über die alte Wund an meinem Arm, welche mir Lina´s Mörder in der Nacht seiner Festnahme zu gesetzt hatte und wanderte anschließend hinunter zu der inzwischen verheilten Schusswunde an meinem Bein, die mich immer an diesen Stalker erinnern würde, bevor ein kurzes resigniertes Aufseufzen meine Lippen verließ. `Alles hinterlässt seine Spuren......ob nun sichtbar oder unsichtbar...` mahnte mich leise mein scharfer Verstand und mein Blick fiel abermals auf die mir entgegen starrende Frau im Spiegel. War das dort immer noch ich? Das Bild vor mir war mir irgendwie so vertraut und doch konnte ich winzig kleine Spuren der Veränderung darin entdecken, die wohl ohne Frage auf die anstrengenden letzten Wochen und Monate zurück zuführen waren. Mein Gesicht war eindeutig dünner geworden und auch der Ausdruck in meinen Augen war nicht mehr der Selbe wie zuvor. Wer würde ich sein, wenn wir diesen Fall endlich aufgeklärt haben und Kira ein für alle Mal hinter Gittern saß? Nochmals verließ ein bestürztes Seufzen meinen Mund, währenddessen ich über meine eigenen wirren Gedanken belustigt den Kopf schüttelte und mich dann anschließend daran machte, meine Haare zu einem einfachen bequemen Zopf zu binden. Nachdenklich drehte ich mich zu der Stelle, wo ich gewohnheitsmäßig meine Wechselsachen zurecht legte, als ich jedoch plötzlich mitten in der Bewegung ruckartig zu Stein erstarrte und mit offenen Mund vor mich hin stierte. `Das kann doch jetzt echt nicht Wahr sein oder?...` polterte auch sogleich mein verstimmter Verstand los, während ich mir zeitgleich mit der Hand vor den Kopf fasste und mich genervt rücklings gegen die Wand lehnte. Ich hatte doch tatsächlich bei all dem Ärger über mich selbst wieder einmal vergessen, mir frische Sachen zum Wechseln mitzunehmen. `Du lernst auch nichts aus deinen Fehlern oder Mädchen?...` kam postwendend spottend von meinen Gedanken hinterher und ein deutlicher Ausdruck von Unwillen machte sich prompt auf meinen Gesichtszügen breit, als mein Augenmerk anschließend auf die schmutzigen Klamotten fiel. Missmutig schaute ich an meinen spärlich bedeckten Körper hinab und neuerlich konnte ich über meine eigene Gedankenlosigkeit wiederholt nur verständnislos den Kopf schütteln, bevor ich mich abermals dazu entschloss den Weg zurück in mein Zimmer erneut nur mit einem Handtuch bekleidet anzutreten. `Immerhin kann ich mit solch einer Aktion hier sowieso niemanden mehr Schocken....` kommentierte mein Verstand zusätzlich nochmal meine prekäre Lage, unterdessen ich nur noch erschöpft mit den Schultern zucken konnte und mir wie schon einmal einfach die alten Sachen unter den Arm klemmte. Mit einem tiefen Atemzug legte ich verstimmt meine Hand auf das kalte Metall der Türklinke und schloss kurz bestärkend meine Augen, denn auch wenn ich kein Problem mit meinem Körper hatte, so war die Situation in die ich mich gerade selbst mal wieder manövrierte einfach nur unglaublich skurril. Nicht nur das ich neuerlich halb nackt durch das komplette Hauptzimmer musste, nein, mehr noch beunruhigte mich der Gedanke daran auf L zu treffen, denn jetzt war die Lage doch ein wenig anders als beim ersten mal. „Augen zu und durch“ machte ich mir selber Mut und prüfte noch einmal abschließend den Sitz des Handtuchs um meinem Körper, ehe ich mit einer fließenden Bewegung die Tür öffnete und vollkommen unerwartet geradeaus in zwei emotionslose schwarze Seen starrte.
 

L hatte inzwischen mal wieder genug von der ewigen Warterei auf Zahra gehabt, denn er wollte endlich Gewissheit über diese beunruhigende Situation mit Light bekommen und somit nicht nur seinen Verstand sondern auch seine Gefühlswelt wieder ein wenig milder zu stimmen. Es verärgerte ihn noch immer, das er sich überhaupt darauf eingelassen hatte und dadurch in gewisser Hinsicht sogar seine eigene Ermittlungsarbeit gefährdet hatte, nur weil ihm diese nicht schweigen wollenden Gefühle für Zahra so arg zugesetzt hatten. Mit entschlossenem Blick hatte er sich missmutig von seinem Platz erhoben und war dann langsam wie ebenso aufmerksam hinüber zu der Tür des Badezimmers geschritten, denn im Augenblick wusste er nicht genau zu sagen was passieren würde, wenn er Zahra ohne Vorwarnung im Bad überraschte. L konnte einfach nicht einschätzen, wie sich ihr Verhalten im Falle einer Manipulation von Light auf solch eine prekäre Lage auswirken würde und gemahnte sich daher selbst zu allerhöchster Vorsicht. Doch in dem selben Moment, als er an seinem Ziel angekommen war, öffnete sich urplötzlich die Tür und eine knapp verhüllte Zahra stahl sich augenblicklich in sein Blickfeld, was bei ihm sogleich eine unverhoffte wie ebenso heftige Explosion an Emotionen in seinen Körper auslöste. Abrupt blieb der schwarzhaarige Detektiv wie angewurzelt stehen und bemühte sich darum sein ihm den Atem raubenden Herzschlag irgendwie wieder unter seine Kontrolle zu bringen, währenddessen seine Augen ohne sein bewusstes Zutun immer wieder über das Gesicht und den Körper der jungen Frau vor ihm tasteten. Für eine kurze Zeit war sein logischer Verstand einfach wie ausgelöscht und kehrte erst mit dem Vernehmen eines spitzen Aufschreis wieder langsam zu ihm zurück, ehe er in ein ziemlich empört dreinblickendes Gesicht schaute. Mein Herz setze für mehre Sekunden gänzlich aus und ich wich instinktiv ein Schritt schritt zurück, als ich L direkt vor meinen Augen wieder fand, während ich entsetzt das schützende Handtuch vor meinen Körper umklammerte, welches sich durch meine überhastete Bewegung unglücklicherweise von seinen Platz gelöst hatte. Vollkommen sprachlos wie gleichso irritiert starrte ich in das ebenso völlig perplex wirkende Gesicht von Ryuzaki und die Zeit um uns herum schien für etliche ungläubige Minuten absolut still zu stehen. Meine Gedanken rasten haltlos durch das Chaos aus Gefühlen in meinen Kopf und mein Puls schien sich mittlerweile nicht mehr im Bereich des rationalen zu bewegen, ehe ich mir endlich meiner peinlichen Situation richtig bewusst wurde und ich mir mit fahrigen Händen eiligst erneut das rettende Handtuch um meinen Körper wickelte. „Sag mal hast du sie eigentlich noch alle Ryuzaki?...Was machst du hier vor der Tür, wenn ich gerade unter der Dusche bin?...Bist du jetzt etwa unter die Spanner gegangen oder was?..“ durchbrach meine deutlich verärgerte Stimme die uns umgebende Stille und meine Augen wurden von Sekunde zu Sekunde immer dunkler, unterdessen ich aufgebracht auf meinen Lippen herum knabberte. Hatte der jetzt wirklich nen kompletten Vogel? Was fiel ihm eigentlich ein hier vor dem Bad herum zu schleichen? Wollte er etwa abermals ohne jegliche Vorwarnung den Raum stürmen, nur weil ihm irgendeine fixe Idee keine Ruhe ließ? Der war doch echt unglaublich. Abwartend besah ich mir finster die nun ebenso dreinblickenden schwarzen Seen vor mir und festigte nochmals meinen Griff um das schützende Handtuch, indessen meine Gefühle immer wieder neue Blitze durch meinen Körper jagten. L besah sich prüfend wie ebenso wachsam die unruhigen Spiegelungen auf dem Gesicht der jungen Frau und verfluchte nebenher wohl zum hundert tausendsten Mal seine vollkommen außer Kontrolle geratenen Emotionen, denn der Anblick von Zahra ließ ihn eine Unruhe spüren, die er noch nie zuvor in seinem Leben gekannt hatte. Warum brachte ihm diese spärlich bekleidete Frau nur so durcheinander? Er hatte doch schon bereits mehr als einmal den Körper einer nackten Frau gesehen und immer hatte ihn das nicht wirklich interessiert, aber bei ihr war es irgendwie etwas völlig anderes. Lag es vielleicht an den Gefühlen, die er für sie verspürte? „Nein...Es gibt da etwas, das ich mit dir Besprechen muss...“ gab er knapp erklärend preis und bemühte sich darum, sich nichts von seinen überreagierenden Körper anmerken zu lassen, unterdessen er die junge Frau genauestens im Auge behielt. Meine Brauen rutschen umgehend ein Stück in die Höhe, als ich seine Worte vernahm und meine Laune sank noch ein ganzes Stück weiter in den Keller, den L bestätigte gerade das, was ich im Vorfeld schon längst vermutet hatte. Der hatte wirklich Nerven, mir das auch noch einfach so ins Gesicht zu sagen. Hatte er den gar kein bisschen Respekt vor der Privatsphäre von anderen Personen? `Die Frage hättest du dir sparen können oder?....` erklang postwendend die Stimme meines Verstandes in meinem Kopf und ich hatte wahrlich zu kämpfen, um meinen Ärger über seine Aktion wie auch meine überschäumenden Gefühle für ihn nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. „Aber nicht, wenn ich gerade im Bad bin, verstanden?...“ folgte auch schon bissig von mir, bevor ich meinen Blick irritiert einmal durch das komplette Zimmer schweifen ließ und sich sogleich ein mehr als fragender wie gleichso misstrauischer Ausdruck bei mir breit machte. „Wo ist der Rest?...“ fragte ich lauernd und besah mir prüfend den jungen Detektiv, welcher mir immer noch unumwunden entgegen starrte. „Ich habe sie für heute nach Hause geschickt...Es bringt nichts, wenn sich die gesamte Sonderkommission hier aufhält, solange wir keine neuen Ermittlungsansätze haben....“ kam ungerührt von ihm zurück und maß Zahra abermals abschätzend mit seinen dunklen Augen. Egal wie, aber er würde seine Antworten auf seine Fragen bekommen.
 

Erneut machte mein Herz einen überraschten Hüpfer und ohne das ich es wollte, driften meine Gedanken in eine Richtung, welche mir sofort einen kleinen rötlichen Schimmer auf die Wangen zauberte. Ich war alleine mit ihm und ich trug gerade nichts als ein kleines einfaches Handtuch. Ich war mir sicher, er würde niemals irgendetwas anstößiges versuchen und zudem war mir diese Art von Situation mit ihm nun wirklich nicht mehr allzu fremd, doch seit ich mir meiner Liebe für ihm bewusst war, ließen mich solche Augenblicke nicht mehr ganz so kalt wie früher. `Schalte verdammt noch mal dein Kopfkino aus Mädchen...`mahnte mich sogleich auch schon mein verdrehter Verstand, sodass ich kurz aber heftig meinen braunen Haarschopf schüttelte, um diese Fantastereien wieder aus meinen Kopf zu verbannen. „Wie auch immer....“ meinte ich anschließend schulterzuckend zu ihm und wandte mich daraufhin immer noch kopfschüttelnd in die Richtung von meinem Zimmer, als ich plötzlich am Arm ergriffen wurde und ein überraschter Laut meine Lippen verließ. L besah sich stillschweigend die Reaktionen von Zahra und ihm entging keineswegs der leichte Anflug von rot auf ihren Wangen, was ihn umgehend erst mal gehörig verwirrte. Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten? War ihr diese Situation etwa unangenehm? Abwegig waren diese Überlegungen sicherlich nicht, doch warum hatte sie dann früher nie so darauf reagiert? War das vielleicht ein Anzeichen auf eine Manipulation von Kira? Sofort übernahm sein Verstand erneut die Kontrolle über seinen emotionsgeladenen Körper und mit einer schnellen gezielten Bewegung hielt er Zahra davon ab, das Zimmer zu verlassen, denn erst musste diese Sache ein für alle mal aufgeklärt werden. Er durfte sich jetzt auf keinen Fall von ihr oder seinen Gefühlen beirren lassen. Meine Augen wurden groß und spiegelten Überraschung wie gleichso Irritation wieder, als mich L bestimmend zurück hielt und plötzlich eisern gegen die nächstbeste Wand drückte. Schlagartig stieg mein Puls noch einmal an und ich klammerte verbissen meine freie Hand ins Handtuch, um ein erneutes entschwinden dessen zu verhindern, bevor ich perplex in das Gesicht des Schwarzhaarigen aufschaute. Was ging den jetzt auf einmal ab? Hatte der eigentlich noch alle Latten am Zaun? Was hatte ich ihm den bitteschön getan, um so behandelt zu werden? Doch ehe ich mich aus meiner mich vollständig ergreifende Starre wieder lösen und ihm eine dementsprechende Antwort auf sein Handeln zukommen lassen konnte, vernahm ich auch schon seine tonlose aber trotz dessen nicht minder drohende Stimme in meinen Ohren. „Was ist da vorhin in der Zelle zwischen Dir und Light vorgefallen?“ kam dunkel über seine Lippen und beobachte prüfend die sich widerspiegelnden Gesichtszüge der jungen Frau, indessen er die sich nun endgültig überschlagenden Reaktionen in ihm zu unterdrücken versuchte. Diese Nähe war schon fast zu viel für ihn und doch sah er im Augenblick keine andere Möglichkeit, sich schnellstmöglich eine Antwort auf diese Frage zu verschaffen. Kurz schlich sich ein irritiertes Blinzeln in meinen überrumpelten Gesichtsausdruck und für einen Moment war für mich nicht logisch fassbar, was er eigentlich damit meinte, denn in meinen Kopf herrschte einfach nur erneut ein unaussprechliches Chaos. Er war mir so verdammt nahe und meine Gefühlswelt schien gerade jetzt den letzten Funken des rationalen Denkens in meinem Verstand vollständig verschluckt zu haben, bis ich es dann doch endlich schaffte meine abdriftenden Gedanken wieder zurück auf den logischen Pfand zu bringen. „Sag mal...geht´s dir Danke?...Lass mich gefälligst los...“ empörte ich mich umgehend, nachdem ich meine Kontrolle über mich Selbst zurück erobert hatte. „Erst will ich, das du mir erklärst, was da los war...“ warf L prompt zurück und verstärkte nochmals seinen Griff, unterdessen er in die nun abermals dunkel funkelnden Augen von Zahra blickte. „Verdammt noch mal....Ich weiß es doch selber nicht...Irgendetwas in mir hat mir gesagt, das ich ihm glauben soll.....aber mein Verstand sagt mir, das er Kira ist....Ich war einfach nur verwirrt ok?“ meinte ich sauer und schenkte ihm im selben Atemzug nochmals einen bösen Blick, derweilen ich mich irgendwie aus seinem Griff zu befreien versuchte. „Verwirrt also....Ich glaube dir nicht....Kann es nicht vielleicht eher sein, das er dich versucht hat zu manipulieren?..“ harkte der junge Detektiv sogleich eisern nach und sah Zahra indessen nur noch prüfender in ihre blaugrauen Augen, welche ihm weiterhin verärgert wie gleichso ungläubig entgegen blickten. Mir fiel fasst alles aus dem Gesicht, als ich mir seiner Gedanken bewusst wurde und konnte ihm für einige Minuten lediglich sprachlos entgegen starren, bevor ich endlich meine Worte wieder fand. „Was?...Glaubst du wirklich, ich würde mich von jemanden wie Light beeinflussen lassen?...Niemals...Es war nichts dergleichen...Verdammt nochmal L glaub mir doch...“ versuchte ich es noch einmal und sah im indessen eindringlich entgegen, während mein Herz immer härter gegen meinen Brustkorb zu hämmern begann. Ja es hatte für ihn so aussehen müssen und ich hätte an seiner Stelle sicherlich ähnliche Schlussfolgerungen gezogen, aber es war nicht so. Ich war immer noch ich selbst. L beobachte unterdessen weiterhin stillschweigend die Spiegelungen in ihren Augen und nichts darin deute für ihn auf eine Lüge hin. Aber konnte er ihr wirklich so schnell glauben? „Was wenn es doch so ist und es dir nur nicht bewusst ist?.....Man könnte aber auch annehmen, das dein Interesse an Lights Person im nach hinein doch noch gestiegen ist...“ erklang die erneute skeptische wie gleichso forschende Stimme von ihm in meinen Ohren und ich konnte nur noch vor entsetzten die Luft ausstoßen, als ich seine erneuten Unterstellungen vernahm. Was ging da eigentlich jedes mal in seinem Kopf ab? Hatte ich ihm den nicht schon hundert mal gesagt, das ich rein gar nicht an Light interessiert war? War es denn tatsächlich so schwer zu begreifen? „Kannst du diesen Schwachsinn nicht langsam mal lassen?...Wie oft muss ich es dir denn noch sagen, damit du es endlich verstehst?...Ich habe keinerlei Gefühle für Light und er hat mich auch nicht manipuliert...Ich bin immer noch ich....Und jetzt lass mich endlich los, verstanden...“ gab ich aufgebracht von mir und spürte wie mein Körper sich unter all den in mir aufkeimenden Gefühlen immer weiter aufzubäumen begann. L war unschlüssig in seinen Schlussfolgerungen, denn alles was er auf ihrem Gesicht, in ihren Augen und auch in ihren Worten lesen konnte, spiegelte für ihn eindeutig die Wahrheit wieder. Aber konnte er sich darauf auch hundertprozentig verlassen? Was sollte er nun glauben? Konnte er ihren Worten wirklich vertrauen? „Woher soll ich wissen, das du nicht lügst?“ folgte auch schon abschätzend von ihm und meine Augen wurden für einen kurzen Augenblick deutlich von Traurigkeit und Hilflosigkeit übermannt. Wie sollte ich es ihm nur begreiflich machen? Was konnte ich tun, damit er mir glaubte? Mir wurde mein Brustkorb immer enger und meine Gedanken hasteten durch den Irrgarten der Erinnerungen, auf der Suche nach der Antwort für diese ausweglos erscheinende Frage. Dann jedoch schlichen sich plötzlich die Worte von Watari wieder in mein Gedächtnis zurück und mir fiel schlagartig ein Satz ein, denn ich schon einmal L gegenüber erwähnt hatte. Meine Augen suchten instinktiv die seinen und ich wog in meinem Kopf all die Möglichkeiten ab, die mir irgendwie in den Sinn kamen. Aber da war schlussendlich nur noch Eines was mir in diesem Moment einfiel, um ihn von der Aufrichtigkeit meiner Worte zu überzeugen. „Ich habe es dir doch schon einmal gesagt L....Man spürt es einfach, wenn es ehrlich gemeint ist...“ flüsterte ich ihm mit einem sanften Lächeln zu, bevor ich mich kurzerhand zu ihm vorbeugte und meine Lippen zärtlich auf die seinen legte.

Was das Herz begehrt

Was das Herz begehrt
 

In meinem Körper explodierte ein wahrlich ungekanntes und sich doch so unglaublich gut anfühlendes Feuerwerk an Emotionen, als ich seine warmen Lippen zum ersten Mal mit den meinen sanft berührte und ich unterdessen instinktiv meine blaugrauen Augen schloss. Die Zeit stand für einen Augenblick einfach vollkommen still, während ich die warme Süße dieser zärtlichen Berührung mit vollen Zügen auskostete und mein Verstand sich wortlos und ohne jegliche Gegenwehr vollständig vor meinen tiefen Gefühlen verneigte, derweilen ich meine Hand nur noch fester in das Handtuch um meinen wohlig kribbelnden Leib krallte. Die Andere sanft gegen seine Brust gelehnt konnte ich zeitgleich diese angenehme von ihm ausgehende Wärme unter dieser ebenso deutlich spüren, wie die sich schlagartig verspannenden Muskeln seines Oberkörpers, aber dennoch hielt er mich nicht zurück. L schien einfach vollständig unter meinem überraschenden Kuss erstarrt zu sein und trotz alledem fühlte ich ebenfalls genauso deutlich, wie sich auch sein Herz nicht mehr in einem ruhigen ausgeglichen Rhythmus bewegte, sondern sich seltsamer Weise mit dem meinem immer mehr im Einklang befand. Merklich nahm ich den herben männlichen Geruch seiner Haut wahr, welcher diese lodernde Gut in meinem Inneren nur noch weiter anfachte und das Karussell in meinem Bauch fast aus seinen Angeln hob, sodass sich ein kleiner wohlwollender Schauer auf meinen Rücken ausbreitete. Für wenige kurze Sekunden nur war ich ihm so verdammt nahe, bevor ich dann langsam die zarte Verbindung unserer Lippen wieder löste und doch kam es mir wie eine Ewigkeit vor, in der nur noch wir Beide in dieser Welt existiert hatten. Mit rasendem Herzen öffnete ich vorsichtig meine Augen und schaute unsicher hinauf in die mir völlig ungläubig wie gleichso verwirrt entgegenblickenden zwei schwarzen Seen von L, während ich ihm derweilen unschlüssig ein kleines wenn dafür auch umso sanfteres Lächeln schenkte. Der schwarzhaarige Detektiv starrte komplett überrumpelt wie ebenso entsetzt zurück in die unstetig über sein Gesicht tastenden Augen von Zahra und versuchte indessen krampfhaft seinen mehr als überreagierenden Körper irgendwie wieder unter seine Kontrolle zu bekommen. Nichts in seinem Verstand unterlag noch den Gesetzen der Logik und so sehr er sich auch bemühte, es war ihm einfach nicht Möglich in diesem Augenblick auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Alles was er fühlte und an was er denken konnte, war der Moment, als ihrer weichen warmen Lippen die seinen so zaghaft berührt und somit in ihm etwas ausgelöst hatten, das er mit keinen Worten die er kannte zu beschreiben vermochte. Sein Herz wie auch seine Fähigkeit zu atmen, hatte einfach ohne Vorwarnung von jetzt auf gleich ausgesetzt gehabt und eine unüberwindbare Starre hatte zur selben Zeit von ihm besitzt ergriffen, die ihm fast um den Verstand brachte. Diese plötzliche unerwartete warme Nähe ihrer Lippen und seine damit in ihm ausgelösten Gefühle hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen, während dieser süße betörende Geruch ihrer Haut und ihrer Haare ein unvergleichbares Gewitter an elektrisierenden Blitzen durch seinen Körper gejagt hatte, das selbst jetzt noch immer wie ein tobendes Unwetter in ihm wütete. Unfähig zu irgendeiner Reaktion besah er sich einfach nur geschockt wie gleichso stillschweigend die halbnackte junge Frau vor sich, dessen Gesicht jetzt eindeutig einen leichten rötlichen Schatten neben diesen ihn abermals so aufwühlenden sanften Lächeln auf wies, bevor dieses schlagartig von ihren weichen Lippen wieder verschwand und sich ihre unschlüssigen Augen plötzlich ruckartig von ihm abwendeten.
 

In meinem Kopf herrschte in diesem Augenblick ein absolutes Chaos an Gefühlen und Gedanken, derweilen ich deutlich das heiße Blut in meinen Wangen spüren konnte und sich mein Magen merklich immer öfter unwohl zusammen zu krampften begann. L stand einfach nur da und besah mich mit einem Blick, unter dem ich mich alles andere als wohl fühlte, denn auch wenn er sich nicht gegen meinen Kuss gewehrt hatte, so sprach der Ausdruck in seinen Augen doch eine ganz eigene Sprache. War ich letztendlich doch zu weit gegangen? Hatte ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt und somit einen großen Fehler gemacht, mit dem ich schlimmsten Falls genau das Gegenteil von dem erreichte, was ich ursprünglich beabsichtigt hatte? Aber wie sollte ich ihm sonst davon überzeugen, das ich tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte und immer noch ich selbst war? Mein Herz schlug mir noch immer bis zum Hals, derweilen ich nachdenklich wie ebenso unschlüssig in sein erschrockenes Gesicht hinauf sah und auf irgendeine Reaktion von ihm wartete. Doch je länger ich so vor ihm stand und er mich einfach nur mit diesen Ausdruck in seinen dunklen Augen maß, umso unbehaglicher wurde mir zu mute, bis ich mich dann schließlich nach geschlagenen fünf Minuten unsicher wie gleichso resigniert von ihm abwandte. „Entschuldige bitte....Das hätte ich nicht tun sollen...“ verließ nebenher leise flüsternd meinen Mund, während ich das Handtuch um meinen Körper wiederholt mit meinen Fingern traktierte und mich sogleich ohne ihn auch nur noch einmal Anzublicken hastig umdrehte, um die rettende Flucht in mein Zimmer anzutreten. Diese Situation war einfach nur zu viel für mich und sein Blick machte diese gesamte Angelegenheit bei weitem nur noch schwerer. Eiligst schritt ich voran und versuchte unterdessen meinen schmerzlich pochenden Herzschlag irgendwie zu ignorieren, derweilen ich damit begann, mich selbst in meinen Gedanken für meine unbedachte Aktion zu verfluchen. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Wieso hatte ich mich nur wiedereinmal von meinen Gefühlen beeinflussen lassen und zu so einem Mittel gegriffen, anstatt wie gewohnt logisch denkend zu agieren? Ich hätte ihn auch wie bisher mit Argumenten und Tatsachen von meinen Worten überzeugen können, wenn ich es wirklich gewollt hätte, aber ich hatte stattdessen völlig irrational gehandelt. Allerdings war das auch schlussendlich der springende Punkt in dieser verqueren Situation, in die ich mich gerade mal wieder selbst hinein manövriert hatte, denn ich wollte in diesem Moment einfach nicht auf meinen Kopf hören, sondern nur auf mein Herz und das hatte mir keinen anderen Ausweg aus dieser sich zuschnürende Sachlage um Light aufgezeigt. Die Liebe die ich für ihn empfand war echt, aber das was ich getan hatte war egoistisch und unbedacht gewesen, sodass es mich im Umkehrschluss wirklich nicht verwundern würde, wenn ich die in den letzten Monaten so mühsam aufgebaute Freundschaft zu L mit dieser Aktion kopflos aufs Spiel gesetzt hatte. Und das alles nur für einen einzelnen Kuss. Wütend über meine eigenen Gedanken biss ich mir fest auf meine Unterlippe und versuchte mit aller Kraft die in mir aufsteigenden Tränen niederzukämpfen, als ich plötzlich jedoch abermals eisern am Arm zurück gehalten wurde und mich sogleich neuerlich hart gegen die kalte Wand gedrückt wieder fand. Überrascht wie gleichso erschrocken entfuhr mir ein spitzer Laut , bevor ich perplex blinzelnd meine zusammengepressten Lider vorsichtig öffnete und vollkommen verdattert in das nun nicht gerade freundlich dreinblickende Gesicht von Ryuzaki starrte.
 

L reagierte sofort, als sich Zahras blaugraue Augen ruckartig von den seinen entfernten und sich ihr schlankes Abbild immer weiter aus seinem Blickfeld zurückzog, sodass sich das Chaos in seinem Inneren infolge dessen sogleich wiedereinmal protestierend aufzubäumen begann. Ihre Wort hallten wie ein nicht enden wollendes Echo in seinem verwirrten Verstand nach und die ihn fesselnde Starre fiel Sekundengleich von seinen versteinerten Gliedern ab, währenddessen sein Körper vollkommen selbständig zu handeln schien, ohne das er irgendeine Form von logischer Erklärung dafür benennen konnte. Mit einer schnellen Bewegung hielt er die flüchtende Frau von ihrem Vorhaben ab und fand sich plötzlich selbst erneut in dieser ihn so aufwühlenden wie ebenso irritierenden Situation wieder, aus welche er doch gerade erst entkommen war, währenddessen er missmutig sein Augenmerk auf die nun deutlich von Unglauben gezeichneten Gesichtszüge von Zahra richtete und er nebenher inständig darüber nachzugrübeln begann, was er damit eigentlich bezwecken wollte. Diese Sachlage brachte ihn abermals förmlich an seine geistigen wie auch körperlichen Grenzen, aber sich dieser entziehen konnte er sich auch nicht, sodass er unbewusst dazu gezwungen war, einen aufwühlenden Kampf zwischen Herz und Verstand mit sich selber auszufechten. Seine finster blickenden Augen suchten unentwegt die ihren und wieder stieg ihm dieser unverkennbare Geruch der jungen Frau in die Nase, welcher seinen rasenden Pulsschlag nur noch weiter in die Höhe trieb, derweilen er sich versuchte inständig zusammen zu reißen und diese leidliche tobende Unruhe in ihm endlich doch noch erfolgreich niederzukämpfen. Aber alles logische und rationale in ihm schien gegen eine undurchdringbare Mauer aus Gefühlen zu prallen, was ihm ein normales kontrolliertes Handeln beinahe schier unmöglich machte, sodass er letzten Endes kurz darauf einfach nicht mehr in der Lage dazu war sich seinen niederen Instinkten zu entziehen und er im nächsten Augenblick bereits unwillig seine Lippen neuerlich auf die Ihren presste. Meine Augen weiteten sich vor Unglauben und Überraschung, als ich wenige Sekunden nachdem er mich zurückgehalten hatte erneut diesen warmen süßen Mund auf den meinen spürte und erstarrte mitten in der Bewegung, während ich ihm unentwegt in seine mich weiterhin gefangen haltenden schwarzen Seen blickte. Mein Herz setzte schlagartig aus und in meinem Inneren explodierten abermals sprichwörtlich tausende von Schmetterlinge, die meine sich immer schneller drehenden Gedanken rücklings in einen nicht enden wollenden Strudel aus Fragen stürzten wollten. Was hatte das jetzt plötzlich zu bedeuten? Wieso küsste er mich? Hatte ich mich eben wirklich so sehr in seinem Blick getäuscht? Nein. Das hatte ich ganz sicher nicht und auch jetzt war da etwas in seinen Augen, das mich zeitgleich zu dieser Berührung mehr als verwirrte. Allerdings war dieser Kuss auch vollkommen anders, als der vorherige. Er war hart, bestimmend, nachdrücklich und doch auf eine seltsame Art und Weise hin keineswegs verletzend. Nur warum tat er das? Mit festem unnachgiebigen Blick hielt L die blaugrauen Augen der jungen Frau in seinen Bann, während er wiederholt diese warmen weichen Sünden spürte, die sein Inneres neuerlich an den Rand des Ertragbaren zu treiben drohten. Ein Gefühl, das sich wie eine Narbe in sein Gedächtnis einbrannte und welches sich so widernatürlich richtig anfühlte, das es ihn selbst schon mehr als nur erschreckte. Es war, als hätte er eine Grenze überschritten die für ihm im Vorhinein nicht einmal klar auszumachen gewesen war und welche ihn nun hämisch und unverhohlen entgegen Lachte. Nur ein kurzer unbestimmter Moment, dann lösten sich unsere Lippen abermals von einander und doch ließen wir den jeweils anderen nicht aus unserem unnachgiebigen Blick, sondern starrten einander weiterhin wortlos entgegen. Aber diese süße Wärme wieder aufgeben zu müssen versetzte mir trotz alledem ,was mich daran noch immer so sehr verwirrte, einen merklichen Stich und mein Augenmerk huschte für eine winzige Sekunde hinab zu seinen sich entfernenden Mund, bevor sich mein rationaler Verstand genauso schnell zurück meldete, wie er anfangs gegangen war. „...L...Was...?“ gab ich sogleich mit einem irritierten Keuchen von mir und schaute ihm mit fragendem Gesichtsausdruck entgegen, unterdessen ich neuerlich versuchte, mein flüchtenden wollendes Herz in meinem Brustkorb mit all meiner Konzentration wieder zu besänftigen. Die Spiegelungen auf dem Gesicht des schwarzhaarigen Detektivs hatten sich noch immer nicht verändert und waren deutlich von Missmut wie ebensolchen Unwillen gezeichnet, während er weiterhin mit seinen überkochenden Emotionen zu kämpfen hatte, derweilen sein Verstand inzwischen vor ungeklärten Fragen nahezu überlief. Beobachtend lauschte er auf Zahras Worte und bemühte sich seinen Kopf endlich wieder dazu zu gebrauchen, für das er seiner Meinung nach ursprünglich vor gesehen war. Zum denken. Aber das stellte ihn zum ersten mal in seinem Leben wirklich vor eine Herausforderung, denn warum er diesen Schritt gerade gewagt hatte, war für ihm selbst immer noch gänzlich unbegreiflich. „Du hast angefangen...“ unterbrach mich sogleich schneidend seine dunkle Stimme und perplex wie gleichso aufs Neue irritiert rutschten postwendend meine Brauen ein ganzes Stück nach oben, ehe sich anschließend ein leichter Anflug von Ärger in meinen Gesicht zu spiegeln begann, während ich weiterhin in seinen undeutbaren dunklen Augen zu lesen versuchte. „Was?...“ warf ich prompt ungläubig zurück und wollte meinen eigenen Ohren nicht trauen, als ich mir den Sinn seiner Worte richtig bewusst wurde. Was wollte er mir denn bitte damit sagen? War das Ganze für ihn etwa nur so etwas wie ein makabres Spiel? Hatte er mich etwa nur geküsst, um sich für den meinigen zu Rächen? Das konnte doch jetzt nicht wirklich sein Ernst sein oder? Mein Magen krampfte sich unweigerlich bei diesem Gedanken zusammen und ein schmerzhaftes Ziehen machte sich indessen in meiner Brust breit, während ich ihm einfach nur sprachlos entgegen starren konnte. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich und je länger ich ihm in diese finster dreinblickenden Augen sah, desto mehr spürte ich diese Wut und Empörung in mir auflodern, sodass ich arg damit zu kämpfen hatte die Trauer in meinem marternden Körper zurück zu halten. „Was denkst du eigentlich, was das hier ist Ryuzaki?...Einer deiner komischen Tests?...Irgendein seltsames Spielchen?...Du begreifst es einfach nicht oder?...Du willst es anscheinend gar nicht verstehen hab ich Recht?...Verdammt noch mal ...Ich bin immer noch ich und ich habe absolut kein Interesse an Light hörst du...Er ist mir vollkommen egal...Der Einzige der mir etwas bedeutet bist du L...“ brach es plötzlich sauer wie gleichso verletzt über meine zitternden Lippen, als ich auch nach mehreren Minuten des Schweigens immer noch keine Antwort von ihm erhalten hatte und mir letztendlich endgültig der Geduldsfaden riss. All die durcheinander gewürfelten Emotionen in mir spiegelten sich nun ohne das ich es wirklich beeinflussen konnte überdeutlich auf meinem Gesicht wieder und zum ersten Mal konnte ich sehen wie sich irgendetwas in seinem Blick veränderte, aber ich wollte in diesem Augenblick einfach nur noch Weg. Weg von ihm und weg von meinen mich zermürbenden Gefühlen, sodass ich mich sogleich ziemlich unsanft aus seinem Griff befreite und Hals über Kopf eiligst in meinem Zimmer verschwand.
 

L stand einfach nur völlig regungslos da und blickte vollkommen verwirrt wie gleichso ungläubig in die Richtung, in welche Zahra gerade so aufgelöst verschwunden war und spürte wie sein Körper aber auch sein Verstand sich wie unter Qualen in seinem Inneren immer deutlicher zu winden begann. Ihre Worte fraßen sich wie eine alles überdeckende Dauerschleife in seinen Kopf, während er immer noch diese tief verletzten blaugrauen Augen vor seinem Gesicht schweben sah, welche nebenher unnachgiebig seine ihn inzwischen ständig begleitende Unruhe auf ein neues schmerzhaftes Rekordhoch trieben und ihm somit den Gebrauch seines logischen Verstandes nun vollständig streitig machen wollten. Was war hier gerade mit ihm passiert? Warum hatte er das getan? Wieso hatte er das alles zugelassen? Und weshalb fühlte er sich mit einmal so schlecht? Seine Gedanken glichen deutlich einem weit verzweigten Spinnennetz aus klebrigen ihn nicht mehr loslassenden Fragen, welche ihn wie ein kleines festsitzendes Insekt unabdingbar gefangen hielten und ihn alles andere um ihn herum ausnahmslos vergessen ließen. Ihr trauriger Gesicht in Zusammenspiel mit diesem verzweifelten Blick und ihren letzten Worten bohrten sich wie eine Schraubzwinge immer fester um sein Herz und ließen ihn abermals das Atmen schwer werden. Was hatte sie damit gemeint als sie sagte, „Er sei der Einzige der ihr etwas bedeutete“? Hatte Sie tatsächlich diese Art von Interesse an ihm? Bedeuteten ihrer Worte wirklich das, was er darunter zu verstehen meinte? Nachdenklich wanderten seine Finger unbewusst über seine Lippen, während er weiterhin verwirrt die Tür zu Zahras Zimmer mit seinen dunklen Augen fixierte und inständig versuchte, seine ihm in alle Richtungen schwirrenden Gedanken in irgendeiner Form wieder zu sortieren. Er war verärgert über sich selbst und er verfluchte sich abermals aufs Neue, das er einer so simplen Versuchung wie einer Berührung nicht widerstehen hatte könnten, aber tief in seinem Inneren war da dennoch auch so etwas wie Freude. Ein warmes sanftes Kribbeln, das ihn seit dieser ersten zaghaften Begegnung ihrer Lippen nicht mehr los ließ und sich stattdessen wie ein stille Sehnsucht auf seiner protestierenden Seele festkrallte, sodass er sich völlig überrascht selbst dabei erwischte, wie er sich dieses sanfte Gefühl dieses Kusses heimlich erneut zu wünschen begann. Sofort spiegelte sich bei diesen Gedankengängen neuer Unwillen in seinem Gesicht und doch konnte er, so sehr er es auch gerade versuchte, nicht leugnen, das er diese süße kurze Zusammenkunft gerne noch etwas länger ausgekostet hätte. Das Alles verärgerte ihn im Augenblick ebenso sehr, wie es in ihm zu gleichen Zeit aber auch eine unbeschreibliche wohlige Wärme zurück bleiben ließ, bis sich letztendlich dann ein seltsame Gefühl von Einsamkeit in ihm breit zu machen begann und er abermals ihre letzten Worte in seinem Kopf nachhallen hören konnte. Wie als hätte die Zeit einfach aufgehört für ihn zu existieren, harrte der schwarzhaarige Detektiv tief in seine ihn zerwühlenden Gedanken versunken bewegungslos an diesem Punkt aus und durchlebte innerhalb von nur einer einzigen Stunde immer und immer wieder aufs Neue diese skurrile und doch ihn auf seltsame Art und Weise irgendwie beflügelnde Situation, ohne das er auch nur in der Lage dazu war, sich aus seiner fesselnden Starre zu befreien. Sein logischer Verstand hatte einen unmissverständlichen Krieg mit seinen irrationalen Gefühlen für Zahra angefangen und keiner der beiden war auch nur der Versuchung nahe, vor dem jeweils anderen zu kapitulieren. Sein bisher gekanntes Leben und all seine drin verankerten Prinzipien wurden mit nur einer kleinen simplen Berührung vollkommen auf den Kopf gestellt, sodass sich alles in ihm im selben Moment richtig wie auch ebenso falsch anfühlte. Nur warum war das so? Konnte so eine unlogische Emotion wie die Liebe denn tatsächlich solche Macht auf jemanden wie ihn auswirken? Sein Kopf bestand inzwischen nur noch aus Argumenten und Gegenargumenten, unterdessen seine körperlichen Reaktionen selbst nach einer ganzen Weile immer noch nicht zu Ruhe kommen wollte und seinen ungläubigen Blick nach wie vor unnachgiebig auf die Tür zu Zahras Raum fixiert war. Wieder gilt seine Hand prüfend über seine Lippen und sogleich wurde die Erinnerung an dieses warme Gefühl ihres Kusses erneut zurück in seinen Verstand gerufen, derweilen er noch immer über ihren zuletzt ausgesprochenen Satz nach sann. „Du bist der Einzige, der mir etwas bedeutet L...“ Da war er wieder und neuerlich ließ er eine Mischung aus marternden wie gleichso süßen Schmerz in seinem Herzen zurück, den er sich rational immer noch nicht erklären konnte. Konnte es denn überhaupt möglich sein, das Zahra sich für jemanden wie ihn wirklich interessierte? Ja ihn vielleicht sogar aufrichtig liebte? Es klang für ihn irgendwie absolut befremdlich und unwirklich in seinen Ohren und doch war da etwas in ihren Augen wie auch in diesem Kuss gewesen, das die Aufrichtigkeit ihrer Worte auf seltsame Art und Weise unterstrich. `Man spürt es einfach, wenn es ehrlich gemeint ist...` hörte er plötzlich ihre sanfte Stimme in seinem Kopf flüstern und abermals machte sein Herz einen deutlichen Satz, währenddessen er über dessen Sinnhaftigkeit nachzugrübeln begann. Konnte es wirklich so sein? Und wenn, hatte er es dann vielleicht irgendwie unbewusst gespürt und hatte sich deswegen zu dieser unbedachten Handlung hinreißen lassen? Oder war es doch einfach nur dieses irrationale Gefühl namens Liebe das ihn dazu verleitet hatte und dessen er sich inzwischen zwar bewusst war, aber welches er bis jetzt noch nicht zu kontrollieren geschafft hatte? Konnte man diese Emotion überhaupt beherrschen lernen? Oder musste man einfach lernen mit dieser zu leben? War dieses Erlebnis vielleicht auch nur genau das gewesen, wovon er bereits schon so oft gehört und gelesen, aber was er bisher jedoch immer nur als unmöglich bezeichnet hatte? Das, was sich rational und wissenschaftlich nicht hundertprozentig Nachweisen ließ und dennoch als fester Glauben sogar vor Gericht bestehen konnte? Hatte er wirklich am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, wenn man ohne zu überlegen und völlig emotional handelte? Eine Unzurechnungsfähigkeit, bei der man sich des logischen Verstandes nicht mehr bedient, sondern sich vollkommen seinen Gefühlen auslieferte und das rein aus niederen biochemischen Instinkten? Nachdenklich ruhten seine dunklen Augen noch eine ganze Weile mit einer Mischung aus Unglauben, Ärger aber auch eine Form von Faszination auf der geschlossenen Zimmertür der jungen Frau und aus irgendeinem seltsamen Grund jagte ihm allein schon der Gedanke daran dieses zu betreten abermals einen warmen wohligen Schauer durch seinen Körper, der sich in keinster Weise unangenehm anfühlte. Und indessen er so darüber nachdachte, wurde ihm bei verspüren der erneuten aufwallenden Reaktionen in seinem Inneren schlagartig bewusst, das sie mit dieser simplen zaghaften Berührung tatsächlich eine Grenze überschritten hatten und es für ihn nun kein zurück mehr geben würde. Diese Gefühle für Zahra war da und sie würden es auch bleiben, ganz egal was er tat oder nicht. Er hatte sie zwar inzwischen bereits akzeptiert gehabt, aber das bloße annehmen einer Tatsache reichte in diesem Fall wohl nicht aus. Er würde, ob er nun wollte oder nicht, lernen müssen damit zu leben und er würde es auch irgendwie schaffen, da war er sich sicher. Denn Dinge, von denen man wusste das sie existierten, konnte man in die Zukunft mit einkalkulieren und somit unangenehmen Überraschungen versuchen aus dem Weg zu gehen. Nur durfte er nicht vergessen, welche Macht diese Emotion namens Liebe offensichtlich auf ihn auswirken konnte und das es zu so etwas wie vorhin immer zwei Personen bedurfte. Folglich musste er also erst einmal herausfinden, ob Zahra tatsächlich diese Form von Interesse an ihm hatte wie er es durch ihre eignen Worte vermutete oder ob ihre Zuneigung für ihn nur auf freundschaftlicher Ebene angesiedelt war. Und mit diesen Gedanken erwachte L endlich aus seiner Starre, bevor sich sein gewohnter konzentrierter Ausdruck wieder auf seinem Gesicht einfand und er entschlossen das Zimmer der jungen Frau ansteuerte, um seine Gedankengänge ein für alle mal zu überprüfen.
 

Mit einem lautstarken Klicken zog ich die Tür hinter mir ins Schloss und ließ mich anschließend bestürzt wie gleichso verärgert an dieser langsam hinab sinken, während ich mein inzwischen feuchtes Gesicht in meinen zitternden Händen vergrub. Lautlos liefen immer neue heiße Ströme aus Trauer und Wut an meinen geröteten Wangen hinab und gaben somit unmissverständlichen die mich im Moment so sehr quälenden Gedanken und Gefühle preis, welche mich wie ein nicht enden wollender Abgrund immer weiter mit sich in ihre finstere Tiefe zu ziehen drohten. Warum hatte er das nur getan? Wieso hatte er mich geküsst? War es für ihn wirklich nur seine Art der Rache für meine eigene Aktion gewesen? Hatte er denn tatsächlich nicht verstanden, das meine Gefühle für ihn echt waren? Selbst jemand wie L musste so etwas doch spüren oder? In meinem Verstand herrschte gerade nur noch eine dunkle schwarze Leere aus unbeantworteten Fragen und Emotionen, währenddessen sich in meinem Herzen ein wahrer Regenbogen aus Schmerz, Verwirrung, Angst wie aber auch gleichzeitig aus Freude und Glück auszubreiten begann und meinen Kopf unterdessen zu einem wahren Kriegsschauplatz werden ließ. Fahrig glitten meine Hände über mein erhitztes Gesicht, bevor ich mit einem tiefen resigniertem Atemzug mein Blick hilfesuchend hinauf zur Decke des Raumes richtete und die gesamte durchlebte Situation neuerlich wie ein Film vor meinem inneren Auge abzulaufen begann, derweilen ich weiterhin krampfhaft versuchte das mich zerwühlende Chaos irgendwie zu sortieren. Nachdenklich strichen meine eiskalten Finger sanft über meine Lippen und in mir schlich sich abermals das trügerische Gefühl des Glücks ein, während ich an die Berührung seines warmen süßen Mundes zurück dachte, was mich abermals sogleich schwer Ausatmen ließ. Wieder merkte ich, wie die bloße Erinnerung an diesen kribbelnden Moment, erneut die versiegen wollenden salzigen Flüsse zum anschwellen brachte und nebenher sich ein kleines schmerzhaftes Stechen durch meinen sich unregelmäßig heben und senkenden Brustkorb zog, sodass ich mir umgehend tapfer auf die Unterlippe biss. Lange saß ich einfach nur in meiner lautlosen Traurigkeit und Wut gefangen da und bemühte mich eine logische Antwort auf all meine Fragen und Empfindungen zu finden, unterdessen die bebenden Spuren meiner mich aufgewühlten Emotionen endlich ein wenig nach ließen und mein darin zu ertrinken drohender Verstand nach einer gefühlten Ewigkeit doch noch wieder das rettende Ufer erreichte. Was war da vorhin nur mit uns passiert? War ich wirklich einen Schritt zu weit gegangen und hatte mich zu sehr von meinen Gefühlen hinreißen lassen? Hatte ich mit meinem Handeln vielleicht sogar nur noch mehr Misstrauen bei ihm geschaffen? L war immerhin L und hierbei ging es schlussendlich um einen Vorfall, dem ein unglückliches Zusammentreffen mit dem vermeintlichen Kira voraus gegangen und weswegen es letzten Endes überhaupt erst zu so einer seltsamen Lage gekommen war. Was also hatte ich von ihm erwartet? Das sich jemand wie er allen Ernstes von Gefühlen beeinflussen ließ? Nein. Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen und doch hatte irgendetwas in mir daran glauben wollen, das es anders war. Mit einem erneuten resignierten Seufzer erhob ich mich letztendlich von meinem Platz an der Tür und wechselte noch immer vor mich hin grübelnd das wenig verdeckende Handtuch gegen ein paar frische Klamotten aus, bevor ich mich fröstelnd unter die schützende Umarmung meiner Bettdecke verkroch. Schmerzhaft fixierten meine blaugrauen Augen die verschwommenen Umrisse meine Zimmertür in der mich inzwischen umgebenden Dunkelheit der heraufziehenden Nacht, währenddessen ich versuchte diese im Stillen schreienden Fragen in mir zu beantworten, denn noch immer tobte ein unheilvolles Chaos in meinem erschöpften Körper. Dieser Blick in seinen Augen hatte sich wie ein marterndes Siegel in meinen Kopf gebrannt und auch wenn mich die Erinnerungen an diesen Kuss noch so sehr aufwühlten, strichen meine Finger dennoch immer wieder unbewusst über die weichen Konturen meiner Lippen. Das Erlebte hatte mich vollkommen durcheinander gebracht und in mir Reaktionen hervor gerufen, die für jemanden wie mich eigentlich so völlig untypisch waren, denn so sehr mich auch bisher irgendetwas verletzt hatte – Ich hatte es normalerweise noch niemals so deutlich gezeigt. Niemand hatte jemals gewusst, wie es wirklich in solchen Situationen in mir aussah, aber die Liebe hatte ihre eigenen Gesetze und man konnte sich diesen egal wie sehr man es auch versuchte einfach nicht entziehen. Selbst mir war es zuletzt nicht Möglich gewesen meine ruhige gefühlsneutrale Fassade aufrecht zu erhalten und das zum aller ersten Mal in meinem ganzen Leben. Allerdings so sehr mich seine Reaktion auf meinen Kuss auch mitgenommen hatte, umso mehr ärgerte ich mich wiedereinmal mehr über mein eigenes unprofessionelles Verhalten. L hatte schon ganz Recht gehabt mit dem was er gesagt hatte. Ich hatte damit angefangen und dennoch bereute ich tief in meinem Inneren nicht einen einzigen Augenblick davon. Eventuell hatte ich tatsächlich einen großen Fehler gemacht, aber das Gefühl, als sich unsere Lippen das erste mal berührt hatten, war trotz alledem jede einzelne Sekunde des Schmerzes und der Wut, welche ich jetzt fühlte, wert gewesen. Und derweilen ich diesen Gedankengängen folgte, schlich sich ein warmes sanftes Lächeln in mein verweintes Gesicht, bevor sich meine Augen im nächsten Moment überrascht wie gleichso erschrocken weiteten, denn durch seine unerwartete Reaktion hatte ich etwas ganz anderes völlig verdrängt, was mich doch vorher so vollkommen verwirrt hatte und sogleich legte sich indessen meine Hand irritiert auf mein immer noch schnell klopfendes Herz. Nachdenklich lauschte ich konzentriert auf meinen eigenen pochenden Herzschlag und sofort huschte ein amüsiertes wie ebenso trauriges Schmunzeln über meine Lippen, ehe ich ein ungläubiges wie gleichso belustigtes leises Lachen von mir gab, denn mit einer ganz bestimmten Erinnerung schlich sich eine äußerst seltsame Vermutung immer deutlicher in meinen Verstand. Hatte L mich eventuell nur ausgetrickst? Hatte er es doch wirklich wiedereinmal geschafft mich hinters Licht zu führen und ich hatte mich blindlings von ihm in die Irre leiten lassen? Ich hatte offensichtlich den Fehler gemacht und seinen Worten mehr glauben geschenkt, als den so widersprüchlichen deutlichen Reaktionen seines Körpers, denn nicht nur mein Herz hatte sich in jenen Augenblick gegen seine natürliche Arbeitsweise gestellt. Nein, auch sein Puls hatte weit ab des normalen gelegen, wie ebenso der skurrile Kuss von ihm im völligen Gegensatz zu seinen Ausdruck in seinen Augen gestanden hatte. Ich hatte ihn mit meiner Aktion vollständig überrumpelt gehabt, ja und doch hatte er sich nicht dieser Berührung unserer Lippen entzogen, sondern diese sogar eigenständig nochmals wiederholt. Eventuell täuschte ich mich ja auch und interpretierte in sein Verhalten etwas hinein, was gar nicht da war, aber dieses trügerische Gefühl der stillen Lüge wollte mich einfach nicht mehr los lassen. L war immerhin kein gewöhnlicher Mann und körperliche Formen der sozialen Interaktion hatten ihn bisher auch noch nie gelegen. Abermals glitten meine Finger vorsichtig über die Stelle in meinem Gesicht, mit welcher ich vor kurzem noch seine Lippen so zärtlich berührt hatte und sofort machte sich ein neuer schmerzhafter Stich in meiner Brust breit, denn wenn dem wirklich so wäre, dann hätte ich ihm mit meinen Worten vorhin sogar irgendwie Unrecht getan. Doch in jenem Moment war ich einfach nur vollkommen von all den überschäumenden Emotionen in mir überrumpelt worden und ich hatte mich sogar dazu verleiten lassen, ihm meine wahren Gefühle für ihn kopflos zu offenbaren. Mit einem neuerlichen resignierten Seufzen schloss ich bei diesen mich durchfahrenden Gedankengängen verärgert meine Augen und schimpfte mich selbst einen überreagierenden Vollidioten. Aber was ich einmal gesagt hatte, konnte ich nicht mehr zurück nehmen und auch wenn es für mich schwierig war dies zu akzeptieren, so schämte ich mich dennoch nicht für meine Liebe. Aber wie würde er damit umgehen? Und was hatte dieses ganze entstandene Durcheinander für Auswirkungen auf unsere Zusammenarbeit bei dem Kira-Fall? Wie sollte ich ihm jetzt gegenübertreten, nachdem ich ihm aus dieser ausgeuferten Situation heraus meine wahren Gefühle gestanden hatte? Tausende und abertausende an Fragen, die mich wie ein schwankender Kreisel immer und immer wieder aufs Neue durchströmten, währenddessen sich in meinem Herzen abermals ein zermürbendes Chaos auszubreiten begann. Eine ganze Weile lag ich einfach nur wortlos in meinem Bett und sann weiterhin unruhig über all das Erlebte des heutigen Tages nach, bis ich irgendwann völlig erschöpft und mit schmerzend pochenden Kopf langsam hinüber in das schützende Land der Träume gilt. Doch kurz darauf wurde ich schlagartig wieder aus der sanften Umarmung des Schlafes gerissen, als ich unterbewusst eine leichte kitzelnde Berührung in meinem Gesicht verspürte und mir zeitgleich ein so wohlbekannter Geruch einer ganz bestimmten Person in die Nase stieg.

Endstation: Gefühl

Endstation: Gefühl
 

Mit wild rasenden Puls ruhte L´s Hand auf dem kühlen Metall der Klinke zu Zahras Zimmer, während sein emotionsloser Blick konzentriert an dem dunklen Holz der Tür haftete und er mit aller Kraft versuchte, seinen noch immer durcheinander wirbelnden Verstand in eine feste Richtung zu zwingen. Wieso bloß wühlte ihn schon allein der Gedanke an das bevorstehende simple Betreten des Raumes so sehr auf? Nur weil sich diese junge sture Frau darin aufhielt, für welche er diese eindeutigen wenn auch immer noch gleichso befremdlichen Gefühle hegte und die ihn mit nur mit einer einfachen kleinen Berührung hatte an seinem scharfen Verstand zweifeln lassen? Warum hatte er in ihrer Gewahrt bloß solche Probleme damit, seinen Körper wie auch seinen Geist unter seiner Kontrolle zu behalten und schaffte es nicht, seine ruhige und sonst so undurchsichtige Fassade aufrecht zu erhalten? Er wusste zwar inzwischen was für Macht diese Emotion namens Liebe offensichtlich auf ihn auswirkten konnte und das er sich diesen verdrehten Regungen seines Körpers durch anscheinend nichts was er versuchen würde entziehen konnte, aber irgendwie musste es doch eine Möglichkeit geben, sein Gesicht in dieser Geschichte zu wahren. Wie sollte er denn sonst weiter in diesem verzwickten Fall mit ihr zusammen ermitteln, wenn er ständig Gefahr lief, sich durch ihre bloße Nähe in seinen logischen Gedankengängen zu verheddern und vielleicht dadurch sogar ein eventuell wichtiges wenn auch nur winziges Detail zu übersehen? Diese Emotion namens Liebe war immerhin eine Medaille mit zwei Seiten und wenn er seine nächsten Schritte im voraus kalkulieren wollte, dann war er wohl oder übel dazu gezwungen nicht nur seine eigenen Gefühle in diesen zu berücksichtigen. Es war mindestens genauso wichtig für ihn zu wissen, wie Zahra zu diesem Thema stand, denn wenn sie tatsächlich die gleichen Empfindungen für ihn verspürte wie er für sie, dann konnte dieses Vorhaben recht schnell ziemlich kompliziert werden und im schlimmsten Falle sich sogar vollständig zu einem Fehlschlag entwickeln. L hatte also keine andere Wahl, als sich die notwendigen Informationen direkt aus erster Hand zu beschaffen wenn er hundert prozentig sicher gehen wollte, das er mit seiner Vermutung richtig lag und dies war unter normalen Umständen auch niemals ein Problem für ihn gewesen, aber hierbei kämpfte er nicht nur gegen irgendeinen x-beliebigen anderen Menschen, sondern letztlich allein gegen sich selbst. Und dieser Gegner war für ihn Schwäche und Stärke zur gleichen Zeit. Mit einem tiefen Atemzug und einem unwilligen wenn gleichso hochkonzentrierten Ausdruck in seinen schwarzen Augen, öffnete er beinahe vollkommen lautlos die Zimmertür und lugte aufmerksam wie ebenso vorsichtig in die dahinter liegende Dunkelheit, während er in seinem Körper instinktiv jeden einzelnen seiner Muskeln anspannte. Zu oft hatte er einfach schlicht und ergreifend schon die ein oder andere böse Überraschungen mit Zahra erlebt gehabt und gerade nach solch einem Vorfall wie vor ein paar Stunden, konnte die junge Frau durchaus ziemlich unberechenbar werden. Die in so aufwühlende Unruhe seiner Gefühle stieg inzwischen potentiell zu der sich ausbreitenden Finsternis vor ihm immer weiter an, unterdessen sein dunkler Blick wachsam den sich ausbreitenden Lichtkegel im Raum genauestens verfolgte und sein Verstand immer neue mögliche Szenarien vor seinem inneren Augen erschuf. Es war absolut still um ihn herum und sein Puls stieg nochmals schlagartig in die Höhe, als das schwache Licht des Hauptzimmers schlussendlich das große Bett in diesem erreichte und somit auch umgehend die Sicht auf die friedlich schlafende Person darin frei gab.
 

Sogleich erstarrte der junge Detektiv schlagartig in seiner Bewegung und spürte wie sein Herz sofort neuerlich versuchte die materielle Enge seines Brustkorbes zu sprengen, derweilen er das entspannte Gesicht der jungen Frau überrascht wie gleichso skeptisch fixierte. Zahra schien tief und fest zu schlafen, aber L hatte ja inzwischen schon mehr als einmal am eigen Leib erfahren müssen, das man sich in diesem friedlich wirkenden Zustand sehr schnell täuschen konnte und auch das sie sich nach einem Erlebnis wie diesem so seelenruhig zur Ruhe begab, war für ihn nur sehr schwer vorstellbar. Wachsam tasteten seine forschenden Augen über ihr Profil und versuchten in diesem irgendeine verräterische Regung zu entdecken, doch alles was er erblickte war eine sanft atmende Zahra, auf dessen Gesicht noch immer die deutlichen Spuren ihrer vorangegangenen Trauer auszumachen waren und das hinterließ zeitgleich einen seltsamen kurzen Schmerz wie ebenso auch eine neue Art von Verwirrung in ihm. Behutsam trat er einen weiteren Schritt auf die Brünette zu und studierte abermals konzentriert ihre milden Gesichtszüge, aber so sehr er es sich auch einzureden versuchte, es gab definitiv keinen Zweifel daran, dass Zahra ganz offensichtlich geweint hatte. Nur was war der Grund dafür gewesen? Hatte er sie vorhin tatsächlich so sehr mit seinen Worten und seiner Aktion getroffen gehabt? Stimmte seine Vermutung und ihre Aussage entsprach wirklich dem, was er drunter zu verstehen geglaubt hatte? Wieder spürte er dieses seltsame schlechte Gewissen in sich aufkeimen und abermals war da neben der eindeutigen Wut auf sich selber ebenso auch diese unbeschreibliche und sich doch so gut anfühlende Wärme in seinem Inneren. Zaghaft glitten seine Finger wiederholt prüfend über seine Lippen und im selben Moment waren da wieder diese Worte von ihr in seinen Gedanken, die sich wie eine Schallplatte unnachgiebig in seine Erinnerungen gebrannt hatten. „Man spürt es einfach, wenn es ehrlich gemeint ist...“ murmelte er leise gedankenversunken in seine eigene Hand, während sein Augenmerk nachdenklich an den feinen Konturen ihres Mundes hängen blieben und sich in seinem Körper erneut dieses unterbewusste Gefühl von Gewissheit einzuschleichen begann. Sein Verstand war in diesem Augenblick wie Feuer und Eis zugleich, ohne das er sich rational einen Reim darauf machen konnte und in ihm dennoch unaufhörlich die Erinnerungen an diese simple und doch so vielsagende Geste in sein Gedächtnis zurück rief. Unschlüssig wie gleichso gedankenverloren stand L eine ganze Weile mitten in der Dunkelheit des Zimmers und beobachtete irritiert die junge schlafende Frau vor sich, bevor er sich dann doch letztendlich dabei erwischte, wie er die letzten Meter bis zu ihrem Bett leisen Schrittes überwandte, ehe er sich vorsichtig wie gleichso wachsam unsicher vor diesem nieder hockte. Es war als würde ihn eine innerer Kraft wie ein Magnet zu ihr hin anziehen und so sehr er sich auch darum bemühte, er schaffte es einfach nicht sich dieser Kraft zu widersetzten. Nochmals legte sein Herz einen Gang zu, während ihm nun deutlich dieser bekannte süße Geruch ihrer Haut in die Nase stieg und seinen logischen Verstand abermals damit zu ersticken drohte. Mit einer behutsamen wie gleichso zaghaften Bewegung fuhren er kurz darauf leicht über die feinen Konturen ihrer Lippen, welche ihn vorhin so arg aus dem Konzept gebracht und ihn zu einer Aktion verleitet hatten, dessen Folgen ihm bis jetzt immer noch nicht wieder los lassen wollte. Und währenddessen er nachdenklich durch ihr Gesicht strich und sich mal wieder seinen eigenen komplexen wie auch gleichso verwirrenden Gedankengängen hingab, bemerkte er plötzlich erschrocken, wie sich die friedlich geschlossenen Lider von Zahra blinzelnd zu öffnen begannen, sodass er augenblicklich überrascht wie ebenso entsetzt einen deutlichen Satz nach hinten machte.
 

Langsam aber stetig glitt ich aus den schützenden Umhang des Schlafes wieder zurück in die Realität, als ich unterbewusst eine leichte kitzelnde Berührung in meinem Gesicht verspürte und ich dann kurz darauf auch sogleich einen mir inzwischen wohlvertrauten Geruch wahrnahm, welcher meinen ruhigen friedlichen Herzschlag sofort in höchster Alarmbereitschaft versetzte. Urplötzlich war mein Verstand wieder vollkommen wach und überschlug sich nur so vor neuen verwirrenden Gedankengängen, die das sich immerzu ändernde Labyrinth in meinem Kopf nun abermals völlig umzudekorieren schienen, währenddessen mein Körper noch immer krampfhaft gegen die bleierne schwere der Müdigkeit ankämpfte. Es war definitiv L der da neben mir an meinem Bett saß und mich so sanft berührte, aber wieso machte er das? Was hatte er hier zu suchen? Mein Pulsschlag erhöhte sich wahrlich mit jeder Sekunde, in der ich seine kalten Finger auf meiner Haut spüren konnte und versuchte meinen Augen mit aller Macht dazu zu bringen mir endlich den Blick auf dessen Ursache frei zugeben, bis ich es dann schließlich doch schaffte meine müden Lider blinzelnd zu öffnen. Überrascht wie gleichso verwirrt schaute ich sprachlos hinauf in das ebenso erschrocken wirkende Gesicht des schwarzhaarigen Detektiven, während ich mich nebenher behutsam ein wenig von meinem Bett aufstemmte und inständig versuchte, die mich im selben Moment überflutenden Gefühle irgendwie im Zaum zu halten. Meine Gedanken schienen sich bereits mehr als abseits der mir bekannten logischen Pfade zu bewegen und das Chaos in meinem Kopf wurde beinahe unerträglich, derweilen wir uns für eine gefühlte Ewigkeit lediglich wortlos entgegen starrten, bevor sich L mit einem knappen tonlosen „Tschuldige...Ich wollte dich nicht wecken...“ ruckartig umdrehte und sich wieder auf den Weg zurück Richtung Hauptzimmer machte. Der junge Detektiv wollte nur noch aus dieser Situation entschwinden, denn nicht nur das er sich ihr abermals gegen seinen eigenen Willen genähert hatte, nein, Zahra hatte ihn auch noch dabei erwischt und für ihn war diese mal wieder neu entstandene Lage vollkommen fremd. L hatte keinerlei Erfahrungen mit solchen Arten von Beziehungen und wusste einfach nicht wie er sich jetzt Verhalten sollte, denn genau genommen hatte es nicht in seiner Absicht gelegen die junge Frau über seine ihn zerwühlenden Gefühle für sie in Kenntnis zu setzten. Wie also sollte er ihr erklären, was er hier gerade getan hatte, wenn es für ihn selbst schon nicht verständlich war? Zudem kam auch noch, das sein gesamter Körper neuerlich mit einer schier beängstigenden Explosion an emotionalen Regungen seinen verwirrten Verstand zu überdecken drohte und ihn somit in neue unberechenbare wie gleichso unbekannte Situationen bringen konnte. Daher entschloss sich L eiligst den Rückzug anzutreten und machte nach einem letzten prüfenden Blick in das verdutzte Gesicht von Zahra auf dem Absatz kehrt, um verärgert wie gleichso missmutig zurück an seine Arbeit zu gehen. Regungslos und immer noch völlig überrumpelt folgten meine blaugrauen Augen ungläubig dem jungen Detektiven und je mehr er sich wieder von mir entfernte, umso mehr spürte ich ein immer unangenehmer werdendes Ziehen in meiner Magengegend, bis ich meinen Verstand endlich von seiner festgefrorenen Starre befreien konnte und ich mit einem einzigen Satz auf meinen zitternden Füßen stand. Ich wollte einfach nicht, das er wieder ging und alles in mir sträubte sich so hartnäckig gegen diesen Gedanken, das es schon fast körperlich Weh tat. Immer noch schossen meine Überlegungen wie tausende von Asteroiden durch das weite Universum meines Verstandes und mein Herz quälte mich unaufhörlich mit seinen wild klopfenden Protesten, während ich ohne darüber nachzudenken mit ein paar schnellen Schritten auch schon bei L war und ihn bestimmt an seinem Sweatshirt zurück hielt. „Warte Ryuzaki...Bitte...“ gab ich mit leiser flehender Stimme von mir und krallte meine unruhige Hand nur noch fester in das weiße Stück Stoff, indessen meine Augen unnachgiebig den Boden fixierten.
 

Sofort hielt der schwarzhaarige Detektiv perplex inne, als er den Zug an seiner Kleidung wie auch die geflüsterten bittenden Worte von Zahra bemerkte, unterdessen sich seine dunklen Augen überrascht weiteten und sein Herzschlag prompt von neuen den Rekord im Schnellschlagen zu knacken versuchte. Wiederholt fand er sich in einer Situation wieder, mit der er nicht umzugehen wusste und erneut driften Logik und Gefühle so weit auseinander, das er haltlos in einen Abgrund aus Verwirrung zu stürzen drohte. Minutenlang standen sie einfach nur da und keiner der Beiden war auch nur in der Lage dazu, die immer erdrückender werdende Stille um sie herum zu durchbrechen, bis es die junge Frau doch endlich schaffte, ihre verloren gegangene Sprache wiederzufinden und ihre sie beschäftigenden Frage an den jungen Detektiv zu richten. „Warum bist du hierher gekommen Ryuzaki?...Ist irgendetwas passiert, von dem ich wissen sollte?...“ gab ich nach einen tiefen bestärkenden Atemzug von mir und richtete mein Augenmerk jetzt jedoch auf dem mir noch immer zugewandten Rücken von L, derweilen ich ihn weiterhin eisern an seinen Sachen zurück hielt. Mein Herz schlug mir in diesem Augenblick wahrlich bis zum Hals, denn ich vermochte nicht zu sagen weshalb er hierher in mein Zimmer gekommen war und aus einen ganz bestimmten Grund hatte ich wirklich eine unheimliche Angst vor seiner Antwort auf meine Fragen. Was, wenn ich mir diese Berührung von ihm schlussendlich nur eingebildet hatte? Wenn das alles hier nur ein Wunschtraum war und ich immer noch tief und fest träumte? Abwartend lauschte ich konzentriert in die uns umgebende Stille und versuchte meinen zitternden Körper wie auch meinen übersprudelnden Kopf wieder in meine Gewalt zu bringen, ohne das er irgendetwas davon mitbekam. L´s Verstand hatte inzwischen abermals eine neue Form der Belastungsgrenze erreicht und bemühte sich noch immer um eine halbwegs plausibel klingenden Ausweg aus dieser für ihn nun doch immer unberechenbarer werdenden Situation, indessen er wiederholt vergeblich gegen die ihn zu übermanne drohende Unruhe ankämpfte. Er musste hier irgendwie weg, bevor diese ganze Sachlage neuerlich auf die ein oder andere Art eskalieren konnte. „Ich wollte dir lediglich eine Frage stellen, aber diese hat sich inzwischen bereits von selbst geklärt...Also vergiss es einfach...“ vernahm ich seine emotionslose Stimme in meinen Ohren und ein kurzer schmerzhafter Stich machte sich in meiner Brust bemerkbar, indessen ich erneut einen ruckartigen Zug an seinem Sweatshirt spürte, als er sich abermals ohne Vorwarnung wieder in Bewegung setzte. Sofort festigte ich instinktiv meinen Griff und hielt ihn damit neuerlich von seinem Vorhaben ab, währenddessen ich zeitgleich wieder mein Wort an ihn richtete. So kam er mir nicht davon. Irgendetwas hatte ihn dazu bewegt gehabt, hier in mein Zimmer zu kommen und mir durch mein Gesicht zu streichen, denn ich war mir nach minutenlangen unaufhörlichen Überlegungen beinahe zu hundert Prozent sicher, das ich mir diese Berührung schlussendlich nicht eingebildet hatte. Doch das warum war etwas, das ich mir nur sehr schwer vorstellen konnte und ich wusste einfach nur zu genau, das wenn ich es jetzt nicht erfuhr in meinem Kopf ein noch größeres undurchdringbares Chaos entstehen würde, als es jetzt schon bereits vorherrschte. „Jetzt warte doch mal...Was war das für eine Frage?...Bitte Ryuzaki...Vielleicht kann ich dir doch irgendwie helfen...“ warf ich prompt nachdrücklich hinterher und besah mir indessen stirnrunzelnd den sich von neuem verspannenden Detektiv vor mir. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Mein Herz und auch mein Verstand sagten mir ganz klar, das hinter seiner Aktion wahrscheinlich doch mehr steckte als er mir gerade zu zeigen versuchte und das es vermutlich irgendetwas mit dem Kuss zu tun haben musste, denn wenn irgendetwas dem Kira-Fall betreffend in der Zwischenzeit passiert wäre, dann hätte er mich sicherlich bereits darüber unterrichtet. Doch zeitgleich mit diesen Gedanken schlich sich augenblicklich auch die Erinnerung an diese süße warme Berührung unserer Lippen in meinen Kopf zurück, was mich sogleich gegen meinen Willen wohlwollend Schaudern und den Rummelplatz in meinen Magen wiedereinmal seine Tore öffnen ließ.
 

L stoppte abermals mitten in der Bewegung, als ihn die junge Frau erneut nachdrücklich zurück hielt und somit im selben Moment eine neue Welle von aufwühlenden Regungen durch seinen überempfindlichen Körper jagte, als er wiederholt die Wärme ihrer Hand an seinen Rücken spürte. Was sollte er jetzt nur tun? Einfach so davonlaufen war weder seine Art noch würde er sich selbst so etwas verzeihen können und zudem wusste er bereits schon jetzt instinktiv, das Zahra nicht locker lassen würde. Aber was hatte er für eine Wahl? Inständig bemühte er seinen inzwischen schon leicht pochenden Kopf darum, sich einen mögliche Option aus dieser Lage zu erschließen, jedoch egal was er in sein Gedanken auch an Szenarien durch ging, alles klang irgendwie seltsam falsch in seinen Ohren. Es gab im Moment keinen ihm einfallen wollenden triftigen Grund, den er als Vorwand für diese Frage missbrauchen könnte und Zahra war zudem leider auch nicht so dumm, als das sie eine eindeutige Notlüge nicht erkennen würde. Nur warum war es für ihn eigentlich so schwer genau das zu tun, für das er schlussendlich hergekommen war? Seine unbestreitbaren Gefühle für sie drohten ihn in diesem Augenblick wiedereinmal einfach nur zu überfluten und das schürte nur von neuem einen tief verborgenen Ärger in ihm, aber letztendlich brauchte er doch Gewissheit über ihrer Gefühle, um den seinen folglich entgegen wirken zu können oder nicht? Wieso also nutzte er diese sich ergebe Chance nicht einfach? Hatte er vielleicht letzten Endes doch tatsächlich so etwas wie Angst vor ihrer Reaktion oder überwiegt mehr die Angst vor einem erneuten Verlust seiner Selbstkontrolle und dessen Folgen? Seit wann lief er denn vor einer Herausforderung davon? Er hatte doch sonst immer egal mit welchen Mitteln seine Ziele erreicht und war noch niemals in die Versuchung gekommen, sich aus einer unangenehm werdenden Lage herauszureden. Die Wörter „Aufgeben“ und „Niederlage“ existierten in seinem Wortschatz doch eigentlich gar nicht, also wieso tat er das dann gerade? Schließlich hatte er ihr Zimmer betreten um Gewissheit zu erlangen und nun wollte er sich ohne diese wieder von hier entfernen? Nein, er konnte doch nicht gegen sich selbst verlieren. Gegen seine eigenen irrationalen Gefühle. Somit schlich sich zur gleichen Zeit neuerlich dieser altentschlossende prüfende Ausdruck in seine schwarzen Augen zurück und wandte sich dann im nächsten Moment auch schon ruckartig zu der jungen Frau um, ehe er lauernd seine ihn beschäftigende Frage an diese richtete. „Welcher Art sind deine Gefühle für mich“ erklang die tonlose Stimme von L in meinen Ohren, währenddessen ich überrascht wie gleichso erschrocken meine Augen aufriss und nun plötzlich in das nur noch wenige Zentimeter entfernte Gesicht des Schwarzhaarigen blickte. Mein Herz stand mit einem Schlag still und meine Lungen erinnerten mich nach wenigen Minuten schmerzhaft daran, dass das Atmen für sie überlebenswichtig war, derweilen ich sprachlos versuchte seinen in meinen Kopf nachhallenden Worten endlich irgendeinen Sinn abzuverlangen und weiterhin nur völlig verdattert in seine mich skeptisch musternden Augen starren konnte. Sekunden wurde zu Minuten und diese scheinbar zur einer Ewigkeit, in der sich mein Verstand krampfhaft dagegen wehrte zu begreifen, was mich L da gerade tatsächlich gefragt hatte, bevor ich dann mit einem tiefen resignierten Atemzug meine Augen schloss, nur um diese wenige Momente später mit einem warmen verlegenen Lächeln darin wieder zu öffnen. Ich hatte schon geahnt das hinter seiner ganzen Aktion weitaus mehr steckte und doch hatte mich diese direkte Frage nach meinen Gefühlen für ihn dennoch komplett überrumpelt, was meinen Körper wie auch meinen Geist neuerlich in ein sich windendes Chaos gestürzt hatte. Nun jedoch erlangte schlussendlich mein Herz die Oberhand und dieses unbeschreibliche warme Kribbeln fand sich wiederholt in meiner Magengegend ein, während ich abermals deutlich seinen herben männlichen Geruch wahrnehmen konnte. Nein, ich würde nicht mehr vor der Wahrheit davonlaufen, denn ich war dem ständigen Katz und Mausspiel schon lange überdrüssig geworden und ich hatte weder die Kraft noch den Willen dazu, meine Gefühle für ihn noch länger zu verstecken. „Nun...Du hast doch bereits selbst gesagt, das du die Antwort auf diese Frage schon kennst oder?...“begann ich leise vor mich hin zu murmeln und sah ihn unterdessen unumwunden mit einem sanften Lächeln wie gleichso wild pochenden Herzen in seine schwarzen mich musternden Seen, ehe ich dann nach einem letzten tiefen Atemzug fort fuhr. „Aber wenn du es gerne von mir persönlich hören möchtest...Es ist so, dass... Ich liebe dich L...“ gab ich zärtlich flüsternd von mir und legte nebenher zaghaft meine Hand auf seine Wange, währenddessen mein Herz seinen Dienst zu versagen drohte, denn dies war wahrlich das Schwerste was ich jemals über meine Lippen gebrachte hatte.
 

Der schwarzhaarige Detektiv stellte prompt das Atmen ein und eine ungläubige wie gleichso schwindelnde Starre legte sich zeitgleich mit ihrer Berührung wie auch ihren Worten über seinen Geist, bevor sich eine neue ungeahnte tobende Sturmflut an Gefühlen und Regungen in seinem Körper auszubreiten begann, die irgendetwas tief in seinem Inneren wachzurufen schien. Er hatte es geahnt, ja sogar vermutet und mit einkalkuliert, jedoch traf ihn nun die gesamte Breitseite der eiskalten Wahrheit und überschwemmte ihn mit völlig fremden Gefühlen. Diese Gewissheit, das sie das selbe für ihn empfand wie er für sie, löste in ihm so etwas wie Glück und Freude aus, aber zeitgleich auch diese intensiven Erinnerungen an ihren Kuss und die damit verbundenen Reaktionen seines Körpers. Sein logischer Verstand kämpfte gegen diese übermächtige Flutwellen an Empfindungen und würde einfach darin ertrinken, wenn es ihm nicht gelang seiner selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber so sehr er es sich auch darum bemühte es war zu spät. Alles in ihm sein Herz, sein Puls, sein Geist und auch seine eigenen Hände schienen gegen ihn zu arbeiten und seine Augen klebten unnachgiebig an diesem sanften Blaugrau, welches ihm mit seiner Tiefe vollständig zu verschlucken schien und letztendlich auch den letzten Funken seines vernunftbedingten Verstandes vollends auslöschte. Gleich so als hätten ihre zärtlichen Worte einen tief verborgenen geheimen Schalter umgelegt, zerbrach einfach schlagartig irgendwo in ihm eine für ihn bisher unüberwindbar erscheinende Mauer und im selben Moment berührte bereits seine eigene kalte Hand wortlos die mittlerweile leicht errötete Wange der jungen Frau vor ihn, bevor er instinktiv die Augen schloss und abermals von einer Sekunde zur Anderen seine Lippen hart auf die ihren presste. Es war als hätte ihn wiederholt eine unbekannte Kraft gegen seinen Willen dazu getrieben, welche er nicht imstande war zu bekämpfen und die ihn letztendlich gar keine andere Wahl mehr ließ. Alles in ihm schien sich irgendwie nach dieser simplen Berührung gesehnt zu haben und doch hatte er krampfhaft versucht dagegen anzukämpfen, obwohl er instinktiv bereits geahnt hatte, das es keinen Sinn machen würde. Es war wie eine Droge. Das Adrenalin und die daraus einstehenden Endorphine, welche einen Menschen dazu trieb immer wieder irgendeine waghalsige Aktion zu starten, um dieses Gefühl von neuen durchleben zu können und nun war er wohl selbst ein Opfer dieser simplen Biochemie geworden. Doch inzwischen wollte L gar nicht mehr gegen dieses warme wohlige Gefühl in seinem Inneren ankämpfen, denn er hatte bereits verloren gehabt, als er damit begonnen hatte sich in Zahra zu verlieben. Das wurde ihm nun plötzlich schlagartig klar und anstatt sich wie sonst auch immer gegen all diese ihn durchströmenden fremden Regungen zu stellen, ließ er sich diesmal einfach wohlwollend in diese fallen. Mein Herz schien wie ein Presslufthammer immer intensiver gegen die schmerzende Enge meines Brustkorbes zu schlagen, währenddessen ich auf irgendeine Reaktion von L auf mein Geständnis wartete und ich völlig unschlüssig auf meinen Lippen herum zu kauen begann. Hatte ich ihn wirklich so sehr überrascht? Hatte ich dieses mal vielleicht doch zu vorschnell gehandelt? Aber eigentlich musste er es doch schon längst begriffen haben. Nur wieso starrte er mir dann die ganze Zeit über einfach nur völlig überrascht entgegen, ohne sich zu meinen Worten zu äußern? Langsam und stetig wuchs in mir abermals diese zweiflerische Unsicherheit und mein Beine würden mir früher oder später sicherlich den Dienst versagen, wenn sich diese Anspannung nicht langsam mal lösen würde. Forschend fixierte ich unruhig diese dunklen Augen und alles in mir zog sich immer und immer weiter unwohl zusammen, während sich mein Verstand bereits beim aussprechen der drei kleinen Worte dankende verabschiedet hatte. Lange würde ich diese knisternde Spannung in der Luft nicht mehr aushalten können, doch plötzlich spürte ich völlig überraschend seine Hand in meinem Gesicht und kurz darauf starrte ich voll ungläubig auf seine geschlossenen Lider, als sich seine warmen Lippen wie schon zuvor einmal bestimmt auf die Meinen legten. Sogleich gaben meine zitternden Beine nach und ich hielt mich komplett überrumpelt hastig an seinem Oberkörper fest, unterdessen ich seinen warmen stürzenden Arm in meinem Rücken fühlen konnte, bevor auch ich glücklich meine Augen schloss. Dieses erneute Gefühl seines süßen Mundes zu spüren und ihn so ganz nah bei mir zu wissen, raubte mir schlicht und ergreifend den Atem, sodass ich absolut keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Jegliche Zeit um uns herum stand schlagartig still und in meinem Inneren eroberten unzählige feuersprühende Schmetterlinge meinen Körper, indessen sich zeitgleich eine winzige kleine salzige Perle aus meinen Augenwinkel befreite, bevor ich mich vollständig diesen überraschenden wie gleichso unerwarteten Kuss hingab. Auch diesmal war er hart wie gleichso nachdrücklich, aber dennoch irgendwie so völlig anders als beim ersten Mal, denn es lag in ihm so sehr viel mehr Gefühl und Unbeholfenheit, was mir umgehend ein kleines sanftes Schmunzeln entlockte und somit auch den letzten kläglichen Rest meines klaren Verstandes einfach komplett auslöschte, sodass allein mein Herz die Führung über mein Handeln übernahm.
 

L reagierte sofort, als er merkte wie der zierliche Körper von Zahra unter seiner Berührung nachgab und sich die junge Frau haltsuchend an den seinen klammerte, bevor er jedoch ein wenig perplex eine eindeutige Erwiderung auf seinen Kuss verspürte, sodass sich diese tobenden Regungen in ihm neuerlich zu einem Sturm aufbäumten. Sie war ihm so verdammte nahe, das er neuerlich diese wohlige Wärme ihres Leibes und den unverwechselbaren süßen Geruch ihrer Haut wahrnehmen konnte, was ihn in dieser Situation nun auch noch das letzte bisschen von seinem kaum mehr vorhandenen rationalen Verstand raubte. Zaghaft drückte er die zarte Gestalt noch ein wenig fester an sich und fühlte im nächsten Moment wie etwas warmes und feuchtes zärtlich über seine Lippen strich, was ihn ihm abermals eine ungeahnte Masse an explosionsartigen Emotionen freisetzte. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn wie ein ganzes Gewitter voller kleiner prickelnder Blitze, als er instinktiv den bettelnden liebkosenden Besucher wohlwollend wie ebenso sanft Begrüßte und zum ersten mal in seinen Leben erfuhr er am eigenen Leib, was es bedeutete einen anderen Menschen wirklich zu schmecken. Es war ein seltsames erhitzendes Gefühl was ihn durchströmte und benebelte immer mehr seine überreizen Sinne, während der leichte minzige Geschmack von ihr bald alles andere in seinen Gedanken zu verdrängen begann. Mein Körper durchfuhr ein neues unbeschreibliches Feuerwerk als ich mit meiner Zunge neckisch über die Konturen seiner Lippen fuhr und er mir sogleich bereitwillig Einlass gewehrte, unterdessen ich umgehend den deutlichen Geschmack von völlig überzuckerten Kaffee wahrnehmen konnte. Es war wie ein Rausch der mich völlig Willenlos machte und meinen körperlichen Grenzen auf eine neue Bewährungsprobe stellte, sodass sich dieser simple zaghafte Kuss schon bald zu einem leidenschaftlichen Kampf entwickelte, den weder ich noch er zu unterbrechen gewillt waren. Wie ein Stromschlag durchfuhr mich jede einzelne seiner kleinen Berührungen und ich konnte deutlich die immer stärker werdende Hitze in mir spüren, die wie ein treibender Motor mein Herz wahrlich zur Hochform auflaufen ließ und welche mich bald vollständig zu verbrennen drohte, wenn ich mich ihm weiterhin so vollkommen kopflos mit all meiner Liebe hingeben würde. Aber auch L fühlte merklich die Veränderungen seines Körpers und die nicht zu übersehenden Folgen dieses immer intensiver werdenden Zungenspiels, während sein Atem immer schwerer wurde und sich dem rhythmischen Takt von Zahra unbewusst immer weiter anglich, sodass sie beide nach einer gefühlten Ewigkeit letztendlich doch dazu gezwungen waren, dieses unberechenbare Spiel mit dem Feuer für einen kurzen Augenblick zu unterbrechen. Nach Luft ringend und mit vollkommen benebelten Sinnen löste ich mich nur wenige Zentimeter von dem schwarzhaarigen Detektiv, indessen sich mein bebender Leib völlig selbständig an diesen anlehnte und ich schmunzelnd in seine nun eindeutig lustverschleierten dunklen Augen blickte. Sofort machte mein Herz einen neuen unbeschreiblichen Satz nach oben, als ich mir diesem finsteren vielsagenden Blick von ihm wie auch seinen völlig überhitzen Körper richtig bewusst wurde und sogleich durchfuhr mich ein neuen heftiger Schwall von diesem erregenden Prickeln, welches einem jegliche Art von Vernunft entsagte. Sanft strich ich ihm behutsam eine seiner schwarzen Strähnen aus seinem erhitzen Gesicht und ließ meine Finger anschließend zärtlich über seine Wangen gleiten, währenddessen ich ihm immer noch schwer Atmend abwartend entgegen sah und diese unheimlich kribbelnden Reaktionen in meinem Inneren für einen Moment einfach nur genoss. In den blaugrauen Augen von Zahra konnte L nun ganz deutlich ein unverkennbares Verlangen und eine stille süße Bitte ablesen, die ihm fast den Boden unter den Füßen entzog. Nichts von dem, was ihm in diesen Moment erfüllte hatte noch irgendetwas mit Logik oder gar rationalen Denken zu tun. Nein, es weckte einen sehr viel tiefer verankerten Instinkt in ihm, dessen Existenz ihm zwar sehr wohl bekannt war, aber den er bis jetzt zu mindestens immer erfolgreich unterdrücken konnte. Doch die Kontrolle über sich und diese fremdartige Situation hatte er bereits schon vor einer ganzen Weile vollkommen verloren und sein Verstand unterlag haushoch den uralten biologischen Gesetzten, welche sich alleine an seine übersprudelnden Emotionen richteten, sodass er mit rasendem Puls und durchströmt von tausenden und abertausenden neuer berauschender Gefühle seinen Blick abermals forschend über das nun deutlich errötete wie gleichso erhitzte Gesicht der jungen Frau gleiten ließ, bevor seine heißen Lippen wiederholt die ihre suchten und er Zahra nebenher nachdrücklich in Richtung Bett leitete.
 

Ein lustvolles Keuche entkam meinen bebenden Lippen, als ich durch das Gewicht seines Körpers plötzlich unnachgiebig auf die weiche Matratze gedrückt wurde und sein fordernder Mund zeitgleich sofort wieder den meinen verschloss, während ich meine Finger haltsuchend in seinen schwarzen dichten Harren vergrub. Niemals hätte ich gedacht, das ich irgendwann einmal so völlig berauscht von meinen eigenen Gefühlen, mich vollkommen einem Mann hingeben könnte, aber L belehrte mich wahrlich eines besseren. Sanft wie gleichso leidenschaftlich spürte ich seine streichelnden Finger auf meinem erhitzten Körper, wie sie eine brennende Spur aus glühend heißer Lava darauf hinterließen und mich damit fast in den Wahnsinn trieben. Der Klang seiner dunklen erregten Stimme hallte immer wieder flüsternd in meinen Ohren, wenn er mir mit seinem feuchten heißen Atem über die sensible Haut meines Halses strich und leise immer wieder meinen Namen hauchte. Es war ein unbeschreiblicher Regenbogen aus funkelnden Blitze und Farben der von Sekunde zu Sekunde immer wieder aufs neue über meinen prickelnden Körper jagte und ich ließ nebenher zärtlich wie gleichso genießerisch meine Hände forschend erst über seinen erstaunlich durchtrainierten Leib und dann liebkosend unter sein Sweatshirt gleiten, was er mir umgehend mit einer gleichso aufregenden Returkutsche quittierte. L ließ sich unterdessen vollends in diese süße hitzige Umarmung der Liebe fallen und er genoss mittlerweile sogar diese neuen erregenden wie ebenso kribbelnden Berührungen, denn sie lösten ein bisher völlig unbekanntes Spektrum an Empfindungen in ihm aus, welche sich trotz allem so unbeschreiblich gut anfühlten, das er immer mehr davon erleben wollte. Er mochte diesen süßen wie gleichso salzigen Geschmack ihrer Haut und die ihn in seinem Tun unterstützenden Klang ihrer lustschweren Stimme so sehr, das es schon fast körperlich schmerzte und in ihm mit jedem mal aufs Neue eine einzige unerträgliche Explosion aus Verlangen freisetzte. Neugierig und prüfend strichen seine heißen Hände über die sanften weichen Stellen ihres Leibes und auch ihre nicht minder zärtlichen Berührungen hinterließ heiße leidenschaftliche Spuren auf seinem Körper, welche ihm immer öfter in unzählige ihm völlig unbekannte Welten entführten, sodass wahrlich alles, was ihm sonst so wichtig erschien, in diesen Stunden vollkommen an Bedeutung verlor und nur noch sie Beide alleine in diesem einnehmenden Universum der Leidenschaft zu existieren schienen.

Folgen einer Nacht

Folgen einer Nacht
 

Mit einem warmen wohligen Gefühl in meinem Herzen blinzelte ich verschlafen in die mich sanft wach kitzelnden ersten hellen Strahlen der Morgensonne und vergrub mein Gesicht sogleich mit einem glücklichen Schmunzeln wieder in dem weichen Kissen, während ich noch einmal tief wie gleichso genüsslich den herben männlichen Geruch des Mannes ein einatmete, mit welchen ich die gesamte letzte Nacht verbracht hatte. „...L...“ flüsterte ich leise vor mich hin und strich nebenher liebevoll über die bereits leere Betthälfte neben mir, unterdessen sich eine winzige Spur von traurigen Bedauern in meinen blaugrauen Augen zu spiegeln begann und sich zur selben Zeit dennoch ein zärtliches Lächeln auf meine Lippen legte. Er war fort und trotz allem konnte ich in meinen Erinnerungen immer noch jede einzelne seiner liebkosenden Berührungen auf meiner Haut spüren, was mir sofort einen kribbelnden Schauer über meinen Körper jagte, derweilen meine Gefühle sogleich erneut Achterbahn fuhren. Die letzte Nacht erschien mir fast wie ein wunderschöner Traum, der alles in meinem Inneren selbst jetzt noch in überschäumende Wallungen versetzte und doch wusste ich, das dieses aufregende wie gleichso unerwartete Abenteuer real gewesen war. Die Gedanken daran entlockten mir prompt ein verschmitztes Grinsen und ich wünschte mich zeitgleich wieder zurück in diese leidenschaftliche Wärme seiner Arme, welche mir bereits jetzt schon schmerzlich zu fehlen begann. Niemals hätte ich auch nur damit gerechnet, das er sich mir überhaupt irgendwann einmal in solch einer Form nähern würde, selbst wenn ich es mir im insgeheimen doch irgendwie schon lange gewünscht hatte und ich war wirklich mehr als überrascht gewesen, wie viel Gefühl in jeder einzelnen seiner Liebkosungen gesteckt hatte. Diese vollkommen unverblümte und pure Leidenschaft hätte ich ihm gar nicht zugetraut, aber L hatte mich mit jeder vergehenden Minute immer wieder aufs Neue überrascht und mich nichtsahnend eines Besseren belehrt, sodass ich ihm am Ende völlig willenlos ausgeliefert gewesen war und absolut nichts von mir noch in dieser Welt existiert hatte. Mit einem verträumten Seufzen drehte ich mich alsdann träge auf meinen Rücken und richtete meinen Blick nachdenklich hinauf zur Zimmerdecke, derweil ich fröstelnd das Bettzeug noch ein wenig enger um meinen nackten Körper zog. Wie war es eigentlich dazu gekommen, das wir schlussendlich zusammen im Bett gelandet waren? Anfänglich hatte er doch, wenn ich mich recht erinnerte, mein Zimmer sogar kommentarlos wieder verlassen wollen und dann? Gedankenverloren strich ich meinen Finger sacht über meine Lippen und ich erinnerte mich lächelnd daran, wie ich ihm, auf seine direkte unerwartete Nachfrage hin, meine wahren und aufrichtigen Gefühle für ihn gestanden hatte, sodass mein Herz postwendend wiederholt in diesen schnellen prickelnden Sambarhythmus verfiel, welcher der Achterbahn in meinen Magen prompt aufs Neue dem Wahn der Geschwindigkeit aufzwang. Ja, er wusste es nun mit absoluter Sicherheit wie ich für ihn empfand und seine überraschende Reaktion auf mein Geständnis hatte uns schlussendlich eine Nacht im vollkommenen Rausch der Gefühle beschert. Doch konnte ich wirklich aufgrund dieses kleinen Abenteuers auf seine wahren Emotionen für mich schließen? Immerhin hatte er mir in dieser Hinsicht keine klar definierte Antwort zukommen lassen und auch wenn es sich für mich absolut ehrlich angefühlt hatte, so konnte man einfachen Sex leider ebenso schnell fatalerweise mit Liebe verwechseln. Ein leises Seufzen entkam meinen Mund und ich richtete mein Augenmerk gedankenverloren erneut hinüber auf den wolkenlosen hellblauen Morgenhimmel vor meinem Fenster, indessen ich die verschiedenen Wahrscheinlichkeiten gegeneinander abwog. Einerseits war er einfach nicht der Typ für solche rein ungezwungenen körperlichen Kontakte, gerade wenn man seine Reaktionen auf sämtliche bisher mit ihm bisher erlebten direkten sozialen Interaktionen mit in Betracht zog, aber andererseits war auch er letztendlich nur ein Mann und somit den unausweichlichen biologischen Gesetzten unterworfen. Dennoch wollte ich mich im Endeffekt nicht den wilden Spekulationen meines rational logischen Verstandes unterordnen, sondern viel mehr auf das hören was mir mein Herz sagte und diese schöne Erinnerung mit aller Kraft festhalten, auch wenn trotz allem ein winzig kleiner Funke des Zweifels irgendwo in meinem tiefsten Inneren zurück blieb. Ungewissheit war nun einmal einer der Grundnahrungsmittel der Angst und diese Furcht vor der erneuten Einsamkeit wie auch die Scheu vor einer unerwiderten oder gar enttäuschten Liebe hatten sich tief auf meiner zernarbten Seele eingebrannt.
 

Zeitgleich mit diesen Überlegungen wurde ich aber plötzlich aus meinen sich abermals zu verknoten drohenden Gedankengängen gerissen, als mich ein bestimmendes Jaulen und das fordernde Stupsen meines haarigen Freundes zurück in die Realität holte. Perplex blinzelte ich hinüber zu dem braunen Fellknäuel an meiner Seite und ein liebevolles Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich ihm verstehend über den Kopf strich. „Guten Morgen mein Hübscher...“ meinte ich freundlich und setzte mich behutsam in meinem Bett auf, indessen Choco sofort begeistert von diesem hinunter sprang, ehe er damit begann sich schwanzwedelnd um sich selber zu drehen. Amüsiert besah ich mir meinen treuen Hund und klaubte mir nebenher kopfschüttelnd mein Nachtzeug vom Boden auf, welches in mir neuerlich die Erinnerungen an die Erlebnisse der vergangenen Nacht wachrief, weshalb mir wiederholt ein verschmitztes Grinsen über mein Gesicht huschte. Sogleich wurden mit diesen leidenschaftlichen Bildern meine trüben Gedanken einfach von meinen noch immer brodelnden Emotionen haltlos zurück gedrängt und in meinen Inneren schlich sich unnachgiebig wieder dieses warme sanfte Kribbeln zurück, welches mir nachdrücklich immer und immer wieder die Aufrichtigkeit unseres heißen Abenteuers zu beschwören versuchte, sodass ich abermals belustigt nur noch meinen braunen Haarschopf schütteln konnte. ` Was auch immer die letzte Nacht für eine Bedeutung für dich hatte L....Ich werde jedenfalls nicht aufgeben...` ließ mein Verstand prompt selbstsicher wie ebenso entschlossen verlauten und in meinen Augen begann sich ein schelmisches Glitzern breit zu machen, unterdessen ich mir in der Zwischenzeit ein paar frische Sachen aus meinem Schrank kramte. Oh nein, dieses Wort gab es nicht in meinen Vokabular und ich hatte jetzt ohnehin nicht mehr viel zu verlieren, denn die Liebe unterlag ihren ganz eigenen Gesetzen. Somit warf ich noch einen letzten grinsenden Blick zurück zu dem deutlich zerwühlten Bett, bevor ich Choco mit einem knappen Kommando anwies mir zu folgen und dann hoch erhobenen Hauptes lächelnd mein Zimmer verließ, um mich einer erfrischenden Dusche hinzugeben. Wachsam ließ ich prüfend meine blaugrauen Augen durch den Raum streifen, aber nirgends konnte ich auch nur eine einzige Spur von dem schwarzhaarigen Detektiven entdecken, weswegen ich alarmiert wie gleichso verwundert vorsichtig durch das Zimmer zu schleichen begann, bevor mir schließlich auf halben Weg schlagartig das Herz stehen blieb und ich dem Gesuchten in selben Augenblick einfach nur wortlos entgegen starrten konnte, als dieser dann plötzlich doch noch in meinem Blickfeld auftauchte. Ohne mein bewusstes Zutun schweiften mein unsteter Blick interessiert über seinen halbnackten Körper, was in mir wiederholt eine wahre Sintflut an Gefühlen freisetzte und gleichzeitig erneut ebenso die Erinnerungen an die vergangenen Stunden wachrief, sodass ich jegliche Mühe hatte die Kontrolle über meinen aussetzenden Leib zu behalten. Unschlüssig biss ich mir auf meine Unterlippe und richtete mein Augenmerk sodann forschend hinauf in seine ausdruckslosen dunklen Seen, welche von seinen tropfnassen schwarzen Haaren fast vollständig verdeckt wurden. `Gott warum quälst du mich so...?` gab mein Verstand sogleich genervt von sich, denn das Gesamtbild raubte mir im Moment schlichtweg einfach nur den Atem und hatte durchaus eine recht erotische Seite, welche mich nur noch weiter aus meinem Konzept zu bringen schien.
 

L fixierte indessen ebenso überrascht wie gleichso prüfend die sich spiegelnden Reaktionen in dem Gesicht der jungen Frau, welche auch bei ihm sofort einen neuen Sturm an unbestimmten Emotionen auslöste und er merklich damit zu kämpfen hatte, seine wahren Gedanken nicht unbewusst einfach nach außen zu tragen. Er war gerade aus dem Bad getreten gewesen und hatte postwendend in seinen Bewegungen inne gehalten, als sich Zahra unerwartete in sein Blickfeld geschoben hatte, indessen er sein sauberes Sweatshirt in der einen Hand und in der anderen noch immer das feuchte Handtuch festhielt. Eigentlich hatte er gedacht, das er sich auf diesen Augenblick halbwegs gut vorbereitet hatte, aber nun wo er das erste Mal nach der vergangenen Nacht wieder in dieses ihn zu verschlingen drohendes Blaugrau schaute, war sein Verstand abermals vollkommen zu Eis erstarrt und seine innere Unruhe zeigten ihm nur zu deutlich die unleugbaren Spuren, welche diese in ihm hinterlassen hatte. Vor einigen Stunden war er irritiert wie dennoch mit einem ihm bisher völlig unbekannten warmen und friedlichen Gefühl im Bett neben Zahra aufgewacht und hatte sich zugleich hunderttausend Mal selbst gefragt, wie er dort letztendlich eigentlich gelandet war. Zunächst hatte sich eine Mischung aus Ärger und Verwirrung in ihm breit gemacht und er hatte sich selbst mehr als einmal dafür Verflucht, das er am gestrigen Abend wohl doch seiner schlimmste Befürchtung unterlegen war, sodass er anscheinend komplett die Kontrolle über sich selbst und die gesamte Situation verloren hatte. L hatte gegen seinen schlimmsten Gegner, gegen sich selbst verloren und das war eine Niederlage, die ihn und vor allem sein Ego in einem Ausmaß traf, welches weit über seine eigene Vorstellungskraft hinaus ging. Dennoch, je länger er die ruhig schlafende nackte junge Frau neben sich finster wie ebenso missmutig beobachtete hatte, desto mehr verschwand diese unverhohlene Wut auf sich selbst und machte einem neuen fremdartigen Gefühl platz, denn mit ihrem Anblick kamen auch die Erinnerungen Stück für Stück wieder in seine Gedanken zurück. Sofort verspürte er neuerlich diese gesamte Palette aus Emotionen, welche ihn schlussendlich in diese befremdliche Lage befördert hatte und irgendetwas in ihm gab sich letztendlich dagegen geschlagen, sodass sich in ihm nun ein anderes ungekanntes Chaos einfand. Etwas wie Zufriedenheit, Glück und eine innere Geborgenheit, welche im bis zu diesem Tag absolut unbekannt war und nach der er sich alledem ungeachtet doch irgendwo tief in den verborgensten Ecken und Winkeln seiner Selbst gesehnt hatte. Zaghaft hatte er nachdenklich seine Finger über die weiche warme Haut ihres Rücken gleiten lassen und auch der süße betörende Geruch der Frau hüllte ihn wie ein sanfter Nebel ein, sodass sich gänzlich unbewusst ein kleines friedliches Schmunzeln auf sein Gesicht geschlichen hatte. Lange hatte er einfach nur da gesessen und stillschweigend den gleichmäßigen Atemzügen von Zahra gelauscht, unterdessen er sich immer mehr und mehr zu fragen begann, wie sie es nur geschafft hatte ihn so sehr in ihren Bann zu ziehen, sodass er sich zum Schluss komplett selbst vergessen hatte. Es war das erste Mal in seinem Leben, das er solche irrationalen Dinge durchlebt und auch das erste Mal, das er sich nicht gegen dieses völlig Fremde und Unberechenbare gesträubt hatte. Sie war die erste Person, welche ihm gezeigt hatte was es hieß für einen anderen Menschen Zuneigung zu empfinden, ihn zu schmecken und ihn mit jeder einzelnen Faser seines Körpers zu spüren ohne auch nur einen einzigen logischen Gedanken daran zu verschwenden, was eigentlich gerade mit ihm passierte. Zahra hat ihm eine vollkommen neue Sicht auf die Welt gezeigt, welche sich bisher seinem rational logischen Verständnis komplett entzogen hatte und er selbst hätte es wirklich niemals für Möglich gehalten, das er irgendwann selbst einmal ein Teil davon werden könnte. Alles was ihn in dieser einen Nacht durchströmt hatte war absolut neu für ihn und dennoch war es irgendwie gleichso vertraut, als wäre Zahra ihm schon immer so unaussprechlich nahe gewesen, ohne das er es vorher auch nur bemerkt gehabt hätte. Die Art und Weise wie sie ihn berührt hatte, diese vollkommen natürliche Verletzlichkeit, welche sie ihm in diesen Moment gezeigt hatte und auch diese bedingungslose Hingabe und Liebe, die er in ihren Augen lesen konnte, hatten in ihm etwas unbeschreibliches ausgelöst, was er selbst jetzt noch immer tief in sich spürte. Ja, sie hatte ihm offen und ehrlich gestanden gehabt das sie ihn liebte und es ihm in diesen leidenschaftlichen Stunden immer und immer wieder nur allzu deutlich fühlen lassen, was ihn letztendlich fast seinen Verstand gekostet hätte. Und trotz all diesen faszinierenden neuen Gefühlen und Gedanken, welche ihn wie ein Strudel immer weiter mit sich in die unausweichliche Tiefe zogen, war da zeitgleich auch etwas anderes, das ihn mehr und mehr bei ihrem Anblick beschäftigte. Einerseits war da noch immer diese unterschwellig pochende Wut auf sich selbst, auf seine vollkommen aus der Kontrolle geratenen Emotionen wie auch seinen wirren irrationalen Verstand und sein komplett durcheinander gebrachtes sonst so geordnetes Leben. Andererseits waren da allerdings auch eindeutigen Spuren von so etwas wie Unsicherheit und Angst, die seinen Ärger nur noch weitere Nahrung gaben, denn so gut sich diese neuen Erfahrungen auch anfühlen mochten, sie waren für ihm zeitgleich ebenso fortwährend völliges Neuland. L wusste einfach nicht, wie er sich nun ihr gegenüber verhalten sollte und wie sie auf dieses unerwartete Abenteuer reagieren würde, was ihn nur wiederholt vor ein absolut unlösbar erscheinendes Rätsel stellte. Auch wenn er all diese Gefühle für sie leider nicht leugnen konnte und er sich immer wieder aufs Neue zu ihr hingezogen fühlte so wollte er trotz alledem nicht, das irgendjemand etwas davon mitbekam, denn dieses völlige Durcheinander in ihm war zeitgleich auch einen nicht zu unterschätzende neu aufgetauchte Schwäche bei ihm und das war etwas, was ihm an dieser ganzen Geschichte überhaupt nicht gefiel. Unwillig hatte er sich dann anschließend nach einen letzten forschenden wie gleichso nachdenklichen Blick auf die schlafende junge Frau auf den Weg unter die Dusche gemacht, wo er sich eingehend mit diesem daraus entstandenen Problem versucht hatte auseinander zu setzten. Doch auch nach hinlänglichen langen Minuten des Grübelns konnte er sich noch immer keine plausible klingende Lösung aus diesem Desaster erschließen, was seine Laune nur noch weiter in den Keller sinken ließ. Schlussendlich begnügte er sich gefrustet mit dem Gedanken, das er diese verwirrenden wie gleichso unergründlichen Tatsachen erst einmal auf sich beruhen lassen und seine Konzentration vollkommen auf den Kira-Fall richten würde, denn wenn er nicht vorsichtig war, dann konnte ihm diese undefinierte Beziehung zu Zahra schnell ziemlich große Probleme bereiten. L musste sich zu aller erst seiner Arbeit widmen und seinen Fokus auf die Morde lenken, während er sich dann auch nach dessen Aufklärung noch mit diesen neue Begebenheit beschäftigen konnte. Er war und blieb in erster Linie L der Meisterdetektiv und alles andere was ihn umgab war für ihn nachrangig. Doch nun stand sich die Beiden vollkommen stillschweigend gegenüber und jeder versuchte in den Augen des jeweils anderen irgendeine Reaktion zu lesen, unterdessen dennoch niemand der Zwei es wagte, diese ungewisse Ruhe um sie herum durch irgendein falsches Wort zu durchbrechen, denn weder Zahra noch der schwarzhaarige Detektiv wussten in diesem Augenblick wie es nach der letzten Nacht zwischen ihnen weiter gehen würde.Sekunden wurden zu Minuten und weder ich noch er konnten den Blick von seinem Gegenüber abwenden, währenddessen in meinen Gedanken der ohnehin bereits ausgeuferte Irrgarten an Fragen und Gefühlen nochmals eine neue ungeahnte Dimension anzunehmen begann und mein Blutdruck inzwischen schon einen deutlich ungesunden Wert angenommen haben musste. Ich stand einfach nur da und wusste nicht genau, was ich eigentlich zu ihm sagen sollte, denn ich hatte Angst vor all den Antworten auf meine mich quälenden Fragen und den sich daraus unabwendbar ergebenen Folgen. Diese Situation überforderte mich und meine gesamte Gefühlswelt mit ihrer Ungewissheit einfach in einem ungeahnten Ausmaß.
 

Plötzlich jedoch wurde ich blitzartig aus meinen verqueren Überlegungen gerissen, als sich nach einem kurzen Klopfen die Eingangstür zum Hauptzimmer öffnete und zeitgleich ein ziemlich schlecht gelaunter Aizawa in dieses einschritt, sodass sich meine Aufmerksamkeit postwendend alarmiert auf den Ermittler richtete. „Guten Morgen...Heute schon die....“ begann dieser sofort ärgerlich von sich zu geben, ehe er dann aber schlagartig inne hielt. „Äh...Störe ich gerade bei irgendetwas...?“ folgte sogleich überrascht wie ebenso skeptisch von ihm und besah sich stirnrunzelnd den halbnackten Ryuzaki und die nur wenige Meter von diesem entfernt stehende junge Frau in ihren knappen Nachtzeug. Prompt rutschten bei seinen Worte meine Brauen ein gutes Stück nach oben und ein eindeutig genervter Ausdruck machte sich auf meinen Gesicht breit, als ich mir die darin verborgene Anspielung in seiner Frage endlich zusammen gereimt hatte. ` Herje...Konnte er sein vermeintliches Kopfkino nicht für sich behalten?...` merkte auch sogleich umgehend mein Verstand an und ich atmete kurz resigniert aus, ehe ich mich anschließend ein wenig launisch an den Neuankömmling richtete. „Nicht wirklich...Es sei denn, sie wollen auch noch unter die Dusche, aber dann stellen sie sich gefälligst hinten an...“ kam postwendend von mir zurück und schürzte nebenher abwartend meine Lippen, was mir von diesen lediglich einen irritierten wie ebenso perplexen Blick bescherte, bevor dieser schließlich mit einem undeutbaren Seufzen sein eigentliches Anliegen vorbrachte. „Kira ist wieder da...“ vernahm ich seine knappen angesäuerten Worte und mir einglitten im selben Moment ungläubig wie gleichso entsetzt meine Gesichtszüge, derweilen ich erschrocken auf die von ihm hochgehaltene Zeitung starrte, bevor ich meine Schockstarre nach einigen ewig erscheinenden Minuten endlich überwand. Mit ein paar wenigen Schritten war ich sogleich neben dem Ermittler und entwand ihm kommentarlos das graue Stück Papier aus seinen Händen, derweilen ich meinen Augenmerk wie gelähmt immer und immer wieder über die Schlagzeile gleiten ließ. Das war doch überhaupt nicht möglich. Über zwei Wochen lang hatte die Mordserie aufgehört gehabt und jetzt plötzlich schlug er wieder zu? Aber Light war doch nach allen Indizien die wir hatten eindeutig dieser Kira und dieser saß noch immer gefesselt in seinem Haftraum, also wie konnte das sein? In meinen Kopf begann sich blitzartig alles um mich herum zu drehen und mein Blick huschte wie von selbst hinüber zu dem Monitor, welcher neben Herrn Yagami und Misa Amane auch unseren Hauptverdächtigen zeigte, doch dort schien sich absolut nichts verändert zu haben. Aber wenn Light wirklich dieser Kira war, dann hätten wir doch irgendetwas anhand unsere Beobachtungen durch die Überwachungskamera feststellen müssen und im selben Bruchteil der Sekunde wie diese Überlegung sich in meine Verstand fraß, stoppte das sich immer schneller drehende Karussell in meinen Gedanken abrupt, derweilen meine entsetzten Augen zeitgleich an dem jungen Studenten hängen blieben. Was wenn weder L noch ich irgendetwas aufgrund unseres kleinen romantischen Abenteuers in der letzten Nacht davon mitbekommen hatten? Was wenn Light zugeschlagen hatte und wir es hätten verhindern können, wenn wir uns auf die Ermittlungsarbeit konzentriert hätten und nicht auf uns selbst? Allerdings müsste es dann trotzdem einen Hinweis darauf auf den Überwachungsbändern geben oder nicht? Doch selbst wenn es einen Beweis darauf gibt, das Light tatsächlich dieser Massenmörder ist, dann hätten wir dennoch irgendwie versagt, da es Kira wieder geschafft hatte zu töten und das infolgedessen auch noch direkt vor unseren Augen. Mir wurde schon allein bei der Erwägung dieser bestehenden Möglichkeit mehr als mulmig im Magen und mein Kopf begann sofort sich schmerzhaft pochend bemerkbar zu machen, derweilen mir der bittere Geschmack des Versagens deutlich auf die Zunge trat. Kurz darauf wurde mir jedoch plötzlich selbst die Zeitung eiligst aus meinen Händen gerissen und ein wenig perplex wie ebenso verärgert schielte umgehend ich hinüber zu dem nun neben mir stehende schwarzhaarigen Detektiven, ehe ich auch schon seine tonlose Stimme in meinen Ohren vernahm. „Ich weiß...und ich gebe zu mir gefällt dieser Umstand ganz und gar nicht...aber auch wenn mir in der letzten Nacht keine ungewöhnlichen Veränderungen bei Light aufgefallen sind... werde ich zur Sicherheit die Aufnahmen der Überwachungskamera noch einmal einer eingehenden Prüfung unterziehen...“ gab L emotionslos von sich und studierte in der Zwischenzeit mehr als verärgert den unmissverständlichen Artikel, während er einen kurzen finsteren Blick auf Zahra warf. Er hatte die gesamte Situation vorerst wortlos beobachtet und der Umstand, das Kira in den vergangenen Stunden wieder aktiv geworden ist, indessen er nicht seiner Arbeit nachgegangen war, sondern wegen dieser unberechenbaren Frau vollkommen die Kontrolle über sich selbst und seinen Verstand verloren hatte, stieß ihm gewaltig sauer auf. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich offensichtlich mit einem Schlag bewahrheitet und Kira hatte anscheinend wieder gemordet ohne das er irgendetwas dagegen unternommen hatte, denn der Bildschirm und damit auch der Hauptverdächtige in diesem Fall waren die gesamte Nacht über unbeobachtet gewesen, was ein eindeutiges Versagen seinerseits mit sich brachte. Doch sollte Light sich irgendwie in diesem Zeitraum verdächtig verhalten haben, so musste dies nachweislich aus den Bändern der Kamera dokumentiert worden sein und er hätte endlich seinen Beweis gegen ihn in der Hand, auch wenn dies einen unverzeihlichen Nachgeschmack zurücklassen würde. Allerdings konnte er weder vor Aizawa noch vor sonst irgendjemanden zugeben, das ihm diese Informationen vollkommen Neu waren und das er seine Ermittlungsarbeit in solch einem Ausmaß vernachlässigt hatte, sodass er sich schleunigst eine gestellte Notlüge ausdenken musste, die wenigstens halbwegs plausibel war. Meine Braue rutschte bei seinen Worten empört wie ebenso überrascht nach oben und sogleich klaubte ich mir das entwendete Papier harsch wieder zurück, unterdessen ich ein ärgerliches „ Erstens war ich noch nicht fertig und zweitens hättest du mich über diese Tatsache schon längst informieren können...“ von mir hören ließ. L´s Augen wurden noch eine Spur dunkler, als sich Zahra neuerlich die im Augenblick wohl einzige Informationsquelle unerwartet zurückholte, denn durch ihr verschulden war er schließlich erst in diese leidliche Lage geraten und musste sich nun offensichtlich mit einen herben Rückschlag gegen Kira anfreunden, was seine bereits tiefgekühlte Laune bis in den Trockeneisbereich sinken ließ. Er hatte es ja gleich gewusst. Gefühle machten nichts als Ärger und waren für jemanden in seiner Position einfach nicht tragbar, sondern nur ein Hindernis das einen nur allzu schnell gefährlich werden konnte.
 

Immer und immer wieder folgen meine blaugrauen Augen ungläubig über die schwarz gedruckten Buchstaben des Berichts, derweilen ich den mir über die Schulter schielenden Detektiv wie auch den immer noch skeptisch dreinblickenden Aizawa gekonnt zu ignorieren versuchte und mein Verstand wie von selbst bereits wieder auf Hochtouren zu arbeiten begann. Dennoch gingen mir diese unnachgiebig finster starrenden Augen in meinen Rücken wirklich allmählich gewaltig auf die Nerven und gerade als ich dazu ansetzten wollte, ihm meinen entsprechende Meinung darüber kund zu geben, öffnete sich abermals nach einen leichten Anklopfen die Eingangstür zu unserm Zimmer. Überrascht blickte ich auf, als ich sogleich einen freundlich Lächelnden Watari mit einem voll beladenen Speisewagen durch diese schreiten sah und sich kurz darauf auf seinem Gesicht ein kaum wahrnehmbares zweideutiges Schmunzeln breit zu machen begann. „Guten Morgen...Ich bringe das Frühstück...“ meinte er brav lächelnd und doch lag da ein kleines wissendes wie gleichso amüsiertes Glitzern in seinen Augen, als er sich die Gesamtsituation im Raum näher besah. Watari hatte seit den frühen Morgenstunden versucht gehabt, Kontakt zu seinen Schützling aufzunehmen, was aber auch nach mehrmaligen Versuchen leider nicht den gewünschten Erfolg erzielt hatte und er sich inzwischen wahrlich ernsthaft Sorgen um das Wohl der beiden Hotelbewohner zu machen begonnen hatte, weshalb er sich nach einigen Grübeln dazu entschlossen hatte unter einen glaubwürdigen Vorwand einmal kurz nach dem rechten zu sehen. Jetzt jedoch ahnte er schon, das all seine Bedenken in der letzten Nacht anscheinend unbegründet gewesen waren und die Beiden sicherlich einen Grund dafür hatten, weswegen seine Kontaktversuche fehlgeschlagen waren. Dennoch erschien im die gesamte Lage in diesem Raum mehr als angespannt, was sich im nächsten Moment auch prompt bestätigte und er von Zahra sofort mit einen eindeutigen Blick bemessen wurde. Mir einging keinesfalls dieses belustigte Funkeln in seinen Augen und prompt wurde mir auch klar, was er eigentlich um diese Zeit hier zu suchen hatte, denn normalerweise brachte er das Essen erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt. Meine Blick wurde lauernd und richtete sich postwendend prüfend in die zwei schwarzen See von L, welche den älteren Herrn ebenfalls nicht gerade begeistert musterten, bevor ich mit einem beruhigenden Atemzug versuchte den in mir aufsteigenden Ärger irgendwie herunter zu schlucken. L hatte mich ganz klar verarscht, denn das Watari hier so früh am Morgen auftauchte und dies offensichtlich keine wirkliche Befürwortung bei Ryuzaki fand, konnte nur eines bedeuten. Er wusste genauso wenig über die neuen Morde von Kira wie ich, denn der ältere Herr suchte nur den direkten Weg zu uns, wenn etwas wichtiges passiert war und er L mit anderen Mitteln nicht erreichen konnte. Es stank mir gewaltig, das ich dieses Detail nicht vorher bereits gemerkt hatte, als er mir ständig die Zeitung, die einzige Informationsquelle, entziehen wollte und dennoch verstand ich ihn auf eine gewisse Art und Weise hin. Immerhin war unser kleines Abenteuer daran schuld, das wir diese wichtigen Infos erst jetzt mitbekamen und auch ich war nicht gerade erpicht darauf, diesen Umstand Aizawa oder den anderen Mitgliedern der SOKO unter die Nase zu reiben. Somit schenkte ich Watari nur einen `Ich will kein Wort dazu hören` Blick, bevor ich dem noch immer finster dreinblickenden Detektiven resigniert das bedruckte Papier in die Hand drückte und schlussendlich mit einem missmutigen „Kannst du von mir aus behalten...Und zieh dir endlich etwas an Ryuzaki, du bist hier nicht alleine im Zimmer...“ mich kopfschüttelnd wie gleichso nachdenklich auf den Weg ins Bad begab. L besah sich unterdessen unwillig die davon trottende sture junge Frau, ehe seine düster starrenden Augen verärgert wie gleichso übellaunig erst zum noch immer schmunzelnden Watari, dann zum ziemlich irritiert wirkenden Aizawa und letztendlich zurück auf die Schlagzeile der Zeitung wanderten und er diese dann letztendlich einfach fallen ließ, bevor er sich dann umständlich sein Sweatshirt über den Kopf zog und sich nebenher wortlos auf seinen Weg zu seinem Sessel machte, um seine versäumte Ermittlungsarbeit endlich wieder aufzunehmen.
 

Mit einem bestürzten Seufzen stand ich unter dem künstlichen warmen Regen und versuchte indessen irgendwie meine in alle Richtung schwirrenden Gedanken wieder in ein geordnetes System zu bringen, derweilen mir bei der bestehenden Möglichkeit, das sich aufgrund unserer nächtlichen Liebelei neu Morde durch Kira ereignen konnten, ein wahrhaft eisiger Schauer über den Rücken lief. Watari hatte mir zuvorkommend angeboten gehabt, sich um die Ausführung von Choco zu kümmern, sodass ich mich nun voll und ganz den zerwühlten Fakten in meinen Kopf widmen konnte und zeitgleich mich darum bemühte eine plausibel logische Erklärung für die Sprunghaftigkeit dieses Massenmörders zu finden, ohne mich noch weiter in meine mich aufwühlenden Grübeleien zu L zu verwickeln. Jedoch falls sich wirklich auf diesen Videos irgendwelche Nachweise dafür finden würden, das Light tatsächlich dieser Kira war und das durch unsere überschäumenden Gefühle weiter Menschenleben ausgelöscht worden waren, dann wäre das für uns Beide, L wie auch mich, eine Katastrophe mit ungeahnten Ausmaßen. Nicht nur, das wir unter diesen Umständen diese Verbrechen hätten verhindern können, nein, mit dieser Tatsache liefen wir schlussendlich irgendwie auch Gefahr, das dieses kleine erotische Abenteuer in den Reihen der Sonderkommission und schlimmstenfalls auch in denen der Polizei bekannt werden könnte, was nicht nur meine Kompetenzen sondern ebenso auch seine unleugbar in Verruf bringen würden. Wieder stieß ich resigniert die Luft aus und ließ mir nachdenklich das anregende Nass wohlwollend auf mein Gesicht prasseln, währenddessen ich nebenher auch die anderen Möglichkeiten gedankenverloren in Betracht zog. Es wäre durchaus irgendwo trotz allem ein Erfolg, wenn wir endlich aufgrund einer Videoaufnahme herausfinden würden, wie Kira wirklich tötete und wir somit auch letztendlich Light zu hundert Prozent als Täter überführen könnten, selbst wenn das für Herrn Yagami wohl das Ende der Welt bedeuten würde. Neuerlich schlichen sich wiedereinmal diese unleugbaren Spuren von Traurigkeit in meine Augen, als ich an die zermürbende Situation um Lights Vater dachte und ich versuchte mich für einen Moment auch nur annähernd in dessen Lage hinein zu versetzten, doch dieses schwere Los konnte sicherlich nur ein ebenfalls liebender Vater aufrichtig nachvollziehen. Ich wollte gar nicht daran denken, wie sehr der Oberinspektor jetzt schon in seiner Zelle leiden mochte und die Gewissheit, das sein Sohn so ein eiskalter Mörder wie Kira war, würde ihm mit Sicherheit erst den Verstand rauben und letztendlich wohl auch das Leben kosten. Er war einfach ein zu guter Mensch, um sich und Light solch einen Fehler jemals zu verzeihen. Allerdings, ob nun der Beweis auf den Videos zu finden war oder nicht – etwas störte mich ungemein an dieser ganzen Geschichte. Wieso um alles in der Welt fing er jetzt plötzlich wieder an zu morden? Die Verbrechensserie hatte damals schlagartig aufgehört, als wir Light in Haft genommen hatten und nun begann sie neuerlich von Vorne, obwohl er noch immer in Gefangenschaft saß? Alles hatte auf ihn als Kira hingedeutet und dann jedoch hatte sich dennoch während seiner Haft irgendetwas an ihm verändert, was ich allerdings bis heute nicht in Wort zu fassen vermochte. Sollte der Beweis allerdings auf den Bändern sein, dann bliebe jedoch noch immer die Frage warum ausgerechnet jetzt. War er es überdrüssig in der Zelle zu sitzen und uns was vor zuspielen? Hatte er tatsächlich aufgegeben? Ein kurzes Schmunzeln huschte mir bei diesen Gedanken über die Lippen und sogleich schüttelte ich nachdrücklich meinen nassen dunklen Haarschopf. Nein, Aufgeben sah weder Light noch Kira ähnlich. Aber wenn es keine Nachweise für diese Theorie gab, hieße das denn, das er Unschuldig war? Obwohl, warum sollte Kira dann erst so viel später nach seiner Inhaftierung wieder aktiv werden? Das passte doch alles hinten und vorne nicht. Die Verbrecher wurden laut Bricht jedenfalls erst vor kurzen in der Öffentlichkeit bekannt gegeben, also konnte Light diese Morde nicht im voraus geplant haben und die Wahrscheinlichkeit für einen Komplizen hielt ich noch immer für äußerst gering, denn Kira war keinesfalls dumm. Ein Komplize würde ihn selbst in solch einer Situation nur in Gefahr bringen und für ihn eher ein Hindernis sein, als der eine wirkliche Hilfe darstellte. Nein, das Alles stand außer Frage. Nur wie konnte das Ganze dann funktionieren? Fahrig fuhr ich mir über mein tropfnasses Gesicht und lehnte mich sogleich schwer gegen die kalten Fliesen der Dusche, währenddessen ich immer und immer wieder versuchte eine Antwort auf all die so unlogisch erscheinen Zusammenhänge in meinen Kopf zu finden. Jedoch ohne zu Wissen, ob sich Light nun in der vorangegangenen Nacht durch irgendetwas verraten hatte oder nicht, würden diese ganzen Spekulationen rund um Kira mich nicht wirklich weiter bringen.
 

Plötzlich jedoch hörte ich abermals das unverkennbare Klappen der sich öffnenden und prompt danach wieder schließenden Eingangstür zu unserem Hotelzimmer, bevor ich auch schon die ein wenig euphorisch klingende Stimme von Matsuda durch den Raum schallen vernahm, was mich postwendend zurück aus meinen konfusen Überlegungen holte und mir nebenher umgehend ein genervte wenn dennoch gleichso belustigtes Kopfschütteln entlockte. Aufmerksam lauschte ich auf seine Wort und wie ich es bereits instinktiv befürchtet hatte, war er in gewisser Weise hoch erfreut über die durch die neuen Morde augenscheinlich entlastenden Umstände in Bezug auf Light, was er offensichtlich sofort dessen Vater mitteilen wollte. Manchmal konnte er aber auch wahrlich viel zu Impulsiv und Naiv agieren, was mich unterdessen zudem nichts gutes erahnen ließ und ich daher sogleich alarmiert das Wasser abstellte, währenddessen ich mich behutsam aus der Dusche begab. Konzentriert verfolgte ich das Gespräch zwischen dem sichtlich Hoffnung schöpfenden Oberinspektor und dem übereifrigen Matsuda, indessen ich nebenher oberflächlich meinen Körper abtrocknete, bevor ich dann anschließend weiterhin horchend in meine sauberen Klamotten schlüpfte. Schnell angelte ich mir noch einen Zopfgummi vom Regal, um meine nur spärlich getrockneten Haare daran zu hindern meine trockenen Sachen umgehend wieder zu durchnässen und ich kurz darauf auch schon aus dem dampfenden Badezimmer trat. Währenddessen ich mir beim laufen meinen widerspenstigen braunen Haarschopf zu einem Dutt hochdrehte, ließ ich meine Aufmerksamkeit prüfend über das gesamte Geschehen gleiten und L wirkte auf mich wie erwartet nicht gerade begeistert von dem enthusiastischen Matsuda, derweilen auch schon von ihm der emotionslose Satz „Seine Weste ist grau...“ fiel. Kurz zog ich überrascht die Brauen in die Höhe, denn der Zusammenhang in dieser Aussage mit dem Fall beziehungsweise mit Light war für mich für wenige Sekunden nicht ganz offensichtlich, auch wenn ich den größten Teil der bisher abgelaufenen Gespräche wachsam mitverfolgt hatte. Doch mit der übersprudelnden Antwort von Matsuda und den drauf folgenden körperlichen Eingreifen von L, wie auch sein erneutes zuwenden an Light, welchem er weiterhin unnachgiebig zu einen Geständnis zwingen wollte, verschafften mir augenblicklich Klarheit in diesem völligen durcheinander zwischen den Männern. Wenn ich es richtig kombinierte, dann waren wohl keine eindeutigen Beweise dafür, das Light tatsächlich dieser Kira war, auf den Überwachungsvideos zu finden gewesen, was zum einen den Unwillen wie auch die Verstimmung von L jedenfalls teilweise erklärte, denn ein gewisser Teil – und da war ich mir beinahe zu hundertprozentig sicher – gründete wohl ebenso auf den unglücklichen Zusammenhängen der neuen Morde mit unsere gemeinsamen Nacht. Andererseits war Light noch immer unser einziger Verdächtiger, auf welchen alle bisherigen Ermittlungsergebnisse als Täter hinwiesen und das er daher die übermütige Reaktion von Masuren unterband war mir auch verständlich, denn sollte er wider erwarten nicht dieser Kira sein, dann war all unsere Arbeit bisher umsonst gewesen. Mit einem kurzen bestärkenden Atemzug schloss ich resigniert die Augen und legte dem jungen Ermittler tröstend meine Hand auf seine Schulter. „Machen sie sich keine Gedanken Matsuda...Es ist vielleicht wirklich erst einmal besser, wenn Light nichts davon erfährt....Denn auch wenn die neuen Kiramorde ihn zu entlasten scheinen, so ist er immer noch unser Hauptverdächtiger...Immerhin besteht die Möglichkeit, das er genau auf diese Reaktion spekuliert hat....“ meinte ich ermutigend zu ihm, selbst wenn ich wusste, das jemand wie Kira solch eine simple wie gleichso durchschaubare Möglichkeit niemals in Betracht gezogen hätte. Überrascht und irritiert, wenn aber auch mit einem sichtbaren Anflug von Dankbarkeit traf mich der Blick des jungen Ermittlers und ein aufmunterndes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, bevor ich mit einem Mal die nun merklich skeptischen Augen von beiden anwesenden Polizeibeamten auf mir spüren konnte, was ich ihnen sofort mit einem ebenso fragenden Gesichtsausdruck quittierte. „Sagen sie Zahra...Haben sie sich da verletzt oder ist das etwa ein...“ kam auch umgehend verwirrt von Matsuda und zeigte nebenher verwundert auf meinen Hals, ehe sich ein deutlicher Anflug von Röte auf seine Wangen legte und er mitten im Satz einfach abbrach. Mein Herz sackte mit einem Schlag mehrere Meter Richtung Boden und meine blaugrauen Augen weiteten sich erschrocken, als ich mir der Bedeutung seiner Aussage vollständig bewusst wurde, während ich merkte wie nun sämtliche Blicke im Raum auf mir zu ruhen begannen und ich zeitgleich entsetzt meine Hand prüfend auf die besagte Stelle legte.

Lug und Trug

Lug und Trug
 

Ich erstarrte schlagartig zu Eis, während sich meine Hand schützend auf die verdächtige Stelle an meinen Hals legte, auf welche Matsuda gerade gedeutet hatte. Eine unangenehme bedrückende Stille schien sich unterdessen immer weiter in den lichtdurchfluteten Hauptzimmer unseres Hotels auszubreiten und sogar die Zeit war offensichtlich in Versuchung geraten, für quälende ewig erscheinende Minuten, einfach so den Atem anzuhalten, denn sämtliche Blicke der Anwesenden lasteten nun erwartungsschwer auf meinen Schultern und doch sagte niemand im Raum auch nur ein einziges Wort. Unregelmäßig wie gleichso schmerzhaft setzte sich mein erschrockenes Herz unwillig wieder in Bewegung, während mein Verstand bereits jetzt schon die Grenzen des sich willkürlich schwindelnd drehenden Karussells in meinen Kopf erreicht hatte und mir somit das vollständige Begreifen der momentanen Situation fast unmöglich machte. War es wirklich das, was ich vermutete? Hatte mir L wahrlich in diesen leidenschaftlichen Stunden der Nacht einen Knutschfleck verpasst, ohne das ich es auch nur im geringsten bemerkt hatte? Aber selbst wenn dem so wäre, wieso hatte ich diesen dann eben beim Duschen nicht entdeckt? Nachdenklich strichen meine Finger sanft über die besagte Stelle, doch je länger ich irritiert darüber nachgrübelte, desto bewusster wurden mir indessen zwei Dinge - erstens mussten meine langen Haare zu Beginn den verräterischen Fleck verdeckt haben und zweitens war ich eben so schnell aus der Dusche geeilt, das ich nicht einmal mehr einen prüfenden Blick in den Spiegel getätigt hatte. Das war die einzigste plausible Erklärung für diesen Umstand und ich verfluchte mich unterdessen einerseits selber, aber anderseits - Wie hätte ich auch wissen können, das L mir so ein Ding verpasst hatte? Allerdings beantwortete das für mich nur die Entstehung dieser unangenehmen Sachlage und nicht wie ich letztendlich wieder aus dieser herauskommen sollte. Immer schneller und schneller flogen meine verwirrten Gedanken durch die unzähligen Wolken aus Fragen am Himmel der Möglichkeiten, welche jedoch bei jedem Auftreffen hoffnungslos auseinander zu driften schienen und sich somit hämisch lachend vor meinem nach Antworten haschenden Verstand spielerisch flüchteten. Unruhig glitten meine blaugrauen Augen irritiert wie ebenso haltlos von einem Ermittler zum nächsten und ich versuchte nebenher inständig eine Lösung für das bestehende Problem zu finden, bevor mein unsteter Blick letztendlich prüfend auf dem schwarzhaarigen Detektiven hängen blieb. Dieser hingegen starrte die junge Frau lediglich forschend, wenn dennoch gleichso unlesbar, mit seinen dunklen Seen entgegen und beobachtete angespannt die sich zuspitzende Lage um ihn herum. Wenn Zahra jetzt nur einen einzigen Fehler beging, nur ein einziges falsches Wort anbrachte oder ihn auch nur mit einem zu eindeutigen Blick maß, dann könnten sie beide und somit ebenfalls ihr unvorhergesehen romantisches Abenteuer, rücklings und unabwendbar auffliegen, worauf er wahrlich getrost verzichten konnte. Abschätzend schweiften seine aufmerksamen dunklen Augen unmerklich über die fragend wie auch ebenso deutlich lauernd dreinschauenden Gesichtszüge der zwei anwesenden Beamten und zeitgleich begann auch sein Herz damit unnatürlich hart seinen aufgewühlten Körper mit zunehmend mahnenden Schlägen zu malträtieren. Was sollte er tun, wenn die Ereignisse der letzten Nacht jetzt plötzlich ans Tageslicht kamen? Was, wenn die SOKO herausfand, das er auf Grund seines eigenen Versagens in Bezug auf seine Selbstkontrolle, die Ermittlungen im Fall Kira in solch einem Maße in Gefahr gebracht hatte? Das wäre schlicht und ergreifend eine beispiellose Katastrophe für ihn und auch seinen Ruf als Meisterdetektiv – mal ganz abgesehen davon, das es die Peinlichkeit seiner eigenen körperlichen, biologisch bedingten, Schwäche gegenüber der jungen Frau mit einschloss. Nein, er musste irgendwie dafür Sorge tragen, das dieser nicht mehr rückgängig zumachende Fauxpas vor der Sonderkommission geheim blieb und nebenher musste er sich ebenso etwas Einfallen lassen, damit ihm niemals wieder solch ein scharfes Schwert im Nacken sitzen konnte. So aufregend und gut sich diese neuen Erfahrungen mit Zahra auch angefühlt haben mochten und so unbestreitbar er inzwischen ebenso wusste, das sich diese Emotion namens Liebe durch nichts was ihm bekannt war verdrängen ließ – umso so mehr gelangte er, nicht zuletzt durch die augenblickliche unglückliche Konstellation von Umständen, zu der Überzeugung, das für jemanden in seiner Position einfach kein Platz war, für solch geahndete soziale Interaktionen. Weder zum jetzigen Zeitpunkt, noch in Zukunft. Aber zunächst musste er nun erst einmal mit dem eindringlichsten Problem fertig werden und seinen wie somit auch Zahras Kopf irgendwie aus der sich immer enger zuschnürenden Schlinge herausziehen, was seine Gedankengänge neuerlich auf dieses verräterische Indiz lenkte. Abermals traf sein undefinierbarer Blick die überrascht wie gleichso nachdenklich wirkenden blaugrauen Augen von Zahra, während er versuchte, all seine verstreuten Überlegungen auf einen plausibel klingenden Lösungsansatz hin zu drängen und sich nebenher darum bemühte, sich nichts von diesen ertappt anfühlenden, nervösen inneren Chaos in ihm nach außen hin anmerken zu lassen.
 

Die Wände des Zimmers schienen sich inzwischen unaufhaltsam immer weiter und weiter auf mich zu zubewegen, sodass mir das Atmen in dieser trügerischen Enge mit jeder Minute fühlbar schwerer wurde und meine sich überschlagenden Gedankengänge sich schmerzhaft pochend an einen winzigen Punkt meines Kopfes zusammen zu kauern begannen. Die Luft im Raum wurde merklich mit jeder Sekunde die verging beständig stickiger und hätte ich es nicht besser gewusst, so hätte ich darauf geschworen, das man die elektrisierende Anspannung jeden Moment als kleine knisternde bunte Blitze wahrnehmen würde können. Noch immer hatte keiner der Anwesenden auch nur einen Laut über seine Lippen gebracht, aber die unverhaltene Skepsis der beiden Polizisten wuchs sichtbar mit jeden verstreichenden Augenblick in ihren erwartungsvollen Gesichtern, unterdessen mir L anscheinend einfach nur versuchte, ein Loch in den Kopf zu starren. `...Herr Gott...Musste sich dieser Vampir auch ausgerechnet an meinem Hals fest saugen?...` merkte mein überreizter Verstand prompt genervt an und ich schloss zeitgleich für einen Moment bestärkend meine Augen, um seinen prüfenden Blick wenigstens für eine kurze Minute zu entgehen, sodass ich mich letztendlich voll und ganz auf eine halbwegs logisch klingende Option konzentrieren konnte. Jedoch was sollte ich den SOKO-Mitgliedern denn schon erzählen? Die Wahrheit kam jedenfalls nicht in Frage, obwohl ich erhebliche Zweifel daran hatte, das sie mir solch eine Story überhaupt abgekauft hätten. Immerhin wussten selbst die Zwei wie Ryuzaki tickte, denn in sozialer oder gar beziehungstechnischer Hinsicht war er auf den ersten Blick nun einmal ziemlich unbeholfen und selbst ich hätte bei einer derartigen Geschichte sicherlich erhebliche Bedenken angemeldet, wenn L mich in der vorangegangenen Nacht nicht eines besseren belehrt hätte. Allerdings gab es leider nicht allzu viele Möglichkeiten, die einen solchen Fleck dem gesunden Menschenverstand rechtfertigen konnten, da die Entstehung eines Hämatoms immer mit einer Fremdeinwirkung von Außen einherging, solange keine krankheitsbedingte Vorgeschichte griff. Was also hatte ich noch für Optionen? Ich konnte ihnen ja schlecht erzählen, das ich die Treppe runter gefallen war. `...Dann könntest du ihnen auch gleich verraten, das sich L letzte Nacht nicht unter Kontrolle hatte und über dich hergefallen ist...Die Glaubwürdigkeit der beiden Storys ist in etwa die selbe...` folgte sogleich spöttische aus meinen Gedanken und ließ mich derweilen resigniert ausatmen, währenddessen ich mich innerlich erneut zur Ruhe zwang. Aber irgendetwas musste ich den Ermittlern auftischen und das so schnell wie Möglich, bevor das Misstrauen in ihren Gesichtern wie auch das fantasierende Kino in ihren Köpfen überhand nehmen konnte. Somit holte ich noch ein aller letztes Mal tief Luft und richtete anschließend mein Augenmerk neuerlich, jedoch diesmal mit einem eindeutig entschuldigenden Ausdruck, wieder auf die beiden Polizisten, ehe ich plötzlich erschrocken inne hielt, als jemand mit unerwartetem Nachdruck nach meiner Hand griff, welche noch immer beschützend an meinem Hals ruhte.
 

L war mittlerweile der Tatenlosigkeit von Zahra überdrüssig geworden, denn je länger sie einfach nur so regungslos dastand und verbissen zu der Sache schwieg, desto unglaubwürdiger erschien jeglicher Erklärungsversuch für dieses verräterische Indiz seines Kontrollverlustes gegenüber den beiden Beamten. Er konnte deutlich in ihren blaugrauen Augen wie auch in den verschiedenen Regungen ihrer Mimik ausmachen, das die junge Frau tief in ihren Gedankengängen zu diesem ungeplanten Gegebenheiten versunken war und das sie weiterhin krampfhaft einen Ausweg aus diesem unfreiwilligen Hindernisparcours suchte, doch was in einzelnen die Pfade ihrer Überlegungen kreuzte, das vermochte er noch immer nicht genau zu bestimmen. Auch wenn sich seit ihrer ersten Begegnung ihre Beziehung zueinander unbestreitbar verändert und sie sich immer weiter angenähert hatten, so war es ihm bis Heute dennoch nicht gelungen, Zahra zu hundert Prozent in ihrem Handeln und in ihrem Denken zu durchschauen. Selbst jetzt, nach all den Monaten und all ihren gemeinsamen Erlebnissen, konnte er lediglich Mutmaßen, was in der jungen Frau vor sich ging und wie sie sich in solch einer Situation verhalten könnte. Zahra war und blieb für ihm ein Rätsel, ganz gleich wie viel Zeit anscheinend auch vergehen mochte, und das war eine Schlussfolgerung, die ihn in diesem Moment nur noch weiter merklich beunruhigte. Ihr Unberechenbarkeit war einer der Dinge, die er zugegeben an ihr mochte und zeitgleich aber ebenso so sehr an ihr hasste, denn es machte jegliche Situation mit ihr einfach unkalkulierbar für ihn. Selbst wenn er nicht daran glaubte, das die junge Frau den SOKO-Mitgliedern die Wahrheit über ihre „Verletzung“ verraten würde, so konnte er sich dessen dennoch nicht gänzlich Sicher sein und umso mehr sie mit sich selbst zu hadern schien, desto unwohler wurde dem schwarzhaarigen Detektiven in dieser unvorhersehbaren Sachlage. Dies alles ließ letzten Endes nur einen für ihn halbwegs berechenbaren Schluss zu und das bedeutete, das er jetzt selbst in dieser Situation aktiv werden musste, bevor es zu spät war. Daher erhob er sich mit diesem Gedankengang zielstrebig von seinem Sessel und war mit nur wenigen leisen Schritten auch schon neben Zahra angekommen, wo er sogleich entschlossen nach dessen Hand klaubte, während er sich ihr gleichzeitig weiter näherte, um den besagten Knutschfleck augenscheinlich einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Sofort richtete sich mein Blick geschockt auf dessen Ursache und mein Herz stellte im selben Moment übergangslos seine Arbeit ein, als ich mir der unerwarteten Nähe von L an meinem Gesicht gewahr wurde. Mir musste sichtbar sämtliche Farbe verloren gegangen sein und ich hielt instinktiv synchron die Luft an, indessen mir ein wohliger wenn auch nicht minder besorgniserregender Schauer über den Rücken lief, als mit einmal unangekündigt seinen warmen Atem erinnerungsschwerer gegen meine Haut brandete. Völlig überrumpelt stand ich für einige Minuten einfach nur da, gefangen in den Bildern unserer gemeinsamen Stunden und spürte, wie mein Körper ungewollt auf seine unvorhergesehene körperliche Wärme wie auch seinen mir nun unausweichlich in die Nase steigenden herben Duft reagierte, bevor ich mir neuerlich unserer gegenwärtigen Situation wieder bewusst wurde, sodass sich postwendend ein unübersehbar verärgerter Ausdruck in mein Gesicht schlich. „Sag mal Ryuzaki...Hast du nen Knall?...Was soll das werden, wenn es fertig ist?...“ gab ich umgehend empört von mir und versuchte meine eine Hand indessen ruckartig aus seinem Griff zu entwinden, währenddessen ich ihn mit meiner Anderen bestimmt von mir wegdrückte. Hatte der eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Was ging denn nun schon wieder in seinem Kopf ab? Warum musste er mir nur so auf die Pelle rücken, wenn er doch ganz genau wusste, was da an meinem Hals zusehen war? Meine Augen verfinsterten sich und mein Blick wurde lauernd wie gleichso prüfend, unterdessen ich mir den Schwarzhaarigen mit hochgezogener Braue besah, ehe ich jedoch kurz darauf bereits die entrüstete Stimme von Aizawa in meinen Ohren vernehmen konnte. „Können Sie uns vielleicht mal erklären, was genau Sie da gerade tun Ryuzaki?...“ kam der nicht weniger überraschte wirkende Ermittler der sich noch immer entschieden zur Wehr setzenden Zahra unterstützend zur Hilfe, nachdem er sich endlich von seinem ersten Schock erholt hatte. Matsuda wie auch er selbst waren dieser kuriosen Gegebenheiten mit deutlicher Skepsis entgegen getreten, obwohl sich keiner der Beiden auch nur im entferntesten Vorstellen konnte, dass die am naheliegenste Erklärung für dieses verdächtige Hämatom an Zahras Hals tatsächlich zutreffen konnte, aber sie machten sich trotz dessen ebenso unverhohlene Sorgen um sie. Dennoch war er nun sichtlich erstaunt über das sich ihm bietende Szenario, denn die junge Frau schien von der Nähe des Detektiven nicht gerade sehr begeistert zu sein und auch nach seinem Geschmack kam er der Brünetten entschieden zu dicht, was in ihm allerdings zeitgleich die Frage nach dem Warum laut werden ließ. Immerhin war L nicht wirklich der kontaktfreudigste Mensch den er kannte, um genau zu sein hielt er nicht besonders viel von den Manieren des Schwarzhaarigen und selbst jetzt war für ihn ganz offensichtlich die Wahrung der Privatsphäre von anderen Personen wiedereinmal ein Fremdwort. L hingegen hatte derweilen merklich mit sich selbst zu kämpfen, denn auch bei ihm löste die Wärme und der Geruch ihres Körpers eindeutige Erinnerungen wach, welche sich nicht minder aufwühlend unnachgiebig in seinem Inneren ausbreiteten, wodurch es für ihn sichtlich schwer wurde, seine unleserliche Fassade den Polizisten gegenüber aufrecht zu erhalten. Aber er durfte sich jetzt schlicht und einfach nicht von seinen Gefühlen ablenken lassen, sondern musste sich auf seinen zurechtgelegten Plan konzentrieren, wenn er die unterschwelligen Spekulationen, die dieses Indiz mit sich brachte, im Keim ersticken wollte. Also zwang er seine überreizten Nerven bewusst zu Ruhe und bemühte sich all seine schwirrenden Gedanken auf das bevorstehende Theaterstück zu konzentrieren, während er ein wenig perplex fühlte, wie sich die junge Frau gegen sein Handeln zu sträuben begann. Nachdrücklich bedeutete sie ihm mit ihrer Geste Abstand zu halten und auch in ihren düsteren Blick konnte er unleugbar das lesen, was sie ihm kaum wenige Sekunden später vor allen Anwesenden fragte. Doch so schwer es ihm auch fiel – L blieb in seiner Rolle und sinnierte indessen darüber nach, ob Zahra sein kleines Spielchen bereits jetzt schon durchschaut hatte oder ob dieser Ärger, welcher sich unumwunden in ihren blaugrauen Augen spiegelte, wirklich echt war.
 

„Ich habe lediglich etwas überprüft...“ gab der junge Detektiv kurz darauf tonlos preis, ehe er noch einen letzten wachsamen Blick in das verdunkelte Gesicht von Zahra warf und dann anschließend sofort wieder von ihr abließ, bevor er sich letzten Endes gespielt gelangweilt neuerlich zurück auf seinen Platz begab. Mit einem überraschten wie gleichso verständnislosen Blinzeln maß ich den davon trottenden Ryuzaki und ein kurzer forschender Seitenblick auf die beiden Ermittler zeigte mir, das diese mindestens genauso überrumpelt von dieser skurrilen Aktion waren, wie ich selbst. Was sollte den das jetzt schon wieder bedeuten? Wieso verhielt er sich mit einmal so seltsam? Er hatte doch bestimmt schon wiedereinmal irgendetwas geplant, denn anders war dieses Verhalten für mich in Bezug auf jemanden wie L nicht rational zu erklären, nur was wollte er damit erreichen? Hatte er etwa vor so zu tun, als ob er von der ganzen Geschichte nichts wusste und ich sollte schlussendlich zusehen, wie ich da alleine wieder heraus kam? `...Das sähe ihm nur allzu ähnlich...` merkte mein logischer Verstand auch umgehend missmutig an und sogleich folgte ein nicht minder lauerndes „Was hast du überprüft Ryuzaki?...“ aus meinem Mund hinterher, ehe auch nur einer der beiden SOKO-Mitglieder die Gelegenheit dazu hatte, das Wort zu ergreifen. Aufmerksam verfolgte L die Geschehnisse hinter seinem Rücken, indessen ihm bereits die Tonlage der jungen Frau nur allzu deutlich verriet, das sie irgendetwas an seinem Plan gewittert hatte und doch wusste er im Augenblick nicht zu sagen, ob dieser Umstand gut oder schlecht für ihn war. Wenn sie mitspielte war es gut und wenn nicht, dann hatte er unleugbar ein neues unschönes Problem am Hals, was seinen unruhigen Puls sogleich nochmals ein beachtliches Stück in die Höhe schnellen ließ. „Nun...Wenn dieses Hämatom wirklich das wäre, was Matsuda mit seiner Aussage anzudeuten gedachte, dann wäre dies vielleicht eine recht unterhaltsame Diskussion geworden, aber...sieht man sich die Form der Ränder und den Verlauf der Einblutungen unter der Haut genauer an, dann ist dies ausgeschlossen...“ gab er seine halb wahre Erläuterung zu seinen eben getätigten Beobachtungen ab, denn er wusste nur allzu gut und das auch ohne das er sich den Fleck hätte eingehender betrachten müssen, das dieser im Gegenteil unleugbar genau das war, wonach es aussah. Es war ein Knutschfleck. Sein Knutschfleck um es treffend auszudrücken, aber dies würde er niemals zugeben, denn es war mehr als ein Zeichen der Leidenschaft für ihn. Es war ein unbestreitbares Mal seiner eigenen Schwäche und diese Tatsache machte ihn wie auch seinem Ego dadurch nur umso mehr zu schaffen. „Wenn ich Sie richtig verstehe, heißt das, das dieser blaue Fleck durch eine stumpfe Gewalteinwirkung entstanden ist, richtig...?“ nahm nun geistesanwesend Aizawa den Faden von der vorangegangenen Ausführungen grüblerisch wieder auf und maß unterdessen Zahra mit einem abermaligen prüfenden Seitenblick, welcher ihm jedoch sogleich mit einem eindeutig warnenden Ausdruck in ihren Augen quittiert wurde. Ich lauschte derweilen fassungslos wie ebenso aufmerksam den an den Haaren herbeigezogenen Ausführungen des jungen Detektiven und war nebenher doch ein wenig überrascht, das ihm die beiden Polizisten offensichtlich diesen unverhohlenen Schwachsinn abzukaufen begannen, bevor ich mir dem skeptisch dreinschauendem Gesicht von Aizawa gewahr wurde. Dieser Ausdruck von Zweifel in seiner Mimik missfiel mir zusehends und ich musterte ihn mit einem eindeutigen „Versuchen Sie es nicht mal...“ Blick, als ich bemerkte das er sich neuerlich darum bemühte, eine wiederholte Aussicht auf meinen Hals zu erhaschen, bevor jedoch meine Aufmerksamkeit plötzlich auf Matsuda umgelenkt wurde. „Sie meinen also, das Zahra sich irgendwo gestoßen haben muss oder?...Kann es sein, das sie vielleicht wiedereinmal schlafgewandelt ist?...“ stimmte nun auch das jüngste Mitglied der Beamten fragend in die Diskussion ein, nachdem er endlich aus seiner perplexen Starre erwacht war und dem bisherigen Geschehen folgen konnte. „Nein, das halte ich für ausgeschlossen...Zahra hat bereits vor geraumer Zeit ihre nächtlichen Wanderungen eingestellt...Ich vermute eher, das dies auf ihre unbestreitbare Tollpatschigkeit zurück zuführen ist...“ kam auch schon prompt widersprechend von Ryuzaki zurück und zeitgleich ging ein kurzes unüberhörbar empörtes Raunen durch den Raum, derweilen mir gleichzeitig ungläubig die Gesichtszüge entglitten. Ich konnte kaum glauben, was er mir da gerade unterstellte, nur um seine eigene Haut aus dieser wohl ziemlich unangenehmen Lage zu retten. Der hatte doch echt den Schuss nicht mehr gehört. Hätte er sich nicht irgendetwas anderes einfallen lassen können? Das war doch wirklich nicht zu fassen, das er mich tatsächlich als Unglücksrabe darstellte, nur um einen Verdacht von sich abzulenken. Das war einfach zu viel für meine geschröpften Nerven. „Jetzt halt aber mal die Luft an Ryuzaki...“ entkam es postwendend angefressen über meine Lippen und ich fühlte, wie der Ärger in mir immer weiter aufzukochen begann, sodass ich beruhigend meine Hände zur Faust ballte, um diesen unter meiner Kontrolle zu behalten. L bemerkte allerdings sofort, das die angespannte Stimmung in Zimmer nun eindeutig in eine neue, noch unberechenbarer, Richtung kippte und dennoch hatte er im Augenblick absolut keine Lust darauf, sich abermals auf irgendwelche langatmigen Debatten mit Zahra einzulassen. Ihm stank dieser Tag bereits gewaltig und alles was er inzwischen wollte, war seine heißgeliebte Ruhe und sein früheres perfekt geregeltes wie gleichso voraus kalkulierbares Leben zurück, welches sie ihm ,seit ihrem damaligen Auftauchen im Hotel, mit jeden vergangenen Tag ein Stück weit genommen hatte. Sie allein war der Grund dafür, das er überhaupt erst in so eine Lage wie diese gekommen war. „Ich spreche lediglich die Wahrheit aus Zahra...Und wenn es nicht Kira ist, dann wird dir irgendwann einmal deine unleugbare Tollpatschigkeit zum Verhängnis werden...“ warf er missmutig in den Raum und sofort wurde er nicht minder scharf von Aizawa mit einem „Ryuzaki das reicht jetzt...“ zurecht gewiesen. Meine Augen wurden noch einige Nuancen dunkler als seine Worte meinen angesäuerten Verstand erreichten und ein spürbarer schmerzhafter Stich machte sich in meinem Brustkorb breit, was meine Wut nur noch mehr neue Nahrung zugeben schien, aber trotzdem hielt ich mein überschäumendes Gemüt bestimmt zurück. „Wenn du so weiter machst, werden weder Kira noch meine Tollpatschigkeit jemals irgendeine Gelegenheit dazu haben L...“ meinte ich bitter, während ich verbissen die in mir aufwallenden Emotionen krampfhaft herunterschluckte und anschließend mit einem lautem Knall im Badezimmer verschwand.
 

Schwer lehnte ich mich mit einem tiefen Aufseufzen auf den Rand des Waschbeckens und schloss für einen kurzen Moment beruhigend meine Augen, um den in mir brodelnden Ärger wie auch meine durcheinander streuenden Gedanken auf ein für mich erträgliches Maß zu senken. Ja, ich war sauer und auch wenn ich seine Handlungsweise bis zu einem gewissen Punkt hin nachvollziehen konnte, so hatten mich seine letzten Worte trotz allem nicht minder schmerzhaft getroffen. Nachdenklich drehte ich nebenher den Hahn auf und schmiss mir anschließend einige Hände voll des kühlen Wassers in mein erhitztes Gesicht, ehe ich mein grübelnden Blick hinauf in den Spiegel richtete. Stillschweigend besah ich mir das tropfnasse Antlitz der jungen Frau vor mir und beobachtete für eine Weile, wie die kleinen durchsichtigen Perlen sich streichelnd ihren Weg über meine Haut suchten, währenddessen ich nebenbei aufmerksam auf die Stimmen im Hauptzimmer lauschte. Die Ermittler, insbesondere Aizawa, empörten sich noch immer über die unangemessene Aussage des schwarzhaarigen Detektiv, aber dieser schien sich in keinster Weise auf irgendeine Form von Rechtfertigungen einzulassen, sondern hatte sich inzwischen wohl dazu entschlossen, die Polizisten fürs erste einfach zu ignorieren. Auf jeden Fall sah es so aus, als ob dieses unabgesprochene Ablenkungsmanöver tatsächlich funktioniert hatte und die Vermutungen rund um den Knutschfleck vorerst einmal im Sande verlaufen waren, selbst wenn ich mir weiterhin nicht wirklich sicher war, das in Aizawa nicht doch noch ein kleiner Funke des Zweifels glimmte. Forschend wanderten meine blaugrauen Augen hinunter zu der Ursache dieses morgendlichen Aufruhrs und sofort zuckte meine Braue amüsiert wie gleichso fassungslos nach oben, als mein skeptischer Blick auf das Objekt meines Interesses fiel. `...Da hat aber jemand ganze Arbeit geleistet...Von wegen stumpfe Gewalteinwirkung...Das kann er dem Weihnachtsmann erzählen...und nicht einmal der würde ihm das abkaufen...` merkte mein Verstand sofort argwöhnisch an und warf auch gleich ein sarkastisches ` ...Sieht eher nach einem verlorenen Kampf mit dem Staubsauger aus...` hinterher, was mir dennoch unbewusst ein winziges belustigtes Grinsen entlockte. Das würde ich ihm noch heimzahlen, denn niemand, nicht einmal L, durfte mir ungestraft so ein Ding verpassen. Doch die Hauptsache war, das diese wilden Spekulationen offensichtlich erst einmal vom Tisch waren, auch wenn mir die Art und Weise wie wir das bewerkstelligt hatte nicht wirklich gefiel, aber dadurch war ich der Erklärungsnot nach den genauen Umständen zu der Entstehung dieses Fleckes hoffentlich entgangen und die Mitglieder der SOKO gaben sich mit dem zufrieden, was sie jetzt wussten. Dennoch war der Pein wie auch der Ärger über seine Worte spürbar Real gewesen und irgendwo in mir blieb eine ungute mahnend flüsternde Stimme zurück, welche dem augenscheinlichen Schauspiel von L mit unverhohlener Skepsis gegenüber trat. Eine Unsicherheit über die Ernsthaftigkeit und auch der Absicht hinter seinem eben getätigten Verhalten, denn ich wusste inzwischen nur zu genau, wie wenig ihm mit Sicherheit diese Entwicklungen in Hinsicht auf den Kira-Fall gefielen und seine deutliche Verärgerung über die neuen Morde im Zusammenhang mit unserem romantischen Abenteuer war mir vorhin ebenfalls nicht entgangen. Tief atmete ich noch einmal durch und versuchte letztendlich diese bedrohlichen Gedanken mit all meiner Willensanstrengung in die hinterste Ecke meiner Seele zu verbannen, denn im Augenblick hatte ich dafür absolut keine Zeit. Immerhin war Kira nun wieder aktiv und ich war in erster Linie eine BKA-Beamtin, welche genau der Sonderkommission angehörte, die diesen Massenmörder zur Strecke bringen sollte. Auch wenn es mir noch so schwer fiel und ein bestimmter Teil meines Verstandes sich ausnahmslos mit diesem Detektiven beschäftigte, so durfte ich trotz alledem nicht meine Aufgabe in diesem Team vergessen. Somit trocknete ich mir entschlossen die letzten verbleibenden Wassertropfen in meinem Gesicht ab und begab mich schlussendlich entschieden erneut zurück in das Hauptzimmer, um meine Ermittlungsarbeit nahtlos wieder aufzunehmen.
 

Den größten Teil des restlichen Tages verbrachte ich also damit, mir wiedereinmal meinen gemarterten Kopf über all die nicht zusammenpassenden Teil des Puzzles zu diesem Kira zu zerbrechen, indessen ich mich gleichzeitig versuchte von meinen Grübeleien über den schwarzhaarigen Detektiven abzulenken. Die beiden Polizisten hatten nach einem letztmaligen forschenden Blick endlich Ruhe gegeben und widmeten sich nun ebenso wieder ihrer Arbeit innerhalb der SOKO, während L sich ununterbrochen in ignorantes Schweigen hüllte. Watari hatte nach der Beendigung des Rundganges mit Choco einen leicht verwirrten Eindruck auf mich gemacht, bevor er mir schließlich einen besorgten wie gleichso fragenden Blick geschenkt hatte, welchen ich allerdings mit einem beruhigenden Lächelnd und einen geheimnisvoll geflüsterten „Wenn das Siegel bricht...“ schulterzuckend beantwortete, denn ich wusste, das er es irgendwie verstehen würde. Der ältere Herr hatte unterdessen sehr wohl bemerkt gehabt, das sich die Stimmung im Raum nun neuerlich fühlbar verändert hatte und er wusste auch, das zwischen seinem Schützling und Zahra irgendetwas vorgefallen sein musste, denn er kannte mittlerweile auch die junge Frau recht gut, um in ihren Gesichtszügen das ein oder andere lesen zu können. Ihre speziell gewählten Worte ließen seine Vermutung dann zur einer unleugbaren Gewissheit werden und ein kurzes amüsiertes wie ebenso verstehendes Schmunzeln machte sich auf seinen Lippen breit, was ihm jedoch sofort einen knappen warnenden Seitenblick von der Brünetten einbrachte. Ja, die Beiden war für den jeweils anderen in der Tat ein Buch mit sieben Siegeln und das wusste sie wie auch Watari nur zu gut, daher war es für ihn auch nicht allzu schwer ihre unterschwellige Botschaft zu entschlüsseln. Ich hatte keinerlei Zweifel daran, das er mich klar und deutlich verstanden hatte, denn in seinen Augen konnte ich neben eindeutiger Freude ebenfalls die kleinen Spuren von Mitleid entdecken, währenddessen mir sein warmes Lächeln ein bestärkendes „Kopf hoch Zahra..“ zurief, ehe er sich dann in seiner manierlichen Art erneut aus dem Raum zurück gezogen hatte. Niemand und das schloss selbst unseren Meisterdetektiv L ein, konnte erahnen, was mit diesen Worten wirklich gemeint war und dennoch ließ ich unmerklich prüfend meine blaugrauen Augen wachsam über die restlichen Anwesenden schweifen, doch wenn, dann traf ich nur verwirrte oder stirnrunzelnde Gesichter, weshalb ich mich umgehend zufrieden abermals an meine Ermittlungen machte. Noch immer war es mir absolut unverständlich, wie Kira neuerliche Morde begehen konnte, unterdessen Light gut bewacht in seiner Zeller hockte und auch das mehrmalige sichten der Kameraaufnahmen der letzten Nacht, hatten mir keine neuen Hinweise aufgezeigt. Es nervte mich einfach unaussprechlich, das ich einfach nicht weiter kam und sich in mir immer hartnäckiger das Gefühl einzunisten begann, das ich irgendein wichtiges Detail übersehen hatte. Nur was? Immer noch deutete für mich alles auf den Sohn von Herrn Yagami hin, selbst wenn wir es ihm nicht beweisen konnten, aber die Mordserie hatte abrupt nach seiner Inhaftierung aufgehört und jetzt begann sie so urplötzlich wieder von Neuem. Doch wie war das Möglich und warum hatten sich innerhalb der Gefangenschaft die Charakterzüge von Light merklich so stark verändert? Fragen über Fragen, die sich wie eine Lawine aus irritierenden Geröll und bedrohlichen Eis über meine verschwimmenden Gedankengänge hinweg schoben und mich immer wieder aufs Neue schmerzhaft zu quälen begannen. Wie oft schon hatte ich mir genau diese Fragen nun bereits gestellt und keine logisch klingende Erklärung darauf gefunden, was die Resignation in mir von Tag zu Tag potenziell ansteigen ließ, während die Motivation beständig vor jeden Gedanken zu flüchten schien. Ich hatte eigentlich nur noch eine mir rational verständliche Option, wie aus diesem Sumpf von rätselhaften Tatsachen herauskommen könnte, also kramte ich all die zu Beginn angefertigten Übersichten und Tabellen auf meinem Laptop wieder heraus und begann anschließen damit, die verbleibenden Lücken der letzten Monate Stück für Stück aufzufüllen. Wie in einem Wahn tippte ich unnachgiebig eine Aktion nach der anderen in die entstehende Sammlung von Daten ein und war letzten Endes sichtlich überrascht, als sich die beiden Polizisten freundlich wie gleichso erschöpft von mir verabschiedeten. Perplex warf ich einen kurzen Blick auf die Uhr und musste feststellen, das es mittlerweile bereits schon nach Zehn war, doch ich würde nicht aufhören, bevor ich meine Liste an Informationen vervollständigt hatte. Somit nickte ich ihnen nur kurz verstehend zu und konzentrierte mich dann, nach einem knappen prüfenden Seitenblick auf den noch immer schweigenden L , sofort wieder auf den flimmernden Bildschirm meines Computers.
 

Der schwarzhaarige Detektiv dagegen hatte sich nach dem morgendlichen unliebsamen Vorfall in vollständige Verschwiegenheit gehüllt und versucht, seine ständig abschweifenden Gedanken auf die Lösung des Falls zu fokussieren. Auch ihm war immer noch nicht verständlich wie Kira erneut zuschlagen konnte, denn Light hatte keinerlei Anzeichen auf den Videos gezeigt, welche die Reaktivierung der Morde erklären konnten. Musste er also davon ausgehen, das er vielleicht wirklich unschuldig war? Doch wenn dies der Fall war, dann wären alle seine bisherigen Ermittlungsansätze mit einem Schlag zunichte gemacht und er müsste sich widerwillig eingestehen, das ihm wohl oder übel ein Fehler unterlaufen war. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit, das er , L , sich geirrt hatte wahrlich mehr als schwindend gering, denn sein scharfer logischer Verstand hatte ihn in all den Jahren seiner Arbeit noch niemals im Stich gelassen und er fühlte einfach, das er auf der richtigen Spur war, auch wenn er es Light bis jetzt noch nicht nachweisen konnte. Doch er würde nicht aufgeben und er würde schon irgendwie an seine Indizien kommen, da war er sich sicher. Nur gab es inzwischen leider ein noch weitaus größeres Problem, das ihm seine Denkprozesse und somit auch die Zentrierung seiner Aufmerksamkeit auf diesen Fall merklich erschwerte, was seine Laune gleichzeitig nochmals ein deutliches Stück in Richtung Keller trieb. Missmutig und ohne sein bewusstes Zutun, schlich sich sein Augenmerk immer wiedermal forschend hinüber zu der jungen gedankenversunkenen Frau auf dem Sofa und zeigte ihm somit überdeutlich auf, wie sehr ihm Zahra mittlerweile bereits beeinflusste. Sie war mehr als ein Ärgernis für ihn und offenbarte ihm Dinge über sich selbst, die er am liebsten niemals Kennen gelernt hätte, denn diese hatten inzwischen sein gesamtes Leben vollkommen auf den Kopf gestellt. Allein die Situation am frühen Morgen hatte ihn zu einer erschreckenden Einsicht gebracht, die in ihm nicht nur Ärger sondern auch eine nicht zu verkennende Spur von Angst ausgelöst hatte, denn ob er es nun wollte oder nicht – er fing plötzlich an emotional auf sein Umfeld und insbesondere auf Zahra zu reagieren. Ihm hatte die Sachlage um den vermeintlichen Knutschfleck mehr als missfallen, ja, aber da war noch sehr viel mehr in ihm gewesen. Eine Art peinliche Berührung und einen damit ausgelösten Gran, den er nur sehr schwer hatte zurück drängen können, sodass er ganz bewusst seine Worte der jungen Frau gegenüber gewählt hatte. L hatte es krampfhaft versucht zu leugnen, aber je mehr er das tat, umso gewisser wurde ihm letztendlich dieser erschreckende Umstand. Er hatte Zahra mit seiner Aussage absichtlich verletzten wollen, um seinen Frust auf sich selbst an deren Verursacher weiterzugeben und seinen unbestreitbaren Unmut Luft zu machen. Ein unleugbarer Fakt der ihm klar machte, wie viel Gewicht diese irrationalen Gefühle auf ihn auswirkten und wie machtlos er ihnen schlussendlich gegenüber stand. Der Detektiv hatte bereits schon am Anfang geahnt gehabt, das es wahrscheinlich ein großer Fehler war die junge Frau in die Sonderkommission aufzunehmen, aber sein Wille diesen Fall schnellstmöglich zu lösen, hatte über seine ungute Vorahnung triumphiert. Zahra hatte mit der Zeit immer mehr und mehr mit ihrer unlesbaren Art sein Interesse geweckt und ehe er sich versah, hatte er sich ungewollt einer verwirrenden Emotion wie der Liebe gegenüberstellen müssen. So oft hatte er es zu leugnen und zu verdrängen versucht, aber es war für ihn ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sich ihr zu entziehen und am Ende hatte er all seinen Selbstschutz einfach aufgegeben. Diese eine gemeinsame Nacht hatte die letzte verbleibende Mauer in ihm restlos niedergerissen und das war ein Fehler, der nun nicht mehr Rückgängig zu machen war, aber dennoch bereute er tief in seinem Innersten nicht eine Minute davon. Diese Frau hatte eine Tür in ihm aufgestoßen, die wohl besser verschlossen geblieben wäre und damit etwas freigesetzt, womit L schlicht und ergreifend nicht umzugehen wusste. Er hatte immer gedacht, das er gegen diese irrationalen Dinge immun war und hatte selbst nie wirklich verstanden, warum die Menschen so handelten wie sie handelten. Sein jahrelanges Studium von sozialer Interaktion zwischen Personen hatte ihm zwar erlaubt, bestimmte Verhaltensmuster voraus zusagen, aber richtig nachvollziehen konnte er es dennoch nie. Jetzt allerdings hatte er am eigen Leib zu spüren bekommen, wie wehrlos einem ein einfaches so simples Gefühl machen konnte und das machte ihm irgendwie Angst. Es war etwas, das man nicht planen, berechnen oder logisch erklären konnte, sondern es erforderte Erfahrungen auf einem Gebiet, welches ihm noch immer so unendlichen fremd war. Er hatte durch Zahra eine Welt betreten, die nicht für jemanden wie ihn geschaffen war und welche nicht nur sein, sondern auch das Leben anderen Menschen gefährdete, wie ihm die Ereignisse dieses Tages unverhohlen vor Augen geführt hatten. Sein Leben gehörte seiner Arbeit als Detektiv, es gehörte der Gerechtigkeit, denn er hatte eine Aufgabe übernommen, von der er sich durch nichts ablenken lassen durfte, wenn er diese auch zukünftig weiterhin gewissenhaft ausführen wollte. So schön und friedvoll all diese Emotionen in ihm auch waren, sie hatten einfach keinen Platz in seiner Existenz und das gleiche galt dementsprechend ebenso für Zahra, selbst wenn er wusste, das ihn diese Erfahrungen mit ihr für den Rest seines Daseins begleiten würden. Man konnte nicht einfach vergessen, nur versuchen es zu verdrängen und hoffen, das die Erinnerungen sich nicht allzu oft wieder zurück schlichen. L musste sich letztendlich darum bemühen, sich auf das zu konzentrieren was er war und konnte nicht sich selbst, einschließlich seiner Gefühle, vor das Gesetzt stellen, denn dazu hatte er nicht das Recht. Er musste einfach irgendetwas unternehmen, um den Fängen der jungen Frau und seinen irrationalen Emotionen zu entkommen oder um zu mindestens zu verhindern, das diese noch mehr von ihm Besitz ergreifen konnten. Somit faste er einen Entschluss und wandte sich dann kurz darauf tonlos an die noch immer ruhig arbeitenden Zahra im Raum.
 

Überrascht blickte ich von meinem Laptop auf, als ich plötzlich unvermittelt die dunkle Stimme von Ryuzaki in meinen Ohren vernehmen konnte und mein Herz schlug zeitgleich abermals einen Takt schneller, während ich meine volle Aufmerksamkeit nun auf die spärlich beleuchtete Person vor mir richtete. „Zahra...Ich würde gerne etwas mit dir besprechen...“ kam emotionslos über seine Lippen, derweilen er weiterhin sein Augenmerk unumwunden auf die Bildschirme vor sich legte. Aus meinen zerstreuten Gedanken zu Kira gerissen, stellte ich perplex meinen Computer zur Seite und stand indessen aus dieser Bewegung heraus auf, um mich anschließend behutsam hinüber zu L zu gesellen. Sofort rasten meine Gedanken neuerlich in alle möglichen Richtungen davon und ein, auf schwer zu beschriebene Art und Weise, ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit, unterdessen ich mit unruhig pochenden Puls direkt neben ihm zum halten kam. Er saß völlig regungslos in seinem Sessel und fixierte mit seinen unleserlichen schwarzen Seen den Monitor, welcher seicht flackernd die Gestalt eines jungen Studenten präsentierte. Der Großteil des Raumes lag in den finsteren Schatten der Nacht verborgen, den die kleine glimmende Tischlampe hatte einfach nicht genug Kraft gegen die dichte Dunkelheit zu bestehen und das kalte schwache Licht der Computer erhellten auch nur einen kleinen unbedeutenden Radius um sie selbst herum. Was hatte er den mitten in der Nacht mir mir zu besprechen? Hatte er etwa irgendetwas entdeckt, was ich selbst bisher übersehen hatte? Gespannt warte ich für einige Minuten absolut lautlos in der Düsterheit neben ihm, bevor es mir aber eindeutig zu viel wurde und ich mich dann leicht genervt selbst an ihn wandte. „Also Ryuzaki...Was ist los?...Hast du etwas gefunden, was uns weiter hilft?...“ meinte ich erwartungsvoll und zog nebenher fragend meine Braue in die Höhe, währenddessen ich unterstützend die Arme vor meiner Brust verschränkte. „Nein das nicht...aber...ich möchte, das du wieder zurück in deine eigene Wohnung ziehst...“ kam sogleich ungerührt von ihm als Antwort zurück und er konnte den ihr entgleitenden fassungslosen Ausdruck in ihrem Gesicht beinahe körperlich spüren, auch ohne das er sie dafür ansehen musste. Vollkommen überrumpelt weiteten sich verwirrt wie ebenso ungläubig meine Augen und ich starrte den Schwarzhaarigen für etliche Minuten nur völlig sprachlos entgegen, denn mit solch einer Bitte hatte ich nun absolut nicht gerechnet. Meine Gedanken ergriffen im selben Augenblick ihr Heil in der Flucht und mein Herz hielt für eine bedrohlich anmutenden Weile marternd in seiner Arbeit inne, unterdessen ich mich darum bemühte einen Sinn in seinen Worten zu entdecken. „Wie kommst du denn jetzt plötzlich darauf?...“ gab ich irritiert von mir und kämpfte darum, meine bröckelnde Fassung nicht noch weiter zu verlieren. Was hatte denn das jetzt wieder zu heißen? Wollte er mich los werden? Hatte er etwa vor, sich neuerlich von mir zu distanzieren? Mein Kopf war nur noch ein einziges Chaos, denn mit dem Begreifen der daraus folgenden Konsequenz, machte sich eine ungekannte Angst in meinem Körper breit, welche mich wie ein schleichendes Gift unaufhaltsam zu lähmen begann. Er konnte deutlich aus dem Augenwinkel sehen, wie sich ihre Muskeln unter seinen Worten immer weiter anspannten und auch in seinem eigenen Leib sah es inzwischen nicht sehr viel anders aus, auch wenn er im Gegensatz zu ihr es besser zu verbergen wusste. „Es war abgemacht, das du nur solange hier bleibst, wie es der Schutz deiner Gesundheit erfordert...also...“ führte er prompt seine Ausführungen fort, indessen er sich mit aller Macht darauf konzentrierte, seine teilnahmslose Fassade nach außen hin aufrecht zu erhalten. Mit jedem neuen Satz den ich von ihm vernahm, zog sich die erdrückende ängstigende Enge um meinen Brustkorb noch ein Stückchen weiter zu, sodass mir das Atmen und auch das Erfassen von klaren Gedanken schier unmöglich wurde. Was sollte das? Warum tat er das? Ich verstand es in dem Moment einfach nicht und die Furcht in mir zwang mit jeden Atemzug nur noch mehr der bitteren Galle in meinen Mund hinauf. „L...Was soll das?...Ich...“ begann ich heiser und wurde allerdings abrupt von diesem unterbrochen, als er seinen Kopf ruckartig in meine Richtung bewegte. „Zahra...Das was letzte Nacht passiert ist, war ein Fehler...Es tut mir Leid, wenn ich dir irgendwelche Hoffnungen gemacht haben sollte...“ ließ er vollkommen emotionslos verlauten und starrte ihr derweilen unnachgiebig mit seinen dunklen unlesbaren Seen in ihre vor Schock geweiteten blaugrauen Augen, währenddessen es selbst für ihn nicht zu übersehen war, wie irgendetwas in der jungen Frau im selben Augenblick zerbrach. Ich hörte die Worte, welche mit seiner dunklen Stimme wie ein Echo immer wieder durch das Zimmer hallten und doch waren sie zeitgleich meilenweit von dem Erfassen meinen Verstandes entfernt, derweilen ich fühlte, wie etwas wichtiges in meinem Herzen unter einem grausamen Schmerz einfach erstarb. Mein Kopf, meine Gedanken wie auch mein Körper waren schlagartig Leer und gleichzeitig von einem unaussprechlich Grauen erfüllt, der mich drohte an die Grenzen des Wahnsinns zu treiben. Absolut fassungslos und mit einer unendlichen Verständnislosigkeit blickte ich hinunter in die mir einfach nur undefinierbaren entgegen starrenden dunkeln Seen von L, unterdessen ich versuchte das eben Gehörte irgendwie zu verarbeiten. Doch da war absolut nichts in seinem Blick, das auf irgendeine gefühlsmäßige Regung hindeutete – Gar nichts – und zur selben Zeit erfasste mich eine unsagbare Wut aus Schmerz wie auch Trauer. Mein Körper begann verkrampft zu zittern und ich grub mit aller Kraft meine Fingernägel in meine Handflächen, indessen ich mir hart auf meine bebenden Lippen biss. Das war einfach alles zu viel für mich und kurz darauf erfüllte auch schon der nachhallend Schall meiner Handfläche die dunkle Stille des Raumes, währenddessen ich mit letzter Kraft noch ein tief verletztes „Mistkerl...“ zwischen meinen Zähnen hervor presste, bevor ich anschließend Hals über Kopf zusammen mit Choco lautstark das Zimmer verließ.
 

L hingegen hockte einfach nur da und genoss regelrecht den süßen brennenden Schmerz, welchen ihre Hand gerade in seinem Gesicht hinterlassen hatte, denn er überdeckte etwas noch weitaus schlimmeres, das Tief in seinem Herzen wütete. Nicht ein einziges Mal hob er seinen Blick und sah hinüber zu der Tür, hinter welcher Zahra gerade verschwunden war. Nein, er umklammerte stattdessen mit aller Macht seine inzwischen seicht zitternden Knie und versuchte unterdessen verbissen den so unbeschreiblich verletzten Ausdruck in ihren blaugrauen Augen aus seinen aufgewühlten Gedanken zu verbannen. Es war wohl das Schwerste, was er jemals hatte tun müssen und doch war es für ihn das einzig Richtige gewesen. Es war so einfach das Beste – für ihn und auch für Zahra.

Selbstzweifel

Selbstzweifel
 

Nahezu fluchtartig stürmte ich aus dem Eingangsbereich des Hotels, hinaus in die schwülwarme Dunkelheit der Nacht und ließ mich von meinen strauchelnden Beinen ohne jegliche Gedanken einfach mitreißen, denn diese waren zweifelsohne wie versteinert in den schattendurchwobenen Zimmer bei L zurückgeblieben. Nichts in mir war in diesem Moment noch präsent, weder mein rational logischer Verstand noch meine gerade so in Unordnung geratenen Gefühle für ihn, da alles was mich gegenwärtig ausfüllte ein unaussprechlicher Schmerz war, welcher zeitgleich eine unendlich tiefe Leere in mir hinterließ und mich immer weiter von der erbarmungslosen Wahrheit des Begreifens abzuschotten begann. Wie in einer betäubenden Trance aus Unverständnis und Wut lief ich ohne jedwedes Zeitgefühl blindlings durch die vom Nachtleben erfüllten Straßen von Tokio, während Choco mir treugesinnt auf Schritt und Tritt gehorsam folgte und doch schien nicht das Mindeste um mich herum den dichten verschleiernden Nebel zu meinem realitätsbezogenen Bewusstsein vollständig durchdringen zu können. Unzählige von fröhlich feiernden Menschen und dutzende von vertraut wirkenden Paaren kreuzten bisweilen mal hier und mal da meinen willkürlichen Weg in diesen Stunden und dennoch fühlte ich mich in diesem Augenblick so unbeschreiblich allein auf dieser Welt, wie schon seit Monaten nicht mehr. All das Schöne und Wärmende in meinem Herz, das mich nach der letzten verhängnisvollen Nacht durchströmt hatte, war schlagartig mit seinen tonlosen Worten erstorben und hatte einem kaltem bodenlosem Abgrund platz gemacht, dessen Finsternis für mich, mit jedem vorüberziehenden Zentimeter den ich fiel, nur noch größere Qualen bereit zuhalten schien. Warum nur sagte er so etwas? Wieso tat er mir bloß so weh? Und weshalb verleugnete er jetzt alles, was er mich in diesem leidenschaftlichen Moment mit ihm hatte ganz deutlich spüren lassen? Was war der Grund dafür, das er mich plötzlich so kaltherzig von sich stieß? Ich verstand es einfach nicht, konnte es schlichtweg wie so vieles was er bisher getan oder gesagt hatte nicht begreifen, denn noch immer war da diese unüberbrückbare Mauer um ihn herum, die mich daran hinderte ihn wie jede andere Person die mich umgab zu hundert Prozent durchschauen zu können und trotz allem war da ebenso auch irgendwo tief in meinem Innersten ein Gefühl, welche seine Aussage unnachgiebig Lügen strafen wollte. Jedoch weswegen sollte er mich absichtlich in solch einer Form verletzen wollen? War es vielleicht aufgrund unserer Ermittlungen gegen Kira? Immerhin war ihm seine Arbeit als Detektiv wohl das Wichtigste in seinem Leben, wie ich inzwischen unmissverständlich registriert hatte und die Entwicklungen der letzten Nacht hätten beinahe unsere Untersuchungen in dem Fall in einem erheblich Maße gefährdet, wenn auf den Videos tatsächlich ein Hinweis für unsere Theorie, das wirklich Light dieser Massenmörder war, zu finden gewesen wäre. Die Möglichkeit erschien mir demzufolge zu mindestens plausibel, aber eventuell war es auch etwas ganz Anderes, das ihn zu diesem Schritt bewogen hatte. Konnte es unter Umständen nicht ebenso sein, das dieses Handeln von ihm nur so eine Art Selbstschutz war, denn dessen ungeachtet war seine soziale Interaktionsebene mit anderen Menschen nicht gerade sehr stark ausgeprägt und das hatte ich selbst ja bereits mehr als einmal am eigenen Leib zu spüren bekommen, aber war das faktische überhaupt eine denkbare Option oder hatte er es schlussendlich wahrhaftig so gemeint, wie er es mir Gegenüber vorhin geäußert hatte? Ein tief resigniertes Seufzen verließ bei diesen düsteren Überlegungen meine nun merklich bebenden Lippen, während sich zeitgleich in meinem Brustkorb eine noch viel bedrückendere Traurigkeit auszubreiten begann und den mich bis jetzt ausgefüllten Schmerz der Wut nach und nach unerbittlich damit verdrängte. Wie aus dem Nichts hatten mich all die bisher bei L zurückgebliebenen Gedanken und Erinnerungen mit einem Mal vollkommen übergangslos eingeholt und erschufen zeitgleich nebenbei eine völlig neue Ebene der Agonie in meinem Herzen, da diese im selben Atemzug ebenso auch den realitätsfremden schützenden Nebel um meinen Verstand rückstandslos aufrissen. Das Begreifen der Situation, seiner Worte wie auch die daraus resultierenden Konsequenzen bemächtigten sich jetzt augenblicklich erbarmungslos und in all ihren emotionalen Nuancen erneut meiner Gedankenwelt, was meinen Magen sogleich mit einer Übelkeit bringenden Rebellion quittierte. In dem leeren weit abschweifenden Blick meiner Augen schlich sich nunmehr wiederholt der deutlich sichtbare Ausdruck meiner tief ankernden Verletztheit ein und all die vorher vor Schock abgestumpften Emotionen in meinem Inneren stürzten haltlos, wie eine meterhohe niederschmetternde Flutwelle, neuerlich auf mich ein, sodass ich abrupt einfach stehen blieb, unterdessen ich versuchte inständig meinen sogleich ungestüm darauf reagierenden Körper unter meiner Kontrolle zu behalten. Mit einem tiefen bestärkenden Atemzug bemühte ich mich krampfhaft darum meine Fassung mir selbst gegenüber zu bewahren, währenddessen ich meine zitternden Hände zu Fäusten ballte und mir hart auf meine Lippen biss, um die heiße aufsteigende Nässe in meinen blaugrauen Augen mit aller Macht niederzukämpfen, aber es wollte mir schlussendlich einfach nicht gelingen. Sekundengleich fühlte ich bereits, wie sich eine brennende Armee aus unzähligen winzigen salzigen Perlen ihren unaufhaltsamen Pfad durch mein Gesicht zu bahnen begann, bevor letztendlich ein kurzes dafür umso heftigeres Beben durch meinen Muskeln jagte, um nur einen winzigen Augenblick später den Damm aus glühenden Tränen vollkommen zum Einsturz zu bringen.
 

L hockte derweilen bereits seit geraumer Zeit einfach nur absolut regungslos und tief in seinen widersprüchlichen Gedanken versunken auf seinem Sessel, während die mittlerweile ungewohnte beinah perfekte Stille um ihn herum schon fast greifbare Formen anzunehmen schien. Seinen aufgewühlten Körper hatte er glücklicher Weise wieder unter seine Kontrolle bekommen, aber sein Verstand unterlag leider nicht mehr seinem eigenem vollständigem Willen, sodass in ihm selbst nach wie vor immer noch ein unvorhergesehenes Chaos wütete, welches ihm unaufhörlich mit zahllosen verwirrenden Fragen malträtierte. Hatte er letztendlich tatsächlich die richtige Entscheidung getroffen? Würde ihm Zahra seine Worte wirklich vollständig glauben und dennoch weiter mit ihm in diesem Fall ermitteln? War es ihr möglich darüber hinweg zusehen oder war es heute vielleicht das letzte Mal gewesen, das er der jungen unlesbaren Frau persönlich begegnet war? Nachdenklich lag sein Daumen an seiner Unterlippe, indessen er hin und wieder einen kurzen prüfenden Seitenblick auf den flackernden Monitor der Überwachungskameras warf und doch war es für ihn schlussendlich nie lange realisierbar, sich vollkommen auf seine eigentliche Arbeit zu fokussieren. Immer wieder schlich sich das schmerzhafte Bild ihrer tief verletzt dreinschauenden blaugrauen Augen neuerlich in seine Gedanken zurück und gab somit den trotz allem unterschwellig in ihm pulsierenden mahnenden Zweifel an seinem Entschluss unentwegt neue Nahrung, was L einerseits betretender Weise gehörig verwirrte, aber anderseits auch zeitgleich genauso sehr verärgerte. Immerhin hatte er diesen endgültigen Schritt im voraus sehr genau durchdacht und sämtliche Pro wie auch Kontras gegeneinander abgewägt, aber dennoch blieb da ein unerschütterlicher Zwiespalt in ihm bestehen. Egal wie sehr der schwarzhaarige Detektiv auch versuchte sich an seinen logisch rationalen Argumenten, gegen seine unleugbaren Gefühle für Zahra, zu klammern und dadurch diese einengende quälende Unruhe in seinem Inneren zu vertreiben, er konnte die negativen Empfindungen in seinem Herzen einfach nicht verdrängen. Deutlich spiegelte sich sein Unmut über sich selbst wie auch seine Bedenken zu seiner kompromisslosen Entscheidung in seinen dunklen Seen wieder und obgleich es sich nicht so anfühlen wollte, war er nichts desto trotz der sicheren Überzeugung das einzig Richtige getan zu haben. Es war das Beste, für ihn und auch für Zahra, nur irgendwie wollte sein durcheinander geratener Verstand diesen klar definierten Umstand einfach nicht widerstandslos hinnehmen und das obwohl es die einzige vertretbare Option in dieser Situation gewesen war, denn der Fall Kira hatte allen voran oberste Priorität. Wieso nur hatte er sich auch auf sie eingelassen? Was hatte er sich bloß dabei gedacht, als er diese definitionslose Grenze zu seinen Emotionen so gedankenlos überschritten hatte? Zahra hatte L verändert und das ließ sich selbst für ihn nicht mehr abstreiten, denn mit ihr zusammen hatte er eine Welt betreten in die er einfach nicht gehörte und welche ihn nun bis an sein Lebensende mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verfolgen würde, aber er hatte zu guter Letzt eine Aufgabe zu erfüllen. Eine Verantwortung die er nicht einfach so ohne weiteres abstreifen konnte und die all seine Konzentration bedurfte, sodass für so etwas unkalkulierbares wie Liebe darin kein Raum mehr blieb. Es war unterm Strich sein eigener Fehler gewesen, nicht ihrer, denn er hätte seinen selbstsüchtigen Gefühlen unter keinen Umständen nachgeben dürfen und trotzdem war L letztendlich der verführerischen Versuchung dieser jungen Frau unterlegen, was er selbst noch immer am aller wenigsten verstand. Noch nie hatte ihn irgendjemand in seinem Leben so sehr beeinflusst gehabt, wie es Zahra letzten Endes gelungen war und noch nie hatte er sich in einer unbekannten Situation so hilflos gefühlt, wie er es mit ihr tat. Gedankenverloren tasteten seine kühlen Finger abermals prüfend über seine gerötete Wange und selbst jetzt konnte er noch den süßlich brennenden Schmerz fühlen, welchen ihre zierliche Hand auf dieser hinterlassen hatte. Ja er hatte ihr offensichtlich mit seiner emotionslosen direkten Aussage sehr weh getan und das Wissen darum hinterließ ein mehr als unangenehmes Ziehen in seiner Brust, welches das Wirrwarr aus Pein darin nur noch weiter anzustacheln schien, aber selbst damit hatte L im vornherein gerechnet gehabt. Auch wenn er es am liebsten verleugnet hätte, so hatte er durch die Erfahrungen mit dieser junge Frau unweigerlich lernen müssen, das Emotionen sehr viel mehr Macht auf einen Menschen ausüben konnten, als er es ihnen Zeit seines Lebens hatte zugestehen wollen und er hatte geahnt, das ihm sein Handeln ebenso negativ beeinflussen würde, aber eine in dieser Form ausufernden Zerrissenheit, wie er sie nun spürte, hatte er nicht erwartet. Allerdings wie würde es nun mit ihnen weiter gehen? Zahra war eigentlich eine sehr starke Person, das bewies ihm allein schon die Tatsache, das sie nach dem gewaltsamen Tod ihrer Freundin ihren Mörder bedingungslos gejagt hatte und nicht wie die meisten Menschen in tiefe Trauer versunken war, aber wie verhielt es sich mit ihr in so einer Sachlage wie diese? Konnte ihre Entschlossenheit zur Aufklärung dieses Falles über ihre verletzten Gefühle triumphieren oder hatte er sie dafür schlussendlich zu sehr getroffen? Bereits der Gedanke daran, das er diese sture Frau aufgrund seines eigenen Versagens vielleicht nie wieder sehen könnte, ließ seinen ohnehin bereits unruhigen Puls nochmals etwas weiter in die Höhe schnellen, denn das sie der Sonderkommission endgültig den Rücken kehrte lag ganz und gar nicht in seiner Absicht. Zwar wäre diese Entwicklung sicherlich eine große Hilfe für ihn und den in ihm tobenden emotionalen Aufstand, jedoch war sie dennoch auch genauso wertvoll für seine Ermittlungen gegen Kira. Jedenfalls versuchte er sich einzureden, das dies sein Hauptanliegen war, warum in ihm die Möglichkeit des Verlustes von Zahra in gewisser Weise sogar so etwas wie Angst hinterließ. Hin und her gerissen in seinen irrationalen Überlegungen und unterdessen trotz allem merklich darum bemüht, seinen Fokus auf das Vorantreiben des Falls zu avisieren, vernahm er plötzlich das unverkennbare Geräusch der sich leise öffnenden Tür des Hauptzimmers, nachdem sich der unerwartete Besuch durch ein kurzes signalisierendes Klopfen angekündigt hatte.
 

Wie verloren stand ich einsam und leblos mitten in dem lebendigen Gewimmel der Nachtschwärmer, während sich mein trauriger Blick starr hinauf in den inzwischen bewölkten Himmel richtete, wo ein seichtes Flackern und Grummeln allmählich das herannahende Gewitter ankündigte, um der schwüle Hitze des Tages endlich ein Ende zu setzten. Niemand nahm von mir Notiz und auch ich fühlte mich vollkommen unsichtbar in dieser fließenden Masse aus Menschen, die sich mittlerweile dicht an dicht an mir vorbei drängten. Es mochte bereits Mitternacht sein, aber ich hatte jegliches Gespür für die verstreichende Zeit um mich herum schon seit des Verlassen des Hotels verloren und im Grund war es mir auch völlig gleich, denn der Schmerz und die Traurigkeit in mir konnte man nicht mit den stummen Zeigern einer Uhr messen. Nein, diese Gefühle unterlagen keiner mir bekannten irdischen Einheit und sie waren auch keine Wunden, die sich nach einer geraumen Weile von selbst wieder schlossen. Sie blieben für immer als winzige dunkle Flecken auf der Seele zurück und veränderten einen, ob man nun wollte oder nicht, denn das war einer der Dinge, die ich durch den Tod von Lina qualvoll hatte lernen müssen. Nachdenklich schweiften meine geröteten verquollenen Augen über die sich zuziehende Wolkendecke und ein schweres bedrücktes Aufseufzen entkam meinen Lippen, indessen ich hilflos die Schultern sinken ließ. Noch immer kreisten mein Verstand unaufhörlich um die Frage nach dem Warum und doch blieben für mich am Ende jedes leidlichen Gedankenganges nur unbeständige Spekulationen und verwirrende Vermutungen zurück, die das Chaos in meinem Kopf nur noch weiter voran trieben. Ich wusste nicht, wie lange ich meinen schmerzlichen Emotionen unterlegen gewesen war, aber mittlerweile hatte ich einfach keine Tränen mehr, ebenso wenig wie die willensstarke Kraft gegen all diese anzukämpfen. So sehr ich es auch hasste, wenn ich es trotz allen Bemühungen nicht mehr schaffte mein wahres Gesicht nach außen hin zu verbergen und jeder um mich herum dazu in der Lage war zu sehen, wie schwach ich gegen jede Erwartung eigentlich wirklich war, so sehr musste ich mir in diesem einem Augenblick doch ebenfalls widerwillig eingestehen, das es mir dennoch gut getan hatte. Auch wenn der pochende Pein und die tiefe Verletztheit in meinen Inneren mit keiner verstrichenen Sekunde abgestumpft war, wirkte dieser überdeutliche Ausbruch meiner Gefühle in gewisser Weise sogar befreiend auf mich, denn meine Gedanken schienen nun endlich nicht mehr wie eine außer Kontrolle geratene Horde von wild gewordenen Flummis durch meinen marternden Kopf zu jagen. Die Sturmflut an überschäumenden Emotionen, welche mich so unaufhaltbar in den letzten Minuten überwältigt hatte, wies offensichtlich eine seltsam reinigende Wirkung auf und half mir sichtlich dabei, all das Chaos in meinem Verstand wenigstens für den Moment auf ein erträgliches Maß zu senken. Sanft fühlte ich ein kühles feuchtes Stupsen an meiner Hand und gleichzeitig verirrte sich ein leises wie ebenso nachdrückliches Wimmern in meinen Ohren, das mich müde hinunter zu dessen Ursache blicken ließ. Choco hatte all die Zeit über tröstend und beschützend stillschweigend an meiner Seite verbracht, was ich mit einem erschöpften aber trotz allem nicht minder dankbaren kleinen Schmunzeln feststellte, unterdessen ich ihm liebevoll durch sein dichtes Fell strich. Ja er war bei mir geblieben und dieser Umstand war für mich schon allein eine mehr als wohltuende Geste, denn es nahm mir ein wenig von dem Schmerz des Alleinseins. Doch auch seine wortlose Vertrautheit und sein stummer Zuspruch konnten den dumpfen brennenden Pein in meinem Herzen nicht vollständig auslöschen und meine substanzlosen Gedanken in eine akzeptable Richtung lenken, sodass sich mein Augenmerk kurz drauf wieder nachdenklich hinauf in die Wolken richtete. Was sollte ich jetzt tun? Wie konnte ich ihm nach dieser Offenbarung je wieder vorbehaltlos unter die Augen treten? Ich liebte ihn aufrichtig, das wusste er inzwischen genauso gut wie ich selbst und das nicht nur, weil ich es ihm persönlich auf die Nase gebunden hatte. Nein, L musste es einfach gespürt haben, denn da war so viel mehr zwischen uns gewesen, das man nicht in Worte zu kleiden vermochte und trotzdem all das ausgedrückt hatte, was ich für ihn mit ganzem Herzen empfand. Warum nur sieht er es mittlerweile bloß als Fehler an? Hatte ich irgendetwas Falsches getan? War ich nicht gut genug für den Meisterdetektiven oder lag es doch mehr in einen meiner bereits in Betracht gezogenen Optionen? Jedoch egal was es im Enddefekt für einen Grund hatte, so blieb für mich noch immer zudem auch nebenher die Frage bestehen, wie ich mich zukünftig ihm Gegenüber verhalten sollte. Da waren nunmehr so viele Erinnerungen in meinen Kopf, so viele positive wie gleichso negative Erfahrungen und Erlebnisse, welche ich in den letzten Wochen mit L zusammen durchlebt hatte, sodass jede neue Konfrontation mit ihm wahrscheinlich zu einem nervenaufreibenden Spießrutenlauf der Gefühle werden würde. Hatte ich überhaupt noch die Kraft dazu, all das durchzustehen? Immerhin war ich bisher niemals in meinem Leben gewillt gewesen einfach so kampflos aufzugeben, aber seit Linas Tod vor ein paar Monaten hatte sich vieles in mir unleugbar verändert und diese hatten unweigerlich ihre Spuren bei mir hinterlassen, welche sich mit jeden neuen Tag deutlicher in meinem Körper bemerkbar machten. War es für mich also noch irgendwie Möglich privates und berufliches voneinander abzugrenzen, wie es im professionellen Sinne eigentlich nur vernünftig wäre oder hatte ich dafür die Grenzen schon zu weit überschritten gehabt? Hilflos schloss ich kopfschüttelnd meine Augen und lauschte auf das stetig lauter werdenden Donnergrollen, welches die hell zuckenden Blitze am nächtlichen Himmel unbeständig begleitete, während allmählich der Duft des herannahenden Regens die auffrischende Luft zu erfüllen begann. Es war schlicht und ergreifend viel zu viel in mir – Bilder, Emotionen, Worte, der Gedanke an nur eine seiner winzigen schlichten Berührungen - welche mich im Zusammenhang mit diesem unlesbaren Detektiven mit einer so ungeheuren Wärme und Geborgenheit erfüllten, aber ebenso auch zeitgleich einen unsagbar erdrückenden Schmerz und auskühlende Einsamkeit in mir zurück ließen, sodass sich von mir unbemerkt erneut eine einzelne heiße Träne aus meinen Augenwinkel stahl und die fahle Haut meiner Wange auf ihren Weg hinab mit einer sengenden Spur aus Nässe verbrannte.
 

Bedächtig öffnete Watari die dunkel gemaserte Tür zu dem nicht weniger düster daliegenden Hotelzimmer und schob vorsichtig den kleinen Servierwagen mit allerlei kleinen Leckereien vor sich her, währenddessen er sich aufmerksam nach dessen Bewohnern umsah. Selten nur kam er zu so später Stunde und ohne jegliche Aufforderung seines Schützlings überraschend in die provisorische Ermittlungszentrale zurück, aber heute hatte ihn den gesamten Tag über schon so ein seltsames unbestimmtes Gefühl begleitet, welches wie eine mahnende unterschwellige Unruhe immer mehr Gestalt in seinen Kopf anzunehmen schien. Er hatte die Entwicklungen zwischen dem dunkelhaarigen Detektiven und der jungen sturen Frau wohlwollend wie gleichso wachsam verfolgt und ihm war nicht entgangen, das sich deren Beziehung zueinander mittlerweile auf einer sehr viel vertrauteren Ebene zu befinden schien, was ihm nach dem unerwarteten morgendlichen Zwischenfall bereits Zahras unmissverständlicher Blick nur nochmals neuerlich bestätigt hatte. Obwohl er sich über die offensichtlich wachsenden sozialen Fähigkeiten bei L freute, so wusste er doch auch ebenso gut, wie starrköpfig und verschlossen dieser junge Mann manchmal sein konnte und diese Tatsache bereitete ihm ein wenig Sorgen. Sein Schützling war bisher stets vollständig auf seine Arbeit fokussiert gewesen und hatte sich selbst niemals erlaubt, die Vormachtstellung seines scharfen logischen Verstandes in irgendeiner Art und Weise auch nur für wenige Sekunden anzuzweifeln oder gar fallen zu lassen, aber im Zusammenspiel mit Gefühlen konnte nur eine der beiden Seiten schlussendlich die Überhand gewinnen. Für Watari war es nicht allzu schwierig auszumachen für welchen Weg sich der Detektiv letztendlich demnach entscheiden würde, wenn er sich dieser zwiespältigen Sachlage vollkommen bewusst wurde, denn er kannte ihn nun schon so viele Jahre und er wusste inzwischen, das L stets die kalkulierbarste Richtung einschlug. Irrationale und unberechenbare Optionen, die seine Ermittlungen oder ihn selbst in jeglicher Form bedrohten, wurden konsequent ausradiert und durch vertretbare Lösungsansätze ersetzt. Doch in der Liebe gab es weder Logik noch Sicherheit und dieser unvermeidliche Umstand machten es seinem Schützling wahrscheinlich so unheimlich schwer, dieses Gefühl in Bezug auf sich selbst wie auch auf seine Arbeit zu händeln. Nein, auch er hatte das deutliche Zeichen an Zahras Hals nicht übersehen gehabt und ebenso die fühlbar angespannte Stimmung der Spekulationen über dessen Herkunft durch die anwesenden SOKO-Mitglieder war ihm am Morgen ganz und gar nicht entgangen, was ihn unzweifelhaft zum stillen Nachdenken angeregt hatte. Watari konnte nur vermuten, wie sich so eine ungewollte beinahe Offenlegung auf jemanden wie L auswirken würde und auch das dieser Kira nun wieder aktiv war, ließ seine Bedenken in Anbetracht auf die gesamte Situation wie auch auf die junge Frau nur noch beunruhigender werden. Somit hatte er sich nach langem Grübeln doch dazu entschlossen, einen kurzen überprüfenden Abstecher in das Zimmer der beiden Sturköpfe zu machen und unter einen Vorwand die momentane emotionale Lage in Augenschein zu nehmen, ehe auch er sich anschließend zu Ruhe begeben würde.
 

Nun jedoch erblickte er lediglich seinen jungen Schützling, welcher in seiner gewohnten Pose auf seinem Sessel hockte und die inhaftierten Personen über einen Bildschirm beobachtete, während von Zahra nicht die geringste Spur zu sehen war. Langsam schritt er weiter in den spärlich beleuchten Raum ein und begegnete sofort dem unerfreut wirkenden Blick von L, was das ungute Gefühl in seinem Inneren nur noch mehr in Aufruhr brachte. Der schwarzhaarige Detektiv hingegen war für einen kurzen Moment sichtlich überrascht von dem unangekündigtem Auftauchen seines Assistenten, aber ließ sich dennoch von seinem Unbehagen über dessen Erscheinen nichts konkretes anmerken, denn er ahnte bereits, das es einen versteckten Grund für sein Handeln geben musste. „Watari...Ist irgendetwas passiert von dem ich wissen sollte?...“ kam sogleich tonlos über seine Lippen und verfolgte die Ankunft der Nervennahrung neben ihm mit wachsenden Interesse. „Nein...Es ist alles ruhig Ryuzaki...Ich dachte nur, das jetzt wo Kira wieder aktiv ist, sie beide eine kleine Stärkung gebrauchen könnten...Doch wenn ich mich hier so umsehe scheint Zahra wohl nicht anwesend zu sein...“ folgte postwendend die lauernde Antwort des älteren Herrn, während er L einen stillen fragenden Blick zuwarf. Der junge Mann fixierte vollkommen regungslos das Gesicht von Watari, unterdessen er sich wohlwollend ein Stückchen Erdbeertorte vom Wagen klaubte und sich unbemerkt ernsthaft Gedanken zu seinen wahren Absichten zu machen begann. Er konnte unzweifelhaft bestimmen, das sein Assistent diese kleine Zwischenmahlzeit nur als Vorwand für den wirklichen Zweck seines Kommens vorschob und alleine die Anspielung auf den verbleib von Zahra wies ihm zielführend den Weg. Allerdings hatte L im Augenblick eigentlich überhaupt keine Lust, sich schon wieder mit dieser verwirrenden Person auseinander setzten zu müssen, denn das Chaos in ihm war weiterhin beständig und quälte ihn auch so bereits genug mit unlösbaren Fragen. Anderseits konnte er in den Aktionen und Regungen des älteren Herrn mittlerweile auch gut genug lesen, um erkennen zu können, das er sich nicht mit irgendeiner schalen Erklärung abspeisen lassen würde, weshalb er sich widerwillig doch dazu entschloss ihm wenigstens die halbe Wahrheit zukommen zu lassen. „Da haben Sie Recht...Zahra ist vorhin zurück in ihre eigene Wohnung gezogen...Immerhin besteht inzwischen kein stichhaltiger Grund mehr dazu, das sie sich noch länger als es die Ermittlungen erfordern hier im Hotel aufhält...Tun Sie mir also einen Gefallen und bedenken Sie das beim nächsten Hotelwechsel... Ach ja und seien Sie so nett und bringen Sie ihr in den nächsten Tagen noch den Rest ihrer Sachen zurück...“ gab er somit sachlich erläuternd preis, unterdessen er sich einen ersten Bissen von seinem Kuchen schmecken ließ und sich darum bemühte, sich von seiner inneren Zerrissenheit angesichts dieses Themas nicht anmerken zu lassen. Wataris Braue rutschte überrascht bei diesen Worten sichtlich nach oben und die Besorgnis in seinen Augen nahm nochmals ein gutes Stück zu, indessen er sich wiederholt aufmerksam in dem schattenhaften Zimmer umsah, bevor sein Blick an dem heraufziehenden Gewitter vor dem Fenster hängen blieb. Ihr Laptop stand noch immer aufgeklappt auf dem kleinem Tisch vor dem Sofa, auf welchem sie anscheinend gesessen hatte und auch die angefangene Tafel Schokolade daneben weckte genauso den lauter werdenden Zweifel in ihm, das diese Entscheidung tatsächlich im Guten getroffen wurde, wie ebenso die unberührte Leine von Choco, die nach wie vor griffbereit auf der Kommode neben der Tür lag. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, ebenso wie er sich nicht dem Eindruck entbehren konnte, das zwischen den beiden jungen Leuten irgendwas vorgefallen sein musste und dies missbehagte dem fürsorglichen älteren Herrn mit jeder Minute mehr. Doch auch wenn er sich durchaus bewusst war, das ihn die privaten Angelegenheiten der Zwei eigentlich nichts angingen, so kannte er die junge Frau jedoch mittlerweile gut genug, um ihre übereilte Hast in diesen Spuren zu erkennen, welche von einer unmissverständlichen Aufgewühltheit der augenscheinlich immer so stark wirkenden Zahra zeugten und dennoch war alles was er in so einer Lage tun konnte, seinem jungen sturen Schützling einen gutgemeinten Rat zu geben. Watari konnte nur vermuten, was sich in dem schwarzhaarigen Detektiven abspielte und trotz allem konnte er ihm deutlich eine gewisse Anspannung ansehen, welche er sicherlich vor jedem Anderen außer ihm hervorragend hätte überspielen können. „...L...“ wandte er sich somit kurz entschlossen und mit einem kleinen sanften Lächeln auf den Lippen an den jungen Detektiven, unterdessen er ihm nachdrücklich seine Hand auf die Schulter legte, sodass dieser übergangslos in seinem Tun erstarrte. „...Ich spreche jetzt zu ihnen als ihr Freund und nicht als ihr Assistent...Hören Sie...Ich weiß zwar nicht, was genau zwischen Zahra und Ihnen vorgefallen ist und es geht mich auch nichts an, aber...Begehen Sie keinen Fehler den Sie hinterher bereuen, nur weil er Ihnen als kalkulierbarste Möglichkeit offen steht...Liebe ist etwas, das sich nun einmal nicht berechnen lässt und dessen Sicherheit nur allzu oft trügerisch erscheint...und doch sie ist das Wertvollste, was einem Menschen zuteil werden kann...“ setzte er in einem warmen leisen Tonfall anschließend fort, bevor er jedoch sofort bestimmt von L zurecht gewiesen wurde. „Watari...Es steht Ihnen nicht zu, sich...“ begann dieser prompt einzuwenden, denn diese Worte heizten das immer lauter werdende Chaos in seinen Kopf nur noch weiter an, aber auch er wurde im selben Atemzug ungewohnt harsch von seinem Gegenüber unterbrochen. „...Das ist mir durchaus bewusst L und ich entschuldige mich inständig für mein ungalantes Verhalten, aber...“ gab dieser unverblümt zu, ehe er dann nochmals in einem erneut milderen Ton fortfuhr. „...Aber...Ich mache mir ein wenig Sorgen und das nicht nur um Zahra...L...Ich kenne Sie nun wahrlich lang genug um zu sehen, das Sie etwas beschäftigt...Und auch Zahra ist bei weitem nicht so stark, wie sie es den Menschen um sie herum glauben machen will...Ihr liegt wirklich viel an Ihnen und das wissen Sie vermutlich auch...Wenn Sie sich jetzt also aus irgendwelchen haltlosen Gründen von ihr abwenden, dann kann es sein, das Sie sie für immer verlieren...Das sollten Sie mit bedenken...“ schloss Watari sanft seine Ausführungen und besah sich noch einmal mit besorgter Mine den inzwischen irgendwie Abwesend wirkenden Detektiv vor sich, bevor er sich dann nach einer betretenden Weile ohne ein weiteres Wort behutsam zurück zog. L hingegen saß starr wie gleichso nachdenklich auf seinem Platz und wurde von einer bunten Mischung aus Ärger, Unwillen und Überraschung über die unerwartete Dreistigkeit seines Assistenten heimgesucht, währenddessen sich allerdings ebenso der nun immer stetiger wachsende Zweifel in seinem Herzen neuerlich aufbäumte, derweilen die Worte von Watari wie ein mahnendes Echo immer wieder von Neuem unaufhörlich in seinem Kopf nachhallten.
 

Lautstark kündigte das nunmehr zeitnahe aufeinanderfolgen von Blitz und Donner den bald einsetzenden kühlen Regen an und dennoch stand ich noch immer bewegungsunfähig mitten in Tokio unter freiem Himmel, als hätten sich meine umherschweifenden Gedanken wie beschwerende Gewichte auf meine Füße nieder geschlagen. Die Zeit stand für mich still, während sich mein unsteter müder Blick grübelnd von den tobenden Wolken über mir löste und sich stattdessen hinunter auf meinen treuen Gefährten richtete, welche sich beharrlich zu meinen Füßen ausgestreckt hatte. Seine flauschigen Ohren waren aufmerksam auf seine Umgebung gerichtete und sein tastender Blick huschte immer wieder hinauf zu dem hellen zuckenden Licht am Firmament, indessen sein Schwanz unruhig von einer Seite zur Anderen schlug. Behutsam ließ ich mich langsam zu ihm hinunter in die Hocke sinken und strich ihm beruhigend durch sein braun gemustertes Fell, denn obwohl ihm das Gewitter alles andere als zu behagen schien, war er trotzdem unnachgiebig an meiner Seite geblieben. „Es ist alles gut mein Schöner...Ich bin bei dir...“ meinte ich flüsternd zu ihm und war erschrocken, wie rau meine Stimme in meinen eigenen Ohren klang, während sich mein Hund zeitgleich nervös aufrappelte und sich Schutz suchend zwischen meinen Beinen verkroch. Schwer seufzte ich auf und kraulte indessen beständig über den weichen Kopf von Choco, derweilen sich mein Augenmerk nochmals prüfend zu Himmel hinauf schlich. Was sollte ich jetzt tun? Nach Hause wollte ich nicht, denn da wartete nichts als Einsamkeit und eine dunkle verlassende Wohnung auf mich, welche mir viel zu viel Spiel zum Nachdenken geben würde. Zurück ins Hotel konnte ich allerdings auch nicht und mein Willen L unter die Augen zu treten, war ohnehin im Augenblick alles andere als ausgeprägt, doch wo sollte ich sonst hin? Ich hatte hier niemanden außer der Sonderkommission und dort wartete im Moment ebenso nichts weiter als neuer seelischer Schmerz auf mich, von welchen ich für heute eigentlich mehr als genug erlitten hatte. Hilflos glitten meine aufgeschwemmten blaugrauen Augen auf meinen Hund und dann einmal forschend über das uns umgebende lebhafte Umfeld, wobei mir erst jetzt erstmalige wirklich auffiel, das ich mich in einer mir völlig fremden Gebiet auffielt. Bestürzt schloss ich resigniert meine Lider und dennoch erhaschte nebenher etwas bekanntes meine Aufmerksamkeit, sodass ich abrupt in meiner Bewegung inne hielt, bevor ich mich umständlich streckte um das Objekt meiner Begierde näher in Augenschein nehmen zu können. Reflektierend besah ich mir das schmutzige Stück Zeitung, welches die Unheil bekundenden Schlagzeile über Kiras Rückkehr an diesem Morgen offenbarte und somit einer der Auslöser für meine augenblickliche bittere Lage war. Ohne das ich es mir selbst richtig bewusst war, strichen meine zitternden Finger wie von allein erinnerungsschwer über das leidenschaftliche Zeichen an meinem Hals und meinen Gedanken drohten wiederholt in einen Strudel aus Fragen und Spekulationen zu versinken, doch dieses mal schob mein rationaler Verstand rechtzeitig einen schweren Riegel davor. Nein, dieser Kira war vielleicht einer der Ursachen für diese verquere Sachlage, nicht aber der wahre Grund und das wusste ich, auch wenn es sich im Moment ganz anders anfühlte. Ich hatte mir damals selbst geschworen ihn für sein Handeln hinter Gittern zu bringen und alles in meiner Macht stehende zu tun, um neue potenzielle Opfer zu schützen, aber an dieser unglücklichen Aneinanderreihung von Ereignissen in meinem Liebesleben trug er nur in Bezug auf seine eigentlichen Straftaten schuld. Jedoch war alleine dieser Gedankengang wie auch die damit einhergehende Erinnerung an meinem ursprünglichen Interesse an diesen Ermittlungen plötzlich wie Rettungsseil in der mich ertränkenden Flut aus Gefühlen, nach dem ich instinktiv mit all meinen Sinnen griff, denn damit hatte ich einen neuen alten Punkt, auf welchen ich meine Energie, meine Gedanken und auch mein Herz lenken konnte. Die Lösung des Falls und damit ebenso die Verhaftung von Kira. Es war wie ein Dämpfer, eine Ablenkung von den mich im Augenblick so unnachgiebig zerwühlenden Qualen und Emotionen und insgeheim eigentlich nur eine willkommene Fluchtmöglichkeit, aber das war mir gleich. Es war mir egal wie schwer es bis dahin noch werden würde und es war mir auch egal was sich um mich herum abspielte, denn dieses Versprechen, was ich mir selbst gegeben hatte, würde ich um jeden Preis halten. Es war meine persönlich gewählte Aufgabe, der Beweggrund warum ich vor Monaten der SOKO beigetreten und weshalb ich jetzt in dieser schmerzlichen Lage gefangen war. Mit Kira hatte alles begonnen und mit seiner Verhaftung würde es auch enden, selbst wenn ich heute bereits wusste, das meine Liebe für L bis an mein Lebensende unausweichlich ein Teil von mir bleiben würde.

Ultimatum

Ultimatum
 

Hier hockte ich nun mit meinem sichtbar verweintem Gesicht,mitten in der Nacht und irgendwo im Nirgendwo in dieser riesigen Stadt Tokio, während sich neben mir mein unruhiger Freund immer dichter an mich drängte. Das Gewitter über uns nahm immer weiter an Intensität zu und würde sich bald schon in seiner vollen Stärke präsentieren und dennoch machte ich keinerlei Anstalten mich von meinem Platz zu erheben oder gar Schutz zu suchen. Ich war wie gefangen in meinen selbstverleugnenden Gedanken zu L und fixierte indessen unumwunden die hämisch lachende Überschrift des Artikels in meiner Hand, welche mir immer wieder nur ein einziges Wort entgegen zu speien schien. Kira. Der Name des Massenmörders, hinter welchem ich nun bereits seit Wochen zusammen mit der Sonderkommission her war und welchem wir durch unsere Ermittlungsergebnisse in dem Studenten Light Yagami zusehen geglaubt hatten, weshalb dieser bereits seit geraumer Zeit unter Beobachtung stand. Er war der Grund, warum es mir letztendlich überhaupt Möglich gewesen war diesem undurchschaubaren Meisterdetektiven über den Weg zu laufen und mich, ohne es wirklich zu merken, Hals über Kopf in diesen zu verlieben, weswegen ich schlussendlich jetzt in dieser Zwickmühle steckte. Doch auch wenn seine schrecklichen Straftaten eine Ursache für das Entstehen dieser mich bedrückenden Konfliktsituation waren, so lagen die eigentlichen Auslöser dafür jedoch nicht in dem Fall, sondern viel mehr bei uns selber und das war mir unterschwellig nur allzu gut bewusst. Das ich mich gerade jetzt neuerlich so an die bevorstehenden Ermittlungen gegen Kira klammerte war unleugbar ein Unterdrückungsversuch meiner mich schmerzenden Gefühle, aber wenn es funktionierte, dann wäre ich mehr als dankbar dafür. Ich hatte nach Linas Tod nichts mehr gehabt, wofür es sich zu kämpfen gelohnt hätte, denn außer meiner Arbeit als Kriminalbeamtin war mir nichts mehr geblieben. Gerechtigkeit und der Schutz von anderen Menschen war alles, was zum damaligen Zeitpunkt noch in meinem Kopf vorgeherrscht hatte wie auch das insgeheime Versprechen, gegen jegliche Form der Kriminalität vorzugehen. Doch dann war plötzlich L zusammen mit diesem Kira in mein Leben getreten und mein Herz erschuf eigenmächtig einen neuen Sinn für mein Handeln. Dieser anfangs recht skurril wirkende Detektiv, hatte es tatsächlich geschafft mich mit seinen ständigen Provokationen zu Weißglut zu treiben und mir Seiten an mir selbst aufzuzeigen, von dessen Existenz noch nicht einmal ich wusste, was mich zu Beginn nicht nur verwirrt sondern viel mehr verärgert hatte. Aber dieses erste skeptische Beäugen wie auch all diese kleinen still ausgefochtenen Machtkämpfe zwischen uns, hatte rückblickend wohl den Grundstein für eine sympathisierende Annäherung gelegt und aus zwei frei denkenden Ermittlern waren nach einer Weile letztendlich so etwas wie Freunde geworden. Doch diese Freundschaft währte nicht lange, denn die tiefe dieser Zuneigung entwickelte sich mit voranschreiten des Falls zu etwa weitaus größerem, das ich selbst noch vor gar nicht allzu langer Zeit anzufechten versucht hatte. Freundschaft wurde zu Liebe und damit zu einem unwiderlegbaren wichtigem Teil von mir, dem ich mich bis heute nicht zu entziehen vermochte. Neuerlich suchten sich meine abschweifenden Gedanken ihren eigenen starrsinnigen Weg in meinen abwehrenden rationalen Verstand und ich knüllte zeitgleich mit dessen Begreifen das Papier, mit aller Macht die ich aufbringen konnte, in meinen nunmehr wiederholt bebenden Händen zusammen, während mich gleichzeitig abermals eine Erinnerung nach der Anderen heimzusuchen begann, denn so sehr ich es auch versuchte abzuschütteln – Dieser Fall und all meine Erlebnisse mit L waren unzertrennbar miteinander verbunden. Ich konnte zwar probieren mich vor dieser unzweifelhaften Tatsache zu verschließen und mich wie nach Linas Tod von allen meinen Gefühlen abzuschotten, aber gelingen würde es mir dieses Mal wohl nicht, denn ich war einfach nicht mehr die gleiche Frau, welche vor ein paar Monaten nach Japan ausgewandert war. Nein, auch ich hatte mich während der Ermittlungen unwiderruflich verändert und das lag nachweislich einzig und allein an diesem unlesbaren Meisterdetektiv. Lina hatte mir vor sehr langer Zeit verständlich gemacht, was es hieß mit anderen Menschen zu agieren und sie hatte mir die Bedeutung der Wörter Freundschaft, Vertrauen wie letzten Endes auch von Verlust gelehrt, aber L hatte mir auf seine ganz eigen Art etwas gezeigt, wozu sie niemals imstande gewesen wäre. Er hatte mir beigebracht, was es bedeutete jemanden aufrichtig zu Lieben und damit eine sehr viel tiefer sitzende Sehnsucht in mir berührt. Abrupt stand ich mitten in diesen dämmernden Gedankengängen mit einer einzigen fließenden Bewegung von meinem Platz auf und biss mir sofort krampfhaft verdrängend auf meine Lippen, denn dieser Umstand lastete nur noch schwerer auf meiner ohnehin schon angeschlagenen Seele, aber ich konnte die erneute aufsteigende Nässe in meinen geröteten Augen einfach nicht mehr verhindern. So sehr ich auch versuchte Stark zu sein und so sehr ich mich darum auch bemühte, all meine Konzentration einzig und allein auf Kira zu fokussieren, desto bildhafter schienen all die herzzerreißenden Gedanken in meinem Kopf zu werden, was mir meine Aussichtslosigkeit in Bezug auf meinen Abwehrversuch nur noch deutlicher vor Augen führte. Hilfesuchend wie gleichso flehend schweifte mein Blick hinauf in den flackernden Himmel und prompt zerriss ein ohrenbetäubender Knall die dunkle unebene Masse über mir, bevor zeitgleich das dumpfe Grollen des dazugehörigen Donners folgte. Ein helles Licht, das wie ein unguter Vorbote das Firmament für einen Atemzug lang vollständig entzweite und dann wurde es plötzlich schlagartig finster um mich herum, unterdessen ich die ersten kalten Tropfen des einsetzenden Regens auf meiner warmen Haut spüren konnte. Gedämpft vernahm ich die überraschten wie teilweise gar verängstigten Schreie der Leute um mich herum, derweilen mein Hund sich neuerlich unsicher zwischen meine Beine drängte, aber ich selbst blieb völlig regungslos stehen und genoss für diesen einen Augenblick nur vollkommen wortlos das kühle prasselnde Wasser in meinem Gesicht, welches die salzigen heißen Perlen der Erkenntnis einfach lautlos mit sich fortspülte.
 

L hatte für eine lange Zeit einfach nur wie versteinert auf seinem Sessel gehockt und mit leeren dunklen Augen nachdenklich sein Stück Kuchen fixiert gehabt, welches noch immer seit dem verlassen des Zimmers von Watari geduldig vor ihm stand. Er hatte es inzwischen schlicht und ergreifend vergessen und auch sein Appetit hatte sich durch die aufwühlenden Worte seines Assistenten ebenso schnell wieder verflüchtigt gehabt, wie er gekommen war. Aus irgendeinem Grund hinterließ diese Aussage bei ihm das unnachgiebige Gefühl, mit seiner Entscheidung tatsächlich einen Fehler begangen zu haben und nährte damit den ohnehin bereits an ihm unterschwellig nagenden Zweifel an der Richtigkeit seines Entschlusses. Immer wieder schlichen sich diese zwei anklagenden verletzten blaugrauen Augen in seine Gedanken zurück und auch die brüchige schmerzerfüllte Stimme der jungen Frau marterte ihn mit ihrem beständigen Echo. Warum nur war es so schwierig für ihn eine zufriedenstellende Antwort auf all die in seinem Kopf schwirrenden Fragen zu finden und wieso bloß hinterließ jedweder Gedankengang zu diesem Thema einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge, ganz gleich ob er sich nun für oder gegen seine gefasste Entscheidung aussprach? Konnte es in Bezug auf diese Art von Emotionen überhaupt eine hinlänglich als richtig definierte Lösung geben oder waren beide Wege mit einer ähnlich schweren Last bestückt? Es beschäftigte den schwarzhaarigen Detektiven mit jeder vergehenden Minute mehr und mehr, aber wirklich zu einer erlösenden Schlussfolgerung war er bis jetzt noch immer nicht gekommen und das schmerzvolle Chaos in seinem Inneren nahm unterdessen weiterhin beständig zu. Dieser Fall und die damit zusammenhängenden Ermittlungen waren bei weitem schon lange nicht mehr seine größte Herausforderung, obgleich sie angesichts seiner bisherigen Aufgaben in Bezug auf seine Tätigkeit die bisherige Spitze des Eisberges waren, aber im Vergleich zu seinen eigenen rätselumwobenden Emotionen wie auch bezüglich der jungen Frau, zogen diese unbestreitbar den Kürzeren. L war deutlich überrascht gewesen, als sich Watari so unvermittelt in diese ohnehin bereits verzwickte Situation mit eingeschaltet hatte und es hatte ihn nebenher nicht nur mit wachsenden Ausmaße in seinem Beschluss verunsichert, sonder zusätzlich auch gleichso verärgert. Zwar verstand er, das der ältere Herr sich offensichtlich Sorgen machte, dennoch war es für ihm auch auf eine gewisse Art und Weise irgendwie unangenehm, von seinem treuen Gefährten in solch einer Form gemaßregelt zu werden, selbst wenn er es nur als gut gemeinten Ratschlag bezeichnet hatte. Dem jungen Detektiven fiel es auch ohne das bereits schwer genug, all diese neuen und fremdartigen Dinge in ihm zu begreifen und sich mit dessen unberechenbaren Nuancen auseinander zusetzten, da bedurfte es nicht noch mehr von diesen irritierenden Informationen, welche sein Unterbewusstsein insgeheim zudem auch noch zu befürworten schien. Die Wege in seinem Kopf waren vollkommen wirr und jedes mal wenn er der Meinung war den richtigen Pfad eingeschlagen zu haben, endete er doch nur erneut in einer unüberwindbar erscheinenden Sackgasse, welche seinen Ärger wie auch seine Frustration zu diesem Thema mehr und mehr bis an die Spitze des Erträglichen emporsteigen ließ. Hatte er überhaupt auch nur den Hauch einer Chance jemals wieder aus diesem ihn quälenden Irrgarten der Spekulationen zu entkommen? Selbst wenn es ihm gelingen würde, sich auf seine Hauptaufgabe zu konzentrieren, wären all die in ihm lauernden Emotionen weiterhin unterschwellig präsent und er erkannte inzwischen unwillig, das diese letzten Endes lediglich irgendwo in den tiefen Schatten seiner Seele geduldig warten würden, um in einem kurzen Moment der Schwäche neuerlich zuschlagen zu können. Jedoch so lange er sich nicht zu hundert Prozent sicher sein konnte, ob seine Entscheidung nun tatsächlich richtig gewesen war oder nicht, musste er sich darum bemühen, genau dieser möglichen Wahrscheinlichkeit vorzubeugen und seinen Fokus konsequent auf die Ermittlungen gegen Kira richten, denn nur so konnte er eventuell zu einem späteren Zeitpunkt hoffentlich eine halbwegs objektive Schlussfolgerung aus all diesen kreisenden Informationen in seinem Verstand ziehen. Jetzt jedenfalls hatte er weder die Lust noch die Nerven dazu, um sich fortwährend den Kopf über dieses unangenehme Problem zu zerbrechen und ließ nach einem letzten bestätigenden Atemzug sein Augenmerk abermals hinüber auf die Monitore gleiten, während er sich zeitgleich eindringlichst die wichtigsten Fakten über den Fall wiederholt ins Gedächtnis zurück zurufen begann.
 

Mein Kleidung war inzwischen vollkommen durchnässt und klebte wie eine kalte zweite Haut beschwerend an meinem aufgeheizten Körper, unterdessen mir meine langen braunen Haare in tropfenden Strähnen über meine Schultern fielen. Wie lange ich unter dem heftig tobenden Wolken über mir reglos im Regen gestanden hatte, vermochte ich gar nicht mehr zu sagen, aber die belebende Frische in meinem Gesicht half mir ein wenig, meine eigenen salzigen Flüsse zum versiegen zu bringen, bevor ich meinen grüblerischen Blick endlich von dem beeindruckenden Naturschauspiel los riss und mich zaghaft in Bewegung setzte. Choco folgte mir sofort freudig schwanzwedelnd auf dem Fuße, denn trotz seiner spürbaren Nervosität hatte er die gesamte Zeit über unnachgiebig neben mir ausgeharrt und war nicht einen Millimeter von meiner Seite gewichen, was ich dankbar stillschweigend registriert hatte. Orientierend ließ ich zunächst einmal meine müden Augen über die nähere Umgebung schweifen und versuchte mich krampfhaft wenigstens an die Richtung zu erinnern, aus der ich vor geraumer Zeit so gedankenverloren gekommen war, was mir allerdings durch den witterungsbedingtem Stromausfall nicht gerade vereinfacht wurde. Vorsichtig wie gleichso aufmerksam schlich ich mich beinahe lautlos durch das nun schattenhaft daliegende Gebiet, indessen mir hin und wieder die ein oder andere schwarze Gestalt eilend über den Weg lief, doch glücklicher Weise schien keine von ihnen in irgendeiner Form ein Interesse an mir zu zeigen. Natürlich war ich schon auf Grund meiner Ausbildung nicht völlig hilflos und ich würde mich jedem gegenüber entschlossen zu wehr setzten, der versuchen würde mich in diesen düsteren Stunden hinterrücks zu überfallen, aber dennoch war mir auch sehr wohl bewusst, das ich bereits allein durch meine geschlechtliche Unterlegenheit wie ebenso meinen momentanen kräftezehrende Zustand für viele ein leichtes Opfer abgeben würde. Jedoch irgendwann musste auch ich von meiner überhasteten Flucht vor meinen Gefühlen zurückkommen und mich wieder meinem realen wenn auch schmerzlichen Leben zuwenden, was für mich hier und jetzt bedeutete umzukehren ehe es zu spät war. Noch immer rasten meine Gedanken und Erinnerungen zu L wie ein zu entgleisen drohender Schnellzug durch meinem Verstand, aber dennoch hatte ich in der schützenden Dunkelheit der Nacht eine bitteren Entscheidung getroffen, welche sich unweigerlich aus dem wahrhaftigen Erkennen meiner augenblicklichen Lage erschlossen hatte. Ich würde in dem Fall weiter ermitteln und Kira ein für alle Mal das Handwerk legen, denn das war meine mir eigenständig auferlegte Aufgabe wie gleichso ein Versprechen an mich selbst, was ich unter keinen Umständen aufgeben würde. Allerdings würde das sicherlich nicht ganz so einfach werden, wie ich es vielleicht vermutet hatte, da das demzufolge auch bedeute, das ich weiterhin mit der Sonderkommission und damit auch mit L zusammenarbeiten musste, wenn mir noch etwas an meinem Leben lag. Aber irgendwie würde ich es schon schaffen und mittlerweile wusste ich zudem, das ich vor meinen Gefühlen zu ihm, solange er in meiner Nähe sein würde, einfach nicht davon laufen konnte. Wenn ich also diesen Kira zur Strecke bringen wollte, dann brauchte ich dafür unwiderruflich die Hilfe von diesem unberechenbaren Detektiven und das hieß im selben Atemzug ebenso, das ich ohne Umschweife lernen musste mit diesem erdrückenden Schmerz in meinem Herzen im Einklang zu leben, denn verdrängen lassen würde er sich schlussendlich ohnehin nicht. Ein schweres Aufseufzen entkam meinem Mund, währenddessen ich nachdenklich von eine Gasse zur Anderen schritt und mir verbissen einen Rückweg suchte. `...Wie kannst du auch nur so blöd sein und blindlings in einer Stadt wie dieser herumirren?...Hättest du nicht ab und zu wenigstens Mal auf einen Straßennamen oder andere Anhaltspunkte achten können?...` meldete sich plötzlich anklagend mein nun endlich wieder vollständig anwesender logischer Verstand zurück, was ich sofort mit einem deutlich genervten Augenrollen quittierte. `...Na vielen Dank...Du mich auch...` warf ich postwendend gedanklich hinterher und schüttelte noch währenddessen irritiert wie ebenso resigniert meinen braunen Haarschopf über mich selbst. Wenn ich jetzt tatsächlich auch noch Streit mit meiner eigene geistigen Gesundheit anfangen würde, dann war die Klapsmühle wirklich bald in greifbarer Nähe und gerade jetzt hatte ich das starke eindringliche Gefühl, das ich mich in der Zwischenzeit schon selbst nicht mehr wieder erkannte. Japan hinterließ unbestreitbar immer markanter seine unübersehbaren Spuren in mir wie ebenso in meiner Persönlichkeit und insgeheim begann ich mich ehrlich zu fragen, was Lina wohl von meiner derzeitigen Entwicklung halten würde, wenn sie mich jetzt so sehen könnte. Ein kleiner trauriger Schatten huschte zeitgleich mit diesem Gedanken über mein Gesicht und dennoch legte sich ein liebevolles Schmunzeln auf meine Lippen, als sich nach langer Zeit mal wieder ihr spöttisch lachendes Bild vor meinem inneren Auge zu formen begann. Es war seltsam, aber trotzdem der Schmerz über ihren Verlust und die tiefe damit einhergehende Trauer noch immer in meinem zerrissenen Herzen beständig war, überwiegten mittlerweile mehr die schönen Erinnerungen an meine mir so vertraute Freundin. Seit dem Tag, an welchem ich L gegenüber meine gut gewahrte Fassade über meinen mich zerfressenden Kummer fallen gelassen hatte, waren auch meine mich düster marternden Andenken an sie deutlich heller geworden und das Gefühl der Einsamkeit hatte sich immer mehr und mehr in mir zurück gezogen gehabt, sodass ich mit ihr nun fast ausschließlich nur noch positive Erfahrungen verband. Hastig blinzelnd versuchte ich das nun erneut aufkeimende Brennen in meinen Augen zu vertreiben, denn dieser Gedankengang rief nebenher ein nur allzu schmerzhaftes Bild in meinem Kopf wieder zurück auf den Plan und erinnerte mich daran, wie ich nach dieser aufwühlenden Nacht glücklich wie gleichso mit einer unbeschreiblichen Wärme in meinem Herzen an seiner Schulter auf dem Sofa aufgewacht war. In diesem einen Augenblick, wo ich so hilflos und verletzlich fast in meiner Trauer um Lina ertrunken war, hatte er mich aufgefangen und mir auf seine ganz eigene Art Halt geboten gehabt. Ja, L war in diesen Zeiten für mich da gewesen und auch wenn er nicht wirklich etwas großartiges gesagt oder getan hatte, so hatte das belanglos erscheinende Zuhören doch so viel mehr Gewicht gehabt, als man es wahrscheinlich vermuten würde. Eilig wischte ich mir mit meiner Hand über meinen neuerlich verschleierten Blick und setzte unterdessen nochmals ein gutes Stück an Geschwindigkeit zu, um der drohenden neuen Überflutung meiner Gedanken schnellstmöglich zu entkommen. Es war nur eine von vielen meiner Erlebnisse mit ihm und dennoch schien jede einzelne von ihnen so unsagbar kostbar zu sein, das sie sich wie lauter kleine leuchtende Edelsteine auf meinem Lebensweg eingebrannt hatte.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit in unbekannter vollkommener Finsternis erblickte ich endlich eine mir wohlvertraute Kulisse, welche jedoch gleichzeitig einen spürbar schmerzhaften Stich in meiner Brust hinterließ und der finsteren Nebel der Unsicherheit neuerlich in meinem gepeinigtem Herzen aufzog. Ich war nach meinem gedankenschweren zeitlos erscheinenden Fußmarsch durch den Regen wieder an meinem Ausgangspunkt angekommen, welcher mir postwendend den unglücklichen Verlauf des vorangegangenen Abend wiederholt zurück ins Gedächtnis rief und meine gefasst wirkende Fassade erneut gewaltig ins wanken brachte. Doch ich hatte keine andere Wahl, denn selbst wenn ich zu meiner eigenen Wohnung zurück ging, so hatte ich vorhin durch meinen überstürzten Aufbruch all meine Sache bei L in diesem Hotelzimmer gelassen und das wiederum schloss dementsprechend auch meinen Haustürschlüssel mit ein. Um nach Hause gehen zu können, musste ich also da hinauf und diesen wieder in meinen Besitz bringen, aber selbst wenn ich mir geschworen hatte, trotz der Anwesenheit des Detektiven und meiner Gefühle für ihn, an dem Fall Kira weiter zuarbeiten, so kostete mich gerade auch bloß der Gedanke an das Betreten des Zimmers eine unaussprechliche Überwindung. Ihm jetzt gegenüber zu stehen und seinen dunklen ausdruckslosen Seen entgegenblicken zu müssen oder gar wie schon so oft von ihn in eine Art des Kreuzverhörs genommen zu werden, ließ die Kraft in meinen schwächelnden Beinen nochmalig schwinden. `...Wenn du es jetzt nicht schaffst dich deinen Gefühlen zu stellen, dann wirst du es auch Morgen oder Übermorgen nicht schaffen Mädchen...` riss mich nahtlos mein beschwörender Verstand zurück in die harte Realität und ich ahnt bereits jetzt, das dieser Gedanke nicht vollkommen unbegründet war. Die Angst und die Unsicherheit, welche ich in mir spürte und welche ebenso auch die unverkennbaren Spuren der Wut über meine eigene Schwäche in mir zurückließen, legten sich tonnenschwer auf die Bewegungsfähigkeit meines aufgewühlten Körpers. Wie erstarrt stand ich vor dem Eingangsbereich des Hotels und wog die zwiegespaltenen Intensionen in meinem Inneren ab, doch im Endeffekt kam ich immer wieder bei der selben schaudervollen Schlussfolgerung an, welche sich wie ein ganzer Zentner Steine qualvoll in meinen Magen breit zumachen begann. Ich musste in die Höhle des Löwen, den eine andere Chance hatte ich nicht und ich wollte letzten Endes auch nicht vor meiner eigen Furcht davonlaufen, denn das würde ich mir selbst niemals verzeihen. Nein, ich musste mich zusammenreißen und stark bleiben – nicht nur für mich, sondern ebenso für unsere Ermittlungen und letzten Endes auch für L. Wenn ich jetzt einfach so feige aufgab, dann würde ich ihn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für immer verlieren und selbst wenn es im Augenblick aus allen erdenklich Richtungen besehen hoffnungslos schien, war da irgendwo tief in mir noch ein aller letzter winziger Funke meines Glaubens an die Liebe zurückgeblieben. Somit spannte ich entschlossen meine sichtbar zitternden Muskeln an und richtete zielsicher meine blaugrauen Augen hinauf auf das dunkel daliegende Zimmer von L, während ich mich gerade mit einen letzten tiefen bestärkenden Atemzug auf den Weg machen wollte, als ich plötzlich hinter mir eine altvertraute Stimme meinen Namen rufen hörte.
 

Vollkommen überrascht und mit einem deutlich perplexen Blinzeln drehte ich mich ruckartig in die entsprechende Richtung, unterdessen ich krampfhaft versuchte die schattenhafte Dunkelheit vor mir mit meinen forschenden Blicken zu durchdringen. „...Zahra...Gott sei Dank es geht Ihnen gut...“ vernahm ich neuerlich den bekannten Klang in meinen Ohren und erspähte kurz darauf in dem hellem sekundenhaften aufleuchten eines Blitzes, die mit einem Regenschirm eiligst herannahende Gestalt, bevor diese mit einem sichtbar besorgtem Ausdruck in den Augen vor mir zum Halten kam. „...Watari...Was machen Sie denn um diese Zeit und noch dazu bei so einem Mistwetter hier draußen auf der Straße?...Ist irgendetwas passiert?...“ gab ich sogleich fassungslos wie ebenso alarmiert von mir, denn üblicher Weise hatte der ältere Herr sich zu so später Stunde bereits zu Ruhe begeben und gerade dieser Umstand machte mir deutlich Sorgen. „...Das müsste ich doch wohl eher Sie fragen oder?...Ich war bei Ihnen zu Hause, weil ich mir ein wenig Sorgen um Sie gemacht habe, nachdem ich vorhin kurz bei Ryuzaki vorbeigeschaut hatte und Sie nicht anwesend waren...“ kam sofort die beunruhigt fragende wie dennoch gleichso unterschwellig erklärende Antwort von ihm zurück und maß mich indessen mit einem mitleidigen Blick, welchen ich ihm postwendend mit einem eindringlich warnenden quittierte. Der forschende Ausdruck in meinen müden Augen hatte im selben Moment der nun neuerlich in mir aufkommenden Traurigkeit platz gemacht, als in mir seine Worte die schmerzliche Auseinandersetzung mit L wiederholt bildhaft aufflammen ließen, aber trotz allem konnte ich seinen vor Mitleid zerfließenden stillen Ausdruck in seinem Gesicht nicht einfach so widerstandslos hinnehmen. Ich hasste es schlichtweg, wenn man mich so ansah und neben der mir erneuten aufgezeigten Schwäche meiner selbst, konnte ich mir durchaus auch ohne dies sehr gut vorstellen, das ich mit Sicherheit gerade ziemlich mitgenommen aussehen musste. „...Mir geht es soweit gut...also machen Sie bitte nicht so ein Gesicht ok?...Ich war nur ein wenig unterwegs, um den Kopf frei zu kriegen...das ist alles...“ meinte ich mit einem reagierenden Schulterzucken und konnte mir allerdings bereits jetzt schon denken, das ich mit solch einer schwammigen Ausrede bei ihm nicht weit kommen würde. Watari kannte Zahra und auch ihre Gefühle für seinen Schützling mittlerweile gut genug, um diese Aussage nach einem einzigen mustern ihrer geröteten Augen als Lüge festsetzten zu können und dazu musste er die bis auf die Knochen durchgeweicht Person vor sich nicht einmal bei vollständigem Licht besehen. Er hatte inzwischen schon vermutet, das irgendetwas zwischen den beiden Starrköpfen vorgefallen sein musste, was ihn nach seinen kurzen Gespräch mit L auch dazu veranlasst hatte, bei der jungen Frau vorsichtshalber nach dem Rechten zu sehen und seine Sorge war im Nachhinein betrachtet offensichtlich nicht ganz so unbegründet gewesen. Nun, wo er sie gefunden hatte, konnte er mit Bestimmtheit sagen, das irgendetwas im Argen lag und das es etwas gewesen war, was Zahra deutlich zugesetzt haben musste. „...Ja das sehe ich...Hören Sie Zahra...egal was zwischen Ihnen und Ryuzaki vorgefallen ist...wenn Sie das Gefühl haben mit jemanden reden zu wollen, dann können Sie gerne immer zu mir kommen...“ gab er vorsichtig erklärend und mit einem warmen aufmunternden Schmunzeln von sich, währenddessen er sich im Stillen nur nur noch mehr Gedanken um die zwei jungen Leute zumachen begann. Nachdenklich richteten sich langsam meine trüber werdenden Augen auf das wohlvertraute Gesicht des älteren Herrn und ein kleines dankbares Lächeln legte sich zeitgleich mit dem verstehen seiner sanften Worte auf meine mittlerweile spröden Lippen, obwohl mir eigentlich gerade nicht im geringsten nach Lachen zu Mute war. Dennoch war allein bereits das Wissen darum, das da jemand war, der dazu bereit war mir und meinen Problemen zuzuhören, eine wohltuende Tatsache, die eine größer werdende heilende Wärme in meinem Inneren zurückließ. „...Das weiß ich Watari und ich bin Ihnen auch wirklich sehr dankbar dafür, aber... im Augenblick weiß ich einfach selbst nicht mehr, wo mir der Kopf steht...Ryuzaki alleine ist schon nicht leicht zu verstehen...wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich ihn ja eigentlich noch nie richtig verstanden...wie ein Buch mit sieben Siegeln...doch jetzt begreife ich sein Handeln überhaupt nicht mehr...weniger denn je... und unsere momentane Situation macht zudem die ganze Sache ohnehin nur noch komplizierter...“ verließ es bitter flüsternd meinen Mund und doch lag darauf auch ein trauriges bedauerndes Schmunzeln, was im kompletten Gegensatz zu meinen reglosen Gesichtsausdruck stand. Mein Kopf war zum aller ersten Mal an diesem Abend vollständig leer, ausgebrannt und abgrundtief erschöpft, sodass ich nicht einmal mehr die Kraft dazu fand, ihm eine passende Ausrede aufzutischen. Auch wenn ich ihm vertraute und bereits des öfteren mit ihm über meine Gefühle für seinen Schützling gesprochen hatte, so war ich trotz allem nie so hilflos wie heute gewesen, denn diese offensichtliche Verletzlichkeit, hatten bisher alleine nur zwei einzelne Menschen von mir zu Gesicht bekommen. Diese waren Lina und ebenso auch L gewesen. Watari war nun der Dritte, der mich in so einem schwachen Augenblick wie jetzt erwischt hatte und sein fürsorglicher Blick sagte mir, das er sich tatsächlich ernsthaft seine Gedanken über mich zu machen schien, aber ich wusste auch, das er die Grenzen zu meinen Privatleben nicht ohne meine Zustimmung überschreiten würde. „...Ich verstehe und Sie müssen auch nicht darüber reden, wenn Sie es nicht wollen...aber mein Angebot wird weiterhin bestehen bleiben...Sie können gerne jeder Zeit zu mir kommen...“ meinte er gutmütig zu ihr, denn er bemerkte sofort, das die junge Frau eigentlich nicht weiter auf das Thema eingehen wollte und dies würde er auch respektvoll akzeptieren. Immerhin gingen ihm diese Sachen, welche zwischen den Beiden abliefen, eigentlich ja auch nichts an und trotzdem war da dieses beunruhigende Gefühl in ihm, denn letztendlich war er derjenige gewesen, der Zahra zu L ins Hotel gebracht hatte. „...Danke...Könnten Sie vielleicht kurz auf Choco aufpassen, während ich meinen Hausschlüssel hole?...“ wechselte ich auch gleich wohlwollend den Gesprächsinhalt und schenkte ihm nochmals ein kleines Lächeln, denn ich war ihm für seinen gewahrten Abstand im Augenblick wahrlich verbunden. „...Natürlich...Ich werde Sie dann auch gleich nach Hause fahren...Immerhin liegt Ihre Wohnung ja nicht gerade in der Nähe und der Stromausfall betrifft einen beträchtlichen Teil der Stadt...Mir wäre sehr viel wohler zumute, wenn ich Sie sicher zu Hause wüsste...“ vernahm ich umgehend die freundliche wenn dennoch gleichso nachdrückliche Antwort, welche mir unmissverständlich klar machte, das jegliche Gegenrede zwecklos wäre und ich selbst hätte vermutlich auch gar nicht mehr die Kraft dazu gehabt, weshalb ich ihm lediglich erneut mit einem kurzem dankbaren Blick maß, bevor ich anschließend mit hängenden Schultern und gemischten Gefühlen endgültig den Eingangsbereich des Hotels betrat. Watari hingegen sah der jungen Frau mit deutlich besorgter Mine, aber dennoch ohne ein weiteres Wort an diese zu richten, nachdenklich hinterher und begann sich unterdessen zu fragen, ob seine damalige Idee in Bezug auf einen tiefgreifenderen sozialen Kontakt zwischen den Beiden, sich wirklich so positiv auswirkte, wie er es zu jener Zeit insgeheim gehofft hatte.
 

Behutsam tastete ich mich mit klopfenden Herzen durch die dunklen Gänge des Hotels, während mein erschöpfter Blick achtsam dem vor mir her huschenden Lichtkegel der Taschenlampe folgte und mich somit wenigstens davor bewahrte, mit der ein oder anderen Stolperfalle auf meinem Weg unangenehme Bekanntschaft zu schließen. Das wenige Personal, was sich zu dieser Zeit noch im Gebäude befand, hatte sich mehrmalig nach meinem Befinden erkundigt und mir zuvorkommend ihre Hilfe angeboten, aber ich hatte jedes Mal mit einem kurzem bedankenden Kopfschütteln abgelehnt, denn ich wollte einfach nicht, das irgendjemand völlig Fremdes meine vor Panik schreiende Unsicherheit in meinem Inneren bemerkte. Jetzt auch noch Anderen gegenüber meine selbstsichere Fassade für länger als zwei Minuten aufrecht erhalten zu müssen, würde meine momentane Leistungsfähigkeit einfach heillos überfordern und die unterschwellig an mir nagende Angst, vor dem was mich in diesem Zimmer gleich erwarten würde, machte jeden einzelnen Schritt in die entsprechende Richtung bereits zu einer unaussprechlichen Herausforderung für mich. Mein unruhig rasender Puls befand sich mittlerweile wahrlich jenseits von Gut und Böse, was meine durcheinanderwirbelnden Gedanken als willkommene Einladung zu betrachten schienen, um mich zusätzlich abermals mit ihren schmerzhaften Bildern und Erinnerungen zu quälen, was das unangenehme ziehen in meinen Magen zu einer reißenden Agonie werden ließ. Der Geschmack von bitterer Galle legte sich bedeutungsschwer auf meine Zunge, als ich schlussendlich meine sacht zitternde Hand auf das kühle Metall der Türklinke legte und mich versuchte mit einem tiefen gleichmäßigen Atemzug zur Ruhe zu zwingen, während ich mit geschlossenen Lider forschend in mich hinein hörte. Ich hatte Angst. Angst vor dem, was mich hinter dieser Tür erwarten würde und ebenso die Furcht davor, ihm in meinem derzeitigen emotional aufgewühlten Zustand gegenüber zutreten. Wie würde er sich verhalten und wie würde ich darauf reagieren? Konnte ich ihm wirklich vollkommen gefasst standhalten oder würden mich meine so tief verletzten Gefühle neuerlich einfach überrennen? Ich selbst war nicht einmal mehr in der Lage dazu, die Wahrscheinlichkeiten für jede in Frage kommende Möglichkeit auch nur annähernd abzugrenzen und das war etwas, das die Unsicherheit wie auch die Angst vor meinem eigenen Handeln abermals deutlich anwachsen ließ. Es reichte mir bereits so schon, das mir dieser momentane Augenblick neuerlich Aufzeigte, wie Schwach ich in Bezug auf diesen Detektiven tatsächlich war und wie sehr mich diese Emotionen wie auch sein Handeln beeinflussten. In meinem Herzen spannte sich inzwischen ein wahrer Regenbogen aus sämtlichen negativen wie gleichso positiven Gefühlen für L, was in meinem rationalen Verstand einen beinahe schon rauschartigen Zustand hinterließ, welcher allerdings gleichzeitig meinen Ärger über mich selbst nur noch weiter anheizte. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so Schwächlich und Hilflos gefühlt, wie in diesen erwartungsschwangeren Minuten, denn für gewöhnlich viel es mir nicht allzu schwer, die perfekte Maske meines Selbstbildes für keine einzige Sekunde fallen zu lassen, aber bei ihm war das etwas ganz anders. Dieser unbestreitbare Umstand wurmte mich noch immer unaussprechlich und das nicht erst seit heute, denn bereits ab unserem ersten Treffen hatte er es immer wieder geschafft, mich aus meiner Contenance zu bringen. Doch ich wusste, das ich lernen musste mit dieser unschönen Tatsache zu leben und ich hatte inzwischen ebenso erkannt, das ich weder vor ihm noch vor meinem Herzen davonlaufen konnte, was meine eigentliche Lage jedoch trotz allem nicht leichter machte. Dennoch strafte ich in der nächsten Sekunde entschlossen meine Schultern und betrat dann leise wie gleichso vorsichtig den dunklen Raum, während zeitgleich in mir ein heftig aufbrausender Sturm zu toben begann. Wachsam tasteten meine ermüdeten Augen durch die vollkommene Finsternis um mich herum und ich versuchte mit all meinen Sinnen irgendeinen Anhaltspunkt für den Aufenthaltsort des Detektiven zu finden, aber alles was ich vernahm, war das dumpfe schnelle pochen meines eigenen aufgescheuchten Herzens wie das ebenso nachgiebige Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren. So lautlos wie möglich schlich ich behutsam in das Zimmer ein und suchte nach einem kurzem Augenblick des nach bestärkender Ruhe sinnenden Innehaltens, bedächtig meine Umgebung mit dem kleinen Lichtstrahl ab. Es war ein absolut seltsames Gefühl was mich erfasste, während ich mit angehaltenem Atem angespannt in die Dunkelheit lauschte und mich konzentriert darum bemühte, den momentanen Bewohner dieser vier Wände zu finden, sodass ich nervös auf meiner Unterlippe zu kauen begann. `...Na hoffentlich taucht er jetzt nicht wie aus dem Nichts irgendwo in meiner Nähe auf oder hockt wie eine lebendige Puppe in irgendeine Ecke des Zimmers, ohne jegliches Lebenszeichen von sich zu geben...` merkte mein beunruhigter Verstand sogleich warnend an, denn das er wie jeder ganz normale Mensch um diese Uhrzeit schlief, war tatsächlich mehr als unwahrscheinlich und zudem traute ich ihm mittlerweile selbst solch ein kurioses Verhalten zu. Immerhin hatte er mich ja schon mehr als einmal mit seinen skurrilen Angewohnheiten überrascht und darauf könnte ich in meinem momentanen Zustand wirklich getrost verzichten, aber dennoch es war einfach viel zu still hier drin. Es gefiel mir absolut nicht und beflügelte meine Fantasie zu einer ungeahnten Rekordmasse an abstrus anmaßenden Bildern, welche ich jedoch sofort mit einem kurzem heftigen Kopfschütteln eiligst versuchte wieder zu vertreiben. Langsam glitt der gelbe Kegel meiner Taschenlampe forschend über einen bekannten Gegengenstand nach dem Anderem und blieb dann abrupt an einer schwarzhaarigen Person hängen, welche mit mir zugewandten Rücken bewegungslos im Sessel hockte.
 

Mein Herz machte einen schmerzhaften Sprung und mein Magen krampfte sich sekundengleich marternd zusammen, als sich L´s Körper plötzlich in meinem Sichtfeld offenbarte, unterdessen ich all meine Kraft aufbringen musste, um den zeitgleich beständiger werdenden Kloß in meinen Hals wieder hinunter zu schlucken. Regungslos stand ich einfach da und starrte mit wild rasenden Puls auf die wohlvertraute Silhouette des Mannes, der mir in den vergangenen Stunden so unheimlich weh getan hatte, derweilen ich verbissen darum bemüht war, meinen nunmehr neuerlich sacht zu beben beginnenden Leib unter meiner Kontrolle zu behalten. All meine Gedanken begann schlagartig eine neue unaufhaltsame Hetzjagd durch meinen immer brüchiger werdenden Verstand aufzunehmen, aber ich riss mich sogleich beherzt zusammen und setzte mich anschließend auf unsicheren Beinen erneut in Bewegung, indessen ich ihn für keine einzige Sekunde aus meinen Blick entließ. So leise wie es im Augenblick für mich realisierbar war und mit zum zerreißen gespannte Nerven trat ich Schritt für Schritt auf ihn zu, bis ich schlussendlich nur wenige Zentimeter neben ihm zum stehen kam, indessen ich mich selber inständig zu fragen begann, warum er bis jetzt noch immer nicht auf meine Anwesenheit reagiert hatte, denn zumindest musste er mich doch zwischenzeitlich bemerkt haben. Also was genau wollte er damit bezwecken? War es ein Zeichen dafür, das er momentanen nicht mit mir reden wollte oder hatte er beschlossen, mich wiedereinmal einfach vollständig zu ignorieren? Obgleich mich der Umstand seiner Reaktionslosigkeit in Bezug auf meine Person wie auch auf meinen emotionalen Zustand doch eigentlich erleichtern sollte, so spürte ich neben den mich aufwühlenden Emotionen auch ebenso deutlich den Funken der Sorge in meinem Inneren aufglimmen und obwohl ich genau dieses direkte Aufeinandertreffen mit ihm nur allzu gerne vermeiden wollte, gab ich mir dennoch abermalig einen Ruck, währenddessen ich behutsam das schwache Licht in die Nähe seines Gesichtes lenkte. Sofort entglitt mir jedoch fassungslos jeglicher Ausdruck der Besorgnis und mein Brustkorb wurde mir umgehend erdrückend eng, als ich völlig perplex in das Antlitz eines tatsächlich friedlich schlafenden L´s blickte. Alles in mir krampfte sich ruckartig zusammen und ich ballte wiederholt bestärkend meine Hände, unterdessen sich dennoch neben meines unübersehbaren Schmerzes ebenso ein kleines liebevolle Schmunzeln auf meinen Lippen abzuzeichnen begann, denn auch dieses Bild weckte prompt eine unvergessliche Erinnerungen in mir. All die aufgerissenen Wunden auf meiner Seele fingen augenblicklich erneut an zu bluten und dennoch vergoss ich nicht eine einzelne kleine Träne, sondern verzog meinen Mund zu dem wohl bittersten Lächeln meines Lebens, denn in dieser winzigen und doch so ewig erscheinenden Sekunde wurde mir urplötzlich etwas vollständig klar. Ich wollte ihn nicht aufgeben, aus meinem Bewusstsein streichen und für immer vergessen, ohne auch nur ansatzweise für diese Liebe gekämpft zu haben. Nein, ich wollte L und all die Wärme, welche ich in seiner Gegenwart empfand, nicht verlieren. Eine Chance würde ich ihm noch geben, denn wenn mich mein seinen Worten lügen strafendes Bauchgefühl nicht täuschte, dann hatte er unabdingbar seine Gründe für diese Entscheidung gehabt, auch wenn sie mich mehr als hart getroffen hatte und ich mich normalerweise vollständig von diese Art der Qual bestimmt zurück gezogen hätte. Doch er war anders, in allem was er tat und das würde sich sicherlich vollem in diesem Bereich niederschlagen, selbst wenn ich es noch immer verstehen konnte, warum genau er mich so eiskalt von sich gestoßen hatte. Das Einzigste was mir blieb waren unbestätigte Vermutungen und die stille Hoffnung, das sich meine innere Stimme nicht ausgerechnet dieses eine Mal verschätzt hatte. Tief in meinen dennoch widersprüchlichen Gedanken verloren richtete ich mein Augenmerk entschlossen von ihm ab und machte mich sodann behutsam auf den Weg in mein ehemaliges Zimmer, um dem eigentlichen Grund meines Auftauchens nachzukommen. Zielstrebig kramte ich das Objekt meiner Begierde wie ebenso ein paar weitere wichtige Dinge für mich zusammen, worunter sich auch das für mich so wertvolle Foto von Lina befand. Ein letztes mal sah ich mich erinnerungsschwer in dem vertrautem Raum um, in welchen ich meine wohl schönsten Stunden mit L verbrachte hatte, ehe ich mir sogleich forsch das dadurch neuerlich in mir aufsteigende Nass aus meinem Gesicht wischte. Mit einem bekräftigenden Ruck drehte ich mich zur Tür und wollte gerade hoch erhobenen Hauptes den Rückweg antreten, als sich erneut eine unvermittelte Erinnerung in mein Gedächtnis zurück schlich, sodass ich abermals abrupt inne hielt. Mein grübelnder Blick richtete sich ohne mein bewusstes Zutun eigenständig auf das Bett mitten im Raum und plötzlich huschte wieder dieses bittere Schmunzeln über meine Lippen, während ich nach einem letztmaligen Abwegen meiner mich erfassenden Gedankengänge beherzt nach der Decke griff, mit welche ich mich dann endlich auf leisen Sohlen zurück ins Hauptzimmer begab. Eine ganze Weile stand ich einfach nur absolut unschlüssig hinter dem schwarzhaarigen Detektiven und umklammerte mit aller Macht das erinnerungsbehaftete Bettzeug in meinen Armen, derweilen all meine Überlegungen hilflos um sich selber kreiste, ehe ich ihm letztendlich doch diese rekapitulierend behutsam von hinten um die Schultern legte, wo ich für einen kurzen und doch so kostbaren Moment vollkommen lautlos verharrte. Ich war hin und her gerissen in meiner Entscheidung, denn eigentlich hatte ich wegen ihm eine stink Wut im Bauch und trotzdem veranlasste mich mein Herz zu so einer wohlwollenden Geste. Jetzt, so dicht neben ihm, fühlte ich mich dennoch für einen Augenblick einfach nur rundum geborgen und atmete tief seinen vertrauten herben Duft ein, während mein inneres Chaos vor Zerrissenheit im selben Atemzug zerspringen wollte, aber ich konnte einfach nicht anders. Liebe unterlag keinen rationalen Gesetzten, nein, und nun verstand ich endlich auch was es bedeutete, wenn man von seinen Gefühlen übermannt wurde. „...L...Es tut mir Leid das ich dich Liebe und dir damit offensichtlich so viele Probleme bereite, aber ich kann einfach nicht anders...Und solange wie du in meiner Nähe bist, werde ich auf dich warten...Ich bin hier...Doch nur, bis dieser Fall abgeschlossen ist...danach werde ich für immer aus deinem Leben verschwinden...das Verspreche ich dir...“ flüsterte ich ihm kaum hörbar zu und merkte indessen, wie sich spürbar zwei neue salzige Perlen ihren einsamen Weg über meine Wangen suchte, doch in diesem Moment war es mir vollkommen egal. Die schützenden Schatten der Nacht hüllten uns ein und er schlief fest, sodass er es ohnehin nicht bemerken würde, wie sehr mich seine Worte heute getroffen hatten. Ein letztes Mal noch genoss ich für einen kurzen Augenblick das Gefühl der wärmenden Geborgenheit in mir, ehe ich mich dann vorsichtig wieder aufrichtete und mich anschließend eiligst wenn dennoch gleichso behutsam leise aus dem Zimmer schlich.
 

Mit dem beinahe lautlosem einrasten der Tür öffnete L langsam seine dunklen Augen und versuchte das sofort einsetzende sanfte Zittern in seinen Körper verbissen zurück zu drängen, während seine Hand behutsam über den Ausschnitt seines Shirts strich. Ein schmerzlicher Schatten huschte über seinen Blick, als er die feuchten Spuren unter seinen kühlen Fingern spürte, welche Zahras Tränen auf seiner Haut hinterlassen hatten und das Chaos in seinen Herzen damit auf eine neue Stufe der Agonie hoben. Er war tatsächlich eingeschlafen gewesen und doch hatte er ihre Anwesenheit bereits frühzeitig bemerkt, sich jedoch nach eindringlichen Grübeln dazu entschlossen gehabt, sie in dem Glauben das er ruhte zu belassen. Der junge Detektiv hatte einfach nicht gewusst, wie er sich in dieser unangenehmen Situation ihr gegenüber verhalten sollte und dadurch vermeintlich den komplikationslosesten Weg gewählt gehabt, was er allerdings nach dem eben so gegensätzlich dazu Erlebten bereits schon wieder inständig bereute. Seine volle Konzentration lag in der gesamten Zeit auf all ihren altbekannten Geräuschen, welche die vorher so bedrückende Stille um ihn herum, ausnahmslos wie auch irgendwie wohltuend durchbrochen und in ihm abermals deutliche Zweifel an seiner Entscheidung lautwerden lassen hatten. Trotzdem hatte er sich starrköpfig schlafend gestellt und sich unterdessen darum bemüht, die nagende ungeliebte Unruhe in sich zu besänftigen, ehe sich diese dann aber plötzlich explosionsartig in seinem Verstand ausgebreitet hatte, nachdem er das beschwerende Gefühl einer Decke auf seinen Schultern gespürt hatte. Schlagartig waren all seine Gedanken wie leer gefegt gewesen und sein Herz hatte für mehrere quälende Minuten einfach ausgesetzt, als er sich der völlig unerwarteten Nähe von Zahra bewusst geworden war, sodass es ihm gleichzeitig unaussprechlich schwer gefallen war, nicht ohne irgendeine Vorwarnung abrupt den Atem anzuhalten und somit sein ungeplantes Schauspiel hinterrücks auffliegen zu lassen. Gedankenversunken zog er die Decke noch ein wenig enger um sich, während er für einen winzigen schwachen Moment einfach nur die trügerische Wärme der Geborgenheit genoss, welche zeitgleich mit dem ihn umgebenden wohligen Geruch von Zahra in seinem Inneren aufflammte. L hatte ihre Worte sehr genau vernommen und sie ließen nur noch mehr von diesen grausamen Qualen in seinem Inneren regelrecht aufschreien, aber dennoch konnte er sie mit seinen scharfen Verstand nicht wirklich begreifen. Es hatte soviel Schmerz und Verletztheit in ihnen gelegen und er hatte auch ohne diese bittere brüchige Stimme vorhin bereits gespürt gehabt, das er ihr mit seinem Handeln sichtlich sehr weh getan haben musste, aber genau das war die bedeutsame Tatsache darin, die in ihm eine unendlich tiefe Verwirrung zurückließ. Trotzdem er ihr offensichtlich so viel Leid zugefügt hatte, hielt sie nach wie vor an diesem irrationalen Gefühl namens Liebe fest und das löste nicht nur ein merklich marterndes Ziehen in seiner Brust aus, sondern irritierte ihn vielmehr bis ins Mark. Wie konnte sie sich noch dafür Entschuldigen, das er sie absichtlich verletzt hatte? Warum tat sie das, obwohl es doch eigentlich völlig unlogisch war, denn nach der menschlichen Natur würde sich eine Person von einer schmerzhaften Erfahrung abwenden und sich nicht noch weiterhin freiwillig dieser aussetzten. Selbstverständlich hatten ihm ihre Aussage auch ebenso deutlich klar gemacht, das sie sich in Zukunft in gewisser Weise von ihm zurückziehen würde, aber trotz dessen war es für L absolut unverständlich, warum sie nach alledem sich nicht vollkommen vor ihm verschloss. Gegen jegliche Form der Wahrscheinlichkeiten, hatte sie ihm sogar so etwas wie eine Frist gesetzt und versprochen auf ihn zu warten, selbst wenn sie es ihm nicht in dem Bewusstsein vermittelt hatte, das er diese Worte auch tatsächlich wahrnehmen würde. Es war für L dennoch ein unerklärliches Rätsel, das nicht nur seinen logischen wissensdurstigen Geist, sondern auch seiner ohnehin unverständlichen wie gleichso aus den Fugen geratenen Gefühlswelt mächtig zusetzte. Immer weiter und verzweigter verhedderten sich seine verwirrten Gedanken, währenddessen der Zweifel in ihm und auch der unterschwellige Wunsch nach dieser fremden sich dennoch unleugbar gut anfühlenden Wärme von Zahra, mit jeder vergehenden Minute stetig in seinem Herzen zunahm, ehe jedoch plötzlich die seinen Verstand vernebelnde Finsternis in diesem Raum jäh durch die geräuschvolle Rückkehr des Stroms auseinander gerissen wurde. Innerhalb von wenigen Sekunden erfasste sein rationaler Geist seine momentanen deutlich unangenehme Lage, welche ihm abermals die Schwäche seiner eigenen Willensstärke vor Augen führte, sodass er sich umgehend und mit einem sichtbar verärgertem Gesichtsausdruck ruckartig die erniedrigende Decke von den Schultern riss. Wiederholt hatten ihn seine unliebsamen Emotionen eingeholt gehabt und er hatte sich wirklich neuerlich von ihnen mitreißen lassen, obwohl er sich doch inständig geschworen hatte, einen klar definierten Schlussstrich zu ziehen. Unwillig und mit unverhohlener Wut auf sich selbst, richtete er postwendend seinen missmutigen Blick auf die nun erneut aufflackernden Monitore, derweilen er seinen Fokus sofort entschlossen wie gleichso verdrängend mit aller Macht allein auf Light fixierte, währenddessen er sich insgeheim selbst einen gefühlsgesteuerten Narren schimpfte.

Time out

Time out...
 

Die Zeit verstrich in einem erschreckend qualvoll verlangsamten Rhythmus und doch so unnachgiebig beständig in ihrer Natur, das es mich innerlich wie eine zu stark gespannte Gitarrensaite mit jeden vergehenden Tag beängstigender werdend zu zerreißen drohte. Stunden der Trauer, des Schmerzes und der Verzweiflung, aber auch der leise glimmenden Hoffnung auf Glück, war zuerst zu bedrückenden Tagen und letztendlich dann zu nagenden Wochen geworden, in welchen sich mein gemartertes liebendes Herz pausenlos einen erbitterten Zweikampf mit meinen logische gepolten Verstand geliefert hatte. Der Zwiespalt in mir lebte in seinen ganz eigenen irrational zerwühlenden Dimensionen weiter und dennoch hielt ich mit eisernen Willen an meinen Entschluss fest, was mir vor allem nach unserem ersten bewussten Aufeinandertreffen nach dieser alles verändernden Nacht nicht gerade leicht gefallen war. Es war eine zermürbende wie gleichso kraftraubende Situation gewesen, als ich ihm das erst Mal nach diesem schmerzhaften Erlebnis wieder in seine dunklen unlesbaren Seen schauen musste und die angespannte Stimmung im Raum hätte in dieser schwergewichtigen Stille das gesamte Hotel sicherlich zu Einsturz gebracht, wenn diese eine reale Masse besäßen hätte. Für einen kurzen und doch ewig erscheinenden Moment hatten wir uns einfach nur wortlos mit abschätzenden undeutbaren Blicken fixiert gehabt, während in meinem Inneren zeitgleich ein wahrer Vulkan an niederschmetternder Emotionen in wildem Toben ausgebrochen und mein Magen in eine neuerliche Übelkeit beschwörende Rebellion übergegangen war, sodass es für mich schon beinahe kriegshafte Züge angenommen hatte, gegen meine eigenen körperlichen Proteste bestehen zu können. Jedoch hatte keiner von uns auch nur irgendeine Form der verräterischen Reaktion gezeigt und weder der Eine noch der Andere hatte seine unleserliche Maske aus Selbstschutz fallen gelassen, während die zwei restlichen Anwesenden der Sonderkommission das sich ihnen bietende Schauspiel stillschweigende wie gleichso skeptisch grübelnd verfolgt hatten. Schlussendlich aber war dieser unberechenbare heikle Augenblick der aufrührenden Unsicherheit und der stummen abwägenden Begutachtung schmerzvoll verschwiegen vorüber gestrichen, sodass nachfolgend eine trügerische Variante der alltäglichen Ermittlungsroutine Einzug gehalten hatte. Für mich war die anschließende vollständig Konzentration auf die Wiederaufnahme des Falls Kira eine willkommene Ablenken von meinen noch immer von Spekulationen durchtriebenen Gedanken zu L gewesen, aber trotz allem erinnerte mich mein marterndes Herz beständig daran, das diese so professionell wirkende Fassade letztendlich doch bloß aufgesetzt war. Zu spüren, das man jemanden liebte der nur wenige Meter von einem entfernt auf einem Sessel saß und zu wissen, das es im Moment unmöglich war diesem jemand nahe zu sein, war wohl eine der bisher schlimmsten Erfahrungen meines Lebens gewesen, welche die ganze Situation wie auch meine Arbeit nur noch nachhaltig verkompliziert hatte. Allerdings hielt sich jedoch Gott sei Dank jeder einzelne der Soko-Mitglieder in dem gesamten Zeitraum mit dem Stellen von unangenehmen Fragen zurück, denn trotz allem war mir keineswegs entgangen, das auch diese die verkrampfte unterschwellige Anspannung zwischen mir und L offensichtlich bemerkt hatten, was sie aber wiederum nicht wirklich daran hinderte uns hin und wieder, in einer scheinbar unbeobachtet geglaubten Minute, einen mehr als besorgt wirkenden Blick zu zuwerfen. Zumeist übersah ich dennoch widerwillig die beunruhigten Mimiken der Ermittler, auch wenn ich es mir das eine oder andere Mal einfach nicht mehr verkneifen konnte, sie mit einem deutlich mahnenden Seitenblick in ihre Schranken zu weisen, da mir ihr unübersehbares Mitleid, selbst wenn es für sie lediglich ein Ausdruck von Mitgefühl war, in meiner ohnehin bereits nervenaufreibenden Lage gehörig gegen den Strich ging. Mein Nervenkostüm war derweilen gründlich eingelaufen und meine Reizschwelle lag so erschreckend niedrig, das auch nur die kleinste unbedachte Aktion zu einem unkontrollierbaren Monsun der Emotionen zu werden drohte. Doch ich bemühte mich inständig darum, all diese mich zerreißenden Dinge wenigstens am Tage irgendwie in einer stillen dunklen Ecke meiner Seele wegzusperren und meinen logisch rationalen Verstand die Oberhand behalten zu lassen, obwohl ich mich immer wieder aufs Neue bestürzt dabei erwischte, wie meine nachdenklich blaugrauen Augen geistesabwesend den schwarzhaarigen Detektiven gefangen hielten. Es war für mich schlicht und ergreifend einfach nicht realisierbar, mich vollständig von meinen durcheinander wirbelnden Überlegungen zu ihm abzuschotten und mit jeden Mal, wenn sich unsere Blicke unerwartet trafen, flammte ein neuerlicher noch schmerzhafter erscheinender Stich in meiner Brust auf, was mich selbst immer wieder vor einer erneuten unüberwindbaren anmutenden Herausforderung meines Willens stellte. Auch Ryuzaki hielt sich merklich in seiner sonst so provokanten Art mir gegenüber zurück und agierte mit mir sogar hingegen in einem recht formell gehaltenen Umgangston, wie es normalerweise unter Kollegen üblich war, anstatt mich wie so häufig einfach vollkommen zu ignorieren. Nichts desto trotz war gerade dieses Verhaltensmuster von ihm nur umso qualvoller für mich, denn es ließ mich den nunmehr weit auseinander klaffenden Abgrund zwischen uns bloß noch intensiver fühlen, währenddessen im selben Atemzug wiederholt eine wohl unüberbrückbare Mauer in unserer Mitte langsam aber unnachgiebig heranzuwachsen begann.
 

Selbst wenn ich es immer irgendwie schaffte, die Tage an seiner Seite zu überstehen, so waren die darauffolgenden Nächte die weitaus schlimmeren Zeitabschnitte, welche ich nur allzu gerne vollständig übersprungen und für immer aus meinen Erinnerungen verbannt hätte. Jeden Abend verließ ich zusammen mit den beiden Soko-Mitglieder die provisorische Ermittlungszentrale, denn länger als bereits zwei unheilvolle Minuten alleine mit L würde mein entkräfteter wie gleichso emotionsgebeutelter Körper letztendlich wahrscheinlich ohnehin nicht aushalten, weshalb ich genau solche bedrückenden Umstände tunlichst zu vermeiden versuchte. Die zwei ungleichen Polizisten hatte diese unvermittelte Wendung über meinen plötzlichen Auszug aus dem Hotel anfangs sichtlich überrascht gehabt und hatten zunächst äußert misstrauisch wie ebenso mit leichter Irritation der sich neu ergebenden Sachlage gegenüber gestanden, bevor sie dann nach einigen missglückten Nachforschungsversuchen der offiziellen Erklärung von L wohl oder übel glauben schenken mussten, obgleich sich jeder der Beiden seine eigenen Gedanken zu den wahren Hintergründen dazu zu machen begonnen hatte. Mir war es zu dem Zeitpunkt völlig gleich gewesen, was sich in ihrer Fantasie für wilde Vermutungen auftaten, solange wie sie mich damit in Ruhe ließen, denn mein gefühlsbelasteter Geist war so oder so schon mit den bestehenden Problemstellungen beinahe heillos überfordert und ich hatte letzten Endes einfach nicht mehr die Kraft dazu, mir auch noch über die aufkommenden Spekulationen wie gleichso die gedankenschweren Meinungen der Anderen den Kopf zu zerbrechen. Selbst Watari hatte es nach unzähligen Versuchen endlich aufgeben gehabt, das ein oder andere Gespräch mit mir suchen zu wollen und mich stattdessen lediglich hier und dort nochmals an sein Versprechen erinnert, welches er mir in dieser regnerischen Nacht vor dem Hoteleingang gegeben hatte, aber ich konnte mich letzten Endes niemals wirklich dazu durchringen dieses gut gemeinte Angebot von ihm anzunehmen. Einerseits wusste ich zwar sehr genau, das ich ihm bedingungslos Glauben schenken und mit all meinen Sorgen wie auch Ängsten bezüglich seines sturen Schützling auf ihn zu kommen konnte, denn ich hatte ihn ja bereits mehr als einmal in diesem Punkt ins Vertrauen gezogen, jedoch andererseits hielten mich genau diese diesmal von einem erlösenden Gespräch mit ihm ab. Das konnte ich einfach nicht tun, denn wie sollte ich ihm auch erklären, was tatsächlich zwischen uns vorgefallen war, ohne das es zu sehr in meine oder in L´s intime Privatsphäre einschnitt? Nein, hiermit musste ich dieses Mal ganz alleine fertig werden und dennoch las ich unbestritten mit jeden vergehenden Tag die sichtbaren Spuren von wachsender Besorgnis in seinen Augen, welche ich stets mit einem müden beruhigenden Lächeln wie gleichso still bittenden Blicken zu vertreiben versuchte, doch so sehr ich es mir auch wünschte, so sehr war mir insgeheim natürlich auch bewusst, das ich dem fürsorglichen älteren Herrn in diesen Dingen nichts mehr vorzuspielen vermochte, da der mahnende wie ebenso wissende Ausdruck in seinem Gesicht jede meiner Aktionen unweigerlich Lügen strafte. Allerdings reichte mir in der Zwischenzeit bereits auch selbst nur ein einzelner flüchtiger Blick in den Spiegel, um zu erkennen, das jedes Leugnen meiner mich schmerzenden Befangenheit zwecklos war und die vergangenen bitteren Wochen nicht unsichtbar an meiner körperlichen Verfassung vorbei gegangen waren.
 

Die Dunkelheit der Nacht war für mich zu einer reine Tortur aus erdrückender Einsamkeit, leidvollen Erinnerungen, unbestätigten Vermutungen und grauenvollen Alpträumen geworden, die immer mehr an meinen Kräften zehrten und mein optisch Aussehen nach und nach gnadenlos an den Zustand meiner Seele anglichen. Die Wohnung war, bis auf meinen treuen Gefährten Choco, zu diesen Stunden einfach nur vollkommen leer und düster, sodass sich die mich umgebende Kälte wie auch die schwere lastende Stille darin jeden Abend unausweichlich in mein Herz schlich und sich ohne Umschweife erinnerungsschwer darin einnistete. Nicht einmal mein haariger Freund, welcher mir fortwährend wärmend zur Seite stand und sich zu jeder Zeit unermüdlich darum bemühte mir ein wenig von meiner mich ergreifenden tiefen Traurigkeit zu nehmen, konnte die finsteren Gedanken in meinem Kopf auch nur ansatzweise vertreiben. Nein, sie blieben beständig bestehend und verfolgten mich Nacht um Nacht mit ihren leiderfüllten wie gleichso glücklichen Bildern und Erlebnissen mit L, welche meinen Brustkorb mit unvorstellbarer Gewalt auseinander zu reißen versuchten, sodass ich mich irgendwann voll und ganz ermattend einfach meinen brennenden Schmerz ergab und nach einer unendlich erscheinenden Weile erschöpft auf meinen von Tränen durchtränkten Kissen einschlief. Jedoch währte dieser trügerische schützende Mantel des Schlafes, welchen ich mir mit jeder Faser meines Körpers so sehnlichst herbeiwünschte, leider nie lang genug, um meinen gemarterten Gedanken wirklich vollständig zu entfliehen, sodass ich bereits nach wenigen Stunden schweißgebadet in meinen Bett wieder hochschreckte und mit rücksichtslos rasenden Herzen nach dem erlösenden Sauerstoff rang. Die Träume waren durchsetzt mit Dunkelheit und Schmerz, in denen mein einziges hoffnungsvolles Licht – in denen L - sich jedes Mal aufs neue unaufhaltbar qualvoll auf die verschiedensten Arten von mir immer weiter entfernte und zum Schluss Light alias Kira in grauenhafter Form die Oberhand über uns gewann. Es war inzwischen beinahe schon so etwas wie eine erschreckende marternde Routine geworden, die mir jegliche Art der Erholung unnachgiebig streitig machte und welche mein ständig rebellierender Magen an jeden Morgen aufs neue mit vollen Einsatz zu unterstützen schien, denn dieser weigerte sich mittlerweile nachhaltig die ihm zugedachte Nahrung längerfristig als nötig bei sich zu behalten. Den Blick in den Spiegel versuchte ich unterdessen so gut es irgendwie ging mit allen Mitteln zu vermeiden, da mich mein eigener momentaner Anblick nur noch schmerzlicher an meine inneren Konflikt und somit auch an L erinnerte, denn es zeigte schlussendlich nicht bloß mir selbst sehr deutlich auf, wie Schwach ich eigentlich tatsächlich war und wie sehr diese gesamte Situation an meinen Nerven zerrte. Ich hatte damals nach Linas so plötzlichen sinnlosen Tod wirklich gedacht, das mir seit diesem Tag nichts schlimmeres mehr widerfahren konnte, aber ich hatte mich schlicht und ergreifen geirrt, denn es gab da noch etwas anderes, das dieser allumfassenden Trauer ohne Zweifel ernsthafte Konkurrenz machen konnte. Es war das Gefühl wie auch das Wissen darum, das man alles wonach das eigene Herz sich so sehr sehnte zu selben Zeit besäßen und wieder verloren hatte, während man unausweichlich Tag für Tag mit all diesen Erinnerungen neuerlich von Angesicht zu Angesicht konfrontiert wurde. Mein Gesicht war inzwischen fahl und sichtbar dünner geworden, währenddessen meine müden geschwollenen Augen bereits leichte Züge eines Albinos anzunehmen begannen und auch wenn der verdächtige Fleck an meinen Hals mittlerweile vollkommen verblasst war, so waren die Bilder von seiner Entstehung immer noch präsent geblieben. Doch auch wenn der Schlafmangel und die fehlenden Nährstoffe zusammen mit meiner seelischen Zerrissenheit nach und nach immer beständiger ihren Tribut forderten, würde selbst das mich letztendlich nicht daran hindern an meinen gefassten Entschluss mit aller Kraft festzuhalten. Ich hatte ein Ziel und das würde ich um jeden Preis verfolgen, egal was es mich auch kosten würde, denn alles was jetzt noch für mich zählte, waren die Verhaftung von Kira und meine leise schwellend pochende Hoffnung in Bezug auf L.
 

Nachdem Kira trotz Lights Inhaftierung erneut aktiv geworden war, wurden die regelmäßigen Hotelwechsel wiederholt und in ihrem altbekannten Rhythmus eingeführt, während Watari mir unterdessen all meine Sache zurück in meine Wohnung gebracht hatte, sodass meine jetzige Lebenssituation sich nun ähnlich zu der wie zum Beginn der Ermittlungen verhielt. Wie schon so oft in den vergangenen Tagen saß ich mittlerweile erschöpft und von verqueren Überlegungen gebeutelt auf einen der Sofas im Hauptzimmer, derweilen ich mich mit aller Macht auf meine Tabellen zu konzentrieren versuchte. Inzwischen hatte neuerlich diese altvertraute unangenehme Stille im Raum Einzug gehalten, denn L fokussierte offensichtlich all seine Gedankengänge auf die Verhörung wie auch auf die genauste Beobachtung der beiden vermeintlichen Kiras – Light Yagami und Misa Amane, unterdessen die restlichen Mitglieder der Sonderkommission sich ebenfalls darum bemühten weitere Fortschritte in der ihnen zugeteilten Arbeit zu machen, aber leider blieben sämtliche Ansätze weiterhin bloß hypothetische Vermutungen, denn es ließen sich noch immer keine eindeutigen Hinweise auf unsere bisherige Theorie festsetzten. Ich selbst hatte in den letzten Wochen alle mir plausibel klingenden Möglichkeiten zu Kira nochmals genaustens unter die Lupe genommen, aber so sehr ich es auch drehte und wendete, irgendwie fehlt in dem gesamten Konstrukt immer mindestens ein wichtiges Puzzleteil, welches eindeutig auf die Ausführung der Morde zurück zuführen waren. Es passte einfach alles hinten und vorne nicht zusammen, was meine ohnehin bereits getrübte Laune nur noch weiter verschlechterte, doch ich wollte letzten Endes einfach nicht so leicht aufgeben. Irgendwie musste dieser Kira ja töten und das die Morde nach ganzen zwei Wochen nachdem Light unter Beobachtung stand plötzlich wieder begonnen hatten, musst einfach auf irgendetwas schließen lassen. Somit hatte ich mich entschlossen die Zeit zu investieren und abermalig alle Ermittlungsergebnisse wie gleichso alle vorhandenen Materialien zu diesem Fall erneut zu sichten, um eventuelle nebensächlich erscheinende Indizien eine neue entscheidende Gewichtung zu geben. Was mir dabei jedoch erneut am meisten Auffiel war, das in fast allen Spuren zu Kira – ob nun auf den Videos oder auch in den Briefen – immer wieder auf übernatürliche Wesen Bezug genommen wurde und selbst wenn wir diese Tatsachen anfangs als eine Art Code definiert hatten, so wollte ich nicht einmal diesen abstrusen Gedankengang mittlerweile vollständig unbeachtet lassen. Es sträubte sich zwar wahrlich alles logische und rationale in mir gegen die Annahme, das solche Kreaturen wie die Shinigamis überhaupt existierten, denn unter diesen Voraussetzungen wäre eine Verhaftung von Kira nahezu unmöglich, aber dennoch hatte ich damit begonnen diese abwegigen Überlegungen probehalber in die Indizienkette mit einzuflechten. Allerdings war das, was sich daraus ergab, ein schockierend wie ebenso beängstigendes Ergebnis, da die Spekulationen in diesem Fall sich sichtbar schlüssiger zusammenfügten als vermutet und mit jeden weiter gesponnenen Gedankengang an weltenverkehrter Glaubwürdigkeit gewannen, was den bereits dauerhaft pochenden Schmerz in meinen Kopf postwendend nochmalig auf eine neue Stufe hob.
 

Wie versteinert und kreidebleich vor Entsetzten starrte ich für ewig erscheinende Stunden einfach nur vollkommen verdattert auf meinen Laptop, währenddessen sich das schwindelerregenden Karussell in meinen Gedanken nochmals in seinen Übelkeit bringenden Tun zu steigern schien. Es war eigentlich absolut Unmöglich und doch lag das Ergebnis für die rein mathematische Wahrscheinlichkeitsberechnung bezüglich der Plausibilität für eine Involvierung einer übernatürliche Kraft in diesem Fall beträchtlich höher, als bei allen anderen logisch rationalen Erklärungen. Allein der Umstand, das Kira lediglich den Namen und das Gesicht des Opfers brauchte um es zu töten, erhielt unter diesem Gesichtspunkt eine viel bedeutsamerer Aussagekraft, gleichso wie die rätselhafte Anspielung von Kira Nummer 2, das der echte Kira keine Augen hätte, denn das wiederum konnte dann in diesem Zusammenhang vielleicht sogar wörtlich genommen werden. Falls dieser Kira 2 tatsächlich aufgrund eines übernatürlichen Blicks an die Namen seiner Opfer kommen konnte, ohne sie jemals irgendwo vorher gelesen zu haben, dann würde dieses ebenso Erklären, warum er im Gegensatz zu Kira 1 nur noch das Gesicht brauchte und falls es wirklich eine so widernatürliche Existenz geben sollte, dann würde sich auch die unerwartet aufgetretenen Charakterveränderungen bei Light wie gleichso die Verwirrungszustände bei Misa aufschlüsseln. So seltsam es war, aber das Puzzle erschien auf eine unheimliche Art und Weise unter diesen Voraussetzungen deutlich logisch Kompatibler zu sein, als wenn man es versuchte unter normalen Umständen zu erklären. Doch wenn dem so wäre, warum waren wir denn dann noch am Leben? Meine übermüdeten blaugrauen Augen schweiften geistesabwesend hinüber zu den flackernden Monitor vor L, während mein misstrauischer Blick prüfend immer wieder zwischen Light und Misa herzuwandern begann, unterdessen ich meine irrationalen Gedankengänge skeptische einfach freien Lauf ließ und diesen wirren Überlegungen grübelnd noch ein gutes Stück weiter verfolgte. War es mehr der Eigenschutz von Kira oder hatte er einfach nur keine richtige Gelegenheit dafür gehabt? Vermutlich beides, denn wenn die gesamte SOKO ausgelöscht worden wäre, dann wäre der Verdacht sicherlich früher oder später schnell auf Light gefallen, welcher ohnehin bereits im Fadenkreuz der Ermittlungen gestanden hatte und zudem war da letztendlich immer noch das Pseudonym L, dessen Namen nach dieser Hypothese einzig und allein Kira 2 entlarven hätte können. Da Misa jedoch nach ihrem ersten Treffen mit Ryuzaki sofort festgenommen worden war, musste man also eher darauf schließen, das sie offenkundig keine Gelegenheit mehr dazu gehabt hatte und/oder dass das töten von Menschen mutmaßlich irgendwelche Anhaltspunkte hinterlassen musste, denn sonst hätte der schwarzhaarige Detektiven wie eventuell auch wir ihre Folter durch Watari vermutlich nicht heil überlebt. Demzufolge wäre Lights freiwillige Inhaftierung vielleicht auch einfach nur ein clevere Schachzug seinerseits gewesen, um den Verdacht bezüglich sich und Misa irgendwie geschickt zu entkräften und somit uns in die Irre zu leiten. Doch wenn genau das zutreffen würde und man diesen gedanklichen Pfad weiter verfolgte, dann bedeutete das schlussendlich auch, das sowohl Light Yagami wie auch Misa Amane bewusst von dieser Kraft gebraucht gemacht haben und diese dementsprechend höchstwahrscheinlich ebenso bewusst wieder entsagt haben müssten, sodass sich diese Macht einen neuen Kira suchen konnte, um die Zwei nachhaltig zu entlasten. Allerdings störte mich in dieser Gedankenkette ein ganz bestimmter Punkt, welche sich mir selbst unter dieser Annahme nicht ganz erschließen wollten und zwar – Wieso hatten die Morde nicht sofort nach dem Einsetzten der Verwirrtheit bei Misa und nach der Festnahme von Light wieder eingesetzt gehabt, wenn sie gemäß dieser Theorie ihre Kraft eigentlich abgegeben hatte, sodass diese auf eine neue Person überging? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn, zumal kurz nach Lights Veränderungen die Mordserie wieder von vorne begonnen hatte und seit da an stetig neue Verbrecher ums Leben kamen, also warum hatte die Serie in der Zwischenzeit vollständig ausgesetzt gehabt? War es vielleicht möglich, das Light irgendetwas geplant hatte, um eventuell nach seiner Freilassung neuerlich in den Besitz dieser Macht zu kommen und somit beängstigender Weise letztendlich eine gewisse Kontrolle über die Situation wie gleichso Misas Kräfte hatte? Oder hatte diese unnatürliche Macht die Option des eigenständigen Denkens und manipulierte seine Opfer nach seinem belieben? Eventuell trafen aber auch beide Möglichkeiten in unterschiedlichen Anteilen zu und ergänzten sich auf eine gewisse Weise sogar, was wohl die denkbar schlimmst Theorie dieser verrückten Überlegungen wäre, sodass mir zeitgleich ein hörbar resigniertes Seufzen entkam und ich irritiert über mich selbst bestürzt meinen braunen Haarschopf schüttelte, bevor ich meinen schmerzenden Blick abermals auf die unzähligen Zeilen meiner Tabellen richtete. War ich mittlerweile wirklichen schon so weit, das ich ernsthaft solchen Schwachsinn in Betracht zog? Nun gut, das die beiden Kiras anhand von den Informationen Namen und Gesicht töteten war uns ja inzwischen allen unbestritten klar, aber konnte das WIE tatsächlich nur mit irrationalen Hokuspokus erklärt werden? `...das ist wahrlich alles andere als eine beruhigende Vorstellung...` ging mir postwendend ernüchternd durch den Kopf, ehe dieser jedoch sogleich seinen vehementen Einspruch erhob `...Also ehrlich Mädchen...entweder du besorgst dir so schnell es geht einen guten Physiater und hörst auf mit diesen Fantasiegebilden oder du wendest dich an Hollywood und bittest die Ghostbusters um ihre Mithilfe in diesem Fall...` erklang es sarkastisch in meinen Gedanken und ich rollte sofort über meinen eigenen ziemlich belustigt scheinenden Intellekt genervt mit den Augen, unterdessen ich mir mit den Händen fahrig durch die Haare strich. Der peinigende permanent pochende Schmerz in meinem Haupt, welcher meinen rationalen Verstand mit jeder verstreichenden Minute nur noch weiter aus seinen logischen Gefüge zu heben schien, war in der Zwischenzeit zu einem wahren Orchester angeschwollen und zeigte mir dadurch nur neuerlich unzweifelhaft auf, das ich mal wieder meine persönliche Leistungs- und Belastungsgrenze erreicht hatte, was mir im Augenblick nur noch säuerlicher aufstieß als sonst. Meine Konzentrationsfähigkeit schwand unaufhaltsam stetig mit jedem einzelnen vergehenden Tag und wenn ich so weiter machte wie bisher, würde ich bald nicht einmal mehr dazu in der Lage sein, die Ermittlungen gegen Kira in dem Maße zu unterstützen, wie es eigentlich notwendig war.
 

Auch für L waren die letzten Tage und Wochen alles andere als einfach gewesen, denn ebenso wie Zahra hatte auch er mit den marternden Folgen seiner durcheinander geratenen Gefühlswelt immer mehr zu kämpfen, was es ihm schlussendlich ebenfalls merklich erschwerte, seinen scharfen Verstand auf seine eigentliche Arbeit zu fokussieren. Ihre erste bewusste Begegnung war auch für ihn zu einer deutlichen Herausforderung geworden und hatte ihn fast all seine willensstarke Kraft gekostet gehabt, den unangenehmen stillen Zweikampf mit ihren blaugrauen Augen nicht einfach abzubrechen, was ihm noch zusätzlich durch die beständig nagende Unruhe in seinem Inneren schon beinahe körperliche Schmerzen verursacht hatte. Aber genauso wie sie hatte er um keinen Millimeter nachgegeben und letztendlich die unausgesprochene Bewährungsprobe gegen seine aufwallenden Emotionen erfolgreich bestanden, was ihm zum Schluss als eine Art Grundlage für ihre weiter gemeinsame Zusammenarbeit am Fall Kira gedient hatte. Dennoch war in ihm nach wie vor dieser sich immer wieder aufbäumende Zweifel an seiner Entscheidung bestehen geblieben und so sehr er auch versuchte sich mit seinen Ermittlungen gegen Light und Misa abzulenken, war es für ihm niemals vollständig Möglich all diesen ungehaltenen Gedanken zu Zahra zu entfliehen. Ihr letzten Worte, das Ultimatum und auch all die verwirrenden positiven wie auch negativen Erlebnisse mit ihr, waren in jeder einzelnen verleugneten Minute trotzdem unterschwellig in ihm präsent geblieben und nährten wie ein schleichendes Nervengift all die Unsicherheit in ihm wie auch die stille Sehnsucht nach all dem fremden Gefühlen, welche sein Herz seit dieser einen bedeutungsvollen Nacht unweigerlich gefangen hielten. L war keineswegs entgangen, wie sehr der jungen Frau sein von Selbstzweifel durchtriebener Entschluss zusetzte und selbst ihn nahm diese gesamte Konstellation nicht nur geistlich sichtbar mit, denn auch sein Appetit hielt sich mittlerweile deutlich in Grenzen, was inzwischen allerdings auch Watari beunruhige registriert hatte. Der ältere Herr beobachtete nebenher unauffällig mehr als besorgt die Entwicklungen zwischen den beiden jungen Leuten und selbst wenn er sich zu Beginn über das Fortschreiten ihrer offensichtlichen Zuneigung zueinander gefreut hatte, so nahmen die Umstände mittlerweile alles anderer als positive Züge an, was ihn an seiner anfänglichen Idee zusehends verunsicherte. Doch mehr als den Beiden mit Rat und Tat beiseite zustehen, wo es eben nur ging und sie insgeheim ein wenig zu unterstützen, konnte der fürsorgliche Assistent zur Zeit auch nicht tun, denn diese Angelegenheit musste die Zwei alleine in den Griff bekommen. Für L hingegen war die tägliche unausweichliche Anwesenheit von Zahra schnell zu einer unaussprechlichen Tortur geworden, denn sie irritierte ihn mit allen was sie tat oder sagte, da schon allein die kleinsten eigentlich ganz normalen Aktionen wie ebenso Reaktionen von ihr, die zurückgedrängten Erinnerungen in ihm jedes Mal neuerlich wieder aufflammen ließen und somit auch die aufwühlenden quälenden Emotionen in seinen Inneren zurück auf den Plan riefen. Beständig bemühte er sich darum die Arbeit wie gleichso das Zusammenspiel im Team der Sonderkommission auf professionelle distanzierte Bahnen zu lenken, aber nur ein einziger kurzer Blick von Zahra reichte aus, um all seine rationalen Gedankengänge mit einen einzigen Schlag wieder zunichte zu machen, so dass seine Laune mit jeden Tag nur noch weiter in den Gefrierbereich kletterte. Er verstand es immer noch nicht, wie ein so simples irrationales Gefühl wie die Liebe solche eine Macht auf einen Menschen ausüben konnte und wie dieser dadurch sogar körperlich in seiner Stärke beeinträchtigen werden konnte, gleich so als wäre es eine nagende unaufhaltsame Krankheit, zu welcher es einfach kein Heilmittel gab. Aber was hatte er dann dem noch entgegenzusetzen, wenn nicht einmal mehr sein kluger Kopf ausreichte, um sich ein wenig Freiraum von all diesen schmerzhaften und dennoch ebenso wohlig warmen Emotionen in seinem Herzen zu schaffen? Natürlich hatte L bereits seit einer ganzen Weile begriffen gehabt, das er vor diesen Gefühlen nicht davon laufen oder sie auch nur Ansatzweise vergessen konnte, aber mittlerweile suchten ihn all seine verwirrenden Erfahrungen mit Zahra in jeder vergehenden Sekunde unausweichlich heim und selbst in den wenigen sonst so friedlichen Stunden des Schlafes fand er keine Ruhe mehr. Sie verfolgte ihn bis hin in seine Träume, wo seine Möglichkeiten der Flucht nahezu gleich null waren und er all diesen quälenden Bildern hoffnungslos ausgeliefert war, sodass er bloß noch intensiver an all die kleinen wohltuenden Details ihres bisherigen Zusammenseins erinnert wurde. Der Duft ihrer Haut, den Geschmack ihrer Lippen oder auch nur sanfte Klang ihrer flüsternden Stimme waren in dem Gefängnis der Nacht so übermächtig ausgeprägt, das es ihm fast den Verstand raubte und er kurze Zeit später schwer Atmend wie mit gleichso heftig rasendem Herzen schweißgebadet erwachte. Das sie nun zudem noch weiterhin ständig in seiner Nähe war, machte die Sache für ihn daher nicht gerade leichter und es war für ihn eher so, das je mehr er sich von ihr fern zuhalten schien alles nur noch schlimmer anstatt besser wurde. Hatte er schlussendlich doch einen entschiedenen Denkfehler in seiner sonst so perfekten Aufschlüsslung von Gründen gegen seine Gefühle für Zahra gemacht? Nein, sein scharfer Verstand sagte ihm klipp und klar, das er vom rationalen Standpunkt aus gesehen in Bezug auf seine Arbeit als Detektiv eindeutig die richtige Entscheidung getroffen hatte und er nur so seiner Aufgabe in dieser Welt gerecht werden konnte, aber immerhin wusste er mittlerweile ebenso gut, das diese Emotionen sich nicht in logische Argumente gliedern ließen. Was also hatte er für eine andere Wahl gehabt? Das Eine widerlegte das Andere und doch schien beides ebenso lückenlos miteinander verknüpft zu sein, das es ihn mit jeden neuen Gedankengang nur noch weiter in die Irre zu führen schien. Nachdenklich legte sich abermals sein Daumen an seine Unterlippe und neuerlich befand er sich mindestens zum hundert tausendsten Mal in den gleichen Verstrickungen seiner aufgewühlten Überlegungen und Zweifel wieder, als er plötzlich ruckartig von Aizawa aus seinen Gedanken gerissen wurde.
 

„...Ryuzaki...Herr Matsuda und ich würde für heute gerne Schluss machen, aber wir haben da ein kleines Problem...“ erklang die vertraute Stimme des Ermittlers in seinem Kopf und sofort richtete sich sein starrer Blick sekundengleich aufmerksam auf die beiden Polizisten hinter ihm, währenddessen er jeden der Zwei zunächst einmal ausgiebig zu mustern begann. „...Was für ein Problem?...“ kam auch sofort die entsprechende alarmierte Gegenfrage hinterher, denn in den Gesichter der beiden SOKO-Mitglieder konnte er die eindeutigen Spuren von Besorgnis erkennen und diese gefielen ihm gar nicht. „...Nun ja...Zahra ist vor einer ganzen Weile auf den Sofa eingeschlafen und wir machen uns alle ein wenig Sorgen um sie...Irgendetwas scheint die Arme ziemlich mitzunehmen und wir würden sie wirklich ungern wecken...“ gab Aizawa sogleich geradeheraus sein Anliegen preis und besah sich indessen auffordernd den schwarzhaarigen Detektiv vor sich, welcher von der darin unterschwelligen versteckten Frage alles andere als angetan schien. „...Herr Aizawa hat Recht... sie sieht schon seit einiger Zeit ziemlich blass aus und wahrlich viel zu schlafen scheint sie offensichtlich auch nicht...wäre es da nicht vielleicht besser, wenn sie wenigstens für heute Nacht hier bleiben könnte?...“ mischte sich nun auch Matsuda beunruhigt in das aufkommende Gespräch mit ein und kratzte sich nebenher grüblerisch am Kopf, unterdessen er einen bekümmerten Seitenblick auf die junge Frau warf. L´s Augen wurden noch eine Nuance dunkler und fixierte zunächst missmutig die beiden Polizisten, bevor sein Augenmerk langsam aber stetig hinüber zu der trotz allem sichtlich unruhig schlafenden Zahra gilt. Ein kurzer schmerzhafter Stich machte sich umgehend in seinem Brustkorb bemerkbar, als die zierliche erschöpfte Person in sein Blickfeld geriet, denn er wusste nur zu genau warum sie sich im Moment in solch einem Zustand befand und das löste in ihm prompt erneut diese sich gegen alles logische aufbäumende Unruhe aus. Auch wenn er immer noch nicht bis ins kleinste Detail nachvollziehen konnte, wieso diese sture undurchschaubare Frau sich selbst so sehr quälte und nach wie vor so starrköpfig wie ehe und je an ihrer Liebe festzuhalten schien, so kannte er sie mittlerweile auch gut genug um zu wissen, das sie niemals Aufgeben würde und das bezog sich nicht nur auf ihre Gefühle für ihn, sondern ebenso auch auf den Fall Kira. Es gefiel ihm überhaupt nicht, auf was diese ganze Sachlage schon wieder hinaus lief und dazu hätte Matsuda die aufkommende Frage nicht einmal mehr aussprechen müssen, denn diese war ihm bereits nach Aizawas Ansprache sofort bewusst gewesen. Nachdenklich schweiften seine dunklen Seen abschätzend über die unsteten Gesichtsspiegelungen von Zahra und er wog intensiv wie gleichso sorgfältig seine verschiedenen Optionen in dieser Lage ab, denn eigentlich hatte er absolut keinen Bedarf diese ihn so aufwühlende Frau noch längerfristig in seiner Nähe zu haben, aber andererseits konnte er die Beweggründe der beiden Polizisten auch irgendwo nachvollziehen. Erschöpfung und Schlafmangel war wirkliche nicht förderlich für ihre Gesundheit und bereits jetzt zeigte ihr Körper eindeutige Spuren, welche die vorangegangen Ereignisse vermutlich bei ihr hinterlassen hatten. „...Äh...Ryuzaki?...“ sprach Herr Aizawa irritiert den dunkelhaarigen Ermittler nochmals an, nachdem er auch nach geschlagenen zehn Minuten immer noch keine Antwort von diesem erhalten und für eine Weile einfach nur stillschweigend grübelnd den jungen Mann in seinem Tun beobachtet hatte. Sogleich hatte er allerdings wieder die volle Aufmerksamkeit von L, welcher sich neuerlich in seinen bereits wieder abschweifenden Überlegungen zu der jungen Frau verloren hatte, was ihn erneut gewaltig gegen den Strich ging, als er sich diesem Umstand schlagartig bewusst wurde. „...Also schön...von mir aus kann Zahra für heute Nacht hier bleiben...“ ließ er sodann unwillig verlauten und besah sich die beiden erleichtert scheinenden Ermittler nochmals eingehend, unterdessen er gleichfalls eine überdeutliche stille Frage in ihren Augen ablesen konnte. „...Keine Sorge meine Herren...Ich werde Watari darüber informieren und er wird sich dann um alles weiter kümmern...Immerhin besitzt er einen Zweitschlüssel für ihre Wohnung...“ folgte postwendend seine Erläuterung zu dieser, was die Zwei lediglich dazu veranlasste, sich gegenseitig skeptische wie ebenso irritierte Blicke zu zuwerfen. „...Gut...Aber sagen sie Ryuzaki...Wieso besitzt Herr Watari einen Schlüssel für Zahras Wohnung?...“ kam dennoch sogleich lauernd von Aizawa zurück, während er L prüfend mit seinen Augen zu mustern begann. „...reine Vorsichtsmaßnahme...“ war alles, was der Schwarzhaarige emotionslos dazu von sich gab, ehe er sich dann bestimmt von den Beiden abwandte und sich wiederholt den Bilder der Überwachungskameras widmete. „...Aha...Vorsichtsmaßnahme sicher...“ verließ zweiflerisch den Mund von Aizawa und bedachte den seltsamen Detektiven abermals mir einem misstrauischen Seitenblick, bevor er sich dann aber doch zusammen mit Matsuda langsam auf den Weg nach draußen begab, währenddessen er sich wiedereinmal seine eigenen Gedanken zu diesem Thema zu machen begann.
 

L hockte nachdem er Watari über die neu entstandene Sachlage informiert hatte eine ganze Weile wortlos und tief in seinen Gedanken versunken auf seinen Sessel, während er unaufhörlich in seinen kaltem überzuckertem Kaffee rührte. Es war das erste mal seit Wochen, das die junge unberechenbare Frau wieder bei ihm im Hotel übernachtete und trotz all der damit aufkommenden erinnerungsschweren Bilder, genoss er ihre unerwartete Anwesenheit auf eine unerklärliche Art und Weise sogar, nur das warum war ihm neuerlich unergründlich. Der Anblick ihres sonst so friedlich schlafenden Gesichtes und der beruhigende Klang ihrer eigentlich so gleichmäßigen Atemzüge wurde dieses mal jedoch immer wieder von hektischen Regungen durchbrochen, denn Zahra schien sichtbar von Alpträumen verfolgt zu werden, was der junge Ermittler bereits schon seit beginn aufmerksam verfolgt hatte. Immer wieder stahlen sich seine dunklen Augen forschend hinüber in die unruhigen Gesichtszüge der junge Frau und sofort bäumten sich die an ihm nagenden Zweifel wie auch die ihn zermürbende Unruhe in seinem Herzen neuerlich mit aller Kraft auf. Es war seltsam, denn obwohl er sie schon unzählige Male beim Schlafen beobachtete hatte, war es in diesem Augenblick vollkommen anders als bisher und löste nicht nur schmerzhaft all diese verwirrenden Emotionen in seinem Inneren aus, sondern zeitgleich ebenso ein viel tiefer greifendes Verlangen, das ihm selbst schon mehr als unheimlich war. Nein, es war ihm nicht nur unheimlich, es machte ihm auf eine erschreckende Weise sogar irgendwie Angst und ließ seinen rationalen Verstand umgehend alarmiert aufschreien, indessen er seinen gehetzten Puls versuchte erneut auf ein normales Level zu senken. Zahras Bewegungen wurden derweilen von Minute zu Minute immer nervöser, währenddessen hin und wieder ein kaum hörbares kurzes Wimmern ihre leicht bebenden Lippen verließ und sie ihren Kopf unkontrolliert von eine Seite auf die Andere warf, was sich L für eine geraume Zeit lediglich stillschweigend wie gleichso auch ein wenig beunruhigt besah. Was träumte sie nur, das sie offensichtlich so sehr aufwühlte? Hatte es vielleicht sogar wirklich etwas mit ihm zu tun? Immerhin hatte sie ihn ja bereits in der Vergangenheit schon einmal in ihren Schlaf mit eingebunden und auch damals war es augenscheinlich kein guter Traum gewesen. Doch konnte er tatsächlich aufgrund der derzeitigen Umstände und eines vorangegangenen Erlebnis mit ihr einen Bezug zu ihrem jetzigen unbestreitbaren Alptraum herstellen oder interpretierte er schlussendlich einfach nur zu viel in diesen hinein? Grüblerisch legte sich neuerliche sein Daumen an seine Lippe, unterdessen er angespannt die hektische junge Frau auf dem Sofa aufmerksam im Blick behielt und seine eigenen verworrenen Gedanken zu ihr abermalig unbewusst schweifen ließ, als er im nächsten Moment auch schon überrascht aufhorchte. „...L...“ vernahm er das geqäulte leise Flüstern aus ihrem Mund und sogleich machte sich eine neue erdrückende Welle aus Pein in seiner Brust breit, sodass sein Magen sich umgehend krampfhaft zusammenzog und seine dunklen Seen fassungslos an dem Antlitz von Zahra kleben blieben. Sie träumte also wirklich von ihm? Ja, er hatte ganz deutlich den Klang seines Namens in seinen Ohren vernommen und dies trieb den marternden Motor des Schmerzes in seinem Inneren nur noch einmal von neuem an, derweilen sein perplexer Blick verunsichert ihrer zitternden Lippen zu fixieren begann. Sein Kopf war mit einem Schlag wie leergefegt und die Unruhe in ihm erreichte scheinbar einen neuen Höhepunkt, während sich irgendwo tief in ihm drin immer deutlicher eine unbestimmte Sehnsucht einschlich, welche die Lage für ihn nur noch unerträglicher machte. L hatte zwar bereits die Vermutung gehegt, das er der Grund für ihren unruhigen Schlaf war, aber die Gewissheit darüber wühlte einen noch viel mächtigerer Schmerz in seinen Herzen wieder auf und ein spürbar schlechtes Gefühl machte sich Schritt für Schritt immer nachdrücklicher in seinem Körper breit. Wiedereinmal verwirrte, quälte und verärgerte es ihn zu gleichen Teilen, denn auch wenn er die Hintergründe eigentlich kannte und selbst mittlerweile Tag für Tag ähnliche Situationen wie sie gerade durchlebte, konnte er es trotz alledem einfach nicht mit seinem logisch rationalen Verstand vollständig erfassen. Dieses irrationale Rätsel namens Liebe, welches ihm inzwischen schon so viele bekannte Parallelen zu unzähligen andern sozialen Handlungsweisen aufgezeigte hatte, die ihm bereits in vielen seiner bisher gelösten Fälle Kopfzerbrechen bereitete hatten und die sich dennoch alle vollkommen voneinander unterschieden. Es war für ihn noch immer nicht richtig begreiflich, wie das ganze Konstrukt aus Gefühlen überhaupt funktionieren konnte, ohne das es klar erkennbare Strukturen und Muster dafür zu verzeichnen gab.
 

Minutenlang starrte er ohne jegliche Regung die sich hin und her wälzende Zahra gedankenverloren an und bemühte sich inständig darum, die Kontrolle über seinen neuerlich heftig rebellierenden Körper nicht zu verlieren, unterdessen er krampfhaft versuchte seine wirbelnden Gedanken in eine halbwegs normale Richtung zu lenken, aber es wollte ihm letztendlich einfach nicht gelingen. Ihre bittere Stimme, ihre hektischen Bewegungen und all die unglücklichen Gesichtsspiegelungen blockierten ihn, während sie zeitgleich an einen ganz bestimmten unliebsamen Teil in ihm appellierten, welchen er nicht zu beherrschen wusste. L musste einfach etwas unternehmen und sie in ihrem Tun stoppen, ehe er erneut von seinen Gefühlen rücksichtslos überrannt werden würde. Somit stand er ruckartig von seinem Platz auf und schritt unwillig wie ebenso wachsam auf die junge Frau zu, derweilen das Chaos in ihm mit jeden Zentimeter immer weiter zu nahm. Unschlüssig hielt er direkt vor Zahra inne und maß diese abschätzend mit einem missmutigen Blick, indessen er ernsthaft darüber nachgrübelte, wie er sie ohne sie zu wecken ruhig stellen konnte. Er wollte das sie endlich aufhörte sich wie unter schmerzenden Flammen in ihren Träumen zu winden, aber das hieß jedoch nicht im selben Atemzug, das er auch wollte das sie vollständig aufwachte, denn dann hätte er ein neues unschönes Problem, welcher er im Augenblick noch viel weniger vorausberechnen konnte als das, welches er jetzt schon am Hals hatte. Behutsam beugte er sich daher vor und packte die nervenaufreibende Person bei den Schultern, während er sie sichtbar verstimmt anzusprechen begann. „...Schon gut Zahra...Es ist nur ein Traum...Beruhige dich wieder...“ verließ leise seinen Mund, unterdessen er die junge Frau bestimmt und mit sanfter Gewalt gegen die Rückenlehne des Sofas drückte, sodass sich ihre Bewegungsfreiheit deutlich in Grenzen hielt. Achtsam beobachtete er nebenbei hochkonzentriert jede einzelne ihrer Regungen, während er sich innerlich auf alle möglichen Szenarien mit ihr vorzubereiten begann, aber je mehr er sie anzusprechen schien, desto mehr ließ auch sichtbar ihrer Gegenwehr nach und dann nach wenigen Minuten spiegelte sich plötzlich gegen jegliche seiner Erwartungen ein warmes sanftes Lächeln auf ihren Lippen, das den jungen Detektiven fast den Boden unter den Füßen entzog. Sofort erfasste ein neuer Schwall aus durcheinander wirbelnden Gefühlen seinen Verstand und das Chaos in seinem Herzen sprang postwendend auf die nächste Stufe, indessen er gleichzeitig ebenso diese angenehme warme Kribbeln in seinem Magen ausfindig machen konnte, welches ihn abermals erneut gehörig zu irritieren begann. Diese scheinbar harmlose kleine Geste auf seine Worte brachte ihn mal wieder vollkommen aus der Fassung und er fragte sich wahrlich mit jeder Sekunde mehr, warum bereits so ein kleines unbedachtes Lächeln von ihr das spürbare Gefühl von Glück bei ihm auslösen konnte. Forschend lagen seine dunklen Seen auf den nunmehr friedlich erscheinenden Gesichtszügen der jungen Frau, derweilen er ernsthaft über diesen neu entstanden irritierenden Aspekt nachzugrübeln begann und sein Herz nebenher unaufhörlich schwer in seiner Brust galoppierte, sodass das Blut wie auf einer Achterbahn lautstark in seinen Ohren rauschte. Seit langem war er ihr wiedermal so unheimlich nahe, das er ihren unverwechselbaren betörenden Duft in seiner Nase wahrnehmen konnte und welcher gleichzeitig das heillose Durcheinander in ihm unaufhörlich weiter anfachte wie gleichso aber andererseits auch seltsamer Weise milder stimmte. Doch wie konnte das sein? Verwirrt und nachdenklich zugleich stand er einfach nur da, mit seinen Händen auf ihren Schultern und seinen Blick starr wie gleichso prüfend auf ihr Gesicht gerichtete, während sich sein scharfer Verstand versuchte einen winzigen Weg in diesem Dschungel aus neu erblühenden Emotionen zu schlagen, ehe er dann plötzlich vollkommen überrumpelt mit einem kurzem erschrockenen Aufkeuchen neben Zahra auf dem Sofa landete.
 

Die junge Frau hatte sich einfach ohne Vorwahrnung von jetzt auf gleich abrupt vorgebeugt und ihre Arme fest um seinen Oberkörper geschlungen, sodass ihn das unerwartete zusätzliche Gewicht völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hatte und er einfach mit ihr zusammen zur Seite gekippt war. Bewegungsunfähig und mit sich überschlagenden rasenden Herzen saß L nun völlig verdattert neben der offensichtlich noch immer schlafenden Zahra, welche sich jetzt ganz ungeniert damit begnügte seine Brust als improvisiertes Kissen zu missbrauchen, während zeitgleich ein sanfter wohliger Laut ihre lächelnden Lippen verließ. Seine Gedanken setzte prompt wiederholt für mehrere Minuten gänzlich aus und abermals musste er alles daran setzten, das er nicht einfach das Atmen unter ihrer unvorhergesehenen körperlichen Nähe vergaß, bevor er es endlich schaffte die altbekannte aufschreiende Unruhe in sich aus seinem gelähmten Geist zurückzudrängen. Missmutig wie gleichso verärgert über sich selbst und seine erneute Unvorsichtigkeit in ihrer unberechenbaren Gegenwart schweifte sein dunkler Blick hinunter zu der sich mit aller Macht an ihm festklammernde junge Frau, welche ihr Gesicht friedlich schlummernd in sein Sweatshirt vergrub. Nachdenklich musterte er sie eingehend und stellte sich wohl zu abertausensten mal die Frage, wie sie es letztendlich doch immer wieder schaffte, ihn in solche unliebsamen Situationen hinein zu manövrieren und das selbst dann, wenn so doch eigentlich scheinbar lammfromm zu schlafen schien. Genervt machte sich augenblicklich ein mehr als unwilliger Ausdruck bei ihm breit, denn ursprünglich hatte er genau so eine neuerlich aufwühlende Lage mit allen Mitteln vermeiden wollen und nun steckte er wiederholt mitten drin, unterdessen sein Körper umgehend mit eindeutigen Signalen auf sie zu reagieren begann. Er hatte doch eine klar definierte Entscheidung getroffen gehabt und einen endgültigen Schlussstrich für sich selbst unter dieser ganzen Angelegenheit gezogen, aber nun wurden die nagenden Zweifel daran zu einen ohrenbetäubenden Orchester der Unsicherheit, sodass er inzwischen nicht einmal mehr wusste, wie er sich jetzt eigentlich verhalten sollte. Der Regenbogen aus Verwirrung und Chaos zeigte sich diesmal in seiner ganzen unendlichen Farbvielfalt, derweilen sich sein emotionsgebeutelter logischer Verstand immer weiter in eine der hintersten Ecken zurück zuziehen begann und somit noch mehr Spielraum für all die ihn erneut durchströmenden Erinnerungen schuf. All die Bilder und Erlebnisse mit ihr schwappten wie eine unaufhaltsame benebelnde Flut über ihn zusammen und weckten neuerlich dieses beständig leise in ihm pochende Sehnsucht nach Geborgenheit, welche ihn seit dieser einen Nacht immer wieder von Neuem heimgesucht hatte. Angespannt und mit aller Konzentration, die er unter diesen Umständen aufbringen konnte, lauschte L unschlüssig in sich hinein und bemühte sich darum wiederholt irgendeine rationale Erklärung für all die ihn erneut zerwühlenden Fragen und Zweifel zu ergründen, aber das was er dann letztendlich dort fand, das warf ihn nur noch weiter aus seiner bereits erneut zu bröckeln beginnenden logischen Umlaufbahn.

Die Logik der Liebe

Die Logik der Liebe
 

Wie zur Salzsäule erstarrt und mit fest geschlossenen Augen saß L hochkonzentriert neben Zahra auf dem Sofa, währenddessen er sich darum bemühte all die gerade neu entdeckten irritierenden Dinge in sich zu sortieren wie gleichso auch zu analysieren. Sorgsam achtete er dabei auf jede noch so kleine Regung in seinem rebellierenden Körper und lauschte unterdessen nachdenklich auf die gleichmäßigen ruhigen Atemzüge der jungen Frau, welche sich noch immer wie eine Ertrinkende mit aller Kraft haltsuchend an ihm festklammerte, sodass er mit jeder Minute deutlicher diese altvertraute von ihr ausgehende wohlige Wärme spüren konnte. Mit jedem neuem unausweichlichen befüllen seiner Lungen mit dem so lebenswichtigen Sauerstoff, schlich sich zeitgleich auch jedes Mal ein wenig mehr ihres unverwechselbaren Geruchs in seine Nase ein und unterstützte dadurch bloß umso intensiver all die seltsamen irrationalen Empfindungen, welche ihn seinen logischen Verstand kontinuierlich streitig zu machen drohten. L wusste weder es zu beschreiben, noch es zu erklären, was genau sich da gerade in seinem Inneren abzuspielen begann, denn es war einfach viel zu widersprüchlich, als das es sich in sein rationales Gefüge einzugliedern vermochte und trotzdem war es in diesen Sekunden so unfassbar Materiell in seinem Gedanken, das er lediglich die Hand danach ausstrecken musste, um es zu berühren. All seine sonst so scharfen Sinne schienen in diesem Augenblick völlig verrückt zu spielen und doch lag in diesem Strom aus verwirrenden Reizen eine unumstößliche Wahrheit, die ihn viel mehr erschreckte, als das sie ihn einfach nur vollkommen aus der Fassung bringen konnte. Sein Herz setzte für einen Moment schlagartig aus, ehe es sein Blut anschließend wie einen wild gewordener Stier durch seine pochenden Adern zu jagen begann und er gleichzeitig abrupte geschockt seine Augen öffnete. Wie in Trance und völlig überwältigte von seiner so eben erwachten Erkenntnis fixierten seine fassungslos blickenden dunklen Seen abwesend die erdrückende Leere im Raum, während sein rationaler Verstand das ausgegrabene Puzzle der Ratlosigkeit intuitiv Stück für Stück zu einem Konstrukt zusammen setzte, welches ihm sofort einen eisigen Schauer über seinen Rücken laufen ließ. Das, was er gegen jegliche seiner bisherigen Erwartungen und vorausgegangenen Berechnungen in den Tiefen seines Inneren in diesem Moment fand, war nicht das Chaos oder der Schmerz, welche ihn in den letzten Wochen so sehr zugesetzt hatten, Nein, sondern es war viel mehr das Gefühl von Geborgenheit wie ebenso einem allumfassenden wohltuenden Frieden, welcher ihm fast die Fähigkeit zu Atmen nahm und ihn vollständig aus seinem Fundament riss. Doch wie konnte so etwas nur Möglich sein? All diese irrationalen verwirrenden Emotionen die er für Zahra empfand, welche ihm in ihrer Gegenwart bereits mehr als einmal unglücklicher Weise die Kontrolle hatten verlieren lassen und ihm in den vergangenen Tagen, in welchen er sich fest entschlossen von ihrer Person ferngehalten hatte, mit ihrer unbestreitbaren präsent so nachhaltig gequält hatten, waren zwar noch immer unerbittlich in seinem Inneren vorhanden, aber sie hatten sich dennoch in dieser ungewollten Situation abermals verändert. Sie brachten nicht nur mehr Unverständnis und Schmerz mit sich, sondern wirkten diesen plötzlich sogar lindernd Entgegen, was L neuerlich in all seinen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Liebe aufs Neue abgrundtief verstörte. Wie konnte es sein, das etwas offensichtlich Ursache und Lösung zur gleichen Zeit zu sein schien? Das widersprach doch erneut jeglichen Gesetzen der Logik, denn im Normalfall lernte man schon von Kindesbeinen an, das man von den Dingen die weh taten Abstand halten sollte, um sich und seine Gesundheit vor größeren Schaden zu bewahren, aber hierbei schien diese überlebenswichtige Regel vollkommen außer Kraft gesetzt zu werden, fast so, als würde eine zweite Verbrennung an der heißen Herdplatte ein Heilmittel für die vorangegangene Wund sein. Doch das war alles andere als stimmig und führte ihm somit bloß wiederholt vor Augen, wie wenig man die vernunftwidrigen Gefühle in rationale Argument gliedern konnte, um sich mit gut voraus kalkulierten Schritten vor diesen zu schützen, aber wie sollte er jetzt mit dieser sich daraus neu ergebenden Sachlage umgehen? Verwirrt wie gleichso nachdenklich richteten sich seine dunklen Seen ruckartig hinunter auf das schlafende Profil von Zahra und versuchte all diesen weltenverkehrten Tatsachen einen halbwegs plausiblen Sinn abzuverlangen, jedoch verfing sich sein scharfer Verstand mit jedem neuem Richtungswechsel nur noch weiter in dem abstrusen Netz der unauflöslichen Widersprüche, sodass seine Laune umgehend erneut einen rasanten steilen Abstieg verzeichnete. Trotz allem genoss L allerdings auch irgendwie den so lange herbeigesehnten Moment des Friedens in seinem Herzen, denn er war inzwischen das ihn zerfressende Chaos aus Zweifeln wie ebenso der sich ständig protestierend aufbäumenden Gefühle leid und beobachtete unterdessen stillschweigend das entspannte Gesicht der jungen Frau, welche ihm unaufhörlich neue unbekannte Fakten über sich selbst offen legte. War das vielleicht genau der springende Punkt, der ihn in seinen rational gefassten Entschluss so hartnäckig verunsicherte? Das er seine geliebte innere Ruhe und Selbstbeherrschung nur im Zusammenspiel mit Zahra zurück gewinnen konnte? War sie wirklich der Schlüssel zu all diesen aufgestauten marternden Fragen in seinem Kopf? Doch das würde demzufolge wiederum auch bedeuten, das er offenkundig anscheinend weder mit ihr - noch ohne sie wirklich konnte und das erschuf im selben Atemzug ein neues noch größeres Problem, denn wie sollte er so eine undefinierte Sachlage dann schlussendlich handhaben? War er überhaupt in der Position dazu, auf solche unsteten Bedingungen einzugehen oder hatte er bereits im Vorfeld schon lange verloren gehabt? Zaghaft ließ er vorsichtig seine Finger erst über ihren Kopf und dann durch ihre braunen langen Haare den Rücken hinab gleiten, sodass die junge Frau wohlwollend einen bestätigenden Seufzer tat, während sie sich mit einem sanftem Lächeln nur noch fester an seine Brust kuschelte, was sein Herz sofort erneut in eine heillose Raserei versetzte. Da waren sie wieder. Alle diese berauschenden angenehmen Gefühle, die sich wie ein beruhigender Nebel in seinem vom Unruhen gebeutelten Verstand ausbreiten und seine Gedanken wiederholt in einen Zwiespalt aus Ärger und Glück zurück drängten, sodass er sich neuerlich zu Fragen begann, wieso ihn die Nähe zu ihr abermalig zu solchen irrationalen Aktionen verleitet hatte und was sich wohl in ihrem eigenen Kopf zu diesem Thema abspielte, denn er hatte ihre, für L weiterhin von Gegensätzen durchtriebenen Worte, nicht vergessen.
 

Langsam driftete mein abhandengekommenes Bewusstsein wieder zurück aus den dunklen erinnerungsschweren Reich der Träume und sofort bemerkte ich perplex, das irgendetwas an der Gesamtsituation hier nicht ganz zu stimmen schien, denn dieser herbe altvertraute Duft, welcher mir als erstes überdeutlich in die Nase stieg, widersprach all dem logischen Gedankengängen in meinem sogleich hellwach aufschreienden Verstand. Entsetzt meldete sich umgehend schmerzhaft mein heftig reagierendes Herz in meinem Brustkorb und mich musste mich mit all meiner Kraft die ich aufbringen konnte zusammenreißen, um nicht einfach erschrocken die Luft anzuhalten, als ich mir meiner aktuellen überraschenden Lage urplötzlich bewusst wurde. Diesen aufwühlende Geruch würde ich noch unter Tausenden herausfiltern können, denn er gehörte zweifelsfrei zu dem Mann, der mir mittlerweile mehr bedeutete als mein eigenes Leben, aber wieso bloß war er mir gerade so verdammt nahe? Meine Gedanken begannen sofort übergangslos mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit durch den Irrgarten meiner Erinnerungen zu jagen und eine plausible Erklärung für die mich zu zerreißen drohenden Umstände um mich herum zu finden, währenddessen ich mit all meinen anderen Sinnen angespannt auf meine unmittelbare Umgebung lauschte. Krampfhaft bemühte ich mich darum die sogleich in mir aufwallenden quälenden Bilder von unseren gemeinsamen bisherigen Erlebnissen in meinem Bewusstsein zurück zu drängen und meine momentane schlafend erscheinende Fassade somit nicht sofort auffliegen zu lassen, unterdessen ich nicht nur mein aufgescheuchtes Blut in meinen Ohren rauschen hören konnte. Nein, da war ebenso der beruhigende und dennoch gleichso aufrührende Klang eines Herzschlages, der sich kontinuierlich in meine durcheinanderwirbelnden Überlegungen schlich, derweilen ich das bekannt Gefühl von weichen Stoff unter meinen Händen spüren konnte. Die Wärme und Geborgenheit die mich umgab, benebelte beinahe vollständig meinen verwirrten Geist, aber sie fühlte sich nach den ewig erscheinenden Wochen der Abstinenz so unsagbar gut an, das sich ein zentnerschwerer Kloß aus unaussprechlichem Glück wie ebenso unsagbarer Sehnsucht in meinem Hals einfand. Doch was war eigentlich passiert? Warum war ich überhaupt eingeschlafen und wieso benutzte ich L offensichtlich als Kissen? Viel wichtiger war allerdings ebenfalls die Frage, weshalb er sich das offenbar auch noch von mir gefallen ließ. Was hatte das alles nur zu bedeuten? In meinem Kopf herrschte ein beispielloses Chaos aus Schmerz, Freude, Unverständnis und Angst, sodass es mir fast unmöglich wurde auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen und meine sich auflehnenden Gefühle mir unmissverständlich damit drohten, mir auch noch den letzten verbleibenden Rest meiner brüchigen Selbstbeherrschung vollends streitig zu machen. War ich tatsächlich so erschöpft gewesen, das sich mein Körper einfach ohne Vorwarnung die benötigte Ruhephase glorreich erobert hatte, noch bevor ich irgendetwas dagegen unternehmen konnte? Hatte ich neuerlich im Schlaf unbewusst eigenmächtig gehandelt gehabt oder war gegen jegliche Wahrscheinlichkeit der ungewöhnliche Fall eingetreten, das L von selbst einen Schritt auf mich zugemacht hatte? Ich war vollkommen verwirrt, sodass ich in diesem Moment weder wusste was ich eigentlich denken noch wie ich mich jetzt ihm gegenüber verhalten sollte, weshalb ich für einen unendlich scheinenden Augenblick lediglich wie versteinert und mit sich überschlagenden Herzen in meiner Position verharrte, indessen ich mich inständig darum bemühte die nebenher in mir aufkommende salzige Flut aus Hoffnung und Verzweiflung bereits im Keim wieder zu ersticken. Es irritierte, quälte und wühlte mich in einer so konfusen Art und Weise auf, sodass es die gesamte Lage beinahe unerträglich für mich machte, denn in dieser Sekunde hatte ich einfach alles, was ich in letzten Wochen so sehr vermisst hatte und zeitgleich hatte ich ebenso eine übermächtige Furcht in mir, genau dies alles neuerlich nochmals zu verlieren. Diese derzeitige Sachlage spiegelte genau das wieder, wovor ich seit dieser einen alles verändernden Nacht am meisten Angst und was ich mir andererseits gleichzeitig auch mit jeder Faser meines Körpers mehr als nur herbeigesehnt hatte. Trotz alledem blieb letztlich aber noch immer die fragwürdigen Umstände, welche zu der Entstehung dieser nervenaufreibenden Situation geführt hatten, beständig nagend in meinem zerrütteten Verstand bestehen und obwohl ich gerade am liebsten für Immer die Zeit angehalten hätten, so wünschte ich mich zeitgleich ebenso ganz weit weg von hier, denn ich wusste einfach nicht zu sagen, wie diese Geschichte schlussendlich ausgehen würde und das speiste meine stetig wachsende Unsicherheit mit jeder einzelnen Sekunde. Was würde er tun, wenn ich meine Maske fallen ließ? Würde L mich abermalig von sich stoßen, so wie er es schon einmal getan hatte oder war es tatsächlich der erste erfolgversprechende Schritt, der uns erneut wieder ein Stück aufeinander zubringen konnte? Durfte ich wirklich ein klein wenig Hoffnung haben oder sollte ich mich eher auf das schlimmste Szenario vorbereiten? Ich war vollkommen hin und her gerissen zwischen den unzähligen Variationen an bestehenden Möglichkeiten und doch genoss ich ganz bewusst jede einzelne vergehende Minute bei ihm in vollen Zügen, denn genau genommen konnte dies auch das letzte Mal gewesen sein, wo ich ihm noch einmal so nahe gekommen war. Doch während ich mich immer weiter in meinen Überlegungen zu verlieren drohte, schreckte mich abrupt unerwartet die wohlvertraute Stimme des Detektiven aus meinen abschweifenden Gedankengänge hoch und die Zeit um mich herum schien im selben Augenblick erwartungsschwer den Atem an zuhalten.
 

„...Ich weiß das du wach bist Zahra...Es gibt also keinen ersichtlichen Grund mehr dafür, das du dich weiterhin so unnachgiebig an mir festklammern musst....“ verließ es missmutig die Lippen des Schwarzhaarigen und besah sich nebenher unwillig die sogleich sichtlich zusammenzuckende Person vor sich, währenddessen er inständig darüber nachsann warum sie sich gerade schon wieder so irrational verhielt. L hatte recht früh bemerkt das Zahra wohl aus ihrem komatös anmutenden Schlaf endlich aufgewacht war, denn ihm waren die winzig kleinen Regungen in ihrem Gesicht wie auch das sachte kaum wahrnehmbare leichte Zittern ihrer Finger nicht entgangen und dennoch hatte sie keinerlei Anstalten gezeigt gehabt, ihn aus seiner misslingen Lage wieder zu entlassen, was ihm nach einer Weile immer deutlicher gegen den Strich gegangen war. Aber warum tat sie das? Natürlich wusste er mittlerweile das Zahra ihn liebte, denn das hatte sie ihm selbst mehr als deutlich gesagt wie auch gezeigt gehabt und das ihr die vorangegangenen Tage sichtliches Unbehagen bereitet hatten, war ihm ebenso keineswegs entgangen, aber verursachte ihr die gegenwärtige Situation den gar keine Probleme oder ging es ihr schlussendlich ähnlich wie ihm, sodass sie einfach bloß ein wenig länger versuchte daran fest zuhalten? Mein Kopf war schlagartig leer, als ich plötzlich die nicht gerade erfreut klingende Stimme von L in meinen Ohren vernahm und sofort machte sich ein merklich schmerzhaftes Ziehen in meinem Brustkorb breit, sodass ich unweigerlich erschrocken zusammenfuhr, während mein Puls zeitgleich auf ein neues Rekordhoch schnellte. Er wusste das ich nicht mehr schlief? Hatte ich mich tatsächlich durch irgendetwas verraten? Was sollte ich jetzt nur tun, damit diese für mich ohnehin bereits unangenehme Lage nicht noch schlimmer wurde? Krampfhaft versuchte ich verbissen den logisch gepolten Bereich meines Verstandes neu zu starten und mir einen halbwegs akzeptablen Ausweg aus dieser Situation zu erschließen, indessen ich mich angestrengt auf all meine überreizten Sinne konzentrierte, um meine sichtbaren Reaktionen so gut wie eben möglich unter meiner Kontrolle zu behalten, als mir im selben Moment unvermittelt etwas ganz anderes auffiel, was meinen rationalen Geist abrupt in seinem sowieso schon beeinträchtigten Leistungsprozess rücksichtslos unterbrach. Von einer Sekunde zur Anderen verweigerten meine Lungen einfach ihren Dienst, währenddessen ich vollkommen überrascht auf den ebenso eindeutig erhöhten Herzschlag meines improvisierten Kissens lauschte und mein eigener zeitgleich erst einmal vollständig versagte, ehe sich dieser dann umgehend auf der selben Frequenz des seinigen wieder einfand. Was war hier eigentlich los? Hatte ich irgendetwas verpasst oder bildete ich mir diese unerwartet Tatsache letztendlich etwa nur ein? Nochmals horchte ich mit all meiner Konzentration auf den schnellen kontinuierlichen Klang in seiner Brust und meine erstarrten Gedanken setzten sich umgehend zähflüssig aufs Neue in schwindelerregende Bewegung, derweilen sich sofort abermals das Labyrinth aus Fragen wie gleichso Verwirrung in meinem Inneren auszubreiten begann. War es wirklich Möglich, das ihn das Ganze hier genauso sehr aufwühlte wie mich und ich mit den anfänglichen Vermutungen zu seinen Worten im Endeffekt gar nicht so falsch gelegen hatte? Auch wenn sein gesamtes Verhalten im Augenblick eher auf Ablehnung hindeutete, so sprach sein Herz letzten Endes gerade eine ganz andere Sprache und das ließ den kleinen Funken der Hoffnung in mir neuerlich ein wenig heller glimmen. Jedoch musste ich jetzt erst einmal etwas unternehmen um aus diesem aufrührenden Umstand zu entkommen, weshalb ich mich nach einem letzten tiefem Atemzug vorsichtig von ihm löste und mich dann anschließend abgewandt von ihm aufsetzte, denn im Moment würde ich ihm einfach nicht in seine dunklen unlesbaren Augen schauen können. Da war schlicht und ergreifend ein viel zu großes Chaos aus Unsicherheit wie auch erinnerungsschwerer Gefühle in mir, die mich Hals über Kopf zu untergraben versuchten, sodass mein Magen sich unaufhörlich marternd zusammenzog. „...Tut mir Leid...“ verließ es zeitgleich flüsternd meinen Mund und ich biss mir umgehend schmerzhaft auf die Lippen, denn mit diesen Worten fiel auch die schützende Mauer um meine zurückgehaltenen Emotionen in sich zusammen, sodass alles in mir protestierend lauthals aufheulte. L beobachtete aufmerksam jede noch so kleine ihrer gezeigten Reaktionen und bemühte sich indessen händeringend darum, sich nichts von seiner momentanen inneren Zerrissenheit anmerken zu lassen, aber gegen die deutlichen Rückmeldungen seines Körpers war auch sein scharfer mahnender Verstand hilflos. Nachdenklich verfolgten seine dunklen Seen, wie sich Zahra behutsam von ihm entfernte und sogleich wurde die leise bebende Unruhe in ihm zu einer neuerlichen ohrenbetäubenden Sinfonie der Gegenwehr, als sich mit ihr auch die Wärme und die Geborgenheit aus seinen Gedanken immer mehr zurückzog. Genervt von der unnachgiebig entschwinden Ruhe in seinem Kopf, maß er nebenher prüfend die mit einem Mal recht kontaktscheu erscheinende junge Frau aus dem Seitenwinkel, denn sie würdigte ihn in der gesamten Zeitspanne nicht einmal eines einzigen Blickes, was ihn nun wiederum abermals völlig irritierte. War ihr die Lage doch in irgendeiner Form unangenehm oder hatte er sie mit seinem Verhalten einfach nur neuerlich verärgert? Egal wie sehr er es auch bisher immer versucht hatte, es wollte ihm letztendlich bis heute keineswegs gelingen, diese sture unberechenbare Person auch bloß Ansatzweise zu entschlüsseln und das stieß ihm selbst nach so vielen Monaten immer noch genauso Sauer auf wie am ersten Tag. Dennoch wusste er nicht richtig zu deuten, wie er die neu entstandene angespannte Situation handhaben sollte und wieso sie sich gegen jegliche seiner Erwartung plötzlich so kleinlaut verhielt, obwohl sie doch sonst mehr der impulsive Typ war. Wurde sie schlussendlich tatsächlich so sehr von ihren Gefühlen beeinflusst, das sich dies nachweislich in ihren Charakterzügen widerspiegelte oder bezweckte sie damit einen ganz anderes Ziel? „...Schon gut...“ war alles, was ich in seiner gewohnten emotionslosen Stimme mit meinen Ohren vernehmen konnte und umgehend machte sich erneut dieser atemraubende Kloß aus Unsicherheit in meinem Hals bemerkbar, sodass ich all meinen Macht aufbringen musste, um mich nicht von meinen Emotionen doch noch überrumpeln zu lassen. Meine Nerven lagen blank und ich ballte instinktiv meine Hände zu Fäusten, um den schmerzhaften Druck in meiner Brust tapfer entgegen zu wirken, während ich den bohrenden wachsamen Blick von L überdeutlich in meinem Rücken spüren konnte. Ich musste einfach hier raus, denn ich würde diese bedrückende bedeutungsschwere Stille zwischen uns letztendlich nicht mehr lange aushalten, weshalb ich von Anfang an genau solche Situationen zu vermeiden versucht hatte, aber nun steckte ich mal wieder mitten drin und ich fühlte mit jeder vergehenden Sekunde intensiver, wie die finsteren Schleier der Narrheit sich immer dichter in meinem Verstand auszubreiten begannen, sodass es mir immer schwerer wurde, meine sichtliche körperliche Schwäche unter meiner Kontrolle zu behalten. „...Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt gehe...“ gab ich sogleich erklären von mir, unterdessen ich mir eine kleine verräterische Perle aus meinem Augenwinkel wischte und aus der gleichen Bewegung heraus aufstand, um mich der heiklen Lage um mich herum endlich zu entziehen, ehe ich jedoch plötzlich ruckartig an meinem Handgelenk zurückgehaltenen wurde.
 

L fixierte nachdenklich wie gleichso wachsam die junge Frau neben sich und fokussierte sich unterdessen abermals aufmerksam auf all die sich nun wiederholt verändernden Regungen in seinem Inneren, welche sich nun erneut in diesem quälenden Chaos aus Verwirrung und marternden Zweifeln abzuzeichnen begannen. Der wohlige Frieden, welchen er vorhin so befreiend in sich gespürt hatte, war mit Zahra neuerlich auf und davon, sodass er sich ernsthaft irritiert zu fragen begann, ob sie vielleicht tatsächlich der Schlüssel zum Ausgang aus dieser unlogischen Verkettung von Indizien sein konnte. Mit dem Daumen an der Unterlippe sinnierte er erneut über die verschiedenen Schnittpunkte in dieser irrationalen Gleichung namens Liebe, welche sich ihm einfach nicht vollständig offenbaren wollten und registrierte derweilen angespannt, wie die junge Frau sich im nächsten Moment mit ein paar knappen Worten eiligst aus dem Hotelzimmer stehlen wollte, sodass er postwendend geistesgegenwärtig darauf reagierte und diese bestimmt zurück hielt. Was genau ihn zu dieser Aktion trieb, konnte er sich selbst im ersten Augenblick auch nicht wirklich erklären, aber irgendetwas in ihm bäumte sich bei diesem Gedanken qualvoll auf und sein Körper agierte einfach vollkommen selbständig, unterdessen ihm noch etwas ganz anderes an Zahra auffiel. Hatte er da gerade wirklich eine Träne bei ihr gesehen oder hatte er sich dieses winzige Detail doch nur eingebildet? Sofort machte sich ein erneuter schmerzhafter Stich in seinem Herzen breit und alles in ihm sträubte sich umgehend gegen die unumstößliche Tatsache, das er sie, wenn er ehrlich zu sich selbst war, tief in seinem Inneren eigentlich nicht gehen lassen wollte, aber sein logischer Verstand nutzte diese ungewollte Kontaktaufnahme sofort geistesanwesend für seinen ganz eigen Zwecke, nicht zuletzt um damit einen dunklen schützenden Schatten über die wahren Absichten hinter dieser Handlung zu werfen. Mit einer einzigen fließenden Bewegung war er hinter Zahra getreten und packte gleichzeitig nachdrücklich ihren Arm, sodass die junge Frau unweigerlich gezwungen war in ihrem Tun inne zu halten. „...Warte Zahra...“ gab er emotionslos von sich und besah sich wachsam die erstarrte Person vor sich, unterdessen sein Puls nochmals rasant in die Höhe schnellte. Ich gefror schlagartig zu Eis, als ich seine warme Hand an meinem Arm fühlen konnte und die Zeit stand wiederholt vollkommen still, währenddessen sich zeitgleich ein explosives Gemisch aus tobenden Gefühlen in meinem überreizten Leib auszubreiten begann. Was sollte das denn jetzt werden? Warum tat er das? Wieso ließ er mich nicht einfach gehen, sondern machte diese ganze Sachlage nur noch schlimmer für mich? Sah er denn nicht, wie sehr mich diese nervenaufreibenden Situation mitnahm oder machte es ihm etwa Spaß mich mit seiner Nähe zu quälen? War das wieder einer seiner seltsamen Tests, um zu sehen in wie weit ich mich noch im Griff hatte? „...Was willst du?...“ kam schleppend von mir zurück, indessen ich es nicht wagte mich auch nur einen Millimeter zu ihm umzudrehen, da schon alleine diese paar Worte meine derzeitigen Kraftreserven beinahe zu übersteigen schienen und mein geistiger Zustand sich bereits jetzt aufs Neue in wenigen Minuten ohne Vorwarnung haltlos zu verabschieden drohte. Der junge Detektive fühlte ganz deutlich die knisternde Spannung in der Luft und er wusste, das er bei ihr mehr als vorsichtig sein musste, da er sie in ihrer jetzigen Verfassung noch schlechter Einschätzen konnte als sonst, aber er wollte schlussendlich ein paar Antworten auf die unaufhörlich in seinem Kopf kreisenden Fragen zu ihr haben und nur sie allein war dazu in der Lage ihm die notwendigen Erklärungen drauf zu liefern. „...Was sollte das Zahra?...Warum verhältst du dich so irrational und wieso grenzt du dieses ganze Thema zusätzlich mit einer Frist ab?...“ erklang seine altvertraute Stimme in meinen Ohren und sogleich viel mir wortwörtlich alles aus dem Gesicht, indessen es mir fast den Boden unter den Füßen entzog.
 

Meine Gedanken standen schlagartig still, während sämtliche meiner lebenserhaltenden Funktionen für den Moment vollständig aussetzten und anschließend in einer Übelkeit bringenden Welle erneut tonnenschwer auf mich niederschlugen. Was hatte er da gerade gesagt? Frist? Woher wusste er von meinem Entschluss? Hatte er damals etwa doch nicht so tief und fest geschlafen, wie ich es vermutete hatte? Aber wenn dem so wäre, wieso hatte ich diesen fatale Umstand dann nicht bemerkt gehabt? Mir wurde schwindlig und das unaufhaltsame Karussell in meinem Verstand nahm nur noch weiter an bedrohlich anmutender Geschwindigkeit zu, derweilen ich krampfhaft darum kämpfte zu begreifen, welchen Sinn seine eben geäußerte Aussage tatsächlich hatte. „...Was?...“ meinte ich entsetzt und wandte mich mit einem sichtbar schreckensbleichen verstörtem Ausdruck zu ihm um, unterdessen meine Brauen ungläubig nach oben rutschten. L begutachte derweilen genaustens ihre verschiedenen Gesichtsspiegelungen und ihre überdeutliche Empörung wie auch das sichtliche Erschrecken über seine indiskrete Frage machte ihm postwendend klar, auf was für dünnem Eis er sich hier gerade mal wieder bewegte, aber jetzt konnte er ohnehin nicht mehr zurück. „...Überrascht dich diese Tatsache wirklich so sehr Zahra?...Ich dachte du wüsstest inzwischen, das ich mich selten vollständig zu Ruhe begebe...Aber um eventuell Missverständnisse im Vorhinein auszuschließen...Ja ich habe jedes einzelne Wort von dir sehr deutlich vernommen gehabt...und ich möchte das du mir erklärst, warum du so gehandelt hast...“ kam lauernd wie gleichso erklärend aus seinem Mund und behielt indessen die von Sekunde zu Sekunde bleicher werdende junge Frau vor sich sehr genau in seinem prüfenden Blick, denn es waren einfach viel zu viele Regungen, welche sich plötzlich auf ihrem Antlitz abzuspielen begannen, sodass nicht nur die Unruhe in ihm warnend wie ebenso schmerzhaft aufschrie. Ich konnte einfach nicht fassen, was er mir da gerade so völlig ausdruckslos offenbarte und mir stockte umgehend der Atem, unterdessen sich mein Herz sogleich auf einer erneuten unaufhaltsamen Selbstmordmission zu befinden schien. Warum hatte er mir das verschwiegen? Wieso bloß hatte er sich damals nicht zu erkennen gegeben und mich in meinem Tun gestoppt, als mich so hinterrücks ins Messer laufen zu lassen? Was sollte ich ihm denn darauf jetzt bitte antworten? Dachte er wirklich, das hier wäre nur eine harmlose Unterhaltung oder einer seiner skurrilen Verhörspielchen, um sich meine Gedankengänge erschließen zu können? Hatte er denn nicht mehr alle Tassen im Schrank? Meine Traurigkeit und all die mich marternden Gefühle in mir wandelten sich in diesen Minuten erst zu abgrundtiefer Empörung und letztendlich in eine bittere Wut, die sich wie ein Faustschlag in den Magen unausweichlich in mir ausbreitete. „...Du willst das ich dir erkläre, warum ich so gehandelt habe?...Sag mal bist du eigentlich so schwer von Begriff?...Hast du nicht eben selbst gesagt, das du jedes einzelne Wort von mir gehört hast?...Wenn das stimmt, dann müsstest du die Antwort darauf doch bereits kennen, also warum machst du das hier?...Wieso quälst du mich so L?...“ verließ es verärgert meine zitternden Lippen und in meinen Augen spürte ich erneut das aufsteigende heiße Nass der Verzweiflung, währenddessen ich ihm voller Unverständnis finster entgegen blickte. Der Schwarzhaarige machte umgehend einen winzigen Schritt zurück, als er sich der ungestümen Reaktion von Zahra bewusst wurde und ihre sichtbaren anklagenden verletzten blaugraue Iriden ließen das Chaos in seinem Herzen nur noch wilder an seinen Ketten zerren, indessen er sich darum bemühte aus den verärgerten Worten der jungen Frau eine brauchbare Lösung für sein Problem zu entschlüsseln, aber es wollte ihn trotz alledem einfach nicht gelingen. „...Demnach hat dein gesamtes irrationales Verhalten mit deiner Liebe zu mir zu tun richtig?...Das erklärt aber immer noch nicht, warum du nach wie vor an diesem unlogischen Konstrukt festhält, obwohl es dich doch offensichtlich nicht völlig kalt lässt...Von dem gesetzten Ultimatum mal ganz zu schweigen...“ faste L die Umstände nochmals gedanklich zusammen, derweilen sein dunkler Blick nachdenklich zur Decke gerichtet war und sein Daumen an seiner Unterlippen ruhte. Für ihn waren diese Antworten nicht weniger erleuchtend als seine eigenen ständigen Grübeleien zu dieser unkalkulierbaren Person und selbst wenn er bestimmte Dinge aufgrund seinen eigenen Erfahrungen mit ihr mittlerweile ein wenig nachvollziehen konnte, so war das Rätsel darum jedoch noch lange nicht gelöst. Mir entkam bei seiner Äußerung prompt ein fassungsloses Aufkeuchen und ich konnte ihm lediglich vollkommen verdattert entgegen starren, derweilen ich mich ernsthaft fragte, ob er mich hier gerade nicht vollständig zum Narren hielt. Hatte er eigentlich ein totales Rad ab oder verstand er hier wirklich nicht, was sich hinter meiner Aussage verborgen hatte? Sauer biss ich mir hart auf meine Lippe, um nicht im nächsten Augenblick vollends die Kontrolle über diese aufwühlende Sachlage zu verlieren, denn dieses bunter Gewirr aus allen mir erdenklichen Emotionen hatte inzwischen wahrlich seinen Höhepunkt erreicht, sodass ich beinahe nicht einmal mehr zu sagen vermochte, wo oben und wo unten war. Beruhigend krallte ich meine Fingernägel in meine Handflächen und versuchte den toben Vulkan in mir an seinem Ausbrechen zu hindern, als mir schlagartig ein vollkommen abstruser Gedanke in den Kopf schoss, welcher meinen Ärger in absoluten Unglauben wandelte. „...Warte mal...Du verstehst es tatsächlich nicht oder?...“ hauchte ich ihm fassungslos entgegen und sogleich traf mich ein in Grund und Boden vernichtenderen Blick des jungen Detektiven, welcher meine erkennende Vermutung zu einer vagen Gewissheit werden ließ. „...Red nicht solchen Unsinn Zahra...“ verteidigte sich L postwendend und versuchte die aufkommenden Spekulationen über seine Kompetenzen auf diesem Gebiet umgehend im Keim zu ersticken, was ihm nebenher deutlich verstimmte. Er hatte wahrlich keine Lust darauf, das es dieser sturen Frau gelang noch eine weitere Schwachstelle bei ihm zu finden und ihm damit noch mehr von seinem ohnehin bereits durcheinander geratenes Leben unwiderruflich zerstreute, denn sie nahm definitiv bereits jetzt schon viel zu viel Raum in seinem Kopf ein.
 

Geschlagene fünf Minuten blickte ich nunmehr dem ziemlich missmutig dreinschauenden L gedankenverloren entgegen und allein sein so vehementes Abstreiten meiner These verstärkte dieses stetig wachsende Gefühl in meinem Bauch, das ich gerade wohl einen wunden Punkt bei ihm getroffen hatte, denn wenn ich all unsere gemeinsamen Erlebnisse unter diesem Aspekt betrachtete, dann ergab vieles endlich einen verständlichen Sinn für mich. Es war als würden mir nach all den Monaten der Verwirrung letztendlich die Scheuklappen abgenommen und mein logisch rationaler Verstand war mit einem Mal wieder vollständig erwacht, sodass er das verknotete Gestrüpp in meinem Kopf nach und nach zu encodieren begann. Natürlich, jetzt wo ich so darüber nachgrübelte hatte ich ja schon zu Beginn diese soziale Unbeholfenheit bei ihm bemerkt gehabt und er war nun einmal nicht der Mensch, welcher sich von seinen Emotionen leiten oder gar beeinflussen ließ. Nein, er war und blieb ein Kontrollfreak, der alles bis ins kleinste Detail vorausberechnen wie zeitgleich analysieren musste, denn seine Welt bewegte sich, so wie ihn kennen gelernt hatte, ausnahmslos in logischen Bahnen, welche mit wissenschaftlichen Argument unzweifelhaft untermauert werden konnte. Jedoch Gefühle und insbesondere die Liebe hatte rein gar nichts mit diesen Denkweisen gemein, was auch ich schlussendlich erst lernen musste und für L mussten daher all diese Umstände noch verwirrender sein, als sie es für mich schon waren. Hieße das also, das er eventuell lediglich Unsicher war und sich deshalb so abweisend mir gegenüber verhielt? Konnte es wirklich sein, das es einfach nur eine Art Angst vor dem Kontrollverlust war und er mir deshalb solche wirren Fragen stellte, obgleich er die Antwort drauf doch eigentlich bereits wusste? Forschend suchte ich konzentriert nach einem brauchbaren Anhaltspunkt in seinen dunklen Seen, aber wie schon so oft war diese unergründliche Schwärze wie eine undurchdringliche Wand, welche nicht einen einzigen kleinen Blick auf das dahinterliegende preisgab. Sinnierend schloss ich mit einem erschöpften Seufzen langsam meine Lider und lauschte instinktiv auf den heftigen Sambarhythmus meines Herzens, denn ich konnte trotz allem nicht sagen, ob ich nun auf der richtigen Spur war oder nicht. Allerdings war es meine einzige Chance die sich mir im Augenblick offenlegte, da wenn ich recht behielt L wahrscheinlich keinen weiteren Schritt mehr auf mich zukommen würde und damit hätte ich ihn, wenn ich jetzt nichts unternahm, letztendlich wohl für immer verloren. Dennoch wie sollte ich ihm rational verständlich machen, was genau in mir vorging und mich antrieb? Nicht nur das es mir widerstrebte meine geheimen Gedanken ihm gegenüber darzulegen, nein, auch die Angst wie er darauf reagieren würde nagte an meiner Entschlossenheit, sodass ich nervös wie gleichso unschlüssig auf meiner Unterlippe zu knabbern begann. Für eine Weile stand ich lediglich regungslos abwägend da, während ich schon fast körperlich die prüfenden Augen des Detektiven auf mir spüren konnte, aber ich ließ mich in diesem Moment nicht von ihm beirren, sondern konzentrierte mich auf die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung in meinem Leben. L hingegen beobachtete wiederum ebenso wachsam wie grübelnd die unergründliche Person vor sich und er war sich nicht wirklich sicher, ob er sie nun aus diesem meditativ anmutenden Zustand herausholen sollte oder nicht, denn er wusste einfach nicht zu sagen, was ihm danach erwarten würde. Hatte sie es tatsächlich geschafft einen kurzen Blick in seinen Kopf zu werfen, ohne das er es verhindern konnte? Schon allein die Vorstellung ließ ihm abermals einen eisigen Schauer über den Rücken laufen und seine Stimmung damit noch weiter in den Keller sinken, aber wenn dem so war, was sollte er dann dagegen unternehmen? Forschend ließ er seine dunklen Seen langsam über ihr Antlitz gleiten und sofort meldete sich in ihm die brodelnde überschäumende Unruhe zurück, die seinen Puls in ungesunde Höhen trieb, währenddessen sein logischer Verstand immer wieder abzudriften begann. Jetzt, in dieser einen unbewussten Sekunde, wünschte er sich so sehnlichst den allumfassenden Frieden zurück, welchen er vorhin für einen kurzen Moment so heilsam genießen durfte und plötzlich wurde seine gesamte Aufmerksamkeit jedoch abrupt auf die sich endlich wieder regenden Zahra gelenkt.
 

„...Also schön L...Ich werde versuchen es dir zu erklären, auch wenn ich noch nicht so genau weiß, wie ich das eigentlich bewerkstelligen soll...“ begann ich meine Unsicherheit leise zu überwinden, ehe ich nach einem nochmaligen ermutigenden Atemzug zu ihm aufblickte und in meinen Erläuterungen mit einem sanften Schmunzeln erinnerungsschwer fortfuhr. „...Liebe ist nicht logisch und sie ist absolut unberechenbar, aber ich denke das weißt du bereits...Für mich war es ehrlich gesagt schon ein kleiner Schock, als ich mir meiner Gefühle für dich bewusst geworden war...“ gab ich weiterhin erklärend von mir und wurde jedoch sofort von dem Schwarzhaarigen unterbrochen. „...Wieso war das für dich ein Schock?...“ kam sogleich perplex von L hinterher, welcher Zahra sehr aufmerksam in ihren Ausführungen gefolgt war und dem diese Tatsache sichtlich zu irritieren schien. Sofort schlich sich ein breites wenn gleichso liebevolles Grinsen auf meine Lippen, als ich mir diesem minimalen Anflug von Überraschung bei ihm bewusst wurde und mein Herz machte einen wohltuenden Hüpfer, welcher die Schmetterlinge in meinem Bauch bildhaft aufstoben ließen. „...Nun ja...sagen wir es mal so...du bist immerhin nicht gerade der nette umgängliche Typ von Nebenan oder?...Im Gegenteil, du kannst einen hin und wieder gehörig auf den Wecker fallen...“ meinte ich scherzhaft tadelnd, denn gerade seine unangemessene Dreistigkeit und seine provokante Art waren die ersten Dinge, die ich an diesem seltsamen jungen Mann rückblickend in mein Herz geschlossen hatte. L´s Blick verdunkelte sich bei ihren Worten sichtbar und doch war da auch eine gewisse Freude in ihm über diese winzige Herausforderung ihrerseits, die er schon viel zu lange nicht mehr verspürt hatte, aber das würde er sich unter keinen Umständen ihr gegenüber auch nur Ansatzweise anmerken lassen. „...Das sag genau die Richtige...Du bist immerhin auch kein Unschuldslamm Zahra und du machst nichts als Ärger...“ folgte postwendend tonlos darauf von ihm und auch das Chaos in ihm schlich sich derweilen in eine angenehmere Richtung, wie er missmutig feststellen musste. Mein Puls schnellte bei seiner direkten Provokation sogleich auf hundertachtzig, aber diesmal war es definitiv kein Ärger, sondern viel mehr das Gefühl eines wiederauferstandenen altvertrauten Rituals, welches mir wohl mehr als schmerzlich gefehlt hatte, sodass ich mir ein angriffslustiges Lächeln einfach nicht mehr verkneifen konnte. „...Vielen Dank für das Kompliment...So nett kenne ich dich ja gar nicht...“ warf ich umgehend sarkastische hinterher, was mir prompt einen neuerlichen sträflichen Seitenblick von ihm einbrachte, ehe ich mit sanfter Stimme meine anfänglichen Erläuterungen wieder aufgriff. „...Wie gesagt...zu Beginn habe ich mich wahrlich mit Händen und Füßen gegen diesen Umstand gewehrt und das schon alleine deswegen, weil wir einen Fall zu lösen haben...aber irgendwann hatte ich einfach nicht mehr die Kraft dazu und habe es schlussendlich eingesehen...Doch nur weil ich es damals wusste, war es nicht gleich auch leichter für mich damit umzugehen...Nein, da waren so viele neue Dinge in mir die mich verunsichert haben und welche dir mir sogar Angst machten, weil ich sie nicht genau definieren konnte...Allerdings habe ich nach einiger Zeit gelernt mit dieser Ungewissheit umzugehen und sie als eine gegebene Tatsache akzeptiert, die man nicht ändern konnte...“ entkam es seelenruhig meinen Lippen, während meine blaugrauen Augen friedvoll in weit entfernte Erinnerungen zurück blickten, bevor mich L abermals mit seinen Worten aus meinen Gedanken riss. „...Du hast es Akzeptiert?...“ fragte der Schwarzhaarige forschend wie ebenso skeptisch nach, denn dies verwirrte ihn in seinen logischen Konstrukten wiederholt zutiefst. Wie konnte man etwas Akzeptieren, was man nicht erklären konnte? Er konnte es nicht wirklich mit seinem rationalen Verstand begreifen und doch stieß er in Zahras Gesicht lediglich auf eine beruhigend lächelnde milde Wärme, die ihm seine Brust nur nochmals enger werden ließ. „...Ja das habe ich...Verrückt nicht wahr?...aber ich habe gemerkt, das es in Bezug auf die Liebe nichts bringt sich den Kopf über das Warum und Wieso zu zerbrechen...Nein, es behindert einem im Endeffekt nur und verkompliziert die Dinge sichtlich...Und deshalb agiere ich zur Zeit auch so irrational...In diesen Sachen höre ich ausschließlich auf meine Gefühle, selbst wenn mein Kopf mir etwas anderes sagt und es noch so logisch plausibel klingt...“ führte ich nachfolgend an, ehe sich ein sichtbarer Schatten in meine blaugrauen Augen schlich und ich meinen Blick gleichzeitig traurig von ihm abwandte. „...Darauf gründet letztendlich auch dieses Ultimatum, welches ich mir in dieser Nacht selbst gesetzt habe...Wie schon damals sagte...Ich kann nichts dagegen unternehmen, das ich so für dich empfinde und es tut mir wirklich Leid, wenn ich dir durch diese Tatsache Probleme bereite...aber ich kann es nicht ändern und ich vertraue weiterhin auf dieses warme Gefühl in mir...Doch auch ich bin nicht so stark oder so blind, das ich es ein ganzes Leben lang ertragen oder beschönigen könnte...Dafür schmerzt es einfach viel zu sehr...“ flüsterte ich mit erstickter Stimme und krampfte mit aller Macht meine Hände zusammen, um das neuerliche Zittern in meinem Körper zurück zu drängen, unterdessen ich mit einem tiefen Atemzug versuchte die aufsteigenden salzige Flut in mir tapfer nieder zustecken.
 

Der junge Detektive lauschte sehr aufmerksam und konzentriert den unlogisch und doch irgendwie in sich schlüssig klingenden Worten der jungen Frau, währenddessen in ihm beim Anblick ihrer aufkommenden Tränen erneut ein unerträgliches schmerzhaftes Ziehen Einzug hielt, das ihm wiedereinmal fast den Verstand raubte. Alles in ihm bäumte sich protestierend auf und sein Herz marterte mit unendlichen dumpfen wilden Schlägen seinen ohnehin bereits aufgewühlten Körper, sodass es ihm abermals sichtlich schwer wurde, seine Gedankengänge auf das Sortieren ihrer zerrüttenden Sätze zu richten. Sie handelte also deshalb so unlogisch, weil sie sich entschlossen hatte, sich von ihren Emotionen leiten zu lassen? Hatte sie vielleicht gegen jegliche Form des rationellen Gefüges den Schlüssel zur Lösung in diesem Irrgarten der Verwirrung gefunden? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er die Tatsache um seine irritierenden Gefühle für Zahra zwar schlussendlich angenommen gehabt, aber niemals wirklich als diese akzeptiert, sondern sich trotz alledem ständig versucht sich diesem aufwühlenden Chaos zu entziehen. Doch war das zu guter Letzt der entschiedene Denkfehler in seinem Puzzle gewesen? Immerhin hatte, soweit er es genauer betrachten konnte, jeder Kontrollverlust und jede unerwartete Aktion von ihr nicht nur dieses Chaos sondern ebenso einen gewissen Frieden mit sich gebracht, selbst wenn ihm diese Einsicht neuerlich sichtlich sauer aufstieß. Zeitgleich schmerzte ihn dennoch ebenso wiederholt ihre leiderfüllte Aussage aus dieser einen ganz bestimmten Nacht in einem ungeahntem Ausmaße und noch immer konnte er nicht zu hundert Prozent erfassen, warum sie im Endeffekt weiter an dieser Liebe festhielt, ja sie sogar darauf vertraute wie sei selbst sagte, aber inzwischen schlich sich auch eine vage Ahnung bei ihm ein, wie die junge Frau offenkundig mit diesem Thema umzugehen schien. Nachdenklich musterten seine dunklen Seen die aufgerührte Person vor sich und wieder waren da all diese irrationalen Dinge in ihm, welche in ihm so viele widersprüchliche Reaktionen hervorriefen, indessen seine Erinnerungen unbewusst auf den Moment vor dieser Unterhaltung zurück glitten. L´s Verstand arbeitete auf Hochtouren und wog innerhalb von Sekunden schier unzählige Optionen in diesem weltenverkehrten Konstrukt aus Fragen ab, derweilen sich sein dunkler Blick grüblerisch auf die Zimmerdecke zu richten begann. Die Zweifel an seinem persönlichen Entschluss wurden von Minute zu Minute immer lauter und tausende von erinnerungsschweren Bildern nisteten sich unterstützend dazu in seinem haltlos rotierenden Verstand ein, aber wie sollte er sich entscheiden? Rational betrachten war seine Entscheidung das einzig richtige gewesen und doch fühlte er ebenso, das in ihren Worten eventuell mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit stecken könnte, was wiederum jedoch seine eigens Urteil in Verruf bringen würde. Was aber, wenn sie nun im Umkehrschluss doch Recht hatte und man diese Gefühle nur mit vollkommen irrationalen Maßnahmen in den Griff bekommen könnte? Wie ein Tornado fegten die Pro und Kontras durch die überreizten Nervenbahnen seines Gehirns, währenddessen seine Emotionen eine unendlich erscheinende unaufhaltsame Achterbahnfahrt durch alle Welten der Gefühle bestritten, sodass er für eine ganze Weile lediglich wie versteinert in seiner Position verharrte. Dann jedoch löste L sich plötzlich ruckartig aus seiner minutenlangen Erstarrung und zog mit einer einzigen flinken Bewegung die stillschweigende bebende Zahra kommentarlos in seine Arme, wo diese sekundengleich abrupt einfach das Atmen einstellte. Umgehend mit dieser Berührung umschloss ihn neuerlich zusammen mit ihrer Wärme ebenso auch dieser allumfassende Frieden wie gleichso die sich so wohlig anfühlende Geborgenheit, welche das Chaos in seinem Inneren nach und nach zielsicher zum versiegen brachte. Mit starren ausdruckslosen Blick stand er einfach nur da und genoss diesen kleinen Moment der Ruhe, denn vielleicht hatte diese junge unberechenbare Frau letzten Endes gegen all seine logischen Protestaktionen sogar Recht behalten, sodass ihm gar kein anderer Ausweg blieb als all diese Gefühle für Zahra zu akzeptieren, wenn er seinen scharfen Verstand doch noch vor seinem sicheren Untergang bewahren wollte, denn nur so würde er vielleicht schlussendlich dazu in der Lage sein, nicht nur dieses Rätsel, sondern auch den Fall Kira ohne weitere Vorkommnisse zu lösen.

Entscheidung

Entscheidung
 

Mein Herz setzte schlagartig aus und ich hielt postwendend den Atem an, als ich mich plötzlich so unerwartet in L´s Armen wieder fand, während die Zeit um mich herum vollends still zustehen schien. Was um alles in der Welt war denn bitte jetzt passiert? Wieso tat er das mit einmal, ohne auch nur irgendein Wort dazu zu sagen? Hatten mein Erklärungsversuche ihm letztendlich doch noch erreicht oder war das wiedereinmal eines von seinen seltsamen Spielchen, welches er hier mit mir trieb? Jeder noch so kleine Winkel in meinem Kopf war voll mit herumschwirrenden Spekulationen und abertausenden von Fragen, unterdessen ich nebenher wieder diese wohlige mich einhüllende Wärme seines Körpers spüren konnte, sodass sich die kleinen winzigen Tropfen aus salzigen Schmerz schlussendlich doch ihren unaufhaltsamen Weg über meine Wangen zu suchen begannen. Erinnerungsschwer nahm ich seinen unverwechselbaren herben Duft in mir auf und das schützende geborgene Gefühl seiner unverhofften Nähe brach letztendlich meinem rasenden verwirrten Geist unweigerlich das Genick, derweilen all die angestauten Emotionen in mir wie ein unvermeidbarer Erdrutsch niederdrückend über mich hereinbrachen. Augenblicklich erwachte ich aus der mich gefangen haltenden Lähmung der Überraschung und meine Hände fanden im selben Moment wie von selbst ihren Weg um seinen Oberkörper herum, sodass ich meine zitternden Finger sofort haltsuchend in sein Sweatshirt krallte, um ihn nur noch dichter an meinen eigenen Leib zu drücken, indessen ich mein gemütsbewegtes Gesicht zeitgleich wohlwollend gegen seine Brust lehnte. Ich konnte es einfach nicht begreifen, was genau hier gerade zwischen uns passierte, aber ich war in diesem Minuten einfach nur unsagbar Glücklich und ebenso nagte in mir trotz allem auch ein nicht erlöschen wollender Zweifel aus Unglaube, der meine Fantasie zu neuen schmerzvollen Interpretationen befähigte. Dennoch hielt ich L unnachgiebig fest und wollte ihn am liebsten für immer in dieser innigen Umarmung einschließen, aus Angst er könnte sich in den nächsten Sekunden neuerlich von mir abwenden oder ich würde anderweitig aus diesem schönen so unwirklich erscheinenden Traum gerissen werden. Mit all meinen Sinnen lauschte ich intensiv auf den Mann in meinen Armen und abermals konnte ich den unnatürlich schnellen Takt seines Herzens in meinen Ohren vernehmen, während sich sein Brustkorb rhythmisch unter meinem verwirrten Kopf bewegte. Doch was hatte das Ganze letztendlich nun zu bedeuten? Da war einfach so viel in mir und auch um mich herum, was wie eine aufwühlende Flutwelle über mich hereinbrach und dennoch fühlte ich mich so unaussprechlich Sicher wie schon lange nicht mehr, was eine seltsam beruhigende Wirkung auf mich zeigte, sodass die reißenden Bäche meiner Verzweiflung nach und nach langsam versiegten. Als hätte sich die Welt plötzlich aufgehört zu drehen, standen wir für eine gefühlte Ewigkeit in vollkommener Stille beieinander und niemand von uns Beiden schien auch nur in Betracht zu ziehen, diesen friedlichen Augenblick der Ruhe mit irgendeiner unüberlegten Handlung zu zerstören, unterdessen sich unsere beiden Körper immer mehr in einem zustimmenden Einklang einfanden.
 

Für L hingegen war diese befremdliche wie dennoch irgendwie vertraute Situation alles andere als leicht und sie überschüttete seinen rationalen Verstand neuerlich mit unzähligen gegensätzlichen Argumentationen, aber er konzentrierte sich stattdessen mit aller Kraft auf den innere beruhigenden Frieden, welche Zahras Nähe unbestreitbar mit sich brachte. Eine zweifelsohne völlig unlogische Schlussfolgerung hatte ihn diesmal jedoch von sich selbst ausgehend in diese ungewöhnliche Lage gebracht, aber es war vielleicht wirklich seine einzige Chance das Chaos in seinem Inneren endlich zum Schweigen zu bringen und somit demzufolge die vollständige Reichweite seines scharfen Geistes wieder vollends entfalten zu können, denn dieser war bei der Jagt nach einem Mörder wie Kira einfach unerlässlich. Die direkte Gegenwart von ihr konnte offensichtlich tatsächlich nicht nur negative sondern auch positive Auswirkungen auf seine ihm noch immer rätselhaft erscheinende Gefühlswelt haben, denn sie war allen Anschein nach und doch gegen jegliche rationalen Vernunft wahrlich Ursache wie auch Lösung in diesem weltenverkehrten Rätsel, welches ihn nun schon viel zu lange beschäftigt hatte. Ein widersinniger Fakt, den er nach wie vor nicht auf überzeugende Weise mit Hilfe der Analytik untermauern konnte und dennoch lehrten ihn seine inzwischen eigens gemachten Erfahrungen auf diesen Gebiet, das diese Theorie durchaus nicht ganz so unbegründet zu sein schien wie er anfangs vermutet hatte, sodass er sich nach eingehender Überlegung zum Schluss doch dazu entschieden hatte, diesen abschüssigen Pfad auf unerkundeten Terrain vorerst einmal Probehalber zu folgen. Nichts desto trotz stellte sich diese augenscheinlich einfach Aufgabe für den Meisterdetektiven als eine nicht zu verachtende Herausforderung heraus, da das Akzeptieren einer undefinierten Begebenheit wie dieser sich nicht gerade unproblematisch mit seiner streng gegliederten logischen Natur vereinbaren ließ und auch ein erneuter ungewollter Verlust seiner Selbstkontrolle war nach seinen bisherigen Erlebnissen mit ihr in diesem Zusammenhang nicht einfach so von der Hand zu weisen, was die gesamte Sachlage zudem nochmals verkomplizierte. Es war ein komplett neuer aus dem Rahmen fallender Weg auf den er sich hier begeben hatte und er war mit unvorhersehbaren Gefahren gepflastert, welcher von den schleierhaften Wänden aus Unsicherheit sowie von unzähligen Widersprüchen begrenzt wurde. Regungslos und mit abschweifenden emotionslosen Blick hielt er die merklich zitternde junge Frau in seinen Armen und lauschte indessen aufmerksam auf die ihn behaglich aufwühlenden Wallungen in seinem Inneren, unterdessen sich die Schmerzhaften unter ihnen immer deutlich wieder in dem schwarzen Sumpf des Nichts zurückzogen, aus dem sie einst gekommen waren. L nahm Zahra in diesem Moment zum ersten Mal bewusst mit all seinen Sinnen wahr und versuchte nicht wie zuvor sich diesen aparten Umständen zu entziehen, sodass ihm all diese kleinen Details, welche ihn seit jeher so unnachgiebig verwirrt hatte, nur noch intensiver vorkamen. Die spürbare Hitze, welche von ihrem zierlichen Körper langsam aber stetig auf den seinen überschwappte, der einzigartige Geruch ihrer Haut, welcher ihn wie ein schwerer betörender Nebel einhüllte und auch das angenehme Gefühl, wie sich ihr Brustkorb rhythmisch bei jedem kleinen Atemzug sanft unter seinen Händen bewegte. Sein Puls jagte sein Blut wie einen überhöhten Schnellzug durch seine pochenden Adern und jede einzelne Faser in seinem Leib reagierte entgegenkommend auf die zustimmenden Berührungen der jungen Frau, die sich nun vollkommen in diese kleine Geste fallen ließ, sodass es ihm wiederholt sichtbar schwer viel die Arbeitsweise seiner Lungen nicht abrupt zu unterbrechen. Aber gerade durch all diese ihn ergreifenden, wohltuenden und dennoch weiterhin irgendwie befremdlichen Emotionen in ihm, war er seit langen das erste Mal wirklich wieder in der Lage dazu, seine aufschreienden Gedankengänge zu ihr ein wenig zu sortieren, was ihn nichts desto trotz sichtbar verwirrte. Gegen jeglichen Wirklichkeitssinn funktionierte es offenkundig sogar besser als erwartet und das wiederum bedeute auch, das Zahra wahrscheinlich zu einem unmissverständlichem Schwachpunkt von ihm geworden war, ohne das er es hätte bewusst verhindern können. Sichtlich verstimmte verfinsterten sich sogleich seine dunklen Augen bei diesen Überlegungen, den normalerweise würde er jegliche Form der Schwäche sofort zu unterbinden versuchen, aber bei ihr ergaben sich dadurch, wie seine Erfahrungen gezeigt hatten, nur noch größere Probleme, die genau das Gegenteil von dem erreichten. Doch wie sollte es jetzt weiter gehen? L bemühte sich tatsächlich irgendwie darum, seine Gefühle für Zahra wenigstens im Ansatz zu akzeptieren, aber das war wahrlich leichter gesagt als getan, denn sein scharfer Verstand wollte sich einfach nicht so kampflos geschlagen geben. Der junge Detektiv wusste schlicht und ergreifend nicht, wie er seinen wertvollen Kopf in solch einer Sachlage vollständige ausschalten sollte und zudem bestand da auch immer noch das unausweichliche Problem, in wieweit sich die Zukunft mit so einer unberechenbaren Variable noch voraus kalkulieren ließe, denn die Ungewissheit in Bezug auf die Vereinbarkeit von Liebe und Logik bereitete ihm das meiste Kopfzerbrechen. Und während L nachdenklich tief in der Zwischenwelt von beruhigenden Gefühlen und argumentativer Vernunft gefangen war, fühlte er plötzlich, wie sich der zierliche Körper in seinen Armen von ihm zu lösen begann, sodass er kurz darauf seinen konzentrierten Blick prüfend hinunter in die zwei blaugrauen Augen richtete.
 

Meine Gedanken hasteten immer noch heillos durcheinander und ich konnte für mich einfach keine in sich stimmige Schlussfolgerung ziehen, welche mir sein derzeitiges überraschendes Verhalten vollständig erklären würde, ohne das es eine winzige Spur der Skepsis darin zurück ließ. Was war hier bloß los? Hatte er seinen Meinung jetzt doch geändert oder hatte dies alles einen ganz anderen Hintergrund? Warum sagte er denn nichts zu dieser Aktion, sondern hüllte sich die ganze Zeit in dieses ungewisse Schweigen? Grüblerisch hielt ich an dem schwarzhaarigen Detektiven fest und der kleine Funke der Hoffnung in mir gewann mit jeder vergehenden Minute immer weiter an Kraft, unterdessen mich die Unsicherheit in meiner momentanen Lage beständiger zu ängstigen begann, sodass ich mich nach einer Weile der spekulativen Überlegungen überwindend dazu entschloss, tapfer den ersten Schritt nach vorne anzutreten. Ein letztes Mal noch atmete ich bestärkend seinen wohlvertrauten Duft ein, indessen ich mir fest Mut machend auf die Unterlippe biss und mich anschließend behutsam von seiner Brust löste, ohne ihn jedoch aus meinem Händen zu entlassen. Forschend wie gleichso sanft blickte ich fragend hinauf in die dunklen unlesbaren Seen von L und mein Herz rutschte prompt ein ganzes Stück unaufhaltsam Richtung Erdboden, als sich unsere Blicke letztendlich trafen, während ich den aufkommenden Kloß in meinen Hals krampfhaft wieder hinunter schluckte. „...Was hat das zu bedeuten L?...“ gab ich vorsichtig von mir, denn ich hatte einfach eine heiden Furcht davor, wie die Antwort auf diese mich quälende Frage ausfallen würde und das ich all das, was ich gerade in Händen hielt, abermals verlieren könnte. Wachsam verfolgte der junge Detektiv derweil die unsicheren Gesichtsspiegelungen von Zahra und umgehend waren da neuerlich all diese inzwischen vertrauten warmen Dinge in ihm, welche dieses seltsame wohlige Kribbeln in seinen Magen abermals aufs Neue auslösten. Trotz alledem war er sichtlich unschlüssig, wie er ihr diese Frage beantworten sollte, denn diese war für ihn selbst bis jetzt noch nicht zu hundert Prozent ergründet und das sich seine Handlungen genau genommen nur auf unsicheren Boden bewegten, das würde er ihr gegenüber niemals offen zugeben. Wie also sollte er sich verhalten? „...Was denkst du Zahra?...“ umging er wissentlich diese vage Sachlage, indem er diese einfach an die junge Frau zurückgab, welche im jedoch lediglich ziemlich verständnislos entgegenblickte. Irritiert zog ich die Brauen nach oben und begutachtete ihn nochmals ausgiebig, derweilen sich mein Herz nur noch schneller in meinem Brustkorb bemerkbar zu machen schien, sodass es mir fast unmöglich wurde, meine Gedankengänge auf das wesentliche zu konzentrieren. Was sollte das jetzt schon wieder? Woher soll ich denn wissen, was da in seinem Kopf vor sich ging und wieso er sich jetzt plötzlich einen Schritt auf mich zu bewegte? „...Wenn ich es wüsste, dann würde ich dich nicht Fragen oder?...Erst lässt du dich auf mich ein, dann stößt du mich wieder von dir weg und jetzt das...Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich davon noch halten soll...Ich liebe dich L und ich weiß, dass das alles nicht gerade einfach für dich ist...aber so kann es zwischen uns doch nicht weiter gehen...“ richtete ich mich sodann unsicher, aber mit hörbar ernster Stimme appellierend an ihn, indessen ich einen tiefen Atemzug tat und ihn wachsam im Auge behielt, denn ich war es mittlerweile einfach Leid mich ständig zwischen den Stühlen zu bewegen, ohne genau zu wissen wo ich eigentlich bei ihm stand. Auch wenn meine Angst ihn zu verlieren noch so groß war, so mussten wir diesen ganze Thema endlich mal auf einen klärenden Punkt bringen, bevor mich dieses ganze Chaos schlussendlich doch noch meinen Verstand kosten würde, denn lange würde ich das sicher nicht mehr durchhalten. Der Schwarzhaarige beobachte genau und trotz allem merklich angespannt den sich verändernden Ausdruck in ihrem Gesicht, währenddessen er nachdenklich jeden ihrer Sätze zu analysieren begann, aber diese brachten leider nicht das gewünschte Ergebnis für ihn, sondern hetzten die altbekannte Unruhe in seinem Inneren bloß wiederholt auf. Zahra stellte ihn ganz offensichtlich vor die Wahl und das behagte ihm ganz und gar nicht, denn noch immer waren da so viele unüberhörbare Widersprüche in ihm, welche er einfach nicht zu ignorieren vermochte. Anderseits lag in ihrer Aussage hingegen auch eine unzweifelhafte Wahrheit, da sie in einem Punkt unwiderruflich Recht behielt und zwar, das dieses heillose aufwühlende Durcheinander mit ihnen nicht länger so weiter gehen konnte, was ihn in diesen Minuten sichtlich zu wurmen begann. In ihrem unnachgiebigen sturen Blick konnte er deutlich ebenso das kurze Aufflackern von Verunsicherung wahrnehmen und die drei kleinen, früher so belanglos erscheinenden, Wort setzten seinem berauschten Herzen nochmals von neuem spürbar zu. Doch was sollte er schlussendlich tun, da er eigentlich nicht gewillt war, sich von ihr in die Enge treiben zu lassen oder sonst irgendwie die Kontrolle über diese fremdartige Lage zu verlieren? „...Stimmt...Auch wieder wahr...“ durchbrach er nach eine Weile unwillig die nunmehr erwartungsschwere Stille um sie herum, denn in dieser einen Tatsache stimmte er ihr immerhin zu, indessen er jedoch nebenher konzentriert über die nachfolgende von unausweichlichen Konsequenzen durchsetzte Entscheidung nach sann. Unruhig maß ich erwartungsvoll sein nicht gerade begeistert dreinschauendes Gesicht und mir wurde mittlerweile von Sekunde zu Sekunde die Brust immer enger, als er auch nach einer Ewigkeit mich lediglich mit seinen dunklen Augen abschätzend zu mustern schien. War ich jetzt doch zu weit gegangen? Hatte ich die empfindliche Grenze zwischen uns um einen Zentimeter zu viel überschritten und ihn somit eher in die gegensätzliche Richtung getrieben? Mein Magen begann sich immer unwohler zusammen zu krampfen und ich konnte bereits deutlich den bitteren Geschmack von Galle in meinem Mund schmecken, doch dann vernahm ich plötzlich seine zustimmenden Worte in meinen Ohren, welche mich zeitgleich mit einer gewaltigen Welle aus gemischten Emotionen trafen, unterdessen sich mein Herz sogleich endgültig von seinen Diensten verabschieden wollte. Er stimmte mir tatsächlich zu? Allerdings was konnte ich schon daraus schließen, denn immerhin wusste ich ja nicht einmal, auf welchen Teil meiner Ausführungen sich diese bezog und dennoch ließ es nicht nur die Furcht sondern gleichso den kleinen glimmenden Funken Hoffnung in mir abermals hell auflodern. Meine Nerven waren zum zerreißen gespannt und ich vergrub nebenher meine klammen Finger nur noch fester in dem weißen Stoff seines Sweatshirts, derweilen meine blaugrauen Augen erwartungsschwanger zu den Seinen aufblickten, sodass in diesem einen entschiedenen Moment ausschließlich nur noch L in meiner Welt existierte, ehe sich dann endlich ein weiteres Mal seine wohlvertraute Stimme in meine erstarrten Gedanken schlich.
 

L wog sorgfältig die beiden bestehenden Möglichkeiten gegeneinander auf und besah sich indessen missmutig das unstete fahle Antlitz der jungen Frau vor sich, während er spürte wie sich ihr Griff um seinen Körper nochmals verfestigte, sodass ihm die Logik in seinem Verstand wiedereinmal abhanden zukommen drohte. Genervt schlossen sich sogleich auch seine Arme enger um Zahra, um die vor ihm flüchtende Ruhe in seinen Gedanken nicht vollends neuerlich zu verlieren und er hatte wie erwartet sogar Erfolg mit dieser irrationalen Handlung, was ihm abermals gefrustet in dieser vernunftwidrigen Theorie nur bestätigte. Jedoch konnte er sich tatsächlich auf so etwas einlassen? Hinterging er damit eigentlich nicht all seine bisherigen Prinzipien und würde letzten Endes treffend ausgedrückt haushoch gegen sich selbst verlieren? Der junge Detektiv hatte inzwischen verstanden, das er offensichtlich weder mit ihr noch ohne sie konnte, aber welcher dieser beiden Optionen war letztendlich die vielversprechendste? Rückblickend betrachtete hatten beide Wege ihre nicht von der Hand zuweisenden unliebsamen Vor-und Nachteile, aber wenn er nicht noch tiefer in diesem Sumpf aus Verwirrung und unerwarteten Ereignissen versinken wollte, dann musste er sich wohl oder übel für eine der zwei Richtungen entscheiden. Doch welchen sollte er wählen? Unaufhaltsam hastete sein überforderte Geist durch die weit verzweigten Irrwege der Erinnerungen und bemühte sich indessen verbissen darum, jede der bestehenden Möglichkeiten in einem objektiven sachlichem Licht zu betrachten, ohne sich zu sehr von einen der beiden miteinander in Konflikt stehenden Seiten in ihm beeinflussen zu lassen. „...Also schön Zahra...Einverstanden...aber ich möchte, dass das Ganz hier unter uns bleibt, ist das klar?...“ gab er schlussendlich verstimmt seinen Entschluss missmutig preis und besah sich daraufhin aufmerksam wie gleichso abschätzend die darauf folgenden Reaktionen von Zahra, welche im ersten Moment vollkommen überrumpelt zu sein schien. Sofort spiegelte sich eine ganze Palette aus Verwirrung und Überraschung in meinen Gesicht wieder, denn zunächst wusste ich seine sprunghaften Gedankengänge absolut keinen verständlichen Sinn abzuverlangen, denn eine klar definierte Antwort befand sich darunter augenscheinlich nicht, sodass ich ihm einfach nur perplex wie ebenso ratlos entgegen blinzeln konnte, während mein ins stocken geratener Geist krampfhaft versuchte, das Puzzle Stück für Stück zu einem Gesamtbild zusammen zufügen. Warte wie war das gerade? Hatte ich mich vielleicht verhört? Ging inzwischen schon meine überreizte Fantasie mit mir durch oder konnte ich dem, was sich mein Kopf hier derzeitig so mühselig erschloss, wirklich glauben schenken? L hatte es zwar nicht direkt ausgesprochen gehabt, aber war es tatsächlich Möglich, das seine Worte so eine Art Einverständniserklärung in Bezug auf uns waren und dies wiederum bedeuten würde, das sich meine Hoffnungen doch noch erfüllen sollten oder bildete sich meine aufgewühlter Verstand nur das ein, was ich mir tief in meinem Herzen am meisten wünschte? Prüfend wie gleichso skeptisch tasteten meine Augen grübelnd über sein sichtbar ernst dreinblickendes Antlitz, derweilen seine dunklen Seen lauernd die meinen verfolgten und meine körperlichen Reaktionen sich mittlerweile meilenweit von einem gesunden Zustand entfernt hatten. Das er die Dinge zwischen uns geheim halten wollte, konnte auf beide Optionen zutreffen und doch schlich sich immer beständiger werdend das Gefühl in mir ein, das ich mit meiner unwahrscheinlichen Annahme trotz alldem auf der richtigen Spur zu sein schien. Konnte das tatsächlich Realität sein? Meine Gedanken suchten fieberhaft in diesem unwirklichen Dschungel aus Fragen nach einer plausibel klingen Lösung und dann traf es mich plötzlich wie ein erhellender Blitz, welcher mir umgehend ein sanftes verstehendes Lächeln auf die Lippen zauberte und mich sogleich austestend einen weiteren Schritt auf ihn zumachen ließ, sodass ich seinem undeutbaren Gesicht gefährlich nahe kam. Wie erwartet zeigte er keinerlei sichtbare Gegenwehr und dies bestätigte mich unmissverständlich in meiner Hypothese, denn wenn das hier tatsächlich kein Zugeständnis wäre, warum sollte er mich dann weiterhin so unnachgiebig in seiner Umarmung gefangen halten und sich letzten Endes dieser gerade geschaffenen Nähe aussetzten? L studierte unterdessen konzentriert die verschiedensten Reflexionen an ihr und er konnte ganz genau sehen, wie es in ihrem klugen Kopf rotierte, ehe sich in ihren blaugrauen Augen eine deutliche Erkenntnis abzuzeichnen begann. Er hatte gewusst, das sie es früher oder später verstehen würde und somit umging er den unliebsamen Umstand die Dinge beim Namen nennen zu müssen, was ihm auch ohne dies bereits mehr als schwer gefallen war, denn noch immer machte die fehlende Logik in diesem Konstrukt ihm merklich zu schaffen. Dennoch war es rückblickend betrachtet die wohl einfachere Alternative, wenn er sich schon für einen der Pfade hatte entscheiden müssen, da er so wenigstens dieser lästige Unruhe in sich vielleicht eine für alle Mal den Garaus machen konnte und doch wollte er unterm Strich nicht, das irgendetwas bezüglich dieses Arrangement in irgendeiner Form an Dritte weiter gegeben wurde. Nicht, das er Zahra nicht vertraute, aber er musste gerade unter dem Gesichtspunkt seiner Arbeit und allem voran in Anbetracht des Kirafalls mehr als vorsichtig sein. „...Hast du das verstanden Zahra?...“ wiederholte er abermals fordernd seine Frage, als sich die junge Frau ihn zwar gänzlich ungeniert näherte, er allerdings keine diesbezügliche Antwort bekam und unterdrückte derweilen mit aller Kraft der herauf nahenden Überfall seiner Emotionen auf seinen scharfen Verstand, denn bereits dieses sanfte Lächeln auf ihren Mund ließ ihm schon fast den Boden unter seinen Füßen verlieren. „...Also ehrlich L...Ich hatte eigentlich nicht vor damit hausieren zu gehen...Du kannst mir wirklich vertrauen...aber wenn es dich beruhigt...Ich werde schweigen wie ein Grab...“ meinte ich postwendend amüsiert Schmunzelnd zurück, während meine Braue ein unmerkliches Stück nach oben rutschte und ich ihm nichts desto trotz nachdrücklich in seine dunklen Seen blickte. „...Du und schweigen wie ein Grab?...Fällt mir irgendwie schwer das zu glauben...“ kam prompt provokant von ihm zurück und behielt derweilen trotz allem seinen finsteren Ausdruck bei, denn auch wenn es ihm sichtbar missfiel wie sie auf diese die Sachlage reagierte, so konnte er jedoch ganz klar die Wahrheit in ihren blaugrauen Augen ablesen, welche ungeachtet ihrer kleinen Herausforderung unmissverständlich und voller Ernst zu ihm hinauf schauten. Sogleich verbiss ich mir geistesgegenwärtig das erstbeste Kommentar, welche mir bei seinen Worten in den Sinn kam und schürzte stattdessen angriffslustig die Lippen, da ich zwar diese kleine aufkommende Plänkelei mit ihm sichtlich genoss, jedoch die Situation nicht durch eine unbedachte Aktion rücklings aus dem Rudel laufen lassen wollte. Mir war unabhängig davon die Ernsthaftigkeit in dieser Lage sehr wohl bewusst und somit grinste ich ihm nur noch einmal frech entgegen, während sich zeitgleich ein bedeutungsschweres Funkeln in meine Augen einschlich, ehe ich mich dann mit einem sanften „...Halt die Klappe L...“ einfach vorbeugte und seinen Mund unterstreichend wie ebenso zärtlich mit den meinen verschloss. Die plötzliche und doch so sehnsuchtsvolle sündige Berührung ihrer Lippen brachte den jungen Detektiv neuerlich vollkommen aus seinem Konzept und wieder brach dieses seinen Verstand vernebelnde Chaos über ihn herein, welches die lebenswichtigen Funktionen in seinem Körper gefährlich ins wanken brachten. Schlagartig war alles andere um ihn herum aus seinen Gedanken vertrieben und er war für die ersten aufwühlenden Sekunden einfach in seinen Bewegungen vollkommen erstarrt, bevor sich letztendlich eine wohlige viel zulange entsagte Wärme in ihm auszubreiten begann, sodass er sich kurz darauf entgegenkommend in diesen unerwarteten Kuss fallen ließ. Zahra überraschte ihn wirklich immer wieder, denn eigentlich hatte er mit einer ganz anderen Reaktion von ihr gerechnet gehabt, aber die unvorhersehbare Frau hatte ihn neuerlich völlig mit ihrer Aktion überrumpelt und unterdessen er sich wiedereinmal seiner neu entdecken unliebsamen Schwäche mit gemischten Gefühlen ergab, begriff er gleichzeitig auch, das er vielleicht nicht in der Lage dazu war all diese irrationalen Umstände letztendlich einfach so akzeptieren wie Zahra es tat, aber er konnte eventuell versuchen mit einem ausgeglichenen Kompromiss zwischen Verstand und Emotionen zu leben.
 

Ich kostete diesen solange herbeigesehnten Augenblick mit jeder Faser meines Körpers in vollen Zügen aus und genoss diesen aufregenden Geschmack seine Lippen, wie eine Süchtige ihr favorisiertes Gut, indessen sich meine Beine mit jeder Minute mehr und mehr ihrer Standhaftigkeit zu entledigend versuchten. Mein Herz setzte kurzzeitig vollends aus, als ich den warmen neckenden Zuspruch von ihm auf meinem Mund fühlen konnte und um mich herum begann sich ein Karussell aus hitzigen Erregungen zu drehen, welches mir ein klares Denken vollkommen unmöglich machte. Die Gefühle, welche mich wie einen von Stromschnellen gespeisten Bach unaufhaltsam mit sich rissen, nahmen kontinuierlich an Geschwindigkeit zu und sie entschädigten mich für all diese quälenden Tage, welche ich den vergangenen Wochen durchgestanden hatte, denn nun schien nur noch wir Beide in diesem Universum zu existieren. Alles in mir stand unter Strom und ich schloss den unlesbaren Mann vor mir nur noch fester in meine Arme, sodass ich jede noch so kleine Regung seiner Muskel deutlich an meinem kribbelnden Leib spüren konnte, derweilen jede noch so winzige zaghafte Berührung seiner Hände einen wohligen Schauer über meinen Rücken jagte. L fühlte unterdessen all die befremdlichen und doch mittlerweile vertrauten Emotionen neuerliche in seinen reiz überflutete Körper aufwallen, während er sich schließlich wohl oder übel eingestehen musste, das er genau diesen sündigen Kontakt zu ihr tief in seinem Inneren offensichtlich vermisst hatte, was die atemberaubenden Reaktionen in ihm nur noch unnachgiebiger auf eine exotische Reise schickte. Es rief ganz bestimmte Erinnerung in ihm hervor, welche ihm beinahe den Verstand raubten und seine Urinstinkte sehnsüchtig aufschreien ließen, währenddessen ihm einfach alles an ihr in diesem Augenblick wie eine verbotene unendlich süße Droge vor kam, welche mit nichts auf der Welt vergleichbar war. Viel zu lange hatte er sich dagegen gesträubt gehabt, es versucht zu verdrängen und diesen berauschenden Zustand aus seinen Gedanken wieder zu verbannen, aber letztendlich hatte ihn genau das in seinen gewohnten Strukturen behindert, was ihm noch immer vollkommen unbegreiflich war. Dennoch brach mit jeder zärtlichen Liebkosen ihrer Lippen die hemmende Mauer aus Logik und Widersprüchen immer mehr in sich zusammen und sein rationaler Verstand wurde schlussendlich unnachgiebig von dem Rausch der Gefühle in ihm abgelöst, sodass er sich diesmal ganz bewusst von dieser verführenden Welle der Biologie mit reißen ließ. Er mochte einfach diesen unverwechselbaren Geschmack von ihr wie ebenso das Gefühl, welches dieser neckender Besucher bei jedem neuen Kontakt erhitzend in ihm auslöste und das er mit keinem Worten die er kannte auch nur Ansatzweise beschreiben konnte. Forschend tasteten seine Finger zaghaft über ihren warmen Rücken und sofort konnte er fühlen, wie sich eine sanftes Beben durch ihre Muskeln zog, was ihm umgehend selbst eine befriedigend wie gleichso erregende Gänsehaut verschaffte, ehe er plötzlich abrupt aus seiner Contenance gerissen wurde und mit einem überraschten wie ebenso schmerzhaften Aufkeuchen zusammen mit der jungen Frau auf dem Boden landete.
 

Ich verlor mich vollständig in diesem aufregenden Moment aus aufwühlender Lust und überschäumenden Glücksgefühlen, derweilen mein Körper mir einfach nicht mehr gehorchen wollte, denn jeder winzige neu entstehende Kontakt zwischen uns ließ einen zitternden Schauer aus erotischen Emotionen durch meine überreizten Nerven jagen, sodass sich meine Beine immer deutlicher in ihrer Aufgabe verweigerten. Wieder spürte ich, wie seine prüfenden Hände über die stoffbedeckte Haut meiner Kehrseite wanderten und damit sofort einen neuerlichen niederstreckenden Schwall aus exotischen Emotionen durch meinen Leib trieben, indessen ich zeitgleich einen absichernden Schritt nach hinten machte, um nicht einfach unter seiner aufwühlenden Berührung den Halt zu verlieren, wo ich jedoch unerwarteter Weise auf ein Hindernis stieß. Erschrocken keuchte ich auf und versuchte mich instinktiv an L fest zu halten, welcher allerdings ebenso so von der sich wendenden Szenerie überrumpelt wurde, sodass wir kurze Zeit später auch schon unsanft die Bekanntschaft mit den Fußboden schlossen. Mit zusammengebissenen Zähnen blieb ich benommen auf meinen mich marternden Rücken liegen und schielte nebenher mit einem Augen absichernd hinauf in das nicht gerade erfreut dreinblickende Gesicht des Detektiven über mir, indessen mir mein Kopf ein missmutiges `...War ja mal wieder typisch du Tollpatsch...perfektes Timing für einen Tiefflug...` entgegen warf. L hingegen reflektierte sofort sichtlich verstimmt die eigentlich Ursache für diese unerwartete Unterbrechung und auch den Grund für seinen unfreiwilligen Kontakt mit der harten Realität, derweilen er die zierliche gequält wirkende Person unter sich mit seinen prüfenden wie gleichso unleserlichen dunklen Seen maß. „...Alles in Ordnung Zahra?...Wie ich bereits sagte...Du machst wirklich nichts als Ärger...“ verließ es nebenher genervt seinen Mund und sogleich traf ihn ein ziemlich unerfreut wie ebenso strafender Blick der Brünetten, welcher ihn trotz alldem Vorgefallenen zur äußersten Vorsicht gemahnte. Meine Augen wurden schmal und ich schürzte unwillig meine Lippen, als ich seinen wiedereinmal provokant anmutenden Kommentar hierzu vernahm, denn diese Lage war mir selbst bereits unangenehm genug. Außerdem warum gab er mir eigentlich die offensichtliche Schuld an dem Ganzen? Er hatte doch letztendlich dafür gesorgt, das meine Beine sich in ihrer Dienstbereitschaft verweigert hatten. Im selben Augenblick wie diese Gedanken erwachte auch mein Kampfgeist wieder zum neuem Leben und ich nutzte den auf meiner Seite liegenden Überraschungsmoment, um mich mit einem unheilvoll versprechenden frechen Lächeln mit einem Satz aus meiner Position zu erheben, während ich den Schwarzhaarigen einfach mit mir zog, sodass ich nun letztendlich rittlings auf ihn saß „...Sag das nochmal...Du bist hier immerhin nicht ganz Unschuldig an dem ganzen Geschehen...“ gab ich prompt herausfordernd von mir, unterdessen ich ihn aufmerksam wie ebenso abschätzend besah. L´s Gesicht spiegelte sichtbare Verblüffung wieder, als die junge Frau sich mit einmal so unvermittelt aufbäumte und die derzeitige Lage ohne große Mühen schlussendlich umdrehte, sodass er nun deutlich in der Defensive war, was ihm alles andere als zusagte. Erneut hatte er sie nicht richtig eingeschätzt gehabt und gegen seine Erwartungen, hatte sie nicht mit Worten sondern mit Taten auf seine unverhohlene Provokation reagiert, was seine Stimmung umgehend ein ganzes Stück sinken ließ. „...Das mag vielleicht zutreffen, aber...Dennoch war es ganz allein deine schwachen Beine gewesen, welche zu diesen Umständen geführt haben...“ folgte auch prompt die Retourkutsche von ihm und drehte den Spieß mit einer entschlossenen fließenden Bewegung abermals vollständig um, was ihn umgehend einen perplexen Aufschrei von Zahra einbrachte. Neuerlich fand ich mich auf meinem Rücken liegend wieder und meine Augen wurden nur noch eine Nuance dunkler, aber auch wenn mich seine Worte gerade sichtlich verärgerten, so machte mir dieser kleine entstehende Machtkampf zwischen uns trotz allem einen heiden Spaß, wie ich mir nach einen minimalen Überdenken der Sachlage mal wieder ehrlich eingestehen musste. Doch so leicht würde ich mich nicht geschlagen geben. Er würde schon noch sehen, was er damit herauf beschwören konnte. Somit setzte ich neuerlich zum Angriff über, nur das ich mich diesmal erst schmollend stellte, um mich anschließend in einem günstigen Moment hoch zu stützen und ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen hauchte, sodass sich seine Gegenwehr ruckartig auflöste und ich postwendend meine Chance zur Umkehrung dieses Spielchen ergriff. L besah sich nachdenklich das beleidigt wirkende Antlitz der jungen Frau und begann sich unterdessen ernsthaft zu fragen, warum sie sich mit einem mal abermals so vollkommen Gegensätzlich zu verhalten schien, als es ihm auch schon wie ein vernichtender Blitz traf. Die Attacke von Zahra kam schnell und plötzlich spürte er abermals diese sündigen Lippen auf den seinen, was sofort das in seinem Inneren noch immer stetig wallende Chaos regelrecht zum explodieren und ihn vollends aus der Fassung brachte. Verblüfft wie ebenso unwillig sah er nun wieder aus der Defensive hinauf in die zwei amüsiert blitzenden blaugrauen Iriden und sogleich legte sich nebenher merklich der Ärger über diese unliebsame Tatsache auf sein erhitztes Gemüt. „...Das war unfair...“ ließ er missmutig verlauten und sofort traf ihn ein weiteres siegessicheres wie gleichso süffisantes Schmunzeln von Zahra. „...Unterschätze niemals die Waffen einer Frau L...“ gab ich postwendend belustigt zurück und musste mir ein kleines Glucksen mit aller Macht verkneifen, denn der Anblick dieses ziemlich unglücklichen Detektiven unter mir war wahrlich einfach nur zu komisch. Dieser dagegen besah sich die junge Frau auf sich mit deutlich wachsenden Unwillen und seine dunklen Augen verfinsterten sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr, während der Ärger über seine eigen Unterlegenheit nur beständiger werdend an seinem Ego zu nagen begann. Jetzt reichte es ihm ein für alle mal, denn nicht einmal sie durfte sich das Recht heraus nehmen, sich so ungestraft über ihn Lustig zu machen und ihm so hinterrücks mit unlauteren Mittel seine eigene Schwäche vor Augen führen, was ihn gerade in dieser Lage merklich gegen den Strich ging. Er konnte auch anders und L würde sich nicht von ihr auf der Nase herum tanzen lassen, da sie sich bis heute ohnehin mit Händen und Füßen dagegen sträubte, sich ihm unterzuordnen, was ihm seit Anbeginn der Ermittlungen mehr als nur gestört hatte. Somit maß er die amüsierte Brünette noch einmal abschätzend, ehe er sich dann mit aller Kraft aufstemmte und sich nachdrücklich ihre Handgelenke griff, um eine weitere unliebsame Überraschung ihrerseits im vorn hinein zu unterbinden, bevor er schließlich hart wie gleichso nachdrücklich ihren Mund mit dem seinem versiegelte.
 

Überrascht keuchte ich auf, als er sich plötzlich ohne jegliche Vorwarnung aufstemmte und ich seine weichen Lippen nachdrücklich bestimmt auf den meinen ausmachen konnte, unterdessen ich perplex auf seinen Schoß saß, während er meine Hände eisern in seinen Griff behielt. Mein Herz setzte neuerlich vollends aus und schlug anschließend nur umso heftiger gegen meine Brust, derweilen ich instinktiv meine Augen schloss. Das hatte ich nun wahrlich nicht von ihm erwartet und es machte dieses kleine Machtspielchen zwischen uns jedoch noch umso aufregender, denn offensichtlich hatte er sich dazu entschieden Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Doch auch hier hatte ich zu mindestens noch ein kleines Wörtchen mitzureden und indessen ich mich zustimmend in dieses immer leidenschaftlicher werdenden Zungenspiel fallen ließ, vergrub ich hin und wieder neckend meine Zähne in seiner Unterlippe, was er mir nach anfänglicher Irritation ebenso mit gleicher Münze quittierte, sodass ich mir ein kleines keckes Grinsen selbst in dieser Situation nicht mehr verkneifen konnte. Seine Küsse waren hart, fordernd, unmissverständlich bestimmend und doch so voller unbeholfener Leidenschaft, das er mir schier den Atem raubte und meinen Kampfgeist mehr und mehr zum erliegen brachte. Der schwere lustvolle Klang seines Atems, welcher ungebremst gegen die überreizten Poren meiner Haut brandete und die vielversprechenden erregenden Berührungen seiner mutiger werdenden Hände unter meiner Kleidung, hinterließen eine unmissverständlich Botschaft auf meinen Körper, sodass ich ein leises Aufstöhnen einfach nicht mehr unterdrücken konnte. Er schien sich wirklich entschieden zu haben und er war offensichtlich in der Liebe genauso stur und kontrollsüchtig wie im alltäglichen Leben, aber das wir mir mittlerweile alles andere als egal, denn in diesem Augenblick galt seine gesamte Aufmerksamkeit nur mir allein, was ich mit all meinen Sinnen bis zu Vollkommenheit auskostete. Auch für L war dieses fremde und doch so instinktiv vertraute Spiel mit dem Feuer wie ein alles auslöschender Nebel der Hingabe, bei welchen er weder verlieren noch gewinnen konnte und trotzdem würde er alles daran setzte, um diesen erotischen Machtkampf mit Zahra für sich zu entscheiden, denn so langsam lernte er mehr und mehr diese ihn verschlingenden Dinge in sich zum seinen Vorteil zu nutzen. Logik spielte hierbei schon lange keine Rolle mehr und dennoch war es, als wären in diesem Augenblick die rationale Vernunft wie auch überschäumenden aufregenden Gefühle in ihm in einem übereinstimmenden Gleichklang, die ihn immer tiefer in diese innige Umarmung der Liebe trieben, sodass seine Handeln mit der Zeit deutlich Selbstsicherer wurde. Mit unverhohlener Neugierde begegnete er dieses Mal all den anregenden Reaktionen von Zahra, welche sie auf seine Handlungen zeigte und auch seinen eigenen Regungen waren nun noch intensiver für ihn wahrnehmen, als beim ersten mal. Dieser überdeutliche lustverschleierte Ausdruck ihrer blaugrauen Augen, der unverwechselbare salzige Geschmack ihrer Haut, die Liebkosungen ihrer warmen weichen Lippen , all das hatte er vermisst und jetzt war es wie eine überschwappende Welle aus Emotionen, die ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben drohte, ohne das er in der Lage dazu war, sich gegen all diese Urinstinkte in seinem Inneren zu wehren. Ihre forschenden sanften Hände hinterließen brennende Spuren aus purer Lust auf seinen reiz überfluteten Körper und vernichteten auch noch den letzten verbleibenden Funken der Hemmung in ihm, sodass selbst er sich am Ende diesem sündigen aufwühlenden Machtkampf ihres Liebesspiels mit all seinen Sinnen ergeben musste.

Verräterisches Detail

Verräterisches Detail
 

Langsam sickerte ich zurück aus dem schützenden endlich mal wieder friedlich gewesenen Reich des wohligen Schlafes und öffnete behutsam meine blaugrauen Augen, während sich zeitgleich ein kleines verträumtes Lächeln auf meinen Lippen zu spiegeln begann. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so gut gefühlt, obgleich sich nebenher noch immer die spürbare Rebellion in meinem Magen bemerkbar machte, aber diese ignorierte ich einfach mit aller Macht in diesem kleinen kostbaren Augenblick des Glücks. Mit einem genüsslichen Gähnen drehte ich mich ausgiebig räkelnd zu der wie bereits erwartet leeren Bettseite um und doch sagte mir eine einzige sanfte Berührung meiner Finger, das die Person, dessen Wärme ich noch immer in dem hellen Laken ausfindig machen konnte, sich vor nicht allzu langer Zeit noch ganz nah an meiner Seite befunden hatte. Erinnerungsschwer zog ich die trügerische Geborgenheit der Decke noch ein wenig enger um meinen nackten Leib und ließ unterdessen mit einem tiefen gleichmäßigen Atemzug die vergangenen Stunden mit L in meinen Gedanken nochmals Revue passieren, sodass sich prompt ein süffisantes Grinsen in meinem Gesicht einschlich, denn diesmal hatte sich daran deutlich etwas geändert gehabt. All seine vielen kleinen Berührungen und Gesten waren neben der weiterhin bestehenden Unbeholfenheit nun ebenso merklich erforschender Natur gewesen, welche ihn fortwährend mutiger hatten werden lassen, was dieses erregendes Spiel mit dem Feuer plötzlich in ein völlig neues Licht tauchte. Mit jeder Faser seines Körpers hatte er mich immer intensiver spüren lassen, das er seine Entscheidung nun endgültig getroffen hatte und auch wenn mir genau in diesem Moment unmissverständlich bewusst geworden war, das L wohl niemals direkt über diese Dinge sprechen würde, so zeigte er mir in diesen leidenschaftlichen Augenblicken doch mehr von sich, als er es mit Worten jemals hätte ausdrücken können. Ich allein durfte eine Seite an ihm kennen lernen, die er vor allen Anderen auf der Welt verborgen hielt und es erfüllte mein Herz mit einem unglaublich kribbelnden Glücksgefühl, was mir abermals ein sanftes Schmunzeln auf die Lippen zauberte, indessen ich mich nebenher nachdenklich in dem zerwühltem Bett aufsetzte. `...ein seltsamer sturer unberechenbarer Detektiv...im Leben wie auch in der Liebe...` ging mir postwendend grüblerisch durch den Kopf und sogleich spiegelte sich erneut erinnerungsschwer dieses angriffslustige Funkeln in meinem Blick wieder, denn ich hatte unsere kleine provokante Stichelei nicht vergessen. Es war wahrlich echt schon ein wenig skurril, wie sich die Beziehung zwischen uns mit den voranschreiten der Monaten entwickelt hatte und ganz zu Anfang hätte ich mir wirklich niemals träumen lassen, das ich überhaupt irgendwann einmal mit ihm im Bett landen oder mich gar solch ein starkes Gefühl wie die Liebe mit ihm verbinden würde, aber das hatte sich rückblickend betrachtet wohl als eindeutige Fehleinschätzung meinerseits herausgestellt. Damals war L zwar jemand gewesen, den ich einerseits durchaus im verborgenen für seine hervorragende, wenn auch nicht immer moralisch einwandfreie, Arbeit bewunderte, welcher mich aber auch andererseits bereits schon am ersten Tag unseres Aufeinandertreffens fast in den Wahnsinn getrieben hatte und dessen provokante Dreistigkeit mich bis heute beinahe um den Verstand brachte. Und dennoch, wenn ich jetzt so darüber nachdachte, dann hatte ich die kleinen Zwiste zwischen uns wirklich vermisst, genauso sehr wie mir L und seine Wärme in den letzten Wochen gefehlt hatten, aber trotz alledem würde ich mich ihm gegenüber nur aufgrund dieser jetzt verdrehten Tatsachen auch weiterhin nicht so leicht geschlagen geben. Nein, Liebe hin oder her, ich war und blieb mein eigener Herr und das musste er letztendlich akzeptieren, ob es ihm nun passte oder nicht. Jedoch hatte ich ebenso schon seit Beginn der Ermittlungen auch zeitweilig immer wieder den unbestreitbaren Eindruck gehabt, das ihm unsere herausfordernden Plänkeleien genauso viel Spaß bereiteten wie mir selbst und dabei war es gleich, ob er es nun zugab oder nicht, denn es war einfach etwas, was man trotz dessen insgeheim fühlen konnte. Somit schloss ich mit einem letzten amüsierten Seufzen kurzerhand selbstbestätigend meine Lider, ehe ich mich dann entschlossen aus dem großen Bett schälte und meinen Blick für einen Moment prüfend durch das Zimmer schweifen ließ. Die teure Einrichtung des Hotels wurde von dem heraufziehenden Licht des Morgens in einen verschwimmenden Kontrast aus Grautönen gehüllt und doch konnte ich die verstreuten Zeichen der letzten Stunden anhand unserer Kleidungsstücke deutlich auf dem dunklen Boden ausmachen, was mir zu aller erst erneut ein kurzes bedeutungsvolles Grinsen entlockte, bevor ich mich dann anschließend leise daran machte, die verräterischen Spuren sorgfältig zu beseitigen. Doch unterdessen ich unsere Klamotten nach und nach gewissenhaft zusammen suchte und nebenher gedankenversunken in meine Unterwäsche schlüpfte, manifestierte sich schlagartig eine ganz bestimmte Erkenntnis in meinem konfusen Verstand, welche mich auf der Stelle überrascht innehalten ließ, während mein Herz nebenher einen rekordverdächtigen Marathon zu starten begann. Perplex blinzelnd schaute ich hinunter auf das weiße Sweatshirt in meiner Hand und prompt schlich sich wieder dieses warme wohlige Kribbeln in meiner Magengegend ein, als ich diesen aufkommenden Gedanken in all seinen Einzelteilen zerlegte, bevor ich diese daran anknüpfend penibel analysierte. Wenn mich nicht alles täuschte, dann waren L und ich jetzt tatsächlich so etwas wie ein Paar oder nicht? Keiner von uns hatte diesen Umstand zwar direkt ausgesprochen, aber trotzdem war da eine einvernehmliche Zuneigung zwischen uns, von welcher aus Betrachtet man nach den letzten Geschehnissen durchaus darauf schließen konnte. Verwirrt schmunzelnd schüttelte ich ein wenig ungläubig meinen schwirrenden Kopf, denn auch wenn ich es mir mittlerweile wirklich gewünscht hatte, so war die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen solch einer Begebenheit in Bezug auf jemanden wie L nahezu gleich null gewesen und trotzdem schien sich zwischen uns tatsächlich so etwas wie eine Beziehung herauszubilden. `...Oh ja...und was für ein Paar ihr seid...wie Bonnie und Clyde der Gerechtigkeit...` erklang postwendend sarkastisch in meinem scharfen Verstand und ließ mich umgehend abermals belustigt über mich selbst meinen braunen Haarschopf schütteln, derweilen ich mir, nach einem kurzen überprüfenden Seitenblick auf meine eigene am Boden liegende Kleidung, im Anschluss völlig ungeniert das viel zu große Stück Stoff über meinen Körper streifte. Sofort hüllte mich dieser wohlvertraute herbe Duft des Detektiven ein und ich schloss für einige Sekunden genießerisch meine blaugrauen Augen, indessen mich sogleich neuerlich eine aufwühlende Flut aus Erinnerungen heimsuchte, welche die derzeitige Situation nur noch unwirklicher erscheinen ließ, ehe ich mich dann aber eiligst erneut daran machte, auch noch den Rest des Raumes in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzten. Zufrieden mit dem Ergebnis öffnete ich darauf hin vorsichtig die Tür zum Hauptzimmer und umgehend war da wieder dieses sanfte liebevolle Schmunzeln, das sich wie von selbst vollkommen unbewusst auf meinem Gesicht ausbreitete, währenddessen ich mich zeitgleich behutsam gegen den kühlen Rahmen lehnte, wo ich für eine Weile einfach nur völlig stillschweigend stehen blieb und lediglich dieses altvertraute Bild von L, welcher wie so oft absolut regungslos auf seinem Sessel hockte, gedankenverloren begutachtete.
 

Der schwarzhaarige Detektiv hatte zwar keine nennenswert lange, dafür aber eine umso erholsamerer wohltuende Ruhe neben Zahra gefunden gehabt und war nichts desto trotz bis zum nahenden Sonnenaufgang an ihrer Seite liegen geblieben gewesen, selbst als sich der traumlose dunkle Nebel wieder aus seinen Gedanken zurückgezogen hatte. Zu sehr musste er sich im Nachhinein doch widerwillig eingestehen, das er sich genau nach diesem fremdartigen Gefühl von Geborgenheit und innerer Frieden tief in seinem Inneren gesehnt hatte, welches die überwältigende körperliche Nähe zu ihr unbestreitbar mit sich brachte, aber bis vor ein paar Stunden wollte er es schlicht und ergreifend nicht wahr haben. Die emotionale Verbindung zu einem anderen Menschen war einfach viel zu unlogisch, um sie mit seinem scharfen Verstand vollständig begreifen zu können und dennoch schien es mittlerweile so, als wäre es ihm trotz alledem Möglich, einen sorgfältig definierten Kompromiss zwischen seinem rationalen Geist und seinen unergründlichen Gefühlen zu akzeptieren, was ihn nur noch tiefer in den ohnehin bereits verzwickten Irrgarten aus widersprüchlichen Fragen entführte. Wie oft hatte er nun schon über die fehlende Logik in diesem Konstrukt und die bestehenden Zusammenhänge seiner sich ihm immer wieder entledigenden Selbstkontrolle bezüglich dieser jungen unlesbaren Frau nachgegrübelt, ohne auf einen zufriedenstellende Lösung zu treffen? Wie lange hatte er versucht sich vergeblich gegen all diese fremden wie dennoch gut anfühlenden Dinge in sich zu wehren und aus dem sich immer fester zuziehenden Netz der verwirrenden Emotionen um ihn herum zu entfliehen, welches ihm bisher wohl das größte Rätsle seines Lebens gestellt hatte? All die beständig nagenden Zweifel an seinen Entscheidungen, die bestehende Unsicherheit vor dem unerklärlichen Unbekannten, welche ihm seine Erfahrungen mit ihr unausweichlich aufgezeigt hatten und auch die damit verbundene unbeantwortete Problematik, ob jemand in seiner Position überhaupt das Recht darauf hatte, sich auf solch ein unstetes Gefühl wie die Liebe einzulassen, waren noch immer wie ein langsam mahlendes Mühlwerk in seinem verworrenen gemarterten Verstand vorhanden. Allerdings überwiegten in diesen Minuten des Reflektierens die spürbar positiven Auswirkungen seiner zuletzt getroffenen Entscheidung nach und selbst wenn er noch immer mit einem mehr als ungesundem Argwohn dem sich daraus ergebenden nahenden Gebilde einer Beziehung gegenüber stand, so war da andererseits auch die damit einhergehende Neugierde in ihm, die sich der Herausforderung stellen wie sich ebenso dem Erforschen dieses unbekannten Themengebietes widmen wollte. Jedoch auch in anderer Hinsicht hatte die letzte Nacht ihm neuerlich eine unwiderlegbare Tatsache aufgezeigt, welche er bereits seit ihrem Eintritt in die SOKO mit wachsenden Missfallen vermutet hatte, denn Zahra hatte ihm in aller Deutlichkeit Eines bewiesen gehabt und zwar, das sie sich ihm niemals unterordnen würde – nicht einmal in solch einer Situation. Ihre offenkundigen Provokationen waren ihm bei dieser leidenschaftlichen Auseinandersetzung keineswegs entgangen gewesen und auch wenn L gerade diese Starrköpfigkeit an der jungen Frau durchaus gefiel, so konnte ihm gerade ihre Sturheit im Zusammenspiel mit ihrer leidlichen Undurchschaubarkeit einige unerfreulicher Probleme bereiten, auf welche er lieber gänzlich verzichten würde. Sie war und blieb ein nicht abzuwägender Unsicherheitsfaktor in seinem jetzigen wie auch anscheinend zukünftigen Leben, was ihm erneut sichtliches Kopfzerbrechen bereitete, denn seine Aufgabe auf dieser Welt war klar und deutlich definiert, sodass diese ihm eigentlich kein Platz für derartige Kompromisse ließ und doch wusste er nun endgültig, das er dieser lästigen Unruhe in seinem Inneren niemals davon laufen könnte, selbst wenn er es noch so sehr versuchen würde. Es gab schlicht und ergreifen Dinge auf dieser Erde, auf welche selbst ein Meisterdetektiv wie L keinen direkten Einfluss hatte und seine Gefühle für Zahra waren ganz offensichtlich ein unumstößlicher Bestandteil davon, sodass er letzten Endes gar keine andere Wahl gehabt hatte, als sich mit diesen zu arrangieren. Die Liebe unterlag nun einmal keiner ihm bekannten Form der Vernunft und das musste selbst er schlussendlich schweren Herzens einsehen. Nachdenklich hatte L unterdessen die schlafende junge Frau neben sich wortlos mit seinen dunklen Seen beobachtet und wurde mit jeden Mal aufs Neue von einer wohligen Gänsehaut wie mit gleichso heftigen Anstiegen seiner Vitalwerte überrannt, wenn sich ihre nackten Körper durch eine kleine unbedachte Regung von ihr berührten. Es war seltsam, ja, wenn nicht sogar noch immer etwas befremdlich für ihn und dennoch fühlte es sich ebenso unglaublich natürlich an, einen anderen Menschen so vollkommen unverhüllt neben sich zu wissen, ohne das man einen eventuell bestehenden Hinterhalt in dessen kleinen sorglosen Gesten erwarten musste, denn alles was sie ihm damit zeigte war ein grenzenloses Vertrauen. Etwas das L, bevor er auf sie getroffen war, niemals in so einer Intensität gespürt hatte und das ihn in seiner Entscheidung für diese unberechenbare Frau nur abermalig bekräftigte, denn diese unverkennbare Verletzlichkeit die sie ihm damit offenbarte, rief einen altvertrauten Instinkt in ihm wach, welchen er bisher jedoch nur in Verbindung mit seiner Arbeit als Detektiv kennen gelernt hatte. Es war, als wollte er sie beschützen, so wie er Zeit seines Lebens die Welt vor den Verbrechern schützte, indem er all die schwierigen ungelösten Fälle aufklärte und die Verantwortlichen für ihre Taten zur Rechenschaft zog. Ja, und auch Kira würde er früher oder später seine gerechte Strafe zukommen lassen, das hatte er sich hoch und heilig geschworen, denn er hatte bis jetzt jeden einzelnen seiner Fälle gelöst und daran würde sich selbst mit Zahra an seiner Seite nichts ändern. Und mit diesem letzten entschlossenen Gedankengang hatte L sich sodann vorsichtig aus der warmen Umarmung der jungen Frau entwunden und sich nach einer kurzen belebenden Dusche motiviert wieder der Aufnahm seiner Ermittlungen gewidmet gehabt.
 

Bereits vor einer geraumen Weile hatte der junge Detektiv bemerkt, das sich Zahra wie eine bewegungslose beobachtenden Statur stillschweigend am Rande des Raumes aufhielt, nur der Grund für dieses ungewöhnliche Verhaltensmuster wollte ihm sich nicht so ganz erschließen. Er spürte regelrecht wie ihre prüfenden blaugrauen Augen auf ihm ruhten und doch konnte er nicht wirklich abschätzen, was genau sie mit dieser Handlungsweise eigentlich bezwecken wollte, sodass er aufmerksam auf jedes noch so kleine Geräusch von ihr achtete, während er augenscheinlich seine volle Konzentration auf den flackernden Monitor vor sich richtete. Was hatte sie nun schon wieder vor? Es war niemals ein gutes Zeichen, wenn die Brünette sich so auffällig unauffällig verhielt und es gemahnte ihn abermals zur Vorsicht, denn ihrer Unberechenbarkeit konnte alles Mögliche nach sich ziehen, wie sie ihm bereits mehrfach unglücklicher Weise demonstriert hatte. „...Was soll das werden Zahra?...Gibt es einen bestimmten Grund dafür, das du mich die ganze Zeit über so wortlos anstarrst oder ist dir die Situation zwischen uns jetzt plötzlich doch unangenehm geworden?...Hätte eigentlich nicht gedacht, dass das ein Problem für dich darstellen würde...“ durchbrach die emotionslose Stimme von L die sich fortwährend ausbreitende Stille im Zimmer und richtete indessen forschend sein dunklen Seen zurück zu der ihm lediglich amüsiert entgegen lächelnden jungen Frau, denn so langsam aber sicher ging ihm dieses Spielchen gehörig auf die Nerven. Meine Braue rutschte zeitgleich belustigt nach oben, als ich seine offenkundige Analyse für mein begutachtendes Auftreten vernahm und sofort wurde mein Grinsen noch ein gutes Stück breiter, denn ich konnte die darin versteckte kleine Spitze regelrecht fühlen. Da schien ja mal wieder jemand geradezu vor guter Laune zu strotzen. `...Ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden...vielleicht solltest du ihm das nächste Mal die andere Seite des Bettes überlassen...` erklang sogleich die spöttische Stimme in meinen sich umgehend selbständig machenden Gedanken, sodass ich mir ein kleines Kichern mit aller Macht verkneifen musste. „...Nein...hat keinen Grund...aber wenn ich mich recht entsinne, dann bist du es doch der die Dinge zwischen uns Geheimhalten will oder?...Müsste ich diese Frage dann nicht eigentlich an dich richten?...“ meinte ich mit einem kecken Zwinkern, unterdessen ich mich leicht von dem Rahmen abstieß und sodann behutsam auf dem mich nun sichtlich finster anblickenden L zuschritt. „...Ich denke, du weißt sehr genau warum ich dieses Thema vertraulich behandeln möchte...Doch das beantwortet nicht meine ursprüngliche Frage...man beobachtet Leute nicht einfach so ohne Grund...und außerdem gehört dieses Sweatshirt, das du da trägst, mir...“ folgte auch gleich postwendend verstimmt aus seinen Mund und besah sich derweilen skeptisch wie gleichso aufmerksam die herannahende knapp bekleidete Zahra, während er sich über ihr unverblümtes aufgreifen seiner Worte trotz seiner sofort anwachsenden Achtsamkeit dennoch auch irgendwie zu freuen begann. Diese kleinen austestenden Wortgefechte zwischen ihnen hatte ihm ehrlich gesagt mittlerweile wirklich schon gefehlt, denn es bereitete ihm nicht nur sichtbares Vergnügen, sondern war letztendlich ebenso die einzigste Möglichkeit für ihn, wie er einen kleinen unverhüllten Einblick in Zahras zwielichtige Charakterzüge und Gedanken erhaschen konnte, welche er sonst mehr schlecht als recht einzuschätzen vermochte. „...Nun, zum ersten... ja ich habe da so eine Theorie...Zweitens muss es nicht unbedingt für alles was man mit seinen Augen erfasst einen ausschlaggebenden Anreiz geben...und drittens...meine Sachen sind ein wenig schmutzig und auf eine Übernachtungsparty bei dir war ich gestern leider nicht eingestellt gewesen...außerdem ist das Ding hier eigentlich recht bequem...“ kam sofort mit einem frechen Grinsen von mir zurück, was mir abermals prompt einen kurzen verärgerten Blick von ihm einbrachte, währenddessen ich direkt neben ihm zum halten kam und anschließend abwartend wie ebenso angriffslustig zu dem Schwarzhaarigen hinunter schaute. L studierte zwischenzeitlich wachsam die provokanten Worte der jungen Frau und maß nebenbei aufmerksam jede einzelne ihrer Gesichtsspiegelungen, indessen er sich instinktiv bei jedem näher kommenden Schritt von ihr weiter anspannte. Dieses herausfordernde Glitzern in ihren blaugrauen Augen missfiel ihm zusehends und dabei half es ihm zudem auch nicht gerade weiter, dass sein Sweatshirt an ihrem Körper deutlich mehr Spielraum für seine abdriftende Fantasie ließ, als in so einer Situation gut für ihn gewesen wäre. Er musste wirklich aufpassen, das ihm sein klarer Verstand nicht wieder abhanden kam und er sich zu sehr von Zahra ablenken ließ, denn das sie ihn mit ihrem momentanen Verhalten ganz offensichtlich ein wenig austesten wollte, war ihm inzwischen sehr wohl bewusst geworden. Sie versuchte anscheinend noch immer sich mit allen erdenklichen Mitteln ein brauchbares Profil von ihm zu erstellen, gleichso wie er es auch weiterhin bei ihr probieren würde und hierbei war es vollkommen egal was sie in der Zwischenzeit miteinander verband, denn das encodieren einer Person stand für beide in einem vollkommen ausgeklammerten Zusammenhang. „...Genau genommen gibt es für alles was wir tun einen ausschlaggebenden Impuls und vor allem bei dir würde es mich wirklich verwundern, wenn diese ganze Unterredung ohne jegliche Hintergedanken deinerseits von statten gehen würde...“ verließ es auch postwendend lauernd seine Lippen und fixierte dabei intensiv musternd die ebenso dreinblickenden Iriden der jungen Frau, bevor er sich dann in seiner gewohnten Manie erneut an Sie richtete. „...Und was die Sache mit deiner fehlenden Kleidung angeht...Ich habe Watari bereits gestern Abend über diesen Umstand informiert...Sobald er hier eintrifft, kannst du dich umziehen...“ Konzentriert verfolgte ich die mimischen und akustischen Entgegnungen von L auf meine Worte und so sehr ich mich auch bemühte, so kam ich einfach nicht darum herum, mir ein winziges zuckendes verziehen meiner Mundwinkel zu verkneifen, denn diesen misstrauischen Verfolgungswahn von ihm, hatte ich beim besten Willen noch nie wirklich verstanden. Er sah wohl tatsächlich in jeder noch so winzigen harmlosen Reaktion und Geste eines Menschen einen potentielle Falle oder zu mindestens einen zweifelhaften Beweggrund. Jedoch schlich sich mit seiner zuletzt getroffenen Aussage plötzlich ein ganz anderer Gedanke in meinen Verstand ein und ich musste mich wahrlich zusammenreißen, um mir mein augenblickliches erschrockenes Zusammenzucken nicht sofort anmerken zu lassen, denn umgehend meldete sich blitzartig mein schlechtes Gewissen lautstark in mir zurück.
 

Ich hatte in dem gesamten Durcheinander von Gefühlen und Ereignissen der letzten Nacht tatsächlich Choco vollkommen vergessen gehabt und nun schlug das Bild des kleinen Streuners wie eine Bombe in meinem Kopf ein, was meinen ohnehin bereits aufgewühlten Magen nur noch mehr in seinem Übelkeit bringenden Tun anspornte. Wie konnte ich eigentlich erst jetzt an meinen Hund denken? Das ich etwas derart wichtiges Vergaß, war doch normalerweise völlig untypisch für mich, aber nach den vergangenen sich ständig mit neuen Geschehnissen überschlagenden Monaten sollte mich eigentlich nichts mehr wundern. `...Alzheimer lässt Grüßen...oder doch lieber gleich die hab-mich-Lieb-Jacke?...` folgte auch prompt missmutig in meinem Kopf hinterher, sodass mir unterdessen ein deutlich resigniertes Seufzen entkam und ich mir selbst völlig fassungslos gegen die Stirn schlug. Japan brachte mich wirklich mit jeden verstreichenden Tag - ob gut oder schlecht war dabei wohl egal – wahrlich immer mehr an meine psychischen Grenzen. Ohne Watari wäre ich wahrscheinlich komplett aufgeschmissen und auch bei L musste ich mich in diesem Fall wohl offenkundig ebenso bedanken, denn auch wenn er sicher andere Gründe dafür gehabt hatte, seinen Assistenten darüber in Kenntnis zu setzten, so war es letztendlich dennoch Choco zu Gute gekommen. „...Alles okay bei dir Zahra?...Du wirkst auf einmal so abwesend?...“ holte mich seine dunkle Stimme jedoch abrupt zurück aus meinen reumütigen Überlegungen und sogleich richtete ich meine blaugrauen Augen nach kurzer Irritation mit einem kleinen Lächeln wieder hinunter in sein mich noch immer prüfend musterndes Gesicht. Es war schon etwas seltsam, aber gerade wurde mir das erste Mal wirklich vollständig klar, das auch wenn er es mit absoluter Sicherheit bestimmt niemals so plante oder gar bewusst wahrnahm, L mir dennoch mit all seinen kleinen Aktionen und Regungen, die er mir gegenüber so an den Tag legte, insgeheim half und mich dazu motivierte nicht aufzugeben, selbst wenn er mich manchmal damit zur Weißglut brachte. Er war nach Linas Tod tatsächlich zu einem neuem Halt in meinem Leben geworden und dafür war ich ihm rückblickend wie ebenso im verborgenen wahrlich unendlich dankbar, sodass ich mich nach einem abermaligen kurzen mustern seiner dunklen Augen anschließend mit einem sanft geflüsterten „...Nein, alles Bestens...und bevor ich es vergesse...“ leicht zu ihm vorbeugte, um nur wenig später seine Lippen auch schon zärtlich mit den meinen zu verschließen. Für L stand im selben Moment die Welt neuerlich vollkommen still, als er plötzlich so unvermittelt diese warmen weichen Sünden auf seinem Mund spürte und in ihm bäumte sich schlagartig diese altbekannte wohlige Unruhe auf, sodass sein Herzschlag wie in einem Katapult sofort von Null auf Hundert beschleunigt wurde. Völlig überrumpelt und nicht im Stand sich auch nur einen Millimeter unter dieser süßen Berührung zu regen, saß er einfach nur da und versuchte diesen unerwartete Angriff auf seine Gefühle irgendwie mit seinem erstarrten Verstand zu erfassen, als sich Zahra jedoch bereits nach wenigen Sekunden schon wieder von ihm löste. Sprachlos besah er sich perplex die amüsiert dreinblickenden blaugrauen Augen der jungen Frau, unterdessen sich ein leise gehauchtes „...Guten Morgen L...“ in seine Ohren schlich, welches ihm prompt eine angenehm erregende Gänsehaut über seinen Körper jagte und die all diese pikanten Erinnerungen der letzten Stunden unweigerlich aufs Neue in ihm wach rief. Meine Braue zuckte sofort sichtlich belustigt nach oben, als ich mir seiner eindeutigen Regungen auf meine kleine, eigentlich völlig harmlose, Attacke richtig bewusst wurde und ich konnte abermals das aufkommen ein kleines amüsiertes Grinsen nicht mehr unterdrücken, während ich ehrlich zugeben musste, das es mir wahrlich eine gewisse Freude bereitete, ihn damit offensichtlich ein wenig aus der Reserve gelockt zu haben, denn diese Seite von ihm bekam ich schlicht und ergreifend viel zu selten zu Gesicht. Dennoch hielt dieser rare Ausdruck bei dem Schwarzhaarigen nicht einmal für einen nennenswerten Wimpernschlag lang an, denn so schnell er seine Fassung gerade verloren hatte, so schnell ereilte die Brünette ein nunmehr spürbar düsterer Blick von ihm. L missfiel es deutlich, das es diese junge Frau mal wieder geschafft hatte, seine sonst so perfekte Selbstkontrolle mit Hilfe seiner Gefühle zu unterwandern und ihn für den Bruchteil einer Sekunde tatsächlich erneut aus seiner Contenance gebracht hatte. Obgleich sich diese Dinge auch seit letzter Nacht erstaunlich vertraut und auf eine für ihn schwer zu beschreibende Art natürlich anfühlten, so war ihm die Gesamtsituation trotzdem noch immer etwas befremdlich, was es ihm merklich erschwerte seine Gedankengänge wie ebenso seine Handlungen auf den daraus neu entstandenen Aspekt übergangslos anzupassen. Jedoch gerade als er Zahra eine entsprechende Bemerkung diesbezüglich zukommen lassen wollte, wurde die Beiden durch ein manierliches Klopfen unterbrochen und sogleich schob sich auch schon ein freundlich grüßender Watari in ihr Sichtfeld, welcher allerdings kurz darauf sichtlich überrascht mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen hatte.
 

Geistesgegenwärtig machte ich umgehend einen unauffälligen Schritt zur Seite, um so einen gewohnten unverdächtigen Abstand zwischen mir und L zu bringen, währenddessen ich mich nebenher alarmiert zu der sich öffnenden Tür des Hauptzimmers umwand, wo ich zu meiner Erleichterung jedoch sofort dem mir mittlerweile wohlvertrauten warmen Lächeln des älteren Herrn begegnete und sogleich fiel ein beträchtlicher Teil meiner Anspannung merklich wieder von mir ab, denn vor ihm musste ich glücklicher Weise nur einen geringen Teil meiner freundschaftlichen Maske bezüglich des Detektiven aufrecht erhalten, da er ja insgeheim ohnehin bereits um meine Gefühle für diesen wusste. Aber ungeachtet dessen musste ich ebenso sicherstellen, das L über dieses Wissen nicht informiert wurde, solange ich selbst nicht genau sagen konnte, wie viel und ob ihm überhaupt etwas über meine kleinen privaten Gespräche mit seinem Assistenten bekannt war, was die gesamte Angelegenheit daher auch nicht gerade weniger prekär machte. Somit setzte ich eiligst ein gleichso freundliches Schmunzeln auf, indessen ich einen flüchtigen überprüfenden Seitenblick auf Schwarzhaarigen warf und wollte gerade dazu ansetzten, mich bei Watari für seine kurzfristige Unterstützung zu bedanken, als diesem mit einmal verblüfft die Gesichtszüge entglitten, derweilen ich zeitgleich selbst mit einem erschrockenen Aufschrei unsanft auf meinen vier Buchstaben landete. Das gesamte Gewicht meines ungestümen Hundes riss mich ohne Vorwarnung einfach zu Boden, wo ich für einen Augenblick komplett überrumpelt der feuchtfröhlichen lautstarken Begrüßung des haarigen Knäuels völlig hilflos ausgeliefert war, bevor ich endlich aus meiner Schockstarre erwachte und mit sanfter Gewalt das Tier auf eine angemessene Distanz zurück verwies. „...Ich hab dich ja auch vermisst mein Hübscher...“ sprach ich liebevoll auf das unruhig wuselnde Geschöpf vor mir ein und kraulte ihm nebenher entschuldigend ausführlich durch sein weiches Fell, denn mir war immer noch absolut schleierhaft, wie ich meinen treuen Freund über alledem einfach vergessen konnte. „...Es tut mir sehr Leid Zahra...Damit hatte ich nicht gerechnet gehabt...Haben Sie sich was getan?...“ erklang im selben Atemzug die etwas zu besorgte Stimme von Watari in meinen Ohren, welcher sich in der Zwischenzeit zwar wieder gefangen hatte, aber dennoch mit sichtlich zerknirschten Gesichtsausdruck zu mir hinüber blickte. Bei seinem Anblick entkam mir auf der Stelle ein merklich amüsiertes Grinsen, denn der Schock war wohl auf seiner Seite deutlich größer ausgefallen, als auf meiner und bedeute ihm jedoch unterdessen gleichzeitig mit einem beruhigenden Kopfschütteln, das mit mir alles in Ordnung war. L hingegen begutachtete derweilen das sich zutragende Schauspiel mit unverhohlenen Unwillen, denn trotz alledem hatte er inständig darauf gehofft gehabt, das der ältere Herr diesen unliebsamen Gast nicht wieder mit ins Hotel bringen würde, aber dieses Wunschdenken war wohl ganz offensichtlich vergebens gewesen. Dieser Hund, welchen Zahra ohne seine Erlaubnis einfach aufgelesen und damit unweigerlich in seine Gegenwart gebracht hatte, war mindestens genauso unberechenbar wie die junge Frau selbst und das hatte ihn bereits schon des öfteren gleichso unliebsame Begegnungen beschafft gehabt, auf welche er genauso gut auch ebenso hätte verzichten können. Missmutig beäugte er skeptisch das sich freudig windende Tier in ihrem Schoss, während sein Blick von Minute zu Minute sichtlich immer verstimmter wurde, als sich Choco plötzlich ruckartig zu ihm herum drehte und mit einem vergnügten Bellen postwendend abrupt zu ihm hoch sprang, um auch ihn mit einer kleinen Katzenwäsche nach Hundemanier in Empfang zu nehmen, sodass dem jungen Detektiven sogleich überrascht wie ebenso erschrocken sprichwörtlich alles aus dem Gesicht fiel. Mit entsetzt geweiteten Augen machte L einen merklichen Satz nach hinten und wurde im selben Augenblick komplett aus seiner Balance gerissen, denn der Sessel wurde durch die ungleiche Verteilung der beiden Körper spürbar ins Schwanken gebracht, bevor der Schwarzhaarige schlussendlich rücklings von diesem hinunter purzelte. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sich der kleine Streuner von meinem Schoss auf den Sessel hinauf katapultiert hatte und schaute für einen Moment lediglich vollkommen verdattert dem sich abspielenden Geschehen um L zu, ehe ich dann letztendlich schlagartig in schallendes Gelächter ausbrach. Mit Tränen in den Augen hielt ich mir meinen vor Vergnügen bereits schmerzenden Bauch, währenddessen ich ausgestreckt auf dem Boden lag und abwechselnd aufs äußerste amüsiert immer wieder zwischen meinem Hund und L hin und her schaute. Das Bild war einfach nur zu köstlich, wie Choco da schwanzwedelnd auf dem Sessel thronte, unterdessen der ziemlich verärgert dreinschauende Detektiv auf der anderen Seite auf dem Teppich hockte und dem Tier einen Todesblick nach dem anderen zukommen ließ, während dieser jedoch völlig unschuldig zu ihm hinunter sah. Das war einfach zu viel für mich und auch Watari schien sich ein leises Kichern bei unserem Anblick nicht recht verkneifen zu können, was meinen Lachflash nur noch weiter anheizte. L dagegen war sichtlich weniger glücklich über seinen unfreiwilligen Abgang und auch das er mit seiner unglücklichen Lage nicht nur Zahra sondern ebenso offensichtlich auch noch seinen Assistenten zu erheitern schien, wirkte sich alles andere als positiv auf seine Laune aus. „...Das ist nicht Lustig...Hatte ich dir nicht bereits schon einmal gesagt, das du diesen Hund in den Griff bekommen sollst?...“ vernahm ich postwendend die schneidende missmutige Stimme des Schwarzhaarigen in meinen Ohren und versuchte sofort ein erneutes Glucksen zu unterbinden, sodass ich mir mit aller Kraft unterstützend auf die Unterlippe biss, indessen ich von Watari eine ehrliche wenn dennoch unverkennbar amüsierte Entschuldigung nachhallen hörte. Vergnügt und krampfhaft darum bemüht, das sich mir bietende Szenario nicht erneut einen Angriff auf meine Lachmuskeln starten zu lassen, besah ich mir stirnrunzelnd den unerfreuten jungen Mann, welcher mich ebenfalls eingehend wie dennoch gleichso finster zu mustern begann, als sich dann jedoch mit einem Mal neue altbekannte Stimmen in meinen Verstand schlichen.
 

„...Was ist denn hier los?...“ gab Aizawa verblüfft von sich, als er als erster seine Überraschung über die skurril anmutende Lage in dem Hotelzimmer überwunden hatte und blickte nebenher irritiert von einer Person zur anderen, derweilen Matsuda völlig verdattert in der Gegend umher starrte. Sie hatten ja nun schon so einiges mit den Beiden erlebt, aber in letzter Zeit hatten sich Zahra und Ryuzaki immer mehr voneinander entfernt gehabt, sodass sie zum Schluss einen eher distanzierten Umgang miteinander pflegten, was den Polizisten insgeheim wahrlich zu denken gegeben hatte. Nun allerdings schien sich die Sachlage wiederholt verändert zu haben, aber keiner der beiden ungleichen Ermittler konnte sagen, wie sie das sich ihnen im Moment darbietende Bild letztendlich einordnen sollten und machten sich so ihre ganz eigenen Gedanken dazu. Ich horchte umgehend auf, als ich die beiden eintreffenden SOKO-Mitglieder im Raum bemerkte und musste mir sogleich erneut ein freches Grinsen verkneifen, denn ihrer Verwirrung über diese ungewöhnliche Szenerie war ihnen sprichwörtlich über das ganze Gesicht geschrieben. „...Man nennt es – Reise nach Jerusalem – und Choco hat ganz offensichtlich gewonnen...“ ließ ich sarkastisch wie dennoch scherzhaft klingend verlauten, was die Irritation in ihren Augen nur nochmals ein gutes Stück vergrößerte, bevor ich jedoch von einem ziemlich schlechtgelaunten L prompt unterbrochen wurde. „...Lass den Quatsch Zahra...Sorg lieber dafür, das du den Hund da wieder runter bekommst...“ gab dieser verstimmt von sich und erhob sich unterdessen genervt vom Fußboden, derweilen er das Tier wie auch seine Besitzerin weiterhin düster beäugte. Er hatte für heute wahrlich genug Überraschungen erlebt und dabei war der Tag noch nicht einmal wirklich alt, was wiederum keine positive Prognose für ein zukünftig kompromissorientiertes Zusammenarbeiten mit Zahra versprach, aber dennoch würde er auch damit zurechtkommen müssen, denn schlussendlich hatte er sich, trotz des Wissens um diesen sich problematisch darstellenden Umstand, letztendlich für Sie entschieden. Sofort schlichen sich eine leichte Spur von Ärger in meinen Blick und ich schürzte wenig begeistert über seine Worte meine Lippen, auch wenn ich mir dabei bewusst jegliches Kommentar darauf verkniff, denn ich hatte eigentlich keine große Lust, mit ihm wiederholt eine endlose Diskussion über Choco zu beginnen. Langsam erhob ich mich stattdessen wortlos von meinem Platz und schenkte L dann lediglich ein neckisches Schmunzeln, ehe ich mich nebenher auf den Weg zu Watari macht, welcher mittlerweile stillschweigend die Situation im Raum beobachtete. Doch in dieser Zeit erwachte nun auch Matsuda schließlich aus seiner Verwunderung und ließ sein Augenmerk abermals irritiert über die ungewöhnliche Konstellation wie auch über die Kleider der jungen Frau schweifen, bevor sich danach auch dieser ein wenig verlegen zu Wort meldete. „...Sagen Sie Zahra...Warum tragen Sie eigentlich ein Sweatshirt von Ryuzaki?...“ entkam es etwas betreten dem jungen Ermittler und kratzte sich nebenher unbeholfen am Kopf, während sich die gesamte Aufmerksamkeit der Anwesenden nun neuerlich vollständig auf die Angesprochene richtete. Abrupt hielt ich sogleich Inne und kurzzeitig setzte mein Herz für schmerzhafte Sekunden aus, indessen sich meine blaugrauen Augen hinunter auf das weiße Stück Stoff richteten. Stimmt ja, das hatte ich schon fast wieder vergessen gehabt, aber wie sollte ich ihnen das jetzt erklären, ohne das es zu deutlich als Lüge zu erkennen war? Ich hatte das Ding schließlich nicht nur an, weil meine eigene Klamotten nicht mehr die Saubersten waren und zudem war auch sein Shirt das ich trug nicht gerade von der Wäscheleine gesprungen, was die Sachlage noch einmal verkomplizierte. Wie auf der Flucht hetzten meine aufgeschreckten Gedanken sofort durch einen unendlich erscheinenden Urwald an möglichen Optionen und ich konnte die wachsamen prüfenden Blicke von L in meinem Rücken schon regelrecht körperlich spüren, derweilen ich nach außen hin eine unlesbare Maske aufsetzte, aber so viele Wege standen mir unter den gegebenen Umständen leider nicht offen, sodass ich zum Schluss eigentlich bloß eine einzige Möglichkeit hatte – ich musste in die Offensive gehen und die Beiden von dieser eigentlichen Tatsache irgendwie ablenken. „...Gegenfrage...Welche zwei Herrn haben mich denn gestern Abend einfach Mal so hier vergessen?...“ gab ich lauernd von mir und warf den zwei Polizisten einen sichtbar fragenden abwartenden Seitenblick zu, welche erst etwas verwirrt dreinschauten, dann aber mit verteidigenden Händen abwehrend vor sich her wedelten. „...Vergessen ist falsch Ausgedrückt...Wir wollten Sie nur nicht aufwecken...“ ergriff sofort Herr Aizawa die Initiative und wurde umgehend mit einem skeptischen wie gleichso forschenden Ausdruck von der Brünetten belohnt, unterdessen Watari der jungen Frau mit einem freundlichen Lächeln zuvorkommend eine kleine Tüte entgegen hielt. Konzentriert behielt ich die zwei Ermittler genauestens im Auge und nickte nebenher dem älteren Herrn danken zu, als ich ihm den Beutel mit der von ihm mitgebrachten Kleidung abnahm, bevor ich mich anschließend neuerlich erklärend an die Polizisten wendete. „...Ich weiß ja, das sie Beide es nur gut gemeint haben...aber wie Sie wissen, habe ich keinerlei Sachen mehr hier im Hotel und ich habe mich heute Morgen ziemlich Unwohl in dem gefühlt, was ich an hatte... deshalb habe ich mir solange etwas von Ryuzaki geborgt...doch Dank Wataris Hilfe kann ich mich jetzt endlich umziehen...Tun sie mir einfach das nächstes Mal, wenn Sie mir etwas Gutes tun wollen, bitte den Gefallen und denken Sie vorher dran, welche Konsequenzen es für mich nach sich zieht...“ meinte ich abschließend gespielt genervt und schenkte dem älteren Herrn abermalig ein warmes Lächeln, ehe ich mich dann ohne ein weiteres Wort in Richtung Badezimmer aufmachte, wo ich dennoch vorsichtig einen kurzen prüfenden Blick in die Runde wie zu guter Letzt auch L warf, der mich lediglich mit seinen dunklen undurchschaubaren Seen zu mustern schien. Hoffentlich kauften die zwei Ermittler mir meine Story ab, denn ob und in wie weit ich mit dieser Ausrede auf Erfolg stoßen würde, war für mich in diesem Augenblick einfach nicht absehbar.

fragwürdige Pläne

Fragwürdige Pläne
 

Mit einer Tasse Tee in der Hand saß ich im Schneidersitz auf einen der gemütlichen Sofas des Hauptzimmers und lauschte abwesend der angeregten Diskussion der beiden Polizeibeamten über die neuen Kiramorde, welche es sich auf dem gegenüberliegenden Möbelstück bequem gemacht hatte, während ich nachdenklich mit meinen Fingern immer wieder durch das weiche Fells meines neben mir ruhenden Hundes fuhr. Sie schienen mir für dieses Mal zu mindestens meine kleine Notlüge abgekauft zu haben und auch wenn mich Aizawa zu meinem Unbehagen nach meiner Rückkehr aus dem Bad nochmals sichtlich skeptisch gemustert hatte, war dieser anfängliche Zweifel aus seinem misstrauischen Blick nach wenigen Minuten Gott sei Dank wieder gewichen gewesen, was mich innerlich erleichtert Aufatmen lassen hatte. Ich musste zukünftig wohl sehr vorsichtig mit dem sein, was ich Bezug auf L tat oder sagte, um letztendlich nicht doch noch irgendeine Verdacht auf unsere neu entstandene Beziehung zu lenken und somit unser kleines pikantes Geheimnis zu verraten. Mit einem stummen Seufzen ließ ich meine blaugrauen Augen unauffällig durch den Raum gleiten und besah mir zunächst abermals forschend die beiden Gesichter der anwesenden SOKO-Mitglieder, bevor sich meine gesamte Aufmerksamkeit anschließend hinüber auf den schwarzhaarigen Detektiven richtete, welcher nun schon bereits seit diesem brenzligen Vorfall vollkommen stillschweigend auf seinem Sessel hockte. So ganz hatte ich immer noch nicht realisiert, das wir zwei jetzt tatsächlich ein Paar waren, denn dafür war es einfach, trotz all den Vorkommnissen zwischen uns, schlich und ergreifend noch viel zu frisch, aber allein der Gedanke daran ließ mich im selben Moment unwissentlich sanft Schmunzeln und reicht aus, um meine angeknackste Laune wieder ein bedeutendes Stück nach oben zu treiben. Wieso er sich nach alldem dennoch für mich entschieden hatte, vermochte ich noch immer nicht zu hundert Prozent zu bestimmen, allerdings war es mir im Grunde genommen auch vollkommen egal, aus welchen konkreten Beweggründen er seine anfängliche Meinung bezüglich dieses Themas schlussendlich nun geändert hatte, denn solange er meine Gefühle ehrlich erwiderte, war ich glücklich. Unabhängig davon wurden mein Focus jedoch nebenher auch auf etwas ganz anderes gelenkt und sogleich schlichen sich die sichtlichen Spuren von leisen Bedauern in meine grüblerischen Iriden ein, denn im Gegensatz zu ihm konnte ich mich derzeitig nicht ganz so unbeschwert über jegliche Art von Süßwaren hermachen, da sich mein Magen spürbar empfindlich dagegen wehrte. Unglücklich schaute ich neuerlich hinunter auf meinen wenig gesüßten Kräutertee und verzog prompt geringschätzig meine Lippen, ehe ich dann jedoch vorsichtig wie gleichso missmutig an diesem zu nippen begann. Er schmeckte eigentlich gar nicht so schlecht, wie ich es zu beginn befürchtet hatte, aber mir fehlte ungeachtete dessen trotz allem der bittere gewohnte Geschmack meines Kaffees und auch der zeitweilige Entzug meiner heißgeliebten Schokolade schlug sich merklich in meiner Stimmung wieder. In den vergangenen Wochen hatte mein Körper wirklich sichtlich abgebaut, was allerdings für mich bei all dem emotionalen Chaos und den weiterhin nebenher laufenden Ermittlungen nicht allzu verwunderlich gewesen war, denn auch ich hatte unbestreitbar meine Grenzen, die ich nun allzu deutlich zu spüren bekam. Es war zwar zum Glück noch nicht soweit, das ich mittlerweile auf sämtliche Arten von Genussmitteln gänzlich verzichten musste, aber ich musste mich indes dennoch im Rahmen einer angemessenen, für meine Begriffe allerdings viel zu geringen, Menge bewegen und das fiel mir wahrlich von Tag zu Tag immer schwerer. Bei Kaffee war ich letztendlich gezwungen gewesen, diesem in demselben Zusammenhang zur Zeit leider vollständig zu entsagen, weil dieser die Übelkeit in meinem Inneren jedes Mal nur noch weiter aufs Neue anspornte und ich war für heute zumindest schon einmal heilfroh, das ich mich an diesem Morgen noch nicht übergeben hatte, was auch, so hoffte ich inständig, so bleiben würde. Ein deutlich resignierter Laut verließ bei diesen Gedankengängen meinen Mund und doch war ich unter keinen Umständen gewillt, mich aus der Ermittlungsarbeit gegen Kira auch nur um wenige Schritte zurück zuziehen, denn obgleich es auch an meinen Kräften zehren mochte, so war meine Motivation bereits alleine durch die Ereignisse der letzten Nacht explosionsartig angestiegen, was meine geistige Entschlossenheit zu einer immensen Übermacht verhalf. Selbst wenn oder gerade weil sich mein Verhältnis zu L mittlerweile auf einer ganz anderen Stufe eingefunden hatte, war mein Wille diese grausam Mordserie an Verbrechern endlich aufzuklären ungebrochen und wir würden diesen Fall letzten Endes zu einen erfolgreichen Abschluss bringen – davon war ich fest überzeugt. Plötzlich wurde ich jedoch unsanft aus meinen tiefen Abgründen der Überlegungen gerissen und mein alarmierter wie gleichso forschender Blick fixierte augenblicklich wie von selbst erneut den dunkelhaarigen Detektiv, welcher sich gerade erkundigende an den ebenfalls in Haft sitzenden Herrn Yagami wandet.
 

L hatte unterdessen den gesamten Vormittag damit verbracht gehabt, sich immer und immer wieder über die selben rätselhaften Fragen zum Fall Kira den Kopf zu zerbrechen, aber wie bisher hatte er sich abermals keine neuen Erkenntnisse in Bezug auf Light und Misa erschließen können, was seinen ohnehin bereits getrübten Gemütszustand nicht gerade verbesserte. Der kleine unvorhergesehene Zwischenfall vom Morgen hatte ihn wahrlich schon genug Nerven gekostet und Zahras unvermittelter direkter Angriff hatte seinen scharfen Verstand nebenbei auch noch zusätzlich kurzfristig in seiner Leistungsfähigkeit merklich gehemmt gehabt, denn selbst wenn er sich mittlerweile auf diese schönen fremden Dinge zwischen ihnen nun doch bewusst einließ, so waren die deutlichen Reaktionen seines Körpers darauf nach wie vor dieselben geblieben, sodass er sich wiedereinmal zur äußersten Vorsicht gemahnte, um die Kontrolle über solche Situation nicht erneut vollständig zu verlieren. Der Grad zwischen Logik und Liebe, so widersprüchlich sie im Vergleich auch zueinander erscheinen mochten, war offensichtlich ausgesprochen schmal und er verschwamm in diesem undefinierten Konstrukt nur allzu schnell, aber um trotz dessen darauf das Gleichgewicht halten zu können, musste er wohl zunächst einmal behutsam seine Erfahrungen auf diesen Gebiet sammeln. Das allerdings die junge Frau ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die beiden Polizisten wie auch Watari zur provisorischen Ermittlungszentrale zurück kehrten, nicht viel mehr außer seinem Sweatshirt tragen würde, war etwas gewesen, das er in diesem Kontext nicht mit einkalkuliert hatte und es hätte ohne Zahras geistesgegenwärtige Konter sicherlich schnell zu unangenehmen Spekulationen führen können, was ihm dahingehend nur abermals bewies, wie wenig er die verschiedenen Gegebenheiten bezüglich dieser Brünetten vorausberechnen konnte. Unter normalen Umständen hätte er dieser prekäre Sachlage eigentlich kommen sehen und sofort entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen müssen, aber L war in diesem Moment schlicht weg viel zu sehr von Zahra abgelenkt gewesen, wie ihm im Nachhinein unliebsamer Weise klar geworden war. Dieses Mal waren sie wahrscheinlich noch mit einem blauen Auge davon gekommen, doch zukünftig musste er deutlich mehr Acht geben, um diese heranwachsende Beziehung zwischen ihnen unter Verschluss zuhalten und sich nicht durch eine unkontrollierte Minute mit irgendeiner unbewussten Reaktion seinerseits oder auch bloß durch das neuerliche übersehen eines winzigen Details zu verraten. Nun jedoch hatte sich all seine Konzentration wieder vollkommen auf seine Aufgabe als Detektiv gerichtet und sein hellwacher Geist arbeitete auf Hochtouren, um einen neu entstandenen oder bisher aus unerfindlichen Gründen unberücksichtigt gelassenen Lösungsansatz ausfindig zu machen, denn noch immer warf der Fall um Kira viel zu viel unbeantwortete Fragen auf. Sämtliche Verkettungen der bisher gesammelten Indizien wiesen deutlich auf Light und Misa als Täter hin und dennoch hatten die Mordserie trotz ihrer Inhaftierung nach anfänglicher Unterbrechung wieder begonnen gehabt. Auch die rätselhaften widersprüchlichen Veränderungen in ihren Verhaltensmuster zeigten für den jungen Detektiven nach wie vor Unstimmigkeiten auf, die sich ihm einfach nicht gänzlich erschließen wollten und zudem war bisher jeder seiner Versuche, ganz egal mit welchen Mittel, ein Geständnis von den Beiden zu erzwingen fehl geschlagen. Eine durchaus unschöne wie gleichso auch bedenkliche Tatsachen, die unter der Betrachtung der Länge ihrer Inhaftierung bald schon zu neuen Problemen führen könnte, denn er konnte regelrecht fühlen, wie sich der Unmut der restlichen SOKO-Mitglieder nach der Reaktivierung von Kira mit jeden Tag weiter aufstaute, da dies die beiden Tatverdächtigen, Light und Misa, immer weniger verantwortlich für all die grausamen Morde erscheinen ließ. Dennoch war L fest davon überzeugt, das er mit seiner Vermutung hinsichtlich Kiras Identität von Anfang an richtig gelegen hatte und es nagte unaussprechlich an ihm, das seine bisherige Theorie durch all diese Umstände demzufolge widerlegt zu werden schien, was ihn früher oder später zu einer Freilassung der Beiden zwingen würde. Aber er wollte einfach nicht aufgeben und seine einzige realistische Möglichkeit bestand nun einmal darin, von Light ein Zugeständnis zu erhalten. Jedoch auch in anderer Hinsicht missfiel ihm die derzeitige Situation zusehends, denn nicht nur die zwei Verdächtigen sahen mittlerweile ziemlich mitgenommen aus, sonder ebenso der Oberinspektor machte mit voranschreiten der Haft einen fortwährend merklich schlechteren Eindruck, was L rückblickenden auf die Geschehnisse bezüglich dessen Gesundheit spürbares Unbehagen bereitete. Er musste sich also schleunigst irgendetwas einfallen lassen, um die Lösung des Falls voranzutreiben und diesem Theater endlich ein Ende zu bereiten.
 

Meine gesamte Aufmerksamkeit fokussierte sich sogleich ausschließlich auf den Inhalt des einsetzten Gespräch zwischen dem inhaftierten Herrn Yagami und L, während ich im Augenwinkel nebenher zeitgleich bemerkte, wie sich nun auch die beiden Polizisten interessiert dem Geschehen zuwandten. Ja, auch ich machte mir inzwischen immer größere Sorgen um das Wohl des Oberinspektor, denn diese ganze Situation machte ihm von Tag zu Tag immer deutlicher zu schaffen und das sein Sohn trotz der neuen Morde weiterhin als Tatverdächtiger hinter Gittern saß, machte die Sachlage für ihn als Vater sicherlich nur noch umso unerträglicher. Konzentriert lauschte ich dem kurzen Austausch zwischen ihnen und ich war keineswegs überrascht, das sich Herr Yagami erneut für Lights Entlassung aussprach, denn immerhin unterstützen die momentanen Vorkommnisse ihn im seinem Glauben an die Unschuld seines Sohnes, aber war es tatsächlich so gradlinig Abzuwägen? Konnte man nur aufgrund der derzeitigen Entwicklung auf eine Schuldlosigkeit des Studenten schließen oder war man mit diesem simple Gedanke letzten Endes doch zu voreilig bei der Hand? Zu mindestens schien Light nichts von den neuen Morden zu wissen und auch seine charakterlichen Züge hoben sich mittlerweile wahrnehmbar von denen Kiras ab, jedoch sprach das alleine schon für einen Ausschluss von ihm als Tatverdächtiger? Nein, so simpel war das sicher nicht, denn was wäre, wenn er sich lediglich geschickt verstellte oder etwas ganz anderes dahinter steckte, das wir mit unseren gegenwärtigen Ermittlungsergebnissen noch gar nicht erfassen konnten? Schlussendlich war es für mich, egal von welcher Seite man es beleuchtete, unbestreitbar, das wir mit Light als Verdächtigen richtig gelegen hatten, aber trotz dessen hatte sich auch unzweifelhaft irgendetwas an ihm geändert, was mich in diesem ganzen undurchsichtigem Konstrukt noch immer verwirrte. Allein die Art, auf welche er mich damals bei meinem Besuch in seiner Zelle angesehen hatte, hatte nicht mehr dieses kalte ungute Gefühl in meinem Inneren hinterlassen gehabt, welches ich bisher stets in seiner Nähe verspürt hatte. Es war seltsam gewesen, aber alles was ich zum damaligen Zeitpunkt in seiner Mimik wie ebenso in seiner Gestik lesen konnte, hatte sogar auf eine schwer zu beschreibende Weise aufrichtig auf mich gewirkt und das wiederum widersprach einfach allem, was ich seit Anbeginn der Ermittlungen über seine Person geschlussfolgert hatte. Jedoch gab ihm dieser unergründliche Tatbestand meiner Meinung nach noch lange nicht das Recht dazu, seine Hände in Unschuld zu waschen, was bedeuten würde, das er nicht als potentieller Kira in Frage käme, denn dafür waren die vorhandenen Indizien viel zu unschlüssig und auch mein instinktives Bauchgefühl machte mir unterschwellig mehr als deutlich klar, das ein zu überhastet gefälltes Urteil über die Schuldfrage in Bezug auf Kira schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde. Die gesamte sich darstellende Sachlage bildete unmissverständlich einen mich mit Irritation quälenden Konflikt zwischen meiner logischen Analyse der Beweismittel und dem sich verändernden Persönlichkeitsprofil von Light und ich ahnte bereits jetzt schon, worauf diese sich gerade anbahnende Gesprächssituation um den Studenten unweigerlich hinauslaufen musste, was die Leistungsfähigkeit meines zwiegespaltenen Geistes abermals zu neuen Höchstformen auflaufen ließ. Gedankenschwer huschte mein wachsamer Blick über die Bilder der Überwachungskameras, während ich L beiläufig heimlich aus dem Augenwinkel musterte, denn auch ihm musste mittlerweile die Zuspitzung der Situation sehr wohl bewusst sein und doch wirkte er mal wieder wie die Ruhe selbst, unterdessen er genüsslich die Reste seiner Süßspeise mit dem Finger aus dem Glas befreite. Für einen kurzen Moment von seinem Tun abgelenkt, biss ich mir sogleich betrübt auf meine Unterlippe und hätte ihm am liebsten sofort die leere Schale unter seiner Nase weg geklaut, aber ich wurde umgehend jäh aus meinen Fantasien gerissen, als sich die beiden anwesenden Polizisten nun ebenfalls in die aufkommende Diskussion mit einschalteten.
 

Schlagartig rückte mein logisch gepolter Verstand neuerlich zurück in den Vordergrund und überschattete all die selbstmitleidigen Gedanken meines entzugsgebeutelten Körpers, derweilen sich meine blaugrauen Iriden gleichzeitig wachsam auf die zwei inzwischen hinter L getretenen Männer richteten, währenddessen ich aufmerksam die postwendend einsetzende Aufschlüsselungen ihrer Gedankengänge verfolgte. Die sich daran anschließende Argumentation der beiden SOKO-Mitglieder und die damit einhergehende Unterstützung von Herrn Yagamis Überzeugung in Bezug auf die Unschuld von Misa und Light, hatte ich bereits im Vorfeld mit einem mehr als ungutem Gefühl erwartet gehabt, sodass mir sofort ein unmerklich resigniertes Seufzen entkam, indessen ich ernüchternd für einige wenige Sekunden meine Lider schloss. Es war eine unvermeidbare Auswirkung der Reaktivierung von Kira, mit welcher früher oder später durchaus zu rechnen gewesen war, aber jetzt hatte der still vor sich hin brodelnde Topf aus unausgesprochenen Vermutungen wohl seinen Siedepunkt erreicht und würde für L, als Leiter der Ermittlungen in diesem Fall, nicht mehr wirklich viel Spielraum bei der Auswahl von möglichen Optionen lassen. Prüfend fixierte ich wiederholt beobachtend die sich aufschaukelnde Szene vor mir und lauschte unterdessen konzentriert auf das spannungsgeladene Gespräch zwischen den drei Männern, welches merklich in eine eindeutige Richtung tendierte, wobei sich mein mittlerweile auf Hochtouren arbeitender rationaler Geist auf seinen ganz eigenen Pfaden einen Reim auf die argumentativen Spekulationen der Herren zu machen begann. Aizawa hatte mit dem was er da sagte tatsächlich nicht so ganz Unrecht, denn wieso hätte Kira die FBI-Ermittler umbringen sollen, wenn man ihm den Tötungsvorgang nicht ansehen würde, da in diesem Fall eine Beschattung für ihn zu keiner bedrohlichen Lage geführt hätte und natürlich war es ebenso fraglich, wie Light oder Misa all die Straftäter nach ihrer Festnahme töten hätten können, obwohl sie keinerlei Zugang zu irgendwelchen Informationen hatten. Das L den Tatverdächtigen, insbesondere Light, den Umstand über die neuen Kiramorde vorenthalten hatte, war für mich in gewisser Weise sogar nachvollziehbar, da in dem Fall , das wir mit unseren Verdacht bezüglich Kiras Identität richtig lagen, die Zwei ohnehin über dieses Wissen verfügen mussten und dies somit ein weiter eindeutiger Beweis für unsere Hypothese wäre, aber danach sah es schlicht und ergreifend im Moment nicht aus. Keiner der Beiden schien über die neuen Morde Bescheid zu wissen, aber dennoch ließ mich einfach das Gefühl nicht los, dass das Ganze hier mehr Schein als Sein war und wir letzten Endes von Kira geschickt an der Nase herum geführt wurden. Ich konnte es noch immer nicht genau bestimmen, allerdings war da diese leise unheilverkündende Stimme in meinem Innerer stetig präsent geblieben und diese gemahnte mich weiterhin nachdrücklich zur Vorsicht. `...Kira tötet nicht einfach so ohne Grund...` hallten Aizawas Worte unvermittelt wie ein mehrfach gebrochenes verzehrtes Echo in meinen aufwirbelnden Gedanken nach und zeitgleich schlich sich meine Augenmerk erneut hinüber auf das flackernde Bild des jungen Studenten, welcher gut gefesselt auf dem Boden seiner Zelle lag. Konnte das vielleicht genau der unscheinbarer Schlüssel in diesem Irrgarten aus Fragen sein, welchen ich bisher in diesem Konstrukt vermisst hatte und der mich in meinen Analysen zum Täterprofil einen entscheidenden Schritt nach vorne bringen konnte? Immerhin hatte sich Lights Verhaltensmuster kurz nach seiner Inhaftierung spürbar verändert gehabt und was wäre wenn diese Veränderung nicht nur auf den Studenten selbst, sondern auch auf das allgemeine Profil von Kira anwendbar wäre? Hätte ich damit nicht ebenso einen weiteren augenscheinlichen Zusammenhang zwischen Light und Kira geschaffen, der einen mutmaßlichen Nachweis für unsere Theorie stellen könnte? Die Vermutung dahingehend lag zumindest nah, denn seine ursprüngliche Intension lag offensichtlich darin, eine bessere gerechtere Welt zu erschaffen, was also wäre, wenn sich ebenso nachweislich etwas an Kiras Vorgehensweise geändert hätte? Jedoch bevor ich diesen wilden bunt durcheinander gewürfelten Haufen an Puzzleteilen in meinem Kopf zu einem konkreten Bild zusammensetzten konnte, zog neuerlich Aizawas nachdrückliche Stimme all meine Aufmerksamkeit auf sich, sodass sich nach einem kurzem Blinzeln mein vollständige Konzentration wiederholt zurück auf die derzeitige Situation zurück wandte.
 

„...Ich bin der Meinung, das wir uns langsam wieder auf die Suche nach dem echten Kira machen sollten...“ erklangen die bestimmten abschließenden Worte des Älteren der beiden Polizeibeamten in den Ohren des jungen Detektiven und dennoch verriet nicht eine einzige winzige Regung von ihm seine wahren Gedanken hinlänglich diese Aussage. L hatte bereits mit dieser Entwicklung gerechnet gehabt und doch missfiel ihm die sich daraus entwickelnde Lage um den jungen Studenten nicht minder, denn so wie sich die Sache gerade herauskristallisierte, würden seine schlimmsten Befürchtungen wohl zu einen unumgänglichen Gewissheit werden. Die momentanen Umstände der aktuellen Kiramorde und die damit einhergehende augenscheinliche Entlastung von Light trieben ihn in eine mehr als unschöne Situation, in welcher er wahrscheinlich keine andere Wahl hatte als den unliebsamen Forderungen der SOKO-Mitglieder nachzukommen, falls er dessen Vertrauen wie ebenso ihre Mithilfe bei den Ermittlungen nicht aufs Spiel setzten wollte. Es kratze gewaltig an seinem Stolz diesen unliebsamen Richtungswechsel innerhalb der gegebenen Indizienkette und die damit verbundenen unausweichlichen Konsequenzen als folgerichtig anzuerkennen, denn er war nach wie vor fest davon überzeugt, das Light Yagami Kira und Misa Amane Kira Nummer 2 war oder es zu mindestens bis zum Zeitpunkt ihrer Festnahme gewesen sind. Allerdings hatte er bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer keinerlei stichhaltige Beweise dafür erbringen können und nun, nach über fünfzig Tagen unter Beobachtung, war er scheinbar dazu gezwungen vor dem derzeitigen Tatbestand zu kapitulieren. Anderseits war das Wort „Aufgeben“ von jeher nicht einmal Ansatzweise in seinem Vokabular hinsichtlich eines Falls vorhanden gewesen und so würde es auch dieses Mal nicht den vollendeten Weg in seine Überlegungen schaffen, sodass sich sein scharfer Verstand bereits sogleich intensiv mit einer Alternativlösung zu befassen begann, als er mit einmal unerwartet die warme Schwere einer Hand auf seiner Schulter spürte. Die Worte des älteren Polizisten holten meine abdriftenden Überlegungen zu Kira wie auch Light postwendend zurück in das Hier und Jetzt, wobei mir schlagartig bei dem Begreifen von dessen Sinnhaftigkeit etwas ganz deutlich bewusst wurde und das bedeutete schlussgleich, das die beiden SOKO-Mitglieder L gelinde gesagt tatsächlich unweigerlich vor die Wahl stellten. Trotzdem ich nach eingehender Überlegung exakt diese Art von Wendung vorausgesehen hatte, war der Ausgang der fühlbar zwiegespaltenen Meinung darüber nicht mit absoluter Gewissheit voraus zu kalkulieren, sodass sich jetzt auch bei mir eine deutliche Anspannung breit zu machen begann, bevor ich mich dann nach neuerlichen kurzem Grübeln letzten Endes nun ebenfalls entschlossen von meinem Platz erhob und mich mit einem forschenden Blick auf die Anwesenden hinüber zu den Männern gesellt hatte. Aufmerksam studierte ich unterdessen die mir inzwischen fragend entgegen schauenden Gesichter der zwei Polizeibeamten, welche sich wohl offensichtlich etwas Unterstützung durch mich erhofften, während L scheinbar gedankenversunken weiterhin regungslos die Bilder der Überwachungskameras fixierte. Ich konnte die Gedankengänge und Ansichten des restlichen Teams durchaus nachvollziehen, denn in Anbetracht der derzeitigen Situation konnte man sich schnell von diesem vermeintlichen Trugschluss der Unschuld blenden lassen und dennoch teilte ich nur bedingt die Meinungen der Polizisten. Natürlich war auch mir sehr wohl bewusst, das die drei Inhaftierten wahrlich ihre Belastungsgrenze erreicht hatten und eine fortwährende Beobachtung unter diesen Gegebenheiten schon allein aus ethischen wie ebenso gesundheitlichen Gründen nicht länger tragbar war, aber nicht desto trotz blieb da noch immer diese zweifelnde mahnende Stimme in meinem Hinterkopf beständig pochend bestehen. Egal ob es dem jungen Detektiven nun gefiel oder nicht, wir hatten mittlerweile einfach keinen stichhaltigen Beweggrund mehr, um solche Verhörmethoden in irgendeiner Weise zu rechtfertigen, obgleich sie mir persönlich ohnehin bereits seit der Festnahme von Misa Amane zuwider gewesen waren. Die damit einhergehenden Verstöße gegen die Menschenrechte waren schlichtweg gegen alles was mich als Kriminalbeamtin ausmachte, aber bisher hatte ich keinen erfolgversprechenden Weg ergründen können, welcher die drei eingesperrten Personen in irgendeiner Form aus ihrer Lage hätten befreien können, da zudem das gesamte Ermittlerteam hinter den Entscheidungen von L gestanden hatte. Nun allerdings hatte sich das Blatt gewendet und selbst wenn ich Light in seinen andauernden Beteuerungen noch immer misstraute, so musste ich mir ebenso eingestehen, das ich diese Ermittlungsmethode des schwarzhaarigen Detektiven nicht länger mit verantworten wollte. Mit einem tiefen bestärkenden Atemzug legte ich somit sanft wenn dennoch bestimmt meine Hand auf seine Schulter und sofort fühlte ich abermals das überraschte kaum wahrzunehmende verspannen seiner Muskeln unter meiner Berührung, was mich innerlich kurz amüsiert Schmunzeln ließ, ehe ich ihm dann nachfolgend meine eigenen Gedankenspiele zu diesem Thema offen legte. „...Ryuzaki...Ich denke Herr Aizawa und Herr Matsuda haben nicht ganz Unrecht...Wir haben nicht das Recht Light und Misa noch länger festzuhalten...Sie sitzen jetzt seit über fünfzig Tagen da drin und Kira hat trotz dessen wieder angefangen zu morden... Du weißt, das ich von vornherein gegen diese Art von Ermittlungsarbeit war,...aber dennoch bin ich anderseits selbst jetzt nicht der Ansicht, das die Beiden vollkommen als Tatverdächtige ausscheiden...Ich denke nur, das wir auf diesem Weg zur Zeit nicht weiter kommen werden...“ stellte ich sachlich fest und unterstrich meine Aussage zusätzlich mit einen leichten kaum sichtbaren verstärken meines Händedrucks, wobei mir indessen keinesfalls die empörten wie gleichso erschütterten Gesichtsentgleisungen der anwesenden Ermittler entgegengingen, welche ich allerdings ganz gekonnte ignorierte. L spürte diese kleine unterstützende gemeinte Geste von Zahra sehr genau, welche ihn sogleich in seinem Zucker erhaschenden Tun innehalten ließ, während diese einfach seichte Berührung seinen Puls erneut merklich in die Höhe trieb und obwohl er es bei ihr eigentlich nicht anders erwartet hatte, missfiel ihm die Sichtweise der jungen Frau neben sich mehr als er gerade zugeben wollte. Immerhin hatte er die damalige Auseinandersetzung mit dieser sturen Person nicht vergessen, welche direkt nach der Festnahme von Frau Amane stattgefunden hatte, aber L hatte inzwischen inständig darauf gehofft, das sie ihre moralgebundene Auffassung in Bezug auf seine Ermittlungsmethoden zumindest ein wenig abgelegt hätte. So wie es sich nun jedoch darstellte, hatte er schlussendlich einfach keine andere Wahl mehr, als seine zwei Hauptverdächtigen wieder auf freien Fuß zu setzten und diese Feststellung verstimmte ihn zutiefst, denn damit wäre seine Hypothese zu Kiras Identität vorerst bis zu einem gewissen Grad widerlegt. Nichts desto trotz hatte sein scharfer Verstand für das wahrscheinliche Eintreten eines solchen Falles anderseits auch schon einen Notfallplan ausgearbeitet und selbst wenn er durch die eben geäußerten Worte der junge Frau jetzt bereits ahnte, das dies nicht nur bei den Mitgliedern der Sonderkommission auf Widerspruch stoßen würde, so musste er zu mindestens mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sicher stellen, das weder Light Yagami noch Misa Amane im Augenblick über Kiras Kräfte verfügten. Somit blieb ihm in diesem Zusammenhang nur noch eine einzige Möglichkeit offen, sodass er sich nach einem knappen emotionslosen Zugeständnis gegenüber den Polizisten, anschließend erneut an den Oberinspektor wandte. „...Herr Yagami?...Könnten Sie mal kurz zur Zentrale zurückkommen?...Es geht mir darum mit Lights Vater zu sprechen, wenn Sie verstehen was ich meine...“ erklang die dunkle Stimme von L kurz darauf erneut in meinen Ohren und sofort schrillten meine Alarmglocken hell auf, sodass meine Braue misstrauisch nach oben rutschte. Was hatte er denn jetzt schon wieder in seinem Köpfchen ausgeheckt? Mir war schon klar, das er die beiden Hauptverdächtigen nicht einfach so mir nichts die nichts da raus spazieren lassen würde und ebenso war es bei ihm mehr als nur wahrscheinlich, das ihm dieser gegeben Umstand im Augenblick wahrlich sauer aufstoßen musste, aber was könnte er hinsichtlich dieser Sachlage nun ausgerechnet von Herrn Yagami wollen? „...Ryuzaki?...Was hast du vor?...“ kam auch sogleich lauernd über meine Lippen, unterdessen ich forschend hinunter in seine unlesbaren Seen blickte, welche mich jetzt sichtlich prüfend zu mustern begannen. „...Das kommt ganz darauf an wie Herr Yagami sich entscheidet...“ folgte die knapp bemessende Rückantwort des Schwarzhaarigen und erhob sich danach ohne ein weiteres Wort von seinem Platz, bevor er nach einen letztmaligen skeptischen Blick in die Runde, vor allem aber einer intensiven abschätzenden Begutachtung von Zahra, seelenruhig das Nebenzimmer ansteuerte.
 

Die Zeit zog sich wie ein unerträglich immer länger werdender Kaugummi zu einer scheinbaren Ewigkeit hin, während ich zusammen mit Matsuda und Aizawa im Hauptzimmer der provisorischen Ermittlungszentrale auf den Sofas saßen und auf das Ende des Gespräches zwischen L und dem Oberinspektor im Nebenraum warteten. Meine Gedanken hatten sich inzwischen mal wieder zu einem unentwirrbaren Knäuel aus Fragen und Spekulationen verknotet, aber noch immer hatte ich nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, was genau in dem Kopf dieses unberechenbaren Detektiven eigentlich vorzugehen schien und mein Bauchgefühl machte indessen unmissverständlich klar, das mir das Ergebnis dieser Vieraugenunterhaltung höchstwahrscheinlich alles andere als gefiel. Dennoch hatte ich im Augenblick keine andere Möglichkeit, als gemeinsam mit den beiden Polizisten darauf zu warten, das sich die bereits seit Stunden geschlossene Tür endlich wieder öffnen würde und wir letztendlich doch noch über dessen Inhalt sowie den sich daraus mit Sicherheit ergebendem Konsequenzen in Kenntnis gesetzt wurden. Ein hörbares Seufzen entkam meinen Lippen, derweilen ich meinen nachdenklichen Blick hinauf zur weißen kahlen Decke des Raumes richtete und nebenher neuerlich versuchte, in dem grenzenlosen Chaos meines Kopfes ein wenig Ordnung rein zubringen. L hatte uns nach dieser undefinierten Antwort einfach stehen gelassen gehabt, was nicht nur bei mir auf deutlich sichtbaren Ärger gestoßen war, aber jegliche Bemühung meinerseits brauchbare Informationen über sein Vorhaben von ihm zu bekommen, waren im Nachhinein gründlich fehl geschlagen, was meine Laune zusätzlich noch weiter sinken ließ. Meine anfängliche Wut über seine verbissene Verschwiegenheit hatte mittlerweile einer merklichen Resignation wie ebenso einer nagenden Besorgnis Platz gemacht und das zu allem Überfluss selbst ich nicht seinem Gespräch mit dem Oberinspektor beiwohnen durfte, hinterließ in meiner Brust einen spürbar schmerzlichen Stich. Ungeachtete dessen das sich unsere private Beziehung inzwischen stark verändert hatte, war sein Vertrauen in meine Fähigkeiten als Kriminalbeamtin wohl noch immer nicht besonders intensiv ausgeprägt oder schlussfolgerte er etwa aufgrund der vergangenen Ereignisse, das ich mit seinen derzeitigen Ermittlungsansätzen abermals nicht einverstanden sein würde? Er wäre zumindest eine einigermaßen plausibel klingende Erklärung für sein momentanes Verhalten und im Bezug auf meine gemachten Erfahrungen mit seinen Arbeitsweisen durchaus wahrscheinlich, allerdings verursachte genau diese Überlegung bei mir postwendend unangenehme Bauchschmerzen. Alleine der Anblick von Lights Vater, als er kurz Zeit später den Weg von seiner bedrückenden Zelle zurück in die Ermittlungszentrale hinter sich gebracht hatte, war ein deutlich sichtbarer Beweis dafür, wie sehr die letzten Wochen an dem Polizeibeamten genagt hatten. Sein Haar war merklich grauer geworden und sein unrasiertes Gesicht wirkte noch um Längen müder wie ebenso ausgebrannter, als es die Bilder der Überwachungskamera eingefangen hatte. Sofort hatte sich ein vom schlechtem Gewissen geplagtes Ziehen in meinem Magen ausgebreitet gehabt und ich hatte den sich ausbreitenden bitteren Geschmack der Galle auf meiner Zunge nur mit Müh und Not herunter schlucken können, sodass mir sein kurzes freundliches Lächeln nur noch mehr Pein bereitet hatte. Es wurmte mich letztendlich nicht nur die Tatsache, das ich solche Ermittlungsmethoden gegen jegliche meiner Prinzipien überhaupt geduldet hatte, nein, sondern es war viel mehr der Umstand, das ich es mir erlaubt hatte in solch einer Sachlage mich der Liebe hinzugeben, währenddessen der Oberinspektor wohl die schlimmste Zeit seines Lebens zwischen Bangen und Hoffen verbracht hatte. Natürlich bereute ich keinen einzigen Schritt, welchen ich zusammen mit L gegangen war oder vielleicht noch gehen würde und trotzdem fühlte ich mich bei dem Gedanken an Herrn Yagami bezüglich meines eigenen Glücks alles andere als gut. Niedergeschlagen über meinen immer tiefer sinkenden grüblerischen Verstand schloss ich geistesabwesend meine blaugrauen Augen und lauschte wachsam auf das wabernde ungute Gefühl in meinem Inneren, welches ich trotz allem nicht genau bestimmen konnte. Was war es bloß, das der junge Detektiv mit Lights Vater besprechen musste? Welche Entscheidungen hatte er zu treffen, die L eine neue Richtung für unsere Ermittlungen geben konnten und vielleicht sogar in der Lage waren, über Schuld oder Unschuld zu urteilen? Es musste unausweichlich etwas mit der trügerischen Annahme über Lights Verantwortung hinlänglich der Kiramorde und die daraus mittlerweile resultierende nahende Freilassung der Verdächtigen aus ihrer Haft zu tun haben, das lag nach der vorangegangenen Diskussion so gut wie klar auf der Hand, aber was um alles in der Welt hatte er nur vor? So wie ich ihn bisher Kennen und letzten Endes sogar lieben gelernt hatte, würde er die Beiden nicht ohne eine ausreichende Überprüfung aus deren Gefängnis entlassen, da sämtliche Indizien allein auf sie verwiesen, selbst wenn es keine stichhaltigen Beweise für unsere Theorien gab. Hieße das also, das er den Oberinspektor für eine Beurteilung der derzeitigen Involvierung von Light in den Fall benutzen wollte? Konnte er wirklich dazu in der Lage sein so weit zu gehen und das, obwohl Herr Yagami unter der momentanen Station bereits merklich seine Grenzen erreicht hatte? Sofort richtete sich mein ungläubiger Blick wieder hinüber auf die weiterhin unverändert geschlossene Tür zum Nebenzimmer und meine aufgescheuchten Gedanken rasten sogleich regelrecht durch die Synapsen meines Gehirns, denn so erschreckend diese Möglichkeit für mich auch war – in Bezug auf L war sie schlichtweg eine der wahrscheinlichsten Lösungsoptionen. Wie ein Sog zogen diese Überlegungen immer engere Kreise um die verschiedenen Varianten meiner Spekulationen und mit jeder Sekunde stieg das schlechte Gefühl in meiner Magengegend an, bis mich völlig unvermittelt die Stimme des jungen Polizeibeamten ruckartig aus meinem Konstrukt der Fantasie riss.
 

„...Mann...Die sitzen jetzt schon eine Ewigkeit da drin...so langsam mache ich mir echt Sorgen um unseren Chef...“ durchbrachen die beunruhigt klingenden Worte von Matsuda die erdrückende Stille in dem stickigen Raum, während gleich darauf ein nicht minder resigniertes Seufzen von ihm folgte und sich sein Blick nachdenklich auf die Tür des Nebenzimmers richtete. „...Ja...Ich frage mich auch langsam, was Ryuzaki wohl diesmal ausgeheckt hat...Immerhin wollte er mit dem Chef nicht als Polizeibeamten, sondern als Lights Vater sprechen...Ich verstehe einfach nicht, warum er Light immer noch verdächtigt...Die neuen Kiramorde beweisen doch eindeutig das er Unschuldig ist...Wie kann man nur so Uneinsichtig sein und dabei in Kauf nehmen, das die Mordserie an Verbrechern ungehindert fortgesetzt werden kann?...“ folgte umgehend zustimmend von Aizawa hinterher und prompt war meine volle Konzentration erneut auf die beiden Männer vor mir gerichtet, welche nun sichtlich missmutig erst einige vielsagende Blicke austauschten, ehe sich ihr vollständiges Augenmerk anschließend fragend an meine Person wandte, sodass ich sogleich lauernd meine Brauen in die Höhe zog. Was kam denn jetzt schon wieder? Warum schauten die Zwei mich eigentlich so an, als würde ich ihnen irgendetwas verheimlichen? Dachten sie etwa allen Ernstes, das ich wusste was sich hinter dieser Tür abspielte? Ich tappte doch nicht weniger im Dunkeln als sie und das was sich in meinem fantasiedurchtränkten Verstand abspielte, waren letztendlich ja auch nichts anderes als Vermutungen, selbst wenn das ungute Gefühl in meinem Magen immer stärker auszuprägen begann. „...Was?...Denken sie nicht, das ich auch zu gerne wissen würde, was da drinnen vor sich geht?...“ ließ ich postwendend forschend verlauten und verschränkte unterdessen nachdrücklich meine Arme vor der Brust, derweilen ich die beiden Ermittler sorgfältig wie gleichso unauffällig im Auge behielt. Diese momentane Wendung gefiel mir gerade überhaupt nicht und es konnte, wenn ich nicht genaustens aufpasste wie ich auf Ihre Handlungen reagierte, durchaus ebenso zu neuen ungewollten Verdachtsmomenten hinsichtlich meiner Beziehung mit L führen und das könnte in Bezug auf unsere Zusammenarbeit in dem Fall äußerst ungünstige Folgen nach sich ziehen. „...Nun ja...ein wenig seltsam ist es schon, das Ryuzaki selbst Sie von diesem Gespräch ausgeschlossen hat...Immerhin schienen ihre Ansichten und Gedanken zu Kira doch jedes Mal übereingestimmt zuhaben...Und auch jetzt Verdächtigen Sie ebenso wie Ryuzaki noch immer Light, obwohl dafür eindeutig keinerlei Grund mehr besteht...Also wieso sitzen Sie jetzt hier draußen bei uns und warten geduldig darauf, dass das Gespräch zu einem Ende gebracht wird, als wie normalerweise mitten Im Geschehen dabei zu sein?...Könnte es sein, das sie vielleicht ganz genau wissen, was Ryuzaki mit dem Chef zu besprechen hat?...“ erklang es sodann skeptisch von Aizawa und maß die junge Frau vor sich misstrauisch mit seinen Augen, welche ihm jedoch lediglich einen sichtlich an seinem Verstand zweifelnden Seitenblick zukommen ließ. Ich gemahnte mich Innerlich krampfhaft zur Ruhe und schüttelte nebenher mit einem spöttischen wie gleichso amüsiert wirkenden Schmunzeln meinen braunen Haarschopf, währenddessen ich die sofort hell aufheulenden Sirenen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen versuchte. Ich hatte ja bereits im Vorfeld geahnt, das ich jemanden wie Herrn Aizawa nicht unterschätzen sollte, da seine recht gute Beobachtungsgabe gepaart mit seinem nicht minder temperamentvollen Auftreten schnell zu einer ungewollten Situation wie dieser führen konnte, aber jetzt war höchste Achtsamkeit geboten, denn ein einziges falsches Wort konnte ihre unliebsamen Überlegungen schnell in eine mehr als verzwickte Richtung für mich lenken. „...Hören Sie auf Gespenster zu sehen Herr Aizawa...Es mag ja sein, das sich die Gedankengänge von Ryuzaki und meine eigenen oftmals ähneln... aber das bedeutet noch lange nicht, das ich weiß, was sich in seinem Kopf abspielt...Ich weiß diesbezüglich also auch nicht viel mehr als Sie selbst...und das ich nach wie vor nicht an eine vollständige Schuldlosigkeit von Light glaube, hat vielmehr etwas mit der gegebenen Beweislage und den vorangegangenen Ereignissen zu tun...Das eigenständige Denken und eine unabhängige Meinung wird mir ja noch erlaubt sein oder?...“ gab ich umgehend erklärend und mit merklich prüfenden Blick preis, was mir abermals mit einem anzweifelnden verziehen von Aizawas Gesichtszügen quittiert wurde. Die Anspannung in der Luft war inzwischen schon nahezu greifbar geworden und dennoch behielt ich konzentriert meine selbstsichere Fassade den beiden SOKO-Mitglieder gegenüber bei, indessen meine blaugrauen Iriden abschätzend immer wieder über die sich abzeichnenden Mimiken der Polizisten strichen. Matsuda wich meinen wachsamen Augen hin und wieder mit einem unschlüssigen kleinen Lächeln aus, aber Aizawa behielt mich ununterbrochen forschend musternd in seinem Blick, derweilen es in seinem Kopf sichtlich zu arbeiten schien und gerade als ich mich nochmals erneut sachlich erläuternd an die beiden Ermittler wenden wollte, durchschnitt das unverkennbare Geräusch einer sich senkenden Türklingel die immer dünner werdende Luft zwischen uns.
 

Sofort lag sämtliche Aufmerksamkeit im Raum auf den beiden ungleichen Männer, welche nun langsamen Schrittes aus dem Nebenzimmer heraus traten und mein Herz machte umgehend einen klemmenden Sprung Richtung Erdboden, als meine wachsamen Augen das nun nochmals um mehrere Nuancen fahler gewordene Antlitz des Oberinspektors erspähten. Augenblicklich machte sich ein schwerer riesig erscheinender Kloß in meinem Hals bemerkbar und ich konnte mich nebenher nur mit Müh und Not von dessen einnehmenden Wesen wieder befreien, sodass ich für mehrere Minuten lediglich beobachtend auf meinem Platz verweilte. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich jedoch, wie sich auch die restlichen Mitglieder der Sonderkommission sogleich besorgt zu ihrem sichtlich mitgenommenen Chef umwandten und sich mitfühlend nach dessen Befinden erkundigten, unterdessen dieser sich dann keine zwei Minuten später müde mit einem schwerer Aufseufzen ebenfalls auf dem Sofa nieder ließ. Wachsam fixierte ich alarmiert wie gleichso forschend die erschöpften Spiegelungen in dem Gesicht von Herrn Yagami und warf indessen einen kurzen abschätzenden Seitenblick hinüber zu L, welcher vollkommen ausdruckslos noch immer in der Nähe der Tür stand, währenddessen er offensichtlich die sich abspielende Szene genaustens zu beobachten schien. Was war da drinnen nur vorgefallen? Dem optischen Eindruck des Oberinspektors zufolge musste es ein erschreckendes Gespräch gewesen sein, das Lights Vater nur noch weiter zu schaffen machte, denn so fertig wie jetzt hatte ich ihn bisher noch nie erlebt und das schien das unangenehme schlechte Gefühl in meinem Bauch umgehend abermals mit aller Kraft anzuheizen, sodass mir postwendend meine zuletzt erschlossenen beängstigenden Gedanken zurück ins Gedächtnis gerufen wurden. „...Ist mit Ihnen alles Ok Herr Yagami?...Sie sehen nicht gerade sehr Wohl aus...“ begann ich mich beunruhigt an den älteren Herrn zu wenden und schielte zeitgleich skeptisch hinüber zu dem schwarzhaarigen Detektiven, welcher sich nach wie vor noch immer nicht von seinem Fleck gerührt hatte. „...Und das aus Ihrem Mund, wo Sie selbst doch nicht gerade wie das blühende Leben aussehen Zahra...“ erklang prompt die erschöpfte Rückantwort des Oberinspektors in meinen Ohren, derweilen er mir ein ziemlich missglücktes müdes Lächeln zuwarf und zeitgleich sachte seinen Kopf schüttelte. Überrascht wie ebenso zerknirscht zog ich neuerlich meine Brauen nach oben, aber beließ es anschließend bei einem knapp erklärenden „...Hab in letzte Zeit etwas wenig Schlaf abbekommen und das schlägt mir etwas auf den Magen...Kein Grund sich Sogen zu machen...“ , unterdessen ich mich nebenbei zu einem überzeugenden sanften Schmunzeln zwang. Der darauf folgende kurze Anflug von aufflackernden Zweifel in seinen Augen entging mir dennoch keinen Falls, aber er schien im Moment nicht wirklich mehr dazu in der Verfassung zu sein, sich weiterhin auf solch eine Unterhaltung einlassen zu wollen, sodass ich selbst die erneut aufkeimenden skeptischen Regungen in Aizawas Mimik wohlwollend einfach übersah und stattdessen einmal tief sammelnd durchatmete, bevor ich dann mit deutlich lauernde Stimme mein Wort schlussendlich an L richtete. „...Könntest du eventuell so nett sein und uns endlich über den Sinn dieses Theaters in Kenntnis setzten?...“ Der junge Detektiv besah sich derweilen mit höchster Konzentration die kleine verärgert wie ebenso besorgt wirkende Gruppe um Herrn Yagami und wägte indessen sorgfältig die am wahrscheinlichsten erscheinenden Reaktionen der Personen auf seine nun unausweichlich folgenden Erläuterungen zu Lights und Misas Freilassung ab, denn er wusste jetzt schon sehr genau, das diese Entscheidung bei keinen der Anwesenden auf Zuspruch stoßen würde. Abschätzend blieb sein Augenmerk letztendlich dann an Zahra hängen und alleine der Art und Weise, wie sie ihre Worte formulierte, machte ihm deutlich klar, das er bei Ihr hinsichtlich seines Planes mehr als wachsam sein musste, da die Unberechenbarkeit dieser Frau nach wie vor nicht zu unterschätzen war. Egal in welcher Art von Beziehung sie mittlerweile privat zueinander standen, wenn es um seine Ermittlungen ging würde er auf niemanden Rücksicht nehmen können und das wiederum könnte, wie seine bisherigen Erfahrungen mit ihr gezeigt hatten, zu unkalkulierbaren Problemen führen, weshalb er gerade ihre Reaktionen sehr genau im Auge behalten musste. Ausdruckslos ließ er nochmalig seinen prüfenden Blick über die Mitglieder der Sonderkommission schweifen, ehe er sich sodann langsamen Schrittes in Bewegung setzte und letzten Endes seelenruhig auf seinem Sessel platz nahm. Wissentlich ließ L nochmals ein paar wenige Sekunden verstreichen und schenkte sich nebenher ungerührt eine Tasse Kaffee ein, bevor er sich anschließend mit sachlicher emotionsloser Stimme erklärend an die ungeduldig Wartenden wandte und die Einzelheiten seines Gespräches mit Lights Vater endlich preis gab.
 

Mir entwich beim vernehmen seiner nun folgenden Worte auch noch das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht und meine Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit wie auch Entsetzen mit jedem neuem Satz, der den schleichenden begreifenden Weg in mein Gehirn fand, sodass mich gleichzeitig eine wahre Flut der Übelkeit zu übermannen drohte. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Er wollte eine Hinrichtung von Light und Misa inszenieren, um die Möglichkeit, das einer der beiden noch immer Kiras Kräfte besaß, zu überprüfen und setzte dafür allen Ernstes Herr Yagami als Prellbock ein? Hatte er denn jetzt völlig den Verstand verloren? Er konnte doch nicht einfach so leichtfertig mit dem Leben von Menschen spielen und dazu kam noch, das der Oberinspektor dem Ganzen unsinnigen Konstrukt auch noch bereitwillig zugestimmt hatte? Waren denn jetzt alle verrückt geworden? Das war mir gerade mal wieder eine Nummer zu hoch, was sich auch postwendend mit deutlichem Unwillen auf meinem Gesicht widerspiegelt, sodass meine aufgesetzten Maske sogleich merkliche Risse bekam. „...Sag mal geht’s dir noch gut Ryuzaki?...Du kannst doch nicht ernsthaft Herrn Yagami solch einer Gefahr aussetzten...Du...“ begann ich empört meinen Einspruch gegen diesen unmoralischen Plan zu erheben, als ich plötzlich eine starke bestimmte Hand auf meiner Schulter spürte und ich sofort mit sanfter Stimme von dem Oberinspektor unterbrochen wurde. „...Es ist ok Zahra...Wenn Ryuzaki darin die einzige Möglichkeit sieht ihm zu beweisen, das Light ohne Grund hinter Gittern sitzt und ich somit eine Chance habe meinen Sohn aus seiner Haft zu befreien, dann werde ich dieses Risiko nur allzu gerne auf mich nehmen...Ich glaube fest an die Unschuld meines Sohnes, also wird mir auch nicht passieren...das verspreche ich Ihnen...“ vernahm ich die überzeugten wenn gleichso bedauernden Ausführungen des Polizeibeamten und sofort zog sich meine Herz mit aller Macht schmerzhaft in meinem Brustkorb zusammen, denn immerhin betrachtete er die ganze Situation mit den Augen eines Vaters, was die darin mitschwingende Gefahr trotz allem nicht im geringsten abschwächte. Das er Light nach alldem was in den letzten Wochen um Kira vorgefallen war blindlings vertraute und die Gegebenheiten als Beweis seiner Unschuld annahm, war für mich nicht allzu verwunderlich, aber dieses ganze Vorhaben grenzte doch beinahe schon an Selbstmord. Was wenn sich der Student tatsächlich nur verstellte? Dann würde dieses Unterfangen ausnahmslos in einer heillosen Katastrophe enden und eigentlich war ich bisher davon ausgegangen, das selbst L irgendwo eine Grenzen ziehen würde, zumal er genau wie ich weiterhin an der Theorie festhielt, das Light Kira war. Wieso nur entschied er sich dann zu solchen unberechenbaren Maßnahmen? Gefangen in einem immer weiter auseinanderklaffender Abgrund aus zwiespältigen Gefühlen jagten meine Gedanken wie ein übergroßes außer Kontrolle geratenes Pendel zwischen den beiden Optionen hin und her und dennoch schrie mir mein rational logischer Geist mit aller Kraft den darin mitschwingenden Wahnsinn unnachgiebig entgegen, sodass mir bald drauf schmerzhaft die Schläfen zu pochen begannen. L besah sich unterdessen wachsam und mit gemischten Gefühlen die verschiedensten Regungen auf den Gesichtern der Anwesenden, während er nachdenklich seinen Kaffee mit Zuckerwürfeln bestückte. Er hatte diese Entwicklung vorausgesehen und auch, das sich Zahra abermals so vehement gegen seine Pläne aussprach, kam für den Schwarzhaarigen wenig überraschend. Nichts desto trotz machte es die ganze Sachlage erneut nur unnötig kompliziert, denn die Starrköpfigkeit von ihr und auch ihr stark ausgeprägtes Sinnen nach der korrekten Einhaltung von ethischen Normen konnten dieses Unterfangen bereits im Ansatz gefährden, aber das würde er schon irgendwie zu verhindern wissen. Nochmals würde er sich sicher nicht von dieser unberechenbaren jungen Frau die Butter vom Brot nehmen lassen, soviel stand für ihn jetzt schon fest. „...Wusste das du so reagieren würdest...daher habe ich dich im Vorfeld auch nicht darüber in Kenntnis gesetzt...Aber wenn wir Misa und Light aus der Haft entlassen, dann müssen wir vorher sicher stellen, das wirklich keiner der Beiden zurzeit über Kiras Kräfte verfügt...Das müsste dir eigentlich klar sein Zahra...Eine Konfrontation mit dem Tod im Zusammenspiel mit dem eigenen Vater ist hier einfach die erfolgversprechendste Variante, um diesen Tatbestand zu überprüfen...Versteh mich bitte nicht falsch...auch ich möchte nicht das Herrn Yagami etwas zustößt, aber in diesem Punkt ist insbesondere seine Mithilfe einfach unerlässlich...Es war seine freie Entscheidung, ob er sich auf dieses Vorhaben einlässt oder nicht...“ hörte ich neuerlich seine dunkle Stimme an meinen Ohren branden und umgehend schlich sich abermals eine unsagbar schwer lastende Wut aus Verzweiflung und Angst in meinem Herzen ein, denn einfach jede einzelne Faser in meinem Körper sträubte sich gegen solche Gedankengänge. Natürlich wusste ich, das wir die Zwei nicht ohne sichere Überprüfung entlassen konnten, aber das ging für meinen Geschmack mal wieder völlig zu weit und auch die anderen beiden Polizisten machten lautstark ihrer Entrüstung Luft. Verärgert knirschte ich sauer mit den Zähnen und ballte verkrampft meine Hände zur Faust, um meinen Unmut nicht noch mehr Herrschaftsgewalt über meinen Körper erlangen zu lassen, denn in mir brodelte es gewaltig. Das Fass war mal wieder kurz davor überzulaufen und somit drohte die gesamte Situation abermals zu eskalieren, doch soweit würde ich es dieses Mal einfach nicht kommen lassen, sodass ich mich nach einem letzten wütenden Blick auf den schwarzhaarigen Detektiven ruckartig umdrehte und mich wortlos in Richtung der Eingangstür in Bewegung setzte. „...Wo wollen Sie hin Zahra?...“ folgte sogleich auf dem Fuß verwirrt von Matsuda, als er der davon stürmenden Frau sichtlich irritiert hinterher blickte, welche sich gerade ungestüm die Leine ihres Hunde von der Kommode griff. „...Ich verschwinde für heute, solange ich mich noch unter Kontrolle habe...“ gab ich kurz angebunden mit zusammengebissenen Zähnen von mir, währenddessen ich meinen Weg nicht mal für einen einzigen Atemzug lang unterbrach, sondern keine zwei Minuten später lautstark die Tür hinter mir in Schloss warf und mich resigniert wie ebenso stinksauer auf den Heimweg machte. L schaute nun doch grübelnd und mit sichtlich missmutigen Blick zurück zum Eingangsbereich des Zimmers, denn er hatte die sich immer weiter anspannende Lage im Raum wie auch die unüberhörbare Rage der jungen Frau sehr aufmerksam verfolgt gehabt, was ihn selbst abermals unterschwellig zur Vorsicht gemahnt hatte, weil er inzwischen nun bereits wusste, wie schnell solch eine Situation mit dieser temperamentvollen Frau aus den Fugen geraten konnte. Dennoch hatte er erneut nicht zu hundert Prozent abschätzen können, wie Sie sich schlussendlich verhalten würde und dies hatte merklich für eine unangenehme verkrampfte Spannung in seinen Muskeln gesorgt, auch wenn Zahra sich dieses mal offensichtlich wohlweislich für einen Rückzug entschieden hatte. Ihre unsteten Verhaltensweisen waren für L wahrlich noch immer ein Rätsel, selbst jetzt wo sich ihre Beziehung so stark verändert hatte, aber trotz dessen hatte diese Reaktion für ihn eine unmissverständliche Botschaft hinterlassen und das bedeutete, das er egal was zwischen ihnen war, weiterhin ein Auge auf die junge Frau haben musste, wenn er keine unliebsamen Überraschungen in Bezug auf seine Arbeit mehr erleben wollte. Ebenso wie er schien auch Zahra berufliches und privates strikt voneinander zu trennen, sodass seine Ermittlungen weiterhin von ihr boykottiert werden konnten wenn er nicht aufpasste, was ihm sogleich dazu veranlasste missmutig seinen Daumen an seine Unterlippe zu platzieren, indessen seine schwarzen Seen gedankenverloren das dunkle Holz der Tür fixierten, hinter welcher die junge Frau gerade verschwunden war.
 

Wütend und abgrundtief frustriert über die sich sich wiedereinmal mehr als unschön entwickelnden Ereignisse hatte ich mich einfach auf das Bett meiner stockdunklen Wohnung geschmissen, während sich meine grüblerischen blaugrauen Iriden hilfesuchend hinauf zu Zimmerdecke geschlichen hatten. Wie ein unendlicher schwarzer Wirbel aus Hilflosigkeit, Angst und Unverständnis marternden mich meine heillos durcheinander peitschenden Gedanken in ihrem unermüdlichen Versuch, einen Ausweg aus dieser verhängnisvollen Konstellation zu finden, aber alles um mich herum schien sich gegen mich gewendet zu haben. Ich verstand es einfach nicht, wie L den gutherzigen Herrn Yagami ganz bewusst in solch eine Gefahr bringen konnte und das aufgrund des Wissens, das sich dieser durch seine väterlichen Gefühle selbst in die aussichtsloseste Lage stürzen würde, wenn er damit seinen Sohn helfen konnte. Es war schlicht und ergreifend nicht Fair dieses verwandtschaftliche Verhältnis für die Überprüfung eines Indiz in solchen Maße auszunutzen und damit unwiderruflich das Leben eines Menschen aufs Spiel zu setzten. Gut, Light hatte sich verändert, aber das bedeutete nicht, das er alias Kira nicht ohne zu Zögern seinen eigenen Vater umbrachte wenn sein eigenes Leben in Gefahr war, denn dafür war der Selbsterhaltungstrieb des Menschen schlicht weg viel zu ausgeprägt und auch wenn uns dies gemäß dem Fall anderseits sicherlich einen wertvollen Einblick ermöglichen könnte, wie genau er seine Opfer nun tötete, rechtfertigte das noch lange nicht das leichtfertig geopfertes Leben eines Unschuldigen. Egal von welcher Seite man es betrachtete, die damit einhergehende Gefahr für den Oberinspektor war viel zu groß und ich wollte mir unterdessen nicht einmal vorstellen, was sich bei ihm wohl für Gedanken und Gefühle breit machen mussten, um solch ein Schauspiel überhaupt durchführen zu können. Wie sollte ein Mensch wie er denn dazu in der Lage sein, seinem eigenen Kind eine Pistole an den Kopf zu halten und jederzeit mit dem Schlimmsten zu rechnen, ohne tausende an Seelenqualen auszustehen? Allein das Bild, welches sich bereits bei diesen Überlegungen vor meinem geistigen Augen abzuspielen begann, jagte mir postwendend einen eisigen Schauer über den Rücken und ließ mich vor entsetzten erschaudern. Doch wie sollte ich das bloß verhindern? Die ganze Nacht hindurch stellte ich mir immer und immer wieder diese eine bedrückende Frage, ohne auch nur einen einzigen realistischen Lösungsansatz darauf zu finden, sodass in meinem Kopf neuerlich eine Großbaustelle aus pochenden Schmerzen Einzug hielt, bevor ich mich schlussendlich erschöpft nach einer schieren Ewigkeiten des schlaflosen hin und her Wälzens missmutig aus meinem Bett schälte. Mit hängenden Schultern schlurfte ich anschließend schweren Schrittes hinüber in meine kleine Küche, wo ich mir gedankenversunken eine Tasse dieses verhassten Kräutertees aufgoß, um meinen flauen Magen wenigstens etwas zu beruhigen und dennoch türmten sich fortwährend neue aufkommende Fragen und Überlegungen zu dem bevorstehenden Theaterstück in meinem überlasteten Gemüt zu unüberwindbaren Bergen des Chaos auf. Es war einfach so Ungerecht und ich schien nicht einmal etwas sinnvolles dagegen unternehmen zu können, um diesen Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Betrübt tapste ich mit meinem dampfenden Tee hinüber ins spärlich erhellte Wohnzimmer und ein knapper Seitenblick zur Uhr sagte mir, das es gerade einmal kurz nach acht war, was ich sogleich mit einem lauten genervten Aufseufzen kommentierte. Schulterzucken setzte ich im nächsten Moment dazu an, es mir wenigstens für ein paar Minuten auf dem Sofa bei meinem treuen Streuner etwas gemütlich zu machen, als mich plötzlich das nervenzerfetzende Geräusch der Türklingel unsanft aus meinen trüben Gedankengänge riss und ich sofort völlig perplex inne hielt. Sofort war Choco zur stelle und übernahm lautstark Bellend die erste Begrüßung des unangekündigten Besuchs, währenddessen ich weiterhin völlig verdattert auf die geschlossenen Haustür starrte. Wer konnte das sein und noch dazu um diese Uhrzeit? Ich kannte niemanden der mich einfach so auf blauen Dunst hin besuchen kommen würde und ein Mitglied der Sonderkommission würde sich doch niemals ohne triftigen Grund hierher verirren, was meinen gemarterten Verstand umgehend erneut in eine merklich unschöne spekulative Richtung trieb. Abermals erklang das penetrante schellen der Klingel und holte mich endlich zurück aus meiner überraschten Lähmung, unterdessen mein Hund sich weiterhin lauthals über die viel zu frühe Störung beschwerte. Mit einem kurzen nachdrücklichen Kopfschütteln rief ich mich selbst zur Ordnung und machte mich sodann entschlossen auf dem Weg zu Eingangstür, um den morgendlichen Störenfried doch noch in Empfang zu nehmen. Sachte schob ich Choco aus meinem Aktionsradius und legte anschließend mit einem letzten tiefen Atemzug meine Hand auf das kühle Metall der Klinge, bevor ich mit einem beherzten Ruck diese hinunterdrückte. Klackend entriegelte sich das Schloss und gab nach wenigen Sekunden den Blick auf eine Person frei, bei deren Anblick mir vor entsetzten fast der Boden unter den Füßen vollständig entglitt. Vollkommen überrumpelt starrte ich mit schock geweiteten Augen auf das mir freundlich entgegen lächelnde Gesicht und mein Verstand drohte sich im nächsten Moment ohne Vorwarnung einfach zu verabschieden, währenddessen ich nicht mal bewusst realisierte, wie die dampfende Tasse Kräutertee mit einem lauten Knall auf dem Boden in tausende von Scherben zersprang. „...Was zur Hölle hast du hier zu suchen?...“ entkam es nach einer schieren Ewigkeit ungläubig meine Lippen und fixierte fortwährend entgeistert den unerwarteten Besuch vor mir, unterdessen ich krampfhaft versuchte meine Verstand wieder neu zu starten. Das hatte mir nun wirklich gerade noch gefehlt und so wie der Tag bisweilen anfing, konnte er wahrlich nur noch in einem Alptraum enden.

Doppeltes Spiel

Doppeltes Spiel
 

Mit der Gesamtsituation heillos überfordert, war ich innerhalb eines Sekundenbruchteils sprichwörtlich zur Salzsäule erstarrt und blickte voller Entsetzen hinauf in die mich sehr aufmerksam musternden grünen Augen meines Gegenübers, welche mit einer unerwarteten Sprengkraft postwendend längst verschollen geglaubte Bilder der Vergangenheit sekundengleich in meinen schwirrenden Kopf wieder aufflammen ließen. Das konnte doch gar nicht möglich sein – oder etwa doch? Wurde ich jetzt allmählich tatsächlich verrückt und begann inzwischen schon Gespenster zu sehen, wo keine waren? War ich vielleicht unbewusst vor lauter Erschöpfung eingeschlafen und mein Gehirn spielte mir zu allem Überfluss auch noch einen ziemlich makaber anmutenden Streich oder entsprang das Abbild vor mir tatsächlich der Realität? Das Schicksal konnte doch nicht wirklich so geschmacklos sein und mir in meiner derzeitigen Lage ernsthaft noch zusätzlich einen weiteren Stein auf dem ohnehin bereits holprigen Pfad meines Lebens platzieren, sodass ich beinahe mit jedem Schritt aufpassen musste, nicht ins Schlingern zu geraten. Was hatte ich nur verbrochen, um so etwas zu verdienen? Stotternd und in einem quälend langsamem Rhythmus kämpfte sich mein logischer Verstand tapfer durch die immense Reizüberflutung aus Erinnerungen, um sich irgendwie einen halbwegs rationalen Weg aus dieser unvorhergesehenen Misere zu erschließen, aber dieses Bemühen erwies sich letztendlich als ein äußerst schwieriges Unterfangen, denn nichts desto trotz schlichen sich zeitgleich ebenso die nebenher aufkommende Fragen der Verwirrung in meine Überlegungen ein, welche sich wie eine klebrige unerwünschte Masse fordernd an meine Fersen hefteten. Wo kam er bloß so plötzlich her? Warum ausgerechnet jetzt und wie hatte er mich überhaupt gefunden? Was war hier eigentlich los? Eine schiere Überlegenheit aus wahrlich endlos erscheinenden Fragestellungen breitete sich innerhalb eines Wimpernschlags in meinen wehrlosen Gedanken aus und überrannte damit meinen nun vollkommen schutzlos ausgelieferten Geist, sodass mir das Erlangen eines klaren Überblicks in dieser Sachlage zu einer fast unlösbaren Herausforderung wurde. „...Es ist schon eine Weile her Zahra...Tut mir wirklich leid, das ich hier einfach so unangekündigt auftauche, aber ich brauche dringend deine Hilfe...“ zerriss nach einer gefühlten Ewigkeit die tiefe Stimme des jungen Mannes vor ihrer Haustür die immer unangenehmer werdende Stille, welche sich wie ein schweres bleiernes Tuch unheilvoll über den Beiden auszubreiten begann und versuchte nebenher der angespannte Situation mit einem schiefen entschuldigen Grinsen ein wenig von ihrem Schrecken zu nehmen, was dem Dunkelhaarigen jedoch gründlich misslang. Wachsam beobachtete er, wie sich der völlig geschockte Gesichtsausdruck der Brünetten nach und nach zu eine misstrauischen Maske verzehrte, die ihm mit unverhohlener Skepsis abzuschätzen begann, bevor Zahra unwillig ihre Arme vor der Brust verschränkte und mit deutlicher Verärgerung ihre Muskeln anspannte, sodass er hastig in seinen Ausführungen fortfuhr, um einer bevorstehenden Eskalation vorzubeugen. „...Hey...Ich weiß, das ich der Letzte bin der dich um irgendetwas Bitten sollte, aber du bist die Einzige die mir helfen kann...Es geht um Lina...Bitte Zahra...“ Seine Worte klangen wie blanker Hohn in meinen Ohren und mit jeden weiteren Satz meldete sich unnachgiebig die bis eben so erfolgreich verdrängte Übelkeit in mir zurück, währenddessen sich spürbar die Wut über sein unerwünschtes Erscheinen wohlwollend an meinem brodelnden Unmut labte. Was fiel diesem Vollidiot eigentlich ein, ohne Vorwarnung an meiner Wohnung aufzutauchen und mich auch noch allen Ernstes um Hilfe zu bitten, nachdem was er sich damals geleistete hatte? Wie unverfroren konnte man überhaupt sein? Ich war wahrlich schon so knapp davor, ihm einfach wieder die Tür vor seiner verlogenen Nase zu zuschlagen und meiner daraus resultierenden Antwort unmissverständlich Nachdruck zu verleihen, als sich blitzartig der Name meiner verstorbenen besten Freundin wie ein ätzende Säure unwiderruflich in meinen überlasteten Verstand einbrannte. Was sollte das denn jetzt? Wieso zog er Lina da mit rein? Sie war bereits vor Monaten gestorben - ermordet von einem psychisch kranken Mann, der sich selbst nicht einmal wirklich über diesen Umstand im Klaren gewesen war und das sollte doch selbst ihm zumindest nicht entgangen sein, wenn er nun bei mir in Japan aufkreuzte. Worauf also wollte er hier hinaus? „...Lina ist Tod...“ gab ich abweisend von mir und selbst nach so langer Zeit, kam mir diese drei Worte nur mit sehr viel Mühe über die Lippen, sodass ich den sich sogleich bildenden bitteren Kloß in meinem Hals angestrengt herunter schluckte, unterdessen ich mir meinen ungebetenen Besucher missbilligend besah. Die Erinnerungen an die aufgeweckte junge Frau schmerzten mich noch immer unsagbar in den tiefen meiner Seele, selbst wenn ich dank L´s Hilfe jetzt nicht mehr vollständig von meiner Trauer um sie vereinnahmt wurde und inzwischen durchaus gerne an die Zeit mit ihr zurück dachte, aber das Memorieren an ihr viel zu frühes sinnloses Ableben, riss mit jeden Mal aufs Neue die vernarbten Wunden in meinem Inneren wieder auf. „...Ich weiß...aber lass es mich bitte erklären Zahra...Es wirklich wichtig...und wenn nicht für mich, dann wenigstens um Lina´s Willen...“ folgte nach einer kurzen betretenden Pause ersuchend von ihm und nicht nur in seiner Stimme spiegelte sich überraschender Weise ein deutlich gepeinigter Unterton wieder, denn gleichzeitig bemerkte ich irritiert, wie ein dunkler Schatten aus aufrichtiger Traurigkeit über sein markantes Gesicht huschte. Perplex wie dennoch wachsam musterte ich erneut eingehend die Person vor mir und trotz all der Verachtung, welche ich bei seinem Anblick empfand, meldete sich in meinem Herzen ebenso das Mitgefühl zurück, sodass sich die Kälte in meinen Augen Stück für Stück ein wenig aufzulösen begann. Doch was sollte ich jetzt tun? Er war einer der Männer, die ich für ihre Handlungen am meisten verabscheute und gleichwohl war er für Lina eine überaus wichtige Person in ihrem Leben gewesen, welche sie stets bis aufs Messer verteidigt hatte. Allerdings hatte ich eigentlich zur Zeit weder die Nerven noch den notwendigen Freiraum, um mich mit noch weiteren Problemen zu belasten, da der Fall Kira wie ebenso meine Beziehung zu L bereits meine gesamte Kraft kosteten, was mir mein Körper auch immer wieder spürbar aufzeigte. Andererseits war Lina bis heute der wohl bedeutungsvollste Mensch in meiner Vergangenheit geblieben und ich würde sowieso niemals mehr meine innere Ruhe zurückerlangen, wenn ich vor einem inneren Konflikt davonlaufen würde, ganz gleich welcher Art er war, denn da waren inzwischen schlicht weg viel zu viel offene Fragen in meinem überschäumenden Kopf, welche nur er mir beantworten konnte. Meine natürliche Neugierde war bereits in dem Moment geweckt gewesen, als ich nach all den Jahren so völlig unvermittelt in diese altbekannten grünen Augen geblickt und sich mein logisch gepolter Verstand schlussendlich mit unnachgiebiger Entschlossenheit die Oberhand über meine abgeneigten Gefühle erkämpft hatte. „...Also schön...Komm rein...“ ließ ich nach minutenlangen abermaligen Abwägen der momentanen Sachlage dann doch zähneknirschend Verlauten, während ich einen letzten prüfenden Seitenblick auf den Dunkelhaarigen warf und mich anschließend mit einem hörbar resignierten Seufzen missmutig zurück in meine Wohnung begab.
 

Nur wenige Augenblicke später, saß ich auch schon unwirsch zusammen mit meinem unerwarteten Besucher auf dem kleinen Sofa in meinem Wohnzimmer und begutachtete aufmerksam jede noch so kleine Reaktion von ihm, indessen der mit einem Mal überraschend Wortkarg gewordene junge Mann nachdenklich an seinem Wasserglas nippte. Warum bloß hatte ich mich letzten Endes überhaupt dazu entschieden gehabt ihn anzuhören? War ich denn eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Immerhin hatte ich auch ohne ihn bereits genug um die Ohren und zudem kam noch, das ich Gesundheitlich ebenfalls ziemlich angeschlagen war, wodurch ich im Augenblick nicht im Vollbesitz meiner körperlichen Kräfte war. Zwar hatte ich ihn niemals als den Typ Mann angesehen, welcher sich hinterrücks an wehrlose Frauen anschlich und sich deren Schwächen eigensinnig zu Nutze machte, aber ich hatte mich ja bereits schon einmal schwer in ihm getäuscht, was mir selbst nach all der vergangenen Zeit noch immer unglücklich Sauer aufstieß. Hätte ich ihn damals gleich durchschaut und mich nicht von meinen ersten Misstrauen ihm gegenüber abringen lassen, dann wäre Lina vermutlich sehr Leid erspart geblieben, aber dennoch machte er auch heute noch einen seltsamen vertrauenswürdigen Eindruck auf mich, das mich wahrscheinlich am allermeisten an dieser kurios anmutenden Konstellation verstörte. Zugegeben, schon allein Aufgrund dieses irritierenden Umstandes hatte ich ihn, seit er meine Wohnung betreten hatte, nicht mehr aus den Augen gelassen und ich war umso verwunderter gewesen, als sich Choco nach einem ersten distanzierten Beschnüffeln sofort wohlwollend auf ihn eingelassen hatte. Normalerweise roch mein Hund regelrecht, wenn irgendwer etwas Linkes im Schilde führte oder behielt zu mindestens in der ersten Zeit eine beobachtende Haltung gegenüber einem Fremden bei, jedoch bei ihm hatte er sich vollkommen widersprüchlich zu meinen Erfahrungen verhalten und das war etwas, das mich in meinem eigenen Urteilsvermögen nur noch weiter unmerklich verunsichert hatte. Für mich war das neutrale Einschätzen der aktuellen Lage voller Gegensätze, da bei mir die gemeinsame Vergangenheit mit ihm ein mehr als mulmiges Gefühl in meiner Magengegend wachrief, während meine innere Stimme wie gleichso auch mein treuer Vierbeiner eine ganz andere Seite verkörperte, sodass ich selbst beim behutsamen aufsammeln der Scherben vor meiner Haustür nachdenklich meine gesamte Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hatte. Davon mal Abgesehen, war seit seiner Anwesenheit eine merkwürdige bedrückende Ruhe in dem kleinem Zimmer eingekehrt und so langsam begann ich mich wahrlich zu fragen, was er sich überhaupt von diesem ganzen Theater hier versprach. Wollte er denn nicht eigentlich etwas mit mir besprechen? Vorhin war es ihm doch noch so überaus wichtig gewesen, das er sich mir gegenüber Erklären konnte? Warum war er dann jetzt plötzlich so mundtot und was hatte schlussendlich gar Lina mit seinem abstrusen Verhalten zu tun? Dieser unerträglich tiefer werden Sumpf aus Fragen in meinem Kopf brachte mich fast um meinen Verstand und die immer stärker in mir aufkeimenden Bilder der Vergangenheit machten mich beinahe Wahnsinnig, unterdessen sich ein anderer Teil meines Gehirns unaufhörlich mit dem Kira-Fall beschäftigte, denn meine Sorge um Herr Yagami war trotz alldem weiterhin marternd in meinen überfüllten Gedanken präsent. Argwöhnisch beäugte ich abermals den gedankenversunkenen Mann neben mir, welchen ich vor gut sieben Jahren unter dem Namen Nick Krüger Kennen gelernt hatte und der in der Zwischenzeit nunmehr siebenundzwanzig sein musste, ehe auch ich beiläufig nach meinem zurechtgestellten Wasserglas griff. Doch anstelle einen Schluck von dem klaren Nass zu nehmen, drehte ich das Gefäß lediglich grüblerisch zwischen meinen Fingern und besann mich indessen auf die Details meiner Erinnerungen, welche nicht nur ihn sondern ebenso die verstorbene Lina mit einschlossen. Bilder aus glücklichen Tagen, die gleichwohl unsäglich schmerzhaft waren und auf denen bis zum heutigen Zeitpunkt ein dunkler bitterer Schatten lag, welcher meinen Blick zurück trübte. Früher einmal, waren Nick und Lina ein sichtlich unbeschwertes Paar gewesen und so oft hatte ich mir im Geheimen ebenfalls ein kleines Stück von diesem uneingeschränkten Glück gewünscht, was die Beiden so voller Hoffnung über zwei lange Jahre hinweg geteilt hatten – doch so schnell wie es einst gekommen war, hatten sie es zum Ende auch schon wieder verloren gehabt. Am Anfang war ich dem damals einundzwanzig Jährigen mehr als kritisch gegenüber getreten, denn nicht bloß mir war seine einnehmende Wirkung auf Frauen aufgefallen gewesen und diese Gegebenheit sorgte immer wieder für neue pikante Gerüchte in unserem Umfeld, welche meine spürbare Besorgnis um meine Freundin nur noch mehr verstärkten. Lina aber hatte sich nie durch diese Mundpropaganda verunsichern lassen und mit aller Macht an ihrer ersten großen Liebe festgehalten, sodass selbst ich mich nach langer Zeit des Zweifelns schlussendlich davon überzeugen konnte, das ich mit meinen erhobenen Einwenden gegen diese Beziehung offensichtlich falsch gelegen hatte. Nick stellte sich gegen jegliche meiner Erwartungen als ein sehr pflichtbewusster, gebildeter und treuer Mensch heraus, der sein Studium beim BKA wie auch seine Verbindung zu Lina sehr Ernst nahm, ganz gleich ob ich mich nun persönlich mit ihm gut verstand oder nicht. Wir waren letztendlich zwar nie wirklich die besten Freunde geworden, aber ich akzeptierte ihn irgendwann an ihrer Seite und freute mich ganz offen für sie, sodass es selbst für mich nach einer Weile nichts ungewöhnliches mehr war, wenn er bei uns zu Hause wie selbstverständlich ein und aus ging. Dann allerdings kam das Jahr, als auch wir Beide unser duales Studium beim Bundeskriminalamt aufnahmen und somit endlich auf eigenen Beinen stehen konnten, aber es veränderte nicht nur unsere finanzielle Situation von Grund auf. Nick war mittlerweile dreiundzwanzig und befand sich zu dem Zeitpunkt bereits im letzten Drittel seiner Ausbildung, als er plötzlich ohne jegliche Vorwarnung einfach vom Erdboden verschwand. Niemand wusste, was damals mit ihm geschehen war und weder Lina noch sonst irgendwem war es möglich gewesen ihn aufzuspüren, sodass er schlussendlich nach über zwei Jahren erfolgloser Suche inoffiziell sogar für Tod erklärt wurde. Für meine Freundin brach mit seinem Verschwinden wahrlich eine Welt zusammen und es hatte einer sehr langen Zeit bedurft, bis sie sich endlich wieder einem anderen Mann gegenüber geöffnet hatte, doch dieser war dann letzten Endes ihr Verderben gewesen. Mir selbst hatte es damals fast das Herz gebrochen, Lina so abgrundtief verletzt und gefangen in ihrer Traurigkeit zu sehen, ohne irgendetwas an ihrem Schmerz ändern zu können, was sein jetziges unvermitteltes Auftauchen bei mir nur noch qualvoller machte, denn es ließ das verdrängte Gefühl der Hilflosigkeit neuerlich in meinem Herzen auflodern. Für mich jedenfalls lag die Sache mittlerweile klar auf der Hand. Wäre Nick seinerzeit nicht ohne ein einziges Wort untergetaucht, dann könnte Lina vielleicht heute noch Leben, weil sie sich unter diesem Gesichtspunkt vermutlich niemals auf diesen Serienmörder James Walter eingelassen hätte.
 

Ruckartig wurde ich jäh aus meinen im Gestern schwelgenden Grübeleien gerissen, als der Dunkelhaarige sein nunmehr geleertes Glas lautstark auf den Tisch platzierte und seinen Focus im selben Atemzug neuerlich vollständig auf mich legte, sodass sich meine blaugrauen Augen schlagartig zu schmalen lauernden Schlitzen verengten. Abwartend und merklich missgelaunt rutschte meine Braue zeitgleich skeptisch eine Etage nach oben, währenddessen sich mein Körper inmitten dieser unkalkulierbar erscheinenden Situation spürbar verspannte. Der Ausdruck seiner grünen mich abschätzend fixierenden Iriden waren im Gegensatz zu früher deutlich kälter geworden und auch sein von jeher bereits markantes Profil war seit unserem letzten Aufeinandertreffen nochmal um einiges härter geworden, wodurch er optisch nun um so vieles Älter aussah, als er es eigentlich tatsächlich war. Nicks Erscheinung wirkte in allen Punkten irgendwie unendlich müde und völlig ausgebrannt, was mir allerdings erst jetzt nach einem unbeabsichtigten Vergleich mit seinem früheren Abbild wirklich bewusst auffiel. Wo war er nur all die ganzen Jahre gewesen und wieso hatte er sich zu jener Zeit bloß so wortlos von Heute auf Morgen abgesetzt? Diese spekulativ andauernden Gedanken zu den unermesslichen Vermutungen in meinen Kopf würde mich früher oder später wahrscheinlich restlos in ihren verwinkelten Dimensionen verschlucken, wenn ich nicht langsam mal ein paar verwertbare Antworten darauf erhielt. Es wurde wirklich allmählich Zeit, das ich diesem leidlichen Schweigen endliche ein Ende setzte und ich mich im Anschluss wieder vollständig auf meine anderen Problemen in Bezug auf Kira wie auch auf den gewissenlosen Plan von L ohne weitere Ablenkungen konzentrieren konnte. Somit nahm ich entschlossen einen kleinen Schluck von meinem mittlerweile handwarmen Wasser, was mich jedoch zunächst einmal kurz angewidert das Gesicht verziehen ließ und mir ein hörbar genervtes Aufstöhnen entlockte, bevor ich mich dann spürbar missgelaunt zu Wort meldete. „...Was soll das werden Nick?...Versuchst du hier festzuwachsen oder hast du in all den Jahren etwa verlernt, wie man eine normale Konversation führt?...Entweder du sagst mir jetzt endlich, was du eigentlich von mir willst oder du verschwindest wieder da hin, wo du her gekommen bist...Ich habe auch noch andere Dinge zu erledigen...“ Der Angesprochene musterte unterdessen eingehend die verärgerte junge Frau zu seiner linken und ließ nach weiteren schweigsamen Minuten letztendlich seinen Kopf erschöpft in die klammen Flächen seiner Hände sinken, ehe er sich fahrig mit diesen durch sein kurzes dunkelbraunes Haar fuhr. „...Es ist...alles nicht ganz so einfach Zahra...Ich weiß ehrlich gesagt nicht Recht, wo ich anfangen soll...“ folgte nach einer knappen Pause zögerlich von ihm und meine Augen wurden sogleich noch eine Spur argwöhnischer, während ich ihn mir abermals mit einen prüfenden Blick besah. Was sollte denn das jetzt werden? Erst drängte er ich mich unbedingt zu diesem bisher völlig ergebnislosen Gespräch und nun wollte er nicht mit der Sprache rausrücken? Der hatte doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. `...Von Kommunikation konnte ja bislang noch keine Rede sein...Wenn du mich fragst, dann spricht alles eher für...-das Schweigen der Lämmer -... und damit hätten wir diese Scharade also auch gelöst...` warf umgehend mein sarkastischer Verstand in den Ring und sorgte dadurch bei mir für einen neuen Anflug von unwilligen Aufseufzen, sodass ich für ein paar Sekunden sammelnd meine Lider schließen musste, um nicht komplett gefrustet mit den Augen zu rollen. „...Sag es einfach oder lass es bleiben und geh...“ gab ich prompt nüchtern zurück, denn so langsam hatte ich wahrlich keine Lust mehr auf dieses ganze drumherum Gerede und obwohl mich meine natürliche Neugierde gewiss nicht mehr in Ruhe schlafen lassen würde, wenn er jetzt tatsächlich ohne ein weiteres Wort einfach Aufstand und Verschwand, so hätte wenigstens diese ungewollte Konfrontation mit der Vergangenheit endlich ein Ende.
 

Sorgsam achtete ich nebenher auf jede noch so kleine Regung in seinem aufgezehrten Mimikspiel, doch das Einzigste was ich darin fortwährend zweifelsohne ausmachen konnte, waren eine leise Enttäuschung und neuerlich aufkeimende Traurigkeit. „...Also schön...Aber bitte tu mir einfach den Gefallen und höre mich bis zu Letzt an ok?...“ erwiderte Nick sogleich mit einem schweren hörbaren Atemzug und beobachte derweilen mit gemischten Gefühlen, wie sich das Haupt von Zahra fragend wie gleichso voller Zweifel abwartend zur Seite neigte, aber eine klare Antwort auf seine Bitte erhielt nicht, sodass er kurz darauf mit erster wenn dennoch bitterer Stimme nachsetzte. „...Ich bin damals nicht völlig Hals über Kopf so mir nichts dir nichts abgehauen, wie es alle die mich kannten wahrscheinlich vermutet hatten...Nein...Ich bin ganz bewusst untergetaucht, weil ich mich und Lina schützen musste...Ich...hatte keine andere Wahl...und Lina...Sie...hat es all die Jahre über gewusst...“ Die Sätze schlugen bei mir wie eine verehrende Bombe aus Unglauben und Fassungslosigkeit ein, die in einer einzelnen winzigen Sekunde meinen kompletten rationalen Verstand aus seiner beständigen Umlaufbahn warfen und mir gleichzeitig wahrlich alles aus dem Gesicht fallen ließen. Hatte er zu heiß gebadet oder was? Bekam denn Nick überhaupt selbst noch wirklich mit, was er da eigentlich von sich gab? Er musste also seinerzeit spurlos verschwinden, um sich zu schützen und Lina soll zu allem Überfluss auch noch die ganzen Jahre darüber im Bilde gewesen sein? War er denn vollkommen durchgeknallt? Ich hatte meine beste Freundin doch zu jener Zeit selbst erlebt und ihre Trauer um ihn war sicherlich niemals gespielt gewesen, denn das hätte ich sofort gemerkt. Sie hatte mir nie irgendetwas verheimlicht oder mich in irgendeiner Form zu täuschen versucht. Nein und schon gar nicht, wenn es um das Leben von Menschen ging, ganz gleich ob es sich hierbei um ihr eigenes oder das eines Anderen handelte. Was trieb ihn überhaupt dazu, solche Gerüchte in die Welt zu setzten? Mein Puls lieferte sich innerhalb von wenigen Minuten einen rasanten schwindelnden Wettkampf mit meinen außer Takt geratenen Herzschlag und ich ballte augenblicklich wütend meine Hände zu Fäusten, um das wuterfüllte Zittern in meinem Körper unter Kontrolle zu behalten, als Nick nach einer knappen abwägenden Unterbrechung seinen Ausführungen kommentarlos wieder aufnahm. „...Hör zu...Ich weiß, dass das sicher nicht leicht für dich ist, aber Lina und ich standen seit meines Verschwindens unentwegt im Kontakt...Sie hat mir damals bei meiner Flucht geholfen und wollte dir auch ursprünglich davon erzählen, doch dann wärst du genauso in Gefahr gewesen wie wir und das hatte sie schlussendlich zum Schweigen veranlasst...Außerdem bestand zudem ein höheres Risiko dafür, dass das BKA mich nicht nur irgendwie wieder aufspürt, sondern das sie auch nebenher darauf aufmerksam werden, das Lina heimlich interne Informationen an mich weiter geleitet hatte, wenn wir dich mit ins Boot geholt hätten und das mussten wir unter allen Umständen ebenso verhindern...Es tut mir wirklich Leid...“ erklang erneut seine tiefe Stimme in meinen Ohren und übergangslos bewegte sich meine Realität immer schneller auf einen riesigen Abgrund zu, welchen ich postwendend instinktiv auszuweichen versuchte, sodass ich mit einer überhasteten Bewegung blitzartig von meinem Sofa aufsprang. „...Verschwinde von hier...“ zischte ich ihn aus der Bewegung heraus wuterfüllt an und biss mir indessen bestimmend auf meine Unterlippe, während ich mit einer Handbewegung meinen Worten Nachdruck verlieh. So etwas Schwachsinniges wollte ich mir einfach nicht anhören. Nicht heute, nicht morgen und schon gar nicht über Lina, aber Nick machte nicht einmal im Ansatz den Eindruck, als ob er meiner Aufforderung folge leisten würde, sondern erhob sich lediglich ebenfalls von seinem Platz und sah mir stattdessen mit einer Ernsthaftigkeit entgegen, die mir trotz meines Ärgers umgehend einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „...Ich bleibe Zahra...und zwar so lange, bis du mir zugehört hast...“ meinte der Dunkelhaarige ruhig und baute sich nebenbei demonstrativ vor der jungen Frau auf, was im sofort einen mehr als vernichtenden Blick von dieser einbrachte, doch dieser schien ihn nicht einmal im geringsten zu verunsichern. „...Erinnerst du dich noch an das Jahr, in dem so viele BKA-Beamten durch Unfälle oder bei Einsätzen ums Leben gekommen sind?...Das waren keine Zufälle Zahra...Es waren alles Morde...ausgeführt von einem perfekt durchorganisierten Verbrecherring...“ führte er sogleich ohne Umschweife seine Erläuterungen fort und der Ausdruck in meinem Gesicht glich im selben Moment dem eines vermeintlich abgekühlten Vulkans, der allerdings ganz kurz vor seinem Ausbruch stand. War er jetzt etwa inzwischen auch noch unter die Verschwörungstheoretiker gegangen oder wie sollte ich dieses dämliche Ammenmärchen sonst einordnen? Der hatte doch tatsächlich nicht mehr alle Beisammen und Lina hatte im wirklich solch einen Schwachsinn abgekauft? Das war doch hausgemachter Blödsinn. Er war offensichtlich mit den Jahren komplett verrückt geworden. „...Du hast echt eine viel zu ausgeprägte Fantasie Nick...Egal was du nimmst, hör auf damit oder erhöhe die Dosis, damit du wieder klar denken kannst...Und jetzt lass mich endlich mit diesem Mist in Ruhe und mach das du Land gewinnst...So einen Scheiß will ich mir von dir nicht weiter anhören müssen...“ entfuhr es mir stinksauer und machte zeitgleich einen drohenden Schritt auf meinen Gegenüber zu, was mein Hund prompt mit einem unfreundlichen Knurren kommentierte, selbst wenn dies wohl eher seinen Unmut über die sich heftig zuspitzende Lage ausdrückte, jedoch wich der Dunkelhaarige sofort instinktiv einen merkliches Stück vor Choco zurück. Ich konnte und wollte es einfach nicht mehr hören, was er sich sonst noch so alles in seinem anscheinend ziemlich durcheinander geratenen Kopf ausdachte, denn die Plausibilität von seiner Erzählung war für mich schlichtweg an den Haaren herbeigezogen. Lina war nicht der Typ von Mensch, welcher das Gesetz hinterging und ihre grundlegenden Prinzipien verleugnete, ganz gleich um welche Person es sich dabei handelte, denn dafür war sie schon immer viel zu sehr auf die Wahrheit fixiert gewesen. Ehrlichkeit und Gerechtigkeit standen bei ihr seit ich sie kannte fortwährend an erster Stelle und das war gleichso auch einer der ausschlaggebenden Gründe gewesen, warum Lina überhaupt zum BKA gegangen war. Unsere Freundschaft basierte schließlich nicht nur auf Sympathie, sondern ebenso auf Gleichgesinnung und uneingeschränktem Vertrauen, doch all seine Aussagen in diesem Raum widersprachen vollkommen ihrem Charakterbild, das ich von ihr hatte. „...Bitte glaub mir...Diese Untergrundorganisation verschleppt und schmuggelt Menschen auf der ganzen Welt...Ich und meine verstorbenen Kollegen sind zu der Zeit durch einen dummen Zufall darauf gestoßen...Wir hatten zu dem Zeitpunkt nicht einmal den Hauch einer Ahnung, wie gefährlich dieser Verein wirklich ist...bis es dann zu spät war...Doch mit Linas Hilfe habe ich es geschafft, mit den Jahren genügend Material zusammen zutragen, um dieses kriminelle Netzwerk in seinen Grundmauern zu erschüttern...Allerdings brauche ich dich dafür....Alleine schaff ich das nicht Zahra...jetzt wo Lina Tod ist bist du die Einzigste, der ich noch Vertrauen kann...“ redete Nick beschwörend auf die zähneknirschende und sichtlich aufgewühlte Person vor sich ein, bevor seine Stimme am Ende immer schmerzerfüllter und leiser wurde. In mir brodelte unterdessen ein schier heftiges Gewitter aus Wut und Unglauben, das sich mit jeder weiteren Minute zu einem wahren Sturmtief zu entwickeln begann, sodass sich meine Fingernägel haltsuchend in meinen Handflächen vergruben, währenddessen ich ihn mit meinen vor Zorn sprühenden Augen unnachgiebig im Blick behielt. War der eigentlich noch ganz bei Trost? Jetzt spielte er sich tatsächlich auch noch als Retter der Unschuldigen auf und machte einen auf Geheimagent? `...James Bond lässt grüßen...` fügte mein mittlerweile völlig verkrampftes Gehirn angesäuert an und ich musste mich wahrlich mit aller Macht die ich aufbringen konnte zusammen reißen, um ihn nicht sofort Bekanntschaft mit meiner Faust machen zu lassen. Was für ein schräger Film lief denn bitteschön bei ihm ab? Wie konnte ein einzelner Mensch sich bloß so viel Blödsinn zusammenreimen und noch dazu so vollkommen überzeugt davon sein? Das war doch schon Krank, nicht mehr Normal und obendrein vollends Geschmacklos gegenüber meiner verstorbenen besten Freundin. Nun hatte ich aber endgültig die Schnauze voll von ihm und seinen haarsträubenden Geschichten, welche bei mir viel zu viele schmerzhafte Erinnerungen wach riefen. Das erneute Durchleben meiner Vergangenheit, die Umstände ihres viel zu frühen Todes und das bloße in Erwägung ziehen eines solchen abtrünnigen Gedankens wie diese schundhafte Story in Bezug auf Lina, brachte in mir innerhalb einer unscheinbaren Sekunde plötzlich alle Dämme der Selbstbeherrschung zu Einsturz. Tränen der neuerlich aufflammenden Trauer, Wut und Verleugnung bahnten sich sogleich haltlos ihren Weg über mein erhitzten Wangen, bis ich das innerlich tobende Ungeheuer der Ausweglosigkeit in meinem Verstand nicht mehr länger zurück halten konnte und der dünne Faden, an den meine wenigen verbliebenen Nerven noch hilflos zappelnd hingen, riss mit einem imaginieren Knall in zwei. „...Schluss jetzt...mach das du endlich aus meiner Wohnung verschwindest und lass dich hier hier nie wieder blicken, hast du gehört?...“ schrie ich ihm ungehalten entgegen und schubste ihn nachdrücklich unterstützend in Richtung Tür, was mir von ihm prompt mit einem enttäuschten wie gleichso erschütterten Geschichtsausdruck belohnt wurde. „...Aber Zahra...ich...“ begann Nick sich umgehend abermals an die aufgebrachte junge Frau hinter sich zu wenden, doch im nächsten Moment musste er sich auch schon hastig vor einem tieffliegenden Wasserglas in Sicherheit bringen, sodass ihm zeitgleich ein hörbar erschrockenes Keuchen entkam, in das sich kurz darauf bereits das klirrende Schellen von zerbrechenden Glas mischte. Mein gemarterter Körper und meine über brodelnden Gefühle hatten letztendlich die Oberhand über meinen logisch gegliederten Geist erlangt, weshalb ich völlig die Kontrolle über diese nervenaufreibende Situation verlor und meinen überraschten Gegenüber einem kriegsähnlichen Zustand aussetzte. Ein Geschoss jagte das Nächste, doch mein sonst so vernunftgeführter Kopf hatte komplett aufgehört in dieser Realität zu existieren und kehrte erst aus den grauen Nebeln des Black Outs zurück, als sich mein ausgebremstes Opfer widerwillig hinter meiner geschlossenen Haustür in Sicherheit gebracht hatte. Augenblicklich ließ ich den Gegengenstand in meiner Hand gleichgültig fallen und sank sogleich mit einem erschöpften Seufzen neben diesen auf den Boden, während ich mein nasses Gesicht schluchzend in meinen Armbeugen vergrub. Diese Aktion wie auch diese unerwartete qualvolle Auseinandersetzung mit Nick hatte mir schlichtweg meine gesamte Kraft gekostet und das bezog sich nicht bloß auf meinen körperlichen Zustand, denn in meinem Gedanken herrschte in diesen Minuten das wohl schlimmere Chaos.
 

Stunden später hatte ich mich nach leidlichen Ewigkeiten des reflektierenden Grübelns über diesen seltsamen aufrührenden Morgen mit hängenden Schultern zurück auf den Weg zur provisorischen Ermittlungszentrale gemacht, denn zum einen brauchte ich dringend eine Pause von dem Chaos aus verzweifelten Gedanken in meinem Kopf und zum anderen hatte ich immer noch einen Fall zu lösen, bei welchen ich es mir unter gar keinen Umständen leisten konnte, in irgendeiner Form nachlässig zu werden. Meine entstandene Beziehung zu L und meine an mir kleben Vergangenheit hatten auch so schon genug Unruhe in unsere Ermittlungen gebracht, sodass ich jetzt nicht noch zusätzliche Verstandesblockaden wie einen Nick Krüger gebrauchen konnte. Hier und jetzt zählte bloß die Lösung des Kirafalls und den dadurch entstandenen heiklen Plan eines Meisterdetektiven, um eine zufriedenstellende Überprüfung von Light Yagami zu gewährleisten. Das leise stetige Pochen hinter meinen Schläfen hatte auf dem gesamten Hinweg zum Hotel fortwährend weiter zu genommen und mein Magen ließ ebenfalls noch immer nicht von seiner ständig andauernden Rebellion gegen mich ab, was mir ein konzentriertes Fokussieren auf meine Arbeit zusätzlich merklich erschwerte, aber ich bemühte mich krampfhaft darum, die anhaltenden Warnzeichen meines überlasteten Körpers rigoros zu ignorieren. Mit einem sammelnden schließen meiner müden Lider atmete ich noch ein letztes Mal tief durch, ehe ich dann entschlossen meinen Rücken durchbog und das kühle Metall der Zimmertür hinunterdrückte. Zeitgleich versuchte ich abermals verbissen all die umherschweifenden Überlegungen zu Lina und Nicks unsinniger Story aus meinem geistigen Gebilde zu verdrängen oder sie zumindest für meinen Aufenthalt bei der SOKO in ein dunkle stille Ecke zu verschließen, aber irgendein Detail entwand sich leider immer den festen Klauen meines Selbstschutzes. Nichts desto trotz setzte ich sekundengleich meine altbekannte professionelle Maske wieder auf und lächelte kurz danach freundlich in die fragenden Mimiken der Sonderkommission, indessen ich dennoch inständig hoffte, das sie von den winzigen Rissen in meiner Fassade nichts mitbekamen. Ich musste jetzt stark bleiben und mich endlich zusammenreißen, wenn ich Kira wirklich zur Strecke bringen wollte, doch zunächst musste ich mir erstmals etwas einfallen lassen, um Herrn Yagami von einer drohenden Dummheit abzuhalten. Gemäß dem Fall, das Light sich in den letzten Wochen tatsächlich bloß ungeheuer gut verstellt hatte und nach wie vor die wahre Identität von Kira war, wäre dieser Plan ein reines Selbstmordkommando für sein Vater. `...Und das werde ich niemals zulassen...` betätigte ich mich sogleich selbst gedanklich in meinen Überlegungen, ehe ich mein Augenmerk nochmals abschätzend über die anwesenden Ermittler gleiten ließ und schlussendlich an zwei vertraute, mich prüfend musternden schwarzen Seen hängen blieb. Postwendend schlug mein Herz einen ganzen Takt schneller, als meine wachsamen blaugrauen Iriden den durchdringenden unleserlichen Blick von L regelrecht einfingen und sich neuerlich ein unerbittlicher Starrkampf zwischen uns zu entwickeln begann, derweil jeder von uns aufmerksam den anderen stillschweigend zu lesen versuchte. Die plötzlich mit meinem Erscheinen eingekehrte Stille in Raum, machte die Stimmung schon beinahe zu einem sengenden Pulverfass und auch die restlichen Mitglieder der SOKO beobachteten mich merklich mit einer Mischung aus ungeduldiger Erwartung und Unbehagen, denn selbst sie konnten meine Reaktion bezüglich auf das gestrige Geschehen nur erahnen. „...Du bist spät...“ hallten die emotionslosen Worte des schwarzhaarigen Detektiven nach unzähligen Minuten des stummen Starrens in den vor Anspannung erfüllten vier Wänden des Zimmers wieder, während er ihr weiterhin mit seinen dunklen Augen abwartend entgegen sah und sich unterdessen darauf konzentrierte, seine innere Erleichterung über ihr Auftauchen im verborgenen zu halten. Nach ihrem verärgerten Rückzug am Vortag und ihr abermaliges Widersprechen in Bezug auf seine Ermittlungsmethoden, hatte er sich wieder einmal die ganze Nacht unwillig den Kopf über diese sture junge Frau zerbrochen, die neben all den unliebsamen Problemen dennoch so viel Neues in ihm zum Vorschein gebracht hatte, ohne das er sich diesen unkalkulierbaren Dingen zu entziehen vermochte. Zahras Unmut über seinen gesetzten Entschluss hatte ihn neuerlich vor Augen geführt gehabt, wie problematisch so eine gefühlsbasierende Verbindung zu einem anderen Menschen hinsichtlich seiner Arbeit als Detektiv sein konnte und das besonders, wenn es sich um eine so unberechenbare temperamentvolle Person wie sie handelte, welche er nicht wie alle anderen zu Manipulieren im Stand war. Zwar hatte es inzwischen Aufgegeben, sich gegen diese Emotion namens Liebe stellen zu wollen und ihr mit aller Konsequenz aus den Weg zu gehen, aber das machte seine Ermittlungen gegen Light auch nicht wirklich einfacher, denn zeitgleich mit diese Gefühl erweiterte sich das Spektrum seiner Empfindungen nicht bloß in die positive Richtung. Nein, er hatte erkannt, das seine Besorgnis die er seit dem gestrigen Abend verspürte, sich nicht allein auf einen erneuten drohenden Alleingang der jungen Frau beschränkte, welcher nach ihrer verärgerten Reaktion auf seinen gefassten Plan erfahrungsgemäß Folgen würde und somit abermals seine Untersuchungen gegen Kira gefährden könnte, was schon alleine einen üblen Nachgeschmack für ihn hinterließ, sondern das seine Sorge mittlerweile ebenso ihrem Wohlergehen galt, denn ihr unerklärliches Fortbleiben an diesem Morgen hatte ihn wahrlich Magenschmerzen bereitet. Der seit einiger Zeit augenscheinlich angeschlagene gesundheitliche Zustand von Zahra war ihm selbstverständlich ebenso nicht entgangen und nährte fortwährend diesen Funken aus Missbehagen in seinen Herzen, denn so ganz Unschuldig war er immerhin nach eingehender Überlegungen an diesem Umstand nicht. Doch nach Außen hin ließ er sich von alledem nichts anmerken, ganz gleich wie stark seine Vitalwerte auch davon zeugten, denn so etwas wie Schwäche durfte er sich in seiner Position einfach nicht leisten und schon gar nicht in Anwesenheit der Sonderkommission. Kira und Zahra waren im Moment zwei verschiedene Seiten in seinem Leben, die er in aller Konsequenz von einander abgrenzen musste und das bedeute, in erster Linie war sie im Augenblick schlicht weg auf dem selben Rang, wie all die anderen Mitglieder der Sonderkommission – eine ermittlungsbedingte Bekanntschaft in einem seiner Fälle.
 

„...Hatte noch etwas zu erledigen...aber jetzt bin ich ja da...Gibt es irgendetwas Neues in Bezug auf Kira oder Light?...“ gab ich nach einem letzten missmutigen Seitenblick auf L genervt von mir und schürzte herausfordernd die Lippen, bevor ich mich dann anschließend fragend zu Herrn Yagami auf dem Sofa umwandte. Ich hatte mir bereits im Vorfeld gedacht, das mein verspätetes Aufkreuzen im Hotel nicht gerade mit Freuden aufgenommen werden würde, aber diese bedrückende lauernde Stimmung schlug mir nur noch weiter aufs Gemüt und ich hatte wahrlich momentan so was von keine Lust darauf, meinen Grund für diese Umstand irgendjemanden zu erklären. Es gehörte schlichtweg nicht hierher und ging niemanden etwas an, sodass ich dieses aufwühlende Thema schnellstmöglich in den tiefen Versenkungen des Vergessens ertränken wollte. „...Bis auf die üblichen Morde leider nichts...Und Light sollte nach Ryuzakis...nun ja nennen wir es Überprüfung...bald wieder auf der Haft entlassen werden...Sie verstehen sicherlich Zahra, das ich nach wie vor von seiner Unschuld überzeugt bin...und das nicht nur weil ich sein Vater bin...sämtliche Beweise der letzten Wochen weisen eindeutig darauf hin, das mein Sohn wie auch Frau Amane nichts mit dieser grausamen Mordserie zu tun haben...“ folgte auch umgehend dessen eindringliche Antwort, während er zustimmend unterstützend seinen Kopf schüttelte und schenkte mir allerdings kurz darauf trotz dessen ein aufmunterndes kleines Lächeln, das mir bei dem Gedanken an eine Umsetzung von L´s Plan das Herz nur noch schwerer werden ließ. Nein, so etwas konnte ich einfach nicht zu lassen, ganz egal ob wir damit in unseren Ermittlungen einen Schritt weiter kamen oder nicht. Man spielte nicht mit den Leben von Menschen und es musste doch noch irgendeinen anderen Weg geben, um unseren Verdacht hinsichtlich Kiras Identität im Zusammenhang mit Lights Inhaftierung zu überprüfen, aber wie? Die ganze Nacht hatte ich mir bereits darüber den Kopf zerbrochen und war selbst nach Stunden des Grübelns nicht zu einem plausiblen Lösungsweg gekommen, mit dem ich Ryuzaki von seinem Vorhaben abringen konnte, jedoch irgendetwas musste ich doch unternehmen. Ich konnte doch nicht einfach Tatenlos herumsitzen und auf das Beste hoffen. „...Herr Yagami...haben Sie sich das Ganze auch gut überlegt?...Ich weiß ja das Sie als Vater am allerwenigstens an die Kiratheorie hinsichtlich ihres Sohnes glauben, aber was wenn Sie sich wider erwarten täuschen?...Es wäre ihr sicherer Tod...“ unternahm ich neuerlich den Versuch, den herzensguten Oberinspektor händeringend ins Gewissen zu reden und maß ihn indessen mit einen nachdrücklich bittenden Blick, welchen er jedoch mit einem sanften wie gleichso unmissverständlichen Schmunzeln traurig stand hielt. „...Daran versuche ich gar nicht zu denken...Doch sollte es wirklich so sein, das ich mich in meinen Sohn tatsächlich getäuscht habe, dann bin ich bereit gemeinsam mit ihm zu streben...immerhin trage ich nicht nur die Verantwortung eines Vaters, sondern ebenso die eines Polizisten auf meinen Schultern und wie sollte ich in Zukunft noch in den Spiegel schauen können, wenn mein eigenes Kind ein weltweit agierender Serienmörder wäre?...“ gab der Oberinspektor schmerzlich zu bedenken und in seinem Gesichtsausdruck konnte ich die klar definierten Spuren von Bitterkeit erkennen, als er sein Augenmerk nachdenklich hinüber zu den Monitoren lenkte, welche nach wie vor die beiden noch verbliebenen Inhaftierten flackernd aufzeigten. Die Anspannung und das seichte wutgezeichnete Zittern in meinen Muskeln, nahm in der Zwischenzeit neuerlich an Fahrt auf, denn diese unsagbare Hilflosigkeit die ich in diesem Minuten spürte, begann sich wiederholt als kalter schwarzer Nebel in meinen aufschreienden Gedanken auszubreiten. `...Unternimm was Mädchen, bevor es zu spät ist...` erklang die mahnende Stimme meines logischen Verstandes zusätzlich in meinen heillos überforderten Kopf und ließ den pochenden Pein hinter meiner Stirn gleichzeitig zu einem erdrückenden Orchester anschwellen, sodass ich mir mit einem beruhigenden Atemzug fahrig mit meinen Händen durch mein Gesicht fuhr. „...Wir werden diesen Plan so umsetzten, wie er zuvor mit Herrn Yagami besprochen wurde...Akzeptiere das Zahra...Hier geht es nicht nur um das Leben eines einzelnen Menschen, sondern um das Leben von Tausenden...Wenn wir Kira das Handwerk legen wollen, dann müssen wir bereit sein, Opfer dafür zu bringen...Jeder von uns setzt bei diesen Ermittlungen sein Leben auf Spiel...Und ich werde Light und Misa erst wieder frei lassen, wenn wir uns zu hundert Prozent sicher sein können, das keiner von ihnen im Augenblick über Kiras Kräfte verfügt...Vor allem von dir hätte ich eigentlich erwartet, das du dir über die Ernsthaftigkeit dieser Sachlage im Klaren bist...aber da habe ich mich offensichtlich in dir getäuscht...“ mischte sich L missmutig nun wieder in das Geschehen mit ein, nachdem er für einige Zeit lediglich wachsam beobachtend das Gespräch zwischen den Beiden verfolgt hatte und erntete postwendend nicht bloß einen mehr als finsteren Blick von der jetzt neuerlich ihm zugedrehten Brünetten. Die gesamte Aufmerksamkeit im Raum richtete sich abermals vollständig auf den Schwarzhaarigen, sodass schlussendlich alles Augenpaare empört an seiner Person klebten und dennoch lag seine gesamte Konzentration allein auf der nun deutlich wütend dreinschauenden Zahra, während er innerlich auf höchste Alarmbereitschaft umschaltete. Er wusste sehr genau was passieren konnte, wenn er sie auf diese Art und Weise reizte und war dementsprechend auf jede unvorhergesehene Reaktion von ihr vorbereiten, aber ihm war in diesem Moment einfach keine andere Lösung eingefallen gewesen, um die unliebsamen Überredungsversuche der jungen Frau unverzüglich zu unterbinden. Mein Kopf richtete sich ruckartig auf den ziemlich unfreundlich dreinschauenden Detektiven, als ich seine Worte in meinem verzweigtem Irrgarten namens Verstand registriere und sogleich brodelte ein neuer unkontrollierbarer Ärger in mir auf, unterdessen sich meinen blaugrauen Iriden schlagartig zu schmalen Schlitzen verzogen. Hatte er eigentlich ein Rad ab? Wie kam er dazu mein Urteilsvermögen vor allen Anwesenden in Frage zu stellen? Das ging doch echt schon wieder eine Nummer zu weit. Schön und gut, das wir über seine Ermittlungsmethoden vielleicht nicht einer Meinung waren, aber deswegen hatte er noch lange nicht das Recht, in solch einer Form mit mir zu reden. Was sollte diese unverhohlene Provokation? Verkrampft begann ich umgehend sauer mit den Zähnen zu knirschen und bemühte mich mit aller Macht darum, nicht die Kontrolle über meinen unmissverständlich reagierenden Körper zu verlieren, als ich plötzlich vollkommen überrascht aus der immer heikler werdenden Situation gerissen wurde. Perplex merkte ich sogleich auf und meine Augen weiteten sich vor Verwunderung, als ich mir das seichte Vibrieren meines Handys bewusst wurde, sodass ich L für eine winzige Sekunde einfach nur völlig verdattert entgegen starrte. Normalerweise schaltete ich das Gerät während meines Aufenthalts bei der SOKO aus, aber das hatte ich heute Nachmittag in meiner Gedankenlosigkeit wohl komplett vergessen und doch stellte sich mir sogleich eine ganz bestimmte Frage – Wer konnte das sein? So gut wie niemand hatte meine Telefonnummer und die wenigen, die sie besaßen befanden sich entweder körperlich bzw. per Bildschirmübertragung hier mit mir im Raum oder waren in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit einen Anruf aus meiner alten Heimat zu bekommen, ging fast vollständig gegen null, doch wer sollte mich sonst kontaktieren und wieso? Dann schlich sich augenblicklich eine markerschütternde böse Vorahnung bei mir ein, als ich an das Zusammentreffen mit Nick zurückdachte und über mein Gesicht huschte ein minimales Anzeichen für mein erschrockenes Erwachen, ehe ich mich dann im dem selben Atemzug mit einer abrupten Drehung in Bewegung setzte, bevor ich mit den einer kappen gemurmelten Entschuldigung nahezu fluchtartig auf der Toilette verschwand. Postwendend verengten sich die wachsamen Augen des jungen Detektiven und sein Daumen legte sich zeitgleich grüblerisch an seine Unterlippe, währenddessen er aufmerksam wie gleichso irritiert die unerwartet einsetzenden Veränderungen in Zahras Geschichtsspiel registrierte, die mit einem mal alles andere als verärgert auf ihn wirkten. Was war eigentlich mit ihr los? So kannte er die junge Frau überhaupt nicht und es passte weder zu ihrem Charakter noch zu ihrem gewohnten Handeln, das sie sich wiederholt ohne Gegenrede einfach aus einer Diskussion wie diese zurückzog. Irgendetwas stimmt hier nicht und dieses seltsame Gefühl hatte ihn bereits vorhin überrannt, als die sonst so selbstsichere sture Zahra das Zimmer betreten hatte, denn schon zu diesem Zeitpunkt war ihm aufgefallen, das sie irgendwie ziemlich mitgenommen aussah, was eindeutig nicht bloß auf ihren gesundheitlichen Zustand zurück zuführen war. Sie wirkte irgendwie völlig durcheinander, Abwesend und nicht zu hundert Prozent mit ihren Gedanken bei dem Fall, wobei ihre Reizschwelle ebenfalls spürbar abgenommen hatte, aber was war der Grund für ihre offensichtliche Zerstreutheit? Was hatte sie bloß den ganzen Vormittag getrieben? War dies etwa mal wieder ein Anzeichen für einen ihrer unliebsamen Alleingänge, weil sie mit seinen Ermittlungsmethoden nicht konform ging? Zuzutrauen wäre es ihr immerhin und es würde nebenher ebenso erklären, warum sie neuerlichen Konfrontationen zu diesem Thema aus dem Weg ging, doch diese recht plausible erscheinende Vorstellung behagte dem jungen Detektiven gar nicht. Wenn Zahra tatsächlich abermals hinter seinem Rücken irgendetwas ausheckte, um seine Arbeit zu boykottieren, dann musste er sich schnellstens etwas Einfallen lassen und ihr dieses Mal einen wichtigen Schritt voraus sein.
 

Hektisch schloss ich die hölzerne Tür des Badezimmers und kramte mit der freien Hand nebenher eiligst mein Handy aus meiner Hosentasche, bevor ich mich mit einem beruhigenden leisen Ausstoßen der Luft auf den kühlen Rand der Wanne gleiten ließ. Mein Herz wie auch mein Puls schlugen schmerzhaft hart in meiner Brust, währenddessen ich mit zitternden Fingern das Gerät entsperrte, um Zugriff auf die eingegangene SMS zu erhalten und bemühte mich derweilen inständig darum, meine sich überschlagenden Gedanken in kontrollierten Bahnen zurück zu lenken. Mit angehaltenem Atem fixierte ich das umgehend aufleuchtende Display und sogleich fiel mir wahrlich alles aus dem Gesicht, als ich mit entsetzten ungläubigen Augen den Namen des Absenders las, sodass das beängstigende Zittern meiner Finger zu einem wahren Erdbeben anschwoll. Lina. Wie vom Blitz getroffen stand meine Welt zum wiederholten Male vollständig still und der sich mit einem Mal weit auf tuende Abgrund unter mir, trieb die bittere Galle des Grauens übelkeitbringend auf meine Zunge, bevor mich jedoch ein scheppernder Aufprall aus meinen haltlos abstürzenden Gedanken aufschreckte. Das konnte doch gar nicht Wahr sein. Hatte ich mich etwa gerade verguckt? Wurde ich jetzt wirklich verrückt? Kurz schloss ich verstört meine von Tränen benetzten Augen und konzentrierte mich nebenher intensiv auf meinen sogleich heftig aufschreienden Körper, sodass ich mich nach einer sammelnden Minute schlussendlich vorsichtig kopfschüttelnd vom Wannenrand gleiten ließ, um meine schlackernden Beine ein wenig zu entlasten. Behutsam und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, klaubte ich das Gerät nach einem überprüfenden Blick wieder vom Boden auf und strich mit meinen Fingern sanft über das nunmehr gesprungene Glas des Displays, welcher mir fortwährend den Namen meiner verstorbenen Freundin preis gab. Nein, das konnte nicht möglich sein. Sie war tot, das wusste ich und dennoch hatte diese Situation irgendwie einen vertrauten Spiegel, wie ich seltsamer Weise feststellen musste. Mein Leben hatte inzwischen genauso viele Risse, wie sie mein Handy nun aufwies und hinter beiden leuchte ein gemeinsamer Name – Lina. Für einen winzigen Augenblick nur gestattete ich mir trotz allem die schmerzhafte wie gleichso schöne Vorstellung, noch eine allerletzte Nachricht von ihr zu erhalten, bevor ich dann allerdings entschlossen meine Schultern strafte und die salzige Flut mit einer bewussten Anstrengung bestimmt weg blinzelte. Es kostete mich immer noch eine ganze Minute an Überwindung, die vermeintliche SMS der Verstorbenen zu öffnen, selbst wenn ich tief in meinem Inneren bereits ahnte, von wem diese wirklich kam und es machte die Sache nur noch schlimmer, als ich es dann endlich mit meinen klammen Fingern geschafft hatte. Der Text war kurz, aber der Inhalt ließ mein Herz zu einem einzigen todesnahen Aussetzer werden, an welchen ich innerhalb von Sekunden zu zerbrechen drohte und der mich jeglicher Realität für eine schiere Ewigkeit beraubte. Voller Entsetzten starrte ich hinunter auf die wenigen Zeilen von Nick und zeitgleich meldete sich irgendwo in meinem ausgesetzten Verstand eine Erkenntnis, die augenblicklich etwas anderes, aufzehrendes in meinem Inneren freisetzte, sodass Angst und Sorge wie eine kalte eisige Hand nach meinem Herzen griffen. Aber diese Gefühle galten nicht mir oder meiner aufwühlenden Vergangenheit, nein, sie galten dem mittlerweile wohl wichtigsten Mann in meinem Leben – Sie galten L.

Zeit

Zeit
 

Die gesamte Welt begann sich schlagartig wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell aus purer Verwirrung um mich herum zu drehen, während ich immer wieder die selben Unheil verkündenden Zeilen auf dem gesprungen Displays meines Handys las und ich unterdessen Traum von Realität zu unterscheiden versuchte. Das war doch alles vollkommen verrückt. Was sollte dieser kranke Mist überhaupt? War er jetzt komplett übergeschnappt? Meine böse Vorahnung bezüglich des Absenders der SMS hatte sich leidlicher Weise als Volltreffer herausgestellte und doch brachte mich diese markerschütternde Nachricht völlig aus der Fassung, was nicht bloß an dem Namen des ursprünglichen Eigentümers dieser Nummer lag. Jedes erneute überfliegen der schockierenden Worte von Nick, ließ einen neuen Schwall aus ängstigender Gänsehaut über meinen vor Ungläubigkeit zitternden Körper jagen, sodass die Übelkeit in meiner Magengegend potenziell dazu mit rasanter Geschwindigkeit anstieg. Wie auf einer Flucht vor der Wahrheit und doch auf der immerwährenden Suche danach, hetzte mein logisch rationaler Verstand mit wild schlagenden Hacken durch das dichter werdende Netz aus Fragen, welches mich mit seinen eisernen schweren Fesseln an einem erfolgversprechenden Vorankommen hinderte. Was sollte ich jetzt tun? Das konnte doch gar nicht der Wahrheit entsprechen. Gesetzt dem Fall, das es tatsächlich stimmte was er mir heute Morgen offenbart hatte, dann hätte ich davon doch seinerzeit irgendetwas mitbekommen müssen. Lina konnte mich niemals so arg getäuscht haben und das gesamte BKA noch dazu, denn diese wäre mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Zusammenhang zwischen den von ihm angesprochenen Morden aufmerksam geworden, oder nicht? Konnte eine Organisation überhaupt so viel Macht entwickeln, das sie selbst solche Institute wie das Bundeskriminalamt unterwandern und hinters Licht führen konnten? Schon allein der Gedanke an so eine Eventualität ließ mir sekundengleich das Blut in den Adern gefrieren und ich musste kurz kräftig meinen braunen Haarschopf schütteln, um diese verschreckende Vorstellung wieder aus meinem schwirrenden Kopf zu vertreiben. Allerdings, was wäre wenn er wirklich nicht gelogen hatte? Was wenn ich mich zu Unrecht vor dieser verrückten Möglichkeit verschloss und uns alle damit in Gefahr brachte, nur weil ich so eine haarsträubende Gegebenheit in Bezug auf Lina nicht im geringsten in Betracht zog? Mit heillos verkrampften Muskeln und schmerzhaft auf meiner Unterlippe kauend bemühte ich mich händeringend darum, wenigstens eine vernunftsorientierte Überlegung zu Stande zubringen, welche mich nicht gleich auf direkten Wegs ins Irrenhaus befördern würde, aber in meinem Geist herrschte in diesem Moment einfach nur ein unbeschreibliches Chaos aus Widersprüchen. Noch ein letztes Mal studierte ich geistesabwesend den beunruhigenden Text, welcher mir hämisch unter den Namen meiner ermordeten besten Freunden entgegen sprang und war derweilen mit jeder einzelnen Faser meines Körpers darin bestrebt, das winzige übersehende Detail in diesem auszumachen, welches seine Worte schlussendlich Lügen strafen würde.

//...Sie haben mich gefunden und sie wissen von dir. Die Informationen die sie suchen, sind in deinem Laptop versteckt. Sie werden kommen. Verschwinde so schnell du kannst. Bring es zu Ende Zahra. Bitte...//

Immer und immer wieder hatte ich die beklemmende SMS gelesen und dennoch fand ich darin nichts außer eine fortwährend in mir auf kriechende Angst, welche sich wie ein eisiger Hauch gefrierend auf meine zerrüttete Seele legte. Wenn das wirklich stimmte, dann war letztendlich nicht nur ich in größter Gefahr, sondern auch ebenso jeder einzelne Mensch, welche sich in meiner Nähe auf hielt und diese Erkenntnis ließ mein Herz innerhalb eines Atemzugs geradezu vor Entsetzten explodieren. Es war nicht bloß die komplette Sonderkommission und unsere Ermittlungen gegen Kira, welche unter so einem Gesichtspunkt gefährdet wären, nein, es war allen voran L - der Mann, welcher mir inzwischen mehr bedeutete, als alles Andere auf der Welt. Ein atemraubender Faustschlag aus Sorge und Furcht traf mich bei diesem Gedanken wie eine zentnerschwere Abrissbirne, welche ungebremst auf ihr Opfer zuhielt und beraubte mich fast meiner Besinnung, sodass mein Körper gequält unter der enormen Wucht des Aufpralls aufschrie. Sollte da tatsächlich eine gewissenlose kriminelle Energie auf der Suche nach mir und diesen besagten Informationen sein, dann würde sie ihr Weg demzufolge unweigerlich hierher in die provisorische Ermittlungszentrale führen, denn aufgrund des Falls Kira verbrachte ich beinahe meinen gesamten Tag in diesen vier Wänden, wobei sich mein tragbarer Computer seit meiner Aufnahme in die SOKO zu jeder Zeit in L´s Nähe befunden hatte. Er wäre somit also unwissentlich genauso ein auserkorenes Ziel dieser Verbrecher wie ich und das, obwohl diese nicht einmal Ansatzweise erahnen konnten, wem sie da tatsächlich verfolgten. Jedoch blieb nach wie vor die stetig marternde Frage in meinem aufgelösten Bewusstsein bestehen, ob es sich hierbei lediglich um einen niveaulose Ausgeburt von Nicks Fantasie handelte oder ob da wirklich sehr viel mehr hinter seiner Geschichte steckte, als ich tatsächlich glauben wollte.
 

Währenddessen saß der junge schwarzhaarige Detektiv neuerlich grübelnd auf seinem Sessel vor den gleichmäßig flackernden Monitoren und stapelte geistesabwesend einen Zuckerwürfel auf den Anderen, wobei sich seine Gedankengänge sprunghaft immer wieder zwischen seinen Ermittlungen und den seltsamen Verhalten von Zahra einfanden. Irgendetwas schien die sonst so konzentrierte und zielgerichtete Brünette intensiv zu beschäftigen, was für ihn nach einer eingehenden Analyse der letzten Tage aller Wahrscheinlichkeit nach nur etwas mit der bald möglichen Freilassung von Light Yagami und Misa Amane zu haben konnte, denn die Voraussetzungen für dieses Unterfangen waren ihr unbestreitbar sauer aufgestoßen. Dennoch beschlich ihn auch irgendwo tief in seinem Herzen immer mehr das mulmige Gefühl, dass das nicht der einzige ausschlaggebend Grund für ihre plötzliche charakterlichen Veränderungen war und dies nagte mit unnachgiebigem Wachstum fortwährend an seiner Person. Er, als wohl größter Meisterdetektiv der Welt, schaffte es einfach nicht einen Blick in diesen sturen Kopf der jungen Frau zu werfen und sich ihre geistig Ebene zu erschließen, um wenigstens ein bisschen Kontrolle über ihr zukünftiges Handeln zu haben. Schon bereits das interpretieren ihrer sichtbaren Mimikspiele wurde für ihn oftmals zu einem reinen zwiegespaltenen Rätsel, welches ihn nur zu gerne in die Irre leitete und sein gesamtes Können aus jahrelanger Erfahrung auf die Probe stellte. Wie sicher konnte er sich also sein, das ihre derzeitigen irritierenden Gemütsschwankungen ausschließlich etwas mit ihrem Fall zu tun hatten und sie sich nicht unglücklicher Weise wieder in irgendwelche anderen Probleme hinein manövriert hatte, ohne das er in irgendeiner Form darauf Aufmerksam geworden war? Wachsam schweiften seine dunklen See zu der konstant bestehenden Bildübertragung von Light, welcher nach wie vor erschöpft zusammengekauert auf dem Boden in seiner Zelle lag und erneut suchte sein logischer Geiste automatisiert sofort einen Zusammenhang mit Zahra, denn selbst wenn sie mit ihm zusammen gewesen war, hatte nie wirklich sagen können, ob sie dem jungen Studenten tatsächlich etwas vorgespielt hatte oder nicht. Diese Frau blieb in jeder Beziehung ein verwirrendes Buch mit sieben Siegeln für ihn und nicht desto trotz war die Anziehungskraft die von ihr ausging etwas, das selbst seinen unverhohlenen Ärger über diese unliebsame Tatsache überwunden hatte, sodass er schlussendlich dazu gezwungen gewesen war, sich mit völlig neuen Seiten in seinem Privatleben zu beschäftigen, welche er vorher niemals bei sich für Möglich gehalten hatte. Jedoch halfen ihm im Augenblick auch diese emotionalen Erlebnisse mit ihr nicht sehr viel weiter, da sie ihm ebenfalls keinen logischen Aufschluss über ihren untypischen Zustand boten, sondern ihn eher in seinen rationalen Überlegungen zu ihr ungünstig behinderten und somit viel mehr das Gegenteil von dem erreichten, was er im Moment gebrauchen könnte. Missmutig hielt er in seinem Tun inne und blickte prüfend hinüber zu der noch immer verschlossenen Badezimmertür, unterdessen er achtsam auf die seit kurzen neuerlich eingesetzten Gespräche der restlichen SOKO-Mitgliedern lauschte, denn selbst ihnen war offensichtlich nicht entgangen, das sich etwas an Zahras Verhaltensweise verändert hatte. Diese wiederum spekulierten ebenfalls auf einen eventuell bestehenden Zusammenhang mit dem bevorstehenden Plan um Herrn Yagami und die Freilassung der beiden Hauptverdächtigen hinsichtlich ihres unnormalen Auftretens, wobei auch unter ihnen dies bezüglich kontroverse Meinungen herrschten. L war im Vorfeld bereits sehr wohl bewusst gewesen, das dieses Vorhaben mal wieder auf Ablehnung unter den Ermittlern stoßen würde und von daher nahm er die abwertenden Diskussionen zu diesem Thema eher mehr beiläufig wahr, als sich ganz bewusst über dessen kontraproduktives Verhalten zu ärgern, da von keinen von ihnen eine reale Bedrohung für seine Ermittlungen aus ging. Ganz anders allerdings verhielt sich diese Sachlage bei Zahra und je mehr er sich bei ihr verschätzte, desto potenzieller stieg bei ihr die Gefahr auf eine unliebsame Überraschung an. Hierbei aber passte irgendetwas ganz und gar nicht zusammen, sodass er sich konzentrierte auf einen plausiblen Lösungsweg für diese Ungereimtheiten fokussierte, bevor er allerdings plötzlich durch ein schepperndes Geräusch aus seinen intensiven Grübeleien aufgeschreckt wurde. Sogleich verengten sich forschend seine dunklen Seen und versuchten umgehend die hölzerne Tür zum Badezimmer mit einem bohrenden Blick zu durchdringen, um die ursächliche Quelle dafür ausfindig zu machen, während er aus dem Augenwinkel zeitgleich die ebenso alarmierten Reaktionen der Polizisten gewahr wurde. Was trieb sie eigentlich die ganze Zeit da drin und warum war sie vorhin überhaupt so übereilt auf die Toilette verschwunden? Selbstverständlich hatte auch Zahra ganz natürliche Bedürfnisse, aber etwas in ihm sagte L mit fortwährend lauter werdender Stimme, das dies nicht der Auslöser für ihren beinahe schon fluchtartig anmutenden Abgang gewesen war und es nährte indessen bloß weiter den von Besorgnis erfüllten Teufel in seiner Brust. Wachsam beobachtete er alsdann die sorgenvollen Spiegelungen in den Gesichtern der Ermittler und verfolgte aufmerksam, wie sich Aizawa wie auch Herr Yagami beunruhigte darum bemühten, sich nach einem abwägenden Moment erkundigend klopfend vor dem Bad bei Zahra bemerkbar zu machen, aber keiner von ihnen erhielt selbst nach unzähligen Versuchen eine einzige Antwort von der Brünetten. So langsam aber sicher wuchs in dem jungen Detektiven eine immer schwerwiegendere Unruhe heran und die Vermutungen in seinem rotierenden Verstand drifteten ununterbrochen in die verrücktesten Richtungen ab, sodass er sich kurz darauf unwirsch wie mit gleichso finsterer Mine behutsam von seinem Sessel erhob, nur um sich wenig später selbst an einer zufriedenstellenden Kontaktaufnahme mit der störrischen jungen Frau zu versuchen.
 

„...Zahra?...Wenn du nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten endlich diese Tür auf machst und mir erklärst, was dieses ganze Theater hier zu bedeuten hat, dann sehe ich mich leider dazu gezwungen, deinem Treiben auf meine Art ein Ende zu setzten...Hast du das Verstanden?...“ zerschnitten die nachdrücklich bestimmenden Worte des jungen Detektiven die angespannte Atmosphäre des Hauptzimmers und jegliche Aufmerksamkeit der anwesenden Ermittler richtete sich sogleich erwartungsvoll wie ebenso spürbar beunruhigt auf die weiterhin unbewegt daliegende silberne Klinke der Badezimmertür, während die dunkel dreinblickenden Augen des Schwarzhaarigen unterdessen bereits sorgsam die Beschaffenheit das fein gemaserte Holzrahmens sowie das damit verbundene gleichartige Türblatt einer genaueren Begutachtung unterzogen. Das flaue Missbehagen, welches er in seinem Inneren fortwährend deutlicher registrierte, wurde zu seinem eigenen Leidwesen mit jeder verstreichenden Sekunde in dieser Situation immer hartnäckiger, aber er würde schon einen Weg finden diese Barriere zu überwinden und diesem neuerlich entstandene Rätsel um das Verhalten diese junge Frau auf dem Grund zu gehen , selbst wenn er sich mit Gewalt zutritt verschaffen musste. Die leisen und doch so ruhelosen Stimmen der Soko-Mitglieder waren wie kleine realitätsbezogenen Stolpersteine in meinen vernebelten Gedanken, die mich eisern von dem Rand des tiefen Abgrundes in meinem aufgewühlten Verstand zurückdrängten und dennoch waren es letztendlich die vorherrschenden Worte von L, welche etwas sehr viel Tieferes in mir berührten, sodass ich schlagartig aus meiner mich lähmenden Trance der Grübelei erwachte. Ruckartig schwenkte ich meinen braunen Haarschopf in die entsprechende Richtung und besah mir blinzelnd wie ebenso nachdenklich den einzigen Ausgang, hinter welchem unüberhörbar das fortdauernd alarmierte Murmeln der Sonderkommission lauter wurde, aber trotz alledem verließ nicht ein einziger Ton meine verkrampften Lippen. Ich saß einfach nur da. Bewegungslos und mit wild klopfenden Herzen, wobei mein rational logischer Geist noch immer mit aller Macht darum Kämpfte, einen winzigen Fehler in dieser vor Wahnsinn strotzenden Geschichte zu finden, welche nicht bloß mir zum Verhängnis werden konnte. Was sollte ich jetzt tun? Welche Möglichkeiten blieben mir, um den Wahrheitsgehalt von Nicks Erzählungen zu überprüfen, ohne irgendjemanden von ihnen einer potenziell bestehenden Gefahr auszusetzen und zudem durch wage Vermutungen obendrein noch unsere Ermittlungen gegen Kira aufs Spiel zu setzten? Im Augenblick war mein Kopf einfach nur ein heilloses Chaos aus Widersprüchen, das sich in einer nach zu perfekten Unendlichkeitsschleife immer wieder um die selben gegensätzlichen Fragen drehte und die Übelkeit in meinem Magen zu einer wahren Übermacht verhalf. Nervös begann ich nebenher grüblerisch auf meiner Unterlippe zu knabbern, indessen ich abermals die unheilschwangere SMS analysierend überflog und in der Zwischenzeit wiederholt bis zum Äußersten gegen meinen aufbegehrenden Körper ankämpfte. Wo nur lag der richtige Weg, welcher für mich unterm Strich ein wenig Licht in dieses düstere Konstrukt bringen konnte? Mit einem resigniertem Aufseufzen schloss ich vorübergehend meine blaugrauen Iriden und lauschte zunächst intensiv auf das mahnende gehetzte Pochen meines eigenen Herzschlages, als es mir mit einem Mal wie Schuppen von den Augen viel. `...die Informationen die sie suchen, sind in deinem Laptop versteckt...` Der eine Satz traf mich wie ein begreifender Blitzschlag und ich hielt gleichzeitig unvermittelt den Atem an, währenddessen sich mein logischer Geist wie ein ausgehungerter Tiger auf seine Beute stürzte, sodass sich meine Hand haltsuchend fest um das beschädigte Handy klammerte. Warum war ich eigentlich nicht gleich darauf gekommen? Falls diese Geschichte tatsächlich der harten Realität entsprach, dann musste ich die besagten Daten irgendwo auf meinem Computer finden können und dieser Umstand würde mir schlussendlich die absolute Gewissheit darüber geben, ob Nick nun gelogen hatte oder nicht. Es war die einzige plausible Option, welche mir in meiner derzeitigen Lage blieb und ich musste dieser vermeintlichen Bedrohung schnellstmöglich auf dem Grund gehen. Nicht nur für mich, sondern auch für jeden Anderen innerhalb der Sonderkommission. Mit einem Satz war ich auf den Beinen und strafte derweilen tief durchatmend meine noch immer seicht zitternden Schultern, indessen sich gleichgerichtet ein entschlossener dunkler Schatten über meine erschöpften Gesichtszüge legte, bevor ich kurz darauf mit festen Schritten zielstrebig auf die verschlossenen Tür zuhielt. Ich brauchte einfach Klarheit, selbst wenn diese Erkenntnis vielleicht mein komplettes Bild, das ich von Lina über all die Jahre hinweg hatte, für immer zerstören und es meine Welt neuerlich in ein Konstrukt aus schmerzhafter Enttäuschung versinken lassen würde - hierbei ginge es letztendlich nicht mehr nur um mein eigenes Wohl. Das Leben der Sonderkommission stände ebenso auf dem Spiel, wie mein Eigenes und demzufolge gleichso auch das von dem Mann, den ich über alles liebte. Das Leben von L.
 

Umgehend horchte der schwarzhaarige Detektiv wachsam auf, als nach einer weiteren minutenlangen Zeitspanne des abwägenden Wartens endlich eine Reaktion in der kleinen Nasszelle wahrzunehmen war und sein zur Eile treibender Puls setzte nochmals einen bangen Takt zu, derweilen er prompt sicherheitshalber einen angemessen Abstand zu dem verschlossenen Raum einnahm. Nur zu oft hatte er schon die eine oder andere unliebsame Überraschung bei der jungen Frau erlebt und ohne wenigstens eine kurzen abschätzenden Blick auf ihren momentanen Zustand geworfen zu haben, war die Wahrscheinlichkeit für eine neuerliche unerwartete Aktion der Brünetten schlicht weg viel zu hoch. Ausharrend beobachtete L zusammen mit den restlichen besorgt dreinblickenden Ermittlern der Sonderkommission, wie sich die metallene Klinke der Tür langsam von ihrer waagerechten Position löste und sich die hölzerne Blockade allmählich Stück für Stück in das Zimmer hinein schob, ehe sie dann schließlich die mitgenommene Silhouette von Zahra preis gab. Sogleich tasten die forschenden dunklen Seen des jungen Detektiven prüfend über die blassen Konturen ihres zierlichen Profils und blieben nur winzige Sekunden später lauernd an den sichtlich geröteten blaugrauen Augen hängen, welche ihm mit einer unverkennbaren Entschiedenheit trotzig entgegen sahen. Erneut spürte er den marternden Teufel der Unruhe in seiner Brust aufwallen, sodass sich ein schmerzliches ungutes Gefühl in seinem Magen auszubreiten begann und dennoch ließ er sich nicht ein einziges Detail dieser rebellierenden Unordnung in ihm nach Außen hin anmerken, sondern starrte der angespannten Brünetten lediglich gleichgültig mit einem fragenden Ausdruck entgegen. Das Erste, was mein energischer Blick registrierte, war das misstrauisch abwartende Mustern von Ryuzaki, welcher gemeinsam mit den bekümmert dreinschauenden Polizisten nahe der Tür auf mich zu warten schienen und gleich darauf mischten sich auch schon unverzüglich die entsprechenden Nachfragen für mein Verhalten unter die andauernden ersuchenden Seitenblicke der Anwesenden ein, aber ich war in diesem Augenblick einfach nicht in der Lage dazu, irgendeine Form der Erklärung ihnen gegenüber anzubringen. Diese dunklen herausfordernden See von L hielten mich für einen geschlagenen Atemzug lang vollständig in ihrem Bann gefangen und zeitgleich merkte ich bitter, wie sich mein Herz bei dem Gedanken an die SMS bezüglich ihn quälend zusammenkrampfte, sodass ich die sich neuerlich sammelnde herbe Galle auf meiner Zunge mit aller Kraft wieder herunter schluckte, bevor ich mich anschließend wortlos mit einem Ruck von den Beteiligten abwandte und meinen Weg konsequent in Richtung Laptop fortsetzte. Die dunklen forschenden Augen des junge Detektiven folgte Zahra derweilen konzentriert in jeder Ihrer Bewegungen und ließen die Brünette nicht einmal für einen Wimpernschlag lag aus ihrem alarmierten Sichtfeld entschwinden, währenddessen sich sein logischer Verstand bereits wieder in den unendlichen Weiten der Spekulationen vertieft hatte, denn wie er es ihm im Vorfeld schon durch dieses ungute mulmige Gefühl in seiner Brust vermutete hatte – irgendetwas Stimmte hier ganz und gar nicht. Was war nur mit Ihr los? Ihre Handlungsweise wie gleichso auch ihr Verhaltensmuster schienen sich immer mehr auf einen Unheil verkündenden Kurs zu begeben, aber was verbarg diese sture junge Frau jetzt schon wieder vor ihm? Da war etwas in ihren Augen, das die Unruhe in ihm abermals ans Oberwasser brachte und diese verbissene Verschwiegenheit von ihr, ging ihm langsam aber sicher erneut auf die Nerven, was seine missmutige Laune zudem nicht gerade verbesserte. Jeder hier im Raum hatte ganz deutlich bemerkt, das Sie irgendetwas bedrückte und L kannte Zahra mittlerweile gut genug, um zumindest die unterschwellig spürbare Nervosität dieser unlesbaren Frau zu registrieren, welche diese mit ihrem schauspielerischen Talent händeringend zu vertuschen versuchte. Nein, hier ging es nicht mehr nur um eine ermittlungsbedingte Differenz und ihre Bestrebung, den Fall Kira auf ihre eigene Weise zum Abschluss zu bringen, das konnte er jetzt ganz klar an ihrer Körpersprache fest machen. Diesmal steckte offensichtlich sehr viel mehr dahinter und er würde schon irgendwie dahinter kommen, was Zahra auf Biegen und Brechen vor ihm im Verborgenen halten wollten, denn nicht umsonst war er der weltberühmte Meisterdetektiv, der jeden seiner Fälle zu lösen vermochte. Aber nichts desto trotz hinterließ die Tatsache, das diese dickköpfige Brünette selbst jetzt nach allem was zwischen ihnen war, sich ihm in einer offensichtlich brenzligen Situation noch immer nicht anvertraute, einen seltsam schlechten Nachgeschmack bei ihm, der seinen Ehrgeiz wiederum bloß noch mehr anstachelte.

„...Was ist denn bloß in Zahra gefahren?...“ meldete sich nun auch Aizawa endlich aus seiner überraschten Starre zurück und zeitgleich mischten sich ebenso die restlichen Polizisten mit zustimmend unterstützenden Worten in die aufkommende Diskussionen mit ein, da keiner von ihnen von der jungen Frau auch bloß einer Antwort gewürdigt wurde. Wieder und wieder hatten sich die Mitglieder der SOKO darum bemüht gehabt, mit Zahra in irgendeiner Form in Kontakt zu treten, welche jetzt bereits seit geschlagenen zehn Minuten unaufhörlich auf die Tasten ihres Laptops einhämmerte, aber jeder ihrer Versuche war bisher ein reiner Fehlschlag gewesen, sodass die sichtbare Sorge in den Mimiken der Polizisten stetig weiter zu nahmen. „...Ryuzaki...“ sprach der Oberinspektor auffordernd den in seinen Gedanken versunkenen Detektiven neben sich an, welcher seinen prüfenden Blick nun zum ersten Mal widerwillig von der jungen störrischen Frau löste und mit dem Daumen an der Unterlippe abwartend zu dem älteren Mann hinauf starrte. Der Ausdruck, mit dem Herr Yagami den Schwarzhaarigen maß, machte L unmissverständlich klar, das er von ihm nun endlich ein Eingreifen in diese abstruse Situation erwartete und er selbst war bereits ohne dessen unverhohlene Bitte dazu geneigt gewesen, diesem Theater ein für alle mal auf den Grund zu gehen, aber zunächst hatte er sich eigenständig durch seine beobachtende Haltung darum bemüht gehabt, sich ihr wirres Tun irgendwie zu erschließen. Jedoch war es im bisher unmöglich gewesen zu bestimmen, was genau Zahra mit ihrem Verhalten eigentlich bezwecken wollte und worin ihr aufgewühlter Antrieb bestand, sich wie eine Irre durch die Daten ihres Laptops zu klicken. Sie schien irgendetwas zu Suchen, das war ihm bereits nach wenigen Augenblicken des sorgsamen Analyserens ihrer Handlungen bewusst gewesen, nur – wonach genau suchte Sie? Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hatte es etwas mit ihrer überhasteten Flucht ins Badezimmer zu tun, aber was genau hatte Sie darin getrieben? Hatte Sie während ihres Aufenthalts im Bad eventuell Kontakt zu einer dritten Person aufgenommen, von der bisher nichts geahnt hatte oder wurde sie sogar von jemanden außerhalb des Hotels kontaktiert? Könnte es unter anderem Gesichtspunkten gegebenenfalls sein, das es Kira war oder jemand der zurzeit in Besitz von Kiras Fähigkeiten ist, der Sie zu solch einem Verhalten trieb? Wurde Zahra wenn nicht sogar von ihm manipuliert? Neuerlich suchten seine grüblerischen dunklen Seen das flackernde Abbild von Light auf dem Monitoren, ehe sich sein Blick abwägend hinüber auf die fortwährend auf ihrem PC fokussierte Zahra zurück richtete und sofort ließ dieser Gedankengang eine andere Seite in ihm protestierend Aufschreien. Seine Augen verengten sich schlagartig und im selben Atemzug wie er seinen Daumen von seinen Lippen gleiten ließ, setzten sich seine Füße zielstrebig in Richtung der Brünetten in Bewegung, währenddessen sich ein unlesbarer finsterer Ausdruck auf seinem Gesicht breit zu machen begann.
 

Wie in einem Wettlauf gegen die Zeit flogen meine zitternden Finger im Millisekundetakt über die kalten Tasten meines Laptops und zeitgleich scannten meine wachsamen blaugrauen Iriden die hin und her zwitschenden Dateipakete auf dem hell leuchtenden Bildschirm, indessen ich jeden noch so unwichtig erscheinenden Bestandteil meiner Daten unter die Lupe nahm. Wenn Nick wirklich die Wahrheit gesagt hatte, dann mussten sich hier irgendwo auf meinem Computer mir unbekannte Informationen zu einer kriminellen Bande verstecken und sollte ich durch irgendeinem unvorsichtigen Fehler meinerseits, genau diese Datei übersehen, dann konnte es für uns alle ziemlich schlimme Folgen haben. Es war also allerhöchste Konzentration geboten, was mir bei den mich spürbar treffenden misstrauischen Blicken der restlichen Anwesenden schon wahrlich nicht einfach fiel und zudem kam noch die leise vor sich hin brodelnde Angst um L wie auch die anderen SOKO-Mitglieder in meinem Inneren, welche sich im immerwährenden Zweikampf mit meiner aufkeimenden Enttäuschung in Bezug auf Lina befand. Jedoch durfte ich mich gerade jetzt nicht von meinen Gefühlen beeinflussen und ablenken lassen, sondern musste meinen rational logischen Verstand in eine kalkulierbare Richtung gliedern, die sich sachlich auf meine Arbeit fixierte. Mein Puls raste in annähernd gleich hoher Geschwindigkeit wie meine Finger über die Tastatur durch meine Adern und jagte somit unaufhörlich das aufputschende Adrenalin durch meinen aufgewühlten Körper, sodass die Anspannung meine Muskeln immer schmerzhafter zu verkrampfen begann, doch ich würde erst Aufhören, wenn ich die absolute Gewissheit hatte. Mit nervös zusammengepressten Zähnen klickte ich mich kontinuierlich von einen Ordner in den anderen und ignorierte unterdessen die fortbestehenden Bemühung der Polizisten mit mir ein Gespräch zu beginnen, denn dafür hatte ich einfach nicht die Zeit. Sollten da wirklich derartige Informationen auf meinem PC existieren, dann zählte wahrlich jede Minute und ich würde es mir selbst niemals verzeihen, wenn ich auch nur einen einzigen von ihnen durch ein unvorsichtiges Verhalten oder durch eine Unterschätzung der Lage in Gefahr gebracht hätte. Tief in meinen verzweigten Geist gefangen, studierte ich sorgfältig Schritt für Schritt die Inhalte der verschiedenen Dateien und im nächsten Moment entfuhr mir unvermittelt ein kleiner entsetzter Aufschrei, ehe ich mich blinzelnd wie ebenso verwirrt plötzlich unter den dunklen Seen von L wiederfand. „...Was treibst du da Zahra?...“ folgte sogleich im scharfen Ton die entsprechende Nachfrage des jungen Detektiven hinterher, währenddessen seine Augen forschend über das nunmehr perplexe Gesicht der Brünetten tasteten und gleichzeitig überraschende wie ebenso empörte Ausrufe der überrumpelten Polizisten laut wurden. Der Schwarzhaarige hatte nun ein für alle Mal genug von diesem skurrilen Verhalten der jungen Frau und sich mit aller Konsequenz dazu entschieden, ihre gesamte Aufmerksamkeit ganz gleich mit welchen Mitteln allein auf sich zu fokussieren, sodass er kurzerhand mit einer gezielten Bewegung die Handgelenke von Zahra ergriffen hatte und diese anschließend mit seinem gesamten Körpergewicht an der Rückenlehne des Sofas fixierte. Vollkommen verblüfft besah ich mir stirnrunzelnd die dunklen mich musternden Augen von Ryuzaki, welche mir mit einem unerschütterlichen Ernst entgegen starrten und mir zeitgleich fast den Atem raubten, denn diese jähe unerwartete Nähe zu ihm, ließ mich selbst in solch einer Situation absolut nicht kalt. Für einen ewig anmutenden Moment war ich unter seinen warmen Händen, welche mich mit einer unnachgiebigen Kraft eisern in die Kissen drückten, nahezu vollständig in meinen Gedanken gelähmt und spürte allerdings nebenher deutlich, wie sich mein Herzschlag durch das Branden seines heißen Atems auf meinem Haut zu einem neuem Marathonlauf berufen fühlte. Er war in Anbetracht der derzeitigen Umstände einfach viel zu dicht, selbst wenn ich diesen herben männlichen Duft von ihm liebte, welcher mir sogleich unweigerlich in die Nase stieg und meinen Verstand in völlig andere Richtungen lenkte, aber im Augenblick konnte ich das nun wirklich nicht gebrauchen. „...Sag mal geht’s noch?...Mach das du von mir runter kommst...dafür habe ich gerade wirklich keine Zeit...“ gab ich nach einem kurzem sammelnden schließen meiner Lider postwendend grimmig von mir und schenkte ihm nebenher noch einen mehr als finsteren Blick, welchen er allerdings ohne mit der Wimper zu zucken geflissentlich zu ignorieren schien. L hingegen beachtete unterdessen weder die lauter werdenden Einwände der Ermittler noch die nunmehr verärgert dreinblickende Person unter sich, denn alles was er wollte, waren Antworten und das ganz egal wie. Dennoch ging der durch seine Aktion entstandene enge Kontakt zu der Brünetten auch an ihm nicht einfach so spurlos vorbei und er spürte wahrlich wiedereinmal mit jeder Faser seines Körpers, was für eine Anziehungskraft die bloße Nähe dieser Person auf ihn ausübte, sodass er sich mit aller Macht gegen die gefühlsbetonten Regungen in seinem Inneren zu wehr setzten musste, um nicht erneut die Kontrolle über diese eigens herbeigeführte Lage zu verlieren. Intensiv konzentrierte sich der Schwarzhaarige darauf, die logischen Züge seines Geistes im Vordergrund zu behalten und sich nicht von der wohligen vertrauten Wärme ihres schlanken Leibes einhüllen zu lassen, da bereits schon ein minimal abschweifender Blick auf ihre sündigen Lippen zu einem wahren Desaster frühen konnte. L durfte nicht vergessen, um was es hier eigentlich ging und ebenso wenig aus den Augen verlieren, das zur Zeit immer noch sämtliche weitere Mitglieder der Sonderkommission anwesend waren, welche ihn unaufhörlich beobachteten. Ein winziger Schritt zu weit oder bereits ein nicht einkalkulierter Fehler konnte ihn und seine persönliche Befangenheit in Bezug auf Zahra unwiderruflich auffliegen lassen – etwas, das er unter allen Umständen tunlichst verhindern wollte. „...Erst, wenn du mir erklärst, was du hier eigentlich machst Zahra...Was gedenkst du auf deinem Laptop zu finden?...Wonach suchst du?...“ kam prompt nachdrücklich von dem Schwarzhaarigen zurück und besah sich fortwährend prüfend die wechselnden Spiegelungen im Gesicht der jungen Frau, welche sich mittlerweile mit aller Kraft gegen seinen Griff zu wehr setzte. Mit meinem gesamten Gewicht stemmte ich mich beharrlich gegen die menschlichen Fesseln um meine Hände und versuchte mich eisern aus meiner misslichen Lage zu befreien, denn je länger er mich hier fest hielt, desto mehr wertvolle Zeit verlor ich beim überprüfen von Nicks Worten auf ihre Richtigkeit, aber egal wie sehr ich mich auch gegen ihn bemühte – als Frau war ich L neuerlich nicht gewachsen. Verzweiflung, Wut und Angst griffen immer tiefer in die beklemmenden Winkel meines Herzens und ich biss mir abermals sauer auf meine bereits leicht geschwollenen Lippen, als ich plötzlich erneut die dunkle Stimme von Ryuzaki in meinen Ohren vernahm, welche mich schlagartig inne halten ließen. Warte, was hatte er da gerade gesagt? Was ich gedenke AUF meinen Computer zu finden? In der SMS stand aber doch, das die Informationen IN meinem PC versteckt wären. Hieße das also... Meine Gedanken stoppten abrupt in ihren Tun, nur um sich danach sofort in die entgegengesetzte Richtung zu drehen und mich mit ihrem überraschenden Wechsel vollständig aus meiner Balance zu bringen. Hatte ich vielleicht tatsächlich an der falschen Stelle gesucht und somit nur kostbare Zeit verschleudert, obwohl ich es besser hätte wissen müssen? War das der Grund, warum ich diese vermeintlichen Informationen bisher niemals bemerkt hatte? Ganz einfach weil sie sich IN meinem Laptop befanden und nicht AUF? Das wäre zumindest die einzige plausible Erklärung dafür und zudem hatte Lina jederzeit zugriff auf meinen Computer gehabt, konnte es also tatsächlich möglich sein? Wie in einem Spiegel besah ich mir für unendlich erscheinende Sekunden mein eigenes Abbild nachdenklich in den dunklen Reflexionen von L´s Augen und überprüfte abermals jeden noch so kleinen Aspekt in dieser Aneinanderreihung von Ereignissen in meinem sich überschlagenden Verstand, ehe ich mich mit einem begreifenden „...das ist es...IN und nicht AUF...“ erneut unter dem Schwarzhaarigen aufzurichten versuchte.
 

Der junge Detektiv begutachtete derweilen misstrauisch die übergangslos eingestellte Gegengenwehr von Zahra mit einem sichtbar lauernden Blick, denn es war wiedermal einer dieser unberechenbaren Verhaltensweisen von ihr, welche ihn erfahrungsgemäß zu Vorsicht gemahnten. Die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm hatte er bereits mehr als einmal durch sie am eigenen Leib zu spüren bekommen und nun ließ ihre jähe Aktionslosigkeit neuerlich seine Alarmglocken hell auf schrillen. Was verbarg Sie nur vor ihm? Wieso agierte Zahra in einem so untypischen Handlungsweg und sagte ihm nicht einfach, in welches Problem Sie nun schon wieder hinein geraten war? Irgendetwas stimmte hier doch ganz und gar nicht, denn selbst wenn Sie stets ihren sturen Dickkopf durchzusetzen versuchte, so hatte er Sie noch niemals in solch einer aufgeschreckten Verfassung gesehen. Trotz ihrer Starrköpfigkeit war sie bisher immer kühl kalkulierend Vorgegangen und nun wirkte die junge Frau mehr wie eine blutige Anfängerin auf ihrem Gebiet, was diese nagende Unruhe in ihm nur noch weiter verstärkte. Zahra war inzwischen mehr für ihn, als bloß ein einfacher Mensch, den er nach belieben wie eine Marionette in auf seinem Schachbrett hin und her bewegte, um schnellstmöglich an Ergebnisse zu kommen und das war etwas, was ihm gerade mal wieder erneut vor Augen geführt wurde. Da war etwas in seinem Herzen, das sich gemäß der Theorie unweigerlich als Besorgnis einstufen ließ und diese galt nach allem was er mit ihr Erlebt hatte, ganz eindeutig der jungen Frau. Abermals streifte sein forschender Blick die nun sichtlich in Gedanken versunkenen Spiegelungen von Zahra, währenddessen er unfreiwillig mit jedem weiten Atemzug den süßen Geruch von ihr in sich aufnahm und dann plötzlich traf ihn eine neuen kraftvollen Attacke der jungen Frau, welche bei ihm zunächst für Unverständnis und Verwirrung sorgte. „...In?...“ wiederholte er postwendend überrascht die zusammenhangslosen Wörter und auch die anwesenden Ermittler, welche das Spektakel bisher mit sichtlicher Skepsis verfolgt hatten, stimmten in die verwirrte Nachfrage des Schwarzhaarigen mit ein. „...Ja ganz genau...IN...“ murmelte ich bei dem vernehmen seiner nochmaligen Erkundigung bestätigend vor mir her und setzte dann umgehend meine gesamte Konzentration neuerlich daran, mich irgendwie aus seinem Griff zu befreien, sodass ich meine neuen Erkenntnis ohne weitere Umschweife direkt überprüfen konnte. Ich hatte einfach keine Zeit ihm das ganze abstruse Konstrukte rund um Nick und Lina sowie hinsichtlich meiner Vergangenheit mit den Beiden zu erläutern und den Bezug zur derzeitigen Sachlage mit ein paar knappen Sätzen glaubhaft zusammen zufassen. Es war ohnehin beinahe unmöglich so etwas plausibel zu verpacken und dann bei jemanden wie L auch noch darauf zu hoffen, das er mich einfach so machen ließ, war nahezu ausgeschlossen. Jedoch, je mehr ich mich gegen ihn zu Wehr zu setzten schien, desto mehr spürte ich mit jeden einzelnen Muskel in meinem Körper, wie sinnlos dieses Unterfangen eigentlich war und das ich gegen seine natürliche körperliche Überlegenheit nichts auszurichten vermochte. „...Jetzt lass mich endlich gehen Ryuzaki...Ich verspreche dir, das ich es dir später erkläre ok?...Aber tu mir im Augenblick einfach den Gefallen und lass mich los...“ begehrte ich sodann resigniert wie ebenso verärgert auf, was mir allerdings lediglich einen mehr als unwilligen Blick von diesem einbrachte, während sich sein Griff nochmals fühlbar ein Stück weit um meine Handgelenke verstärkte. „...Nein...Ich möchte, das du mir jetzt sagst, was hier vorgeht Zahra...“ gab der junge Detektiven unbeeindruckt zurück, denn für ihn lag mittlerweile ganz klar auf der Hand, das mit der jungen Frau irgendetwas nicht stimmte und solange er nicht zu hundert Prozent wusste, was genau sich hinter ihren Verhaltensänderungen verbarg, würde er unter keinen Umständen nachgeben. Der Ausdruck in meinen blaugrauen Iriden wurde mit jeder Sekunde, die verging nochmals um eine Spur dunkler und zeitgleich stieg die Panik der Ungewissheit kontinuierlich in meinem Herzen an, was es mir fast unmöglich machte, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Die Zeit rann mir unwiderruflich wie feiner heißer Sand durch meine zitternden Finger und gleichzeitig schrumpfte eventuell auch potenziell dazu die Distanz zwischen einer möglichen Bedrohung, sodass sich mein Puls begleitend auf einem neuem Rekordhoch einfand. Irgendetwas musste ich tun, um meine neuerlichen gedanklichen Erschließungen und somit Nicks Worte auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen, aber wie sollte ich das anstellen? Was hatte ich schon jemanden wie L entgegen zu setzten und das zudem unter meinen derzeitigen angeschlagenen Voraussetzungen? Unvermittelt jedoch kam mir plötzlich eine unlautere Idee, welche ich mir nur aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit diesem seltsamen Detektiven zugänglich machen konnte und die im selben Atemzug das schlechte Gewissen, wie auch eine merkliche Welle der Furcht in meinem Inneren aufkeimen ließ. Allerdings was hatte ich jetzt noch für eine Wahl? Was, wenn da tatsächlich eine kriminelle Energie auf dem Weg hierher war und wir alle in höchster Gefahr schwebten? Nein, soweit würde ich es niemals kommen lassen und somit gab es bloß noch eine einzige Option, wie ich mich aus seinem eisernen Griff befreien konnte, ohne ihn in irgendeiner Form wirklich körperlich verletzen zu müssen. Mit wild klopfenden Herzen besah ich mir sodann abermals eingehenden den Mann, welchen ich mittlerweile über alles liebte und der mich dennoch mit seiner Art in den Wahnsinn zu treiben vermochte, bevor ich mich schlussendlich nach einem letzten tiefen Atemzug ruckartig zu ihm aufbäumte und seine weichen Lippen sanft mit den meinen verschloss. `...Es tut mir Leid L...`

Zwischen Asche und Rauch

Zwischen Asche und Rauch
 

Ein einzelner winziger Moment nur, in dem mir zum wiederholten Male durch diese so sanfte und doch gleichso verhängnisvolle Berührung seiner warmen Lippen all meine Sinne zu schwinden drohten, aber ich wusste mir in meiner derzeitigen Lage einfach nicht anders zu helfen, selbst wenn ich damit wohl möglich den größten Fehler in meinen Leben beginn. Das L unsere privat befangene Beziehung zueinander nicht nach Außen tragen wollte, hatte ich schlussendlich nicht vergessen und es nährte umgehend die bedrückende Angst des Verlustes, wie auch eine zeitgleich aufkeimender Einsamkeit in meinem Herzen, die ich jedoch krampfhaft versuchte aus meinen sich überschlagenden Gedanken bestimmt zurückzudrängen, denn im Augenblick zählte die Sicherheit aller in diesem Raum tausendmal mehr, als all meine schlimmsten Alpträume zusammen. Ich würde mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln, ganz gleich wie schwerwiegend deren Folgen auch sein mochten, unser Team, den Fall und vor allem Ryuzaki vor einer eventuell bestehenden Bedrohung dieser Art beschützen. Alles was mir nach Linas sinnlosen Tod noch geblieben war und das mir nun die Kraft gab immer weiterzumachen, befand sich gerade hier in diesen vier Wänden – etwas, das mir in unter diesen nervenaufreibenden Umständen mehr als deutlich vor Augen geführt wurde. Die Sonderkommission und meine damit verbundene Mitarbeit an dem Fall Kira waren mittlerweile zu meinem neuem Lebensmittelpunkt geworden, jedoch war L inzwischen noch weitaus mehr für mich. Bohrend und schon fast körperlich beschwerend fühlbar, konnte ich die fassungslosen Blicke der Polizeibeamten regelrecht in meinem Rücken spüren, die wie Erstarrt auf diesem Schauspiel lasteten, während ein ungläubiges Raunen die angespannte Stimmung im Zimmer zerschnitt. Zahras plötzlicher Frontalangriff schien nicht nur wie erhofft den jungen Detektiven völlig aus seiner Kontenance gebracht zuhaben, sondern sorgte postwendend ebenso für vor Entsetzten entgleisende Gesichter auf Seiten der restlichen anwesenden Ermittler, welche in der Zwischenzeit lediglich vollkommen Sprachlos der für sie recht skurril anmutende Szenerie beiwohnen konnten. `...Es tut mir Leid L...` durchfuhr es reumütig meinen abgehetzten Verstand und dennoch fühlte ich im selben Moment erleichtert, wie sich der eiserne Griff seiner Hände um meine Handgelenke Stück für Stück zu lockern begannen, sodass ich nach nicht einmal einer halben Minute all meine Konzentration auf den nun entscheidenden Schritt fokussierte. Ich wusste, das ich bloß Sekunden hatte in denen ich diesen kleinen Überraschungsmoment ausnutzen konnte und je länger ich wartete, desto höher wurde das Risiko, das sich Ryuzaki wieder von seinem Schrecken erholte, wodurch ich abermals in die Defensive zurück gedrängt werden würde. Ein Spiel auf Zeit, welches ich unter keinen Umständen verlieren durfte, denn es konnte mehr als unangenehme Folge nach sich ziehen, die mir bereits beim bloßem Gedanken daran einen kalten Schauer über den Rücken jagten. Mit einer gezielten Drehung löste ich mich daher eiligst wieder von dem Schwarzhaarigen und entwand mich gleichzeitig geschickt aus seinen menschlichen Fesseln, sodass ich ihn aus derselben Bewegung heraus bestimmt von mir herunter schubsen konnte, ohne das ich unnötige Gewalt anwenden musste. Überraschung und Fassungslosigkeit breiten sich unterdessen wie ein eiskalter Nebel in dem jungen Detektiven aus, als er endlich die Ausmaße der ihn inzwischen umgebenden Situation mit seinem scharfen Verstand erfasste, in welche ihn diese unkalkulierbare Brünette gerade mal wieder getrieben hatte, währenddessen die altbekannte Unruhe in seinem Inneren ihn sofort zustimmend aus dem Hinterhalt ansprang. Seine dunklen Seen weiten sich vor Entsetzten und der ihn einnehmende Schock lähmte wie auf Kommando all seine Glieder, indessen sein Herzschlag durch ihrer unerwarteten Berührung zunächst vollständig aussetzte, bevor er kurz darauf mit ungeheurer Wucht erneut zurückschlug. Ihre Wärme, der Geruch ihrer Haut und das leichte Streicheln ihres Amtes in seinem Gesicht ließen L für einen Sekundenbruchteil komplett aus seiner Fassung geraten, denn es weckte umgehend all die viel zu süßen wie gleichso pikanten Erinnerungen, welche er ganz automatisch damit verbannt. Jedoch nichts desto trotz war da dennoch im selben Augenblick ein vollkommen gegensätzliches Gefühl in ihm, das sich wie ein Tropfen schwarzer Farbe in dem sonst so klaren Fluss seiner Gedanken auszubreiten begann und welches das eigentlich als schön Empfundene an dieser sinnlichen Begegnung zu einem brodelnden Kessel aus aufschäumender Verärgerung werden ließ. Sie tat plötzlich etwas, das er ursprünglich um alles auf der Welt vermeiden wollte und dies zudem auch noch aus nur einen einzigen Grund – um sich einen Vorteil ihm gegenüber zu verschaffen. Die Erkenntnis traf den Detektiven wie ein Schlag in die Magengrube und zeitgleich mit seinem Erwachen spürte er bereits die konsequente Gegenwehr von Zahra, welche ihn nur eine Sekunde später mit einem ungläubigen Keuchen rücklings auf das Sofa neben ihr beförderte, ohne das er auch nur die Zeit dazu fand, auf ihre spontane Aktion irgendwie zu reagieren. Ein Chaos aus Verwirrung, Enttäuschung und Unwillen, aber auch eine ebenso unbändige Wut erfasste in diesem Augenblick den Verstand des Schwarzhaarige, denn ihre Handlung traf ihn durchaus tiefer, als er es je vermutet hätte und es brachte gleichzeitig noch eine neue Form der Emotionen mit sich. Ein Gefühl von Schmerz und Verrat, welches er so bisher noch nicht gekannt hatte. Es war für ihn ohnehin bis dato niemals wirklich leicht gewesen, sich mit so etwas wie Liebe zu identifizieren und sich mit einer Beziehungen zu Zahra vollständig zu arrangieren wie ebenso eine so komplett widersprüchliches wie gleichso unlogische Emotion tatsächlich zu akzeptieren, aber er hatte erstmals zu mindestens Beschlossen gehabt, sich diesen neuen Dingen in sich zu stellen und nicht mehr wie am Anfang sich ihnen zu entziehen versucht. Nun jedoch hatte genau diese Frau seine unliebsame Schwäche zielsicher gegen ihn gerichtet und die eine einzige wichtige Regel in diesem Spiel mit Füßen getreten, was einen mehr als bitteren Nachgeschmack bei ihm zurückließ. Ein Vertrauensbruch wider gleichen, der sich unwohl in seinem Innern ausbreitete und dessen wahren Spiegel er trotz alledem gekonnt mit einer gezielten Willensanstrengung vor den restlichen Anwesenden zu verbergen verstand, sodass sich lediglich ein mehr als finsterer Schatten über seinen Gesicht legte, während er verstimmt das neuerlich überhastete Tun der Brünetten kurz abschätzend beäugte.
 

Mein Herz raste vor Anspannung, als ich mich sodann haltlos von dem Sofa gleiten ließ und mich anschließend mit fahrigen zitternden Fingern wiederholt an meinem Laptop zu schaffen machte. Ohne diesen auch nur Herunter zufahren, löste ich den Akku eiligst aus seiner Verankerung und inspizierte genauestens die dunklen kleinen Hohlräume der Verschraubung unter der Abdeckung, unterdessen sich meine Gedanken unstet um Nick, L und Kira zu drehen begannen. Wie hatte ich diesen Zusammenhang nur übersehen können? Warum war ich nicht gleich auf die seltsame Konstellation der Worte in der SMS aufmerksam geworden? Wurde ich inzwischen etwa so unaufmerksam? „...Verdammter Mist...Wage es ja nicht, dich jetzt auch noch verabschieden zu wollen...Verstanden?...“ maßregelte ich im selben Atemzug sauer den letzten logischen Rest meines durchlöcherten Verstandes, indessen ich fieberhaft meine Konzentration auf mein Handeln zu lenken versuchte. Niemand in dem Raum sagte auch bloß ein einziges Wort, denn die Polizisten der SOKO waren noch immer völlig geschockt von der vorangegangenen Szenerie und beäugten stattdessen regungslos grübelnd das Treiben der aufgescheuchten jungen Frau mit einem mehr als mulmiger werdenden Gefühl in der Magengegend, derweilen der Schwarzhaarige abrupt wieder zu seiner alten Form zurückfand. Ich taste nunmehr sorgfältig den leicht erreichbaren Teil des Innenlebens meines Computers ab und mein Gesicht verlor schlagartig all seine Farbe, als sich ein kaum wahrnehmbares Gewicht mit einem leisen Klicken auf meinen Fingerspitzen einfand, sodass ich innerhalb eines Moments sprichwörtlich zu Eis erstarrte. Prompt weigerte sich mein Körper schmerzhaft seinen überlebenswichtigen Aufgaben nachzukommen und in meinem Hals bildete sich postwendend ein trockenes hartes Gebilde aus bestätigten Vermutungen gepaart mit einer markerschütternden Einsicht, die mir beinahe die Fähigkeit zum Atmen nahmen, während ich das unscheinbare schwarze Viereck in meiner Hand mit schreckgeweiteten Augen begutachtete. `...Nick hatte tatsächlich die Wahrheit gesprochen...` Mein Herz verkrampft sich sofort zu einem peinvollen protestierenden Klumpen aus abgrundtiefer Ungläubigkeit, derweilen sich dieser unheildrohende Gedanke immer bildhafter pochend in meinem Kopf manifestierte und wenig später nur ein nahezu stummer Schrei meine zu einem blutleeren Strich verzogenen Lippen verließ, als das böse Omen in meiner Hand plötzliche übergangslos aus meinem Sichtfeld entschwand. „...Ein digitaler Datenträger...Was befindet sich darauf Zahra?...“ folgte auf dem Fuße bereits die lauernde Nachfrage des jungen Detektiven, nachdem er innerhalb eines einzigen Wimpernschlages endlich all seine Selbstbeherrschung mit unnachgiebiger Verbissenheit zurück erkämpft hatte, denn ganz gleich wie unangenehm ihm die vorhergegangene Situation mit der Brünetten auch im Angesicht der Sonderkommission war und egal was diese unbedachte Attacke von ihr auf seine persönlichen Befindlichkeiten übertrug – in diesem Moment herrschte sein scharfer Verstand über das Chaos aus Emotionen in ihm. Eine schnelle präzise Regung von ihm und schon hatte er der offensichtlich unter Schock stehenden Zahra das verdächtige Objekt in diesem Theater entzogen, was allerdings umgehend neue brennende Fragen in dem verzweigtem Kopf des Schwarzhaarigen auflodern ließ. Seine mittlerweile natürliche detektivische Neugierde war wie automatisiert geweckt und scheuchte unterdessen den altbekannten Funken des Misstrauens in seinen Überlegungen auf, sodass selbst den bisher übertölpelten SOKO-Mitgliedern die sich abermals wendende angespannte Stimmung im Raum nicht entging. Die Polizisten zeigten nach ihrer minutenlangen Versteinerung nun erstmals wieder aktive Beteiligung am Geschehen und begann sich selbst mit argwöhnischen Blicken ein eigenes Bild von dem offensichtlichen Auslöser dieser Farce zumachen, währenddessen allmählich die zu erwartende Skepsis von allen Seiten immer lauter wurde. Unfähig mit meinem schreckbetäubtem Körper auf das Geschehen direkt vor mir überhaupt zu reagieren, besah ich mir weiterhin verstört das kleine unscheinbare und doch so verhängnisvoll anmutende Ding zwischen Ryuzakis Fingern, ohne im geringsten von seiner eindringlich prüfenden Frage gar bewusst Notiz zunehmen. Mein Kopf fühlte sich an wie eine vor Spekulationen zersplitternde Handgranate, der in einen riesigen Abgrund aus undurchdringlicher Dunkelheit zu verschwinden drohte, denn mit dem Erkennen der Wahrheit brach meine gesamte Vergangenheit wie ein erschüttertes Kartenhaus einfach in sich zusammen. Warum hatte mich Lina bloß so sehr getäuscht und mich nicht mit ins Vertrauen gezogen? Wieso habe ich ihrer weiterhin bestehende Verbindung zu einem verschwundenen BKA-Studenten in der gesamten Zeit über nicht bemerkt gehabt? Hatte Sie nach all den Jahren, in denen wir uns bereits gekannt hatten, immer noch Zweifel an meiner Aufrichtigkeit zu ihr? War ihre angebotene Freundschaft zu Schluss doch nicht echt gewesen oder hatte ich in meiner Zurückgezogenheit einen schwerwiegenden Fehler begangen? Was hatte Sie damit nur bezwecken wollen? Mich tatsächlich bloß Schützen oder war es mehr ein Selbstschutz gegen mich gewesen? Ich wusste nicht mehr, was noch glauben oder denken sollte, denn diese Ungewissheit über Linas wahren Hintergründe ätzte sich wie eine schmerzhafte brennende Säure in die Grundfeste meiner Überzeugungen und nebenher zerbrach zur selben Zeit die Gegenwart um mich herum in ein schier unlösbar erscheinendes Puzzle der Ausweglosigkeit, da obendrein die nun entstandene, vorher so wage vermutete, Bedrohung jetzt zu einer unbestreitbaren Gewissheit wurde. Da war eine skrupellose Organisation aus Verbrechern, zu denen ich gestern nicht einmal einen persönlichen Bezug vermutet hätte und welche nun offensichtlich ganz gezielt nach mir suchten, ohne das ich mir der realen Gefahr tatsächlich bewusst gewesen war. Wie sollte ich nunmehr reagieren, da das Unheil unabdingbar seinen Lauf zu nehmen schien? Wenn diese Leute mich hier fanden, dann wäre alles was mir inzwischen wirklich wichtig war, einem unnötigem Risiko ausgesetzt und die Lösung des Kirafalls könnte ebenso fataler Weise in erheblichen Maße behindert werden. Jedoch, was konnte ich unter diesen Umständen tun? Wäre es besser, L wie auch die SOKO aus diesem brenzligen Unterfangen herauszuhalten, um das Wagnis einer unerfreulichen Involvierung dieser mit diesen Verbrechern zu minimieren oder würde ich damit ihre Unversehrtheit und wohl möglich sogar ihr Leben aufs Spiel setzten? Allerdings, hatte ich gegen so viel kriminelle Energie überhaupt alleine eine Chance? Was für Optionen blieben mir schon unter der Betrachtung dieses unkalkulierbaren Zeitfensters, in dem ich mich bewegte? Wer wusste denn zu sagen, in wie weit sich die Entführer von Nick bereits in mein Privatleben vorgewagt hatten, ohne das ich davon etwas mitbekommen hatte. Wo lag die Lösung auf diesem schmalen Grad der verheerenden Entscheidungen? Die überlasteten Synapsen in meinem Gehirn begannen sich immer qualvollen unter der immense Überflut an durcheinander springenden Überlegungen zu winden, während sich die bitter Galle meines revoltierenden Magens kompromisslos ihren stetigen Weg nach oben bahnte und die klamme Kälte der Furcht meinen Körper in erzittern versetzte. Unerwartet jedoch, wurde ich plötzlich abermals von zwei warmen Händen ergriffen und mit unnachgiebiger Gewalt dazu gezwungen, dessen Besitzer unweigerlich in seine zwei missgestimmt dreinblickenden dunklen Seen zu schauen, welche von einer erneuten bohrenden wie ebenso deutlich verärgert klingenden Erkundigung begleitet wurden.
 

„...Was versuchst du vor uns zu verheimlichen Zahra?...Rede...“ gab der junge Detektiv unwirsch fordernd von sich, unterdessen er sich harsch wenn dennoch bestimmt vor der Brünetten auf dem Boden hockte und zeitgleich versuchte, diese aus ihrer unerfreulich schweigsamen Starre zu reißen. L hatte dieses Spektakel nun endgültig satt und die unleugbare lodernde Furcht in Zahras blaugrauen Augen sagte ihm instinktiv, das hier definitiv dringlicher Handlungsbedarf bestand, denn in so einer Verfassung hatte er die junge Frau in all den Monaten noch nie erlebt. Hier stimmte etwas nicht und das war mittlerweile so sicher, wie das Amen in der Kirche. Was hatte Zahra bloß angestellt, das Sie in solch einem Maße verstören konnte und was zum Teufel befand sich auf dieser ominösen SD-Karte? Wenn er nicht schleunigst ein paar Antworten von ihr bekam, dann würde er sich wohl oder übel mit seinen ganz eigenen Mitteln und Methoden zutritt zu diesen verschaffen müssen, selbst wenn dies nicht immer auf legalem Wege realisierbar war. Natürlich könnte er umgehend den Inhalt auf dem zweifelhaften Datenträger mit Hilfe seines Laptops überprüfen, aber solange er nicht genau definieren konnte WAS sich eigentlich darauf befand, war das Risiko schlicht und ergreifend zu hoch. Sollte sich darauf ein gut getarnter Virus oder eine andere Art von Schadsoftware befinden, dann könnten nicht nur der Fall Kira sondern gleichso, und das war noch weitaus entscheidender, seine wahre Identität bzw. seine Arbeit als L, dem Meisterdetektiv, in Gefahr geraten. So etwas konnte er unter keinen Umständen zulassen und die einzige plausible Lösung welche demzufolge vorerst übrig blieb, war Zahra egal wie zum Reden zu bewegen, denn jedes noch so unscheinbare Detail ihrer seltsamen veränderten Verhaltensstrukturen in den vergangenen Stunden, schrie ihm regelrecht eine unwiderlegbare Brisanz entgegen, die keinerlei Aufschub zu dulden schien. Die Zeit hatte in diesen Sekunden wortwörtlich den Atem angehalten und auch die restlichen Polizisten spürten eine nicht von der Hand zuweisende unterschwellig wachsende Bedrohung, seitdem das harmlos anmutende schwarze Viereck die gesamte Aufmerksamkeit im Raum auf sich gezogen hatte. Nichts desto trotz blieb ihnen das sichtliche Erschrecken der jungen Frau über ihren Fund ebenso wenig verborgen, wie der merkliche Unmut von Ryuzaki über die Entwicklung des gesamten Tages und die prekäre entstandene Lage um seine Person. „...Ich denke das reicht jetzt Ryuzaki...In ihren derzeitigen Zustand werden Sie sicher nichts aus ihr herausbekommen...“ erhob der Oberinspektor eindringlich betont nach einer gefühlten Ewigkeit endlich als erster das Wort und prompt folgten die zustimmenden Argumente seiner Kollegen hinterdrein, was L zwar genervt am Rande registrierte, jedoch gekonnt vollständig ignorierte, sodass sich Matsuda postwendend unterstützend an die Seite seines inzwischen vorgetretenen Chefs gesellte. „...Herr Yagami hat Recht...Sehen Sie denn nicht, das Zahra anscheinend unter Schock steht?...Warum schauen wir nicht einfach nach, was sich auf der Karte befindet?...“ ließ dieser sodann vorwurfsvoll verlauten, aber neuerlich zeigte der junge Detektiv keinerlei Regung auf die erhobenen Einwende, sondern starrte lediglich mit finster verengten Augen unentwegt in die blaugrauen Iriden von Zahra, als könnte er dadurch in ihren Gedanken die Lösung des Rätsels ergründen. Er würde solchen banalen Fragen nicht einmal eine winzige Sekunde seiner kostbaren Zeit schenken oder sein Vorhaben, die sonst so starrköpfige Frau vor ihm zu einer brauchbaren Aussage zu bewegen, abringen zu lassen, selbst wenn er mittlerweile ahnte wie wenig Sinn solch ein Bemühen offenkundig hatte. L wusste auch ohne diese leidigen überflüssigen Bemerkungen, wie es um die Brünette stand und welche anderen Optionen ihm in solch einem Szenario noch offen standen, denn sein scharfer Verstand war über diesen Punkt des Offensichtlichen schon längst hinaus. Dennoch hielt er aus irgendeinem unerfindlichem Grund an ihrem Blick fest. Da war etwas in ihm, das den Schwarzhaarigen nicht aufgeben lassen wollte und das ihm im Stillen sagte, das es ein großer Fehler wäre, sich in diesem Moment von ihr abzuwenden, selbst wenn er es nicht mit vernunftgeführter Logik bestimmen konnte. Es irritierte und verwirrte ihn mal wieder vollkommen aufs Neue, wie sehr sich seine üblichen so rational gegliederten Handlungsweisen in Bezug auf Zahra veränderten, ganz gleich wie verbissen er auch versuchte sich dagegen, vor allem jedoch in Anwesenheit von Anderen, zur Wehr zu setzten. Eine Mischung aus Ärger, Unwillen und Resignation breiteten sich indessen immer weiter in seinen Gedanken aus, aber trotz allem war da ebenso das warme kribbelnde Gefühl in seiner Magengegend, das er in ihrer Nähe einfach nicht im Stande war abzulegen und ganz allmählich konnte L zu seiner Überraschung tatsächlich verfolgen, wie sich der verschleiernde Vorhang des Entsetzens in ihrem Blick mehr und mehr zu lichten begann. Mein schwindelnder Kopf wie gleichso auch meine zerfurchten Gedanken schrien geradezu vor Pein auf, während sich immer neue Labyrinthe aus unendlich erscheinenden Fragen in meinem Verstand auftürmten, welche mich mit einer beängstigenden emotionalen Last zu erdrücken drohten. Völlig geistesabwesend starrte ich geradewegs in die mich musternden dunklen Seen vor mir - Gefangen in einem Alptraum aus Spekulationen zwischen meiner sicher geglaubten Vergangenheit und dem unsicheren, sich ständig aufs Neue verändernde, Chaos der Gegenwart – als sich schlagartig ein ganz bestimmtes Bild vor meinem inneren Auge zu formen begann, sodass mich die Erkenntnis daraus mit unvorstellbarer Wucht aus meiner beständig zerberstenden Welt in meinem Kopf riss. Eine Film aus einschneidenden wenn gleichso eigentlich komplett banal erscheinenden Erinnerungen, wie auch das damit einhergehende memorierende Bild eines skurril wirkenden jungen Mannes, der es in nur wenigen Monaten wahrhaftig geschafft hatte, mein gesamtes Dasein auf dieser Erde vollständig auf den Kopf zu stellen, ließen mich plötzlich begreifen, was Lina zu ihrem so widersprüchlichen Handeln bewegt haben mochte. Ich verstand mit einem Mal, was Sie in ihrer damaligen Situation durchgemacht haben musste und warum Sie mich seinerzeit nicht über die verquere Sachlage mit Nick aufgeklärt hatte, sodass sich mein Herz umgehend in seiner begreifenden Gewissheit zustimmend merklich verkrampfte. Lina wollte anscheinend damit, genau wie ich in diesem Augenblick, all die Menschen beschützen die ihr wichtig waren, um dem Mann, den Sie über alles liebte, uneingeschränkt zur Seite stehen zu können, selbst wenn es ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht hätte. Meine beste Freundin hatte gegen jegliche Form von vernunftgeführter Logik und gegen jeglichen Instinkt des gesunden Menschenverstandes gehandelt, nicht weil Sie Lebensmüde gewesen war oder weil Sie mir nicht blindlings Vertraut hätte, nein, Sie hatte so gehandelt, weil Sie sich von ihren Gefühlen hatte leiten lassen. Der dunkle trübe Schleier, welcher meine blaugrauen Augen in den entfernten Weiter der Selbstzweifel gefangen hielt, zog sich bei diesen Gedankengängen unnachgiebig von meinem Blick zurück und machte den Spuren von bedrückender Traurigkeit wie aber auch einer neuerlichen, über alles erhabenen, Entschlossenheit platz, die ich selbst in den beiden skeptisch dreinschauenden Spiegeln vor mir für eine winzige Sekunde eingehend beobachtete, ehe ich mich dann mit seltsam verzehrter Stimme nachdrücklich betont an dessen Besitzer wandte. „...L...Wir müssen dringend von hier verschwinden...Hier ist es nicht mehr sicher...Für keinen von uns...“ gab ich nichts desto trotz in einer kaum hörbaren Lautstärke von mir, während sich eine kleine salzige Perle des Abschieds bezüglich der bisherig Vorstellung meiner besten Freundin wie gleichso aber auch der mich ergreifenden Wut auf diese mich verfolgenden kriminelle Energie aus meinem Augenwinkel löste und sich meine Hände nebenher unterstützend zu Fäusten ballten. Ich hatte keine Wahl. Wenn ich Nick helfen, diese Organisation bekämpfen und alle in diesem Raum, wie ebenso unseren Fall, beschützen wollte, dann brauchte ich unweigerlich ihre Hilfe. Ob es mir nun gefiel oder nicht. Alleine hatte ich keine Chance und ich würde, so sehr sich auch alles in mir dagegen sträubte, nicht denselben Fehler begehen, wie Nick und Lina.
 

Der Schwarzhaarige beobachtete unterdessen genauestens jede noch so winzige Veränderung in den endlich wieder erwachenden Mimiken der jungen Frau und ihrer ersten Worte bestätigten ungünstiger Weise nicht nur seinen detektivischen Instinkt in seiner Vorahnung, sondern jagten ihm gleichfalls einen unwohlen Schauer über den Rücken. Er hatte also Recht behalten, was ihm aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen als Detektiv zwar nicht wirklich verwunderte, doch war die schlagartige Ernsthaftigkeit in ihrem Gesicht wie trockenes Reisig, welches man auf das unmerklich vor sich hin glimmende Laub aus Vermutungen streute und in seinen Magen abermals einen schmerzhaften Stich des Unbehagens zurückließ. Zahra steckte also wirklich in erblichen Schwierigkeiten und diese drohten nun ebenso auf die gesamte Sonderkommission wie auch ihn überzugreifen, was seine Laune abermals noch weiter in den Keller trieb. Diese starrköpfige Frau bedeute mal wieder nichts als Ärger und als wenn er zu Zeit mit Kira und seinen hinterhältigen Morden nicht bereits genug zu schaffen hatte, sorgte Sie neuerlich mit ihrer ihn verwirrenden Art für neue Probleme. Allerdings blieb offensichtlich im Moment nicht die notwendige Zeit dafür, sich über eine erneute Störung innerhalb seiner Ermittlungsarbeit zu echauffieren, denn ihre Worte machten L unmissverständlich klar, wie dringlich die Angelegenheit war, aber um die daraus resultierenden Umstände abschätzen zu können, brauchte er zunächst einmal mehr Informationen und den einzigen Anhaltspunkt, welchen er in diesem abstrusen Chaos besaß, war diese kleine SD-Karte in seiner Hand. „...Wie meinst du das Zahra?...“ folgte sodann prompt die lauernde Entgegnung des Schwarzhaarigen und festigte nochmals bestimmt seinen Griff, unterdessen er die Brünette mit seinen finsteren Blick zu einer deutlichen Antwort aufforderte. Er wusste bereits, das dieser unscheinbare Datenträger zwischen seinen Fingern eine nicht zu verachtende Rolle in diesem Szenario spielen musste und ebenso schlich sich immer merklicher die unabweisbare Gewissheit in ihm ein, das es wahrscheinlich um sehr viel mehr ging, als um einen abermaligen Alleingang von ihr hinsichtlich ihren Ermittlungen gegen Kira. Da steckte eindeutig mehr dahinter. Nicht anders erging es den anwesenden Polizeibeamten, welche nun mit sichtlicher Anspannung den knapp bemessenden Wortwechseln zwischen den beiden jungen Leuten aufmerksam beäugten, indessen sich sogleich die eine oder andere entsprechen forschende Frage von diesen eröffnete. „...Was ist hier eigentlich los?...“ erklang die irritierte Stimme von Matsuda in der anhaltenden Stille und sofort folgte ein aufgebrachtes „...Was ist auf dieser verdammten Karte?...Reden Sie endlich, Zahra...“ von Herrn Aizawa hinterher, derweilen Herr Yagami sich mit einem beschwichtigenden wenn nicht weniger beunruhigten „...Es ist uns schon bewusst, das Sie im Augenblick anscheinend ziemlich mitgenommen sind Zahra, aber sagen Sie uns bitte endlich, was hier los ist...Wie meinen Sie das, das wir hier nicht mehr sicher sind?...Wer ist hinter ihnen her?...“ in die aufkommende Diskussion mit einbrachte. Nur Sekunden vergingen, in denen die Luft beinahe Feuer zu fangen drohte und in denen weder L noch Zahra den fordernden Blickkontakt zwischen ihnen unterbrach oder den zurecht gestellten Fragen der SOKO-Mitgliedern eine Antwort darauf würdigten, bis die junge Frau schlussendlich mit einem bestürzenden Atemzug ihren Kopf für einen kurzen Augenblick senkte. „...Ich werde von Leuten verfolgte, die nach den Informationen auf dieser SD-Karte suchen...Sie sind gefährlich und ich weiß nicht, wie viel sie bereits über mich in Erfahrung gebracht haben...Bitte...Vertraut mir einfach...Wir müssen...“ begann ich infolge dessen nach einem abermaligen knappen bestärkenden Seufzen so sachlich wie möglich, die derzeitige brenzlige Lage um uns herum zu erklären, denn für ausschweifende Erläuterungen hatten wir schlicht und ergreifend keine Zeit mehr. Ich hatte diese Reaktionen wie gleichso Ryuzakis forsche Sturköpfigkeit im Vorfeld bereits kommen sehen und es war genau das, wovor ich die meisten Befürchtungen gehabt hatte. Beschwörend haftete mein blaugrauen Iriden eisern an den misstrauischen prüfenden Blick des Schwarzhaarigen und ich konnte nebenher aus dem Seitenwinkel erkennen, wie sich die Profile der Polizisten neben uns in erschrockene Masken verwandelten, als ich jählings durch das ohrenbetäubende Aufschreien einer Sirene in meinen Worten unterbrochen wurde.
 

Der Ausdruck in dem Gesicht des jungen Detektiven wurde mit jeden Satz von Zahra stetig eine Nuance dunkler, denn bei solche einer bestehenden Sachlage waren wahrlich jeder einzelne von ihnen in Gefahr, falls diese Leute die Brünette wirklich schon seit längerer Zeit verfolgten und um ihrer Anwesenheit im Hotel wussten. Demnach wäre tatsächlich die Wahrscheinlichkeit groß, das diese Verbrecher so skrupellos waren und Sie oder einen anderen von ihnen aufgriffen, um sie zur Herausgabe der Informationen zu zwingen, ohne das diese um deren Existenz überhaupt im Bilde waren. Schlimmsten Falls könnten diese Leute gleichso durchaus versuchen, sich das Objekt der Begierde mit Gewalt anzueignen und sich zutritt zum Aufenthaltsort dieser zu verschaffen. Es war also nicht von der Hand zuweisen, das dadurch nicht nur das Leben von Zahra bedroht sein, sondern ebenso die Ermittlungen gegen Kira in Mitleidenschaft gezogen oder gar das gut gehütete Geheimnis um seine wahre Identität gegenüber diesen Kriminellen aufgedeckt werden könnte, was nicht bloß unter der zurückblickenden Fragestellung hinsichtlich des zur Zeit nicht ganz ungewissen Aufenthaltes von Kiras Kräften eine beängstigende Vorstellung beinhaltete. Er musste schleunigst irgendetwas unternehmen, selbst wenn sich in seinem Kopf gerade tausende an spekulativen Fragen bezüglich des Datenträgers, den möglichen Verfolgern von Zahra und ihre Involvierung in diesem Fall, wie auch ihrer verbissene Verschwiegenheit darüber, anhäuften. Jedoch noch währenddessen sein scharfer logischer Verstand die wenigen Worte der jungen Frau innerhalb der Unterhaltung postwendend analysierte und sich nebenher über die daraus folgenden Schritte in dieser neu entstehenden Situation verzweigte, wurde er unsanft durch ein helles auf schrillendes Geräusch aus seinen Überlegungen gerissen. Unversehens unterbrach er perplex den Blickkontakt und horchte sofort alarmiert auf das an und abschwellende penetrante Heulen der Sirene, die wie ein Unglücksbote urplötzlich durch die zahllosen Gänge des Hotels schallte. Das war definitiv der Feueralarm, welcher das Gebäude und auch seine Bewohner wie Mitarbeiter während eines Brandfalles über die bestehende Gefahr informieren sollte und zu einen unverzüglichen Rückzug auf die öffentliche Straßen aufforderte. Ein seltenes, wenn dennoch nicht vollkommen unwahrscheinliches Ereignis, das sich allerdings in der aktuellen Situation beinahe arrangiert anfühlte und im Inneren des jungen Mannes umgehend eine nicht zu verkennende Anspannung aufkeimen ließ. Ich zuckte in selben Moment wie unter der Wucht eines unsichtbaren Faustschlages zusammen und verstummte sekundengleich in meinem eben noch eröffnenden Erklärungen, indessen mein Augenmerk überrascht wie gleichso unsicher zu der Haupteingangstür des Zimmers huschte. Derweilen traf sich irritierte fragende Gesichter unter den restlichen anwesenden Ermittlern der Sonderkommission und eine bedrückende Sekunde aus unheilschwangerem Schweigen kehrte in den vom durchdringenden Echo des Alarmtones erfüllten Raum ein, bis auf einmal um uns herum die Hölle losbrach.
 

Ein dumpfer lauter Knall ließ das massive Holz der Zimmertür haltlos aus ihren Angeln springen, der gleichzeitig von einem hellen blechenden klingenden Geräusch erst begleitet und anschließend vollständig abgelöst wurde, bevor sich der Raum zischend in eine Wolke aus undurchsichtigen beißenden Nebel hüllte. Hastig duckte ich mich instinktiv schutzsuchend unter die niedrige Platte des kleinen Tisch, vor welchem ich bis eben noch mit Ryuzaki zusammen gehockt hatte und versuchte irgendwie zu begreifen, was hier eigentlich gerade geschah. Brennender reizender Rauch füllte mit jeden neuem Atemzug den ich tat meine malträtierten Lungen und ich hustete gequält unter dem Übelkeit bringenden Gas auf, das es mir fast unmöglich machte den rettenden Sauerstoff in meinen Körper aufzunehmen. Meine Gedanken hetzten indessen in einem nie gekannten Chaos aus Panik durch den sich überschlagenden Irrgarten aus Ereignissen und ich bemühte mich inständig darum, meinen Verstand auf einen rationalen Ausweg zu konzentrieren, aber alles was ich vernahm, waren die quälten Laute der SOKO-Mitglieder irgendwo im Raum. Angsterfüllt blinzelte ich in den uns umgebenden ätzenden Dunst und tastete mit wild klopfenden Herzen nach der Stelle, an der sich noch bis eben L befunden hatte,derweilen ich versuchte den beißenden Rauch mit dem Ende meines Shirts von meinen Atemwegen fern zuhalten, bevor ich dann endlich ein Stück des vertrauten Stoffes unter meinen Fingern erfühlen konnte. Sogleich stieg mein Puls nochmals um eine beachtliches Stück an Geschwindigkeit an und erleichterte konnte ich zumindest spüren, wie sich dessen Besitzer ebenso hustend neben mir bewegte, doch plötzlich wurde ich jählings grob an meinem Arm in in die Höhe gerissen, sodass ich umgehend einen überraschten Schrei ausstieß, währenddessen ich mich sogleich nach Leibeskräften gegen den unbekannten, in schwarz vermummten Gegner zur Wehr zu setzten begann. Haltlos schlug ich um mich und neuerlich flammte ein noch nie zuvor gekanntes Grauen in mir auf, aber ich hatte nicht den Hauch einer Chance gegen die immense Kraft meines Gegenübers. Gelähmt vor Angst, mit sich haltlos überschlagenden Gedanken und in einer schieren Ausweglosigkeit gefangen, fühlte ich im nächsten Moment unvermittelt einen schmerzhaften Stich in meinem Hals, was meinen inneren Kampfgeist sogleich abermals mit aller Macht aufheulen ließ. Mit allem was ich aufbringen noch konnte, stemmte ich mich neuerlich entschlossen gegen meinen Angreifer, aber ich merkte sofort wie sich abrupt meine Sinne mehr und mehr zu verabschieden drohten. Wie verschwommen nahm lediglich noch Umrisse meiner von Rauch verzehrten Umgebung war und das Letzte was ich spürte war, wie mich eine eiserne Hand unsanft aus den erdrückenden Fesseln entriss, bevor mich schlussendlich ausnahmslose Dunkelheit empfing.
 

Auch L hatte indessen geistesgegenwärtig Schutz gesucht und versuchte derweilen krampfhaft, sich mit seinem Sweatshirt vor den kratzenden Rauch in dem kleinen Raum abzuschirmen, doch die Fasern waren einfach nicht dazu geschaffen. Verbissen unterdrückte er den aufkommenden Hustenreflex und lauschte nebenher konzentriert auf die ihn umgebenden Geräusche, welche ihm eindeutig sagten, das dort inzwischen mindestens zwei weitere Personen mit ihnen im Zimmer waren. Die Zuspitzung der Lage und ihre aktuelle Situation ließen mittlerweile nur noch einen Schluss zu – diese Leute, welche offensichtlich hinter Zahra und diesen Informationen auf dem Datenträger her waren, waren keine Amateure, sondern wussten allen Anschein nach sehr genau was sie taten. Demzufolge musste er sehr vorsichtig sein und durfte sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen, wenn er die junge Frau neben sich vor diesen Verbrechern tatsächlich beschützen wollte. Sie mussten hier so schnell wie möglich raus, doch wie sollten sie das bewerkstelligen, wenn sie durch den brennenden Rauch so gut wie blind waren und sich zudem noch, wohl möglich sogar bewaffnete, Gegner in ihrer Nähe aufhielten, welche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit perfekt auf diese Umstände eingestellt waren? L musste einfach einen Ausweg finden, ganz gleich wie dieser auch aussehen mochte. Sein Herzschlag hämmerte hart gegen seinen Brustkorb und er vernahm sehr deutlich, wie nicht nur die restlichen Ermittler mit den Folgen des Angriffs zu kämpfen hatten, sondern ebenso wie sich zwei dunkle Schatten unheilvoll, jedoch mit einer zielgerichteten Behändigkeit auf sie zubewegten, unterdessen sein scharfer Verstand immer mehr von einem qualvollen Pochen aufgrund des bestehenden Sauerstoffmangels merklich beeinflusst wurde. Die wenigen Sekunden wurden zu einer zeitverzehrten Ewigkeit, in denen er die wenigen Optionen, welche ihm jetzt blieben, genauestens abzuwägen versuchte und dennoch spürte er plötzlich unversehens, wie etwas ungestüm an dem Stoff seiner Kleidung zu zupfen begann, ehe dieses dann von einem markerschütternden Schrei der jungen Frau jäh unterbrochen wurde. Blitzartig war sein eben noch so überbeladener Kopf vollständig leer und etwas anderes machte sich postwendend in seinem Inneren breit, das wie ein schleichendes Gift all seine Rationalität mit einem Schlag vernichtete. „...Zahra...“ Ein Gedanke gepaart mit einem noch nie gekannten Gefühl, das sich einzig und allein als Angst definieren ließ, zog ihn umgehend zurück auf die Beine und versetzte seinem Herzen einen spürbar peinigenden Stich, während er sich in dem beißenden Nebel zu orientieren versuchte. Mit finster dreinblickenden Augen blinzelte er entschlossen in den brennenden Rauch vor sich und bewegte sich festen Schrittes selbstbewusst auf die Richtung zu, aus der er die deutlichen Geräusche einer sich wehrenden Person vernehmen konnte, bevor sich schlussendlich das dazugehörige Bild in sein Sichtfeld schob. Etwas in seinem Inneren schrie in diesem Moment aus schierer Furcht um die junge Frau auf und sein Körper schien sich plötzlich wie von alleine in Bewegung zusetzten, sodass er nur kurz darauf bereits beherzt nach dem Handgelenk von Zahra griff, um sie der potenziellen Gefahr wieder zu entreißen. Mit einem kraftvollen Ruck zog er die Brünette bestimmt in seine Richtung, währenddessen er aus derselben Drehung heraus, den völlig überraschten Gegner durch einen gut platzierten Tritt unweigerlich von den Beinen holte, bevor er selbst jedoch durch die Wucht des Aufpralls und das zusätzliche Gewicht von Zahra ebenfalls ungläubig den Halt verlor. Mit einem gequälten Aufstöhnend schlug L hart auf dem Boden auf und schirmte indessen den nunmehr schlaffen Körper der jungen Frau beschützend mit dem seinigen ab, aber nichts desto trotz konnte er dennoch hören, wie auch diese mehr als unsanft auf den Untergrund aufprallte. Ihr warmer Leib bedeckte fast vollständig den seinen und machte ihm das Atmen merklich schwerer, doch er konnte spüren, wie sich ihr Brustkorb in einem gleichmäßigen sanften Rhythmus beständig hob und senkte. Bunte Blitze und ein wabernder rot Schleier aus Pein tanzten unnachgiebig vor seinen dunklen Seen und der beißende Schmerz in seinen Lungen nahm von Minute zu Minute immer weiter zu, aber da war ebenso auch eine unendliche Erleichterung in seinem Inneren, die er in diesem Augenblick am allerwenigsten verstand. Er lag einfach da, lauschte auf das stille Rauschen des Blutes in seinen Ohren wie nebenher auch auf das weiter um ihn herum tobende Chaos, bis letztendlich eine verlockende Dunkelheit all seine Sinne mit sich nahm.

Der Zweck heiligt die Mittel...

Der Zweck heiligt die Mittel...
 

/...Wie ein Geflecht aus kalten einschneidenden Stacheldraht, spannte sich das trostloses Netz der abgrundtiefen Finsternis um seinen geschundenen Körper, sodass ihm das Atem in dieser undurchsichtigen Atmosphäre mit jeder vergehenden Minute immer schwerer wurde. Er war allein. Gefangen in absoluter Dunkelheit und doch quälte ihm unnachgiebig das sichere Gefühl, bei diesem Gedanken einem makaberen Trugschluss zu unterliegen. Die vollkommene Stille um ihn herum war für den jungen Detektive eigentlich Wohlvertraut, denn seit jeher zog er aufgrund seiner Bestimmung für die Gerechtigkeit zu kämpfen die Einsamkeit vor, doch jetzt wirkte sie plötzlich wie ein böses hämisch lachendes Kind,welches ihm stetig und mit übersprudelnden Enthusiasmus eine unsichtbare schmerzhafte Verletzung nach der Anderen zufügte. Müde hob L seinen Kopf und blinzelte zum wiederholten Male in nichts als allumfassende Finsternis, welche sich wie schwarzes giftiges Wasser nachhaltig in seine Kleidung sog und sich dort als beschwerendes kaltes Etwas auf seiner Haut niederließ. Der mittlerweile zähe Brei in seinen rationalen Überlegungen würde bald zu einer festen eisähnlichen Masse erstarren, wenn er sich nicht langsam aus diesem Alptraum befreite und mit ihm würde auch der letzte Funke seines Lebenswillen erlöschen, denn Alles, was er je wirklich besessen hatte, war sein scharfer Verstand gewesen. Dieser war es, der ihn zu dem machte, der er war und dieser war es auch, der seinem existentiellen Fortbestand in dieser Welt einen logischen Sinn gab. Schmerzerfüllt stöhnte der junge Mann auf, als sich die brennende Kälte auf seinem Leib zielstrebig ihren gewissenlosen Weg in sein Inneres suchte und sich dort wie eine eiserne Faust aus Dornen um seinen heftig protestierendes Herz schloss. Dennoch, irgendwo in den Tiefen seines davon treibenden Bewusstseins kämpfte er weiter verbissen dagegen an, aber er ahnte bereits jetzt, wie Aussichtslos dieses ganze Unterfangen letztendlich war und er spürte regelrecht, wie ihn die schattenlose Einsamkeit mit jeder vergehenden Sekunde ein Stückchen mehr mit sich nahm, bis sie sich ihn am Ende vollständig einverleiben würde. Mit all seiner Kraft die er noch aufbringen konnte, ließ er abermals seinen prüfenden Blick schweifen. Er wollte einfach nicht so leicht aufgeben – nein - er suchte weiterhin entschlossen nach dem einen kleinen Indiz, welcher ihn schlussendlich doch noch aus dieser surrealen Situation erretten konnte. Und mit einem Mal wurde der fiebrige trübe Ausdruck in seinen dunklen Iriden von einem Schleier aus puren Entsetzten abgelöst, während sich seine trockenen gesprungen Lippen zu einem einzigen stummen Wort formten, welches im selben Atemzug von einem grauenhaften Gedanken abgelöst wurde. „...Light...nein...Kira...“ Die vollkommen Dunkelheit um ihn herum verblasste allmählich zu einem wabernden Vorhang aus unheimlichen Grautönen und gab so nunmehr einen Blick auf etwas noch viel Schrecklicheres frei, sodass sich sein Magen umgehend mit rebellierender Übelkeit an seinen Besitzer zurück meldete. Gequält schluckte der junge Detektive den bitteren Geschmack der aufsteigenden Galle in seinem Mund wieder hinunter und dennoch konnte er sein Augenmerk nicht für einen winzigen Moment von der sich auf tuenden grausamen Szene abwenden. Wie in Trance klebten seine ungläubigen dunklen Seen an der breit grinsenden Gestalt, die dort mit einem Apfel in der Hand auf einem Berg von Leichen thronte und zu dessen Rechte ein kleines blondes Mädchen saß, welches ihren Kopf mit einen zufriedenen Lächeln auf seine Beinen bettete. Der unverkennbare Geruch von Tod und Verwesung breitete sich sekundengleich mit dessen Erscheinung aus, was L prompt einen eisigen Schauer aus Ekel gepaart mit unbändiger Wut und Enttäuschung über den Rücken laufen ließ, sodass er sich sogleich bestärkend auf die Unterlippe biss. So unwirklich dieses Szenario auch für den Rest seines rationalen Verstandes in dieser unlogischen Welt war, so sehr keimte mit diesem Bild trotz allem das Gefühl des Versagens in seinen Gedanken auf und dies ließ in selben Moment etwas in dem Schwarzhaarigen zerbrechen, worauf hin sich postwendend ein siegreiches schadenfrohes Lachen von dem jungen Studenten einstellte. Der Klang des höhnischen Gelächters ging dem Detektiven sprichwörtlich durch Mark und Bein, doch noch schlimmer als die unweigerliche Kränkung seines eigenen Egos wogen all die bekannten Gesichter, welcher er nach einer genaueren Betrachtung in der Anhäufung aus Toten ausmachen konnte.`...Watari...Yagami...Aizawa...Matsuda...Moggi...` all die Namen der Menschen, mit welchen er diesen Teufel Kira über Monate hinweg gejagt hatte, schlugen wie eine verheerende Bombe aus Erschrecken und Pein in seinen Kopf ein und allein der Anblick seines wohlvertrauten toten Assistenten, riss seinen Geist in einen haltlosen Abgrund der Trauer. Jedoch selbst jetzt zeigte seine Mimik nur einen unbedeutenden Teil der wahren Emotionen, welche inzwischen hinter dieser jahrelang erprobten Fassade steckten und nunmehr wie ein zerreißender Vorhang der Wut in seinem Inneren zu toben begann.
 

Unfähig dazu, dem fesselnde Netz aus schmerzhafter Dunkelheit zu entrinnen, erklomm die bittere schwarze Kälte beständig neues Gebiet in seinem gemarterten Körper und in seine Gedanken begannen sich der trüben Nebel des Versagens unter den spöttischen Augen von Light nur noch schneller auszubreiten, denn mittlerweile prägte ihn sein Verstand auf ein einziges Wort, das alles um ihn herum schlagartig zu einer unbedeutenden Masse werden ließ. `...Verlierer...` Sein Kampfeswillen erstarb – Stück für Stück – und doch so unaufhaltsam, wie eine Flut den jahrtausendealten standhaftesten Baum mit sich riss. Dann jedoch, wurde es plötzlich wärmer um ihn herum. Nur wenige Grad und dennoch so wohlig spürbar, das sich ein kleiner Funke des Erwachens in seine ermatteten dunklen Augen schlich, sodass sich sein flackernder Blick kurz darauf langsam auf dessen Ursache richtete. Zarte weiche Hände und ein mildes Lächeln waren die erste Dinge, welche L in jenen Moment begegneten, sodass sich mit dem Begreifen um die zierliche Person vor ihm, die Finsternis in seinen Gedanken Stück für Stück wieder zu lichten begann. „...Zahra...“ ein einzelnes Wort bloß, das er mit seinen rauen Lippen formte - so simpel und trotz dessen so bedeutend, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Als hätte er mit dem Aussprechen ihres Namens ein geheimes Codewort genannt, zog sich die schwarze schmerzendes Kälte in seinem Körper unvermittelt zurück und zerbrach somit zeitgleich das eiserne Netz der Dunkelheit, das ihn unnachgiebig in seinem Griff gefangen gehalten hatte. Die grausamen Bilder von Light und Misa verblassten und mit ihnen verzog sich der beißende Geruch des Todes, während L ohne die Kraft der Fesseln einfach haltlos wie gleichso erschöpft in sich zusammen sackte. Wiedererwarten schlug er jedoch nicht auf dem vermeintlichen Untergrund auf, sondern wurde im selben Atemzug von zwei vertrauten warmen Armen aufgefangen, die ihn umgehend in eine sanfte Umarmung schlossen und sich langsam mit ihm zu Boden sinken ließen. Die Lider geschlossen, lehnte er für eine Weile einfach nur erleichtert friedlich gegen die sich sanft heben und senkenden Brust der Brünetten und lauschte intensiv auf den gleichmäßigen beruhigenden Herzschlag, welchen er unfreiwillig mit so vielen schönen wie ebenso pikanten Erinnerungen verband. Er verstand es nicht, doch die Kälte wie auch das Gefühl der erdrückenden Einsamkeit zog sich immer weiter aus seinen rationalen Verstand zurück, so dass letztendlich wieder der alte Siegeswillen in seinen Geist aufflammte und er sich nunmehr mit einem zu allem entschlossenen Blick von der jungen Frau löste. Ohne ein einziges Wort, begutachte L für einen Moment mit seinen unleserlichen dunklen Seen den nackten wohlgeformten Körper vor sich und doch hatte er schlussendlich nur Augen für die herausfordernd wenn gleichso zärtlich dreinschauenden blaugrauen Iriden von Zahra, die ihm mit einem frechen Schmunzeln stillschweigend unentwegt entgegen sah.../
 

Ruckartig öffnete der junge Detektiv seine Augen und starrte sogleich missmutig hinauf an eine völlig heruntergekommene Zimmerdecke, die seinen scharfen Verstand prompt in erhöhter Alarmbereitschaft versetzte. Irgendetwas stimmte hier nicht, das registrierte es sofort, doch seine Gedanken hingen noch immer in dieser verwirrenden abstrusen Welt des Schlafes fest, aus welche er gerade so unsanft geflüchtet war, sodass er für einen kurzen Moment misstrauisch seine Umgebung in dem trüben Zwielicht zu begutachten versuchte. Die schattenhaften Umrisse des Raumes wirkten modrig und vom nagenden Zahn der Zeit zerfressen, jedoch viel mehr konnte er auf dem ersten Blick in dem von Staub durchsetzten Matt nicht erkennen, allerdings spürte er dafür sehr deutlich, wie die klamme einfallende Nacht ungehindert durch die sichtbaren Risse des alten Fensters kroch. Aber wo war er hier und wie war er überhaupt hierher gekommen? Das Letzte, an das er sich erinnerte, war der unerwartete Überfall im Hotel und eine damit offensichtlich zusammenhängende SD-Karte, welche Zahra kurz zuvor in ihrem Laptop gefunden hatte. Danach folgte nur noch Dunkelheit und dieser verwirrende Traum. Doch wieso war er überhaupt Ohnmächtig geworden? Was war geschehen, das er sich diesem Umstand nicht mehr ersinnen konnte? Mit aller Macht konzentrierte sich L darauf, die fehlenden Puzzleteile in diesem Chaos aus neuen und alten Informationen ausfindig zu machen, als eine pulsierende Welle aus Schmerz den Schwarzhaarigen umgehend wieder aus seinen vehementen Überlegungen riss. Gepeinigtes entkam seinen Lippen ein leises Aufstöhnen, unterdessen er sich postwendend an seinen protestierend hämmernden Kopf fasste und sich nebenher dennoch vorsichtig in eine senkrechte Position aufrichtete, um sich so wenigstens einen besseren Überblick über seine derzeitige Situation verschaffen zu können. „...Sie haben sich da eine ganz schöne Beule eingefangen...An Ihrer Stelle würde ich das nächstes Mal etwas vorsichtiger sein...“ Die unerwartet erklingende fremde Männerstimme in dieser trügerischen Stillen ließ den jungen Detektiven augenblicklich unmerklich Zusammenfahren und versetzte seinen Körper zeitgleich in eine angespannte Abwehrhaltung, ehe er sich anschließend wachsam wenn gleichso behutsam zum Verursacher herumdrehte. Mit seinen dunkel dreinschauenden Seen, bemühte sich L darum, der konturlosen Figur in der anderen Ecke des Zimmers ein Gesicht zu geben und achtete dabei aufmerksam auf jede noch so kleine Bewegung, welche den Schemen nicht desto trotz immer mehr Gestalt gab. „...Wer sind Sie?...“ gab der Schwarzhaarige mit lauernder Stimme zur Antwort und spannte derweilen seine Muskeln weiter an, um auf einen vermeintlichen Angriff bestmöglich vorbereitet zu sein. In seinem Kopf herrschten tausende an möglichen Szenarien vor, welche er in Sekundenbruchteilen rational nach ihren Wahrscheinlichkeiten aufsplittete und somit die Gefahr einer unkalkulierbaren Überraschung auszugrenzen versuchte. Langsam aber stetig wurde der Schatten zu einer wahrnehmbaren Person, sodass nach einigen Minuten das Antlitz eines markant geprägten Europäers mit schwarzen kurzen Haaren zum Vorschein kam, welcher sich nun mit einem bitteren schiefen Grinsen an den jungen Detektiven richtete. „...Mein Name ist Nick Krüger...Ich bin ein alter Freund von Zahra und ich sitze hier genauso fest wie Sie, also kommen Sie wieder runter...Ich bin nicht Ihr Feind...Außerdem haben wir gerade ein ganz anderes Problem...“ folgte von dem Älteren zurück, denn ihm war das unverhohlene Misstrauen in den forschenden Augen des Anderen nicht entgangen und auch die knisternde bedrohliche Spannung im Raum, ließ sich schlichtweg nicht so einfach von der Hand weisen. Ryuzakis merkte bei den gesprochen Worten des Fremden sichtbar auf, doch blieb der argwöhnische Funken in seinem Blick unweigerlich erhalten, selbst wenn er im selben Atemzug damit begann, die nun abrupt wieder aufkeimenden fehlenden Bilder der letzten Stunden vor seinem inneren Auge in eine passende Reihenfolge zu bringen. Der Name der Brünetten war wie ein Schlüssel, der den pochenden Schmerz in seinem Kopf zu einer neuen Form der Agonie verhalf und doch gleichzeitig all die verlorenen Erinnerungen zurückbrachte. Der beißende Rauch, die unbekannten Eindringliche, das Chaos und auch das Gefühl der Angst, das er verspürte als Zahra von einem der vermummenden Personen attackiert worden war. Nicht zuletzt folgte die Reflektionen eines Sturzes, welchen er durch sein Eingreifen in das Geschehen nicht verhindern konnte und der demnach für die ihn quälende Schwellung an seinem Haupt verantwortlich sein musste. Ein Umstand, der ihn nichts desto trotz gewaltig Verstimmte und der ihn am eigen Leib nun schmerzlich spüren ließ, wozu impulsives Handeln, ganz gleich in welchem Zusammenhang dies auch stehen mochte, führen konnte. Ein Verrat seiner selbst und dennoch ein unmissverständliches Zeichen von irrationaler Menschlichkeit, welche er inzwischen hinsichtlich der jungen Frau an den Tag zu legen pflegte. Doch basierend auf diese sich ihm eröffnenden Gedankengänge, lieferten sich in der nächsten Minute bereits eine Schlussfolgerung nach der Anderen ein unerbittliches Kopf an Kopf rennen, bei welchen sich sein Herz umgehend merklich zusammenkrampfte. Der Angriff und die damit einhergehende Bewusstlosigkeit seiner Selbst, führten ohne Frage zu seiner Entführung, denn als etwas anderes konnte man seine jetzige Lage sicherlich nicht beschreiben und dies verleitete zweifelsohne zu dem Schluss, das Zahra demnach etwas ähnliches zugestoßen sein könnte, denn letztendlich war Sie oder zumindest ihr Wissen um die SD-Karte der tragende Anreiz für diese Eskalation. Wahrscheinlich war also, das nicht nur er in größeren Schwierigkeiten steckte, als er bisher vermutet hatte, sondern viel mehr die junge Frau ins Visier dieser Verbrecher geraten war, von denen er nicht einmal zu sagen wusste, für was Sie dieses ganze Theater eigentlich veranstalteten. Einzig allein die Fragen nach dem genauen Grund und den fragwürdigen Verbleib von Zahra blieben zu Letzt wie ein unnachgiebig wachsendes Geschwür in seinen Überlegungen zurück, aber er hatte mittlerweile schon eine beinahe unumstößliche Vermutung, wer ihn zumindest ein paar seiner Fragen beantworten könnte.
 

Die verbliebenen Mitglieder der Sonderkommission hatten sich inzwischen in einen der kragen Konferenzräume des Polizeihauptreviers eingefunden, denn in dem verwüsteten Hotelzimmer hatten sie nicht länger bleiben können und dennoch hatte die Sicherung ihrer Ermittlungsunterlagen im Fall Kira höchste Priorität gehabt. Die bittere Sachlage, das trotz ihres geistesgegenwärtigen routinierten Eingreifens in dieser unvermittelten Gefahrensituation, L wie auch Zahra ohne jede Spur entführt werden konnten, lastete schwer auf den Gemütern der Polizisten. Alles ging einfach viel zu schnell. Zwar hatten die Beamten umgehend die Verfolgung der flüchtenden Täter aufgenommen gehabt, aber als sie nach dessen Scheitern niedergeschlagen in den von reizenden Gas durchsetzten Raum zurückkehrten, war nirgends ein Hinweis auf die beiden jungen Leute zu finden gewesen. Anfänglich hatten sie noch daran geglaubt, das sich die Zwei aus eigener Kraft irgendwo in Sicherheit gebracht hatten, jedoch mit jeder vergehenden Stunde der Suche schwand die Hoffnung und machte der erschreckenden Gewissheit platz. Besorgt und in den tiefen Abgründen dieser spekulativen Ungewissheit versunken, suchte der müde Blick des Oberinspektors bereits zum wiederholten Male an diesem Abend fragend die schattenhaft erscheinende Silhouette des älteren Herren, welcher seit seiner Ankunft lediglich stillschweigend vor einem Laptop hockte, ohne auch nur ein einziges Mal davon aufgesehen zu haben. Watari hatte gegen jede Logik in dieser Chaos nicht lange auf sich warten lassen, sondern war plötzlich wie aus dem nichts aufgetaucht und hatte anschließend unversehens die leitende Position von L eingenommen gehabt. Seine Anweisungen waren präzise und dienten letztendlich bloß der Sicherung der monatelangen Ermittlungsarbeit seines Schützlings, wenn gleich jeder der Anwesenden die tiefen unleugbaren Spuren von Besorgnis und Angst in seinen Augen ausmachen konnte. Niemand vermochte zu sagen, was sich genau im Inneren des Vertrauten von L abspielte, aber Sie alle hatten nichts desto trotz eine Ahnung davon, wie sehr ihn das Verschwinden des jungen Detektiven mitnehmen musste. „...Haben Sie schon etwas brauchbares herausgefunden Watari?...“ In der Stimme des Oberinspektors klang fühlbar die Erschöpfung der vergangenen Stunden mit und jeden einzelnen der Polizisten war die unaussprechliche Ausweglosigkeit, in welcher sie mittlerweile steckten, mit bloßem Auge anzusehen, denn bisher hatten sie nicht einen verwertbaren Hinweis auf den Aufenthaltsort der Vermissten finden können. Nur die wenigen letzten Worte von Zahra lieferten ihnen bisher einen konturlosen Anhaltspunkt und ließen auf einen unklaren Zusammenhang mit der Brünetten schließen, doch das „Warum?“ blieb ihnen weiterhin eisern verborgen, sodass dieses wie eine schwere dunkle Wolke des Unbehagens in den Köpfen der Polizeibeamten nachhing. Alles was ihnen zur Verfügung stand, war eine kleine unscheinbare Speicherkarten und doch war es ihnen bis jetzt nicht gelungen, die gut gesicherten Informationen von dieser abzurufen, sodass sie seitdem stillschweigend der Dinge harrten, die nun folgen würden. Jeder für sich in seinen Gedanken. „...Nein...Tut mir Leid meine Herren...aber die Codierung des Inhalts ist nicht so einfach zu entschlüsseln, wie ich anfangs angenommen hatte...Alles was ich ihnen bisher sagen kann, ist das Zahra offensichtlich Kontakt zu einer Person gehabt haben musste, die über den Sachverhalt Bescheid wusste...“ gab Watari mit einem resignierten Seufzen von sich, während er einen kurzen sorgenvollen Blick hinunter auf den neben ihn zusammengekauerten Streuner warf, welchen er zuvor aus Zahras zerstörter Wohnung befreit hatte. Der erste Anhaltspunkt den er verfolgt hatte, war ein eventuell existierender Indiz in ihren persönlichen Sachen ausfindig zu machen, nachdem er sich mithilfe des Kopieprogramms, welches L zuvor auf ihrem Handy installiert hatte, einen Überblick über ihre zuletzt geführten Kontakte verschafft hatte. Allerdings hatte, wie sich herausstellte, wohl schon vor ihm jemand die selbe Idee und alles was von ihrem Hab und Gut noch übrig geblieben war, konnte man ohne zu zögern getrost an einer Hand abzählen. Choco war, zu seiner Erleichterung, zum Glück mit ein paar wenigen Kratzern und Blessuren aus diesem Chaos herausgekommen, aber der Misserfolg seiner Vermutung, dort etwas brauchbares zu finden, war umso schwerwiegender gewesen. „...Aber irgendetwas müssen wir doch tun können...Die beiden können sich ja schlecht in Luft aufgelöst haben...Es muss sie doch zumindest irgendwer gesehen haben...Wenn wir nun eine Fahndung...“ schalltet sich nun auch Matsuda in das Gespräch mit ein und wurde sodann abrupt von den auffahrenden Herrn Aizawa in seinen Gedankengänge ausgebremst. „...Wenn wir eine Fahndung nach ihnen schallten, würde das sie nur unnötig in Gefahr bringen...Diese Leute sind keine Amateure gewesen und ich vermute, sie werden nicht daran zögern, sich unliebsames Gepäck schnellstmöglich vom Hals zu schaffen...“ „...Da ist was Wahres dran...Zumal Kira noch immer auf freien Fuß ist und wenn wir die Gesichter von Ryuzaki und Zahra in der Öffentlichkeit zeigen...Das könnte in einer unsagbaren Katastrophe enden...“ fügte postwendend Herr Yagami die die Ausführungen von Aizawa weiter, sodass sich auf dem Gesicht des jüngsten Mitgliedes der SOKO der Ausdruck demütiger Betroffenheit auszubreiten begann. „...Das habe ich nicht bedacht...Tut mir Leid...“ kam kleinlaut von Matsuda, bevor er sogleich, wenn diesmal auch um einiges zurückhaltender, seiner nächsten Idee freien lauf ließ. „...Was wäre, wenn wir Light bei dieser Sache um Hilfe bitten würden?...Immerhin ist so gut wie bewiesen, das er nicht dieser Teufel Kira ist ...Und seine Intelligenz kann es locker mit der von Ryuzaki aufnehmen...“ Sämtlich Aufmerksamkeit in Zimmer richtete sich im selben Atemzug überrascht wie ebenso nachdenklich auf den nun etwas verdattert dreinschauenden jungen Polizeibeamten, derweilen sich auf dem Gesicht von Watari ernsthafte Zweifel zu spiegeln begannen. Der ältere Herr wusste nur zu genau, wie wenig seinem Schützling die Zuhilfenahme des einzigen Verdächtigen in dieser weltweiten Mordserie zusagen würde und auch wie gewagt eine solche Aktion sein konnte, wenn der Verdacht gegenüber dem jungen Studenten tatsächlich begründet war. Anderseits hatte Matsuda in dem was er sagte dennoch gar nicht so unrecht, denn die geistige Ebenbürtigkeit von Light gegenüber L war egal wie man es dreht und wendete schlichtweg nicht zu verleugnen und könnte ihnen bei der Auffindung der Vermissten vielleicht wirklich eine Unterstützung sein. Aber war es das Risiko wahrlich wert? Eine seltsame beklemmende Stimmung breitete sich nach verhallen des Vorschlags innerhalb der Sonderkommission aus und doch spielte jeder der Anwesenden mit den abwägenden Überlegungen, die eine solche Entscheidung mit sich brachten. „...Nun...Ich weiß, das mein Wort wahrscheinlich am allerwenigsten an Aussagekraft besitzt...Immerhin bin ich Lights Vater...aber ich finde in Anbetracht der derzeitigen Situation, das Matsuda gar nicht so Unrecht hat...Light kann uns unter Umständen wirklich dabei helfen, die Beiden zu finden und außerdem...Welche andere Wahl haben wir schon?...Die Zeit spielt bei jeder Entführung gegen uns oder nicht?...“ merkte der Oberinspektor nebenher bestimmt an und ihm folgten kurz darauf weitere Bespiele aus den Reihen seiner Kollegen, was ihn Innerlich doch erleichtert aufatmen ließ. Herr Yagami war nach wie vor der bewiesenen Unschuld seines Sohnes überzeugt und eventuell konnte er mit dessen Einbezug in dieser Lage schlussendlich ebenso ein paar weitere Zweifel hinsichtlich der Kiratheorie ausräumen, ganz gleich, wie wichtig das Auffinden von Zahra und Ryuzaki auch war. Minuten vergingen, in denen spürbare Uneinigkeit über die Umsetzung dieser Idee vorherrschte und überwiegend ließ sich diese auf den alten Vertrauten des Meisterdetektiven zurückführen, was die Beamten wiederum jedoch nicht sonderlich überraschte. „...Also schön...Ich stimme dem Vorschlag zu, aber nur unter einer Bedingung...“ setzte Watari sodann nach weiteren grübelnden Minuten der Einschätzung alles vorhandenen Fakten an, ehe er mit sichtlich erster Mine seine Voraussetzung preis gab, die klar machte, das es um diese keinerlei Umweg gab. „...Wir werden Light um Hilfe bitten, aber er wird weiterhin ununterbrochen unter Beobachtung stehen und seine Zelle in dieser Zeit nicht verlassen...“
 

„...Was wissen Sie?...Und noch viel wichtiger ist die Frage...Wo sind wir hier?...“ sprach der Schwarzhaarige mit unverhohlenem Misstrauen seinen Gegenüber auffordernd an und behielt ihn indessen aufmerksam im Auge, während Nick im selben Moment kurz ungläubig die Gesichtszüge entglitten. „...Ist das wirklich alles was Sie gerade Interessiert?...Nicht mal ein...Wo ist Zahra?...oder...Geht es Zahra gut?...“ entfuhr es sogleich aufgebracht dem Älteren der Beiden und konnte über diese vermeintliche Gleichgültigkeit des seltsamen jungen Mannes nur noch fassungslos den Kopf schütteln, welcher ihn postwendend noch eine Spur argwöhnischer zu mustern begann. „...Sie wissen etwas über Zahras verbleib?...Wo ist Sie?...“ forschte L sofort lauernd nach und im nächsten Atemzug schon, machte sich bei ihm die sichtbare Maske des Erschreckens breit, als sich der Fremde ruckartig umdrehte und aus der Bewegung heraus nach etwas hinter seinem Rücken griff. Das unverkennbare Rascheln von Stoff, gefolgt von einem leisen protestierenden Stöhnen, gab letzten Endes den Blick auf eine dahinter verborgene zierliche Person frei, die das Herz des Meisterdetektiven umgehend einen schmerzhaften Stich versetzte. „...Zahra...“ In diesem einem, fast schon geflüsterten, Wort das ihm über seine Lippen kam, schwang zeitgleich alles mit, was ihr Anblick gerade in ihm auslöste und dennoch blieb er einfach wie erstarrt in seiner Position hocken. Unglaube zeichnete seine dunklen Seen und es brauchte nahezu eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich endlich aus seiner allumfassenden Regungslosigkeit wieder befreite, bevor er mit ein paar wenigen Schritten direkt neben der Brünetten war. Die innere Unruhe der Angst, Sorge und Ungewissheit schlug mit aller Macht zu und drohte ihm für eine Sekunde beinahe den Verstand zu rauben, aber er drängte sie mit einer bewussten Willensanstrengung entschieden zurück, sodass sich seine geistige Rationalität mit letzter Kraft abermals die Oberhand zurück erkämpfte. „...Was ist mit ihr?...“ stellte er unverzüglich die nächste Frage an den beobachtenden Mann neben ihn und diese war gleichso wie sein Gesichtsausdruck nunmehr von einer sachlichen Emotionslosigkeit durchzogen, welche Nick augenblicklich eine Gänsehaut verschaffte. Dieser junge Mann vor ihm, welche seiner alte Bekannte nun vollkommen nüchtern abtastete und zu untersuchen schien, als wäre Sie ein völlig Fremde für ihn, war Nick irgendwie unheimlich. „...Sie hat Fieber...“ war die postwendende Schlussfolgerung, welche L nach einem ersten überprüfenden Inspizieren von Zahra unmerklich besorgt verlauten ließ, ohne auch nur für eine Sekunde sein Augenmerk von ihrem beängstigend blassem Antlitz zu nehmen. „...Ja...schon seit einer Weile...und es steigt weiter...aber ich denken nicht, das es an dem Narkosemittel liegt, das sie Ihr offensichtlich verabreicht haben...“ gab der Ältere nachdenklich von sich, als er seine erste Überraschung über die irritierende Reaktion seines Gegenübers überwunden hatte, was ihm sofort den nächsten unleserlichen wenn trotz allem bohrenden Seitenblick des jungen Detektiven bescherte. Ryuzaki blieb weiterhin vorsichtig. Er traute diesem Nick nicht recht über den Weg, aber er schien tatsächlich mehr über diesen noch immer von Unschlüssigkeiten durchzogenen Sachverhalt zu wissen und dies könnte ihn bei weilen eventuell eine große Hilfe sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit konnte er sich einen halbwegs sicheren Ausweg aus diesem zugigen Gefängnis erschließen, wenn er etwas mehr Licht in den Hintergrund brachte und sei es nur, um erneute Überraschungen, egal in welcher Form, entgegen zu wirken.
 

Die leisen monoton Schritte einer Gruppe von Personen, hallten wie ein mahnendes Echo in den verlassenden Fluren des Polizeireviers wieder und nur die Schatten, welche das Licht der kargen Lampen dieser als stumme Zeugen mit auf den Weg schickten, wussten wo ihr Ziel verborgen lag. Ein einvernehmliche Stille lag über den Köpfen der Beamten, während sie Watari durch die verzweigten Gänge folgten und doch war die vorherrschende Unordnung in ihren Gedanken zu einem ohrenbetäubenden Chor angeschwollen, der ihnen in ihren Unterbewusstsein keine Ruhe mehr ließ. Sie alle hatten ihre eigne Meinung zu den bevorstehenden Vorhaben, obgleich sich die meisten von ihnen wie eineiige Zwillinge glichen und trotz dessen gab es einen unter ihnen, welcher der ganzen Sache mit erblichen Zweifeln entgegen sah. Watari hatte der Übermacht des zuletzt einstimmigen Votums schlussendlich nachgegeben, aber das bedeutete nicht, das er sich ihrer Auffassung vollständig anschloss. Nein. Er vertraute dazu viel zu sehr auf die Erfahrungen und das Urteilsvermögen seines verschollenen Schützlings, denn dieser hatte sich in all den Jahre nicht ein einziges Mal in seinen Entscheidungen geirrt. L wusste sehr genau was er tat und warum er die Dinge so handhabte, ganz gleich wie undurchsichtig sie manchmal erscheinen mochten. Er selbst hatte den jungen Studenten gegenüber noch immer ein ungutes Gefühl, jedoch würde er dies niemals in den Vordergrund stellen, sondern hatte sich zu einem akzeptablen Kompromiss entschlossen und vielleicht hatten sie dadurch sogar tatsächlich eine höhere Chance die Beiden jungen Leute schnellstmöglich wiederzufinden. Grübelnd hielt Watari inne und ließ das Schloss zum anvisierten Gebäudetrakt mit einem hörbaren klicken aufspringen, bevor er sich erneut in Bewegung setzte und den Beamten hinter sich ein stummes Zeichen gab, ihm zu folgen. Lange dauerte der Fußmarsch nicht mehr an und nichts desto trotz kam es dem Oberinspektor vor, als währen sie Stunden unterwegs gewesen. Er glaubte an seinen Sohn und er glaubte an seine Unschuld. Light konnte nicht dieser Kira sein, das sagte ihm einfach sein väterlicher Instinkt und auch die anhaltende Mordserie nach seiner Inhaftierung untermauerte die These zusätzlich. Egal wie, er würde alles dafür tun, den wahren Kira, der seiner Familie und ihm so viele Schwierigkeiten bereitet hatte, endlich hinter Gittern zu bringen, koste es was es wolle. Allerdings, zunächst hatte die Befreiung von Ryuzaki und Zahra allerhöchste Priorität und mit der Hilfe von Light würden sie es sicherlich um einiges schneller schaffen, davon war Herr Yagami überzeugt. Er und L waren in Sachen polizeiliche Ermittlungen gleich auf. Etwas, das selbst der große Meisterdetektiv nach geraumer Zeit zugeben musste und auch er hatte seinen Sohn in die Ermittlungsarbeit mit einbezogen gehabt, wenn gleich mit einem unleugbar anderem Hintergedanken. Das Geräusch einer aufflackernden Lampe riss den Oberinspektor abermals aus seinen abschweifenden Gedankengänge und gab nunmehr der Blick auf einen am Boden liegenden, gefesselten jungen Studenten preis, welcher perplex in die plötzliche Helligkeit blinzelte. „...Vater...“ entfuhr es Light überrascht, als er den unerwarteten Besuch vor seiner Zelle identifizierte und eine umgehende Erleichterung machte sich in ihm breit. All sein Hoffen und Warten hatte wie es schien endlich ein Ende, was demzufolge bedeutete, das Ryuzaki doch noch zur Vernunft gekommen war und letztendlich erkannt hatte, das man ihn reingelegt hatte. „...Hallo mein Sohn...Ich weiß, es nicht das was du von mir hören möchtest, aber wir sind hier weil wir dringend deine Hilfe brauchen...“ begann Herr Yagami den Sachverhalt um diese Situation zu erklären und es brach ihm fast das Herz dabei, sein eigenes Kind in solch einer Verfassung vor sich zu sehen. Die betroffenen Gesichter der anderen Polizisten machten den jungen Studenten auf eine bitterliche Weise klar, das Ryuzakis Verdacht gegen ihn wohl noch immer nicht entkräftet war und dennoch brauchten sie schlussgleich seine Hilfe, was ihn in diesem Zusammenhang am allerwenigsten gefiel. Etwas an der gesamten Konstellation schrie geradezu danach, das hier irgendetwas ganz gewaltig im Argen lag. „...Vater...Was ist hier los?...“ griff Light diesen Gedanken in einem hörbar ernsten wie ebenso beunruhigten Tonfall auf und mit den nachfolgenden Worten des Oberinspektors, spiegelten sich zeitgleich Erschrecken und Entschlossenheit in dessen braunen Augen wieder. „...Light...Ryuzaki und Zahra wurden vor ein paar Stunden entführt...und wir brauchen deine Hilfe, um sie wiederzufinden...“

Die innere Stimme der Vernunft

Die innere Stimme der Vernunft
 

Die Zeit um sie herum verstrich, Stunde für Stunde, Minute für Minute und Sekunde für Sekunde, in welcher das ausführliche Gespräch zwischen den beiden Männern immer mehr in eine gemeinsame Richtung drängte. Das anfängliche unverhohlene Misstrauen von L wurde nach und nach durch die logischen Argumentationen von Nick auf eine Art Grundverständnis umgelenkt, dass dennoch unbestritten von wachsamen Zweifeln durchsetzt blieb, denn eine in sich schlüssige Erläuterung musste letztendlich nicht vollumfänglich der Wahrheit entsprechen. Manchmal verbarg sich gar hinter dieser einfach nur eine triviale Lüge. Eine weise Erfahrung, die ihm seine langjährige Arbeit als Detektiv auf der ganzen Welt gelehrt hatte und mittlerweile zu einer Art von Lebensversicherung für ihn selbst geworden war. Ja, Ryuzaki konnte zwar die Aussagen seines Gegenübers mehr oder weniger rational nachvollziehen, wobei dies allein durch die sehr bildhafte Schilderung des Anderen auch nicht wirklich schwierig war, aber trotzdem blieben da immer wieder kleine Ungereimtheiten im Raum zurück, die ihn skeptisch aufmerken ließen.

Nick gab unter anderem an, das er wie Zahra ein ehemaliger Student beim BKA in Deutschland gewesen war, jedoch Sie aufgrund seiner Verbindung zu Lina bereits vor ihrer Aufnahme des Studiums kannte, durch welche er viel Zeit in der Wohnung der beiden Freundinnen verbracht hatte. Freilich gestand er ebenso, dass das Verhältnis zwischen ihm und Zahra nie nennenswerte freundschaftliche Züge angenommen hatte, sie allerding eine Form der Akzeptanz wie auch des gegenseitigen Respektes pflegten und somit schlussendlich gut miteinander ausgekommen waren. Im weiteren Verlauf erfuhr der junge Detektiv dann ebenfalls, was genau sich tatsächlich an diesem Morgen bei Zahra Zuhause zugetragen hatte und durch welche unglücklichen Umstände diese verworrene Situation überhaupt so eskalieren konnte, sodass sie nun in dieser verrottenden Bruchbude feststeckten. Die Unterhaltung der Beiden in ihrer Wohnung, die Involvierung von Lina Heise in diesem abstrusen Konstrukt, das seltsame verstörte Verhalten der Brünetten gründend auf einer Warnung per SMS und zu guter Letzt das Auftauchen der verdächtigen SD-Karte, welche demzufolge der Auslöser für den Überfall im Hotel gewesen war. All dies erklärte der markante Europäer Ryuzaki ausführlich, doch wenn dem allen wirklich so war, wieso hatte Nick Zahra nicht bereits eher zu diesem Vorfall kontaktiert, da die Daten folglich schon seit längerem in ihrem Laptop versteckt waren und er nach der Ermordung von Lina Heise bis zu diesem Tag keinen Zugriff darauf gehabt hatte? Waren die sich darauf befindlichen Informationen letztendlich gar nicht so wertvoll oder hatte ihm bloß eine passende Gelegenheit dazu gefehlt, denn immerhin befand sich der Computer seit ihrem Eintritt in die SOKO ausnahmslos bei ihm im Hotel und zudem hatte auch Zahra rückblickend wohl die meiste Zeit in seiner Nähe verbracht. Zudem brachte er gleichfalls zur Sprache, das er die junge Frau seit seiner Ankunft in Japan heimlich beobachtet hatte und um ihre Verwicklung in dem Fall Kira wusste, wodurch er nicht gerade Freudensprünge bei dem Schwarzhaarigen auslöste, sondern damit sein Misstrauen gegen ihn nur noch weiter verschärfte. Trotz dessen schien der Ältere nicht einmal ansatzweise zu ahnen, wem genau er hier wirklich gegenüber saß. Ein glücklicher Zufall oder nur eine meisterliche Leistung der Schauspielerei? L vermochte es im Moment nicht hundertprozentig zu definieren, denn selbst wenn dieser Nick mit absoluter Sicherheit nicht an den Intellekt von Zahra oder ihm heranreichte, so war er dennoch nicht dumm, sondern hatte es bisweilen geschafft über Jahre hinweg unentdeckt im Untergrund zu Leben. Ein Fakt, welcher ihm zeigte wie gefährlich dieser Mann sein konnte. Im Augenblick waren aber genau die Fakten wesentlich interessanter, um welche er bis dato noch keine Kenntnis besessen hatte oder welche er nicht aus den gegebenen Umständen heraus sich selbst zu erschließen im Stande war.

/…Licht umgab mich…Wärme… und der vertraute Geruch von frisch gebrühten Kaffee…Wo war ich? Überrascht horchte ich auf, als das unverkennbare Klimpern von Geschirr in meine Ohren vordrang und schritt vorsichtig in dessen Richtung, während ich mit zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen versuchte. Da waren Schatten, unklare Bewegungen, welche dennoch irgendwo tief in mir etwas berührten und einen schmerzhaften Stich in meinem Herzen zurückließen. Wer war das? Warum hatte ich plötzlich das starke Gefühl diese Person zu kennen? Das zermürbende Gefühl, mich an etwas Wichtiges Erinnern zu müssen? Was war hier los? Bedächtig bewegten sich meine bleiernen Füße weiter auf den eifrig hantierenden Umriss zu, was meinen Puls konstant in neue schwindelerregende Höhen trieb und plötzlich zerstob der milchige Umhang aus blendender Helligkeit direkt vor meinen Augen. Ich erstarrte in der selben Sekunde geschockt zur Salzsäule und in meinem Körper begann sich postwendend alles wie unter einer unerträglichen Folter zusammen zuziehen, während mein Blick einfach nur ungläubig an meinem Gegenüber klebte. „…Guten Morgen…Wurde ja auch langsam mal Zeit, das du aus den Federn kommst…Ich dachte schon, das ich dich mal wieder mit Gewalt von deinem Kissen trennen müsste…“ erklang die fröhliche wohlvertraute Stimme in meinem Kopf, welche von einem spöttischen wie gleichsam amüsierten Grinsen begleitet wurde, aber ich war gerade nicht dazu in der Lage irgendetwas darauf zu erwidern. Mein Herzschlag setzte gleichzeitig für ein paar endlos erscheinende Takte schmerzvoll aus, wie mein Magen eine unaufhaltsame Welle aus übersprudelnder Übelkeit lostrat und meinen Verstand auf eine qualvolle Reise im Schleudergang schickte. Das konnte nicht Wahr sein. Nein. War ich inzwischen tatsächlich verrückt geworden? Oder war ich, ohne das ich etwas davon bemerkt hatte, mittlerweile sogar gestorben? War ich Tod? Ruhelos huschten meine blaugrauen Iriden über die familiäre Silhouette, - unfähig auch nur irgendeine Regung oder einen Laut von mir zu geben, unterdessen mein eingefrorenes Gehirn sich darum bemühte, diese Zusammenkunft in einem rational logischen Gefüge zu verstehen. Das Ganze war schlichtweg unmöglich. Im Gesicht meines Gegenübers rutsche indessen zweifelnd eine Braue nach Oben und besah mich kurz mit einem sichtlich beunruhigtem Blick, ehe diese mit in den Hüften gestemmten Händen zu mir herüber schlenderte. „…Hallo?...Jemand zu Hause dort oben?...“ folgte sogleich die skeptische Nachfrage, während Sie mir scherzhaft mit der Faust gegen die Stirn klopfte, jedoch auch dieses Mal sollte die Person keine Antwort von mir erhalten. Vollkommen entgeistert starrte ich stattdessen unaufhörlich in die mir frech entgegenblinzelnden Augen einer jungen Frau, welchen ich seit gut einem halben Jahr nicht mehr begegnet war und von denen ich glaubte, das ich sie nie wieder in meinem Leben erblicken würde. Ich schaute direkt in das Antlitz meine beste Freundin, - dem einzigen Menschen, welcher für mich den Worten Familie und Freundschaft eine Bedeutung gegeben hatte. Jemanden, den ich für immer verloren geglaubt hatte und dessen Mörder ich bis nach Japan gefolgt war, um diesen für seine Taten zu Rechenschaft zu ziehen. Vor mir stand Lina.

„…Hey Zahra…langsam machst du mir wirklich Angst…Was zum Teufel ist los mit dir?...“ versuchte die junge Frau abermals die Aufmerksamkeit der statutenhaften Brünetten auf sich zu lenken, bevor Sie schlussendlich mit einem begreifenden „…Warte…Jetzt hab ich’s…“ für einem Moment im hinteren Teil der Küche verschwand. „…Komm schon…sag ahhh…ich weiß doch, das ein Junky wie du seine Droge braucht…“ gab Sie anschließend belustigt kund, während Sie mir mit einem Stückchen Schokolade neckend vor der Nase herumwedelte und mich immer wieder mit dieser an zu stupsen begann. Ich konnte einfach nicht begreifen wie das Alles möglich war. Lina war Tod, gestorben durch die Hand eines psychisch kranken Mannes und nun stand Sie hier, - nur eine Handlänge von mir entfernt. Der rationale Teil meines Verstandes war schlichtweg heillos mit dieser Sachlage überfordert und doch viel die lähmende Starre des ersten Schocks allmählich von meinen Gliedern ab, sodass damit das emotional ausgelöste Chaos in meinem Inneren die Oberhand gewann. Kleine salzige Perlen der Trauer, des Schmerzes aber auch eines unendlichen Glücksgefühls suchten sich unaufhaltsam ihren Weg in meine Augen, bis ich den allerletzten Punkt am Abgrund der Realität endlich überwand und Lina ohne Vorwahrung fest in meine Arme schloss. So sehr ich mittlerweile bereits ahnte, ja im Grunde genommen ganz genau wusste, das dies Alles nicht mehr als ein simpler Traum, nur eine schöne Fantasie, geboren aus meinen tiefsten Erinnerungen und Wünschen sein konnte, so sehr fühlte sich diese unerwartete Begegnung aber auch verdammt echt an. Es war einfach so absolut surreal wie ebenso real zur gleichen Zeit. „…Du hast mir so gefehlt Lina…Aber sag mir…Wie kann das sein?...Wie kann es sein das du hier bist, obwohl du doch eigentlich schon vor Monaten…“ flüsterte ich heiser an ihrer Schulter und konnte den Satz einfach nicht zum Abschluss bringen, denn der Gedanke daran verschluckte jede einzelne Silbe in meinem staubtrockenen Mund. Der kurze Anflug von merklicher Überraschung auf dem Gesicht der jungen Frau, verflog jäh mit den klaren Worten von Zahra und Sie erwiderte einfach nur sanft die freundschaftliche Umarmung der Anderen. „...obwohl ich vor Monaten bereist gestorben bin?... Nun ja…Anscheinend wünscht du dir unsere kleinen Gespräche von früher so sehr zurück, das dies bis in dein Unterbewusstsein vorgedrungen ist…“ gab diese erklärend preis und entwand sich ein Stück weit, um mir ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Ja, das war wohl die plausibelste Schlussfolgerung die man daraus ziehen konnte und nichts desto trotz war es ein mehr als seltsames Gefühl jemanden gegenüber zustehen, auf dessen Beerdigung man vor noch gar nicht allzu langer Zeit gewesen war. Ich war verwirrt und ihr Anblick löste Freude wie ebensolchen Kummer bei mir aus, aber was sollte ich jetzt tun? Wie sollte ich mich verhalten? Sollte ich versuchen aufzuwachen und damit die letzte wohlmögliche Chance auf ein Gespräch mit ihr vergeuden, bloß weil es völlig irrational war? Oder mich wie früher mit meiner verstorbenen Freundin an einen Tisch setzten und über all das in Ruhe plaudern, was mich beschäftigte? Beide Optionen waren komplett widersinnig für mich und hinterließen ein beklemmendes Ziehen in meiner Magengegend, denn der Einen war unzweifelhaft mein logischer Verstand mehr als zugetan, welcher mich eindringlich vor den Spuren des Wahnsinns warnte. Zu der Anderen zog mich wiederum unweigerlich meine emotionale Seite, welche die schmerzhaften Zeichen der Erinnerungen und der monatelangen Trauer trug. Für welche sollte ich mich also entscheiden?

Stillschweigend nippte ich vorsichtig an meinem Kaffee und schaute mich abermals memorierend in dem hellen Raum um, in welchen ich nun mit Lina zusammen saß, nachdem ich mich kurzum für ein kleines, wenn auch trügerisches, Stück dieses alten Glücks entschieden hatte. Nichts hatte sich seit meinem Auszug aus unserer gemeinsamen Wohnung in der kleinen Küche verändert, selbst wenn ich nur zu gut wusste, das dieser Umstand ebenfalls auf meinen Erinnerungen gründete. Dennoch war es wie ein wohltuendes Déjà-vu, gleich so, als wären all diese schrecklichen Dingen der vergangenen Monate niemals passiert und das Leben würde wie früher einfach fortbestehen. Meine Tränen waren mittlerweile versiegt und doch war mir fortwährend zum Heulen zumute, wenn ich ernsthaft darüber nachdachte, das ich unvermittelt wieder aus diesen Traum aufwachen könnte. Zurückgerissen in die harte Realität, in eine Welt ohne Lina. „…Mensch Zahra…Jetzt hör endlich auf Trübsal zu blasen…Wie du siehst, bin ich ja jetzt hier…und wenn du wieder aufwachst, wartet da mit Sicherheit schon dein Freund auf dich oder nicht? …“ folgte nach einer Zeit des Schweigens verschwörerisch zwinkernd von ihr, während ich mich bei diesen Worten umgehend an meinem Kaffee verschluckte, sodass ein quälender Hustenkrampf meinen Körper schüttelte, bevor ich mit hochgezogener Braue wie gleichsam perplex zu ihr herüber schielte. Woher wusste Sie das? Hatte diese Lina etwa über all meine Gedanken und Erlebnisse Kenntnis, ganz gleich ob Sie diese noch miterlebt hatte oder nicht, da Sie zu guter Letzt lediglich ein Ausgeburt meiner Fantasie war? Ein kurzer unheilvoller Schauer lief mir bei dieser Vorstellung über den Rücken, denn wenn dem tatsächlich so wäre, dann wusste Sie mit Sicherheit auch von meinen Nächten mit L und das wiederum, ließ mir augenblicklich das Blut in meine Wangen schießen. Ja Sie hatte Recht. Es gab da jemanden, für den ich selbst diese schöne Erinnerung zurücklassen würde und trotzdem missfiel mir die Vorstellung zusehends, das Lina über solch pikante Details Bescheid zu wissen schien. Nicht, das es mir peinlich wäre, aber mache Dinge musste ich nicht mal mit meiner besten Freundin ausdiskutieren. „…Oh verdammt Zahra…Du wirst ja tatsächlich rot…Seit wann kann man dich denn so leicht aus dem Konzept bringen?...Soll ich dir noch ein wenig mehr verraten?...“ erklang ihre amüsiert lachende Stimme in meinen Ohren, während mir für einen winzigen Moment einfach nur verdattert die Kinnlade herunter klappte, ehe ich Sie schleunigst in ihren Ausführungen zu bremsen beschloss. „…Lass das Lina…Das geht dich absolut nichts an verstanden!?...Erzähl mir lieber, warum du Nick damals gedeckt hast, ohne mir davon etwas zu sagen…Hattest du denn gar kein Vertrauen zu mir?...“ gab ich aufgebracht von mir und bereute es auch schon in der selben Sekunde, denn Sie konnte mir diese Frage schlussendlich genauso wenig beantworten, wie ich mir selbst. Diese Lina, war lediglich eine Kopie aus meinen Erinnerungen. Schlagartig verstummt jedoch ihr fröhliches Lachen und eine Maske aus purer Ernsthaftigkeit trat dafür an dessen Stelle, sodass ich mir betreten auf meine Lippen biss. „…Hey tut mir Leid…Ich weiß, das du…“ unternahm ich sofort den Versuch, mich bei ihr zu Entschuldigen, doch ich wurde prompt unwirsch von ihr unterbrochen. „…Schon gut Zahra…Du hast keinen Grund dazu mich um Verzeihung zu bitten…Wir sind doch genau deswegen hier oder nicht?...Um ein wenig Licht in deine verknoteten Gedanken zu bringen, also ist es ok…Hör zu…Ich kann dir zwar nicht hundertprozentig sagen, warum ich damals so gehandelt habe, aber ich habe da so eine Vermutung…“

Lina klang ungewohnt ernst in meinen Ohren, denn normalerweise hatte Sie stets versucht mich ein wenig von meinen Grübeleien abzubringen und die Dinge, welche mich beschäftigten, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, sodass ich zunächst einfach bloß vollkommen verdattert in ihr Gesicht hinüber starrten konnte. Ja, ich wusste mittlerweile nur zu genau, das Sie nicht wirklich die echte Lina Heise war, welche ich so viele Jahre lang gekannt hatte und trotz alledem überraschte mich diese Seite an meiner Freundin zutiefst. Somit schloss ich für einen Moment besinnend meine blaugrauen Augen und atmete noch einmal tief durch, ehe ich mich entschlossen auf das weitere Gespräch konzentrierte. „…Und welche wäre das?...“ „…Eine die du dir selbst erschließen musst Zahra…“ folgte die knappe Erläuterung zusammen mit einem geheimnisvollen frechen Grinsen von ihr, was meine Braue neuerlich unwillig in die Höhe trieb. Was sollte dieses Spielchen denn jetzt? Wollte Sie tatsächlich Rätsel raten mit mir spielen? Das war doch nicht wirklich ihr Ernst oder? Und für so etwas trieb mich mein Unterbewusstsein in solch eine Situation? Mir war wohl wahrhaft nicht mehr zu helfen. Resigniert ließ ich meinen Kopf kurzerhand auf die Tischplatte sinken, als ich unvermittelt eine warme Hand an der Meinigen spürte, die mich unterstützend festhielt. „…Komm schon Zahra…Seit wann gibt’s du denn so schnell auf?...Denk nach…Warum könnte ich damals so gehandelt haben?...Aus welchen Grund würde ich dir solch eine wichtige Information verheimlichen?...Oder vielleicht besser…Wieso hast du L dein Zusammentreffen mit Nick verheimlicht?...Ihm nicht erzählt was in der SMS gestanden hatte, sondern dich alleine auf die Suche nach der SD-Karte gemacht und sogar in Kauf genommen, das eure heimliche Beziehung innerhalb der Sonderkommission auffliegt?...Warum Zahra?...“ Ihre Worte trafen mich mit einer unvorstellbaren Wucht mitten ins Herz, als ich plötzlich begriff, was Sie mir eigentlich damit vermitteln wollte. In mir zog sich sekundengleich alles wie unter Krämpfen zusammen und das Gespräch mit Nick, wie gleichsam all die vorangegangenen Stunden bis zum Überfall, liefen wie in Zeitlupe nochmals an meinem inneren Auge vorbei, sodass mich die Geschehnisse auf ganzer Line zu überrennen drohten. Ich blickt auf, während meine zitternden Hände sich wie Schraubzwingen um die meiner besten Freundin schlossen und bemerkte erst jetzt, das die heißen Rinnsale des Verständnisses bereits die Dämme der Verleugnung durchbrochen hatten. Es war wahrscheinlich genau so, wie Nick es mir im Vorfeld zu schildern versucht hatte, denn selbst ich hatte nicht anders gehandelt, um die zu beschützen die mir wichtig waren. Aber da war tatsächlich noch mehr, das ich unter dieser direkten Konfrontation und im Vergleich zu meinen eigenen Erfahrungen ausmachen konnte, denn ich selbst hatte Lina einen schweren Vorwurf daraus gemacht, das Sie mich damit hintergangen und mir letzten Endes nicht vertraut hätte, doch ich allein hatte L gegenüber ebenfalls nicht besser gehandelt. Nein, ich hatte dieselben Fehler gemacht wie meine Freundin, ganz gleich aus welchen edlen Motiven diese auch erwachsen waren. Schlussendlich hatte ich den Mann, welchen ich über alles liebte, ebenso „verraten“ wie ich das Gefühl selbst durch Lina erlebt hatte und diese Tatsache lastete unerträglich schwer auf meinem Herzen. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, wie sehr ich Ryuzaki mit meinem Handeln verletzt haben musste und das unter dem Aspekt, das sein Vertrauen in soziale Kontakte ohnehin schon gegen null ging. „…Ich denke du hast es endlich verstanden Zahra…und du kannst aus dieser Erfahrung lernen…Versuche nicht immer mit all deinen Lasten alleine klar zu kommen, sondern beziehe die Menschen um dich herum mit ein…Vertrauen heißt die Wege gemeinsam zu gehen und unangenehme Dinge zuteilen…Niemand auf dieser Welt ist so stark, das er ein ganzen Leben allein auf seinen eigenen Schultern tragen kann…Auch du nicht Zahra…“ ließ Lina mit einem sanften Flüstern verlauten und nahm mich unterdessen tröstend in ihre Arme, was den schweren Kloß in meinem Hals nur noch mächtiger werden ließ. Haltlos schluchzte ich an ihrer Schulter, ohne das Sie auch nur ein Wort darüber verlor, aber das war in diesem Augenblick nicht weiter von Bedeutung, weil allein die Erinnerung an diesen Moment um so vieles Wertvoller war. Ja, genau dieselben Worte und genau dieselben Gestiken, einfach die gesamte Situation hatte ich früher schon einmal mit ihr erlebt und für ein paar wenige Sekunden, fühlte sich diese Umarmung so unvorstellbar echt an, das es mir schier das Herz zerriss. Unvermittelt jedoch, mischten sich mit einmal noch andere Stimmen mit in den Raum und auch diese, waren mir zweifelsfrei nicht unbekannt.

Mit zusammengebissenen Zähnen wischte ich mir beiläufig die nassen Spuren der Erkenntnis aus meinem Gesicht und löste mich nebenher behutsam aus den Armen meiner besten Freundin, bevor ich ihr einen sichtlich irritierten wie gleichsam fragenden Blick zuwarf. Auf Linas Lippen zog sich ein wissendes Schmunzeln, doch hingegen jeglicher Aufforderung von mir, blieb Sie stumm und schaute mir dabei unentwegt in die Augen. Die Stimmen wurden allmählich klarer, verständlicher, bis aus dem bekannten Flüstern nach und nach wohlvertraute Klänge entstanden, welche ich ausnahmslos zwei ganz bestimmten Personen zuordnen konnte. Nick und L. Verwirrt sah ich mich nach allen Seiten sorgfältig um, aber alles was mir dabei begegnete, war das spöttische Lächeln meiner besten Freundin, welche belustigt ihren Kopf zu schütteln begann. Wie konnte das sein? Wieso hörte ich die Stimmen von Nick und L, konnte sie aber nirgendwo entdecken? Fing ich jetzt etwa an, mir auch noch die Beiden einzubilden? Gott, war ich wahrlich schon so Banane im Kopf? Aufmerksam lauschte ich der Unterhaltung zwischen den beiden Männern und für mich hörte sich das Ganz mal wieder verdächtig nach einem von Ryuzakis Verhören an, wobei das Thema selbst, mir ebenso nicht verborgen blieb. Sie sprachen oder sollte ich besser sagen, das Nick dem schwarzhaarigen Detektiven viel mehr Rede und Antwort stand, über die Ereignisse, welche ihm nach dem Verlassen meiner Wohnung an jenem Morgen zugestoßen waren, sodass dieser Umstand demzufolge bloß ein einzige Schlussfolgerung zuließ. Ich bildete mir die Anwesenheit der Zwei absolut nicht ein, sondern mein Verstand begann allmählich zurück in die Realität zu driften, was ebenso bedeutete, das ich mich jetzt abermals von Lina verabschieden musste. Schmerzhaft sackte mir bei dieser Einsicht mein Herz in die Hose und mein Augenmerk richtete sich in selben Moment hilfesuchend wie gleichsam panisch zurück zu meiner Freundin, welche bereits langsam zu verblassen begann. „…Uns bleibt nicht mehr viel Zeit Zahra…Du musst wieder zurück, aber auch wenn ich nicht die echte Lina bin, so bitte ich dich hab Vertrauen…Vertrauen in mich, Vertrauen in Nick, Vertrauen in die Sonderkommision und hab Vertrauen zu L…Zusammen könnt ihr es schaffen…Gemeinsam habt ihr eine Chance euch zu befreien und Kira ein für alle Mal das Handwerk zu legen…Vergiss das nie…“ Linas Stimme wurde leiser und die altvertraute warme Umgebung unserer Küche verschwand genauso schnell, wie sie zuvor gekommen war, sodass ich mich plötzlich abermals in einem Nichts aus Licht wiederfand. Wie unter qualvollen Schmerzen schrie ich auf, rief immer und immer wieder ihren Namen, doch Sie kam nicht mehr zurück. Lina war fort und das nassen Schimmern in meinen blaugrauen Iriden nahm mit jeden Gedanken an Sie abermals weiter zu. Da war noch so vieles, was ich ihr nichts desto trotz hätte sagen wollen, selbst wenn diese Lina nicht die Echte gewesen war, aber ich hatte meine Gelegenheit dazu verpasst und würde sie wahrscheinlich kein zweites Mal erhalten. Andererseits blieb da aber ebenso das warme sanfte Gefühl der Erinnerung in mir, das ich mit zurück in die Realität nehmen würde und ihre bedeutungsschwangeren Worte, die so viel mehr Wahrheit in sich bargen, als ich vermutlich zu begreifen im Stande war. Wehmütig wenn gleich mit einem milden Lächeln auf den Lippen, sah ich noch ein letztes Mal zurück in die Richtung, in welche Lina soeben verschwunden war, bevor ich mich dann mit neuem Mut entschlossen umdrehte und hoch erhoben Hauptes auf die lauter werdenden Stimmen der Wirklichkeit zuschritt. /

Wachsam und prüfend lagen die dunklen Seen des jungen Detektiven auf seinem Gegenüber, während er nüchtern die bisherigen Erläuterungen des Europäers monoton zusammenfasste. „…Also…Sie behaupten demzufolge, das Sie beim Verlassen von Zahras Wohnung, nach dem erfolglosen Versuch ihre Hilfe zu gewinnen, von der Organisation aufgegriffen wurden und diese, nachdem sie die benannte SD-Karte bei ihnen nicht vorfanden, davon ausgegangen sind, das sich diese wahrscheinlich in Zahras Besitz befinden muss…Um Sie jedoch zu schützen, gaben Sie zwar das Versteck, nicht aber dessen Aufenthaltsort preis, da Sie wussten, das sich Ihr Laptop nicht in ihrer Wohnung befand…Daraufhin teilte sich die Männer in zwei Gruppen auf…Die Einen folgte Zahra nach dem Verlassen der Wohnung zum Hotel, die Andere durchsuchte derweilen diese, um sicherzustellen, das Sie sie nicht belogen hatten…Da dies ohne Erfolg blieb, brachte man Sie hierher, von wo aus Sie anschließend eine Warnung per SMS an Zahra versandten…Bleibt für mich dennoch die Frage offen, wieso Sie trotz Gefangennahme ein Handy am Man trugen und warum man Ihnen das nicht abgenommen hatte…Immerhin ist davon auszugehen, das man Sie vorher gründlich gefilzt hat oder etwa nicht?...“ schloss L ungerührt seine Ausführungen und maß Nick mit einem unmissverständlichen misstrauischen Seitenblick. „…Eine berechtigte Frage…Und ja, sie haben mich gründlich Durchsucht…doch wie die Meisten, haben sie sich mit dem Finden eines Handys zufrieden gegeben…Ich habe mir jedoch bereits vor Jahren angewöhnt, immer ein Zweites dabei zu haben…und zwar gut versteckt…“ ließ der Ältere darauf kurzerhand grinsend verlauten und zog dabei langsam seinen Schuh samt Socke aus, sodass ein kleines silbernes Mobilfunkgerät zum Vorschein kam. Angewidert darüber verzog der schwarzhaarige Detektiv unmerklich das Gesicht, als ihm das ausgeschaltete Handy unter die Nase gehalten wurde und dennoch musste er zugeben, das dieser Schachzug gar nicht so dumm gewesen war. Auch wenn diese Art der Vorbereitung keine hundertprozentige Sicherheit versprach und zudem ebenso ziemlich ungemütlich sein musste, so hatte dieser Mann es trotz allem geschafft, seine Angreifer mit diesem kleinen Trick zu täuschen. „…Naja…leider war der Akku fast leer…ich hätte ihn wohl besser vorher noch einmal Aufladen sollen…“ warf Nick im selben Atemzug kleinlaut hinterher, während er sich ein wenig unbeholfen am Kopf kratzte, was die Laune von L abermals ein gutes Stück in den Keller sinken ließ. So viel also zum Thema „Gut Vorbereitet“. Missmutig beobachtete er derweil wortlos, wie der Kurzhaarige das nutzlose Gerät anschließend wieder an seinen Platz verstaute und schielte nebenher forschend hinunter zu der jungen Frau, welche nach wie vor bewusstlos zwischen den Beiden lag. Zahra ging es wahrlich immer schlechter und ihr Fieber stieg mit jeder Minute ein Stückchen höher, was die Dringlichkeit schnellstmöglich einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, abermals merklich verschärfte.

„…Wie dem auch sein…Woher sind Sie sich eigentlich so sicher, das man Zahra unter Narkose gestellt hat?...Schließlich lässt sich durch ihr Fieber kein konkreter Rückschluss auf die daraus vermutlich resultierenden Vitalwerte zeihen…“ bohrte Ryuzaki dementsprechend harsch weiter nach und erneut erhielt er von dem Älteren zunächst bloß einen belächelnden Blick, welcher ihm bereits zuvor gehörig gegen den Strich gegangen war. „…Auch da haben Sie Recht…Aber wie ich schon sagte…Ich verfolge und spioniere diesen Verbrecherring nun bereits seit über fünf Jahren aus…Inzwischen weiß ich, wie sie vorgehen und das Töten an sich ist zumeist eine ihrer letzten Optionen…Sie suchen gezielt nach Profilen und betäuben ihre Opfer, um sie hinterher profitbringend weiter zu veräußern…Viele ihrer Kunden sind vermögende Leute in der Gesellschaft…einige darunter sogar weltweit bekannte Gesichter, die sich Menschen zu ihrem Vergnügen auf sogenannten…Schwarzen Auktionen…kaufen…Auch unserer Zahra wäre optisch Gesehen für diese Leute mit Sicherheit kein schlechter Deal…aber ihre Sturheit könnte ihr dort im wahrsten Sinne des Wortes das Genick brechen…“ Die Art und Weise, wie Nick die junge Frau neben sich in diese haarsträubende Story mit ein wob, gefiel dem Detektiven ganz und gar nicht. Um nicht zusagen, es löste eine aufbrodelnde Welle aus Wut in seinem Inneren aus, die umgehend seinen gesamten Körper in Anspannung versetzte, jedoch blieb er wie gewohnt ruhig und versuchte stattdessen die gegeben Fakten mit professioneller Logik anstatt mit seinen unliebsamen Emotionen zu verarbeiten. Ja, auch ihm war um das Bestehen solcher „schwarzen Auktionen“ in dieser Gesellschaft sehr wohl bewusste und doch war es selbst für ihn nahezu unmöglich geblieben, diese Organisation vollständig von dieser Erde zu löschen. Sie waren, so sehr es ihn selbst auch verärgerte, diese Tatsache als der unangefochtene Meisterdetektiv zugeben zu müssen, schlichtweg zu mächtig und zudem auf der ganzen Welt verteilet. Lediglich ein Insider könnte dieser Ring aus Verbrechern irgendetwas anhaben, allerdings würde er dies unbestritten mit seinem Leben bezahlen müssen und diesen Pfand würde mit hoher Wahrscheinlichkeit vielleicht Einer von 100.000.000. Menschen zu zahlen bereit sein. „…Lassen Sie mich raten…Auf dieser SD-Karte, hinter der diese Leute her sind, befinden sich die Namen von Aktionären und/oder dessen Kunden…Ist es nicht so?...Was wollten Sie damit anfangen?...Selbst oder gerade Ihnen müsste doch eigentlich bewusst sein, was für eine Macht solch eine Organisation besitzt…Lediglich ein paar Namen preis zugeben, hätte den selben Effekt, welches ein trotziges Kind erzielt, das ungeachtet jedweder Warnung in einem Ameisenhaufen herumstochert…Ein kurzes Vergnügen, das schmerzhafte, wenn in ihrem Fall nicht sogar tödliche, Folgen hätte…“ lenkte L seine Gedankengänge erneut auf das Wesentliche zurück, wenn gleich sein scharfer Verstand dennoch den minimalen Nutzen solch bestehender Daten zeitgleich durch verschiedene Lösungsansätze zu maximieren versuchte. Abermals erklang das spöttisch angehauchte Lachen von Nick an den Wänden des maroden Zimmers wieder und er handelte sich damit prompt einen erneuten finsteren Blick des Detektiven ein, sodass der Ältere eiligst in seinen Erklärungen fortfuhr. „…Sie unterschätzen mich…Gut…Zugegeben, auf der Karte befinden tatsächlich dergleichen Namen, aber ebenfalls noch etwas sehr viel Wertvolleres…“ meinte dieser sodann geheimnisvoll, was Ryuzaki jedoch nicht einmal mit einer einzigen Silbe würdigte, sondern sich lediglich nachdenklich den Daumen an die Unterlippe legte und weiterhin abwartend zu dem Anderen hinüberstarrte. Es war ganz und gar nicht so, das diese Worte keineswegs irgendein Funke an Interesse bei ihm wachrief, nein, viel mehr erwartete L nur keine sonderlich bemerkenswerten Eröffnungen von diesem Mann.

Minuten des eisernen Schweigens vergingen, in denen Nick auf eine winzige Spur der Veränderung in dieser unleserlichen Mimik des jungen Mannes hoffte, aber es passierte letztendlich nichts, sodass er kurz darauf schließlich resigniert auf gab. „…Also schön…Falls es Sie überhaupt interessiert…neben den Bildern und so einige andere Daten, befindet sich auf der SD- Karte ebenso ein sehr wirksamer Computervirus…Ich habe zusammen mit Lina viele Jahre an diesem gearbeitet und ihn speziell auf die Vernichtung dieses Netzwerkes programmiert…Doch er hat eine ganz bestimmte Schwachstelle, welche ich bisher nicht umgehen konnte…Um ihn wirkungsvoll einsetzten zu können, muss er direkt in die Datenbank der Organisation eingespeist werden…was bedeutet, das ich oder jemand Anderes an einen ihrer Hauptserver gelangen müsste…“ schloss Nick sodann mit einem bestürzten Seufzen und hatte nun offensichtlich das erste Mal wirklich die volle Aufmerksamkeit des Jüngeren, bei welchem er endlich eine winzige, kaum wahrnehmbare, aber dennoch existierende Reaktion ausmachen konnte. L merkte bei diesen neuen Informationen sichtlich auf, denn so etwas hatte er nun wahrlich nicht erwartet. Auch dieser Mensch schien offensichtlich seine Stärken zu haben, aber wieviel waren diese Wert? Wie ausgereift konnte so ein Programm, geschrieben von jemanden wie ihm, am Ende sein? Unterschätzt er ihn zuletzt doch? Ein Gedankengang, der sehr schnell ziemlich gefährlich werden konnte. Gemäß dem Fall, das es ihm tatsächlich gelungen war etwas zu codieren, das dazu imstande war die weltweit übergreifenden Datenbanken dieser Verbrecher unwiderruflich zu vernichten, könnte das durchaus ein nützliches Werkzeug im Kampf gegen solche Verbrecher sein. Jedoch um das mit Sicherheit bestimmen zu können, musste er zunächst erstmal selbst einen Blick auf dessen Matrix werfen. Ryuzaki wollte gerade dazu ansetzten, etwas von seinen Überlegungen bezüglich Nicks Aussagen preis zugeben, als die Beiden plötzlich von einem quälten Aufseufzen der jungen Frau zwischen sich unterbrochen wurden.

Gleichzeitig richtete sich ihre volle Aufmerksamkeit auf Zahra, welche augenscheinlich von unangenehmen Fieberträumen geplagt zu werden schien, sodass Sie sich unruhig von eine Seite auf die Andere warf. Geistesgegenwärtig griff der Schwarzhaarige zu und zwang die Brünette somit ein wenig zur Ruhe, doch lange würden die Methode bei ihr nicht funktionieren, wie er aus bereits gemachten Erfahrungen vorhersagen konnte, sodass in seine dunklen Seen für einen kurzen Moment unübersehbare Sorge aufflammte. „…Es wird immer schlimmer…Zahra muss langsam hier raus und dringend zu einem Arzt…“ sprach Nick die unleugbaren Gedanken beider Männer im Raum aus und besah sich mit ein wenig Abstand die ungewohnte Szenerie, während er von L lediglich ein kurz angebundenes tonloses „…Ja…“ als Antwort erhielt. Der Ältere ahnte mittlerweile, das dort zwischen den Beiden ungleichen Personen vermutlich mehr war, als nur eine simple Bekanntschaft und dennoch behielt er diese Information wohlweißlich für sich. Zahra hatte ihm misstraut und dieser seltsame Typ schien ihm ebenso nicht Recht über den Weg zu trauen, was er den Beiden allerdings unter den gegeben Umständen auch nicht verübelte. Er kannte die Brünette wahrlich lang genug und hatte mehr als bloß eine für ihn unglaubliche Geschichte über Sie von Lina gehört, denn niemand außer ihrer Freundin hatte die gefühlvolle Seite dieser unbestreitbaren Rationalistin gekannt. Nun aber verstand er, was seine Freundin an ihr so gemocht hatte, denn hinter jeder harten Schale steckte ebenso ein weicher verletzlicher Kern, ganz gleich wie gut er auch verborgen sein mochte. Für einen unscheinbaren Moment, beobachte er weiterhin stillschweigend wie gleichsam nachdenklich das mitnehmende Bild, bis er sich schließlich ruckartig umwandte und seinen ganz eigenen Weg zu gehen beschloss. Ryuzaki hielt unterdessen konzentriert die Schultern von Zahra gegen den Boden gedrückt und bemühte sich darum, das aufwallende Chaos in seinem Inneren unter seiner Kontrolle zu behalten, denn dieser Zustand von ihr machte ihm mehr als Unruhig. Es machte ihm beinahe schon Angst, selbst wenn er wusste, das sich diese junge sture Person vor ihm nicht so schnell unterkriegen lassen und vor einer einfachen Krankheit kapitulieren würde, nein, da hatte Sie schon weitaus Schlimmeres überstanden. Aber nichts desto trotz blieb da dieses Gefühl der nagenden Sorge in seinem Herzen, das er vor ihrer Bekanntschaft, vor der Entdeckung einer Emotion namens Liebe in sich, nie in solche einem Umfang erlebt hatte. Bedächtig fühlte er ihre Stirn. Vorsichtig, zaghaft und trotz alledem mit einer so minuziösen Sorgfalt, als könnte er irgendein winziges Detail übersehen, das ihm hinterher zu Verhängnis werden würde. Selbst für ihn war diese Form der Interaktion vollkommen neu und nebenher ebenso mit vielen verwirrenden Gefühlen behaftet, da er sich vor Zahra noch niemals einen Menschen mit so viel Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Jemanden in einer schwachen Stunde beizustehen und sich mit ganzen Herzen um ihn zu kümmern, war bisher immer anderen Leuten zugefallen, wobei er um diesen Umstand auch nie wirklich böse gewesen war. Im Gegenteil, es hätte ihm einzig und alleine von seiner Arbeit abgehalten, ganz zu Schweigen davon, das er ohnehin keinen Kontakt zur Außenwelt gepflegt hatte. Aber bei ihr war es etwas ganz anderes, ob er es nun wollte oder nicht. Mit spitzen Fingern zupfte Ryuzaki der jungen Frau eine kleine Strähne ihres durchnässten braunen Haares aus dem Gesicht, das sich gleichmäßig unter ihren schweren Atemzügen hin und her bewegte, als er plötzlich durch das Laute scheppern von Glassplittern aus seinen abdriftenden Gedanken gerissen wurde.

Erschrocken und in allerhöchster Alarmbereitschaft drehte er sich blitzartig in die Richtung, aus welcher das Geräusch unzweifelhaft gekommen war, bevor er dann vollkommen überrascht in seiner Bewegung inne hielt, während sich sein Augenmerk misstrauisch auf die im Fenster hockende Person richtete. „…Was soll das werden?...Sind Sie Lebensmüde?...“ sprach er Nick sogleich verärgert an, denn nicht nur, das er solch einen Unfug gerade überhaupt nicht gebrauchen konnte, es könnte ebenso gut jeden zwielichtigen Typen in diesem Gebäude aufgeschreckt haben, was ihnen demzufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit postwendend ziemlich unangenehmen Besuch bescheren würde. „…Keine Sorge…ist nicht das erste Mal, das ich so etwas mache…vielleicht schaffe ich es ja über die Brüstung und kann uns hier raus holen…Sie passen inzwischen auf Zahra auf bis ich zurück bin…Ich denke das hilft ihr mehr, als wenn wir hier noch stundenlang sinnlos herumsitzen und diskutieren…Halten Sie sie einfach warm ok?...“ gab der Ältere mit einem unsicheren Grinsen zurück und verschwand dann ohne ein weiteres Wort vorsichtig hinter dem maroden Fensterrahmen, welcher protestierend unter der schweren Last aufächzte. L war für einen Augenblick einfach bloß wie vor dem Kopf gestoßen und blinzelte perplex zu dem nunmehr leeren zugigen Loch in der Wand, durch welches ihm jetzt ein noch spürbar kälterer Windhauch entgegen spie. Dieser Mann war tatsächlich vollkommen Übergeschnappt und brachte nicht nur sich, sondern auch ihn selbst wie ebenso Zahra in Gefahr, ohne für eine Sekunde darüber nachzudenken. Ein schlicht ausgedrückte riesige Dummheit in seinen Augen und ein völlig unkalkulierbares Risiko noch dazu. So etwas würde er einfach nicht dulden. Finster dreinblicken und entschlossen dazu, diesen Wahnsinnigen mit allen Mitteln von seinen lebensgefährlichen Trip abzuhalten, setzte der junge Detektiv sich postwendend in Bewegung, bis er jedoch unvermittelt in seinem Vorhaben gestoppt wurde, als sich eine heiße zitternde Hand unnachgiebig um die Seine schoss und ihn eisern zurück hielt. Kurz entglitten ihm sämtliche seiner Gesichtszüge und sein Herz rutschte nebenher ohne Verwahrung haltlos in seinen sich zusammenziehenden Magen, sodass er für ein paar Sekunden komplett überrumpelt zu Stein erstarrte, ehe er ruckartig seinen Kopf zu dessen Ursache wandte. Ungläubig und mit einem zeitgleichen Gefühl von größter Sorge wie ebenso unendlicher Erleichterung, schaute er hinunter in die zwei fieberverschleierte blaugraue Iriden, die dennoch so viel Wärme in sich trugen, das es ihm fast den Atem verschlug. Nichts in ihrer Mimik deutete auch bloß ansatzweise auf eine Form von Schmerzen oder Unwohlsein hin, nein, im Gegenteil, Zahra blickte fortwährend zu L hinauf in seine zwei dunklen schwarzen Seen und lächelte ihm einfach nur sanft entgegen.

Der letzte Ausweg

Der letzte Ausweg
 

Stumme, forschende wie gleichsam unergründliche Blicke, trafen auf die vom Fieber gezeichneten blassen Gesichtszüge der jungen Frau, welche seine Hand noch immer mit einer unerwarteten Kraft und merklichen Nachdruck gefangen hielt. „…Nick weiß was er tut…“ hatte Zahra ihm mit brüchiger Stimme zugeflüstert, die beinahe nur einem heißem Windhauch glich und damit L’s scharfen Verstand zum wiederholten Male in eine zwiegespaltene Dimension aus Unverständnis gestoßen. Sie musste vermutlich, oder gar mit hoher Wahrscheinlichkeit, trotz ihres Zustandes einiges aus seinem Gespräch mit Nick und von der sich neu entwickelnden Sachlage um diesen mitbekommen haben, selbst wenn er im Moment nicht genau bestimmen konnte, wieviel dieses Wissen am Ende wirklich umfasste. Dennoch blieb es ihm ein unverständliches Rätsel, was diese undurchsichtige Frau plötzlich zu solch einer widersprüchlichen Aussage verleitete, da all ihre vorangegangenen Handlungen hinsichtlich dieses Mannes von unleugbaren Misstrauen durchzogen waren. Eine in sich stimmige Schlussfolgerung und die einzige logische Erklärung, die sich aus den Erläuterungen von Nick wie auch unter der Heranziehung aller gegeben Fakten in Zahras Verhaltensmuster festmachen ließ. Aber warum schien sie jetzt ihre Meinung über ihn geändert zu haben? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Lag es vielleicht einzig an ihrer gesundheitlichen Verfassung, sodass das hohe Fieber ihr den Geist und allen voran den Verstand vernebelte? Es schien zumindest die plausibelste Erklärung zu sein, denn aus medizinischer Sicht waren Halluzinationen und Verwirrungszustände zwar nur einige der typischen Symptome, aber nicht desto trotz die am häufigsten vertretenen. Andererseits, was wenn es dahinter einen ganz anderen Grund gab? Etwas, das sie bisher erfolgreich vor ihm verborgen hatte? Ein Gedanke, der seiner Erfahrung nach nicht ganz abwegig schien und sich postwendend mit einem schmerzhaften Ziehen in seinem Magen festkrallte. Es war gleich, was ihm seine verwirrenden Emotionen auch über diese Frau zu erzählen versuchten, denn der neu aufgekeimte Funke des Zweifels züngelte bereits nach jeder ihm dargereichten Form von neuer Nahrung und vergifte damit langsam das mit der Zeit in Zahra gesetzte Vertrauen. Es war das Misstrauen, geboren aus einer veruntreuten Situation der Vergangenheit, das seinen rationalen Geist nunmehr zustimmend in seinen einstigen Befürchtungen gegenüber seinen überhand nehmenden Gefühlen unterstütze. Er selbst schwankte weiterhin in seiner Entscheidung, ob die Geschichte des Fremden mehr der Wahrheit oder mehr dem trügerischen Bild der Lüge zusprach, jedoch das Zahra nun offenkundig ein wachsendes Vertrauensverhältnis zu diesem Nick aufbaute, brandet trotz alledem seltsam schwer in seinem Herzen. Für nicht einmal eine bestehende Millisekunde schloss der schwarzhaarige Detektiv besinnend seine dunklen Augen und versuchte seinen abtrünnigen Fokus erneut auf das wesentliche zu konzentrieren. Fakt war, das sie sich nach wie vor in der Gewalt von ihm unbekannten Verbrechern befanden und ihm allein die fragwürdigen Ausführungen dieses Nicks als Anhaltspunkt für etwaige Spekulationen blieben. Ebenso war klar, das dieser tollkühne Typ, egal ob seine Story nun stimmte oder nicht, ihre derzeitige Lage mit seinem waghalsigen treiben nicht gerade verbessert und somit nicht bloß sich selbst, sondern auch ihn und Zahra einer noch größeren Gefahr ausgesetzt hatte. Allerdings konnte L im Augenblick absolut nichts an dieser Sachlage ändern, da er sich hierfür unausweichlich auf dem selben Weg aus ihrem Gefängnis hätte stehlen müssen, wie es der Fremde kurz zuvor getan hatte und dies wiederum würde bedeuten, das er die junge Frau vollends sich selbst überlassen müsste. Ein unkalkulierbares Risiko, welcher er bei ihrem aktuellen Zustand einfach nicht eingehen konnte. So blieb ihm, gleich wie sehr es dem jungen Detektiven auch gegen den Strich ging, keine andere Option offen, als tatenlos abzuwarten und wachsam der Dinge zu harren, welche als nächstes auf ihn zukommen mochten.
 

„…Du vertraust ihm also?...“ Eine spekulative Frage, ausgesprochen mit dieser mir so vertrauten, dunklen, emotionslosen Stimme und dennoch war diese für mich eindeutig als eine Feststellung zu definieren, in der gar ein leichter Unterton des Vorwurfes mitschwang. Ich deutete ein zaghaftes Nicken an und umgehend folgte auch das von mir bereits erwartete nachforschende „… Warum?...“ von Ryuzaki, während ich spürte wie sich L’s Hand langsam aber stetig der meinen entzog. Ungern ließ ich ihn gehen und diese angenehme Berührung sich auflösen, doch ich hatte mittlerweile weder das Recht noch die Kraft um ihn zurück zuhalten. Nach meinem Traum mit Lina hatte ich schlussendlich begriffen, das ich nicht nur ihr und Nick, sondern vor allem auch L großes Unrecht getan hatte, indem ich ihr Vertrauen in mich wie ebenso mein Vertrauen in sie hinterging. Eine schmerzhafte Erkenntnis, die ich jedoch nicht mehr rückgängig machen konnte und mit dessen Konsequenzen ich nun unbeschönigt Konfrontiert wurde. Das sanft und warme Lächeln in meinem Gesicht wurde traurig, als ich fortwährend in seine mich lauernd begutachtenden dunklen Seen blickte, denn so nah er mir auch gerade körperlich schien, so unendlich weit entfernt war sein Herz tatsächlich von mir. „… Ich war blind und habe ihm Unrecht getan…ihm genauso wie dir…Es tut mir leid, das ich uns in diese Situation gebracht habe…ich…“ Angeschlagen versagte mir meine Stimme den Dienst, sodass ich mit einem resignierten Aufseufzen abbrach und stattdessen versuchte, das mich schwindelnde Pochen in meinem Kopf in die dunkle Stille der Bedeutungslosigkeit zurück Zudrängen. Plötzlich fühlte ich jedoch unvermittelt eine wohlige Kühle auf meiner Stirn, die mich zeitgleich frösteln wie angenehm Aufatmen ließ, bevor ich meine müden Augen suchend auf dessen Ursache richtete. L hatte sich wortlos zu der Brünetten niedergehockt und überprüfte abermals mit unleserlicher Mine ihrer Temperatur, wobei er im Stillen gründlich ihre Worte zu analysieren begann. Wie er vermutete hatte, verschlechterte sich ihr Zustand allmählich und doch bemühte er sich darum, die daraus erwachsene Sorge in seinem Inneren unter Verschluss zu behalten. Zahras Antwort hingegen, lieferte ihm wiederum keine brauchbare Erklärung, sondern warf in dem Schwarzhaarigen an selber Stelle nur noch mehr Fragen auf. „…Inwiefern hast du ihm Unrecht getan?...Was bringt dich plötzlich zu der Annahme, das du ihm Vertrauen könntest, obwohl du dich, soweit ich weiß, mit aller Kraft gegen seine Aussage gesperrt hattest?...“ hakte er tonlos nach und überging indessen bewusst den vorausgegangenen Bezug auf seine Person. Auf diese Form der Unterhaltung stand ihm nach allem was vorgefallen war nun wahrlich nicht der Sinn. Meine Lippen blieben jedoch versiegelt. Allein ein lautloser Zeuge meiner inneren Zerrissenheit und meines Schuldbewusstseins kämpfte sich seinen Weg über mein schweißnasses Gesicht. Wie sollte ich ihm etwas erklären, was ich selbst gerade erst begriffen hatte? Eine Tatsache, die nicht auf Logik oder rationalem Verhalten gründete, sondern vor allem auf eigens gemachte emotionale Erfahrungen beruhte, die für jemanden wie ihn gerade zu lächerlich wirken mussten? Nein, es würde schon fast an eine Farce grenzen, jemanden wie ihm ein anderes Bild der Wahrheit malen zu wollen. Meine unbestreitbare Blindheit, entstanden aus meiner eigenen Uneinsichtigkeit und gefühlsbetonter Sturheit, spottete bereits genug meinem ursprünglichen Wesen, das dem von L ab und an gar nicht so unähnlich war. Manchmal musste man einfach einsehen, das man etwas verloren hatte, auch wenn es noch so schwer viel. Trübes Fieber und Erschöpfung jagten den eisigen Schauer der Gänsehaut über meinen Körper, während mein Verstand immer mehr in ein schwarzes Loch gesogen wurde. Meine physischen und psychischen Kräfte hatte nunmehr merklich ihre Belastungsgrenzen erreicht, was mir das Offenhalten meiner bleiernen Lider mit jeder Sekunde zu einer wahren Bewährungsprobe werden ließ, ehe das Licht um mich herum letztendlich vollkommen erlosch.
 

Die dunklen Seen des Detektiven verengten sich, als er Zahras Namen mit Nachdruck Aussprach und unterstützend an ihrer schmalen Schulter rüttelte, doch jeglicher Versuch sie zum Aufwachen zu bewegen, blieb erfolglos. Grübelnd wie gleichsam beunruhigt legte sich sein Daumen an seine Unterlippe, unterdessen sein Blick scheinbar durch die junge Frau hindurch ging. Die Bewusstlosigkeit hatte die Brünette abermals zurückerobert und dieser Umstand verhieß absolut nichts Gutes, nicht bloß weil er unter diesen Gesichtspunkten keinerlei Antworten mehr von ihr erwarten konnte. Aber was sollte er tun? Er hatte keine Möglichkeiten um ihr wirklich zu helfen und die, welche ihm blieben, waren entweder zu riskant als das er diese in Erwägung ziehen könnte oder hinterließ schon beim bloßen Gedanken daran einen bitteren Nachgeschmack für ihn. Angespannt richteten sich seine Aufmerksamkeit hinüber zu dem zerbrochen Fenster, durch welches ihn beständig der kühle Windhauch der Nacht entgegenschlug, der selbst ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Das dieser tollkühne „Held“ das Fenster gänzlich in seine Einzelteile zerlegt hatte war ein Ärgernis, das sich nicht so leicht reparieren ließ, wobei sich für L noch immer die Frage stellte, was dieser Nick eigentlich vorhatte. Nachdenklich schweifte sein Blick von dem zugigen Loch wieder hinüber zu Zahra, die von Schüttelfrost geplagt unter dem als Decke missbrauchten Stofffetzen ruhte, welcher inzwischen eher einem nassen Lappen glich, als das er ihr tatsächlich Wärme spenden könnte. Viel hielt dieser wahrlich nicht ab, da selbst wenn durch die Nässe in Verbindung mit der kühlen Luft ihr Fieber vielleicht ein wenig gesengt wurde, war die sich daraus ergebene nachteilige Gefahr einer Lungenentzündung doch weitaus größer. Er hatte also keine große Wahl, denn es gab am Ende wiederum nur eines, das er im Moment für die junge Frau tun konnte, ob es ihm nun gefiel oder nicht.
 

Missmutig ließ er sich somit neben ihr an der Wand nieder und begutachtete die unruhig schlafende Brünette für einen Atemzug lang mit einem sichtlich skeptischen Seitenblick, bevor er sie dann behutsam zu sich hinüber zog. Sogleich hielt L die Luft an, als sich Zahra wohlwollend und mit einem zustimmenden Seufzen an seine Brust kuschelte, sodass er nunmehr mit einem Schlag die gesamte Hitze ihres Körpers an dem seinigen zu spüren bekam. Heftig schlug sein Herz schmerzhaft in seinem sofort überreagierenden Leib und er kämpfte mit aller Macht gegen die ihn zu übermannen drohenden Gefühle an, aber irgendwie schaffte Ryuzaki es letztendlich doch, seinen logischen Verstand in den Fluten der Emotionen nicht wieder ertrinken zu lassen. Dennoch saß der schwarzhaarige Detektiv für etliche Minuten wie erstarrt in derselben Position und beobachtete stillschweigend die einzige Frau auf dieser Welt, - in seiner Welt - , welche dazu in der Lage war, nach wie vor solch ein Chaos in ihm auszulösen, ganz gleich, was auch zwischen ihnen geschehen war oder wie hoch der Funken des Misstrauens bereits in ihm loderte. Ihn verärgerte der Umstand zutiefst, das Zahra sein Vertrauen so hintergangen hatte und trotz dessen weiterhin eine derartige Schwachstelle für ihn darstellte, doch diese Entwicklung hatte er im Vorfeld längst vermutet gehabt. Einer der Gründe, warum ihn der Gedanke an diese Art der Hilfestellung alles andere als Zusagte. Wiederholt tobte ein unerbittlicher Kampf zwischen rationaler Logik und unkontrollierbaren Emotionen in ihm hoch, aber am Ende war diesmal keiner der beiden Gegner stark genug, um sich die Oberhand zu erringen. Ryuzaki blieb in seinem Zwiespalt hängen. Unzufrieden mit sich selbst zog der junge Detektiv das durchgeschwitzte Stück Stoff mit spitzen Fingern ein wenig enger um sich und die bewusstlose Brünette, während er deutlich die unregelmäßigen Zuckungen ihrer fieberkrampfenden Muskeln wahrnehmen konnte, die in einem wechselnden Rhythmus mit ihrem rasenden Pulsschlag standen. Allein die wenige Körperwärme, welche ihm in diesem maroden Gefängnis noch geblieben war, konnte er ihr zur Verfügung stellen. Tief versunken in seinen wirbelnden Gedanken zu Kira, Nick und Zahra, saß er regungslos an der Wand, die junge angeschlagene Frau zwischen seinen Beinen und gegen seinen Körper gelehnt, unter einem Hauch von minimal wärmenden stinkenden Deckenersatz, während er hinüber zu dem scheibenlosen Fenster starrte. Irgendwie schien sein sonst so „perfektes“, ruhiges Leben vollkommen außer Kontrolle geraten zu sein und einer der Hauptgründe dafür, lag direkt vor ihm.

Wie lange der junge Detektiv in dieser Starre verharrte, ließ sich für ihn im Nachhinein nicht mehr bestimmen. Sein Kopf war schlichtweg vollkommen überfüllt mit Fakten, wie mit sich daraus neu ergebenen Gedankengängen und Spekulationen, welche sogar die Zeit in ihrem beständigen Rhythmus zu verstören schienen. Selbst Zahra wirkte inzwischen mehr wie eine wärmende lebensgroße Puppe, die sich in ihren Regungen ausschließlich auf das Notwendigste beschränkte und L beinahe vergessen ließ, wie nah sie ihm eigentlich war. Nur die fortwährenden Antworten seines reaktiven Körpers erinnerten ihn dann und wann an ihre unbestreitbare Anwesenheit, ebenso wie an das weiter steigende Fieber, das die Brünette in regelmäßigen Abständen erschütterte. Erst als ein kontinuierlich lauter werdendes Rufen und Klopfen von den maroden Wänden des dunklen Zimmers widerzuhallen begann, kehrte sein wachsamer Geist schlagartig zurück in die Realität, während sich sein Blick zeitgleich lauernd auf die vor Empörung ächzende Tür richtete. Die suchende Stimme war ihm gänzlich unbekannt, aber sie klang eindeutig nicht nach jemanden der auf Ärger aus war und zudem, soviel konnte er bereits jetzt schon festmachen, gehörte sie mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Mann, welcher noch nicht sehr viel mehr Jahre auf dieser Erde verweilen konnte, als er selbst. Die nächsten Worte, welche er von dem Fremden vernahm, brachten für einen winzigen Moment ein unwilliges Schmunzeln auf seine Lippen, ehe plötzlich alles ins Chaos stürzte.
 

„…Ist hier jemand?...Hier spricht die Polizei…Sie brauchen keine Angst zu haben…Wir holen Sie hier raus…Hallo?...Hören Sie mich?...“ L’s finster dreinblickende Augen ruhten angespannt auf dem altem Holz, unterdessen er die junge Frau instinktiv ein wenig näher an seinen Körper drückte. Dieser offensichtlich noch recht junge Beamte, wenn er denn wirklich einer war, begann gerade einen sehr schwerwiegenden Fehler, falls das gesamte Gelände, auf welchem sie sich befanden, bisher nicht vollständig von den Behörden abgesichert wurde und das dies ohne sein Bemerken geschehen war, hielt der schwarzhaarige Detektiv für nahezu ausgeschlossen. Die Erstürmung eines Gebäudes rief früher oder später unweigerliche Unruhe unter dessen „Besitzer“ wach, denn ein vollkommen lautloses Eindringen war selbst für seine, bis ins kleinste Detail durchkalkulierten, Pläne so gut wie unmöglich geblieben. Um nicht zusagen, vollends undurchführbar und das dieses Gefängnis von keiner Menschenseele be- oder überwacht wurde, war ebenfalls eine absolut wiedersinnige Vorstellung, an die Ryuzaki nicht einmal einen Gedanken verschwenden wollte. Seitdem er in dieser Bruchbude erwacht war, hatte es, bis auf den selbstmörderischen Trip dieses Nicks, keinerlei Anzeichen oder wahrnehmbare Hinweise auf Vorkommnisse dieser Art gegeben, sodass letztendlich nur zwei logische Schlussfolgerungen übrig blieben. Entweder hatten sie den Ausbruch dieses Vollidioten bemerkt und versuchten ihn nun mit dieser recht schalen Lüge aus seinem Versteck zu locken, wobei er diesen Nick so viel Dummheit trotz alledem nun wahrlich nicht zutraute, oder , was für ihn die wahrscheinlichere Variante darstellte, dieser grünschnäblige Polizist wandelte mit zu viel Überreifer wie falschen Heldenmut durch das alte Haus und weckte damit unbewusst die schlafenden Hunde. Kaum hatte L diesen Gedankengang beendet, herrschte unvermittelt eine gespenstische Stille, die der altbekannten Ruhe vor dem Sturm erschreckend nahe kam, bis im nächsten Augenblick bereits das ohrenbetäubende Bersten von splitternden Holz den Raum erfüllte. Intuitiv schloss er für einige Sekunden seine dunklen Seen und versuchte sich schützend ein wenig mehr über die bewusstlose Zahra zu beugen, bevor er missmutig wie ebenso aufmerksam in das helle Licht einer Taschenlampe blinzelt. Staub wirbelte in nebelartigen Wogen in dem blendenden Schein durcheinander und verdeckten so für einen Moment das erfreute und gleichzeitig besorgt dreinschauende Gesicht eines tatsächlich noch sehr jungen Polizeibeamten, welcher sich abermals vorschriftsmäßig als solcher zu Erkennen gab. Merklich aufgeregt erkundigte er sich nach einem ersten abebbenden Hustenanfall händewedelnd nach ihrem Befinden, aber ganz gleich was er versuchte, er bekam von seinem Gegenüber keinerlei akustische Reaktion. Misstrauisch wie ebenso lauernd, schirmte Ryuzaki stattdessen seinen wachsamen Blick gegen das störende Objekt ab, sodass der vermeintliche Polizist hastig sein Arm sinken ließ und den Lichtstrahl in eine andere Richtung lenkte, doch dieser gab nun plötzlich etwas preis, das selbst dem Detektiven einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Pures Entsetzten flimmerte in derselben Sekunde in seinen undurchschaubaren Iriden auf, in welcher L’s scharfer Verstand den mattglänzenden Lauf einer Walter P99 erfasste, aber es war zu spät. Ein markerschütternder Schuss zerriss das unheimliche Schweigen des Zimmers, dann ein zweiter, dritter, gefolgt von einem schmerzerstickten Aufschrei und einem ebenso merkwürdig dumpfen Aufprall, welcher durch das metallische Klingeln in ihren Ohren fast zur Gänze verschluckt wurde.
 

„…Zahra…Ryuzaki…Sind Sie ok?...Wurden Sie getroffen?...“ Der Klang einer vertrauten Stimme schreckte den Schwarzhaarigen unsanft aus seiner Gedankenstarre auf und auch wenn es nur wenige Augenblicke gewesen waren, so schaffte er es erst jetzt seine dunklen Seen von der absolut bizarren Szene vor sich zu lösen. Der junge Beamte, welcher wie ein ungestümer Elefant in einem Porzellanladen durch diese Bruchbude getrampelt war, hatte seine Waffe mittlerweile achtlos fallen gelassen und saß geschockt zusammengesunken auf dem nackten Steinboden, während er ungläubig immer wieder zwischen den beiden bewegungslosen Körpern hin und her stierte. Er lebte, war unverletzt, ja hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen, jedoch war dieser Umstand am Ende nicht sein Verdienst gewesen. Langsam löste L seinen schützenden Griff um Zahra und horchte bedächtig auf den rasenden Rhythmus ihres Herzschlags, welcher sich nach wie vor mit aller Macht gegen das Fieber anstemmte. Auch sein Puls hatte merklich auf die plötzlich eingetretene Gefahr reagiert, aber dieser Effekt war schlussendlich nur allzu natürlich und dennoch ärgerte sich der junge Detektiv insgeheimen über seine eigene Handlungsunfähigkeit. So hautnah wie eben, hatte er dem Tode, trotz seiner langjährigen Tätigkeit als weltbester Ermittler, noch nie ins Auge blicken müssen und hierbei halfen ihm auch all seine bisher gemachten Erfahrungen nicht. Dessen ungeachtet, ließ er sich jedoch nichts von seinem Schrecken anmerken, sondern richtete nun seine vollkommende Aufmerksamkeit auf das inzwischen zu ihnen herüber geeilte SOKO-Mitglied, welches sich mit skeptisch dreinschauender Mine vor ihnen nieder ließ. „…Aizawa…Nehmen Sie Zahra und sorgen Sie dafür, das sie auf schnellsten Wege medizinisch versorgt wird…“ wies Ryuzaki ohne große Umschweife den Beamten nüchtern an und drückte diesem bestimmt wenn gleich behutsam die bewusstlose Brünette entgegen, sodass der Angesprochene gezwungen war, seiner derzeitigen Position mit einem kleinen Schritt geistesgegenwärtig in eine stabilere Lage zu bringen, um nicht unter dem Gewicht der jungen Frau den Halt zu verlieren. Erschrocken entwich dem Mitglied der Sonderkommission sichtlich die Farbe aus dem Gesicht, als er sich der Bedeutung dieser Worte erst richtig bewusst wurde, denn dieser rechnete bereits mit dem Schlimmste, da vernahm er erneut die tonlose Stimme des Schwarzhaarigen in seinen Ohren. „…Keine Sorge…Zahra ist soweit unverletzt…Aber ihr gesundheitlicher Zustand ist sehr ernst…“ Jetzt, wo L dies erwähnte, spürte Herr Aizawa plötzlich deutlich die ungewöhnlich hohe Temperatur des zierlichen Körpers in seinem Arm und auch die durchgeschwitzte Kleidung war nun merklich für ihn wahrnehmbar. „…Alles Klar…“ ließ er besorgt verlauten und stemmte sich im selben Augenblick kraftvoll mit der Brünetten in die Höhe, ehe er nochmals inne hielt und zu dem Detektiven zurück sah. „…Was ist mit Ihnen Ryuzaki?...“ „…Machen Sie sich um mich keine Gedanken…Mir fehlt nichts…Außerdem habe ich da noch etwas zu erledigen…“ folgte sogleich hinterdrein die Antwort von des Schwarzhaarigen und erhob sich nebenher ein wenig umständlich von seinem Platz, denn diese andauernde aufgezwungene Haltung hatte unzweifelhaft ihre Spuren auf seinen Muskeln hinterlassen. Ein fragendes wie ebenso beunruhigtes Stirnrunzeln traf für einen kurzen Moment auf den auffordernden Blick des Detektiven, bis sich Aizawa schlussendlich mit einem resigniertem Aufseufzen und einem letzten „…Die Polizei hat die Lage hier unter Kontrolle…aber seien Sie trotzdem vorsichtig…“ schnellen Schrittes wieder aus dem modrigen Zimmer entfernte. Eine halbe Minute lang schaute L grübelnd dem impulsiven Ermittler nach und lauschte wachsam auf die ferner werdenden Geräusche seines eilenden Ganges. Die leise vor sich hin schwellende Besorgnis um Zahra in seinem Inneren, konnte er nicht verleugnen; - ebenso wenig wie die weiterhin spürbare Anspannung in seinen Knochen, welche seinen Verstand zu neuen Hochformen auflaufen ließ. Seine Konzentration allerdings, lag längst schon wieder auf einem ganz anderem offenkundigen Puzzelteil, das nicht so recht in sein logisches Gesamtbild zu passen schien.
 

Nachdenklich schlich sich seine Aufmerksamkeit von dem am Boden kauernden, noch immer unter Schock stehenden, unbekannten Beamten hinüber zu der vor der Tür liegenden regungslosen Person und dann weiter zu dem bekannt wirkenden Körper am Fenster, welcher bei genauer Betrachtung plötzlich einen kaum erkennbaren Atemzug tat. Die dunklen Seen des Detektiven merkten auf, während er sich umgehend wie gleichsam vorsichtig auf den fremden Mann zubewegte, um einen näheren Blick auf diesen zu erhaschen und tatsächlich, - dieser tollkühne Möchtegernheld hatte den Angriff wirklich überlebt. „…Sie da…Sitzen Sie da nicht so tatenlos rum, sondern holen Sie Hilfe…Dieser Mann hier atmet noch…“ richtete er nachdrücklich das Wort an den jungen Polizisten, der nun endlich aus seiner Starre erwachte und völlig entgeistert zu L hinüber schaute. „…Ja…Ich…Es tut mir Leid…Ich wusste nicht, das…Ich…“ begann dieser verwirrt vor sich hinzustammeln und wurde postwendend von dem Schwarzhaarigen unterbrochen. „…Das ist jetzt nicht Wichtig…Sehen Sie zu, das Sie Hilfe holen…“ warf er missmutig ein, sodass der junge Mann im selben Satz gehetzt aufsprang und Hals über Kopf aus dem Raum verschwand. Ein genervter kurzer Seitenblick von Ryuzaki folgte dem überforderten Beamten, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut auf die schwerverletzte Person vor sich lenkte und diese dann behutsam mit spitzen Fingern auf den Rücken drehte. Das Gesicht von Nick war aschfahl und blutiger Schaum trat in hustenden Wogen über seine Lippen, sodass es für L nicht einmal der knappen Musterung seines Leibes bedurft hätte, um zu sagen, das dieser dem Tod näher stand als dem Leben. Zwei Projektile hatten ihn zielsicher getroffen. Das Eine steckte in seiner Brust und musste einen Teil seiner Lunge schwer in Mitleidenschaft gezogen haben, selbst wenn sie das Herz um Haaresbreite verfehlt hatte. Das Zweite hatte sich seinen zerstörerischen Weg durch seine Bauchdecke gesucht und allein anhand der Menge wie auch der Geschwindigkeit, mit welcher der rote Lebenssaft pulsierend aus ihm herausströmte, machte klar, das ihm nicht mehr viel Zeit blieb. „…Nick…können Sie mich hören?...“ sprach er den Verletzten an und beobachtete aufmerksam, wie sich dessen Lider mit einer flatternden Bewegung langsam öffneten. Unvermittelt schlug ihm jedoch sofort ein blutrotes Lächeln entgegen, während ihm die zwei trüben Iriden seines Gegenübers eines ganz deutlich entgegen schrien, - Er wusste das er starb und das es keine Rettung mehr für ihn geben würde. Ein Gedanke, nein, eine Erkenntnis, die sich unerwartet bitter auf seine Zunge legte und den scharfen Geschmack von Galle in ihm hochtrieb, sodass er sich bestärkend seinen Daumen an die Unterlippe legte. L hatte viele Menschen in seinem Leben sterben sehen. Duzenden, wenn nicht sogar Hunderte, die der Tod auf oft grausamste und unverschuldeter Weise geholt hatte, doch – so nah wie jetzt war noch niemals einem Sterbenden gewesen. Eine viel beklemmendere Erfahrung, als er sich tatsächlich eingestehen wollte. „…Sie misstrauen mir… immer noch, …hab ich Recht?...“ kam mit einem seltsam gurgelnden Laut über seine verschmierten Lippen, welche weiterhin dieses unheimliche wissende Schmunzeln umspielte. „…Ich glaube…ich verstehe langsam…was Zahra an Ihnen findet…“ folgte sogleich hintendran und dieses Mal lag sogar etwas spöttisches in seinem allmählich zerbrechenden Blick. „…Ich möchte Sie…um etwas Bitten…Kümmern Sie sich …um Zahra…Beschützen Sie sie…vor diesen Verbrechern…Versprechen Sie mir das…Bitte…“ Ein quälender Hustenanfall und ein neu herausbrechender Schwall des roten Lebenssafts, unterbrach Nick mitten in seinem Satz. Der Detektiv hörte dem Fremden dennoch sehr genau zu und allein der Klang ihres Namens, löste in seinem Herzen einen schmerzhaften Stich aus, welcher die Unruhe in ihm abermals neue Nahrung gab. Aber sein Gesicht blieb leer, ausdruckslos. Sein rationaler Verstand sagte ihm, das er diesem Nick gegenüber skeptisch bleiben sollte und trotz alledem steckten in seinen Worten eine unleugbare Wahrheit, welche sich nicht abstreiten ließ. Manchmal war der Grad zwischen Lüge und Wahrheit so schmal, das es sich einfach nicht definieren ließ, wo das Eine anfing und das Andere aufhörte. Hin und wieder sogar kam es vor, das der fließende Übergang gar allein das Maß aller Dinge darstellte. „…Ich verspreche es…“ gab er nach ewig erscheinenden Minuten der bedrückenden Stille leise zu verlauten und abermals zeigte der undurchsichtige Fremde seine blutbeschmierten Zähne, die sein Lächeln zu einer abstrusen Maske werden ließ. „…Danke…Ich weiß,… das Zahra bei Ihnen…in sicheren Händen ist…Auch Lina…hätte es so…gewollt…“ Nicks Stimme wurde mittlerweile merklich schwächer und die Pausen zwischen seinen gurgelnden Sätzen umso länger, doch sprach er einfach immer weiter, ohne das Ryuzaki ihn auch nur ein einziges Mal unterbrach. „…Ich vertraue… Ihnen jetzt… ein Geheimnis an…Aber ich weiß…das Sie das Richtige…daraus machen werden…“ L blieb unterdessen äußerst wachsam und lauschte sorgfältig auf jedes noch so kleine Geräusch in seiner Umgebung, jedoch entging ihm nicht ein einziger Laut, nicht ein einziges Wort, welches Nick ihm mit letzter Kraft anvertraute. Stillschweigend sog er all die benannten Informationen in sich auf, bis auch der letzte Ton mit einem erleichterten Aufseufzen endgültig verstummte und ihm am Schluss nur noch zwei leere, gebrochene Augen leblos entgegen starrten.
 

Tief in Gedanken versunken, hockte der schwarzhaarige Detektiv auf seinem Sessel in dem gut temperierten Hotelzimmer und blickte konzentriert auf den flackernden Monitor, auf welchen er die ihm verlorengegangenen Zeit von Lights Überwachung aufmerksam vor und zurück spulte. Mehrere Stunden war es nun her, das man Sie aus ihrem verrotteten Gefängnis befreit hatte und einen überwiegenden Teil ihrer Entführer festnehmen konnte, aber noch immer war es ihm nicht möglich gewesen, all das gesammelte Videomaterial zu sichten. Zudem kam, das es L mehr als gewaltig gegen den Strich ging, das man ohne seine Zustimmung Light in die Aufklärung ihres Verschwindens mit eingebunden hatte, denn selbst wenn ihnen durch seine Mithilfe ein schnellerer Zugriff geglückt war, so änderte es nichts an der Tatsache, das er weiterhin ihr einziger Hauptverdächtiger im Fall Kira blieb. Wenigstens war Watari so geistesgegenwärtig gewesen und hatte eine möglicherweise verhängnisvolle Freilassung des jungen Studenten zu verhindern gewusst, doch selbst dieser Umstand machte die darum entstandene Sachlage nicht besser. Das Light die Informationen auf der kleinen SD-Karte so schnell entschlüsseln konnte, wunderte Ryuzaki absolut nicht, da er an seiner überdurchschnittlichen Intelligenz wie auch seiner guten Kombinationsgabe keinerlei berechtigten Zweifel hegte. Nein, er selbst hatte den vermeintlichen Kira schon öfters in seine eigenen Ermittlungen mit eingebunden, auch wenn dies wiederum einen ganz anderen Hintergrund beherbergte. Hiermit allerdings, hatte sich der Student weitere Pluspunkte im Vertrauen der restlichen Mitglieder der Sonderkommission erschlichen, ganz gleich, ob er ihnen nun tatsächlich Helfen wollte oder allein auf seinen sich daraus ergebenen Vorteil bedacht gewesen war. So oder so musste sich der junge Detektiv jetzt mit neuen Argumenten gegen seine Kiratheorie herumschlagen und dies schmeckte ihm absolut gar nicht. Es erschwerte seine Ermittlungsarbeit nur weiter. „…Ryuzaki?...Was haben Sie jetzt eigentlich mit den Daten auf dieser SD-Karte vor?...Seit Watari mit dem Ding verschwunden ist, haben Sie kein einziges Wort mehr darüber verloren…“ unterbrach Matsuda neugierig die eingetretene Stille in dem spärlich beleuchteten Raum und lenkte damit alle Aufmerksamkeit hinüber zu L, welcher zunächst ignorierend einen genüsslichen Schluck von seinem überzuckerten Kaffee tat. „…Machen Sie sich darum keine Gedanken…Ich werde mich später damit beschäftigen…Im Moment geht von diesen Verbrechern wohl die geringste Gefahr aus…“ gab er knapp erklärend preis und wandte sich anschließend abermals den Geschehnissen auf dem Bildschirm zu, aber so leicht ließen sich die Mitglieder der SOKO leider nicht gnädig stimmen. „…Wie meinen Sie das?...Ist es Ihnen denn inzwischen gelungen, das verschlüsselte Programm darauf zu öffnen?...Diese Typen haben uns schon einmal gefunden…Woher wollen Sie also wissen, das Sie nicht wieder unangemeldet hier herein platzen?...“ meldete sich jetzt auch Aizawa lauernd zu Wort, dem diese Heimlichtuerei des Schwarzhaarigen ohnehin bereits auf dem Zeiger ging. Unwillen begann sich für einen minimalen Wimpernschlag in den Gesichtszügen von L widerzuspiegeln, bis er dann missmutig das vorwärts laufende Videoband stoppte und sich wortlos zu den Anwesenden herum drehte, welche er einige Sekunden lang mit prüfenden Blick abschätzend maß. Ja, er hatte zusammen mit Watari die Datei decodieren können, aber das jedoch bloß, weil ihm dieser Nick kurz vor seinem Tod die Entschlüsselung dafür mitgeteilt hatte. Etwas, das Schwer an seinem Ego nagte, denn egal wie er es auch drehte und wendete, dieser Mann hatte ihm in Sachen Technik tatsächlich einiges voraus gehabt. Seine Nachforschungen zu diesem Nick hatten ergeben, das ein großer Teil seiner abstrusen Geschichte tatsächlich der Wahrheit entsprach, - zumindest dieser, welcher ihm möglich war anhand von Indizien nachzuvollziehen. Einige Fragen allerdings, würden wohl für immer ein gut gehütetes Geheimnis dieses Mannes bleiben, denn die Lösungen darauf, hatte Nick mit ins Grab genommen. „…Dieser Mann war schlau genug, vor seinem Tod einen gut getarnten Virus in die Zentrale Datenbank dieser Organisation einzuschleusen…Das Programm auf der SD-Karte, ist der dazugehörige Schlüssel, mit dem es möglich ist, all die gesammelten Daten von ihnen zu rekonstruieren, ohne auch nur eine winzige Spur zu hinterlassen…Wir haben also demzufolge den entscheidenden Vorteil auf unserer Seite, das wir ihnen immer einen Schritt voraus sind…“ erläuterte L sodann widerwillig und hoffte inständig darauf, das sich die aufkeimende Diskussion damit erledigt hatte, sodass er sich endlich wieder ungestört seinen Ermittlungen im Fall Kira zuwenden konnte, doch diese Information brachte die wissbegierigen Gemüter der Mitglieder nur noch mehr in Aufruhr. „…Wow…das ist echt genial…“ ließ Matsuda postwendend beeindruckt verlauten und auch Herr Yagami brachte sich nunmehr mit ins Gespräch. „…Dieser Nick schien wirklich gut gewesen zu sein, indem was er tat…Ein Jammer, das Zahra ihm nicht ein wenig mehr vertraut hatte…aber unter den gegebenen Umständen kann ich Sie durchaus verstehen…“ „…Da haben Sie Recht Chef…Zahra musste sich nach alledem ziemlich hintergangen gefühlt haben…“ stimmte Aizawa mit ein und eine bedrückende Stimmung legte sich unheilschwanger über die Anwesenden der Sonderkommission. Sie all hatten von der Story gehört und keiner von ihnen machte der jungen Frau daraus einen Vorwurf, denn sie konnten sich nur allzu gut vorstellen, was in ihr zu dem Zeitpunkt vorgegangen sein mochte. Für L hingegen, hatten sich die unlogischen Verhaltensmuster wie gleichsam ihr spontaner Sinneswandel bis heute auf keinem plausiblem Weg eingefunden, ganz gleich er auch um die theoretische Bedeutung solcher Vorgänge wusste. Aus rationaler Sicht warfen ihre Handlungen schlichtweg Ungereimtheiten in sich auf.
 

Ein lautstarkes Piepen, holte die Männer jedoch umgehend zurück aus ihren düsteren Grübeleien und lenkten ihre Aufmerksamkeit unverzüglich auf den schwarzhaarigen Detektiven, welcher sich erkundigend zu dem auf seinem Laptop aufleuchtenden W wandte. „…Was gibt es Watari?...“ „…Ryuzaki…Es ist jetzt alles vorbereitet…Sind Sie sicher, das Sie wirklich soweit gehen wollen?...“ meldete sich die altbekannte Stimme des älteren Herren, in welcher man deutlich den leisen Unterton von Zweifel heraushören konnte. „…Watari…Ich dachte, wir hätte dieses Thema längst besprochen…“ entgegnete L genervt, denn er konnte geradezu spüren, wie sich die wiederholten Einwände der Anwesenden zu akustischen Lauten zu formen begannen und auf diese konnte er auch ebenso gut verzichten. „…Ich bitte um Verzeihung…aber ich denke, das Zahra diese ganze Geschichte vielleicht falsch verstehen könnte…Sie ist…nun ja…ein recht impulsiver Mensch…“ merkte sein Assistent besorgt an und prompt schaltete sich der Rest der SOKO unterstützend hinzu, sodass Ryuzaki verärgert einen Seitenblick auf die Anwesenden warf. „…Watari hat Recht…Das können Sie nicht so ohne weiteres tun…“ erklärte Herr Yagami bestimmt, während ihm Herr Aizawa mit einem mahnenden „…Falsch Verstehen ist noch recht nett ausgedrückt…Zahra wird Ihnen den Kopf abreißen, wenn Sie die Gelegenheit dazu bekommt...“ beisprang und von Matsuda zusätzlich mit den Worten „…oder Schlimmeres…“ beistand bekam. Die dunklen Seen des Detektiven verfinsterten sich schlagartig und seine Laune sank stetig weiter Richtung Polarkappen, denn genau mit dieser Reaktion hatte er nach Wataris Anspielung gerechnet. Er wusste selbst allzu gut, das er mit seinem Vorhaben an einer imaginären Grenze kratze, ja sie vielleicht sogar gewaltig überschritt, aber es war der einzig sichere Weg. Es war seine einzigste Möglichkeit Zahra vor alledem zu bewahren und letzten Endes ebenso die einzigste Option, ein Stück weit sich selbst zu beschützen. „…Es reicht…Ich denke, wir haben bereits alle wichtigen Details zu diesem Thema besprochen und ich werde meine Entscheidung diesbezüglich auch nicht mehr ändern…ganz gleich welche Einwende sie noch erheben…“ erklang die nachdrückliche scharfe Stimme von L im Raum und ließ für einen Moment die Mitglieder der Sonderkommission überrumpelt inne halten. „…Watari…leiten Sie bitte alles in die Wege…“ gab er sodann befehlend an den älteren Herrn weiter, welcher sich umgehend mit einem resigniertem „…Jawohl…“ von den Anwesenden verabschiedete, während sich L anschließend mit einem missmutigen „…Und sie sollten jetzt besser gehen und sich auf den morgigen Tag vorbereiten…Besonders ihre Mithilfe, Herr Yagami, wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob Light und Misa Amane aus der Haft entlassen werden…“ an die restlichen Mitglieder wandte. Kurz beobachtete Ryuzaki skeptisch die nicht sehr erfreuten, ja überwiegend empört, dreinschauenden Gesichter der Ermittlungsbeamten, bevor er sich ohne ein weiteres Wort abermals den flimmernden Monitoren widmete und seine gesamte Konzentration auf Kira zu lenken versuchte.
 

Die sanften hellen Strahlen der Morgensonne kitzelten wohlig durch meine trägen Augenlider und zogen meinen bewölkten Verstand Stück für Stück zurück in die Realität. Wärme umschloss meinen bleiernen Leib, sodass ich mich mit einem zufriedenen Aufseufzen noch ein wenig mehr unter meine Decke kuschelte und das grelle verschwommene Licht mit dessen Hilfen auszusperren versuchte. Mein erster Gedanke an diesen Tag galt einem jungen starrköpfigen Mann, der mich mit seiner Art schon so oft in den Wahnsinn getrieben hatte und dem ich nichts desto trotz mit ganzem Herzen verfallen war. „…L…“ flüsterte ich schlaftrunken in mein Kissen und ein sanftes Lächeln umspielte dabei meine spröden Lippen, ehe ich unvermittelt aus meinen immer weiter abdriftenden Traum hochschreckte. Geschockt riss ich die Augen auf und lauschte angespannt auf meine Umgebung, während ich mir behutsam das raschelnde Bettzeug vom Kopf zog. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, das sagte mir nicht nur mein plötzlich aufbegehrender Pulsschlag, sondern gleichsam auch der seltsam vertraute Geruch, welcher mir immer nachhaltiger in die Nase stieg. Da waren Stimmen, fremd und irgendwie undeutlich. Als meine blaugrauen Iriden dann endlich den abdunkelnden Schutz der Decke überwandten, traf es mich plötzlich wie ein Schlag und ich saß kerzengerade in meinem Bett, während ich mich absichernd nach allen Seiten umsah. Meine Wahrnehmung hatte mich also nicht getäuscht und ich hockte mal wieder in einem Krankenhaus, aber warum? Ein scharfer pochender Schmerz in meinem Haupt, ließ mich zähneknirschend Aufstöhnen, sodass ich schützend meine Hände vor mein Gesicht schlug und darauf wartete, das die leidige Karussellfahrt schnellstmöglich ihr Ende fand. Meine Gedanken rasten und die schreckenhafte Bilder der Erinnerungen suchten mich heim, was meine schlechtes Gewissen wie ebenso meinen postwendend rebellierenden Magen zurück auf den Plan rief. Lina, Nick, L, Kira, die Sonderkommission, - alles strömte mit einer überwältigenden Wucht über mir zusammen und dann stand mit einem mal die Zeit still. Schwer atmend und mit zitternden Händen lauschte ich auf die auf- und abschwellenden Stimmen vor meiner Tür, was meinen Herzschlag augenblicklich zum Aussetzten brachte. Nein, das konnte nicht sein. Das war doch absolut unmöglich. Ruckartig zuckte mein schwindelnder Kopf hinüber zu dem lichtdurchfluteten Fenster und schneller als meine Beine mich tragen konnte, war ich auch schon aus dem Bett gesprungen. Mein Brustkorb drohte beinahe auseinander zuspringen, als ich vollkommen ungläubig auf die durchsichtige Scheibe zusteuerte und fast den Boden unter den Füßen verlor. Hastig hielt ich mich am Fensterbrett fest und starrte entgeistert hinaus auf die unter mir liegende Stadt, während die Uhr des großen Turmes Mittag schlug. Ich war nicht mehr in Tokio, nein, ich war London. Doch wie um alles in der Welt war ich hier her gekommen?



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Momo26
2015-03-09T09:20:16+00:00 09.03.2015 10:20
Hey, immer noch klasse ff
Aber so wie es aussieht hast du bei fanfiction.de bessere karten:D
Mach weiter so
Glg Momo
Antwort von: abgemeldet
04.04.2015 17:45
Hey ^^
Vielen lieben Dank für dein Kommi... :3
und für dein Lob....:3
Ja ich denke da hast du wohl Recht.... XD

bis ganz bald * winke winke und GLG*
Von:  Shirayuki_Hime
2014-08-13T07:02:57+00:00 13.08.2014 09:02
Bitte schreib bald weiter!
Antwort von: abgemeldet
13.08.2014 19:29
Hey ^^
Das nächste Kapi steht schon in der Warteschlange und wartet nur noch auf die Freigabe.... ;D
Hoffe das es dir gefällt...

bis ganz bald *winke winke*
Von:  InaIncredible
2014-07-12T09:24:20+00:00 12.07.2014 11:24
Dann schreib' ich mal den ersten Kommentar, obwohl ich sonst nie einen schreibe. :o
Ich hab deine Fanfic gerade gelesen, und ich finde du hast einen interessanten Schreibstil. ^-^
Vor allem wie du die Emotionen und Gedankengänge rüberbringst, man kann sich sehr gut in die Erzählerin hineinversetzen.
Überhaupt ist mir ihr Charakter sehr sympathisch. :3
Mich würd's nur freuen, wenn ein paar mehr Absätze vorkommen würden, damit es sich leichter liest.
Jetzt bin ich aber erstmal gespannt wie's weiter geht, und vor allem wann L auftaucht. ^~^ *ungeduldig sei*

Mach auf jeden Fall weiter so!

Antwort von: abgemeldet
14.07.2014 09:14
Hey ^^
vielen lieben Dank für dein Kommi....*_*
hab mich sehr darüber gefreut.... *freudig grins*
Hab es jetzt endlich geschafft auch die anderen Kapis on zu stellen....Oo
Hoffe das sie dir auch so gut gefallen....
Würde mich über jedes weitere Kommi von dir freuen *lieb guck*

also bis ganz bald *winke winke*


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