Zum Inhalt der Seite

L - You have changed my World

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

ungewollte Gesten

ungewollte Gesten
 

Was um alles in der Welt hatte ich nur verbrochen, das mein Leben von Tag zu Tag immer skurriler werdende Züge annahm? Seit Linas Tod hatte es keinen einzigen Tag mehr gegeben, welcher halbwegs normal verlaufen war. Ständig fand ich mich in solch seltsamen Situationen wie diese wieder, die sich zu allem Überfluss jetzt auch noch miteinander zu verketten schienen. Immer wenn ich dachte es könnte nicht mehr schlimmer werden meldete sich umgehend die ironische Realität und belehrte mich eines Besseren. Wie hatte ich es bitte eigentlich nun wieder geschafft, mich in solch eine abstruse Lage zu manövrieren? Ich hatte geräumt ja und ich hatte im Traum nach L gerufen, aber wieso musste mein krankes Hirn ausgerechnet diese Hilfeschreie in die Realität übertragen? Hatte sich jetzt selbst mein Unterbewusstsein gegen mich verschworen? Was sollte diese wirre Illusion überhaupt bedeuten? Das ich von Lina träumt hatte verwunderte mich nicht, den sie wahr bildlich gesprochen wirklich mein Licht in der Dunkelheit namens Einsamkeit gewesen. Aber was hatten dann Light und L darin zu suchen gehabt? Und vor allem wie kam mein Gehirn auf die Idee, diese beiden Situationen auf solch eine Art und Weise miteinander zu kombinieren? Wollte mir mein Verstand jetzt etwa weiß machen, das nun wo Lina aus meinem Leben verschwunden war, L das neue Licht in meiner Finsternis sein sollte und Light das Monster, welches es versuchte auszulöschen? Nun ja Kira versucht schließlich tatsächlich L umzubringen, aber trotzdem war diese Vorstellung in Vergleich zu meinen Erfahrungen mit Lina, nicht mehr als ein konfuser Denkfehler für mich. `Vielleicht werde ich inzwischen wirklich schon verrückt und mein Verstand bringt einfach langsam aber sicher gegebene Tatsachen schlicht und ergreifend durcheinander…` ging mir genervt durch den Kopf, während ich immer noch eisern von Ryuzaki in mein Bett gedrückt wurde. Mittlerweile lag ich nun völlig regungslos und mit geschlossenen Augen unter dem schwarzhaarigen Detektiv, derweil ich krampfhaft versuchte, das Chaos in meinen Gedanken wieder in einen halbwegs geordneten Zustand zu versetzten. Allerdings je mehr ich über diesen Traum nachgrübelte, desto undurchsichtiger und verwirrender wurde er für mich. Mein Kopf war zwischenzeitlich weiderholt zu einem einzigen rasenden Karussell geworden, welches mein rationalen Verstand mit aller Macht versuchte abzuschütteln. Dieser ganze Tag brachte mich geradewegs an die Grenze meiner mentalen Belastbarkeit und was wohl im Moment in Wataris Kopfkino Saison hatte, war etwas worüber ich am liebsten erst gar nicht anfangen wollte nachzugrübeln.
 

Auch L hatte Wataris fluchtartiges Verlassen des Zimmers ein wenig irritiert, jedoch beschäftigte ihn im Moment mehr, warum Zahra im Schlaf nach ihm gerufen hatte und wieso sie ausgerechnet von ihm geträumt zu haben schien. Eine Zeitlang maß er immer noch prüfend die junge Frau unter ihm, welche allerdings keine weiteren Versuche mehr unternahm sich erneut irgendwie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Nur warum hatte sie so plötzlich ihre Gegenwehr aufgegeben? Das war doch gar nicht Zahras art. Oder war das nur die Ruhe vor dem Sturm? L war angespannt und verwirrt zu gleich, denn solch ein lammfrommes Verhalten war für sie schlicht weg unnormal. Zwar hatte Zahra ihre Augen geschlossen, jedoch schlafen tat sie gewiss nicht. Das konnte er eindeutig an ihrem Gesichtsspiel erkennen. Aber was hatte diese ganze, für sie so untypische Verhaltensweise zu bedeuten? Was bezweckte sie damit? Erneut hatte er nicht mal den Hauch einer Ahnung, warum sie das eigentlich tat und vor allem was sie als nächstes tut würde. Der Missmut über seine eigene Unfähigkeit, das er diese junge Frau nicht wenigstens nur ein einziges Mal durchschauen konnte, schlich sich immer tiefer in sein ohnehin schon wegen ihr angefressendes Ego und verstimmte ihn mit jeden Tag nur noch mehr. Unwilligkeit spiegelte sich erneut auf seinem Gesicht, bevor er sich abermals nachforschend an Zahra richtete. „Du hast mir meine Frage immer noch nicht klar beantwortet Zahra.“ Gab er lauernd von sich und behielt sie währenddessen wachsam im Auge. Ich horchte auf und verzog neuerlich genervt mein Gesicht, bevor ich ganz langsam meine Augen öffnete, nur um danach die seinen eindringlich zu fixieren. Ich hatte wirklich absolut keine Lust mehr mich noch länger auf diese absonderliche Diskussion mit ihm einzulassen. Im Augenblick wollte ich nur noch meine Ruhe haben und mich unter meiner Bettdecke verkriechen. Mir schwirrte wahrlich der Kopf von diesem ohnehin schon undurchdringbaren Labyrinth aus Fragen, da hatte ich nicht auch noch die Nerven für eines seiner geliebten Verhörspielchen. „Hör zu Ryuzaki. Ich habe es dir bereits erklärt und ich habe wirklich keine Lust alles doppelt zu wiederholen. Mehr werde ich dazu auch nicht sagen und jetzt möchte ich bitte meine Ruhe haben ok? Also wenn du nun so nett wärst und von mir runter gehen würdest....“ meinte ich daher erschöpft zu dem mich immer noch musternden Detektiv über mir und blickte ihm auffordernd entgegen. L behielt derweil jede ihrer Reaktionen genauestens im Auge, falls sie sich doch noch irgendeine Art von Vergeltungsschlag überlegt haben sollte. Aber sie machte lediglich den Eindruck einer völlig aufgezehrten Person, welche eher jeden Moment wieder ins Land der Träume entschwinden würde, als sich in irgendeiner Form hinterhältig auf ihn zu stürzen. Zudem bemerkte er auch, dass sich abermals diese seltsame Unruhe in ihm einzuschleichen begann, was seinen im Moment ohnehin schon verwirrten Verstand noch weiter verstreute. Sorgfältig analysierte er die momentane Situation in der sie sich gerade befanden und durchdachte gleichzeitig jede seiner ihm möglichen Optionen. L konnte es überhaupt nicht leiden, wenn er in einer Sache nachgeben musste die eigentlich für ihm noch nicht geklärt war. Allerdings würde er aus Zahra in ihrer aktuellen Verfassung wohl nicht mehr die gewünschten Informationen herausbekommen, sondern vermutlich eher einen ihrer unkalkulierbaren Wutausbrüche auslösen und darauf hatte er beim besten Willen gerade überhaupt keine Lust. Somit lockerte er widerwillig seinen Griff und stieg gleichzeitig wachsam von der jungen Frau runter, indessen er sie genauestens beobachtete. Schnell hatte er ein paar Schritte Sicherheitsabstand zwischen sich und ihr gebracht, aber ein ungewollte Reaktion ihrerseits blieb erstaunlicher Weise aus, weswegen er sie dennoch weiterhin misstrauisch im Auge behielt. Ich atmete einmal tief durch, nachdem das störende Gewicht von meinem Körper verschwunden war und drehte mich auch gleich auf die Seite, während ich mir erleichtert die Decke über den Kopf zog. „Danke Ryuzaki. Mach das Licht aus, wenn du raus gehst ok?“ meinte ich noch schläfrig und gähnte danach einmal ausgiebig. Ich wollte im Augenblick einfach nur noch dem ganzen unsinnigen Chaos um mich herum entfliehen und hoffte inständig, dass dies die letzte Störung in dieser Nacht gewesen war. Im Moment war ich nicht mal mehr wirklich in der Lage dazu, mich mit irgendwem zu streiten. L maß Zahra weiterhin skeptisch, bevor sich ein mehr als unwilliger Gesichtsausdruck bei ihm breit machte, nachdem er ihre Reaktion wahrgenommen hatte. Sie drehte sich doch tatsächlich einfach um und wollte weiter schlafen, als ob nichts gewesen wäre. Wie so oft etwas, was er bei der sonst eigentlich so impulsiven Zahra nicht erwartet hatte und ihm zudem noch zusätzlich erneut vor Augen führte, wie sehr er doch im Grunde genommen bei dieser Person im Dunkeln tappte. Ein letztes Mal besah er sich die junge Frau im Bett mit einem finsteren Blick, ehe er sich dann schließlich missmutig aus dem Zimmer begab und erneut versuchte irgendeine Form von Logik in ihrem sich ständig wechselnden Verhaltensmuster aus zumachen.
 

Der Rest der Nacht war glücklicher weise Ereignislos verlaufen und ich war wahrlich mehr als erleichtert, dass mich nicht erneuter ein so abstruser Alptraum heimgesucht hatte. Dennoch schweiften meine Gedanken unbewusst immer wieder in diese bizarre Traumwelt ab und ich schüttelte jedes Mal verärgert meinen Kopf, wenn ich mir dessen bewusst wurde. Es beschäftigte mich doch mehr, als ich bisher angenommen hatte und dazu kam noch, das L mich den ganzen Morgen schon mit einem undeutbaren, wenn gleich auch nicht gerade freundlichen Blick maß. `Der Tag fängt ja echt spitzenmäßig an…..der schreit ja geradezu schon nach guter Laune…` dachte ich sarkastisch, während ich genervt zwischen den SOKO- Mitgliedern saß und den Auswertungen von unseren Überwachungen in Shibuya und Aoyama lauschte. An beiden Tagen hatten wir nichts erreicht und auch bei Light war ich nicht weiter gekommen. Im Gegenteil, ich hatte eher das Gefühl das ich mich seit unserem ach so romantischem Date immer mehr von ihm entfernte. Oder besser gesagt er von mir und das gefiel mir gar nicht, denn somit konnte ich meinen Plan, Beweise gegen ihn als Kira zu sammeln, vergessen. Noch eine Tatsache, welche meine sowieso schon miese Laune noch weiter sinken ließ. Ich hasste es einfach, wenn ich eine meiner Zielsetzungen nicht erreichte und somit mich eher einen Schritt zurück als vorwärts bewegte. Aufmerksam beobachtete ich Light aus dem Augenwinkel, welcher sich heute das erste Mal nicht sofort auf den Platz neben mir gestürzt hatte und auch sonst nur die Gespräche auf belanglose Plänkeleien und den fallspezifischen Austausch reduzierte. Endlos grübelte ich darüber nach, was zu Geier ich eigentlich falsch gemacht hatte, das er sich so plötzlich von mir abwandte. Light musste irgendetwas im Restaurant bemerkt haben, aber wie und vor allem was? Womit hatte ich mich verraten? Es waren mittlerweile schlicht und ergreifend einfach zu viele Baustellen in meinem Kopf, sodass ich inzwischen nicht mal mehr die Zeit hatte, meine eigenen Gedankengänge irgendwie zu ordnen oder in aller Ruhe zu analysieren. Ich fühlte mich derweil schon mehr wie ein Informationsmessie, welcher langsam aber sicher in seinem zugestopften Durcheinander unter zu gehen schien und wenn ich so weiter machte, würden sich bald die Insekten des Wahnsinns in meinem Kopf einnisten. Auch L hatte die veränderte Nähe zwischen Light und Zahra sofort registriert, behielt jedoch seine Beobachtung für sich. Denn nicht nur der Grund für die Änderung in Lights ursprünglichen Muster gegenüber Zahra beschäftigte ihn, sondern auch das Empfinden von so etwas wie Erleichterung, welches er in Bezug auf diese Tatsache verspürte gab ihm erneut zu denken. Es würde ihm nur zu sehr interessieren, was gestern im Restaurant zwischen Zahra und Light passiert war. Es musste etwas sein, was diese eigentlich unscheinbaren Veränderungen bei Light ausgelöst hatte und ihm vielleicht den entscheidenden Schritt weiter gebracht hätte, wenn er das Date mitverfolgen hätte können. Nur leider war Light sehr gut auf seine eventuellen Überwachungsmaßnahmen eingestellt gewesen und hatte ihn somit ganz klar ausgetrickst. Diese unabdingbare Sachlage war etwas, was L mehr als nur sauer aufstieß und zu alledem schlich sich auch noch immer wieder das Rätsel namens Zahra in seine Gedanken ein, egal wie sehr er auch versuchte es zu unterbinden. Gerade nach dem letzten nächtlichen Vorfall begann sie erneut einen größer werdenden Teil seines Verstandes einzunehmen, was ihm aber dennoch kein Stück weiter brachte sondern lediglich in seinen Ermittlungen behinderte.
 

Die Sonderkommission horchte auf, als sich plötzlich Watari über den Laptop von L zuschaltete und das erneute Auftauchen eines Kira-Videos verkündete. Aufmerksam lauschten wir den Ausführungen des Videos und mir lief es sogleich kalt den Rücken runter. Dieser Mistkerl von Trittbrettfahrer dankte der Polizei doch tatsächlich für ihre Hilfe und hatte nach eigenen Angaben auch noch den richtigen Kira gefunden. `Verdammter Mist nochmal…` durchfuhr es mich verärgert und ich biss mir schmerzhaft auf die Unterlippe. Das Video wurde bereits ein Tag nach unserer Überwachung in Aoyama abgeschickt, somit blieb eigentlich nur die Möglichkeit, dass er Kira da gefunden hatte. Zwar erwähnte der zweite Kira diesen eigentlich offensichtlichen Umstand nicht direkt, aber ich war mir fast hundert Prozentig sicher das Light dieser echte Kira ist und zudem hatten wir zusammen die Überwachung in Aoyama durchgeführt. Das wiederum hieß, dass die Wahrscheinlichkeit beunruhigend hoch war, dass der zweite Kira Light in Aoyama gefunden und ich nichts davon mitbekommen hatte. Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein? Prüfend musterte ich Light aus dem Augenwinkel, welcher nicht minder überrascht zu sein schien. Allerdings durfte ich auch nicht vergessen, dass er ein hervorragender Schauspieler war und selbst mich des Öfteren getäuscht hatte. Dennoch hatte ich das Gefühl, das seine Gesichtsspiegelungen im Moment nicht gespielt waren. Das hieße demnach, dass es vielleicht noch keine Kontaktaufnahme zwischen den beiden gegeben hatte, denn davon war im Video schließlich auch nicht die Rede. Trotzdem war alleine der Gedanke, dass die beiden Kiras vielleicht früher oder später gemeinsame Sache machen könnten mehr als beängstigend. Einer alleine war ja schon schlimm genug, aber beide zusammen und unter der Betrachtung das einer der beiden nur das Gesicht braucht um zu töten, reichte aus das sich bei mir die Nackenhaare aufstellten. Light war immerhin Mitglied der SOKO Kira und wenn er es schaffen sollte, den zweiten Kira irgendwie hier einzuschleusen, würden wir uns wahrscheinlich bald alle die Radieschen von unten ansehen können. Meine Gedanken überschlugen sich abermals, während ich angespannt und zugleich wachsam Light im Auge behielt. Mein analytischer Verstand hatte wiedermal die Kontrolle übernommen und scannte in Rekordgeschwindigkeit alle nur möglichen Szenarien durch, um eine halbwegs annehmbare Lösung zu finden. Irgendetwas mussten wir unternehmen, um den hoffentlich noch nicht entstandenen Kontakt zwischen den beiden Kiras zu unterbinden. Wenn Light nicht plötzlich so distanziert mir gegenüber wäre, hätte ich vielleicht die Möglichkeit ihn weiterhin auszuhorchen und zu überwachen. Auch wenn mir seine aufdringliche Nähe derbe auf den Keks gegangen war, hatte es dennoch den Vorteil gehabt, dass ich ihn besser im Auge behalten konnte. Nun jedoch würde ich mir diese Überlegung wohl in die Haare schmieren können. Ich seufzte resigniert auf und mein gemarterter Verstand wollte gerade erneut begingen sich durch das Chaos in meinem Kopf zu wühlen, als ich auf die soeben geäußerten Worte von L aufmerksam wurde. `Wir als Polizei müssen jetzt in Erscheinung treten…` fasste ich seine Äußerungen in Gedanken nochmals zusammen und blickte nun nachdenklich zu dem jungen Detektiv hinüber. Der Ansatz war nicht schlecht und seine nachfolgend erläuterte Idee, diesem zweiten Kira ein Angebot zu machen, welches an seinen eigenen Überlebenswillen appelliert und ihn somit vor dem richtigen Kira zu warnen, könnte vielleicht sogar funktionieren. „Die Idee ist wirklich gut Ryuzaki. Hoffen wir mal, dass dieser zweite Kira wenigstens so etwas wie ein Gewissen hat und sich einsichtig zeigt. Zudem könnte uns das wertvolle Informationen zum echten Kira liefern, wenn der zweite sich drauf einlässt.“ Sinnierte ich laut über den Vorschlag und schielte nebenbei kurz skeptisch zu Light. „Das waren auch meine Überlegungen Zahra.“ Kam tonlos von L und fixierte diese wachsam mit seinen schwarzen Augen, welche es ihm umgehend gleich tat. Es war jedes Mal aufs Neue erstaunlich, wie nahe die Gedankengänge von Zahra und L beieinander lagen, wie auch die restlichen Mitglieder der Sonderkommission fanden. Dennoch stimmten auch diese den soeben hervorgebrachten Vorschlag wohlwollend zu. Nur Light war der einzige, dem diese Entwicklung der Sachlage im Augenblick alles andere als gefiel.
 

Am späten Abend hatte L beschlossen, die gesamten Videoaufnahmen von Aoyama nochmals alleine zu sichten, was ich stirnrunzelt von meinem Platz auf einem der Sofas aus vernahm. Zudem hatte er Herrn Moggi angewiesen Lights Verhalten zu observieren, was ich in bei der gegenwärtigen Sachlage ebenso für ratsam hielt. Schließlich wussten wir nicht, ob der zweite Kira sich auf das Angebot einlassen würde und wenn nun plötzlich eine neue Person in Lights Umfeld auftauchte, könnte es sich dabei höchst wahrscheinlich auch um den gesuchten Trittbrettfahrer handeln. Ich hatte es mir derweil mit Choco gemütlich gemacht und grübelte seither angestrengt nochmals über sämtliche Informationen, welche ich zu diesem Fall hatte nach. Meinen eigenen Laptop auf dem Schoss ging ich sämtliche Übersichten, die ich mir erstellt hatte abermals aufmerksam durch, denn wenn man sich zu sehr an einer einzigen Sache fest biss, übersah man schnell das Offensichtliche. Es half manchmal einfach das Bild als gesamtes zu betrachten und nicht jedes Puzzleteil einzeln zu analysieren. Aber je länger ich auf meine Diagramme und Tabellen starrte, desto mehr verknoteten sich wiedermal meine Gedanken. Dazu kam noch, dass ich ständig über meinen wohl unbewussten Fehler im Restaurant zu grübeln begann, da ich mir dadurch anscheinend selbst einige Steine in den Weg gelegt hatte, was mich mehr und mehr über mich selbst erboste. Des weitern schlich sich zu allem Überfluss auch noch fortwährend L und dieser verwirrende Traum in meinen Verstand, sodass ich einfach nicht anders konnte als vor dem immensen Chaos in meinem Kopf zu kapitulieren und eine kleine Pause einlegen musste. In der Zwischenzeit waren nun auch die letzten Ermittler aus dem Hotel verschwunden und bis auf den Fernseher, welchen L in Beschlag hatte und meinem Laptop war es im Raum mittlerweile stockdunkel. Watari hatte mir vor ein paar Minuten einen kleinen Wunsch erfüllt und mir ein ganzen Liter Schokoladeneis gebracht, welches nun vor mir auf dem Tisch stand, wohingegen L sich mit einem Stieleis zufrieden zu geben schien. Zucker war nun mal gut für das Gehirn und Nervennahrung brauchte ich im Augenblick mehr als dringend. Allerdings konnte ich mich nicht, während ich mich dem Eis widmete, auch gleichzeitig in Ruhe an meinem Laptop arbeiten, weshalb ich mich nach einem prüfenden Blick zu L von meinem Platz erhob, mir mein Eis krallte und zu ihm hinüber ging.
 

Kurz maß ich ihn skeptisch und beobachtete aufmerksam, wie er immer wieder das Band vor und zurück spulte, ehe ich mich mit einem Schulterzucken einfach neben ihm auf das Sofa plumpsen ließ. Choco folgte mir umgehend, begnügte sich jedoch damit, sich auf dem Boden genüsslich auszustrecken. L hatte Zahras Bewegungen sofort bemerkt und aufmerksam ihre Geräusche verfolgt, welche sie durch ihr näher kommen verursachte. Jedoch wollte er erstmal abwarten, was sie vorhatte und war etwas überrascht, als diese sich ohne ein Wort zu ihm auf das Sofa setzte. „Was soll das werden?“ fragte er umgehend prüfend und maß sie misstrauisch aus dem Augenwinkel. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute kurz abschätzend zu ihm hinüber, bevor ich es mir im Schneidersitz gemütlich machte und voller Vorfreude mein Eis öffnete. „Ich mache eine kleine Pause und dachte ich leiste dir währenddessen etwas Gesellschaft.“ Meinte ich nebenbei und ließ den ersten Löffel mit Schokoladeneis genüsslich in meinem Mund verschwinden, indessen ich interessiert auf den Fernseher blickte. L musterte Zahra weiterhin skeptisch, denn dass sie ihm einfach nur Gesellschaft leisten wollte, konnte er ihr irgendwie nicht recht glauben. Immerhin heckte sie doch ständig irgendetwas aus und das sie sich hier ganz ohne Hintergedanken hingesetzt hatte, war mehr als unwahrscheinlich. Wenn sie anfing freundlich zu ihm zu sein, musste er auf der Hut sein, denn das war bisher noch nie ein gutes Zeichen gewesen. Wollte sie sich vielleicht für seine Aktion von letzter Nacht rächen oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Warum er Zahra auch einfach nicht durchschauen konnte wie jeden anderen nervte ihn gewaltig. „Und weiter?“ fragte er daher sogleich lauernd nach, wobei er sie weiterhin wachsam fixierte. Ich blickte überrascht zu ihm hinüber und konnte ein amüsiertes Schmunzeln beim besten Willen nicht unterdrücken. Man war der mal wieder Misstrauisch. Er sah wohl wirklich in jeder meiner Handlungen einen potentiellen Hinterhalt. `Sowas nennt man dann wohl total paranoid…` ging mir belustigt durch den Kopf und ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, seiner Paranoia vielleicht doch noch etwas Zunder zu geben. „Nichts weiter. Entspann dich mal Ryuzaki. Ich werde dich schon bestimmt nicht versuchen aufzufressen. Da ziehe ich mein leckeres Eis doch eher vor.“ Meinte ich scherzhaft und gab mich dann wieder ganz meiner Schokoladensucht hin. L verwirrte ihre erneute Verhaltensänderung abermals. Sagte sie jetzt die Wahrheit oder spielte sie ihm einfach nur wie schon so häufig etwas vor? Ihm missfiel diese zweifelhafte Situation, in welche Zahra ihn schon wieder gebracht hatte zusehends. Dennoch ließ er sich nicht von seinen verstrickten Gedankengängen aus der Ruhe bringen, sondern behielt seine undurchschaubare Maske problemlos bei. „Sag mal Zahra ist das nicht ein bisschen viel Eis für dich? Dachte eigentlich das Frauen immer so sehr auf ihre Figur fixiert sind?“ begann er nun provokativ anzusetzen und besah sich die junge Frau neben ihm nochmals skeptisch, ehe sein Blick an ihrem Eis hängen blieb. Missmutig zog ich meine Brauen hoch und schenkte ihm sogleich einen bösen Blick. Was sollte denn das jetzt heißen? Soll er sich doch mal lieber an seine eigene Nase fassen, denn er selbst war doch auch nicht besser. Zudem hatte doch jeder sein Laster und ich bin und bleibe nun einmal Schokoholiker. Fing der etwa schon wieder an mich provozieren zu wollen? Konnte man sich den nicht wenigstens nur ein einziges Mal ganz normal mit ihm unterhalten? Inzwischen begann ich wirklich daran zu zweifeln, ob die Idee mich zu ihm zu setzten wahrlich so gut gewesen war. „Sehr schmeichelhaft Ryuzaki. Vielen Dank auch.“ Begann ich prompt im sarkastischen Ton und verdreht genervt die Augen. Der hatte doch echt nen Vogel. Dann jedoch kam mir auch schon eine Idee, wie ich ihn vielleicht endlich mal wieder aus dem Konzept bringen konnte. Ein freches Grinsen schlich sich in mein Gesicht, bevor ich mich rasch ein Stück vor beugte, nur um mir dann geschickt seinen Kaffeelöffel vom Tisch zu klauben und ihm diesen herausfordernd unter die Nase zu halten. „Hier. Sag doch einfach das du was abhaben möchtest, anstatt mich so schräg von der Seite anzuquatschen.“ Folgte auch gleich amüsiert aus meinem Mund und brachte mir für einen witzigen Augenblick die erhoffte Gesichtsentgleisung von L ein, welcher nun ziemlich irritiert auf den Löffel starrte. Ich biss mir angestrengt auf die Lippe, um das in mir aufkommende Lachen zurück zu halten, was allerdings nach wenigen Sekunden bereits scheiterte und ich auch schon einfach nur erlösend los gackerte. Dieses Bild war einfach nur unsagbar komisch. ` Wenn man ihn so sieht könnte man glatt denken, dass er versucht genauso wie Uri Geller den Löffel mit bloßen niederstarren zu verbiegen….` durchfuhr es mich belustigt, was mein herzhaftes Lachen nur noch mehr anstachelte. L hingegen besah sich immer noch völlig perplex den Kaffeelöffel, welchen Zahra ihm unter die Nase hielt und postwendend machte sich auch schon ein missmutiger Gesichtsausdruck bei ihm breit, als er ihren Lachflash registrierte. Sie hatte doch tatsächlich seine Provokation übergangen und allem Anschein nach den Spieß einfach umgedreht. Erneut hatte die junge Frau ihn einfach nur überrascht und gleichzeitig eine neue verwirrende Variable in diese ohnehin schon undurchsichtige Gleichung von Person hinzugefügt. So langsam begann er ernsthaft daran zu zweifeln, ob es für eine Aufgabe wie Zahra überhaupt irgendeine Art von Lösungsweg gab. Der Gedanke allein vielleicht an diesem unberechenbaren Individuum namens Zahra zu scheitern, war schon eine mehr als nur eine unakzeptable Niederlage für ihn. Das durfte er einfach nicht zulassen. Somit nahm er ihr mürrisch den Löffel ab und wandte sich ohne ein weiteres Wort wiederholt den Überwachungsvideos zu. Ich quittierte seine Reaktion lediglich mit einem weiteren amüsierten Kopfschütteln, bevor ich mir atemlos die Tränen aus den Augen wischte und mich ebenfalls dem Fernseher zuwandte.
 

Eine ganze Weile durchforsteten wir nun nochmals die Videos von der Überwachungsaktion in Aoyama, was jedoch bisher leider nicht von dem erwünschtem Erfolgt geprägt war. Die ganze Zeit über saßen wir stillschweigend neben einander und teilten uns meinen Liter Schokoladeneis, denn L war nach kurzer Zeit doch noch auf mein Angebot eingegangen, was ich mir wortlos mit einem lachenden, wie auch einem weinenden Auge besah. Mittlerweile war es schon recht spät und ich merkte, wie mir langsam aber sicher begannen die Augen zu zufallen. Dieses fortwährende sichten dieser Videos war wahrlich mehr als ermüdend und wenn ich nicht langsam etwas unternahm, würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit bald unweigerlich einschlafen. Ich gähnte zunächst erstmal ausgiebig, ehe ich mich genüsslich Streckte und danach vom Sofa erhob. „Du kannst ruhig zu Bett gehen Zahra. Ich schaff das hier auch alleine.“ Merkte er nebenbei an und musterte diese kurz aufmerksam, bevor er sich wieder dem Fernseher zuwandte. Ich musste zugeben, dass diese Option für mich mehr als verlockend klang, jedoch hatten wir endlich wieder einen neuen Anhaltspunkt in Bezug auf diesen zweiten Kira und diesem wollte ich unbedingt nachgehen. Schlafen konnte ich auch später noch, aber ich musste notgedrungen irgendetwas gegen diese ermattende Müdigkeit in meinen Knochen machen und sah mich grübelnd im Raum um, als mein Blick schlussendlich an Choco hängen blieb. „Nein danke Ryuzaki, aber ich werde jetzt erstmal einen kleinen Spaziergang machen, um meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Frische Luft wirkt wahre Wunder.“ Meinte ich mit einem fröhlichen Lächeln und schritt auch schon auf meinen Hund zu, welcher schwanzwedelnd zu mir aufsah. „Meinst du nicht das es schon ein wenig spät für einen Spaziergang ist? Immerhin ist Tokio nachts nicht ganz ungefährlich.“ Gab er ungerührt zu bedenken und fixierte Zahra prüfend über die Schulter hinweg. Zwar wusste er aus eigener Erfahrung, das man sie nicht unterschätzen sollte und ebenso das sie sich ausgezeichnet zu wehren verstand, aber dennoch missfiel ihm irgendwie die Vorstellung, das sie um knapp ein Uhr morgens alleine durch irgendwelche Parks streifte. Er hatte schon zu viele Fälle gehabt, in denen Frauen solch eine Leichtsinnigkeit mit ihrem Leben bezahlt hatten. Skeptisch besah ich mir den Detektiv und atmete etwas genervt tief durch. Immer diese typischen Vorträge, von wegen Frauen nachts alleine auf der Straße. Ich war nicht eine dieser kleinen wehrlosen Frauen, welche sich in der Dunkelheit fürchteten. Ich konnte schon auf mich aufpassen. Obwohl wenn ich so darüber nachdachte, Lina war ja eigentlich auch nicht wehrlos gewesen und doch musste sie ihr Leben lassen, als sie nachts alleine unterwegs war. Erneut machte sich bei dem Gedanken an meine beste Freundin Traurigkeit in meinen Augen breit, aber konnte man ihre damalige Situation mit meiner vergleichen? Immerhin war hier kein Massenmörder, von Kira mal ganz abgesehen, hinter mir her und Choco hatte ich schließlich auch noch. „Ich pass schon auf mich auf, keine Sorge Ryuzaki. Und Choco ist ja auch bei mir oder?“ meinte ich somit entschlossen und musterte nachdenklich seine schwarzen Augen. Dann jedoch schlich sich in mir eine neue abstruse Idee ein, welche ich zu allererst ein wenig irritiert abschüttelte, nur um diese letztendlich doch nach eingehender Überlegung zu äußern. „Aber sag mal Ryuzaki, wie wäre es wenn du mich einfach begleiten würdest? Dann wäre diese Diskussion aus der Welt und ein wenig frische Luft würde dir sicher auch ganz gut tun.“ Legte ich meine Überlegungen mit einem auffordernden Grinsen offen und beobachte indessen gespannt seine darauf folgenden Reaktionen. L entglitten neuerlich kurz die Gesichtszüge und starrte völlig verdattert zu der jungen Frau hinüber, welche ihn weiterhin amüsiert zu mustern schien. Hatte er sich gerade verhört? Sie wollte das er sie begleitete? Sah er etwa so aus, als hätte er jetzt alles ernstes Lust um diese Zeit durch die Gegend zu spazieren, nur damit sie sich zusammen mit diesem unliebsamen Hund ein wenig die Beine vertreten konnte? Das konnte sie aber ganz schnell vergessen, denn immerhin hatte er einen Fall zu lösen und würde zudem auch nicht ihren Babysitter mimen. „Vergiss es Zahra. Bleib einfach hier und geh schlafen, dann hätten wir das Problem auch erledigt.“ Gab er verstimmt von sich und maß sie zusätzlich noch mit einem mürrischen Blick. Dies quittierte ich jedoch nur mit einem verärgerten Gesichtsausdruck und zog mir unterdessen schon mal meine Ballerina an. „Dann lass es halt. Ich gehe, ob nun mit dir oder ohne dich, ist mir auch egal.“ Kam gereizt von mir zurück und machte mich dann daran meinen Hund anzuleinen. L´s Gesicht verfinsterte sich derweil noch weiter, während er misslaunig Zahras tun beobachtete. Er hatte wahrlich keine Lust jetzt mit ihr durch die Weltgeschichte zu wandern und würde sich unter normalen Umständen auch niemals zu solch einer Begleitaktion überreden lassen, aber sie hatte leider die lästige Angewohnheit sich ständig in neue Probleme zu manövrieren, welche er hinterher ausbaden musste. Immer wieder hatte sie ihm neuen Ärger bereitet gehabt, welcher ihn zudem noch bei seinen Ermittlungen behindert hatte. Wenn er sie jetzt einfach so gehen lassen würde lief er demnach wieder Gefahr, dass dieser harmlos wirkende nächtliche Spaziergang erneut unerwünschte Konsequenzen mit sich bringen könnte und das war das letzte was er im Augenblick gebrauchen konnte. Was also sollte er jetzt tun? Gründlich wog er die verschiedenen Optionen gegeneinander ab und fixierte indessen dunkel die junge Frau, welche schon auf dem Weg aus der Tür war. „Also schön Zahra. Ich begleite dich.“ Gab er nun mehr als widerwillig nach und setzte sich somit schweren Herzens doch in Bewegung, um ihr zu folgen.
 

Nachdem ich meine erst Überraschung über seine so gänzlich unerwartete Meinungsänderung überwunden hatte, schritten wir auch schon wenige Minuten später aus dem stickigen Hotel heraus und hinein in die klare frische Nachtluft. Es war eine angenehm warme und sternenklare Nacht, welche ich schon als Kind immer so gerne gemocht hatte. Der schützende Schleier der Dunkelheit und die endlosen weiten des Himmels, auf welchem abertausende von funkelnden Sternen stumm auf die Erde niederblickten, hatten mich schon damals so oft einfach mit sich genommen und in eine bessere Welt entführt. Bevor Lina in mein Leben getreten war, hatte ich lediglich meinen stillen, aber dennoch jede Nacht wiederkehrenden Freund den Mond, welchem ich heimlich so manchen Gedanken anvertraut hatte. Wenn ich irgendwann mal nicht mehr weiter wusste, ganz egal in welcher Lebenslage das auch war, half mir diese beruhigende Atmosphäre mich wieder zu sammeln und meinen überarbeiteten Verstand zurück auf den richtigen Weg zu bringen. Ich konnte wahrlich Stunden damit verbringen hinauf in das funkelnde Himmelszelt zu blicken und einfach meine Gedanken schweifen zu lassen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Nur ab und zu begegneten wir dem einen oder anderen Nachtschwärmer, ansonsten war es vollkommen still. Ein kurzer Blick zu L verriet mir, das ihm diese ganze Situation anscheinend alles andere als glücklich stimmte. Seit wir das Hotel verlassen hatten, lief er lediglich schweigend und ziemlich finster dreinblickend neben mir her, während Choco neugierig den Straßenrand absuchte. Warum war er dann überhaupt mit gekommen, wenn ihm doch diese Idee von Anfang an missfallen hatte? Wieso hatte er so plötzlich seine Meinung geändert? Machte er sich vielleicht doch Sorgen, das mir zu so später Stunde möglicherweise etwas passieren konnte? „Du sag mal, warum bist du jetzt plötzlich doch mitgekommen Ryuzaki?“ fragte ich auch gleich neugierig und sah abwartend zu ihm hinüber, währenddessen wir langsam in den nun mittlerweile nur noch spärlich beleuchteten Park einbogen. „Ganz einfach Zahra. Du hast einfach die schlechte Angewohnheit, dass du ständig in irgendwelche neuen Probleme hinein gerätst. Ich bin lediglich mitgekommen, um genau diesem Umstand entgegen zu wirken.“ Gab er schlecht gelaunt von sich und musterte diese kritisch aus dem Augenwinkel. Schon möglich, das er sie damit mal wieder verärgern würde, aber es war nun einmal die Wahrheit und zudem ging ihm dieser immer länger werdende Spaziergang inzwischen gehörig auf den Wecker. Ich schnappte sogleich empört nach Luft und sah dem jungen Detektiv völlig entrüstet engten. Hatte der eigentlich ne Macke? Er war also nur mitgekommen um mich im Auge behalten zu können, damit ich frei übersetzt seiner Meinung nach keinen Blödsinn anstellen konnte? Das ging doch schon wieder gehörig zu weit. Wie kam er überhaupt auf diese schwachsinnige Idee, dass ich gelind gesagt vom Pech verfolgt wurde und demnach einen Aufpasser brauchte? In mir begann es neuerlich zu brodeln und ich knirschte inzwischen wütend mit den Zähnen. Was um alles in der Welt hatte mich eigentlich geritten, dass ich auf diese dämliche Idee gekommen war ausgerechnet L mitzunehmen? Es hätte mir doch von Anfang an klar sein müssen, dass diese ganze Schnappsidee nach hinten losgehen würde. Ich hätte schon stutzig werden müssen, als er sich dann schließlich doch dazu bereit erklärt hatte mich zu begleiten, nachdem er meinen Vorschlag anfangs so entschieden abgelehnt hatte. „Jetzt hör mal zu du….“ Weiter kam ich nicht, denn schon im nächsten Moment entfuhr mir ein erschrockener Aufschrei, ehe ich durch einem kräftigen Ruck ziemlich unsanft im See des Parks landete. Schockiert hielt ich den Atem an, als das eiskalte Nass meinen Körper umschloss und brach keinen Moment später auch schon wieder aus der Wasseroberfläche hervor, nur um völlig entsetzt nach Luft zu ringen.
 

Fassungslos sah ich mich nach dem Übeltäter um, welcher freudig seine Runden im Wasser zog. L stand derweil komplett überrumpelt am Rand des Sees und beobachtete irritiert die sprachlos wassertretende Zahra und den neben ihr verspielt schwimmenden Hund. Er hatte keine Zeit mehr gehabt irgendwie zu reagieren, als Choco plötzlich aus heiterem Himmel in das Wasser gehechtet war und die junge Frau einfach mit sich mitgezogen hatte. Langsam errang ich meine Fassung zurück und schenkte meinem Hund einen mehr als finsteren Blick. Zitternd umschlang ich meinen Oberkörper mit den Armen, denn auch wenn es draußen mittlerweile meist erdrückend warm war, so hatte das Wasser trotz allem die gefühlte Temperatur eines Eisschrankes. Als ich mich gerade daran machen wollte mein mehr als unfreiwilliges Bad zu beenden, blieb ich jedoch augenblicklich wie versteinert stehen und sah an mir herunter. Ich hatte nur ein helles leichtes Neckholderkleid an, welches zwar durch seinen weit ausgeschnittenen Rücken einen sehr angenehmen Effekt an warmen Tagen hatte, unter dem ich allerdings genau durch diesen Umstand keinen BH trug. Das schlimmste hingegen war, das diese hellen Stoffe die unerfreuliche Eigenschaft hatten durch die Berührung des Wassers nahezu durchsichtig zu werden. Schnell verdeckte ich meine Oberweite mit meinen Armen und stöhnte genervt auf. `War ja klar, dass so etwas wiedermal nur mir passieren konnte…..den Sieg beim Weet T-Shirt Kontest habe ich auf jeden Fall schon mal in der Tasche…` ging mir sarkastisch durch den Kopf und überlegte angestrengt, wie ich aus dieser unangenehmen Lage wieder heraus kommen sollte. „Findest du es nicht etwas spät für ein Bad im See?“ kam nun ungerührt von L, welcher weiterhin vom Ufer aus das bizarre Bild beobachtete. „Ha ha sehr lustig Ryuzaki echt.“ Gab ich angesäuert zurück und blickte ihm finster entgegen. Wenn der jetzt auch noch anfing sich über mich lustig zu machen, dann ticke ich hier wirklich gleich aus. Meine Lage war ohnehin schon mehr als ungemütlich. „Kommst du da heute noch wieder raus oder willst du die ganze Nacht dort im See hocken?“ fragte er provokant weiter nach. Er hatte wohl auch diesmal Recht behalten. Zahra machte wahrlich nichts als Ärger. Mein Blick wurde noch eine Nuance dunkler und ich bewegte mich dann widerwillig aus dem kalten Wasser, jedoch immer darauf bedacht meine Blöße bestmöglich zu verdecken, während ich nebenbei die Leine von Choco angelte um diesen wortlos hinter mir her zu ziehen. „Ich habe da ein kleines Problem. Wärst du vielleicht so freundlich und würdest mir mal kurz dein Sweetshirt leihen.“ Meinte ich gereizt und starrte ihm auffordernd entgegen. L maß Zahra mit einem mehr als verwirrten Gesichtsausdruck und erneut schlich sich in ihm diese unliebsame Unruhe ein. Ihr Kleid versteckte so gut wie Garnichts mehr, sondern klebte regelrecht wie eine zweite Haut an ihrem Körper. „Du willst mein Sweetshirt haben? Ich dachte dir macht es nichts aus, wenn andere Leute dich so sehen.“ kam sofort provokative von ihm und behielt sie jedoch wachsam im Auge. Er wusste ja wohin so etwas führen konnte. Meine Wut steigerte sich inzwischen ins unermessliche und das Leder der Leine begann gefährlich unter meinem Druck zu knirschen. Wenn ich mich nicht vor neugierigen Blicken schützen müsste, wäre er spätestens jetzt einen Kopf kürzer. „Ich zeig dir gleich wie wenig mir das ausmacht.“ Warf ich ihn bedrohlich entgegen und funkelte ihn giftig an. L wich schnell einen Schritt zurück. Wenn sie in solch einem Zustand war, dann würde gewiss nicht mal mehr ihr Schamgefühl sie aufhalten können. Widerwillig zog er sich dann doch sein Sweetshirt über den Kopf und hielt es ihr entgegen, während er ihr ununterbrochen mehr als unwillig entgegen blickte. Mit einem „Hier halt mal kurz.“ drückte ich ihm launisch die Leine in die Hand und nahm ihm gleich darauf das trockene Kleidungsstück ab. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm um und streifte mir das für mich viel zu große Sweetshirt über, was mir bis knapp über die Knie reichte. Gerade, als ich mich dann doch wenigstens bei ihm bedanken wollte, sauste auch schon etwas an mir vorbei, was von einem entsetzten Aufkeuchen begleitet wurde und mit zwei lauten Platschern endete. Perplex schaute ich zurück zum See und konnte mir ein schadenfrohes Lachen einfach nicht mehr verkneifen, als ich nun L im kalten Wasser erblickte, welcher ziemlich dunkel erst den Hund und dann mich anstarrte. „Tja manchmal ist das Leben eben doch gerecht Ryuzaki.“ Rief ich ihm belustigt entgegen und konnte ein erneutes Kichern nicht unterdrücken. Meine Laune stieg genauso schnell wieder, wie sie vorher gefallen war. Diese Genugtuung tat einfach nur unsagbar gut. L hingegen hatte nun endgültig die Schnauze voll diesem ganzen Theater. Sollte sie doch machen was sie wollte, er zu mindestens würde jetzt unweigerlich zurück zu Hotel gehen. Nie wieder würde er sich auf irgendeiner ihrer Aktionen einlassen. Das Maß war nun wirklich voll für ihm. Ohne Zahra auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt er langsam und mehr als missgestimmt aus dem Wasser, um sich sofort auf den Rückweg zu machen. Ich beobachtete amüsiert den ziemlich griesgrämigen L bei seinem Tun und musterte ihn dennoch aufmerksam. „Wow Ryuzaki du hast ja richtig Muskeln. Hätte ich dir irgendwie gar nicht zugetraut.“ Gab ich überrascht zu, als ich das erste Mal einen Blick auf seinen freien Oberkörper erhaschen konnte. Auch wenn man es nicht erwartete, schlecht gebaut war er zu mindestens nicht, wie ich mir eingestehen musste. L sah kurz verwirrt erst zu Zahra und danach auf seinen Oberkörper, ehe sich erneut dieser finstere Ausdruck auf sein Gesicht legte. „Training“ war alles was er dazu missmutig von sich gab, bevor er sie erneut ignorierte und den Heimweg antrat. Ich blickte in kurz mit hoch gezogener Braue verdutzt hinterher und schüttelte dann belustigt den Kopf. Man der war vielleicht sauer. Schließlich holte ich nach ein paar Minuten, in welchem ich ihm einfach nur skeptisch nachsah, Choco wieder zurück aus dem See und beeilte mich den beleidigten Detektiv einzuholen. „Hey Ryuzaki sieh es doch mal positiv. Auf jedenfalls sind wir beide jetzt wieder vollkommen wach.“ Meinte ich scherzhaft zu ihm, nachdem ich endlich zu ihm aufgeschlossen war. L hingen schwieg Zahra weiterhin nur stur an und ignorierte sie vehement ohne ein einziges Mal mit der Wimper zu zucken, während er mit einem mehr als finsterem Gesicht weiterhin seinen Weg fortsetzte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück